Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
I
^r*V rv».
b
^BKPS>^
c h - - •
t •
DD ZEITSCHRIFT
AACHENER GESCHICHTSVEREINS
IM Al"FTI{AG DER WISSENSCHAFTLICHEN K03IMISSI0N
h:eraüsgeoeben
VON
Dr. EMIL FROMM,
BIBLIOTHEKAR DKR STADT .iACHEX.
ACHTZEHNTER BAND.
^^2ILI0THEREADER
The paper in thig volume is brittle or tk
inner margins are extremely narrol.
We have bound or rcbound the L\
utilizmg the best means possibl^ "°**
PLEASE HANDIjj^rnHcARE
GENERAL BOOKBINDINQ Co.. ChEST
IRLAND. Ohio
vV
•
oth
,.-,,•
» ;^.
AACHEN. ^\
/
ciu ^^ •
/
/ i
ZEITSCHRIFT
DD
A54-
AACHENER GESCHICHTSVEREINS
DES
\yi AT^FTRAG DER WISSENSCHAFTLICHEN KO^LMISSION
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. EailL FROMM,
BiniJOTHEKAR l)KR STAriT .\ACUEN.
ACHTZEHNTER BAND.
NOTE TP THE READER
The paper in this volume is brittle or the
inner margins are extremely narrow.
We have bound or rebound the volume
utUizing the best means possible.
PLEASE HANDLE WTTH pawt?
GENERAL BOOKBINDINO Co., CHESTERLANO. OHIO
^ der
Oe^*'^''^'"
AACHEN.
VKRLAG DKR C'HHMEKSl'UKX HCcillI V\M>rNG i(\ (\\XI\:.
18U«.
1897
MonatBversammlungeii
des Aachener Geschichtsvereins.
Zur Abhaltung der Monats Versammlungen ist für das nächste
Vereinsjahr der zweite Mittwoch der Monate Dezember, Februar,
April und Mai, Abends 8V4 Uhr und als Lokal der Gasthof zum
Elephanten hierselbst festgesetzt worden. Die monatlichen Zu-
sammenkünfte finden also statt:
am 9. Dezember 1896
„ 10. Februar
„ 14. April
„ 12. Mai
Da eine rege Theilnahme an diesen für das Vereinsleben
ausserordentlich forderlichen Versammlungen die Vorbedingung
ihrer dauernden Fortfühnmg bildet, so werden die Vereins-
mitglieder, einheimische wie auswärtige, um zahlreiche Betheili-
gung höflichst gebeten mit dem Bemerken, dass sachgemässe
Mittheilungen aus dem Schoosse der Versammlung stets erwünscht
sind. Die Einführung von Nichtmitgliedern ist gestattet.
Aachen, im November 1896.
Der Vorstand.
Die verehrlichen Vereine, Gesellschaften, Anstalten und
Redaktionen, mit welchen der Aachener Geschichtsverein in
Schriftenaustausch steht, bitten wir, alle für uns bestimmten
VerötFentlichungen und zwar auch die direkt durch die Post
beförderten an die Cremersche Buchhandlung (C. Cazin) in Aachen,
Kleinmarschierstrasse Nr. 3, senden zu w^oUen.
Der Vorstand.
ZEITSCHRIFT
/ AACHENER GESCHICHTSVEREINS.
ril AÜFTRAC DER WISSEN SCHAFT LH HEX KOMMISSION
HEBALSOEGEBEK
Dp. EMIL FR03[M,
JIBLIOTHEKAE DER STADT AACHEN.
ACHTZEHNTER BAND.
AACHEN,
VEBLAO I>KK CREMERöCHEN ßCCHllAXIH.l'Nn (C. TAZIN',.
i89Ü.
5. Mittheilungen aus Handschriften der Klöster Burtscheid und
Steinfeld. Von F. W. E. Roth 358
6. Der päpstliche Nuntius Bonomi, Bischof von Vercelli, in
Aachen im J. 1585. Von Alphons Bellesheim .... 360
7. Aachen-Pilger in Köln. Von H. Eeussen 363
8. Nachtrag zu Bd. XVII, S. 252 fF., der Zeitschrift des Aachener
Geschichtsvereins. Von Alphons Beilesheim 363
10. Literatur.
1. Joh. H. C. Scheibler, Geschichte und Geschlechts-Register
der Familie Scheibler. Angezeigt von E. Fromm .... 36.5
2. R. Pick, Aus Aachens Vergangenheit. — K. Rhoen, Zur
Vertheidigung der geschichtlichen Wahrheit und zur Abwehr
der Angriffe des Herrn Archivars Pick. Angezeigt von
E. Pauls 368
U. Literatur- üebersicht für die Jahre 1895 und 1896. Von F. Wissowa 379
12. Chronik des Aachener Geschichtsvereins 1895/96 399
QUAUTY CONTROI. MANK
Die LeiBtungen des Amtes Wassenberg zum Jülicher
Festmigsbau im Jahre 1576.
E\n Beitrag zur Sozial- und Wirthschaftsgeschichte
des Niederrheins im 16. Jahrhundert.
Von G. von Below.
In den letzten Jahrzehnten ^ ist unsere Kenntniss der Zu-
stände des ausgehenden Mittelalters imd der beginnenden Neuzeit
wesentlich durch sozialstatistische Untersuchungen gefordert
worden. Diese stützen sich überwiegend auf Steuerlisten und
Börgerverzeichnisse. Die folgenden Zeilen, welche einige Punkte
aus der Sozial- und Wirthschaftsgeschichte des Niederrheins im
16. Jahrhundert aufhellen wollen, stützen sich auf ein anders
geartetes Material, nämlich auf Aufzeichnungen über Ver-
pflichtungen der ünterthanen der Herzogthümer Jülich und
Berg zu gewissen Diensten.
Ausser den ein für allemal feststehenden technisch so-
genannten „Diensten*, zu denen die ünterthanen in den Herzog-
thämem Jülich und Berg ihrem Landesherrn gegenüber ver-
pflichtet waren*, leisteten sie von Zeit zu Zeit auch ausser-
ordentliche „Dienste*. Von einem dieser Fälle ^ sind besonders
reichliche Nachrichten vorhanden, nämlich von den Arbeiten der
rnterthanen an der Festung Jülich im Jahre 1576. Und zwar
besteht der Werth der Nachrichten hauptsächlich in Angaben
über soziale und wirthschaftliche Verhältnisse. Im Folgenden
thi-ilen wir die Aufzeichnungen über die dienstpflichtigen Per-
s<*nen des jtilicher Amtes Wassenberg im Auszug mit.
Der vollständige Abdruck der Aufzeichnungen würde sich
deshalb nicht rechtfertigen, weil es sich zum grössten Theilum
') IHe vorliegende Arbeit ist ein mit einigen Abänderungen versehener
AUniek der Beilage znm Index lectionum, Ostern 1896, der Akademie Münster.
*) Vgl. meine Ausgabe der Landtagsakten von JttUch-Borg Bd. I
iDteAcUorf 1895), S. 152 ff. und 628.
•j üebcr einen anderen Fall s. a. a. 0. S. 253 und 274 f.
1
2 G. von Below
blosse Namen handelt. Wir haben die Namen Pflichtiger Personen
nur da angeführt, wo sie etwas für die sozialen und wirthschaftlichen
Verhältnisse ergaben; ausnahmsweise ist ein Name auch sonst
noch um einer bemerkenswerthen Namenbildung willen mitgetheilt
worden. Die Einrichtung des Auszuges ist folgende. Vollständig
sind nur die Namen derjenigen Pflichtigen Personen abgedruckt,
die „vor und um die Stadt Wassenberg gesessen" sind, und
später ein paar Mal die sogenannter Freien. Bei den übrigen
Orten haben wir uns darauf beschränkt, die Zahl der Pflichtigen
Personen und der von ihnen besessenen Pferde anzugeben und
nur besonders charakteristische Namen herauszugreifen. Die
letzteren sind dann, in Klammern eingeschlossen, jenen Zahlen
nachgestellt. Der besseren Uebersicht wegen und zur Erleichte-
nmg der Citate sind die Hauptabschnitte der Aufzeichnung mit
römischen, die auf die einzelnen Kirchspiele bezüglichen Unter-
abtheilungen mit arabischen Zififern bezeichnet worden.
Die Aufzeichnungen sind nun zunächst insofern von Werth,
als sie uns über die Verbreitung der Gewerbetreibenden auf
dem platten Lande in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
unterrichtend Wir wollen damit freilich keineswegs behaupten,
dass wir in dieser Hinsicht ganz zuverlässige Nachrichten be-
sitzen. Wir erhalten im Gegentheil nur Beiträge zu jener Frage.
Denn erstens ist es keineswegs ausgemacht, dass nur diejenigen
Personen Gewerbetreibende sind, die ausdrücklich als solche
bezeichnet werden. Und zweitens ist es sehr oft fraglich, ob
eine Bezeichnung wirklich als Berufsbezeichnung aufzufassen ist
oder nicht vielmehr als Eigenname. Ich habe bei den mit-
getheilten Proben die Worte, die irgendwie als Berufsbezeichnung
gelten können, mit kleinen Anfangsbuchstaben geschrieben. In
manchen Fällen liegt das Verhältniss ja klar: wenn es etwa
heisst: Wilhelm der mulner. Aber wenn wir: Lenhart
wever^ lesen, wird es ungewiss bleiben, ob wir hier an eine
') lieber diese Frage, welcher von der Gesetzgebung und Verwaltung
in allen Territorien die grösste Aufmerksamkeit gewidmet wurde, s. a. a. 0.
S. 145.
*) Vgl. hierzu Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte
Bd. 16 (Germ. Abth.), S. 208: ein burger in demselbigen tal, genant Hans
Schumacher, Heins schuleppers sun .... wie der Schumacher den alten
scherer sin dochterman vom leben zum tott bracht. Das Wort „genant" scheint
anzudeuten, dass es sich um den Familiennamen handelt. Und doch ist, wie
aus dem Folgenden hervorgeht, Schumacher hier die Berufsbezeichnung.
Die Leistungen des Amtes Wassenberg zum Jttlicher Festnngsbau i. J. 1576. 3
Berufsbezeichnung oder einen Eigennamen zu denken haben.
Jedenfalls müssen auch solche Fälle im Auge behalten werden.
Und wenn wir hier und in anderer Beziehung nicht zu sicheren
Resultaten gelangen, ergeben doch unsere Nachrichten wenigstens
so viel, dass die Gewerbetreibenden verhältnissmässig zahlreich
auf dem platten Lande vertreten und auch verhältnissmässig
viel verschiedene Berufsarten vorhanden waren. Bemerkenswerth
ist femer, dass die Gewerbetreibenden sich regelmässig nur
unter den zum „Schüppendienst" verpflichteten Personen finden^,
nur ganz ausnahmsweise unter den Pferdebesitzern. Auch die
Müller gehören meistens zu den ersteren. Wie erwähnt, haben
wir in dem unten mitgetheilten Auszug einige Namen mit lehr-
reichen Bezeichnungen als Proben gegeben. Speziell für die
Verbreitung der Gewerbe mögen hier noch folgende Beispiele
angeführt werden:
Kirchspiel Doveren (unter den Schüppendiensten) :
Geerken kremer an der kirchen.
Der kremer uf der Baelen.
Biel wirtfraue.
Peter kuirwechter*.
*) Ucber den Besitz der Handwerker vgl. noch aus der Aufzeichnung
\ihvT das Amt Brüggen vom Juni 1576: von „Johan des schomechcrs erf" und
Ton , Peter des oelichschlegers erf" ist je ein Schüppendienst zu leisten.
*) Kuirwechter ist wohl Amtsbezeichnung. Mit den in den Landtags-
tkten a. a. (). S. 834 erwähnten „Kunneistem'* hat das Wort nichts zu
ikmi, sondern es ist — ich verdanke diese Belehrung Herrn Geh. Rath Locrsch
- aaf Aachener Sprachgebrauch zurückzuführen. Kurwachten waren in
Avben aaf drei hochgelegenen Befestigungstheilen eingerichtet. Vgl.Noppius,
\Athfr Chronick (1643), Bd. I, S. 16: „ünder vorgesagten Pfort- und Thürnen
Ut*« drei Churwarten, als nemblich auf dem langen Thum, auf Sandkaul-
ind Bortschieder Pfort, welche auch ihre auf bestellte Wächter haben." Nop-
piai, Bd. n, S. 255, erwähnt zum Jahre 1624, dass die „Churwacht" des langen
Thamis in Folge eines Blitzschlages abbrannte. Der Wächter meldete An-
ftibening verdächtiger Leute, beobachtete Nachts Feucrsbrtinste und gab für
illcs da«, sowie als Zeichen fUr das Oeffnen der. Thore am Morgen und das
Schliesflea am Abend Homsignale. Vgl. Pick, Ans Aachens Vergangenheit
lAacben 1895), S. 188, nnd Aachener Volkszeitung 1885, Nr. 118. Der Ausdruck
.Korwlchter* ist wohl folgenden Ursprungs. Kurordnung ist das Fricdens-
ff^setx, das, zuerst 1388 erlassen (vgl. Loersch, Achener Rechtsdenkmäler,
4^. j<> 1[X Auflauf, Oewaltthätigkeit, Misshandlung der Bürger unter einander
*tt«rhlie#st, Kurgericht das neben dem Schöffengericht für diese Zwecke be-
*4kderi errichtete Fricdcnsgcricht (Kur - Keure, autonomische Satzung städti-
•^heo Rechts). Wahrscheinlich hat diese Friedensorduung, die noch im Jahre
1*
4 Ö. von Below
Kirchspiel Herkenbosch ^ (unter den Schüppendiensten) :
Godhart der kremer.
Kirchspiel Melick* (unter den Schüppendiensten):
Elbert der schmit.
Hinrich der schrueder.
Im Ganzen werden folgende Berufe genannt: zimmer-
man', holtschnider, klompenmecher, koerfmecher, wen-
mecher, hammecher, ledderreider, hexelschnider^, glais-
mecher, ziegelbecker, schmit, metzmecher, vischer,
schrueder, wever, linenwever, verver, becker, broet-
becker, weggenbecker, fleischheuer, decker (z. B. Evert
der decker), leiendecker, wirt (z. B. Goert der wirt;
auch unter den Schüppendiensten), winwirt, cuper, kaufman
(sehr selten), kremer (sehr häufig), muller, lantmesser,
kuirwechter.
Zum Vergleich mag die Aufzeichnung über ein anderes
Amt, das Amt Brüggen (aus dem Juni 1576), herangezogen
werden. Hier werden z. B. unter den Schüppendienstpflichtigen
der Vorster hontschaft genannt:
In Kremers (oder: kremersP) guetgen der scho-
mecher.
Thewis der kremer in Gruiters haus.
Unter den schüppendienstpflichtigen imkirspelBruggen
und Born und erstlich under Haverslae gehoerig:
Johan der schmit.
Der wever uf dem Paede.
Aus Oebel und Glaeckweg:
Der hamecher.
1577 erneuert worden ist (Noppius, Bd. in, S. 85: „reformirte Churgerichts-
ordnung"), die AnsteUung von Wächtern zur Folge gehabt, die auf den
Strassen eine gewisse Aufsicht führten (eine Art Polizei oder Nachtwächter),
üebertretungen der Friedensordnung zu verhindern oder anzuzeigen verpflichtet
waren. Eine tiberwachende Thätigkeit hatten auch die Leute auf den Thorcn,
und so werden sie auch Kurwächter genannt.
*) Jetzt zum Königreich der Niederlande gehörig. Vgl. W. Graf
V. Mirbach, Programm der Rheinischen Ritter -Akademie zu Bedburg,
1880/81 S. 25.
*) Ebenfalls jetzt zu den Niederlanden gehörig (s. Graf v. Mirbach
a. a. 0.), nicht zu verwechseln mit dem südöstlich von Wassenberg gelegenen
Mmich.
^) Ob es sich hierbei um einen selbständigen Beruf handelt, ist freilich
sehr zweifelhaft.
Die Leistungen des Amtes Wassenberg zum Jttlicher Festungsbau i. J. 1576. 5
Erken der wever.
Der schwarte wever.
Ferner werden in einer Aufzeichnung über Dienste der
ber^ischen Kellnerei Lülsdorf von 1548^ als schueppendiener
in dem Orte Lülsdorf unter anderem genannt: arbeder, win-
garder, schrueder, knecht, scheffer^
Lehrreich sind sodann unsere Nachrichten betreffs der Ver-
breitung des Wortes Kötter oder, wie es hier heisst, kaeter.
Das Wort kommt, im Gegensatz zum sächsischen Stammesgebiet ^,
in den rheinischen Gegenden selten vor*. Hier haben wir nun
recht interessante Erwähnungen. Man bezieht das Wort Kötter
auf Besitzer, die ihr Land nicht auf der Flur (wie die regel-
rechten Bauern) liegen haben, deren Land vielmehr in Wurthen
oder auf früherem Gemeindeland, jedenfalls ausserhalb des flurlich
benutzten Bodens liege; nicht entscheidend sei die Spannhaltung ^.
Unsere Aufzeichnung scheint dieser Erklärung zu widersprechen.
Wo sie von Köttern spricht, stellt sie sie schlechthin den Pferde-
besitzem gegenüber; sie scheint also doch den Mangel des Ge-
spanns als das entscheidende Moment anzusehen. Danach würde
also hier unter Kötter der kleinere und zwar gespannlose Besitzer
zu verstehen sein. Es wird jedoch auch am Niederrhein nicht
bloss dieser Gebrauch von dem Worte Kötter gemacht. In einer
Aufzeichnung über das bergische Amt Monheim aus dem Jahre
1540 heisst es nämlich: die kötter lanx den broich . . . .
haven under ziden perd, und under ziden haven si gein
<) Vgl. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik Bd. 64, S. 855,
AmiL 65 b.
') Bei vielen wird hier bemerkt, dass sie pauper seien, so z. B. bei
»ittchen wingarder (es sind aber nicht alle wingarder pauper).
') Vgl. darüber neuerdings Jos. Hetzen, die ordentlichen direkten
^teAtJ»teiiem des Mittelalters im Fürstbisthum Münster (Münstersche Doktor-
«üwcrution von 1895), S. 54 ff.
•) Einige Beispiele s. in meiner Geschichte der landständischen Ver-
fWnng in JttUch und Berg, Tbl. Ell, Hft. 1 (Düsseldorf 1890), S. 26 ff.
VgL femer Aufzeichnung über das Amt Beyenburg von 1547 (Landtags-
kdauniMiongverhandlnngen, Kaps. 56, Nr. 3) : 8 kotterhaefe in demc Barmen,
i(rfen Hcbaitz und denst und deinen ein idcr mit deme lifo (d. h.: nicht mit
Herdrn» gelicbs den anderen, sint 8 menne. Bei dem Amte Beyenburg ist
ni beerbten, dass es an Westfalen grenzt
') Vgl. die bei Metzcn a. a. 0. und in meiner landständ. Verf. a. a. 0.
•ageftthrte Literatur.
6 G. von Below
perd^ Hier ist mithin die Auffassung vorhanden, dass auch
Kötter Pferde haben können.
Noch in einer anderen Beziehung enthält unsere Aufzeich-
nung über die Kötter Lehrreiches. Auf die Aufzählung der schatz-
pflichtigen Personen folgt die der schatzfreien Besitzer. Aus
dem Vergleich beider ergibt sich, dass unter den ersteren nicht
etwa bloss absolut, sondern auch relativ die Zahl der Kötter
grösser ist als unter den letzteren. Offenbar ist ganz überwiegend
den grösseren Besitzungen Schatzfreiheit zuerkannt worden.
Der Werth unserer Aufzeichnung würde sich erhöhen,
wenn wir sie für die Bestimmung der Bevölkerungszahl ver-
wenden könnten. Für diesen Zweck würde zunächst zu be-
stimmen sein, wer als pflichtig anzusehen ist. In einer Instruktion
über die Leistung ausserordentlicher Dienste aus dem Jahre
1539 lauten die entscheidenden Sätze^: Ider underdain . . .
sal . . . einen frien dinst dein, nemlich die perd und
gespan haven, mit so vil perden und wagen, als sie
halden und gebruichen. Aver die geine gespan haven,
sonder allein laut, das si usbouen lassen, sullen der-
selvigen nagedrage ires lantz so vil bi einandern ver-
ordent werden, das si euch ein gespan machen. Und
die aiyderen sullen mit schuppen und hacken dienen.
Wenn hier in Aussicht genommen wird, dass diejenigen Land-
besitzer, welche nicht zugleich Gespann haben, zur Aufbringung
von Gespann vereinigt werden sollen, so ist in unserer Auf-
zeichnung nicht davon die Rede; nach dieser sollen auch jene
zweifellos bloss mit Schuppen dienen^. Dabei handelt es sich
indessen ja auch nur um etwas nebensächliches. Die Hauptsache
ist, dass die Instruktion von 1539 das Prinzip aufstellt: ider
underdain soll dienen. Und eben dieses begegnet in unserer
Aufzeichnung: die undertaenen leisten die Dienste. Freilich
unterliegt das Prinzip einigen Modifikationen. Zunächst sind
einige Klassen ganz freigelassen: pastoir, custer, boden,
kohehirten, arme witwen und andere unvermogeue huis-
') S. meine landatänd. Verf. III, Hft. 2, S. 261 (Nr. 45 a). Vgl. auch
ebenda 8. 53, Anm. 160.
*) S. meine Landtagsakten Bd. I, S. 275.
') Vgl. auch unten (bei der Aufzählung der sog. Freien) die Bemerkung,
dass die, „so uf frien guederen woncn und geinc pfort haben, gleich den
sohuppendicnstcu angeschlagen" werden.
8 G. von Below
genannt werden. Allein deren Zahl wird, obwohl die Haus-
theilmiethe in dieser Zeit schon vorkommt^, noch sehr gering
gewesen oder sie werden wenigstens vorzugsweise unter den
kohehirten, armen witwen und anderen unverinogenen
huisarmen zu suchen sein^ Es kommt sogar vor, dass ein
und derselbe Haushalt gelegentlich zweimal herangezogen und
demgemäss auch zweimal in unserer Aufzeichnung erwähnt
worden ist. Wir führen unten ein Beispiel an: Gerhart im
Ohof wird zuerst für sich selbst, d. h. offenbar wegen eines
schätz- und dienstpflichtigen Landes, dann als halfen eines ver-
schiedenen Edelleuten gehörigen freien Hofes herangezogen *. Und
solche Fälle werden nicht so ganz selten gewesen sein*. Diese
doppelte Erwähnung einzelner Haushalte und andererseits die
gewiss häufigere Verschweigung vollständig dienstfreier Unter-
thanen machen die Verwerthung unserer Nachrichten für die
Bestimmung der Bevölkerungszahl schwierig, jedoch nicht un-
möglich. Wir rechnen, einem neuerdings gemachten Vorschlage
folgend*, den Haushalt zu 4,7 Personen und vervollständigen
für die Ermittelung der gesammten Bevölkerung diese Zahl auf
5, um auch die völlig dienstfreien Unterthanen mitzuzählen. Auf
diese Weise würden wir für das Amt Wassenberg, ohne die
Stadt, eine Bevölkerungszahl von 6490 Personen erhalten; eine
Zahl, die eher zu hoch als zu niedrig gegriffen sein dürfte.
man vermathen, dass sie doch ein ganzes Haus gemiethet haben. Fraglich
ist es, ob bei Bezeichnungen wie: Anna in Duerstgcns gut wittib oder:
Leuhart wever in K.s gut an Miethe zu denken ist.
») Vgl. meine landständ. Verf. HI, Hft. 2, S. 55, Anm. 165.
*) Vgl. auch das vorhin über die wingarder gesagte.
') Vgl. femer die Notiz über Hinrich halfen uf Verkens hof unter den
Freien bei Ophoven und Steinkirchen (in der Anmerkung).
*) Die Steuerinstruktionen nehmen darauf Rücksicht. S. meine landständ.
Verf. III, Hft. 2, S. 13 f. Man könnte die Frage auf werfen, ob jener Ger-
hard für jede Art von Besitz einen besonderen Oekonomiehof gehabt hat.
Sie wird zu verneinen sein, da Gerhard beide Male als im Ohof bezeichnet wird.
*) Vgl. Eulenburg in der Zeitschrift für Sozial- und Wirthschafts-
geschichte III, S. 424 flf.; Banck, die Bevölkerung der Stadt Köln in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Beiträge zur Geschichte, vornehmlich
Kölns und der Rheinlande (1895), S. 299 ff. üeber die BevöD^erungszahl
Jülichs im 16. Jahrhundert vgl. Ritter in der Zeitschrift des bergischen
Geschichtsvereius Bd. 20, S. 11 ff.; meine landständ. Verf. III, Hft 2,
S. 2 f. und S. 248 ff.; Landtagsakten Bd. I, S. 528 ff.
Die Leistungen des Amtes Wassenberg zum Jülicher Festungsbau i. J. 1576. 9
Wie oben angedeutet, fehlen die Angaben über die Pferde-
besitzer und schüppendienstpflichtigen Personen aus der Stadt
Wassenberg, da die Bürgerschaft die von ilir verlangten Dienst-
leistungen verweigerte. Es mag zum Vergleich erwähnt werden,
dass aus der im Amte Brüggen gelegenen Stadt Dülken zwei
Personen mit zwei Pferden, achtzehn mit einem, ferner 192
schuppendienstpflichtige Personen aufgeführt werdend
Lehrreich ist unsere Aufzeichnung weiter, insofern sie über
den Pferdebestand im Amte Wassenberg und namentlich über
den auf den einzelnen Höfen unterrichtete Bemerkenswerth ist
auch die Unterscheidung zwischen Stall- und Graspferden. In
der Aufzeichnung über die Dienste des Amtes Brüggen (vom
Juni 1576) ist sie nicht durchgeführt — ein Beweis für die
Selbständigkeit, die den Organen der lokalen Verwaltung zu-
gestanden wurde.
Aus Aufzeichnungen über bergische Aemter, welche jene
Unterscheidung ebenso wie die über Wassenberg kennen, mögen
einige Stellen zur Erläuterung mitgetheilt werden. Amt Beyen-
burg (1547): Die perde (im Kirchspiel Lüttringhausen) sint
auch geine stalperde, sonder beweiden si dis somers.
Ebenda (Kirchspiel Remlingrade): Dise . . . haefe der denst-
guder . . . halden die perde winters zom stalle, somers
im grase '. Amt Löwenberg (Küdinghoven) : Der her van
Stein bait einen frien hof, bouet der halfman und helt
3 ackerpert, gant weiden.
Schliesslich ist noch hervorzuheben, dass die Dienste dies-
mal nicht wirklich geleistet, sondern durch Geld abgelöst werden.
Leider sind nicht für alle jülicher Aemter Aufzeichnungen
ober die Dienste aus dem Jahre 1576 vorhanden. Wenn sie
vorlägen, würden sich für das ganze Herzogthum die wichtigsten
Schlüsse ziehen lassen. Die Unvollständigkeit der Ueberlieferung
befitinunt uns, nur eine Probe des Vorhandenen zu geben.
') Nach der mehrmals schon citirten Aufzeichnung über das Amt
^f^t^ vom Juni 1576.
') Andere Beispiele s. in meiner Abhandlung zur Entstehung der
Kittcrgfiter a. a. 0. S. 855: aus dem bergischen Amt Lülsdorf.
*» Vgl. femer (ebeofaUs aus der Aufzeichnung ttber Bcycnburg) Jähr-
licher für Nationalökonomie Bd. 64, S. 537, Anm. 86: 2 aickerperdo, . . .
R«t geiae riesige ader stalperde.
10 G. von Below
1. Verzoichnis der gemeiner pfert und schuppendiensten im
ganzen ampt Wassenberg van desswegcn, zu ausreumung der erden
an . . . meines g. h. . . . schlossgrabcn zu Guiiich auf irer f. g. gnedigst
ersuechen durch die undertaencn eine sesstagige dienstleistung — doch die-
selbe mit gelde, nemblich jeder stalpfert van wegen sulches sesstagigen
dienstz mit 66 alb., jeder graispfert 1 tlr. und jederen schuppendienst mit
15 alb. zu frien und das gelt davan in zweien terminen zu erlegen — under-
tcniglich ver willigt im jaer 1576 im monat Septembri.
1. Und folgen irstlich dero pfert- und schuppendiensten namen, so vur und
lunb die stadt Wassenberg gesessen und doch under die burgerschaft und
ire freiheit daeselbst gehuerich.
Wilhelm halfen in den grossen forst 4 pfert.
Tilman in den kleinen vorst 1 pfert.
Laem an dem borg bi der wintmuolen 1 pfert.
Bernhart wintmullener 1 pfert.
Jacob uf der werdermullen 1 pfert.
Summa 8 pfert.
2. Kaetcr- oder schuppendiensten, so in dem bruel nehest für der
Stadt Wassenberg gesessen.
Lenhart Vischen. Herman zimmerman. Herten Iserenhart. Theis van Megen
huirling. (-oen Geven. Johan Lantmessers. Johan van Karken. Peter
Reinkums. Kirstgcn schmietz huirling. Theis Jungelgens. Peter Cupers.
Johan Fleischeuers. Mewis Cupers huirling. Peter in gen Bongart. Johan
zu Eilkhoven. Biel in der Ohe.
Summa 16 kaeter.
3. Pfertzdiensten zu Orsbeck uf der Ruiren.
1 mit 3, 6 mit 2, 3 mit 1 Pfet-d,
(Johan an der beiden 2 stalpfert.
Lambert an der gmeinden 2 stalpfert.)
Summa 18 pfert, so für stalpfert gerechent.
Schuppendiensten zu Orsbeck.
31 schuppendiensten.
(Wilhelmgen wever an der beiden. Rutger der wirt. Peter wever am
falderen *. Lenhart holtschnider. Berbgeu die witwe an der gmeinden. Johan
schrueder an der kirchen. Johan der hammecher. Nehelis schommecher.
Mevis in der olischmullen. Johan glaismccher. Johan zimmerman am broich.)
>) d. h. Falltbor, von selbst zufallendes Zannthor. In den Woisthtlmem oft er-
wilhnt. Vgl. Lampreoht, WirthschufUleben Bd. I, 8. 651, Anm. B. Grimm, Weis-
tUmer Bd. VII, S. 242.
i
1
Die Leistungen des Amtes Wassenberg zum Jülicher Festangsban i. J. 1576. 1 1
4« Pfertzdlensten im kirspel Birgelen.
4 mit 2, 11 mit 1 l^erd.
Summa au graispfert: 19.
Scliuppendicnsten zu Birgeien.
42 Schuppendiensten.
«Wilhelm der mulner. Goerde glaismecher. Peter schmit uf gen broich.
Pcfer verfer uf dem broich. Dederich deckcr uf dem broich. Anna in
Dierstgens gut wittib. Lcnhart wevcr in Kuveckclgeus gut.)
5. Pfertzdiensten zu Wilderacde.
2 mit 2, 10 mit 1 Pferd,
Summa 14 graispfert.
Schuppendiensten zu Wiideraede.
20 schuppendiensten.
iVcier achruedcr. Der laug Paueis.)
6. Pfertzdiensten im kirspel Gierdraede.
5 mit 2, 20 mit 1 Pferd,
Summa 30 stalpfert.
(Claes halfen zu Vossum 2 stiilpfert.
Sib halfen zu Wisch 2 stalpfert.
Uerman schmit 1 stalpfert.
Goetzen wever an gen ende 1 stalpfert.
Johan in den alden garden 1 stalpfert.
Peter schmeder gnant Grommet 1 stalpfert.)
Schuppendiensten im kirspel Gierdraede.
65 schuppendiensten.
«Philips schmit. Peter Arnold Duivels son. Johan mulner. Gerhart
L&afmaD. Godbart kremer '. Jacob schrueder. Arnolt Duivels. Simon schmit.
P*ter kremer. Sib becker. Peter schrueder. Peter wevcr. Lenhart kremer.)
7. Pfertzdiensten in der Milen.
4 mit 2, 18 mit 1 Pferd.
Summa 26 graispfert
(Driea in der alder Milen 1 graispfert.
Herten in der alder Milen 2 graispfert.
Hein ilaesgens in der neuer Milen 1 graispfert.)
r i>i««er wird jsweimal ^nannt. Handelt es sich am einen Schreib fi«hler ? oder
gwn Pervonen mit gleichem Namen yorhandon gewesen?
12 G. von Below
Schuppeudienstcn in der Mllcu.
28 schnppendienstcn.
(Johati wovor in der alder Milen. Daem bccker. Johan wever guant
Arnoltz Johan. Thiel am fahleren. Wilhelm wirt. Lern wirt. Lisgen uf
dein gasthuisgut. Johan wever in der neuer Milen. Hein kremer.)
8. Pfertzdiensten im kirspel Kaetheim.
Schoucnberg.
a mit 'J Pfenleit,
Millick.
S mit 2, 4 mit 1 Pferd.
(Hruist muliier im Eschcnbroich 1 stalpfort.)
Dorf Ractheim.
6' mit 2y 4 mit 1 Pferd.
(HaeU in der mullon 2 ^Uvlpfert.
(lorhart im Ohof für sich selbst 2 sUlpfert.)
Bosch.
1 mit 2, 7 mit 1 Pferd.
(.lohan weggenhecker 1 stalpfert.)
Summa im kirspel van Ractheim 49 stalpfort.
Schuppendiensten im kirspel van Raetheim.
Schouenberg: G. ^lillick: U\. Hagbroich: 5. Bosch: 8. Uf dem Venne: 10.
Dorf Raetheim: 46.
Summa im kirspel Ractheim 91 schuppendiensten.
9. Pfertzdiensten in den kirspelen Ophoven und Steinkirchen.
11 mit 2y IS mit 1 Pferd.
Summa zu Ophoven, Steinkirchen und Eflfelt (!) 35 stalpfert.
Schuppendiensten in den vurs. kirspelen Ophoven und Stoinkirchen.
Ophovon: U\. Steinkirchen: 8. Eflfelt: 89.
Summa in den vurs. kirspelen Ophoven und Steinkirchen ($3 schuppendiensten.
10. Pfertzdiensten im kirspel Ursbeck bi Dailheim.
/ mit 2y D mit 1 Pferd.
Summa 11 graispfert.
G. Tou Below
Grantecaede.
5 mit 1 Pferd.
ßael.
oit 2, 4 mit 1 Pferd.
Die Leistungen des Amtes Wassenberg zum Jülicher Festungsbau i. J. 1576. 15
hierin pastoir, custer, boden, kohehirten, arme witwen und andere unver-
mogene hoisarmen, die zu den gwunlichen diensten nit gebot noch gebruicht
werden, nsgelaissen. Item diejenigen, so uf frien guederen gesessen und
za gmeinen diensten nit gebruicht werden, sint auch in obg. anzeicheniss
nit, sondern folgen hernahe.
Sonunarum aller des amptz Wassenberg gmeiner pfert- und Schuppendiensten
itnsserhalb der frien) tun sich erdragen uf 807 tlr. 12 alb., jederen tlr.
uf 52 alb. gerechent.
n. Folgt nn die anzeicheniss der geistlichen und yam adel
znsampt der frien im ganzen ampt Wassenberg gesessenen halb-
leoten and pcchtercn, auch den mulneren, so ... minem g. h. herzogen
m Onilich . . . uf irer f. g. gnedigst gesinnen zu ausreumung der graben an
irer f. g. schloss Guilich mit iren pferden sess tag iank zu dienst zu kommen
— doch solchen sesstagigen dienst mit gelde, nemlich jeder stalpfert mit
6^ alb. und jeder graispfert mit 1 tlr. zu frien und solchs gelt in zweien
terminen zu bezalen — sich undertenigKch erbotten und ingelaissen, mit
farbehaltung irer und irer herschaften habenden friheiten und altem her-
kommen; dergleichen derjenigen, so uf frien guederen wonen und
eeine pfert haben und gleich den Schuppendiensten angeschlagen. — Ver-
bADdelt und ingelaissen im monat Septembri ao. 1576.
1. Ufzeicheniss der frier pfert, so im Kirspel Birgelen gesessen.
1 mit 4, 1 mit 3, 4 mit 2y 2 mit 1 Pferd (durchweg graispfert).
^5 daron sind halfen; so auch der Besitzer det* 4 Pferde: Johan halfen
la Heiden.)
Frie kaeter im selben kirspel Birgelen.
Kirstgen schmit im bongart
Ilinrich der abdissen mulner zu Dailheim für
dem cloester daeselbst
jeder 1 schuppend ienst.
2. Wilderaede, pfert.
Reinhart Fien Wilderaetz halfen \ y
Frana Breuers Fien vurs. eidumb 1 )
8. Gierdraede.
2 mit 2, 5 mit 1 stalpfert.
(Johan des scholtissen halfen zu Montfort: 2.)
Kaeter im selben kirspel.
.7 mit je ] Schuppendienst.
(2 hio99€ Samen, Der dritte: Johan wenmecher pechter uf dem Endergut.)
16 G. von Bclow
4. MU.
1 mit 3, 1 mit 2 graispfertger.
Eaeter daeselbst.
2 mit je 1 Schuppendienst,
5. Raetheim.
2 mit 4, 5 mit 2, 4 mit 1 stalpfert.
(Oerhart halfen im Ohof den erfgenamen van Paliant zu Breidenbent
und Harven zu Geilenkirchen zngebuerich: 2. Hinrich halfen in gen hof zu
Raetheim Johan van Winkelhnisen zugehuerich: 4. Peter in der Bonen ein
mitpechter des Palender hofs: 1. Thiel am Vuilendriesch als ein mitpechter
des Palender hofs: 1. Thrin zum Bosch als auch ein mitpechtersche des
Palender hofs: 1. Hein des pastoirs eidumb uf dem widdemhof zu Raetheim: 2.)
Kaeter im kirspel Raetheim.
6 mit je 1 Schuppendienat.
6. Ophoven und Steinkirchen.
2 mit 4, 3 mit 3, 2 mit 2, 1 mit 1 stalpfert.
(Alle ah halfen bezeichnet. Von den betr, Höfen gehören 2 [einer mit 4,
einer mit 2 Pferden] der Aebtissin von Dalheim, 3 Hocgkirchen zur Neuerborg,
2 zwei anderen jiÜicher Adeligen, 1 [mit 3 Pferden], wie es scheint, einem
Aachener Pfürget*: Hinrich halfen * uf Verkens hof Duppengiesser zu Aechen
zugchuerich.)
7. Ursbeck oder Arsbeick bi Dailheim.
1 Hälfe (eines dem Grafen von Neuenahr gehörigen Gutes) mit 2 graispfert.
8« Beick.
2 mit 2, 5 mit 1 stalpfert
(Evert zu Ellenkhoven: 1. Fit zu Ellenkhoven: 1. Aelheit zu Ellenk-
hoven: 2.
Diese nehest vurs. dri personen seint Inhaber und erfpechter des obg.
hofs [d, h, Ellenkhoven] etlichen verscheiden erfgenamen, den van Palant,
van der Lei und van Nesselraedö, zugehuerich.)
Kaeter im vurs. kirspel.
4 mit je 1 Schuppendienst,
(Odilia Johan Güsters nahegclaissene wittib. Reinhart Stefkens zu
Ellenkhoven.)
1) Von diesem and einem anderen Halfen ist bemerkt, dass er weiten anderer
Güter „in den gwunlichen ombgaenden diensten angesoblagen" wird.
rfe Leistungen des Amtes Wassenberg zum Jülicher Festungsbau i. J. 1576. 17
9. Kiemen Gladbacher klrspel.
/ (Dries halfen des priors zu Hochbusch für dem cloester daeselbst) mit 7,
1 mit 3, 4 mit 2, 2 mit 1 stalpfert.
Kaeter im vurs. klrspel.
4 mit je 1 Schuppendienst.
10. Doveren und Haickelhovcn.
4 mit 3, 4 mit 2, 1 mit 1 stalpfert.
tKiffttgen mulner zu Huickelhoven Mulstroes zu Huickelhoven erf-
snamen zugehuericb: 1.)
Kaeter.
3 mit je 1 Schuppendienst,
{VüT mulner zu Ophoven dem haus Neherhovcn zugehuerich. Frenz uf
dfT Hiit-hbuitcher mullen in Doverener hain gelegen.)
11. Mehelich und Herkenbusch.
'J mit 4, 2 mit 5, 2 mit 2, 1 mit 1 graispfert.
Kaeter in vurs. beiden kirspeln.
3 mit je 1 Schuppendienst.
Summarum an stalpf erden 103
an graispferden 45
an Schuppendiensten 27.
Jedes Stailpfert zu 66, jedes Graspfet'd zu /)2, jede?' Schuppendienst zu
1^ Alb. gerechnet, macht (den Tlr. zu 52 Alb. gerechnet J : 183 Tlr. 27 Albus.
Ab der ?ogt Johan Zuirs * sincn hof zu Mehelich (welches ein Wassen-
Wrgs leben i«t) solbs mit drien pfcrden tut bouen und man befunden, das
♦•r iiiej*«;r dienstleistung halber vast vil muhe, Icit, arbeit und flis bishcrzu
fo/i^weDt und noch weiters tun muss, demnahe ist uf wolgefallen mines g. f.
■•H h. ermelter vogt dismail nit ingcsatzt noch angeschlagen worden.
Snromarum erdragt sich der ganzer anschlag der pfert- und schuppen-
*ti**a«t«'a, fricn und unfrien in dem ampt Wassenberg (ausserthalb der stadt
da«i*lb8t) zu gelde in al uf 990 tlr. 39 alb. . . . Tut an roden, uf jeder
f«de 10 thr. gercchent, 99 roden. Blibt also übrig 39 alb.
III. ßurgenneiftter, scheffen und rat der Stadt Wassenberg haben für sich
und Ton wegen irer burgerschaft io die von wßgen meines g. h. herzogen . . .
ABi^etoDaenc scesstagige dienstleistungen uncrachtet von den verordenten inen
•Wlfcdb vielfeltlge und verscheidene getöne underrichtung zu bewilligen sich
V Vfl. Lui<ltri£ptakt6n von Jülich-Borg B«L I. 8. 772.
18 G. vonBelow, Die Leistungen des Amtes Wassenberg z. Jttl. Festungsbau.
beschwert und demnahe zu irer entschnldigung ein supplication übergeben.
Ob nu wol ged. burgermeister und ratzverwandten der vurs. stadt etzlicbe
buissen der stadt gesessene, doch in die burgerschaft gehörige undertonen
glich denen binnen der muiren wonhaftigen fri zu halten understanden, die^
selbige auch, wie sie furgefordert gewesen, die einwilligung zu tuen sich
beschwert, so seint aber nichstoweniger vermug habenden bevelhs dieselbige
glich anderen des ampts undertonen angeschlagen worden ^
Staatsarchiv Düsseldorf,
Laftdtagskommissiotisverhatidlungen, Kaps, 56, Nr. 4,
») Vgl. oben S. 9.
Der Lousberg bei Aachen.
Von E. Pauls.
L Geschichtliches.
In einer bekannten Skizze ^ erklärt der ausgezeichnete Natur-
forscher A. Förster, in der ganzen Rheinprovinz nie einen
Punkt angetroffen zu haben, der ein mannigfaltiger gestaltetes
Leihen umschlösse, als es auf dem Lousberg bei Aachen dem
Auge des Kenners sich biete. Es mag vielleicht bei diesem
Ausspruch etwas „Lokalpatriotismus" mit unterlaufen, — jeden-
falls ist der Lousberg weit über das Weichbild Aachens hinaus
als Aussichtspunkt ersten Ranges bekannt, und jedenfalls gibt
es für den Geologen, den Botaniker und den Entomologen
nur sehr wenige Hügel in Westdeutschland, die sich dem Lous-
l>erg ebenbürtig zur Seite stellen lassen. Da darf es nicht
Wunder nehmen, dass die „Lousberg" genannte Hügelreihe
\m der alten Kaiserstadt seit jeher die Aufmerksamkeit weiter
Kreise auf sich gezogen hat, und dass eine ziemlich reiche
Literatur über die Bodenbeschaflfenheit, die Pflanzen- und Thier-
welt, weniger freilich über die Geschichte der anmuthigen
Höhe Kunde gibt^ Die Hügelreihe setzt sich aus dem Wein-
'j Förster, Der Lousberg bei Aachen; eine naturhistorische Skizze.
*f-<lnickt im Programm der Realschule I. Ordnung zu Aachen. 1870/71.
Nirh Fr>r!«ter (S. 7) sind vom Lousberg 18 Hektare 64 Are städtisches Eigen-
tbam; ein breiter Streifen an der Nordostseite ist im Privatbesitz. Etwa */<,
djfaer 18 Hektare 64 Are sind mit Holz bestanden. So vor 26 Jahreni Seit-
d* a siod bowohl in der forsttechnischen Bewirthschaftung des Lonsberger
Waldparks (vgL unten S. 37), als in den Eigenthumsverhältnissen einzelner
rta Lousberg gehöriger Qrundstücke Aenderungen vor sich gegangen. Vgl.
da* genaue Verzeichniss der städtischen Parzellen des Wcingarts-, Salvator-
otti LouitbergB im Bericht über den Stahd der Gemeinde- Angelegenheiten
der ^iMdi Aachen zum Haushaltsetat 1894/95, (Abtheilung) Grundbuch der
>Udt Aachen S. 2.
*) Förster a. a. 0.; J. P. J. Mo n heim, Die Heilquellen von Aachen,
BurtKhcM etc. Aachen 1829, S. 101 flf.; H. v. Dechen m H. A. Roinick,
sutisük de« BegieroDgsbezirks Aachen. Zweite Abtheilung 1866, S. 197 ff.
2*
20 E. Pauls
garts-, dem Salvator- und dem beide überragenden Lousberge
zusammen^, doch findet sich in gedruckten und handschrift-
lichen Quellen häufig durch „Lousberg" die ganze Hügelreihe
angedeutet. Meist wird der Salvatorberg ^, seit länger als einem
Jahrtausend die Stätte eines vielbesuchen Gotteshauses, gesondert
genannt. Im Nachstehenden bezeichne ich, entsprechend dem
heutigen Sprachgebrauch, mit „Lousberg" in der Regel die
ganze Hügelreihe, seltener den höchst gelegeneu Hügel. Wo
eine Verwechselung nahe zu liegen scheint oder stören könnte,
gebe ich eine nähere Erläuterung. Allbekanntes und Natur-
wissenchaftliches wird nur flüchtig insofern gebracht, als es die
Abrundung der Darstellung erfordert. Die Geschichte der Salvator-
kapelle bleibt fast unberücksichtigt, da eine Ergänzung und Um-
arbeitung der einschlägigen Schrift von Chr. Quix nicht hierher
gehört. Nach Quix entstand die St. Salvatorkapelle unter Ludwig
dem Frommen als Friedhofskapelle. Sie kam später an die Abtei
Prüm, dann an das Adalbertstift in Aachen und schliesslich
schon im 11. Jahrhundert an die Aachener Münsterkirche, der
sie bis zur Fremdherrschaft (1802) verblieb. Im Volksmunde
hiess die Kapelle St. Zellester oder St. Sellister.
Wiederholt haben sich gelehrte Forscher mit der Frage
befasst, ob schon in der ältesten Zeit der Lousberg als Wohn-
oder Kultusstätte gedient habe. Ign. Beissel ^ schiieb vor etwa
zwanzig Jahren: „Es ist bekannt, dass die Volksstämme der
und an andern SteUen; H. Wagner, Beschreibnng des Bergreviers Aachen.
Bonn 1881; Ign. Beissel, Der Aachener Sattel. Aachen 1886, S. 117 flf. u. a.;
bei H. Wagner, Literatur des Bergreviers Aachen. Aachen 1876 sind zahl-
reiche Schriften, die auf den Lousberg Bezug haben, dem Titel nach ge-
nannt. — Verschiedene Miscellen und kleinere Aufsätze, namentlich über
die im Jahre 1807 errichtete Pyramide. — Zur Geschichte der Salvatorkapelle^
Chr. Quix, Die königliche Kapeüe . . . auf dem Salvators-Berge. Aachen
1829. Mit einer lithographischen Abbildung der KapeUe. Ferner: K. Rhoen
in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. VI, S. 65 ff.
*) Vgl. Förster a. a. 0. S. 4 f.; Zeitschrift des Aachener Geschiehts-
vereins Bd. VIII, S. 155, Anm. 1.
') Quix a. a. 0. S. 4 nennt den Salvatorberg seit „undenklichen Zeiten
überall kultivirt und eine sehr gute und einträgliche Viehweide"; Förster
dagegen (a. a. 0. S. 3) bezeichnet ihn als einen „kahlen, grasbewachsenen,
alles weiteren Pflanzenschmuckes beraubton Hügel". Auf altern Stadtplftnen
finde ich nur den Salvatorberg namhaft gemacht
^) Ignaz Beissel, Bericht über die in der Umgebung Aachens ge-
fundenen Überreste der Jüngern Steinzeit. Aachen 1877.
Der Lousberg bei Aachen. 21
iüngeni Steinzeit in Belgien, Frankreich und England mit
Vorliebe wasserreiche Hügel bewohnten, von welchen sich eine
fme Rundsicht über die Umgebung eröffnete. Als auf dem
bms\)erge bei Aachen, der diesen Bedingungen in jeder Weise
ei\ispricht, Geweihe des Edel- und Dammhirsches sehr häufig
iü (leu mit Lehm erfüllten Klüften des feuersteinführenden
Kreidemergels gefunden worden waren, vermuthete ich, dass
«lort vielleicht eine Wohnstätte oder ein Arbeitsplatz der ürbe-
wf»hner unserer Gegend gelegen habe. Bei Spiennes in Belgien,
\>e\ Cissbury in England, beide vStationen der Jüngern Steinzeit,
waren ebenfalls Geweihe des Hirsches in zahlreichen Bruch-
stücken gefunden worden, und nähere Untersuchungen hatten
ereeljeu, dass sie zum Theil als Hacken zur bergmännischen
F"*rderung der Feuersteine benutzt worden waren. Als nun
auch n(>ch am Südabhange des Hügels, zwischen Ludwigs-
AIIpc und Theresienstrasse, einige Schädel in den diluvialen
S:hichten gefunden wurden, beschloss ich, den Boden an
•len betreffenden Stellen nochmals zu untersuchen. Es wurden
<lie Bruchstücke der Geweihe nicht nur in den Klüften des
f'iireiitlichen K'^eidegesteins, sondern auch m jeder Höhe der
nl^rlairernden Trümmerschichte aus Lehm und Feuerstein
L'^fuTulen. In hunderten, zuweilen recht grossen Bruchstücken
hahfu ^ie mir vorgelegen. Niemals aber konnte an denselben
^in auf die Thätigkeit des Menschen hinweisender Einschnitt,
niemals ein Ausschleissen an der Handhabe oder eine Zurichtung
irtrend welcher Art bemerkt werden, und ebenso wenig fanden
Mch Stellen, wo die Kreideschichten künstlich durchörtert waren,
•der Spuren bearbeiteter Feuersteine. Meine anfangliche Ver-
iLtithuug erwies sich also auch hier als ein Irrthum und ebenso
'T^dh >ich bald, dass die im Südabhange gefundenen Knochen
keiü bos^jiiders hohes Alter ^ hatten. **
Etwas abweichend hiervon schrieb derselbe Forscher^ im
.Tjihre IHsfJ: ^I)a etliche der mif dem Lousberg gefundenen
Bruchstücke der Geweihe von Cervus elaphus zu Griffen und
Handhal)en von Steingeräthen hergerichtet waren, gewinnt die
V^rmuthung an Wahrscheinlichkeit, dass diese Geweihe durch
•it*n Menschen hierher gebracht wurden, und zwar zu einer
Zeit, in welcher man sich der Steine zu Werkzeugen und
*) In der Foriaeiznug bringt Ign. Bcisscl hierfür ausreichende Beweise.
•I l^u. BeitfHel, Der Aachener Sattel. 1886, S. 169.
22 E. Pauls
Waffen bediente, obgleich bis jetzt bearbeitete Steine hier nicht
gefunden wurden." Schon vor Beissel hatte A. Seyberth^ auf
Grund von Sagenforschungen den Lousberg für einen Wodans-
berg erklärt, während B. M. Lersch ^ es für möglich hält, dass
der Lousberg in der ältesten Zeit als Signalhöhe ^ gedient habe.
Alle diese Vermuthungen sind fesselnder Art, stehen aber mit
der vor Jahrtausenden vorhanden gewesenen Wirklichkeit
schwerlich im Einklang. Beissels Angaben schwanken; der
Wodansberg baut sich sehr wahrscheinlich auf einer Erfindung *
Fleckens auf, und eine Signalstation zu keltisch-römischer
Zeit würde wohl irgend welche Spuren ihres Daseins hinter-
lassen haben. Anscheinend war der Lousberg zur Zeit Ludwigs
des Frommen und seines Sohnes Ludwigs des Deutschen noch
unbenannt, da die damals dort errichtete Friedhofkapelle einfach
als „bei Aachen" gelegen^ bezeichnet wird. Auch dies spricht
nicht dafür, dass in der vorkarolingischen Zeit der Lousberg
als Wohn- oder Kulturplatz gedient habe ; Namensbezeichnungen
in unmittelbarster Nähe menschlicher Niederlassungen gelegener
bewohnt gewesener Plätze überdauern bekanntlich in der
Regel die Jahrhunderte.
Lässt man die in grossen Umrissen längst bekannte Ge-
schichte der St. Salvatorkapelle ausser Betracht, so • erübrigen
für die Geschichte des Lousbergs bis zur Zeit der Fremd-
herrschaft verhältnissmässig nur wenige Angaben. Der Berg
spielte dadurch, dass von seinen Höhen aus Aachen aus der
Vogelschau beherrscht wurde, zu Kriegszeiten eine nichts
weniger als unbedeutende Rolle. Unzweifelhaft war es ein
Nachtheil für Aachen, dass der Lousberg ausserhalb der Be-
festigungswerke lag und dass es nach seiner gefahrlosen Erstei-
*) A. Seyberth, Programm des Königl. Gymnasiums zu Wiesbaden.
1872. Abhandlung über die Loreleisage.
') Aus Aachens Vorzeit, Jahrgang V, S. 13.
*) Als solche diente der Lousberg zuweilen in späterer Zeit. So z. B.
wechselte man noch in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts gelegent-
lich eines Besuchs des Kronprinzen von Preussen in Aachen Signale zwischen
der Höhe bei Brand und dem Lousberg zum Zwecke von Meldungen über
das Nahen des prinzlichen Zuges. (Vgl. Blätter der Erinnerung an die An-
wesenheit des Kronprinzen von Preussen . . . Aachen und Leipzig 1834, S. 27.)
*) Vgl. S. 49 und S. 59.
*) Chr. Quix, Cod. diplom. aquens. tom. I, p. 83, Nr. 45; Böhmer-
MiUilbacher, Regesten Nr. 1440.
Der Loosberg bei Aachen. 28
jung den Belagerern ein Leichtes war, die Bewegungen im Innern
der Stadt zu überblicken. Ein solches Einsichtnehmen, das sich
bald nach der Erfindung des Schiesspulvers mit dem Aufpflanzen
voD Kanonen verbunden haben mag, dürfte bei Belagerungen
kaum jemals unterblieben sein ; jedenfalls findet es sich mehrfach
verzeichnet. Es war wohl die Höhe des Salvatorbergs, auf
welcher bei der Belagerung Aachens im Jahre 1248 der Kardinal-
leffat Petrus seine Wohnung aufgeschlagen hatte ^; Spinola liess
im Jahre 1614 am Fusse des Salvatorbergs Kanonen gegen
Aachen aufpflanzen * ; vom Salvatorberge aus wurde Aachen 24
Jahre später mit Kanonen beschossen ^, und an dem durch den
Kampf zwischen Oesterreichern und Franzosen für Aachen so
denkwürdigen 2. März 1793 hielten die Oesterreicher den
L>us-, Salvator- und Weingartsberg besetzt*.
Aus Friedenszeiten verzeichnen die Aachener Geschichts-
quellen verschiedene theils anziehende, theils ergreifende Darstel-
lungen zur Geschichte des Lousbergs. Der Mönch von Heisterbach
Itringt im 13. Jahrhundert mehrere Erzählungen, die sich an den
J>alvatorberg knüpfen*, und eine Aachener Schützengesellchaft
bielt mehrere Jahrhunderte hindurch auf dem Lousberg ihre
S^hiessübungen ab, an denen sich mitunter fürstliche Persön-
lichkeiten (Friedrich Wilhelm, Herzog in Schlesien, Teschen
omi Gmssglogau; Ferdinand, Herzog zu Braunschweig; Peter
der Grosse; Gustav IIL, König von Schweden; Maria Antonia
Walburgis, Tochter Kaiser Karls VII. und Gemahlin des Kur-
fürsten von Sachsen) betheiligten ^
Zuweilen war schon vor der Zeit der Fremdherrschaft
der Lousberg der Schauplatz von Illuminationen und Festen.
*) Nicht ganz bestimmt. Vpjl. Haagen, Gesch. Achens Bd. I, S. 172.
Ein* baodgrhriftliche, bis jetzt unedirte Chronik aus dem 17. Jahrhundert
h**7'-irhnet indes auch den Salvatorberg als den Aufenthaltsort des Kardinals
»Ahr»*nd dtr Belagerung. „Huius cardinalis Petri exUmt litterae, in quibus
t'M^rü, qotKl in monte Salvatoris tempore obsidionis fixerat; mentio habetur."
<V?1. Chron. Ms. Aquense p. 147 im Aachener Stadtarchiv.)
*) Haagen, Gesch. Achens Bd. II, S. 229, Anm. 1.
*» R. Pick, Aus Aachens Vergangenheit. Aachen 1895, S. 189.
*) Rt^ichs-Stadt Aachener Zeitung vom 6. März 1793.
1 A, Kaufmann in Annalen des historischen Vereins für den Nicdcr-
rtuL Heft 47, S. 28 ff.
*) K. F. Meyer, . . . Abhandlung über die Aachener Bogen-Schütaeu ,
JUchtn IM)2, S. 37 ff. Vgl. S. 27, Anm. 3.
24 E. Pauls
So findet sich zum 1. September 1619 eine glänzende Be-
leuchtung durch angezündetes Scheitholz zur Feier der
kurz vorher in Frankfurt erfolgten Wahl Ferdinands II. ver-
merkt ^ Und über ein viel grossärtigeres Fest gelegentlich des
Aachener Kongresses im Jahre 1748 weiss eine ältere Chronik
zu berichten, dass die Gesandten zum Lousberg gefahren
seien, wo man 10 — 12 errichtete Zelte so mit Laub umkränzt
hatte, dass der Lousberg mit Bäumen bewachsen und mit
Häusern bebaut zu sein schien. Es sei, so fährt die Chronik
fort, offene Tafel gehalten und in Erdgruben gekocht und ge-
braten worden; Musik, Böllerschüsse, Vogelschuss und Feuer-
werk (Raketen und Schwärmer) hätten das Fest verherrlicht:
„solche Ehre habe der Berg vielleicht nie gehabt" ^ Noppius
(1630) nennt den Lousberg einen hohen Sandberg und Kinder-
spielplatz^, während Schriftsteller* des 18. Jahrhunderts die
von seiner Höhe aus sich bietende Aussicht nicht genug zu
loben wissen. Wird so der Berg manchmal als Stätte unschul-
diger Fröhlichkeit dem geistigen Auge des Lesers vorgeführt,
so mangelt es doch auch nicht an Schilderungen des Gegen-
satzes. Verzweiflung im Herzen sahen Hunderte und Tausende
Aachener Bürger beim Stadtbrande anfangs Mai 1656 vom
Lousberg herab dem Untergang ihrer Habe zu. Und gar oft
in den letzten Jahrhunderten vor der grossen französischen
Staatsumwälzung wallfahrteten ganze Schaaren, in denen alle
Stände vertreten waren, aus Aachen zur Salvatorkapelle, um
in ernstester Stimmung vom Himmel das Ende schwerer, die
^) Köiiigl. Staatsarchiv zu Düsseldorf: Burtscheid 102 c S. 73. Anno
1619. Freuden-Schuss wegen der kayserl. whal binnen Aach geschehen. Auf
St. Gilles tagh den ersten Septembris hat der magistrat von Aach ahm
abendt wegen dess newen erwhelten kaysers rund umb die statt herumb
mit grobem geschützt freuden schuss thun lassen, daneben die geistlicheit
in den kirchen die klocken geleuth, vort die burgereye ein jedtwiedere vor
seinem haus» licht ausszuhenkcn befohlen wurden, endtlich ahm abendt aiif
den loessbergh ein feur von facken, so über die gantze statt geschienen,
anzünden lassen.
*) V. Fürth, Aachener Patrizier-Familien Bd. HI, S. 156.
^) Noppius, Aacher Chronick, Buch I, Kap. 38, S. 143.
*) Vgl. Amusemens des eaux d'Aix-la-ChapeUe 1736, tora. I, p. 14, wo
wahrscheinlich der Lousberg gemeint ist; ferner: Lettres sur la villc et los
eaux d'Aix-la-Chapelle 1786, S. llö: unc vuc immense sur la montagne de
Loosbergl
Der Lonsberg bei Aacheu. 25
Stadt Y)edrohender Heimsuchungen (Pest, Hunger, Krieg und
Erdbeben) zu erflehen ^
In den ersten Jahren nach der zweiten Besetzung Aachens
durch die Franzosen im September 1794 wird des Lousbergs
in den Quellen zur Ortsgeschichte nur selten gedacht. Die
Nuth der Zeit und zahlreiche Verwaltungsarbeiten auf wichtigern
Gebieten liessen die Republikaner nicht daran denken, dem
Lousberg besondere Aufmerksamkeit zu widmen, obschon sich
an seinem Fuss das Grab so manchen Sohnes Frankreichs be-
fand. Wir lesen nicht, dass diese Gräber besonders geehrt und
ires<:hmückt worden seien, — das Wenige, was wir über ihre
Anlage wissen, ist geradezu grausiger Art. Stadtrentmeister
I>ebey erzahlt nämlich, dass bis zum Jahre 1797 am Fusse
«le:< Lousbergs in kurzer Frist nach Ausweis der Register über
7<>00 Franzosen beerdigt worden seien. Meist sei Syphilis
die Todesui-sache gewesen und anfiinglich hätten die mitunter von
Hunden angenagten Leichen zu etlichen Hunderten übereinander
aufireschüttet gelegen. Endlich habe man an der Vogelstange
am Lousberg ganz tiefe Gruben ausgeworfen und in diese
die toiiten Körper Schicht auf Schicht nach Zugabe einer
Zwi>chenlage ungelöschten Kalks gebettete
Gelegentlich seiner Anwesenheit in Aachen im September
l^M besuchte' Napoleon L auch den Lousberg. Vermuthlich
wollte der Meister der Kriegskunst durch den Augenschein
«ich davon tiberzeugen, dass Aachen weder zur Festung noch
^} Zahlreiche Beispiele in den von v. Fürth in seinen Aachener Patrizier-
Fiinllien Terdffentlichten Chroniken.
*) T. Fürth, Aachener Patrizier-Familien Bd. TU, S. 548 f. Pas bis
i^txi nicht Teröflfenthchte handschriftliche Tagebuch des Kaplans Forst in
Koroelimüiister meldet zum 1. März 1795: „Die Franzosen sterben in grosser
Ajiz&hl; es ist unsäglich, wie viele durch Krankheiten weggerafft werden,
ülein ifl Aachen waren seit der Eroberung hiesiger Länder bis ohngefelir
tjB I. März gestorben 4707 Mann, welche auf dem Louisberg begraben
Wiifden.* Die Republikaner verboten bekannthch das Beerdigen innerhalb
4er Mftdtmauem und der Kirchen. Aachens vor etwa 100 Jahren angelegter,
j'txt längst eingegangener Friedhof lag hinter der Pächterwohnung des
h^Vn Wcingartsberg, in der Nähe des Mariahilfspitals. Des feuchten Bodens
»•nmi konnten dort Monumente nicht gesetzt werden. Dieser Friedhof war
"triis im Jahre IH47 (nach Flecken, Aachener Volkssagen Ö. 29) eine einge-
tiMMXt Wieae^ anf der hohes Qras wuchs.
') Journal de la Roer Nr. 147 vom 21. Juni 1811. Anscheinend sonst
■idit Fcrzeicbiiet.
26 E. Pauls
zum Waffenplatz sich eignet Damals war der Lousberg, wie
Förster ^ treffend hervorhebt, „eine elende, kahle und öde Schaaf-
trift, ebenso trostlos und langweilig wie ähnliche Anhöhen in
der nächsten Nähe, z. B. der Schneeberg bei Vaals oder der
ebenso unfruchtbare Hügel bei Seffent".
Nachdem der Kaiser im Jahre 1804 der Stadt die Wälle
und Gräben nebst dem zu den Festungswerken gehörigen Grund
und Boden geschenkt hatte ^, lag es nahe, das Ganze theilweise
zu Promenaden- Anlagen umzuformen und gleichzeitig den Lous-
berg, einen der schönsten Punkte in Aachens nächster Umge-
bung, nicht länger ganz schmuklos zu lassen. Es war Präfekt
Lameth, welcher thatkräftig die Verschönerung Aachens sich
angelegen sein liess. Seinen Bemühungen ist die Errichtung
der bekannten Pyramide* auf der Höhe des Lousbergs zu ver-
danken, und er veranlasste den Präfektur-General-Sekretair
M. Körfgen, die Frage der Bepflanzung des Lousbergs in die Hand
zu nehmen. Ausführlich berichten mehrere Schriften* über die
Grundsteinlegung zur Pyramide im Jahre 1807, die Inschriften
und dergl.; hier sei nur bemerkt, dass man 55 goldene und
silberne Medaillen und Münzen in das Fundament einmauerte,
*) Ueber die Streichung Aachens aus der Reihe der Waflfenplätze vgl.
R. Pick, Aus Aachens Vergangenheit S. 169.
•) Programm a. a. 0. S. 4. Die Richtigkeit dieser Behauptung Försters
lässt sich durch Schriften aus dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts viel-
fach belegen. Das Journal de la Roer vom 21. Juni 1811 sagt, dass der
Lousberg im Jahre 1804 eine sandige, trockene Einöde gewesen sei. Für
dieselbe Zeit nennt ihn Poissenot, Coup d'oeil . . . d'Aix-la-ChapcUe p. 280
„une päture sterile aux raoutons", während de Golbery in seinen Con-
sid^rations p. 553 von „montagne de la plus triste nudit^* spricht. — Ein
guter Aufsatz über die Kultur unfruchtbarer Strecken in Dorsch, Statistique
du d^partement de la Roer 1804, p. 267 ff.
') Präfektur-Akten des Roer-Departements, Jahr XIII, S. 45 ff.
*) de Golbery, Consid6rations sur le d^partement de la Roer 1811
p. 554 ff.; Poissenot, Coup d'oeil ... sur hi viUe d'Aix-la-Chapellc 1808
p. 281 ff.; Förster, Programm S. 49 f. Der dort genannte Pröcis . . . sur
la montagne du Loysberg ist mir trotz vieler Bemühungen nicht zugänglich
geworden. Interessante Angaben über den wissenschaftlichen Werth der auf
der Pyramide verzeichneten trigonometrischen Bestimmungen in Zeitschrift
des Aachener Gcschichtsvereius Bd. XIV, S. 263 ff. Kahle hält dort die
Pyramide für ein in seiner Art einziges geographisclies Wahrzeichen in
Deutschland (S. 264). Dies ditrfte unanfechtbar sein; eine Meridiansäule, die
in etwa an unsere Lousbergpyramide erinnert, befindet sich in Hammerfest,
der nördlichsten Stadt der Erde.
Der Lousberg bei Aachen. 27
und dass unter den nach der Fertigstellung angebrachten
Inschriften zwei auf Napoleon den Grossen sich bezogen. Ferner
Wriel Lameth im Sommer des Jahres 1808 den Hofgärtner
Weyhe aus Düsseldorf, einen ausgezeichneten Sachkenner^,
uach Aachen, um mit ihm über die Umformung der ehemaligen
Wälle der Stadt und Verschönerungs- Anlagen in der nächsten
Umgebung Aachens zu berathen, sowie gleichzeitig die nöthigen
Zeichnungen in Auftrag zu geben.
Weyhe reichte die gewünschten Pläne im Herbste 1808
ein, worauf nach deren Genehmigung bereits im November des-
selben Jahres mit der Aenderuiig der Wälle am Adalbertsthor
der Anfang gemacht wurde*. Auch M. Körfgen war nicht
massig geblieben und hatte der Ausschmückung des Lousbergs
eine rastlose Thätigkeit gewidmet. Aus einer bedeutenden,
«lurch freiwillige Beiträge und Aktienzeichnungen zusammenge-
brachten Summe legte er theils Baumpflanzungen auf dem
L^Hisberge an, theils Hess er dort den Bau eines grossen
Restaurations-Gebäudes (Belvedere) in Angriff nehmend Seinem
Berichte nach hat er seit 1807 bis etwa zum Ende der Fremd-
herrschaft angepflanzt: Italienische Pappeln, Rothtannen, Roth-
buchen, Ahorn, Vogelkirschen, Goldregen, wilde Morellen, Weimuth
und Buskette von gemischtem Gehölz; ausserdem spricht der
Bericht von der Ansaat von wilden Kastanien, Eicheln und
NadeDiolz auf der Ost- und Nordseite des Lousbergs*. Das
M Maxim. Friedr. Weyhe, geb. 1775 zu Poppeisdorf, gest. 1846 zu
I^'i-'Hfldürf; Schüler des kurfürstlichen Hofgärtners F. J. LenntS zu Brühl,
^»-bopfer zahlreicher Parkanlagen, danmter des Hofgartens in Düsseldorf,
wij^tlh^t sein Denkmal steht. Biographie in 0. R. Redlich, Fr. Hille-
b recht, Wesen er, der Hofgarten zu Düsseldorf und der Schlosspark zu
Benrath. Düsseldorf 1893, S. 12 f.
') Kdnigl. Staatsarchiv zu Düsseldorf: Roerdepartement, Gouvcrnements-
Ktmunissariat Nr. 249.
•) Näheres über dieses, Belvedere genannte Gebäude in: Körfgen,
E^hnnngslafre über die Konstrnktiouskosten des Hauses vom Lousberg in
.Uchen, and in: Quix, Wochenblatt für Aachen und Umgegend 1836 Nr. 20
T*iii 7. September 1886. Eine Zeichnung des Belvedere in Quix, Aachen
ftnd de<«sen Umgebung 1818. Das Belvedere steht (S. 69) an der Stelle eines
FavUlonJi der ehemaligen Bogen-Schützengesellschaft und ist nicht zu ver-
»ichjM»ln mit dem in den Akten häufig ebenfalls Belvedere genannten kleinen
nniden Tempel in der Nähe der Lousberg-Pyramide.
•) König]. »Staatsarchiv zu Düsseldorf a. a. 0. Nr. 250. Bericht Körfgens
Tom 14. MArz 1815.
28 E. Pauls
neu errichtete Restaurations-Gebäude, dessen Bau im August
1807 Präfekt Lameth und der Aachener Stadtrath genehmigt
hatten, wurde im Juli 1810 eröffnete
Für die Vei'schönerungsanlagen in und bei Aachen war es
ungünstig, dass um die Mitte des Jahres 1809 Lameth den
Präfekten Ladoucette zum Nachfolger erhielt. Ladoucette,
obschon als Schriftsteller und Alterthumsforscher nicht unbe-
deutend^, scheint sich um die Verschönerung Aachens und des
Lousbergs wenig bemüht zu haben. Brachte auch die von ihm
amtlich geleitete Roerzeitung (Journal de la Roer) mitunter
längere Artikel über Neuanlagen von Strassen, Bauten, Anpflan-
zungen und dergl. bei Aachen oder im Roerdepartement ^, so
stellte sich doch nach der Vertreibung der Franzosen im Jahre
1814 bald heraus, dass der Inhalt solcher geschickt aufgebauschter
Aufsätze den Thatsachen nicht recht entsprochen hatte. Unter
Ladoucettes Verwaltung sah der Lousberg nur ein wirklich
bedeutendes Fest^: Die Feier der Geburt des Königs von Rom
im Juni 1811. Graf Marrois, Adjutant Napoleons I. gab damals
in der Restauration auf dem Lousberg ein Mittagsmahl von
60 Gedecken. Concerte und Volksspiele verschönerten das Fest;
Abends war der Berg nebst den umliegenden, ziemlich weit
entfernten Anhöhen beleuchtet, und nach Abbrennung eines für
damalige Anschauungen grossartigen Feuerwerks beschloss ein
Ball die fröhliche Feier.
Vielerorts ergab sich nach der Besetzung der Rheinlande
durch die Verbündeten, dass die nur wenig unterbrochene, mehr
als zwanzigjährige Kriegszeit auf breite Schichten der Bevölke-
rung verwildernd eingewirkt hatte. Von Aachen aus erklärte
der General-Gouverneur des Niederrheins, Staatsrath Sack am
14. Juli 1814 in einer öffentlichen Bekanntmachung*, dass das
Napoleonische System versucht habe, die gegenwärtige Gene-
ration zu verderben durch den Geist der Lüge, durch Erstickung
alles Gemeingeistes, durch Pflegung aller kleinlichen, die Men-
schen trennenden Leidenschaften; und kaum zwei Wochen
^) Aachener Fremdenliste, Jahrgang 1810.
^) Vgl. Zeitschrift des Aachener Gcschichtsvercins Bd. IV, S. 110 f.
•■*) Ein Hauptartikel in: Journal de hx Roer Nr. 211 vom 4. September 1813.
*) Beschreibung in: Journal de la Roer Nr. 144 vom 18. Juni 1811;
ungenau: Haagen, Gesch. Achens Bd. II, 8. 468.
*) Journal des Nieder- und Mittelrheins. Nr. 15 vom 19. Juli 1814, S. 97.
Der Lousberg bei Aachen. 29
nach dieser Bekanntmachung sah Sack sich genöthigt, eine
scharfe Verfügung gegen Schlägereien, die auf dem Lande
überhand genommen hatten, zu erlassen ^ Früher schon — dies
führt uns zum Lousberg zurück — konnte Sack nicht mit
Unrecht über die „zügellose Roheit solcher Menschen klagen,
welche sich an öffentlichen Denkmälern, Pflanzungen, Baum-
ond Verschönerungsanlagen vergriffen" ^. Hatten nämlich in der
Nacht vora 28. Februar 1814 Uebelthäter zwei Mal versucht,
die Pflanzungen auf dem Lousberg anzuzünden^, so folgten diesem
mis^slungenen Unternehmen nach kurzer Zeit die erfolgreichen
Versuche, die Lousberg-Pyramide, einen kleinen steinernen Obelisk
im Paulinerwäldchen* und ein Heiligenbild zwischen Sandkaul-
and Pont t hör umzustürzend Die näheren Einzelheiten über den
Umsturz der Lousberg-Pyramide werden wohl nie mit voller
Bestimmtheit sich feststellen lassen; die Ueberlieferung schiebt,
schwerlich mit Unrecht, Kosaken die Schuld zu. „Man sagt in
der Stadt", so schreibt eine Tageszeitung unter dem frischen
Eindrucke des Ereignisses, „fremde Militairpersonen und Leute
aus dem Volke, die keinen Begriff von dem Werthe des Obelisks
in wissenschaftHcher Hinsicht hatten und ihn nur als ein Denk-
mal des Ruhmes für Napoleon betrachteten, hätten nach und
nach die untersten Steine locker gemacht und das Ganze um-
gestürzt. Jetzt bedecken die Trümmer der Pyramide den süd-
lichen Abhang des Berges, auf dessen Spitze sie stand ^'^ Haagen
kennt ebenfalls die Ueberlieferung von der Umstürzung der
•> .Tonnial des Nieder- und Mittelrbeins, Nr. 22 vom 4. August 1814.
') Suromlnug der Verordnungen des General-Oouverncments vom Niedcr-
rbciiL Nr. 53. Aachen. 24. Mai 1814.
'» Stadt- Aachener Zeitung vom 3. März 1814.
*) Von der ::^tadt Aachen zu Ehren der Prinzessin Borghese errichtet.
iJrmmAl de 1& Eoer 1813, Nr. 211 vom 4. September.)
*) Sammlung der Verordnungen a. a. 0. Der Umsturz der Lousberg-
PjTamide erfolgte in der Nacht vom 1. auf den 2. April 1814; der kleine
<)b^lirik und (laB Heiligenbild wurden im Laufe des April und Mai 1814
nmgv!*iiirzt. Sack setzte auf das Entdecken der Thäter eine Belohnung von
KfO Franken.
•) Beilage des Journals des Niederrheins Nr. 11 vom 7. April 1814.
I*t di«* Angabe des Journals des Niederrheins, woran kaum zu zweifeln,
richtig, w) war es wohl den Kosaken um das Denkmal Napoleons, den Leuten
Mu dem Volke aber um die in das Fundament der Pyramide ei ngomauerten
Medaillen and Münzen zu thun. Diese sollen sich nach Förster (Programm
>, 50) tor 25 Jahren noch in Privatbesitz befunden haben.
80 E. Pauls
Pyramide durch Kosaken; Cl. v. Orsbach behauptet sogar, die
„nordischen Vandalen" hätten sich bei ihrer Arbeit des Pulvers
bediente Für die Richtigkeit der Ueberlieferung sprechen im
vorliegenden Falle zwei Umstände mit fast zwingender Beweis-
kraft. Bei gründlichen Nachforschungen wäre es der Polizei
ein Leichtes gewesen, den Thätern auf die Spur zu kommen,
da bei der Umsturzarbeit viele Hände beschäftigt gewesen sein
müssen. Solche Nachforschungen sind augenscheinlich trotz der
vom Gouverneur Sack auf die Entdeckung der Thäter aus-
gesetzten Belohnung von 200 Franken unterblieben : man scheute
eben Verwicklungen mit den militärischen Behörden eines Staates,
in dem man den Besieger Frankreichs und den Retter Europas
erblickte. Das Vorliegen einös Kosakenstreichs wird femer
ungeföhr zur Gewissheit erhoben durch einen niemals veröffent-
lichten Erlass Sacks vom 24. August 1814 an den Gouverne-
ments-Kommissar BöUing^ Hier bezieht sich Sack auf ein
Schreiben des Generals von Müffling über die Wiederaufrichtung
der zu astronomischen und geometrischen Zwecken bestimmt
gewesenen Pyramide, „welche wahrscheinlich von den
alliirten Truppen zerstört worden sei". Bei Berücksich-
tigung der Bestimmtheit der Ueberlieferung und der unter den
damaligen Umständen besonders nothwendigen Schonung mili-
tärischer und nationaler Empfindlichkeit darf man unbedenklich
unter den „alliirten Truppen" eine handvoll Kosaken verstehen.
Jedenfalls interessirten sich die höchsten Kreise wenige
Monate nach dem Sturz der Lousberg-Pyramide für die Her-
stellung des merkwürdigen Denkmals. Es heisst im Erlasse
Sacks vom 24. August 1814, dass der Chef des Verwaltungs-
Departements, Staatsminister vom Stein die Kosten auf gemein-
schaftliche Rechnung der hohen Alliirten pjissiren lassen wolle;
Bölling möge den beigefügten, auf 2371 Frcs. sich belaufenden
Kostenanschlag durch den Wasserbau-Inspektor Schauss prüfen
und begutachten lassen. Der Kostenanschlag stammte v6m Geo-
^) Haagen, Gesch. Achens Bd. II, S. 493; Cl. v. Orsbach, Skizzen
ans dem Aachener Badeleben 1852, S. 26.
*) Königl. Staatsarchiv zu Düsseldorf: Gouvernements -Kommissariat,
Roer-Departement Nr. 259. Die folgenden Angaben über die Wiederaufrich-
tung der Pyramide beruhen auf denselben Akten. Der Erlass vom 24. August
1814 ist in Abwesenheit Sacks vom General -Gouvemtments-Rath Jacobi
unterzeichnet
Der Lonsberg bei Aachen. 31
nieter G. Vonderbank her; später glaubte der Ingenieur-Lieute-
MntSebubertb mit 1495 Frcs. ausreichen zu können. Schliesslich
'i^»(;rnabm Franz Joseph Nücker, Unternehmer der öffentlichen
ArWiten*, im September 1814 die Herstellung der Pyramide
ftr 1600 Frcs., welcher Betrag nachher in Folge unvorher-
:rsehener Nebenarbeiten^ um etwa ein Fünftel sich erhöhte.
»Timverneur Sack stellte bezüglich der Herstellungsarbeiten
mehrere Bedingungen. Die Seite mit der Hauptaufschrift der
Pyramide musste ganz in die alte Lage kommen, damit die
Mittagslinie richtig bezeichnet werde; die Inschrift, welche
NaiM)leon erwähnte, fiel aus. Statt ihrer sollte eine neue Inschrift
andeuten, dass das einst zu Ehren Napoleons errichtete Denk-
mal gleichzeitig* mit Napoleons Absetzung gestürzt, im Interesse
•1er Wissenschaft aber wieder aufgerichtet worden sei. Endlich,
?j» befahl Sack, sei vorzüglich auf die Befestigung der Funda-
mt- nte der Pyramide zu achten, um einem nochmaligen Umstürzen
ihualichst vorzubeugen. Dieser Befehl Sacks war wohlbegründet.
Am Fasse des die Pyramide tragenden Hügels befand sich näm-
r^h damals eine in den Akten oft genannte Sandgrube. Es
hie>?, das Einfallen und Nachweichen des Sandbodens gefährde
*la> Fundament des Denkmals; deshalb wurde die Sandgrube
verlegt. Schon am 10. November 1814 konnte Nücker amtlich
Kitlden, dass der Bau der Pyramide gänzlich nach dem Bau-
an^-rhlag beendet sei. Das Gerüst musste der im Frühjahr 1815
anzubringenden Inschrift wegen noch einige Monate stehen
bleiben, was die Entwendung* mehrerer „Planken" zur Folge
hatte. Die im Mai 1815 fertiggestellte neue Inschrift lautete^:
') So unterzeichnet er ein amtliches Schriftstück vom 29. Aug:ust 1814.
*» Die Ansätze hierfür prüfte der Dopartements-Baurath Leydcl.
') Die Lousberg-Pyramide stürzte am 2. April 1814, demselben Tage,
in wekhem in Paris der Senat endgültig die Absetzung Napoleons aussprach,
la Aarhen hiess es damals, die Pyramide habe auf Sand gestanden, ähnhch
d^m Throne Napoleons.
*} Stehlen war damals an der Tagesordnung. So geht aus einem Briefe
de? JUirej» v. Goaita In Aachen hervor, dass „in den unruhigen Zeiten** auch
dat Blei, welches zur Lousberg-Pyramide gehörte, nach deren Sturz allmäh-
Urh crruHMtentheib entwendet worden war.
■» ('hr. Qoix, Aachen und dessen Umgebung. Frankfurt 1818, S. 71
itirt bei der Inschrift: 11. April 1814. Das richtige Datum (2. April 1814) in
iovBAl des Nieder- und Mittelrheins Nr. 64 vom 80. Mai 1815 und in andern
Drveksehhften aofl dem Jahre 1815.
32 E. Pauls
„Denkmal. Gallischem üebermuthe einst geweiht, mit dem Tyrannen
zugleich gestürzt am 2. April 1814; wieder errichtet der Wissenschaft
und deutscher Kraft am Tage der feierlichen Huldigung der preussischen
Rheinländer am 15. Mai 1815/
Sicher hat die jetzt längst beseitigte, unglücklich gewählte
Inschrift ihrer Zeit auch in Aachen berechtigtes Aufsehen hervor-
gerufen, doch durften bei der in Preussen bald nach der Fremd-
herrschaft herrschenden strengen Zeitungscensur tadelnde Stim-
men nicht laut werden. Eine geradezu vernichtende Kritik
sprach in einer baierischen Zeitschrift^ im Jahre 1818 ein
ungenannter „Reisender zum Aachener Kongresse" aus.
Im Gegensatz zur Pyramide ist vom Lousberger Restau-
rationsgebäude, dem Belvedere, als einem Privatgebäude, in
amtlichen Schriftstücken der neueren Zeit nur ganz neben-
säclilich die Rede. Wie bereits erwähnt, beruhte die Erbauung
auf einem vom Präfektur-Generalsekretär M. Körfgen geleiteten
Aktienunternehmen ^ Bis zum 1. Januar 1812 waren verausgabt:
Erbauungskosten (Schluss 1. Februar 1810) 80000 Frcs.
Möbel, Spiele u. s. w 10879 „
Zinsen 6269 ,
Summa . . . 97148 Frcs.^
Bei einem so bedeutenden Anlagekapital konnte an einen
ausreichenden Ertrag des Unternehmens kaum gedacht werden.
*) Eos, Jahrgang 1818, S. 350 ff. „Worin der Uebermuth bei Errich-
tung einer Säule zur Bezeichnung eines vorzüglichen Höhepunktes bestanden
habe, begreifen wir nicht; wir müssten denn annehmen, dass der Uebermuth
in der Angabe der Regierung, unter welcher die Säule errichtet wurde, bestehe.
Wir linden aber die Namen der Herrscher an weit unbedeutenderen Punkten:
Stadtthoren, Bastionen und Brücken, welche sich durch nichts Ausserordent-
liches auszeichnen. Da die Franzosen die astronomischen und anderen Bemer-
kungen an der bezeichneten Stelle gemacht haben, scheint es uns, dass die
Deutschen keinen Anspruch auf die Behauptung haben, diese Säule für die
Wissenschaft errichtet zu haben. Endlich finden wir es sonderbar, deutsche
Kraft bei der Wiederherstellung einer Säule zu erwähnen, welche so nach-
lässig zusammengesetzt worden ist, dass man überall durch die Fugen der
Vereinigung sieht, so dass man dieselben schon jetzt, drei Jahre nach der
gerühmten Restauration ergänzt* (Eine matte Entgegnung in Eos, S. 359
desselben .Tahrgangs).
'') Vgl. oben S. 27.
^) Etwas abweichend die Zahlen bei Förster a. a. 0. S. 49. Der
Unterschied erklärt sich dadurch, dass Förster aus der benutzten Aufstellung
des Jahres 1818 nur die Schulden anführt. In seinem amtlichen Bericht
Der Lonsberj]^ bei Aachen. 33
Oegfeü das TSnde der Fremdherrschaft war es so weit gekommen,
•iiss man allen Ernstes das Haus ausspielen (!) lassen wollte, um
\urr\\ den Ertrag der Lotterie die vorhandenen Schulden zu
\ie§e\ügen. Obschon nach 1813 General-Gouverneur Sack und
Gnavemements-Kommissar BöUing des dem Untergang nahen
Aktienunternehmens sich warm annahmen und dahin wirkten,
ia>s das Belvedere auch als Spielbank-Lokal benutzt wurde,
Witb die Lage des Unternehmens eine gedrückte ^ Malereien
erhielt das Belvedere nach einem Vertrag vom 14. Februar 1828
•iarch den Zimmer- und Dekorationsmaler J. H. S. Thormann
AUS Berlin. Bald nach Bemalung der Kuppel im Kuppelsaal
^tarb Thormann, worauf in dessen Vertrag nach einigen Ver-'
handlangen mit einem andern Maler (Posa?) der Dekorations-
maler Hausmann eintrat. Hausmann wird in einem Briefe des
Ruiraths Leydel ein tüchtiger Künstler genannt; Skizzen von
ihm und Thormann befinden sich im Aachener Stadtarchiv. Das
Btflvedere brannte am 28. August 1836 ab^, erstand aber bald
wieder in neuem grossartigeren Stile auf Kosten der Stadt
Aachen, welche die Trümmer des abgebrannten Gebäudes ange-
kauft hatte.
Ziemlich gleichzeitig mit der Pyramide war unter dem
I*räfekten Lameth ein kleiner Tempel in der Nähe des Denkmals
i-rrichtet worden. Dieser befand sich bereits nach wenigen
rr^ 14. März 1815 sagt Körfgen, dass man die seit 8 Jahren auf das
lVlTe<l**re, dessen Umgebong und die Remise verwendeten Summen auf
l*«nNX) Frcs., die Auslagen für die Wege und Pflanzungen dagegen auf
i^MKM) Frc8. anschlagen könne. Wie Herr Stadtarchivar Pick mir gütigst
•chr^ibt, ergibt der von Förster angedeutete Status vom 4. August 1818
sieht weniger als 135442,50 Frcs.; davon gedeckt 47055,61 Frcs., noch zu
«i'^ken, wie auch Förster angibt, 88 886,89 Frcs.
') Es lohnt sich nicht, auf die zwischen den Aktionären entstandenen
Ihfferenzen, deren auch Haagen, Gesch. Achens Bd. II, S. 494 gedenkt,
Bib-T einzugehen. Hier sei nur noch erwähnt, dass nach Förster a. a. 0.
^ 4'J in den Jahren 1818—1830 die Baukosten für das Belvedere nicht
w-niifer als 7300 Thaler (21 900 Mark) betrugen. Die folgenden Mittheilungen
fii*»r die für 315 Thaler (945 Mark) hergestellten Malereien im Belvedere
r^rdanke ich Herrn Stadtarchivar Pick in Aachen. Dass die Stadt die
TrftmiB'T des im August 1886 abgebrannten Gebäudes kaufte, deutet das
^^tijMrhe Wochenblatt an. Vgl. die folgende Anmerkung.
') Da das Belvedere eine volksthümlichc Bezeichnung nicht hatte, sprach
«u narb dem Brande in Aachen vom ^abgebrannten Lousberg''. Quix
V\ ucbfiiblaU für Aachen and Umgegend 1837 Nr. 91 vom 26. August, S. 363.
8
34 E. Pauls
•
Jahren in sehr baufälligem Zustande. In mehreren Erlassen *
Sacks aus dem Jahre 1814 und 1815 ist von dem widrigen
Tempelfragment die Rede, dem Gerippe eines Belvederes*, das
einem Rabenstein ähnlich sehe. Es wäre, so bemerkt Sack im
Mai 1815, endlich an der Zeit, entweder für eine gründliche
Wiederherstellung zu sorgen, oder aber dies Denkmal einer
nachlässigen Vergangenheit zu beseitigen, welches lange schon
ein Gegenstand des Aergers für das einheimische und fremde
Publikum gewesen sei. Hofgärtner Weyhe, dessen Gutachten
man einholte, entschied sich für die Beibehaltung des kleinen
Tempels. Er empfahl, ihn mit einer Kuppel zu versehen und
in den untern Lagen mit einer recht starken Pflanzung zu um-
geben. Stets werde es, so etwa schliesst Weyhes kurzer Be-
richt, den Besuchern des Lousbergs erwünscht sein, bei Regen-
lällen oder Gewittern einen bedeckten Ruhepunkt zu haben. Nicht
genug mit dem Ausbau des Tempels — die Behörde beschloss
sogar noch, auf der Nordwestspitze des Lousbergs einen chine-
sischen Pavillon zu errichten, dessen Plan der Departements-
Baurath Leydel entworfen hatte ^.
Zu Ende 1814 forderte Gouverneur Sack von der Forst-
direktion des General-Gouvernements vom Nieder- und Mittel-
rhein einen vollständigen Bericht und Plan über die Bepflanzung
des Lousbergs. Das hierauf am 1. März 1815 eingegangene
umfangreiche Gutachten bezeichnet die unter Körfgens Leitung
bis dahin vorgenommenen Arbeiten als durchgehends unzweck-
mässig und verfehlt. Körfgen antwortete in ruhig-sachlicher
*) KOnipjl. Staatsarchiv zu Düsseldorf: Roer- Departement, Gouverne-
ments-Kommissariat Nr. 250. Auf diesen Akten beruhen die nachfolgenden
Anp:aben über den Tempel und chinesischen Pavillon, sowie über die Bepflan-
zung des Lousbergs.
*) Vgl. S. 27, Anm. 3. Geraeint ist also hier der kleine runde Tempel.
') Der Bau des Tempels nebst den Grundarbeiten war auf 2552 Frcs.,
der des Pavillons auf 7824 Frcs. veranschlagt. Bei der öfifentlichen Verding-
gabe — im goldenen Zeitalter des Submissionswesens — wurde der kleine
Tempel zu 2542 Frcs., der PaviUon zu 7800 Frcs. (also nur 10 bezw. 24 Frcs.
unter dem Anschlag) zugeschlagen. Ueber den sogen, chinesischen Pavillon
fehlen mir nähere Nachrichten. Vielleicht handelt es sich hierbei um das
von Förster (a. a. 0. S. 8) angeführte, jetzt verschwundene Schweizerhäus-
chen. Der Tempel steht, wie aus den Akten hervorgeht, auf einer künstlich
hergesteUten Anhöhe. Der Bau chinesischer Pavillons in Parkanlagen und
sogen, englischen Gärten war ehemals beliebt. Vgl. Kedlich-Hillebrecht-
Wesener a. a. 0. S. 7.
Der Lousbcrg bei Aachen. 85
Weise. Man gei^rinnt bei der Durchsicht der Akten die Ansicht,
dass Y>ezü^lich der Hauptfrage die Meinungen weit auseinander
zinsrou. Während nämlich die Forstdirektion bei der Bepflan-
zung des Lousbergs mehr einen Nutzholz tragenden Wald als
Ziel ins Auge fasste, erstrebte Körfgen überwiegend eine zur Ver-
^honerung dienende Kunstanlage. In einer unter Sacks Vorsitz
iiu 23. März 1815 abgehaltenen Sitzung wurde beschlossen,
(Dfstmässige Pflanzungen und Aussaaten ^ durch das städtische
Ft>rstrevier, Verschönerungs-Anlagen aber durch den Aachener
Sudtgärtner Hoffraann nach den Plänen des Hofgärtner^ Weyhe
in Düsseldorf ausfuhren zu lassen. Wenige Tage später über-
>andte Weyhe seine Vorschläge in Betreff der Bepflanzung des
L-»usbergs und der Aussaat von Nadelholz, wobei er mit Rück-
sicht auf die vielen vorhandenen Kiefern die Wahl anderer
S*)rten von Nadelholz empfahl. Im Juli 1815 berichtete die
Forst<lirektion, dass die Kultivirungs-Arbeiten am Lousberg in
«iiesem Jahre einen Charakter angenommen hätten, der nicht
im entferntesten in forstmässige Anlagen hineinschlage; es handle
^irh am Lousberg jetzt nur um englische Gartenanlagen und
Weirearbeiten, auf welche der Forstdirektion eine Einwirkung
rieht zustehen könne; die Forstdirektion wünsche daher, jeder
fernereu Einwirkung auf die Kultur des Lousbergs enthoben zu
werden. Längere Zeit später entschied hierauf Sack, dass nur
Aas Aussäen oder Bepflanzen mit Nadelholz auf dem Lousberg
der Forstdirektion verbleiben solle; die Direktion habe für das
Frühjahr 1816 ein Fünftel der bestimmten Fläche in diesem
Sinne zu bearbeiten und vor allem mit der West-Nordseite auf
dem Abhänge des Berges nach der sogenannten Rutsch zu den
Anfang zu machen. In den vier folgenden Jahren wären die
spitze und der Rücken des Berges zu besäen, indem die
übrigen Abhänge kultivirt seien, oder vorhandene Lücken durch
den Stadtgärtner ausgefüllt werden könnten. Es sei der Forst-
direktion überlassen, die von ihr zu besorgenden Stellen des
Iy>usbergs mit den ihr geeignet scheinenden Gattungen zu be-
Meu oder zu bepflanzen.
') In der Sitzung wurde beschlossen, binnen fünf Jaliren die Anla«;on
wf dem LoQsberg fertig zu stellen. So erkltlrt si«'h die im folf^i'udon
JiJia' dt^r Fomtdirektion geg^ebene Anweisung, zuniichst ein Fünftel der be-
*timpiten Htellon mit Nadelbolz zu besäen oder zu bepflanzen, den Rest aber
m/ vier f*>lgeade Jahre zu vertheilen.
3*
8« E. Pauls
Im Frühjahr 1816 wurden unter Leitung Weyhes auf dem Lous-
berg 24 — 25000 kräftige Pflänzlinge verschiedener Baum- und
Holzarten angepflanzt ^ Zu den Vorarbeiten hierfür waren vom
1. bis zum 15. März 54 männliche und 40 weibliche Arbeiter thätig^
Sieht man von der Pyramide und dem Restaurationsgebäude
(Belvedere) ab, so sind die bald nach der Fremdherrschaft für
die Lousberg- Anlagen verausgabten nicht unbeträchtlichen Summen
aus Bankspiel-Geldern, d. i. aus dem Gewirinantheil der Stadt
Aachen an der damals dort bestehenden Spielbank gedeckt wor-
den. Der Lousberg und die Promenaden erforderten für den
Zeitraum von 1814—1816 nicht weniger als 56813 Frcs. *; von
1807 — 1814 hatte die vom Präfektur-General-Sekretär Körfgen
ins Leben gerufene Aktiengesellschaft für Pflanzungen und Wege-
arbeiten am Lousberg etwa 20 000 Frcs. verausgabt ^. Zur Ge-
schichte des Lousbergs im Frühjahr 1816 enthalten die Akten
des Düsseldorfer Staatsarchivs noch einige ziemlich unwesent-
liche Verhandlungen über den Ankauf eines Grundstückes, eine
Grenzregulirung und eine Baumschule.
Vielfach in Deutschland regte man im Jahre 1814 den Vor-
schlag an, alljährlich an den Jahrestag der Leipziger Völker-
schlacht durch lodernde Feuer auf Bergeshöhen die Vaterlands-
freunde zu erinnern. Es war Arndt, der zuerst hierauf aufmerksam
machte, während Hofi*mann in Frankfurt Arndts Wunsch in weite-
ren Kreisen entwickelte und verbreitete^. Der Vorschlag fand
in Aachen ebenfalls Anklang, und wirklich haben ein paar Mal
am Abend des 18. Oktober Freudenfeuer auf der Spitze des
Lous- oder Salvatorberges gelodert; zuweilen auch vereinigte
ein Festessen am Jahrestage des Entscheidungskampfes in den
Ebenen von Leipzig eine gewählte Gesellschaft in den Räumen
0 Verzeichniss vgl. unten S. 53.
■) Die Männer erhielten für das Umarbeiten des Erdreichs pro Kubik-
meter 35 Centimes; die Frauen für das Trag^ eines Kubikmeters Sand auf
65 Meter Entfernung 40 Centimes; der Tages-Fuhrlohn für einen zwei-
spännigen Karren betrug 5 Frcs. 50 Centimes, für einen einspännigen 3 Frcs.
50 Centimes.
*) Förster a. a. 0. S. 50. Unter Promenaden sind wohl die Promenaden
in Aachen und vor den Thoren zu verstehen. Nähere Ermittelungen lohnen
sich nicht.
*) Amtlicher Bericht Körfgens vom 14. März 1815. Vgl. S. 32, Anm. 3.
°) Schreiben Sacks an BöUing vom 11. Oktober 1814. Königl. SUatsarchiv
zu Düsseldorf: Roer- Departement, Gouvernements-Kommissariat Nr. 254.
Der Loasberg bei Aachen. 37
der Lousberg-Restauration (Belvedere)^ Lange aber hielt die
Begeisterung nicht stand. In Württemberg durfte der Siegestag
von Leipzig überhaupt nicht gefeiert werden, Baiern feierte das
Andenken an Hanau ^ Die Hügel in der Aachener Gegend,
darunter die Liousberghöhen, scheinen nicht einmal während des
Monarchenkongresses am 18. Oktober 1818 beleuchtet gewesen
zu sein; die Oktoberfeier, so hiess es, ist in Deutschland auf
Widerstand gestossen. Im Jahre 1818, als Europas mächtigste
Herrscher und bedeutendste Staatsmänner in Aachen weilten,
galt der Lousberg als der Lieblingsspaziergang der Fürsten^.
Wiederholt besuchten ihn die Kaiser von Russland und Oester-
reich, der König von Preussen und Prinz Karl. Dort sah damals
am 14. Oktober König Friedrich Wilhelm III. einer seltsamen
LuftschiflFfahrt zu, und dort gab wenige Tage später der Staats-
kanzler Fürst von Hardenberg ein grosses Mittagsmahl mit 80
Gedecken *. Aus der neuesten Zeit sei hier nur hervorgehoben,
dass gelegentlich der Jubel-Huldigungsfeier am 15. Mai 1865
auf dem Lousberg grosse Volksbelustigungen stattfanden^, und
dass seit einigen Jahren die forsttechnische Bewirthschaftung
des LousT)erger Waldparks nach den Grundsätzen erfolgt, die
der städtische Oberförster, Herr Oster, in einem augenscheinlich
mit ausgezeichneter Sachkenntniss ausgearbeiteten Gutachten^
vom 26. März 1891 entwickelt hat.
n. Der Lousberg in Sage und Dichtung.
a) Der Lousberg, der Wolf und die Pinie am Aachener
Münster, Der Münsterbau in Aachen.
Die Sage vom Teufel und dem Mtinsterbau in Aachen ist
* in ganz Deutschland bekannt. Urian, welcher sich als Lohn
far die FertigstelluDg des Baus die Seele des ersten Besuchers
') Oktober - Nummern verschiedener Tageszeitungen aus den Jahren
1914— I81H.
*) Joamal des Nieder- und Mittelrheins Nr. 73 vom 1 . Dezember 1 8 1 4, S. bCA).
•) Ilaagen, Gesch. Aachens Bd. II, S. 526.
*) K. F. Meyer, Aachen . . . Monarchen-Kongrcss im Jahr 1818, S. 24,
28, 40 und 48.
*) R. Schüren, Die Jnbel-Huldigungsfeier vom 15. Mai 18G5, S. 59 ff.
Aoch 50 Jahre früher, gelegentlich der Huldigungsfeier am 15. Mai 1815, blieb
d»*r Louüberg ira Festprogramm nicht unbcriUksiohtigt. Vgl. Die Huldigungs-
fticr io Aachen am 15. Mai 1815. Aachen, gedruckt bei M. Weiss; ferner:
W. Harh'ÄM in Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins Hd. II, S. 28«» ft*.
•) Aachener Zeitung Nr. 7 vom 6. Januar 1892,
88 E. Pauls
des Doms ausbedimgen hatte, wurde geprellt, indem er die Seele
eines in das menschenleere Gotteshaus hineingetriebenen Wolfs
erhielt. Bis zur Neuzeit stand das Erzbild dieses Wolfs \ auf
dessen Brust eine breite Oeffnung von der Tödtung durch den
Teufel Kunde gab, am Haupteingang des Münsters in Aachen,
der sogenannten Wolfsthür; daneben das Erzbild einer Pinie*,
der Seele des vom Satan zerrissenen Thieres. Ergrimmt über
die Täuschung wollte der Teufel Aachen unter einer vom Meeres-
strand herbeigeholten Ungeheuern Sandmasse begraben. Weiber-
list täuschte indes den Bösen kurz vor Aachen über die Ent-
fernung der Stadt. Er warf die Sandlast zur Erde, wodurch der
Lousberg und der Salvatorberg entstanden^.
Sieht man von einer wenig bekannten, an Ludwig den
Frommen geknüpften Erzählung ab (vgl. unten S. 48), so liegt
hier die einzige Sage vor, in welcher dem Lousberg eine nennens-
werthe Rolle beschieden ist. Bei der nachstehenden Erörterung *
des Mythus kommen der Wolf, die Pinie und der Münsterbau
deshalb zuerst in Betracht, weil auch in der Fabel der Lous-
berg an letzter Stelle erscheint.
E. aus'm Weerth und F. Bock^ bezeichnen den Wolf am
Aachener Münster, der wohl richtiger als eine Bärin aufge-
fasst werden muss, als einen Bronceguss aus der Blüthezeit
des klassischen Römerthums; die Pinie dagegen als ein Guss-
werk des 10. oder 11. Jahrhunderts. Wann beide Kunstwerke
nach Aachen gekommen sind, wird sich schwerlich jemals
feststellen lassen. Darf man, wie es wiederholt versucht
worden ist, eine Stelle der Edda, nach welcher über dem
Odinschen Saale ein Aar droht und vor ihm ein Wolf hängt,
auf die Kaiserpfalz in Aachen beziehen^, so könnte der Wolf
sclion zur Zeit Karls des Grossen sich in Aachen befunden
haben. Hierfür spricht vielleicht auch der Umstand, dass Karl
*) Richtiger „Bärin". Ich behalte die volksthttmlichc Bezeichnung „Wolf"
durchgeheuds bei.
*) In geschichtlichen und Kunstwerken bezeichnet als: Pinie, Pinicn-
apfel, Artischocke.
') Ausführliches bei J. Müller, Aachens Sagen und Legenden. (1858),
S. 6 ff., 8. 13 ff. und S. 27 ft'.; ferner in Zeitschrift des Aachener Geschichts-
vereins Bd. VIII, S. 148 f.
*) Bekanntes streife ich nur flüchtigst.
*) F. Bock, Karls des Grossen PfalzkapeUe S. 1 ff.
*) K. Simrock, Handbuch der deutschen Mythologie*, S. 33.
Der Loosborg bei Aachen. 39
der Grosse ein einzelnes, zum Aachener Palaste gehöriges Ge-
lÄude Lateran nannte^ und dass sehr wohl das Erzbild des
Wolfs als des Wahrzeichens Roms in der Nähe des Aachener
LÄterans aufgestellt gewesen sein kann^ In späterer Zeit (vor
1400) sollen sowohl der Wolf als der Pinienapfel bei einem
Wasserwerk inmitten des Vorhofs des Aachener Doms auf dem
Fischmarkt oder dem sogen. Pervisch Verwendung gefunden
haben. Petrus ä Beeck ^ und nach ihm Quix * und Debey ^ können
zwar diese von ihnen als sagenhaft bezeichnete Ueberlieferung
urkundlich nicht belegen, aber es ist Thatsache, dass sich ein
Brunnen auf dem Fischmarkt für das 14. Jahrhundert nach-
weisen lässt^ dass Wasserwerke vor berühmten Kirchen ehe-
mals nicht selten waren und dass ausser der breiten Oeffnung
auf der Brust des Wolfs nicht weniger als 129 Anbohrungen ^
auf den zugespitzten Blättern der im Innern ausgehöhlten Pinie
auf den Zweck der Durchleitung von Wassermassen, namentlicli
\*e\ der Pinie hindeutend Urkundlich erscheinen der Wolf und
die nach ihm benannte Wolfsthür schon zum Jahre 1414^, und
etwa 100 bis 200 Jahre später ist in chronikalischen Nachrichten^^
wiederliolt die Rede von den beiden Standbildern an der Wolfs-
tbür. Den Wolf bezeichnete man bald als Wölfin, bald als Bärin;
die Pinie theils als Tannenfrucht oder Tannenzapfen, theils als
») (\ P. Bock, Das Ratbbaus zu Aachen. 1843, S. 183 ff.
') St. Beiöscl, in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. Xll,
-*. 31d hält es für möglich, dass damals und in etwas späterer Zeit das Erz-
Kiid »les Wolfs an der Aachener Gerichtsstätte stand.
'» Petr. ä Beeck, Aquisgranum 1620 p. 47 nur für den Pinienapfel.
*} <'hr. Quix, 3Iünsterkirche S. 24 für den Pinienapfel und den Wolf.
*) V. Fürth, Aachener Patrizier-Familien Bd. III, S. 529 für den Pinien-
Apfel und den Wolf.
«» J. Laurent, Aachener Stadtrechnungen des 14. Jahrhunderts, S. 426,
Zf-ilf 10 und II.
^> F. Bock, Karls des Grossen Pfalzkapelle S. 5.
») Vgl. die Ausfilhningen bei: E. ans'm Wecrth, Kunstdenkmäler
de? chriHtlichen Mittehilters. Leipzig 1857, Bd. I, S. 76 f. Aus'm Wecrth
•-rhreibt ebenfaUs den Wolf der ROmerzeit zu, die Pinie dagegen dem 10.
Jabrhandert.
•> Deutsche Reichst agsakten Bd. VII, 8. 246; ferner: l'hr. Quix,
M&OAtcrkircfae S. 24 und ä. 148 zum Jahre 1424.
'") Ausj*er den in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. XII,
\ 320, Aum. 1 angegebenen Quellen noch: Annalen des historischeu Voreins
m den Xicdcrrhcin Heft 17, S. 21.
40 E. Pauls
Klee, theils als „Sträuchlein ^, so imgleichen nicht wohl zu wissen**.
Und da die römischen Könige gelegentlich der Krönungen durch
die Wolfsthür, also durch die beiden in Aachen lioch angesehenen
Wahrzeichen hindurch zur Stätte der Krönung schritten, ist es
begreiflich, dass der Volksmund die beiden Erzbilder im Sprich-
Worte mit der allerhöchsten Person in Verbindung brachte ^. Der
Wolf und die Pmie wanderten zu Ende 1794^ mit andern Kunst-
schätzen nach Paris und wurden am 7. Dezember 1815 feierlichst
an ihrem alten Platze, der Wolfsthür des Aachener Münsters,
wieder aufgestellt*.
Ueber die Wolfs- und Lousbergsage findet sich bis zum
Ende der reichsstädtischen Zeit anscheinend nicht das Geringste
verzeichnet. Chr. Quix, der vom Beginn des 19. Jahrhunderts
ab bis zu seinem Tode mehrere Jahrzehnte in Aachen verlebte
und seiner Zeit der beste Kenner der Geschichte seiner zweiten
Heimath war, fiihrt als Quelle zur Wolfssage nur ein im Jahre
1815 erschienenes Gedicht von Jansen an^ Doch schon 15
Jalire frülier hatte A. F. E. Langbein durch sein bekanntes
Gediclit „Der Kirchenbau in Aachen" die Aachener Wolfssage
0 So Noppius, Aacher Chronick 1632, TheU I, S. 20. Ein einer Pinie
oder Artischocke ähnliches Gebilde deutete man auch in Kleve an einer Statue
verschieden. Vgl. Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein
Heft 48, S. 153.
2) Der Kaiser müsse so um seine Unterthanen besorgt sein, wie die
Bärin um ihre Jungen; der pyramidenförmige und spitze Tannenzapfen bedeute»
dass der Kaiser alle Völker beherrschen solle. Diese und andere Auslegungen
an verschiedenen Stellen. Ein anderes auf den Wolf bezügliches Aachener
Sprichwort lautet: So alt wie der Wolf am Münster. Vgl. M. Schollen in
Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. VIII, S. 205, Nr. 1003.
^) Das Datum steht nicht fest; die Akten des Düsseldorfer Staatsarchivs
geben über die Wegfuhrung der Kunstschätze Aachens nach Paris keinen
Aufschluss. Der Wolf sei 21 Jahre fort gewesen, so heisst es in einem zu
Ende 1815 erschienenen Gedichte.
*) Ausführliche Beschreibung der Feierlichkeiten in Nr. 1 47 des Journal
des Nieder- und Mittelrheins vom 9. Dezember 1815. Peinlich befremdete
es damals, dass bei der Aufstellung des Wolfs „kein natürlicher Ausbruch
jubelnder Volksstimme zu vernehmen war".
^) Chr. Quix, Münsterkirche S. 24, Anm. 25. Jansen hat zwei Gedichte
über das Erzbild des Wolfs veröflfeutlicht: eins zum 7. Dezember 1815 „Ob
de Wiehrkömmst van osen auen leife Wauf", das andere zu etwas früherer
Zeit unter dem Titel „Der Wauf an de Wolfsdöhr**. Das erstcre dieser
Gedichte entstand auf Veranlassung des Generalgouverneurs Sack in Aachen«
(H. Froimuth, Aachens Dichter und Prosaisten Bd. I, S. 184.)
Der Lonsberg bei Aachen. 4 t
rar Kenutniss Deutschlands gebrachte Die Darstellungen bei
Jansen und Langbein weichen im Wesentlichen darin von
einander ab, dass nach Jansen Kaiser Karl, nach Langbein
aJier die Aachener Stadträthe den Vertrag mit dem nachher
äberlistetea Teufel abschlössen *. Jedenfall§ fehlt in beiden p]r-
zählungen jeder Anklang an die zweite Ueberlistung des Teufels
and die Entstehung des Lousbergs. Ein sehr hohes Alter hat
'lie Münsterbausage schwerlich. Hätte der Mönch von St. Gallen
zu Ende des 9. Jahrhunderts sie gekannt, so würden wir sie
vielleicht neben seinen andern Aachener Dombausagen ver-
zeichnet finden. Kaum eine Wahrscheinlichkeit spricht ferner
dafür, dass bis zum zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts die
Wolfssage in Aachen einer allgemeinen Verbreitung oder
Loir Beliebtheit sich erfreute. Die ziemlich zahlreich über die
Erzbilder vorhandenen Notizen würden sonst wohl mindestens
irirend eine Andeutung des Mythus geben und nicht rathlos
zwischen Wolf, Wölfin oder Bärin, Tannenzapfen, Klee oder
,Sträuchlein unbekannter Art** hin und herschwanken. Dazu
der Vertrag mit dem Teufel! Sieht man von vereinzelten Aus-
nahmen ab, so kommen Verträge mit dem Teufel erst in spät
mittelalterlicher Zeit und ganz besonders während der Hexen-
verfolgungen in Sagen und Hexenprozessen vor'. Auch Aachens
(lesrhichte hat derartige Prozesse aufzuweisen, auch bei uns
-tprach man bis fast zur Fremdherrschaft den Namen des Satans
nur mit Entsetzen aus. Als der grosse Stadtbrand vom 2. Mai
1C56 Aachen in Asche legte, hatte man dies der Sage nach
') Nach gütiger Mittheilong der Königl. Bibliothek in Berlin fehlt
Laagbt'iiu Gedicht über den Kirchenban zu Aachen in der Aasgabe seiner
'»•Richte Ton 1788, findet «ich dagegen in der Ausgabe „Leipzig, Dyck 1800,
Tüvil II, S. 135 fF." Woher der Dichter den Stoff nahm, ist unbekannt; in
Aachen tscheint Langbein nie gewesen zu sein.
*) Der Aachener Volksdichter und Maler Johann Ferdinand Jansen
war in Aachen von etwa 1770 ab bis zu seinem Tode (1834) ansässig. Wenn
•T dPD Kaiser Karl in die Sage hereinzieht, so liegt für uns kein Grund
lur, an treuer Wiedergabe einer im Volksmunde umlaufenden Erzählung zu
zweifeln. Vielleicht hat Langbein statt vom Kaiser von Stadträtben sprechen
fTcbürt; viel wahrscheinlicher bleibt, dass er mit dichterischer Freiheit statt
eittea Ftinnen dessen Räthe als lustige Figuren erscheinen lassen wollte.
') In der bekannten BnUe Innocenzs VIII. „Hummis desiderantes affec-
iflrn** Tom Jahre H84 ist vom Umgang mit dem Teufel an erster Stelle
4ie fiede, and später bUdete die Anklage wegen Teufels-Bündnisse die Grund-
ligt fMt aller Hexcnprozessc.
42 E. Pauls
einem Bäcker zu verdanken, der missmuthig über den schlecht
brennenden Backofen in diesen das höllische Feuer wünschte^;
und noch 130 Jahre später war es in Aachen vielfach üblich,
die Kinder zur Zeit der Quatember von einem Geistlichen über-
lesen, d. h. durch Gebet und Segen gegen Hexen und Teufels-
spuk schützen zu lassen 2. Da bedarf es keines weitern Beweises,
dass in Aachen eine Sage, nach welcher Kaiser Karl oder seine
Räthe mit dem Teufel einen Vertrag schlössen, nicht recht Raum
finden konnte. Den Verbreitern eines solchen Mythus hätte bis
tief ins 17. Jahrhundert hinein der Feuertod gedroht^ und selbst
im 18. Jahrhundert wären ihnen peinliche Untersuchungen und
Belästigungen schwerlich erspart geblieben.
Aus dem leicht erklärlichen Fehlen jeder altern schrift-
lichen Aufzeichnung folgt aber durchaus nicht, dass die
Wolfs- und Lousbergsage zur Zeit der Chronikschreiber Beeck
und Noppius in Aachen ganz unbekannt war. Unzweifelhaft
sind die Erzählungen über den Münsterbau, den Wolf und den
Lousberg, wie es bei so manchen Mythen der Fall ist, zu ver-
schiedenen Zeiten ineinander geflossen. Dem Wolf kam schon
in der germanischen Mythologie eine hervorragende Bedeutung
zu*, und für viele Orte lassen sich Sagen von Kirchen bauenden
Teufeln nachweisend Wahrscheinlich hatte man ursprünglich
in Aachen das Erzbild des Wolfs mit jetzt längst vergessenen
Mythen umwoben, die in der germanisclien Götterlehre wurzelten.
Als später der Wolf und die Pinie am Münster oder in dessen
nächster Nähe auf Jahrhunderte hindurch Aufstellung fanden,
lag eine neue Sagenbildung, bei welcher die beiden Erzbilder
») V. Fürth, Aachener Patrizier-Familien Bd. III, S. 10 und Bd. I, S. 129.
*) Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. XVI, S. 188.
■) Die Verbreiter von Teufelssagen liefen ja grosse Gefahr, selbst als
niagi et malefici unter Anklage gesteUt zu werden I
*) So soll bei dem Untergang dieser Welt (Götterdämmerung!) der Fenrirs-
wolf seine Baude zerreissen und Himmel und Erde in seinen Rachen fassen.
*) Solchen Sagen dürfte häufig eine Erzählung der Jüngern Edda zu
Grunde gelegen haben. Vgl. A. Kaufmann, QneUenangaben zu K. Simrocks
Rheinsagen. 1862, S. 46. In Aachen geben die wohl schon im 15. Jahr-
hundert vorkommenden Benennungen „grosses und kleines Drachenloch** für
zwei Eingänge des Münsters zu denken. Allerdings kann, wie F. Bock
andeutet, diese Bezeichnung von einer entsprechenden markirten Thierfigur
herstammen; möglicherweise liegt aber auch hier eine Tenfelssage zu
Grunde.
( Der Lousberg bei Aachen. 43
I
m dem Münsterbaii in Beziehung traten, ungemein nahe^ Es
entzieht s'icli der Forschung, ob diese Sagenbildung das Märchen
vom Riesen oder Teufel, der den Aachener Dom fertig stellen
s>Ule, in irgend einer Form in Aachen schon vorfand, oder ob
^ie es andersAvoher entlehnte, um durch den Wolf und dessen
Seele die Fabel passend abzurunden. Da der Glaube an all-
Uglicb vorkommende Bündnisse zwischen Mensch und Satan
uebst Tausenden damit zusammenhängenden Spukgeschichten
zwischen 1580 und 1640 in höchster Blüthe stand, darf man
der Vermuthung Raum geben, dass in Aachen in diese Periode
die Jugendzeit der Verbindung zwischen Münsterbau- und
Wi»lfssage fällt. Des Hexenwahns und der Hexenfurcht wegen
war der Mythus weder allgemein verbreitet noch beliebt; er
, wurde ebenso wenig aufgezeichnet als ähnliche Teufelssagen ^
Erst ^nachdem die Franzosen die Hexen vertrieben hatten" ^,
M Der seiner Zeit auf politischem Gebiete sehr bekannte Professor
w. Kinkel hält die Aachener Wolfssagc für eine etwas gezwungene, späte
•^tire. Treffend bemerkt er in seiner Abhandlung „Sagen aus Kunstwerken
^^i^tanden*, dass häufig ein späteres Zeitalter, welches eine ganz neue Rich-
te nir dfs Geisteslebens eingeschlagen hat, ein Denkmal der bildenden Kunst
z:^r nicht mehr versteht, unter Umständen auch nicht mehr verstehen will,
md ihm daher einen völlig andern Sinn unterlegt. „Es gibt Fälle", sagt
Kinkel, ,in denen um ein vorhandenes Bildwerk zu erklären, nicht bloss eine
"»Jirt im Sinne der spätem Volksanschauung umgedeutet, sondern wo zu
di*--*m Zwecke eine ganz neue Sage gedichtet wird, die mit dem ursprüng-
ü-arn Sinne des Bildwerks gar keine Verwandtschaft mehr hat." (Bonner
.T dtirbu.-her Heft XII, S. 108, S. 94 und S. 96). Die breite Ocffnung auf der
l;ru>t de» Wolfs, in dessen Nähe die räthselhafte Pinie den Blick auf sich zog,
f' r'irrt4* freilich vor Jahrhunderten in gewissem Sinne die Anschauung geradezu
L'-rani, das hier etwas Unerklärliches vorliege. So mag die Pinie zu der
•i-_-ni Wolf durch Übermenschliche Gewalt entrissenen „Thierseele" geworden
' in- Eine andere Darstellung (A. J. Flecken, Einige Aachener Volkssageu,
S. 7l nach welcher der Teufel durch die als Tannenwedel bezeichnete Pinie
* ■ m Bif<chof Adolf in die Flucht geschlagen wurde, beruht wohl auf freier
^az**nerfindnng von Seiten Fleckens, beweist aber, dass zuweilen Sagen
«-rfonden wurden, um ein vorhandenes Bildwerk zu erklären.
*» Aachen ist reich an Teufelssagen. (R. Pick, Aus Aachens Vcr-
LTAnirenfaeit. 1895. S. 604, Anm. 1.) Aus älterer Zeit finde ich nur die Sage
Tom Teafel im Ponellenthurm zum Jahre 1537 in einer zu Hagenau erschienenen
"^ hfift von A^fricola verzeichnet. (Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins
Bd. VIII, S. 207, Anm. 4.)
*) Die ijänzliche Beseitignng der Hexenfurcht schreibt man in der
XMcbcner (»egcnd der Zeit der Fremdherrschaft zu. Vgl. Zeitschrift des
,{Acheai:r Oe»cliicht 5 verein« Bd. V, S. 301.
44 E. Pauls
machte auch die Presse die Wolfssage zum Gemeingut weiterer
Kreise.
Während jedenfalls schon lange vor der Fremdherrschaft
die Verbindung zwischen Münsterbau- und Wolfssage bestand,
deuten manche Umstände darauf hin, dass die Erzählung von
der in Folge der zweiten Ueberlistung des Teufels erfolgten Ent-
stehung des Lousbergs erst in diesem Jahrhundert dem Mythus
vom Bau des Münsters und der Wolfsseele angehängt worden
ist. Täuscht nicht Alles, so fehlt vor 1825 jede Aufzeichnung
der Lousbergsage ; ferner musste es doch bei einem vom Teufel
zur Erde geworfenen Berge angezeigt erscheinen, denselben zur
Stätte von Spukgeschichten oder zum Hexentanzplatz und dergl.
zu machen. An alles dies nicht der leiseste Anklang! Wohl
erzählt uns Cäsarius von Heisterbach im 12. oder 13. Jahr-
hundert einige Legenden, deren Schauplatz der Salvatorberg
war^; aber kein „Spukgeist" ^ hat, soweit sagenhafte Nachrichten
reichen, auf dem Lousberg sein Wesen getrieben, und der Aachener
Hexentanzplatz befand sich bekanntlich auf dem Fischmarkt ', in
unmittelbarer Nähe des Münsters und des Erzbildes des Wolfs.
A. Curtius * hält die Lousbergsage für älter als die Münsterbau-
sage und meint, ursprünglich sei vielleicht nicht der Teufel,
sondern etwa ein Riese als der Urheber jener Bergmasse angesehen
worden. „Ueberall", sagt Curtius unter Anführung mehrerer
Beispiele, „ist es das Auflällige, Unvermittelte, das Abweichen
dieser Massen von der nächsten Umgebung, was die Veranlassung
zu den Sagen bot. Die Einzelheiten in der Ausschmückung der
Sagen sind nach den verschiedenen Oertlichkeiten verschieden."
Es mag dahin gestellt bleiben, ob dem Kern nach die Lousberg-
sage vor der Fabel vom Münsterbau bei uns in Umlauf war.
*) Vgl. Annalen des historischen Vereins für den Niedorrhein Heft 47,
S. 29 ff:
') Ludwig den Frommen im Lousberg kann man nicht als Spukgeist
bezeichnen; es liegt hierbei eine in aUcnieucster Zeit entstandene Nach-
bildung der Kyffhäuser-Sage vor. Vgl. S. 48.
') J. Müller, Aachens Sagen und Legenden, S. 123. In den Hexen-
prozessen werden in der Regel mehrere Tanzplätze genannt; für Aachen
fehlen solche Prozessakten. Dass der Fischmarkt oder Perfisch, also der Vor-
platz des Münsters, in den vier Quatember-Nächten nach dem Volksglauben
der Schauplatz der Hexen tanze war, bestätigen auch MüUer-Wcitz in
Aachener Mundart, Aachen und Leipzig 1836, S. 179.
*) Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. VIII, S. 154—156.
Der Lousberg bei Aachen. 45
Xls wahrscheinlich wird auf Gnind von Vergleichungen mit
vielen ähnliclien Fällen zugegeben werden müssen, dass eben
«\ie 'auffällige Gestaltung des Lousbergs der Sagenbildung im
ilUtelaUer oder in neuerer Zeit mindestens in engem Kreise An-
Iass zu dichterischem Schaffen geboten hat. Ob aber in früheren
Tahrhunderten die auf den Lousberg bezüglichen Phantasie-
irebilde von Berge versetzenden Riesen oder Teufeln in Aachen
i»*ma\s aus kleinen Grenzen heraustraten und volksthümlich
wurden, dies wird, falls nicht ältere schriftliche Aufzeichnungen
eiil«leckt werden, niemals sich ermitteln lassen und mehr als
fra:rl\ch bleiben. Die anscheinend erste Veröffentlichung der
bmsbergsage findet sich in der rheinischen Flora vom 10. April
1^25. Hierbei steht harmloser Scherz im Vordergrund. Die
t^ran, welche den Bösen überlistete, hatte „Schlubben" ^ an,
nnd der Berg heisst Loosberg, weil die Alte dem Teufel zu
.l<MfS* (klug) war; der Verfasser nennt sich, wohl um zu zeigen,
iJa^ es ihm mit seiner Deutung des Namens Loosberg ernst
i5t, ^Emst" und datirt, um den Eindruck eines „sachkundigen"
«irenznachlmrs zu erwecken: „Sörsch bei Aachen." Beim Lesen
j^^winnt man den Eindruck, dass der Erzähler an die längst
4lleeraein verbreitete Münsterbau- und Wolfssage die wenig
^»ekannte oder vielleicht gar von ihm erfundene Lousbergsage
-mknäpfen will. Wäre dies nicht der Zweck, so konnte „Ernst",
tier die Münsterbau- und Wolfssage in drei Zeilen erledigt,
^\Hfn9tt die Lousbergsage als bekannt voraussetzen und sich auf
den Scherz der Ableitung des Namens von loos beschränken.
Nach einer andern, von J. Müller* im Jahre 1858 veröffent-
li«*hten Fassung der Lousbergsage wurde der Teufel von der
alten Frau weniger überlistet, als vielmehr durch Rosenkranz
und Kreuz zum Niederwerfen des Sandsacks gezwungen. Hier
liegt eine anscheinend weniger beachtenswerthe Darstellung vor,
Weil das Märchen von den zerissenen Schuhen auch in einer
altem, der Lousbergsage ähnlichen Montjoier Erzählung wieder-
kehrt K
Ich schliesse mit folgender üebersicht und Zusammen-
(ajw^ang:
*) Sciilabben sind abgetragene Schuhe, alte Pantoffel oder Schlappschuhe.
') J. Mfillcr, Aachens Sagen und Legenden, S. 29.
') A, Oartins in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. VIII,
^ IM. AauL 2.
46 E. Pauls
1. Lousbergsage.
Kern: Entstehung eines Bergs (in Aachen Lousberg) durch
eine vom Teufel zu Boden geworfene Erdmasse.
Nachweisbar: Für Aachen in Verbindung mit der Münster-
bau- und Wolfssage zum Jahre 1825; anderwärts vielfach in
der Form von Sagen über Berge versetzende Riesen oder Teufel,
sowohl für die älteste als für mittelalterliche Zeit.
2. Münsterbausage.
Kern: Vollendung eines bedeutenden Bauwerks (in Aachen
Münsterbau) mit Hülfe des Teufels.
Nachweisbar: Für Aachen in Verbindung mit der Wolfs-
sage zum Jahre 1800; anderwärts in zahlreichen ähnlichen
Fassungen für mittelalterliche Zeit.
3. Wolfssage.
Kern: Ueberlistung des Teufels, der statt einer oder mehre-
rer ihm als Belohnung für die Ausführung grosser Arbeiten ver-
sprochenen Menschenseelen ein für ihn werthloses Geschenk (in
Aachen Wolf und Wolfsseele) erhält.
Nachweisbar: Für Aachen in Verbindung mit der Münster-
bausage zum Jahre 1800; anderwärts häufiger in ähnlichen Er-
zählungen für mittelalterliche Zeit^
Als gewiss ist anzunehmen, obschon urkundlich nicht zu
beweisen, dass man in dem vielbesuchten Krönungs-, Wallfahrts-
und Badeort Aachen im Mittelalter die Sagen von Berge ver-
setzenden Riesen, bei Bauten thätigen, schliesslich um ihren
Lohn geprellten Teufeln und dergl. kannte. Soweit es sich über-
sehen lässt, hat sich damals um den Lousberg ein volksthüm-
lich gewordener Sagenkreis in Aachen nicht gewoben; näher
standen dort dem Volksbewusstsein das Münster und die Erz-
bilder des Wolfs und der Pinie. Es lässt sich nicht feststellen
und bleibt ziemlich belanglos, ob die Münsterbausage jemals für
sich allein, ohne die Wolfssage, bestand; sie hätte vor dieser
dann ein höheres Alter voraus. Da in der Wolfsfabel Wolf
*) Erwähnt sei noch, dass in Simrocks Mythologie* S. 56 manche
Sciteustticke zur Aachener Mttnsterbau- und Wolfssage verzeichnet sind.
Nach Kinkel (Bonner Jahrbücher Heft XII, S. 108, Anm. 1) hat auch
Grimm Sagen ähnlicher Art zusammengestellt
Der Lousberg bei Aachen. 47
iii«l Pinie eng verbunden sind, die Pinie aber bestimmt dem
!'>. »Hier 11. Jahrhundert angehört, könnte frühestens zur Zeit
'.or Oltoneii die Sage vom Wolf und seiner ihm durch den
Teufel entrissenen Seele entstanden sein. Hierfür spricht nicht
Ue geringste Wahrscheinlichkeit. Selbst nachdem, etwa zu
Beirinn des 15. Jahrhunderts, der Wolf und die Pinie am Haupt-
elnirang des Münsters Platz gefunden hatten, lag eine an diese
Exzbilder geknüpfte Erweiterung älterer Sagen oder eine Sagen-
N*.*Qbildung ganz besonders erst nahe, als nach einigen Menschen-
üliem «ier ursprüngliche Zweck der seltsamen Kunstwerke
Bninnen-Figuren) der Mehrheit des Volks völlig unverständlich
L^^^wonlen war ^ Und dass dann, im Zeitalter des Hexenwahns
'»:id der Gespensterfurcht, beim Anschauen der schwer erklär-
Uiren Bilder das Volk auf Teufelssagen verfiel, darf ebenso
w^niiT befremden als der Umstand, dass Sagen mit dämonischem
*jnin<lzuge nicht aufgezeichnet wurden. Dies namentlich in
AAihen, wo nicht nur eine der berühmtesten Kirchen des christ-
'. oben Abendlandes durch die Wolfssage berührt wurde, sondern
wm ausserdem der Volksmund im Sprichwort den Wolf und die
Pinie zur Person des römischen Kaisers in Beziehungen gesetzt
lutte. Wenn nicht alles täuscht, so darf die heutige Fassung
der Wolfssage, bezw. ihre Verbindung mit der in etwas anderer
Form vielleicht altern Münsterbausage, nicht in die Zeit vor
r»M) — 1640 gesetzt werden.
Während der Fremdherrschaft hat in Aachen von einem
Rirsen oder Teufel, dem man die Versetzung des Lousbergs in
•ii*» Nähe der Stadt verdankte, kaum irgend Jemand etwas ge-
»'Wnt. Wäre dort damals eine derartige Sage auch nur einigcr-
n. i>sen verbreitet gewesen, so würden die Verfasser der ziem-
Vxh zahlreichen Aufsätze über den Lousberg und die Lousberg-
Pyramide eine so anziehende Erzählung mindestens angedeutet
h.il.en. Lassen sich doch sonst alle hervorragenderen Sagen
d*'r Aachener Gegend für die vor 1814 liegende Zeit nachweisen!
l>a& Schweigen über die Lousbergsage spricht dafür, dass sie
*l So Un^c der Wolf und die Pinie bei einem Wasscrbrunnon Ver-
■ odanf^ fanden, lag kein Anlass zu einer Verbindun«? mit der Münstcrbau-
•1;^' ond der Annahme vor, dann die Pinie eine Wolfsseele sei. Sollten über
la Wolf ond die Pinie vor ihrer Anfnlellun^ am Münster Sa^^en bestanden
küra, mt wtanden diese dem Teufel, wie ihn die christliche Auflassung; dar-
»N'IIt, wobJ jedenfalls femer, als clie spätere nougebildete Sage.
48 E. Pauls
als Gemeingut weiterer Kreise vor 80 Jahren nicht bestand ^.
Die in Aachen wie allenthalben bekannten phantastischen Fabeln
von Giganten- und Titanenkämpfen mit den Göttern, von Berg^e
versetzenden Riesen oder Teufeln u. s. w. hatten bei uns in
Bezug auf Sagenbildungen einen fruchtbaren Boden nicht ge-
funden. Mag auch ehemals im engsten Kreise bald der Lons-
berg, bald eine andere bei Aachen gelegene Höhe zuweilen zu
einem Hinweise^ auf titanische oder dämonische Kräfte Anlass
geboten haben : eine volksthümliche Lousbergsage entstand erst,
als ein glücklicher Erfinder nicht lange nach der Fremdherr-
schaft es verstand, mythische Züge aus dem Alterthum und der
neuern Zeit auf den Lousberg zu übertragen, sie auszuschmücken
mit einigen theils erfundenen theils dem Volksmunde abgelausch-
ten ansprechenden Einzelheiten, und dann das Ganze als passen-
den Schlussstein einer der beliebtesten Volkssagen wohl für
immer anzufügen.
b) Ludwig der Fromme im Lousberg; Gedichte über
den Lousberg.
Sage über Ludwig don Frommen.
A. J. Flecken^ veröflfentlichte im Jahre 1842 einige Aachener
Volkssagen, unter denen eine Sage über Ludwig den Fronmien
obenan steht. Nach Flecken rulit der Kaiser ähnlich so im Lous-
berg, wie Friedrich L im Kyfiliäuser; nur schickt er seiuen
Knappen zu anderm Zwecke aus als der Rothbart:
„Besteige flugs den Rappeu Von ihrem Uebermuth,
Und reite durch die Welt. Die Krieger in der Runde
Bring' von don Söhnen Kunde, Entbiete auf zur Hut."
Vom Lousberg heisst es in dem mehr als drei Druckseiten
langen Gedicht:
*) Nicht das Schweigen der QueUen aus der Zeit vor 1800 ist be-
zeichnend; CS handelt sich vielmehr um die Jahre 1800—1814. In diesen
Jahren hatten eben in Aachen literarische Bestrebungen einen nicht unbe-
deutenden Aufschwung genommen, wobei die Sagenwelt (Münsterban, Fastrada,
Emma und Eginhard u. s. w.) durchaus nicht unberücksichtigt blieb.
') Derartige, schon als etwas abgedroschen zu bezeichnende Hinweise
finden sich häufig in altem und neuem Reisebescbreibungen bei der Erwäh-
nung auffälliger Bergeshöhen.
') A. J. Flecken, Einige Aachener Volkssagen. Aachen bei J. Hansen
und Comp. 1842. 8«, 56 S.
50 E. Pauls
Gedichte über den Lonsberg.
Mehr als die Sage hat sich die Dichtung des Lousbergs und
des Salvatorbergs bemächtigt. In den nachstehenden, thunlichst
der Zeitfolge nach geordneten Hinweisen beschränkt sich die
Stilprobe auf wenige Verse; Dichtungen jetzt noch lebender
Schriftsteller bleiben unberücksichtigt.
1. Altes Volksliedchen über den St. Salvatorber^.
„Op Zent-Zellester Berg,
Do schingt de Sonn esn wärm,
Do steht e gölde Böumche.
Onger dat gölde Böumche,
Deh steht e gölde Stöalche.
Wee setzt dorop? Maria.**
(Gedruckt: H. Freimuth, Aachens Dichter und Prosaisten
Bd. I, S. 187; vollständiger in Zeitschrift des Aachener
Geschichtsvereins Bd. IX, S. 184 f.)
2. F. Cossmann.
Sonettenkranz; 2. Lonsberg.
„Wer kennt nicht den grün umwogten Hügel,
Den Kunst und Fleiss dem Sande abgewann?
Die schönste Pappelpflanzung führt hinan.
Denn Ton der Plattung windigem Altan
Erblickt man gleich in einem Zauberspiegel
Die weite Stadt mit ihren Thürmon prangen.*^
(Gedruckt: Stadt- Aachener Anzeiger Nr. 72 vom 15. Juni 1824,
und: Wochenblatt fttr Aachen und die Umgegend Nr. 4
vom 9. Januar 1838.)
8. Jean Baptist Rousseau.
Auf dem Lonsberg bei Aachen am 6. Januar 1824.
Mit trauten Licbesgrüssen Die Kaiserstadt, die holde
Send' ich den Blick ins Thal, Steigt wunderbar empor,
Das sich zu meinen FtLssen Und glänzt im Abendgolde
Verklärt im Sonnenstrahl. Im alten Roichesflor.
Wie eine schlanke Ceder Zu einem Frtihlingsbilde
Beherrscht des Domes Macht Gestaltet Alles sich,
Die Stadt der heissen Bäder Obgleich der Stnrm, der wilde,
Und mahnt an vor'ge Pracht. Mich schüttelt winterUch.
Der Lousberg bei Aachen. 51
•«^Tedruckt: Rheinische Flora Nr. 10 vom 16. Januar 1825 und:
Aachener Liiederchronik, Aachen 1873, S. 157 f.)
Die Salvatorkapelle.
Freufedlich Kirchlein auf der Höhe, Balsam spriesst bei dir für Wunden,
Tnttte Stätte des Gebets, Und zur Stärkung wird das Weh;
Wo ich stehe, "wo ich gehe, Kirchlein, wo ich Trost gefunden,
VmkÄ und lächelst du mir stets. Freundlich Kirchlein auf der Höh'.
\Gedruckt: Aachener Liederchronik, Aachen 1873, S. 159.)
4. Joseph Müller.
Der Düvel en der Lousberg.
Der Dichter erzählt in Aachener Mundart die Sage ent-
sprechend seinen Angaben in „Aachens Sagen und Legenden".
Hier nur die Stelle vom überlisteten (geköllten) Teufel, den
>eine Genossen verhöhnten (uskawauten) , sowie der Schluss,
nach welchem die alte Frau ein Kreuz über den Sandsack warf,
worauf der Böse das Weite suchte, indem er ingrimmig (Geft
en Schwel) den Aachenern empfahl, sich vor der Hölle zu hüten
<heut' üch!).
Der DüTcl, dorn se haue geköUt, Worp sei ä Krtttzche, wat sei hau
Wod e^n Hell noch usgebröUt. Op der Berg, de gliech blev steh.
En aUe DüTel' jong' en aue. Der Düvel muht nu laufe geh,
I>»»ge nüs, eis höm nskawaue. En reif en änge Geft en Schwel :
„UehrOecher heut üch vor de Hell!"
(Gedruckt: J. Müller, Prosa und Gedichte in Aachener Mund-
art *, 1869. Theil H, S. 42 f.)
Der Lousberg.
Der Verfasser witzelt über die Ableitung des Wortes Lous-
berg aus dem Griechischen und gibt eine Scherzerklärung zur
iH-utang des Wortes Lousberg. (Vgl. S. 58 dieses Aufsatzes.)
Hier die p]inleitung des Gedichtes; bau hei geloht heisst: bald
hätte geglaubt.
r*c jetzige Welt es zan geliehrti En dat esu verdüvelt nett.
Denk Frao, wat me net usstudiert, Dat ich der Jong bau hei geloht:
>*d mi Beiutevadder ens leis „Lousberg es ä griechisch Wod,
<>p 'oen Ovvend a ming Beis; Dat es nu sonneklor bewesc
lh)h könt mich ose Fritz en sed, En steht gedrückt nun ouch ze lese."
(ii^\mckt: Wochenblatt für Aachen und Umgegend. 1837 Nr. 88,
S. 353; femer bei J. Müller, Prosa und Gedichte in
Aachener Mundart ^ 1869. Theil II, S. 44 f.)
52 E. Pauls
5. A. R.; wahrscheinlich Alfred von Renmont.
Der Lousberg.
Da hinkt ein altes Weib heran, Nach Aachen? Ei, da macht linksum!
Die roch gar bald Herrn ürian, Wahrhaftig, euer Weg ist krumm;
Denn trat er gleich im Schafspelz auf, Schaut meine Schuh' an, lieber Mann,
Die Alte kannt' der Dinge Lauf. Neu zog ich sie in Aachen an.
Halt Mütterchen, verkündet mir, Und jetzt, ihr seht's, falls ihr nicht
Wie weit nach Aachen ist's von hier? blind.
Wie sie vom Weg zerrissen sind.
(Gedruckt: Aachener Liederchronik. 1873. Aachen, S. 37 ff.)
6. J. Minetti.
Dichterische Zurückführung des Namens Lousberg auf
Karl den Grossen.
Der Lousberg.
Kaiser Karl erklärt im Kreise seiner Getreuen, dass der
aus Euinen neu erstandenen guten Stadt Aachen eine starke
Befestigung noch fehle. Dabei bedauert der Kaiser die Nähe
eines die Stadt überragenden kahlen (lausigen) Berges, den er
Lus-Berg nennt.
„Und dieser Veste starken Bau
Sah ich in seiner Schwere
Bald ragen in des Aethers Blau
Zu Aachens Schirm und Ehre,
Wenn dort nur nicht, so nah der Stadt,
Wie es mich stets gewurmet hat.
Der Lus-Berg sichtbar wäre.
Und seit der Zeit hiess man alldort
Die Höh' nach Kaiser Karols Wort
„Lus-Berg**, wie noch zur Stunde."
(Echo der Gegenwart. Jahrg. 1857 Nr. 296.)
Anscheinend fehlen in den Aachener Sprichwörtern und
Redensarten sowohl der Lousberg als der Salvatorberg. Eine
wenig bekannte, wohl auf Wahrheit beruhende Anekdote \ wobei
') Im Winter 1815/16 revidirten der Oberst der Aachener Bürgermiliz
und sein „Gencralstab" die Wache am Pontthor. Der dortige Einzelposten
vermochte dem Befehl des Obersten, die Wache herauszurufen, nicht zu ent-
sprechen, da die Wache sich zum Lousberg begeben hatte, um dort „Kaffee
zu trinken^. (Bericht eines Augenzeugen; Wochenblatt fdr Aachen und
Umgegend Jahrg. 1837 Nr. 108 vom 5. Oktober.)
Der Lousberg bei Aachen. 53
fer Lousberg eine Hauptrolle spielt, erinnert lebhaft an die
latriarchalischen Zeiten vor der Fremdherrschaft, in denen fast
illentlialben die Stadtgardisten durch Nachlässigkeit im Wacht-
lienst sich auszeichneten.
nL Zur Gepfi&nzun^ des Lousbergrs und der Aachener
Promenaden- Anlagren im Jahre 1816 ^
Ato 14. Dezember 1815 reichte der Hofgärtner Weyhe in
l»äs6eldorf dem General -Gouvernements -Kommissar Bölling in
Aachen vier Verzeichnisse von Bäumen, Sträuchern und Zier-
pflanzen ein, deren Anpflanzung Weyhe für die Anlagen in
Aachen und auf dem Lousberg in Vorschlag brachte. Ganz
kurz ist das vierte Verzeichniss : eine Liste „starker Allee-
Baume'* für das Innere Aachens und die Lücken in den Baum-
liuien auf den Wällen. Weyhe empfahl hier den Ankauf von
2<)0 kraftigen holländischen Linden (Tilia hoUandica), 200 kräf-
tigen versetzten Eschen (Fraxinus excelsior) und 50 Ross- oder
bilden Kastanien (Aesculus hippocastanum) ^.
Das zweite und dritte Verzeichniss nennen Bäume u. s. w.
z'ir Anpflanzung in den Anlagen zwischen Köln-, Sandkaul- und
P*>ütthor und in andern, im Frühjahr 1815 bei Aachen fertig
£:e<tellten Promenaden. Diese 3 — 4 Tolioseiten langen Ver-
zeichnii<8e haben durchgehends nur für den Botaniker Werth.
'vhwerlich sind alle vorgeschlagenen Arten zur Anpflanzung
fft-langt, und wahrscheinlich ist ein Theil der angepflanzten
Arten schon nach wenigen Jahren eingegangen. Ich beschränke
mich deshalb auf die Anführung einiger allgemein bekannten
Namen aus der Pflanzenwelt. Vorgeschlagen wurden u. a.:
Linde, Llme, Silberpappel, Weimuths- Kiefer, Ahorn, Birke,
-»össe Kastanie für die Ostseite in der Gegend der alten Sand-
kaule, veredelte Kirschbäume, Thuja, Flieder, Syringe, gefüllter
S<hneeballen, Blutbuche, wilder Jasmin, Geissblatt und Goldregen.
Weitaus interessanter ist das erste Verzeichniss „der ein-
lieimischen wilden Holzarten, welche aus den eigenen städtischen
•^ler .sonstigen Waldungen von der Forstdirektion zur Pflanzung
liDg» den Wegen und für die Partien auf dem Lousberg anzu-
M KOfiigl. Staatsarchiv zn Düsseldorf; (Jouverncments- Kommissariat
Xr £50. Koer-Departement.
»» AU Preis für daa Stück wird angegeben: Linde 2 Frcs., Esche 1 Frc,
feUnUoie l'/t Vrcn.
54 E. Pauls
weisen wären". Dieses Verzeichniss hat für die Geschichte des
Lousbergs Werth, denn unzweifelhaft sind die in ihm angegebenen
Arten damals auf dem Lousberg angepflanzt worden ^ Hof-
gärtner Weyhe forderte und erhielt, wenn man von gering-
fügigen, jetzt kaum mehr zu ermittelnden Differenzen absieht,
zur Bepflanzung des Lousbergs im Frühjahr 1816: Je 3000
Stück Buche (Fagus silvatica) ^, Birke (Betula alba), Hain- oder
Weissbuche (Carpinus betulus), Haselnuss (Corylus avellana); je
1000 Stück Zitterpappel (Populus tremula), Feldahorn (Acer
carapestre), Esche (Fraxinus excelsior), Linde (Tilia europaea),
Waldkirsche (Prunus avium), Hartriegel (Cornus sanguinea),
Liguster (Ligustrum vulgare), Lärche (Pinus larix) ; je 500 Stück
Ulme^ (Ulmus campestris, suberosa und effusa), Wachholder
(Juniperus communis), Schneeballen (Viburnum Opulus), Eber-
esche (Sorbus aucuparia), HoUunder (Sambucus nigra), Stech-
palme (Hex aquifolium), Hagedorn (Crataegus oxyacantha); je
200 Stück Spindelnbaum (Evonymus europaeus), Sauerdorn (Berbe-
ris vulgaris), Erle (Alnus incana), Deutsche Mispel (Mespilus
germanica), Schlehdorn (Prunus spinosa), Traubenhollunder (Sam-
bucus racemosa), ferner 300 Stück Saalweide (Salix capraea).
IV. Zur Deutimer des Namens Lousberg.
Treffend bemerkt B. M. Lersch*, dass es bezüglich des
Namens Lousberg nicht an Erklärungen, sondern vielmehr an
Klarheit fehle. Thatsächlich liegt hier ein Problem vor, das
sich wahrscheinlich nur einengen, schwerlich aber jemals voll-
ständig lösen lassen wird. Da eine Uebersicht über die bis-
herigen Lösungsversuche bis jetzt fehlt, dürfte die folgende
Zusammenstellung um so eher berechtigt sein, als ich nicht nur
zur Feststellung der ältesten Schreibweisen des Namens mehrere
Original-Urkunden des Düsseldorfer Staatsarchivs durchgesehen
habe, sondern ausserdem ein mir gütigst übermitteltes Gutachten
*) Vgl. oben S. 35 f., wo auch Näheres über die damals auf dem Lousberg
erfolgte Aussaat von Nadelholz sich findet.
*) Der Text bringt die deutschen Namen ausftlhrlicher. Ich gebe die
lateinische Bezeichnung nach dem Wortlaute, da dieselbe die Pflanze besser
kennzeichnet, als die schwankenden deutschen Namen.
') Es heisst hier im Text: Von den Lärchen und Ulmen auch mehrere,
wenn sie zu erhalten wären, wofUr andere Gattungen fehlen könnten.
*) Aus Aachens Vorzeit, Jahrg. V, S. 13.
Der Lousberg bei Aachen. 55
döes der besten Kenner auf dem schwierigen Gebiete der Deu-
triüg von Ortsnamen anschliessen kann.
Der Zeitfolge nach geordnet ergeben sich als besonders
^'cachtenswerth ' für Lousberg folgende Namensforraen. Luoues-
^»t-rc (997)2; Luuesberg (1005)«; Luouesberch (1059)*;
Luvesbercb (1226)^; Luiesberch (1275)«; Luiesberg(1308)%-
Lousberg (1340 oder wohl richtiger 1540)®; mons lupi —
Lueffsbercb (16. Jahrhundert)^; Loyssberg, Lössberg (17.
Uhrhundert) ^® ; Ludwigsberg (18. Jahrhundert)^^; Louisberg,
L-josberg, Lousberg, Lausberg, Lustberg, Lusberg im
'> Käntzeler in Förster, Programm S. 3, Anm. 1 kennt noch die
Firm Lenesber^. Ich vermag diese Form nicht zu belegen. Käntzeler
spricht hierbei von einem Kartular des St. Adalbertstiftes, wobei aber zu
b-.Athten, dass dieses Kartular jedenfaUs aus viel jüngerer Zeit ist als die
^m mir durchgesehene, hier in Betracht kommende Original-Urkunde des
Jahren 1005, welche nur Luuesberg anführt. Aehnlich ist der Sachverhalt
Ui einer von Käntzeler gegebenen Schreibweise zum Jahre 1059. (Vgl.
Harn gen, Gesch. Achens Bd. I, S. 103, Anm. 1.)
»» Lacomblet, ürkundenbuch Bd. I, Nr. 130, S. 81. Original im
I>ai-*^ldorfer Staatsarchiv: an erster Stelle Luouesberc, an zweiter Stelle
Laouesber; kein auf den Namen bezüglicher Aussenvermerk.
•> Lacomblet, ürkundenbuch Bd. I, Nr. 143, S. 89. Original im
Pü-^^eldorfer Staatsarchiv; Luuesberg; kein auf den Namen bezüglicher
AnsHenvermerk.
*) Lacomblet, ürkundenbuch Bd. I, Nr. 193, S. 124. Original im
pix-iÄ^ldorft^r Staatsarchiv: Luouesberch. Zwei Aussenvermerke; davon der
iltifre aus dem 12.— 13. Jahrhumlert „Luouesberch'*, der jüngere aus dem
u;. Jahrhondert „Luoesbergh**.
*) Lacomblet benutzte zu der Urkunde Nr. 135, S. 73 im zweiten
K&ode seines ürkundenbuch« nach eigener, in der Anmerkung niedergelegter
Antrabe ein Transsnmpt aus dem Jahre 1275, welches allerdings (vgl. die
f"l;:^nde Anmerkung) Luiesberch hat. Die von Lacomblet nicht benutzte
"riginal- Urkunde von 1226 (Düsseldorfer Stadtsarchiv) hat dagegen deut-
lühst: Luvesberch. Kein auf den Namen bezüglicher Aussenvermerk.
•> Vgl. die vorige Anmerkung. Auf dem Transsumpt von 1275 (Düssel-
d >rfer StaaUmrcbiv) findet sich kein auf den Namen bezüglicher Aussen-
»irmerk.
') Qu ix, KOnigl. KapeUe S. 88. Das keinen auf den Namen bezüg-
Uiheo AotfBeii vermerk aufweisende Original im Düsseldorfer Staatsarchiv hat
eWnfali« Laiesberg.
't Karl Franz Meyer, Aachner Bogenschützen, S. 20; Zeitschrift des
AadK-ner Ge.schichtsvcrcins Bd. VIII, S. 156. Anm.
*} Föriiter, Programm S. 4, Anm.
"*) Soppi^^i Aacher Chronick 1632, S. 47 und S. 143.
"l Meyer, Aachensche (ieschichtcn 1781 Bd. I, S. 215.
56 E. Pauls
19. Jahrhundert ^ in dessen zweiter Hälfte Lousberg fast aus-
schliesslich sich einbürgerte.
Für die Erklärung brauchen nur die älteren Formen in Be-
tracht zu kommen *; ausserdem höchstens noch Louisberg wegen
der in Louis liegenden Erinnerung an Ludwig den Frommen,
dessen Name schon im 9. Jahrhundert als der des Erbauers
einer Kirche auf dem zum Lousberg gehörigen Salvatorberge
genannt wird.
Mit besonderm Eifer bestrebte man sich zuerst vor etwa
70 Jahren, den Namen Lousberg zu erklären, wobei die damals
iu Aachen erscheinende Eheinische Flora ^ die verschiedenen,
meist ausführlich begründeten Erklärungsversuche veröffentlichte.
Verzeichnet finden sich folgende Deutungen.
Anonym. (J. Th — n.)
Louisberg, d. h. Ludwigsberg, nach Ludwig dem Frommen.
Die Ableitung von louen, lugen (schauen), sowie die Schreib-
weise Loosberg sind minder gut.
(Rheinische Flora, Nr. 16 vom 27. Januar 1825.)
Demnach war die Herleitung von „louen, lugen** schon vor
1825 bekannt. Ueber diese Ableitung und die Deutung „Lud-
wigsberg** vgl. R. Pick, Aus Aachens Vergangenheit. 1895,
S. 184, Anm. 2, und R. Pick, Monatsschrift Bd. I, S. 199.
J. J. Lenzen.
Lousberg ist wohl seinem Namen nach ein Fremdling in
hiesiger Gegend, ein Grieche, der aber in Aachen viele Lands-
leute hat: Kompos, Kolbert, Heppion, Pont, Kokkerell, Katsch-
hof, Krem und Marschierstrasse*. Dies vorausgesetzt, stammt
*) So zahlreich in amtlichen und nicht amtlichen Schriftstücken, dasis
genauere Nachweise unnöthig sind.
•) VerhältnissmÄssig wenige ältere ürjcunden sprechen vom Lousberg.
Dies deshalb, weil der zum Lousberg gehörige Salvatorberg in der Ge-
schichte der HUgelreihe den ersten Platz einnimmt.
') Vgl. über diese Zeitschrift: Zeitschrift des Aachener Geschichts-
vereins Bd. III, S. 179 ff.
•*) In Nr. 62 der Rheinischen Flora vom 19. April 1825 gibt Lenzen
unter Vorbehalt folgende „überraschende" Begründung. Im Griechischen
heisst kompos Pracht, kolpos (Kolbcrt) Höhlung oder Wölbung, heppion
Heilanstalt, pontos See, kokkinos eine rothc Farbe, kakos (Kax- oder
Prangorliof) schlecht, krcman schweben lassen, mache Schlachtfeld. Wohl
Der Lonsberg bei Aachen. 57
bittsberg vom griechischen lousis (Bad): Berg, an dem die
BäJer liegen.
(lUieimsche Flora, Nr. 40 vom 10. März 1825.)
W. Smets.
Ws minderwerthig werden erklärt: „Die hochtrabende
Pnrislerei „Liouisberg**, die Veredelung „Lust- oder Ludwigs-
Wrg*", die Etymologisirung „Losungsberg". Es folgen Unter-
suchungen über die Bedeutung von Lous oder Lus im Anfang
^tm Städte-, Flttsse- und Ortsnamen. Zahlreiche Beispiele;
^^mets vermeidet eine bestimmte Erklärung, weist aber auf
Lenzens Ableitung vom griechischen lousis (Bad) hin.
(Rheinische Flora, Nr. 46 vom 20. März 1825.)
Chr. Quix.
Nur Wortklauberei, die zu keinem Resultat führt und an
die Abstammung unserer Städte von trojanischen Helden eriimert,
It-itet Limsberg aus dem Griechischen her. Die Quellen unserer
Bader liegen nicht im Lousberg, sondern im Markthügel, und
zwiiichen dem Markt und dem Lousberg ist noch ein vom
Johannisbach durchflossenes Thal. Wohl nicht mit Unrecht gilt
Lausberg und Lousberg für gleichbedeutend; Laus heisst in
niiserm Volksdialekte Lous, und ein lousiges Land ist dort, wo
man schlecht lebt. Der Lousberg nützte ehemals nur als Schaf-
Wf ide. war also im wahren Sinne des Volksdialekts ein lousiger
Berg: Lousberg.
(Rheinische Flora, Nr. 52 vom 31. März 1825.)
Vier Jahre später entschied sich Quix anders. Er verwarf
die Ableitung von „Ludwig^ und jedenfalls auch von „lousig
(lauÄig)", indem er sich für die Abstanmiung von lousen, luesen
d. L schauen, um sich sehen und dergl. aussprach.
(Quix, Die Königliche Kapelle auf dem Salvatorsberge.
Ift29, S. 2 ff.)
hienra bcnierkt J. MUller (Pro8a aud Gedichte in Aachener Mundart^ Theil II
IW9, S. 44, Anm. 2) einige Jahrzehnte später: „Vor etwa 30 Jahren
qaftiten ^ich einige Leute ab, eine Anzahl Aachener Wörter aus dem Grie-
ckiscben abzuleiten.** Derartige Ableitungen noch im Jahre 18()3: Bonner
iihrbü-hcr, XXXIII, S. 56 ff.
58 E. Pauls
Ernst. (Pseudonym?); J. Müller; J. Minetti.
Loosberg ist die richtige Schreibweise. Das Weib, welches
nach der Sage in der Nähe Aachens den Teufel überlistete, war
diesem zu gescheidt, zu loos. Daher erhielt der vom Satan
niedergeworfene Berg den Namen Loosberg.
(Rheinische Flora, Nr. 57 vom 10. April 1825.)
„Klug" scheint demnach vor 70 Jahren im Aachener Volks-
dialekt theils „lous", theils „loos" gelautet zu haben. Hier handelt
es sich augenscheinlich um einen Scherz, doch ist thatsächlich
damals auch ernstlich (vgl. unten unter W. Körten) auf die
Ableitung von „lous" (schlau) hingedeutet worden.
Scherzweise leitet ferner ein anscheinend im Jahre 1837
entstandenes Gedicht von Joseph Müller (Wochenblatt für
Aachen und Umgegend, Jahrg. 1837 Nr. 88, S. 353) das Wort
Lousberg von lous ab. Der Dichter erzählt, dass es Karl den
Grossen bald nach der Gründung Aachens gereut habe, den
„losen (schelmischen) Berg" nicht mitten in die Stadt versetzt
zu haben. Der Volksmund habe aus dem Kaiserwort „loser
Berg" die Bezeichnung Lousberg gemacht. Es heisst im Ge-
dichte vom Kaiser:
„He sproch dröm zemlicli arg
Op sich selTs en op der Berg:
Hätr ich das zuvor bedacht,
« Dann hält' ich dich, loser Berg, in die Stadt gebracht.**
Aehnlich das Scherzgedicht von J. Minetti. (Vgl. oben
Nr. 6 der Gedichte über den Lousberg.)
W. Körten; Mone.
Den Schluss der Erklärungsversuche in der Rheinischen
Flora bildet ein Aufsatz von W. Körten. (Jahrg. 1825, Nr. 67
vom 28. April.) Der Verfasser verwirft die früheren Ableitungen
und geht auf die älteste Schreibweise luouesberc aus dem Ende
des 10. Jahrhunderts zurück. Unter Hinweis auf eine Stelle
des Nibelungenliedes wird losen mit lustrare, lauern gedeutet.
„Ein Lousberg", so heisst es, „ist daher ein um sich schauender,
hervorragender Berg, ein Berg, auf welchem man die Gegend
überschaut .... Im Munde der Aachener kommt ferner das
Eigenschaftswort lous in der Bedeutung schlau vor, d. h. einer,
welcher sich wohl umsieht, vorsieht, providens, prudens.**
Der Louäberg bei Aachen. 59
Sieht man von einem Erklärungsversuch Mones* ab, wo-
nach \u8, lüs im Keltischen „kleiner Hügel^ bedeutet, so dauerte
t^ nach 1825 mehr als 30 Jahre, ehe neue Deutungen versucht
wurden.
P. St. Käntzeler,
^^tadtarchivar in Aachen, veröffentlichte zuerst in zwei Aachener
Zeitungen* in den Jahren 1857 — 1870 ein paar Deutungsversuche,
die er in verbesserter Form dem Aufsatze von A. Förster
über den Lousberg im Programm der Realschule zu Aachen
l!^T0/71 (S. 3) einverleibte. Käntzeler hält die Ableitung von
,1ouäen, umherschauen" für eine ganz verfehlte, und findet in
Laovesberg keine Spur vom deutschen Namen Ludwig; „bei
mir*, so sagt er, „ist es feste Ueberzeugung, dass Lousberg
nichts anders bedeutet als Löwenbepg.** Dies stützt Käntzeler
hauptsächlich darauf, dass in der Aachener Gegend bis ins späte
Mittelalter hinein die niederdeutsche Mundart gebräuchlich
irewesen sei, nach welcher louve gleichbedeutend mit Löwe ist.
I>mve heisst auch Wölfin; doch kommt die Verwechslung des
orientalischen Löwen mit dem europäisch-nordischen Löwen, dem
Wolfe, häufig vor. Vereinzelt findet sich für Lousberg die Be-
zeichnung mons lupi — Loeffsberg; Vaals und Walhorn lagen
in pago Leuva, der sich bis Lüttich (Leodium) erstreckte;
in Aachen gab es eine sehr einflussreiche Gesellschaft zum
Lewenberg.
Adolf Seyberth; Mestorf; Virchow.
Lora tritt in Mythen oft als Wolkengöttin auf. In manchen
Sagen ist von einem Thier in Gestalt einer Laus die Rede,
wobei dem Zusammenhang nach zu schliessen, eine Erinnerung
an die Wolkengöttin Lora zu Grunde liegt. Der Losberg bei
Aachen ist ohne Zweifel ein Wodansberg. Genau wie Barbarossa
im Kyffhäuser, schläft im Losberge Ludwig der Fromme. Zu-
weilen schickt dieser einen Knappen nach Kunde von der Ober-
welt aus, und schliesslich kommt alle Mal ein Gewitter, welches
den Berg mit Donner und Blitz umbraust.
*) Hier citirt nach „Aus Aachens Vorzeit** Jahrg. V, S. 11; zwischen
hu (Hflgel) und loasen (umherschauen) dürfte wohl ein gewisser Zusammen-
h^wa; besteben.
») VgL Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. XVII, S. 299,
.Nra. 390, 892 und 893.
60 E. Pauls
Seyberth, der nur nebensächlich vom Aachener Lousberg
unter vielen andern auf eine Wolkengöttin bezüglichen Bei-
spielen spricht, hält also anscheinend dafür, dass man an einen
Naturmythus denken könne, d. h. dass der Anfang Los (Laus)
in Losberg vielleicht auf die Wolkengöttin Lora sich zurück-
führen lasse. (Programm des Königl. Gymnasiums zu Wiesbaden
1872; Abhandlung über die Loreleisage S. 1, S. 13 und S. 14.)
Hingewiesen sei hier noch auf zwei sehr interessante, wenn
auch für die Namendeutung des Aachener Lousbergs wenig
belangreiche Ausführungen aus dem Jahre 1887 von Fräulein
Mestorf in Kiel und dem berühmten Anthropologen Virchow.
Beide sprechen gelegentlich der Deutung des auch anderweitig
häufig vorkommenden Wortes Lusberg unter anderm vom Lous-
berg bei Aachen. Frln. Mestorf leitet Lusberg von „Lug ins
Land (lousen)* ab, währerfd nach Virchow zahlreiche im Harz
vorkommende Hügel des Namens Lausehügel stets alterthüm-
liche Dinge, meist Gräber in sich schliessen. Virchow nimmt
deshalb für Lausehügel eine gemeinsame Grundanschauung,
nicht „Lug ins Land" an, wobei er sagt: Nur der Lusberg
bei Aachen ist ein wirklicher Berg, aber ein natürlicher; daher
hier vielleicht ganz auszuschliessen ^
H. Marjan.
Auffalliger Weise war bisher die Ableitung von louve Wölfin
gar nicht in Erwägung gezogen worden. Käntzeler, dem wir
die Kenntuiss der Bezeichnung mons lupi verdanken, hebt zwar
hervor, dass in louve die französische Bezeichnung für Wölfin
stecke, nimmt aber eine Verwechselung des nordisch-europäischen
Löwen, des Wolfs, mit dem orientalischen Löwen an und deutet
demgemäss louvesberg mit Löwenberg. Für die Namenserklärung
ist mit der, soweit es sich übersehen lässt, nur an einer einzigen
Stelle vorkommenden Schreibweise mons lupi wenig zu machen.
Die Möglichkeit lässt sich nicht abweisen, dass die Bezeichnung
mons lupi aus uns unbekannten Gründen zu Ende des Mittel-
alters vorübergehend*^ in kleinen Kreisen Platz griff, um bald
*) Vgl. B. M. Lersch, Lousberge und Lonsbüchel in Jahrg. V, Nr. 1,
S. 10 (f. der Zeitschrift „Aus Aachens Vorzeit".
•) Vgl. in Quix, Königliche Kapelle 8. 85 die für den Salvatorberg (?)
ebenso vereinzelt vorkommenden Bezeichnungen mons latronum und mons
cardinalis.
Der Lousberg bei Aachen. 61
nachher sparlos zu verschwinden. Anderseits ist es ebensowohl
möglich, dass in älteren, uns nicht überkommenen Urkunden
leben dem eingebürgerten Namen Louvesberg die Form raons
hjpi zuweilen vorkam, dass es sich hierbei also um eine Bezeich-
üung aus früh-mittelalterlicher Zeit handelt. Die Untersuchung
hat sich somit, ohne dem mons lupi entscheidendes Gewicht
beizulegen, der Frage zuzuwenden, ob die Ableitung von louve
Wölfin ' aus sprachlichen und geschichtlichen Gründen als zu-
li?^g, d. h. wahrscheinlich hingestellt werden kann. Hierüber,
>owie überhaupt über die Deutung des Namens Lousberg hatte
Herr Professor Marjan in Aachen die Güte, folgendes brieflich
sitzutheilen.
^Es hält schwer. Zuverlässiges über die Etymologie des
Loibergs mitzuteilen. Hier deshalb nur Hypothesen.
1. Von lusen = lauschen kann das Wort nicht herkommen,
luov in der ältesten Form ist entschieden dagegen; das kann
kein Schreibfehler sein.
2. Altfrz. lovesse = Wölfin passt sprachlich schon eher
und würde meinen Beifall finden, wenn sich d^r sachliche Punkt
•iarait in Einklang bringen Hesse. Man hat im 10. und 11. Jahr-
haüdert hier noch die Lokalitäten französisch benannt, wie
ith in meinem neuen Buche ^ nachgewiesen habe.
3. Wäre ein Lovis d. i. Ludwigsberg nicht unmöglich; er
njii>ste zu Ehren Ludwigs des Frommen so benannt sein, der
den Salvatorberg mit der Kapelle versehen hat.
4. Der Lütticher Gau heisst, bevor Aachen häufiger Aufent-
haltÄ^irt des Königs wurde und nebst seiner nächsten Umgebung
einen besondem Distriktsnamen (Aachener Reich, regnum Aquense)
') Die ftltesten Lokalnamen in der Aachener Gegend waren meist lateinisch.
'Marjan, Progranun des Aachener Realgymnasiums 1880/81 S. 12, Anm.)
B*'i<piele: Septem fontes, Sepulia, Altus campus und dergl. Aachens nnmittel-
Wr»te Umgebung war schon zur Karolingerzeit reich an Wölfen, ebenso noch
n Zeiten des Cäsarius von Heisterbach. (Annalen des historischen Vereins
Iftr «len Niederrhein Heft 47, S. 32.) Mit Wolf zusammenhängende Orts-
Wzeichnangen finden sich hänfig eben in der Nähe des Lousbergs.
f^i^piele: Der obere und der untere Wolf vor Sandkanlthor; Wolfsfuhrt,
b»rdlich dem Paalinerwäldchen ; Wolfsmühle am Paulinerwäldcheu, schon
XUS Jahro 1235 urkundlich erwähnt.
*) Nach Angabe des Herrn Verfassers wird dieses Werk, dem bei den
''«^bicbufreunden eine willkommene Aufnahme gesichert sein dürfte, auf
^ Erklimng der Ortsnamen in der Aachener Qegend ein besonderes Ge-
stellt legen.
62 E. Pauls
erhielt, pagus Luwiensis; Vaals hat noch dazu gehört und auch
wohl Aachen; dieses Luw bringen die Etymologen mit dem
deutschen Laube = Wald in Verbindung und ebenso übersetzen
es die Wallonen mit gau des forfets.
5. Möchte ich auf holländich luw, adject. = gegen den
Wind schützend oder geschützt, aufmerksam machen. Im
Nederdutsch letterkundig wordenbock von Weyland, Antwerpen
1843 heisst es: Luw = war man tegen den wind gedekt is;
de luwe zijde van het bosch; et luwe bosch.
Ich sehe in 2 oder 5 das Richtige. Der hl. Lupus ^ wird
wohl nicht in Betracht kommen. Also lovesse, oder luw =
deckender, schützender Berg.
An eine direkte Herkunft des Wortes aus lat. lupus *, also
lupes, luvesberg möchte ich nicht denken, da man doch die
französische Form loup besass. Könnte man dagegen den Zu-
sammenhang der Wölfin mit dem Berge, wenn auch nur in
der Sage, herstellen, so wäre die Sache in Ordnung.
Den Berg als einen Löwenberg zu bezeichnen, dafür liegt
meiner Ansicht nach nichts vor, als die Möglichkeit einer Ver-
wechslung mit dem in etwa gleichlautenden luv; die nieder-
deutsche Form für Löwe ist leuv, im hochdeutschen (süddeutschen)
M Es gibt mindestens 18 Heilige des Namens Lupus. (Potthast, Ver-
zeichniss der Heiligen.) Nähere Beziehungen eines derselben zu Aachen sind
nicht bekannt. Ein Abt Lupus kommt im Zeitalter Ludwigs des Frommen (vgl.
Simson, Jahrbücher des Fränkischen Reichs unter Ludwig dem Frommen)
vor, doch liegt, wie Herr Professor Marjan hier bestätigt, nicht der geringste
Anlass vor, den Lousberg mit diesem Abt in Verbindung zu bringen.
*) Dies bemerkt Herr Professor Marjan besonders wohl deshalb, weil
ich darauf hingewiesen hatte, dass die Aachener Mundart überaus häufig bei
Eigennamen das lateinische us in es, und sonst sehr oft p und b in v oder w
ändert. Beispiele: Hubertus = Bertes; Theodorus = Dores; Hendricus =
Drikes. Ferner: Cuprum = Koffer; Taube = Duv; halb = hälv; geben =
gSven; Haber = häver. Dies auf mons lupi (versuchsweise!) bezogen, schien
die Acnderung lupus, lupes, luves um so näher zu liegen, als Capre mons
(Ziegenberg), eine Besitzung der Aachener Marienkirche, bald nach karolin-
gischer Zeit den Namen in Kevermunt änderte. (Lacomblet, ürkundenbuch
Bd. I, Nr. 1, 82, 98 und 118.) Sollte in Lousberg das französische „louve**
der Stamm sein, so hat der deutsche Anhang „Berg*^ nichts Befremdendes.
Eben bei Eigennamen sind solche sogen, hybride Formen in der Aachener
Gegend häufig. So enden in Aachen alle Thornamen auf „Portz**. Aber
während es Kölnportz hiess, nannte man anderseits die Köln- Aachener Gegend
Grippichen (Agrippina) Land; Sandkaul = Sand und kuU (Grube) n. s. w.
Der Lousberg bei Aachen. 63
kummt allerdings auch daneben luovs vor, doch dies kann hier
nicht in Betracht kommen."
Soweit Herr Professor Marjan, zu dessen Ausführungen
'b mir nur bezüglich eines nebensächlichen Punktes einen
üßraen Zusatz gestatten möchte. Das Gutachten erklärt die
Ableitung von Levis (Ludwigsberg) für nicht unmöglich,
ribt aY)er schliesslich einer der beiden Erklärungen „lovesse"
»ler »luw** den Vorzug. Es sind weniger Gründe sprachlicher,
aU vielmehr Gründe geschichtlicher Art, die gegen die Ab-
leitung Ludwigsberg sprechen dürften. Die in der Ortskunde
Aachens zu Ende des 14. Jahrhunderts vorkommenden Be-
zeichnungen zählen nach vielen Dutzenden^, während für die
Zeit vor 1200 Lacomblets Urkundenbuch viele Hunderte
niederrheinischer Orts- und Flurnamen zu unserer Kenntniss
Itringt. Bei einer genauen Durchsicht all dieser Namen ergibt
sich bald, dass man in früh mittelalterlicher Zeit wohl nach
'ien Namen von Heiligen Kirchen und Klöster, sowie einzelne
in Kirchen angrenzende Plätze benannte, dass aber kaum jemals
Berge, Wälder und Fluren nach dem Namen von Fürsten be-
uannt wurden^. Stammte Lousberg von Ludwigsberg ab, so
käme somit für den Namen Ludwig nicht Ludwig der Fromme
'•«ler Ludwig der Deutsche hauptsächlich in Erwägung, sondern
ein Heiliger des Namens Ludwig. Wahrscheinlich war aber
im 9. und 10. Jahrhundert ein Heiliger dieses Namens nicht
t^kannt'j und jedenfalls schweigen über ein vor dem Jahre
M In Laurents Aachener Stadtrechnungen mehr als sieben Druck-
*^itiii! (H. 420—427.)
») Für Aachen selbst finde ich aus der Zeit vor 1400 kein Beispiel;
i.orh in dem grossen Ortsregister zum ersten Bande von Lacomblets Urkunden-
bodi sind Ffirstennamen anscheinend fast gar nicht vertreten. Aus der Nähe
AaHicns sind hier die Ortsbezeichnungen Laurenzberg und Bernsberg er-
wihnenswerth. Laurenzberg, mons scti Laurentii, verdankt seinen Nameir
i*-m Kirchenpatron St. Laurentius; Bemsberg heisst an einer Stelle des
V^x>rhen Nekrologiums des Aachener Marienstifts (S. 7 *) mons Bernardi.
Hier liegt ein Name aus späterer mittelalterlicher Zeit vor. Die Familie
vf»a Bemsberg besass Bemsberg seit etwa 1200. Um 1240 und 1241 schwankte
4*f Name zwischen Bernolzbergh und Bernartzbergh ; in einer wichtigen
Urkunde von 1381 heisst es dagegen: Bemsbergh. (Qu ix, Schloss Berns-
Wrg, 8. 75, S. 76 und S. 104 flf.)
') Ein bl. Ludwig fehlt im bekannten Kalendarium Karls des Grossen
ifd. Piper); sochs von Potthast angeführte Heilige des Namens Ludwig
iUinmen alle ans dem zweiten Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung.
64 E. Pauls, Der Lousberg bei Aachen.
1000 in Aachen zu Ehren eines hl. Ludwig errichtetes Gottes-
haus alle ortsgeschichtlichen Nachrichten.
Kürzest das Wesentliche nochmals zusammengefasst, so ist
uns die älteste, vermuthlich lateinische Bezeichnung des Lous-
bergs nicht überliefert. Von 997 ab bis zum zweiten Viertel
des 13. Jahrhunderts heisst der Berg urkundlich Luoves- oder
Luvesberg, später bürgerte sich mehrfach ein i im Namen ein,
welches in den Bezeichnungen Luiesberg, Loyssberg und Louis-
berg zu Tage tritt. Seit etwa 1850 hat „Lousberg** die andern
Schreibweisen fast gänzlich verdrängt. Für die Richtigkeit
der Ableitung des Namens von lovesse Wölfin^, oder von luw,
deckender, schätzender Berg spricht eine hohe Wahrschein-
lichkeit.
') Die Frage liegt nahe, ob andere Berge in der Nähe Aachens nach
Thieren benannt waren. Dies liesse sich nur auf Grund eingehendster Unter-
suchungen einigermassen klarsteUen. Man wird leicht versucht, bei Louvenberg
in der Nähe Burtscheids, auch bei LouTenbcrg bei Simpelfeld (Aus Aachens
Vorzeit, Jahrg. V, S. 11, Anm.) ebenfalls an „Wölfin** zu denken; ferner bei
Krichellenberg und SchoTemnnt vor Marschierthor an „Heimchen (Grille)**
bezw. „Schaben**, oder „Ziegen** (Caprae mons = Schaver munt), ferner bei
Orlosberg (Quix, Bemsberg S. 77) an „Bären**, die noch zur Zeit Ludwigs
des Frommen in den Wäldern bei Aachen vorkamen. Aber in jedem Einzel-
faUe handelt es sich um ein dunkles Gebiet. So bedeutet „Krechel** in der
Aachener Mundart ebensowohl Heimchen (Grille) als Holzkohle (Krechelkohle),
und bei der andern angeführten Bezeichnung kann ein Eigenname dem Stamme
zu Grunde liegen. Bei Orlosberg, welches in einer andern Urkunde Orloves-
berg heisst, wäre zudem vielleicht wiederum die Form lovcs zu berücksich-
tigen, dagegen das Or ausreichend zu erklären und dergL Indem ich mich
auf diese Andeutungen beschränke, steUe ich zur Deutung dieser fünf Orts-
namen bestimmte Behauptungen nicht auf.
Zur Pabel von der Bestattung Karls des Grrossen.
Sine Entgegnung von Theodor Lindner.
Als ich 1892 im 14. Bande dieser Zeitschrift S. 131—208
tue\ne Abhandlung: „Die Fabel von der Bestattung Karls des
^Tnissen** veröflFentlichte ^, hegte ich die Hoffnung, die so viel
erörterte Streitfrage endgültig aus der Welt zu schaffen. Leider
i<t sie nicht in Erfüllung gegangen. Bald darauf brachte das
.Hist4)rische Jahrbuch** (Jahrgang 1893, XIV, S. 302—319) einen
Aaf>atz von Hermann Grauert in München: „Zu den Nachrichten
xlWt die Bestattung Karls des Grossen", der die Sicherheit
m*^iner Ergebnisse bestritt. Nicht, dass Grauert meine ein-
eebende Beweisführung irgend widerlegte oder überhaupt zu
widerlegen suchte — denn er berührte sie nur flüchtig und in
wenigen Punkten — , sondern er glaubte, von ganz neuen Ge-
<irhtspunkten aus die Frage beleuchten zu können. Mir erschien
*Trauerts Sache von Anfang an so wenig haltbar, dass ich eine
tiefere Begründung abwarten wollte, ehe ich dagegen das Wort
trgriff. Sie ist bisher nicht erfolgt. Wiederholt habe ich Grauert
irel;eten, er möge, um die Verhandlung abzukürzen, seine Ansicht
aiusfuhrlicher erhärten, doch er lehnte ab mit dem Bemerken,
♦*r>t nach einer Aeusserung von mir weiteres bringen zu wollen.
S> bleibt mir nichts übrig, als lediglich den Inhalt jenes Auf-
satzes zu besprechen, obgleich ich denke, schon dadurch die
zesammte Sachlage ausreichend klar zu stellen. Ich würde auf
>de Erörterung verzichten, wenn ich nicht hätte sehen müssen,
*lavi? Grauerts Aufstellungen trotz ihrer Seltsamkeit einige Gläubige
gefunden haben.
«Trauert erinnert an die Bemerkung Eankes: „es war ja
*Tebrauch, zuweilen auch bei Priestern, den Verstorbenen eine
Mtzende Stellung bei ihrer Beerdigung zu geben ***. Hatte ich
*) Aach im Einzeldruck: Aachen 1893, Creraersche Buchhandlung, aus-
cqpeben.
») Vgl. meinen Aufsatz S. 183 (Einzeldruck S. 3) und S. 189 (59).
6
66 Theodor Lindner
als einzige bekannte Belagstelle, die wahrscheinlich Ranke vor-
schwebte, den Bericht Thietmars von Merseburg über die Be-
stattung der üeberreste des Bischofs Sigmund I. von Halberstadt
angenommen, so verweist Grauert auf eine Schrift aus dem
Anfange des 15. Jahrhunderts. Ein baierischer Knappe, Hans
Schiltberger, der 1394 in die Gefangenschaft der Türken fiel
und in ihr fast 30 Jahre zubrachte, berichtet, die verstorbenen
griechischen Priester würden bekleidet mit ihrem Messgewand
in das Grab auf einen Sessel gesetzt und mit Erde zugedeckt.
Ein englischer Gelehrter Telfer, der 1879 eine Uebersetzung
Schiltbergers herausgab, macht dazu die Bemerkung: „Jedes
Glied des griechischen Klerus wird in vollständiger kirchlicher
Gewandung bestattet, doch der alte Gebrauch, sie in sitzender
Stellung zu beerdigen, wird nur noch bei einem Bischöfe be-
obachtet". Telfer fügt hinzu den Bericht eines Zeitungs-
Korrespondenten der Times vom August 1878, welcher dem
Leichenbegängnisse des eben gestorbenen Patriarchen von Kon-
stantinopel beiwohnte. Der Todte war in der Kirche der Ver-
ehrung des Volkes ausgestellt, sitzend auf einem Throne mit
air dem Glänze seiner hohen Würde ausgestattet, und wurde
auch so zu Grabe getragen. Ein ungenannter griechischer Be-
gleiter vertraute dem Korrespondenten an, der Patriarch trage
eine aus alter byzantinischer Zeit stammende Kleidung, die durch
den kaiserlichen Adler an der Mitra kenntlich sei, und setzte
belehrend hinzu: auch die byzantinischen Kaiser wären in sitzen-
der Haltung beigesetzt worden. Die Grablegung des Patriarchen
hat der Berichterstatter nicht mit angesehen.
Grauert gedenkt dann einer muhamedanischen Sage, die er
freilich selber nicht glaubt, nach der die Leiche des persischen
Grosskönigs Chosru I. (f 579) auf dem Throne in ihrem Grab-
male gesessen habe, ferner des alten Volksglaubens in München,
Kaiser Ludwig der Baier sitze in der Gruft der Frauenkirche
auf einem Sessel, darauf des Gebrauches der russischen Tartaren,
die Todten sitzend zu beerdigen, endlich erzählt er, dass die
Leiche der 1463 gestorbenen Aebtissin Katharina von Bologna
längere Zeit nach ihrem Tode auf einen Sessel gesetzt worden
und noch jetzt wohl erhalten sei K
') Nach der Schilderung, die Grauert gibt, ist auf den nicht seltenen
Fall einer Leichenvertalknug zu schliessen.
Zur Fabel von der Bestattung Karls des Grossen. 67
Das sind alle und säramtliche Gründe, durch welche Grauert
-ifh bewogen findet, die Frage nach der Bestattung Karls des
*irobsen ^neuerdings als eine offene anzusehen". Fassen wir
dit» Kernpunkte zusammen.
Karl der Grosse wurde am 28. Januar 814 begraben, erst
*e< bs Jahrhunderte später wird der Gebrauch der Griechen, die
*iei>tlichen sitzend zu beerdigen, erwähnt, über 1000 Jalire
nachher erzählt ein unbekannter Konstantinopolitanischer Ehren-
mann dem Times-Korrespondenten, alle byzantinischen Kaiser
>eien sitzend bestattet worden.
Doch machen wir Ernst mit dem luftigen Spiele. Grauert
hat zwar durchaus nichts auf Karl den Grossen bezügliches,
i^K-r doch etwas thatsächliches gefunden. Wirklich werden bei
»ien Griechen unter gewissen Umständen die Leichen geistlicher
Personen sitzend in das Grab gesenkt.
Durch gütige Vermittlung habe ich Auskunft von hohen
Wünlenträgern der griechischen Kirche erhalten.
Patriarchen und Bischöfe sind in ihrem vollen Amts-Ornat
zu bestatten, wenn sie innerhalb ihrer Diözese sterben, sonst
nur im priesterlichen Ornate, wie die übrige Geistlichkeit. Um-
hüllt damit wird die Leiche möglichst rasch in der Kirche auf-
-r*'^>ahrt. Ueber die dem Leichnam dabei zu gebende Stellung
N.->tehen keine besonderen Vorschriften, doch der gewöhnliche
(▼•'brauch ist, ihn in mehr oder weniger sitzender Haltung aus-
zustellen, wenn die seit dem Tode verflossene Zeit so kurz ist,
•las^ die langstreckende Todtenstane noch nicht eingetreten ist.
I»ie Beerdigung erfolgt bald, wie es die in dem heissen Klima
M'hnell eintretende Verwesung erfordert. Da dann meistens die
T«Klteustarre noch nicht gewichen ist, und daher die Glieder,
'»hne trebrochen zu werden, sich nicht in grade Lage bringen
I.iNM-n, muss die Beisetzung so bewerkstelligt werden, dass das
Grab mit einer sitzartigen Erhöhung aus Erde oder Steinen
vt-r-sehen und der Leichnam mit starker Neigung nach hinten
'larauf gesetzt wird. Sonst würden die Beine höher als der
Kopf zu liegen kommen. Die Leiche wird mit langen flachen
Steinen öl)erdeckt und Erde darauf geworfen. Doch kann auch,
wenn eine gemauerte oder in den Fels gehauene Grabkammer
vorliereitet ist, sie einfach zugemauert werden, das sind aber
Mfhr seltene Fälle. Wenn dann die Gliederstarre sich löst,
wird die Leiche bei dem Uebergewicht des Kopfes und des
6*
68 Theodor Lindner
Oberleibes gewiss nicht sitzen bleiben, sondern seitwärts oder
längshin gleiten.
Diese Ausstellung in der Kirche in sitzender Haltung kommt
in Jerusalem auch bei den römisch-katholischen Patriarchen vor;
von den Maroniten im Libanon wird sie gleichfalls berichtet.
Dagegen ist gewiss, dass der letztverstorbene armenische Patri-
arch in Jerusalem liegend aufgebahrt wurde.
Wir haben es hier nicht mit einer bindenden Vorschrift zu
tlmu; sondern mit einem Brauche, der von Zeit und Umständen,
von der Art der Todeskrankheit und vor allem von dem Ein-
tritt und der Dauer der Todtenstarre abhängig ist. Diese
wechselt nach den verschiedenen Todesursachen; in der Regel be-
ginnt sie etwa sechs Stunden nach dem Sterben und hält bis zu
sechsunddreissig Stunden an. Aus Allem ergibt sich, dass die
Bestattung in sitzender Stellung nicht die eigentliche Absicht,
sondern lediglich eine meist unvermeidliche Folge ist. Die Auf-
bahrung in sitzender Haltung in der Kirche zum Zwecke der
letzten Ehrung ist der alleinige Zweck. Daraus erklärt sich,
warum die schliessliche Form der Beerdigung noch niemals
irgend welche Aufmerksamkeit erregt hat, weil sie ganz neben-
sächlich und nur zufällig ist. Ist der Körper weich und bieg-
sam, so wird er flach gelegt.
Dass früher die Leichen der gewöhnlichen Priester ähnlich
behandelt worden sind, will ich nicht bestreiten. Doch alles,
was wir wissen, bezieht sich nur auf Geistliche, bei denen die
Sitte als Ausfluss ihrer kirchlichen Würde leicht erklärlich ist.
Wie alt sie ist, wissen wir nicht; das früheste bekannte Zeugniss,
eben das Schiltbergers, gehört erst dem 15. Jahrhundert an,
und da sich auch kirchliche Gebräuche mit der Zeit einstellen
und wieder verschwinden, wird Niemand behaupten wollen, dass
sie schon im 8. Jahrhundert geübt worden sein müsse.
Die Gewänder werden mit ins Grab gegeben, weil sie dem
Verstorbenen persönlich gehören. War jedoch der Anzug, den
der 1878 abgeschiedene Patriarch von Konstantinopel trug (vgl.
oben S. 66), wirklich ein altbyzantinisches Gewand, so muss
es natürlich jedes Mal bei der Grablegung abgenommen worden
sein. Auch der Sessel, auf dem der Leichnam geruht hat, wird
nicht in das Grab mitgegeben. Der Körper soll gar nicht in
seiner irdischen Herrlichkeit erhalten werden.
Demnach besteht zwischen diesem Gebrauch und der angeb-
Zur Fabel von der Bestattung Karls des Grossen. 69
Jehen BestÄttungs^v^eise Karls des Grossen nicht die mindeste
Aehnlicbkeit.
Doch nun zu unserem Gewährsmann in Stambul, der genau
wüsste, dass die byzantinischen Kaiser ebenfalls sitzend bestattet
werden seien. Orauert hat sich alle Mühe gegeben, die dürf-
neen Nachrichten über die Bestattung der oströmischen Kaiser
and ihre Gräber zusammenzusuchen, wofür ich ihm sehr dank-
bar bin. Eine Beschreibung der alten Kaisersarkophage aus
dem 10. Jahrhundert besagt ausdrücklich, dass die Leiche in
.l.nen „liegt** (dcT^oxetxai). Grauert meint freilich, „damit ist eine
ritzende Haltung der Leiche nicht ausgeschlossen''. Im Uebrigen
mus:^ er zugeben, dass eine erhaltene ausführliche Schilderung,
vie man eine kaiserliche Leiche aufbahrte und welche Worte
*la\>ei an sie gerichtet wurden, sowie sämmtliche andere Nach-
rirhten, die irgend bekannt sind, „nicht zur Annahme einer
Bestattung in liegender Haltung nöthigen. Ebensowenig ist die
ritzende Position der Leiche für ihre definitive Ruhestätte aus-
drücklich bezeugt*'.
Aber ein erhaltener Kaiser-Sarkophag ist 5V2 Fuss, also
etwa 1,80 Meter, ohne Deckel hoch. Daher wäre, meint Grauert,
eine sitzende Haltung der darin geborgenen Leiche wohl mög-
lich. Uas ist an sich richtig, denn ein hochgewachsener Mann
iKisst auf einem Stuhle sitzend gegen 1,44 Meter, ein mittel-
irn^ser 1,33 Meter. Aber soll denn überhaupt aus der Höhe
d«^r Sarkophage folgen, dass der Körper darin sass? Wir kennen
;ii^ der römischen Zeit zahlreiche Steinsärge von ungewöhnlicher
Grosse. So befindet sich einer, der Musensarkophag, im Campo-
santo zu Pisa, der 2,08 Meter, ohne Deckel 1,46 Meter misst^
Der bekannte sogenannte Sarg der Helena im Vatikan ist ohne
I>fM'kel 1,34 Meter hoch. Der angebliche Sarg der Galla Placidia
in Ravenna ist jedoch nur 2,02 Meter hoch, ohne Deckel 1,25
Meter, so dass eine aufrecht sitzende Leiche den Rand über-
ni2t haben müsste, umsomehr, da die vorhandenen Gebeine
Ton ungewöhnlicher Grösse und Stärke sind^ Doch es wäre
*Mne sonderbare Idee, vermuthen zu wollen, dass die Särge des-
halb so hoch gemacht worden sind, um die Leiche darin zu
Mrtzen. Gibt es doch antike Sarkophage, in denen nur die
.\>che des verbrannten Körpers sich befindet. Oefters waren
'» Dötscbke, Antike Bauwerke in Oberitalicn I, Nr. 61, 8. 54.
') Vgl. meinen Aufsatz S. 184 f. (54 f.)
70 Theodor Lindner
auch die hohen Sarkophage dazu bestimmt, zwei Leichen, etwa
die des Gatten und der Ehefrau, aufzunehmen K Lediglich Mode
und herrschende Kunstform entschieden darüber, und noch heute
werden Sarkophage für todte Herrscher von gewaltiger Grösse
gemeisselt. Selbst in dem grössten könnte die Leiche nur
auf niedrigem Sessel, nie auf einem Throne untergebracht
werden. Wozu sollte sie auch thronen, wenn sie Niemand sieht?
Solche Prunk-Leichengehäuse werden zudem immer erst nach
dem Tode angefertigt und der Leib wird nachträglich in ihnen
geborgen; meistens liegt er darin in seinem ursprünglichen
kleineren Behältnisse eingeschlossen, manchmal auch von mehre-
ren Hüllen umgeben. So ist es der Fall bei den ägyptischen
Mumien, die auch häufig in riesigen Stein-Sarkophagen gebettet
sind. Die merovingischen und karolingi sehen Steinsärge, die
uns erhalten sind, haben alle flache Formen und sind meist sehr
schlicht gearbeitet; erst das spätere Mittelalter schuf reichere
und grössere Sarkophage.
Dass Sagen über in Hügeln oder verschlossenen Räumen
sitzende todte Herrscher vorkommen, beweist noch nicht, dass
solche wirklich vorhanden waren und am wenigsten, dass Karl
der Grosse auf dem Throne beigesetzt wurde. Wohin würden wir
auf solchem Wege mit der Sagenforschung gerathen! Dennoch
glaubt Grauert in der muhamedanischen Fabel über Chosru eine
Tradition im persisch-asiatischen Gebiete erblicken zu dürfen,
welche auf die Form der Bestattung Karls des Grossen ein-
wirken konnte! Erst ist der Beweis zu fuhren, dass eine
solche Tradition über thronend beigesetzte Könige wirklich
vorhanden war, dann dass sie bereits vor Karl dem Grossen
bestand, ferner dass sie im Frankenreiche bekannt war, endlich,
dass man dort die Neigung hatte, den Ungläubigen etwas nach-
zumachen. Dass sich die Münchener schon im 16. Jahrhundert
erzählten, Ludwig der Baier sitze in der Gruft der Frauen-
kirche, ist ganz glaublich. Unzweifelhaft gab es unter den-
selben Abergläubischen auch manche, die ganz genau wussten,
dass Schätze von schwarzen Hunden mit glühenden Augen be-
wacht werden.
Muss denn jedem Volksgeschwätz ein historischer oder
mythologischer Grund unterliegen P Hätte in Aachen eine solche
') Die obigen Mittheiluugen verdanke ich meinem Kollegen Carl Robert.
I
Zur "Fabel von der Bestattung Karls des Grossen. 71
HeberVieferung von Karl bestanden, so Hesse sich eher ernsthaft
darüber redea, aber gerade dort fehlte sie vollkommen bis in die
oeuesle Zeit.
Die heilige Katharina von Bologna kann hier gar nicht in
Betracbt kommen, da sie anfänglich liegend beerdigt worden ist.
Was iiaben die halbheidnischen Tartaren mit Karl zu thun?
Wir können doch nicht jede Sitte, die zu irgend einer Zeit
>>ei irgend welchem Volke nachweisbar ist, ohne weiteres auf
Wliebige andere Zeiten und Völker beziehen! Da empfiehlt es
^ieh jedenfalls mehr, an die von mir geschilderten neolithischen
,Hi>cker'' zu denken, von denen sich auch in Frankreich Spuren
riuden sollen K Da wäre doch ein historischer Faden vorhanden.
Grauert hat ausserdem vollständig meinen Beweis übersehen,
«las« die Kenntniss von der angeblichen Kaisergruft in Aachen
h\^ in die neueste Zeit nicht ins Volk gedrungen und ebenso
die Saj?e nicht von dort ausgegangen ist.
Grauert will mit seinen wunderlichen Ausführungen offenbar
l^eweisen, dass im Orient eine Ueberlieferung über Beisetzung
von Königen in ihrem Herrscherprunk vorhanden gewesen sei,
und sucht in ihr eine Unterstützung für seinen Satz: „Es wäre
doch möglich, dass die Bestattung vornehmer Leichen in sitzen-
der Stellung auch im 8. oder 9. Jahrhundert, namentlich im
weiteren oder näheren Orient, vornehmlich in Byzanz üblich
:rewpsen wäre**. Byzanz habe das abendländische Kulturleben
>tark beeinflusst; selbst das Ceremoniell des erneuerten Kaiser-
thunis sei dem orientalischen nachgebildet worden und der von
Karl erbaute Kaiserpalast in Aachen stehe in aussergewöhnlich
htarker Abhängigkeit von der byzantinischen Kunstübung. Das
.r^-he ich alles geni zu, aber beweist es, dass man sich in Aachen
plötzlich auch zur Nachäfferei byzantinischer Begräbnissformen
— wenn sie überhaupt vorhanden waren — entschlossen hätte?
Alle:» hat seine Grenzen. Mühlbacher ^ hat bereits ebenfalls die
Frage aufgeworfen: „Wie sollte man in jeuer Zeit und bei den
häufig sich reibenden Gegensätzen zwischen lateinischer und
jrriechischer Kirche in Aachen dazu gekommen sein, entgegen
dem abendländischen Begräbnissbrauche die Bestattungsweise
') Vgl meinen Aufsatz 8. 181 (51).
*) Mittbeilungen des Instituts für Ocstr. Geschichtsforschung lh04,
Bl IV , S. 182.
72 Theodor Lindner
griechischer Geistlicher oder überhaupt eine orientalische oder
griechische Ausnahmeart bei der Beisetzung des gi-ossen Kaisers
zum Muster zu nehmen?" Grauert sagt selber, dass die Kaiser-
krönung von 800 eine scharfe Lossage von Byzanz bedeutete,
dass die griechischen Kunstformen nicht unmittelbar, sondern
aus Ravenna übernommen wurden. Ravenna aber war selbst
unter byzantinischer Herrschaft eine der Bevölkerung nach
lateinische Stadt. Was ich über den dortigen angeblichen Sarko-
phag der Galla Placidia gesagt habe, brauche ich nicht noch-
mals zu wiederholen, da Grauert keinerlei Gegenbeweis geführt
hat. Dass Karl der griechischen Kirche auch sonst, wie in
Bezug auf die Bilderverehrung feindlich gegenüber stand, ist
bekannt.
Endlich denke man sich in die Lage des Hofes bei dem
unerwarteten Hinscheiden des Kaisers! Der Thronfolger ist
nicht da, nicht einmal über den Ort, wo Karl seine letzte Ruhe-
stätte finden soll, liegt eine Bestimmung vor. Die Frage nach
Art und Weise der Beerdigung ist also vorher nie erwogen
worden. In diesem Wirrwarr soll plötzlich Jemand auf den
Gedanken gekommen sein: „In Byzanz werden die Geistlichen
in sitzender Stellung zu Grabe getragen" und sofort ist der
ganze Hof bereit, diese bisher ganz unbekannte Art auf eigene
Hand bei der Leiche des grossen Herrschers in Anwendung zu
bringen !
Grauert hat in keiner Weise erklärt, wie er sich eigentlich
die Beisetzung Karls denkt, und dennoch kann man über ein
solches Geschehniss nur dann klar werden, wenn man sich alle
Einzelheiten lebendig vor Augen stellt. Will er die Fabeleien
des Grafen von Lomello aufrecht erhalten? Selbst wenn man
zugeben wollte, dass bereits in Griechenland die Sitte bestand,
Todte in sitzender Stellung aufzubahren und dass dieser Gebrauch
in Aachen damals nachgeahmt worden ist, föllt zur Bestätigung
jenes Berichtes nichts ab. Oder glaubt Grauert, dass Karl in
einem Sarkophage auf dem Throne sass, also auf einem Solium
innerhalb eines Solium? Oder dass die Leiche auf dem Throne
sitzend mit Erde überschüttet wurde? Eine Aeusserung von ihm
in dieser Hinsicht ist unerlässlich und lässt sich nicht mit leeren
Worten umgehen. Höchstens bliebe die Möglichkeit, wenn man
Thietmars Solium durchaus als Sitz auslegen wollte, anzunehmen,
dass die noch von der TodtenstaiTe gefesselte Leiche in nicht
Zur Fabel von der BestÄttung Karls des Grossen. 73
2inz ftacher Lage ohne Sarg in den unter dem Paviment der
Kirche befindlichen gewachsenen Erdboden eingesenkt wurde,
and somit das Solium zwar nicht einen Kaiserthron, aber eine
älzartige Stütze unter dem Körper, etwa ein Bänkchen, bedeutete.
Merkwürdigerweise ist in neuester Zeit eine Stelle im
Lohengrin so ausgelegt worden, als ob sie auf eine solche Bei-
i*tzungsweise in nicht ganz gestreckter Körperhaltung bezogen
werden könnte.
Die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Baiern
entstandene Dichtung „Lohengrin" enthält über Otto III. folgende
Verse:
7470 zAche —
Unt liiez den keiser Karl uz graben.
swie er würde sam ein beilege niht erhaben,
so vant er doch manc wunder bi im starke
in dem grabe, daz im wa^ so kurz,
daz er toter muost darinne nemen stürz;
nu ligt er in eins schoenen grabes sarke,
bi der naht er im erschein unt sagt im disiu maere,
daz er solt nimmer werden alt^
Nahm man bisher an, dass der Dichter hier lediglich die
-ächsische Weltchronik benutzte, so sprach John Meier die
t><-harfsinnige Vermuthung aus, dass ihm eine spätere, vielleicht
liaierische, Bearbeitung vorlag, der er einige Zusätze, die sich in
der sächsischen Weltchronik nicht finden, entnahmt Zu ihnen
rechnet J. Meier die oben gesperrt gedruckten Verse. Er legt sie
dahin aus: „dass das Grab so kurz war, dass die Leiche des
Kaisers darin nur in krummer, umgebogener Stellung Platz fand".
Ich glaube jedoch nicht, dass diese Uebertragung der Verse
richtig ist. Ich denke eher, hier ist überhaupt nicht von Karls
Leiche, sondern von Otto selbst die Rede. Die Undeutlichkeit
der Satzbildung gestattet nicht, sicher zu erkennen, wen der
Dirbter jedesmal mit dem „er" meint. Bald ist es Karl, bald
Otto. Deshalb fasse ich die Verse 7470 f. anders auf, als Meier.
Der Verfaf»ser wollte nur ausführlich sagen und schildern, Otto
»ei »ein Unternehmen schlecht bekommen, so dass er bald selbst
*l Ausgabe von H. Rückert in der Bibliothek der gesamten deutschen
XAtioiuJ-Literatnr XXXVI, S. 198, Vers 7470—7478.
*) Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache XVIII, 8. 402 ff.
74 Theodor Lindner
sterben und ins Grab musste ^ „Es wird eines zu kurz" bedeutet
nach Grimms Wörterbuch V, 2831: „er stirbt bald", das „stürz
nemen" erklärt Lexer mit ausdrücklicher Bezugnahme auf diese
Stelle als: „fallen, stürzen". Es mag zweifelhaft sein, wie weit
man in diesem Phrasenschwall sich an einzelne Worte halten
darf, aber das „toter" in Vers 7475 kann doch nicht gut auf
Karls Leiche, sondern nur auf den noch lebenden Otto gehen.
So bleibt sogar ungewiss, ob nicht der Vers: „nun liegt er in
eines schönen Grabes Sarge" statt auf Karl, ebenfalls auf Otto
geht, dessen Bestattung eben dort zu Aachen der Dichter später-
hin erzählt: sie brachten daz gebeine dar nach eren, da ez noch
hiut begraben lit (Verse 7518 f.).
Denn als Lohengrin gedichtet wurde, befanden sich die
lieber res te Karls bereits seit langer Zeit in dem von Friedrich II.
gestifteten Reliquar. Doch wie dem auch sein mag, jedenfalls
wusste der Urheber Lohengrins nichts von einer Bestattung
Karls auf dem Thron und „eine krumme, umgebogene Haltung"
würde mit einer sitzenden wenig übereinstimmen.
Karls Leiche hätte unmöglich in einen der üblichen Sarko-
phage gebettet werden können, wenn sie noch in der Todten-
starre von dem Tragsessel oder dem Throne herabgenommen
wurde. Nur eine Bedeckung des Körpers mit flachen Stein-
platten und dann mit Erde hätte sich ausführen lassen. Dem
widersprechen alle Berichte über sein Grab, wie sie auch lauten
mögen.
Grauerts Ansicht ist demnach ein leicht zerstörbares Spinnen-
gewebe, eine geistreiche aber bei näherer Betrachtung platzende
Luftblase. Eine Beisetzung der Leiche, mit der Absicht, den
Schein des Lebens zu erhalten, ist auch im Orient nie üblich
gewesen; Grauert hat den Zweck des dort üblichen Gebrauches
nicht verstanden und unberechtigte Folgerungen aus ihm gezogen.
Aber auch das Ueberschlagen der Sitte, einen Todten in schein-
barem Leben zur Schau zu stellen, nach dem Occidente ist nicht
nachweisbar. Keinerlei Spur ist irgendwo zu entdecken, und
da sollen die Höflinge Karls das in der ganzen abendländischen
Welt vorher und nachher einzig und allein bestehende Beispiel
gegeben haben?
*) Auch der Herausgeber bemerkt S. 227, dass der Dichter seine Vor-
lagen wUULttrIlch änderte und gelegentlich Eigene» hinzufügte.
ZxLT 'Fabel Ton der Bestattung Karls des Grossen. 75
Selbst >wenn es Grauert gelänge, nachzuweisen, dass der
uwvAiiscbe Gebrauch bei der Beisetzung hoher Geistlicher schon
•ra B. Jahrli lindert üblich war, oder dass hin und wieder auch
«rinmal <Vie Leiche eines vornehmen Laien sitzend aufgebahrt
Worden ist — für Karls des Grossen Bestattung wäre das ohne
JHlen Belang.
Ich füge noch einige Notizen hinzu. — Ein merkwürdiges
Märehen von der Beisetzung des Königs Cadwallan bringt der
1174 gesU»rbene normannische Dichter Trovere Wace^ Aegi-
'iius von Orval im Luxemburgischen, der um 1250 eine Chronik
»l»'r Lütticher Bischöfe schrieb, erzählt :' (Carolus) sepultus est
A<iui>gTani ante introitum chori sub magno lapide de marmore
Pario in ecclesia regali^. Die angebliche Grabstätte war also
•Umals schon ähnlich wie heute durch eine besondere Steinplatte
Wzeichnet. Oder sollte Aegidius mit dem ^marmor Parium"
'!**n in die Wand eingemauerten Proserpina-Sarkophag meinen?
I>a>s das Wort Solium im Mittelalter nicht ausschliesslich in
dem en^en Sinne von Königsthron gesagt wurde, bezeugt die
«ontinuatio Fredegari: (Karl Martell) remeavit in regionem suam,
in terra Francorum, solium principatus sui ^ Grauert theilt mit,
d;i>8 noch im 16. Jahrhundert der französische Gelehrte Petrus
*nllius das Wort Solium unbedenklich in der Bedeutung Sarko-
fihaiT gebraucht.
Zu den Nachrichten über Einbalsamirung und Behandlung
»1*T Leichen im früheren Mittelalter, die ich in meinem ersten
Aufsätze gesammelt habe, bringe ich noch einige Ergänzungen.
Thietmar erzählt IV, c. 51 von den Eingeweiden Ottos III.:
I>ux (Heinricus) Augustanam attingens urbem — intestina duabus
l:i:.Mniculis prius diligenter reposita in oratorio — Othelrici —
MjMiIturae honorabili tradidit. Der Körper wurde weiter nach
Aarhen gebracht. Wipo c. 37 erzählt, wie die Königin (liunehild.
»lie (4emahlin Heinrichs III. und der Herzog Hermann von
S<hwabon in Italien der Pest erlagen. „Corpus res^inae tenorum
♦-t deli<*atum aromatibus cimditum — ductum ad Germaniaiu, in
praeix»situra Lintburg sepultum est. De duce statutum fuorat,
ut iu Constantiara civitatem Alemanniae duceretur, scd calore
M Vgl. Alwin Schultz, Höfisches Leben, 2. Aiiria<re, II, S. 47t>.
») Mon. Ocrm. Scr. XXV, S. 47.
*) Mon. (»orm. Scr. rer. Merov. IT, S. 178.
78 Theodor Lindnor, Zur Fabel von der Bestattung Karls des Otosaen.
nimis obstante in Trideüto sepelitiir". Die inneren Tbeile Hein-
riclis III., der zu Bodfeld im Harz starb, wurden in Goslar bei-
gesetzt, der Körper nach Speier überfiilirt '. Von Kaiser Hein-
rich V. heisst es in Änselini continuatio Sigeberti: corpus eius
eiectis iutestinis sale respersum Spirae relatum est'.
') Steindorff, Jahrbücher des deutschen Reichs unter Heinrich 1H.
Bd. II, S. 356.
') Mon. Genn. Ser. VII, S. 380.
Aachener Prozesse am Eeichskammergericht.
II. Abtheilang.
Prozeese ans A^aclien und dem Regierungrsbezirk Aachen mit
Ausnahme cLer eile Aachener Behörden und Korporationen
betreffenden.
Von Hermann Yeltman.
Einleitung.
Im 10. Bande der Zeitschrift des Aachener Geschieh t-s-
Tereins ist eine Arbeit des am 23. Juni lvS86 verstorbenen Königl.
Siaatsarchivars Dr. R. Goecke, unter dem Titel: Aachener Pro-
zf'N?e am Reichskammergericht, veröffentlicht worden. Goecke
hat ilarin nur diejenigen am vormaligen Reichskammergerichte
Anhängig gewesenen Prozesse berücksichtigt, welche Behörden
der Stadt Aachen als: Bürgermeister und Rath, Schöffenmeister,
S* hoffen, Syndici, Baumeister, den Vogt-Meyer u. s. w. betreffen,
^»wie die der Aachener Stifter, Klöster, Kirchen, Zünfte und
Aemter, also ausschliesslich Rechtsstreitigkeiten der Aachener
Behörden und Korporationen. Es fehlen bei ihm alle von Aachener
Bürgern und in Aachen domizilirten Personen an dem höchsten
Gerichtshöfe Deutschlands geführten Prozesse, insoweit sie eben
nifht gegen Aachener Behörden und Korporationen gerichtet sind.
Die nachstehende Arbeit bringt die Regesten von allen
Kammergerichts-Prozessen aus dem Bereiche des Regierungs-
l^ezirkes Aachen mit Ausschluss der von Goecke für die Stadt
Aarhen zum Theil veröffentlichten ^ nach den Klägern alpha-
iK-tisch geordnet*.
'» Es ist leicht mögUch, dass einige dem Rejcierungsbezirke Aachen
nirht an^ebörige Prozesse in dies Verzeichniss mit auf^ononimen sind.
B**! dtr jcros.sen Menge gleichnamiger, in den verschiedenst on Gcfjonden
[»••aUrblands belegenen Ortschaften wftre absolute Richtigkeit in dieser Be-
zWfaang <*ben nnr durch die Prüfung der Akten seihst zu erreichen gewesen,
wa« bi'i dem Frafange der Regesten nicht beabsichtigt werden konnte.
*) Ofwcke« Ordnung der Regesten nach dem Jahre der Einführung des
ProieMea beim Beichskammergericht ist als eine verfehlte zu bezeichnen.
78 Hermann Voltman
Während Goecke sich darauf beschränken konnte, aus den
alphabetischen Registern zu zwei Repertorien die Nummern der
dort unter Aachen verzeichneten Prozesse auszuziehen und die
ausgezogenen Nummern nach einem bestimmten Formular aus
den Repertorien abzuschreiben, waren behufs Excerpirung der
hier veröffentlichten Regesten 39 grosse, zum Theil recht dick-
leibige Folianten Blatt für Blatt und Nummer um Nummer unter
häufiger Befragung von geographischen Hülfsmitteln und oft-
maliger Vergleichung der Goeckeschen Regesten ^ sorgfaltig
durchzusehen.
Diese Regesten sind, wie die Goeckeschen, aus dem iin
Königl. Staatsarchive zu Wetzlar aufbewahrten General-Reper-
torium über die am Kaiserlichen Kammergerichte geführten
Prozesse wörtlich entnommen. Nur die in dem Repertorium zur
Anwendung gebrachte, sehr tibersichtliche, tabellarische Anord-
nung hat für den Druck- aufgegeben werden müssen, weil durch
das Format der Vereinszeitschrift für die Drucklegung in dieser
Form Schwierigkeiten entstanden wären*.
Mit Rücksicht auf die von Goecke über die Entstehungs-
geschichte des General-Repertoriums gebrachten, mehrfach nicht
zutreffenden Angaben, mögen einige berichtigende und ergänzende
Mittheilungen hier Platz finden.
Das General-Repertorium ist von der durch die deutsche
Bundesversammlung eingesetzten Reichskammergerichts-Archiv-
Kommission in den Jahren 1846 — 1852 angefertigt. Der Kommis-
sion gehörten an zwei im Range gleichstehende Kommissare, der
Königl. Preussische Landgerich tsrath Joseph Larenz und der
Königl. Würtembergische Justizreferendar Freiherr Eduard von
Seckendorff-Gutend, sodann noch fünf Hülfsarbeiter, die Königl.
Preussischen Gerichtsassessoren Holzapfel, Bachmann, Kinder-
mann, Fuisting und Bachofen von Echt. Von dem ungeheuren
Materiale, rund 80000 Prozessakten ^, hat Larenz ein gutes
*) Ooecke hat, weil die Ilegist(»r zu den beiden Repertorien eine genaue
alpliabetische Folge nicht immer einhalten, nicht aHe Prozesse bringen können,
welche plangemäss von ihm ftlr die Stadt Aachen hätten aufgenommen wer-
den müssen.
') Die Aptirung der in tabellarischer Form vom Verfasser gelieferten
Regesten und die Richtigstellung der alphabetischen Folge ist durch die
Redaktion besorgt worden.
*) Goecke a. a. 0. S. 23 gibt für das General-Repertorium 34634
Prozesse an. In Wirklichkeit enthält dasselbe die Begesten von 79 786
Aachener Prozesse am Reichskammerge rieht. 79
Drittel allein bewältigt und zwar dadurch, dass er immer einen
ProtokoUisten zur Hand hatte, dem er während der Durchsicht
ier Akten die Eegesten fix und fertig in die Feder diktirte,
>«) dass sie gar nicht mehr abgeschrieben zu werden brauchten.
Die übrig-en zwei Drittel der gewaltigen Aktenmasse haben
Larenz' Aratsgenossen, der Justizreferendar von Seckendorfi^, die
fünf Gerichtsassessoren und der Grossherzoglich Mecklenburgische
Hofrath Dr. Dietz regestirt. Letzterer hatte den bei weitem
grussten Theil der unter dem sehr umfangreichen Buchstaben B
verzeichneten Prozesse, deren Regesten vier starke Folianten
fallen, bereits vor 1846 repertorisirt. Das sonst noch der Archiv-
Kommission beigegebene Hülfspersonal : der Archivregistrator
Hartwig und der Kanzlist Preising, haben die Eegesten bloss
mundirt oder das Diktat des Landgerich tsraths Larenz nieder-
geschrieben.
Ausserdem bedarf noch ein anderer von Goecke * bloss leicht
iH-rührter Umstand einer etwas ausführlicheren Besprechung. Das
lieneral-Repertorium der Archiv-Kommission ist nur eine revi-
•lirte Erweiterung des auf Befehl des Fürstprimas von Dalberg
•lurch brotlos gewordene Subalternbeamte des Reichskammer-
irerichts* von 1806/7 ab gemachten Verzeichnisses aller damals
Prti/.tf stakten. Goecke hat für seine Angabe eine von dem Archivregistrator
Ffartwig am 19. Mai 1855 gemachte Zusammenstellung benutzt. Es bezieht
*'>fa aU-r fliese Cehersicht Hartwigs nicht auf das General-Repertorium,
**»n<h*rn auf die Prozessakten, welche der Krone Preussen zustanden und
lVu>M*n &l>erwiesen sind, sowie auf die Prozessakten und auf die Protokoll-,
l rth*?ils-, Geschäfts- und Kontrollbücher, Supplikationsregister u. s. w., die,
«r-ii unvertheilbar, als untrennbarer Theil des Archives der Obhut Preussens
iii^^rtraat wurden. Beide Gruppen haben zusammen nach Hartwigs Beroch-
I. lüg 84 634 Nummern und bilden den Bestand des Königl. Staatsarchives
zu Wetzlar. — Ueber den untrennbaren Theil mögen noch ein paar Worte
*a* W. Endemann, Von dem Alten Reichskammergericht, Berlin 1893,
^. «3 (Sonderabdruck aus der Zeitschrift für Deutschen Civilprozess) hier
iil{:»*n; ,Nach Gründung des Norddeutschen Bundes und des Deutschen
Rrirb*v4 nahm man an, dass der untrennbar erachtete Theil des Archives in
4»% Elgentham des Reiches übergegangen sei. Aber die Verwaltung des
'rinztfo wurde Preussen zusammen mit seinem Sonderantheile, unter L'eber-
uthme der Remuneration für die preussischen Beamten auf den Reichsetat
'1 A. a, O. S. 26.
'> P. Wigand, Denkwürdigkeiten für deutsche Staats- und Rechts-
wi-M-nHchaft . . ^ gesammelt aus dem Archiv des Reichskammergeriehts zu
Wetzlar nebst einer Denkschrift über Geschichte, Schicksale und Bedeutung
Jeae» ArchiTS. Leipzig 1854, S. XIV.
80 Hermann Veltman
noch vorhandenen Prozesse dieses Gerichtshofes. Es enthält
in 22 Folianten von massiger Grösse 3000 engbeschriebene
Blätter. Der Abschluss des Verzeichnisses soll nach Goecko
im J. 1810 erfolgt sein. Damit steht jedoch u. a. eine Notiz
am Schlüsse des letzten. 22. Bandes dieses Verzeichnisses im
Widerspruch, die folgenden Wortlaut hat:
„Finis coronat opus. Novissimum hoc Repertorium, continens
ter mille folia, perfectum per syngrapham solumodum (!) Ant.
Mich. Wallreuther, Judicii Imperialis praeteriti * Secretarii. 1817."
Dass der Abschluss dieses Repertoriums im J. 1817, also
erst unter preussischer Herrscliaft erfolgt sei, darf man Wall-
reuther immerhin glauben, dass Wallreuther aber das Verzeich-
niss ganz allein gemacht habe, ist bei dem ausserordentlichen
Umfange der Arbeit: alphabetische Ordnung und Regestirung
von 76 908 Prozessen nicht wohl anzuehmen, zumal Wigand,
der eine ganze Reihe von Beamten des Reichskammergerichtes,
darunter auch den A. M. Wallreuther, persönlich gekannt hat **,
ausdrücklich sagt, das Verzeichniss sei angefertigt von „dem
Subalternpersonal des aufgelösten Gerichtes" ^
Dieses Dalbergsche General -Verzeichniss hat im grossen
Ganzen dieselbe Einrichtung, wie das General-Repertorium der
Archiv-Kommission, und hat auch, in nuce freilich nur, fast
ganz denselben Inhalt. Beide Repertorien nennen Kläger und
Beklagte, beide haben ein kürzeres oder ausführlicheres Regest
über den Gegenstand des Streites, und das Jahr der Einführung
0 üeber die Auflösung des Reiehskammergerichts hat ein Manuskript
des Königl. Staatsarcliivs zu Wetzlar, das Verzeichniss der beim Reichs-
kaminergcricht verstorbenen Personen, eine durch Fassung und Ort der Ein-
tragung merkwürdige Notiz. Darin steht zwischen dem Vermerke über den
Tod des Kammerboten Kremer (1805, Nov. 1.) und über den des Kanzlei-
dieners Kirchner (1811, Febr. 2.) folgende Bemerkung: „Nota. Kaiser Franz II.
hat die teutscbe Kaiserkrone den 6. August 1806 abgelegt; den 9. August
wurde es am Reichstage zur Dictatur gebracht, und den 18ten nemlichen
Monats ist das Kammergericht nicht mehr aufgegangen." Das Kammer-
gericht ist somit gleichsam als gestorben registrirt.
*) Der Reichskammergerichts-Sekretär A. M. Wallreuther ist gestorben
nach dem Verzeichniss der beim Reichskammergericht gestorbenen Personen
am 17. Mai 1831 (dort wird er als Notar bezeichnet), nach einer anderen
Notiz hinter seiner Silhouette, die zufällig in des Verfassers Besitz gelangte,
am 7. Mai desselben Jahres, Wigand arbeitete bereits seit I83Ö an der
Ordnung des Reichskammergerichts- Archivs in Wetzlar.
») P. Wigand a. a. 0.
Aachener Prozesse am Reichskamraergericht. 81
des Prozesses beim Karamergericht. Auch ist der StoflF in beiden
Repertorien nach den Klägern alphabetisch geordnete
Auf einer so guten und so tüchtigen Grundlage konnte die
Archiv-Kommission verhältnissmässig leicht und sicher weiter-
arbeiten und die Regesten ausführlicher abfassen, oder, wo es
Dothwendig war, sie berichtigen, die Anzahl der Volumina und
das Gericht beifügen, vor welchem sehr viele Prozesse in I. Instanz
anhängig waren, fernerhin vermerken, an welchen Staat die
Akten abgegeben worden sind und endlich die rund 3000 Pro-
zesse *, die sich noch in Aschaffenburg, Frankfurt oder Wetzlar
erefunden haben mögen, einordnen und regestiren ^
Was den geschichtlichen Werth der Prozessakten des Reichs-
kammergerichts-Archivs anbelangt, so wird derselbe in der Regel
weniger durch die Parteien und den Gegenstand des Streites
l*edingt, als durch Schriftstücke, welche den Akten als Beweis-
mittel beigegeben sind. Welche Fülle von Nachrichten ein ganz
anscbeinbarer Aktenband enthalten kann, möge ein Beispiel
erläutern.
Der Gegenstand des Prozesses, den ein Hofrath von Metter-
nich zu Müllenark im J. 1726 beim Reichskammergericht gegen
die Kurtriersche Regierung zu Koblenz anhängig machte, betrifft
nach dem General -Repertorium: „Beiträge des Verklagten
von seinen Gütern zu Rheinbroel zu den Militär- und anderen
LAudeslasten/ Das klingt nicht gerade vielversprechend. Und
do<!h enthalten die Akten umfangreiche chronikalische Nach-
richten über das von Pippin von Landen gestiftete Kloster Ni volles,
dem einst Rheinbrohl gehörte, zwei Päpstliche und zwei Kaiser-
urkunden saec. 9 bis 13, sonstige Urkunden aus den Jahren 1528,
1652, 1706 und Briefe aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts,
erstrecken sich also über einen Zeitraum von tausend Jahren.
') Aach das Dalbergschc General- Verzeichniss hatte bereits Vorläufer.
.N» das 7 Foliobände umfassende Verzeichniss der Ton Aschaflfenburp; und
Frankfurt nach Wetzlar gebrachten Akten u. a. m. Ein Referat darüber
wurde hier zu weit ftüiren.
') 3000 Prozesse nämUeh enthält das Geueral-Repertorium der Archiv-
KommiH.Hion in runder Summe mehr, als das Dalberprsche General-Verzeichniss.
•» Die Notizen über das General-Repertorium der Archiv-Kommission
•ind BUff den im Königl. Staatsarchiv zu Wetzlar aufbewahrten Akten der
It4-irh»kamnierK<Tichts-Archiv-Kommission entnommen. Was Goecke a. a. O.
'^. 28 f. von Larenz sagt, als habe dieser das General-Repertorium ganz
Aileto Angefertigt, ist hiemach zu berichtigen.
6
82 Hennanu Veltman
Wohl nur wenige von den Prozessakten gewähren für ein
und dasselbe Territorium einen meist urkundlich belegten Eund-
blick über zehn Jahrhunderte. Aber mit Fug und Recht darf
man behaupten, dass sich in sehr vielen von ihnen mehr oder
minder interessante Nachrichten finden. Für alle deutschen
Volksstämme zwischen der Ostsee und dem Mittelmeer, von der
Düna bis zur Rhone und für deren so verschiedene Sprachidiome,
Rechtsanschauungen, Sitten und Gebräuche, Gewerbe und Handel
bietet sich darin entweder noch unbekanntes oder das bekannte
ergänzendes Material dar. Speziell für Topographie, Genealogie
und Siegelkunde sind die Anlagen der Prozessakten eine noch
kaum erschlossene Fundgrube von ganz ausserordentlichem
Reichthum.
Von diesem grossen Reichthum an werthvollen Bausteinen
auch für die allgemeine Geschichte, zumeist jedoch für Special-,
Kultur- und Rechtsgeschichte, sowie für Sprachkunde, geben die
Regesten der Akten in der Regel, wie das oben angefülirte
Beispiel zeigt, keine oder doch nur eine äusserst schwache
Andeutung. Sie sind eben nicht von Historikern und Sprach-
forschern, sondern von Juristen mit Berücksichtigung fast nur
der Parteien und des Gegenstandes des Streites im juristischen
Sinne zu dem Zwecke gemacht, um die Aktenmassen des Reichs-
kammergerichts-Archives an die zuständigen Staaten vertheilen
zu können. Wer daher die in diesen Prozessakten verborgenen
Schätze heben will, muss alle diejenigen Aktenstücke sorg-
fältig durcharbeiten, welche ihm für seine Studien Material zu
versprechen scheinen. Sicher wird oftmals reicher Erfolg die
aufgewandte Mühe lohnen.
Zusatz der Redaktion.
Der Umfang des von Herrn Archivrath Dr. Veltman be-
arbeiteten Materiales hat es räthlich erscheinen lassen, dasselbe
auf zwei Bände unserer Zeitschrift zu vertheilen: w^ährend der
vorliegende Band die Regesten innerhalb der Buchstaben A bis
K bringt, werden die Buchstaben L bis Z im nächsten, 19. Bande
zum Abdruck gelangen.
Was die äussere Gestaltung des Druckes angeht, so ist
zunächst zu bemerken, dass die alphabetische Anordnung nach
Klägern der chronologischen Ordnung der Prozesse nach dem
Aachener Prozesse am Reicbskammergericbt. 88
Jahre ihrer Einführung beim Reichskammergericht (vgl. oben
S. 77, Anna. 2) vorzuziehen war. Der Inhalt der Akten-Anlagen
reicht in den meisten Fällen weiter zurück, als das Jahr der
Einführung, oft manche Decennien, nicht selten mehrere Jahr-
hunderte, und wo es sich nicht um einen dem Einführungsjahre
nach bekannten Prozess handelt, muss man bei der chronologischen
Ordnung der Regesten, um in irgendeiner Richtung über die-
selben orientirt zu werden, sie alle von Anfang bis zu Ende durch-
sehen. Durch ein alphabetisches Verzeichniss der Beklagten,
welches unter Hinzufügung der entsprechenden Nummern dem
Schlüsse der Arbeit im 19. Bande augereiht werden soll, wird
die Benutzung noch weiter erleichtert werden.
Alle Akten, bei denen der Staat, an welchen sie abgegeben
sind, nicht vermerkt steht, also die weit überwiegende Mehrzahl,
sind an Preussen abgegeben worden und beruhen, falls nicht
, fehlt** dabei vermerkt ist, im Königl. Staatsarchiv zu Wetzlar.
Die Schreibart der Ortsnamen ist in der Regel ganz so bei-
behalten, wie die Repertorien sie auf Grundlage der Akten
j!:eben, da für die Ortsnamenkunde die Namenformen der ver-
schiedenen Jahrhunderte nicht ohne Interesse sind. Nur bei
offenbaren Schreibfehlern oder wo Zweifel über die Identität
entstehen konnten, ist die fehlerhafte Form berichtigt oder in
den von der Redaktion herrührenden Anmerkungen die moderne
Form hinzugefügt worden.
In den Regesten folgen aufeinander: 1. Der Name des Klägers
— wobei zu beachten ist, dass unter der als Kläger bezeichneten
Partei die Appellanten und die den Rechtsstreit in die dritte
Instanz bringende Partei mit einbegriffen sind — mit Hinzu-
fügung des Wohnortes in Klammem; 2. der Name des Verklagten
mit dem gleichen Zusätze; 3. der Gegenstand des Streites; 4.
das Gericht, bei welchem der Prozess in I. Instanz anhängig
war; 5. das Jahr der Einführung beim Reichskammergericht;
«. die Signatur der Akte in Klammem, wobei jedes Mal ent-
sprechend dem Anfangsbuchstaben des Namens des Klägers die
Littera A, B, C u. s. w. in der Folge des Alphabetes zu ergänzen
lÄt, — In allen Fällen, in welchen bei Kläger oder Verklagten
ein Wohnort nicht genannt ist, ist Aachen als solcher zu er-
gänzen; unbekannte Wohnorte sind durch: (?) bezeichnet.
Für einige stets wiederkehrende Worte sind folgende Ab-
kürzungen angewandt: A. = Aachen; g. = gegen; Goldg. =
6*
84 Hermann Veltman
Goldgulden; Ger. = Gericht; K. = Kläger, Klägerin; Rkg. =
Reichskammergericht; Seh. = Schöffen, Schöffengericht, Schöffen-
stuhl; V. = Verklagter, Verklagte; Wwe. = Wittwe.
Der lokalen Geschichtsforschung des Vereinsgebietes ist durch
die mühe- und entsagungsvolle Zusammenstellung der Reichs-
kammergerichtsprozesse jedenfalls eine überaus reich fliessende,
neue Quelle erschlossen worden. Die aufmerksame Durchsicht
der Regesten allein ergibt eine Fülle von Einzelheiten zur
Familiengeschichte, zur Rechtsgeschichte und zur Geschichte
der Rechtsanschauungen, zur Wirthschaftsgeschichte, zur Topo-
graphie und zur allgemeinen Kulturgeschichte. Um einen Begriff
von der Bedeutung des erschlossenen Materials zu geben, mögen
hier nur einige wenige Regesten, welche auf ganz besonders
interessante Prozesse hinweisen, herausgehoben werden.
Für die allgemeine Kulturgeschichte beachtenswerth sind
mehrere Prozesse aus dem Gebiete des Hexenwesens: die Sache
TAnge gegen Balth. Thomas vom J. 1699, wo der Verklagte
die Gattin des Klägers der Hexerei und Zauberei beschuldigt
und deren Kinder als vom Teufel besessen öffentlich bezeichnet
hat; die Sache Wilh. v. Bongart gegen Cath. Fetmenger aus
dem J. 1631, in welcher es sich um Jurisdiktions-Differenzen
in einem Prozess wegen Zauberei handelt; ferner Daniels v.
Hatzfeld Kuratoren gegen Joh. Adr. v. Hatzfeld wegen Eingriffe
in die Jurisdiktion zu Schönstein durch Verhinderung der Justi-
fikation einiger Hexen bei dem klägerischen Gerichte zu Wissen
(1651) und die Injurienklage Joh. Huet gegen Heinr. Goffinet
wegen Beschuldigung der Giftmischerei und Hexerei vom J. 1749.
Dem wirthschaftlich interessanten Gebiete des Marken-
rechtes gehören zwei Prozesse des Cornelius Chorus und Ge-
nossen aus dem J. 1727 gegen Peter Merken, Gottfr. Strauch
und Johann Graf, an, welche das Nadelzeichen des Klägers auf
den von ihm fabrizirten Nadeln, „ein wildes Männlein**, auf ihren
Fabrikaten nachgemacht und andere Nadelzeichen, „ein Bub
oder Männlein" und ein bedecktes Herz, „welche sie nicht in dem
Ambach ts-Buche hatten einschlagen lassen **, geführt hatten K
Kirchenrechtlich interessant dürfte die Klage Commendeur
gegen Statthalter und Räthe zu Kleve betr. Kassation eines Er-
') Vgl. hierzu : Meyer, Historische Gedanken über die Stadt Aachenschen
Fabriken S. 52 ft.
Aachener Prozesse am Beichskammergericbt. 85
kenntnisses der Fürstlichen Regierung zu Kleve in Ehesachen
seiu.
Für die wirthschaftlichen Verhältnisse werden sich mancherlei
Ausblicke aus den Prozessen der Eingesessenen der Jülichschen
Unterherrschaft Drove gegen v. Vlatten uijd v. Rohe vom J.
1689 und vom J. 1729 wegen unleidlicher Bedrückung mit
Hand- und Spanndiensten, mit Strafen und Einkerkerung und
wegen unbefugter Heranziehung zu unentgeltlicher Bewachung
der Gefangenen u. s. w. auf Haus Drove gewinnen lassen.
Die sanitären Verhältnisse werden in etwa durch die Sache
der Marg. Gräff gegen am Zaun vom J. 1676 betr. eine Servitut,
,zura Zwecke der Zurichtung einer Pfeife in dem heimlichen
Gemach ein Loch in des Beklagten Mauer zu brechen und den
Koth in des Beklagten Keller zu führen", beleuchtet, und einen
Beitrag zur Geschichte des Aachener Tumultes vom J. 1611
endlich liefert die Appellationssache von Hettern und de la Place
gegen Carsilius Fischer ^»
Es leuchtet ein, dass die Behandlung dieser und ähnlicher
Gegenstände auf Grund des nunmehr leicht zugänglichen Akten-
materiales für die lokale Geschichte nach den verschiedensten
Richtungen bemerkenswerthe Aufschlüsse ergeben wird, und es
gebuhi-t Herrn Dr. Veltman daher besonderer Dank für die
von ihm zum Nutzen der Aachener Geschichtsforschung durch-
geführte Arbeit.
1. Abels Wwe. n. Erbgenahmen (Düren), g. Wwe. Rüdger Boymann geb.
Lorbach, nanmehr Procnrator Brttninghausen n. cons. (Nideggen): Forderung
▼on 335 rthlr. aas einer Obligation von 1682 resp. Immission in die im Bezirke
Ton Xideggen belegenen Hypotheken. Ger. I. Inst, nicht ersichtlich, Ger.
11. Inst.: Kurfürstl. Hofrath zu Düsseldorf. 1722. (169/206.)
2. Adam, Mathis, .Tohann Kelss u. Peter Elges (Düren), g. Walraff Fram-
li*ch u. Weirich v. Thtiren genannt die Pryraen, Gebrüder (Düren): Streit
über den Nachlass des Wilhelm Vogel, mit welchem angeblich K. im 3.,
V. im 5. Grade verwandt gewesen. Schul theiss u. Seh. zu Merzenich auf
UDUTweisung des Hauptger. zu Jülich. 1542. (180/266.)
3. Aems, Hnprecht, g. Johann Deuermann, Pfannenschläger, u. seine
(ie^chwltfter: Streit über die elterliche Erbschaft u. über die Gültigkeit
eines darüber abgeschlossenen Vertrages. Seh. A. 1516. (197/388.)
|. Aems, Hnprecht, g. Lambrecht Hagen, Vogtmeier: Niederschlagung
TOD 60 Fi. Strafe, welche der V. g. den K. deshalb festgesetzt hatte, weil
') VgL Ilaagen, Geschichte Achens Bd. 11, S. 232.
86 Hermann Veltman
einer seiner Schiedsrichter in Sachen g.--Dcuermann zum Termine nicht er-
schienen war. Seh. A. 1516. (198/384.)
5. V. Agris, Werners hinterlassener Kinder Vormundschaft (Kipshoven),
g. Schöffen u. Geschworene zu Bceck: Restitution g. Erkenntnisse des Stadt-
u. Hauptger. Wassenberg u. des Jüiich-Bergschen Hofger. zu Dttsseldorf in
Betreff der von K. prätendirten, von den V. aber bestrittenen Freiheit des
Guts Kipshoven von der Landsteuer. Rkg. 1588. (205/418.)
6. V. Ahr, Ottos Kinder Kuratel, (Goldsheim *) g. Bertrams v. Ahr Erb-
gcnahmen (Buer*): Rechnungslage über die Revenuen der Güter zu Golds-
heim nebst Zubehör, dem Busche zu Wimpelforst, dem halben Hause u. Hofe
zu Roenkirchen u. s. w. und Herausgabe des klag. Antheils an dem Wimpel-
forst. Seh. des Hauptger. zu Jülich. 1617. (219/443.)
7. Alard, Johannes Petrus, (Malmundarium) g. Leo de Theux (Leodium):
Solutio 12 florenorum pretii ratione unius dolii vini reo venditi, et incompe-
tentia officialis Leodiensis. Camera imperialis. 1688. (228/478.)
8. Alard, Reinerus Josephus, (Malmundarium) g. Godefredus Potesta,
Josephus Delborn, Franziskus Bodesson u. cons. (Malmundarium): Successio
in bona mobilia Johannis Alard ex testamento, et praestatio cautionis pro
4000 imperialibuspercltatum, patrem defuncti. Consilium provinciale Stabulense.
1774. (229/479.)
9. Alarts, Godofredi vidua, (Malmundarium) g. Renerus Serves u. cons.
(Malmundarium) : Vindicatio medietatis cujusdam domns per citatam possessae
et actoribus adjudicatae. Consilium Stabulense. 1634. (227/477.)
10. V. Aldenburg, Werner, (Aistorf im Fürstenthnm Jülich) g. Anna
von den Ellenband*, Wwe. Adams v. Merode (Frankenburg u. A.): Forderung
von 266 A. Gulden für eine dem V. cedirte Forderung ad 500 Fl. an den
Herrn von der Heiden, u. deshalb in A. angelegter Arrest. Seh. A. 1551.
(305/681.)
11. Aldenhoven, Heinrich, g. Xaver Blees u. Helene Stiefs: Räumung
eines am Markte zu A. belegenen Hauses wegen Mangels an Zahlung der
Miethe. Seh. A. 1766. (309/692.)
12. Alert, Heinrichs Wwe. Treutchen, (Brück*) g. Johann Schnitzlcr
(Brück): Zahlung rückständiger Landpacht. Seh. zu Brück resp. Hauptger.
zu Jülich. 1535. (232/506.)
13. Altenberg, Abt und Konvent des Gotteshauses Cisterciensor-Ordens
(Altenberg bei Köln) g. sämmtliche Ritterschaften des Fürstenthums Jülich:
Störung des K. im Besitze der kleinen Jagd bei dem Klosterhofe zu Iscnhrath*
durch ein conclusum der Ritterschaft, dass Niemand, welcher nicht zum Land-
*^ Golttheim, Kr. Dilreu, Bürgermeisterei Merzenich.
*) ? Buir, Kr. Borg^heim, Rgbz. Köln ; vgl. Zeitschrift des Aaohouer Gescliicht«-
vereins Bd. Xin, S. 151.
■) Vgl. ZeitAchrifl des Aachener Geschichtavereins Bd. X, S. 3H, Nr. 68.
«) Kr. Erkelenz.
*) Isenkrahe (Amt Jttlioh) : vgL Bintorim und Mooren, Ensdiösese Köln. Neu
bcarheitet von Alb. Mooren, Bd. II, S. 507.
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 87
tage qoaliiizirt sei, bei 50 Fl. Strafe die Jagd ausüben solle u. durch Fest-
petznng dieser Strafe g. den Pächter des Klosters von Seiten des Landtags
zu Dormagen. Landtag zu Dormagen resp. Pfalzgraf bei Rhein zu Düssel-
dorf. 1665. (274/627.)
14- Amia, Gilis, g. Hermanns van den Weyer Kinder u. Erben: Nega-
torten-Klage wegen einer servitus tigni immittendi, welche der V. gegen
K*i<. HauA, genannt Levenberg auf dem Büchel ^ in Anspruch nimmt. Seh. A.
1548. 1S88/859.)
15. Amla, Emil u. Margaretha, g. Peter Stepler oder Teper u. cons.:
5^t«ning^ im Besitze von 7 Morgen Wiesen durch Pfändung eines Pferdes
Munmt Füllens. Seh. A. 1552. (389/860.)
16. Amia, Nikolaus, u. Johann Lers, als Vormünder Samuels v. Cöln
nuDderjähriger Tochter g. Wilhelm Koch: Ungültigkeit des Testaments der
Sdiwiegermutter des V. Seh. A. 1629. (890/861.)
17. V. Ammelen, Nikolaus, g. Johann u. Peter Speckheuer: Injurien-
Klage wegen Vorwurfs der unehelichen Geburt. Bürgermeister u. Rath zu
A 1631. (Vorakten u. Rotuli 1730.)
18. Andreae, Leonhard, Kanonikus, (Heinsberg) g. Wwe. des Hubert
Andreae: Rückforderung eines Kapitals von 542 rthlr. u. Arrest auf der V.
Haas zu A. Seh. A. 1716. (399/900.)
19. TAnge, Laurentius, (Malmundarium) g. Balthasarus Thomas (Mal-
mondarium): Actio injuriarum, quod reus actoris uzorem sagam et divina-
tricem ejusdemque liberos a diabolo possessos publice vociferatus sit. Justitia
Malmundariensis. 1699. (400/914.)
26. Angelmacher, Bruno, (Cöln) g. Carsilius Wolfs Wwe. Maria (Randc-
radt): Zahlung eines Darlehns-Restes von 607 V« Ooldg. Hauptger. zu
Jülich. 1549. (401/926.)
21. Angelmacher, Gerhards Wwe. Agnes u. Bruno, (Cöln) g. Wwe u.
Kinder des Johann Schoeger oder Schoiken (Bergheira): Rückgewähr des
Rammels-Guts zu Ae' im Amte Bergheim, welches die V. von den K. pacht-
weise besessen. Ger. in der Lon' im Amte Bergheim auf Unterweisung des
üb«rger. zu A. 1551. (402/927.)
22. Antoni, Mathäus, g. Mathis Simons u. seine Geschwister: Zahlung
mehrjähriger Zinsen von einem Kapitale ad 1100 rthlr. als Abfindung von
der Mühle vor dem Cölncr Thore. Seh. A. 1652. (429/990.)
23. Antoni, Mathis, (?) g. Gerhard v. Ottegrafen (?): Erbschaft betr.
Stadtger. zu A. 1650. (989 b.)
24. Antoni, Erbgcnahmen, in specie Johann Mathias Dricsen g. Peter
Schneider ( Aldenhofen) : Streit ttber die Gültigkeit des von den Eheleuten
HHuririi Adolph Driesen u. Anna Elisabeth Ramecke errichteten Testaments
»/ JHzt Bttchel Nr. 15.
*, Xh»j Kr. B«rffheim, Bürgermeisterei Heppendorf.
*) Oc*ricbt in der Lobe; vgl. Fttbrloias, Die Territorien der RbeinproviiiK von
IflUD— 1794 ^ Eriauiertmgen som gevcbicbtlicben Atlas der Bbeinprovinz Bd. II > S. 2'>s.
88 Hermann Veltman
in reconventione, u. in conventione Erstattung der Auslagen'Hn dem Prozesse
Antoni c/a Sabelsberg. Seh. A. 1739. (430/991.)
25. Antwcilor, Vorsteher u. Gemeinde (Antweiier im Erzstifte Köln *)
g. Graf V. Hatzfeld (Wildenburg u. Weissweiler): Freiheit des halben Hofs
des K. zu Antweiier als Dependenz der Jülichschen Herrlichkeit Wachendorf
von den Gemeindeiasten, Einrede, dass der Hof kein Zubehör von Wachen-
dorf, sondern von dem adeligen Stifte Dietkirchen angekauft sei. KurpfäU
zische Kommissarien zu Münstereifel. 1712. (431/996.)
26. Arnold, Johann, modo dessen Wwe. (Cornelimüuster) g. Wilhelm
Meutz u. den Prälaten zu Cornelimttnster: Erstattung von 454 rthlr. für dem
Meutz unter dem Verwände rückständiger Bier- u. Malz-Accise gepföndete
Früchte u. Justiz-Administration durch den Prälaten. Rkg. 1711. (466/1138.)
27. V. Arnsperg, Johann, (Cöln) g. Heinrich Bevertz: Schuldforderung
u. Arrest- Anlage; K. ist abgewiesen u. in die Kosten verurtheilt. Bürger-
meister u. Ger. zu Cöln. 1599. (467/1148.)
28. V. Arnsperg, Johann, (Cöln) g. Heinrich Bevertz: Nicht ersichtlich.
Bürgermeister zu Cöln. 1599. (468/1149.)
29. V. S. Arntzweiler, für sich u. Peter v. Gymnich, n. Johann v.
Möller, (bei Düren) g. Heinrich v. Kerpen (Kerpen) u. Johann uT Heinrich
V. Harchge (Harchge): Streit über die Intestaterbfolge in den Nachlass der
Drude Luysch u. über die Frage, ob im Lande Jülich die Geschwisterkinder
ihre Eltern repräseutiren u. mit den Geschwistern des Erblassers erben. Schult-
heiss u. Seh. zu Hochkirchen bei Düren auf Unterweisung des Hauptger. zu
Jülich. 1535. (482/1209.)
30. Arret, Johann, g. Gebrüder Fibus: Erfüllung eines Kaufkontrakts
über ein Brauhaus in der Peters-Strasse zu A. Seh. A. 1680. (484/1212.)
31. V. Arschot oder Aschot, Martin, g. Johann Vetter (Frankfurt): Kück-
gabe mehrerer zur Messzeit bei dem V. niedergelegter Stücke Tuchs. Schul t-
heiss u. Seh. des Stadtger. Frankfurt. 1532. -— Abgeg. an die Stadt Frank-
furt, Stadtarchiv daselbst am 27. September 1847. (1214.)
32. V. Arschot oder Arsteidt, Maria, Martins hinterlassene Wwe. g.
Johann v. Berge genannt v. Bylsen: Immission der K. in ein Haus auf der
Scharp-Strasse zu A., herrührend von Peter Becker. Seh. A. 1548. (486/1215.)
33. V. Aspern, Florenz Harthard, Freiherr, Erb-Burggraf des Erzstifts
('öln (Dahlen) g. Petrus Simonius, Fürstl. Neuburgischer Rath (Düsseldorf):
Klage aus einer Gülten- Verschreibung des Grafen Floris zu Culenberg ex
1568, wodurch derselbe für ein Kapital von 8000 Fl. dem Christen Heinrich
V. Stobitz zu Peutz jährlich 400 Fl. Gülten u. zur Sicherheit die Gefölle zu
Dalen im Fttrstenthum Jülich verschrieben hat resp. auf Immission in die
Hypothek. Ger. zu Dahlen resp. Hauptger. Jülich. 1617. (564/1318.)
34. Assack, Nikolaus, g. Martin Kreuwer: Vindication von zwei Morgen
Landes, welche von V., Stiefvater des K^s., während der Ehe desselben mit
«^ Vgl. Fabrioius a. a. O. S. 64.
Aachener Prozesse am Beichskammergericht. 89
der Kutter des letztern auf den Namen des K*s. gekauft sind. Seh. A. 1536.
(5^(1323.)
35. V. Asten, Arnold, Kaufmann (Stolberg) g. Werner Becker: Zahlung
Too 450 rthlr. Forderung des K*8. an Abraham Hex durch den V. als Besitzer
eines Hauses des letztern. Seh. A. 1668. (^4/1857.)
36. V. Asten, Arnold, (Stolberg) als Cossionar des Heinrich Hex (A.), g.
Arnold Scholthes Wwe., (Cölrf) u. die bevormundeten Kinder des Hans
N-hmalthansen (Schmalter-Hof bei Mettmann): Zahlung von 950 rthlr. For-
derung des Lucas Schmalthausen aus dem Schmalthauser Hofe, welche \letz-
tntii dem Hex cedirt hat. Pfalz-Neuburgische Kanzlei zu Düsseldorf. 1678.
1 595, 1358.)
37. ▼. Asten, Johann, (Stolberg) g. Arnold v. Asten (Stolberg): Abfin-
dung des K's. von den elterlichen Gütern u. bis dahin Schutz im Mitbesitze
derselben. Schultheiss zu Stolberg u. Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1686. (824/740.)
38. V. Asten, Johann, u. cons., als Erben des Arnold v. Asten, g. Cor-
iH'lias Fellingers Wwe.: Entschädigung aus einem nicht erfüllten SocietÄts-
Konfrakt u. dieserhalb Arrestanlage auf das Vermögen des V. in der Herr-
lichkeit Stolberg. Jttlich-Bergisehe Hofkanzlei zu DüsscldoH". 1687. (596/1359.)
39. Bach, Johann, (Xideck; Nideggeu) g. Heinrich Schmidt (Nldock):
r.üterthcilung. Hauptger. Jülich. 1526. (8/37.)
40. V. der Bach, Wwe. des Godert, (Aldenhofen unweit Jülich) g. Arnold
V. Schleiden (Düren unweit Jülich): Erbrenten. Hauptger. zu Jülich. 1533.
(9 39.)
II. Backes, Hubert, libcrorum et tutorio nomine, g. Wilhelm Pifnay
M'ltrrmont): Forderung von 283 Pattacons^ Seh. A. 1753. (29/76.)
42. Backhaus, Johann, (Holzweiler) g. Johann Lorsenmacher u. Wilhelm
T. Werde (Lynnich im Jülichschen): Kauf einiger Weiden. 8ch. Holzweiler.
i:»50. (31,78.)
43. Badenhauer, Peter, u. cons., (?) g. Anna v. Vlatten, nachgelassene
Wwe. v. üartzen (Gartzen): Forderungen aus einem Pachtvertrag. Herzugl.
Jaiich^rhes Hauptger. Jülich. 1559. (244.)
44- Bätz, Johann, g. Peter Schmitz (Jülich): Misshandlung des Appcl-
Unten. Hauptger. Jülich. 1540. (42/272.)
45. Bailly, Leonardus, (Leodiura) g. Mathias Peltzer (Stolberg): Actio
ad consequendam solutionem 307 imperialium, ex causa merciura venditarum
et traditarum. Curia de Lierneux in 1"', consilium provinciale Stjibuleti in
altiori insUntia. 1721. (50a/307.)
46. T. der Banck, Michael, g. Jakob Peilmann: Erbschaft. Magistrat
in A. 1539. (64/668.)
47. V. der Banck, Michael, g. Johann v. der Banck: Nicht ersichtlich.
Magistrat zu A. 1549. (65/669.)
*f PattmouD, PatagoD, Imperialis FlandricoB, eine spanische in Flandern gebrauch'
ücb« 8Ub«nnttiuc6.
92 Hennann Veltman
83. Becker, Erbgenahmen, (Leun) g. Jakob Brttl u. eons. : Der Strawens-
hof u. verschiedene Kapitalien. Seh. A. 1771. (396/2149.)
84. Becker, Joannes Josephus, (Malmnudarium) g. Franciscus Remacly,
(Praga in Bohemia): Citatio ad videndum venditionem 'bonomm immobilinro,
in principatu Stabuiensi Maimundarii sitorum, snppiicanti per testamentom
Catharinae de Winbomont relictorum, per supplicantem reo Pragae factam
esse nullam. Oonsilium provinciale Stabuieti. 1783. (396b/2155.)
85. Beckers, Joanna, vidua quondam mercatoria Waltheri Gouverneur,
(Leodium) g. Arnoldus Gerard (Malmundarium) : Actio ad tradendum Septem
dolia vini Moseilani per opponentem in caveis Maimundarii reposita sed ad
Jacubum de Rechain spectantia et ratione debiti dicti Jacobi arrestata. Curia
Malmundariensis. 1683. (369/2153.)
86. BeeP, Johann, (Speier) g. Franz Scheiek: Aufnahme zum Raths-
mitglied. Seh. A. 1629. (411/2189.)
87. Beel, Johann, (Speier) g. Dietrich Speckhauer': Herausgabe einer
Mahlmühle. Seh. A. 1638. (414/2192.)
88. Beelen, Doktor Philipp Lambert, g. Doktor Rössel (Dftren): Ver-
letzung der dem Magistrat u. der Bürgerschaft zu A. ertheilteu Kaiserlichen
Privilegien de non evocando nee arrestando. Regierung zu Düsseldorf.
1700. (416/2194.)
89. Beer, Matthias, (Düren) g. Peter Zorns Erben (Eschweiler; Nothberg):
Erbschaft. Hauptger. Jülich. 1528. (417/2195.)
90. Beisel, Jobst, u. cons., g. Roland Beck: Ein Kapital von 500 FL
Seh. A. 1512. (460/2338.)
91. Beisel v. Gymnich, Wilhelm Friedrich, (Schloss Schmidtheim) g.
Gebrüder v. Bourscheid (Jülich): Grossväterliche Verlassenschaft. Hofger.
Düsseldorf. 1694. (465/2343.)
92. Beismann, Christian, g. Andreas Damen: Schuldforderung von 2400
A. Gulden. Seh. A. 1645. (474/2352.)
93. V. Belderbusch, (Terworm') g. Dr. med. Emo: Rückforderung eines
deponirten Kabinets. Seh. A. 1746. (485/2365.)
94. V. Bell, Damian Fischenich, (('öln) g. Wilhelm v. Harf (Hurt u.
Aistorf): Injurien. Hauptger. Jülich. 1581. (495/2380.)
95. Bellart, Lamprechts Erben, g. Theodor Moll: Erbschaft. Seh. A.
1651. (496/2381.)
96. de Bellevaux, Arnoldus Pontianus, (Civitas Malmundariensis et Leo-
dium) g. Monasterium Malmundariense (Malmundarium): Generalis granorum
decima in terris de Reinhardsteiu. Consilium Stabulense. 1696. (500/2413.)
97. de Bellevaux, Arnoldus Pontianus, nomine Francisci Fcrdinandi et
Philipp! Caroli comitis de Metteruich, (Civitas Malmundariensis et Eyra in
») Vgl. Zeitechrift des Aachener GescUichtsvereins Bd. X, S. 55 ff.
«) Vgl. ebenda Bd. XV, S. 906.
*) bei Heerlen, holl. Limb.
Aachener Prozesse am Reichskaramergericht. 93
regno Bohemiae) g. Catharina Reusslin (Malmundarium) : Perceptio mortuarii
ab Omnibus mansionariis in Opifax. Consilium Stabulense. 1703. (501/2414.)
98- de Bellevaux, Anna vidua, modo ejus haeredes, (Malmundarium) g.
M. J. Coels, G. de Limbourg et cons., (Malmundarium): Editio et inspectio
onmium registrorum a Qiison ob bona conjugis defunctae conscriptorum.
Consilium Stabulense. 1711. (502/2415.)
99. de Bellevaux, Maria Catharina, (Malmundarium) g. Vidua Leon-
bardi Michaeli de Chaude (Stabuletum) : Jus percipiendi decimas in districtu
Dun^mm. Consilium Stabulense. 1712. (503/2416.)
100. Beliier, Ludwig, g. Johann Dessmann, Vikar des St. Andreas-Stifts
in Cola (Cöln): Verkauf eines Hauses in A. Seh. A. 1590. (504/2419.)
101. Belmauns, Katharina, (auf der Schmier-Maass nächst Mastriebt) g.
Wwe. Heintjens: Die Hälfte der Erbschaft des Mathias Belmauns. Seh. A.
1776. (511/2433.)
102. Beltz, Heinrich, g. Johann Meut (Norvenich): Landfriedensbrüchiger
Teberfall. Bkg. 1549. (530/2459.)
103. Beltzer, Peter, g. Wilhelm Herzog zu Jülich (Düsseldorf): Schuld-
fordening Ton 6000 rthlr. Rkg. 1591. (531/2461.)
104. V. Belven, Simon, g. Johann Hauwe, Kapitain, (?): Jurisdiktion.
.Seh. A. 1678. (532/2466.)
105. Bemberg, Friedrich Wilhelm u. Smits, g. Johann Wilhelm Engels,
Johann Biberbach u. cons. (Burg Muotzenbach): Wechselschuld von 710 rthlr.
S;L A. 1761. (539/2473.)
106. V. Bensenrod, Johann, g. Stephan v. Raid, (Raid * bei A.): Erb-
ichaft^theilung. Magistrat zu A. 1535. (556/2562.)
107. V. Bensenrod, Johann, g. Hans Schuster, (?): Eine Korngülte.
<1eve!krhe Regierung. 1537. (557/2563.)
108. V. Bentink, A. C, (Limbricht) g. Graf v. Schaesbcrg (Düsseldorf) :
Die Lehnberrschaften Hemmersbach n. Sinndorf. Hofrath zu Düsseldorf.
1731. (711/2724.)
109. V. Bentink, A.C., (Limbricht) g. J. B. v. Trips: Erbfolge in die
Lfhngfiter Hemmersbach u. Sinndorf. Hofrath zu Düsseldorf. 1737. (712/2725.)
110. V. Bentink, A. C, (Limbricht) g. Graf v. Leerodt (Born): Jagd-
gerechtigkeit in dem Freibusch, wie auch um Süstern u. Hadert. Gcheimcr-
TAih zu Dtiaseldorf. 1740. (714/2727.)
111. Beren, Heinrich, g. Dietrich Braits (Mastricht): Erbschaft. Seh. A.
1528. (732/2779.)
112. T. Berenkessel, Franz, g. Barbara im Spiegel: Das Haus zum
Spiegel«. Seh. A. 1572. (736/2791.)
113. V. Berfelrad, Seih, (Jülich) g. Heinrich Franken (Keienberg): In-
jurien. Hauptger. Jülich. 1551. (738/2797.)
>, Bait, Ratb, Kr. Schleidon.
', Wirtbaluuu in der Scherpstrasae ; vgl. Zeitachriil des Aachener GescliichU-
Bd. X, ^. 84 and Bd. Xu, S. 882.
94 Hermann Veltman
114. V. Berg, genannt Dürfenthai, Baldnin, (Dürfenthal) g. Gerhard v.
Berg genannt Dürfenthai (Neideck — Niedeggen): Forderung von etlichen
tausend Gulden aus geführter Vormundschaft. Jülichsche Koramissarien zu
Düsseldoi-f. 1614. (743/2807.)
115. V. Berg, Daniel, u. cons., (Düren) g. Agnes Clarwasser (Düren):
Ehepakten. Regierung zu Düsseldorf. 1639. (764/2840.)
116. V. Berg, Anna Maria, [Berghe, genannt Trips], (Cortenhach) g.
Heinrich v. Campo: Konkurrenz zur Tilgung der Schulden des Mannes.
Seh. A. 1656. (765/2842.)
117. Bergheim, Stadt, g. Dechant li. Kapitularen, sodann Seh.- u. Schüler-
Provisoren zu Jülich, (Jülich): Eine Armenstiftuug. Rkg. 1597. (778/2884.)
118. Bergheim, Eingesessene zu, g. die Gemeinden u. Aemter Randen-
rad u. Geilenkirchen: Forderung von 10499 rthlr. Regierung zu Düssel-
dorf. 1684. (779/2885.)
119. Bergheim, Kötter u. Halbmeier zu, g. die 12 Meier zu Bergheim:
Beholzigungsrecht in dem Strang n. Budenbrucker Gehölze. Regierung zu
Paderborn. 1777. (780/2886.)
120. de Berlo, Dionisius, dominus temporalis de Brus et archipraotor
Leodiensis, (Leodium) g. Leonardus sive Laurentius Grotloen, Robertus de
Hamont et cons.: Petitio impositionis arrestus super granis per citatos
navigio in forum oppidi Leodiensis invectis, sed ex foro retractis et vendcre
recusatis ut auona rarior et carior liat Scabini Leodieuses. 1587. (795a/3087.)
121. Berner, Franz Wwe., geb. v. Reiferscheid, (Guttenrod) g. die
Äbtissin zu Dalheim (Dalheim): Schuld forde rang von 1020 rthlr. Herzog zu
Jülich. 1575. (806/8133.)
122. Bernus, Jakob, (Frankfurt) g. Johann Christ. Fischer u. cons.: Ver-
schiedene Forderangen für zubereitete Tücher. Seh. A. 1730. (846/3232.)
123. Bertram, Heinrich, u. cons., (Frankfurt) g. Adam Remacher: For-
derung von 4586 Fl. Seh. A. 1644. (862/3257.)
124. Bertram, Nicolaus, g. Rosine u. Ottilie Bertram: Streit über den
Nachlass des Bertram Bertram, namentlich über ein Haus, Hof u. Erbe zu A.
zwischen seinen Kindern erster u. zweiter Ehe. Seh. A. 1548. (862a/3259.)
125. Bertram, Johann Winands Wwe., g. Jakob v. der Gracht: Schuld-
forderung von 896 rthlr. Seh. A. 1743. (864/3262.)
126. Bessel, Gerhard, (Amsterdam) g. Wwe. Werdens u. cons.: Der
Nachlass des Franz Bonn. Seh. A. 1677. (867/3296.)
127. Bestoltz, Peter, g. Johann Simonis: Forderang von 106 oberländischen
rheinischen Goldg. Frankfurter Währang. Meier u. Seh. zu A. 1517. (873/3326.)
128. Beuken, Winand, auch Markmeister u. Geschworene der Wollen-
Ambacht zu A., g. Winand Winands: Forderung wegen gelieferter Wolle.
Seh. A. 1697. (883/8383.)
129. Beulart, Johann, g. Werner v. Schönraidt [Schönrod], Herr zur
Heiden (wahrscheinlich A.): Behaupteter Lehns-Nexus der Güter des Impe-
tranten im Reiche von A. Rkg. 1527. (892/3398.)
Aachener Prozesse am Beichskammergcricht. 95
130. Bealart, JobaDn, g. Agnes Elrebom, Klosterjnngfrau zu Duisburg
(Dnißburg): Schuld f orderung von 140 Fl. Seh. A. 1531. (895/3401.)
131. Beulart, Johann, g. die Klosterjungfrau Agnes Eilerborn (Duisburg):
Nicht ersichtlich. Seh. A. 1540. (895a/3402.)
132. Beulart, Johann, g. Peter Elreborn, (wahrscheinlich A.): Jährliche
Erbpacht von 10 Mass Hafer. Seh. A. 1532. (896/3403.)
133. Beuter, Paul, g. Lambrecht Kremer (Jülich): Forderung eines
Srhadenersatzes. Seh. A. 1618. (901/3423.)
134. Bex, Hermanns nachgelassener Kinder Kurator Qeorg Westrem,
(iTiln) g. Hermann Bex, creditores in actis benannt, Johann Euland u. cons.:
Forderung von 4833 Fl. Rkg. 1635. (933/3471.) ^
135. Bick, Peter (wahrscheinlich A.) g. Peter v. luden: Jurisdiktions-
Kompetenz. Seh. A. 1521. (1122/4088.)
136. Biel, Johann, uxorio nomine, g. Geschwister Heinrich u. Petro-
Bella a Campo: Schuldforderung von 200 rthlr. 8ch. A. 1662. (1137/4126.)
137. Biermann, Matthis, (Düren) g. Jacob Esser u. Anton v. Utrecht
Namen» ihrer Ehefrauen geb. v. Erkelenz (Erkelenz): Vindikation der elter-
lichen Güter in der Herrschaft Wickerath g. den Ehemann der Konkubine
des Vaters des K's. Johann v. Erkelenz. Seh. Wickrath. 1640. (2354/7096.)
138. Biläus', Vormünder der Kinder des Karl, g. Matthäus Duppen-
Kie^ser: Der dritte Theil der Kalkhovenschen Güter u. ein Kapital von
2000 rthlr. Seh. A. 1607. (1160/4177.)
130. V. Biland, Gertrude, (Blyenbeck.) g. Heinrich v. dem Pütt (Veulo):
Eme jährliche Rente von 50 Goldg. Seh. A. 1609. (1182/4200.)
140. Bildschneider, ürban, g. Johann Probst: Erbzins. Seh. A. 1532.
U204/4230.)
111. Billcus, Franz, g. Caspar Becker: Schuldforderung von 800 rthlr.
Seh. A. 1640. (1210/4248.)
142. Bindel, Peter, g. Mattheis Greve: Erbschaft. Seh. A. 1642.
«1217/4264.)
143. V. ßinsfeld, Heinrich, (Mertzenich) g. Colin Bock (Hepschcid):
Güter zu Kottingen. Lehnger. der Abtei Cornelimünster. 1556. (1222/4288.)
144. V. Binsfeld, Heinrich, (Mertzenich) g. Colin Bock (Hepscheid):
GOtiT zu Kottingen. Lehnger. der Abtei Cornelimünster. 1565. (1223/4289.)
145. V. Binsfeld, Heinrich, (Mertzenich) g. Wilhelm v. Vlatten (Vlatten):
Uns adelige Hans Velkerad. Hofger. Düsseldorf. 1563. (1224/4290.)
146. V. Binsfeld (Nideggen), Werners Sohnes Vormund v. Hompesch zu
DöÄÄcldorf, g. das Franziskaner-Kloster zu Düsseldorf (Düsseldorf): Eine
Ftirdemng von 2500 rthlr. Jülich-Bergsches Hofger. 1657. (1225/4291.)
147. V. Binsfeld, Werner, (Weiler) g. Kuno v. Binsfeld (Binsfeld u.
Nideggcn): Erbschaft. Rkg. 1565. (1226/4292.)
>> ? Bül«a«; vgl- Zeitoohrifl dm Aachener Geschieht« Vereins Bd. XI, S. 22, Anin. 5.
96 Hermann Veltman
148. V. Binsfeld, Arnold, (Binsfeld) g. Kuuo v. Binsfeld (Nideggen): Der
Nachlass der Eltern des Arnold v. Binsfeld n. dessen Theilung nach dem
vÄtcrliclien Testament, sowie eine Forderung von 14000 Goldg. für Wieder-
erbanung der Schlösser l^insfeld u. Schönforst. Jtilich-Bergsches Hofger.
1562. (1227/4293.)
149. V. Binsfeld, Kuno, nachher .Johann, (Weiler u. Binsfeld) g. (traf
.Tohann zu Bronkhorst-Rimburg: Erbschaft Schultheiss u. Seh. zu Isshem
(wohl gleich Issum, Kgbz. Düsseldorf). 1563. (1228/4294.)
150. V. Binsfeld, Thomas u. Hans, (Dheuren; Düren) g. Arnold v. Gunters-
dorf (Cöln): Erbschaft. Vogt u. Seh. des Unterger. zu Goitzheün. 1575.
(1229/4295.)
151. V. Binsfeld, Kuno, (Binsfeld) g. Johann u. Wilhelm v. Vlatten
(Vlatten): Räumung des Hofes zum Sand. Kurkölnisches Hofger. 1574.
(1230/4296.)
152. V. Binsfeld, Kuno, (Binsfeld) g. Paul Hüne u. cons.: Nullitäten in
einem Prozess. Rkg. 1589. (1231/4297.)
153. V. Binsfeld, Kuno, (Binsfeld) g. Marie, verwittwete Gräfin v.
Waldeck u. Agnes v. Gogräf, Geschwister (Beyenburg): Erbschaft. Fürstl.
Jülichsche Kommissarien. 1591. (1232/4298.)
154. V. Binsfeld, Johann u. Catharine, (Binsfeld) g. ßarthold Plate
(Münster): Besoldunga-Rückstand. Kurkölnischer Offizial. 1605. (1238/4299
u. 4300.)
155. V. Binsfeld, Johann, (Binsfeld) g. Heinrich v. Hoen (Cartheils);
Jurisdiktion in der Herrschaft Weiler (Wylre) u. darin liegenden Gütern.
Seh. A. 1618. (1234/4301.)
156. V. Binsfeld, Johann, (Binsfeld) g. Heinrich v. Hoen (Cartheils):
Jurisdiktion in der Herrschaft Weiler u. darin liegenden Gütern. Rkg,
1621, 1632 u. 1633. (1235/4302; 1236/4363; 1237/4304.)
157. V. Binsfeld, Johanns Wwe. Anna, (Binsfeld) g. Johann v. Harf
(Drimboru): Schuld forderung von resp. 6000 u. 2000 Goldg. Regierung zu
Düssoldorf. 1641. (1238/4305.)
158. V. Binsfeld, Johanns Wwe. Anna, (Binsfeld) g. Bernhards v. Bour-
scheid Vormundschaft (Bnrgbröhl): Immission in die Zehnten zn Frauen-
Wüllesheim u. den Hof zu Enzen. Hofger. Düsseldorf. 1633. (1239/4.S06.)
159. V. Binsfeld (Nideck), Wilhelm Werners Vormund Freiherr v. Hora-
pesch, (Düsseldorf) g. Agnes v. Binsfeld, Wwe. v. Liraburg (Eix): Heiraths-
gut V. 2000 rthlr. Jttlich-Bergsche Hofkanzlei. 1664. (1243/4310.)
160. V. Binsfeld, Heinrich, g. Lambrccht Gerlach: 33 rthlr. aus einer
Handschrift. Seh. A. 1517. (2357/7102.)
161. V. der Birgde, Peter, g. Jakob u. Adam Pastor u. cons.: Erbschaft
der Anna v. der Heyden. Seh. A. 1581. (1247/4316.)
162. Bischof, Nellis, g. Hans Dietrich v. der Bank u. cons.: Injurien.
Soh. A. 1666. (1804/4895.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericbt. 97
163. Bischofsstab, Catharine, g. Koland Bocke: Arrest auf die Güter
der Appellantin. Seh. A. 1512. (1305/4408.)
164. Bischofsstab, Egid, g. Roland Bocke: Injurien. Seh. A. 1512.
(1306/4409.)
165. Biskopink [richtig Bispink?], Johann, (Cöln) g. Paul v. dem Broich
u. Lampreeht Milarz : Forderung aus einem gemeinschaftlichen Wollegeschäft.
Magistrat zu Cöln. 1585 u. 1.586. (1274/4356; 1275/4357; 1276/4358.)
166. Biskopink [richtig Bispink?], Johann, (Cöb) g. Paul v. dem Broich u.
Lamprecht Milarz: Forderung von 5038 rthlr. aus einem gemeinschaftlichen
Wollehandel. Kurkölnische Kommissarien. 1590. 1277/4359.)
167. Bismann, Adam, g. Peter Kugclmann : Tausch eines Hauses gegen
Güter. Seh. A. 1542. (1308/4413.)
168. Bismann, Adam, g. Peter Kugelmann : Tausch eines Hauses gegen
Güter. Seh. A. 1555. (1309/4414.)
169. Bismann, Adam, g. Damian von Saueren (St. Laurentii Berg): Nicht
tmchtlich. Seh. A. 1565. (1309a/4415.)
170. Bismann, Adam, g. Peter Kugelmann u. Gerhard Eilerborn : Tausch
eines Hauses gegen Güter. Seh. A. 1566. (1310/4416.)
. 171. V. Blanche, Gebrüder, u. v. Broich, g. Kurfürst v. der Pfalz als
Herzog zu Jülich, u. dessen Regierung zu Düsseldorf (Düsseldorf): Heraus-
gibe der Herrschaft u. des Schlosses Schönau. Rkg. 1760. (166/1168.)
172. Blanche teste, Jaques, g. Arnold Clignet: Schuldforderung. Seh. A.
1670. (167/1169.)
173. Blanchetcste, Jacques, g. Wilhelm Klöckcr: Schuldforderung aus
einem gemeinschaftlich geführten Geschäft. Seh. A. 1675. (168/1171.)
174. Blanke nheim, Heinrich, g. Johann Bernhard u. Caspar Theodor
Schlebosch: Forderung von 1000 rthlr. Seh. A. 1727. (203/1223.)
175. V. Blaspiel, J. A. M., nun Wwe. Dorothea Henriette v. Blaspiel,
gfb. T. Hof, (Cleve) g. Graf v. Schellard zu Gttrzenich (A.): Eine aus Ehe-
pakten herrührende Forderung von 18 500 rthlr. Hofger. zu Düsseldorf.
1723. (208/1258.)
176. Bleienhanpt [Bleyenheufft], Hilchin, (Düren) g. Dionis Bleienhaupt:
EHncbaft des Gottfried Bleyeuhaupt. Amtmann u. Vogt zu Myllen. 1538.
(941/3507.)
177. Bleienhaupt, Gerlach, g. Peter Kipps Kinder Vormünder: Schuld-
forderung von 150 Fl. Seh. A. 1550. (942/3508.)
178. Bleienhaupt, Matthias, g. Johann Schandcrnell (Speier, nach der
Vollmacht): Wiedereinlösung eines Hauses. Seh. A. 1552. (943/3509.)
179. Bieienhaupt, Matthias, g. Roland Sieb: Schuldforderung von 1400
Joachimsthalern. Seh. A. 1550. (3510.)
1^. Bleienhanpt, Matthias, Testaments-Exekntoren, g. Matthias Bleien-
hanpt den Jüngeren: Erbschaft. Seh. A. 1560. (946/3512.)
98 Hermann Veltmau
181. Bleienhaupt, Matthias, g. Dietrich Speckheuer: Verleihung von
28 Morgen Gut in der Aachener Heide g. einen Erhzins. Seh. A. 1683.
(947/3513.)
182. Bleimann, Adam, (Hambach; .Jülich) g. Hildebrand Schneehagen
(Münster): Heirathsgut u. Alimente. Regierung zu Düsseldorf. 1674.
(950/3517.)
183. Block, Franz der Jüngere, g. Huprecht von Münster: Erbtheilung.
Seh. A. 1570. (1930/5769.)
184. V. Blomenthal, Wilhelm, (Burtscheid) g. Paul Oesslinger (Bnrt-
scheid): Injurien. Seh. A. 1564. (1936/5795.)
185. Bochholt [Bockholtz], Anna, g. Lambert Fluck u. cons. (wahr-
scheinlich A.): Forderung von 352 rthlr. für Ochsenhäute. Bürgermeistergor. A.
1581. (1372/4632.)
186. V. Bochholz, Bernhard, g. N. Weissenburg: Ein Hauskaufschilling.
Seh. A. 1721. (1386/4649.)
187. Bocholt, Johann, g. Johann v. Kettenis: Ein Zins von jährlich
6 Fl. Seh. A. 1522. (1370/4630.)
188. Bock, Roland, g. Egid in dem Bischofsstab: Erbschaft. Seh. A.
1512. (1391/4655.)
189. Bock, Roland, g. Egid in dem Bischofsstab : Zeugen-Perhorreszenz.
Kaisserliche Kommissarien. 1513. (1392/4656.)
190. Bock, Roland, g. Johann v. Lunzen: Ein jährlicher Erbzins von
2'/, Fl. rheinisch. Seh. A. 1524. (1398/4657.)
191. Bock, Colin, (Hepschaid) g. Johann Mewe den Jüngeren (St. Röster):
Ein Haus u. Erbe zu A. Seh. A. 1566. (1394/4663.)
192. Bock, Mathis Wwe. Maria u. cons., g. Jüdin Schön: Ein Kapital
von 500 rthlr. Seh. A. 1600. (1896/4676.)
193. Bock, Johann, g. Jakob Noppeney: Injurien. Seh. A. 1650.
(1401/4693.)
194. Bock. Johann, g. Johann Bonn den Jüngeren u. cons.: Injurien.
Rkg. 1657. (1402/4694.)
195. Bock, Pretzgen Erben, g. Johann Schmidt (Cöln): Schuldforderung.
Seh. A. 1660. 1404/4697.)
196. Bodden, Conrad, u. cons., (Münz) g. Marie u. Else Severins (Linnich) :
Erbschafts-Prätensionen auf Grund eines angefochteneu Testaments. Jülich-
Bergsche Kommissarieu. 1592. (1425/4766.)
197. Bodden, Peter Ludwig, u. cons., g. Lorenz Kohl : Der Nachlass der
Magarethe Bodden. Seh. A. 1693. (1426/4768.)
198. V. Bodden, Wwe. Anna Elisabeth, g. Nicolaus Brand : Verschiedene
Schuldforderungen: Seh. A. 1712. (1427/4770.)
199. V. Bodden, Theodor, (Hülsdonk u. A.) g. Wwe. v. Hallberg u.
cons. (Bonn n. Cöln): Forderung von 2000 rthlr. Kurkölnische Regierung zu
Bonn. 1720. (1428/4771.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 99
200. Bodden, Erben, g. Kanonikus Speckheuer (Cranenburg) : Forderung
für Hauszins u. Meliorationen von 1306 rthlr. Seh. A. 1748. (1431/4774.)
201. Bodenbender, Johann, -(Randerath) g. Gtertrude v. Ertzelbach geb.
?. Leerodt u. ihre beiden Schwestern, (Randerath) : Erbschaft. Bürgermeister
0. Rath zu Randerath. 1528. (1453/4812.)
202. Bodeson, Henricus Reinerus, (Malmundariensis) g. Egidius Dormael
et cons. (Leodiensis): Attentata contra litispendentiam camerae imperialis.
Camera imperialis. 1625. (1459b/4832.)
203. Bodeson, Martinus, pro uxore Maria Joannis Jacquemotte, (Mal-
mandariensis) g. Renardus Petrus Jacquemotte (Malmundariensis): Debita
Dongentorum florenomm Brabantiae necnon ducentorum vigenti octo dalerorum
imperialiam cum decem ducatis et quingeutorum octo flor. Brab. Consilinm
^«abinorum Malmundariensium. 1634. (1459c/4833.)
204. de Bodesson, Martinus Christophorus, Cnnibertus et Guilelmus, (Mal-
mandarienses) g. Reinardns Huart (Vermensis): Petitio haereditatis notabilium
bonorum tarn mobilium quam immobüium Huberti Cuniberti. Consilium provin-
ciale SUbulense. 1626. (1459a/4831.)
2fö. de Bodesson, Aegidii Francisci vidua et cons., (Stabulenses) g.
Vkina Potestat et cons., (Malmundarienses) : Haereditas Joannis Gilson proventa
ex conventione cum matertera ejus Anna Jacquemotte, quam praetendunt
prioris uxoris ejus propinqui contra secundae uxoris haeredes. Consilium pro-
Tinciale Stabnlense. 1721. (1459d/4834.)
206. Böde, Paul, (Hohenkirchen) g. Peter Zilk (Jülich): Erbschaft.
Haoptger. Jülich. 1542. (1466/4863.)
207. Böler, Tillmann, (Jülich) g. Simon Bischhüter (Randerode): Wicder-
einlöünng Terschiedener Güter. Hauptger. Jülich. 1530. (1469/4870.)
208. Bölmann, Ignatius, g. Nicolaus Ruland : Alimentation eines Kindes.
Soh. A. 1662. (1472/4876.)
2M. Bogenmacher, Thomas, g. Gottschalk Segrod : Ein Erbzins von 7 Fl.
IL 3 Mark. Seh. A. 1523. (1526/4979.)
210. Bogenmacher, Thomas, g. Colin Neut: Bau-Differenzen wegen einer
JN-rritut. Seh. A. 1529. (1527/4980.)
211. Bogenmacher, Thomas, g. Johann Pryck: Wirthschafts- u. Brauerei-
Gerechtigkeit. Seh. A. 1534. (1529/4982.)
212. Boheler, Nicolaus, g. Philipp Moss: Schadenersatz. Seh. A. 1544.
n534>/4988.)
21^ V. Bolen, Marie, g. Peter v. der Heyden (?): Einige Morgen Land.
Bkg. 1541. (1558/5091.)
211. V. Bongart, Wilhelm, (zur Heyden) g. Stephau Richtergen, (Schönau): J
Orricbtskompetenz. Vog^t, Seh. u. Ger. zur Bank im Land zur Heyden. 1569.
n:i:2,5i42.)
215. V. Bongart, Wilhelm, (zur Heyden) g. den Pürstl. Jülichschen General-
Aowalt ( Düren): Fabches Münzen. Schultheiss u. Seh. des Hauptger. Jülich. ^
V^9. U&73y5U3).
7*.
100 Herraanii Veltman
216. V. Bongart, Wilhelm, (zar Heyden) g. Dietrich v. Mjlendonk
(Mylendonk): Das Haus zur Heiden. Seh. A. 1572. (1574/5144.)
217. V. Bongart, Agnes, (Herstall) g. Cornelius Corves (Immendorf):
Der Imraendorfer Zehnten. Regierung zu Düsseldorf. 1576. (1575/5145).
218. V. Bongart, Wilhelm, (zur Heyden) g. Gemeinde zu Heyden: Juris-
diktion zu Heyden. Hofger. Düsseldoif. 1581. (1576/5146.)
219. V. Bon gart, Wilhelm, (zur Heyden) g. v. Bongartsche ünter-
thanen der Herrschaft Heyden (Heyden): Jurisdiktion zu Heyden. Jülichsche
Kommissarien. 1582. (1577/5147.)
220. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) g. Herzog Wilhelm zu Jülich
(Dnsseidorf): Arrest auf die v. Bongartschen Güter u. Gefälle im JtUichschen
wegen einer Schuld von 1000 Goldg. Rkg. 1584. (1579/5149.)
221. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) g. Herzog Wilhelm zu Jülich
(Düsseldorf): Störung der Jurisdiktion in der Herrschaft Heyden. Ekg. 1584.
(1580/5150.)
222. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) g. Wilhelm v. Brockhausen (Egelten) :
Schuldforderung. Hauptger. Jülich. 1591. (1582/5152.)
223. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) g. den Abt zu Klosterrode (Kloster-
rode; Klosterrath): Eine Hufe Landes. Hauptger. Jülich. 1594. (1588/5153.)
224. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) g. Anna Schürmann, Wwe. Bitter
(Emmerich): Schuldforderung von 324 rthlr. 12 Sttiber. Ger. Nieder-Mormpter '.
1610. (1584/5154.)
225. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) u. Dietrich u. Heinrich Hartard
V. Mettemich, (Zievel) g. Conrad u. Georg v. Bohnen (Bohnen): Heirathsgut
Hofger. Düsseldorf. 1614. (1585/5155.)
226. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) g. Gisbert v. Bözzelar, (wahr-
scheinlich Bözzelar): Schuldforderung von 1563 Fl. Hofger. Cleve. 1625.
(1587/5157.)
227. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) g. Cathariue Fetmengcr u. Anna
Hanf: Jurisdiktions-Differenzen in einer Prozesssache wegen Zauberei.
Regierung zu Düsseldorf. 1631. (1588/5158.)
228. V. Bongart, Wilhelm, (Heyden) g. Hermann v. Hinz genannt
Landskron (?): Kriegs-Kontribution. Jülichsches Hofgcr. 1633. (1589/5159.)
229. V. Bongart, Werner, (Pfaflfendorf) g. Otto Sehenk's zu Nideggen
Kinder Vormünder (Horst): Forderung von 3000 Goldg. Jülichsches Hofger.
1609. (1595/5165.)
230. V. Bongart, Werner, (Pfaffendorf) g. Geschwister v. Schenk zu
Nideggen (Horst): Forderung von 4000 Goldg. .Jülichsches Hofger. 1610.
(1596/5166.)
231. V. Bongart Otto, (Bergerhausen) g. Erben Knibbens: Immission
in das Gut Heyden. Seh. Blytt. 1620. (1597/5167.)
^) Niederxntfrmter, Rgbz. Diiaaeldorf, Kr. Kleve.
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 101
V. Bongart, Ferdinand, (Nieder-Mormter) g. Gebrüder Hermann u.
Gerhard Wilhelm v. Hochstetten u. v. Wylich (Cöln u. Düren): Jährliche
3(> Malter Roggen ans den Nothhaasenschcn Erbgefällen. Herzogl. Jülichschc
Eejrierung. 1661. (1600/5171.)
233. ▼. Bongart, Marie verwittwete v. der Heyden (Heyden) g. Adolf
T. Imsterrad (Meer): Heirathsgut von 7000 Goldg. Regiernng zu Düsseldorf.
1«67. (1602/5173.)
234- ▼. Bongart, Marie yerwittwete v. der Heyden, (Heyden) g. Mar-
f^arethe v. Boarscheidt zu Schweppenberg (Andernach): Forderung von 1000
Goldg. Regierung zu Düsseldorf. 1672. (1603/5174.)
235. V. Bongart, Marie verwittwete, geb. v. Nesselrodc, (Heyden) g.
Gebrüder Gerhard, Wilhelm u. Hermann v. Hochstetten (Düsseldorf): Ehe-
pakten u. Lcibgeding. Hauptger. Jülich. 1673. (1604/5175.)
236. V. Bongart, Karl Lothar, (Heyden) g. Johann zum Pütz (Cöln):
Scholdforderung von 800 Goldg. Regierung zu Düsseldorf. 1688. (1605/5176.)
237. v. Bongart, Karl Lothar, (Heyden) g. Wwe. v. Imsterrad (Meer):
Eine jährliche Rente von 300 Goldg. Regierung zu Düsseldorf. 1693.
(Iß08;5179.)
238. T. Bongart, Karl Lothar, (Heyden) g. das Kurkölnische Hofger.
0. die Kuratoren der minderjährigen v. Reuschenberg, v. Frenz u. v. Mettcr-
iiich (Bonn, Setterich, Cöln) : Die Verlassenschaft des Teutschordens-Kommen-
thurs V. Hanxler. Rkg. 1694. (1609/5180.)
230. V. Bongart, Anna Maria, (Pfaffendorf) g. Anna Clara v. Blaiikart,
verwittwete v. Bongart (Heyden) u. den Schultheiss (Platzheim): Erbschaft.
Korkölnitk^her Gffizial. 1696. (1612/5183.)
240. V. Bongart, Anna Maria, (Pfaifendorf) g. Anna Clara v. Blaukart,
Tcrwittwete v. Bongart, (Heyden): Besitznahme des Hauses Bergerhausen
Hebst anliegenden Höfen u. einer MtÜile. Kanzlei zu Düsseldorf. 1696.
M613 5184.)
241. Bontz, Dr. Johanns Kinder Vormundschaft, (Speier) g. Johann
\^'ilhelm Herzog zu Jülich u. cons. (Jülich): Verschiedene Deserviten-For-
derungen in mehreren von dem Vater der K. bei dem Rkg. geführten Ge-
fdiAften. Rkg. 1594. (1661a/5263.)
242. V. Born, Qnirin, g. Pastasius v. Stavel (Lüttich): Haltung eines
Kaufn von 20 Setzei Weizen. Werkmeisterger. Aachen. 1526. (1801/5478.)
243. V. Bomheim, Philipp, (Cöln) g. Anton v. Luisdorf u. cons. (Heins-
bfrir): Verschiedene Ländereien u. Zehnten zu Buchel. Herzogl. Jülichschc
Kommiiisarien. 1555. (1807/5498.)
244. Botterloch, Hans, g. Jude Vibelmann: Schuldforderung. Seh. A.
IM), «1833/5597.)
245. Bouget, Jakobs Kinder, g. Johann Meckels Erben (Speier, Worms,
Wiesbaden): Eine von dem Ilittraeistcr Meckel v. Hembsbach dem Jakob
BoQgct zu \. gemachte Schenkung von 1000 Fl. in Bezug auf das ihm ver-
•chafft« SchloiM Ncn-Hembsbach im Kauton Winnweiler. Rkg. 1721. (:)G48.)
102 Hermann Veltman
246. Bouget, Geschwister, g. Dionis Hesselle: Abtriebsrecht wegen des
Hauses „zum Löwen" in A. Seh. A. 1725. (1848/5649.)
247. Bouget, Wwe., g. Erben Michels: Abhalten der Enten von einem
Weiher. Seh. A. 1764. (1849/5650.)
248. V. Bouler, Philipp Wilhelm, (Düsseldorf) g. Gebrüder v. Hoch-
stetten (Jülich u. Düsseldorf): Das Mannlehngut Vrechem. Hofger. Düssel-
dorf. 1699. (1851/5656.)
249. Boumahl, Johann Wilhelm, g. Heinrich Boumahls Kinder: Gross-
elterliche Erbschaft, Güter u. s. w. Magistrat zu A. 1720. (1853/5659.)
250. de Bounann, toparcha in Ryckholt, (Byckholt) g. Joannes Gant-
hoye (pagus de Agneux): Incarceratio Joannis Gauthoye et mulcta 1000 florc-
norum auri. Scabini Aquenses. 1728. (1854/5666.)
251. Bount, Johann, (St. Cornelimünster) g. Helene Move u. cous. (V)
Verschiedene Schuld f orderungen, wovon behauptet wird, dass 180 Goldg. ab-
bezahlt seien. Bittermannen zu St. Cornelimünster. 1534. (1855a/5672.)
252. de Bourneville, Ursula, vidua de Remonchamps et cons., (Stabuleti)
g. Tossanus Geron (Malmundariensis) : Solutio debiti 700 imperialium cessi
ab Aegidio Agume, cujus quittantiam rei praetendunt accepisse, sed insidiis
administratoris consiliarii de Remonchamps socri actoris, dum Joan. de Remon-
champs maritus Autis morbo diuturno succumbens mentis non fuerit compos,
perdidisse. Consilium provinciale Stabulense. 1730. (1856a/5675.)
253. Bourscheidt, richtig Engel, weiland Gerhard Glockers Wwe., g.
Reinhard Gerbott u. Elisabeth Burtscheid, genannt Burgerhaus: Schuld-
forderung von 1500 Goldg. Seh. A. 1528. (1912/5735.)
254. Boursteubley, Wwe., g. Leonhard Malmedier: Sperrung eines Vor-
platzes. Seh. A. 1770. (1913/5736.)
255. V. Brachel zu Tetz, Peters Kinder Vormund, (Tetz) g. Wilhelm
v. Brachel u. cons. (Angelstorf): Einige Erbgüter. Hofger. Düsseldorf.
1605. (218/1303.)
256. V. Brachel zu Tetz, Philipp u. cons., (Tetz u. Cöln) g. Reinhard
Brölmann (Cöln): Heirathsgut von 1000 rthlr. Kurkölnischer Offizial. 1681.
(219/1304.)
257. V. Brachel, Franz Wilhelm, uxorio nomine, (Tetz) g. S. M. v. Leers
zu Lcersfeld u. Moritz Bruet (Cöln u. Leersfeld): Abtragung eines Kapitals
von 5000 rthlr. Regierung zu Düsseldorf. 1731. (221/1306.)
258. V. Brachel, Constantine geb. v. Leers, proprio et mariti noraine,
(Tetz) g. die Karthause zum Vogelgesang u. cons. (Vogelgesang 0 ' Vcr-
äusserung verschiedener Tetzscher Pertinentien zur Abtragung einer Schuld
an die Karthause. Regierung zu Düsseldorf. 1733. (222/1307.)
259. V. Brachel, N., (Tetz) g. das Lehnger. zu Cornelimünster u. die
ßrandener Gemeinde daselbst (CornelimUnßter): Freier Schaf- u. Schweine-
trieb. Rkg. 1756. (223/1308.)
*) Vogelsang, Königskamp, bei Stettemich-Jülirh ; vgl. Biiiterim-Mooren,
ErzdiOceso Köln, Xt)u Bearb. Bd. U, S. 430.
Aachener Prozesse am Reichskanunergericht. 103
26(^ V. Brächet, Karl, (Tetz) g. Bertram v. Weinbergen (Düsseldorf):
Forderung von 5000 rthlr. Regierung zu Düsseldorf. 1760. (224/1309.)
261. V. Brachel, Konrad, (Tetz) g. die Eingesessenen zu Tetz u. cons.
«Tetz): Abtretung eines Morgen Landes für die Küstcrstelle. Regierung
zu Düsseldorf. 1766. (225/1310.)
262. V. Brachel, Reinhard, u. cons., (Jülich) g. Mathias Lopgen u. cons.
(JiiUch): Erbschaft. Hofger. Jülich. 1534. (230/1325.)
263. Bragard, Mathaens, (Malmundarium) g. Ogerus Franciscus Dnm<^
qoa ävndicus principis Stabulensis et Malmundariensis (Stabuletum) : Delictum
m et violentiae publicae per accusatum eo commissum, quod sepem a vidua
Uoes noviter prope hör tum e regione plateae nominatae St. Trond plan ta tarn
via facti avulserit. Oonsilium provinciale Stabulense. 1748. (23b/ 1338.)
264. Brammertz, Wwe. Maria Katharine, g. v. Ehreuheim: Aufhebung
tme« auf 1000 rthlr. gelegten Arrestes. Seh. A. 1773. (249/1365.)
265. Brammerz, Wwe. Anna Maria, g. Erben Bauermann: Forderung
TOD 845 rthlr. Seh. A. 1754. (247/1363.)
266. Brandt, Eingesessene der Hunschaft, (Brandt) g. den Abt des
Ootleshauses St. Comelimünster (Comelimtlnster) : Gestattung einer Revision
in caaBis non appellabilibus. Rkg. 1696. (256/1395.)
267. Brass, Peter, (Monheim) g. Dietrich u. Wolter Jhew u. cons. (Esch-
weiler): Verschiedene Forderungen. Hofger. Düsseldorf. 1602. (277/1712.)
268. Bratz, Dietrich, g. Johann Meyss (St Trond): Gütertheilung. Seh.
A. 1525. (281/1725.)
269. Bratz, Dietrich, g. Elise Zevel (St. Trond): Schwesterliche Güter.
^h. A. 1537. (282/1726.)
276. Bratz, Dietrich, u. Johann Meiss, (St. Trond) g. Johann Freitag,
«i'öhi): Der Hillesberger Hof. "jülich-Bergsches Hofger. 1536. (283/1727.)
271. Branenstein, Peter, g. Johann Hubgens: Rechnungs- Ablage über
daj» 8p4>ichermeister-Amt u. Ersatz. Seh. A. 1614. (308/1799.)
272. Braun, Wilhelm, g. Erbgenahmen Buirette:- Erbschaft. Seh. A.
1621. 4294/1753.)
273. Brannleder, Wwe. Anna Maria, g. Philipp Zentis: Räumung des
Hto^teii, Hofes u. Erbgutes der sogenannten Aachener Heide. Seh. A. 1736.
«309. 1801.)
271. V. Braunaberg, Alexander, (St. Comelimünster) g. den Abt zu St.
Comelimünster (Comelimünster): Wiedereinsetzung in vorher verwaltete
.\«*niter mit Halar u- übrigen Emolumenten. Rkg. 1763. (321/1814.)
275. Brauweiler, der Abt des Klosters, (Brauweiler) u. dessen Propst
(Zaipicb) g. Wwe. u. Kinder des Heinrich Gross (Pier) u. Freiherrn v. Mettcr-
Bicb (Mflllenark): Streit darüber, ob ein klösterlicher Lchnmann zu Pier u.
Merken seine Lchugüter an seinen Sohn oder einen andern ohne Entrichtung
«ler Kannndde (ein silberner Pflug u. s. w.) u. ohne Ableistung des Lchns-
eido übertragen darf. Kurpfölzischer Hofrath zu Düsseldorf. 1738. (1968.)
104 Hermann Veltman
276. V. Bredenich, P. Wwe., g. Jakob v. Bree: 50 Centner Kupfer.
Magistrat zu A. 1543. (965/3565.)
277. V. Bredenich, Matthias, u. Hennann v. Kannach, Vormund Huprecht
Wiudenbcrg, g. Bernhard Engel n. Johann Buyre : Schuldforderung von 300
Ooldg. Seh. A. 1543. (966/3566.)
278. V. Bree, Heinrichs Wwe., g. Göbel v. Piern: Erbschaft. Seh. A.
1556. (972/3577.)
279. V. Bregel, Maria, g. Peter Brick: Erbschaft. Seh. A. 1532.
(975/3582.)
280. V. Brempt, Johann, (üede) g. Matthis v. Cöln: Ein Hausverkauf
für 2000 Goldg. Lehnherren zu A. 1573 u. 1576. (1008/3680 u. 1009/3681.)
281. V. Brempt, Friedrich, (Rheinbach) g. Johann v. Brempt (Ocde):
Erbschaft. Ekg. 1596. (1024/3697.)
282. Breuer, Heinrichs Erben, (Geuenich) g. Gotthard Steufmehl u. cons.
(Jülich): Erbschafts-Theilung. Hofger. Düsseldorf. 1632. (1101/3962.)
283. Breuer, Wwe., g. Wwe. u. Erben Mostard, Philipp Gentis: Haus-
verkauf, Evictionsleistung u. s. w. Rkg. 1719. (1104/8966.)
284. Breuer, Wilhelm, g. die Sehrschen Kreditoren: Hausverkauf,
Evictionsleistung u. s. w. Seh. A. 1722. (1105/3967.)
285. Breuer, Albert, u. dessen Ehefrau, g. Wwe. Mennes u. cons.:
Schuldforderung von 145 rthlr. Seh. A. 1730. (1108/3970.)
286. Breuer, Wwe. Dorothee Lambertine geb. v. Cotzhauscn, g. die ver-
wittwete Gräfin v. Plettenberg u. cons. (Wittern): Jagd- u. Fischerei-Gerechtig-
keit, sowie Einquartirungs-Freiheit. Rkg. 1743. (1109/3971.)
287. Breunlin, Moriz, Kammergerichts-Prokurator, (Speier) g. Franz
Layendecker (Fettweiss bei A.): Deserviten- u. Auslagen -Forderung. Rkg.
1539. (1115a/3992a.)
288. Breunlin, Moriz, Kammergerichts-Prokurator, (Speier) g. Gerhard
Rost (Haren bei A.): Deserviten-Forderung. Rkg. 1544. (I115b/3993.)
289. Breunlein, Licentiat Moritz Erben, (Speier) g. die v. Randenroth,
in actis benannt (Horrich): Salar-Rückstand von 48 Goldg. Rkg. 1572.
(1116/4000.)
290. Brie, Heinrich, g. Gebrüder Reinhard u. Engel v. Eupen: Rest
einer Schuldforderung. Seh. A. 1540. (1342/4537.)
291. v. dem Broch, Werner, (Niederhausen) g. die Kirche zu Niedeggen,
später Dechant, Senior u. Kapitel der Kollegiatkirche zu Jülich (Jülich):
Zehnten-Pachtung. Ger. (Grevenbroich. 1570. (1939/5820.)
292. V. dem Broch, Leonhnrd, (Heinsberg) g. Dietrich de Pütt u. Nicolaus
Eiserich (Heinsberg): Erbsehaft. Hofger. Düsseldorf. 1617. (1940/5821.)
293. Brecher, Johann, (Cornelimünster) g. Johann Meess(Cornelimünster):
Schuldforderuug. Seh. Cornelimünster. 1565. (1941/f)822.)
294. V. dem Brock, Jobst, g. Johann Koll: Ein Depositum von 1600
Philippstbalern. Seh. A. 1618. (1948/5833.)
Aachener Prozesse am Heichskammergericht. 105
2^. Brock n. Setterich, sSmmtliche Beerbte u. Benachbarte der Dörfer,
«Brock n. Setterich) g. Bürgermeister, Seh. u. Rath der Stadt Jülich (Jülich):
Konkurrenz zu den von der Stadt Jülich zu tragenden Steuern mit '/s u.
deshalbige Forderung mit 1500 rthlr. Hofger. Düsseldorf. 1648. (1949/5834.)
296. Brockhausen, Johann, (Gladbach) g. Wilhelm Hübe (zur Linden):
Erbschaft. Hauptger. Jülich. 1535. (1952/5865.)
297. T. Broich, der Gebrüder Vormund Johann v. Hochstedtcn, (?) g.
Gerhard t. Hön (wahrscheinlich Cartheils): Schuldforderung von 1000 Fl.
Hanptger. Jülich. 1533. (1972/5901.)
2i8. T. Broich, Wilhelm, (Broich) g. St. Georgen am Busch, Gotteshaus
im Land zu Güls (St. Georg): Nicht ersichtlich. Seh. Nothberg. 1543.
il972a/5902.)
299. V. Broich, Peter u. cons., als Erben des Thomas v. Hön, (wahr-
^cbeinllch Cöln) g. Johann v. Mcrode (Buer): Erbschaft des Anid v. Hoch-
htedten. Hauptger. Jülich. 1549. (1973/5903.)
390. V. Broich, Erben, g. Obristlieutenant v. Broich: Mobiliar- u. Immo-
biliar-Erbschaft Seh. A. 1751. (1990/5923.)
301. V. Broich, Johann Caspar Joseph, (Eschweiler u. Posch) g. Freiherr
T. Wolfskeel (Düsseldorf): Abtretung des Ritterguts Pesch. Geheimcrrath
zu Dttsi*eldorf. 1754. (1991/5924.)
302. V. Broich, Franz, (Maasoyk) g. Johann Leuth (Kesteruich): Erb-
»irhaft. (Jcr. Kesteruich auf Weisung des Seh. A. 1557. (1992/5925.)
303. V. dem Broich, Leonhard, als Erbe des Johann v. Luipen, (Heins-
ben?) g. Diedrich de Pütt u. Nicolaus Elsswyck (Heinsberg): Streit aus
einem Kauf-Kontrakte über ein Haus zu Heinsberg. Amt zu Heinsberg resp.
Kanzlei zu Düsseldorf. 1617. (2396/7203.)
304. Broncard, Joannes Arnoldus, et cons., (Leodium) g. Egidius Joannes
Egidy: Annnns reditus quinque modiorum speltae. Scabini Aquenses. 1687.
mskj:>.59«9.)
305. V. Bronkhorst, Johann, (Gronsfeld) g. Wilhelm v. Esslau's Wwe.
(Lottich): Eine jährliche Erbpacht von 35 Hütten Roggen. Magistrat zu
A. I5y7. (1996a/ö974.)
306. V. Bronkhorst zur Battenburg, Dietrich, (Auholt) g. Wilhelm v. Flo-
dorf (Odenkirchen): Der Erbfall der v. Harfschen Güter. Seh. Jülich. I5:J8.
(2W)0/598ü.)
307. V. Bronkhorst, Graf Hermann Dietrich, (Auholt) g. Gerhard v. Lutzel-
bnrg (Hollonia): Forderung an AUodialgtiter u. Immission in die Herrschaft
Mein. Seh. A. 1600. (2005/5985.)
308. Brotz, Dietrich, (Mastricht) g. Heinrich Heer ((iangelt): Besitz
4ea Hofe« Laer. Jtllichsche Richter zu Wassenberg. 1548. (2023/6032.)
309. Bnmx, (iottfried Lambert, g. Peter (jambart n. Johann Peter
o- Jakob Adolph Schlögel: Versatz eines Hauses u. einer Färberei für
tüOO Fl. Seh. A. 1770. (2025/6087.)
106 HermaDD YeltmsQ
310. V. der Brflggen, Philipp, Handclamann, (Burtscheiii) g. BUrger-
meiatcr u. Rath der Rcicbastadt A. n. Wnge-AdministiatioD zn A.: Weg-
nahme mehrerer Ballcu Katfoebobuen, welche der K. i)oi einem Aachener
KanfiuanDe deponirt hatte, seitens der rerklngten Wagc-Admioistration
wegen angehlicher Umgehung dci Acuise-Entriciituug. Seh. A. 1792. (Extra-
jndiciulia 60.)
311. Bruer, Johann, u. con»., (Haüselt) g. Johann Bude (EeydingeD):
Eine jilhrlichc Gülte von 5 Malter Boggen an die Kirche zn Uasaolt Hauptger.
Jülich. ISS9. (3303/6914.)
•il'i. Briiser, Peter, g. Gcihaid Kost; Erbschaft. Suh. A. 1525.
(23Ü3/6915.)
313. Brnnner, Heinrich Wilhelm, g. NioolauB u. Johann Nntten: Retrakt
eine» Hauses, fttagistrat zu Aachen. 1750. (2319/6975.)
3H. Uruwor, Johann, (Ottweiler) g. Reinliard v. Binsfeld (Bruggcn):
Ein alljährlich in den Uyrbachsbof zu bezahlender Simmer Boggen. Schalt-
heisa u. Seh. des Qer. zu ßastweiler im Sprengel des Hanptger. Jauch. 1528.
(2331/7011.)
315. Back, Roland, g. Ottilie v. der Kanne: Forderung von lUOO Fl.
Seh. A. 15IS. (2050/618S.)
316. Bück, Culin, g. Qcrhard v. Kattenlach: Schuldfordcrang von 500 Fl.
Seh. A. 1530. (2051/6184.)
317. Bück, Colin, g. Peter Bncks Wwe.: Nicht ersichtlich. Seh, A.
1573. (2052/8185.)
31t). Bnck, Oatbarinas Vormund, Johann v. Merode, (A. u. Buir) g.
das Kloster Reiehenstein (Reichen^lcin) : RIkkständigc ErbpSchte des Hofes
zn Etzendorf. Hauptger. Jülich. I55Ü. (2053/6186.)
319. v. Bück, Reinhards Wwc, Anna geb. v. Uocbkircbcn, g. Wilhelm
V. Wilre: Jfihrliclie Renten o. Zehnten von einem Hofe. Hauptger. Jülich.
1567. (3054/6187.)
'SÜß. Back, Lueie, g. Bernhard Koumanu: Erbtheilung. Scb. A. 1585.
(2055/61 B9.)
321. Bück V. Lichtenberg, Frarabach, n. Anna v. Hochkircben (Sicratorf)
g. die Gläubiger Johanns v. Hochkircben (?): Die Verlasse nschaft des Johann
T. Hochkircben. Rkg. 1587. (3056/6190.)
:ta- Bück V. Licbtenberg, Frambach, (Sierstorf) g. Dr. Peter Blank-
hards Wwe.: Pachtung dca Hauses Hocbkirchcn. Seh. A. 1593. (2057/6191.)
3'23. Bück, Johann, g. Franz Boon u. Uoddert v. Freinsheim: Real- u.
Verbal- liOuricn. Siadtrath zn A. 1665. (2059/6193.)
321. Bueket, genannt Walpot, Johann, g. Arnold Fnnk: Schuldfordcrang.
Seh. A. 1534. (2064/6200.)
325. Buci|uo.v, Jakul), (Cüln) g. laaak Loth: Schuld fordcrung von
iild-
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 107
327. Budde, Johann, g. Heinrich Bannct^s Wwe. : Forderung von 61 1 rthlr.
iyrh. A. 1622. (2071/6209.)
328. Budde, Johann, g. Nicolans Kluter oder Kleuter: 200 rthlr. Dar-
lehen laut Haudschein. Seh. A. 1628. (2400/7221.)
329. Budtcr, Johann, g. Johann Untzer: Erbschaft u. ein Weg zu dem
Erbe des Appellanten. Seh. A. 1534. (2079/6237.)
330. Buel, Johann, g. Dionius Proen (Lttttich): Jährliche Pacht von
2(» Mödde Roggen von dem Hof zum rothen Schild. Schul theiss u. Seh. der
Bank u. des Ger. von Heer. 1530. (6241.) Abgcg. an Limburg; Grcfläer
dns Provinz ial-(ilerichtshof es zu Mastricht, am 27. April 1852.
.131. V. Euer, Werner, (Cöln) g. Dionis v. Hohenkirchen (Düren): Schuld-
ftjHerung. Vogt u. Schultheiss des der. zu Hohenkirchen. 1521. (2080/6242.)
332. V. Buer, Adam n. Hermann, (Zülpich) g. Johann v. Merodc dlloffalizc
• Frankenberg): Das Lehen Frankenberg mit Zugehör. Mannkammer des
Föratenthums Jülich. 1587. (2083/6245.)
333. Buirette, Johann, u. cons., g. Hans u. Agnes Stuppartz: Arrest
Mf die Güter des Johann Manbach. Seh. A. 1641. (2098/6280.)
.134. Bairette, Johann, u. cons., g. Arnold Schmidt: Schul dford er ung.
Nrb. A. 1644. (2099/6281.)
^t3I>. Buirette, Johann u. Daniel, g. Cornelius Barchmann u. cons. (Amster-
dtni): Vorzug im Konkurs des Johann Blanche. Seh. A. 1676. (2100/6284.)
336. Buirette, Johann u. Daniel, g. Cornelius Barchmann u. cons. (Amster-
dAflit: Eine Realkaution fttr 4307 rthlr. Seh. A. 1680. (2101/6285.)
337. Buirette, Daniel, g. Mathis Leycndeckcr: Baudifferenzen wegen
FfDirterrecht. Seh. A. 1681. (2102/6286.)
338. V. Buisbach, Walther, g. Wilhelm Alberts: 8 Morgen Land am Vieh-
wt'g ober dem Hastenberg. Lehnger. Cornelimttnster. 1556. (2103/6288.)
339. Bundt, Johann, (Jülich) g. Peter Schmidt (Kloster Brandenberg bei
<'*'melimünflter): Elinige verpfändete Güter. Seh. des ünterger. St. Comeli-
mnnster. 1534. (2126/6372.)
310. Bundt, Johann, (Jülich) g. den Abt zu St. Cornelimünster (Corneli-.
ttünster): Entsetzung aus einem Hof u. Gütern. Rkg. 1535. (2127/6373.)
311. Bundt, Johann, (JiUi<'.h) g. Bastian in der Weiden: Nach der
iW-hauptung des Abtes von Cornelimttnster eine Forderung von nicht einmal
13 Fl., weshalb derselbe die Appellabilität der Sache bestreitet. Seh. ('orneli-
manster. 1534. (2128/6374.)
342. Bundt, Johann, (Jülich) g. Johann Weicnhofen (Cornelimünster):
Vholdforderung. Rkg. 1537. (2129/6375.)
313. Bundt, Johann, (Jülich) g. Johann Weicnhofen (Cornelimttnster):
bjorien. Rkg. 1549. (2130/6376.)
344. V. Bungart, Agnes, Wwe. des Franz v. Hanxelcr, Frau zu Hi-r-
^tAÜ*, (?) g. Johann Crispin u. Johann v. Isleben (Jülich): Schuldforderung;
' Vgl. ZwiUcbriA de« Aachener Geschichteverülns Bd. X, ä. 44.
108 Hennann Yeltman
näheres ist nicht ersichtlich. FürstL Kanzler a. Bath zu Jülich. 1568.
(138a/1028.)
345* auf der Burg, Simon, (Cornclimünster) g. Jakob Ungleich u. cons.
(Gressenich): Versperrung eines offenen Weges. Lehnger. Cornelimünster.
1534. (2185/6452.)
346. Burkhart, Georg, g. Anton v. Clairmont: Injurien. Magistrat zu
A. 1548. (2205/6529.)
347. Burkhart, Georg, g. Johann Naber u. cons. (Haren): Das Gut
Hammelmannshof. Seh. A. 1548. (2206/6530.)
348. Burkhart, Georg, g. Gerhard Boss (Haren): 18 Malter u. 4 Fass
Koggen u. eine Geldprästation von 21 Aachener Gulden. Seh. A. 1554.
(2207/6531.)
349. Burkhart, Georg, g. Peter Morenfeld: Injurien. Seh. A. 1555.
(2208/6533.)
350. de Burneville, Gereon, (Malmundarium), g. Quirinus Wilhelm! (Mal-
mnndarium): Retractus domus. Consilium Stabulense. 1650. (2212/6566.)
351. de Bourneville, Joannes, (Malmundarium) g. Thomas Paschasius et
cons. (Malmundarium): Injuriae verbales. Alta justitia Malmundariensis.
1652. (2213/6567.)
352. V. Burscheid, Caspar Friedrich, (Merotgen) g. N. Linz (Eschweiler):
Ein Kirchenstuhl in der Pfarrkirche zu Eschweiler. Geheimraths-Kolieg zu
Düsseldorf. 1735. (1907/5730.)
353. Bursgen, Johann Wilhelm, g. Johann Conrad Thile: Injurien.
Seh. A. 1659. (2214/6571.)
354- Bourscheid [richtig Burtscheid], adeliges Damenstift, g. v. Merodc,
(Frankenberg): Feindlicher Einfall in den Burtscheider Forst. Rkg. 1515.
(1857/5677.)
355. Burtscheid, Äbtissin des Kaiserlichen freien Stifts, g. Franz Iguaz
Graf V. Merode d'Hoffalize : In der Herrlichkeit Burtscheid gelegene Güter,
Mühlen, Weiher u. s. w. Ger. Burtscheid. 1705 u. 1725. (1858/5678 u.
1859/5679.)
356. Burtscheid, Damenstift, g. den Vogt zu Burtscheid: Das Bier-
zapfen. Ger. Burtscheid. 1557. (1860/5680 u. 81.)
357. Burtscheid, Gemeinde, g. die Äbtissin zu Burtscheid u. Adam
V. Merode (Frankenberg): Der Gemeindewald, Oberbusch genannt. Herzogt
Brabantsche Käthe als arbitri. 1584. (1872/5691.)
358. Burtscheid, Gemeinde, g. die Äbtissin zu Burtscheid u. cons.:
Herausgabe entzogener Ländereien, Widerruf von Edikten wegen Bier, Wein
u. s. w. Rkg. 1724. (1873/5692.)
359. Burtscheid, Gemeinde, g. Johann Jakob Meyer (Burtscheid): Jähr-
liche Entrichtung des 6. Pfennigs von Hauszinsen. Seh. A. 1727. (1874/5693.)
360. Burtscheid, Geracinde-Verordnete zu, g. Jakob Moll (Burtscheid):
Holzfällen u. dessen Verkauf. Seh. A. 1731. (1875/5694.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 109
961. Burtscheid, Schöffenmeister u. Seh. des Ger., Dorfs u. Herrlichkeit,
g. Arnold Verken (Burtscheid): Jurisdiktion. Seh. A. 1671. (1881/5700.)
362. Burtscheid, Major, Statthalter u. Seh. zu, g. Johann Wilhelm Probst
0. cons. (Burtscheid): Besteuerungsrecht zur Tilgung der Kriegsschulden.
Seh. Ä. 1682. (1882/5701.)
363. Burtscheid, Gemeinde- Verordnete der Herrlichkeit, g. den Kur-
kölnischen Oflizial u. cons. (Cöln): Einmischung in die weltliche Gerichts-
barkeit. Rkg. 1744. (1883/5702.)
364. Burtscheid, Johann Engel, als Nachbar-Forstmeister der Herrlich-
keil, g. V. Brachel zu Tetz: Demolirung eines neuen Grabens in dem Burt-
sAeider Oberbusch. Seh.' A. 1748. (1884/5703.)
365. V. Burtscheid, Johann, genannt Bürgerhaus, g. Peter v. Treuen:
Einige Erbgüter. Kaiserliche Kommissarien. 1526. (1885/5704.)
366. Burtscheid, Peter Treue aus Burtscheid, (?) g. Wilhelm Klocker (?):
Schnldforderung von 1000 Goldg. Seh. A. 1528. (5705.)
367. V. Burtscheid, Karl, genannt Burgerhaus, g. Simon Engelbrechts
Wwe.: Schuldforderung. Seh. A. 1553. (1886/5706.)
368. T. Burtscheid, Johann, genannt Burgerhaus, g. Leonhard Würth:
Ihr zehnte Theil am Leinemanns Haus in der Pontstrasse. Seh. A. 1596.
(18S7,5707.)
369. Buschmann, Arnold, (Landwyck) g. Dietrich Pölfnann (?): Ent-
i^tzung aus Erbgütern. Die Bank von Donk; II. Inst. Seh. A. 1539.
<i230/66S4.)
376. Buschmann, Rochus u. Anna, Vater u. Tochter, g. Claus Busch:
Personal-Arrest wegen Schulden. Seh. A. 1588. (2232/6686.)
371. Buschmann, Johann, (Cornelimünster) g. Karl Schön: Schuld-
f"rderung für geliefertes Eisen. Schultheiss u. Seh. des Gotteshauses Corneli-
mOnster. 1592. (2283/6637.)
372. Bussbach, Gemeinde u. Nachbarschaft zu, (Bussbach) g. Leonhard
Momma: Weidgangs-Gerechtsame. Ger. Cornelimünster. 1663. (2238/6683.)
373- Bowinghausen [richtig Buwinghausen], genannt v. Walmcrode,
Hermann, (Hachburg) g. Gebrüder Hoen v. Cartheils (Lintem): Erbsehaft.
Rkg. 1575. (1916/5745a.)
374. Buwinghausen, genannt v. Walmerode, Hermann, (Hachbruch) g.
Oebrilder Hoen v. Cartheils (Lintem): Güterbesitz. Die Lebnherreu des
Königl. Stuhls der Stadt A. 1575. (1917/5745b.)
375« Buwinghausen, genannt v. Walmerode, Hermann, (Hachburg) g.
Adolph V. Paland u. cons. (Honingen): Injurien. Hauptger. Jülich. 1589.
(1918,5746.)
376. Buwinghausen, genannt v. Walmcrode, Hermann, (Hachburg) g.
di* Gemeinde Cosslar (Cosslar): Gerichtsbarkeit über das Schloss u. Dorf
Eiufulsdorf. Hauptger. Jülich. 1597. (1919/5747.)
377. V. Calckum, genannt Lohausen, Freiherr, (Hueckelhofen u. Kttnckel,
^tt Erkelenx) g. Franz Dorzt, Freiherr v. Dehlen u. cons. (Eothheim, Haus
110 Hermann Veltman
Kunkel): Zahlung der Schulden des Nachlasses des Generals v. Zobel auf
KUnkel. Kurfttrstl. Ptälzischer Hofrath zu Düsseldorf. 1742. (46/63.)
378. V. ('alckum, genannt Lohausen, uxorio nomine, (Diirwiss, Kreis
Jülich) g. Wwe., modo Erben Huyssen (Essen), Wwe. v. Sehirp, modo v. Leithen
(Baldeney): Forderung von 650 rthlr. auf den v. Drimbornschen Gütern.
Kanzlei der Abtei zu Werden (Kreis Essen). 1750. (49/66.)
379. Calix, Caspar, g. Hermann Braun: novi operis nuntiatio. Seh. A.
1623. (44/60.)
380. V. der Camen, Bernhard, Kaufmann, g. Adolf Wiler oder v. Weyler:
200 Goldg. aus einer Erbschaft. Richter u. Seh A. 1639. (56/85.)
381. a Campo, Mathias, als Nachbarsmann der Gemeinde Burtscheid,
n. Arnold Verken u. cons., (Burtscheid) g. Heinrich Schorn (Burtscheid): Ver-
legung eines Wasser-Abflusses (Adoths) neben seinem Hause. Ger. des Dorfs
u. der Herrlichkeit Burtscheid, femer Seh. A. 1747. 73/146.
382. Canto, Erbgenahmeu, u. Heinsberg u. Clapp, als Adjudikatarc des
Hauses Engelsdorf bei Aldenhofen, (Engelsdorf bei Aldenhofen im Herzog-
thum Jülich) g. die Erben des Generals v. Dopf, das Kapitel ad St. Andream,
Nicolaus de Groote (Oöln): In der Konkurs-Sache Holz über Haus Engelsdorf,
Renten u. s. w. Kurpfälzischer Jülich-Bergischer Hofrath zu Düsseldorf. 1718.
(88/175.)
383. Capler (irrig, vielmehr v. Bautze), Geschwister Marie Agnes,
Jacobe u. Lambertine, (A., Brüssel u. Clermout) g. Paul oder Franz Frentz:
Räumung des gepachteten Hauses, Hofes u. der Bäder zu A. Seh. A. 1 655.
(95/201.)
384. Carlier, Peter, Namens seiner Frau, g. Peter Weisweilers minorenne
Kinder: Statutarischer Niessbrauch vom Vermögen der Kinder. Seh. A.
1626. (133/266a.)
385. Carlier, Peter, g. Jakob Steinfunder: Possessorium: jährliche Rente
von 6 rthlr. u. Erbschaften. Seh. A. 1637. (114/266b.)
♦J86. Carlis, Servatz, g. Jude Simon: Tubefugte Arrest-Anlegung auf
die Fahrniss des K^s.; gefängliche Einziehung u. Durchprügelung seiner
Person, Forderung von 150 Goldg. Seh. A. 1636. (115/267.)
387. Carlis, Johann, g. Gillis v. Schell: Räumung eines verkauften
Hauses. Seh. A. 1624. (116/268.)
388. V. Cartheils, Ivo Hoen, auch Ivo Hoen van Cartyls genannt, g.
Hermann Buwinghausen (Wallerode): Störung im Besitze eines Hauses zum
Candel genannt. Seh. A. 1572. (121/290.)
389. V. Cartheils, Ivo Hoen, (A., auf dem Kandel auf Carteils) g. Ge-
brüder Hundt V. Neuenhoven (Huntemühle) : Besitz der Cortenbacher Benden.
Seh. der Herrlichkeit Wilre u. Seh. A. 1576. (123/292.)
390. Hoen v. Carthjls, Isabella u. Salome, sowie die übrigen Bluts-
freunde des zu Lüttich ermordeten Florissen Hoen v. Carthyls, (Rummen, uf
der Lesch, zu Bietz, Binkom u. s. w.) g. Maria v. Blitterwikh (Mastricht)
u. Kanzler u. Räthe des Hohen Raths im Herzogthum Brabant (Brüssel):
112 Hermann Veltman
Heide längs dem Bache abgehauener Bäume u. eines dort hin weggenommeneu
Steins. Seh. A. 1717. (899/2027.)
400. Chorus, Cornelius, g. Michael de Broe : Streitigkeiten über Gerecht-
same des Gutes Diepenbeudt, welches K. vom Freiherrn v. Wylre gekauft,
namentlich über die Zubehörigkcit des Faulenbroichs Weihers, über die Be-
nutzung des Wurm-Flüssleins u. s. w. Seh. A. 1722. (900/2028.)
401. Chorus, Cornelius, u. Greve u. 6 Meister der Nähnadel- Ambacht,
g. Peter Merken et cous.: Verpflichtung des V., das Merkzeichen des K*s.
auf den von ihm fabrizirten Nadeln, ein wildes Männlein, auf seinem Fabri-
kate nicht nachzumachen. Seh. A. 1727. (901/2029.)
402. Chorus, Cornelius, n. seine beiden Söhne, g. Gottfried Strauch,
Peter Merken u. Johann Graf: Verurtheilung der V., sich des Braumannschen
Nadelzeichens, eines Bubs oder Männleins, sowie des Strauchschen Zeichens,
eines bedeckten Herzens, als welche sie nicht in dem Ambachts-Buche haben
einschlagen lassen, zu enthalten, bei Gefahr der Strafe, nach dem Grashause
zu gehen. Seh. A. 1727. (902/2030.)
403. Chorus, Wwe. des Bürgermeisters, g. die Erben des Johannes Knops :
Forderung von 1458 rthlr. Saldo für geliefertes Bier. Seh. A. 1725. (903/2031.)
404. Chorus, sämmtliche Erbgenahmen in der Stadt A., g. den Abt des
Gotteshauses zu Comelimünster, Priester Gottfried Chorus zu Burtscheid
u. Landdechant u. Assessoren der Christianität zu Jülich : Johann Kessel aus
A. hatte in der Pfarrkirche zu Forst eine wöchentliche Sing-Messe gestiftet
u. zu diesem Beneficium seinen Vetter Gottfried Chorus präsentirt. Nach
dem Tode des Kessel wurde vor dem adeligen Seh. zu A. wegen Anlegung
der Kapitalien der Fundation prozessirt, Gottfried Chorus appellirte aber
von dem Erkenntnisse des Seh. an die Christianität zu Jülich u. den Prälaten
zu Comelimünster. K. beantragen Kassation des Verfahrens wegen Inkompe-
tenz des geistlichen u. Prävention des weltlichen Gerichts. Bkg. 1725.
(904/2032.)
40f). Chorus, Quirins Wwe. Adelheid geb. Schreiber, g. Kaufmann Stephan
Beissel: Herausgabe des von der Wwe. Potgens, einer Schwester des Quirin
Chorus, hinterlassenen Vermögens; Rekonvention wegen 23jähriger Verpflegung
der Erblasserin u. s. w. Kleiner Rath resp. Bürgermeister u. Rath der Stadt A.
1753. (905/2033.)
406. Chorus, Cornelius, g. Johann Wilhelm v. Imber: Admission des
K's. zum Retrakte des halben Hauses zum Ferken. Seh. A. 1735. (906/2034.)
407. Chorus, Cornelius, der Jüngere, g. Licentiat Franz Rudolf Collen-
bach u. dessen Ehefrau, Tochter zweiter Ehe des Cornelius Chorus des Aeltem;
Herausgabe eines 7. Theils des elterlichen Vermögens an den K. Seh. A.
1758. (908/2036.)
408. Christ, Christian, Schneider, u. die Schneiderzunft, g. den General-
Wachtmeister Andreas v. Waidenburg: Aufhebung eines durch den Greven
der Schneiderzunft auf Antrag des V. wegen 178 Gulden Schneiderlohn an-
Aachener Proiesse am Reichskammorge rieht. 113
gelegten Arrestes auf ein neues Kleid des E's.; Jurisdiktion der Zunft in
Hand Werkssachen. Seh. A. 1689. (284/934.)
409. ClÄrmont, Nicolaus, g. Peter v. Hasfeld oder Hesfeld: 94 rthlr.
aus einem Kauf-Kontrakte resp. Handscheine. Der Stadt A. Werkmeister in
L, Bftrgermeister u. Rath in II. Inst. 1549. (165/494.)
410. Clarwassers, Wwe. Agnes, (Düren) g. Wwe. des Doktors Sehern,
Tatharine geh. Holtzenci, (Düren) resp. deren Kinder, vertreten durch Jakob
Weierstras (Cöln): Schaden-Ersatz u. Arrest-Anlegung. Schultheiss u. Seh.
des Stadt- u. Hauptger. in Düren in 1°*', Jülich u. Bergischer Hofrath zu
Düsseldorf in II*** Inst 1656. (175/507.)
411. V. Claw, Wilhelm Everhard, Obrist, g. Johann Roiss (Jülich): 600
rthlr. für dem V. im Winterquartiere zu Jülich geleistete Vorschüsse. Die
Äbtissin u. Prinzessin im Zustande zweier Kanonissen u. der Mannen des
Lehnhofs zu Thoren im Bisthum Lüttich. 1663. (182/523.)
412. Clemens, Peter, (Cöln) g. Catharine zur Kannen, Philipp Daniels
nachgelassene Wwe.: Rechnungslegung u. Zahlung aus einem Liefcrungs-
Vertrage in Betreff von Kesseln, unter Personal-Arrestation der V. Seh. A.
1531. (231/822.)
413. Clemens, Peters Erben, (Cöln) g. Catharine zur Kannen, Philipp
Ihiniels nachgelassene Wwe.: Erfüllung eines mit dem verstorbenen Kupfer-
'*chlÄger n. Drahtzieher Philipp Daniel abgeschlossenen Vertrags durch
Lieferung von 27,738 Pftind Draht oder Entschädigung mit 3000 Goldg.
Sc\l A. 1545. (232/823.)
414. Clemens, Peter, (Cöln) g. Gobbel Bücking: Forderung für geliefertes
Kupfer, Blei u. Draht ad 97 Gulden u. Personal-Arrestation des V. zu A.
S-b. A. 1534. (233/824.)
415. Clermont, Johanns Wwe. Johanna, g. Reinhard Minicus: Theilung
des Nachlasses des Johann Clermont zwischen seiner Tochter erster Ehe — der
Ehefrau des K's. — u. seiner Wwe., der V. Seh. A. 1558. (240/843.)
416. Clermont, Wwe., g. Wwe. de Broe: Anlage eines neuen Werks
an der Mühle der V. in der Aachener Heide belegen, u. Wasserlauf an dem
.faulen Bruche". Seh. A. 1743. (241/844.)
417. le Clerque, Leonhard u. Theodor, g. Friedrich Wilhelm Bemberg
(C^^ln), Wwe. Gracht u. Schmidts (A.): Verurtheilung der V. (Kinder erster Ehe
des Johannes le Clerque) zur Zahlung der von diesem nachgelassenen Schulden,
Genuch der V. um Restitution wider die Erbschafts-Antretung. Seh. A.
1754. (242/848.)
418. Closteijan, Mathis, (Burtscheid) g. Martin Küper: Injurien durch
d^n Vorwurf einer Mordthat. Vogt, Meier u. Seh. des Ger. der Herrlichkeit
bartscheid in I., u. Seh. A. in IL Inst. 1619. (914/2006.)
419. Closterrode, Abt des Gotteshauses, (Closterrode im Lande Her-
zogenrode im Herzogthum Limburg) g. Johann v. Holz, dessen Schwester
Sibille o. Peter Horpusch, nachher deren Erben : Johann v. Horpusch u. Johann
V, Weiter (Kucknm): Der Zehnten zu Schleibaeh, welchen K. als Pertinenz
8
114 Hermann Veltman
des Gutes Knckum g. den verklagten Abt resp. den Pastor zu Kirchrode in
Anspruch nehmen. Seh. Linden im Amte Wilhelmstein in I., Hauptgor. Jülich
in II. u. Hofger. Düsseldorf in III. Inst. 1587. (915/2067.)
420. Cloet, Johann Wilhelm, für sich u. die übrigen Cloetschen Mit-
erben, (Düsseldorf) g. Obrist-Lieutenant Kucki (Bücken im Lande Jülich):
Schuld forderung von 2000 rthlr. u. Streit über den Werth des Geldes. Jülich-
Bergscher Hofrath zu Düsseldorf. 1699. (925/2079.)
421. Clotz, Mathias Gerhard, g. Winand Koch u. Mathias Brüll: Zahlung
von 566 rthlr. aus einem Wechsel. Seh. u. Rath A. 1729. (930/2087.)
422. V. Clouth, Freiherr, (Lauersfort) g. Freiherr v. Arcen (Arcen in
Brabant u. Bachem im Lande Jülich): Rückgabe des versetzten Palander
Hofs im Lande Jülich g. Deposition von 4000 rthlr. Jülich-Bergsches Hofger.
Düsseldorf. 1703. (935/2092.)
423. V. Cluth, Johann, Namens seiner mit Elisabeth v. Holzem er-
zielten Kinder, (Ruhr bei Heinsberg) g. Adelheid v. Hobsem, Wwe. v. Nievel-
stein (Cöln): Zahlung der der Agnes v. Holzem gebührenden Abfindung von
3000 rthlr. an die K. als deren nächste Erbin. Kanzlei zu Düsseldorf.
1658. (931/2088.)
424. V. Cluth, Johann Caspar, (Ruhr bei Heinsberg) g. v. Holzem, Wwe.
V. Nievelstein (?): Redintegration der 1688 bei dem Brande von Speier aus
dem Kammerger.-Archive entkommenen u. nach Strassburg geführten Akten,
wahrscheinlich der sub 2088 verzeichneten. Rkg. 1696. (932/2089.)
425. de Coewareme seu Corswarem, comes de Nyel, (Leodium) g. Abbas
et conventus Mallongiensis (Malmundarium) : Jus venandi in bonis abbatis a
reo nomine principis qua regale praetensum, exceptio incompetentiae judicis
ecclesiastici et exceptio, venationem monachis non esse permissam. Officialis
Leodiensis. 1670. (344a/ 1068.)
426. Coirmann, Reiner, für sich u. als Vormund der Minorennen Bennet
u. Pelzer, g. Johann Hütten u. Gottfried v. Wachtendong: Verpflichtung
der V., ihres fallirten Vaters resp. Schwiegervaters Johann Hütten zu Schön-
forst Schulden zu bezahlen, namentlich eine Forderung der K. aus geführter
Vormundschaft. Jülich-Bergsches Hofger. Düsseldorf in IL Inst.; I. Inst,
constirt nicht. 1672. (862/1961.)
427. Colin, Melchior, g. Johann Stoed, Priesttr, (Kinsweiler) : Wieder-
einlösung der vom Hofe zu Merz verpfändeten jährlichen 12 Malter Roggen.
Seh. Merz u. Hauptger. Jülich. 1540. (381/1117.)
428. Colin, Rütger, (Wierd) g. Franz Emondi, Mathias Koppers u. Johann
Stock (Wierd): Nicht ersichtlich. Seh. Werth nach eingeholtem Rath des
Seh. A. 1548. (382/1118.)
429. Colin, Johann, g. Catharine Wimmar: Zahlung einer Rente von
500 Gulden für die dem V. überlassenen erblichen unbeweglichen Güter in
der Herrlichkeit Schönforst, an welchen der Klägerin die Leibzucht zustand.
Seh. A. 1569. (S8S/1U9.)
Aachener Prozesse am Reichskammergerieht. 115
430. Colin, Johann, Bonifaz u. Simon, Gebrüder, g. Apolonia Colin:
Heransgabe des 5. Theils des gesammteu Nachlasses der Eheleute Bonifaz
('olin n. Catharine Wimmer. Seh. A. 1572. (384/1120.)
431. Colins, Nellis, (?) g. Arnold Coetgen et cons. (?); Nicht ersichtlich.
Meier u. Seh. A. 1539. (380/1116.)
432. CoUa de Saarbrot, Johannis uxor, (Robeyille) g. vidua Johannis
Marqnet (prope Malmnndarium): lUegalis executio in bona actricis et in bona
prolibus suis prioris thori proprietaria ob summam 300 dalerorum viduae
Johannis Marcquet (per nudam alapam occisi) a marito actricis in banno
decennalli absente debitam. Deputati consiliarii et judices Stabale ti resp. alta
mria Malmundariensis. 1656. (385a/1124.)
433. Collard, Scbastiani vidna, Maria Theresia, uata Falize, (Malmun-
darium) g. Habertas Collard (Malmandariam) : Validitas testamenti a defancto
marito appellautis relicti, per quod appellans haeres institata est omnium
bonomm defuncti. Consilium provinciale Stabulense. 1790. (385b/1129.)
434. V. Collenbach, Franz Rudolph, Geheimer Rath, g. Cornelias Chorus
den Jungem: Herausgabe des 7. Theils aller Ton Cornelius Chorus dem Aeltcrn
nachgelassenen eingebrachten Mobilien u. während der zweiten Ehe gewonnenen
MobUien u. Immobilien. Seh. A. 1757. (388/1133.)
435 CoUcy, Balduinus, g. Maria de Vcve, Emestus et Guilelmus de
Micha et Anna Gerhardina, ejusdem proles (Leodlum): Solutio 100000 flore-
norum a reo qua berede quondam Balduini Coley ; exceptio ihri incompetentis.
Officiale« Leodiensis et Coloniensis. 1618. (890/1139.)
436. T. Collen, Johanns Wwe. Maria geb. de Menth, g. Agnes v. Collen,
R<*gentin des Gasthauses S. Jacobi [Hospitals], (Tongern): Zahlung von 100
rthlr. Miethe, welche Wilhelma Wolff für ein Haus in A. schuldete, die aber
TOD der V. eingezogen war. Seh. A. . 1646. (395/1151.)
437. V. Collen, Servatz, g. Nicolaus v. Münster: Injurien durch den
Vorwurf der Ausstellung eines falschen Scheins. Bürgermeister, Seh. u. Rath
A. 1627. (401/1165.)
438. V. Collen, Johann, Heinrich Schaale u. Conrad Hoifmann, als Erben
de« Melchior de Menth, g. die Vormundschaft über Wilhelms de Menth nach-
geUuMcne Tochter: Zahlung von 2356 rthlr. 15 gr., welche Melchior de Menth
für seine unmündige Bruders-Tochter bei verschiedenen Schuldnern desselben
erhoben hatte. Seh. A. 1635. (402/1166.)
439. V. Collen, Adolf, u. cons., g. Regier Rulandt (Brüssel): Heraus-
f^ibe eine« Dritttheils von 18 Morgen Land bei A. hinter dem Laussberge
gelegen, der Wierdel genannt, nebst Nutzung an den K. als Miterben; resp.
Schau im Besitze der Erbschaft. Seh. A. 1647. (403/1168.)
440. v. Collen, Johann, g. Peter Horpisch : Befreiung des K's. von einer
Bürgschaft des V. bei Diedrich v. luden für 111 Fl. Bürgermeister u. Seh A.
ieS4. (1124/2858.)
441. Collen, Tillmann, g. Johann Caspar Deltour: Legung eines In-
tcnUn über das von den Eheleuten Niclaus Möhren u. Barbara Collen nach-
8*
116 Hermann Veltmah
gelassene Vermögen u. Abführung eines Kapitals aus dem der Wwe. zur
Nutzung verbliebenen Antheile. Seh. A. 1717. (404/1169.)
442. V. Colin, Georg, g. Johann Monnich: 100 Gulden Legat aus dem
Testamente der Gretchen in dem Vaterraart^ Seh. A. 1554. (400/1156.)
443. V. Cöln, Georg, g. Palm v. der Weiden, (?): constirt nicht. Seh. A.
1548. (393/1147.)
444. Cöln, Domkapitel, g. Peter Platzbecker, (Aldenhoven): Zehntreeht
auf mehrere Grundstücke bei Aldenhoven. Ger. Aldenhoven unter Belehrung
des Hauptger. Jülich. 1554. (510/1316.)
445. Cöln, Dechant u. Kapitel des Domstifts, g. Johann Herrmann
(Aldenhoven): Abtretung von drei u. ein halb Viertel Churmuts-Land, zu
Aldenhoven an der Bergisehen Mühle gelegen, an die Kläger, auf welche nach
deren Meinung der V. ungesetzlich die Beschuddung, d. i. das jus retractus
gentilitii, ausgeübt hatte. Seh. Siersdorf in I., Hanptger. Jülich in 11. Inst.
1575. (512/1318.)
446. Cöln, Dechant u. Kapitel des Domstifts, g. Licentiat Peter Iven
u. cons. (Düsseldorf) u. unter- u. Ober-Ger. in den Ländern Jtilich-Berg u.
Wassenburg, auch zu Cöln u. s. w. (Jülich, Loewenich, Cöln u. s. w.): Zuwider-
handlung gegen das den Klägern von Kaiser Friedrich III. dahin ertheilte
Privilegium, dass K. mit ihren Personen u. Gütern, wo solche auch gelegen,
vor keine fremde weltliche Gerichte gezogen u. widrigenfalls solche Gerichts-
handlungen nichtig werden. Bkg. 1595. (513/1319.)
447. Cöln, Dechant u. Kapitel des Domstifts, g. Franz Freiherr v.
Spiringh (Haus Tüschenbruch bei Grevenbroich.): Anmassung einer erblichen
Vogtei von Seiten des V. als Inhaber des Hauses Tüschenbruch über K's. Frohn-
hof zu Klein-Gladbach u. St. Petersholz. Frohnhof-Ger. zu Klein-Gladbach
in L, Hauptger. Wassenberg in II. u. Hofger. Düsseldorf in III. Inst. 1636.
(522/1329.)
448. Cöln, Dechant u. Kapitel des Erzstifts, g. die verwittwete Frei-
frau V. Spiringh (Tüschenbruch): Entrichtung von P/» Malter Boggen, 4 Sumb
Waizen, 3 Malter Hafer u. 1 Ohm Wein, so blank sein u. Farbe halten soll,
an den Besitzer des Hauses Tüschenbruch als Erbvogt des Frohnger. zu Klein-
Gladbach für jeden dort abgehaltenen Gerichtstag. Hofger. Düsseldorf. 1 662.
(523/1330.)
449. Cöln, Dechant u. Kapitel des Domstifts u. Stift St. Gereon, g.
die Gemeinde Loevenich: Pflicht der V., von ihren beiden Höfen, ihren Zehnten
u. Beuten zu Loevenich dem Herzoge von Jülich Kriegsdienste zu leisten,
namentlich ebenfalls Pferde zu liefern. Hauptger. Jülich. 1548. (525/1383.)
450. Cöln, Dechant u. Kapitel des St. Gereons-Stifts, g. Amd der DouflFen
u. Heinrich v. Gressenich (Gereonsweiler im Kreise Jülich) : Ansprüche wegen
eines von den V. den K. verkauften Zehntens zu St. Gereousweiler, Einrede
der Inkompetenz des weltlichen Ger. u. der Ungültigkeit der Alicnation eines
>; ? Badermart.
Aachener Prozesse am Eeichskammergericht. 117
geistlichen Zehntens. Seh. St. Gereonsweiler u. Hauptger. Jülich. 1531.
«629/14.'>5.)
451. Cöln, Dechant u. Kapitel des Stifts St. Georgii, g. Peter Lammen
(Polhem, Pol! bei Düren) : Nicht ersichtlich. Seh. Polhem u. Hauptger. Jülich.
1531. (638/1464.)
452. Cöln, Aebtissiu des freiadeligen Stifts B. Mariae in Capitolio, g. Johann
V. Brembden u. Werner Freiherr v. Harff, beide von Landskron (Landskron
( oln, Geilenkirchen u. s. w.), u. den Jülich-Bergschen Amtmann u. Vogt zu
Berchem: Attentat in der rechtshängigen Sache wegen des Fuder Weins,
welches aus der He^chaft Landskron an die K. jährlich zu entrichten.
FürstL Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1649. (678/1505.)
453. Cöln, regens Gymnasii Montanii, g. Schutheiss, Lehnmannen u. Seh.
des Landes zu S. Comelimünster auf der luden (Cornelimünster) : Zahlung
TüQ 88 rthlr. jährlicher Beuten von einem Darlehen von 2200 rthlr. Rkg.
1676. (688/1520.)
454. Cöln, regens Gymnasii Laurentianii als Provisor fundationis Bini-
anae, g. Geschwister v. Mirbach (Immendorf): Darlehens-Forderungen von
1500 rthlr., wofür Renten am Hause Lutzen u. andern Gütern zur Hypothek
genetzt sind. Ftirstl. Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1675. (693/1525.)
455. V. Cöln, Nicolaus, g. die Wwe. des Anton le Grand: 1292 rthlr.
Saldo aus einer Abrechnung über Handelsgeschäfte. Seh. A. 1634. (1028/2356.)
456. Colpin, Johann Baptista, als Vormund der Minorennen Nicolaus
Heldewyr, u. Susanne geb. Colpin (Cöln) g. Johann Rupper (Cöln) u. Gebrüder
Boirt (A.^: Bezahlung der Schulden des in Konkurs gerathenen Nicolaus Helde-
wyr aus den in der Herrlichkeit Weissweiler belegenen Erbgütern, welche
der Gemeinschuldner seiner Ehefrau zum Ersätze ihrer dos verkauft hatte.
Scbulthelss u. Seh. der Freiherrlichkeit Weissweiler. 1626. (742/1594.)
457. Coels, Karl Anton, Herzogl. Arenbergscher Geheimer Rath, (Stahl-
hütte bei Adenau, Kr. Coblenz) g. die Gemeinde Ripsdorf (Ripsdorf, Kr.
(femOnd, Rgbz. A.) : Steuer-Freiheit des Vellen-Hofes in der Gemeinde Ripsdorf,
Srbutz im Besitze desselben. Gräfl. Manderscheid-Blankenheim-Gerolsteinische
Kanzlei. 1755. (328/1043.)
458. Coels, Karl Anton, (Stahlhütte) g. Johann Wilhelm, Graf zu Mander-
seheid, Blankenheim u. Gerolstein (Blankenheim, Kr. Gemünd): Erfüllung
Moe« Kontrakts durch Lieferung der für 6000 rthlr. verkauften 10 000 Wagen
Kohlen aus dem Walde von Gerolstein zu den Herzogl. Ahrembergschen
Hüttenwerken zu Stahlhütte u. Arhtttte. Rkg. 1757. (329/1044.)
459. Coels, Geheimer Rath, u. Frau v. Nickel, (Stahlhütte) g. Wwe.
Dorothea de L'cau (Aarhütte, Kr. Gemünd): Legung eines Inventars über
dm Nachlass des Gerhard de L^eau, Ehemanns der V., Streitigkeit über das
T<M5tament desselben, Bestellung einer usufructuarischen Kaution u. s. w.
Herzogl. Arembergsches Landschnltheiss-Amt zu Aremberg, Kr. Adenau. 1759.
(390/1045.)
118 Hermann Veltraan
460. Commendeur, Johanna, (Heinsberg) g. Statthalter u. Räthe zu Cleve
u. Johann Haberich (Jülich): Kassation eines in Sachen Haberich g. Commen-
deur von der Fttrstl. Regierung zu CleYe erlasseneu Erkenntnisses, weil die
Ehesachen vor ein geistliches Ger. gehören, u. bisher vor dem Erzbischof zu
Cöln oder dem Bischöfe zu Lüttich verhandelt seien, der evangelische Landes-
fürst auch kein besonderes evangelisches Konsistorium errichtet habe. Rkg.
1620. (745/1686.)
461. Conrads, Johann, g. Theis Silberborn u. Bertram Kronenburg:
Herausgabe der Hälfte des Nachlasses des Johann Silberbörner an den K. im
Namen seiner Ehefrau als Seiten verwandte des Erblassers. Seh. A. 1538 u. 1548.
(748/1651 u. 749/1652.)
462. Conrads Conrad, g. Leonhard Graeher (Dalen bei Limburg): Be-
zahlung für 5 Limburgsche wollene Tücher, welche K. au den V. verkauft
hatte. Bürgermeister, Seh. u. Rath A. 1548. (750/1653.)
463. Conrad ts, Johann, g. Cathariue Suyster (Süchteln): Aufhebung
eines von der V. ausgebrachten Arrestes auf eine hypothekarische Forderung
des K*8. ad 7 Fl. Seh. A. 1549. (751/1654.)
464. Conrats, Conrads Hausfrau, g. Martins v. der Hagen Hausfrau
Elisabeth: Forderung von 664 rthlr. für verkauftes Leinentuch u. andere
Gegenstände. Seh. A. 1549. (752/1655.)
465. Contareni oder Cantarino, Jacob, (Cöln) g. Leonhard Hesse, Accis-
Pächter: Konfiskation eines Päckchens in die Stadt A. eingeschmuggelter
Spitzen. Bürgermeister u. Rath der Stadt A. 1699. (756/1673.)
466. Cornelimünster bei A., Stift, g. Adrian v. Nesselrode (Comeli-
müuster) : Behauptung, dass der Herzog v. Jülich Schutz- u. Schirmherr des
Stifts Cornelimünster sei, wofür er eine jährliche Abgabe erhalte, dass aber
der Herzog das Amt u. den Schirm über S. Corneli-Stift dem V. übertragen,
dieser aber den Schutz nicht nur nicht ausgeübt, sondern die Unterthanen des
Stifts gefänglich eingezogen u. g. das Stift rebellisch gemacht habe. Rkg.
1498. (774/1739.)
467. Cornelimünster, Stift, g. Bernard Engels: Forderung von 2 Gulden
Erbzins von dem Abtei-Hofe zu A., welchen K. von dem Konvente zur
hl. Clara an sich gebracht haben will. Seh. A. 1535. (775/1740.)
468. Cornelimünster, Stift, g. Hieronymus v. Effem jStolberg): Behaup-
tung, dass die Abtei Cornelimünster ein unmittelbares Reichslehen sei, u.
namentlich, dass Dollartshammer, Schnorrenfeld, der Bach luden mit der
Fischerei, Kohlen- u. Bergwerk, Jagdgerechtigkeit u. s. w. dazu gehören,
u. Störung im Besitze durch den V. Rkg. 1539. (776/1741.)
469. Cornelimünster, Stift, g. Hieronymus v. Effem (Stolberg): Constirt
nicht. 1548. (777/1742.)
470. Cornelimünster, Stift, g. Johann Dietrich v. Effern (Stolberg):
Zuwiderhandlung g. das Judikat, wonach der V. das Stift in der Fischerei
zwischen Dollartshammer u. Schnorrenfeld auf der Vicht, in der Bergwerks-
N
Aachener Prozesse am Beichskammergericht. 119
frerechtigkeit zwischen der Vicht u. luden n. in der Jurisdiktion über des
Stift« ünterthanen daselbst nicht stören sollte. Rkg. 1639. (778/1743.)
471. Comelimünster, Stift, g. Johann Dietrich v. Effern (Stolberg):
Unbefugte Steuer-Erhebung von Seiten des V. auf der in der abteilichen
Hoheit gelegenen Kupfer-Mühle bei Dollartshammer u. in dem Dorfe Btisbach.
Rkg. 1635. (779/1744.)
472. Comelimünster, Stift, g. Johann Dietrich v. Eflfern (Stolberg):
Inrechtmässige Pföndung der klag. Ünterthanen auf den Mühlen zwischen
Ik>llartöhammer n. Schuorrenfeld an der Vicht u. luden, in Anmassung eines
ja« contributionam. Bkg. 1639. (780/1745.)
473. Comelimünster, Stift, g. Johann Dietrich v. Eflfern (Stolbcrg):
L ubtifagte Nöthigung des klag. Pächters auf dem Landgute Schnorronfeld
o. der Bewohner der klag, ünterthanen auf den Kupfer-Mühleu zwischen
der Inde u. Vicht, ihre verstorbenen ünterthanen im Stolbergschen territorio
begraben zu lassen, u. Eingriff hierdurch in die Jurisdiktion des Stifts. Bkg.
1«39. (781/1746.)
474. Comelimtinster, Stift, g. Johann Dietrich v. Effern (Stolbcrg):
Einfall des V. in K's. Gebiet zwischen Dollartshammer u. Schnorrenfeld, weil
die dortigen Einsassen nicht den V., sondern das Stift als ihren Herrn aner-
kennen wollen, Abreissung des Stiftischen Wappens u. Oeffnung ihrer Kupfer-
kammem daselbst. Rkg. 1639. (782/1747.)
475. Comelimünster, Stift, g. Johann Meutten (Nothberg): Bezahlung
Ton 200 Gulden für dem K. durch die Jäger u. Diener des Abtes bei einer
Jagd zugefQgten Schaden u. Pfändung v. Ochsen hierftlr. Vogt u. Seh. des
(ter. zu Nothberg im Herzogthum Jülich. 1541. (783/1749.)
476. Comelimünster, Stift, g. Werner v. Paland, Amtmann zu Willen-
stein (Wilhelmstein), Goder v. Neuenstein, Vogt zu Willenstein u. Johann
Meuten (Nothberg): Injurien von Seiten des Meuten u. des Ger. zu Noth-
berg, sowie von Seiten der beiden anderen V. bei Insinuation eines Mandats
de» Kammerger., auch Verstrickung eines ünterthanen des K's. u. Geleitsbruch.
Bkg. 1541. (784/1750.)
477. Cornelimänster, Stift, g. Wilhelm, Herzog v. Jülich-Cleve-Berg
(Düsseldorf), Werner v. Bintzfeld, Landdrost u. Amtmann zu Niedeggen u.
Schdnforst, Werner v. Plettenberg, Amtmann zu Bergheim: Eingriffe in die
Güter, Renten u. Einkünfte des Stifts unter dem unbegründeten Verwände
de^ Jtehinn- u. Vogt-Amtes über das Stift. Bkg. 1541. (785/1751.)
478. Comelimünster, Stift, g. ünterthanen des Stifts Comelimünster:
Verpflichtung der V., zur Administration im Gebiete, zu der bewilligten
Tnrkenbälfe, zur Abführung der Kammerzieler u. zu den bei der Belagerung
von Münster aufgelaufenen Unkosten Steuern zu entrichten. Bkg. 1542.
(786,1752.)
479. Comelimünster, Stift, g. Lehnmauncn, Seh. u. sämmtliche üntcr-
UuLoen de« 8tiftü Comelimünster: Verpflichtung der V. zur Zahlung von
120 Ecrmana Vcitman
LondesBteuern, insbesondere auch zu Beitrügen zu dem vom Reiche bewilligten
Zieler zur Erhaltung des Ukg's. Hkg. 1675. (787/1758.)
480' üoraelimUnster, Stift, g. Hnnnen vom Lehen, Suh. u. Uiitertliancn
des LAiidcs CornclimüD^ter: Verpflichtung der V., dem Stifte den Hiildiguugs-
Eid zu leisten. Ktig. ISSe. (788/1754.)
481. Comelimdnatcr, Stift, g. Mannen vom Lehen, Seh. u. Unterthanon
des Stifts CoTuclymÜnster; Zuwiderhandlung gegen Judikate, iudem die V.
statt die Huldigung zu leisten, (Iravamina übergeben, sich bei dem Pfal;!-
grafen zu Düsseldorf l>e»chwcreii, die Juriädiktiun in forstgerichtlichen Sachen
nicht aoerkeopeii u. 4000 rthir, Steuern nicht zahlen wollen. Bkg. 1679.
(789/1755.)
482. Cornolimiinster, Abtei, g. Johann Witte (Liltticb), Johann Sulz
(Liittieh), Arnold V. Hochatetten (Uyrel; Zier) u. l'eter Uömcr (Jülich): Ver-
pfliehtutig der V. in Sachen des Stifts wider den Jfllichsuhun Landdrosteu
V. Bintsfeld dem augennmmenen Kompromisse gemäss den Richtursprach zu
füllen. Rkg. 1542. (790/17.%.)
483. ComelimUnster, Stift, n. Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein
(Ddsseldurf) u. Johann Diedriuh v. Efferen (Stolberg): Bcrithmnug des v.
Efferen als Besitzers der von Jülich lehnrährigeu Unterherrlichkoit Stolbcrg,
dass er an den angeblich dem Stifte gehörigen, zwischen Indc u. Vicht bei
Dollnrtehammer u. Schnorrenfcld hciegenon Kiipfermübicn das St«aer-ErhGbungB-
Uccbl habe, u, Behauptung des Pfalzgrafen, dass ibm da?« Hoheits-Recht über
die Abtei zustehe; deshalb Diffamatious-Klage. Rkg. 1648. (791/17ü7.)
484. Comelimnnstcr, Abtei, g. Johann Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein
(Düsseldorf) u. dessen Regierung zu Düsseldorf, D. J. Speckheuer zu Kütte-
uich, ferner die Vägtc zu Scbünforst, Wilhelmstein u. Eschweiler: K. hatte
g. den Besitzer des Lehnguts Kottenich wegen seines Beitrags zu der fran-
zösischen Brandschatzung ad 4000 rthlr. dig Exekution verhängt; in Folge
dessen waren die kurfürsti. Vögte von Wilbelrastein u. Schünforst in das
Gebiet eingefallen n. hatten dort gepfündet. Die kurfürsti. Regierung hatte
K. vor sich geladen u. dieser verlangt nunmehr Rückgabe der Pfandstücke,
Entschädigung u. Schutz im Besitze des Rechts der Steuer-Erhebung. Rkg.
1695.^(792/1758.)
485. Cornelimünster, Stift, g. Philipp Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein
(Düsseldorf), Mannen vom Lehn u. Seh. des Stifts Cornelimünster: Die
Mannen vom Lehn u. Seh. hatten das Stift wegen Verweigerung der Justiz
Ireim Pfalzgrafen verklagt u. dieser die Klage angenoninien, weshalb K., als
angeblich blos dem Keichsger. unterworfen, anf Kassation des Verfahrens u.
Bestrafung der V. anträgt. Rkg- 1667. (793/1759.)
486. Cornelimünster, Stift, g. Johann Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein u.
dessen Regierung zu Düsseldorf, sowie Lcbninannen, Seh. u. I'ntertliancn des
Stifts Cornelimünster: Unbefugtes fällen u. Verkaufen von Bau- u. anderem
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 121
spenstigkeit derselben u. unrechtmässiger Vorschub hierzu durch den Kur-
fürsten u. seine Regierung. Rkg. 1693. (794/1760.)
487. Comelimnnster, Abtei, g. Johann Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein
u. dessen Regierung zu Düsseldorf, dessen Vogt zu Eschweiler u. Corneli-
mnnster u. Wilhelm Creitz (Brand): Behauptung, dass die Schutz- u. Schirra-
(lerechtigkeit des Herzogs von Jülich über die Abtei vom Kaiser Karl V.
aufgehoben sei, dass aber dennoch die V. unter dem Vorwande derselben die
Gerechtsame der Abtei verletzen, u. namentlich von dem wegen Injurien
beulraften Wilhelm Creitz inkompetenter Weise eine Injurien-Klagc resp.
B^^sch werde angenommen, gewaltsam Exekution vollzogen u. einige Dienst-
EntsetzuDgen vorgenommen hätten. Rkg. 1693. (795/1761.)
488. Cornelimünster, Abtei, g. Johann Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein
u- desiM'n Regierung zu Düsseldorf, seine beiden Vögte zu Schönforst u.
»ämmtliche Cnterthanen des Landes Cornelimünster: Weigerung der vcrkl.
Intorthanen, von Erbschaften, in welchen sich keine quickende (lebende)
Thiere befinden, den Kurmuth zu entrichten u. Frohnfuhren zu leisten, u.
Verhinderung der Vollstreckung der von der Abtei dieserhalb ausgesprochenen
Strafen durch die Regierung zu Düsseldorf, Verletzung des territorii u. An-
trag auf Entschädigung. Rkg. 1693. (796/1762.)
489. Cornelimünster, Abtei, g. Johann Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein
tDn!t8*;ldorf), Mannkammer u. Ritter-Lehnleute der Abtei Cornelimünster,
r>. J, tSpeckheuer, Vasall zu Köttenich, Jülichsche Vögte zu Schönforst u.
Wilhelmstein: Verpflichtung der ritterlichen Lehnleute zu der französischen
ßrandschatzung beizutragen, das Stift in seinem Besteuerungsrecht nicht
ferner zu stören, keinen Rekars au den Herzog von Jülich u. dessen Beamte
zu nehmen u. Kassation der von letztern dieserhalb gepflogenen Verhand-
lungen. Rkg. 1693. (797/1763.)
490. Cornelimünster, Abtei, g. Schultheiss, Seh. u. ganze Gemeinden
zu Bredenich (Bi^einig), Walheim, Hahn, Frohnhof, Büsbach, Gressenich u.
Eileodorf: Die Abtei hatte zur Unterstützung des Grafen v. der Lippe u.
Bischofs zu Münster g. den Grafen v. Rietberg u. Erich, Herzog v. Braun-
wrhweig, nach dem Ausschreiben des niedern Westfälischen Kreises ver-
»chiedoue Summen erlegen müssen, weshalb das Stift unter seinen Unterthanen
Meuem ausschrieb, deren Entrichtung aber die V. weigerten. Rkg. 1564.
(798/1764.)
491. Cornelimünster Abtei u. Gemeinde Eilendorf, g. die Gemeinden
WOrselen, Haaren u. Weiden: Behauptung, dass die landesfnrstl. Obrigkeit
»D d«*m bei Eilendorf gelegenen Walde, Ets genannt, dem Herzoge v. Jülich
zontche, die Weide- u. Mastgerechtigkeit in demselben aber nur den drei
i^ettannten Gemeinden zu gleichen Thcilen competire, die Stif tische Gemeinde
Eileodorf sich unbefugt Gerechtsame in diesem Walde anmassc u. die g.
deren Eingesessene in der Stadt A. vollzogene Pfändung rechtmässig sei.
Seh. A. 1701. (799/1765.)
122 Hennann Veltman
492. Cornelii, abbas iS. ad Indam, qua dominus de Hollonia, in
patria Leodicnsi, (Cornelii mouasterium prope Aquisgranum) g. proles et
repraesentantes quondam Molchiorera ülrici (Leodium): Actio hypothecaria
ob defectum solutionis 166 flor. annui reditus, parti actorum per öerhardum
a Luxemburg, pridem domini loci de Hollonia transportatorum. Praetor et
Scabini supremae justitiae Leodiensis. 1618. (800/1766.)
493. Cornelii, Abbas S., atque conventus (Cornelii monasterium
prope Aquisgranum), g. principissa de Barbanzon (Leodium): Possessio
dominii de Hollonia ad lapidcs ultra Mosam sub dioecesi Leodiensi a monas-
terio familiae Reinen de Hollonia in feudum dati, per feloniam vasalli vero
in manu domini directi consolidati; praetensio principis, sibi respectu hujus
dominii homagium esse pracstandum; arrestus impositio in bonis et fructibus.
Consilium ordinarium principis Leodiensis. 1620. (801/1767.)
494. Cornelimtinster, Abtei, g. Äbtissin u. Kapitel ad S. Mariam in
(-apitolio (Cöln): Arrestanlegung auf des Stiftes Cornelii Bergheimer Hof,
den Zehnten zu Quadrath u. Iggendorf, als welche K. früher besessen, nach
der Behauptung der V. aber nur antichretisch für ein jetzt getilgtes Kapital.
Fürstl. .Jülichscher Vogt zu Bergheim resp. Kanzlei zu Düsseldorf. 1635.
(802/1768.)
495. Cornelimünster, Abtei, g. Erncstine, verwittwete Gräfin v. Nassau
(Siegen): Verletzung des jus de non evocando, indem die V. wegen 4176 Fl.
rückständiger Kriegs-Kontributionen die der Abtei in der Stadt Brüssel zu-
ständigen Gefälle durch den hohen Kath in Brabant hatte arrestiren u. K.
citireu lassen. Rkg. 1656. (802 a/ 1769.)
496. Cornelimünster, Abtei, g. die Seh. zu Gorsum (Gorsum bei S. Truyen
in der Grafschaft Hasbain): Verweigerte Anerkennung des klag. Lehen- u.
Hofger. zu Cornelimünster als IL Inst, über das Seh. zu Gorsum, welches K.
durch einen Tausch mit dem Bischöfe von Tüll früher erworben, später aber
als Lehen ausgethan hatte. Rkg. 1665. (804/1771.)
497. Cornelimünster, Abt, g. Petronella Gilgens: Bestrafung der V. mit
knieendem Wiederruf, Gefängniss u. Pranger, weil sie sich gertlhmt, von
dem Abte ein Kind zu haben. Synodal-Ger. A. 1692. (805/1772.)
498. Cornelimünster, Abt, g. den Kurfürstl. Offizial (Cöln) u. Wilhelm
Creitz (Brandt): Unbefugte Anmassung der Jurisdiktion von Seiten des
Offizials zu Cöln über den reichsunmittelbaren Abt in der Injurien-Sache
Creitz g. ihn. Rkg. 1693. (806/1773.)
499. Cornelimünster, Abt, g. Hauptleute, Gemeinde u. Gemeinde-Ver-
ordnetc zu Cornelimünster: Verpflichtung der V. zu den Baukosten der
Residenz des Abtes 4000 rthlr. beizutragen u. Zuwiderhandlung wider ein
Judicat in Sachen der V. wider den K. p*** mandati de cogendis computibus.
Rkg. 1724. (807/1774.)
500. Cornelimünster, Abt des Gotteshauses, g. Joseph Clemons, Kur-
tHrst (Cöln), dessen Oflizial (Cöln) u. dessen Obrist u. Kommandant (Bonn):
Auf Befehl ded Kurfürsten u. Erzbischofs hatte dessen Christ den klag. Abt
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 123
am Fest« des hl. Cornelius in der Kirche zu Comelimünster arretirt, seines
Abbatial-Habit« entkleidet u. nach Bonn gefänglich abgeführt. K. klagte
deshalb als Reichsunmittelbarer auf die Strafe des Landfriedensbruchs, 2000
Mark löthigen Goldes. Einrede, dass der Kurfürst als Ordinarius über den
Abt gehandelt habe, er die weltliche Gerichtsbarkeit in dieser Sache nicht
anerkenne, die Verhaftung gerechtfertigt, die Art u. Weise aber wider seinen
Willen geschehen sei. Rkg. 1695. (808/1775.)
501. Comelimünster, Abt, g. Martin Leers u. sämmtliche übrige üuter-
tbauen zu Comelimünster: Verpflichtung zur Zahlung der rechtmässig auf-
erlegten Steuern, zur Herausgabe der Steuerliste, Enthaltung von Widerstand
n. Aufruhr u. ünterwerfuug unter die Gerichte des K*s. in den üntersuchungs-
«achen wegen Injurien u. Aufruhr. Rkg. 1733. (809/1776.)
502. (^rneliraünster, Abt, g. Seh., Hauptleute u. Eingesessene des Länd-
leins Comelimünster: Vergleich zwischen den Parteien über die Steuer-
Zahlungen, Kammer-Zieler, Schätzungen, Waldungen, Zehnten, Sterbefälle
u. 8. w., bestätigt vom Rkg. 19. Juli 1751. (810/1777.)
503. Comelimünster, Mannen u. Seh. des ganzen Landes, g. den Abt
des (fotteshauses Comelimünster u. dessen Beamte u. Ritter-Lehnleutc da-
i^elbst: Einmischung des V. in die Kompetenz der K. zur Kognition über
Vergehen g. die Wald- u. Hütten-Ordnung, Kabinets-Justiz desselben, An-
massuDg der Jurisdiktion über die K. von Seiten der Ritter-Lehnleute u. s. w.
RkfiT. 1652. (811/1778.)
504. Comelimünster, Mannen vom Lehn u. Seh., g. den Abt des Gottes-
haujies u. dessen ritterliche Mannen (Comelimünster) : Unbefugte Appellation
von den K. an die Ritter-Lehnmänner in Sachen Jacob Ostländer. Rkg.
1671. (812/1779.)
505. Comelimünster, Mannen vom Lehn, Seh. u. Gemeinde-Verordnetc
de« Landes, g. den Administrator des Reichsstifts (Comelimünster): Ver-
pflichtung des V. bei Erlassung u. Deklaration von Gesetzen die K. zuzu-
ziehen, das Landger. in Ausübung der Jurisdiktion auf der abteilichen Mahl-
Möhle nicht zu stören, die Kosten zu den Rekursen an die Reichsgerichte
xn» den Landeskassen vorzuschiessen. Rkg. 1793. (813/1780.)
506. Comelimünster, Seh. u. Mannen vom Lehn des Ger. u. Ländleins
S. Comelimünster, g. Wilhelm Brammort (Brand), Wilhelm Esser (Corueli-
mUDHier) n. Stephan Jacob (daselbst): Rechnungslage über erhobene Schätzungen
o. Kontributionen. Abt zu Comelimünster. 1668. (814/1781.)
507. Comelimünster, Mannen vom Lehn u. Seh., g. Wilhelm Ostländcrs
Erben; Jacob Ostlftnder u. cons.: Verpflichtung der V., den K. in einer
Pnfzenftsacbe wider Paul v. Thieren zu A. p'** eines Darlehns von 400 rthlr.
\Mittenz zu leisten. Rkg. 1676. (815/1782.)
508. Comelimünster, Mannen vom Lehn u. Seh., g. Wilhelm Ostländer^>
Erben (Comelimünster): Vemrtheilung der V. zur Schadloshaltung in Betreflf
eine« Darlehns von 400 rthlr., welches Wilhelm Ostländer bei Paul v. Thieren
for die V. aufgenommen hatte. Abt von S. Comelimünster. 1676. (816/1783.)
124 Hermann Veltman
509. Cornelimünster, Mannen vom Lehn, Seh. u. gemeine Leute, g»
Johann Philipp v. Münster (Cornelimünster resp. Cöln): Das Land Corneli-
münster verschuldete dem Rittmeister Kerr verschiedene Kapitalien, u. es
stritten sich um dessen Nachlass der K. u. der General Beeck, die Kapitalien
waren arrestirt u. K. klagte demnach auf Zahlung der Zinsen. Aht zu
S. Cornelimünster. 1694. (817/1784.)
510. Cornelimünster, Mannen vom Lehn, Seh. u. gemeine Landleute, g.
Wilhelm Gisbert v. Zweifel u. dessen Nachbaren (Krauthausen u. Zwcifall):
Weigerung der V., in Betreff mehrerer in der Breiniger Hundtschaft belegener,
dem Gisbert von dessen Nachbaren verkauften Grundstücke die Erbung zu
ertheilen, weil der Vertrag nicht unter Zuziehung der V. abgeschlossen war.
Abt zu Cornelimünster. 1695. (818/1785.)
511. Cornelimünster, Hauptleute u. Gemeinde, g. Abt, Prior, Oeconom
u. Kapitular des Gotteshauses (Cornelimünster): Verletzung dadurch, dass
die V. ohne Consens der K. Darlehen aufnahmen u. verwendeten, u. dieselben,
resp. deren Zinsen auf die Abgaben ausschrieben, Antrag auf Rechnungslage
mit Belegen. Rkg. 1669. (819/1786.)
512. Cornelimünster, Gemeinde- Verordnete, g. Abt, Lehnmannen u. Seh.
(Cornelimünster), Adam Brammertz Erben (daselbst), Bartholomäus Esser
(daselbst): Verpflichtung, dem Judikate des Kammer-Ger. gemäss, die Rech-
nungen der 8teuer-Empfönger nebst Belegen nicht allein dem Abte, sondern
auch den Hauptleuten u. der Gemeinde vorzulegen, damit sie den statum
patriae erforschen könnten. Rkg. 1721. (820/1787.)
513. Cornelimünster, Schultheiss, Wehrmeister, Land-Empfänger, Schatz-
heber, Föi-ster, Wachtmeister u. Hauptleute, g. Abt u. Kapitularen zu ('orneli-
münster: Untersuchung g. die appellirenden Beamten wegen Bedrückung
u. s. w. in Folge der im Lande entstandenen Unruhen, Recusation des Abts
u. der Kapitularen als Richter. Abt u. Kapitel zu Cornelimünster. 1748.
(821/1788.)
514. Cornelimünster, Landschul theiss. Lehnmannen, Seh. u. Gemeiude-
Verordnete, sowie Wachtmeister Schroufif u. Hauptmann Creitz daselbst, g.
den Abt des Gotteshauses zu Cornelimünster: Entfernung der K. aus ihren
Aemtern u. Diensten u. Bedrückung durch den V., weil die K. verlangen,
bei Dekretiruug der Landes- Ausgaben über ihre Einwilligung dazu gehört
zu werden. Rkg. 1768. (822/1789.)
515. Cornelimünster, Gemeinde-Verordnete u. Deputirte der Hundt-
schaften, (Brand u. Walheim) g. den Administrator der Reichs-Abtei Corneli-
münster: Einhauung u. Verkauf der den Gemeinden u. Privaten zustehenden
Waldungen, Beschädigung ihrer Weide- u. Beholzigungs-Gerechtigkeiten, auch
Bestellung einer Kaution dieserhalb. Rkg. 1786. (823/1790.)
516. Cornelimünster, Galmei -Wäsche -Interessenten, g. den Abt u.
dessen Arbeiter an der Galniei-Grube (Cornelimünster): Wiedereinsetzung
der K. in den Besitz ihrer Galmei- Berge zu Schlangenberg, Wolfsgrub u.
Lintert, Restitution des ihnen genommenen Galmei- u. Blei-Erzes, Abstellung
Aachener Prozesse am Reichskaramergericht. 125
der Stömngen in ihrer Verarbeitung, dem Verkaufe u. der Versilberung dieser
Erze. Rkg. 1730. (824/1791.)
517. Comelimtinster, Mannen vom Lehn, Seh. u. Gemeinde- Verordnete,
j?. den Administrator der Abtei (Comelimtinster) : Bestrittenes Recht der
K. zur eigenen Wahl ihrer Mitglieder u. Konkurrenz bei der Landes-Gesetz-
gebung. Rkg. 1793. (Extrajudicialia 27.)
518. Coslar, Gemeinde, (Koslar bei Jülich), g. Wilhelm v. Rüschenberg
iJüllch), Johann Myrbach, Johann v. Nierstein u. dessen Burggraf zu Engels-
dorf: Besitz des Coslarer Busches. Seh. u. Rath des Hauptger. Jülich.
1549. (845/1863.)
519. Cosson, Poncinus, praetor seu villicus et actuarius, (Malmundarium)
jr. «(cabini Stabulenses et Egidius Dormael, procurator generalis (Stabuletum) :
Injuiita accosatio sortilegii criminis atque iucarceratio actoris et appellatio
a :^ententia absolutoria justitiae Malmundariensis ad consilium Stabnlensc in
causa criminali interdicta. Justitia Malmundariensis resp. consilium Stabulenne.
1627. (850/1868.)
520. Cosson, Poncinus, consiliarius Stabulensis, (Malmundarium) g. Egidius
Dormael, procurator generalis et scabini Stabulenses (Malmundarium et Stabu-
letum): Condemnatio citatorum ad poenam syndicatus propter accusationera
*»t capturam contra impetrantem decretam. Camera imperialis. 1626. (851/1869.)
521. Cosson, Poncinus, consiliarius principis Leodiensis et praetor Mal-
mundariensis, (Malmundarium) g. Egidius Dormael, procurator generalis,
deputati commissarii Malmundariensis (Malmundarium) et consilium Stabulense
(Stabuletum): Cassatio appellationis in causa criminali c. actorem a justitia
Malmuiidaricnsi ad consilium Stabulense per procuratorem interpositae, et
executio sententiae primae instantiae: restitutio honoris et officii. Camera
imperialis. 1626. (852/1870.)
522. V. Cotzhausen, Kapitain (Epen) u. Reiner Lambert Pelzer, g. Mühlen-
p2cbter Peter Ernst (Epen in der unmittelbaren Herrschaft Wittern bei A.,
Kgr. der Niederlande): Räumung der dem V. vom K. verpachteten, später
aber an den Intcrvenienten vertauschten Oelmühle zu Epen wegen Doteriorationen
tt. Verwandlung derselben in eine Lohmühle. Ger. Wittem in I., Seh. A. in
IL Inst. 1780. (858/1944.)
523. de Coudenhove, Domherr, als Vormund der minderjährigen Kinder
4eiD«8 Bruders, (Fraiteur u. Lüttich) g. die Gemeinde Setterich (Setterich bei
Jülich): Störung der K. als Erben der v. Reuschenberg im Besitze des
RechtiS in der Herrschaft Setternich allein Bier brauen u. verkaufen zu
dürfen. Jülich-Bergscher Geheimrath zu Düsseldorf. 1759. (859/1945.)
524. (/oone, Johannes, baro in Baihaus, praefectus militiac, g. Maxi-
milianuri Landroux et religiosae conventus Bulloniensis (Leodium et oppiduni
ßulloniense): Praetensio praelationis in bonis jacentis hereditatis principis
t^tabulensis Gnilelmi a Bauhana propter summan 1348 dalerorum appellanti
a4JiidieaUm. Justitia Stabulensis. 1660. (861/1954.)
126 Hermann Veltman
525. V. Courtenbach, Johann, Vitzthu mb der Probstei, g. Pallm (?) Schein
u. Johann Giesskannens Sohn (Lontzen u. Busch): Streitigkeiten über die
Zubehörungen der Besitzungen der V., namentlich über das Beholzigungsrccht
im Busch. Meier u. Seh zu Lontzen u. Königl. Stuhl A. 1539. (864/1973.)
520. V. Cortenbach, Wilhelm, u. Heinrich Hoen v. Cartyls (Courten-
bach) g. Edmund v. Blitterswyck, genannt Passart (Bilsen), Dietrich u. Carl
V. Linden (Ltittich u. Carlemont), Schultheiss zu Lüttich, Assistenten des
Passart zu Cöln, Lüttich u. A. : Unbefugte Störung u. Einwirkung auf den
von den K. wider den Passart beim Seh. zu A. erhobenen Kriminal-Prozess,
indem der Passart sich bald für einen Brabantschen, bald für einen Cölnischen,
bald für einen Lüttichschen Unterthancn ausgibt n. nebst seinen Angehörigen
bald bei dem Brabantschen Hofe, bald zu Cöln, bald zu Lüttich, bald beim
Reichshofrathe Mandate g. K. u. ihre Verwandte auswirkt u. so die Sache
in die Länge zieht, um der Strafe zu entgehen. Rkg. 1603. (872/1982.)
527. V. Courtenbach, Freiherr, u. dessen Gemahlin, Wwe. des Freiherrn
Franz Arnold v. Frenz zu Frenz, Eheleute, (Lauvenburg) g. die Erbgenahmen
des V. Frenz zu Frenz, namentlich Freiherru Beissel v. Gimnich (Schmieden),
V. Droste-Vischering (Darfeld), Freiherrn v. Kesselstadt (Föhren): Heraus-
gabe der Lehngüter Malberger-Hof u. Zieveler Hof zu Dernan in der Herr-
schaft Saffenburg nach Erlöschung des v. Frenzschen Manncss tamm es. Mark-
Saffenburgsche Lehnkammer zu Schieiden. 1746. (884/1994.)
528. V. Cortenbach, Freiherr, (Lauveuburg) g. die Erbgenahmen v. Frenz
zu Frenz, Beissel v. Gymnich (Schmieden), v. Dorste-Vischering (Darfeld) u.
Freiherrn v. Kesselstadt (Föhren): Immission der K. als Lehnserben in das
früher vom Freiherrn v. Hövelich besessene, vom Stifte Cornelimünster lehn-
rtthrige, auf der Ruhr im Jülichschen Amte Niedeck belegene Rittergut
Blenz (Blens, Kr. Schleideu); Einrede des V., dass der ex nova gratia beliehene
V. Hövelich den Franz Karl v. Frenz, antecessor in thoro des V., zum Erben
dieses Gutes eingesetzt habe. Jülich-Bergscher Geheimer Rath zu Düsseldorf.
1755. (885/1995.)
529. V. Cortenbach, Freiherr, u. dessen Gemahlin, Wwe. des Freiherrn
Franz Arnold v. Frenz zu Frenz, Eheleute, (Lauvenburg) g. die Erbgenahmen
V. Frenz zu Frenz (Schmieden, Darfeld u. Föhren): Immission in die mit
dem Tode des Franz Karl v. Frenz an die Lehns-Erben aus der alten Be-
lehnung angefallenen Güter Malberger- oder Harffer Hof u. Zieveler Hof zu
Dernau in der Herrschaft Saffenburg. Mark Saffenbergsche Lehnkammer zu
Schieiden. 1757. (886/1996.)
530. V. Courtenbach, Freiherr, (Nyes; Neuss) g. Erbgenahmen v. Frenz
zu Frenz, namentlich v. Beissel-Gimnich, v. Droste u. v. KesseLstadt: Dar-
lehnsfordcrung von 6265 rthlr. nebst Zinsen. Kurfürstl. Offizial zu Cöln.
1758. (887/1997.)
531. V. Cortenbach, Freiherr, u. dessen Ehefrau, früher Wwe. des Franz
Karl V. Frenz u. Hövelich zu Lauvenburg (Düsseldorf u. Neuss), g. Erb-
genahmen V. Frenz zu Frenz : Störung im Besitze des in der Karkölnischen
Aachener Prozesse am Reichskammerge rieht. 127
Unterbemchaft Kentenich belegenen Breuers- oder Orsbecker Hofs u. Behaup-
tung, dass derselbe nicht zu den t. Frenzschen Lebngütern, sondern zu dessen
Allodial-Gütcm gehört habe. Kurkölnische Regierung zu Bonn. 1758.
(888; 1998.)
532. Courtis, Anna Maria Charlotte, für sich u. ihre Geschwister, (Burt-
scheid) g. die Kreditoren ihres Stiefvaters Theodor Ancion, namentlich Johann
Voss, Peter Beier, Franz Clausen (Burtscheid) : Arrestaulegnng auf das von
dem Oemeinschuldner Anzion besessene Haus nebst Zubehör, u. Vorzugsrecht
de.8 elterlichen Erbtheils der K. vor den Forderungen der übrigen Gläubiger.
Unterger. Burtscheid. u. Seh. A. 1763. (893/2003.)
5^J3. Oratz, Diedrich, u. cons., (Düren) g. Heinrich v. Hüppeln, Wund-
arzt (Dflren): Injurien durch die Behauptung, K. hätten an der französischen
Krankheit gelitten. Seh. Düren in I., Jülich -Bergschc Kanzlei zu Düsseldorf
in II. Inst. 1625. (224/774.)
JKM. Creitz, Wilhelm, als Vormund über die Minorennen Gerhard Crcitz,
g. Wwe. Johann Klotz, Johanna geb. Stellenberg et cons., als Erben des
Peter Lutt (A. u. Mossbach): Widerrechtliche Distraction der Güter des K's.,
Herausgabe derselben u. Entschädigung. Lehnmannen, Seh. u. Rittersloute
des Gotteshaufies St. Comeli-Münster. 1693. (265/882.)
^^. la Croix, Johann, g. die Wwe. des Johann Wilden: Nachbarliche
Streitigkeiten über den Fall der Dachtraufe. Seh. A. 1716. (956/2177.)
!>36. V. Cronenberg, Nicolaus, Obrist-Lieutnant, (Reiflf* resp. A.) g. Leon-
hard Fibns: Behauptung des K., dass der V. an dem Hause seines Vaters
anter der Cölner Pforte zu A. wegen der angeblich darauf verwendeten
1 229 rthlr. Baukosten kein Vorzugsrecht vor der Hypothek des K*s. habe, in-
dem die Baukosten nicht nothwendig gewesen. Seh. A. 1645. (952/2161.)
537. v. Cronenberg, Nicolaus, (Reif resp. A.) g. Leonhard Fybus : Vorzugs-
recht des K's. mit seiner Hypotheken-Forderung von 3000 Tthlr. an Volquin
Fybos zu A. vor der Hypothek des V. ad 2505 rthlr. für auf den Königstein
rerwendete Baukosten. Seh. A. 1648. (953/2162.)
538. V. Cruchten, Mathis, genannt Sondergeld, gewesener Gerichtsbote
der Herrschaft Kheidt, (Rheidt) g. Johann Wilhelm, Herzog von Jülich
(DttMeldorf)) das Hauptgericht zu Jülich u. Amtmann, Vogt u. andere herzogl.
Beamte n. Unterthanen zu Rheidt u. Gladbach: K. hatte sich angeblich bei
einer Rebellion der Unterthanen g. den Reichsfreiherrn v. Rheidt von diesem
als dedtfcn Profoss zur Unterdrückung des Aufruhrs gebrauchen lassen. Die
V. erkannten aber die Herrschaft Rheidt nicht für unmittelbar an, fingen
den K. ein n. marterten ihn, weshalb er einen Schadenersatz von 6000 Fl.
a. j&hrlicb 300 Fl. Alimente fordert Rkg. 1602. (1001/2294.)
530. C'nbso, Gotthard, g. Anton Herpers: Streit über das Testament
der Eheleute Caspar Siegers, wodurch den Kindern des K\s. "/j des Hauses
in der Scheer vermacht ist u. Antrag, dass der V. als Besitzer des andern
'; ? B«i/; Kr. Mttlh«lm a. Rh.
128 Hermann Veltman
Drittels entweder dieses verkaufen oder die */, kaufen soll. Seh. A. 1725.
(987/2237.)
540. V. Culenburg^ Graf Floris, Freiherr v. Paland-Wildenburg n. s. w.
(Haus Paland bei Düren) u. Marsilius v. Paland, (Wachendorf u. Frechen)
^. Diedrich, Graf v. Manderscheid-Blankenheira-Virneburg u. Wertheim
(Manderscheid u. Kronenburg): Rückgewähr eines angeblich dem V. blos
verpachteten Zehntens zu Frechen u. Schadensforderung von 20000 Gulden.
Jülich-Cleve-Bergsche Kommissarien zu Düsseldorf. 1563. (965/2202.)
541. V. Culenburg, Graf Floris, (Haus Paland) g. Bernhard v. Merode,
Herr zu Ehumen (Cöln): Forderung einer jährlichen Rente von 300 Gulden
IL dieserhalb Distraktion der dem V. zugehörigen Güter im Fürstenthum
Jülich aus einer Cession des ursprünglichen Gläubigers, Grafen Wilhelm
V.Berg. Jülich-Cleve-Bergsche Kommissarien zu Düsseldorf. 1589. (966/2203.)
542. V. Culenburgsche Graft. Erbpächter, (Kuckum im Amte Kastcr)
g. Gebrüder Jacob u. Heinrich de Groote (Cöln): Verpflichtung der V., die
ErbpachtageföUe ohne Abzug der adeligen Steuern vollständig zu entrichten.
Amt Pfaflfendorf in I., Kurfürstl. Hofkanzlei zu Düsseldorf in II. Inst. 1 693.
(967/2204.)
543. V. Culenburg, Gräfin Philippe Sidonie, u. des jüngeren Grafen
v. Culenburg Vormundschaft, (Kinzweiler) g. den Herzogl. .Tülichschen General-
Anwalt zu Jülich: Zahlung von 3000 Goldg. Strafe, weil V. dem Befehle
des Herzogs, den Franz v. Lövenich binnen 24 Stunden vom Arreste zu be-
freien, nicht gehorsamt hatte. Hauptger. Jülich. 1598. (968/2205.)
544. V. Culenburg, Gräfin Philippe Sidonie, geb. Gräfin v. Manderscheid,
(Kinzweiler) g. Franz v. Lövenich für sich u. die Männer vom Lehn der
Mannkammer des Propstei-Waldes in den Aemtern Wilhelmstein u. Esch-
weiler (Aldenhoven): Streit über den im Lande Jülich unter Eschweilcr
belegenen, vom Dompropst u. Kapitel zu Cöln lehnrtihrigen Wald, gewalt-
thätiger üeberfall des Franz Lövenich auf offener Landstrasse u. Gefangon-
haltung desselben. Hauptger. Jülich. 1598. (969/2206.)
545. V. Culenburg, Gräfin Philippe Sidonie, (Kinzweiler) g. Franz
Lövenich (Aldenhoven): Rückforderung von 60 rthlr., welche V. dem Bürgen
des K*s. abgezwungen u. deshalb Arrest auf ihre Renten in Linnich. Schult-
heiss u. Seh. zu Linnich. 1599. (970/2207.)
546. V. Culenburg, Gräfin Philippe Sidonie (Kinzweiler) g. Franz
Lövenich n. cons. die Lehnmänner des Dompropstei- Waldes bei Kinzweiler
(Aldenhoven): Holzungs- u. Weidegerechtigkeit im Dompropstei-Walde bei
Kinzweiler. Hauptger. Jülich. 1601. (971/2208.)
547. V. Culenburg, Gräfin Philippe Sidonie, geb. v. Manderscheid, (Kinz-
weiler) g. Adam Schellard v. Oppendorf, Herr zu Gürzenich u. s. w. (Gürzeuich) :
Forderung von 25 Fl. jährlicher Gülten, Streit über den Werth des gegebenen
Darlehns ad 4066 Fl. u. über die Rechtmässigkeit des Zinssatzes. Seh. Weiss-
weiler auf Bath des Hauptger. Lechenich. 1598. (972/2209.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 129
548. V. Culenburg, Gräfin Philippe Sidonie, geb. v. Manderscheid, (Kinz-
wpiler) g. Jacob, Markgraf v. Baden u. Hochberg (Schloss Hochberg): Diffa-
mittions-Klage, weil V. sich Ansprüche an die mit ihrem Gemahl, dem blöd-
sinnigen Grafen Florenz v. Culenberg erheiratheten Güter zu Kinzweiler,
Paland, Engelsdorf, Frechen a. Bachem (im Bgbz. A.) berühmt hatte. Einrede
ded y., das8 sein Schwiegervater bei seiner Abreise nach der Grafschaft Galen-
borg in Holland ihm die Administration aller seiner Herrschaften übertragen
habe. Bkg. 1587. (2210.)
549. V. Culenburg, Graf Florenz's Ehegcmahlin Philippe Sidonie, geb.
Gräfin y. Manderscheid, zugleich als Yormünderin ihres minorennen Sohnes,
des Grafen Floris y. Culenburg, (Kinzweiler) g. Heinrich Broichhausen (Wehr):
Behauptung, dass das Hauptger. zu Jülich über das Haus u. die Freiherr-
•^haft Paland mit der Herrschaft Weissweiler keine Jurisdiktion habe, dass
damelbe aber dennoch auf Antrag des Brockhausen in dessen Sache wider
die K. deren Rentmeister auf Haus Paland als Zeuge vorgeladen u. wegen
Reines Nichterscheinens in eine Strafe von 25 Goldg. verurtheilt habe. Hauptger.
Jülich. 1599. (973/2211.)
K>0. y. Culenburg, Gräfin Philippe Sidonie, geb. y. Manderscheid, Wwe.
des Grafen Floris, (Kinzweiler) g. Graf Karl v. HohenzoUem-Sigmaringen
o. seine Gemahlin Elisabeth geb. Gräfin v. Culenburg (Sigmar ingen) : Heraus-
gabe der vom Grafen Floris v. Culenburg im Herzogthum Jülich besessenen
Güter Paland, Witten, Werth, Kinzweiler, Laede u. Linden an dessen einzige
Tochter erster Ehe, Elisabeth, Ehefrau des K. Jülich-Cleve-Bergsche Kommis-
sarien zu Düsseldorf. 1599. (974/2212.)
551. v. Culenburg, Graf Floris, (Paland) g. Wilhelm v. Hatzfeld (Paland):
Unbefugte Ableitung des Flusses Inde in der gemeinschaftlichen Herrschaft
Weissweiler u. Paland zum Nachtheile der allgemeinen Passage. Rkg. 1612.
(975/2213.)
552. y. Culenburg, Graf Floris, u. Wilhelm v. Hatzfeld, Gesammtherren
zu Paland u. Wcissweiler, g. Ferdinand, Erzbischof zu Cöln, u. Schultheiss
0. Seh. des Hauptger. zu Lechenich: Unbefugte Erlassung eines Straf befehls
in Sachen des Jacob Passet zu Cöln g. die Unterthanen der Herrschaft Weiss-
weiler von Seiten des Hauptger. zu Lechenich wider Schultheiss u. Seh. zu
WetMweiler, da doch crsteres nicht vorgesetzt, sondern die Herrlichkeit
Weissweiler eine unmittelbare sei. Hauptger. (Cölnischos) Lechenich. 1613.
< 976/22 14.)
555. y. Culenburg, Graf Floris, Freiherr zu Paland u. Wilhelm v. Hatz-
feld, Herr zu Weiss weiler, Wildenburg u. Schönstein, (Haus Culenburg u.
Paland) g. Ferdinand, Erzbischof zu Cöln u. Cöluisches Hauptger. zu Leche-
mch: Unbefugte Beschwerde resp. Appellation des Jacob Passet von Cöln
▼un denn Gor. Weissweiler an das Cölnische Hauptger. Lechenich. Hauptger.
Leebenich. 1614. (977/2215.)
554. ('Ummer, Johann Christoph, Benefiziat, g. Jungfer Maria Catharina
Meesea: B&nmiing der Wohnung im Hause der K., Einrede eines Vertrags
9
130 Hermann Veltman
massigen Rechts auf lebenslängliche Wohnung u. Beköstigung. Seh. A. 1748.
(979/2221.)
555. Onniberti, Quirinus et Benardns, (Malmundarium) g. Thomas
Jacquemotte (Malmundarium): Cassatio et revocatio cessionis factae per
Quiriuum Cuniberti in favorem Kenardi Petri Jacquemotte, et amotio cujus-
dam arrestus contra pefsonam Thomae Jacquemotte in civitate Sedaneusi
impositi. Deputat! ad causas in principatu Stabulensi. 1637. (980/2223.)
556. Cüper, Erbgenahmen, in specie Arnold Tau, g. die Erben des
Martin Lambert Loneux, Namens Mathias Loneux, Mathias Simons u. Wwe.
Vinkclberg: Streit über das Testament u. den Nachlass der Eheleute Johann
Vinkelberg u. Magdalena Kuhnräuber. Seh. A. 1718. (986/2236.)
557. Cüpers, Erbgenahmen, in specie Arnold Tauw, g. Stephan CJeyssen;
Nichtigkeit einer vom V. extrahirten Subhastation des zur Vinkenbergschen
Erbschaft gehörigen zu A. am Colbert gelegenen Hauses. Seh. A. 1718.
(985/2235.)
558. Cupper, Johann Peter, Gerichtsschreiber des Amtes Caster, (Holz-
weiler) g. Johann Adam v. Kesselstadt u. Gerhard Cupper (Lützerath):
Bestrafung des V. wegen Injurien mit Widerruf, 50 rthlr. für jeden K. u. 25
rthlr. pro fisco. Fürstl. Jülich-Bergsches Hofger. Düsseldorf. 1666. (984/2234.)
559. V. Curtenbach, Gerhard, (Schombeck) g. Hans Wilhelm v. Hersei
(Blens): Auseinandersetzung in Betreff des Hauses Blens u. eines Hofes zu
Leuth zwischen den Ehefrauen der Parteien, geb. v. Durfenthai. Hauptger.
Jülich. 1638. (1027/2365.)
560. Curtius oder Gurten, Gerhard, (Cöln) g. Erbgenahmen Schieuters
(Kallrath im Kreise Jülich): Wiedereinlösung u. Konsolidation von 20 Morgen
Land, welche der V. besitzt u. die angeblich ein Abspliss des adeligen Guts
Kallrath sein sollen. Jülieh-Bergscher Hofrath zu Düsseldorf. 1719. (991/2260.)
561. Daem, Clemens, g. Heinrich Franke : Streit über den Besitz eines
Guts zn Hahl bei Würselen aus dem Nachlasse des Heinrich Volker. Meier
u. Seh. A. 1520. (5/16.)
562. Daem, Johann, u. cons., (Jülich) g. Dietrich Haer u. cons. (Jülich):
Herausgabe des Nachlasses der Eheleute Bernard Haer an die K. als deren
nächste Blutsverwandte. Seh. des Hauptger. Jülich. 1520. (ö/17.)
563. Daem, Martin, u. Dietrich v. Gore, (Hemmerden u. Elsum) g. Irm-
gard V. EjU (Hemmerden): Vindikation einiger Stücke Landes in der Nähe
der Gemarkung des Dorfes Hemmerden. Vogt, Schul theiss u. Ger. Dyck in
L, Seh. A. in II. Inst. 1532. (8/19.)
564. Daemen, Johann, (Thorn im Bisthum Lüttich), g. Leonhard Boss-
müller (Wessem): Entrichtung einer jährlichen Pacht von 8 Malter Roggen
aus einem Pfand-Lehen des V., welches zu PoU belegen ist. Seh. Poll, Wessem
u. A. 1530. (10/21.)
.565. Dahmen, Peter, g. Andreas Ludwigs u. Wwe. v. Thenen: Heran-
ziehung des Hauses u. der Mobilien, welche der V. von seinem Bruder Johann
Dahmen gekauft hat, zur Konkursmasse des letztern. Seh. A. 1713. (21/43.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 131
566. Dahmen, Peter, Bürgermeister, g. Wwe. u. Erben des Jacob v. Tholr:
Zahlung von 3048 rthlr. Guthaben des K^s., aas seiner Kompagnie-Handlung
mit Paul V. Thoir zu Amsterdam, wofür dessen Vater Jacob sich verbürgt
hat. Seh. A. 1721. (22/44.)
567. Dahmen, Peter, Bürgermeister, g. Nicolaus Barme u. Paulus Lorsch
(Loick, Lüttich; A.): Rechnungslage aus einem Societäts- Kontrakte, wo-
durch die Parteien die Zahlung der französischen Kontribution für das
Herzo^hnm Jülich übernommen, u. worauf das Land Jülich allmählich Rück-
zahlungen geleistet hat. Rkg. wegen Verschiedenheit des Gerichtsstandes. 1722.
(23/45.)
568. Dahmen, Franz Caspar, (A. resp. Nothberg) g. Theodor Nyssen:
Klage aus einem Reverse, wodurch der V. der Ehefrau des K's. diejenigen 350
Species nachgelassen hat, welche letztere der Wwe. Kuckelkorn schuldig war,
auf Befreiung der klag. Güter von der desfallsigen Hypothek u. dieserhalb
Arrestanlag^e auf die Güter des V. im Reiche von A. Seh. A. 1751. (24/46.)
569- V. Dalberg, Hans Georg (Ruppertsberg) u. Philibert v. Hoheneck,
(Landeck) g. die Gebrüder v. der Horst (Düsseldorf u. Jülich), Gebrüder
T. der Lejen (Coblenz u. Saflig), Hans Friedrich Quad v. Landskron (Pfalzel
bei Trier): Rückzahlung eines Kapitals von 1000 FL, welche die Eltern der
V. gemeinschaftlich angeliehen. Rkg. 1603. (35/72.)
570. Dalenbroick, Wilhelm, Pastor, (Burtscheid bei A.) g. Agnes Peuber
IL ihren Sohn Johann, genannt Kreuz (Burtscheid): Forderung einer jährlichen
Erbpacht von Vi Mtiddß Roggen u. 13 Schilling. Seh. Burtscheid auf Unter-
weisung des Hauptger. A. 1528. (45/127.)
571. Dambleve, Benedictus Josephus, (Malmundarium) g. Maria Anna
Bacon, vidua procnratoris de Walque (Malmundarium): Invaliditas testa-
Dieati procnratoris de Walque, in quo testator üliam suam, supplicantis
Qxorem, praeteriit et nxorem suam secundam heredem ex asse instituit.
Connilinm provinciale Stabuleti. 1767. (63/180.)
572. Dammerschied, Johann, g. Rütgcr Freund u. cons.: Erstattung
Ton 673 Fl. aus einer Bürgschaft des V. für Johann Colens im Forst. Bürger-
ineisterei-(ter. A. 1583. (83/210.)
573. Daut^, Banquier, (Lüttich) g. Matthias Bemard Schlösser: Streit
wegen einer Wechselschuld ad 55 000 Fl. betr. 1794. (Extrajudicialia 8.)
574. Debitz, Peter, u. cons., g. Michael Kirchhoff u. Jacob v. Euchcu:
Streit über das früher von Heinz Brocheler oder v. Delf besessene Haus auf
der Cölner Strasse zu A. in Folge des Personal-Arrestes des Vaters der V.
Scb. A. 1530. (138/379.)
575. Decken, Jacob, u. Hermann Bccx, g. Reinhard Becx Wwe. Anna
geb. V. Kdingen: Rechnungslage über von Reinhard Beex über die mino-
rennen Kinder des Peter Beex geführte Vormundschaft, namentlich Vorlegung
defl InvenUrs. Scb. A. 1602. (151/402.)
576. Decker, Leonhard, g. Johann Wispien: Zahlung von 1000 Kronen
am einem Wechsel, welchen Nicolaus v. Münster auf seinen Bruder Jacob
9*
182 Hermann Veltman
y. Münster zu Eouen ausgestellt u. der V. auf den K. indossirt hat. Seh.
A. 1665. (156/434.)
577. Dederich, Abraham, g. Maximilian v. Kleuter: Vindikation des
im Reiche von A. in der Aachener Heide belegenen Gutes Höfchen, welches
vom Stiefvater des K's., Barou v. Schiflfart, dem V. verkauft ist. Seh. A.
1717. (159/441.)
578. Degraa, Matthias Theodors Wwe., g. die Geschwister Strauch : Streit
um den Besitz der Mobiliar-Erbschaft des verstorbenen Kanonikus Johann
Heinrich Cornli. Seh. A. 1795. (Extrajudicialia 12.)
579. Delborne, Thomas Josephus, u. Franziscus Hubertus Bodesson (Mal-
mundarium) g. Barthelemy, Vater u. Sohn (Stabuletum et Malmundarium):
Actio ad emigrationem ex domu in civitate Malmundariensi sita a domina
de Potestat reis locata, sed fideicommisso obnoxia. Curia Malmundariensis.
1782. (179/521.)
580. Delborne, Thomae Josephi liberi, (Malmundarium) g. Quirinus
Josephus Steinbach, proprio et liberorum nomine (Malmundarium) : Controversia
ex subhastatione bonorum communium in civitate Malmundariensi sitorum
orta. Judex Malmundariensis resp. consilium provinciale Stabulense. 1785.
(188/522.)
581. Deltour, die Erben des Bürgermeisters, g. die Kreditoren des ver-
storbenen Pastors Aretz, Notar Couven u. cons.: Präferenz der K. auf die
Nachlassenschaft des Aretz, weil sie zuerst einen Arrest auf dieselbe aus-
gebracht haben. Seh. A. 1735. (199/567.)
582. Deltour, Maria Theresia, u. die übrigen Erben des Bürgermeisters
Deltour, g. Peter Deltour als Miterben: Anerkennung des Erbtheilungs-
Bezesses über den Nachlass des Bürgermeisters Deltour. Seh. A. 1746.
(200/568.)
583. Deltour, die Erben des Bürgermeisters, g. Jüüch-Bergsches Geheimes
Raths-Dikasterium (Düsseldorf): Unbefugte Weigerung der V., in Sachen
der K. g. Dr. Plum zu A. p**» 25,85 rthlr. auf Requisition des Seh. A. im
Wege der Exekution das Plumsche Lehngut zu Schleybach zu subhastiren.
Rkg. 1757. (201/569.)
584. Deltour, J. C, Bürgermeister, g. Friedrich Wilhelm Graf zu Solms-
Braunfels (Braunfels): Schuldforderung von 2000 rthlr. in Brandenburgschen
u. Lüneburgschen '/, rthlr.-Stücken u. deshalb Immission in mehrere im Amte
Hungen belegene Ortschaften. Rkg. 1727. (Extrajudicialia 16.)
585. Denne, Margaretha, Wwe. des Paul v. Wyrdt, (Aldenhoven im
Lande Jülich) g. Paul v. Wyrdt, (Pfaffendorf): Ablösung einer jährlichen
Rente von 34 Malter Roggen, welche der V. an dem Hofe des K's. zu Puffen-
dorf (Kr. Geilenkirchen) zusteht. Schul theiss u. Seh. zu Puffendorf auf Belehrung
des Oberhofs zu Jülich. 1525. (227/612.)
586. Dcny, Jacob, g. die übrigen Kreditoren des Peter Beock: Vorzugs-
recht des K's. mit Wechselforderungen ad 600 Fl. u. 500 Fl. aus dem Erlöse
für Faustpfänder vor den übrigen Kreditoren. Seh. A. 1732. (226/608.)
Aachener Prozesse am Eeichskammergericht. 188
587. Deutgen, Wilhelm, Namens seiner Ehefrau Lieschen, geb. Iflfen,
(Büren) g. Arnold Hex, Priester, für sich u. seine Geschwister (Dalheim):
Herausgabc der Nachlassenschaft des Heinrich Hex an den K. als den
n&chsten Verwandten. Vogt u. Seh. zu Dalheim auf Unterweisung des Hauptger.
Jftlich. 1538. (261/727.)
588. Deutgen, Wilhelms hinterlassener Kinder Vormundschaft, u. Ge-
schwister Panz, (Düren) g. Bernard Deutgen, Johann Heinrich Schöler u.
Eberhard Möwis (Düren): Erbschaftsstreitigkeit zwischen den Abkömmlingen
erster u. zweiter Ehe des Wilhelm Deutz. Schultheiss u. Seh. des Stadt- u.
Hauptger. Düren. 1668. (262/728.)
589. Deutz, Wilhelm, (Wylre) g. Peter Bock (Hasselt): Arrest-Anlage
auf den vom V. in der Herrlichkeit Wylre besessenen Bucheishof wegen
einer Bürgschaft des K*8. für den V., u. Rekonvention wegen 700 rthlr. Seh.
Wylre auf Unterweisung des Seh. A. 1620. — Abgeg. au Limburg, Greffier
des Provinzial-Gerichtshofes zu Mastricht am 27. April 1852. (737.)
590. die Dicken, Weinand u. Martin zum Holtz, (zum Holtz) g. Bartho-
lomftuä Leouhard v. Gladbach, modo dessen Kinder (Gladbach): Streit aus
der Theilun^ des Nachlasses des Weinand u. der Klosterjungfrau vom Holtz,
u. aber den Besitz mehrerer Aecker daselbst. Hofgcr. Jülich. 1548. (342/892.)
591. V. Diedenhoven, Balthasar, (S. Vith) g. Jacob Sander u. Katha-
rina Kranz (S. Vith): Injurien durch den Vorwurf der Defraude der Wein-
sehank-Gefälle. Seh. Malmedy. 1564. (350/919.)
592. Diedrich, Werner, Hansen u. comp., g. Isaac Kaiser (Burtscheid):
Zahlung von 411 rthlr. für empfangene Wolle. Seh. A. 1736. (351/921).
.59^). V. Diepenbroek, Mathias u. Adam, genannt Eaufftesch, u. Dietrich
T. Barscheid, modo v. Ketzgen, Wilhelm u. Eberhard, (Gerhard tshofen oder
<>eretzhoven) g, Dietrich v. Orsbeck (Olbrück u. Wensberg), Namens seiner
Ehefrau Irmgard, u. die Äbtissin Sophie zu Bürvenich, Töchter des Johann
Diepenbroek u. der Kathariue geb. Deutz: Herausgabe der von Johann v.
Diepenbroek u. Katharine Deutz im Fürstenthum Jülich zu Effem, Kuseu
n. Brenten besessenen Güter, da dieselben in Folge des gültigen Verfangen-
Khafts-Bechtd durch den Tod der Mutter den Kindern erster Ehe eigen-
thflmlich zugefallen u. dem mit der v. Lieskirchen zur zweiten Ehe gc-
Kbrittenen Vater nur niessbräuchlich überwiesen sind. Lehnger. zu S. Maria
hl Bürvenich resp. Jülichsche u. Cölnische Kommissarien. 1535. (363/1036.)
594. V. Diepholdt, Maria, Wwe. des Gerhard Ellerborn, g. Melchior u.
Gerhard Eilerborn: Schadloshaltung der K. in Betreff einer von Anna v. Gohr
evincirten Beuten -Verschreibung über 6 Müdde Boggen. Seh. A. 1610.
(894/1095.)
595. Dieterich, Werner, u. comp., g. Peter Jonas: Bechnungs-Prozess
vu Handelsgeschäften, nunmehr Antrag auf Gestattung des RcchtsmitU^ls
der Berbion n. Versendung der Akten an eine Juristen-Fakultät. Magistrat
derSUdtA. 1734. (427/1195.)
134 Hermann Veltman
596. Dieterich, Dietrich u. Hansen, Handlang zu A., g. Karl Wilhelm
Cummer: Beschlagnahme mehrerer Waaren, weiche der K. unter CoUusion
mit dem Falliten Beck aus A. in der Stadt Cöln verkaufen wollte, zu Gunsten
der V. als Gläubiger des Beck, jetzt aber Klage des Cummer auf Auszahlung
des Erlöses ad 197 rthlr. u. 500 rthlr. Schaden-Ersatz. Weltliches Ger.
Cöb. 1739. (429/1197.)
597. Dolhart, Egidius, g. Klaus v. Thenen Wwe.: Zahlung von 200 Fl.
als Abfindung einer Tochter erster Ehe von dem väterlichen Vermögen. Seh.
A. 1522. (512/1417.)
598. Dolhart, Heinrich, (A. auf dem Hammer) g. Johann v. Bocket,
genannt Wailpot: Zahlung von 300 Fl. als Miethe für einen Hammer zu
Stolberg. Seh. A. 1528. (513/1418.)
599. Delhart, Heinrich, (Stolbcrg) g. Johann Meuthe (Nothbcrg) : Zahlung
einer jährlichen Rente von einem Hammer- Antheilo zu Stolbcrg. Ger. Stacl-
burg (Stolberg) in L, Hauptger. Jülich in II. Inst. 1539. (514/1419.)
600. Dollart, Kaspar, g. Johann Verken: Entrichtung zweier Müdde
Roggen u. 5 Fl. Zins für 29 Jahre aus mehreren bei A. gelegenen Grund-
stücken u. Arrest-Anlage. Seh. A. 1603. (515/1420.)
601. DoUarz, Heinrichs Kinder, g. Catharine v. Gelehn, Wwe. des Claus
Reuter: 324 rthlr. aus einer Bürgschaft für v. Vlatten, für welche auch
Güter zu Eynatten verhypothecirt sind. Seh. A. 1625. (854/2159.)
602. V. Dommermont, Maria u. Goswiu, (Rölsdorf) g. Gottschalk v.
Wandle (Düren): Vindikation mehrerer Grundstücke, welche dje Mutter des
K*s., Anna geb. v. Roelsdorf, in die Ehe mit Abel v. Wandle eingebracht
hat, die sich aber jetzt im Besitze der V. befinden. JtÜich-Cleve-Bergsche
Räthc zu Düsseldorf. 1591. (516/1441.)
603. Doom, Melchiors Wwe. Helene, jetzt Ehefrau Heinrichs Düster-
wald, g. Carl Billaeus hinterlassener Kinder Vormundschaft: Zahlung einer
Forderung von 10000 FL, wofür mehrere Häuser nebst Zubchörungen in A.
verpmndet sind. Seh. A. 1620. (526/1502.)
604. Dorf, die Eingessenen der Hundtschaft, (Dorf) g. den Abt des
Gotteshauses Cornelimünster: Vollstreckung des rechtskräftigen Erkennt-
nisses in Sachen der K. g. Korr u. Esser zu Cornelimünster wegen Besitzes
von iVa Morgen Land zu Dorf. Rkg. 1731. (528/1516.)
605. Dreesen, Dionis, u. Heinrich Krauthausen, Accis-Pächter, g. Heinrich
Pelzer (Stolberg): Konfiskation eines von Nimwegen kommenden, zu A.
wegen Steuer-Defraude in Besehlag genommenen Fässchens mit Cochenille.
Seh. A. 1757. (827/843.)
606. Dresen, Johanns Erben, (Jülich) g. die Erben des Krato Kraft
(Jülich): Abrechnung über gemeinschaftliche Geschäfte, Lieferungen von
Fourage an die Spanier u. s. w. Stadt- u. Hauptger. Jülich. 1693. (325/841.)
607. V. Driesch, Anna Maria, g. Wwe. Charlemont, nun deren Kinder
Anna u. Franz (Schönau) : Charlemont hatte als Bürge des Grafen v. Styrum
600 rthlr. an A. Hcldewyr zu Mastricht bezahlt, nahm die v. Driesch als
Aachener Prozesse am Beichskammergericht. 135
Rückbürgin in Ansprach u. arreatirte den Kaufpreis eines von der Letztem
zn A. verkauften Hauses. Seh. A. 1694. (478/1356.)
64>8. Driessen, Heinrich Adolph, u. Theodor Claudius Tornaco, g. Major
de Graan, Namens seiner Ehefrau : Zahlung eines bedingt gewesenen Legats
von 500 rthlr. aus dem wechelseitigen Testamente der Eheleute H. A. Driessen
0, Anna Mechtiide geb. de Graan zu A., u. dieserhalb Arrest- Anlage auf den
Homhof zu Schleckheim. Abteiliche Kanzlei zu St. Cornelimtinster. 1713.
(480/1358.)
60Q. Driessen d'Opheiden, Chevalier, g. Graf Anton ülderich v. Frezin,
Herr v. Horst (Horst im Ober-Quartier von Gelderland): Zahlung eines
Wechsels ad 1000 FL, vom V. ausgestellt zu Gunsten des Grafen de Mayan,
von diesem auf den v. Beauchamp, von diesem auf den Grafen v. Arberg
u. von letzterem auf den K. indossirt, u. Arrest- Anlage auf das Vermögen
de« V. Seh. A. 1723. (481/1359.)
610. V. Drimbom, Johann, modo dessen Wwe. u. Erben Johann Hansler,
(Kempen u. Heinsberg) g. Abt Albrecht (St. Cornelimtinster): Tradition
eines dem K. verkauften Hauses zu Cöln. Greve u. Seh. des hohen welt-
lichen Ger. zu Cöln. 1552. (483/1361.)
611. Droge, Maria, (Burtscheid) g. Abraham Garzweiler (Burtscheid) :
Herausg:abe des von der Schwester der K., verstorbenen Ehefrau des V.,
nachgelassenen Vermögens; Einrede des observanzmässigen lebenslänglichen
Niessbrauchs. ünterger. Burtscheid u. Seh. A. 1656. (645/1742.)
612. V. Drove, Adams Wwe. Catharine geb. Hase, (Drove) g. Gerhard
Foessgen (Düren): Entrichtung von 22 Malter Roggen jährliche Rente,
welche vormals die Eheleute Johann v. Home dem Conrad v. Kirberg ver-
kauft haben. Ger. in der Loe, u. dann die Ger. Düren u. A. 1515.
(717/1823.)
613. Drove, sämmtliche Eingesessenen der Jtilichschen Unterherrschaft,
g. Johann Heinrich v. Vlatten, Inhaber der ünterherrlichkeit Drove : Unleid-
liche Bedrückung der K. mit Hand- u. Spanndiensten, durch Strafen u. Ein-
kerkerung, Pföndung der Pferde u. s. w. Kurprinzliche Hofkanzlei zu
Dlisseldorf. 1689. (718/1824.)
614. Drove, Vorsteher u. Eingesessene der Jülichschen Unterherrschaft,
g. W. C. V. Rohe, als Mitbesitzer der Unterherrschaft Drove: Unbefugte
Heranziehung der K. zu unentgeltlicher Bewachung der Gefangenen auf dem
Haupte Drove, zur Zahlung von Inquisitionskosten u. Ueberschrcituug der
JurL$diktionsbefugnisse. Kurpfälzischer Geh. Rath. zu Düsseldorf. 1724.
1719/1825.)
615. le Duck, Franz Joseph, u. Carl le Paux, g. Bruley, Paschal u.
Junot (Frankreich): Ansprüche aus einem Gesellschafts- Vertrage zum An-
kaufe verrufener Kupfermünze; Arrest-Anlage auf Forderungen u. Waaren.
Seh. A. 1770. (720/1826.)
616. V. Dülken, Anton Simon, (Gladbach) g. Cäcilic Heringen (Heringen
im Lande Straeien): Herausgabe der Hälfte des Nachlasses der zu Dülken
136 Hermann Veltman
verstorbenen Maria Biepo in Folge des Dülkischen Güterrechts der Eheleute.
Seh. Süchteln resp. Hauptger. Jülich. 1548. (739/1869.)
617. Dum6e et cons. praetendentos ad hereditatem et legata defunctae
Annac Jacqmotte, (Malmundarium) g. Scabinus Gilson (Malmundarium):
Invalidltas testamenti per Franciscum Dclvaux et Annam Jacqmotte conjuges
conditi propter pactum a testantibus cum actore initum, quo conjuges Del-
vaux pro hereditate Petronülae Jacqmotte defunctae ab actore solo berede
ipsis cessa promiserunt, quod injuriam nullam actori facerent in bonis, quac
ad eum spectare et in quae ab intestato succodere posset, casu quo eos con-
juges praemori contingeret. Consilium Stabuleuse. 1697. (755/1887.)
618. Duppengiesser, Wilhelm, g. Martin Arschot: Forderung von
25 Pfd. Flämisch. Seh. A. 1512. (777/1992.)
619. Duppengiesser, Georg, (Comelimünster) g. Heinrich Bart^cheerer
(Ooruelimttnster, zum rothen Hahn): Streit über den Besitz eines Hofes u.
Hauses „zum rothen Hahn** bei Comelimünster. Schultheiss u. Seh. der
Landschaft des Gotteshauses Comelimünster. 1522. (778/1993.)
620. Duppengiesser, Wilhelm, g. Jobst v. Berge: Bückgabe eines
Päckchens Geldes, welches K. dem V. auf der Strasse zwischen Cöln u. A.
in Verwahrung gegeben hat. Seh. A. 1529. (779/1994.)
621. Duppengiesscr, Mathis, g. Johann Stempel (Antwerpen): Entschädi-
gung des K's. aus einer bei Mathis Hülsbosch zu Antwerpen für den V.
wegen versprochener Lieferung von Kupferdraht übernommenen Bürgschaft.
Seh. A. 1538. (781/1996.)
622. Duppengiesscr, Mathis, g. Sebastian Flemming, als Faktor des
Erasmus Scherz u. comp.: Cons tirt nicht; durch Vergleich beendigt. Seh. A.
1540. (782/1997.)
623. Duppengiesscr, Beraard, (Antwerpen) g. Simon Geldorf oder Gel-
douflf: Arrest-Anlage auf Forderungen des Johann Geldorf an den V. zur
Höhe von 2 800 Fl. wegen 40000 Pfd. Kessel, welche Johann Geldorf dem
K. verkauft, aber nicht geliefert hat Seh. A. 1548. (783/1998).
624. Duppengiesscr, Leonhard, (Antwerpen) g. Wwe. Nicolaus Bnland:
Arrest-Anlage auf 25 Brittanische Giessscheine, welche Johann Geldorf bei
der V. stehen hat, wegen einer Forderung des K's. an den Geldorf ad
2 700 Karolusgulden. Seh. A. 1549. (785/1999.)
625. Duppengiesscr, Mathis, (?) g. Peter Duppengiesscr (?): Constirt
nicht. Seh. A. 1556. (2000.) Fehlt.
626. Duppengiesscr, Elisabeth, g. Cornelius Duppengiesscr u. Wwe.
Jacob Duppengiesscr: Widermf eines Vertrags, wodurch die K. den V.
jedem 800 rthlr. unter der Bedingung geschenkt hat, dass die V. davon der
K. jährlich 5 ^Jq Zinsen bezahlen, nach deren Tode aber das Kapital be-
halten sollen, weil die Schenkung unter der Bedingung des Widerrufs gemacht
sei. Seh. A. 1719. (787/2003.)
627. Deuren oder Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, g. den
Herzogl. Jülichschen Schultheiss Adam Bömer (Düren): Ausdehnung der
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 137
Jarisdiktion von Seiten des Herzogl. Schaltheisseu zum Nachtheile der städ-
tischen Jurisdiktion. Herzogl. Jülichsche Kommissarien zu Düsseldorf. 1582.
(248/709.)
628. Deuren, id est Düren, Bürgermeister u. Eath der Stadt, g. Bischof,
Stände o. Bäthe u. Bürgermeister u. Eath der Stadt Lüttich: Verletzung
des Privilegii der Stadt Düren, wonach die Bürger derselben mit ihren
Gntern u. Waaren im Stifte u. in der Stadt Lüttich zollfrei sind, durch
Erhebung eines Licents von eingeführten Schafen, Wolle u. dergl. Rkg.
1599. (249/710.)
629. Düren, Bürgermeister u. Seh. der Stadt, g. Johann Greve, genannt
Färber (C^ln): Nichtigkeits-Erklärung einer vom V. g. die K. ausgebrachten
Ladung vor das Westfälische heimliche Ger. u. vor den Freigrafon Gerhard
Struchelmann zu Arnsberg. Rkg. 1513. (788/2009.)
61)0. Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, g. die Wwe. des Melchior
Colin, Taecilie geb. Weimar (Cöln): 60 Fl. jährlicher Gülten, welche Alef v.
Hembach zu Düren von den Herzogen Gerhard u. Wilhelm v. Jülich-Bcrg
unter Mitvcrpilichtung der Stadt Düren u. Verpfandung ihrer Gefälle gekauft
hat u. die auf K. vererbt sind; auch Streit über die Münzsorten. Seh. A.
1564. (789/2010.)
6.'JI. Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, u. Adam Birgel (Arnolds-
weüer) g. Johann v. Hoengen, genannt Wassenbcrg, früher Jülichscher Land-
Rentmeister zu Düren: Rückzahlung eines Darlehns von 520 Kronen; Einrede
des V., dass er dieselben auf Befehl des Herzogs Wilhelm für die Stadt
Düren zur Bezahlung der in der Burgundischen u. Jülichschen Fehde in
I>üren eingerückten Besatzung unter dem Hauptmann Franz v. Hatzfeld
empfangen habe. Seh. Merzenich. 1577. (790/2011.)
632. Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, g. den Fürstl. Jülichschen
Scbahbeiss Adam Römer zu Düren: Eingriffe des V. in die Jurisdiktion u.
Freiheiten der Stadt, indem dem Herzoge von Jülich in derselben nur die
•Straf-Gerichtsbarkeit in Kapital-Fällen zustehe. Herzogl. Jülichsche Räthe
«I Düsseldorf. 1582. (791/2012.)
610. Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, u. Gerhard Schütz, Accisc-
meister, (Düren) g. Bürgermeister u. Rath der Stadt Niedeck (Niodeggen) u.
Heinrich Kleine daselbst: Behauptung, dass die Stadt Düren eine vom Kaiser
Friedrich 1241 dem Grafen zu Jülich wiederlöslich verpfändete Reichsstadt sei,
0. daas sie das Recht zur Accise-Hebung auch von dem Vieh der Ein-
wohner der Stadt Niedeck, welches zu Düren verkauft werde, besitze. FürstL
Jtüich-Bergsche Räthe zu Dttsselborf. 1598. (792/2013.)
634. Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, g. Christoph v. Boccop
lu Birgel (Düren): Freiheit des adeligen K. von der städtischen Mehl-Accisc.
FftrrtL Kanzlei zu Düsseldorf. 1675. (793/2014.)
635. Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, g. die Gebrüder v. Courten-
bach (Alt«nhagen u. Golzheim): Erstattung der den K. bei der französischen
lAvisiou in Düren durch (Jarlier abgenommenen Früchte, welche sie dort
138 Hermann Yeltman
aufgespeichert hatten. Kurpfälzischor Geh. Rath zu Düsseldorf. 1693.
(794/2015.)
630. Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, g. Freiherr Johann Adolph
V. Wolf-Metternich (Gracht): Erstattung der dem Rentmeister des K's. zu
Düren hei der französischen Invasion ahgcnommcnen Früchte. Kurpfölzische
Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1697. (796/2017.)
637. Düren, Bürgermeister u. Rath der Stadt, g. die Weinhändler
Herkenroth u. Weschede (Düren): Steuervergütung von den eingehenden
Weinen in Ansehung des eigenen Bedarfs, welcher für alle Einwohner steuer-
frei ist. Jülich-Bergscher Geh. Rath zu Düsseldorf. 1736. (797/2018.)
638. Düren, Prior u. Konvent des Klosters zum Paradies, Wilhelmiter-
Ordens, g. Johann v. Merode (Buir): Nicht ersichtlich. Ger. Hochkirchen
in I., Hauptger. Jülich in II. Inst. 1555. (798/2019.)
639. Dusing, Simon, (Cöln) g. Johann Jeappe u. Johann Thiers : Forderung
aus einer Bürgschaft des V. für Abraham Hampf zu A. Bürgermeisterei-
Ger. Cöln. 1649. (825/2085.)
640. Dussel, Arnold, Pfalz-Neuburgscher Vogt zu Jülich, Thomas Dussel
u. Dr. Quentel (Cöln) g. Frau v. Croy, geb. v. Rolingen, Frau zu Milburg
u. Wolmeringen (Düsseldorf): Abtrieb des vom Grafen v. Schwarzenburg
den V. verkauften Hauses u. Gutes Linzenich wegen näherer Verwandt-
schaft mit dem Verkäufer. Pfalz -Neuburgsche Kanzlei zu Düsseldorf. 1648.
(812/2072.)
641. V. Dtissel, Erbgenahmen, (Düsseldorf u. A.) g. Fräulein v. Schön-
hain, jetzt Ehefrau v. Hcrtmanni zu KoUenburg (Cöln) u. Kanzler v. Siers-
torf (Hildesheim) : Herausgabe der von der Wwe. v. Schönhain, geb. v. Heuflft
zu Cöln, nachgelassenen Düsselschen Stock- u. Stammgüter, namentlich des
Streusser Hofs im Amte Aldenhoven, von welchem die Erblasserin die allo-
diale Hälfte an den v. Siorstorf verkauft hat, ferner der Güter zu Kettenich
u. Münstereifel an die Ehefrau Hertmanni als Testamentserbin. Jülieh-
Bergscher Hofrath zu Düsseldorf. 1737. (815/2075.)
642. Düsterwald, Heinrich, g. die Vormundschaft über die Kinder des Carl
Billey (Lüttich): Rückzahlung eines Darlehns von 10000 Fl. oder Immission
in die dafür von dem Schuldner Melchior Dooms verpfändeten Höfe Tittart
u. zur Linde an der Berger Heide, welche jetzt V. besitzt. Seh. A. 1616.
(829/2092.)
643. Düst^rwald, Heinrich, g. die Gläubiger des Melchior Doom (A.),
namentlich Carl Billey u. cons. (Lüttich): Behauptung, dass K. als zweiter
Ehemann der Wwe. Doom wegen Ausschliessung der Güter-Gemeinschaft nicht
für die Schulden des Doom verhaftet sei. Rkg. 1615. (830/2093.)
644. Echomoutanus, Guilelmus, (Malmundarium) g. Leonhardus del Borne
et Catharina ejus soror (Malmundarium): Retractus cujusdam domus per
fratrcs Thomae et Hubertuin le Massen reo venditae. Pares curiae feudalis
Malmundariensis. 1619. (86/290.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 139
645. V. Echtz, Wilhelm, (Birkesdorf) g. Johann Meghart (Zierh ; Nieder-
zier, Kr. Düren) n. Peter v. Kochheym (Düren) : Herausgabe alier von Orlof
T. Hembach nachgelassenen Güter an die K. als dessen nächste Intestaterben.
8cL Düren in I., Seh. A. in H. Inst. 1518. (88/293.)
616. V. Echtz, Wilhelm, (Birkesdorf) g. Adam Vorst (Düren): Nicht
ersichtlich. Schnltheiss n. Seh. zu Birkesdorf auf Unterweisung des Hauptger.
Jülich. 1543. (89/294.)
617. V. Echtz, Franz, u. cons., als Erben des Wilhelm v. Echtz, (Birkes-
dorf) g. Catharine Clocker, Wwe. des Johann J. Clocker: Zahlung der
Gülten aus cinepi auf den Schatz zu Pier sprechenden Bent-Brief mit jährlich
33 Fl. auf Grund des Testaments ihres Ehemannes. Seh. Düren. 1550. (90/295.)
648. V. Echtz, Walter u. Johann, u. cons., als Erben des Peter Scholtiss,
ibei Düren) g. Bemard v. Meirode, genannt Wahraus (Schloss Stockem): Erb-
streitigkeiten über im Lande Jülich belegene Nachlassstücke; näheres ist
nicht ersichtlich. Seh. A. in II. Inst.; I. Inst, nicht ersichtlich. 1563. (91/296.)
649. V. Efferen, Hieronymus, Herr zu Stolberg, (Stolberg) g. Peter
Pronghc oder Proningen, genannt Loewerich (Baesweiler): Herausgabe
mehrerer Morgen Landes, im Banne von Baesweiler gelegen; Einrede eines
erblichen Besitzrechts. Seh. Baesweiler auf Unterweisung des Hauptger.
JttUch. 1540. (122/434.)
650. V. Eiferen, Johann, genannt Hall, (Gocssdorf) g. Walter Weidenfelds
Kinder (Düren): Nicht ersichtlich. Hauptger. Jülich. 1548. (123/435.)
651. V. Efferen, Johann, für sich, seine Geschwister und Mutter, (Stol-
herg) g. Abt u. Konvent des Gotteshauses, auch Lchnmannen, Schultheiss
u. Seh. zu Comelimünster: Störung der K. als Besitzer des Schlosses u.
der Herrschaft Stolberg in einigen Zubehörungen desselben, namentlich des
Kohlbergs u. eines Hofs, „Hilmar-Mohrenhof" genannt, ßkg. 1555. (124/436.)
652. V. Efferen, Johann, (Stolberg) g. den Abt des Gotteshauses zu
Comelimünster: Unbefugte Inhibition eines vom K. auf dem Schnoren Felde
angefangenen Mühlen- u. Wasserbaues. Rkg. 1583. (125/437.)
65^}. V. Efferen, Gebrüder, (Stolberg u. Sechtem) g. Prior u. Konvent
des Karthäuser-Klosters zum Vogelsang*: Herausgabe von 60 Morgen Land
im Banne von Juchem, welche durch einen Karthäusermönch v. Efferen' in
den Besitz des Klosters gekommen sind, nach dessen Tode aber an den K.
zurückfallen müssen. Hauptger. Jülich. 1571. (127/439.)
654. V. Efferen, Johann, (Stolberg) g. Thomas Bork, Vogt zu Eschwcilcr:
Eingriff in die Jurisdiktion des K's. in der Herrschaft Stolberg, welche er
Tom Herzoge v. Jülich zu Lehn trägt, u. Justiz- Verweigerung durch das
Hftoptger. Jülich. Rkg. J586. (128/440.)
655. V. Efferen, Johann, (Stolberg) g. den Abt des Gotteshauses zu
('omelimüm^ter: Störung des K's. in seiner Jurisdiktion u. Gerechtigkeit
h Im*! Jülich.
»; Vgl. ZeiUchrilt dos Aachener (lescluchtHvereiiiB Bd. XV, 8. U.
140 Hermann Veltman
der Herrschaft Stolberg durch Entziehung der dazu gehörigen Kurmuten in
dem Dorfe Buschberg, von der Eller-Mühle u. zu Cornelimünster. Rkg.
1586. (129/441.)
656. V. Efferen, Johann, (Stolberg) g. Kuno v. Binsfeld (Binsfeld u.
Wylro), Statthalter u. Seh. zu Weyler u. Seh. u. Schreiber des Königl. Stuhls
zu A.: Landfriedensbrüchiger Einfall der V. in die Herrlichkeit Weylre
(Wylre) u. Gefangennahme des K's. daselbst in Folge der Immission des
letztem in diese Herrschaft wegen rückständiger Gülten von jährlich 150
Goldg., die ihm der v. Binsfeld verschuldet. Rkg. 1589. — Abgeg. an das
Hcrzogthum Limburg, Greffier des Provinzial-Gerichtshofes zu Mastricht am
27. April 1852. (443.)
657. Y. Eflferen, Wilhelms Wwe. u. Erben, (Nerssen) g. Peter Beek:
Zahlung von 1132 rthlr. rückständigen Salairs u. dieserhalb Arrest- Anlage
auf die Zinsen des Kapitals ad 9000 rthlr., welche V. von dem Herzoge v.
Jülich als Inhaber der Herrschaft Monschau zu beziehen hat. Seh. Monschau
in I., Hofger. Düsseldorf in H. Inst. 1614. (131/444.)
658. V. Efferen, Hans Wilhelm, genannt Hall, (Disternich u. Glehn) g.
Rüdger Bertram v. Schöller (Haus Schöller): Zahlung von 2000 rthlr. Ab-
findung der Mutter des K's., Agnes geb. v. Efferen, u. von 4000 rthlr. aus
eiycr Schenkung der Altmutter des K's., Margaretha v. Bernsau. Fürstl.
Jülichsche Kommissarien zu Angermünde, Mettmann u. s. w. 1622. (132/445.)
659. V. Efferen, Adolph Diederich, genannt Hall, (Disternich) g. Rüdger
Bertram v. Schöller (Haus Schöller): Immission des K's. durch den Amt-
mann zu Nörvcnich in das von dem V. bei seiner Verheirathung eingeräumte,
vom Stifte S. Maria in Capitolio zu Cöln relevirende Gut Disternich wegen
der dem K. versprochenen dos. Amt zu Nörvenich resp. Hofger. Düsseldorf.
1623. (183/446.)
660. V. Efferen, Johann, als Ehemann der Maria Elisabeth v. Gotters-
wyck, (Maubach) g. Dechant u. Kapitel der Kollegiatkirche zu Rees: Streit
über den Besitz des Erbsitzes Wurm-Götterswyck. Hofger. Düsseldorf 1623.
(134/447.)
661. V. Eflferen, Wilhelm Ferdinand, (Maubach) g. Lothar v. Mette mich,
als Ehemann der einzigen von Hubert v. der Heyden hinterlasscnen Tochter
(Trier u. Niederlahnstein): Gewährleistung für das von Lothar v. der Heyden
dem K. verkaufte Gut Maubach im Herzogthume Jülich sowohl g. die An-
sprüche des Werner v. Paland u. wegen fehlender Pertinenzien, als auch,
weil das Gut als heimgefallenes Pfölzisches Lehn in Anspruch genommen
wird. Rkg. 1625. (135/448.)
662. V. Eflferen, Wilhelm Ferdinand, (Maubach) g. Lothar v. Metternich
Namens seiner Ehefrau, geb. v. der Heyden (Burg Stolzenfels): Reassumtion
des vorstehenden Prozesses über Haus u. Herrschaft Maubach. Rkg. 1626.
(136/449.)
663. V. Efferen, Johann Heinrich, (Maubach) g. die Wwe. v. Eflferen
nun die Gebrüder v. Hinnonthal (zum Ende.): Aufhebung eines Vergleichs
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 141
zwischen dem E. u. seinen Geschwistern als Kindern erster Ehe des Johann
V. Eiferen u. dessen Wwe. zweiter Ehe geb. v. Götterswyck, später Wwe.
V. Hinnenthal, über die Theilung des elterlichen Vermögens, insbesondere
des Gutes zum Ende. Der Justizrath zu Cieve. 1661. (138/457.)
664. V. Eflferen, des Grafen Christian Adolph Ehegemahlin, früher Wwe.
des Gottschalk Clausing, (Distemich im Herzogthum Jülich u. Festung Tils-
**crg) g. James Knttel (Hamburg), Johann Breyer (Dockonhuden) u. Johann
Christian Eifler (Altena): Vindikation des Gutes Wedel im Amte Ratzcbnrg
bei Aitona, vormals dem Clausing gehörig u. im Wege des Konkurses dem
Eifler adjudizirt, von diesem an Breyer u. weiter an Kuttel verkauft. Oberger.
Glürki^tadt. 1697. — Abgeg. au Holstcin-Lauenburg, Ministerium für die
Herzogtbümcr Holstein u. Lauenburg zu Kopenhagen am 27. April 1852. (458.)
665. V. Eflferen, Graf Franz, Kurpfälzischer General, (Distemich) g.
den Knr-Cölnischen Kameral- Anwalt (Cöln): Zahlung von zwei Jahres renten,
jede zu 200 FL, zu Gunsten des K^s. auf dem Zolle zu Bonn u. auf dem
Ländchen Linn haftend, u. Justiz-Verweigerung durch den Hofrath zu Bonn.
Rkg. 1727. (189/459.)
666. V. Ehrenhein, Anton Bartholomäus, (Mosbach) g. Gerhard Hcusch,
modo dessen Erben: Herausgabe des Erbtheils der Ehefrau des K*s. vom
Nachlasse ihrer Mutter Maria Sibilla Bramerts. Seh. A. 1787. (158/630.)
667. V. der Eich, Johann, g. die Wwe. des Wilhelm Vreins (Haal):
Rctract eines Stück Landes, welches Lambert Thormans dem V. verkauft
bat Seh. A. 1581. (159/674.)
668. V. Eick, Friedrich, für sich u. seine Stiefsöhne v. Ahr, (Golzheim)
jr. JüUchschc Ritterschaft u. Adel (Jülich): Nichtbercchtigung des V. zur
Ausübung der Jagd, weil das Gut Golzheim nicht landtagsfähig sei. Hofgcr.
Düsseldorf. 1669. (187/813.)
669. Eickholz, Johann Wilhelm, g. die Handlung le Pas (Verviers):
Vorzugsrecht des K*8. in Betreff einer Forderung von 1138 rthl. vor den V.
bei dem Konkurse des Heinrich de Roisette. Seh. A. 1718. (169/693.)
670. Eiskirchen, Engel, u. seine Ehefrau, Anna geb. Guldenhans, (Zül-
pich) g. Heinrich Zielmanns Kinder (Düren): Streit über die Theilung des
Nachlasses der Eheleute Johann Gundelmann in Folge von Heiraths-Verträgcn
u. Vergleichen. Schultheiss n. Seh. des hohen Ger. Zülpich. 1604. (229/944.)
671. V. Eyss, genannt Beussdahl, Wilhelm Adolph, g. Dionis König:
Widerspruch des K's. g. die Adjudikation des subhastirtcn Eulandschen
Hauses zu A. an den V. u. Streit über die Förmlichkeiten der Subhastation.
Seh. A. 1693. (221/897.)
672. V. Ejss, genannt Beussdahl, geheimer Rath zu Zweybrüekcn
(Zwpjbröckcn) u. Fräulein v. Schellart zu Schinn g. den Seh. v. Eyss zu A. u.
Freiherm v. Quad, Namens seiner Ehefrau (Broichhausen): Streit über die
Nachfolge in das vom Freiherm v. Schellard zu Schinn nachgelassene Gut
Broch im Herzogthum Jülich, Amt Wilhelmstein. Kurpfälzischer Geheime
Rath zu Düweldorf. 1749. (222/898.)
142 Hermann Veltman
673. van Eyss, Gebrüder, (Amsterdam) g. Peter Joseph Heubgen, jetzt
dessen Wwe. u. Erben: Eechnungslage in Betreff gelieferter Wolle u. dergl.
Baumger. A. 1768. (223/899.)
674. V. den Ellenband, Anna, Wwe. v. Frankenberg, (Frankenberg) g.
Adolph u. Balthasar v. Linzenich (A.) u. Maria Lupolds (Burtscheid): Klage
aus einer Verschreibung von 14 Fl. jährlicher Gülten aus dem Einkommen
der Vogtei zu Burtscheid. Meier, Vogt u. Seh. des Ger. u. Herrlichkeit
Burtscheid. 1553. (263/1031.)
675. V. den Ellenband, Leonhard, g. Johann Meess, genannt Walpot:
Streit über zwei Müdde Roggen jährlicher Erbpacht aus der Eedels-Mühle
vor dem Cölner Thore bei A. Seh. A. 1552. (264/1032.)
676. Ellendorf, die Gerichtsschöffen der Herrschaft (Eilendorf im Land-
kreis A.), Namens Rheinard u. cons., g. Seh. Heimich u. Gemeinds-Deputirte
(Eilendorf): Oeffnung der Gerichtskiste behufs Vorlegung einer Rechnung
u. Bestrafung der V. wegen Weigerung u. Schwätzens in der Kirche. Seh.
A. 1730. (265/1033.)
677. Ellerbom, Gerhards Wwe., g. Leonhard Engelbrecht: Rückzahlung
eines Darlehns von 100 Goldg. u. 56 Kronen. Bürgermeister-Ger. A. 1593.
(276/1053.)
678. V. Eilerborn, Johann, g. Leonhard Schilling (P): Streit über den
Besitz der von der ehrwürdigen Frau zu Siniüch relevirenden Morsbacher
Güter im Reiche von A. Seh. A. 1634. (277/1054.)
679. V. Elmpt, Barthold, g. die Wwe. des Carl v. Elmpt: Herausgabe
der Hälfte einer Behausung u. der Erbschaft des Cornelius v. Elmpt zu A.
Seh. A. 1525. (284/1113.)
680. Elmpt, Johann Barthold v. Geloest, Herr zu Elmpt u. Lobriss,
(Elmpt) g. Wwe. v. Elmpt, Margaretha Mechtildc, geb. v. Spiess: 200 rthlr.
jährliches Leib-Deputat aus den jetzt vom V., früher vom Ehemanne der
K. Stephan de Geloes, Herrn zu Lobriss u. Elmpt besessenen, im Amte
Bosslar belegenen Gütern zu Hottorf u. Ralshoven. Fürstl. Jülichsche Räthe
zu Düsseldorf. 1666. (285/1115.)
681. v. Elmpt, Maria Henrica, Wwe. des v. Beck, später Ehefrau des
Lieutenants Sommerfeld, (Weidauen) g. die Wwe. des Daniel v. Elmpt, geb.
V. Wolf-Mettern ich (Burgau): Schutz der K. im Besitze der Halbschied
des von ihrem Bruder Adam Bertram v. Elmpt nachgelassenen Gutes zu
Stockheim. Hofger. Düsseldorf. 1695. (286/1116.)
682. V. Elmpt, Gerhard, (Elmpt) g. Johann Conrads u. Johann Küster
(Elmpt): Retrakt in Betreff eines Hauses in der Stadt Brügge, welches V.
von Götze zu Mülrath gekauft hat. Schultheiss u. Seh. des Hauptger.
Jülich resp. Unterger. Brügge. 1594. (287/1117.)
683. V. Elmpt, Wilhelm, (Roermond) g. Christian Saure (Wurm) u.
Gebrüder Bäurmann (Kreuzrath): Streit über die Theilung des elterlichen
Vermögens, soweit es im Lande Jülich liegt, zwischen den Kindern ver-
Aachener Prozesse am Reichskainraergericht. 143
schiedener Ehe. Stadt- u. Hauptger. Gangelt in I., Hofger. Düsseldorf in
IL Inst. 1602. (288/1118.)
684. V. Ebnpt, Daniel, (Burgau) g. Degenhart Bertram v. Loe Namens
seiner Ehefrau geb. y. Nesselrode (Wissem): Belehnung des K*s. mit den
in der Herrschaft Burgau belegenen heimgefallenen Höfen Stepperath u. Stock-
heim. Hofger. Düsseldorf. 1676. (289/1119.)
6K^>. V. Elmpt, Daniel, (Burgau) g. Greve u. Seh. des hohen weltlichen
Ger. zu Cöln u. Wilhelm v. Nesselrode (Ereshofen): Vollstreckung eines
Erkenntnisses, wodurch dem K. die v. Nesselrodische Behausung auf dem
Neumarkte zu Cöln adjudicirt ist; Einrede der Appellation an den Reichs-
Hofrath. Rkg. 1680. (290/1120.)
686. V. Elmpt, Daniel, (Burgau) g. die Erben des Dietrich u. Martin
(irein, namentlich Doctor Scheifhardt (Düsseldorf), Wwe. v. Schaessberg
(Ötreithageo), Obrist Rouelli (Müllenark), Obrist v. Brcmpt (Grasbroich),
Wwe. V. Anstell (Buir) u. Christine v. Grein (Gevenich): Wiedereinlösung
des Hurte r-Hofs zu Dürwiss im Amte Wilhelmstein. Hofger. Düsseldorf.
1676. (291/1121.)
687. V. Elmpt, Freifrau, geb. Wolf-Mette mich zu Gracht, (Burgau) g.
Freiherr Carl Caspar v. Hompesch (Büllesheim): Schutz des K's. im Besitze
Ton fünf Sechstheilen des Domhofs, der Mühlen u. der Baumeisterei zu Esch-
weiler g. die nur zu V« berechtigte V. Kurfürstl. Geh. Rath zu Düssel-
dorf, 1695. (292/1122.)
688. V. Elmpt, Wwe., geb. v. Wolf-Metternich, (Burgau) g. den Frei-
herm r. Schmidtberg (Stommelen): Streit über den Besitz des Donselcr
Hofs, herrührend aus dem Nachlasse der Eheleute v. Schacsberg. Kurfürstl.
Geh. Rath zu Düsseldorf. 1704. (293/1123.)
689. V. Elssla, Mathias Wwe. u. Kinder, auch v. Triebt genannt,
(Triebt) g. die Erben des Johann Mathis Keussmann u. des Goddert Keuss-
manD (Wylre, Schephardt, Riemersdal, Eikenrode): Streit über den Nach-
!*«•* der Eheleute Michael v. Elkenroth, genannt Keussmann. Schultheiss
u. Seh. des weltlichen Ger. Wylre auf Unterweisung des Königl. Stuhls zu
A. 1554. — Abgeg. an das Herzogthum Limburg, GreflSer des Provinzial-
Ooriehtflhofes zu Mastricht am 27. April 1852. (1155.)
690. Emmerich, Johann, (auf der Linden) g. Meiss Hönerkops Wwe.
(in den Höfen im Ftirstenthum Jülich): Nicht ersichtlich. Seh. Merzenich.
1530. (865/1274.)
091. Emont, Peters Erben, g. den Freiherrn v. Blanche u. dessen Ger.
M Schönan: Caducitäts-Klagc in Betreff mehrerer den V. gehöriger, in der
ReicbBherrsehaft Schönau belegener, angeblich dem K. lehnbarer Güterstücke,
Q. onbcfugte Appellation des K*s. an sein Kommissariats-Ger. zu Schönau.
<>r. Schönau bei A. 1754. (872/1294.)
692. V. Enatten, oder Einatten, Adelheid, u. deren Sohn Johann v. Hoch-
kirrhen, g. die Geschwister Heinrich u. Catharine Klockers*: Forderung von
*/ V|^L ZeiUchrift des Aachener GescbiohU Vereins Bd. XV, S. 72, Nr. 10 u. 13.
144 Hermann Veltman
1000 Goldg. aus einer Obligation, u. dieserhalb Arrest-Anlage auf das Haus
der V. „zum Kaiser"* in A. Seh. A. 1559. (376/1807.)
693. Engel, Gotthard, g. Johann Steinfuss: Auseinandersetzung in
Betreflf der väterlichen u. mütterlichen Erbschaft. Seh. A. 1526. (380/1342.)
694. Engel, Bernard, g. Heinrich u. Johann Weissenberger: Rück-
erstattung der von streitigen Grundstücken gewaltsam weggeführten Früchte.
Seh. A. 1549. (881/1344.)
695. Engelbert, Wilhelm, u. Goddert Duppengiesser, g. Frank Block
u. Johann Euland, als Exekutoren des Testaments des Goddert Baloff:
Auszahlung mehrerer den V. als Testaments-Erben des Raloff auferlegter
Legate. Seh. A. 1554. (389/1359.)
696. Engelbrecht, Wilhelm, u. Gotthard Duppengiesser, g. Catharine
^ddu: Zahlung einer jährlichen Leibrente von Gotthard Raloff herrührend.
Seh. A. 1555. (398/1866.)
697. Engelhardt, Simon, Dr. u. Kammergerichts-Prokurator, (Speyer)
g. Johann Cortenbach: Deserviten von 3 resp. 9 FL aus den Sachen des
V. g. Palm Schein u. Colin v. Misch. Rkg. 1543. (401/1380.)
698. Engelhardt, Simon, Kammergerichts-Prokurator, (Speyer) g. die
gemeinen Bauern im Reiche von A. (Würselen u. Haaren): Zahlung von
jährlich 20 Fl. versprochener Prokurator-Gebühren. Rkg. 1550. (402/1382.)
699. d'Erchain, Jacobus, olim consuL, (Malmund arium) g. concilium
principatus Stabulensis (Stabuletum), nee non oppidum Malmundariense (Mal-
mundarium) : Executio sententiae in causa actoris contra oppidum Malmun-
dariense ratione expensarum, damnorum et Interesse nomine dlctae commn-
nitatis passorum pendente hibernio copiarum Turomensium. Camera imperialis.
1668. (433/1591.)
700. d^Erchain, Jacobus, olim consul, (Malmundarium) g. concilium
principatus Stabulensis (Stabuletum) et consules et incolae oppidi Malmun-
dariensis (Malmundarium): Executio sententiae concilii Stabulensis in causa
actoris contra oppidum Malmundariense ratione et ad causam expensarum,
damnorum et Interesse ad 1000 imperiales nomine dictae communitatis passo-
rum pendentibus hospitationibus turmarum Turomensium. Camera imperialis.
1668. (434/1592.)
701. d'Erchain, Jacobus, sive de Rechain, (Malmundarium) g. Arnoldus
Gerhard et Joannes Walrand (Malmundarium): Solutio 427 imperialium
ratione cinerum clavilatorum vulgo Pottasche citato sub credito delibera-
torum. Justitia Malmundariensis. 1670. (485/1598.)
702. Erken, Wilhelm, u. cons., (Aldenhoven) g. Wilhelm Kocke u. cons.,
als Erben des Johann Gailenkirchen (Aldenhoven): Verschiedene erbliche
Zinse aus Immobilien zu Aldenhoven. Seh. Aldenhoven resp. Hauptger.
Jülich. 1628. (724/2200.)
703. Erkelenz, Nicolaus, Namens seiner Ehefrau, auch Verchen genannt,
g. Barbara Langoer, genannt v. Schurzelt (Schurzelt): Streit über den Besitz
I) VgL Zeitechrift des Aachener Oeschicbtsverelns Bd. X, S. 128.
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 145
eines Hauses u. Erbes nebst 6 Morgen Land zu Illartshofen auf dem Knopf.
Seh. A. 1548. (507/1708.)
704. V. Erkelenz, Peter, (Cöln) g. Christian v. der Hegge (Jülich):
Zahlung von 135 FL jährlicher Gülten aus einer Schuld-Verschreibung. Ger.
Freyenald«nhoyen in L, Seh. u. Räthe der Stadt Jülich in IE. Inst. 1522.
(508/1704.)
705. Erlewein, Theobald u. Ferdinand, (üerdingen) g. die Geschwister
Sombom, nunmehr deren Cessionarien, die Jesuiten zu Jülich: Abtretung
des Ton Hermann Sombom herrührenden Sombom-Hofes zu Sevenich. Ger.
Titz resp. Hauptger. Jülich. 1673. (520/1725.)
706. van Erpeckum, Wilhelm, g. Hans van Behringen: Zahlung von
437 FL aus einer Anweisung des Claudius üiphofen. Seh. A. 1592. (534/1773.)
707. Tan Erpeckum, Wilhelm, g. Paul Meess: Zahlung eines jährlichen
Zmses von 15 rthb. aus dem Hause „zum güldenen Berg** in A. Seh. A.
1596. (535/1774.)
708. V. Erpreidt, Johann, u. die übrigen Kinder erster Ehe des Till-
mann Becker, (Niedeggen u. Vettweiss) g. Maria v. Boich u. die übrigen
Kinder des Tilmann Becker anderer Ehe (Niedeggen u. Vettweiss): Streit
über den Nachlass des Tilmann Becker, u. Behauptung der Unföhigkeit der
K. als aus einem Incest geboren. Hofger. Düsseldorf. 1626. (537/1778.)
709. T. Ertzelbach, Gertrud, Wwe. des Wilhelm v. Hosteden, (Wurm)
(^. Johann y. Hoynkirchen, Drossart zu Randerath, Namens seiner Ehefrau
Elisabeth, geb. v. Hosteden u. ihrer Vorkinder Wilhelms Hans v. Adelsheim:
Erssati der Bestellungskosten des Weissenhofs zu Germen u. dessen Inventars
beim Tode des ersten Ehemannes der K.; Streitigkeiten über den Nach-
lus des Johann y. Hosteden zu Gladbach, über den Besitz einiger Güter
n Sierstorpf u. s. w. Hauptger. Jülich. 1524. (539/1801.)
710. y. Ertzelbach, Goddert, Priester, (Bracht) g. Wwe. Irmgard v.
Ertzelbach a. deren Kinder (Ertzelbach): Abfindung des K*s. von dem elter-
Uehen Hofe zu Ertzelbach. Ger. Bosslar resp. Hauptger. Jülich. 1532. (540/1802.)
711. EBchermtiller, Martin, (Eschermühle) g. Johann Winner (Heppen-
dorf, Kr. Bergheim): Streit über die Succession in den Nachlass eines Leib-
xüchters. Ger. in der Loe * zu Bärendorf auf Unterweisung des Oberhofs zu
Düren. 1538. (560/1857.)
712. Eachweiler, Gemeinde, (Landkr. A.) g. die Gemeinde Schaufenberg:
Verpflichtung der V. zur Zahlung der dem Bergyogt Koinhard y. Eeekling-
haoden geschuldeten 2636 rthlr. pro rata beizutragen. Amt zu Eschweiler resp.
Borger. Düsseldorf. 1671. (562/1869.)
713. y. Eschweiler, Jacob, u. cons., g. Franz y. Hertach u. eons.: Streit
ober die Succession in den Nachlass der Eheleute Mathias Trichtermann u.
■amentlich über ein Haus u. dessen Mobiliar zu A. Seh. A. 1586. (563/1870.)
*i Vgl. oben S. 87, Anm. 8.
10
146 Hermann Veltman
714. V. Eschweiler, Jacob, g. Hilweg Gutjahr's Wwe. u. Erben: Gewalt-
same Besitznahme der auf den Acckern der K. gewachsenen Früchte. Die
Kammer genannt Brüssel zu A. 1544. (564/1871.)
715. in dem Esel v. der Weiden, (zur Weiden in der Pfarrei Würselen)
g. Wwe. V. Mark, Apolonia geb. v. Arnsberg (Weidt): Streit über den
Besitz einiger Wiesen. Seh. A. 1516. (569/1883.)
716. Esser, Johann, (Stockheim im Kreise Düren) g. Paulus Schmidt
(Stockheim): Injurien-Klage u. deshalb Zahlung einer Strafe an die Besitzerin
des Hauses Burgau. Ger. Stockheim in I. u. Hauptger. Jülich in II. Inst.
1566. (664/1992.)
717. Esser, Giels Erben, namentlich Gebrüder Becker u. cons., (Vors-
bach) g. Leonhard Nuths Erljen (Coruelimünster): Hypotheken-Klage
wegen einer Forderung von 300 rthlr. Lehnger. Cornelimünstcr. 1603.
(665/1994.)
718. Esser, Leonhard, (Düren) g. Ottilie Goldschmidt (Düren): Erstattung
verschiedener zu dem Nachlasse der Stette Müller gehörigen Gelder u. Sachen.
Schultheiss u. Seh. der Stadt Düren. 1604. (666/1995.)
719. Esser, Johann, g. Kammerrath Dahmen: Rückzahlung eines Dar-
lohns ad 50 rthlr. von der Ehefrau des V. geb. de Voets, Wwe. des Sekre-
tärs Koch zu Düsseldorf. Seh. A. 1718. (667/1996.)
* 720. Esser, Johann, g. Christian Baggen : Zahlung einer Schuldforderung
ad 100 rthlr. an den ersten Ehemann der Ehefrau des V. Namens Koch.
Seh. A. 1719. (668/1997.)
721. Esser, Bartholomäus, Förster u. Sehatzerheber zu Cornelimünster,
g. den Abt zu Cornelimünster u. Amtmann Kramer (daselbst): Bedrückung
der Einwohner des Landes Cornelimünster durch willkürliche Bestrafung u.
Malversation bei der Einnahme u. Ausgabe. Abt u. Regierung zu Corneli-
münster. 1730. (669/1998.)
722. Esser, Martin, u. cons. (Eilendorf bei Cornelimünster) g. Jacob
Hoymich, Girard u. Kramer (Eilendorf): Rechnungslegung über die Ein-
künfte der Herrschaft Eilendorf u. Remotion der Angeklagten von ihren
Aemtern als Erheber u. Seh. Abt u. Regierung zu Cornelimünster. 1732.
(670/1999.)
723. Esser, Mathias, g. Drossart, Seh. u. Beerbte der Freiherrlichkeit
Brüst (bei Maastricht): Zahlung von 1059 Laubthaler aus einem Kontrakte,
gemäss welchem K. die auf die V. ausgeschriebene Lieferung für die fran-
zösische Kavallerie zu Cornelimünster übernommen hat. Rkg. 1764. (671/2000.)
724. Esser, Martin, Bürgermeister, (Zülpich) g. das Land Cornelimünster
u. die Herrschaft Eileudorf: Mehrere durch Cession auf den K. überge-
gangene Darlehnsforderungen im Gesammtbetrage von 1079 rthlr. 13 Albus.
Kanzlei zu Cornelimünster. 1784. (Extrajudicialia 35.)
725. Eulenau, Dietrich, Dietrich v. der Lippe u. cons., als Kreditoren
Tilhnanns Reissholz, (Asperschlag, Frechen) g. Peter Jaspers u. cons., u.
Tillmanu Rcissholz (Frechen): Präferenz der K. wegen ihrer Forderungen an
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 147
Salair u. s. w. vor dem V. im Vermögen des Tiilmann Reissholz. Seh. Düren
resp. Frechen. 1656. (684/2107.)
726. V. Eupen, Reinard u. Engel, g. Georg, Graf zu Sayn- Wittgenstein,
Propst zu Soest u. Domdechant zu Cöln (Cöln) u. Wilhelm (?) (Wittgen-
stein): Schaldfordernng u. dieserhalb Arrest-Anlage, exceptio de non evocando.
Weltliches hohe» Ger. zu Cöln. 1544. (685/2112.)
727. Everling, Anna, Wwe. des Jost Trierscheid u. des Eberhard
Kliogklauscl, (Blankenheim, Kreis Schieiden) g. Nicolaus Eschermann (Blanken-
beim): Zahlung von 1000 rthlr., welche der Rentmeister Crotius dem Heinrieh
Trierscheid anvertraut hat. Gräfl. Manderscheidsches Amt zu Blankenheim.
1651. (691/2127.)
728. Fabricius, des Schultheissen zu A., u. Johann Adam Eschweilers
Erbgenahmen, g. sämmtliche Inhaber der von Fabricius u. Eschweilor ausge-
stellten Obligationen (A., Cöln u. Düsseldorf): Ediktal-Citation zur Liqui-
dation aller Ansprüche aus der Kautions-Leistung der Erblasser für mehrere
Rentverschrcibungen des Christian v. Plettenberg zu Schwarzenburg. Rkg.
1776. (13/57.)
729. V. Fabricius, Hofrath zu Cöln, g. Bürgermeister u. Rath der Stadt
A.: Rückzahlung mehrerer Darlehen im Gesammtbetrage von 6300 rthlr.
an den K. als Erben seines Bruders, des Hofraths Fabricius zu Düsseldorf.
Rkg. 1792. (14/58.)
730. Falk, Eisgen, g. Servatz v. Horbach: Injurien-Klage in Folge
Streits über Marktplätze zu Ahrweiler. Seh. A. 1564. (24/79.)
731. Fasbender, Wilhelm, (Jülich) g. Robert Mewisch v. Esch (?):
Nicht ersichtlich. Jülich-Cleve-Bergsches Ger. Düsseldorf. 1560. (74/207.)
732. Fasbender, Frambart, (Bergheim) g. Johann Gerhard Heinrich
Öfbröder u. cons. (Ovren oder Guren bei Jülich): Nicht ersichtlich. Ger.
Overen im Lande Jülich. 1536. (82/215.)
733. Fauk, Paul u. Peter Putz, sowie Bürgermeister u. Rath zu A.,
g. Balduin v. Weissweiler u. Ignatz Baur, Pfalzneuburgschcr Meier resp.
Anwalt zu A.: Abgebet der V. von ihrer Arbeit in den Steinkohlen-Gruben
zwischen dem Diethofe u. Scherpenburg, womit dieselben von der Stadt A.
durch das Kohlen-Gericht belehnt worden sind. Seh. A. 1673. (86/224.)
734. Faymonville, Leonhardus, (Malmundarium), g. Praetor Malraun-
dariensb (Malmundarium): Accusatio de furto trium equorura in pago de
Berg ducatus. Luxemburgensis, ad regem Hispaniarum spectantis. Curia
Malmundariensis. 1652. (88/257.)
735. Faymonville, Johannes Petrus, qua curator hereditatis jacentis
Kororum Pleunus, (Malmundarium) g. Gerhardus Elias (Leodium): Laosio
arrcsti in hercditatem Bartholomaei Pleunus croditoribus cossam impositi,
pnr sabstractionem 102 coriorum ex fossis. Curia Malmundariensis. 1744.
(89/288.)
73Ä. Faymonville, Maria Barbara, vidua Rcineri Josophi Potesta, (Mal-
aniidariam) g. Johannes Petrus Faymonville (Malmundarium): Cautio pro
10*
148 HermaDn Veltman
securitate reyersionis sammae cujasdam, et possessio horti olearii in loco
Beyeresse, ex testamento defuncti Potesta. Consilium proyinciale Stabulense.
1746. (90/259.)
737. de Fays, Cornelius, (A. resp. Leodiura) g. Canonicus Soons, et
commissarins ad hanc causam deputatus (Leodium): Mandatnm de annuU
landa sententia contra actorem ratione summae 20000 florenorum, Beinero
de Fays propter nuptias appromissae in prima instantia per commissarium
extra fines jurisdictionis lata. Camera imperialis. 1726. (264.) — Abgeg.
an Belgien, Reichs- Archiv zu Brüssel am 19. September 1856.
738. de Fays, Cornelius, als regierender Bürgermeister, u. cons., g.
Leonhard Lambert u. cons. als Sch.-Btirgermeister: Üngültigkeits-Erklärung
einer Bürgermeister-, Seh.- u. Werkmeister- Wahl, welche der V. abgehalten,
nachdem E. bereits die Sitzung aufjgehoben. Bkg. 1720. (92/265.)
739. Fellinger, Cornelius Wwe. Susanne geb. Saul, modo deren Erben,
g. Johann Werner Grass, gewesener Schultheiss zu Aldenhoven: Rück-
zahlung eines Darlehns von 1800 rthlr. u. Berechnung über die Nutzungen
des sog. Pützdorfer Zehntens im Amte Aldenhoven, in welche E. immittirt
worden sind. Eurfürstl. Pfälzische Eanzlei zu . Düsseldorf. 1708. (167/715.)
740. Ferber oder Vemer, Lambrecht, Adam v. Bacharach u. cons.
(Antwerpen) g. Paul Puel: Theilung der von dem Schwiegervater resp.
Vater der Partheien nachgelassenen Besitzungen, namentlich des Puelen-Euhls
u. s. w. Seh. A. 1548. (172/739.)
741. Ferber, Lambrecht, Adam v. Bacharach u. cons., Namens ihrer
Ehefrauen, (Antwerpen) g. Paul Puel: Theilung des elterlichen Nachlasses.
Seh. A. 1643. (173/740.)
742. Feustgen, Sophie, (Düren) g. Lorenz Meiss (Mastricht): Zahlung
von 40 Goldg. jährlicher Gülten. Bischöfl. Lüttichscher Schultheiss u. Seh.
zu Mastrieht resp. Hauptger. A. 1535. (823.) — Abgeg. an das Herzog-
thum Limburg am 27. April 1852 u. zwar an den Greffier des Provinzial-
Gerichtshofes zu Mastrieht.
743. Fibus, Gerhard, g. Johann v. Buchholt, genannt Johann in den
Leopart: Herausgabe der Hälfte von 12 Fl. jährlicher ablöslicher Gülten
an den E. als Eind erster Ehe der Ehefrau des V. Seh. A. 1538. (372/1258.)
744. Fibus, Nicolaus, g. Johann Pyre : Störung des E's. in der Anlage
einer neuen Eupfermtlhle andem Flusse Born (? Wurm) unter der Wolfsfurth.
Magistrat zu A. 1650. (378/1259.)
745. Fibus, Balthasar, u. dessen Erben: de Fays u. cons., g. Erbgenahmen
Abraham u. Johann Jappien: Ansprüche aus einem gemeinschaftlich geführten
Eupferhandel auf 5757 Fl. Seh. A. 1716. (375/1261.)
746. Fibus, Balthasars Erben, g. Graf y. Leerode (Born): Zahlung
von 1500 rthl. durch den V. als Besitzer eines zu A. belegenen, dafür ver-
pOlndeten Hauses u. Einkünfte über Einkünfte aus den Gütern Sehirtzel o.
Merz. Seh. A. 1716. (376/1262.)
150 HermauD Yeltman
756. Fiscalis generalis camerae imperialis (Wetzlaria) et Status patriae
Leodiensis, (Lcodium) g. Carolus de Drack, decanus ccelesiae Aquisgranensis
(Aquisgranum), uti conservator cleri secundarii Leodiensis ejusdemque exem-
tioiium, et ab illo deputati judices (Leodium), decanus et capitulum ecclesiae
B. M. V. (Huum): Violatio jurisdictionis imperii per appellationem coloni
ecclesiae Huyensis in pago Gutskoven in causa pagi magistrorum de Gutz-
koven contra eum ratione solutionis talliarum impositarum a consilio privato
Lcodiensi ad decanum Aquisgranensem uti conservatorom cleri Leodiensis
auctoritate pontificali delegatum. Camera imperialis. 1693. (684/2768.)
757. Fiscal, Kaiserlicher, (Wetzlar) g. Schuhmacher Schuster u. Wirth
Keller: Bestrafung der V. wegen Abreissens von Patenten, welche das
Bkg. zur Stillung des Aufstandes in A. hatte anschlagen lassen. Bkg. 1787.
(696/2809.)
758. Fiscal, Kaiserlicher, (Wetzlar) g. die Unterthanen u. Einwohner
der Fürstcnthümcr Stablo u. Malmedy: Mandat g. den in den Fürsten-
thümern ausgebrochenen Aufstand, u. Requisition an die niederrheinischen
kreisausschreibenden Fürsten um Unterdrückung des Aufruhrs. Rkg. 1789.
(699/2814.)
759. Fischer, Barbara, Wwe. des Mathias Fischer, g. Peter u. Lam-
brccht Fischer u. cons.: Streit über die Theilung des Nachlasses des Mathias
Fischer des Aeltern u. über den Niessbrauch der K. am Nachlasse ihres
Ehemannes. Seh. A. 1548. (394/1366.)
760. Fischer, Mathias, modo dessen Wwe., g. Johann v. der Kalder-
herberg: Zahlung eines Darlehns von 200 rthlr. aus einem Handscheine
des Philipp Möhre, früheren Ehemanns der verklagten Wwe. Seh. A. 1609.
(401/1392.)
761. Fischer, Mathias* Wwe., jetzt Ehefrau Kreu, g. Stephan u. Johann
Moysc u. cons.: Streit über 12 Fl. jährlichen Zinses aus 5 Morgen Land,
gelegen zu Iliatshofen (?), gehörig zu der Herrschaft die Kuex genannt. Seh.
A. r623. (405/1398.)
762. Fleischhauer, Bartholomäus, (Aldenhoven) g. Claus Schudenbeckers
Erben (Aldenhoven): Klage aus einem Hauskaufs- Vertrage. Ger. Alden-
hoven u. Hauptger. Jülich. 1528. (194/882.)
763. Flemingk, Caspar, Münzmeister, (Nimwegen) g. Crispin v. Sol-
brügge: Forderungen aus Handschriften. Seh. A. 1555. (198/895.)
764. Elender, Johann Heinrich, Kammergerichts-Prokurator, (Wetzlar)
g. Freiherr v. Wachtendonk (Haus Binsfeld) : Zahlung von 65 Fl. u. 80 FL
rückständiger Deserviten. Rkg. 1720. (235/933.)
765. Flocken, Gerhard u. Noel, (Gcvelsdorf) g. Rütger Schreys Kinder
Vormundschaft (Tetz?): Herausgabe von 23 Morgen Land nebst Haus u.
Hof zu Gevelsdorf, u. ferner dos neuen Hofs u. des Holzes im Grusdorfer
Busche in den Aeratem Caster, Jülich u. Boslar gelegen, an die K. als
Erben ihrer Grossmutter Mergen geb. Beltzhofen. Hauptger. Jülich. 1598.
(447/1684.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 151
766. V. Flodorf, Wilhelm, (Odenkirchen, Dalenbruch) g. Wilhelm v.
Harf (Alsdorf), Johann v. Hatzfeld (Weissweiler), Namens seiner Ehefrau
geb. V. Harf: Abfindung des K*s. als Miterben von dem Nachlasse der Ehe-
leute Gottschalk y. Harf, u. Rechts-Verweigerung bei dem Fürsten von
Jülirh resp. dessen Kommissarien daselbst. Rkg. 1531. (448/1688.)
767. V. Flodorf oder Flodrop, Wilhelm, Freiherr zu Ryckholt, Lcuth
n. 8. w., Erbkammerherr des Herzogthums Luxemburg, (Leuth im Stifte
Luttich) g. Ottilie v. Flodorf (Odenkirchen), Karl v. Battenberg u. Bronk-
horst (Lüttich), Albert v. Flodorf (Obbicht), Hartart v. Paland (Dalenbroich)
u. Anna v. Flodorf (Leinenborg bei Jülich): K. Balthasars Sohn, verlangt
von den V. als Erben Wilhelms v. Flodorf zu Odenkirchen zufolge Ver-
gleichs ebensoviel Renten, als Letzterer aus dem elterlichen Nachlasse erhalten
hat. Rkg. 1578. (451/1691.
768. Florentin, Wilhelm, g. die Geschwister Beuget^: Streit über den
Zuschlag des auf Andringen der Gläubiger des W. J. Haupt subhastirten
Hauses auf dem Komphaus-Badc zu A. Seh. A. 1717. (460/1712.)
769. Florentin, Wilhelm, g. Freiherr v. Blanche, Besitzer der zum
Westphälischen Kreise gehörigen, bei A. belegenen unmittelbaren freien
Reichsherrschaft u. Sonnenlehens Schönau*: Zahlung von 1399 rthlr. für Kost,
Logis, Wein u. Vorlagen. Rkg. 1717. (462/1714.)
770. Florentin, Wilhelm Joseph der Jüngere, g. Wilhelm v. Florentin,
den Aelteren: Zahlung von 100 Pistolen aus einer vom V. zu Gunsten des
Christoph Peusen auf den K. ausgestellten Tratte. Seh. A. 1750. (463/1715.)
771. Florentin de Cravatte^ Wilhelm Joseph, Weinhändler, g. Hubert
de Grandchamp (Lüttich): Zahlung von 2138 Fl. für gelieferte Bouteillen.
Seh. A. 1753. (464/1716.)
772. Florentin, Wilhelm, der Aeltere, Weinhändler, g. Tuch-Fabrikant
Stephan Turpet (Düsseldorf): Zahlung von 503 rthlr. für gelieferten Cham-
pagner TL für Verzehr. Geheimer Rath zu Düsseldorf. 1755. (465/1717.)
773. Florentin, Joseph, g. die Kaufleute Breitenbach u. Gerock (Frank-
furt): Zahlung der zu Gunsten der K. vom V. auf de Ham zu Amsterdam
im Betrage von 4000 Fl. ausgestellten Wechsel u. Arrest-Anlage auf die
bei K. lagernden Weine des V. Seh. Frankfurt. 1757. (1718.) — Abgeg.
M das Stadt- Archiv zu Frankfurt am 23. Oktober 1849.
774. Florentin, Joseph, g. den Executor des Testaments der Wwe.
Wilhelm Florentin geb. Schmetz, u. die Testaments-Erben Franz v. P'ürth
0, Jacob Ignaz de Witte: Gültigkeit des Testaments des Vaters des V.;
Uniriderruflichkeit desselben in Ansehung der Hälfte des Vermögens beider
Eheleute u. s. w. Seh. A. 1767. (467/1720.)
775. Florentin, Joseph, Kammerrath u. Kaufmann, g. Geheime Rath
Trogler u. dessen Ehefrau geb. v. Brion (Cöl» u. Bonn): Zahlung von
») Vgl. Z('it«ohriil de« Aachener Oescbichtsvereins Bd. XII I, S. 215.
» Ehoodn B4I. VI, S. si ff.
'i EUndft Bd. X, S. H6, Nr. 855.
152 Hermann Vcltman
12 237 rthlr. aus einem Gesellschafts-Vertrago über ein gemeinschaftliches
Weinlager zu Bonn u. Arrest auf dieses Weinlager. Weltliches Hofjger.
Cöln. 1771. (468/1721.)
776. Florenz, genannt Schultheiss, Wwe. Barbara, (flolzweiler) g. Wil-
helm Voissangel, genannt Beck, u. Wilhelm Krudener (Holzweiler, Pfaffen-
dorf): Herausgabe des vom Stifte Essen lehnrtlhrigen Schultheissen-Amts-
u. Frohnhofs zu Holzweiler an K. als rechte Lehnserben des Wilhelm Beck.
Ger. Holzweiler im Fürstenthum Jülich. 1553. (469/1722.)
777. Forst, Johann, (Düren) g. Christian Schultheiss (Lendersdorf) :
Streit über den Nachlass des Priesters Nicolaus Grave, eines Neffen des V.
Seh. Düren. 1516. (488/1822.)
778. Forst, Johann, (Comelimünster) g. den Abt Hyacinth Alfons zu
Cornelimünster: Unrechtmässige Suspension des K's. von seinem Amte als
Seh. des Haupt- u. Landger. Cornelimünster. Rkg. 1724. (489/1824.)
779. Forst, Johanns des Seh. Wwe. u. Erben, (Comelmiünster) g.
Johannes Weins u. cons. (Burtscheid) : Streit über das Testament u. den
Nachlass des Christoph Weins. Kanzlei zu Comelimünster. 1759. (490/1825.)
780. Foucken, Hubertus, g. Petrus Gaillard, (Parisiis), modo Franziscus
le Doux (Beims): Solutlo 7642 florenorum ex sententia judicii oppidi Cort-
ryck. Scabini Aquenses. 1719. (501/1906.)
781. de Foumier, Heinrich, g. Mathias Morreau: Zahlung des Kauf-
preises für die Waaren, welche K. zur Montirung des unter dem Komman-
danten Eaison 1779 gebildeten Freikorps geliefert hat, in Folge der Bürg-
schaften des V. Seh. A. 1788. (503/1914.)
782. Franchecamp, majores et scabini villae, (Franchecamp sive Fran-
conchamp) g. Henricus Jores (Malmundarium) : Non constat ex actis. Villicus
et scabini Malmundarienses. 1512. (114/340.)
783. Francorkamp, Johann, (Malmedy) g. Michael Clos (Stromberg):
Streit über das Testament u. den Nachlass der Wwe. Thomas Kölsch zu
Stromberg. Amt zu Stromberg u. Hofger. Creuznach. 1652. (116/345.)
784. Francots, Mechtildis, Wwe., g. Egmond Schrick: Retrakt eines
halben Hauses in der Hardewein-Strasse * zu A. Seh. A. 1570. (117/846.)
785. V. Frangenheim, Johann u. Gotthardts Erben (Frangenheim u.
Düren) g. Paulus v. Frangenheim (Jülich): Störung der K. im Besitze der
von ihrem Vater nachgelassenen zu Frangenheim, Froitzheim, Soller u. in
der Thum belegenen Güter durch ihren verklagten Oheim. Hauptger. Jülich.
1623. (119/350.)
786. Frank, Heinrich, (Weiden) g. Clemens Daem (Würselen): Streit
über den Besitz u. Niessbrauch der von Heine Fouck hinterlassenen Güter-
stücke. Seh. A. 1529. (120/354.)
787. Frantzen, Franzi (Cöln) g. die Kinder des Nicolaus Robe: Nicht
ersichtlich. Seh. A. 1619. (139/584.)
>) Hartmannstrasse.
Aachener Prozesse am Beichskammergericht. 153
788. V. Freialdenhofen, Gebrüder, (A. u. Cöln) u. Weingärtner Jacob
Jankersdorf (Cöln) g. die Vormünder der Minderjährigen Hesshacker (Cöln):
Sequestration der Weincrescenz von Weingärten auf der „Kriegmark" bei
Cöln in Folge Streits über das Eigcnthnm der Weingärten, welche der V.
abtreten soll. Bürgermeister-Ger. Cöln. 1729. (279/1018.)
789. Freienberg, Gotthard, g. Augustin Deterich, genannt Güde: In-
jurien-Klage wegen Vorwurf des Diebstahls mit dem Antrage auf Widerruf.
Seh. A. 1570. (805/1143.)
790. Freienberg, Margaretha, Wwe. des Claus Sjmon, g. Gillis Schanter-
neUs Wwe.: Zahlung von 75 rthlr. als Kaufpreis für V» Tausend Eisleben-
Kbes Kupfer. Btlrgermeister u. Bath zu A. 1579. (306/1144.)
791. Freienberg, Margaretha, u. ihr Ehemann Anton Wimmars, g. Johann
u. Simon Simons: Diffamations-Klage, weil die V. Ansprüche an die K.
als Wwe. ihres Bruders Nicolans Simon behaupten. Seh. A. 1584. (307/1145.)
792. Freienberg, Margaretha, g. Cäcilia Schores u. Gundolph Strang,
ah) Erben Engels: Zahlung von 600 rthlr. aus dem Nachlasse des Goddert
Frelenbcrg u. dieserhalb Arrest auf dessen Nachlass. Seh. A. 1584. (308/1146.)
793. Freienberg, Goddert, g. Mathias Silbe rbomer: Lieferung von 100
Tonnen abgekauften Hopfens für den Preis von 8 Mark per Tonne. Bürger-
Bieister, ScL u. Bath zu A. 1564. (309/1147.)
794. Freienberg, Margarethe, Wwe. des Claus Simon, g. Peter Verken:
251 rthlr. aus einer Handschrift u. Arrest-Anlage. Seh. A. 1596. (711/2577.)
795. V. Frenz, Adolph Beitz, Herr zu Kendenich, (Kendenich u. Frenz)
sr. Gerhard v. der Beck (Nette bei Andernach) u. Diedrich v. der Baien,
irenannt Fleck (Glehn): Sequestration der von der Margaretha v. Frenz dem
V. in den Aemtem Jülich, Bergheim, Wilhelmstein u. in der Herrlichkeit
Heimersbach testamentarisch hinterlassenen Güter. Hofger. Jülich. 1564.
(314/1155.)
796. V. Frenz, Margaretha, Wwe. des Diedrich v. der Baien, genannt
Flerk, (Glehn) g. Guidtgen v. Holzhausen (Cöln): Zahlung eines Darlehns
Ton 700 rthlr., welches Diedrich v. der Baien, genannt Fleck, unter Vcr-
pfiindung des von der V. in ihre erste Ehe mit Hermann Quad v. Lands-
kron zu Bheindorf inferirten adeligen Lehnguts Broch im Amte Jülich
empanfgen hat. Fürstl. Jülichsches Hofger. Düsseldorf. 1588. (315/1156.)
797. V. Frenz, Eberhard u. Heinrich, (Merödchen) ^ g. Abt u. Konvent
dea Klosters S. Nicolai zu Brauweiler: Unbefugte Verpfändung von 85 Art
Landes des klftg. Hofs Biedersdorf Seitens der V. an Heinrich Imrath Bbeidt
zu Cöln, weil die V. dieses Land nur versatzweise von den K. besitzen.
OfBzial zu (3öln. 1594. (819/1160.)
798. V. Frenz, Eberhard u. Heinrich, (Merödchen) g. Abt u. Konvent
de* Klosters Brauweiler: Vindikation eines Hauses u. Hofes nebst 85 Morgen
Landes zu Widdersdorf. Gfficial zu Cöln. 1594. (320/1161.)
*; Merödgen, Kr. Dtlren.
154 Hermann Veltman
799. V. Frenz, Ferdinand, (Stolberg) u. Gerhard Koch (Freialdenhoven)
g. Johann Diedrich Kotzhausen (Freialdenhoven): Unbefugte neue Verpachtung-
des Guts des Intervenienten zu Freialdenhoven an den V. Hauptger. Jülich.
1660. (328/1172.)
800. V. Frenz, Carl, (Frenz u. Stolberg) g. Wilhelm Bursgen (Dollart^-
hammer bei A.): Anerkennung der Lohns pflichtigkeit des Gutes u. Kupfer-
hofes auf dem Dollartshammer u. Caduzitäts-Erklärung; Einrede, dass das
Gut ein vom Herzoge zu Jülich relcvirendes Erbpachtsgut sei. Ger. Stolberg
in L, Hauptger. Jülich in IL Inst. 1696. (331/1178.)
801. V. Frenz, Franz Carl, (Stolberg) g. einige Eingesessene der Herr-
schaft (Stolberg): Verpflichtung der Bewohner der zu Stolberg neu erbauten
Häuser zur Entrichtung der Gewinn- u. Gewerbesteuer. Hofkanzlei zu
Düsseldorf. 1703. (336/1183.)
802. Friederich, Adam, (Heinsberg) g. Pfalzgraf Philipp Wilhelm bei
Bhein u. dessen Regierung zu Düsseldorf, den Vogt zu Heinsberg u. den
Gerichtschreiber zu Geilenkirchen: Vollstreckung rechtskräftiger Erkennt-
nisse g. den adeligen Konvent zu Heinsberg betreffend den von K's. Tochter
u. ihrem Ehemanne Winand gepachteten Hammersheimer Hof. Rkg. 1655.
(415/1573.)
803. V. Friesheim oder Freissheim*, Gottfried, Obrist, g. Arnold Butt-
bach u. Emond v. Paland (Lüttich): Rückgabe der von dem Picolomischen
Hofmeister Franz Hamm v. Leuchtingen bei den V. deponirten 2723 rthlr.
Seh. A. 1653. (290/1093.)
804. V. Friesheim, Gottfried, Obrist, g. Gottfried v. Wachtendonks
Wwe. u. Erben: Zahlung von 2013 Fl. aus einer Obligation. Seh. A. 1669.
(433/1632.)
805. V. Friesheim, Gottfried, g. Gottfried v. Wachtendonks Wwe. u.
Erben: Hypotheken-Forderung g. den V. als Besitzer des Hauses Oberfrohn-
rath im Lande Heyden. Seh. A. 1674. (434/1633.)
806. V. Friesheim, Gottfried, g. den Abt Johann Dieterich (Comeli-
münster: Zahlung von 930 rthlr. für verkaufte Pferde, Wein u. dergl.,
u. Nichtigkeits-ErklÄrung eines schiedsrichterlichen Spruchs. Rkg. 1680.
(435/1684.)
807. V. Friesheim, Alberts Erben, g. Abt u. Konvent zu Comellmünster:
Zahlung von 38 337 rthlr. für gelieferte Waaren u. Vorschüsse. Rkg. 1696.
(486/1635.)
808. V. Friesheim oder Freisheim, Alberts Erben, g. Schultheiss, Mannen
vom Lehn, Seh. u. die ganze Gemeinde des Ländleins Cornelimünster: Auf-
hebung eines Vergleichs, wodurch die von den V. für das Land geleisteten
Vorschüsse auf 22 000 rthlr. festgesetzt sind u. Verpflichtung der V. über
diese Forderung erst Rechnung zu legen. Der Abt zu Cornelimünster. 1687.
(437/1636.)
>) Vgl. für 808—811 Zeitschrift des Aachener Geschichtavoreins Bd. X, S. 60 nnd
Mittheilungeu des Vereixis fUr Kunde der Aachener Vorzeit Jahrg. Vill, S. 1 ff. und 97 ff.
Aachener Prozesse am Reichskammerge rieht. 155
809. V. Friesheim oder Freisheim, Johann Alhert, u. seine Schwester,
Wwe. Buirette, g. Licentiat Bessel u. cons. (?): Wechsel-Forderungen an
dcD Nachlass des Johann Peter v. Friesheim. Seh. A. 1698. (438/1637.)
810. V. Friesheim, Anna Marie, Wwe. Buiret u. der Kurator des Nach-
lasses ihrer Brüder, g. Mannen vom Lehn, Seh. u. Unterthanen des Landes
Coroelimünsftr: Vergleich über verschiedene Forderungen des alten Hauses
y. Friesheim an das Land Comelimünster, konfirmirt durch das Bkg. 1712.
(439/1638.)
811. Frosch, Leonhard, g. Peter Lötgen: 70 rthlr. Heirathssteuer u.
Abfindung von 6 Morgen Land hinter dem Laufsberge, welche die Eheleute
MlllLit besessen haben. Seh. A. 1649. (719b/2597.)
812. Frosch, Leonhards Wwe., g. die Vormünder der Minorennen Pelzer:
Streitigkeiten über eine Mauer u. Dachrinne zwischen den Häusern der
Partheien. Seh. A. 1737. (514/1965.)
813. Fmndt, Nico laus, g. Johann Kern, Halfen zu Alsdorf: Zahlung
des EflCUfpreises für 26 Stück Schafe. Seh. A. 1623. (523/1991.)
814. Fnissgen, Michael, (?), g. Johann v. Meyrat, genannt Schlossberg
«Jülich): Nicht ersichtlich. 1560. (543/2279.)
815. V. Fürstenberg, Theodor, Reichsfreiherr, (Fürstenberg) g. die ver-
wittwete Beichsgräfin v. Hochsteden u. ihre Kinder (im Jülichschen) : Manute-
ncnz im Besitze mehrerer vom V. eigenmächtig in Besitz genommener, im
Jülichschen belegenen Güter der K. Jülich-Cleve-Bergische Regierung zu
Düsseldorf. 1794. (Extrajudicialia 29.)
816. V. Fürth, Wilhelm, u. seine Ehefrau, früher Wwe. des Johann
Gottfried V. Nickel, g. Meisterin u. Konvent des Klosters St. Agatha in
Cöln: Rückzahlung eines Kapitals von 1000 rthlr., wofür der v. Nickel
sein adeliges Gut zu Cosslar bei Jülich zur Hypothek gesetzt hat. Seh. A.
1673. (600/2520.)
817. V. Fürth, Johann Wilhelm, g. die Erben des Johann Goswin
Nickel (Cosslar): Zahlung von 5000 rthlr. aus der Ehevcrschreibung der
kUg. Hausfrau Adelheid v. Stucker, genannt Hochstedder, früher Wwe. des
T. NickeL Bkg. 1681. (601/2522.)
818. V. Fürth, Johann Wilhelm, g. die Erben des Johann Goswin Nickel
(Cosslar): Forderung von 5000 rthlr. für die Ehefrau des K's. Adelheid
V. Sturker, genannt Hochstedder, Wwe. des Nickel, in Folge des Hciraths-
Kontraktä. Rkg. 1681. (602/2523.)
819. V. Fürth, Johann Wilhelm, g. die Wwe. des Thilemann v. Nickel
(A.) u. Schultheiss Johann Philipp Kall (Zülpich): Manutcncnz der K. im
Besitze eines Hofes zu Zülpich. Offizial zu Cöln. 1691. (603/2524.)
820. V. Fürth, Johann Wilhelm, g. die Wwe. des Tilmann v. Nickel:
Streit über den Besitz des sechsten Theils eines Kohlenbergwerks zu Esch-
wpiler zwischen dem K. u. der Wwe. seines Stiefvaters, u. Exekution der
dieserhalb in Düsseldorf erlassenen Erkenntnisse. Rkg. 1694. (604/2525.)
158 Hermann Veltman
850. Gereon, Tossanas Franciscus, et Joannes Henricus Talbot (Malmedy)
g. Joannes Godefridus Gilet (Malmedy): Injuriae reales et propter illas
raulcta duorum imperialium. Oonsilium Stabulense. 1730. (835/1101.)
851. Gereon, Joannes, (Malmundarium) g. Lambertus de Monte (Mal-
mundarium): Turbata possessio doraus in platea de Valle. Alta curia
Malmundariensis. 1630. (978/3230.)
852. Gerhardt in dem Dornkül, N., g. Matthias v. Erkelen u. cons. :
Schuldforderung von 740 Fl. resp. 42 Fl. jährliche Zinsen. Seh. A. 1528.
(338/1105.)
853. Germeaux, Johann Peter Joseph, u. Ludwig Imhaus, g. de l'Horme,
Salet u. Compagnie, Handlungshäuser zu Lyon: Wechselschuld von 2000 Fl.
holländisch; Einrede, dass Beklagte durch betrügerische Vorspiegelung einer
Sendung spanischer Wolle zur Acceptation des Wechsels verleitet worden
seien. Seh. A. 1778. (356/1171.)
854. Germeaux, Johann Peter Joseph, u. Ludwig Imhaus, g. Wwe. Jurant
u. Compagnie (Amsterdam), im Namen von la Place zu Madrid: Wechsel-
schuld von 1700 Fl. holländisch Bankogeld; Einrede, dass Beklagte durch
betrügerische Vorspiegelung eines Madrider Kaufmanns wegen einer Sendung
spanischer Wolle zur Acceptation verleitet worden seien. Seh. A. 1778.
(357/1172.)
855. V. Gersthoven (Emden), Johann u. Nicolaus Bannet jun. (A.), g.
Albrecht Merkelbach u. cons.: Rückforderung eines zu A. besessenen, wegen
angeblicher Schuldforderungen in Beschlag genommenen Hauses. Seh. A.
1599. (366/1220.)
856. V. Gertzel, Margarethe, u. Johann v. Merodo (Stossberg) g. Rütger
Rutzmulg, genannt Schuhmacher (Jülich): Beschwerde über gewaltsame Pfän-
dung eines Pferdekarrens mit Hafersäcken. Seh. des Hauptger. Jülich. 1535.
(380/1232.)
857. V. Gevertshan, Anne Elisabeth geb. v. Anstell, (Birgel) g. Eberhard
Kett, Glaser, Salentin (Cöln) : Ansprüche auf einen Erbpacht von 1 1 Siramer
Hafer u. 2 Hühnern, jährlich zu beziehen, aus dem Gut Oesisten. Landger.
Lendersdorf. 1681. (384/1284.)
858. V. Gevertshan, Anne Elisabeth geb. v. Anstell, (Birgel) g. Tilmaun
V. Nickel: Schuldforderung von 1133Va T^thh, Offizialatger. Köln. 1688.
(385/1285.)
859. V. Gevertshan, Anne Elisabeth geb. v. Anstell, (Birgel) g. Adolph
Alexander v. Hatzfeld ( Weisweilcr) : Anspruch auf den dritten Theil einer
Forderung von 2800 Goldg. nebst aufgelaufenen Zinsen von 1636 an, für
die verkauften v. Merodschen u. Schlossbergschen * Güter. Pfalzneuburgsche
Regierung zu Düsseldorf. 1695. (386/1286.)
860. V. Gevertshan, Anne Elisabeth geb. v. Anstell, (Birgel) g. Tilmann
V. Nickel: Schuldforderung von 1800 rthlr., welche 1628 auf das Haus Drove
>) Vgl. Zeitachrift des Aachener GJescbichtsvereins Bd. 3Cin, S. 150 ff.
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 159
hergeliehen worden, nebst aufgelaufenen Zinsen. Pfalzneuburgsche Regierung
zu Düsseldorf. 1693. (387/1287.)
861. V. Gerertshan, Anne Elisabeth geb. v. Anstell, (Birgel) g. Älarsils
V. Palant Erben Vormünder (Eix): Auswirkung eines Mandats, die v. Merode-
Schlossbergschen Güter als beanspruchtes Fideicommiss nicht zu veräussern.
Regierung zu Düsseldorf. 1694. (388/1288.)
862. V. Gevertshan, Anne Elisabeth geb. v. Anstell, (Birgel) g. Marsils
T. Palant Erben (Eix): Antheil an der Erbschaft der Isabelle v. Merode n.
deshalb verlangte Immission in die Herrschaft Schlossberg. Regierung zu
Düsseldorf. 1697. (389/1289.)
863. V. Gevertshan, Heinrich Alexander, für seine Gattin Anne Elisa-
beth geb. V. Anstell, (Birgel) g. Johann Heinrich v. Vlatten u. die Freifrau
V. Rossum geb. v. Vlatten (Drove): Rückforderung eines Heirathsguts von
5300 rthlr., verhypothecirt auf die Schlossberg-Birgelschen Güter. Hofger.
Dfisjieldorf. 1713. (391/1291.)
864. V. Gevertshan, Heinrich Alexander, (Birgel) g. Johann Holters
Erben (Cöln): Forderung von 1650 rthlr. aus der Verlassenschaft des Wil-
helm Heinrich v. Anstell u. deshalb erlangte Immission in das Gut Kendenich.
Offizialatger. Cöln. 1714. (392/1292.)
865. V. Gevertshan, Heinrich Alexander, (Birgel) g. Johann Holters
Erben (Cöln) : K,, als Testamentserbe des Wilhelm Heinrich v. Anstell, ver-
langt die Auszahlung einer demselben gemachten Schenkung unter Lebenden
von 1706 Goldg. 19 Albus, oder Immission in die v. Merode-Schlossbergschen
Güter. Regierung zu Düsseldorf. 1714. (393/1293.)
866- V. G^eyer, Ferdinand, g. Anne Margarethe du Moulin (Lüttich):
Schutz im Besitze der Erbvogtei über die Markgrafschaft Franchemont. Rkg.
1746. (402/1329.)
867. V. Geyer, Ferdinand, g. Gräfin Bernhardine v. Plettenberg geb.
Orilfin V. Westerhold (Nordkirchen): Forderungen auf die zum Lehnhof der
Herrschaft Schlenackcn gehörige, vom Appellanten erkaufte Herrschaft Huze
0. streitige Lehnseigenschaft dieses Guts. Landger. der Reichsgrafschaft
Wittern. 1747. (403/1330.)
868. V. Geyer zu Schweppenburg, Ferdinand, g. den Grafen Franz Joseph
T. Plettenberg (Neuenburg): Aufrechthaltung eines Vergleichs betreffend
die Beitreibung der Steuern u. Schätzungen in der Herrschaf Eys hinsicht-
lich der dazu gehörigen Güter des K's. Goudenrath u. Vogelsang. Rkg. 1754.
(AOijlSZl.)
869' V. Geyer zu Schweppenburg, Ferdinand, (A. u. Cöln) g. Lehn- u.
Landger. der Grafschaft Wittem u. Johann Friedrich v. Pelzer: Entschädigungs-
forderung von 19 167 Mastrichter Gulden wegen erfolgter Nichtigkeits-
«rklftrung der Snbhastation der Herrschaft Huze, welche vom K. um obige
Hamme erkauft worden war. Rkg. 1760. (405/1332.)
876. V. Geyer zu Schweppenburg, Cornelius Joseph Aegid, (Cöln) g.
Rudolph Constanz v. Geyer (A.), Kanonikus v. Sierstorf (Bonn) u. dio Wwe.
160 Hermann Veltraan
V. Eempis (Bonn): Ausfolge der Dokumente über die Verlassenschaft des
Domkapitulars Max Heinrich v. Geyer, u. Auflage, den Streit über dessen in
verschiedenen Bezirken gelegene Güter nicht an verschiedene Gerichte zu
zersplittern. Rkg. 1790. (406/1833.)
871. V. Geyer zu Schweppenburg, Cornelius Joseph, (Cöln) g. v. Geyer,
Vogtmajor: Succession in die Erbschaft des Lüttichschen Domkapitalars
V. Geyer. Rkg. 1790. (roth 123.)
872. V. Geyer zu Schweppenburg, Ferdinand, g. Thomas Wilhelm Joseph
V. Grassier u. dessen Gattin, Wwe. Ludwig Lamberts v. Flaveaux (Lüttich):
Ausfolge der Verlassenschaft Ludwigs de la Gerarderie auf den Grund einer
unter Lebenden gemachten Schenkung von Seiten des Nicolaus Rochus de
Flaveaux. Seh. Lüttich. 1750. (407/1334.)
873. Geyer, Wilhelm u. Werner, (Düren) g. Edmund Schreiber (Düren):
Entschädigungs-Klage von 50Ö Goldg. wegen schwerer Körperverletzung.
Magistrat zu Düren. 1615. (414/1347.)
874. Geyssel, Johann, für seine Ehefrau Gerd geb. Fustgen, (Düren) g.
Bernhard Fustgen, genannt Kämmerling (Düren): Anspruch auf den Besitz
von 11 Morgen l'/a Viertel Ackerland aus einer Erbschaf tstheilung. Schult-
heiss u. Seh. zu Düren. 1539. (419/1364.)
875. Ghysen, Laurentius, später Jacob Boper, (Mastricht) g. Theodor
V. Boddens Erben: Schuldforderung von 2000 rthlr., oder Einräumung des
dafür verpfändeten Dorphofs in der Herrschaft Wylre bei A. Rkg. 1737.
(534/1651.)
876. Ghysen, Laurentius, (Mastricht) g. Johann Gottfried de Blanche
(Schönau bei A.): Wiedereinlösung von 23 Morgen 22 Vg Ruthen Land zu
Schönau, welche für 907 rthlr. verpfändet waren. Ger. Schönau. 1752.
(535/1652.)
877. Giebel, Gisbert, g. Theis Geuler (Boorsen): Ii\jurienklage wegen
Ehrenkränkungen in einer Prozessschrift. Seh. A. 1539. (536/1653.)
878. Giel, Peter, (Düren) g. Johann Henxsch u. dessen Sohn Hildebrand
(Düren): Erbschaftsansprüche auf eine Behausung zu Düren. Seh. Düren.
1534. (538/1699.)
879. Giel, Arnold, g. Anton Thonnet (Köln): Schuldforderung von 242
rthlr. Seh. A. 1619. (589/1700.)
880. Giess v. Boissler, Johann, (Boslar bei Jülich) g. Werner v. Holtz-
weiler (Holtz weiler) : Ansprüche auf die Verlassenschaft des Wilhelm Heuft
zu einem Drittheil. Vogt u. Seh. zu Bosslar. 1540. (540/1716.)
881. Gilles, Leonhard, g. Gottfried Roddenheim: Schadenersatz für
bestellte u. beim Transport verdorbene Spezereiwaaren. Seh. A. 1757.
(568/1773.)
8S2. Gilles, Johannes, Erben, (Burtscheid) g. die Äbtissin zu Bnrtscheid:
Grundpachtforderung von jährlichen 6 Müdden Roggen wegen der Kückerts-
mühle, wie auch Erbzinsforderung von IV« Müdden Hafer wegen des sog.
Eichenbenks u. andere Rückstände von 292 Fl.; femer Rekonventionsklage
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 161
wegen de« Wasserlaufs. Richter u. Seh. des Ger. Burtscheid. 1746 u. 1747.
(570/1778 u. 571/1779.)
883. Gilles v. Imber, Wwe. Anna [richtiger v. Imber-Gillies], g. Wil-
helm Schfltges Erben: Räumung eines Hauses zu A., zum goldnen Ferken
genannt, wegen daran haftender Schuldforderung. Seh. A. 1736. (573/1781.)
884. GiUeson, Aegidius Joannes, (Malmedy) g. Joannes Gereon de Malades
(Malmedy): Vindicatio prati et silvae ex bonis actoris a tutoribus ejnsdem
venditL Curia scabinorum Stabulensium. 1609. (574/1782.)
885. Giliis, Franz, u. dessen Töchter Catharine u. Agnes, (Burtscheid)
g. Catharine Manlach, Wwe. Lersch u. cons.: Ausfolge eines Legats von
1500 rthlr. Seh. A. 1650. (576/1788.)
886- V. Gimnich, Werner, (Vlatten) g. Johann v. Gräffs Erben (Hasselt):
Anfechtung des Testaments der Marie Scheifard v. Merode. Kurkölnische
Regienmg zu Bonn. 1677. (588/1818.)
887. V. Gimnich, Beisel, Wilhelm Friedrich u. Franz Dietrich, (Schmidt-
heim) g. Antonette Elisabethe v. Bourscheidt geb. Beisel y. Gimnich (Lahr):
HeraoBgabe der aus den väterlichen Gütern yersprochenen Mitgift von 2000
rthlr. nebst den Zinsen. Jülich -Bergsche Regierung zu Düsseldorf 1682.
(589/1814.)
888. V. Gimnich, Beisel, Wilhelm Friedrich u. Franz Dietrich, (Schmidt-
heim) g. die Pfalz-Neuburgsche Regierung zu Düsseldorf: Vollziehung eines
richterlichen Spruchs, die Wiederlosung des freiadeligen Hofguts zu Nieder-
eudel betreffend. Rkg. 1686. (590/1815.)
880. V. Gimnich, Beisel, Wilhelm Friedrich u. Franz Dietrich, (Schmidt-
heim) g. Marie Antonette v. Bourscheidts Erben (Laach): Wiederlosung des
<i«r Beklagten zur Befriedigung ihrer Mitgiftforderung eingeräumten u. von
dieser veräosserten Hofs zu NiederkasseL Rkg. 1688. (591/1816.)
890. V. Gimnich, Beisel, Franz Dietrich u. Wilhelm Friedrich *, (Schmidt-
heim) g. Antonette Elisabeth y. Bourscheid, geb. Beisel y. Gimnich, Erben
(Laacb): Vollziehung eines Vertrags über Abfindung der Beklagten yon der
elterlichen u. grosselterlichen Erbschaft durch Abtretung des Hauses Laach
IL Bezahlung yon 1500 rthlr. Rkg. 1693. (593/1818.)
801. T. Gimnich, Franz Egon, (Vlatten) g. Johann Andreas Ehrenreich
▼.Pohlheim (Augsburg): Zinsen yon 3000 rthlr. Dotalgeldem, deren Rückfall
uch dem Tode der Gemahlin des Appellaten yon appellantischer Seite be-
hauptet wird. Jülich Bergsches Hofger. Düsseldorf. 1723. (597/1822.)
802. y. Gimnich, Franz Egon, (Vlatten) g. Graf Johann Andreas Ehren-
reich V. Polheim (Augsburg) u. Geheimerrath y. Hettermann (Düsseldorf) : Schutz
de»K*8. im Bezug der jährlichen Renten des Gutes Vlatten yon 81 rthlr. 80
AlboB für eine Forderung yon 3000 rthl. Dotalgelder, deren Heimfall nach
dem Tode der Ehefrau des K*8. von Seiten des V. behauptet wird. Jülich
Bergscher Hofrath zu Düsseldorf. 1726. (598/1823.)
') Vgl. auch oben S. 92, Nr. 91.
11
162 Hermann Veltman
893. T. Gimuich, Beisel, Franz Hugo Edmund, (Schmidtheim) g. Graf
Johann Wilhelm Mandcrscheid-Blankenheim-Gerolstein (Cöln): Schatz im
Besitze der hohen u. niedern Jagd auf dem zur Herrschaft Schmidtheim
gehörigen Giesenbroich. Rkg. 1758. (601/1827.)
894. V. Gimnich, Beisel, Franz Hugo Edmund, (Schmidtheim) g. Graf
Johann Wilhelm Manderscheid-Blankenheim- Gerolstein (Cöln): Schutz im
Besitze der Territorialhoheit u. der Gerichtsbarkeit in der Herrschaft Schmidt-
heim. Rkg. 1761. (602/1828.)
895. Goddart, Johanns Wwe. Marie geb. Thiele, g. Adam Balduin
V. Weissweiler: Schuldforderung von 400 rthlr. Seh. A. 1677. (632/1990.)
896. Goddart, Johanns Wwe. Marie geb. Thiele, g. Philipp Pierm
(Hamburg): Rückforderung eines Heirathsguts von 2000 rthlr. aus der Ehe
des Johann Pierm mit Elisabeth Bastard u. deshalb erlangte Arrestation
eines Piermschen Erbguts zu A. Seh. A. 1675. (633/1991.)
897. Goddin, Johann, u. cons. (Cöln) g. Jude Alexander u. dessen Frau
Schöne: Schadenersatz von 100 Goldg. wegen Vorenthaltung eines Pferdes.
Seh. A. 1599. (634/1997.)
898. Godefroy, Helena, (Malmedy) g. Franciscus Godefroy (Malmedy):
Divisio haereditatis communium parentum. Consilium prov. Stabulense. 1730.
(636/2002.)
899. Gödenrod, Johann, (Horbach) g. Johann vom Holtz (Linden) : Nicht
ersichtlich. Vogt u. Seh. zu Horbach. 1548. (646/2041.)
900. V. Goer, Heinrich, (Andrimont) g. ^tthard u. Franz Schomartz
(Wassenberg bei A.): Ansprüche auf den Hof Kreckelberg. Ger. Wassen-
berg. 1560. (649/2083.)
901. V. Goer, Marie, fttr Winand Hartmann, g. Rütger Rulands Wwe.
Brigitte: Schuldforderung von 2419 Aachener Thalem. Btlrgermeisterger. A.
1592. (650/2084.)
902. V. Goer, Lambert, (Hamoire) g. Heinrich Franz Bonquer (Malmedy) :
Ansprüche auf Antheil an einem Eisenhammer zu Hamoire. Fürstl. Regie-
rung zu Stablo. 1609. (651/2091.)
903. van Goer, Maria, Wwe. des Jacob v. Oyenbrugge, (Donnstein) g.
Arnold Krämer (Dülken): 2100 rthlr. ex judicato u. Arrest-Anlage. Seh. A.
1594. (993/3264.)
904. Görtz, Gottfried, g. den Magistrat zu A. : Herabsetzung des Pacht-
geldes für die Bieraccise. Seh. A. 1763. (655/2106.)
905. Gohimont, Joannes Josephus, et cons., (Malmedy) g. Bartheiemi,
Deodatus, Henricus Robert et Anna Maria Matthaea Servals (Stablo):
Protestatio contra servitutem arrogatatn, viam quandam prope Malmedy
cum vaccis transeundi. Curia justitiac Malmundariensis. 1757. (662/2150.)
906. Goir, Barthelmes, u. dessen Ehefrau Catharine geb. v. Distelrod,
(Düren) g. Franz Herper (Düren): Rückforderung von 500 Goldg. Heiraths-
gut. Hauptger. Düren. 1563. (668/2159.)
Aachener Prosesse am Reichskaramergericht. 163
W7. Goldschmidt, Johann, (Jülich) g. Heinrich v. Lynner (Cöln): Vin-
dikation einiger Grundstücke im Werthe von 300 Fl. Schultheiss u. Seh. des
Haoptger. Jülich. 1528. (673/2185.)
908^ Goldschmidt, Matthias, (Düren) g. Matthias v. der Schieiden u.
Jacob, Johann n. Heinrich Schüsselberg (Düren): Nicht ersichtlich. Seh. Düren.
1542. (675/2187.)
909. Goris, Leonhard, (Udelhoyen, Kr. Schieiden) g. Leonhard Molk
(Troix): Lehnbarkeit eines Hauses u. Hofes zu Udigkhoven. Ger. Udigkhoven.
1538. (687/2257.)
910. Gotte, Christian, (Stolberg) g. die Grafen Hans Albrecht u. Hans
Hoyer t. Mansfeld (Amstein): Entsetzung von der Stelle eines Mttnzmeisters
o. verschiedene Schuldforderungen. Rkg. 1584. (691/2274.)
91 1. Gottons, Johann, (Wissen) g. Barbara v. Horion (Horion) : Forderung
eines jährlichen Canons von 2 Simmer Korn und 2 Kapaunen. Seh. A. 1561.
(692/2277.)
912. V. der Gracht, Jacob, g. Beinerus Branmierts : Einsprache g. einen
Bau u. Abtheilung eines gemeinschaftlichen Gartens. Seh. A. 1723. (186/414.)
913. V. der Gracht, Matthias, Christine, Peter u. Wilhelm, g. Johann
Knopf: Ansprüche an ein Haus in A. u. Verbot des Verkaufs desselben.
ScL A. 1729. (187/415.)
914. V. der Gracht, Heinrichs Wwe. Marie Catharine, u. cons., g. Karl
Siegmund v. Domberg: Erfüllung eines Vertrags, nach welchem V. für das
HaoB der K. zu A. einen Kaufschilling von 10,000 rthlr. u. 30 Louisdor
L«ihkauf zu entrichten hat; Einrede, dass das Haus mit einer im Vertrag
licht erw&hnten Servitut belastet sei, indem der Magistrat dort einen Brunnen
kabe, dessen Wasser durch den Keller laufe. Seh. A. 1758. (188/416.)
915. V. der Gracht, Heinrichs Wwe. Marie Catharine, u. cons., g.
Johann Wilhelm v. Imber u. cons.: Ableitung des von den Dächern fliessen-
^ei Regenwassers. Seh. A. 1768. (189/417.)
91§. GrÄff, Margarethe, Wwe. des Gabriel Schreiber, g. Christian am
Zaom: Behauptete Servitut, zum Zwecke der Zurichtung einer Pfeife in dem
beimlicben Gemach ein Loch in des Beklagten Mauer zu brechen u. den Koth
in des Beklagten Keller zu führen. Seh. A. 1676. (191/429.)
917. Graf, Michael u. Johann, u. Leonhard Frosch, g. Quirin Chorus:
Forderung von 1400 rthlr. aus mit der Schwester des Michael u. Johann Graf
ftbgeschlossenen Ehepakten. Seh. A. 1679. (206/457.)
918. Graf, Cornelius, u. die übrigen Vormünder der Minorennen Hans
KoUin, g. Bartholomäus Kockelkorn: Consens zur Verhypothecirung des von
Johann KoUin, antecessor des K*s. in thoro, nachgelassenen Hauses Behufs
Zahlung der Schulden des Nachlasses. Seh. A. 1647. (3275.)
919. Granau, Hans u. Claus, u. Thiele Beck, (Würselen), g. Theis
Lpn (WOrselen): Antheil an einem Kohlen werk. Kohlenmeister zu A. 1557.
(227/530.)
II*
164 Hermann Veltman
920. le Grand, Caspar, g. Stephan Kauenbcrg: Schadlosbaltnng von
einigen hundert Thalern aus einer in Gesellschaft ausgeführten unglücklichen
Weinspekulation. Seh. A. 1625. (229/533.)
921. Grass, Johann Peter, n. cons., (Nothberg) g. Johann Wilhelm v.
Meuthen : Errichtung eines Inventars, Herausgabe von 2000 Fl. Dotalgeldern
oder Stellung einer Kaution g. Verschleuderung des Vermögens der Stief-
kinder. Kurpfälzische Regierung zu Düsseldorf. 1699. (242/577.)
922. V. Gressenich, Wilhelm, (Cölu) g. Johann Laussberg, Johann Joachim
Hauser u. cons.: Testament des Bernhard Klinkberg zu A. Seh. A. 1660.
(503/1579.)
923. Greve, Johanns Kinder Vormünder, (Güsten) g. Johann Greves
Wwe. Bile Widenfeld (Pier) : Streit ob in der Eheberedung der K. mit dem
Stiefvater der Beklagten, Johann Greve, die Einkindschaft bedungen worden
sei. Hofger. Jülich. 1563. (1608.)
924. V. dem Griendc, Johann, g. Heinrich Fibis u. dessen Mutter Louise
geb. Kettner: Rückforderung eines Heirathsguts von 30 Goldg. jährlicher
Gült nach dem Tode der Eheleute Johann Bucholt u. Benigna Kettner. Seh.
A. 1556. (615/1872.)
925. Griesgin, Caspar, u. cons., ( Jacob wüllesheim) g. Wilhelm Eiser
(Düren): Ansprüche auf einige Erbgüter aus der Verlassenschaft des Johann
Putz. Seh. Soller. 1540. (617/1877.)
926. Grimmeisen, Dr. Anastasius, Reichskammergerichts -Prokurator,
(Speier) g. Johann Heimtsch's Erben (Cöln-Düren) : Deserviten-Forderung von
15. Fl. Rkg. 1541. (621/1896.)
927. V. Gröl, Dietrich u. Jobst, (Clostem) g. Heinrich v. Wenner u.
Heinrich Heimlich (Düren) : Schuldforderungen u. deshalb erlangte Arrestation
einiger Zinsen u. Gülten der Beklagten zu Dortmund; Einrede der Inkompe-
tenz des Ger. L Inst. Magistrat zu Dortmund. 1567. (699/2344.)
928. Grön, Maximilian, g. Heinrich Mouton: Rückständige Forderung
von 1794 Livres für gelieferten Tabak. Seh. A. 1765. (701/2352.)
929. Grönenthal, Karl, u. cons., g. Johann u. Noris Neuth u. cons.:
Ungültigkeit des Testaments der Catharine Hag, Albrecht Sonnenbergs Wwe.,
wegen mangelnder Erbeinsetzung. Seh. A. 1567. (703/2357.)
930. Grönenthal, Karl, u. cons., g. Huprecht Münster u. cons.: Ver-
lassenschaft der Catharine Hag, Albrecht Sonnenbergs Wwe. Seh. A. 1572.
(704/2358.)
931. Grönenthal, Karls Kinder Vormünder, g. Albrecht, Stephan, Nico-
laus u. Arnold Wolf: Anfechtung des Testaments der Catharine Hag,
Albrecht Sonnenbergs Wwe. Seh. A. 1574. (705/2359.)
932. V. Gronsfeld-Nievelstein, Johann Gottfried, uxorio nomine, g.
Claudius v. Tournaus [de Tornaco] Wwe., Marie Catharine: Verschiedene
Abrechnungen wegen de« Hornhofs bei Comelimünster. Seh. A. 1720.
(724/2429.)
Aachener Prozesse am Reichskammerore rieht. 165
o'
933. V. Gronsfeld-Nievelstein, Johann Gottfried, uxorio nomine, g. Claudius
T. Toomaus [de Tomaco] Wwe., Marie Catharine: Abrechnung u. Schuld-
forderung von 2000 rthlr. Seh. A. 1721. (725/2430.)
934. ▼. Gronsfeld-Nievelstein, Karl, (Kellersberg) g. Arnold Franz v.
Toarnans [de Tomaco], Kaiserl. General-Feldzeugmeister (insinuirt an dessen
Mandatar zu Düsseldorf): Anspruch von 1216 rthlr. 29 Mark Aachenscher
Währung an dem vom V. ererbten Rittersitz Kellersberg. Jülich-Bergscher
Hofrath zu Düsseldorf. 1761. (726/2431.)
935. V. Groote, Cornelius, g. Jülich-Bergsche Regierung u. Landstände
(Düsseldorf) u. Lorenz Colon (A.): Rechnungs-Ablegung über 2955 rthlr.
eingezogener Gelder zur Bezahlung französischer Kontributionen. Hofkanzlei
xn Düsseldorf. 1679. (738/2531.)
936. Groote, Marie Anne, g. Dr. Jacob Lambert Dahm: Anfechtung
des Testaments der Appellantin auf Grund einer Schenkung unter Lebenden.
Seh. A. 175ß. (752/2554.)
937. Groote, Ferdinand Dietrich, g. das Kloster Maricnfeld: Erbmeier-
stättischer Besitz der Zehntgerechtigkeit u. der Marienfelder Güter in u.
bei Lemgo. Lippe-Detmoldsche Regierungs-Kanzlei. 1781. — Abgeg. an
Lippe-Detmold, Regierungs-Kanzlei zu Detmold, am 25. Mai 1821. (roth 280a.)
938. Groote, Jacobs Wwe. Waldburge geb. Schott, g. die Wwe. Hans
Konuum: Yerlassenschaft des Johann Alert, Vaters der Appellantin, u. der
Metzge Quirin, dessen Seitenverwandte. Seh. A. 1532. (753/2556.)
939. Grotlon, Arnold, (Ruth») g. Lambert Grotlon (Ruth): Nicht ersicht-
lich. Unterger. Ruth bei A. 1542. (760/2580.)
940. Groyen, Maximilian, g. Peter Krauthausen (Cöln): Zahlung von
479 rthlr. 8 Mark für erhaltene Weine. Seh. A. 1786. (Extrajudicialia 29.)
941. V. Gruithausen [Grothaus], Elisabeth, Johann v. Blumenthals Wwe.,
(Waasenberg) g. Leonhard Gruither (Roermond): Erbschaftsansprüche auf
mehrere Lehen im Stift Thom. Lehnhof des weltlichen Stifts zu Thorn.
1558. (773/2616.)
M2. Guilen, Paul, g. Johann v. Gäbem [v. Gavern], für Areth Wyn
fDiepenbeck): Ansprüche auf ein Pachtgut zu Stein. Schultheiss u. Seh.
de« Ger. Stein. 1556. (821/2814.)
943. V. Gülch, Jacob, (Jüchen) g. Heinrich Seidenpfennigs Wwe. Marie
»Weiden bei A.): Verlassenschaft des Heinrich Seidenpfennig. Schultheiss u.
8ch. Jüchen. 1537. (899/2905.)
944. V. Gülch, Wilhelm, u. Wilhelm v. Paland, uxor. nom., (Jülich) g.
Jobann v. Reidts Erben (Düsseldorf, Düren): Erbschaftsansprüche auf den
Meistheo nerhof bei Düren u. andere Erb- u. Stockgüter von Arnold Esel
herrührend. Herzogl. Jülichsche Kommission. 1571. (902/2908.)
945. V. Gülch, Wilhelm, (Jülich) g. Wilhelm Schmidt (Barchenradt) :
Verbalinjurien. Seh. Jülich. 1582. (903/2909.)
*} Wohl Bütten: vgl. Loersch boi ttaagen, Geuchiobte Achons Bd. I, S. 3fiO.
166 Hermann Veltman
946. V. Gülch, Johann, (Cöln) g. Gillis v. der Kahmen (A.): Nicht
ersichtlich. Seh. A. 1589. (904/2910.)
947. V. Gülch, Gottfried, Peter Cuper u. Adolph Harper, (Jülich) g.
Hilding Matenklad, Johann Schop, Gottfried Schnell u. cons. (Cöln, Elsdorf) :
Theilung des von Catharine Harper ererhten Harpershofs zu Cosslar. Seh.
Jülich. 1624. (906/2915.)
948. Güldemann, Goddert, (Düren) g. die Stadt Düren: Geldstrafe von
100 Fl. wegen Anschuldigung schlechten Gewichts. Seh. Düren. 1530.
(938/2976.)
949. Güldemann, Johann, u. cons., (Zülpich) g. Dreiss Halfwinn (Langen-
dorf): Testament des Kunz v. Langendorf. Schultheiss u. Seh. Langendorf.
1543. (934/2977.)
950. Güldemann, Johann, uxorio nomine, (Zülpich) g. Franz v. der Mohr,
genannt Lossheim (Düren): Jährliche Rente von 29 Malter Korn; auch Injurien
in Prozessschriften. Hofger. Düsseldorf. 1573. (935/2978.)
951. des Guols, Johann, n. Jacob v. Holsit, g. Jacob v. Eschweiler:
Kompensation der Kaufsumme von 108 Ringdrähten mit einer Schuld von
2390 rthlr. 20 Mark, deren Rückforderung aus dem Konkurs des Robert
Duppengiesser. Magistrat zu A. 1601. (949/3099.)
952. Gutjar, Tillmann, g. Stephan v. Rhode [v. Raide]: Erbzins von
1 Goldg. 7 Schilling. Seh. A. 1531. (961/3133.)
953. Gutjar, Heinrich u. Nicolaus, u. cons., g. Tillmann Gutjars Wwe.
Hille: Wegen einiger Erbgüter, in specie 9 Morgen Acker u. Wiesen, von
Gerhard Tillmann, Vater der K. herrührend. Seh. A. 1545. (962/3134.)
954. Haane, Martha, Wwe. des Johann v. Vierschen, (Plossdorf) g.
Wilhelm Spiekemagel, Namens seiner Ehefrau Lambertine Christine v. Vier-
schen (Jülich): Herausgabe eines Gutes, welches Johann v. Vierschen in
erster Ehe erworben hat,, auf die K. vererbt ist, von der V. aber niessbräuch-
lich besessen wird. Hofger. Düsseldorf. 1693. (5/12.)
955. Haas, Palmatius, (Cöln) g. Bartholomäus Harper (Düren): Störung
des K*8. im Besitze des Nachlasses seiner Ehefrau durch seinen verklagton
Stiefsohn. Schultheiss u. Seh. Düren. 1616. (18/64.) -
956. de Haase, Ignaz Franz, (Cöln) g. die Pürstl. Neuburgsche Kanzlei
zu Düsseldorf u. den Vogt zu Jülich: Vollstreckung eines in I. Inst, zu
Jülich erlassenen Erkenntnisses, wonach Christoph Schenk zu Hillenrath u.
Michael Niess dem K. als Erben des Dietrich v. Althofen 280 Malter Roggen
als rückständige Erbpacht entrichten sollen. Rkg. 1684. (23/71.)
957. Habich, Wilhelm, Gebrüder Saulländer, u. cons., (Eick u. Heinsberg)
g. Wilhelm v. Wirdt u. Erben des Gerhard v. Wirdt (Sinnich): Streitigkeit
aus einem Erbpachts- Vertrage über zu Heinsberg belegene Grundstücke.
Statthalter u. Mannen zu Heinsberg in L, Kanzlei zu Jülich in IL Inst.
1553. (32/105.)
958. Hack, Thewus, u. Gottschalk Lorer (Aldenhoven) g. Leonhard
Zio£celbe<:ker u. Britta Hack (Aldenhoven): Streit über die Theilung des
Aachener Prozesse am Beichskammerge rieht. 167
BdltterlicheD, resp. schwlegermütterlichen Vennögens. Amt zu AldenhoTen
resp. Hauptger. Jülich. 1571 u. 1578. (39/145 u. 40/146.)
9M. V. Hack, Pfalz-Neuburgscher Oberjägermeister, (Düsseldorf), Namens
aeiiier Ehefrau geb. y. Neuland, g. Wwe. u. Erben des Johann Friedrich
T. Goldstein (Brill u. Jülich): Zahlung von 5000 rthr. Abfindung der K. vom
Nachlasse ihres Bruders u. insbesondere von dem Hause Winterburg. Hofger.
Düsseldorf. 1693. (45/157.)
960. V. Hackforth, Wilhelm Allard, (Dtlren) g. Johann Heinrich
▼. Holtrop (Imich u. Sinzenich oder Sinzig): Streit über den Besitz des
Sshiosses u. der Herrlichkeit Sinzig oder Sinzenich, welches früher die
T. Gertzen, u. später Robilliart de Dumaine vom Herzoge von Jülich zu
Lehen getragen. Hofger. Düssoldorf. 1684. (52/174.)
961. V. Hael, Adolph, u. cons. (Burtscheid) g. Johann Danz (Burtscheid):
Saceession in den Nachläse der Catharine v. Hael, Ehefrau des Heinrich
Danz, n. Immission in die Häuser u. Bäder „auf dem Drische*^. Ger. des
Dorfs u. der Herrlichkeit Burtscheid. 1619. (2037/6582.)
962. Hagen, Stephan, g. Johann Hoen v. Carthyls: Zahlung eines jähr-
lichen Zinses von 54 FL aus dem Gute Enarbom^ Seh. A. 1531. (74/247.)
963. Hagen, Stephan, g. Mathias v. Falenzyn: Streit über den Besitz
Terschledener Grundstücke bei A. Seh. A. 1529. (98/300.)
964. Hagen, Stephan, g. Kreuz Eesselbüysser: Nicht ersichtlich. Seh. A.
1531. (99/301.)
965. Hagen, (Cornelius, g. Wwe. Fraickin: Zahlung von 598 rthlr. für
Wtaren. Seh. A. 1733. (100/302.)
966- Hagen, Catharine, g. Wienand u. Johann v. der Laick: Zahlung
Ton 2 Goldg. jährlichen Zinses aus 3 Häusern in A. Seh. A. 1560.
U 11/329.)
967. V. der Haiden, genannt Belderbusch, Diedrich, (Hcrzogthnm Lim-
burg) g. Johann Bück: Personal- Arrestation der Ehefrau des V., weil dieselbe
du Haus des E's. spoliirt haben soll. Seh. A. 1550. (128/388.)
968. V. Halle, Degenhart, (Ophoven) g. Heinrich Flandrian*s Erben
<S<*hlebusch): Forderung von 2400 rthlr. aus Darlehen. Amt Mysenlohe, resp.
Hofirer. Düsseldorf. 1672. (204/656.)
969. V. Hallberg, Bemard, Justiz-Schultheiss (Aldenhoven) g. Amtmann
T. Ei««, genannt v. Beussdahl (Aldenhoven modo Zweybrüggen) : Gej^cusoitigc
«hriftUche Injurien. Kanzlei zu Düsseldorf. 1757. (207/663.)
970. V. Hambach, Johann, Rentmeister des Freiherrn v. Paland, (Düren)
g. Otto V. Byland, Herr zu Bheydt (Walbeck): Nicht ersichtlich. Seh. Alden-
boveo auf Unterweisung des Hauptger. Jülich. 1556. (219/726.)
971. Hambloch, Arnold, (Barenstcin im Fürstcuthume Jülich ') g. Maria
Krebs, Wwe. des Wilhelm Hochsteden (Cöln): Retrakt des von der K. zu Baren-
itein angekauften Erbes nebst Hauses. Hofger. Ditsseldorf. 1616. (224/733.)
'y ? Krahbom
'/ BarrexuteiD, Kr. Orevenbroioh.
168 Hermann Veltman
972. V. Hamboch oder Harabeg, Bernard, (Bohl) g. Catharina Kerne
(Bohl): Nicht ersichtlich. Seh. Nothberg resp. Hauptger. Jülich. 1541. (226/7SS.)
973. Hamdach, Wilhelm, (Düren) g. flans u. Franz Bach (Düren) : Rück-
gabe des von Marsilius Bach seiner Ehefrau Cäcilie zugebrachten Heiraths-
guts. Seh. Düren in L, Seh. A. in II. Inst. 1522. (228/864.)
974. Hammer, Johanns Wwe., g. Ulrich u. Wilhelm Weisen: Abfindung-
der K. von einem Hause u. Hofe zu Limmers (Lemiers) im Beiche A. Scb. A.
1636. (252/908.)
975. Hanf, Heinrich, Apotheker, g. Carl Braumann u. cons.: Klagte
darüber, dass der V. als Apotheker auch mit Waareu u. Wein handelt.
Seh. A. 1622. (267/1277.)
976. Hanf, Heinrich, g. Wwe Hove: Zahlung von 280 rthlr. aus dem
Hause „zum Hirtz**, welches der V. im Wege der Subhastation erstanden
hat. Seh. A. 1624. (1278.)
977. Hanf Heinrich, g. Wwe. des Paul Lcerseh: Zahlung von 2500 rthlr.
aus dem Vermögen des fallirten Johann Maubaeh, eines Bruders der Y. Seh.
A. 1648. (268/1279.)
978. Hanrod, Johanns Wwe. u. Kinder, g. Johann Blome u. cons.:
Abtretung zweier Häuser u. Streit über die Theilung des elterlichen Ver-
mögens zwischen Kindern verschiedener Ehen. Seh. A. 1636. (281/1311.)
979. Hansen, Andreas, g. Franz Bolye (Hamburg): Zahlung des Kauf-
preises für einen Sack bombaseidenen Garns. Seh. A. 1643. (292/1334.)
980. V. Hanxleden, Franz Anton, u. sein Bruder Graf v. Hanxleden,
(Bestwig, Cornelimünster) g. Freiherrn v. Mesehede (Almen): Rückgabe des
auf Antrag des v. Geyer subhastirten u. dem V. adjudizirten Gutes Brabeck
nebst den Gefällen aus den Dörfern Brabeckc, Western, Bödenfeld, Hering-
hausen, Freilinghausen u. s. w. im Herzogthume Westfalen. Kurkölnisches
Offizialat-Ger. 1753. (309/1371.)
981. V. Hanxler, Franz, (Herstal) g. Jacob v. Brockhofens Erben (Gangelt) :
Rückzahlung eines Darlehns von 300 Goldg. Ger. Gangelt, resp. Hofger. Jülich.
1558. (287/1324.)
982. V. Haren, Eberhard, (Haaren) g. Maria v. Haren (Haaren): Nichtig-
keits-Erklärung eines Kontrakts, wodurch die K. während ihrer Minder-
jährigkeit ihren Hof, Margarethenhof genannt, übertragen hat. Seh. A.
1524. (346/1453.)
983. V. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) g. Wwe. des Anton Kolhart, Maria
geb. V. Empel (Kessenich ') : Wieder-Einlösung eines von den Verwaltern des
K's. versetzten Hofes zu Kessenich. Seh. Kessenich, resp. Seh. A. 1527. (350/1466.)
984. V. Harf, Wwe., als Mitherrin, (Dreyborn) u. Seh. u. Vorsteher der
Herrschaft Laurensberg, g. Fürstl. Schwarzenbergsche Vormundschaft u.
die Pächter der Höfe Berg u. Volkertshofeu : Leistung von Hand- u. Spann-
diensten Seitens der Sehwarzenberg'achen Halbwinner der Höfe in der Herr-
schaft Laurensberg. Hofger. Düsseldorf. 1738. (850/1467.)
'« VgL Loersch bei Huagen, GoBohiohte AoheDfl Bd. I, S. 854.
Aachener Prozesse am Beichskammergericht. 169
985. V. Harf, Wilhelm, Erbhofmeister des Fürstenthums Jülich, (Alsdorf)
g. Johann Emmerich Müllner (Heiden) : Präteusion des Y., dass die Bewohner
der dem K. gehörigen im Lande Heyden belegeneu kölnischen Lehngüter
Bemaberg, Vomsberg u. Domknie auf der Mühle des V. mahlen sollen. Seh.
A 1548. (352/1468.)
986. V. Harf, Wilhelm, Namens seiner Ehefrau geb. v. Horst (Alsdorf)
g. die Äbtissin des Klosters zum hl. Geist in Luxemburg, Anna geb. v.
Engeisdorf: Streit über den Besitz der von Carsilius v. Engelsdorf hinter-
lassenen, im Lande Jülich belegenen Güter. Hofger. Düsseldorf. 1516.
(353/ 1469 a.)
987. V. Harf, Wilhelm, u. seine Ehefrau Elisabeth geb. v. Horst, (Als-
dorf) g. die Äbtissin Anna zum hl. Geist bei Luxemburg: Herausgabe der
von Carsilius v. Engelsdorf hinterlasseneu Lehn- u. AUodialgüter, insbesondere
des Hofes zu Erberg oder Erberich. Hofger. Düsseldorf. 1560. (354/1 469 b.)
988. V. Harf, Johann, u. seine Ehefrau Irmgard geb. v. Plettenberg,
(Born) g. Johann Stolz (Müddersheim bei Düren): Vindikation von 11 Morgen,
angeblich zum Hofe Müddersheim gehörigen Landes. Eurfürstl. weltliches
Ger. Cöb. 1561. (355/1470.)
989. v. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) g. Peter Hürtgen (Prauenrath) : Störung
des K*s. im Besitze des Hofes, genannt der unterste Prauenrath. Seh. zu Bank
0. Hauptger. Jülich. 1574. (856/1472.)
990. V. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) u. dessen Halfen Boy mann u. Keiner,
(Berenaberg u. Domkaule) g. Wilhelm v. dem Bongart (Heiden): Forderung
TOD Frohnden. Seh. zu Bank u. Hauptger. Jülich. 1574. (357/1473.)
991. V. Harf, Anton, (Alsdorf) g. Wilhelm v. dem Bongart (Heiden):
Itehauptung des Besteuerungs-Rechts g. die klag. Hintersassen zu Berens-
bcrg. Hauptger. Jülich. 1602. (358/1474.)
992. V. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) u. sein Hälfe Adam Hambloch g.
Johann Hardenrath (Cöln): Arrest- Anlage auf die vom V. an den Inter-
TenJenten zu zahlende Pacht wegen einer vom K. gekauften jährlichen Rente
TOD 15 rthlr. Der Oflizial zu Cöln. 1602. (359/1475.)
993. V. Harf, Anton, (Alsdorf) u. Johann v. Eifern (Stolberg) g. die
Wwe. des Thomas Borke (Eschweiler) : Störung der K. im Besitze eines
Höhlen Werks am Flüsschen Inde. Hofger. Düsseldorf. 1597. (361/1477.)
994. v. Harf, Anton, (Alsdorf) g. Anton Reeses Erben: Rückzahlung
Tun Darlehen im Betrage von 8000 rthlr. Seh. A. 1603. (362/1478.)
995. V. Harf, Anton, u. seine Ehefrau Ludgardc geb. v. Nesselrode,
lAMorf) g. Wilhelm u. Bertram v. Nesselrode (Stein u. Herten): Streit über
die Soccession in die von Bertram v. Nesselrode nachgelassenen, im Erzstift
Tob u. Herzogthum Jülich-Cleve-Berg belegenen Güter, namentlich die Herr-
iduift Stein im Fürstenthum Berg, Raedt im Fürstenthume Jülich, Herten
im Stifte Becklinghausen, Leiten in der Grafschaft Mark u. s. w. Rkg.
\m. (863/1479.)
170 Hermann Veltman
996. V. Harf, Anton, (Alsdorf) g. die Wwe. des Johann Kyff oder Kiffig-
(Cöln): Vindikation eines Hauses, genannt Bachheim, in der Langgasse zu
Cöln, als zur klag. Herrschaft Hürth gehörig. Hohes weltliches Qer. Cöln.
1605. (364/1480.)
997. V. Harf, Anton, (Alsdorf) g. Johann Nevelstein (Kellenherg) : Unbe-
fugtes Fangen der vom Hause Alsdorf weggelaufenen Kaninchen. Amt zii
Wilhelmstein resp. Hofger. Düsseldorf. 1609. (365/1481.)
998. V. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) g. Arnold Hoen v. Amsteradt (Glehn):
Streit über die Wiedereinlösung der Herrschaft Schönforst. Hofger. Düssel-
dorf. 1613. (366/1482.)
999. V. Harf, Anton, (Alsdorf u. Hürth) g. Hubert Richart (Cöln):
Zahlung von 400 rthlr. aus den vom K. für den V. geführten Renten-Rech-
nungen des Hauses Hürth, nun unbefugte Appellation des K's. an den Dekan
St. Georgii zu Cöln als apostolischen Nuntius. Der Offizial zu Cöln. 1614.
(367/1484.)
1900. V. Harf, Anton, (Alsdorf u. Hürth) g. Emmerich u. Johann Georg
Hurth V. Schoneck (Ringsheim): Störung der K. im Bezüge von jährlich 16
Müdde Roggen aus dem Hofe des V. zu Fronrath. Kurkölnisches Lehnger.
1614. (368/1485.)
1001. V. Harf, Robert u. Johann, (Geilenkirchen u. Landskron) g. Reinard
u. Hans Heinrich Waldpott v. Bassenheim (Königsfeld) u. ihre ünterthancn
zu Schalkenbach bei Ahrweiler: Streit der Landskronschen Unterthanen des
Kirchspiels Vinxt mit den Königsfeldschen Unterthanen zu Schalk über die
gemeinschaftliche Weide im Brühel, u. Eingriffe in die gemeinschaftliche
Jurisdiktion der Herrschaft Landskron im Kirchspiele Vinxt. Rkg. 1615.
(370/1487.)
1002. V. Harf, Anton, (Alsdorf) g. Bemard v. Romberg (Massen u. Wetter):
Zahlung rückständigen Heirathsgeldes der Mutter des K^s., einer Schwester
des Vaters des V., u. von 6000 Goldg. aus der von Franz v. Holtmühle her-
rührenden Erbschaft. Hofger. Düsseldorf. 1619. (371/1489.)
1003. V. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) g. Fürstl. Cleve-Märkische Räthe
(Cleve): Bestrafung des Denunziaten mit 2000 Goldg., weil er einen auf
dem Kirchhofe zn Nothberg begrabenen akatholischen Christen wieder hat
ausgraben lassen. Fürstl. Clevesche Regierung zu Cleve. 1621. (372/1490.)
1004. V. Harf, Gotthard, (Harf) g. Wilhelm v. Blittersdorf (Birgein):
Zahlung von 1800 rthlr. aus einer Abrechnung, u. dieserhalb Immission in
die Mühle u. Ländereien zu Wassenberg. Lehnkammer zu Wassenberg. 1 625.
(373/1493.)
1005. V. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) g. Hermann v. Hanxler, Herr von
Herstal (Lüttich): Rückzahlung eines Darlchns; Einrede des Zinswuchers.
Seh. des Landes Heyden resp. Hauptger. Jülich. 1627. (374/1494.)
1006. V. Harf, Damian, (Dreibom u. Grimburg) g. Diedrich Günther
(Gmünd): Bestrafung des V., weil er mit Erlaubniss des Burggrafen von
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 171
Heimbach in dem Gewässer bei Gmünd gefischt hat. Amt zu Heimbach im
Kr. Schieiden. 1627. (376/1495.)
1007. V. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) g. Wwe. Agnes Lehn geb. v. Inden:
Klage auf Bezahlung von Waaren u. Darlehns-Forderungen. Hofger. Düssel-
dorf. 1641. (379/1497.)
1008. V. Harf, Wilhelm, (Alsdorf) g. die Erben v. Paland, Graf v.
Schwarzenberg u. Otto v. Bongart (Nothberg): Rechnungslage über die
ReTennen des Hauses Nothberg. Kanzlei zu Düsseldorf. 1641. (380/1498.)
1009. V. Harf, Johann, (Dreiborn) g. Johann u. Hubert Kirch (Dreiborn):
Bestrafung der Angeklagten wegen Todtschlags an Johann Haesgen zu Drei-
bom. Ger. Dreiborn in I., Hauptger. Jülich in 11. Inst. 1650. (381/1499.)
1010. V. Harf. Balduin, (Alsdorf) g. Bertram Beissel v, Gymnichs Erben
(Schmied theim bei Gemünd): Aufrechthaltung der Familien- Verträge u. An-
erkennung des K's. als rechtmässigen Besitzers aller Harfschen Lehngüter.
Rkg. 1661. (383/1502a.)
1011. V. Harf, Balduin, (Alsdorf) g. Gebrüder Friedrich u. Franz Wil-
helm Beissel V. Gymnich (Schmiedtheira bei Gemünd): Gewaltthätigkeiten
1. Besitzstörungon. Hofger. Düsseldorf. 1662.* (384/1502b.)
1012. V. Harf, Johann, (Dreibom) g. Johann v. Wachtendonk (Biusfeld
u. DüflseldorO-' Mit-Erbrocht des K's. in die v. Binsfeldschen Güter nach
dem Tode des Wierich v. Binsfeld. Rkg. 1661. (385/1503.)
1013. V. Harf, Balduin, (Alsdorf u. Junkersdorf) g. Bertram v. Ncssel-
rode (Stein u. Herten): Zahlung von 500 rthlr. aus einem Handschoine des
Wilhelm v. Harf, Vaters des V. Hofger. Düsseldorf. 1664. (386/1504.)
1014. V. Harf, Johann, (Dreiborn) g. Johann v. Brembt (Xanten u. Cleve):
Erstattung von 384 rthlr., welche K. für eine von seiner Schwiegermutter
gekaufte goldene Kette an einen Goldschmidt zu Cöln gezahlt hat. Hofgcr.
Düsfteldorf. 1664. (387/1505.)
1015. V. Harf, Werner Friedrich, (Dreiboru) g. die Wwe. u. die minder-
jährigen Kinder des Grafen v. der Mark u. Schieiden (SafPenburg bei Ahrweiler):
Cadncität^-Erklärung des Lehnguts Dernau in der Herrschaft Saffenburg
wetren unterlassener Lehns-Erneueruug bei Veränderungen in der dominirenden
Hand. Gräfl. v. der Marksche Lehnkammer zu Saflfenburg. 1684. (388/1506.)
1016. V. Harf, Balduin, (Junkersdorf) g. Johann Heinrich v. Spiess (Bobcn-
heim): Abfindung der klag. Ehefrau vom Nachlasse ihres Vaters, des v.
Hwf zu Alsdorf. Kanzlei zu Düsseldorf. 1662. (389/1507.)
1017. V. Harf, Philipp Wilhelm, (Dreiboru) g. Kanzler v. Hochkirchen
(Düsseldorf): Streit über den Besitz des Erbmarschall -Amts u. Lchns im
FOntenthume Jülich, welches von Ewald v. Metternich zu Vettelhofen als
fendum promlscuum an den V. gediehen ist, resp. Abfindung des K's. davon
mit 3000 Goldg. Kanzlei zu Düsseldorf. 1688. (390/1508.)
1018. V. Harf, Philipp Wilhelm, (Dreiborn) g. den Freiherrn v. Hoch-
kirchen (Düsseldorf), modo Freiherr v. Vehlen, modo Freiherr v. Landsberg
172 Hennann Veltman
(Vehlen): Streit über den ßesitz des Erbmarschall- Amts im Färstenthonie
Jülich u. Sequestration desselben. Kanzlei za Düsseldorf. 1694. (391/1509.)
1019. V. Harf, Balduin, (Alsdorf) g. die Erben des Johann Heinricli
V. Spiess (Bobenheim): Zahlung von jährlich 800 rthlr. Dotalgelder für die
Ehefrau des K*s. Kanzlei zu Düsseldorf. 1688. (392/1510.)
1020. V. Harf, Anton, (Alsdorf) g. Carsilius Hürtgen (Kupfermühle):
Unbefugte Entsetzung des K's. aus dem halben Hofe zu Frohnrath, u. Ab-
findung desselben davon mit jährlich 27 Fl. u. 5 Müdden Roggen. Seh. zu
Bank resp. Kanzlei zu Düsseldorf. 1598. (393/1511.)
1021. V. Harf, Gebrüder, (Dreibom) g. Eleonore u. Marie Catharino
V. Harf (Dreibom): Erfüllung der väterlichen Disposition durch Abfindung:
jeder K. mit 6000 rthlr. Hofrath zu Düsseldorf. 1713. (399/1517.)
1022. V. Harf, Bertram, Wallrara u. Johann Wilhelm, (Dreiborn) g.
Bischof Peter Joseph v. Sierstorf (Antwerpen), vormals ßegens des Lauren-
tianer-Gymnasiums zu Cöln: Rechnungs-Ablage über die vom K. verwaltete
Einnahme der v. Harf-Landskronschen Fundation. Hofrath zu Düsseldorf.
1715. (400/1518.)
1023. V. Harf, Werner Friedrich, (Dreiborn) g. Christoph Ernst Franz
V. Roishausen (Fürnich ?): Zahlung von 5500 rthlr. Abfindung der Ehefrau
des K's., Eleonore v. Harf, vom elterlichen Nachlasse. Hofrath zu Düssel-
dorf. 1718. (401/1519.)
1024. V. Harf, Erbgenahmen, (Dreibom) g. Graf Johann Wilhelm v.Mander-
scheid (Blankenheim) u. General-Major v. Martial (Veynau oder Wenau): Streit
über den Besitz der Herrlichkeit u. des Ger. St. Antoni Garzen sammt Zu-
behör, namentlich einer Mühle u. 10 Morgen Land in der Grafschaft Blanken-
heim, womit der v. Martial nach dem Tode des Arnold v. Wachtendonk von
Binsfeld von Kurpfalz beliehen worden ist. Rkg. 1734. (402/1520.)
1025. V. Harf, Franz Ferdinand, (Dreiborn) g. die Regenten der Montaner-
u. Laurentianer-Gymnasien, als Inspektoren der v. Harfschen Fundation zu
Cöln, sowie die Vögte zu Geilenkirchen, Nideggen, Hülchrath u. Lechenich:
Aufhebung der zum Nachtheile der v. Harf-Geilenkirchschen testamen-
tarischen Disposition angelegten Arreste auf die Einnahmen im Erzstifte
Cöln, Herzogthum Jülich, Land Cornelimünster u. Herrschaft Crefeld, sowie
Anerkennung des vom K. neu angestellten Rentmeisters. Rkg. 1737. (403/1521.)
1026. V. Harf, Freiherr Johann Wilhelm, (Dreiborn) g. die Cistercienser-
Abtci Himmerod im Kr. Wittlich: K., als Besitzer des sog. Gellersheimer
Hof- u. Lehnger. zu Gelsdorf trägt g. die V. auf Caducitäts-Erklärung der
im Amte Neuenahr belegenen Brück- u. Klein- Aldendorfer Höfe wegen unter-
lassener Entrichtung der Churmüden an. Gellersheimer Hof- u. Lehnger. in
L, Hofger. Düsseldorf in IL Inst. 1739. (404/1522.)
1027. V. Harf, Damian Hyacinth, zu Dreiborn u. Domherr zu Trier, g.
Graf August Julius v. der Mark u. Schieiden (Schlciden u. Mannheim): Klage
wegen einer an dem klag. Förster in der Herrlichkeit Schieiden begangenen
Misähandlung. Geheimer Rath zu Düsseldorf. 1739. (405/1523.)
174 Hennann Veltman
1038. V. Hatzfeld, Franz, (Wildenburg u. Loewenburg) g. Paul Garz-
weiler: Vindikation des Gutes u. Hauses genannt „der wilde Mann** mit
Zubehör, als angeblich klag. Erbgut. Schultheiss u. Seh. Düren. 1550.
(488/1887.)
1039. V. Hatzfeld, Werner, ( Weiss weiler u. Wildenburg) g. Heinrich
V. Hatzfeld u. seine Ehefrau Anna geb. v. Hanxler (Wildenburg), Gerhard
V. Hanxler u. Jost v. Schorrenberg (Wildenburg): Störung des klÄg. Sohns
Adolph im Besitze des obern Hauses u. der Mitherrschaft zu Wildenburg,
Einfall der V. erst auf den Hof zu Eemem u. dann in des K's. Wohnung
zu Wildenburg. Rkg. 1577. (496/1895.)
1040. V. Hatzfeld, Heinrich, (Wildenburg), g. Werner, Adolph u. Georg
V. Hatzfeld (Weissweiler u. Wildenburg) u. Friedrich v. Reiffenberg (Crottdorf):
Landfriedensbrüchige Entsetzung der K. aus dem Hause Wildenburg u.
Plünderung derselben. Rkg. 1577. (499/1898.)
1041. V. Hatzfeld, Hermann, Werner u. Heinrich, (Wildenburg, Weiss-
weiler u. Balve) g. Georg v. Hatzfeld (Wildenburg): Novi operis nuntiatio
wegen Erbauung zweier Mühlen zum Nachtheile der Mühlen des K*s. im
Thale zu Wildenburg u. unter der Schwalenbaeh. Graf Heinrich v. Sayn
als Lehnsherr. 1582. (500/1899.)
1042. V. Hatzfeld, Johann, (Wildenburg) g. Wilhelm v. Hatzfeld (Wilden-
burg u. Weiss weiler) : Erfüllung des Vertrags, wonach der V. seinem Bruder
jährlich 400 Fl. als Abfindung vom elterlichen Vermögen entrichten soll. Rkg.
1589. (501/1900.)
1043. V. Hatzfeld, Wilhelm, u. cons. (Wildenburg u. Weiss weiler) g.
die Wwe. des Heinrich v. Hatzfeld, geb. v. Hanxler (Wildenburg): Streit
über die Herrschaft Wildenburg nebst Zubehörungen, soweit solche Cölnische
u. angeblich auch Weiberlehen sind. Kurkölnischc Kanzlei zu Bonn. 1613.
(511/1910.)
1044. V. Hatzfeld, Daniels Kuratoren, (Schönstein u. Wildenburg) g.
Johann Adrian v. Hatzfeld (Wildenburg) u. Wilhelm Heinrich v. Hatzfeld
(Weissweiler), auch die Grafen Melchior u. Herrmann v. Gleichen (Hatzfeld
u. Wildenburg): Störung des blödsinnigen K^s. im Besitze des Fideikommisses
Schönstein u. Eingriffe in die Jurisdiktion daselbst durch Verhinderung der
Justifikation einiger Hexen bei dem klag. Ger. zu Wissen. Rkg. 1651. (512/191 1.)
1045. V. Hatzfeld, Adolph Alexander, (Wildenburg, Weiss weiler u.
Schöustein) g. Wwe. v. Hatzfeld, Maria geb. v. Vellbrück, Mutter des K*s.
(Wildenburg, Weissweiler u. Schönstein): Rechnungs-Ablage über geführte
Vormundschaft, Rückgabe einer bei dem Ger. Friesenhagen deponirt gewesenen
Geldsumme, Herausgabe der unmittelbaren Reichsherrschaft Wildenburg als
eines reinen Mannlehns. Rkg. 1684. (517/1917.)
1046. V. Hatzfeld, Adolph Alexander, (Wildenburg, Weiss weiler n.
Schönstein) g. seine Mutter, Wwe. v. Hatzfeld, geb. v. Vellbrück, (Wildenburg,
Weissweiler u. Schönstein) : Rechnungs-Ablage über die Vermögens- Administra-
tion während der Minderjährigkeit des K's. Rkg. 1682. (518/1918.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 175
1017. V. Hatzfeld, Heinrich, (Wildenburg u. Weissweiler) g. Adolph v.
Gjmnieh (Gymnich), Arnold v. Binsfeld (Binsfeld) u. Bemard Quad v.
Landskron, f&r sich n. ihre Ehefrauen (Landskron): Zahlung von 1700
rthlr ans einer Gülten -Verschreibung der Wwe. des Damian v. Hatzfeld,
Regina geb. Quad. Bkg. 1588. (562/1964.)
1048. V. Hatzfeld, Wilhelm, (Weissweiler) u. Jacob Pesch (Friesheim) g.
Jacob V. Harfs Wwe. Catharine geb. Zweifel (Friesheim): Streit über den
Besitz einiger Weiden im Bezirke von Friesheim, lehnrührig vom Domkapitel
zu Cöln. Der Offizial zu Cöln. 1593. (565/1968.)
1049. V. Hatzfeld, Wilhelm, (Weissweiler) g. Floris v. Culenburg u.
Verwalter Friedrich Manderscheid (Paland): Störung des K*s. im Baue einer
neuen Kupfermühle durch novi operis nuntiatio. Bkg. 1612. (578/1994.)
1050. V. Hatzfeld, Wilhelm Heinrich, (Weissweiler u. Wildenburg) g.
Franz v. Spiring (Tüschenbruch) u. Adrian v. Neuland (Düsseldorf) Namens
ihrer Ehefrauen geb. v. Hatzfeld: Unbefugte Prätensionen der V. an K's.
Güter Weissweiler u. Münz, obgleich sie jeder mit 4500 rthlr. davon abgefunden
sind. Rkg. 1646. (580/1999.)
1051. V. Hatzfeld, Wwe. geb. v. Vellbrück, (Wildenburg u. Weissweiler)
g. die Töchter des Landschreibers Adolph Heumars (Steinbach, Cöln) : Zahlung
von 60 FL jährlicher wiederlöslicher Gülten aus dem dafür verpfändeten
Antbeile der V. an der Herrschaft Wildenburg. Einrede der Inkompetenz
wegen der Reichsunmittelbarkeit. Kanzlei zu Düsseldorf. 1662. (581/2003.)
1052. V. Hatzfeld, Adolph Alexander, (Wildenburg u. Weissweiler) g,
Peter Thoir (Cöln): Forderung von 250 rthlr. g. den V. als Erben seiner
GroMmotter geb. v. Brempt. Kanzlei zu Düsseldorf. 1682. (587/2010.)
1053. V. Hatzfeld, Adolph Alexander, (Weissweiler) g. Eberhard Graudt
n. andere Unterthanen (Weissweiler): Klage wegen Ueberlastung mit an-
gemessenen Frohnden, willkührliche Gefangensetzung der Seh. u. s. w. Hof-
kanzlei zu Düsseldorf. 1685. (587/2011.)
1054. V. Hatzfeld, Adolph Alexander, (Weissweiler) g. die Unterthanen
der Herrschaft Weissweiler: Erhölvung der Abgabe vom Bierbranen, Ueber-
bQrdnng mit Frohnden. Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1686. (588/2012.)
1055. V. Hatzfeld, Adolph Alexander, (Weissweiler) g. die Unterthanen
IL besonders Florenz Müller zu Weissweiler: Ungesetzmässige Justiz-Ver-
waltung in der Herrschaft Weissweiler. Hofkanzlei za Düsseldorf. 1687.
(589/2013.)
1056. V. Hatzfeld-Gleichen (AVildenburg), vcrwittwete Gräfin, u. Graf
T. Hatzfeld, (Weissweiler) g. die mittelrheinische Reichsritterschaft in der
Wetteran (Friedberg): Behauptung der K., dass sie u. ihre Unterthanen
der sonst zum Westfälischen Kreise gehörigen Herrschaft Wildenburg der
V. bloss zu den freiwilligen Ritter -Charitativ- Geldern verpflichtet seien,
den'D hergebrachter Fuss bei der Ausschreibung nicht verändert werden dürfe.
Rkg. 1714. — Abgeg. an G. H. Hessen, Geheimes Staats-Archiv zu Darm-
itftdt am 25. Juli 1849. (2020.)
176 Hermann Veltman
1057. V. Hatzfeld, Adolph Alexander, (Weissweiler) g. Hof- u. Justiz-
Rath zu Düsseldorf, Vogt zu Wilhelmsteiu u. Erben Müller (Weissweiler):
Attentate in der vom Ger. zu Weissweiler an den Hof- u. Justiz-Bath za
Düsseldorf yia appellationis gediehenen Sache Clarwasser g. Müller. Bkg.
1674. (596/2023.)
1(^. V. Hatzfeld, Graf, (A.) g. Graf v. Vellbrtick (Düsseldorf): Zahlung
von 4000 rthlr. Dotal-Gelder. Geheimer Rath zu Düsse)dorf. 1 748. (598/2028.)
1059' V. Haugsburg oder Augsburg oder Hacksburg, Kornelius, u. Heinrich
Beulart, g. Gerhard van Schyn, genannt Pannen Gerhard: Zahlung von 10 FL
jährlichen Zinses aus dem Erbe Beulartstein vor dem Pont-Thore bei A.
Seh. A. 1536. (609/2109.)
1060. Haupt, Wilhelm, (Düren) g. Gilg Kremers (Düren): Nicht ersichtlich.
Seh. Düren. 1540. (611/2123.)
1061. Haupt, Wilhelm, (Düren) g. Michael v. der Wehe, Namens des
Priesters Jacob im Winkel (Düren): Nicht ersichtlich. Seh. Düren. 1541.
(612/2124.)
1062. Haupt, Michael, g. Bartholomäus Schörers Erben: Snccession in
den Nachlass des Soldaten B. Schörer; Gegenforderung u. Betention wegen
der Alimente, welche die Grossmutter des V., Wwe. Wüsterath, dem Soldaten
B. Schörer verabreicht hat. Seh. A. 1673. (615/2129.)
1063. Haupt, Michael, g. Bartholomäus Schörers Erben: Zahlung von
2264 rthlr. für den Nachlass des B. Schörer, welchen V. sich angemasst hat;
Gegenforderung für Kostgeld. Seh. A. 1699. (616/2130.)
1064. Hauptmann, Herrmann, Peter de Beils u. cons., g. Schöffe Gerhard
Ellerbom* u. Amtmann Job. Fischer: Unbefugte Arrest- Anlage auf die Pen-
sionen u. Güter der K. durch den Jülichschen Amtmann Fischer in A. auf
Antrag des vormals Niederländischen Bittmeisters Eilerborn wegen bedeutender
Forderungen desselben. Bkg. 1589. (618/2133.)
1065. Hausmann, Mathäus, g. Roland Bock: Iigurien, bei Gelegenheit
der Vertreibung des alten Baths aus A. begangen. Seh. A. 1513. (627/2164.)
1066. Hausmann, Bemard, g. Carl Heuchler u. Johann v. Esch weiter:
Recht des K^s. zur Anlage von 3 Weihern im faulen Broch in der Aachener
Heide u. Widerspruch dagegen von Seiten der V. als Besitzer der unterhalb
liegenden Kupfermühle. Seh. A. 1658. (2056/6633.)
1067. Hausmann, Bernard, g. die Alexianer zu A.: Wasserlauf in zwei
Lohehäuser. 1719. (634a/2179b.)
1068. Hecket, Wilhelm, (Lobberich bei Jülich) g. Amd Delis (Amern
St. Anton): Streit über den Besitz der von Catharine Delis zu Amern St.
Anton nachgelassenen Grundstücke. Ger. Niel resp. Hauptger. Jülich. 1534.
(686/2315.)
1069. Hegen, Peter, u. cons. (Poulheim) g. Anton Schlamme u. cons.
(Poulheim im Lande Jülich): Herausgabe des Nachlasses der Gertrud Koppe.
Schultheiss u. Seh. Jülich. 1528. (726/2421.)
*) Vgl. Zeitsohrift des Aachener Oesobichts-Vereina Bd. XV, S. 96 ff.
Aachener Prozesse am Eeichskammergericht. 179
Kirchspiels mit neuen Abgaben, insbesondere mit Landvermessungs-Kosten.
Rkg- 1714. (847/2634.)
1096. Heimbach, Isaac, oder Hembacb, g. Catharine Hcmbach, Wwe. Salme :
Vorenlhaltung der der K. gehörigen Kleider, Möbel u. anderer Effekten.
Sek A 1648. (2036/6579.)
1097. Heine, Johann, (Erberig, Landkr. Jülich) g. Johann Sartorius,
gewesener Pfarrer zu Lohn, Landkr. Jülich: Anklage wegen falscher An-
scbaldignng der Verfertigung eines Fehdebriefs. Hofger. Düsseldorf. 1585.
tS59/2677.)
1098. Heinrich, Johann, (Comelimünster) g. Wienold Steven (Corneli-
münster): Schutz des K's. im Besitze einiger Grundstücke. Seh. Comeli-
münster. 1664. (867/2706.)
1099. Heinsberg, Dechant u. Kapitel der Kollegiat-Kirche zu Heins-
berg, g. die Erben des Paulus Dussel, namentlich Arnold Dussel (Linzenich)
ü. Heinrich Herweg (Herwegen): Schutz der K. im Besitze des bewegLchen
Naehlasses ihres verstorbenen Konfraters, des Kanonikus Paul Dussel zu
Eeinaberg. Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1676. (871/2717.)
1 100. Heinsberg, Stadt, g. die vier Untergerichte u. Gemeinden des Amts
Heinsberg zu Brachelen u. s. w. *: Verpflichtung der verkl. Stadt, zu den
gemeinen Landsteuern u. anderen Kontributionen den 6. Theil beizutragen.
Kanzlei zu Düsseldorf. 1648. (2061/6646.)
1101. V. Heinsberg, Hugo, (Burtscheid) g. Johann Steffartz (A.): Streit
ober die Höhe von Zinsen. Seh. A. resp. Vogt u. Seh. Burtscheid. 1554.
<872/2718.)
1102. V. Heinsberg, Johann Herrmann, Pfenningmeister, (Jülich) g. die
Erbgenahmen Beiweg, namentlich Geschwister Therlacn, Kinder des Doktors
Heinrich Andreas Gail u. cons. (Cöln): Streit über den Nachlass des Kanonikus
t'hristi&n Ludwig v. Gail zu Heinsberg u. namentlich über dessen Vis Antheil
w dem Nachlasse seines Vetters Johann Marx v. Beibeg, wozu das Haus
Wichterich u. s. w. gehören. Rkg. 1658. (875/2721.)
1103. Heinsberg, ('omelius, Ehefrau Heinrich Siebert u. Johann Schmidt,
«Jülich u. Cöln) g. die Wwe. des Johann Wilhelm Walbot v. Bassenheim
(Olbrüek im Kr. Ahrweiler): Abtretung der Unterpfänder, namentlich der.
^hmöhle u. der Zehnten in der Herrlichkeit Olbrüek, u. des Hofes nebst
'Zubehör zu Olehn in der Reichsherrschaft Burgbrohl wegen unterbliebener
Röckzahlung verschiedener Darlehen. Rkg. 1684. (876/2722.)
1104. Heiusberg, Cornelius, Ehefrau Heinrich Sichert u. Johann Schmiedts,
(Jölirh n. Cöln) g. die Wwe. Walbot v. Bassenheim (Olbrüek): Darlehu
^on 20OO rthlr., wofür Besitzungen in den Herrlichkeiten Olbrüek u. Burg-
brohl verpfändet sind. Rkg. 1698. (877/2723.)
1 105. Heinsberg, der Minorennen Vormund, Kanonikus Sieberts, (.Tülich,
Cöln) g. Franz Ferdinand Daniels (Jülich): Konsolidation von 29 Morgen
', Vgl. Fabriciu«, Die Torritorion der Rbeinprovinz von 16lK>— 1794 (Erliluterungt'U
*"tti g«»chiohtlich«*n Atlas i^er Rbeinprovinz B«l. Uj S. 2(>».
12*
180 Hermann Veltman
Land, welche V. bei ihrem adeligen „Bahrengute'^ zu Münz besitzen, mit
dem „Gritter- oder Nesselrods-Gnte** des K's. in Münz. Kurpfälzischer Geheimer
Rath zu Düsseldorf. 1713. (878/2724.)
1106. V. Heinsberg, Cornelius Hermanns Erben, (Jülich u. Cöln) g.
Gräfin* Marie Gertrud v. Berlepsch u. ihre Gläubiger (Mylendonk): Zahlung
von Schulden, welche die V. beim Ankaufe der Herrschaft Mylendonk von
den Herzogen v. Croy übernommen haben u. wofür die Gefälle dieser Herr-
schaft verpfändet sind. Rkg. I7I3. (879/2725.)
1107. Heistersche Familien-Fundation, der dazu berufene Dr. juris Johann
Peter Brand, (Jüchen) g. Johann u. Christoph Lennart (A.): Streit über das
Vorzugsrecht zu der Gerkrath-Heisterschen Studien-Rente. Bürgermeister
u. Rath. zu A. 1775. (890/2756.)
1108. Hellebrand, Heinrich, g. Lorenz Sadelmachers Wwe.: Aufhebung
eines auf Antrag des V. wegen Zahlung des Kaufpreises für 1000 Pfund
Kupfer auf das Vermögen des K's. angelegten Arrestes. Seh. A. 1553.
(910/2822.)
1 109. V. Hellentbal, Johann Peitzens Ehefrau, (Hellenthal) g. Graf Werner
V. Salm-Reifferscheid (Reifferscheid) : Unbefugte Verhaftung des Ehemanns
der E. zu Reifferscheid wegen angeblicher Misshandlung. Rkg. 1595.
(920/2896.)
1110. V. Hellerberg, Dietrich, Zöllner zu Jülich, g. Johann v. Marken
(Herl im Lande Falkenburg): Zahlung des Kaufpreises für Haus u. Hof,
welche die Eltern des K*s. zu Jülich besessen haben. Schultheiss u. Seh.
Jülich. 1536. (924/2912.)
1111. Helling, Johanns Wwe., u. cons. (Heinsberg) g. Catharine Heramers-
heim u. Bernard u. Hube Helling (Heinsberg): Streit über die Theilung des
elterlichen Vermögens zwischen Kindern verschiedener Ehen. Hofger. Düssel-
dorf. 1583. (925/2916.)
1112. V. Hennet, Adrian, Pfalz-Neuburgscher General- Wachtmeister,
(Beck) g. Jülich-Clevesche Beamte, Adolph Wienand v. Hochkirchen u. Johann
V. luden (Randerath): Bestrafung des V. wegen verbotener Ausübung der
Jagd. Fürstl. Jülichsche Beamte zu Randerath resp. Düsseldorf. 1664.
(974/3166.)
1113. Henrich, Gerhard, g. Leonhard Hees u. den fiskalischen Anwalt:
Konfiskation von zwei Fässern unter fremden Namen u. unter Umgehung der
Accise eingeführten Gels. Bürgermeister u. Rath zu A. 1699. (987/3200.)
1114. Henrich, Peter, (im Lande Cornelimünster) g. den Cornelimünster-
schen Fiskal zu Cornelimünster: Nullität eines g. den K. wegen Kirchen- u.
Strasseuraubs eingeleiteten Untersuchungs- Verfahrens. Rkg. 1791. (Extra-
judicialia 31.)
1115. Hentsch, Johann, (Düren) g. Schultheiss u. Seh. des Ger. zu
Düren: Syndikats-Klage wegen Nichtigkeiten im Prozesse der Agatha v.
Lohne g. den K. wegen Herausgabe einer Kiste. Rkg. 1523. (1001/3225.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 181
1116. Hentsch, Johann, (Düren) g. Schul theiss u. Seh. za Düren: ürtheils-
Vollstreckung in Sachen des K's. g. Wilhelm v. Lohe. Rkg. 1528. (1002/3226.)
1117. Hentsch, Johann, (Düren) g. Gerhard v. Flodorf (Burgau) : Heraus-
gabe Yon IVi Morgen Wiesen am Mühlenteiche zu Niederau belegen. Schult-
beiss u. Scb. zu Kreutzau resp. Hauptger. Jülich. 1527. (1008/3227.)
1118. Hentsch, Hillebrand, (Düren) g. Schultheiss Diederich (Kreutzau):
Ertbeilnng eines Kaiser!. Geleits- u. besondem Schutz-Briefs. Rkg. 1532.
(1004/3228.)
1119. Hentsch, Hillebrand, (Düren) g. Herzog Johann v. Jülich-Cleve-
Berg (Cleve): Missachtung des Kaiserl. Geleits-Briefs durch Verhaftung
des K's. seitens des Schultheissen zu Kreutzau. Rkg. 1583. (1005/3229.)
1120. Hentsch, Johann u. Hillebrand, (Düren) g. Johann Nickel (Pier)
u. Schultheiss Diederich (Kreutzau): Anklage wegen nächtlichen Einbruchs
in ein Haus. Schultheiss u. Seh. Düren. 1532. (1006/3230.)
1121. Hentsch, Johann, (Düren u. Niederau) g. Heinrich Leineweber
(Bühl): Streit über den Verkauf einer Erbschaft zu Niederau. Schultheiss
u. 8ch. Niederau im Kr. Düren. 1533. (1007/3231.)
1 122. Hentsch, Johann, (Düren) g. Johann Kerken (Düren) : Streit über
den Besitz eines von dem Herrn zu Bnrgau ausgethanen Guts. Hauptger.
Jülich. 1534. (1008/3232.)
1123. Hentsch, Johann, (Düren) g. Kuno v. Vlatten (Froitzheim) u. die
Schultheissen zu Düren, Kreutzau, Jülich u. s. w.: Bruch des dem K. er-
theilten Kaiserl. Geleits durch seine Verhaftung auf dem Wege nach Winden
wegen Verbrechen. Rkg. 1536. (1009/3233.)
1124. Hentsch, Johann, (Düren) g. Wilhelm Deutgen u. cous. (Düren):
Herausgabe der vom K. bei dem V. hinterlegten 400 Goldg. Schultheiss u.
8cL Düren. 1537. (1010/3234.)
1125. Heppen, Theis, (Sievernich) g. Bcla oder Beyl im Hof (Sievernich):
Streit über den Besitz eines Halfenhofs zu Sievernich. 0er. Distemich resp.
Haapt^er. Jülich. 1539. (1012/3256.)
1126. Herbrand, Johannes u. Dominikus, (Burtscheid) g. die Wwe. des
Xicolaus Gade, Barbara geb. Maubach (Burtscheid): Wechselseitiges u. reci-
prokes Testament der Eheleute Nicolaus Gade u. Leibzuchts-Besitz eines
Hausee zu Burtscheid. Ger. der Herrlichkeit Burtscheid u. Seh. A. 1667.
(1018/3276.)
1127. V. Herl, Wilhelms Kinder Vormundschaft, g. des Hufschmieds
Wilhelm v. Herl Wwe.: Der Nachlass des Wilhelm v. Herl. Seh. A. 1558.
0033/3345.)
1128. v. Herle, Eva, Wwe. des Heinrich Becker, g. Heinrieh Meers,
^nannt Vouken: Streit über die Snccession in den Nachlass der Eheleute
Heinrich Vouken. Seh. A. 1537. (1032/3344.)
1129. V. Hermansbom, Diedrich, (Cornelimünster) g. Carsilius auf der
Bnichfltrasse (Cornelimünster): Streit über den Besitz von zwei Morgen
Land. Abteiliebes Lehnger. Comelimtüister. 1534. (1089/3884.)
182 Hermann Veltman
1130. Herper, Lambreeht, g. Agnes Schyns, Wwe. des Lambrecht Zillis:
120 Fl. aus einem Schuldscheine. Seh. A. 1528. (1047/3406.)
1131. Herper, Johann u. Cäcilie, (Kreuzau) g. Gerhard Herpcr (Düren) :
Theilung des elterlichen Nachlasses, insbesondere eines Erbes zu Steprode.
Seh. Niederau u. Hauptger. Jülich. 1528. (1048/3407.)
1 132. Herpers, Maria Ida, g. Theodor Kanzler : Inhibition der Repara-
turen an einem Hause der K. am Markte zu A. Seh. A. 1766. (1049/8408.)
1133. V. Hersei, Johann, (im Gerichte Hochkirchen) g. Heinrich v. Marken
(Düren) : Eine jährliche Kornrente von 1 7 Malter Korn aus dem Hofe Gerbst^n,
welche das Kloster des Ordens St. Wilhelmi zum Paradiese bei Düren dem
V. cedirt hat u. welche der K. jetzt ablösen will. Seh. Hochkirchen u. Haupt-
ger. Jülich. 1535. (1066/3442.)
1134. Hersei, Gerhard, (Birgein) g. Martin Bleie (Margraten): Differenzen
wegen rückständiger Pacht u. Meliorationen zwischem dem K. als gewesenen
Halfen des Engelbrecht v. Birgel, antecessor des V. in thoro. Seh. A. 1561.
(1068/3444.)
1135. V. Hersei, Gerhard, (Gevenich im Kr. Erkelenz) g. Werner Busch
u. Heinrich Esser (luden): Vindikation von 47 Morgen Ackerland, welche
dem K. zu seinem Hofe Gevenich wegen Alienation derselben Seitens der
V. heimgefallen sind. Lehnkammer zu Wilhelmstein resp. Hofger. Düssel-
dorf. 1567. (1069/3445.)
1136. V. Herscl, Gerhards Wwe. u. Kinder, (Jülich) g. Gotthard v. Metter-
nich (Zievel) : Vindikation eines Hofes zu Golzheim, welchen V. von Reinard
Bück geerbt hat. Ger. Golzheim resp. Hauptger. Jülich. 1566. (1070/3446.)
1137. V. Hersei, Gerhards minderjährigen Sohnes Vormundschaft, g. Rein-
hard V. Bocholz, Abt des Kaiserl. Stifts Corvey: 500 rthlr. u. 150 Goldg.,
welche der Abt Caspar zu Corvey seinem Vetter Gerhard v. Hersei bei seinem
Feldzuge nach Russland im J. 1553 vorgeschossen hat. Hofger. Düsseldorf.
1575. (1071/3447.)
1138. V. Hersei, Johann, Fürstl. Brüstenmeister (?), (Jülich) g. Wilhelm
u. Werner v. dem Bungart (Heiden u. Pfaffendorf): Einlösung der sog. Schon-
rader (iüter in u. bei Pfaffendorf, kurmüthig der Acbtissin zu Essen u. von
Damian v. Haren an Johann v. Schonrader versetzt. Hofg^r. Düsseldorf resp.
Ger. Düren. 1583. (1072/3448.)
1139. Hertay, Nicolaus Joseph, Dr. juris (Wetzlar), als Cessionar des
Kanonikus v. Harcking (Worms) g. den Pfalzgrafen bei Rhein als Herzog
zu Jülich u. Berg (Mannheim u. Jülich): Promo torialien in Sachen der K.
g. den Obristen Ludwig du Jarry de Laroche zu Jülich wegen Herausgabe
des Antheils an dem Nachlasse des Heinrich Emonts zu Mastricht. Rkg.
1758. (1087/3474.)
1 140. Herten, Adam, früher Peter Fassbender, (Düren) g. Otto Heinrich
V. Kolf (Hausen u. Vettelhofen) : 4567 Fl. für Waaren laut Abrechnung
u. dieserhalb Immission in die Güter des V. zu Kanweilen im Amte Nörvenich
u. Xeurath im Amte Caster. Kanzlei zu Düsseldorf. 1666. (1082/3458 b.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 188
1141. V. Herten, Walburgis, Wwe. des Wennemar Elöckner, genannt
Koch, g. Mathäus Althabig: 600 rthlr. aus einer Handschrift u. Arrest
auf das Vermögen des V. Seh. A. 1616. (1090/3481.)
1112. Herzog, Johanna, g. Johann Buch u. seine Ehefrau geb. Herzog
(Eschweiler) : Theilung des Nachlasses des Nicolaus Herzog, namentlich
zweier Häuser unter einem Dache zu A. belegen. Seh. A. 1550. (1160/3589.)
1143. de Hessele, Dionisius, g. Wwe. u. Kinder Beuget: Hypotheken-
Forderung an das vom V. gekaufte Kloppcrsche Haus. Seh. A. 1712.
(1176/3667.)
1144. V. Hettern, Rütger, u. Anton de la Plass [de la Place *], g. Carsilius
FiMiher: Entschädigungs-Forderang von 1000 rthlr., weil die V. als Anführer
der Rebellen beim Tumulte zu A. den K. auf den Markt geholt u. dort miss-
handelt haben unter dem Verwände, er habe ein Schmähgedicht g. sie ver-
breitet Seh. A. 1617. (1198/3908.)
1145. Hetting, Lorenz, (?) g. Johann Rübe (Merzenich): Schöffen-
zeugniss, wonach die Eheleute Niess von St. Amoldsweiler ihrer Enkelin
Catharine, Tochter des Johann Rübe, verschiedene Grundstücke als Heiraths-
gut versprochen haben, wahrscheinlich Bruchstück eines Prozesses. 1570.
(1200/3918.)
1146. V. Hetzingen, Damian, (Hetzingen im Amte Nideggen) g. die
Wwe. des Wilhelm vom Berge, genannt Blense, Eva geb. v. Hetzingen
(Blens): Besitz von Gütern in der Herrlichkeit Monjoie. Der Landdrost zu
Nideggen resp. Kanzlei zu Jülich. 1540. (1201/3983.)
1 147. V. Hetzingen, Eva, Wwe. vom Berge, (Blens) g. die Wwe. des Anno
?. Salm (Zülpich): Spolicn-Klage in Betreff von 40 Morgen Land im Dingmale
von Pyme '^ gelegen. Seh. zu Pyrno resp. Hauptger. Jülich. 1541. (1202/3934.)
1148. V. Hetzingen, Adolph u. Emmerich, u. cons., (Eschweiler) g.
Gebrüder v. Nesselrode (Cöln) : Immission in den halben Domhof zu Eschweiler.
Hofger. Düsseldorf. 1584. (1203/3935.)
1149. V. Hetzingen, Adolph, u. Emmerichs Wwe., (Eschweiler) g.
Emmerich Htirdt v. Schöneck (Posch) u. die Wwe. des Johann Hürdt v. Schöneck
(Keinsheim): Streit über die von den Eheleuten Rheinard Hürth v. Schöneck
nachgelassenen, im Stifte Trier, der Stadt u. im Stifte Cöln u. im Fürsten-
thume Jülich liegenden Güter. Rkg. 1603. (1204/3936.)
1150. V. Hetzingen, Adolph, u. Emmerichs Wwe., (Eschweiler) g.
Emmerich Hürdt v. Schöneck (Pesch im Amte Linn): Nicht ersichtlich. Hofger.
Düsseldorf. 1605. (1205/3937.)
1151. V. Hetzingen, Adolph, u. Emmerichs Wwe. u. Ehefrau des Johann
(irein, Barbara geb. v. Hetzingen, (Eschweiler) g. Emmerich Hürdt v. Schöneck
(Iteinsbeim): Immission in das Haus u. den Lohnhof zu Eschweiler wegen
«; Vgl. Hang OD, Geschichte Achens Bd. II, S. 232.
'; Oi'inoint ist der Dingstuhl vou Pier und Merken (Kr. Düren); vgl. Fahrioini
•. ft. O. S. 271.
184 Hermann Veltman
Nichtzaiüiing einer jährlichen Rente von 36 Goldg. Kölnisches Lehnger. zu
Aldenhoven. 1606. (1206/3938.)
1152. V. Hetziugen, Adolph, (Eschweiler) g. Abraham Kalkbrenner,
(Eschweiler) : Versagte Einwilligung zur Erbauung einer Knpfermülile auf
dem Eschweiler Busche im Hasselt bei der Pumpe. Pfalz-Neuburgsche
Rechnen-Kammer zu Düsseldorf. 1617. (1207/8939.)
1153. V. Hetzingen, Johann Werner u. Adolph, (Eschweiler) g. Abraham
Kalkbrenner (Eschweiler) u. die Seh. u. Vorstände der Freiheit Esch weilen
Unberechtigte Erbauung einer Kupfermühle an der Inde auf einem Stücke
der Gemeinde gehörigen Landes, welches die Vorstände der Freiheit dem
Kalkbrenner zum Nachtheile des vom Domkapitel zu Cöln lehnrührigen
Hauses Eschweiler verkauft haben. Kanzlei zu Düsseldorf. 1631. (1209/8941.)
1154. V. Hetzingen, Johann Werner, (Eschweiler) g. Bonifacius u. Johann
Wilhelm v. Siegen (Sechtem): 5000 Goldg. Heiraths- u. Abfindungssumme der
Wwe. des Werner v. Kindsweiler, Cäcilic geb. v. Hetzingen. Kanzlei zu
Düsseldorf. 1664. (1208/3940.)
1155. V. Hetzingen, Adolph, u. sein Schwager Adolph v. Elmt, (Eschwciler
n. Burgau) g. Emmerich Hurdt v. Schöneck (Hurten), modo Wwe. v. Metter-
nich, (Udelhoven) : Inmiission der K. in den Hof der V. zu Dürwiss wegen
Darlehnsforderungen. Lehnger. Wilhelmstein resp. Hofger. Düsseldorf. 1621.
(1210/3942.)
1156. V. Hetzingen, Johann Werner, (Eschweiler): g. Wwe. v. Helm,
geb. V. Nesselrode (Burgau): 3500 rthlr. aus einem Vergleiche über Forderungen,
herrührend vom Nachlasse der Wwe. v. Hetzingen, Margaretha geb. v. der
p:hren. Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1665. (1211/3943.)
1157. Heuer, Thomas, u. cons. (Call) g. Franz Wilhelm Staadfeld
(Schieiden): Wiederlösung der sog. Schurzgüter von den gegenwärtigen In-
habern auf Grund eines Vertrags von 1480. Kanzlei des Grafen v. der
Mark zu Schieiden. 1689. (1211/3953.)
1158. Heupken, Johann Heinrich, Isabelle, Gottfried v. Strauch, uxor.
nom., g. Bell-Lalier u. Compagnie: Wechselschuld von 490 neuen Louisd'or,
u. dagegen geforderte Aufrechthaltung eines mit den Gläubigern des Vaters
der Appellanten geschlossenen Vergleichs, welchem zufolge die Nutzniessung
der Fideikommissgelder den Appellanten ungeschmälert verbleiben soll. Seh. A.
1785. (1219/3967.)
1159. Heuschreiber, Wilhelm, (Jülich) g. Johann v. Hatzfeld (Weiss-
weiler): Herausgabe einiger Erbgüter bei Kesseler. Schultheiss u. Seh.
Kesseler. 1529. (1224/3987.)
1160. Heuscl, Georg, gf. Johann van Vaels: Herausgabe eines Hauses
u. anderer elterlicher Erbgüter (Carsten vom Vaels u. Giertraud Randolffs)
zu A. Seh. A. 1626. (1226/3992.)
1161. Hex, Heinrich, g. Jacob Maubach: 100 S Flämisch aus einer
von Franz Henrich ausgestellten vom V. acceptirten Assignation. Seh. A.
1650. (2078/6687.)
Aachener Prozesse am Beichskammergericht. 185
1162* Hex, HermaDn, Johann, Elisabeth n. Agatha, (Mastricht), g.
Johann Dnlsing, Johann Frombach, Johann Schmidt, oxor. nom. (A., Berg
tt. s. w.): Nicht ersichtlich. Schultheiss u. Seh. Wyler. 1555. (1232/4081.)
1163. Hilberich, Emimd, g. Jacob v. dem Weyer: Operis novi nuntiatio
wegen Erbauung eines Bankhauses. Magistrat zu A. 1652. (1235/4051 a.)
1164. Hill, Michael, g. Johann Wunderlich: Operis novi nuntiatio g.
Aufführung einer Mauer von Seiten des Haus-Nachbars. Seh. A. 1685. (1252/4088.)
1165* V. Hillenberg, Dr. Dieterich, u. cons., (A. u. Jülich), g. Dr. Martin
Schnell (Cöln) : Injurien in Prozessschriften. Jülich-Bergsches Hofger. Düssel-
dorf. 1585. (1254/4097.)
1 166. T. HiUensberg, Anna Maria, Wwe. geb. v. Muehlendonk [Mylendonk],
nachher Wilh. y. Blanche Wwe., u. cons., (A. u. Schoenau) g. Maximilian
Amand y. Muehlendonk (Fronenbruch): Schutz im Besitze der Herrschaft
Schoenau' bei A. Ekg. 1693. (1255/4098.)
1167. y. HiUensberg, Andreas, als y. Buechelscher Erbe, (A.) g. Heinrich
Johann y. Elyerfeld u. cons., vorher Heinrich Schall y. Bell (Herbede):
Suecession in einige von Catharine y. Hackenbrock herrührende Erbgüter im
Herzogthume Jülich. Jttlich-Bergsches Hauptger. Jülich. 1699. (1256/4099.)
1168. y. Hillesheim, Conrad, u. cons. (Kaltenbom) g. Hans y. Hillesheim
iNOhn, Nön bei A.): Succession in das Haus Nöhn u. andere vom Daniel y.
Hilieeheim hinterlassene Erbgüter u. dagegen behauptete Schenkung unter
Lebenden. Rkg. 1595. (1260/4107.)
1160. HiUing, Marie, u. ihre beiden Söhne, g. Jude Simon: Schuld forderung
Ton 318 u. 64 Fl. Seh. A. 1567. (1266/4119.)
1170. y. Hinsberg, Leonhard, g. Maria Gebel: Wiederlösung eines um
9 Fl. jährlichen Zins oder 135 Fl. verkauft gewesenen Hauses zu A. Seh.
A. 1522. (1283/4175.)
1171. y. Hinsberg, Qerhard, g. Hermann Kremer: Nicht ersichtlich.
ScL A. 1584. (1284/4176.)
1172. y. Hinsberg, Adam, (Burtscheid) g. Gerhard v, Eilerbronn (Burt-
»cheid): Injurien-Klage wegen ehrenrühriger Weigerung des Beklagten neben
dem K. zu Qer. zu sitzen. Ger. Burtscheid. 1538. (1285/4177.)
1173. Hirtz, Jacob zum, u. Ingermann v. der Wehr, g. Ingermann y.
Aldenhoven (Jülich): Nicht ersichtlich. Schultheiss u. Seh. Pier. 1548. (1298/4309.)
1174. Hoch, Johann, (Eschweiler), g. Gillis Barth (Norvenich): Nicht
enichtlich. Fürstl. Jülichsches Hofger. Düsseldorf. 1566. (1307/4343.)
1 175. Hoch, Johann Gerhard Kunibert, g. v. Hauzer, Schöffenrathsprätor
0. cons.: Verzögerte Bechtshülfe in einer Streitsache mit den Baumeistern
ZQ A. u. den Nachbarn des K's., betreffend die Benutzung eines im Hofe
desselben belegenen Weiherchens, auch freien Zugang zu demselben. Rkg.
1757. (1808/4344.)
1176. Hoch, J. G. Kunibert, g. Wilhelm Mainz: Streit über ein am
Haofle dcfl K*8. angebrachtes Begendach. Seh. A. 1766. (1809/4345.)
*; VgL ZeiUchrift des Aachener Qesohiohtsvereins Bd. VI, S. 81 ff.
186 Hermann Veltraan
1177. V. Hochkirchen, Jobst, (?) g. Engelbrecht Metzger: Nicht ersicht-
lich. Seh. A. 1515. (1316/4359.)
1178. V. Hochkirchen, Roland, u. cons. (Jülich) g. Franz v. Reuschen-
berg, Deutsch-Ordens-Kommenthur (Siersdorf): Wiederlösung einiger Stücke
Ackerland zu Friedenaltenhofen (Freialdenhoven), welche ohne Consens des
Land kommenthurs verkauft worden. Seh. Friedenaltenhofen. 1541. (1511/4875.)
1179. Hochstein, Peter, u. cons. (Gevenieh) g. Stephan Hechseischneider
u. cons., fdr Dietrich Merk (Arnoldsweiler bei Düren): Rückgabe zweier vom
Beklagten als Leibzucht innegehabter Häuser zu Gevenieh an den eigent-
lichen Erben, weil Beklagter dieselben verfallen lasse. Vogt u. Seh. des Ger.
Boseler, (Boslar). 1590. (1320/4366.)
1180. V. Hochstetten, Philipp Karls Wwe., Marie Anna Clara geb. v.
Blanckart (Heyden) g. Freiherr Wolfgang Werner Joseph v. Leerodt (Leerodt) :
Herausgabe von einem Drittel der v. Heydenschen Güter mit bezogenen
Interessen u. der Zinsen der im Ehevertrag Ferdinands v. Bongart mit Marie
V. Nesselrode bedungenen Mitgift. Churpfälzischer Geheimer Rath zu Düssel-
dorf. 1700. (4370.)
1181. V. Hochstetten, Philipp Carls Wwe., Marie Anna Clara geb. v.
Blankart (Heyden) g. Johann Adolph v. Hochstettens Wwe., Marie Franziska
geb. V. Spett (Cöln): Anfechtung des Testaments u. der Fideikommissstiftung
Philipp Carls v. Hochsteden, Edition des Inventars von dessen Verlassen-
schaft, Allodialeigenschaft des Guts Velde. Rkg. 1702. (1324/4371.)
1182. V. Hochsteden, Marie Anna Clara, geb. v. Blankart (Heyden) g.
Maria Franziska v. Hochsteden geb. v. Speth (Cöln): Succession in den
lehnbaren Rittersitz Velde. Churkölnische Lehnkammer zu Bonn. 1702.
(1326/4374.)
1183. V. Hoedingeu, Arnold Garz, (Hoengen) g. Simon Schmidt u. dessen
Ehefrau Nüllin Garz (Hoengen): Elterliche Erbtheilung. Schultheiss u. Seh.
Siersdorf. 1532. (1338/4437.)
1184. V. Hoen, Ide, Wwe. Rogers v. Kauerberg, nachher vermählte v.
Sachsen (Düsseldorf) g. Goddert u. Rudolph v. Kauerberg, genannt Meve,
als Testamentserben Rogers v. Keuerbcrg (A.): Immission in die Erbsehaft
des Hauses Kalkobcnd (Kalkofen b. A.) u. davon kommende Zinsen ad 2800
rthlr. Seh. A. ll$49. (1355/4474.)
1185. V. Hoen, Marie Amalie Christine, Franz Arnolds Wwe., u. cons.
(Dürbosslar) g. Carl Hngo v. Metternich (Müllcnark) : Abtretung des Reuschen-
dörfer Hofes. Kurfürstl. llofrath zu Düsseldorf. 1099. (1359/4478.)
1 186. V. Hoen, Marie Amalie Christine, Franz Arnolds Wwe., (Dürbosslar)
g. Carl Hugo v. Metternich (Müllcnark): Forderung einer angeblich von dem
verstorbenen Ehegatten der Beklagten versprochenen Schenkung von 1000 rthlr.
Kurfürstl. Hofrath zu Düsseldorf. 1702. (1360/4479.)
1187. V. Hoen, Marie Amalie Christine geb. v. Metternich, (Dürbosslar) g.
Theodore Olympia v. Salmien u. Hosdan (A.): Hcirathsgut u. Abstandspfennig
von 5500 rthlr. Kurpfälzischo Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1698. (1361/4480.)
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 187
1188. T. Hoen, Maximilian Heinrich, später N. Graf y. Horion, dann dessen
Erben, (Cartils) g. A. W. Bertram v. Wachtendonk, dessen Offizialen u. Untcr-
thanen, später Theodor v. Bodden u. cons., dann deren Erben (Binsfeld):
Öchntz der hergebrachten Immunität der Herrschaft Wyler, insbesondere
hinsichtlich der Jurisdiktion u. Besteuerung g. Eingriffe der Besitzer der
Herrschaft Wyler. Das Streitobjekt stieg bis 1785 zu einer Entschädigungs-
Forderung von 159806 rthlr. Rkg. 1717. (1364/4491.)
1189. Hoen v. Carthyls*, Heinrich, Isabelle u. Salome, (Rummen) g.
Emund v. Blitterswick, genannt Passart (Mehr): Beschwerde der K. wegen
Anfhebung des Arrestes des V., welcher wegen Todtschlags an Floris Hoen v.
Carthyls zu Bnmmen g. denselben verhängt ist. Seh. A. 1605. (2088/6706.)
1190. Hoen, Johann Lambert, g. Franz Franquinet: Schuldforderung
von 300 rthlr. Seh. A. 1726. (1365/4495.)
1191. V. Hoene v. Frentz, Johann, g. Gilliess v. Reimerstock (Capell
im Limburgischen): Forderung eines jährlichen Erbpachts von 12 Muddeii
Roggen von der Halsmühle bei Haaren, von Wilhelm v. Linsenich herrührend.
ScL A. 1548. (1368/4499.)
1 192. Hoene v. Frentz, Johann u. Wilhelm, g. Wilhelm Peltzer u. dessen
Ehefrau (Freienburg): Erbschaftsansprüche an das Morengut, binnen der
Bank Wyler gelegen, u. einen Baumgarten, angeblich aus der Verlassen"
Schaft der Catharine Müsse, zweiten Frau des Johann v. Hoene. Schultheiss
u. Seh. Wyler. 1549. (1870/4501.)
1193. V. Hoengen, genannt Wassenberg, Johann, u. cons. (Jülich) g.
Jacob Krone u. dessen Ehefrau (Embken): Erbgütertheilung. I. Inst, nicht
ersichtlich, II. Inst. Hauptger. Jülich. 1561. (1871/4504.)
1194. V. Hoenkirch [Hohenkirchen], Johann, (Randerath) g. Bartholo-
mäns Mutzhagen, Provisor des Spitals zu A.: Bezahlung eines Erbzinses
von achthalb Simri Korn von dem Weyenbergs-Hofe bei A. Seh. A. 1524.
(1373/4509.)
1195. V. Hoenstadt [Hoensteden], Arnold, g. Anton v. Hoess (Kaster):
Erbschafts-Ansprüche auf den Kloster Reichensteinschen Pachthof Etgendorff.
Hauptger. Jülich. 1540. (1377/4514.)
1190. ▼• Hoensteden [Hoenstatt], Arnold, g. Conrad v. Pfaffendorffs
Erben u. cons. (A. u. Loverich): Abmeierung von einem Erbpacht wegen
rückständiger Pachtzinse. Seh. Loverich. 1540. (1378/4515.)
1197. V. Hoensteden, Arnold, g. Anton v. Hoess (Kastcr): Anspruch
auf einen Antheil an der Vorlassenschaft des Conrad v. Lach auf Grund des
klag. Ehevertrags, u. auf 4 Malter Roggen jährlich in Folge des Testaments
der Margaretha v. Hoenstetten. Seh. Kaster. 1540. (1379/4516.)
1198. V. Hoensteden, Arnold, g. Anton v. Hoess (Kaster): Forderung
von 1000 Goidg. an die Verlassenschaft Lungens (V) v. Lach, beziehungsweise
Theiinng ererbter Häuser zu Kaster. Vogt u. Seh. des Ger. Kaster. 1540.
U 380/451 7.)
«; VgL obeu 8. 110, Nr. 390.
188 Hermann Veltman
] 199. de Hoes [Hoeze], Catharina, (Trajecti) g. Wilhelmus Metzmacher
(A.): Successio haereditaria in silvam quandam prope Hecheln sitam ab
Arnoldo et Servatio Ottonis fratribns derivata. Curia scabinorum in Hecheln.
1524. (1408/4566.)
1200. ▼. Hoevelich, Johann, (Bonn) g. Wwe. Haria Kaulifs (Blens):
Primogenitor-Erbfolge in das Hans Blens. Kurfürstl. Regierung zu Düssel-
dorf. 1629. (1436/4600.)
1201. im Hofe, Andreas zu Karlsfeld, (A.) g. Wilhelm v. Franckenberg
(Ltittich): Abtreibung von dem Erbpacht des Broichhofs im Ger. Schlenackeu,
von Gerhard v. Gronsfeld herrührend. Seh. Schlenackeu. 1527. — Abgeg.
an Limburg, Greffier des Provinzial-Gerichtshofes zu Hastricht, am 27. April
1852. (4615.)
1202. vom Hofe, Andreas, uxor. nom., Hargarctha Hasenweiss, (A.) g.
Lauren tius Tschrot u. cons. (St. Gertruden): Gleiche Vertheilung streitiger
Erbgüter. Seh. A. 1537. (1448/4618.)
1203. V. dem Hofe, Ruprecht, (A.) g. Johann v. Baexen als Vormund
von Hans Kolps Kindern (Baexen): Vindikation des Hofes u. Erbguts
Cuapeckhausen im Bezirke Kessenich. Schultheiss u. Seh. Kessenich. 1548.
(1445/4626.)
1204. V. dem Hofe [Hove], Bernhard, (A.) g. Jude Feiflfelmann [NiveU
mann] (A., vorher Deutz): Immission in die Güter des Beklagten wegen
verschiedener von dessen Vater herrührenden Schuldposten. Seh. A. 1603.
(1458/4637.)
1205. Hofschläger, Harlans der verstorbenen Ehefrau des Johann Stoppart
nachgelassene Erben, (Cöln) g. Johann Stoppart (A.): Testament, donatio
mortis causa, u. Nachlass der verstorbenen Ehefrau Stoppart, Harie geb. Hof-
schläger. Bürgermeister u. Rath zu Cöln. 1643. (2094/6719.)
1206. Hohenbusch bei Dalen, Prior u. Konvent des Klosters, g. Lambert
Han's Erben, Johann Spiegel u. cons. (Erkelenz): Pacht einiger Güter u.
Ländereien zu Heitzenrad [Hetzerath]. Jülich-Bergscher Hofrath zu Düssel-
dorf. 1570. (1498/4795.)
1207. V. Hohenkirchen, Johanns Wwe. Catharine geb. v. Wildberg, g.
Anna v. Hohenkirchen, Wwe. Reinhard Bock v. Lichtenberg u. cons.: Ver-
pflichtung der Appellantin, als Leibzüchterin des Vermögens ihres Hannes,
dessen Schulden zu bezahlen. Seh. A. 1580. (1512/4876.)
1208. V. Hohenkirchen, Johanns Wwe. Catharine, g. die Gläubiger des
Johann v. Hohenkirchen: Ansprach auf den ehevertragsmässig zugesicherten
Niessbrauch des Vermögens des verstorbenen Ehegatten; Protestation g. die
Beschlagnahme der der K. zugesicherten Hobilien. Seh. A. 1583. (1514/4878.)
1209. V. Hohenzollem, Graf Jost Nicolans, (HohenzoUern) g. Barbara
Hinterskirchen (A.): Forderung von 1200 Fl. rückständiger Alimente. Hofger.
München. 1853. — Abgeg. an Hohenzollem-Hechingen am 27. April 1852.
(5084.)
Aachener Prozesse am Eeichskammergericht. 189
1210. de Holonia, Gerhard, (Holon) g. Albrecht v. Wachtendonk, Abt zu
Comelimünster: Heimfall in Erbpacht gegebener Güter zu Holon. Lehn-
mannen-Ger. des Abtes zu Comelimünster. 1561. (1562/5283.)
1211. de Holonia, Gerhard, (Holon) g. Albrecht v. Wachtendonk, Abt zu
Coinelimünster: Heimfall des Erbpachts der dem Kloster eigenthümlich
zugehdrigen Güter zu Holon u. Jurisdiktion daselbst. Lehnmannen- Ger.
ConieUmünster. 1561. (1563/5284.)
1212. de Holonia, Gerhard, (Holou) g. Nicolaus v. Vorsehen, Abt zu
Conielimünster: Heimfall des Lehens Holon. Lehnmannen-Ger. des Abtes
za Comelimünster. 1567. (1564/5285.)
1213' V. Hoiset [v. Holsitz], Goddart, u. cons., g. Jacob Quinkart u.
coofi. (A. u. Nürnberg): Antheil an der Verlassenschaft der Myssge Kost,
beansprucht von den Schwesterkindern gegenüber den Geschwistern. Seh. A.
1587. (1565/5290.)
1214. Holtorf [Holtrup], Johann Gerhard, uxorio nomine, g. Melchior
V. C^rtenbach (Düren): Streit um den Besitz des Forst- oder Bockhofs von
dem Dcutsch-Ordens-Kommenthur Frambach Bock y. Lichtenberg herrührend,
▼on K*8. Seite auf Grund der Erbschaft ab intestato, u. von Seiten der
Beklagten auf Grund einer Schenkung. Pfalz-Neuburgsche Regierung zu
Düsseldorf. 1682. (1601/5366.)
1215. V. Holtorf [Holtrup], Reinhard, Johann Gerhard, Wwe. u. Kinder
Vormünder u. cons., (Brüggen, A., Bolendorf) g. Reinhard v. Wachtendonk
(Brüggen): Forderung von 2500 Goldg. Heirathsgut u. 700 Goldg. Sterbfall-
gelder ans der Verlassonschaft des Arnold y. Wachtendonk, Oheims der K.,
»nf Grund des Ehevertrags der Anna y. Holtrup mit Gerhard y. Wachten-
donk. Pfalz-Neuburgsche Regierung zu Düsseldorf. 1640. (1602/5867.)
1216. V. Holtrup [Holtorf] Johann Gerhard, (A.) g. Wilhelm Ortmann,
dann dessen Wwe. Maria v. Schalosen (Schuertzlich, Schizzel): Abtreibung
TOD dem Pachte des klag. Guts zu Bergerhochkirchen bei A. in der Haupt-
klage u. Restitution vorenthaltener Früchte in der Gegenklage. Seh. A.
1609. (1603/5369.)
1217. V. Holtrup, Johann Balduin zu Sinzenich, Domherr zu Trier
g. Edmund Franz v. Rohe (Elmpt): Anfechtung eines Vergleichs hinsichtlich
der Wiedendorfer Hofgüter nebst verschiedenen Gegenforderungen. Jülich-
Bergscher Hofrath zu Düsseldorf. 1715. (1605/5371.)
1218. y. Holtrup, Johann Balduin, (Sinzenich) g. Johann Balduin v. Holtrup
d. ä. (Trier), nachher Gebrüder v. Merode (Frenz): Ausscheidung der Lehen
Ton den Allodien in den Erbgütern Sinzenich, Drove u. Nideggen. Rkg.
1746. (1608/5874.)
1219. ▼. Holtz, Johann, dann dessen Erben, (Cöln, später Jülich) g.
Johann v. Goetherath, später dessen Erben (Bardenberg): Forderung von
500 Goldg. für einen bei einem früheren Erbstreit als Kaution deponirten
(jültbrief. Vogt u. Seh. von Heiden zur Bank*. 1553. (1614/5381.)
>; VgL Fabrioiai a. a. O. & 286.
190 Hermann Veltman
1220. Holtz, Dietrich, d. ä., g. die Kinder des Cornelias y. Groote als
Erben der Marie Elisabeth Banr: Zurttckforderung einer fftr ein Darlclm
von 60 rthlr. verpfändet gewesenen Obligation von 400 rthlr. Seh. A. 1 693.
(1617/5385.)
1221. Holtz, Lambert, Conrad, für Wwe. Cornel. Dappengiesser, u. cons.,
g. Franz Wilhelm Hoeg: üebergabe eines verkauften Hauses. Magistrat
zu A. 1734. (1619/5387.)
1222. Holtzapfel, Simon, (A.) g. Ferdinand Hermann, uxor. nom., Sophie
Putz ( Würselen) : Antheil an dem zu Würselen gelegenen elterlichen Bauern-
haus, die Prick genannt, nebst dazu gehörigen Gütern u. Einsprache g. den
Verkauf desselben. Seh. A. 1694. (1691/5396.)
1223. Holtzmacher, Johann, g. Bemard Heinrich Vogt: Restitution
wegen Auffindung neuer Beweismittel in einer Streitsache wegen Beein-
trächtigung der dem Hause des K's. zustehenden Gerechtigkeit des Ein- n.
Ausgangs in die Cöllenstrasse durch den Ueberbau des Seilgrabens. Seh. A.
1757. (1633/5429.)
1224. V. Homburg, Wilhelm, u. cons., (A.) g. Philipp v. Vucht [Feucht]
(Silbach bei Brilon): Ersatz von Auslagen, betragend 710 rthlr., für unter-
nommenen Betrieb eines Bergwerks im Interesse des V. Seh. A. 1574.
(1643/5465.)
1225- Hommel, Gottfried, u. dessen Ehefrau, (Schmidheim) g. Jacob
Schueler (Schneppenhof) : Erbschafts- Ansprüche auf den Schneppener Hof,
welcher dem K. vom Beklagten unter dem Vorwande eines Einkindschafts-
Vertrages vorenthalten worden sein soll. Landschultheissen-Amt zu Blanken-
heim. 1770. (1647/5475.)
1226. V. Honmierich, Nicolaus, g. Laurenz Wenseler's [Wanzeier] Wwe.
Catharina: Erfüllung eines Vertrags über Bezahlung oder Verzinsung eines
Kapitals von 140 rthlr. Seh. A. 1569. (1648/5479.)
1227. V. Hompesch, Franz, (Boelheim, Bollheim bei Nemmenich) g.
Johann v. Hompesch (Tetz): Eigenmächtige Entziehung von Gülten, Pacht-
geldern u. Renten zu Bollheim. JtQich-Bergsche Regierung zu Düsseldorf.
1565. (1651/5482.)
1228. V. Hompesch, J. Dietrich, (Rurich) g. Wilhelm Degenhard v. Hom-
pesch (Düsseldorf): Einsprache g. den Verkauf des Ritterguts Rurich um
30 000 rthlr. an den jungem Sohn des V. erhoben durch dessen altern Sohn.
Pfalz-Neuburgsche Regierung zu Düsseldorf. 1697. (1652/5483.)
1229. V. Hompesch, Franz, (Bollheim) g. die Testaments-Exekutoren
der Margarethe v. Bongart (Wachendorff u. Aldenhoven im Jülichschen) : Legat
von 500 Goldg. aus dem Testamente der Margarethe v. Pallandt. Rkg. 1569.
(1654/5485.)
1230. V. Hompesch, Franz, (Bollheim) g. den Herzog Wilhelm v. Jülich
(Cleve) u. dessen Beamte zu Münstereifel, Euskirchen, Nideggen u. Tombcrp:
Schutz im Besitze der Gerichtsbarkeit, des Besteuerungs-Rechts u. anderer
grundherrlicher Rechte zu Frauenberg. Rkg. 1571. (1656/5487.)
Aachener Prozesse am Beichskaininergericht. 191
1231. V. Hompesch, Johanu Wilhelm, Hermine Alexandrine geb. v. Calcum,
(Rarich) g. den Kurfürs tl. Offizial zu Cöln, N. v. Moers, genannt Lohausen,
Gebrüder, u. cons. (Schlickum): Theilnahme an der Erbfolge in die elter-
lichen Gäter, insbesondere das Gut Schlickum. Rkg. 1722. (1659/5490.)
1232. V. Horbach, Johanns Kinder Vormünder, u. cons., g. Harst Wwe.
Clara Nett: Schuldforderung von 800 Aachener Thaler. Seh. A. 1643.
(1692/5579.)
1233. Hormaim, Elisabeth, (Notberg), g. das Gericht zu Eschweiler:
Genugthuung wegen Beschuldigung einer Fälschung. Seh. u. Hauptger. Jülich.
1535. (1694/5592.)
1234. V. Hörn, Graf Johann, (Cöln) g. das Schöffengericht zu Meyle,
Johann Strick u. cons.: Beschuldigung des Missbrauchs des Amtssiegels.
ScL A. 1541. (1696/5609.)
1235. Hom, Jost zum, (Speyer) g. Nicolaus v. Harff, Drost zu Geilen-
kirchen: Besitz von 90 Morgen Acker zu Kirberg. Vogt u. Seh. des Ger.
Kirberg. 1534. (1701/5618.)
1236. Hom, Theiss, (?) g. Anna Gratmeyer (Jülich): Nicht ersichtlich.
1536. (1701/5619.)
1237. V. dem Horrich, Winand, (Gangelt) g. Heinrich Putte (Cöln):
Schuldfordemng von 807 rthlr. 38 Albus in der Hauptklage u. Gegenforderung
von 200 rthlr. IJnterger. Gangelt. 1590. (1721/5739.)
1238. V. dem Horrich, Wienand, (Gangelt) g. Heinrich Putte (Cöln):
Scholdforderung von 900 rthlr. u. Gegenforderung von 1365 rthlr. ünterger.
News. 1592. (1722/5740.)
1239. V. Horrich, Philipp Werner, nachher Adam, (Lossheim) g. Wilhelm
T. ßäxen (Korrenzich): Forderung von 1900 Goldg. Rückstand an dem be-
dungenen mütterlichen Heirathsgute nebst aufgelaufenen mehrjilhrigen Zinsen.
Jülich-Bergsche Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1668. (1724/5742, 5743.)
1240. V. Horrich, Philipp Werner, nachher Adam, (Lossheim) g. Wilhelm
Adolph V. Berg, genannt Dürfendahl (Dürfendahl) : Miterbrecht an den elter-
lichen Gütern (Adams v. Horrich u. der Gertrud v. der Mähe, genannt Los-
heim). Jülich-Bergsche Regierung zu Düsseldorf. 1672. (1725/5744.)
1241. V. Horrich, Philipp Werner, (Losheim) g. Philipp Degenhard
V. Hompesch (Cöln), Hubert Berickhofen u. die Gemeinden Oberelvenich u.
Vehrten): Freiheit von Kontributionen u. Einquartierungen. Jülich-Bergsche
Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1674. (1726/5745.)
1242. V. Horrich, Wienand, (Gangelt) g. Johann Thölo v. Bocket (Bocket)
a. den Herzog v. Jülich-Cleve-Berg (Düsseldorf): Entschftdigungs-Forderung
wcj^n Betrugs in Folge eines Komhandels. Hauptger. Jülich. 1575. (3000/6748.)
1243. V. der Horst, Wilhelm, u. cons., (Efferen) g. Hürt v. Schoeneck
tEachweiler): Erbschafts-Ansprttche auf zwei Höfe, Bergerhof u. Gyll, aus
der VerUssenscbaft des Engelbrccht Hurt v. Schoeneck. Seh. des Hauptger.
Jülich. 1520. (1780/5768.)
192 Hermann Veltman
1244. V. der Horst, Wilhelm, (Lechenich) g. den Herzog Wilhelm v.
Jülich (Jülich), Johann, Werner, Adolph u. Hermann v. Quad (Bueschfeld) :
Forderung von 480 Goldg. jährlicher Zinsen, zu erheben von den Kellereien
Jülich, Wassenberg u. Wilhelmstein. Rkg. 1579. (1740/5779.)
1245- V. der Horst, Adolph, uxor. nom. Marie v. Merode, (Hemmersbach)
g. Werner, Graf zu Salm (ReifPerscheid), für Caspar Scheffard: Erbfolg^e
in die Lehen Hemmersbach u. Sindorf. Jülich-Bergsches Hofger. zu Düssel-
dorf als Kammerger.-Kommission. 1593. (1744/5784.)
1246. V. der Horst, Christian Arnold, (Milsen) g. Anton Lorenz de
Quintana u. cons. (Düren): Schuld f orderung von 3269 rthlr. 62 Albus; E2in-
rede der Verjährung. Jülich-Bergsche Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1696.
(1770/5813.)
1247. Hosen, Diedrich, (Loevenich) g. Conrad Pill oder Peil (Loevenich) :
Abfindung der Ehefrau des K^s. geb. Peil vom Nachlasse ihrer Eltern o.
Geschwister. Ger. Loevenich u. Hauptger. Jülich. 1536. (3002/6752.)
1248. du Hotay, Josephus Hubertus, et cons., (Malmedj, Longfaye) g.
Stabnlensis abbas princeps (Stabuleti): Verbot des Jagd- u. Fischereirechts
im Gebiete der Abtei Malmedy. Provinzial-Kegierung der Abtei Stablo.
1786. (1795/5871.)
1249. Hoube, Cornelius, g. Peter Dahm: Forderung von 1335 rthlr. u.
von 4181 rthlr. 43 Albus nebst Zinsen für gelieferte Waaren u. Gegen-
forderung von 1500 rthlr. Seh. A. 1723. (1796/5875.)
1250. Hoube, Cornelius, g. Freifrau W. v. Leerod (Leerodt) : Pachtzins-
Forderung von 1200 rthlr. Seh. A. 1730. (1797/5876.)
1251. Houby, Joannis Francisci liberorum mandatarius Joannes Jac.
Duplerey, (Stablo) g. Joannis Franzisci Houby creditores, Egidius de la
Haut et cons. (Malmedy ) : Umstossung eines von der Mehrzahl der Gläubiger
eingegangenen Vergleichs, nach welchem 20 Prozent der Forderungen aus der
Versteigerung der Mobilien gedeckt, das sonstige Vermögen der Erben des
Falliten aber nur in soweit in Anspruch genommen werden soll, als der Erlös
nicht zureichen würde. Provinzial-Begiernng des Fürstenthums Stablo.
1783. (1798/5877.)
1252. V. Houltzen, Endress, (Düren) g. Wilhelm v. Sintzig (Münstereifel):
Erledigung aus dem Personal-Arreste g. angebotene Bürgschaft. Vogt a.
Seh. Münstereifel. 1536. (1800/5880.)
1253. Houp, Peter, Wilhelm Neuer, u. cons., (auf der Eichen) g. Mathias
Hentz u. dessen Söhne Wilhelm u. Mattbeiss (Dickerscheidt) : Wiedereinlösuug
des um 52 rthlr. versetzten im Reifferscheidschen u. Wildenburgschen Gebiete
belegenenen Nellesen-Hofs mit allen dazu gehörigen Gütern g. Rückgabe
dieser Summe. Salmsches Unterger. Reifferschcid. 1771. (1801/5881.)
1254. Hovelmann, Wilhelm, (Breil) g. Heinrich Bels Kinder (Jülich):
Einräumung von 5 Morgen Ackers zu Breil, welche K. von dem Vater des
V. gekauft haben wiU. Seh. BreU. 1533. (1820/5918.)
Aachener Prozesse am Reichskamraergericht. 193
1255. Huert v. Schoeneck, Emmerich der Jüngere, u. cous., (Pesch) g.
Johann Grein u. cons. (Eschweiler) : Verschiedene Schuldposten u. Immission
hl die dafür verpföndeten Güter. Rkg. 1594. (1977/6399.)
1^6. Huert v. Schoeneck, Johann Georg, (Reinsheim) g. Emmerich Huert
V. Schoeneck (Pesch): Gerichtliche Bestätigung eines hrttderlichen Erbtheilungs-
Vertraf^s, betreffend die Familien-Güter im Jülichschen u. auf dem Hundsrück.
Rkff. 1595. (6400.)
1257. Huet, Joannes, proprio et uxorio nomine, (Lasnenville bei Malmcdy)
g. Henricus Goffinet proprio et uxor. nomine (Lasneuville); Injurien-Klage
wegen Beschuldigung der Giftmischerei u. Hexerei. Hofger. Malmedy. 1749.
(1861/6075.)
1258. V. der Hütten, Christian Johann, Rütger u. Johann, (Cöln) g.
Heinrich Zeienheim u. cons. (Gressenich): Erbfolge in einige Lehengüter zu
Gressenich, von Johann Kremer herrührend. Lehnger. Gressenich. 1539.
(1985/6446.)
1259. Hütten, Johann, der Jüngere, u. Gottfried v. Wachtendonk, (Düssel-
dorf! g. Marsilius Thiers: Einräumung eines Kupferofens, der Drimborn
genannt. Churpfälzische Regierung zu Düsseldorf. 1674. (1988/6492.)
1260. Huisch, Abraham, g. die Ehefrau des Gerhard Wilhelms : Nachbar-
liche Banstreitigkeiten wegen Behinderung des Wasserabflusses vom Hause
der K. in der Fundstrasse 21 [Pontstrasse?]. Seh. A. 1640. (3007/6765.)
1261. Huisgen, Gotthard, (Venloo nachher Jülich) g. Johann Marx uxor.
nom. (Venloo): Theilung elterlicher Güter Heinrichs v. Laer u. der Anna
Haistgcn, insbesondere Erbschafts-Ansprüche an einen Hof zu Kaldenkirchen.
Unterger. Bracht. 1561. (1889/6140.)
1262. Hurobold [soll heissen Hunolt*], Johann, g. H. Georg Burg: Schuld-
forderung von 532 rthlr. Seh. A. 1681. (1919/6183.)
1263. V. Hund zum Busch, Werner, (Busch) g. Dietrich v. Lipperheid,
dann dessen Wwe. Elisabeth Hund (Essen): Schudlforderung von 593 rthlr.
nebst aufgelaufenen Zinsen. Graf Ernst Friedrich zu Salm-Reifferschcid-
Oyck. 1637. (1923/6203.)
1264. V. Hund zu Neuenhofen, Werner, Gerhard u. Adam, (Neuenhofen)
g. Wwe. Jacob v. Hörmann (Wedenau), Catarine v. Zweifel (Dürffenthal),
ßaldnin v. Bergen, Werner v. Bocholz u. cons. (Freisseu u. Bosch): Heraus-
gabe des 4. Theils der grosselterlichen Vcrlasscnschaft (Gerhards v. Hör-
mann 0. seiner Ehefrau Anna) namentlich des Hofes Kraweuwinkcn in der
Herrschaft Dj'ck n. einer jährlichen Rente von 1000 Goldg. Rkg. 1570.
(1924/6204.)
1265. V. Hund, Werner, Gerhard u. Adam, (Busch) g. Jacob v. Hoon,
Erben u. cons. ((iürzenich, Wedenau u. s. w.): Lohcnscrbfolge. Rkg. 1702.
«I »27/6241.)
1286- V. Httnerbein (Hunderben), Wilhelm .Johann, u. cons., g. Bartholomäus
Styff: Wiederlösung von 7 Morgen Landes auf dem Schwaugart gelegen,
*) Vgl. unUn Nr. 1287.
18
194 HermADn Yeltman
welche Ton Andreas t. Berge am 175 Aachener Gnlden auf Wiederkanf ver-
«etzt worden waren. Seh. A. 1554. (1931/6270.)
1267. Hnnold \ Johann, dann dessen Erben, g. die Erben Hans George
Barg (?): Verzicht auf eine Erbschaft. Seh. A. 1694. (1939/6308.)
1268. Huprecht, Serratius, (Titz bei Jülich) g. Peter Knerr (?): An-
sprüche an die von Johann y. der Bnyssen hiuterlassenen Güter. Hauptger.
Jülich. 1539. (1970/6385.)
1269. Httrz, Wilhelms Vormünder, (Cornelimünster) g. Wilhelm Schrauf
u. cons. (Cornelimünster, Inden): Kassation der ohne Beiziehung gesetzlicher
Vormünder vorgenommenen Theilung der Verlassenschaft des Gross vaters dea
K*H. Wilhelm Brammerts. Seh. Cornelimünster. 1747. (1979/6407.)
1270. Jacobi, g. Gräfinnen Marie u. Arnolde v. Merode d'Hoflfalitze a.
cons. (Ligny u. A.): Arrest auf die im Gerichtsbezirk Burtscheid belegenen
Merodeschen Güter wegen verschiedener Schuldposten von mehreren Tausend
Thalern. Ger. Burtscheid. 1783. (13/48.)
1271. Jacquemotte, Renardus Petrus, (Malmedj) g. Aegidius Dormael
(Stablo): Beschwerde über fälschliche Anschuldigung der Falschmünzerei u-
deshalb verfügte Vermögens-Beschlagnahme. Rkg. 1627. (14/54.)
1272. Jacquemotte, Thomas, (Malmedy) g. Abt zu Stablo: Rechtshilfe-
Verzögerung in Exekution des eigenen ürtheils in der Rechtssache g. Quirin
Cunibert, 2668 Brabanter Gulden 5»/, Stüber betreffend. Rkg. 1653. (15/55.)
1273. Jac<juemotte, Joannis vidua, (Malmundarium) g. Renardus Petrus
Jacquemotte (Malmundarium): Debitum 900 florenorum, 228 imperialium, 10
duc^t;prum, 600 imperialium, 78 florenorum et pretii pro butiro et siligine.
(.'uria Malmundariensis. 1634. (443/2154.)
1274. Jaeger, Martin u. Johann, (Jülich) g. Wilhelm v. Harff (Alsdorf):
Bezahlung des Erbpachtkanons aus 24 Morgen Ackers zu Loverich. Ger.
Geilenkirchen. 1571. (16/63.)
1275. Jaeger, Martin, (Geilenkirchen) g. Robert Tillmann als Kurator
von Hilger Busses Erben (Heinsberg): Verlassenschaft Daem Weitgens, streitig
zwischen der Enkelin aus erster u. den Kindern aus zweiter Ehe. Seh.
Bracheion bei Geilenkirchen. 1571. (17/64.)
1276. Jansen, Matthias Wwe., g. Dietrich Hunkelbauer: Forderung von
201 U Flämisch. Magistrat A. 1624. (25/125.)
1277. Jardon, Sebastian Franz, (Wien) g. Franz Wilhelm Merteus (A.):
Präferenz zweier Schuldposten von 1500 u. weiteren 500 Speziesthalern in der
Michael Schmidtschen Debitsache. Seh. A. 1724. (32/151.)
1278. Jennichs, Nicolaus, (Reifferscheid) g. Joseph Kremer (Reifferscheid):
Wegeservitut an dem Grundstück dos Gegners. Gräfl. Salmsches Ger. Reiffer-
scheid. 1775. (55/227.)
1279. Jeuning, Margaretho, Conrads Wwe., g. Heinrich v. Dalheim
(Cöln): SchuUlforderung von 547 rthlr. Werkmeiaterger. der Stadt A. 1594.
(26/230.)
») Vgl. oben Nr. 126«
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 195
1280. Jcntis, Philipp, g. Abt zu Cornelimllnster: Forderung von 1889
Spezies-Thalern für gelieferte Waaren. Rkg. 1696. (57/231.)
1281. Ifan [Ifgen], als Küchenmeister (?) der Kirche zu Aldenhoven, g.
Jacob u. Peter Nicols (Aldenhoven): Jährliche Erbrente von 6 Malter Korn.
5>cL Aldenhoven. 1533. (63/260.)
1282. Ilendorff, Gemeinde, (Eilendorf) g. Pastor Wilhelm Fink (Eilendorf):
Streit über die Art u. Weise des Einsammelns des Heuzehntens zu Eilendorf
durch die Mitte oder am Rande der Grundstücke. Abt zu Coruclimünster.
1668. (66/297.)
1283. Ilendorf, Gemeinde, (Eilendorf) g. Stift Comelimünster: Allzuhohe
Schätzung bei Anrechnung der Reichs-, Kreis- u. Türkenstener. Rkg. 1669.
(67/298.)
1284. Ilendorf, Gemeinde, (Eilendorf) g. Johann Böst, Küster (Eilendorf):
Steuerfreiheit u. Beschwerde über Beschlagnahme des Gehalts wegen deren
Verweigerung. Abt zu Comelimünster. 1676. (68/299.)
1285. Ilendorf, Gemeinde, (Eilendorf) g. Wilhelm Fink (Eilendorf):
Behauptete Freiheit von Türken-, Reichs-, Kreis- u. anderen Steuern. Abt
za Comelimünster. 1677. (69/300.)
1286. Incker, Johann, (Jülich) g. Albrecht Meissgen (Prüm): Jährliche
Rente von 10 Mark von dem Hause zum Rosenkranz. Hauptger. Jülich.
1532. (223/1085.)
1287. V. luden, Peter, g. Peter v. Erkelenz (Aldenhoven): Schuld-
forderang. Unterger. Aldenhoven. 1533. (226/1091.)
1288. V. Inden, v. der Wehe, Reinhard, (Pier u. Langerwehe) g. Nach-
baron u. Gemeinde des Dorfs Luchen (Loechen): Schutz im hergebrachten
Besitze des ausschliesslichen Weiderechts in dem Kirchspiel von der Wehe
auf dem Bach, u. in dem sog. obersten Benden. Schultheiss u. Seh. Pier.
1533. (227/1092.)
1289. v. Inden, Johann, (Jülich) g. Peter v. Erkeläus [Erkelenz], (Alden-
hoven): Rente von jährlich 25 Fl. Hauptger. Jülich. 1541. (228/1093.)
1290. V. Inden, Huprecht, (Jülich) g. Walther Weidenfeit (Cöln): Nicht
ersichtlich. Hauptger. Jülich. 1549. (229/1094.)
1291. v. Inden, Johann, (Dalen) g. v. Durssdal (Dalen): Besitz des
Lehngut« Nierhofen in der Wiedgang. Ger. Wickerath. 1630. (232/1097.)
1292. V. Inden, Johann Wilhelms Kinder Vormünder, (Düsseldorf) u.
Johann Wilhelm v. Inden (Rheindorf) g. Wilhelm Bertram v. Quad (Wickerath):
ß«*»wiptete Caduzität u. Einsprache g. die Veräusserung eines Lchnguts, das
Knorren- oder Bönningsgut genannt, am Wickerather Berge. Lehnger. Wicke-
'»th, 1685. (234/1099.)
1293. V. Inden [v. Enden], Franz Wwe. Agnes Anna, g. Georg WorfTs
Krhcn (Strassbnrg): Schuldforderung von 269 Fl. Seh. A. 1570. (83/344.)
1294. V. Inden, Anton, (Inden) g. Eva v. Broich (Broich): Erbschafts-
Ansprüche auf ein Gut zu Inden, Fluckenzeit genannt. Seh. Inden. 1524.
IW/34Ö.)
IS*
196 Hermann Veltman
1295. Jode [Jud], Anton, (Cöln) g. Eberhard v. Frenz u. cons. (Co In
u. A.): Kompromiss wegen der von Johann Joeden zu Gejen hinterlassenen
Güter. Rkg. 1536. (114/455.)
1296. Johann, Lorenz, g. Heinrich Melle: Besitz eines halben Morgen
Landes an dem Weidener Vilbach gelegen. Seh. A*. 1536. (161/673.)
1297. St. Johanniter-Ordens-Kommenthur, Wilhelm v. Loeben, (Hcrrn-
strundheim) g. Gerhard Fabri (Jülich): Räumung des Kommenthurei-Hauses
Velden, Liquidation u. Justifikation der Rechnung. Seh. Düren. 1589.
(142/579.)
1298. St. Johanniter-Ordens-Kommende g. Graf zu Erbach (Erbach)
u. dessen Drossart Johann Dietrich Cotzhausen (Wittem): Beschwerde über
die Eingriffe in die von den K. behauptete Jurisdiktion in deren zur Kommende
Mecheln gehörigen Gütern. Rkg. 1716. — Abgeg. nach Limburg, Provinzial-
Gerichtshof zu Mastricht am 27. April 1852. (646.)
1299. St. Johanniter-Ordens-Kommende (A. u. Mecheln) g. Graf N. v.
Hoensbruch (Mecheln), dann Wwe. Cleusnor u. v. Veucht, genannt v. Benn,
B. J. M. (Wittem): Forderung von Churmoden an einige zum Verkauf aus-
geschriebene sog. Grünwegs-Güter in der Herrschaft Wittem. Ger. der
Herrschaft Wittem. 1757. — Abgeg. nach Limburg, Provinzial-Gerichtshof
zu Mastricht am 27. April 1852. (654.)
1300. Joist, Heinrich, g. Matthis Blauenheust: Schuld- Ansprüche von
circa 1400 rthlr. an die Erbgüter des V. zu Burtscheid, u. s. w. von Roland
Sybens Kindern herrührend; Einrede der Verjährung. Seh. A. 1572.
(164/690.)
1301. Jonas, Johann, uxor. nom., (Holzweiler) g. Heinrich Kremer
(Erkelenz) : Erbschafts-Ansprüche auf 2 1 Morgen Landes. Schultheiss u. Seh.
Holz Weiler. 1540. (165/695.)
1302. Jost, Heinrich, g. Catharine Thiele, Goddart Eggeis Ehefrau,
(Roermoud): Schuld f orderung von 492 Fl. Brab. u. eingewendete Kompensation.
Seh. A. 1568. (175/755.)
1303. Jourdan, Franz, Wwe., (Burtscheid) g. N. Fisenne, Wwe. geb. v.
Thineu (A.) u. das Ger. zu Burtscheid: Aufhebung eines auf bestimmte
Zeit eingegangenen Pachtvertrags hinsichtlich des Gutes Kückhoven u. Ab-
treibung der Pächtorin. ünterger. Burtscheid. 1763. (176/758.)
1304. V. Iselstein, Vinzenz Schott, (Lcnnep) g. die Erben Adolph u.
Heinrich Gohr (Jülich u. Cleve): Schuld forder ung von 4000 Fl. aus einer
Bürgschaft. Churpfälzisches Hofger. Düsseldorf. 1696. (791.)
1305. Jude Mardochai, (Düren) g. Juden Alexander Schön u. cons. (A.):
Eigenmächtige Beschlagnahme eines Theils der Verlassenschaft des Juden
Simon, Vaters der K. u. Schwiegervaters der V. Amtmann u. Schultheiss
zu Düren u. Nörvenich. 1585. (276/1335.)
1306. Juden Simons Wwe. u. Sohn, Schöne u. Alexander, g. Wilhelm v.
Beutwolff u. Peter v. Dobbelsteins Wwe. (Laer) : Immission in die Güter der
V. zu Goltzheim wegen mehrerer Schuldforderungeu im Betrage von 1400
Aachener Prozesse am Reiehskammergericht. 197
Reichs- u. 26 schlechten Thalern. Jülich-Bergsche Regierung zu Düsseldorf.
1594. (280/1347.)
1307. Juden Simons Wwe. Schöne u. deren Sohn Alexander, g. Wilhelm
Stickelmann uxor. nom.: Vindikation eines Hauses auf dem Hühnermarkte
ani A-, als Erhe von Severin Syb u. Johanne Quandt, Eheleuten; Einrede:
erhaltene gerichtliche Immission wegen Schuld forderung an Severin Syb.
Meier u. Seh. A. 1595. (282/1349.)
1308. Juden Schöne u. Alexander u. deren Sohn, g. Wilhelm v. Olmuss,
f?en&nnt Mulstroe: Schuld forderung von 420 rthlr. u. 20 Mark Aachener
Währung nebst aufgelaufenen Zinsen. Seh. A. 1598. (283/1359.)
1309. Jude Alexander, g. Johann Nicolaus Ruland u. cons.: Kassation
einer wegen angeblicher Schuldforderung von 495 rthlr. aussergerichtlieh
erhaltenen Immission in die Güter der K. Seh. A. 1609. (288/1386.)
1310. Jude Alexander, g. Franz Bartheis: Schuldforderung von 140 rthlr.
ScL A. 1620. (296/1416.)
1311. Jude Jacob Benedikt, (Jülich) g. Wwe. Elisabeth v. Randerath
(Bossweiler): Schuldforderung von 2000 rthlr. von Werner v. Randerath zu
BosÄweiler herrührend. Jülich-Bergscher Hofrath zu Düsseldorf. 1671.
(319/1517.)
1312. Jude Benedikt Levi Isaac u. Levi Philipp Joel, (JtÜich u.
Amsterdam) g. Joseph Orsbach (A.): Benachtheiligung durch Ausgabe falscher
Münze beim Wechseln. Seh. A. 1759. (413/1965.)
1313. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Johann v. Gavern
(Diepenbeck) : Besitz von Schloss u. Herrschaft Monsenau. Regierung zu
Brabant. 1508 u. 1531. (822/2819 u. 823/2820.)»
1314. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. David v. Zwciffcl
u. cons. (Oldendorp): Beschwerde über Landfriedensbruch u. Verwüstung
der Gebiete des K's. durch Mord u. Brand. Rkg. 1530. (824/2821.)
1315. Jülich, Ftirstl. Jülichscher Anwalt, (Düsseldorf) g. Johann v. Thenen
(A.): Herausgabe der vom Vater des V., dem Vogt Johann v. Thenen, vom
Jttlichschen Hofe vor u. nach empfangenen u. gesammelten Urkunden betr.
die Vogtei u. Meierei des Herzogs v. Jülich in der Stadt A. Seh. A. 1635.
(450/2190.)
1316. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Johann Bastard v.
Rietberg n. cons. (Rittberg): Landfriedensbruch u. Befehdung. Rkg. 1533.
(825/2822.)
1317. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. den Magistrat zu
Mteseyck u. cons.: Landfriedeusbruch, Verwüstung des Jülichschen Landes,
insbesondere der Herrschaften Heinsberg, Süstern u. des Schlosses u. der
Sudt Herzogenrath. Rkg. 1543. (829/2827.)
1318. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. N. Prinz v. Oranien
(die Ladung wurde angeschlagen zu Lüttich, Nimwegen, Cöln u. s. w.), Rein-
hard V. Schalen u. cons.: Beschwerde über Landfriedensbruch u. Straf-
'; Die JtlUch 1>etr. Nummern atebon im RDpertorium unter Littera G.
198 Hermann Veltman
androbnng wegen thätlicher Misshandlang der Kammergerichtsboten. Kkg*.
1543. (830/2828 u, 831/2829.)
1319. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. den Abt zu Comeli-
münster: Schirm- u. Erbvogtei über das Kloster. Rkg. 1550. (832/2831.)
1320. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Goswin v. Eaesfeld
(Raesfeld): Jurisdiktion zu Eaesfeld. Kürfürstl. Hofger. Cobleuz als Kaiser!.
Kommission. 1570. (833/2882.)
1321. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Goswin v. Raesfeld
(Raesfeld): Beholzigungs- u. Weidegerechtigkeit in der Erler Mark. Welt-
liches Hofger. Münster. 1575. (834/2833.)
1322. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Goswin v. Raesfeld
(Raesfeld): Beholzigungsrecht, Schaf- u. Schweinetrieb in der Erler Mark.
Weltliches Hofger. Münster. 1577. (835/2834.)
1323. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Kurfürst Salentin
zu Cöln (Brühl): Oberherrlichkeit u. Gerichtsbarkeit in der Herrschaft Bol-
heim u. Beschwerde über Gefangensetzung eines herzoglichen Unterthanen
daselbst*. Rkg. 1571. (836/2835.)
1324. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Kurfürst Salentin
zu Cöln (Brühl): Gerichtsbarkeit in dem Amt Iserlohn in der Grafschaft
Mark u. Gefangensetzung mehrerer Jülichschen Unterthanen daselbst. Rkg.
1573. (837/2836.)
132.^). zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Kürfürst Gebhard zu
Cöln (Brühl) u. Herrmann v. Gimnich (Nürberg): Landeshoheit u. Gerichts-
barkeit im Dorfe Kaltenborn. Rkg. 1578. (838/2837.)
1326. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Kurfürst Gebhard
zu Cöln (Brühl) u. Johann v. Meckenheim (zur Farth) : Jurisdiktion im Dorfe
Antweiler. Rkg. 1579. (839/2838.)
1327. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Kurfürst Gebhard
zu Cöln u. cons. (Brühl): Landeshoheit n. Gerichtsbarkeit über Schloss u.
Herrschaft Bedburg u. Gefangensetzung Jülichscher Unterthanen daselbst.
Rkg. 1579. (840/2839.)
1328. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Kurfürst Gebhard
zu Cöln u. cons. (Brühl): Schutz im Besitze der Vogtei u. niedem Gerichts-
barkeit im Dorfe Mühlheim u. Pfändung der Forderungen Jülichscher Unter-
thanen daselbst, weil sie ihr Recht nicht bei den Cölnischen Richtern gesucht
Rkg. 1580. (841/2840.)
1329. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Erzbischof Ernst
zu Cöln (Bonn) u. Pfalzgraf Philipp Ludwig (Heidelberg): Wiederlosung der
Stadt u. des Schlosses Kaiserswerth, auch des Zolles daselbst Rkg. 1596.
(842/2841.)
1330. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Erzbischof
Ernst zu Cöln (Bonn) u. Johann v. Wrede (Limburg): Jurisdiktion auf dem
Hofe Gerlinghausen. Rkg. 1590. (843/2842.)
'} V^l. Zeitochriil des Aachener Qesohiohts Vereins Bd. VI, S. idd ff.
Aachener Prozesse am Beichskaqimergericht. 199
1331. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Erzhischof
Ernst zu Cöln u. cons. (Bonn): Landfriedensbruch u. Terfitorialverletzung
in deu Aemtem Neuenahr, Nideggen, Euskirchen u. s. w. Ekg. 1592.
(844/2843.)
1332. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Erzbischof
Ernst zu Cöln (Cöln), Anton v. Kanzau (Bonn) u. Hermann v. Linden (Borgels-
dorO: Landeshoheit, Jurisdiktion, Lehn- u. Schirmherrlichkeit, auch Steuer-
einzug in der Herrschaft Winterburg u. deren Pertinenzien. Rkg. 1595.
l845/2844a.)
1333. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Erzbischof
Ernst u. cons. (Cöln): Landeshoheit über die Herrschaften Grotenbrögcl u.
Erpicken. Rkg. 1596. (846/2844 b.)
1334. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Erzbischof
Ernst (Cöln): Schirmvogtei über das Kloster Gerresheim, Konfirmation der
Wahl der Aebtissin daselbst u. Beschwerde über Beschlagnahme von Gefällen
des Klosters. Rkg. 1596. (847/2845.)
1335. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Erzbischof
Ernst (Cöln) u. Pfalzgraf Friedrich (Simmern): Wiederlosung der Stadt u.
des Schlosses Kaiserswerth, auch des Zolles daselbst. Rkg. 1596. (848/2846.)
1336. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn) : Schutz im hergebrachten Besitze der Landes-
hoheit n. Jurisdiktion in der Herrschaft Schwitt u. dazu gehörigen Orten.
Rkg. 1603. (849/2847.)
1337. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor zu Cöln (Bonn) u. den Magistrat zu Neuss: Beschwerde über
Anlegung neuer Zollstätten zu Rindorf (?), HerscU u. andern Orten. Rkg.
1603. (850/2848.)
1338. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor zu Cöln (Bonn) u. Reinhard Beisel v. Giranich (Nürberg): Schutz
im Besitze der Landeshoheit u. Lehns-Oberherrlichkeit im Dorfe Kaltenborn
vu Burgbrohl n. Beschwerde über den Versuch, daselbst die Türkensteuer zu
erbeben, u. Gefangensetzung von Unterthanen. Rkg. 1604. (851/2»49.)
1339. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor zu Cöln u. cons. (Bonn): Beschwerde über Anlegung neuer Zoll-
«tÄtten zu Wichterich. Rkg. 1604. (852/2850.)
1340. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor zu Cöln (Bonn): Laudeshoheit u. andere Obrigkeit, auch Steuer-
einzug in den zur Herrschaft Winterburg gehörigen Höfen Ganshauseu u.
Hovenstein, dann Gefangensetzung von Unterthanen. Rkg. 1605. (853/2851.)
1341. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn): Lehen zu Höven, Fleert u. Gustorp. Rkg.
1605. (854/2852.)
1342. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn): Landesherrliche Obrigkeit, insbesondere
200 , Hermann Ycltman
Steuerbezug zu Harstellen u. deshalb vom V. verübte Auspfändung Jülich-
scher ünterthanen. Rkg. 1605. (855/2853.)
1343. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn): Steuereinzug von dem Jülichschen Lehn
zu Hören (?) * u. deshalb verfügte Auspfändung Jülichscher ünterthanen.
Rkg. 1606. (856/2854.)
1344. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn): Jurisdiktion in der Herrschaft Winter-
burg u. Hof Horenstein. Rkg. 1606. (857/2855.)
1345. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Erzstifts Cöln (Bonn): Zehnten zu Linss (Linz?) u. Eppink-
hofen. Rkg. 1606. Fehlt. (2856.)
1346. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn): Schutz im hergebrachten Besitze der in
den im Amte Grevenbroich gelegenen Dörfer Host u. Goden hergebrachten
Hoheits-, insbesondere Besteuerungsrechte. Rkg. 1607. (858/2857.)
1347. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn) u. Eberhard v. Vianden (Hardt): Landes-
hoheit in den Dörfern Kucbenheim u. Stotzheim. Rkg. 1607. (859/2858.)
1348. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn): Schutz im hergebrachten Besitze der
Jurisdiktion u. Hoheitsrechte zu Kuchenheim, Stotzheim, Arlof u. Holzheim.
Rkg. 1608. (860/2859.)
1349. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Ferdinand,
Koadjutor des Stifts Cöln (Bonn): Beschwerde über unberechtigte gewalt-
same Steuererhebung von dem Jülichschen freien Lehnhof zu Gustorf. Rkg.
1608. (861/2860.)
1350. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. die Grafen
Sebastian u. Ludwig zu Sayn (Hachenburg, Homburg): Schutz im Besitze
der Jurisdiktion u. anderer Rechte an der Herrschaft Windeck, deren Dörfern,
Gerichten, Gütern u. Leuten; auch Gefangensetzung u. gewaltthätige Aus-
pfändung eines ünterthanen. Rkg. 1578. (862/2861.)
1351. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Dtlsseldorf) g. die Grafen
Herrmann u. Heinrich zu Sayn (Hachenburg, Fraissberg): Gemeinschaftliche
Centgerichtsbarkeit in den Vogteien Au, Opperzau u. Bellingen u. in den
Kirchspielen Hamme u. Leuscheid t. Rkg. 1585. (863/2862.)
1352. zu Jülich, Herzog Johann AVilhelm, (Düsseldorf) g. die Grafen
Ludwig, Heinrich u. Hermann zu Sayn (Homburg, Wittgenstein): Auf rech t-
haltung der dem K. zustehenden Oberherrlicbkeit u. aller Regalien über die
Jülichschen ünterthanen in der Herrschaft Homburg u. in den Vogteien
Wiel, Au, Opperzau u. BelliUgen. Rkg. 1587. (864/2863.)
»; Vgl. Nr. 15H4.
Aachener Prozesse am Beichskammcrge rieht. 201
1353. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Graf Wilhelm
zo Sajn (Altenkirchen): Cadncität der Lehen Leuscheldt, Schönenherg ii.
Waideroth. Rkg. 1606. (865/2864.)
1354. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Düsseldorf) g. Fürstl. Münsterschc
Regierang (Münster): Jurisdiktion in der Herrschaft Merfeld. Rkg. 1579.
(866a/2865c.)
1355- zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Bischof Hermann zu
Minden u. cons. (Minden): Landesherrliche Rechte im Amte Vlotho u. dazu
gehörigem Walde Dorimberg. Rkg. 1580. (866/2866.)
1356. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Bischof Hermann zu
Minden u. dessen Kapitel (Minden): Jurisdiktion zu Huffen in der Grafschaft
BaTensberg. Rkg. 1581. (867/2867.)
1357. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Bischof Hermann
zu Minden (Petershagen) : Jurisdiktion zu Huffen in der Grafschaft Ravens-
berg u. in der Herdemer Mark. Rkg. 1586. (868/2868.)
1358. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Bischof Anton
zu Minden (Haussberg): Absperrung der Weser. Rkg. 1597. (869/2869.)
1359. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Bischof Christian
zu Minden (Petershagen) u. Hermann Vogler (Steinberg): Jurisdiktion zu
Hoffen in der Grafschaft Ravensberg u. dessen Pertincnzien, Beschwerde über
»nmassliche Ansprüche eines Obereigenthums von gegnerischer Seite u. des-
halb verfügte Auspfändung Jülichsnher ünterthanen. Rkg. 1601. (870/2870.)
1360. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken): Insinuation eines Privi-
legiums g. das Vorladen von ünterthanen an fremde Gerichte u. g. Repres-
8*lien. Rkg. 1581. (2871.)
1361. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) u. Johann v. Merode,
i(. Johann Adam u. Hermann v. Buir (Bücken u. Gerresheim): Succcssion
in da« Mannlehn Frankenberg. Jülichsches Lehnger. Düsseldorf. 1586.
(871/2872.)
1362. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Kanzler u. Räthe
20 Brabant (wurde zu A., Lüttich u. Tongern angeschlagen), Karl v. Ber-
laiinont a. cons.: Jurisdiktion auf Schloss u. Herrlichkeit Montjoie. Rkg.
1591. (872/2873.)
1363. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) für Quirin v. Mon-
heim (Rees) g. Wwe. Hermann Hüls (Cöln): Schnldforderung von 1000 Fl.,
von der Stadt Rees herrührend. Weltliches Hofger. Cöln. 1597. (873/2876.)
1364. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Stephan Geloss
<Has8elt): Obereigonthum über den zu den Herrschaften Grotenbrögcl u.
Efpieken gehörigen Hof zu Warden, sammt den Marelshöfen u. dem grossen
^'ierenswald, u. Ansprüche auf Pachtgelder von demselben. Gor. Groteu-
trögeL 1597. (874/2877.)
1365. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) für das Stift
^rre«heim, g. Landgraf Ludwig zu Hessen (Marburg): Beschwerde über
^hlagnabme von Gütern zu Keldenich. Rkg. 1598. (2878.)
202 Hennann Veltman
1366. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf): Konfirmatioa
eines Edikts de uon appellando in Immissious- u. Lehnssachen. Rkg. 1598.
(2879.)
1367. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Heinrich
V. Högel u. cons. (Peer): Unterwerfung unter die Jurisdiktion des K's.
u. Abmahnung vor dem Belangen Jülichscher Unterthanen bei geistlichen
Ger. Schultheiss u. Ger. Grotenbrögel. 1598. (875/2880.)
1368. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Bischof Ernst
zu Lüttich: Lehnsgerechtigkeit über das Amt Born u. Inkompetenz. Lehnger.
Curingen. 1598. (876/2881 u. 877/2882.)
1369. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Bischof Ernst
zu Lüttich: Einmischung der geistlichen Ger. in die Jurisdiktionsrechte des
K's. zu Grotenbrögel u. Erpicken. Rkg. 1598. (878/2883.)
1370. zu Jülich, Herzog .Tohann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Johann v. Quadt
(Wickerath): Landesherrliche Rechte über mehrere Grundstücke in den Aemtem
Brüggen, Wanlo u. Caster u. Beschwerde über Pfändung von Früchten. Rkg.
1606. (879/2884.)
1371. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Johann v. Quadt
(Wickerath): Beschlagnahme von Gütern in der Herrschaft Wickerath u.
Jurisdiktions-Differenzen. Rkg. 1606. (880/2885.)
1372. zu Jülich, Herzog Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein,
(Düsseldorf) g. Conrad Scheiffart v. Merode, Johanniterordens-Ritter-Komthur
zu VeMen (Willerswies): Belangen Jülichscher Unterthanen vor unzuständigen
geistlichen Ger. Rkg. 1628. (881/2886.)
1373. zu Jülich, Herzog Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein,
(Düsseldorf) g. den Magistrat zu Cöln u. die Wwe. Melchior Coblenz: Privi-
legium, nach welchem Güter der im Jülichschen eingesessenen Edelleute nicht
wegen Schulden mit Beschlag belegt werden können. Rkg. 1629. (882/2887.)
1374. Jülich-Bergscho Herzogthümer: Insinuation eines Kaiserl. Privi-
legii de non appellando bis auf die Summe von 2500 Goldg. Rkg. 1724.
(2888.)
1375. Jülich-Bergsche Ritterschaft g. Jülich-Bergsche konstituireudc
Landstände: Forderung von 25 000 rtblr., welche zur Führung eines Prozesses
für Aufrechthaltung ritterschaftlicher Privilegien aufgenommen worden. Rkg.
1678. (888/2889.)
1376. Jülich-Bergsche Ritterschafts -Doputirto g. N. de Rougemont,
Königl. Spanischer General-Auditor (angeschlagen zu A. u. Burtseheid):
Forderung von 1000 rthlr. Pfalz-Neuburgsche Hofkanzlei zu Düsseldorf.
1687. (884/2890.)
1377. Jülich, Landstände von, Ritterschaft u. Städte des Herzogthums
g. Jülich-Bergsche Regierung, (Düsseldorf) für die Erben des Landpfenuing-
meisters Heirsberg (Düsseldorf): Ersatz von 7012 rthlr. zu viel empfangener
Gelder u. Kompetenzstreit über diesen Rechtshandel. Regierung zu Düssel-
dorf. 1721. (885/2891.)
Aachener Prozesse am Beichskamniergericht. 203
1378. Jülich-Bergsche Synode der evangelischen Geistlichkeit g. Kur-
pfalz u. Begiernng zu Dtlsseldorf : Jurisdiktion über die evangelischen Geist-
lichen u. Restitution des Pfarrers Bernhard Heinrich Vogt zu Burscheidl.
Bkg. 1751. (886/2892.) '
1379. Jülich, Statthalter, Kanzler u. Bäthe des Fürstenthums, (Düssel-
durO g. Erzbischof Ferdinand zu Cöln (Bonn): Jurisdiktion im Kirchspiel
Herschede. Bkg. 1626. (887/2893.)
1380. Jülich, vier Städte des Fürstenthums, (Düsseldorf) g. Jülich-Berg-
sche Ritterschaft (Bonn): Befreiung von Kriegssteuer. Hofger. Düsseldorf.
1587. (888/2894.)
1381. Jülich, die vier Hauptstädte des Herzogthums, (Düsseldorf) g.
Jülich-Bergsche Bitterschaft (Bonn): Befreiung von Reichs- u. Kreissteuern.
Hofger. Düsseldorf. 1599. (889/2895.)
1382. Jülich-Bergsche acht Hauptstädte, (Düsseldorf) g. Jülich-Bergsche
Ritterschaft u. landesherrliche Beamte (Bonn): Aufrcchthaltnng verschiedener
Gerechtsame in Justizsachen^ Der Landesfürst. 1669. (890/2896.)
1383. Jülich, vier Hauptstädte des Herzogthums, (Düsseldorf) g. Jülich-
schen Kanzler u. adelige Deputirte (Bonn) : Diäten von 4 rthlr. Der Landes-
fürst. 1678. (891/2897.)
1384. Jülich [Gülich], Dr. juris Heinrich, (Jülich) g. Gebrüder v. Hompesch
(ßollheim, Frauenberg u. Burich): AViedereinlösung eines an den Schwieger-
vater des V. Johann Sengel versetzten, auf das Vogtamt Jülich lautenden
Erbrenten-Briefs ad 100 Goldfl. Stadt u. Hauptger. Jülich. 1674. (1015/3310.)
1385. Jülich, Magistrat der Stadt, g. Elisabethe de Thier, Wwe. Johanns
V. Noe (Brüssel): Schuld forderung von 4000 Speciesthalern. Regierung zu
Düsseldorf. 1654. (892/2898.)
1386. Jülich, Magistrat, g. Johann Driesens Erben (Jülich) : Rechnungs-
revisiou u. Forderung von 7673 Fl. 12 Alb. an Auslagen während geführten
Stadtrentmeiflter-Amtes. Hofkanzlei zu Düsseldorf. 1687. (893/2899.)
1387. Jülich, SUdt, g. Johann Pastor: Schuldforderung von 1200 Fl.
rheinisch Hauptgut oder jährlich davon zu entrichtender Erbzins von 60 Fl.,
wofür Gerhard v. Loen, Herr zu Jülich, 1445 alle Einkünfte dieser Stadt
verpfändete. Seh. A. 1549. (894/2900.)
1388. Jülich, Landdechanten des Herzogthums, g. Landstände des Herzog-
thoms (Jülich): Beschwerde über ein der Jülichschen Geistlichkeit aufgelegtes
Kopfgeld. Regierung zu Düsseldorf. 1679. (895/2901.)
1389. Jülich, Dechant u. Kapitel des Kollegiatstifts unserer lieben Frau,
g. Eingesessene zu Jüchen u. Conrad Probst Vogt zu Oastcr: Zehntbezug
0. darauf gegründete Last des Kirchenbaus zu Jüchen. Regierung zu
Dasseldorf. 1639. (896/2902.)
1390. Jülich, Dechant u. Kapitel der Kollegiatkirche, g. Kaspar Job.st
V. Tork (Nordheringe^): Ansprüche an das als heimgcfallenes Lehn ein-
gezogene Schloss Creutzau. Knrpfölzischer Hofrath zu Düsseldorf. 170L
(897/2903.)
204 Hermann Veltman
1391. Jülich- u. Münstersche Kupfermeister (Jülich, Münster) g. Jade
Herschel (Cornelimünster) : Beschlagnahme von Gütern, Schadenersatz u. In-
jurien. Abt zu Cornelimünster. 1686. (898/2904.)
1392. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) : Gerichtliche Bestätigan^
der Gerichtsordnung u. der Extension der Kaiserl. Privilegien für das Herzog-
thum Jülich. Rkg. 1560. (1701/2830.)
1393. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Düsseldorf) : Insinuation eines Kaiserl.
Privilegii forj et de non evocando bei dem Rkg. 1575. (1702/2865.)
1394. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Düsseldorf) g. die Münstersche Fürstl.
Regierung (Münster) : Jurisdiktion in der Herrschaft Merfeld. Rkg. 1579. (2865b.)
1395. zu Jülich, Herzog Wilhelm, (Dinslaken) g. Johann v. Merfeld
u. cons. (wurde zu A., Lüttich u. Tongern angeschlagen): Jurisdiktion in
der Herrlichkeit Merfeld. Nicht angeg. 1595. (2873 b.)
1396. zu Jülich, Herzog Wilhelm, u. Adolph v. Merfeld, (Dinslaken):
g. Johann v. Merfeld (wurde zu A., Lüttich u. Tongern angeschlagen)
Jurisdiktion in der Herrlichkeit Merfeld. Rkg. 1596. (2873 c.)
1397. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) g. Philipp Sieg-
raund, Administrator des Stifts Osnabrück, Caspar v. Ohr, Rudolph v.
Falkenberg u. cons. (Iburg): Hohe u. niedere Gerichtsbarkeit, Steuereinzug
u. andere Hoheitsrechte in den Dörfern Diesen, HinterlÄn, Gleen, Baur,
Eickum, Glandorf u. ßergfeld u. Auspfändung Jülichscher Unterthanen da-
selbst. Rkg. 1597. (2874.)
l;}98. zu Jülich, Herzog Johann Wilhelm, (Düsseldorf) für Caspar Degen,
g. Johann Sander (Melle): Jährliche Rente von 3 alten Reichsthalern u. 19
Osnabrückschen Schillingen, oder 62 rthlr. 8 gr. Hauptsumme auf Caspar
Degens Erbe zu Eicken im Kirchspiel Bur, resp. Jurisdiktion im Amte Wetter.
Fürstl. Goger. zu Osnabrück. 1597. (2875.)
1399. V. Kaden, Michael, Rkg.-Prokurator, (Speyer) g. Carl Finke
(Burtscheid): 9 Fl. Prokurator-Gebühren in Sachen des V. g. Johann Wallpott.
Rkg. 1548. (3/7.)
1400. Kaffaert, Johann, g. die Gläubiger der Maria v. Mas triebt, Nonne
zu St. Ursula in A., namentlich die canonici S. Crucis u. Dionis Dresden:
Verpflichtung des V., die Schulden seiner Schwägerin Maria v. Mastricht als
deren Erbe zu entrichten. Seh. A. 1759. (5/21.)
1401. V. Kaisersberg, Georg, Kanonikus, g. Franz Theodor v. Sierstorpf,
Kanonikus (Cöln): Beschlagnahme von 14, dem Vogtmajor zu A., v. Geyr,
gehörigen Fässer Weins, wegen einer Forderung des K's. an denselben von
3176 rthlr. Rathsger. Cöln. 1791. (12/74.)
1402. Kaien, Carl, (Cöln) g. Tillmann Schröder, genannt Eberhards,
(A.): Streit über den Besitz der Ruschenmtthle an der Schworbach bei A.
Lehnger. Schieiden. 1534. (22/141.)
1403. Kalkbcmer, Johann, u. cons., u. Hans Gerhard Nüthon, (Nürnberg)
g. Hans Gresser, Scharfrichter (Cöln u. A.): 40 rthlr. Kaufpreis für ein Pferd
u. Arrest-Anlage. Seh. A. 1599. (24/146.)
Aachener Prozesse am Reichskammergcricht. 205
1401. Kalkberner, Johann, Statthalter des Kaiserl. freien Hoflehens,
(A. Q. Heidelberg) g. Hans Nüthen, genannt Braomann n. cons. (A.): Streit
über den Besitz zweier Lehenmühlen bei A. Seh. A. 1613. (25/147.)
1105. Kalt, Johanns Wwe., g. Georg Burkhart: Vindikation eines
Hauses u. Erbes an der Burtscheider Strasse zu A. Seh. A. 1534. (31/158.)
1406. y. Kamphaus, Lucas* Erben, (Heinsberg) g. die Erben des Heinrich
Y. Hallhofen (Hüllhofen): Rechnnngslage über geführte Vormundschaft. Seh.
Heinsberg resp. Hofger. Düsseldorf. 1658. (46/219.)
1407. Kamphausensche Erben, (Heinsberg) g. Hüllhofensche Erben
< Hüllhofen): Reassumtiou der unter Nr. 1406 aufgeführten Prozesssache.
Rkg. 1693. (47/220.)
1408. V. Kamphauäen, Maria, Wwe. v. Harff, (Heinsberg) g. Werner v.
Bock (Pattem): Zahlung des Kaufpreises für ein Gut zu Kaulen. Hofger.
Düsseldorf. 1673. (48/221.)
1409. V. der Kannen, Ruland, g. Claus Ruland: Arrest-Anlage auf 11
englische Giesssteine, angeblich dem Johann Gclduff zu Antwerpen gehörig,
wegen einer Forderung an denselben für 4648 U Kupferdraht. Seh. A.
1548. (84/278.)
1410. Kehrriss, Hermann u. Gerhard, (Düren) g. Johann Kehrriss (Düren):
Erstattung von 500 rthlr., welche der K. für seine verkl. Söhne zur Befreiung
de« von diesen geerbten Nachlasses des Hilger Sturm bezahlt hat. Amt
Düren. 1636. (206/639.)
1411. Keil, Johanns Kinder Vormundschaft, (Düren) g. Peter Godenau,
Schatzmeister (Cöln): 450 rthlr. Königsthaler aus einer Anweisung des Erz-
herzogs u. Bischofs Leopold zu Strassburg. Bürgermeister u. Rath Cöln.
1616. (208a/648.)
1412. Keimer, Schwede, (Dansweiler) g. Cftcilie Kistenraacher (Freimers-
dorf): 5 Malter Roggen jährliche Erbrente. Unterger. Brauweiler resp. Seh.
A. 1608. (211/655.)
1413. Kemmerling, Michael, g. Reinhard Schorberg: Entrichtung von
100 Müdden halb Weizen, halb Roggen, welche der V. dem K. verkauft hat.
Seh. A. 1528. (249/757.)
1414. Kemmerling, Peter, (Euskirchen) g. Johann Hardernach (Euskirchen):
Injurien-Klage. Stadt- u. Hauptger. Düren. 1628. (250/760.)
1415. Kemper, Thomas Wwe., g. Abt u. Schulthciss zu Cornclimünster:
Cnbefugte Verhaftung der K. wegen Schulden ihres verstorbenen Mannes.
Bkg. 1626. (249/775.)
1416. Keris, Anton, (Düren) g. Hermann Ingermann (Düren), Friedrich
Kaiser n. cons. (Marken): Herausgabe der Hälfte eines Hauses neben dem
Komthareihanse in Düren an die Erben der verstorbenen Ehefrau dos V.
Anna geb. Kaiser. Hauptger. Düren. 1606. (1116/3170.)
1417. Kerkering, Gerhard, Präeeptor des Gotteshauses St. Antonii zu
Cflln, g. Hermann Haase, Herr zu Türnich u. Frechen: Vindikation eines
r
206 Hermann Veltman
grossen Stückes Land im Frechener Felde, als zum Gotteshause St. Antonii
gehörig. Seh. A. 1549. (283/905.)
1418. Kern, Simon, Sekretär der Abtei, (Burtscheid) g. Peter Duppen-
giesser (A.): Nicht ersichtlich. Seh. A. 1542. (307/947.)
1419. Kerriss, Johann, Rittmeister, (Comelimünster) g. Johann Jakob
Reckers (Comelimünster): Theilung des Nachlasses der Wwe. von Wilhelm
Kerris, späteren Ehefrau des Franz Recker. Seh. Comelimünster. 1665.
(319/971.)
1420. Kerriss, Mathias, Erben, (Aldenhoven) g. Johann v. Düsseldorf
genannt Steraenberg, Propst zu Xanten: Streit über den Besitz des Hofes
Lohrewarth. Hofger. Clevet 1648. (321/973.)
1421. Kerriss, Johann Andreas, (Comelimünster) u. Abraham Pelzer,
(A.) g. Abt Isaac Hirz, genannt v. Landscron (Comelimünster): Stömng der
K. im Besitze des ihnen verliehenen Kelmis-Bergwerks zu Eilendorf. Rkg.
1665. (322/974.)
1422. Kerssgen, Jacob, (Frenz) g. Nikolaus Duetsch (A.): Darlehns-
forderung u. Arrest-Anlage. Seh. A. 1565. (337/1002.)
1423. Kesselbüsser, Dietrichs Kinder, (Kirchhoven) g. Gangolf u. Martin
Peye (Kirchhoven) : Erbstreitigkeiten zwischen Abkömmlingen aus verschiedenen
Ehen. Stadt- u. flauptger. Heinsberg resp. Vogt u. Seh. zu vor dem Hagen *.
1592. (372/1059.)
1424. Kettenbreuer, Wilhelm, (Kelz): g. Wilhelm v. Bessenich, als
Vogt der Pfarrkirche zu Kelz : Rechnungslage über erhobene Kirchen-Gefälle.
Hauptger. Jülich resp. Amtmann zu Nideggen. 1530. (403/1123.)
1425. V. Kettenis, Balthasars Wwe. u. Kinder, g. Wilhelm u. Balthasar
V. Kettenis, Kinder: Streit über das von Balthasar v. Kettenis nachgelassene
Vermögen. Seh. A. 1557. (405/1135.)
1426. Kettenis, Johann, g. Mathis Nutt u. Mathis Holzmacher: Streit
über eine Schenkung von 500 rthlr. von Seiten der Barbara Sehern. Seh. A.
1638. (406/1186.)
1427. Kettenis, Christian, g. Winand Frühauf modo Adolph Heidtgen:
Nachbarliche Baustreitigkeiten. Seh. A. 1716. (407/1138.)
1428. Ketzgen, Eberhard, (Geretshofen) g. Anton AVeidenfeld oder Wyden-
feldt (Gross-Mönchhoff): Streit über das zum Nachlasse der Eheleute Adam
V. Loewenich gehörige Gut Klein-Geretshofen. Seh. Bedburg u. A. 1602.
(473/1216.)
1429. Keuper, Johann, g. Mathias Schauf: Nicht ersichtlich. Seh. A.
1624. (489/1241.)
1430. V. Keverberg, (^arl Emanuel, genannt Meven, (Altengohr u. Linze-
nich) g. Erben v. Broich (A.): Herausgabe des Nachlasses des Bürgermeisters
Caspar v. Schwarzenberg. Seh. A. 1701. (491/1244.)
1431. Kifl%, Wwe., ( Weiss weilcr) g. Heinrich Wunderlich u. cons.
(Weissweiler): Streit über den Besitz eines Hauses nebst Zubehör, herrührend
1) Vgl. Fabricias o. o. O. S. 269.
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 207
ans dem Konkurse des Wolff zu Welssweiler. Hofrath zu Düsseldorf. 1712.
(625/1612.)
1432. de Kinsky, Franziscus Friedericus, (Holonia) g. Mauritius Guilel-
mns de Klnsky (Holonia*): Possessio toparchiae de Holonia ad lapides in
fendum' a curia Corneliimonasteriensis moventis. Curia feudalis abbatiac
S. Corneliimonasteriensis. 1725. — Abgeg. nach Belgien, Reichsarchiv zu
Brüflsel, am 19. September 1856. (1641.)
1433. V. Kinsky, als Herr der unmittelbaren Reichsherrlichkeit Stein,
(Stein) g. die Seh. des Königl. Stuhls zu A. u. Lenz Meuris (Stein): Mandat
an die V., sich aller Kognition u. Avokation in den zum Ger. Stein gehörigen
Sachen zu enthalten, sowie an dem Mitverkl. Meuris nur bei dem Ger.
Stein Recht zu suchen u. zu nehmen. Rkg. 1746. — Abgeg. nach Limburg,
Provinzial-Gerichtahof zu Mastricht, am 27. April 1852. (1646.)
1434. V. Kinzweilcr, Wilhelm, Herr zu Mtiddersheim, g. Michael v. Kinz-
weiler's Wwe. (Mtiddersheim) u. Erben (Bedbur): Erbtheilung zwischen
Kindern verschiedener Ehen, namentlich in Betreff des Stammhauses Müdders-
heim im Erzstifte Cöln, Amt Lechenich. Kaiserl. Kommissarien. 1598.
(636/1651 a.)
1435. V. Kinzweiler, Wilhelm, (Müddersheim) g. Ftirstl. Jülichsche Statt-
halter u. Räthe (Düsseldorf): Vollstreckung des Erkenntnisses in Sachen des
K's. g. seinen Halfmann auf dem Vinkenberger Hofe wegen Besitzstörung
o. 8. w., welches von den Seh. zu Neukirchen im Amte Grevenbroich erlassen
i»t. Rkg. 1620. (637/1651 b.)
1436. 3Cipp, Lambert, g. Simon Schere: Streit über den Nachlass der
Eheleute Mathiaa Schardinell. Seh. A. 1535. (638/1654.)
1437. Kipp, Lambrecht, g. Johann Stein: Nicht ersichtlich. Seh. A. 1543.
(639/1655.)
1438. Kipp» Lambrecht, g. Jacob Winrich, genannt Krach: Nicht ersicht-
lich. Bürgermeister u. Rath zu A. 1548. (640/1656.)
1439. Kipp, Lambrecht, g. Martin Nueth: Eviktionsleistung wegen ge-
wi8«;r auf den dem K. verkauften Aeckern ruhenden Zinsen u. Lasten.
8ch. A. 1542. (1126/3187.)
1440. v. Kirchberg, Johann, Vikar (A.) u. Peter v. Kirchberg (Jülich),
g. Gertrud Bnngart n. Georg Stallknecht (Hambach): 125 Goldg. aus einer
Schnld-Verschreibung des Vogts Werner v. Kirchberg zu Jülich. Hauptger.
Jülich. 1530. (643/1670.)
1441. an dem Kirchhofe, Maria, Wwe. des Reinhard v. Lehen, (Düren)
g. die Kinder des Reinhard v. Lehen (Düren): Streit über die Gültigkeit des
Testaments des Reinhard v. Lehen u. Herausgabe des väterlichen Nachlasses.
8ch. Düren. 1536. (666/1718.)
1442. Kirschsiepen*, Gemeinde, g. die Gemeinden Höningen u. Busch:
*, ? Hollo^e »ur Oeer. Vgl. deCcjrswarom, Memoire historique aur U's uncionaos
limit«« de 1a province de Limbourg. 1H57, 8. 108.
■) KinohfeUfeD, Kr. Sohleiden.
208 Hermann Veltman
Streit über die Wegegerechtigkeit der verkl. Gemeinde behufs ihrer Vieh-
trift „zum Eicharz** zwischen dem „Zeutersberg" n. dem „Hongersiepen*.
Kanzlei zu Reifferscheid. 1737. (680/1748.)
1443. Kirsgen, Johann, u. die Töchter des Dionis Kessler, (A.) g. N.
Wernsler (Breslau): 4000 Goldg. Entschädigung für weggenommene Waaren.
Seh. A. 1543. (682/1753.)
1444. Kirsken, Jacob, (Frenz) g. Andreas Emonts u. Jacob SchafFrath:
Klage wegen Betrugs, wodurch der V. den Gottschalk Ross aus Haaren um
sein Vermögen gebracht hat. Seh. A. 1655. (684/1756.)
1445. Kitzgen, Goddart, g. Wwe. Bleienheuf, Gertrud geb. Erven:
717 rthlr. aus gegenseitigen Rechnungen. Richter u. Seh. A. 1566. (692/1790.)
• 1446. Klarwasser, Johann, (Weissweiler) g. Mathis u. Florenz Müller
(Weissweiler): Störung der Kinder des K. im Besitze des von ihrem Gross-
vater Werner Müller geerbten Hauses nebst Ländereien in der Herrlichkeit
Weiss Weiler. Schultheiss u. Seh. Weissweiler 1678. (121/411.)
1447. Klinker, Wilhelm, (Jülich) g. den Priester Nicolaus Fabry (Jülich):
Jährliche 4 Malter Roggen als Zinsen eines Darlehns. Seh. Rungen (?) im Lande
Jülich. 1527. (701/1833.)
1448. Klockart, Frambach, g. Geschwister v. der Kannen: Eine Erb-
theilung; näheres nicht ersichtlich. Seh. A. 1562. (947/2529.)
1449. Klocker, Michael, g. Christine Klocker: Theilung des elterlichen
Vermögens. Seh. A. 1610. (946/2528.)
1450. Klocker, Hermann, g. Idgin Debolts: Zahlung eines jährlichen
Zinses von 2 Fl. von einem Stücke Land in der Feldmark von A. Meier u.
Ger. A. 1514. (949/2532.)
1451. Klocker, Maria, Erben, (A.) g. Johann u. Anton v. Werd (Linnich):
Entrichtung von Zinsen u. Renten. Ger. Merzenich resp. Hauptger. Jülich.
1520. (950/2533.)
1452. Klocker, Jakob, g. die Gläubiger des Balthasar Moll: Herausgabe
des zum Konkurse gehörigen Hauses „zum Lämmchen" in A. Seh. A. 1637.
(952/2535.)
1453. Klocker, Hermann, g. Lambrecht v. Teil: 8 Fl. u. 5 Fl. Zinsen.
Seh. A. 1536. (951/2534.)
1454. Klotz, Johann, g. Johann Pflaum : Herausgabe des Nachlasses des
Petrus Starz, welcher dem K. von des letztern Halbbruder Christian am Zaun
cedirt worden ist. Richter u. Seh. A. 1643. (959/2555.)
1455. Kloubert, Mathis, u. Johann Brammert (Cornelimünster) g. Bernard
Schreiber u. Peter Schmidt, als Kransche Erbgenahmeu (Cornelimünster):
Herausgabe des Nachlasses des Mathias Ganser u. Streit über die Folgen der
Gütergemeinschaft. Lehngericht Cornelimünster. 1655. (960/2570.)
1456. Kloubert, Johann Caspar, g. Gerhard Finke: Streit aus einem
gemeinschaftlich betriebenen Weinhandel, insbesondere Rechnungslage. Scb.
A. 1785. (961/2571.)
Aachener Prozesse am Reichskamraergericht. 209
1457. Knapp, Quirin, (Düren) g. Peter Strom (Brandenburg): Nicht
ersichtlich. Seh. Lendersdorf, auf Unterweisung des Hauptger. Jülich. 1538.
(122/419.)
1458. Kncit, Nicolaus, (Sienacken in comitatu Gronsfeld) g. Domina et
conventuales coenobii (Zymmut?): 4 floreni annui reditus. Scabini in Sienacken \
resp. scabini Aquenses. 1527. — Abgeg. nach Limburg, Provinzial-Gerichts-
hof zu Mastricht, am 27. April 1852. (1390.)
R59. Knip, Anton, (Poll) g. Theiss v. Poll (Hof Poll im Fürstenthum
Jülich): Besitz des Poller Hofs, zugehörig den Eheleuten Stockum. Vogt
u. Scb. des Ger. Hoenkirchen u. Hauptger. Jülich. 1548. (708/1862.)
1460. V. In- u. Kniphausen, Iko, Freiherr zu Eltern u. Vogelsang, Erb-
meier zu Bastenach, (Kniphausen) g. Bürgermeister Dietrich Verko, als Ehe-
mann der Wwe. v. Bronkhorst geb. Catharine v. Eiteren (A.): Verpflichtung
des V., die während der Besitzzeit der Ehefrau des K's. aus der Herrschaft
Vogclsang (in Belgien bei Sonhofen) gezahlten Pensionen dem K. zu erstatten.
Offizial zu Lttttich. 1595. (1867.)
1461. Koch, Mathis' Wwe., Hans Dechant u. cons., g. Hans Fischer,
Lambrecht Lodderbcin u. cons., Fuhrleute: Erstattung des Werthes für weg-
genommene Wagen mit darauf befindlich gewesenen Wein, welche K. von
CTdn nach Lüttich fahren sollten, ihnen aber von Geldrischen Kriogsleuten
weggenommen sind. Seh. A. 1588. (746/1968.)
1462. Koch, Heinrich, g. Christian Bogenmeier: Injurien-Klage. Seh.
A. 1548. (756/1995.)
1463. Kockart, Wilhelm, (Burtscheid) g. die Wwe. des Heinrich v. Husen,
Gertrud geb. zum Raben (Burtscheid): 12 Fl. jährlicher Zinsen laut Obligation.
Ger. Burtscheid. 1530. (768/2039.)
1464. Kockart, Wilhelm, (Burtscheid) g. Peter v. luden (A.): 11 Müdden
Roggen jährlichen Erbpachtzinses. Ger. der Herrlichkeit Burtscheid. 1532.
(769/2040.)
1465. Kockart, Frambach, (Burtscheid) u. cons. (A.) g. Mathias Silber-
bomer (A.): Theilung eines Hauses u. Erbes in der Stadt A., von Albrecht
Y. Münster herrührend. Seh. A. 1533. (770/2041.)
1466. Kockart, Jacob, (Burtscheid), g. die Aebtissin zu Burtscheid:
Streit aus dem Pachtkontrakte über eine Mühle bei Burtscheid u. Klage auf
Räomung derselben. Ger. Burtscheid resp. Seh. A. 1542. (771/2042.)
1467. Kockart, Heinrich, (Burtscheid), g. die sechs Wald verordneten zu
Bartscheid: Aufnahme des K's. in das Amt der AValdverordneten in Folge
der Ernennung der Äbtissin zu Burtscheid. Ger. Burtscheid. 1559. (772/2043.)
1468. Kockelkorn, Andreas, Erben, (A.) g. Johann Ortmann u. cons.
(Hüfbach): Vindikation von 7 Morgen elterlichen Landes, belegen auf dem
Haucnlialle. v. Bongartsches Ger. zu Heyden bei A. resp. Kanzlei zu Düssel-
dorf. 1643. (778/2045.)
') Vgl. Loertoh boi Haagcn, Gösch ichte Achcnß Bd. I, S. 859.
14
210 Hermann Veltman
1469. Kockelkorn, Bartholomäus, g. Tönges Debej: Streit über den
Besitz eines Hauses in A. Seh. A. 1646. (919/2433.)
1470. Koemann [oder Eoumann], Mathis, g. Adolph Glocker u. Johann
Prtine: 105 Fl. für Ablösung einer Komrente. Seh. A. 1549. (840/2230.)
1471. Koen, Johann, g. Catharine Süchtelen, genannt Süsteren : Arrest^
Anlage; weiteres nicht ersichtlich. Seh. A. 1548. (782/2058.)
1472. Konen, Johann, u. die Wwe. des Franz Nicolaus Kannengiesser,
(Düren) g. die Schneider- u. Tuchscheerer-Zunft zu Düren: Einziehung der
von den V. errichteten Scheerwinkel. Hofrath zu Düsseldorf. 1733. (801/2144.)
1473. König, Jacob, (Düren) g. Emmerich Kempten u. Melchior v. Vianden
(Merzenich): Abfindung der K. vom elterlichen Vermögen, nachdem der V.
die Mutter der K. wieder geheirathet hat. Seh. Merzenich. 1540. (841/2233.)
1474. König, Mathäus, u. Servatz Karlis, g. Johann u. Cornelius Vellinger :
Unbefugte Arrest-Anlage auf den Nachlass des Philipp König zu A. wegen
rückständigen Kostgeldes u. s. w. Seh. A. 1641. (846/2249.)
1475. Körschgen, Theodor, g. Marie Elisabeth van Pier, Joseph Schiffe
u. cons. : Ungültigkeit der von Mathias Rochus van Pier dem V. vermachten
Legate ad 400 rthlr. Seh. A. 1756. (924/2464.)
1476. Körstgen [oder Kersgen], Bartholomäus, g. Laurenz Groote (A.)
Namens seiner Schwiegermutter, Wwe. Schreiber (Düsseldorf): Streit aus
einem Mieth-Kontrakte über ein Haus am Büchel zu A- Seh. A. 1733.
(923/2463.)
1477. Kolff V. Vettelhofen, Franz, (Hausen) g. Dietrich v. Zwecnbrüggen
(Broich): Abfindung der Ehefrau des K's. von den Reuschenbergschen Gütern.
Hofger. Düsseldorf. 1636. (809/2186.)
1478. Kolff V. Vettelhofen, Otto Heinrich, (Hausen) g. Johann v. Harff
(Nörvenich): Zahlung von 1000 rthlr. aus dem Hofe zu Kauweiler, laut
Vergleich. Hofger. Düsseldorf. 1685. (810/2187.)
1479. Kolf V. Vettelhofen, Johann, (Hausen) g. Johann v. Harff (Nörve-
nich): 1000 rthlr. aus dem Erbgute Kauweiler im Kirchspiele Nörvenich.
Hofger. Düsseldorf. 1695. (811/2188.)
1480. Kolf V. Vettelhofen, Otto Heinrich, (Hausen), g. den Domsänger
Freiherm v. Harff (Dreiborn): Caducitätserklärung verschiedener kurmüdigen
Güter, relevirend vom Arffter- u. Kesselers-Hofe zu Gilstorf (Gielsdorf bei
Bonn?). V. Harffsches Hofger. auf dem Gellers-Hofc zu Vettelhofen, resp.
Hofger. Düsseldorf. 1695. (812/2189.)
1481. Kolff V. Vettelhofen, Otto Heinrich, (Hausen) g. Freiherr Hanxler
V. Reuschenberg (Setterich): Theilung der Reuschenbergschen Erbgüter,
namentlich des Hofs Reuschenberg. Hofger. Düsseldorf. 1693. (813/2190.)
1482. Kolff V. Vettelhofen, Otto Heinrich, (Hausen) g. Dechant u. Kapitel
zu Jülich: Erbpachtzins von jährlich 2 Malter Roggen aus dem Hofe des
V. zu Kauweiler. Hofrath zu Düsseldorf. 1699. (814/2191.)
1483. V. Kolff, Johann Wilhelm Damian, (Hausen), g. die Erbgenahmen
Linden, namentlich Engelbert Stössberg u. Peter Dovelich (Remagen): Ver-
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 211
«chiedene Forderungen, wofür K. den Hof des V. zu Gilstorff antlchretisch
benutzen. Hofrath zu Düsseldorf. 1719. (815/2192.)
1484. V. Kolff, Wilhelm u. Damian, (Hausen) g. Ernst Bertram v. Hall
(Landscheid): Rittermässige Aussteuer der Mutter des E^s. geb. y. Kolff.
Hofrath zu Düsseldorf. 1730. (816/2193.)
1485. Kompstaff [oder Kumstaflf]» Cäcilie, g. Peter Kock: Herausgabe
eines Hauses u. Erbes in der St. Albrechtsstrasse, weil es väterliches Stock-
gut ist.- Seh. A. 1566. (839/2227.)
1486. V. Kothausen, Gotthard, (Dalem) g. Heinrich u. Martin v. Kot-
baoscn (Dalem): Streit über das Gut Kothausen; näheres nicht ersichtlich.
Schnltheiss u. Seh. Jülich. 1548. (793/2092.)
1487. Kox, Erbgenahmen, (Düren) g. Bürgermeister u. Rath der Stadt
Düren: Streit aus der Anstellung des Kox als Steuer-Empfänger zu Düren
u. Suspension des V. vom Dienste. Geheimer Rath zu Düsseldorf. 1745.
(943/2518.)
1488. V. derKoyffen, Wwe., (Heze) g. Seh. Pelzer: 1000 rthlr., welche
Diedrich v. der KoyflFen zur Betreibung seines Prozesses g. die Gemeinde
Slenaken vom K. geliehen hat. Gräfl. Plettenbergsches Ger. Wittem. 1748.
— Abgeg. nach Limburg, Provinzial-Gerichtshof zu Mastricht, am 27. April
1852. (2520.)
1489. Krafft, Krato, (Jülich) g. die Exekutoren des Testaments der
Adelheid v. Nettessen (nicht ersichtlich): Forderungen an den Nachlass der
V. 0. Arrest-Anlagen; näheres nicht ersichtlich.. Kurfürstl. Kommissarien
zu Cöln. 1629. (147/465.)
1490. Kramp, Leonard, Kellner des Domkapitels, g. Paulus v. Herl:
Ablieferung des Geldes, welches der V. als Kellncr-Gehülfe für den K. ein-
{Cenommen hat Seh. A. 1570. (161/497.)
1491. Kramp, Hans, (Linden) g. Maria v. Forschum («A.): Erfüllung
eines Kanfkontrakts über Lehengüter, relevirend vom Hause Wilhelmstein.
Seh. Linden resp. Hauptger. Jülich. 1560. (162/498.)
1492. Kramp, Kaspar, (Hegger-Hof im Amte Angermünde) g. Gertrud
Doronbusch (Erkelenz): Streit über den Besitz des Hofes „zur Hegge** im
Amte Angermünde. Das Amt zu Angermünde resp. Kanzlei zu Düsseldorf.
1584. (163/499.)
1493. Kraus, Gillis, g. Gerhard Merx: Herausgabe des Testaments der
Eheleute Cristian Merx, sowie des Nachlasses derselben. Seh. A. 1684.
(185/560.)
1494. Krauthausen, Peter, (A.) g. Amtmann Bomemann (Hellinghausen):
K&nfkontrakt über 9 Stück Wein u. Arrest- Anlage auf dieselben zu Münster.
Kanzlei zu Detmold. 1753. (577.)
1495. Kreitz, Wilhelm, (Cornelimünster) g. Dr. Siegmund Mese (A.):
Rückgabe von 100 Dukaten, welche K. dem V. vorgeschossen hat zu seiner
ßefreiang aus den Händen des Obrist-Lioutnants Piccolomini im Regimente
Harranta. Seh A. 1680. (589/1487.)
14*
212 Hermann Veltman
1496. Kremer, Johann, (Warden) g. Heinrich Carls (Warden): Xach-
lass der Schwester der Mutter des K. Seh. Warden rcsp. Hauptger. Jülich.
1537. (595/1505.)
1497. Kremer, Andreas, (Geilenkirchen) g. Johann Pitzwege (Geilen-
kirchen): Vorkaufsrecht in Betreff eines Lehnguts im Amte Heinsherg.
Lehnger. Heinsherg. 1556. (597/1507.)
1498. Kremer, Peter, (Düren) g. Wilhelm Möckel (Düren): Das Haas
„zur Lilie" am Markt zu Düren. Stadt- u. Hauptger. Düren. 1614. (602/1517.)
1499. Kremer, Peters Erhen, (Geilenkirchen) g. Peter u. Heinrich Krämer
(Geilenkirchen) : Testament u. Nachlass des Peter Krämer d. Ä. Amt Geilen-
kirchen resp. Hofger. Düsseldorf. 1628. (1149/3249.)
1500. Krenke, Wwe. Sophie, (Mascyk) g. Jacoh Haeh u. cons. (Ophoven):
Streit über den Besitz der von Wendel Schommachcr nachgelassenen Güter
zu Ophoven. ünterger. Ophoven in L, Ger. Wessem * in IL, Hauptger. A. in
in. Inst. 1630. (608/1531.)
1501. Krichel, .lohann, g. die Wwe. des Martin Kredel: Herausgabe
des Beutels mit Geld, welchen der V. von dem zu Metz an der Pest ge-
storbeneu Ehemann der K. empfangen hat. Seh. A. 1555. (728/1901.)
1502. Krichel, Johann, g. Wwe. Fusche: 25 Fl. Zins von einem Hause
in der Cölner Strasse. Seh. A. 1554. (729/1902.)
1503. Krickel, Johann, g. Melchior Ohnesorg: Injurien-Klage, weil der
V. den Ehebruch seiner Tochter, der Ehefrau des K's., mit Simon Kettlcr
aus Berlin begünstigt habe u. Rückgabe des von seiner Ehefrau weggeschafften
Vermögens. Seh. A. 1570. (730/1903.)
1504. V. Kriekenbeck u. v. Blanche als Horpuschesche Erben, (Schönau)
g. La Marche (Schönau) u. Dr. Völliger u. Theodor Boss (A.): Der La
Marchoschc Hof bei Nierstein nebst Zubehör. Ger. der Herrschaft Schönau
resp. Seh. A. »1757. (731/1905.)
1505. v. Kriekenbeck, Gotthard, genannt Ophoven, (Kriekenbeck) g. Wwe.
Scheidtgen oder Scheiken (Kipshoven): Grenzstreitigkeiten in Betreff von
Grundstücken. Ger. Wassenberg resp. Hofger. Düsseldorf. 1566. (732/1906.)
1506. Krieger, Martin, (Düren) g. Emund Lechenich (Düren): Injurien-
Klage, weil der V. den K. einen Schelm gescholten. Hauptger. Düren.
1585. (733/1915.)
1507. Krohe, Johann, oder Krehe, (Weyhe) g. Franz Leyendecker (Merode) :
Injurien-Klage wegen Vorwurf des Mordes. Schultheiss u. Seh. in der Weihe
resp. Hauptger. Jülich. 1534. (990/2696.)
1508. Kropp, Johann Heribert, g. die Erbgenahmen Duppengiesser :
Theilung des Nachlasses der Wwe. des Conrad Duppengiesser resp. Heraus-
gabe desselben. Seh. A. 1779. (1000/2723.)
1509. Kroppenberg, Stephans Wwe. (in der Wehe) g. Eentmeister Johann
Bockhorst, (Paland) u. Johann Dücher, (in der Wehe): 26 Dukaten u. 10 rthlr.
laut Abrechnung. Seh. in der Wehe resp. Hauptgor. Jülich. 1605. (1001/2725.)
<) Vgl. Loorsch bei Haagen a. a. O. Bd. I, S. 860 ff.
Aachener Prozesse am Reichskammergericht. 213
1510. Krosch, Eobert, (Aldenhoven) g. Franz v. Pfaflfendorf, genannt
Frambach (Bergheim): 450 rthlr. Darlehn. Amt Bergheim resp. Hofger.
Düsseldorf. 1617. (1002/2726.)
1511. Krüger, Hans, genannt Thujr, (Düren) g. Peter u. Franz v.
Haren (Haren): Ein von Scheiflfard v. Merode, Herrn zu Bornheim, herrührendes
Crüi genannt Hoern, im Ger. Lendersdorf. Richter u. Seh. Lendersdorf resp.
Haoptger. Düren. 1531. (1077/3088.)
1512. Krümmel, Johanns Wwe., g. Bernard Koumann: 5 Fl. jährlicher
Zinsen. Seh. A. 1599. (1098/3119.)
1513. Krune, Leonhard, g. Christian Pryme: Mitgebrauch eines Wasser-
»prangs auf dem Hofe des K's. an der Cölner Strasse. Seh. A. 1571. (1 104/3127.)
1514. Kuck, Carl, (?) g. Adam Bysmann: Nicht ersichtlich. Seh. A.
1548. (1013/2769.)
1515. Kuck, Gebrüder, (Frankfurt) g. Gottfried u. Christoph Ruland
(A. u. DüsseldorO: Arrest-Anlage auf das Haus der V. nebst Zubehör in
dem Hasshol ter Holz belegen, wegen 1800 rthlr. aus einer Obligation. Seh. A.
1643. (1015/2772.)
1516. Kugelmann, Peter, g. Adam Beissmann : Streit über einen Tauch-
Kontrakt in Betreff von Grundstücken. Seh. A. 1550. (1024/2795.)
1517. Kuik, Johann, (Kalkofen bei A.) g. Jacob Quarte u. Johann
Kockelhofen (Kalkofen): Herausgabe des Nachlasses des Peter Quarte von
Seiten des verkl. Stiefvaters. Seh. A. 1636. (1029/2864.)
1518. Kupper, Felix, g. Sebastian Kracht, Namens seines Bruders Jacob
T. Antorf, auch Wynrich genannt: Streit über das von Kerstchen Bosse nach-
gelassene Vermögen. Seh. A. 1543. (1045/2989.)
1519. Kupper, Felix, g. Wilhelm v. Lutten u. Wwe. des Kerstchen
Bosae: Ansprüche aus einem Gesellschafts-Kontrakte. Seh. A. 1548. (1046/2990.)
1520. Kusebusch, Johann, g. Arnold Frenz (Schönau): Schadensklage
TOD 200 rthlr. ans einem Pferdehandel. Bürgermeister-Ger. A. 1590. (1058/3020.)
1521. Küster oder Kustor, Dietrich, (Düren) g. Adolph v. Heimbach
(Düren): Jährliche Zinsen u. Renten aus dem Bezirke Merzenich. Seh.
Merzenich u. Hauptger. Jülich. 1531. (1060/3023.)
Die Entwickelung der Dürener Stadtverfassung vom
Verbundbriefe 1457 bis zum Finalreglement 1692.
Vortrag,
gehalten in Düren beim Sommerausflug des Aachener Geschichtsvereins
am 22. Juli 1896 von August Schoop.
lieber die Verfassung der Stadt Düren schrieb vor mehr
denn 250 Jahren der Franziskaner Jakob Polius, der, bekannt-
lich ein geborener Dürener, sich 1634 als Guardian im Franzis-
kanerkloster Bethanien in Düren nachweisen lässt ^ Seine
Vindiciae antiquitatum Marcoduri, welche bis zum J. 1640 reichen,
sind nur in einem handschriftlichen Exemplar im Stadtarchiv von
Düren vorhanden. Sie haben den Herausgebern der Materialien ^
vielfach als Quelle gedient, enthalten eine Reihe werth voller Mit-
theilungen und verdienten gedruckt zu werden^.
Polius verbreitet sich in seinem Buche ausführlich über
die gesammten Einrichtungen und Zustände seiner Vaterstadt
und sucht dieselben auf ihren Ursprung zurück zu führen. Nach
Art der älteren Annalisten verlegt er diesen in möglichst ferne
Zeiten, wodurch er naturgemäss in manche Irrthümer verfällt.
So berichtet er, Düren sei von Marcus Agrippa gegründet (S. 6 f.).
') Brief des Pohus vom 6. Dezember 1634, dessen Manuskript-Samm-
lung einverleibt, lieber diese, sowie über die Glaubwürdigkeit des Polius
und der Materiahen s. Schoop, Geschichte der Ewaldus-Schützcngilde in
Düren (Düren 1896), S. 11 Anm., S. 13 Anm., S. 28 Anm. — Vindiciae S. 19
nennt Pohus den Reiner Hartefeld seinen venerabilis praeceptor. Dieser war
1600 Rektor der Dürener Stadtschule (Stadt-Archiv, Stadtrechnung dieses
Jahres S. 43).
•) Bonn, Rumpel und Fischbach, Sammlung von Materiahen zur
Geschichte Dürens und seiner nächsten Umgebung, Düren 1835—1854.
•) Das Werk brauchte nur auszugsweise gedruckt zu werden, da es mit einer
Reihe geschichthcher, antiquarischer und etymologischer Exkurse durchsetzt
ist, welche mit der Geschichte der Stadt nichts gemein haben und auch an
und für sich werthlos sind.
Die Entwickelung der Dttrener Stadtverfassung von 1457—1692. 215
Otto I. habe Düren zur Reichsstadt erhoben und Otto III. sie
als solche bestätigt (S. 77 und 78 0. Düren habe schon vor
der Verpfändung das Recht gehabt, selbstständig Münzen zu
schlagen (S. 85^) u. s. w. Nach der Chronik der Anuntiaten
in Düren von Jakob ßürvenich starb der unermüdliche Mann,
dem als Lokalgeschichtsforscher besonders seiner Zeit das höchste
Lob gebührt, am 6. Juni 1656 ^ In neuerer Zeit haben einige
Mittheilungen über Dürens Verfassungsgeschichte gebracht die
Materialien*, sowie Brüll an einigen Stellen seiner Chronik der
Stadt Düren. Eine kritische Verfassungsgeschichte von Düren
war bisher bei der Unzugänglichkeit des städtischen Archivs
noch nicht möglich. Diese Abhandlung soll, auch für den behan-
delten Zeitraum, nur eine Vorarbeit sein, wir veröffentlichen
sie, da bis zur Vollendung des geplanten grösseren Werkes
noch geraume Zeit vergehen dürfte, über Dürens Verfassung
noch wenig bekannt und das Bekannte nicht frei von Irr-
thüraern ist.
Düren wurde 1241 oder vielmehr 1242^ bekanntlich dem
*) Die Materialien lassen bereits Karl den Grossen Düren zur Reichs-
stadt erheben (S. 54), ofiPenbar, weil sie des Polius Erzählung von der Rolands-
statuc, welche Karl Düren geschenkt haben soll (a. a. 0. S. 79), in diesem
Sinne gedeutet haben.
•) Vgl. hierzu Werminghof f. Die Verpfändungen der niederrheinischen
Städte S. 133. Als einen ferneren Beweis dafür, dass Düren nie eine selb-
ständige Münze besessen, erachten wir die Thatsache, dass derselben weder
in den Verpfandungsurkunden, noch in einer der städtischen Ordnungen Er-
wähnung geschieht.
') Die Chronik befindet sich als Manuskript im städtischen Archiv in
Düren. Wir lesen S. 113: „den 6. Juni ist zu Coeln bei unsern Brüdern im
Kloster zu den Oliven nach langjähriger Krankheit gottselig im Herrn ent-
schlafen unser ehrwürdiger, vielgeliebter Vater P. Jacob Polius, welcher
dieses unsers Kloster zu Düren getreuer Beichtvater, und unsers h. Ordens
grosser Liebhaber gewesen. Sonst hat er das Amt eines Guardian in vielen
Klöstern mit grossem Lob und Eifer versehen, als Bilefeld, Brühl, Niedberg,
Düren, Dorsten, Beurich, Hamm, Koblenz, Oppenheim. Ingleiehen achtmal
das Amt eines Definitor vertreten. Von anno 1619 bis zu seinem Tode war
rr Tag und Nacht beschäftigt die Chroniken aller Klöster dieser Kölnischen
und anderer Provinzen zu schreiben."
*) S. 54 f. und S. 81 f.
*) Die Urkunde ist ihrem Worlaut nach von Friedrich II. im Oktober
1241 zu Cremona, in Wahrheit aber im Namen des Kaisers und im März
1242 von König Konrads Kanzler ausgestellt. (Vgl. Loersch in den Publik,
der Gesellschaft für rhein. Geschichtskunde Bd. VII, S. 211 und Zeitschrift
deä Aachener Geschichtsvcrcins Bd. XV, S. 87, 42, 49 ff.)
216 Angast Schoop
Grafen von Jülich durch Friedrich II. verpßlndet^ Der Kaiser
nennt die Stadt „oppidum nostrum", sie war also damals Reiclis-
stadt. Die Pfandsumme wurde niemals zurückgezahlt, die Stadt
aber auch den Herren von Jülich nicht zu eigen übertragen und
so nahm Düren bis zur Auflösung der alten Verfassung in
seinem Verhältniss zum Reich eine Doppelstellung ein. Dem
Namen nach blieb es Reichsstadt, den thatsächlichen Verhält-
nissen nach aber entwickelte es sich zu einer Jülich-Bergischen
Landstadt, gewann Sitz und Stimme auf dem Landtage und
war eine der vier Hauptstädte des Herzogthums Jülich. Diese
Doppelstellung Dürens findet ihren symbolischen Ausdruck in
dem Schöffensiegel, welches links den Reichsadler, rechts den
Jülichschen Löwen zeigte
An Dürens Charakter als Reichsstadt gemahnen uns die
beiden Stadtsiegel. Das grössere, das Königliche, in den älteren
Urkunden auch das „meiste Siegel'' der Stadt genannt, trägt
das Bildniss eines deutschen Königs ^ Es hat die Um-
schrift: Hoc est sigillum regale oppidi Durensis. Im städti-
schen Archiv ist es nur an wenigen Urkunden erhalten*. Das
kleinere, Sekret-Siegel genannt, zeigt den deutschen Reichsadler.
Es trägt die Umschrift: Sigillum consulis et senatus civitatis
Durensis. An zahlreichen Urkunden unseres Archivs ist das-
selbe erhalten.
Der reichsstädtische Charakter Dürens ist ferner gewahrt
in den Eingangsworten der Eide, welche die städtischen Beamten
Bürgermeister, Schöffen, Räthe schworen. Die Formeln enthalten
sämmtlich den Satz, dass die Schwörenden der Kirche und den
Herzögen von Jülich treu und hold sein wollen „als von wegen
des Reiches". Die älteste erhaltene Fassung dieser Formeln
*) Zwei Kopien im Dürener St.-A. D. Nr. 1, ohne Monatsdatum, in der
Handschrift des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Eine derselben stammt aus
einem Kopienbuche der Stadt Aachen und ist von dem Stadtschreiber Mathias
Duppengiesser ausgefertigt. Gedruckt: Materialien S. 171 mit dem allge-
meinen Monatsdatum Oktober. Dasselbe Datum bei Huillard-Breholles
Bd. VI, S. 824.
•) Zahlreiche Urkunden mit diesem Siegel im städtischen Archiv, die
älteste 1441, Mai 11. Gedruckt bei Schoop a. a. 0. S. 95.
") Des zo Urkunde . . . hain wir burgemeister . . . onser stcdo meyste
siegil an diesen brief gehancgen. Urk. 1376, April 6. St.-A. D. Nr. 7,
Kopie; Original im Staatsarchiv zu Düsseldorf.
^) ü. a P Nr. 276 und 277.
Die Entwickelung der Dttrener Stadtverfassung von 1457 — 1692. 217
stammt aus .dem J. 1591 ^ Endlich ist Düren mehrfach zum
Reichstage beschieden worden, in unserra Arohiv nachweisbar
157G, 1594, 1602, 1640'^. Die Stadt schickte die Originale
der kaiserlichen Einladung an die Hofkanzlei nach Düsseldorf,
und der Herzog erklärte dann, dass er dieselbe vertreten wolle ^
Im Jahre 1653 aber war Düren durch den Li centiaten Hermann von
Berg auf dem Keichstage zu Regensburg vertreten*; 1722 wird
es durch ein kaiserliches Reskript aufgefordert, als Reichsstadt
5000 Gulden zur Türkensteuer beizutragen, Düren wehrt sich
energisch und der Herzog resp. Kurfürst verspricht seine Sache
zu vertretend Von da ab hören wir nicht mehr, dass Düren
als Reichsstadt zu irgend einer Leistung aufgefordert wurde.
Wir verfolgen nunmehr den Wandel seiner Verfassung unter
der Regierung der Herren von Jülich von dem vorgesteckten
Zeitpunkte an.
Der Verbundbrief, datirt vom 25. April 1457^, ist ausgestellt
von den beiden damaligen Herren von Jülich, Herzog Gerhard
von Jülich-Berg und Gerhard von Loen „ein Herr zu Jülich" und
Graf zu Blankenheim. Die Einleitung besagt, dass in den letzten
Jahren allerlei Zwistigkeiten entstanden zwischen Bürgermeister,
SchöflFen und Rath einerseits, sowie gemeinen Bürgern anderseits.
Das Klagelied von dem Streite dieser beiden Parteien durch tönt
wie die Städtegeschichte überhaupt, so auch die Geschichte
Dürens bis zur Auflösung der alten Verfassung.
Der Verbundbrief bringt zunächst Bestimmungen über die
Wahl und die Kompetenzen der städtischen Beamten. Jedes Jahr
wird ein neuer Bürgermeister gewählte Der Wahltag ist nicht
angegeben, indessen dürfte damals bereits, wie später, diese
*) So lautet der Eitigang zum Schöffeneid: Ich N. schweren ind ge-
loeven der heiliger kirchcn, vort meinem gnedigen landesfürsten ind herrn,
hcrtzougcn zu Guilge als von wegen des reiches ind der stat Deurcn
treu int holt zu sein. St.-A. Vg. E.
•) St.-A. Vg. R. Düren zum Reichstage.
») a. a. 0.
*) Schreiben desselben vom 7. und 15. September 1653 a. a. 0.
*) Mehrere diesbezügliche Aktenstücke a. a. 0.
«) St.-A. f). Nr. 19. Or. Pm., abgedruckt in den Materialien S. 96 ff.
IUt bischst mangelhafte Abdruck weicht von der Sprache des Originals der
Art ab, dasd man kaum annehmen kann, dieses habe ihm zu Grunde gelegen.
Auch eine Kopie aus dem Ende des 16. Jahrhunderts (St.-A. Vg. 0.) hat
dnen weit bessern Text als der Abdruck.
0 VgL unten S. 238, §1.
218 August Schoop
Wahl am letzten Tage des Jahres stattgefunden haben. Sie
wird vollzogen 1. vom abtretenden Bürgermeister, 2. von den
sieben Schöffen, 3. von den acht Eathsherren, 4. von sieben
Bürgern, welche die Gemeinde zu diesem Akte entsendet ^.
Es waren dies im ganzen 23 Personen; da aber die Urkunde
beständig von 22 Personen redet, welche die Wahl zu vollziehen
hatten ^,80 erhellt, dass der abtretende Bürgermeister nicht mit
wählte, sondern nur die Wahl leitete. Sie fiel entweder auf eine
dieser 22 Personen, oder auf einen andern Bürger aus der Gemeinde.
Im letzteren Falle entsandte die Bürgerschaft nur 6 Vertreter zur
WahH. Offenbar fand unter den Klassen der zu erwählenden
Personen ein regelmässiger Turnus statt, da ja die Gemeinde
sonst vorher nicht wissen konnte, ob sie sechs oder sieben Ver-
treter zu der Wahl zu entsenden habe. Die Wähler aus der
Gemeinde leisteten vor der Wahl einen besonderen Eid*. Bezüg-
lich ihres Charakters heisst es ganz allgemein, dass sie sein sollen
„eirber, nutze, unbesprochen man ind darzo die bequemsten syu",
während später der Kreis derselben genauer festgelegt wird.
Der Amtskreis des Bürgermeisters war damals ausgedehnter
wie heute, indem er im Verein mit dem städtischen Rath nicht
bloss die laufenden Ausgaben festsetzte und sonstige die Stadt
betreffende Verfügungen traf, sondern auch die städtischen Ein-
nahmen selbst einkassirte, also gleichzeitig das Amt eines städ-
tischen Eentmeisters versah. In dieser seiner Verwaltungsthätig-
keit stand ihm ein engerer Ausschuss aus dem Rath zur Seite,
dessen Mitglieder in den Stadtrechnungen seine Beisitzer genannt
werden. Es waren dies damals fünf Personen: der abtretende
Bürgermeister, auch „alte" Bürgermeister genannt, ein Schöffe
und drei Rathsherren^
Am Schlüsse des Amtsjahres musste der Bürgermeister über
seine Verwaltung Rechenschaft ablegen. Es geschah dies zu
») Vgl. unten S. 239 f., § 7.
•) Vgl. ebenda.
') Vgl. ebenda.
*) ... de mit den andern vunftzien by . . . der kur des burgermeisters
vurs. syn suUen ind yre eydc darup doin as gewoenlich is.
*) Sunder as unser stat vurs. gulde rente ind gcvelle up zo hcyen ind
uys zo geven geburent, dat sali der nuwe burgermeister doin. Dae sali
mit by syn der aide burgermeister, eyn schefifen ind eyn van den ocrersten
gekoeren raitzluden yurs. ind zwene van den gekoercn raitzluden van unser
gemeyner burger weigen.
220 August Schoop
Die Schöffen blieben offenbar damals schon wie später zeit-
lebens im Amte, ergänzten sich durch Kooptation und bedurften
der landesherrlichen Bestätigung.
Die Rathsleute werden in zwei Klassen eingetheilt, in die
vier von den „obersten Bürgern", und die vier „von der Gre-
meinde wegen **. Vier von diesen Rathsleuten, nämlich z-wei
von den obersten, später Alträthe genannt, und zwei von denen
aus der Gemeinde, die späteren Jungräthe, traten alljährlich ab.
An deren Stelle wählten die Schöffen und die vier im Amte
verbleibenden Rathsleute zwei zu den Räthen, die aus den Reihen
der „obersten" Bürger hervorgingen. Die Geschworenen des
Wollenamtes aber und sämmtliche Ambachtsmeister wählten zwei
zu den Räthen „von der Gemeinde wegen" und zwar aus ihren
Reihen ^ Diese Bestimmungen über die Rathsleute gewähren uns
einen interessanten Einblick in die soziale Gruppirung der Bürger-
schaft. Wir sehen die Bürger in zwei Klassen eingetheilt. In
die der obersten, welche man auch Patrizier oder Gesclilechter
nennen kann, und die der gemeinen Bürger, welche zweifellos
den zünftisch gegliederten Theil der Bürgerschaft ausmachten.
Da die Schöffen an Rang stets über den Alträthen standen, so
darf man unbedenklich behaupten, dass auch sie ausschliesslich
aus den Geschlechtern hervorgingen.
Bekanntlich beginnt in der zweiten Hälfte des Mittelalters
in den meisten deutschen Städten der grosse Kampf der Zünfte
gegen die Geschlechter, ein Kampf, der häufig mit blutiger Er-
bitterung geführt wurde und theils mit dem Siege der einen
oder anderen Partei, theils auch mit einem Kompromiss beider
endete. Ob in Düren Zunftkämpfe stattgefunden haben, lässt
sich nicht nachweisen; zur Zeit des Verbundbriefes aber lagen
die Verhältnisse so, dass zwar die Geschlechter den bedeutendsten
Antheil am Stadtregiment hatten, aber auch die Zünfte stark
darin vertreten sind. Von den fünfzehn Rathspersonen gehörten
elf den Geschlechtern, vier den Zünften an. Diese hatten ferner
Antheil an der Wahl des Bürgermeisters, theils indem die von
ihnen erwählten Rathsleute mitwählten, theils und besonders
indem sie • noch sieben weitere Vertreter zu dieser Wahl ent-
sandten. Auch konnte der Bürgermeister aus ihren Reihen
gewählt werden (s. oben) und sie waren stark vertreten bei der
») Vgl unten S. 238, § 2.
222 August Schoop
Philippstrasse und Kämergasse vom Brande verschont blieben
(S. 466). Düren hatte 1558 wieder 655 Bürger, welche zur
Türkensteuer herangezogen wurden^, eine Thatsache, die sich
schlecht in Einklang bringen lässt zu dem Berichte der Mate-
rialien, dass 1543 mehr als 2500 seiner Bewohner bei der Ver-
theidigung umgekommen seien. (S. 467).
Die „neue Ordnung**, 1545 von Herzog Wilhelm von Jülich
erlassen *, hebt eingangs wieder hervor, dass unter den Bürgern
Streitigkeiten entstanden über die Wahl des Bürgermeisters,
Rathsleute, Siebenter und Ambachtsmeister.
Bezüglich der Wahl des Bürgermeisters heisst es jetzt
ausdrücklich, dass dieselbe auf Neujahrsabend stattfinden solle ^.
Sie wird vollzogen vom städtischen Rath und einer Person aus
jedem Ambacht*. Der Kreis der Wähler aus der Bürgerschaft
ist somit schon etwas enger begrenzt wie zur Zeit des Ver-
bundbriefes.
Die Zahl der Beisitzer in der Verwaltung der städtischen
Einkünfte ist auf sechs erhöht, es sind der alte Bürgermeister,
ein Schöffe und je zwei aus den beiden Klassen der Rathsleute ^
Wie früher, so musste der Bürgermeister auch jetzt über
seine Verwaltung Rechenschaft ablegen '^, doch jetzt nur vor
seinen Wählern': die sieben Geschworenen des WoUenamtes^
*) Steuerlistc dieses Jahres im St.-A. zu Düren.
*) Abgedruckt: Materialien S. 132 ff. in einem Exemplar im St.-A. zu
Düren. Der Text enthält zwar auch Fehler, ist jedoch besser wie der vom
Verbundbriefe.
') Ouch sal man alle jaer einen neuwen burgermeister kiesen up neuwe
jairs avent.
*) Wanne sulcher burgermeister gekoren wirt, dae sullen bei sein die
kiesen helfen die seven seheffen, die vier van dem aldcn rait und vier von
dem gemeinen rait und van ederem ambacht ein person, und oevermitz die-
selve Personen suU der burgermeister usgancks seins jairs vur denselvgen
seine rechentschaft thun.
*) Vemer soe sullen deme burgermeister zu gedain sein, die dat jair
uis bei ime sitzen und der stat sachcn tracteren helfen zeven personen,
nemlich der neue burgermeister, der alt burgermeister, ein schefFen, zwien
van deme alden rait, zwien van deme neuwen rait.
•) Eingangs der Stadtrechnungen aus dieser Zeit findet sich die Formel:
Dit is die rechenschaft und bewisunch mein . . . zerzeit burgermeister der
stat Düren van allem innemen und usgeven ich van wegen der stat cnt-
phangen und bynnen diesen jaire widerumb usgegcven.
^ S. Anm. 4, Schluss.
224 August Schoop
das Rentmeisteramt versehe. Zur Rechenschaftsablage wird jetzt
auch der herzogliche Beamte in Düren, der Schultheiss, hinzu-
gezogen (§ 13). Sodann ist hier zuerst die richterliche Kom-
petenz des Bürgermeisters erwähnt. Er darf nicht über Kriminal-
sachen urtheilen — diese gehören zur Kompetenz des Schult-
heissen — , sondern nur über bürgerliche Sachen, wie Vergehen
gegen Maass, Gewicht und dergl. Die Vollziehungsgewalt aber
steht dem Schultheissen zu (§ 4).
Die Zahl der alten Räthe ist auf sechs gestiegen und zu-
gleich bestimmt, dass sie gleich den Schöffen zeitlebens im Amte
bleiben sollen (§ 6 und § 9). Bezüglich der Wahl der alten
Räthe ist ein Widerspruch festzustellen : § 8 heisst es, sie sollen
zeitlebens im Amte bleiben „falls sie es nicht verwirken", §11,
es solle mit der Wahl des alten und gemeinen Rathes gehalten
werden wie vor alters, und § 12 ausdrücklich, dass alle Jahre
zwei Alträthe abtreten sollen. Demnach verbleiben wenigstens
nicht alle zeitlebens im Amte. Vielleicht regelte sich die Sache
so, dass die vier ältesten Räthe zeitlebens im Amte blieben,
während die zwei jüngsten jährlich wechselten. Die zahlreichen
Akten über die Alträthe (Vg. Ar.) werden uns über diesen Punkt
hoffentlich Aufklärung bringen.
Als neue Bestimmung tritt hinzu, dass alle Bürger Dürens
dem Fürsten und der Stadt einen Eid ablegen müssen, sowie
dass zwei Bürgerbücher anzulegen sind, in denen die Namen
sämmtlicher Bürger eingetragen sein sollen (§ 18). Bücher mit
dem Namen Bürgerbücher schlechthin sind im Archiv nicht mehr
erhalten, wohl aber Steuerbücher, welche theilweise mit dem
Namen Bürgerbuch betitelt sind.
Die eben besprochene Ordnung wurde 1596 von Herzog
Wilhelm bestätigt (Or. St. -A. Vg. 0.). Eine Ergänzung zu dieser
Ordnung bringt die Polizeiordnung der sieben Ambachte vom
J. 1558, „mit Vorwissen unseres lieben Herrn und S. F. G.
hohen Befehlshabers" von Bürgermeister, Schöffen und Rath
der Stadt Düren gesetzt ^ Die Einleitung weist auf die vorige
^) Gedruckt: MateriaUen S. 135 f. Leider ist uns diese wichtige Ord-
nung nur erhalten in einer Kopie „ex authentica copia descriptum'' und
einer jungem Abschrift derselben. Jene stammt der Schrift nach aus dem
Ende des 16. Jahrhunderts, diese aus dem J. 1674. Der Abdruck in den
Materialien ist ein höchst fehlerhafter, theilweise sinnentstellender, es sind
ganze SteUen ausgelassen, daher citiren wir nach dem älteste\i handschrift-
lichen Text, der freilich an einigen Stellen zweifeUos auch nicht ganz genau ist.
_j
226 August Schoop
sie noch 3 s. Einschreibegebühren zu erlegen. Es konnten
die Gebühren bei Armen je nach den Verhältnissen gemindert
werden ^
Auswärtige, welche eine Dürener Bürgerstochter heiratheten,
erwarben das Bürgerrecht gegen einen V2 Goldgulden. Sie
mussten acht Tage nach der Hochzeit vor dem Eathe erscheinen,
sich über ihre früheren Verhältnisse ausweisen, und ebenfalls 3 s.
Einschreibegebühren erlegen.
Niemand durfte Häuser oder Stuben vermiethen, bevor der
Rath für die betreffende Person die Erlaubniss ertheilt hatte*.
Die gesammte Bürgerschaft ist eingetheilt in sieben Am-
bachte oder Aemter: 1. Wollenamt, 2. Schmiede, 3. Brauer,
4. Bäcker, 5. Schneider, 6. Schuhmacher, 7. Holzamt. Zu jedem
Amte gehören eine Anzahl von Zünften oder Bruderschaften.
So gehörten zum Schneideramt: die Tuchscheerer, Buntwirker,
Pelzer, Wundärzte (!), Hutmacher, Wappensticker und Glas-
macher (Materialien S. 137, 21). Zum Holzamte gehörte die
Katharinenbruderschaft, d. h. die Zimmerleute, Leiendecker,
Maurer, dann die Bernhardsbruderschaft, als Pliesterer (a. a. 0.
5. 137, 23). Die einem Amte zugetheilten Handwerker hiessen
die Beigekorenen, man kann im Gegensatz hierzu wohl die
Zunft, welche dem Amte den Namen gab, die führende Zunft
nennen. Jede zu einem Amte gehörige Zunft hatte ihre eigenen
Satzungen; damit die führende Zunft diese ihre Stellung nicht
missbrauche, wird ausdrücklich bestimmt, die Beigekorenen in
ihrem Leuffenrecht „unbeschwert" zu lassend
Die politischen Vertreter des Ambachts sind die „Siebenter",
nach ihrer Zahl benannt. Sie konnten sowohl aus der führen-
') § 10. ... und die burgerschaft mit einem goldg. zu ledderen cmbern
und rustungh, und drei s. inzuschreiben, . . . erlegen. Sonen jedoch hier-
inne die armen nach gelegenheit der Sachen verschont werden.
*) § 1 1. ... wenn auswendige an bürgersdoechter inwendig verheiratet
werden, die sollen die burgerschaft zu erwerben nemlich einen halben
goldg. erlegen, und nach umbganck acht dagen, so sei samen bevolhen weren
vor einem ersamen raith erscheinen, ihren schein wie vurs. vurbrengen und
sich mit dreien Schillingen in daz burgerboich inschrie ben laissen. — § 12.
... die ghene, so heuscr, chameren zo verhueren haben, sollen kheinen ohne
solchen bewies underhalten noch anncmen, so lange bis das sei van einem
ersamen raith zugelaissen. . . .
') § 22. Item es sollen alle die ambachter soviel ir leuffenrecht be-
langt vor sich, wie von alters her, gepruchen, davon ire bei verordneten
unbeschweret laissen.
228 August Schoop
der sehr grossen Bedeutung der Ambachts- und Zunftmeister
für das ganze städtische Leben, behalten wir uns füi' später vor.
Jedem Amte war ein Schöffe und ein alter Rath zugetheilt,
damit dieses, wie es heisst, „in zufallenden Sachen desto besser
zu berathschlagen habe". Da aber nur sechs Alträthe waren,
so vertrat der alte Bürgermeister die Stelle des siebenten, und
zwar soll er mit dem ältesten Schöffen dem Wollenamt zuge-
theilt sein. Dieses galt demnach immer noch für das ange-
sehenste. Gehörte der alte Bürgermeister aber zu den Schöffen
oder zu den Alträthen, so soll er zwei Aemtern zugewiesen sein,
also : ist er ein Schöffe, so vertritt er noch die Stelle eines Alt-
rathes, ist er ein Altrath, so vertritt er zwei Alträthe ^ Wir
ersehen aus diesen Bestimmungen, dass der Bürgermeister aus
drei verschiedenen Klassen wählbar war.
Ueber die Bedeutung der Ausdrücke Amt, Gaffel, Zunft, Bruder- ,
Schaft stellen wir vorläufig Folgendes fest: „Ambacht" bezeichnet
für Düren in erster Linie die politische Seite der Vereinigung.
Jedes Ambacht entsandte einen Vertreter zur Wahl des Bürger-
meisters, zur Rechnungsablage, die Siebenter werden bei wich-
tigen die ganze Stadt betreffenden Angelegenheiten mit zu Rathe
gezogen, die 21 Ambachtsmeister wählten die gemeinen Räthe
(s. oben). Gaffel wird mit Ambacht vielfach identisch gebraucht. '
In der „neuen Ordimng" heisst es: suUen ouch in unser stat
Duiren niet nie als seven ambachter oder gaffeln sein; bei dem
vorhin genannten Proteste werden Verordnete aus den sieben
Gaffeln entsandt u. m. Indessen lässt sich doch auch ein Unter-
schied feststellen. In der neuen Ordnung lesen wir: Wanne die
ambachten up iren gaffeln des jairs meister kiesen. Hier könnte
unter Gaffel der Ort gemeint sein, wo die Wahl stattfand, man
nannte diesen auch die Gaffelleuffe oder kurz Leufe. Ferner
wird Gaffel gebraucht zur Bezeichnung des geselligen Zusammen-
seins. So lesen wir in der Bogenschützen-Ordnung von 1551
^) § 14. Damit nun ein jedes ambacht mit besonderen personen aus dem
raith versehen, sich in zufallenden Sachen desto besser zu beraitschlagcn
haben, ist demnach einem jedorem ambacht einer aus den scheffen und aus
dem alten raith einer . . . zugethain worden. Und so denn der von dem
alten raith sees sein, soll derhalben der alte burgermeister zu jeder zeit die
siebende stat des alten raiths vertreten, das er nemlich mit dem ehesten
scheffen bei das wullenambacht das jair gehen sali. ... Im pfall der alte
burgermcister ein scheffen oder von dem alten raith werc, sali er auf zwien
orteren der gebur halten.
Die Entwickelung der Dtirener Stadtverfassung von 1457—1692. 229
(Schoop a. a. 0. S. 96): Und uf pinxstaich, wer dan den graven
halt, der sali der gesellschaft die gaffel dein.
Der Ausdruck Zunft wird in den Ordnungen gar nicht ange-
wandt, in den Zunftakten bezeichnet er meistens ein einzelnes
Handwerk, diese aber werden auch häufig Amt genannt.
Bruderschaft bezeichnet für Düren, soweit wir feststellen
konnten, nur die religiöse Seite der Vereinigung. Vgl. Bogen-
schützen-Ordnung: Zom vonften sali alle jairs up senct Sebastlanus
daich die broderschaff begangen werden. Diese Verhält-
nisse bedürfen indessen noch einer genaueren Untersuchung.
Nach diesen Bestimmungen wurde Düren mehr denn 100
Jahre lang verwaltet und regiert, eine Zeit, in der die grössten
Missbräuche einrissen, indem die führenden Geschlechter die
gemeine Bürgerschaft mehr und mehr in ihrem Interesse aus-
zubeuten suchten. Zahlreich sind die Akten, in denen Siebenter
und Einundzwanziger beschwerdeführend gegen Bürgermeister
und Rath auftreten, zuweilen finden wir auch die Jungräthe auf
der Seite der Beschwerdeführenden. Aber besonders in der
letzten Hälfte dieses Zeitraumes wäre eine sparsame Haushal-
tung, eine gerechte Vertheilung der Lasten mehr denn je erforder-
lich gewesen, denn wie ganz Deutschland, so hat auch Düren
unter den Lasten des 30jährigen Krieges und der nachfolgenden
französischen Kriege furchtbar gelitten. (Vgl. Schoop a. a. 0.
S. 36.). Die Beschwerden richten sich besonders gegen unge-
rechte Vertheilung der Einquartirung, Steuern, besonders Kriegs-
steuern, ungenaue Rechnungsablage, Umtriebe bei Besetzung
der Aemter („Schmiddereien**), unmässige Höhe der Rathsge-
hälter. Wir können auf diese Verhältnisse, zu deren Klarlegung
reiches Material im städtischen Archiv ruht, im Rahmen dieses
Vortrages nicht näher eingehen, geben nur zu dem letzten
Punkte einige Erläuterungen aus den Stadtrechnungen.
Bekanntlich bezogen in jenen Zeiten die Beamten kein
festes Jahrgehalt als Entgelt für ihre gesammten Leistungen,
J^ndern wurden neben dem Bezug gewisser fester Sätze für
einzelne Amtshandlungen bezahlt, theils in Naturalien, thcils in
Geld. Die Stadtrechnungen erweisen, dass diese Bezüge für den
Börgermeister, seine Beisitzer und Rathsleute in verhältniss-
mässig kurzer Zeit ganz enorm gestiegen sind. Wir können hier
»ur einige Rechnungen zum Vergleich heranziehen und wählen
^ittuächst die von 1546 und 1600.
230 Angust Schoop
Bürgermeister und Rathsleute erhielten 1546 k Person als
festes Einkoramen ein Monatsgeld von IOV2 alb. und sonst
keine festen Geldbeztige für allgemeine Leistungen*.
Dieses Monatsgeld ist 1600 auf 1 rthlr. = 52 alb. gestiegen*.
Dazu aber bezog der Bürgermeister jetzt noch ein extra
Jahrgeld von 50 gld., er und seine Beisitzer für „Abstand"
d. h. für ihr Abtreten am Ende des Jahres je 12 rthlr., und
für Wochengeld je 6 rthlr., zusammen 410 gld. an festen Geld-
bezügen, die 1546 fehlten ^
Im J. 1546 erhielten Bürgermeister wie Rathsleute zur
Gottestracht je 11 m. 9 sh. für Hosentuch, ferner bezog jeder der
Genannten jährlich 10 q. Wein als Rathswein, dazu der Bürger-
meister und seine Beisitzer jeden Samstag ein Hälfehen (= V« <!•)
Wein, das „Samstagshälfchen""*.
Das Geschenk für Hosen tuch ist 1600 auf 2 rthlr. (= 4 gld.
20 alb.) gestiegen, dazu sind eine Reihe anderer Geschenke
angeführt, die 1546 nicht erwähnt werden, so ein Salmgeld,
Geschenke, die am Himm elf ahrts tage den Frauen von Bürger-
meister und Beisitzern ausgetheilt wurden u. s. f. Ferner be-
zogen Bürgermeister und Beisitzer damals je 5 rthlr. für Raths-
zeichen, Papier und dergl., jeder derselben 6 gld. 6 alb. für
einen neuen Hut und für ein Paar Handschuhe ^
^) Stadtrechnung, 1546 S. 35. Gegcven dem burgermcist<;r, scbefifen
und gemeinem raide, nemlich vunfzien personen dat sy neun macndt lanck
gedient als vur ire maendtgelt jederem des maendts IOV2 ^-Ib. wie gewone-
Uch facit 263 m. 3 sh. (1 m. = 6 alb. = 12 sh.)
*) a. a. 0. 1600 S. 26. Geben burgermeistcr, scheflfen und raith ir
irstes monatgelt, von den vier monaten, so sie der Stadt gedienet, neraücli
19 personen jedem monatlichs 1 rthlr. . . .
') a. a. 0. S. 41. Geben dem burgcrmeister Kerris vor sein jairgelt
wie von alters 50 gld. S. 42. Geben burgcrmeister und bcisitzern jedem
wie von alters vor seinen abstand zwelf thaler, und vor wochengelt 6 thlr.
ad 10 m. f. = 360 gld.
*) a. a. 0. 1546 S. 27. Geven burgcrmeister, scheffen und gemeinen
raidc, nemlich 15 personen vur ire hoiscudoiche zor gotzdraicht wie von
alders gewonlich cderem 11 m. 9 sh. macht 146 m. 3 sh. S. 46. Qegcven
dem burgcrmeister vort . . . nemlich 15 personen jederem 10 qt. vur ircn
raitzwein die q. ad 8 sh. f. == 100 m. Gcgeven dem burgcrmeister und seinen
bcisitzern nemlich 8 personen van 52 saterstachshelfgen wie gewonUch cdcs
helfgen ad 4 sh. f . = 138 m. 8 sh.
*) a. a. 0. 1 600 S. 26. Geben burgcrmeister ... vor hosendoich 2 tblr.
S. 26. Geben den raitz verwandten wie von alters vor salragelt 34 ^'j gld.
Gegulden vur burgerm. und bcisitzer hausfrauwen schlcweren so in festo
282 An^n^t Schoop
Bei der Neuwahl 1600 dagegen wurde auf dem Rathhause „ver-
zecht« für 198 gld. 18 alb.M
Nun führen einfache Zahlen bei solchen Berechnungen an
und für sich leicht irre, da der Geldwerth in jenen Zeiten ausser-
ordentlich schwankte. Alleiu selbst wenn man annimmt, dass
der albus von 1546 den doppelten Werth hatte wie der von
1600, so ist die Steigerung der besprochenen Bezüge noch eine
ganz ausserordentliche. Und so betrugen denn nach einer unge-
fähren Berechnung die Ausgaben zu genanntem Zwecke 1546
ein Achtel, 1600 aber ein Viertel der gesammten städtischen
Ausgaben, hatten sich also verhältnissmässig verdoppelt.
Die Stadtrechnung von 1627, also aus dem ersten Drittel
des dreissigjährigen Krieges, bietet in den einzelnen Posten ein
nicht wesentlich verändertes Bild. Bei der Neuwahl des Bürger-
meisters aber tritt uns bezüglich des Zechens ein etwas ver-
änderter Modus entgegen. Es heisst nämlich (S. 16), auf „Neu-
jahrsabend" 1626 sei „zu Mittag" mit der Zehrung in der Raths-
kammer, zum Besten der Stadt, wie in etlichen vorigen Jahren
auch geschehen, eingehalten worden, jedem Rathsmanne aber
und Siebenter sollen 3q. Wein „zugelegt" werden. Diese wurden
im Wirthshause „zum wilden Manne" verzecht, wo auch ein
solennes Mittagsmahl stattfand, das den Stadtsäckel im Ganzen
mit 121 gld. 4 alb. belastetet In der Rathskammer selbst
waren an „spanischen Wein" und Wecken nur „verthan" 7 gld.
18 alb. (a. a. 0. S. 16). Nun heisst es am Schlüsse der Rech-
nung von 1627 (S. 43): Als vuriges jair in gemeinem raith
verglichen, das die zechen in der raitskammern abzustellen, so
haben burgermeister und beisitzer aus dem ihrigen notturftige
*) a. a. 0. 1600 S. 20. Auf des neuen jairs abend anno 1599 ist durch
burgerm., schefifen, raith und andere so dazu geladen verzecht, so dem alden
burgermeister Mockel bezalt 198 gld. 18 alb.
') a. a. 0. 1627 S. 16. Auf des neuwen jairs abend zu mittag ist
durch den herren obersten von Merode, unsern grosgepietcnden hcrrn ambt-
mann erpettene fürstliche diener, burgermeister scheffen raith und dicncr
laut des wirdts im wilden mann Godart Maiss special einkommencr rechnong
verzecht 121 gld. 4 alb. Die Rechnung des Wirthes ist uns erhalten (Vcr-
waltungs-Akten, Privatrechnungen für die Stadt). Es nahmen an dem Mahle
theil 22 Personen. Die Mahlzeit kostete pro Kopf 18 alb. Vertrunken
wurden 96 (I) Quart Wein, die Quart ebenfalls zu 18 alb. Dazu Hessen
Bürgermeister und Rath sich am 1. Januar in die Rathskammer holen 88
Quart Wein. Bis zum 18. Januar waren bei genanntem Wirth im Ganzen
204 gld. und 18 alb. auf Rechnung der Stadt vorzecht worden.
Die Entwickelung der Dürencr Stadtverfassung von 1457—1692. 233
speis in den letzten tagen beigeschafft, derwegen jedem geben
2 goldg. und Heinrich Geilradt, das er den beisitzern speis zu-
gericht fünf gld. So war das Verzehren in den Rathskaramern
auf Kosten der Stadt doch auf Umwegen wieder eingeführt;
rechnet man das Mahl im wilden Manne dazu, so ergibt sich,
dass die alte Unsitte noch in vollem Maasse bestand.
Die Rechnungen, welche aus der Zeit nach dem dreissig-
jährigen Kriege stammen, enthalten nicht mehr den Posten für
das Festmahl bei der Bürgermeisterwahl, in der Rathskammer
wird nur in bescheidenem Maasse spanischer Wein und „Bis-
quit" verabreicht, dagegen erhält jeder von den Wählern jetzt
4 q. Wein^
Die regelmässigen Geldbezüge für Bürgermeister, Schöffen
und Rath sind geblieben. Bürgermeister und Beisitzer erhielten
pro Tertial je 12, die übrigen Rathsleute je 8 rthlr., es waren
also diese Bezüge gegen die von 1600 noch gestiegen ^ Die
früheren Weinbezüge sind meist in Geld umgesetzt. So erhalten
Bürgermeister und Beisitzer anstatt der 4 q. Wein an 10 hohen
Festtagen je 1 rthlr. ^
Für Hut, Handschuhe, Zeichen u. s. w. erhielt jeder der
Genannten 7 rthlr. ^
Geblieben sind ferner das Jahrgeld des Bürgermeisters mit
50 gld., geblieben endlich die Bezüge für Wochengeld, Abstand,
sowie die Entschädigung des Burgermeisters und der Beisitzer
für die in den letzten Tagen des Jahres auf ihre Kosten in die
Rathskammer besorgten Speisen. (Vgl. oben und Rechnung 1656
S. 63 und 65, 1676 S. 65 und 67.)
Von den trostlosen wirthschaftlichen Zuständen der Stadt
dagegen melden uns die ausserordentlich zahlreichen Posten
von Zinsen für aufgenommene Kapitalien (vgl. Schoop a. a. 0.
*) a. a. 0. 1656 S. 25. Auf des* neuen jahrs abendt anno 1655 vor
^panischen wein und bisquit vor der wähl durch ihre gnaden den hcrm ambt-
manu und sambtliche rats verwandten genossen worden bezalet 12 gld. a. a. 0.
Auf de» neuen jahr8 abendt anno 1655 ist ... jeden ratsverwandten . . . zu-
ceb'gt vier q. wcins die q. ad 1 gld. Ebenso 1676 S. 23 u. 24.
•) a. a. (). 1656 S. 30. Geben bürgerm. schefifen und rat ihr erstes
monatgeld nemlich sieben personen jedem zwoelf, und den übrigen eilf ratz-
verwandten acht reichsthaler. Ebenso S. 35 und 63. 1676 S. 27, 32 und 64.
') a. a. O. 1656 S. 47. ... von zehen hochzeitlichen fest und ehren-
tAgen jedem jedesmals ein rthlr. Ebenso 1676 Ö. 39.
*) a. a. O. 1656 S. 47. Geben bürgerm. und beisitzern, sieben personen
vor einen hudt, handschuh . . . jedem sieben rthlr. Ebenso 1676 S. 89.
Die Entwickelung der Dürener Stadtverfassung von 1457—1692. 235
Auch der Eentmeister bezieht an Gehalt 80 rthlr. (S. 91). Es
soll niemand zum Bürgermeister öder Rentmeister erwählt wer-
den, „der nicht für den Ertrag des repartierten Steuerquanti
gesessen, oder genugsam possesionieret sei** (S. 94,
Abs. 6), d. h. der nicht mit seinem Vermögen dafür Bürgschaft
leisten kann. Spätestens zwei Monate nach dem Ausscheiden
aus dem Amte müssen beide über ihre Verwaltung Rechenschaft
abgelegt haben (S. 91).
Alle Schmausereien auf Kosten der Stadt sind verboten:
„hinfüro auch im rathaus und sonsten aus mittel der gemeiner
bürgerschaft vorgelaufene schwelgerei, fress- und saufereien son-
derlich auch der erstigter bürgerschaft fast zum verderben ge-
reichenden gastmalen Verschwendung der halben massen
weins wöchentlich und andere dero gleichen wein consumptiones
hierdurch ganz und zumahlen ufgehoben, abgestellt und ver-
boten seind** (S. 92). Ursprünglich musste der Bürgermeister
seinen Amtseid in der Hofkanzlei zu Düsseldorf ablegen, von
1692 an wird dieser Eid zur Ersparung der Reisekosten vor
dem kurfürstlichen Schultheiss in Düren abgelegt. Nach wie
vor aber sind die üblichen Kanzleigebühren mit 6 goldg. zu
entrichten (S. 94, Abs. 5).
Eine wesentliche Veränderung erfahrt die Verfassung des
Eathes. Die Schöffen müssen aus den Alträthen ergänzt werden,
die Zahl der Alträthe wird wieder auf vier eingeschränkt. Die
sechs zur Zeit amtirenden sollen im Amte verbleiben, es wird
aber nicht eher ein neuer gewählt, bis die Zahl unter vier ge-
sunken ist. Sie müssen aus den Jungräthen ergänzt werden
und bleiben lebenslänglich im Amte (S. 91).
Die Jungräthe, vier an der Zahl, bleiben gleichfalls zeit-
lebens im Amte, die Neuwahl derselben wird aber nicht mehr
von den Vertretern der Zünfte vorgenommen, sondern für eine
neu zu besetzende Stelle werden von Schöffen und Alträthen
«drei dazu bequeme Subjekte** aus der Bürgerschaft dem Kur-
fürsten vorgeschlagen, welcher die Auswahl trifft. Die zur
Zeit amtirenden Jungräthe waren dem Kurfürsten nicht genehm,
sie sind mit dem 31. Dezember des laufenden Jahres (1685)
ihres Amtes entlioben (S. 91 und S. 94, Abs. 1).
Eine wichtige Bestimmung ist die, dass die Jungräthe von
rten in der Rathsversammlung behandelten Gegenständen den
Zünften Bericht erstatten sollen (S. 93: von denen in magistratu
236 August Schoop
vorfallenden, das geraeine wesen beti'effenden sachen denen
zunften hinfuro die nötigen relationes erstatten sollen). Sie
bildeten somit das vermittelnde Uebergangsglied vom Rath zu
den Zünften.
Das Institut der Siebenter wird aufgehoben ^ Die Einund-
zwanziger aber bleiben bestehen, und diese treten in den Akten
von jetzt ab hauptsächlich als Vertreter der Bürgerschaft gegen
die Anmassungen des Rathes auf. (St.-A., Beschwerdeakten der
Siebenter und Einundzwanziger.)
Auch dessen Uebergriffen soll in der neuen Ordnung ge-
steuert werden. Jedes Rathsmitglied erhält als festes Jahr-
gehalt 6 rthli*. und für jede Sitzung, an der es bis zu Ende
theilgenoraraen, 12 alb. Köln. Verlässt der Rathsherr die Ver-
handlungen vor Ende der Sitzung, so erhält er nichts für dieselbe ;
wenn er das ganze Jahr hindurch nicht an den Sitzungen theil-
genommen, wird ihm sein Gehalt nicht ausbezahlt.
Ferner wird bestimmt, dass der Rath sich wöchentlich
zweimal versammeln müsse, und der Stadtschreiber die An-
wesenden jedesmal zu notiren habe (S. 92).
Zur Vermeidung von Umtrieben bei Besetzung der Schöflfen-
und Rathsstellen wird die wichtige Bestimmung erlassen, dass
niemand zu diesen Stellen zugelassen werden dürfe, welcher
einem der zur Zeit im Amte befindlichen Mitglieder bis zum
vierten Grade verwandt sei (S. 92). Allein diese Bestimmung
wurde in der Folge umgangen durch das Institut der sogen, „über-
zähligen Jungräthe" sowie durch die Resignationen auf Raths-
stellen, woraus sich geradezu ein Kauf dieser Stellen entwickelte.
Ueber diese Punkte gedenken wir uns ein andermal ausführlich
zu verbreiten, wie wir ja auch, um dies noch einmal hervor-
zuheben, innerhalb des behandelten Zeitraumes manche Frage
unerledigt lassen mussten.
Aus den Stadt- und Steuerrechnungen gewinnen wir das
Bild, dass Düren sich von der Katastrophe von 1543 sehr rasch
erholte und bald einen mächtigen Aufschwung nahm, der bis zur Zeit
des 30jährigen Krieges anhielt. Aus den umliegenden Ortschaften
scheint in der zweiten Hälfte des 16. Jahrliunderts eine starke
Einwanderung stattgefunden zu haben, da Namen wie Johann
*) die sieben siebender aber hiermit vors künftig gar abgeschafft. .* . .
Die Materialien drucken fälschlich: und vors künftig jahrl
Die Entwickelung der Dürener Stadtverfassung von 1457—1692. 237
Wever von Peir, Wilhelm Keisser v. Boiseler, Peter Zimmer-
raaan v. Binsfeld u. s. w. in den Steuerlisten dieser Zeit ausser-
ordentlich häufig vorkommen. (Vgl. auch Schoop a. a. 0. S. 88,
Anra.) Mit dem letzten Drittel des 30jährigen Krieges aber
trat ein rascher und starker Verfall ein, der bis tief ins 18.
Jahrhundert hinein andauerte. Wir wollen diese Zustände zum
Schlüsse noch durch einige Zahlen erläutern. Nach einer Auf-
zeichnung des Stadtsekretärs aus dem J. 1696 (St.-A., Topo-
graphisches) befanden sich in Düren 1629 in den Vorstädten
insgesammt 245 Häuser, darunter 113 im Altwerk, d. h. Ober-
strasse südlich der Bonnerstrasse, und 44 in der Eschstrasse.
(Vgl. Schoop a. a. 0. S. 88, Anm.) Innerhalb der Stadtmauern
zählte man 693 Häuser, also hatte Düren insgesammt damals
938 Häuser. Rechnet man nun für jedes Haus 6—7 Köpfe,
was sicher nicht zu hoch ist, so hatte Düren damals etwa 6000
Einwohner. Im J. 1643 wurden fast sämmtliche Häuser in den
Vorstädten zusammengeschossen, so dass nach derselben Aufzeich-
nung sich 1677 die Gesammtzahl der Häuser auf nur 634 be-
lief, also um 304 gesunken war; 1696 hatte Düren nur 528
und 1804 nicht mehr als 545 Häuser, also noch 393 weniger
als 1629. Eine Illustration zu diesen trockenen Zahlen gibt
eine an den kurfürstlichen Kommissar gerichtete Beschwerde-
schrift von Bürgermeister und Rath aus dem J. 1719 (St.-A.,
Beschwerdeakten). In derselben wird Klage geführt über die
Höhe des auf der Stadt lastenden Steueransatzes. Es heisst
u. A., in Düren habe man früher 3000 Bürger gezählt, die Stadt
sei ein Stapelplatz von Gütern aller Art für das ganze um-
liegende Land gewesen und habe 50 000 Gulden an Accise auf-
bringen können, so dass die Zahlung der Steuern ein Leichtes
gewesen. Nun seien im 30jährigen Kriege die Vorstädte
durch die Hessen bis auf den Grund abgebrannt worden. Hier-
durch und durch die folgenden Kriegsunruhen, besonders die
französischen Kriege, habe die Stadt dermassen angefangen ab-
zunehmen, „dass die Häuser verfallen, zu Gärten aptieret, das
Commercium zu Grund gegangen, die Bürger also verlaufen,
dass die Anzahl derselben erstlich auf 1700, von 1700 bis an
1200, von 1200 bis an 409 abgestiegen sei". Trotzdem sei die
Matrikel dieselbe geblieben. Sie bitten um entsprechende Herab-
setzung derselben. Wenn nun auch das, was über die ehemalige
Blöthe der Stadt gesagt ist, den Stempel der Uebertreibung an
238 August Schoop
sich trägt, da es in Düren sicher nie mehr denn höchstens lOOO
steuerzahlende Bürger gegeben hat, so ist die Zahl 409 zweifellos
richtig und zeigt in erschreckender Weise, wie der Verfall im
18. Jahrhundert noch fortgedauert hat.
Beilage.
Verbundbrief des Herzogs Gerhard von Jülich für die Stadt Düren.
1457 April 7. Original auf Pergament im Stadtarchiv zu Düren, (D. Nr. 19.)
Siegel fehlen. Höchst mangelhaft abgedruckt: Materialien S. 96 ff.
Die Ziffern der einzelnen Absätze sifid für den Druck beigefügt.
Wir Gerhart van Götz gnaden herzonge zo Guyige, zo dem Berge etc.
ind grave zo Eavensberge, ind Gerhard van Loen, ein herre zo Guyige ind
grave zo Blanekenheym, doin kunt. Also as nu in desem neistleden jaire
in unser stat Duyren tusschen bürge rmeister, schefifen, raede ind raitz-
geswoeren an eyne, ind vort unsen geraeynen burgern an de ander syde
vaste alreleye gebreche, tzweyonge ind uneyndrechticheit van worden ind
wercken uperstanden ind noch bis hertzo geweist synt, de wir nu mit unsen
trefflichen reeden ind vrunden vurder eygentlicher ind clare dan vur geschiet
is verhoirt, doin verheeren ind dae ynne bevunden hain, wie sy euch in
vurtzyden by unse lieve oemen ind herren, herren Reynalde, wilne hertzonge
zo Guyige, zo Gelre, graven zu Sutphen seliger gedechtnissen van etzlichen
yren gebrechen, sy do under eynandern hadden, gesaist ind gesät synt na
ordinancie ind luyde synre lieffden brieve, sy davan haint.
[1.] Dae dat eirste punte van is und steit, dat man in der vurs. unser
stat alle jaire e3men nuwen burgcrmeister setzen sali mit synen, synre erven
ind nakoemelingen willen ind raide. Dat wir euch vort uns, unsen erven
ind nakoemeUngen vestlich behalden also zo geschien.
[2.] Ind halden dama de vurs. brieve euch inne van raitzluden, ind
wie man dat dae mit halden soulde na luyde der selver brieve an dem ind
andern punten, die burgermeister, schefifen, geswoeren raitzlude und unse
gemeyne burger vurs. under eyn andern stoissich worden ind in irronge
komen synt, dat wir yn nu vercleirt ind underscheiden hain, vercleren ind
underscheiden oevermitz desen brieff vur uns, unse erven ind nakoemelinge.
Also asdan echt gekoeren raitzlude zo den schefiTen zo Duyren geweist synt
und syn sullent, as viere van den oeversten, ind viere van unser gemeynden
weygen. Der selver echt raitzlude vurs. alle jaire viere aflf gain sullen,
as zwene van den oeversten ind zwene van unser gemeynden vurs. Ind in
der selver afiTgaender stat sullen de schefifen mit den andern viere blyvcn-
den raitzluden zwene weder in der zweyer uysgegangener stat van den
oeversten vurs. kyesen, dat eirber, nutze, unbesprochen persoenen dar zo
syn. Ind de geswoeren des wullen amptz mit allen andern ambechtz-
Die Entwickelnng der Üürener Stadtverfassung von 1457—1692. 241
de jairs 20 den zwen Franckfurder missen zo Vranckfurt wandelent, umb
g^eleide werven ind darane liegen ind uyssgeven, vur de geleitzbrieve in der
berren cancelaryen as jairs gemeyniich zo den zwen missen gewoenlich ind
zo doin kundich is. Dan off in dat geleyde mit wrevel ind vurdrem laste
boeven der vurs. gewoenlicheit wederstoende, darumb suUen burgermeister,
s^cbefifen ind rait von unser stat vurs. weigen vurder unbedadinckt ind unbe-
la»t. syn ind blyven.
In dit vurs. allet sunder argelist. Ind wir Gerhart, hertzonge zo
Guy Ige zo dem Berge etc., ind grave zo Ravensberge, ind Gerhart van Loen,
eyn herre zo Guylge ind grave zo Blanckenheym vurs., setzen ind stellen
-vxkT uns, unse crven ind naekocmelinge, dat alle ind igliche sachen ind punten
&s yrars, is, vast, stede ind unverbrüchlich gehaiden werden ind gehalden
b&^en willen, sunder eynicher hande indracht, argelist off geverde. Ind
bA^en dis zo Urkunde unse ingesiegele van unser reichter wissenheit vur
uns, unse erven ind nakoemelinge doin hangen an desen brieff. Der gegeven
is zo Nydecken in den jaeren uns» herren Duysent vierhundert seven ind
irunftzich up sent Marcus dach des heiligen evangelisten.
16
Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steinfeld
aus dem 12. Jahrhundert.
Herausgegeben von F. W. E. Roth.
Die bischöfliche Seminarbibliothek zu Mainz besitzt einen
handschriftlichen Pergamentband des 13. Jahrhunderts, welcher
180 neugezählte Blätter umfasst und der Bibliothek der Prämon-
stratenser-Abtei Arnstein a. d. Lahn entstammt. Das Format ist
Oktav. Auf dem Papiervorsatzblatt steht: „Der Bibliothek des
Bischöflichen Priester-Seminars zu Mainz gewidmet von dem
Darmstadter Kirchenvorstand. Darmstadt, 25. August 1894.
Dr. Elz, Pfarrer. ** Die Handschrift kam durch den ersten Pfarrer
der am 20. Oktober 1790 wieder errichteten katholischen Pfarrei
Darmstadt den Pater Sicard Hasslacher, ehedem Prämonstratenser-
mönch zu Arnstein, nach Darmstadt. Jedenfalls sollte die Hand-
schrift für Hasslacher ein Andenken an die frühere Wirkungs-
stätte Arnstein bei seiner üebersiedelung nach Darmstadt sein.
Ist dieser Schritt der Aneignung, wenn wir nicht annehmen
müssen, dass Hasslacher die Handschrift geschenkt erhielt, auch
nicht völlig zu billigen, deren Erhaltung in einer deutschen
Bibliothek verdanken wir jedenfalls dem Genannten, während
die meisten Arnsteiner Codices in England sich befinden oder
zerstreut sind. Der Codex ist ein Sammelband und seine Anlage
ist auf mehrere Schreiber zurückzuführen. Blatt 2 Vorderseite
steht von einer Hand des 15. Jahrhunderts: Liber ecciesie
sancte (!) Nicolai in Arnstein und nochmals von einer Hand des
13. Jahrhunderts: Liber ecciesie sancte Marie virginisin Arnstein.
Der Inhalt des Sammelbandes ist, ohne darauf einzugehen, dass
einzelne Stücke gedruckt sind, kurz folgender:
1. Blatt 2 Rückseite: Incipit vita sancti AugustinL Am-
ministrante rem pubplicam (!) . . . Schliesst Blatt 5G Vorderseite:
cum eodem perfruar, Amen.
!Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jabrh. 248
2. Blatt 56 Rückseite: Incipiunt epistole magistri Ulrid.
Die Briefsamralung, welche nachstehend abgedruckt und
erläutert ist.
3. Blatt 83 Vorderseite: de Theophilo, Factum est, prius-
q%Mtm confusio ßeret . . . Schliesst Blatt 91 Rückseite: et semper
et omnia secuta seculorum Amen,
4. Blatt 92 Vorderseite: Dominica secunda in quadragesima
lectio sancti evangelii secundum Matheum,
5. Blatt 102 Rückseite stehen die Verse:
Dives ait, si nobilüas mea magna, quid inde?
Si mihi farma decens et si gener osa, quid inde?
Si supplex hominum mihi serviat ordo, quid inde?
Si tota fortune me tollat ad astra, quid inde?
Si felix annis regnavero mille, quid inde?
Tam cito pretereunt hec omnia, quid nichil inde?
Mundus abit, res nota quidem res usque natanda,
Nota tibi mundus erit, nota mundus abit.
Mundus abit, non mundus, id est hec machina mundi,
Dico, sed mundi gloria, mundus abit.
6. Blatt 103 Vorderseite: Cum sederem aliquando in conventu
fratrum . . . Schliesst Blatt 127 Rückseite: punctionemdenominandam.
Explicit.
7. Blatt 128 Vorderseite: Dispone domui tue . , .
8. Blatt 1 64 Vorderseite : Prefacio epistole beati . . . (Rasur
von einem Wort) ad frates de monte dei.
Von diesem Inhalt des Codex kommt hier nur die Abtheilung
2, welche die Briefe des Propstes Ulrich von Steinfeld enthält,
eingehend zur Sprache.
I. Die Handschrift der Briefsammlung.
Eine, möglicherweise auch zwei Hände des 13. Jahr-
hunderts besorgten die Niederschrift der Briefsammlung in
gedrängter und stark abgekürzter Schrift. Ein Korrektor und
ein Rubrikator arbeiteten den Text durch, besserten manche
Stelle, Hessen aber auch häufige Rasuren unbeschrieben. Im
Allgemeinen kommen stehengebliebene Schreibversehen wenig
vor und entdecken sich leicht. Die Sammlung scheint wie der Codex
selbst nicht zu Amstein entstanden zu sein, möglicherweise
gelangte er als Geschenk oder in Tausch aus Steinfeld nach
16*
244 F. W. E. Roth
Arnstein. Das älteste Bücherverzeichniss der Abtei Arnstein
aus dem 13. Jahrhundert enthält den Codex nichts Entweder
ward er nicht in dasselbe aufgenommen oder kam später nach
Arnstein, war möglicherweise damals, als man die Arnsteiner
Bücher verzeichnete, noch nicht gefertigt. Ein Beispiel, dass
Arnstein und Steinfeld Bücher austauschten, liegt in einer Hand-
schrift der Darmstadter Hofbibliothek vor*. So könnte auch
dieser Codex aus Steinfeld nach Arnstein gelangt sein. Dieses
Kloster befolgte nicht allein die gleiche Ordensregel wie Stein-
feld, stand in Bruderschaftsverhältniss zu demselben, tauschte
seine Novizen und Konversen zur Ausbildung gegenseitig gerne
aus, der Abt Eustachius von Arnstein wechselte auch Briefe mit
Propst Ulrich von Steinfeld, welche sich in der Sammlung er-
hielten. Dies Alles konnte den Wunsch Arnsteins, eine Abschrift der
Briefe Ulrichs zu besitzen, vollständig rechtfertigen. Möglicher-
weise ist unsere Annahme auch hinfällig, und Arnstein erhielt
den Codex ohne diese Nebenabsicht. Steinfeld besass selbst-
verständlich ebenfalls eine Abschrift, von der sich aber nichts
erhalten zu haben scheint. Ob die Sammlung auch sonst noch
erhalten, ist ebenfalls unbekannt. Sie anzulegen war eine müh-
same Arbeit und geschah jedenfalls nach den zu Steinfeld
gebliebenen Concepten Ulrichs, als man die geistige Verlassen-
schaft des dem Kloster theuern und unvergesslichen Mannes
ordnete und buchte. An eine Sammlung aus den abgegangenen
Originalien ist keineswegs zu denken. Fürs Erste waren die
Empfönger doch zu zerstreut, solche Schreiben allzu vergänglich,
als dass man im 13. Jahrhundert noch Vieles davon hätte
erhalten und buchen können. Die Originalien der Briefe können
wohl Alle als verloren gelten. Sie dienten dem Augenblick und
vergingen mit den Verhältnissen, unter denen sie entstanden,
denn ein urkundlicher Werth ist nur einer kleineren Anzahl der
Briefe beizulegen. Wer die Sammlung anlegte, ist so wenig
bekannt, als sich die ungefähre Zeit der Niederschrift feststellen
Hesse, da wir es nur mit einer Abschrift zu thun haben, die
*) Annalen des Vereins für Nassauische AlterthumskuDde und Geschieh ts-
forschunjr. Bd. XVIII, S. 28—30.
*) Nr. 868 der Handschriften. Kleinfolio, Pergament, 12.— 13. Jahr-
• hundert. Graduale und Hymnarium mit Neumen. Karo aus der Abtei Arn-
stein nach Steinfeld, vgl. Romanische Forschungen ed. Voll mö Her, Bd. VI,
S. 25. — Monatshefte für Musikgeschichte ed. Eitner, XX. Jahrgang (1888)
Nr. 5, S. 68.
246 F. W. E. Roth
SO dass eine Nachprüfung schwerlich weitere Resultate als die
meinigen ergeben dürfte. Die Vollständigkeit der Sammlung:
schliesse ich aus mehreren Verweisungen auf andere Schreiben,
die die Sammlung wirklich enthält und eine Vollständigkeit
auch in andern Fällen voraussetzen lässt. — Der Werth der
Briefsammlung besteht vor Allem darin, den geistigen Verkehr
eines hervorragenden Mannes, den die Literaturgeschichte bis-
lang nicht einmal dem Namen nach als Briefsteller bezeichnete,
kennen zu lehren und dessen reiche und mannigfaltige Beziehungen
zu hervorragenden Zeitgenossen ins richtige Licht zu setzen.
Es ist ein gewählter Kreis von Personen, die Ulrich mit Briefen
bedachte, Päpste, Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe, Aebte, Prioren
und Lehrer, darunter Männer von weltgeschichtlicher Bedeutung
wie die Päpste Eugen in. und Hadrian IV., die Bischöfe Daniel,
Johann und Wiker von Prag, Mähren und Brandenburg, die
Aebte Hugo und Gotschalk von Pr6montr6 und Selau und Andere.
Bei der Lesung der Briefe be schleicht uns nur das Gefühl
der Wehmuth, dass sich nirgends die Antworten auf Ulrichs
Schreiben erhalten zu haben scheinen. Viele Beziehungen und
Verhältnisse würden dadurch ungeahnte Aufschlüsse erhalten.
Es muss ein unseliger Stern über Ulrichs Korrespondenz gewaltet
und dieser Antworten uns beraubt haben. Ulrichs Briefe erscheinen
deshalb werthvoU, weil sie für eine ganze Reihe von Verhält-
nissen eine reiche Ernte von historischen Angaben enthalten,
über welche sonst die Quellen schweigen. In dieser Beziehung
sind die Briefe zuweilen sehr redeselig. Wir erhalten Angaben
über die Beziehungen der Aebte im Rheinlande zu einander,
den vielseitigen Zusammenhang Ulrichs als Propst Steinfelds
mit den von dort gegründeten Prämonstratenser-Klöstern in
Böhmen und Mähren, dem Domkapitel zu Magdeburg, dem
Mutterkloster und Haupt des Ordens zu Pr6montr6, die Freuden
und Leiden eines Prämonstratenser-Propsts, die Flucht und Un-
beständigkeit mancher Mönche, die oft erschwerte Heranbildung
jüngerer für das Kloster bestimmter Elemente, deren Erziehungs-
gang selbst, Bestrafung von Vergehen des Personals, Reisen,
Handel und Wandel zu Ulrichs Zeit. Nur Theologisches und
Politisches fehlt gänzlich. Die Sammlung bietet mithin einen
mannigfaltigen Stoff, eine frisch aus dem Leben gegriffene, unver-
blümt wiedergegebene und deshalb wahrheitsgetreue Schilderung
damaliger Verhältnisse, eine ungetrübte historische Quelle,
ine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steiufeld aus dem 12. Jahrh. 247
Während wir in gar vielen Briefen dieser Zeit nur von Besprechung
theologischer Fragen in breitester und dunkler Erörterung bei
vielen Worten und wenig Inhalt hören, bietet sich hier in wenig
Worten gediegener historischer Inhalt, der sich an der Hand
anderer Quellen überall als richtig nachprüfen lässt. Dass bei der
Allgemeinheit der historischen Angaben auch die Lokalgeschichte
des Rheinlandes an manchem Datum sich bereichert und Quellen,
deren Fäden zu weiterer Nachforschung anregen, sich erschliessen,
ist gewiss dankenswerth. Leider bietet sich über Steinfelds
innere Geschichte wenig. Möglicherweise war der Briefsteller
zu bescheiden, um seine Adressaten mit den eigenen Verhält-
nissen zu unterhalten. Nur hier und da blickt der erkrankte
und unter der Last des Amtes seufzende Klostervorstand in
Ulrich durch, in diesem Fall dient diese Angabe jedoch nur
zur Entschuldigung, nicht auf das Ordenskapitel, zu den Ordens-
besprechungen oder zum Besuch anderer Aebte kommen zu
können, und erscheint daher berechtigt. Steinfeld selbst erscheint,
wenn man die Briefsammlung im Ganzen überblickt, trotz des
bescheidenen Gewandes des Briefstils um so leuchtender im
Glänze seiner Blüthe und seines Einflusses in Nah und Fern,
gleichsam als geistiger Mittelpunkt, dessen Gründungen weithin
ihre kolonisirenden Kreise zogen und in schönem Verhältniss
auf die Mutter ihren Abglanz warfen. Ich habe hier namentlich
Sion und Selau im Auge. Steinfeld erscheint wie ein deutsches
Pr6raontr6 in den weitesten Kreisen des Ordens bahnbrechend,
hochgeachtet durch seine Zucht, begehrt für Neuaulage von
Tochterklöstem, innig in der Verbindung mit seinen Stiftungen
und dem Mutterkloster zu Pr6montr6, duldsam gegen andere
Orden, denen eine ganze Reihe von Empfängern der Briefe
ai^gehört. Eberwin hatte diese Blüthe als erster Propst Steinfelds
angebahnt, Ulrichs Verdienst war solche ausgebildet zu haben.
Auf ihn fallen daher die Strahlen des Lichtes Steinfelds zurück.
Auch die Mitbeamten und der musterhaft verbliebene Theil des
Konventes kommen als Helfer und Förderer Ulrichs in Betracht.
Dass auch Schatten zu Steinfeld vorhanden waren, ergibt die
Briefsammlung selbst.
Ulrichs Briefstil ist einfach, klar, kurz mit wenig Worten
den Gedanken erledigend, fern von aller Zweideutigkeit, er
verweist auf andere Schreiben und hat den Vorzug, dass er in
den meisten Fällen die Empfönger mit Namen nennt oder an
248 F. W. E. Roth
den Anfangsbuchstaben ihren Namen erkennen lässt. Nur wonige
Briefe entbehren diese Angaben und lassen eine Deutung- auf
mehrere Personen zu. Von sehr wenigen wird überhaupt schwer-
lich klar werden, wer sie empfing. Der Ton der Briefe ^'ichtet
sich nach dem Stand der Empfänger. Er ist bei den Päpsten
zurückhaltend, selbst unterthänig, ohne gerade servil zu erscheinen,
vertraulich bei den Gleichgestellten, z. B. Aebten, strengte
tadelnd bei Verstössen gegen die Ordensregel, milde gegen An-
gehörige anderer Orden, ohne sich etwas zu vergeben, mahnend,
wenn noch Aussicht auf Besserung zu hoffen, geradezu energisch
bei fortgesetzter Hartnäckigkeit, bestimmt im Festhalten an
dem einmal festgesetzten Plan, oft auch scharf und zwischen
den Zeilen viel sagend selbst gegen Höhergestellte, wie den
Erzbischof Friedrich von Köln. Darin spricht sich der viel-
seitige Mann aus, der als Menschenkenner geradezu etwas Welt-
männisches und Diplomatisches an sich hatte. Ulrich nennt sich
in den Schreiben und Urkunden stets nur Propst Steinfelds.
Einzelne Pröpste des Prämonstratenser-Ordens strebten nach
Rang und Bezeichnung als Abt. So nannte sich Eustachius
der zweite Vorsteher des viel jüngeren Arnstein a. d, Lahn
bereits Abt. Ulrich hielt hierin strenger an den Satzungen und
der älteren Gepflogenheit des Ordens fest und trug deren Geist
gewissenhafter als nöthig Rechnung, was ihm nur als Bescheiden-
heit ausgelegt werden kanu^
*) Für die Erläuterungen der Briefe ist die folgende Literatur benutzt:
Das Necrologium der vormaligen Prämonstratenser-Abtei Arnstein an der
Lahn. Mitgetheilt von Dr. Becker, Wiesbaden 1881, in den Annalen des
Vereins für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung Bd. XVL
— G. Barsch, Das Praemonstratenser-Mönchskloster Steinfeld in der EifeL
Schieiden 1857. — Caesarius Heisterbacensis monachi ordinis Cisterciensium
dialogus miraculorum. BrCcognovit Jos. Strange. Köln 1851 — 1857. —
Ennen, Die ältere Geschichte des Klosters Steinfeld, in den Annalen des
historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 23 (1871), S. 144—152. Mit
38 Urkunden (1121—1297). — C. L. Hugo, Annales ordinis Praemonstra-
tensis. Nancy 1734. — Lacomblet, ürkundenbuch für die Geschichte des
Niederrheins. Düsseldorf 1840—1858. — Niederrheinisches Jahrbuch für
Geschichte, Kunst und Poesie. Herausgegeben von Lersch. Bonn 1843. —
A. Miraeus, Chronicon ordinis Praemonstratensis. Coloniae Agrippinae
1613. — J. LePaige, Bibliotheca Praemonstratensis ordinis. Paris 1638. —
J, F. Schannat, Eiflia illustrata. Geographische und historische Beschrei-
bung der Eifel. üebersetzt von G. Barsch, fortgesetzt von Schom. Trier,
Köln, Aachen und Leipzig 1825 f. — A. J. Weidenbach, Die Grafen von
Are, Hochstaden, Nurburg und Neuenare. Bonn 1845.
£me BriefsammluDg de» Proi)8tes Ulrich vou Steinfcld aus dem 12. Jahrb. 249
IL Die Abtei Steinfeld.
Jedem Benutzer der hier veröffentlichten Briefe ist es jeden-
falls von Werth, den Grund und Boden, auf dem deren Urheber
lÄTirkte, historisch eingehender kennen zu lernen. Dazu diene
die nachstehende kurze Skizze der Geschichte Steinfelds bis zu
Ulrichs Tod.
Graf Sibodo des Ahrgaues hatte an der Nordostseite des
Eifelgaues, wo sich ein Höhenzug zwischen Erft, Ahr und Kill
erhebt, im J. 920 ein Doppelkloster des Benediktinerordens
gegründet, das etwa 925 eingeweiht ward. Steinfeld nannte
sich die neue Stiftung, auf die Beschaffenheit des Bodens
anspielend. Aus Garden a. d. Mosel waren die Gebeine des
hl. Potentinus nach Steinfeld gelangt. Stiftungsgut waren der
Zehnten zu Ellenz bei Garden, Besitz von Marmagen bis zum
Kaiserstrauch nebst Gerichtsbarkeit, Güter zu Wehr, Nettes-
heim und Willerscheid. Das Kloster gerieth aus unbekannten
Gründen unter den Benediktinern in Verfall. Nachdem fast 200
Jahre dort St. Benedikts Regel befolgt worden war, versetzte
Graf Dietrich von Ahr im J. 1094 die Nonnen nach Dünwald
und beliess nur die Mönche zu Steinfeld. Auch diese Verände-
rung half nicht auf die Dauer. Erzbischof Friedrich I. von
Köln verwandelte daher Steinfeld im J. 1121 in eine Abtei des
Augustinerordens und besetzte sie mit regulirten Chorherren
aus Springiersbach. Der Konvent bestand aus Eberwin von
Helfenstein, Konrad von Wittgenstein und Walter von Ulmen.
Friedrich ordnete auch in dem ihm vom Grafen Theodorich von
Alir abgetretenen Steinfeld dessen künftige kirchlich -soziale
Stellung. Die Chorherren sollten frei von jedem Einfluss des
Kölner Chorbischofs, Propsts und Dekans sein und nur dem
Kölner Erzbischof unterstehen. Alle Dienste an den Chorbischof
und Dekan wurden aufgehoben. Die Vogtei behielten Graf
Theodorich von Ahr und dessen Nachkommen. Steinfeld leistete
hierfür drei Dienste im Jahr auf des Vogts drei Dingen ^ Diese An-
ordnungen des Erzbischofs Friedrich bestätigte Papst Honorius U.
im J. 1124*.
Steinfeld trat später dem Prämonstratenserorden bei. Wann
dieser Wechsel der Ordensregel erfolgte, ist nicht festzustellen.
») Lacomblet, ürkundenbuch Bd. I, Nr. 292, S. 191 — 192. Annalen des
biRtonschen Vereins fürten Niederrhein Heft 23, S. 152. (Berichtigung: hierzu.)
•) Annalen Heft 23, S. 145—146.
250 F. W. E. Roth
Am 20. Juni 11 26 nahm Papst Honorius ü. Steinfeld in seinen
Schutz und bestimmte, dass daselbst die Regel des hl. Augustinus
beobachtet werdet Die Bezeichnung: Regel des hl. Augustinus
gibt leider keinerlei Anhaltspunkt, welchem Orden Steinfeld 1126
angehörte, da die regulirten Chorherren diese Regel befolg-ten
und dieselbe auch Grundlage der Regel von Pr6montr^ war:
1130 heisst Steinfeld „cenobium sub regulari disciplina*', besass
demnach mit Wahrscheinlichkeit noch regulirte Chorherren *.
Rund berechnet erfolgte die Annahme der Prämonstratenser-
Regel zu Steinfeld im J. 1135. Dasselbe ward dadurch eiaes
der ältesten Prämonstra tenser-Klöster Deutschlands und blühte
rasch auf. Es begründete Hamborn im Kleveschen, Weiher bei
Köln, Meer bei Krefeld, Dünwald bei Mühlheim, Tuam in Irland,
St. Vincenz bei Breslau, Mariengarten bei Leuwaarden, St. Bonifaz
zu Dokkum, St. Nikolaus zu Merna in Holland, Strahov oder
Mons Sion bei Prag, Reichenstein Priorat bei Montjoie, Antonius-
Garzen bei Euskirchen und Niederehe in der Herrschaft Kerpen ^.
Erzbischof Friedrich I. von Köln schenkte im J. 1130 an
Steinfeld den bis an die Klosterpforte reichenden Limburger
Herrenhof mit dem Wald Jungenforst und einer Mühle, wie er
dieses von Herzog Walram von Limburg eingetauscht hatte.
Herzog Walram selbst gab dem Kloster das Recht, in dem
Reiflferscheider Wald Holz zu fallen*. Im J. 1135 schlichtete
Erzbischof Adelbero von Trier den Streit zwischen Steinfeld
und dem Stift Carden wegen des Zehnten von einigen Wein-
bergen zu Ellenz a. d. Mosel. Zeugen der Handlung waren
der Abt Richard (I.) von Springiersbach, Propst Eberwin von
Steinfeld und Graf Ludwig von Arnstein*. Im J. 1136 nahm
Papst Innocenz 11. Steinfeld in seinen Schutz und zählte dessen
Besitzungen auf. Es war am 12. Dezember ^
») Annalen Heft 23, S. 162—163.
*) Lacomblet, ürkundenbuch Bd. I, Nr. 308, S. 204.
*) Annalen Heft 23, S. 148. Bei Gründung eines Tochter-Klosters wurden
nach der Ordensregel von Pr6montr6 gewöhnlieh zwölf Priester und ebenso-
viele Laienbrüder entsendet. Deshalb mussten die Mutterklöster einen
starken Konvent haben, da sie anders dieser Abgabe von Personen nicht
entsprechen konnten. Dieses wirft auf Steinfelds Blüthe das beste Licht.
Die Mutterklöster übten grossen Einfluss auf die Entwickelung der Tochter-
klöst^r aus und behielten sich meistens die Aufsicht vor.
*) Annalen Heft 23, S. 149.
») Annalen Heft 23, S. 152-153.
•) Annalen Heft 23, S. 153.
Eine Briefsammlung des Propste» Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrb. 251
Im J. 1163 schloss Steinfeld mit dem St. Castorstift zu
Garden einen Vergleich wegen des Zehntens zu EUenz a. d.
Mosel. Zeugen waren als Abgeordnete Stejnfelds Gervasius
Kanonikus, Everwinus Kustos, Arnoldus Konverse, Warner Prior
und Alger Subprior^
ni. Ulrich, Propst von Steinfeld.
Ulrich war von Geburt ein Franzose^. Näheres über Zeit
und Ort seiner Geburt ist unbekannt. Er scheint mit seiner
Familie frühe nach Deutschland gekommen zu sein. Seine
Brüder Godefrid und Eppo kommen 1155 mit dem „magister"
Uh-ich, dem Propst Steinfelds, als Zeugen vor^ Sie waren
Laien. Eine Nichte Ulrichs war Novizin oder Konversin eines
Nonnenklosters und weilte zeitweise bei Ulrich *. Ulrich besass
jedenfalls gelehrte Bildung und hatte möglicherweise zu Paris
studiert. Er ward Scholaster zu Münstereifel und galt als ein
Mann von grossem Verstand und Wissend Da die Einkünfte
der Scholasterei zu Münstereifel für seinen Unterhalt nicht hin-
reichten, machte er Schulden. Ein Steinfelder Mönch kannte
die geistigen Vorzüge Ulrichs und ersuchte ihn öfter, sich nach
Steinfeld zu wenden. Dieses Kloster gehörte damals bereits
dem Prämonstratenser-Orden an. Es war demnach frühestens
um 1 135. Der Name des Steinfelders, der den Ulrich zum Ein-
tritt in Steinfeld bereden wollte, ist unbekannt. Ulrich ant'
wortete auf dessen Zureden, er schulde etwas Geld, wolle man
dieses bezahlen, dann sei er bereit, nach Steinfeld zu kommen.
Als dieses der Propst von Steinfeld vernahm, zahlte er das
Geld bereitwilligst, Ulrich empfing alsbald das Gewand des
Ordens zu Steinfeld. Dieser Propst Steinfelds kann nur Eber-
win gewesen sein, welcher auf diese Weise in Ulrichs Lebens-
geschicke eingrifft. Dass Ulrich zu Steinfeld Profess ablegte,
sagt er selbst ^ Wann jedoch der Eintritt erfolgte, steht nicht
>) Annalen Heft 9—10, (1861) S. 255—256.
*) Caesarias vod Heisterbach, Dialogus miraculomm, ed. Strange Bd.*I,
S. 228.
•) Mittelrheinisches ürkundenbuch Bd. II, S. 30.
*) Brief 13.
*) Caesarias von Heisterbach a. a. 0. Bd. I, S. 228.
•) Ebenda Bd. I, S. 228.
') Brief 61.
252 F. W. E. Roth
fest. Seiner früheren Stellung zu Müustereifel nach dürfte ma,n
verrauthen, dass man auch zu Steinfeld dem Ulrich den ünterriclit
der jüngeren Mönche anvertraut habe. Sein Leben ist bis zum
Empfang der Steinfelder Propstwürde ein unbeschriebenes Blatt.
Keine Urkunde nennt ihn als Zeugen, und so bleibt es zweifel-
haft, ob er eine Stellung im Kloster, etwa als Prior, bekleidet habe
oder nicht. Er ward Eberwins Nachfolger in der Propstwürde
um 1152 bis 1153. Als solcher wirkte er mit grossem Eifer
für des Klosters Wohl namentlich für die Seelsorge*, hielt auf
strenge Zucht und hasste namentlich die Habsucht. Ein Fall
dieser Art bei einem Konversen Steinfelds, einem in der Bewirth-
schaftung der Klostergüter sehr erfahrenen und umsichtigen
Mann, den aber Ulrich wegen seiner Habsucht tadelte, ist von
Caesarius von Heisterbach überliefert*. Ulrich ermahnte den
Konversen, fleissiger im Kloster zu bleiben und dem Gebete
beizuwohnen. Auf den Einwand älterer Brüder zu Steinfeld
wegen Entfernung des Konversen von seiner wirthschaftlichen
Thätigkeit antwortete Ulrich, besser gehe das Haus zu Grunde
als die Seelsorge. Als späterhin Erzbischof Rainald von Köln
den Konversen wegen dessen Verwendbarkeit als Bewirthschafter
der erzbischöflichen Höfe sich ausbat, weigerte dieses Ulrich,
da er für jenen vor Gott Rechenschaft am Tage des Gerichts
schuldig sei^ Es war das ein hochherziger Zug bei Ulrich,
Tadel und Strenge bei Selbsterkenntniss der Verantwortung mit
Hintansetzung des Einflusses eines mächtigen kirchlichen Würden-
trägers. Der Konverse verlor trotzdem das Amt als Wirthschafter.
Ehe dies erfolgte, kam Ulrich auf einen Hof des Klosters und
fand ein sehr schönes Füllen. Dasselbe war nach Angabe des
Konversen von einem Freund des Klosters vor dessen Tod
gestiftet, . in Wahrheit jedoch durch das Recht der Kurmede
erworben und der Gattin des Verstorbenen entzogen worden.
Ulrich tadelte dieses Verfahren und verlangte die Zurückgabe
des Füllens an die Wittwe*. Die jungen Leute im Kloster
nahm Ulrich nicht gerne mit, wenn er in auswärtigen Geschäften
des Klosters ausritt. Einen Vorfall geübter Strenge gegen
einen solchen jungen Mann erwähnt Caesarius ^ Der junge
') Caesarius a. a. 0. Bd. I, S. 228—229.
•) Ebenda Bd. I, S. 229.
«) Ebenda Bd. I, S. 230.
*) Ebenda Bd. I, S. 231.
^) Ebenda Bd. I, S. 281.
Eine Briefsammlnng des Propstes Ulrich von Steinfeld ans dem 12. Jahrh. 253
Mann sah nach einer Frauensperson, Ulrich strafte ihn für seine
Neugierde und rechtfertigte sich wegen seiner Strenge vor den
älteren Mönchen.
Einst reiste er in Geschäften des Ordens nach Cisterz^
and hielt im Generalkapitel eine Rede, wie dem Caesarius ein
Senior jenes Hauses mittheilte*. Caesarius kann den Ulrich
unmöglich persönlich gekannt haben, aber Ulrichs Ruf als Ordens-
mann und Gelehrter erhielt sich bis zu des Caesarius Zeiten
und es fanden Züge aus seinem Leben als leuchtende Vorbilder
Aufnahme in den dialogus miraculorum. Ulrich war nicht allein
Gelehrter und Erzieher der Jugend, sondern auch gewandter
Redner, durch die Briefsammlung führt er sich nun auch in die
Reihe der eleganten Briefsteller des 12. Jahrhunderts ein.
Ulrich starb nach etwa 18 jähriger Amtszeit am 5. Januar
wahrscheinlich im J. 1170^ Dieses Jahr hat aus zweifachen
Gründen vieles gegen 1169 für sich. Warner war als Ulrichs
Nachfolger im Amt bereits 1170 Propst, sodann zahlte das
Kloster Dtinwald, worüber Steinfeld die Aufsicht besass, im J. 1170
nach dem Vertrag mit Köln auf den Tod des Propstes zwölf
Münzen an den Kölner Dompropst*. Dieses setzt Ulrichs Tod
ins Jahr 1170.
In Ulrich begegnet uns ein Mann, der Gelehrsamkeit, Rede-
gewandtheit, glänzenden Briefstil, strenge Handhabung der
Ordenszucht, Gerechtigkeitsliebe, Sinn für hingebende Freund-
schaft, Hülfe gegen Bedrängte und Nothleidende ohne Rück-
sicht auf Beeinflussung höher Stehender, herben Tadel und
gerechten Zornesausbruch bei entdeckten Fehlern der Unter-
gebenen und Nächsten, Bescheidenheit und Selbstzurtickgezogen-
heit in sich vereinigte. Seine Amtszeit bildet trotz ihrer ver-
hältnissmässig kurzen Dauer eine glänzende Periode in Steinfelds
Geschichte, sein Streben und Wirken in der Vergangenheit des
Prämonstratenser-Ordens das erhabene Vorbild eines ächten und
pflichtbewussten Klostermannes. Krankheit und Leiden mögen
ihm in letzter Lebenszeit vielfach das Dasein verbittert haben,
herbe Erfahrungen blieben keineswegs erspart, dieses hinderte
aber nicht das Gefühl der Pflicht.
*) Möglicherweise ist statt Cisterz Prömontr^ zu lesen.
*) Caesarius a. a. 0. Bd. I, S. 231—282.
') Amsteiner Necrolog ä. 72.
*) Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 187.
254 F. W. E. Roth
Incipiunt epistole magistri ülrici.
1. Ulrich an Papst Etigenitis HL (1145 — 1153).
Eugenio sancto ac venerabili catholice ecclesie suramo pon-
tiflci frater Udelricus Stenveldensium fratrura inutilis servus ad
pauperum Christi consolationem in omnibus prosperari. Quia
fldelis filius vester sancte memorie predecessor meus^, cuius
religio dignationi vestre nota fuit, pro diversis ad vestram Pater-
nitäten! confugientibus, quandoque sanctitati vestre, quod iustum
videbatur, suggerere solebat ^ nunc idem a mea parvitate requi-
ritur, cum persona mea et vita vestre maiestati non adeo sit
cognita. Temeritatis autera est, eum aliorum causam suscipere,
quem vidi, ei nulla causa commendat. Unde cum pro presentium
latore vestre subliraitati scribere formidarem, tandem importuni-
tate eius victus et quorundara religiosorura instancia, qui eius
oppressionem plurimura dolent, quod de eo in veritate cognovi,
vestre benivolencie simpliciter insinuare presumpsi. Est euim
vir nobilis^ inter suos, quantum secularis vita patitur, satis
laudabiliter conversatus, non raptor, non malificus, non oppressor
pauperum, sed suis contentus, fovens suos, alienos non impugnans.
Contigit autem, quod homines sui iussu et bortatu eius quendam,
qui eum diversis iniuriis affecerat, infra dies pacis* persecuti
sunt et occiderunt. Pro quo cum dominus Coloniensis clamore
populi victus eum morte plectendum censeret, pro morte evitanda
compulsus est patriam suam abiurare sine spe recuperationis ^
Habet uxorem autem iuvenculam nobilis prosapie cum liberis, quos
de ea suscepit, quorum adtendens periculum et desolationem incon-
solabiliter dolens ad sinum vestre pietatis confugit sperans vestra
auctoritate posse dispensari, ut saltem post peractam penitentiam
suis restituatur. Quod multi religiosi desiderant et tota vicinia
cum lacrimis exoptat. Conservet deus sanctitatem vestram diu
incolumem venerande pater ad solatium pauperum suorum.
*) Dieser Vorgänger Ulrichs ist der erste Propst des Präinonstratenser-
Klosters Steinfeld Namens Eberwin. Er war ein Graf von Helfenstein und
kam aus Springiersbach als regulirter Chorherr nach Steinfeld, stand dem-
nach jedenfalls auch diesem Gotteshaus vor, als dasselbe 1121 zum Orden
der regulirten Chorherren übertrat, und wurde bei Annahme der Regel von
Pr6montr6 dessen Propst. Er that für Hebung Stcinfelds als Prämonstra-
tenser-Kloster sehr viel und war bei Gründung mehrerer Tochterklöster,
darunter Mons Sion bei Prag, thätig. Eberwin erschien in Sachen seines
Klosters persönlich vor Papst Innocenz n. auf dem Konzil zu Pisa, ward
Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steinfeld ans dem 12. Jahrh. 255
Ton demselben freundlich empfangen und erwirkte dort am 12. Dezember
(IV idus Decembris) 1136 vom Papst, dass derselbe das Kloster Steinfeld
bestätigte und dessen Besitzungen in seinen Schutz nahm. (Lacomblet,
Urkundenbuch Bd. I, S. 192; Auszug: Annalen des historischen Vereins für
den Niederrhein, Heft 23, S. 153.) — Eberwin war Anhänger der orthodoxen
kirchlichen Richtung seiner Zeit. Er richtete in diesem Sinne im J. 1146
ein Schreiben an den hl. Bemard von Clairvaux gegen die am Niederrhein
auftretenden Irrlehren der sogen. Katharer und beschrieb deren Ansichten
über Kirchen lehren. Dieses Schreiben ist in Mabillon, Analecta Bd. m,
S. 452, in Opera St. Bemardi, ed. Mabillon Bd. I, 1487 und in Opera
St, Bemardi, ed. Paris, 1836, Bd. III, S. 359—362 ganz, im Auszug in
Fleurii, Historia ecclesiastica (Wien 1762) Bd. XVII, S. 90 gedruckt; vgl.
Roth, Die Visionen der hl. Elisabeth von Schönau, Brunn 1884, S. 205—206.
— Der mit Eberwin bekannt gewesene Abt Ekbert von Schönau verfasste
ebenfalls eine Anzahl Reden gegen die Katharer. Dieselben wurden als:
Adversus pestiferos foedissimosque Catharorum damnatos errores etc. zu
Köln 1530 in Sedez gedruckt und sind auch in den Ausgaben der magna
bibliotheca veterum patrum, Lyon 1686, Bd. XIV, und Köln 1618, Bd. XII,*
sowie in Gallandii, Veterum patrum bibliotheca Bd. XIV und in Mignc,
Patrologia latina Bd. 195 abgedruckt. Ekberts Angaben decken sich mit
denen Eberwins und lassen solche mithin glaubwürdig erscheinen; vgl. Roth,
Die Visionen etc. S. 220 u. 206. — Eberwin erscheint 1139 in einer Urkunde
des Erzbischofs Arnold I. von Köln als Eberwinus Stainveldensis prepositus
in der Eigenschaft eines Zeugen. Arnold bestätigte in dieser Urkunde der
Abtei Altenburg den ihr von seinem Vorgänger Bruno 11. von Köln geschenkten
Wcin^rg zu Bacherach sowie andern Besitz. (0. J. 1139. Lacomblet,
Urkundenbuch Bd. I, Nr. 330, S. 220.) In der genannten Urkunde von 1135
(siehe oben S. 250) wegen Garden kommt Eberwin ebenfalls neben Abt Richard
von Springiersbach und Oraf Ludwig von Arnstein vor. (Annalen des histo-
rischen Vereins für den Niederrhein Heft 23, S. 152—153.) — Ueber die
Anwesenheit Eberwins in Böhmen und seine Beziehungen zu Abt Godschalk
und dem Arzt Heinrich vgl. Mon. bist. Germ. Scriptores Bd. XVII, S. 695. Die
dort abgedruckte Fortsetzung der Chronik des Vincentius von Prag durch
Abt Gerlach von Mühlhausen in Böhmen, Prämoustratenser-Ordens, nennt den
Eberwin „vir consummatae religionis**, — Eberwin starb nach allgemeiner
Annahme 1160. Man könnte glauben, dass der 1160 vom Dompropst Adel-
helm von Köln mit dem Kloster Dünwald abgeschlossene Vertrag, nach dem
dt« Kloster beim Tode eines Steinfelder Propstes zwölf Münzen an den
Dompropst zahle, sich auf Eberwins Tod beziehe und diese Annahme wahr-
scheinlich mache. (Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 403.) Allein diese
Verbriefung hängt mit dem Tode Eberwins keineswegs zusammen und sollte
nur die beiderseitigen Rechte und Verpflichtungen für künftige Fälle regeln.
Das Todesjahr Eberwins ist nicht 1160. Propst Ulrich, Eberwins Nach-
folger, nennt in Brief 1 den Eberwin seinen Vorgänger als bereits verstorben
(hone memorie) und zwar dem Papst Eugen 111. gegenüber. Dieser starb
*ber bereits 1153. Von einem Abdanken Eberwins vor 1153 und dem doch
1160 erfolgten Tod nach Entsagung der Propstwürde zu Gunsten Ulrichs,
ItAnn keine Rede sein, dieses hindert der Ausdruck -sancte memorie**. Eber-
256 F. W. E. Roth
win war demnach spätestens 1153 nicht mehr unter den Lebenden, und Ulrich
konnte ihn um diese Zeit als verstorben bezeichnen. Femer erscheint Ulrich
in einer Anzahl von Briefen gegenwärtiger Sammlung als Vorsteher Stein-
felds um 1154 thätig, so dass sein Amtsantritt aus diesen Angaben froher
aLs 1160 erfolgt sein muss. Die Rechnung, dass Eberwin 1160 starb und
39 Jahre als Propst wirkte, ist weit verbreitet. (Barsch, Kloster Steinfeld
S. 4 — 6.) Dieselbe ist aber falsch. Im J. 1121 wurde Steinfeld den Chor-
herren aus Springiersbach, unter diesen auch dem Eberwin, überwiesen. Die
Annahme der Regel von Prömontr^ mag nun alsbald nach 1121 erfolgt sein
oder erst später, auch die Zeit der Regierung des Klosters Steinfeld als
Chorherren und Prämonstratenser zusammen berechnet werden, unmöglich
ergibt dieses für Eberwin 39 Regierungsjahre, da die Zahl 1160 als Todes-
jahr falsch ist und der eine Fehler den andern erzeugte. Das wirkliche
Todesjahr Eberwins liegt vor oder um 1153. Näheres ist aber ebensowenig
als über die Zahl seiner Regierungsjahre festzustellen.
*) Die Angelegenheit des Briefes geht demnach vor Ulrichs Propstzeit
zurück. Schon Propst Eberwin hatte sich beim Papst Eugen III., mithin
frühestens 1145, verwendet und Ulrich folgte dessen Beispiel, indem er auf
Eberwins Verwendung als eines Mannes, dessen Rechtlichkeit (religio) dem
Papst bekannt sei, hinwies und dem Gelingen der Bitte vorarbeiten wollte,
obgleich er dem Papst persönlich nicht bekannt sei. Letzterer Ausdruck
zeigt den Neuling im Verkehr mit dem Papst und macht fast den Eindruck,
als habe Ulrich die Sache kurz nach Annahme der Propstwürde betrieben
und diesen Brief geschrieben, weshalb derselbe möglicherweise nicht ohne
Absicht an der Spitze der Briefsammlung Stellung fand. Der Annahme
wenigstens, dass man diesen Brief an einen Papst der Rangordnung des
12. Jahrhunderts bei Briefsammlungen gemäss, voranstellte, widerstreitet
der Umstand, dass sich in der Briefsammlung noch weitere Briefe an Päpste
mitten unter anderen finden. Chronologisch gehört der Brief an diese Stelle
und dürfte um 1152 bis 1153 abgefasst sein.
') Die Person dieses vir nobilis ist unbekannt und auch aus Urkunden
der Zeit nicht feststellbar. Er war jedenfalls ein Angehöriger des Kloster-
gebietes Steinfelds oder die Sache geschah auf dessen Grund und Boden,
der ja zur Kölner Erzdiözese und deshalb zur geistlichen Gerichtsbarkeit
Kölns gehörte, denn sonst hätte Steinfeld sich der Angelegenheit nicht
angenommen.
*) Die dies pacis sind der sogenannte Gottesfrieden, die treuga dei,
welcher ursprünglich von Donnerstag bis Montag währte, (Concilia XII,
S. 1292) sich dann vom Advent bis Epiphanie und vom Sonntag Quinqua-
gesima bis Pfingsten, die vier Quatembertage, die Marien- und wichtigsten
Heiligenfeste, die "Wochentage vom Mittwoch Abend bis Montag in der Frühe
ausdehnte. Während dieser Zeiträume waren Fehden und gewaltthätige
Handlungen gegen den Nächsten verboten. Kaiser Friedrich I. erliess über
den Landfrieden verschärfte Gesetze. Gerade diese Zeit, welche der Miss-
stände wegen eine Verschärfung der Landfriedensgesetze anbahnte, dürfte
die Zeit des Vorfalls, welcher den Brief Ulrichs anregte, gewesen sein.
*) Die Stelle bietet ein Bild kirchlich-sozialer Rechtspflege. Der Erz-
bischof von Köln hatte den Ritter für dessen Leute verantwortlich gemacht
Eine Briefsaramlung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 257
nnd den Vorfall als Bisthuras-Angelegenheit mit dem Tode bestraft, aus
Bäcksieht auf den Bitter und seine Familie jedoch die Todesstrafe in Ver-
bannung aasser Landes gemildert, die Berufung an den apostolischen Stuhl
zur Milderung dieser Strafe zur Bückkehr zu den Seinigen gutgeheissen.
Eberwin und Ulrich als Betheiligte spielten sogar eine Vermittelungsrolle
hierbei, da sie die Berufung für passend erachteten und der Stimme bethei-
ligter Kreise hierin entsprachen.
2. Ulrich an Abt Eustachim von Arnstein (1151 — 1180),
E. ^ venerabili abbati frater U. devotas orationes in Christo.
Quidam fratruin vestrorum ex parte vestra et fratris Luode-
wici* ad nos veniens rogavit, ut quendam Eberhardura ^, quem
suis culpis exigentibus a nostra societate removimus, vestre
obediencie traderemus. Quod quia vestre dilectioni negare nolu-
mas, has dimissorias litteras vobis transmittimus, quibus eum
ab obediencia nostra et loco nostro penitus absolvimus ea con-
dicione, ut statira in vestrara regulariter transeat obedienciam.
Quod si facere noluerit, vel vos eum recipere nolueritis, tanquam
excoraraunicatura et inobedientera eum vitate*. Vale.
') Abt Eustachius der Prämonstratenser-Abtei Arnstein a, d. Lahn ward
Abt 1151 und starb 1180 als deren zweiter Abt. Sein Gedächtniss feierte
Arnstein am 25. Februar; vgl. Arnsteiner Nekrolog in Annalen des Vereins
für Nassauische Altcrthumskunde und Geschichtsforschung Bd. XVI (1881),
S. 71. Metropolis ecclesiae Trevericae ed. v. Stramberg Bd. n, S. 4 u. 9.
üeber Eustachius vgl. noch Arnsteiner Nekrolog a. a. 0. S. 258 u. 259;
de Oudenus, Codex n, S. 15 zu 1156; Kremer, Origines Nassoicae Bd. II,
8. 179, 195, 874 u. 377 (1156—1163); Mittelrheinisches ürkundenbuch Bd. I,
Nr. 597 Q. 638 (1156—1163). Die Angabe der Metropolis, Eustachius sei am
25. Februar 1179 (nicht 1180) gestorben, beruht auf Trierer Stil und wider-
legt sich durch die beigefügte Angabe einer Amtszeit von 29 Jahren, was
1180 ergibt. Der Brief dürfte 1152 bis 1153 geschrieben sein.
*) Bruder Ludwig ist Graf Ludwig von Arnstein, der bekannte Stifter
der Prämonstratenser-Abtei Arnstein a. d. Lahn. Ludwig (mit dem Zusatz
in) war der letzte Graf Ton Arnstein und an Jutta yerheirathet, die dem
Hause der Grafen von Boyneburg entstammte. Er verwandelte 1189 seine
Stammburg Arnstein in ein Kloster zu Ehren der Jungfrau Maria und des
hL Nicol&us und wies demselben seine weitverzweigten Besitzungen an der
Lahn, am Rhein und an der Mosel als Stiftungsgut an. Er starb 1185.
Seinen Todestag feierte Arnstein am 8. Februar, obgleich der Herausgeber
des Arnsteiner Nekrologs dieses nicht erkannte (vgl. Arnsteiner Nekrolog
S. 61 zum 8. Februar). Ludwigs Lebensboschreibung ist in lateinischer
Sprache und hieraus in deutscher Uebersctzung vorhanden, erstere mehrfach
gedruckt; vgl. Wattenbach, Geschichtsquellen, ed. V, Bd. II, S. 287. ~
de Back, Vita b. Lndovici comitis de Arnstein et conversi Praemontra-
tensis (Brüssel 1864). — Schliephake, Geschichte von Nassau etc. Bd. I,
17
258 P. W. E. Roth
S. 156, Anm. — Vogel, Beschreibung von Nassau (Wiesbaden 1843), S. 199
bis 203. — Arnsteiner Nekrolog a. a. 0. S. 220—221.
') Die Person dieses Eberhard liess sich nicht feststellen.
*) Die Angelegenheit des Briefes ist ein Beweis früher Verbindung- der
ihrer Ordensregel nach verwandten Klöster Steinfeld und Arnstein und der
von Propst Ulrich geübten strengen Klosterzucht, die sich jedoch wiederum
mit Milde vereinigte und dem gefallenen Mönch Gelegenheit gab, sich zu
Arnstein unter andern Verhältnissen zu bessern, aber doch auf Einhaltnngr
der Ordensvorschriften bei diesem Wohnortswechscl strenge geachtet sehen
wollte.
3. Ulrich an W,
W. dilecto amico et fratri ^ U. devotas orationes in Christo.
Gratias agimus dilectioni vestre, quod semper circa nos et am! cos
nostros benivolos fuistis, et fratrem presentium latorera in proximo
causa nostri benigne suscepistis. Nunc autera pro eo caritatera
vestram rogamus, ut aliquibus per vos transeuntibus eum adiun-
gatis, cum quibus secure redire possit. Preterea omnibus amicis
nostris, per quos transierit, eum presentibus litteris commen-
damus, et iure fraternitatis rogamus, ut per se vel per amicos
suos conductum prestent, si forte opus liabuerit^ Vale.
*) Der Empfänger dieses Schreibens ist nicht festzustellen, da ihn
Ulrich nur als Freund und Bruder (Mönch) bezeichnet. Möglicherweise war
er ein Abt oder Propst und blieb der Amtstitel aus intimer Freundschaft
weg. Der Empfanger muss von einigem Einfluss gewesen sein, da sich
Ulrich für ihm und seinen Freunden erwiesene Wohlthaten bedankte und den
Ueberbringer des Schreibens empfahl.
*) Der Brief spiegelt die kulturhistorisch wichtige Art und Weise
wieder, wie man in Kreisen der Ordenspersonen zu Ulrichs Zeiten zu reisen
pflegte. Man fand gastliche Aufnahme in den auf dem Eeiseweg gelegenen
Klöstern und verband damit eine Art Weiterempfehlung von einer klöster-
lichen Niederlassung zur andern. Auf die Ordensregel der Klöster scheint
man hierbei keinerlei Rücksicht geübt zu haben. Diese Art zu reisen, bot
hinlänglich Sicherheit verbunden mit der Gelegenheit, die klösterlichen Ge-
wohnheiten und Vorschriften einzuhalten. Dem Ausdruck fraternitas nach
zu schliessen, ist in dem Empfänger des Briefes ein Mitglied des Prämon-
stratenser-Ordens vorauszusetzen, möglicherweise hat aber das Wort auch
einen weitergehenden Begriff und lässt auch eine andere Ordensregel zu.
4. Ulrich an Äbt Richard L von Springiersbach (1120 — 1158),
Eichardo dilecto domino ac venerando patri^ frater Udel-
ricus filialem in Christo subiectionem. Scitis de Adalberto quondam
fratre nostro ^ quam destabiliter vixerit, postquam suadente dia-
bolo ad seculum reversus est. Nunc autera dicit, nullam spem
Eine Briefsanmilung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jabrh. 269
resurgendi sibi reservatam, nisi ut in transmarina ecclesia cum
militibus templi in ea arte serviat deo, in qua sathane militavit ^
Hoc autem dominus noster sancte memorie predecessor mens*
ei concesserat, sed iste tunc, quod proraiserat, non inplevit.
Quo exemplo ego commonitus et multorum precibus victus hoc
tandem ei concessi, ut quidquid dominus papa de eo dispen-
saverit, faciat. Quia ergo vestra persona domino pape magis
nota est quam mea, rogat tarn ipse quam ego, ut litteris vestris
domino pape commendetis, et si naturam eins et conversationem
diUgenter exponatis, ut ex verbis vestris, quantum fleri potest,
intelligat, nuUam viam serviendi deo moribus eins magis con-
gruere, quam illam, quam elegit, quod omnes, qui eum noverint,
concorditer clamant^ Preterea filius eins cum eo Jherusalem
iturus est pro homicidio, quod perpetravit. Pro quo similiter
dilectionem vestram suppliciter rogamus, ut eum domino pape
commendetis, et cum eum audieritis, quod vobis visum fuerit,
de eo suggeratis^. Vale.
*) Empfänger ist ein Abt Richard von Springiersbach. Es gab zwei
Achte dieses Namens, Richard I. und Richard 11. lieber ersteren vgl. Mittel-
rheinisches ürkundenbuch Bd. I, S. 502, 510, 511, 525, 550, 551, 558, 560,
562, 564, 569, 571, 572, 588, 586, 589, 590, 596, 598, 680, 682, 683, 636^
657, 663, 665, 667, 669, 672. Richard II. folgte dem Richard I. unmittelbar
in der Würde nach und regierte von 1158—1169. (Mittelrheinisches ürkunden-
buch Bd. I, S. 681, 698, 698. Herquet, Amsteiner ürkundenbuch S. 9,
Nr. 4, woselbst Richard I. S. 7, Nr. 3 vorkommt.) An Richard IL ist nicht
zu denken, der Empfänger ist im Hinblick auf Brief 5 und die dort genannten
Personen nur in Richard I. zu suchen. Ein Abt Richard von Springiersbach
hatte eine Memorie zu Romersdorf am 28. Juli. (Romersdorfer Nekrolog
in der Wiesbadener LandesbibUothek.)
*) Ob dieser Adalbertus mit dem flüchtigen Mönch Albertus, welcher
nut einem Pferd des Klosters Steinfeld sich nach dem Kloster Harthausen
bei Warburg im Paderbomer Bisthum entfernte, identisch ist, lässt sich
nicht feststellen. Setzt man eine einigermassen chronologische Anordnung
der Briefe Ulrichs in gegenwärtiger Sammlung voraus, dann wären Beide
verschiedene Personen, wenn auch die umstände eine Annahme der Identität
wahrscheinlich machen; vgl. Brief 69.
') Möglicherweise kehrte der entflohene Adalbert zurück, ergab sich
Aber nach Brief 4 einem ausschweifenden Leben und wollte alsdann in den
Templerorden eintreten.
*) Dieser Vorgänger ist Propst Eberwin von Steinfeld. Die Angelegen-
heit des Schreibens ist mit derjenigen des Briefes 1 verwandt, und war wie
auch dort Propst Eberwin in der Sache thätig gewesen. Ulrich folgte auch
in diesem Fall dem Beispiel seines Vorgängers und betrieb die Ordnung der
^^^e auf dem von Eberwin eingeschlagenen Wege der Vermittelung.
17*
260 F. W. E. Roth
*) Der Unbeständigkeit des Adalbert gegenüber kannte Ulrich kein
besseres Mittel als die Entscheidung des Papstes. Wer dieser Papst -w^ar
ist zwar nicht bemerkt, der Zeit nach kann aber nur Eugen III. (1145 bis
1153) gemeint sein. Mit dessen Eegierungszeit stimmt die Abtszeit Abt
Richards I. Ton Springiersbach, das erwähnte Ableben Propsts Eberwins, die
Amtszeit Propsts Ulrichs, auch die Erwähnung, dass Ulrich dem Papst nicbt
bekannt sei, wie in Brief 1. Auch hier blickt eine annähernd chronologisch
eingehaltene Anordnung der Briefe durch und dürfte dieses Schreiben zu
den ersten Briefen Ulrichs der Zeit nach gehören und 1152—1153 etwa
abgefasst sein, als Ulrich die Würde als Propst kaum angetreten und noch
mit der Ordnung der von Eberwin hintorlassenen Verhältnisse beschäftig
war. Ulrich wollte sich nicht sofort an den Papst wenden, sondern die
Vermittelung des Abts Richard I. von Springiersbach benutzen, da er den
Papst nicht so gut kannte, als dieses bei Richard der Fall war, wenigstens
von Ulrich vorausgesetzt ward. Darin dürfte er auch richtig erkannt haben,
denn Richard war älter als Ulrich, länger im Amt, und es war nicht aus-
geschlossen, dass er mit Eugen III. nähere Verbindungen hatte. Dem Richard
war die Angelegenheit des Briefes jedenfalls schon bekannt, wie Ulrich im
Eingang andeutete. Diese Vermittelung wählte Ulrich deshalb, weil er den
kirchlichen Instanzenweg an den apostolischen Stuhl kannte und einhalten
wollte. Eigentlich hätte die Sache an den Erzbischof von Köln als Diözesanen
wie in Brief 1 gehört, Ulrich zog aber die Vermittelung eines dem Papst
jedenfalls genehmen Mannes in Abt Richards Persönlichkeit vor.
•) Diese Angaben : Flucht eines Mönches aus Steinfeld, der Todtschlag
Seitens des Sohnes desselben, kennzeichnen die vielfach ungestüme, rück-
sichtslose und gewaltthätige Zeit Ulrichs zur Genüge, selbst wenn man den
schuldigen Sohn nicht als Frucht einer verbotenen Ehe oder eines unehe-
lichen Umgangs des Mönchs, sondern aus einer Ehe hervorgegangen sein
lässt, die sich löste, ehe der Mönch Adalbert zu Steinfeld eintrat. Auch
diesem Sohn gegenüber zeigte Ulrich eine versöhnliche Richtung und empfahl
dessen Sache.
5. Arnold L, Erzbischof von Köln, an Papst Eugen IIL
(1145—1151).
Eugenio reverendo patri suo catholice ecclesie sumino pon-
tiflci Arnoldus dei paciencia Coloniensis archiepiscopus tarn devo-
tara quam debitain in orauibus obedienciam ^ Miles presencium
lator post multa mala, que iu seculari vita commiserat, ad reli-
gionera conversus, postmodum suadente diabolo ad seculum rever-
sus est, ubi ita se totum sathane tradidit, ut omnes, qui eum
Dovarunt, de salute eius desperarent. Nunc autem deo, ut credi-
mus, miserante, hanc viam penitendi elegit, ut in transmarina
ecclesia cum militibus templi deo serviat. Quod quia sine vestra
dispensatione fieri non debuit, ad vestram eum paternitatem
mittentes supplicando rogaraus et rogando suggerimus, ut, si
Eine Briefsainmlung des Propstes Ulrich von JSteinfeld aus dem 12. Jahrh. 261
fieri potest, hoc ei vestra auctoritate concedatur, quia nos, qui
eins naturam novimus, hoc precipue moribus eins congruere credi-
mus, non alias eura in sancto proposito perseveratunim speramus.
Preterea fliium eius, qui pro horaicidio, quod perpetravit, cum
eo Jherosolimanf ire disposuit, vestre pietati commendamus, ut
de introitu ecclesie et actione penitentie, quod vestre discretioni
Visum fuerit, vestra circa eum dispenset autoritas. Vale.
*) Mit Ulrich hat der Brief nichts zu thun, er fand nur wegen Brief 4
zar Aufklärung der Angelegenheit Aufnahme in die Sammlung. Der Brief
därfte 1150 bis spätestens 1151 gesehrieben sein als der Regierungszeit
Arnolds I. von Köln (1188—1151) entsprechend, aber in der Angelegenheit
doch noch so neu, dass die Ordnung auf Propst Ulrich tiberging und auch
diesen beschäftigte. Die Angelegenheit deckt sich, wie bemerkt, mit der
des Briefes 4. Abt Richard I. von Springiersbach hatte den kirchlichen
Satzungen gemäss es vorgezogen, sich an den DiOzesanen, in dessen Sprengel
die Angelegenheit geschehen, an Erzbischof Arnold von Köln und nicht direkt
an den Papst zu wenden. Das negative Resultat der Vcrmittelung Arnolds
oder die verspätete Entscheidung machte Ulrichs Brief an Abt Richard I.
[^ ür, 4) nöthig, ohne einen nochmaligen Eingriff des Kölner Erzbischofs
abzuwarten.
6. Ulrich an Papst Eugen IlL (1145—1153).
Eugenio sancto ac reverendo catholice ecclesie summo pon-
tifici ' U. Stein veldensium fratrura inutilis servus ad consolationem
pauperum Christi in omnibus prosperari. Miles presentium lator,
cum in seculari vita plura in variis viciis ac facinoribus commi-
sisset, tandem divina, ut credebatur, miseratione ad nos con-
versus est*. Ubi cum per aliquot annos in magna afflictione
camis sue satis laudabiliter, quantum ad humaoum spectat visum,
conversatus esset, demum suadente diabolo ad seculum reversus
est. Ubi novissima eius facta sunt tanto deteriora prioribus,
ut omnes, qui eum noverant, de salute eius desperarent. Nunc
autem ipse nuUam spem resurgendi sibi dicit reservatam, nisi
ut longe positus a suis in transmarina ecclesia cum inilitibus
templi in ea arte serviat deo, in qua diu satane militavit.
Fuit enim strennuus in armis super omnes vicinos suos, in
quo nimium conflsus factus est non solum oppressor pauperum,
sed et potentum acerrimus impugnator. Unde tam potentes
quam pauperes tam religiosi quam seculares, qui eius naturam
noverant, concorditer clamant, nullam viam redeundi ad deum
moribus eius magis congruere, quam istam, quam elegit.
Quod et fldelis filius mens sancte memorie predecessor meus^
262 F. W. E. Roth
ei concesserat, sed iste tunc, quod promisit, non implevit. Quo
exemplo ego commonitus et multorum consiliis ac precibus
acquiescens hoc ei tandera ea conditione concessi, si hoc vestra
dispensaret autoritas.
') Die Angelegenheit des Schreibens ist die der Nummern 4 und 5.
*) Möglicherweise sollte der Ritter, welcher Konverse zu Stein feld
gewesen, dann entwichen war und böse Handlungen sich zu Schulden konmien
Hess, auf Ersuchen des Papstes sich persönlich stellen. Propst Ulrich g-ab
deshalb dem Ritter einen Brief an den Papst mit und empfahl dessen Sache.
Hier heisst der schuldige Konverse in Brief 4 frater, ein Beweis wie ver-
schiedenartig man die aus dem Leben ins Kloster Getretenen zu Ulrichs
Zeit benannte.
') Dieser Vorgänger ist wiederum Eberwin. Ulrich betont dem Papst
gegenüber, derselbe habe dem Ritter erlaubt, wieder in den Ritterstand als
Tempelherr einzutreten, was jedoch der Ermächtigung des Papstes bedürfe.
Die Abfassungszeit des Briefes dürfte 1152, spätestens 1153 sein und der
Brief chronologisch nach 4 und 5 gehören, nachdem der Papst auf die Sache
eingegangen und den Entscheid vorbereitet.
7. Ulrich an Abt und Mönche von Justus Mons,
S. venerabili abbati et dilectis fratribus de Justo Monte*
frater U. Steinveldensium fratrum inutilis servus in Justo Monte
iusticie fructibus habundare. Quidam fratres vestri ex vestra
parte ad nos venientes rogaverunt, ut pro quibusdam vobis
necessariis, que Colonie empturi erant *, fratres nostros fideiusso-
res poneremus. Quod licet nobis difficile esset, tarnen pro
vestra dilectione recusare noluimus. Ipsi autem quod multura
miraraur, ad diem, qua argentum persolvere promiserant, nee
venerunt, nee miserunt. Unde urgente necessitate compulsi
sumus, fratres nostros cum presentibus litteris ad vos mittere,
qui vobis dicent, quid de debito fratrum sit^ et qua^die sine
Ulla dilatione reddendum^ sit. Valete.
*) Empfänger sind der Abt Stefan und der Konvent des Klosters Justus
Mons in den Rheinlanden. Dieses Kloster kommt in dem Testamente des
Erzbischofs Johann von Trier ohne Zeitangabe als mit einem Vermächtniss
begabt vor. (Mittelrheinisches ürkundenbuch Bd. II, S. 331.) Die Empfönger
erscheinen nochmals in den Briefen 23 und 57. Bis jetzt ist die Lage des
Klosters nicht ermittelt.
*) Die Erwähnung der Stadt Köln, wo die Mönche von Justus Mons
Einiges einkauften, zeigt Köln als Handelsstadt.
•) Die Geldverlegenheit und die Art der Entleihung einer Geldsumme
bei Propst Ulrich ist für Beurthoilung der Finanzlage in den rheinischen
Klöstern interessant, auch der Umstand, dass Ulrich das Darlehen ohne
Eine Bricfsaminluug des Propstes Ulrich vou Steinfeld aus deiu 12. Jahrb. 263
Verzinsang zurückverlangte, ein weiterer Beweis, dass man Zinsnehmen bei
Darlehen auf kürzere Zeit damals nicht kannte und Seitens des Klerus
nicht billigte.
*) Statt rendendum der Hs. ist zu lesen reddendum.
8. Clrich an Bischof Friedrich von Münster (1152 — il68).
Friderico dilecto domino suo ac venerabili Monasteriensi
' episcopo frater U. devotas orationes in Christo cum debito ser-
vicio. Licet parvitatem raeam negotio, super quo vestras accepi
litteras, imparem esse cognoveram, tarnen pro vestra reverencia
et dilectione paratus sum tarn in hoc quam in omnibus vestre
sublimitati, quam semper specialiter dilexi, pro viribus obedire,
etsi rae ad hoc apostolicum non urgeret preceptum. Rogamus
tarnen dilectionem vestram, ut, quantum fieri potest, secundum
coraraodum vestrum talis ad hoc constituatur locus, ad quem
mea imbecilitas, que multa est, possit occurrere^ Vale.
') Möglicherweise hängt die Angelegenheit des Schreibens mit Brief 68
zusammen. Auch dort wird ein angesetzter Schiedstag genannt, auf dem
Ulrich zur Vermittelung erscheinen sollte und die Angelegenheit betrifft in
beiden Briefen Kleriker zu Münster, für die sich jedenfalls deren Bischof
als BisthumsYorstand verwendete. Sonst ist der Inhalt beider Schreiben
dunkel und wenigsagend. Brief 8 ging dem Brief 68 der Zeit nach vor
und steht deshalb auch mit Recht in der Briefsammlung voran.
9. Ulrich an Abt Oezo von Sion (Strahov) in Böhmen,
Gezoni venerando patri et domino* frater U. filialem in
Christo dilectionem. Ex quo a nobis recessistis et onus importabile
super dolorem vulnerum meorum addidistis, semper speravi vestra
consolatione refovere. Sed iam secundo ex litteris vestris intellexi
nee facile posse fleri, quod speraveram. Mea enim infirmitas
tanta est, ut vobis non sufliciat occurrere, vos autem tam debilitas
corporis quam varie cause hinc inde concurrentes impediunt, ne
ad no8 facile transire valeatis. Sed quia licet caro infirma sit,
spiritum tamen vestrum ad omnia bona promptum esse cügnos<o,
quantum paternitatem vestram solicitare audeo, suppliciter et
instanter rogo, ut si ante non potestis, saltem circa tempus proximi
coUoquii nos visitare nuUatenus omittatis. Quia enim tam vestra
quam mea infirmitas tempus resolutionis nostre proximum esse
certissime clamat, consolatorium mihi videtur et utile, ut si usque
ad predictum tempus vita nobis comes fuerit, tam patres ordinis
quam nos invicem hac una saltem vice visitemus. Poterit enim
264 F. W. E. Koth
fortasse ex mutua collatione tarn nobis quam vobis gratia dei
aspirante aliquid spiritualis consolationis accrescere. Ceterum
de fratre Ruodolfo, super quo placuit vobis meam parvitÄtem
consulere, scio vos melius scire, quod loquitur, ineptum esse ac
frivolum. Priorem enira habitura, quem per m.iaus patris sui
sua voluntate suscepit, postea eodera patre suadente et iniungence
sua sponte mutavit. Premonstratensem ordinem cum habitu eiusdem
ordinis suscepit et per plures annos iam tenuit. A quo velle
recedere, nichil est aliud, quam proprium votum et obedientiam
invinctam deserere. Cuius vesanie particeps essetis, si in hoc
ei assensum preberetis.
0 Empfänger ist Gezo oder Geizo, Abt des Klosters Sion oder Strahov
bei Prag Prämonstratenser-Ordens. Dasselbe war von Steinfeld aus unter
Propst Eberwin von dem Böhmenkönig Ladisiaus 11. und dessen Gemahlin
Gertrud auf dem Berge Ztragow oder Strahov im J. 1140 begründet und mit
Mönchen besetzt worden. Steinfeld lieferte die Kolonie. Es war die Zeit
der ersten Bltithe des Prämonstratenser-Ordens, dessen Ruf auch nach Böhmen
gedrungen war. Nicht minder bekannt war dort die Blüthe Steinfelds, dessen
strenge Klosterzucht weithin ihres Gleichen nicht hatte. Eine erste Besetzung
mit Mönchen unter Leitung eines gewissen Blasius war misslungen, worauf
der Prämonstratenser-Orden gleichsam von neuem das Kloster begründete.
Anreger war Bischof Heinrich von Olmütz. Die Stifter Ladisiaus IT. und
Gertrud wandten sich nach Pr^montr^ ans Ordenskapitel und hierauf nach
Steinfeld. Der Steinfelder Propst Eberwin erhielt den Auftrag, dem Ansuchen
der Stifter zu genügen und den Konvent für Strahov zu liefern. Eberwin
reiste mit Godschalk, einem Manne, den wir noch näher kennen lernen werden,
nach Böhmen, ward zu Prag aufs Beste aufgenommen und sandte, nach
Besichtigung des Ortes, wo das neue Kloster errichtet' werden sollte, heim-
gekehrt, den genannten Godschalk mit Brüdern, um vorläufig hölzerne
Wohnungen auf Strahov zu erbauen. Eberwin kam nach Jahresfrist zurück
und brachte den Konvent unter Leitung Gezos, der zum Abt erwählt worden,
nach Strahov, das nun den Namen Mons Sion erhielt, mit. Gezo hätte den
Godschalk gerne bei sich behalten, aber Eberwin befahl demselben, nach
Steinfeld zurückzukehren und abzuwarten, was die Zukunft ihm bringe.
(Continuatio Gerlaci abbatis Miloviccnsis zu Vincentii Pragensis annales
in Mon. bist. Germ. Scriptores Bd. XVII, S. 695—696.) Gezo, der Empfönger
des Briefes und Abt von Sion, war Kanonikus und Domkustos zu Köln
gewesen, ein reicher und verwöhnter Mann, ehe er zu Steinfeld durch ein
Traumgesicht veranlasst Mönch ward. Fälle von Uebertritten aus dem Stand
der Kanoniker in den der Mönche waren damals ja keine Seltenheit und aus
manchem üppigen Kanoniker wurde gar häufig ein strenger Ordensmann.
So auch hier aus Gezo. Er soll ein rechtlicher, fleissiger, auf das GeistUcbe
und Weltliche gleich bedachter Ordensmann und ein eifriger Verfechter der
Klosterdiszipliu, dein Sion Vieles verdankte, gewesen sein. (Ebenda S. 696.)
Der Brief macht den Eindruck, als sei er nicht lange nach G^zos Weggang
Eine Brief Sammlung des Propstes Ulrich von Steiufcld aus dem 12. Jahrb. 265
aus Steinfeld geschrieben. Beide Männer kannten und liebten sich von
Steinfeld her und diese Freundschaft dauerte auch trotz der Entfernung fort.
Ein Jahr der Abfassung des Schreibens steht nicht fest, annähernd dürfte
1 153 in Frage kommen. Ulrich klagt über die Last seines Berufes mit
Oezos Weggang. Solche Klagen kommen aber meist von neu auferlegten
Toasten, wenn das Früher und Jetzt noch frisch seinen Unterschied bemerkbar
macht. Aus diesen Worten redet der Mann, der erst vor Kurzem Propst
Steinfelds ward. Auch zur chronologischen Stellung des Briefes dürfte
dieses passen.
10. Ulrich an Äbt Godeschalk von Selau.
Godescalcho dilecto amico ac venerabili abbati* frater U.
fraternam in Christo dilectionem. Jam secundo in litteris vestris
mihi mandastis, meam vos desiderare presentiam. Quam si vere
desiderans facite, ut in hoc tarn raeum quam vestrum desiderium
irapleatur. In vobis enim non in me est facultas huius rei. Mea ^
enim infirmitas tanta est, ut ad vos transire non valeam, vestre
autem iuventuti facile est, ad nos venire. Qua propter dilectionem
vestram instanter moneo ac rogo, ut si ante non potestis, saltem
circa tempus proximi colloquii nos visitare nullatenus omittatis,
ut de pluribus tarn vobis quam nobis necessariis secretius conferre
valeamus ^.
*) Abt Qodeschalk oder Godschalk des Prämonstratenser-Klosters Siloe
oder Selau in Böhmen ist der in den Anmerkungen zu Brief 9 Genannte
dieses Namens. Er war als Mönch Steinfelds nach Strahov beordert worden,
Wohnungen einzurichten, später aber nach Steinfeld zurückgekehrt. Er stand
zu Bisehof Daniel Ton Prag (vgl. Brief 9) in vielfachen Beziehungen und
war dem Abt Gerlach von Mühlhausen, dem Fortsetzer der Jahrbücher des
Vineentins von Prag, jedenfalls persönlich bekannt. Derselbe berichtet einen
Vorgang nach Godschalk s Erzählung und dieser hatte die Sache von Bischof
Daniel gehört. (Mon. bist. Germ. Scriptores Bd. XVIII, S. 684.) Godschalk
war es auch, der den jungen Gerlach, den verdienten Abt und Chronisten
am 1. November 1174 als Abt von Selau auf der Rückreise vom General-
kapitel in das Prämonstratenser-Kloster Oberzeil unterhalb Würzburg sandte.
(Ebenda S. 687.) Godschalk reiste USl wiederum zum Generalkapitel des
Ordens und half dann das Kloster Kanitz (Cunitz) in Mähren begründen.
(Ebenda S. 691.) Im Frühjahr 1182 weilte Godschalk zu Sion und predigte
dort vor dem Erzbischof Adalbert von Salzburg (Ebenda S. 692), ebenso
bei Einweihung der Kirche zu Sion am 26. April 1182 (Ebenda S. 693).
Godschalk starb am 18. Februar 1184 als erster und hochverdienter Abt
von Selau. (Ebenda S. 694.) Sein Vater biess hemer, seine Mutter Herea,
beide ans Ministerialengeschlechtem von St. Peter zu Köln entsprossen.
Godschalk ward zu Köln erzogen und studirte zu Paris. (Ebenda S. 694 695.)
Er war mit Propst Eberwin, der ihn nach Steinfeld brachte, und auch mit
Ulrich p<^rsönlich bekannt.
Eine Briefsammluiig des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 267
abbates de monte Sion et Siloe ad persolvendum ordinis institutum
hoc anno venire vestra consentiat paternitas. Desiderant enim
eos patres ordinis vldere et nos tarn de suis quam nostris negotiis
plura habemus cum eis conferre. Poterit enim vobis fortasse
ex nostra mutua visitatione aliquid spiritualis consolationis accedere.
Conservet deus sanctitatera vestram diuincolumempater venerande ^.
^) Bischof Daniel starb am 9. Augast 1167 (Mon. hist. Germ. Scriptores
Bd. XVn, S. 684). Er hatte zu Paris studirt und stand zu Abt Godschalk
von Selaa in Beziehungen. (Ebenda S. 684 und Wattenbach, Geschichts-
quellen, Bd. II, S. 10.) Erschloss sich an die kaiserliche Partei und Friedrich I.
an, zog 1158 mit Ladislans, König von Böhmen, welcher von Friedrich I.
zum König gekrönt worden und eine treffliche Stütze der kaiserlichen Macht
bildete, gegen Mailand, verweilte auch nach Friedrichs I. Bückkehr dort
und war ein thätiger Anhänger des Papstes Victor. Im Jahre 1160 ging
er im Auftrag des Kaisers nach Ungarn, folgte demselben nochmals nach
Italien, wo er mit Bischof Hermann von Verden kaiserlicher Hofrichter war.
Im J. 1167 raffte ihn die Pest weg. Sein Begleiter nach Italien war der
Notar und Domherr der Prager Kirche Vincentius der bekannte Chronist.
( Watten bach a. a.O. Bd. n, S. 288— 289.) Der Brief gehört jedenfalls vor 1158,
als Daniel nach Mailand zog, was auch zur chronologischen Einreihung in
die Briefsammlung passt. Daniel hatte an der Gründung des Klosters Selau
hervorragenden Antheil und erwies sich auch als Gönner des Prämonstratenscr-
Ordens. Er war jedenfalls mit Ulrich bekannt, wo beide sich aber kennen
lernten, steht nicht fest.
*) Gemeint ist Bischof Johann von Mähren (1150—1172), an welchen
auch Brief 20 gerichtet ist.
') Ulrich klagt über die Last seines Amtes und seine körperliche
Schwäche. Das macht auch hier den Eindruck, als sei der Brief nicht
allzulange nach Uebemahme der Propstwürde in Steinfeld geschrieben worden,
zu einer Zeit, da die Eindrücke der Verantwortlichkeit des Amtes als neu
und ungewohnt grösser erschienen als bei längerer Gewöhnung. Ulrich bat
den Bischof Daniel, den Aebten von Sion und Selau zu gestatten, dieses
Jahr zu einer Besprechung zu kommen. Denn also dürfte die Stelle: „ad
persolvendum ordinis institutum** zu verstehen sein. Es war dies auch der
Wunsch der genannten beiden Aebte, dessen Erfüllung jedoch der bischöflichen
Erlaubniss bedurfte. Dieser wollte Ulrich den Weg bahnen, indem er Daniel
die Sache ebenfalls angelegen sein liess. Der Zeit nach gehört Brief 11 in
die Abfassungszeit von 10, da auch dort von einer Besprechung die Bede
ist, dürfte aber auf 10 gefolgt sein, nachdem beide Aebte den Ulrich darauf
hingewiesen, dass die Erlaubniss Daniels massgebend sei.
*) Es. regat (I).
») Abdruck im neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts-
knnde Bd. XXI, S. 560.
12. Ulrich an Abt Reiner.
Reinere dilecto amico et venerabili abbati * frator U. frater-
oam dilectionem in Christo. Plurimum doleo, quod tarn reuioti
270 F. W. E. Roth
*) Ulrich hatte in des Empfängers Kloster einen Mönch aus Stein feld
gesandt. Derselbe litt an einer geheimen Krankheit, die möglicherweise ein
Geschlechts leiden war, und suchte bei dem Abt Heilung. Das Kloster, dem
der Empfönger vorstand, besass einen der Heilkunde beflissenen Mönch,
dem der Kranke aus Steinfeld empfohlen ward. Seinen Unterhalt sollte
der Mönch selbst bestreiten und aus Steinfeld beziehen, um dem andern
Kloster durch die Angelegenheit nicht zur Last zu fallen. Jedenfalls haben
wir hier ein weiteres Zeugniss von Ausübung der Heilkunde in den Klöstern
des 12. Jahrhunderts, welches den Mangel an Laienärzten zu dieser Zeit
beleuchtet, aber auch zeigt, dass damals kein Heilkundiger zu St^infeld
weilte, während unter Propst Eberwin ein Kanoniker Heinrich sich dort
aufhielt, der medizinische Kenntnisse hatte, jedoch nach Böhmen mit dem
spätem Abt Godschalk von Selau zog und Stifter des Kiosters Lounjewitz
in Böhmen ward. (Mon. bist. Germ. Bd. XVII, S. 695.)
15. Bescheinigung des Propstes Ulrich.
Ego U. dei gratia Steinveldensis prepositus licet indignus
notum esse volo oranibus, ad quos littere iste perveniunt ^, quod
frater^ earundem lator noster professus est et a nobis missus,
unde si quis eum in bis, que iiista sunt et religioni congrua
exaudierit, nos in eo et cum eo exaudiet.
*) Dieser Begleitschein des ungenannten Mönchs aus Steinfeld gehört
offenbar zu Brief 14. Er ist interessant ftlr die damalige Art, Personen
zu empfehlen und fand als zur Sache gehörig in den Augen des Veranstalters
der Briefsammlung deshalb Aufnahme. Der Begleitschein diente als Nach-
weis, dass der Inhaber Mitglied Steinfelds sei und als Reisepass zum üeber-
nachten in den Klöstern, die er auf seiner Reise berührte.
') Frater ist der Ausdruck für sämmtliche Mönche. Brinckmeicr,
Glossarium Bd. I, S. 847; Du Gange, Glossarium Bd. III, S. 398.
16. Ulrich an seine Brüder Godefrid und Eppo.
G. et E. dilectis suis * frater U. salutem et omne bonum.
Puerum, quem ad nos misistis, commisi viro bono et honesto
magistro videlicet Beringero de sancta Maria ad gradus. Cui
pro victu unius anni promisimus dare duas marcas, unam in
diebus Pentecostes, alteram post annum dimidium. Cuidam etiam
burgensi fideli amico nostro commisi, ut que necessaria habuerit
in vestibus, ei provideat non secundum voluntatem pueri, sed
secundum consilium raagistri sui. Hie ad presens empturus erat
ei cappam et camisiam et bracas. Que quia nondum emerat,
de precio nichil certi vobis raandare potui. Reliqua, que in
litteris non continentur, per puerum Petrum verbis vobis raan-
davi. Vale.
Eioe Briefsatnmlnng des Propstes Ulrich von Stcinfeld aus dem 12. Jahrh. 271
') Ulrichs leibliche Brüder Godefrid und Eppo kommen als Laien neben
dem Abt Richard I. von Springiersbach 1155 vor. In dieser Urkunde heisst
Ulrich „magister", was nebenbei bemerkt sei. (Mittelrheinisches Urkunden-
buch Bd. n, S. 30.) Der von den Empfängern gesandte puer ist nicht etwa ein
Knabe, sondern ein Mönch oder Religiöse, welcher bereits die niederen geist-
liehen Weihen besass, meist ein jüngerer Mann. Der Ausdruck „puer" hatte
im Mittellatein einen weit gedehnteren Begriff als im klassischen Latein
und bezeichnet einen, der noch nicht die Ausbildung für einen Beruf hatte,
hier den Ordensberuf. Der hier Gemeinte ward der Erziehung des Magisters
Beringer am Stift Maria ad gradus zu Köln anvertraut, ein Beweis, dass
Köln für Steinfeld eine gerne benutzte Stätte der Ausbildung war. Beringer
bezog als Entschädigung für Unterricht und Lebensunterhalt jährlich aus
Steinfeld zwei Mark, eine zu Pfingsten, die andere nach Ablauf des halben
Jahres. Ein Kölner Bürger sollte Kleider, bestehend in Kappe, Rock und
Hosen (bracae) beschaffen. Die camisia ist hier nicht Hemd nach sonstigem
Sprachgebrauch, sondern Leibgewand, Rock. Beispiele solcher für das Kloster
aasgebildeten jungen Leute bieten noch die Briefe 28 und 29. Der Weg
hierzu führte für Steinfeld nach Köln, der rheinischen Metropole des Handels
aber auch der Wissenschaft zu damaliger Zeit. Auf die Blüthe der Wissen-
schaft und Pflege des Unterrichts wirft das Schreiben für Steinfeld das beste
Licht. Man opferte gerne etwas für bessere Ausbildung der Mönche und
verschickte fähige Köpfe nach auswärts. Die Abfassungszeit des Briefes
dürfte zwischen 1154 und 1155 liegen. Obgleich der Brief hierfür keinerlei
Anhalt bietet, dürfte das urkundliche Auftreten der Empfänger dieses
nahe legen.
17. Ulrich an Oezo, Äbt von Sion.
Gezoni dilecto domino et venerabili patri ^ frater U. debite
dilectionis devotum obsequium. Quantum dicitis nostrum vos
desiderare adventum, tantum ego vestram sepe opto presentiam,
sed nostra desideria inpedit commuDis debilitas, que dos ad
mutuam visitationem insufficientes reddit. Super hiis autem,
que in dominum ßeinerum abbatem ^ acta esse, ex litteris vestris
intellexi; plurimum doleo tum pro scandalo ordinis tum quia
personam eius semper specialiter dilexi. Fateor tarnen prudentie
vestre, quod, quanto plus eum diligo, tanto amplius dolui, quando
cum assumptum esse cognovi ad sarcinam viribus suis imparem.
Inperitus nauta sepe naufragium sibi facit et navi, quam inter
pericula regere nescit. Nee hoc ideo dico, quod in homine sit,
ecclesiam dei regere, sed quia unusquisque proprium donuni
habet a deo, alius sie, alius autem sie. De multitudine autem
conspiratorum illorura, super quibus placuit vobis raeani impru-
dentiam consulere, non aliud respondere audeo vel debeo, nisi
ut, qui contra ordinem peccare non timuerunt, per ordinera
272 F. W. E. Roth
puniantur. Quid autem de hiis, qui per conspirationem vel
maliciosam concordiam adversus abbatem suum se erexerunt, in
ordine scriptum sit, melius nostis. Quam penitentiam quoniodo
in loco, ubi hec' acta sunt, inplere possint, non video, cum
omnes in hoc malo consensisse dicatis preter unum. Unde conse-
quens videtur, ut vel ad matricem revocati vel per alias eccle-
sias divisi, si in ordine salvari cupiunt, secundum instituta ordinis
penitentiam agere non recusent. Abbati autem, qui cum eis
nullo compositionis modo convenire potest, ut dicitis, nichil tutius
aut honestius consulendum video, nisi ut lubens* et gaudens
tanto oneri sua sponte se subtrahatur, ad quietem subiectionis
redire festinet. Hoc consulo, quia hoc ego facerem, si sirailis
causa michi occurreret. Quod si desolationem loci opponitiS; ad
hoc vobis respondeo, ut non vobis parcatis, sed honori ordinis
consulendo et privatis communia preponendo in locum illorum
prevaricatorum conventum aliorum fratrum mittere non dubitetis,
cum abbatem, quem ipsi sibi sua sponte elegerint. Hec est raea
sententia, nisi prudentie vestre aliud melius visum fuerit, ciii
res magis nota est, quam michi. Valete et sorores nostras ^ ex
parte nostra salutate et oracionibus earum meam parvitatem
commendate.
*) An Gezo (vgl. oben, S. 264) sind auch die Briefe 9, 32, 46 und 70
gerichtet. Auch hier wiederholt sich wie in Brief 9 der Wunsch Gezos,
dass Ulrich nach Sion komme und die Erwähnung von Ulrichs Krankheit als
Hinderniss. Deshalb dürften beide Briefe (9 und 17) nicht allzuweit in ihrer
Abfassungszeit aus einander liegen.
*) Abt Reiner ist der Empfänger von Brief 12. Ulrich bedauerte, dass
dessen Auftreten dem Orden gerade nicht zur Ehre gereiche. An Vergehen
Heiners zu denken, ist kein zwingender Grund, jedenfalls handelte es sich
nur darum, dass er als Abt seinem Amt nicht gewachsen war. Daher Ulrichs
trefflicher und zugleich zarter Vergleich mit dem unerfahrenen dem Schiff-
bruch ausgesetzten Schiffer, der Ulrich als versöhnlichen Mann zeigt, der
mit den Verhältnissen rechnete. Aus der Angelegenheit war eine Ver-
schwörung der Untergebenen Reiners herausgewachsen. Diesem Vorgehen
gegenüber kannte Ulrichs Strenge keine Mässigung, er wollte die Schuldigen
nach der Ordensregel strenge bestraft wissen. Er hielt den Ort, wo die
Verschwörer sich vergangen, nicht für deren Busse und Besserung geeignet.
Man solle dieselben entweder in das Mutterkloster zurückrufen oder in
andere Klöster vertheilen. Für den Abt (Reiner) sei der Rücktritt von der
Würde das Zweckmässigste. Der Ort selbst werde am Besten mit einem
andern Konvent besetzt.
') Hs. hoc, das ich in hec verbessere.
*) Jedenfalls ist lubens zu lesen. Hs. libens.
274 F. W. E. Roth
19. Ulrich an Abt Reiner.
Reinero dilecto amico et venerabili abbati ^ frater U. spiritu
consilii et fortitudinis habundare. Fateor caritati vestre, quod
vestra dileccio et adversitas vestra ex parte cognita pene me
compulerant contra vires meas sumere laborem veniendi ad vos,
sed inflrmitas corporis succrescens tandem me ab hac Intention e
dolentem revocavit. Quia ergo corporali presentia vos visitare
non possum, litteris vestram dilectionem intuitu caritatis amoneo,
ut propria voluntate omnino postposita consilio domini Moraviensis
et domini abbatis de Monte Syon aliorumque abbatum nostri
ordinis vos in omnibus committere non dubitetis. Sic enim
vestre saluti consuletis et fame, si ipsi vobis testimonium
prohibuerint, quod in nullo a consilio eorum recesseritis. De
fratre autem ß.*, quem necessarium vobis esse dicitis, volo
vos scire, quod, cum ad nos venisset, invenit matrem suam et
quosdam propinquos* suos in tanta desolatione, ut a lacrimis non
posset continere. Unde me obnixe rogavit, ut eum aput nos
aliquanto tempore mauere permitterem sperans eorum desolationem
sua presentia posse relevari, quod ei negare nullatenus potui.
Valete.
*) An Reiner sind auch die Briefe 12 und 17 gerichtet. Ulrich bedauerte,
dass Reiner das Opfer einer klösterlichen Verschwörung geworden sei. Der
Zeit nach gehört der Brief nach 17 und steht daher auch demselben in der
Briefsammlung nach, da Ulrich die Sachlage bereits von anderer Seite her
kannte. Ulrich verweist den Reiner, da er nicht persönlich wegen Krank-
heit kommen könne, auf die Hülfe des Bischofs Johann von Mähren (1 150— 11 72)
und des Abts Gezo von Sion sowie anderer Aebte des Prämonstratenser-
Ordens.
*) Die Angelegenheit mit dem jungen Mönch R., der seine Mutter und
etliche Verwandten in grosser Trauer fand, ist die gleiche wie die in Brief 18,
dem Abt Godschalk von Selau gegenüber bereits erwähnte. Der Mönch kann
daher dem Reiner bekannt gewesen sein und auch in Beziehungen zu dessen
Kloster gestanden haben. Dieser in beiden Briefen (18 und 19) erwähnte
Umstand setzt deren Abfassung in die nämliche Zeit.
20. Ulrich an Bischof Johann von Mähren (1150—1172).
Johanni dilecto domiuo et venerando Moraviensis ecclesie
presuli * frater U. Stein veldensium fratrura inutilis servus promereri
enge servi boni. Gratias agiraus deo, qui procellas ad versus
vos exortas sua gratia ex parte corapressit, unde iani liber-
[alitate]^ aliorum necessitatibus securius aniraum intendere potestis
276 F. W. E. Roth
deficiat in adversis. Cai'itas autem, qua pauperes Christi dementer
respicitis et inter procellas presentis vite vos tuebitur et ad
portura quietis optate perducet. Conservet deus sanctitatem
vestram diu incolumera ad consolationem pauperura suorum.
*) Vgl. Brief 11. Das Schreiben enthält eine erneuerte Einladung
Daniels, zn ihm zu kommen. Ulrich konnte derselben wegen Körperschwäche
auch in diesem Fall keine Folge leisten. Jedenfalls gehört der Brief vor
oder ins Jahr 1158, ehe Daniel gegen Mailand zog.
') Statt proponueram ist zu lesen proposueram.
22. Ulrich an Abt Bether von FHim (1157—1174),
Rethero dilecto domino ac venerando Pinimiensis ecclesie
abbati ^ frater U. devotas orationes cum debito servicio. J>ater,
qui per inobedienciam a vobis recessit, ad sinum paternitatis
vestre, sicut dicit, redire festinat. Quia vero sine mediatore
ad vos accedere von audet, cum amicis suis ad nos veniens
multis precibus a me extorsit, ut pro eo vobis supplicatorias
litteras mittelem. Quia vero causa eius mihi incerta fuit,
indiscretis precibus vestram benivolentiam vexare non audeo,
voluntatem tamen eius, sicut ab eo audivi, presentibus litteris
vobis inslnuo, quoniam ad omnem satisfactionem se paratum esse
dicit, et quod deinceps, sicut debet, vobis obediens et subditus
esse velit. Valete et quicquid vobis super hac re placuerit,
per presentium nuntium vobis remandare dignemini.
*) Rether von Prüm 0. S. B. kommt seit 1157 in Urkunden vor. (Mittel-
rheinisches ürkundenbuch Bd. I, S. 656, 673). Die Veranlassung des Schreibens
bot das Entweichen eines Mönches aus Prüm, mithin eines Benediktiners, nach
Steinfeld. Dieser Mönch soUte nach Prüm zurückkehren und bediente sich
hierfür der Vermittelung Ulrichs. Hieraus geht hervor, dass man in Stein-
feld auch Mönche anderer Orden aufnahm und selbst behielt, wenn ihnen
der Aufenthalt bchagte und dem Propst die Ankömmlinge gefielen. Die
Aenderuug der Ordensregel war demnach leicht gemacht. Der Mönch erbot
sich, dem Abt von Prüm jede von diesem geforderte Genugthuung für sein
Entweichen zu leisten. Um sicher zu gehen, wie er sich in der Angelegen-
heit zu verhalten habe, bat Ulrich den Abt Rether durch den Ueberbringer
des Schreibens um Antwort. Vorfälle dieser Art waren demnach damals so
an der Tagesordnung, dass man den Ucberbringern von Briefen gegenüber
daraus kein Hehl zu machen für nöthig fand. Der Brief selbst dürfte etwa
115S geschrieben sein.
23. Ulrich an Abt Stefan von Justus Mom,
Stephano dilecto domino ac venerabili abbati sanctoque
conventui ecclesie Justi Montis* frater U. Steinveldensium fra-
£ine Hrie&aiümlaug de» Propstes Ulrich vou Steinfeld aus dum 12. Jahrb. 277
trum lumilis conventus promptuin fraterne dilectionis obsequium.
De vestra benivolentia et discretione pluriraum confidentes, quan-
tum auderaus, sanctitatem vestram obnixe rogaraus, ut fratrem
An., qui ad nos confugit, et per nostram intercessionem ad vos
redire noluit, intuitu pietatis et nostre dilectionis gratia benigne
suscipiatis et penam, quam meruit, quantum fieri potest, pro
nostra ei intercessione temperetis. Rigor enim ordinis nequa-
(luam minuitur, si pro fraterna dilectione aliquando teinperetur.
Vale ^
*) Empfänger sind Abt Stephan und der Konvent des Klosters Justus
Mons, an die auch Brief 4 gerichtet war. Gegenstand des Schreibens ist
auch hier ein aus Justus Mons nach Steinfeld geflohener Mönch. Steinfeld
mvLss demnach eine gewisse Berühmtheit als Znfluchtstätte genossen haben.
Ulrich sandte den Entflohenen zurück und empfahl ihn aus brüderlicher Liebe
einer gelinden Bestrafung. Warum hier Ulrich anders als in Brief 22 gegen
den Entflohenen handelte, geht daraus hervor, dass der Prümer Mönch zurück-
kehren wollte, der Andere möglicherweise nicht, oder dass Ulrich dem Kloster
Prüm als Benediktinerordens gegenüber anders zu handeln für gut fand.
') Dieses Vale wie auch am Ende von Brief 16 ist eine Eigenthüm-
lichkeit des Briefstils Ulrichs. Obgleich die Empfänger mehrere Personen
waren, steht doch die Einzahl, in Brief 7 dagegen richtig: valete.
24. Ulrich an Bischof Hugo von* Ostia.
Dilecto domino ac venerando N. dei gratia Ostiensi epis-
copo^ frater ü. Steinveldensium fratrum inutilis servus. Inter
prospera et adversa huius mundi consueto niore constanter ince-
dere. Licet persona mea et vita sanctitati vestre peuitus sit
ignota, tarnen fama religionis vestre, que usque ad nos pervenit,
parvitati mee ausum tribuit scribendi vobis. Post mortem enim
sancte ac venerande memorie pape Eugenii vos pene solum in
Romana curia relictum audivimus, ad quem pauperes Christi
tutum habeant refugium. De vestra itaque benivolentia plurimum
confisus presentes fratres sanctitati vestre audeo conunendare
testimonium eis perhibens, quod hactenus caste et religiöse
vixerint, vestigiis religiosorum pro posse inherentes et licet in
propriis doraibus conversati sint, virtutis tarnen eorum, qui in
claustris conversantur, quantum in tali vita possibile fuit, imitati
sunt. Si qua erga iusta vel religioni congi'ua vobis suggerere
vel a vobis postulare voluerint, audiendi sunt tanquam amatores
iusticie et querentes, que dei sunt. Valeat sanctitas vestra diu
incolumis ad consolationem pauperum Christi pater veneran<lo.
278 F. W. E. Both
^) Hugo Ostiensis episcopns kommt urkundlich am S.Januar 1151 vor.
(Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 372, S. 255.) Der Brief ist nach
1153 nach dem Tode des Papstes Eugen III. geschrieben, da er diesen als
verstorben nennt. Möglicherweise gehört er einer etwas späteren Zeit an,
was besser der chronologischen Ordnung in der Briefsammlung entspräche.
25. Ulrich an Bemard, Kardinal und episcopus Portuensis.
Bernardo dilecto domino ac venerando patri ^ frater U. Stein-
veldensium fratrum inutilis servus, si quid potest peccatoris
oratio. De benivolentia vestre sanctitatis plus quam de meis
meritis confidens presentes fratres discretioni vestre audeo com-
mendare testimonium eis perhibens, quod hactenus caste et reli-
giöse vixerint et reliqua sicut in priori ^
') Bemardus Lucensis, Eardinalpriester und episcopus Portuensis
kommt 1159—1176 vor und ist auch in Brief 26 genannt. Er ist die näm-
liche Persönlichkeit, an welche die hl. Hildegardis, Meisterin des Klosters
Bupertsberg 0. S. B. bei Bingen, ein Schreiben richtete. (Pitra, Analecta
sanctae Hildegardis, Monte-Cassino. 1882, S. 520.) — Ulrich bedankte sich
in dem Schreiben für eine von Bernard ihm erwiesene Gefälligkeit, die un-
bekannt ist. Er empfahl die üeberbringer des Schreibens, zwei Mönche, als
solche, welche bisher nach der Ordensregel gelebt hätten. Es sind hier ofifen-
bar die auf einer Romfahrt begriffenen auch in Brief 24 genannten Mönche
verstanden. Jedenfalls entstammten sie dem Kloster Steinfeld.
*) Der Schluss des Briefes 25 stimmt mit dem von 24 überein, da die
Angelegenheit die nämliche ist. Äbfassungszelt: zwischen 1155 und 1158.
26. Ulrich an Otto L, Abt von Cappenberg (1126—1156).
Ottoni dilecto domino ac venerando patri ^ frater U. tarn
devotura quam debitura servicium. Duo amici nostri canonici
Bunnensis ecclesie ^, quos aliquando presens vidistis, Romam ituri
sunt. Quia autem Romane curie* ignoti sunt, vellent, si fieri
posset, litteris vestris domino pape commendari. Quid autem
ego ad commendationem eorum domino B. cardinali* scripserim,
ex rescripto ad vos misso cognoscere potestis. Nichil autem
pro eis scribo, nisi quod ex conversatione eorum familiariter
mihi cognita veraciter perpendi.
*) Abt Otto I. von Cappenberg, Prämonstratenser-Ordens in Westfalen,
stand als zweiter Abt dieser Abtei vor von 1126—1156 und starb am
30. März 1156. (Hugo, Annales Bd. I, Spalte 417 f.. Barsch, Kloster Steinfeld
S. 151). Urkundlich kommt Otto I. als Abt Cappenbergs 1137—1155 vor.
(Erhard, Westphälisches Urkundenbuch Bd. I, Nr. 1579, 1606, 1635, 1985;
Bd. n, S. 224, 225, 246, 275, 286, 287, 297, 299.) Die Abtei Arnstein a. d.
Lahn feierte Ottos Memorie am 30. März (Arnsteiner Nekrolog S. 87), Rom-
Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steiufeld aus dem 12. Jahrh. 279
mersdorf, Prftmonstratenser-Ordens bei Coblenz a. Rh. am 29. März. (Rommers-
dorfer Nekrolog. Hs. der Königl. Landes-Bibliothek zu Wiesbaden.) Cappen-
berg war eine Stiftung des Grafen Hermann von Cappenberg.
*) Die Namen der beiden mit Ulrich befreundeten Bonner Kanoniker
waren nicht festzustellen. Möglicherweise war einer der spätere Abt Ekbert
▼on Schönau, welcher mit Ulrich in Briefwechsel stand und 1155 eine Rom-
fahrt unternahm. Dass die beiden Bonner Kanoniker über Steinfeld nach
Italien zogen, ist, wenn man von einem beabsichtigten Umweg, der dem Be-
suche Ulrichs galt, absieht, für die damalige Richtung der Reisestrasse von
Bonn durch die Eifel nach der Schweiz von Wichtigkeit.
') Welcher Papst hier gemeint, bleibt unsicher. Der Zeit nach kann
aber nur Hadrian IV., gewählt 1154, in Betracht kommen.
*) Kardinal B. ist Bemardus Luceusis episcopus Portuensis, der Empfänger
von Brief 25. Wie hier von der Romfahrt zweier Bonner Kanoniker, ist
dort von einer solchen mehrerer Mönche die Rede. Möglicherweise gehört
das Schreiben zu 1155.
27. Ulrich an Erpo, Äbt von Klosterrath.
Erponi dilecto ac venerabili patri ^ frater ü. sincere dilec-
tionis obsequium. Dominus Leo frater vester* ad nos veuiens
retulit Dobis, quod clericus ille, pro quo litteras nostras alia die
herle miseramus, vester subditus aliquando fuerit, et quod ante-
cessor meus* cum litteris suis eum vobis remiserit. Quod si
ita est, vel etiam si ita non est, et vos eum sub vestro regimine
habere vultis, in pace eum vobis dimittimus. Hoc autem vos
Bcire volumus, quod si amodo a religione exorbitaverit, non nostrum
sed vestrum erit iudicare de eo, sicut de subdito nostro.
*) Erpo von Rode oder Klosterrath bei Aachen erscheint urkundlich
1166—1171. (Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 422, 436, 439.)
») Leo ist Abt Erpos leiblicher Bruder. Das dominus deutet die edle
Abkunft, aber auch den weltlichen Stand desselben an.
■) Der Vorgänger Ulrichs, welcher den Kleriker nach Klosterrath zurück-
sandte, ist Propst Eberwin von Steinfeld. Die Angelegenheit schwebte dem-
nach schon länger. Der Zeit nach und im Anschluss an die erwähnte Abts-
zeit de« Erpo kann der Brief nicht vor 1166 geschrieben sein. Möglicher-
weise war aber Erpo bereits vor 1166 Abt Klosterraths.
28. Ulrich an Meister Peter.
Petro dilecto amico et magistro ^ frater U. salutem in domino.
Magnas vobis gratias refero, quod nullis meritis meis exigentibus
paratum vos inveni et devotum circa puerum, quem non per me,
sed per nuntios meos tantum vobis comraiseram. Scire autem
vü8 volo, quod eundem puerum amodo in terra ista retinere
280 ¥, W. E. Koth
volo, et ipse desiderio öxplende levitatis sue ad matrem suam
redire festinat. Roganius itaque vos, ut pallium suum redemptuiii
per presentium nuntium nobis remittatis cum ceteris reculis
suis, que apud vos sunt. Redemptionera autem pallii, et quad
vobis adhuc pro eo debetur, a nobis securius exspectate. Vale.
0 Der Empfänger war nicht näher festzustellen. Jedenfalls war er
Lehrer einer Kloster- oder Stiftsschule und mit Wahrscheinlichkeit zu Köln
oder Bonn. Ulrich hatte ihm einen jungen Mönch (puer) durch Boten ge-
sandt, wollte diesen aber nicht länger bei Petrus lassen. Der Mönch sollte
zu seiner Mutter zurückkehren, wie dessen Wunsch war. Es geht daraus
hervor, dass solche, die bereits die niederen geistlichen Weihen besassen, ins
weltliche Leben zurückkehrten, auch in manchen Fällen die Klöster die Er-
ziehung ftlr den Eintritt ins Kloster nicht durchsetzten und die aufgewandten
Mühen und Kosten umsonst hatten. Der Empfänger Petrus sollte im vor-
liegenden Fall des Mönchs Mantel durch den Ueberbringer des Schreibens
wie auch dessen übrige Sachen, die sich noch bei ihm befanden, zurücksenden.
Steiufeld hatte den Mantel durch Petrus beschaffen lassen und sah sich nun
gezwungen, das Kleidungsstück nebst übrigen Auslagen ftlr den Mönch dem
Kloster oder Stift, wo derselbe zur Ausbildung geweilt, zu ersetzen. Diese
Erziehungsmethode ist für die Geschichte der Klosterorden interessant, man
behandelte solche jungen Mönche als noch nicht zur Klausur und Ordens-
disziplin Verpflichtete, da die Ablegung des Professes fehlte.
29. Ulrich an ?
H. dilecto ac venerabili domino suo ^ frater U. devotas orationes
cum debito servicio. Putaveram in puero Simone aliquatenus
respondere vestre benivolentie, quam semper a pueritia circa me
expertus sum, sed diu inolita consuetudo tarn raeam quam vestram
frustravit intentionem. Amici enim nostri, cum quibus eura
inprimis locaveram, et qui eum sub arta custodia tenuerunt,
Romam iverunt ^. Consilio autem eorum et sua petitione commisimus
eum illi, qui prius eins magister fuerat in doctrina, qui satis
diligens circa eum fuit tarn in doctrina quam in ceteris, que
ei necessaria fuerunt. Sed quia eum indulgentius habuit, post
modicum tempus relapsus est ad consuetudinem ludendi. Et
cum iam quarto vestes suas amisisset et totiens redempte vel
gratis reddite, nescio, utrum erubescentia an desiderio redeundi
ad patriam a magistro suo latenter discedens ad nos venit,
dicens, se nullo modo velle amplius cum eo manere. Hac itaque
necessitatecompulsuseum remisi,ne vos vestrafrustraexpenderetis,
cum ipse nichil aut parum inde proficeret^. Vale.
*) Der Empfänger war nicht festzustellen. Möglicherweise war es Abt
Hugo I. von Pr^moutr^ oder Heinrich, Abt von Bomersdorf, Prämoustratenser-
Eine Bri^fsammlang des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrb. 281
Ordens, welcher 1156 urkundlich erscheiut. (Mittelrheinisches Urkundenbuch
Bd. I, S. 654.)
») Auch hier erfuhr Ulrich das Unbeständige bei der Erziehung eines
jungen Mönchs Simon. Derselbe war strenge gehalten worden, da sein Hang
zu müssigem Zeitvertreib dies jedenfalls erheischte. Seine Aufseher und
Lehrer waren nun nach Rom gereist. Möglicherweise sind dieselben die in den
Briefen 24 und 25 genannten Mönche oder die beiden in Brief 27 erwähnten
Bonner Kanoniker, die nun die Erziehung Simons nicht weiter fördern konnten.
*) Der genannte Mönch war zu seinem frtlheren Lehrer gekommen, der
ihn lässiger hielt. Der Mönch zeigte in Folge davon alsbald seinen früheren
Hang zu müssigem Zeitvertreib (ludendi), büsste dabei mehrmals seine Klei-
der ein, welche ihm entweder neu beschaflft oder wiedergegeben wurden,
s^odann entfernte er sich von seinem Lehrer und kam nach Steinfeld. Ulrich
schickte ihn jedoch zurück, obgleich er an seinem FortkDmmen zweifelte.
30. Ulrich an Abt Gezo von Sion.
Gezoni dilecto domino ac patri frater U. valere in domino
spiritu ac corpore. Ex quo litteras vestras accepi, magno
desiderio proposueram contra valitudinem corporis mei vestrum
implere raandatum non solura vobis occurrendo, sed etiam usque
ad vos perveniendo, sed quadam oculta negotia Interim nobis
oceurrerunt, que sine magno dispendio ecclesie nostre relinquere
non potni. ünde, quantum audeo, paternitatem vestram magno
affectu supplicando, rogo, ut quia Wirziburh nobis occurrere
proposueratis, reliquum iter usque ad nos perficiendo veniatis^
De cetero dilectionem vestram rogamus, ut fratri, qui in Boemia
temere remansit, ex nostra parte in virtute obedientie precipiatis,
ut reraota omni dilatione ad nos redire festinet, si non vult
anathemati subiacere ^ Rogamus etiam vos, ut domino episcopo
dicatis, quod ordo non patitur, quod fratres nostri alibi maneant
nisi in abbatiis ordinis nostri aut in possessionibus ad abbatias
pertinfeDtibus ^ De cetero quidam Coloniensis, qui flliam suam
ad vos duxit, me rogavit, ut vobis scriberem, quod pro ea V.
marcas dedit, quas, quia secum ferro ausus non fnit, nobis eas
servandas commisit, donec talis nuntius vester ad nos veniat,
per quem vobis eas tute mittere possimus*. Vale.
*) Auch hier spielt das Zusammentrefifen Ulrichs mit Gezo eine weitere
Holle; auch in diesem FaU schlug es durch Ulrichs Gesundheitszustand fehl.
Xudem konnte Ulrich wichtiger Geschäfte halber Steinfeld nicht verlassen.
Qezü hatte angeboten, dem Ulrich bis Würzburg entgegenzukommen, was
Ulrich ebenfalls nicht ausführen konnte.
*) Ulrich ersuchte um Rücksendung eines nach Böhmen cntwlehenen
i^t4?iafelder Mönches und drohte bei dessen Ungehorsam mit dem Bann. Gezo
282 F. W. E. Roth
möge dem Bischof sagen, die Ordensregel lasse nicht zu, dass Mönche des
Prämonstratenser-Ordens in andern als Klöstern dieses Ordens oder deren
Besitzungen sich aufhielten. Der Bischof ist Daniel von Prag, wie ans Brief
81 hervorgeht.
') Ulrich hielt in vorliegendem Fall sehr strenge anf Handhabong der
Ordensregel. Fortgesetzte derartige Entfremdungen an Personen schwächten
nicht allein den Bestand des Klosters, brachten Unordnungen in die einzelnen
Klosterämter sowie die Arbeiten, sie konnten auch der Handhabung der
Ordenszucht nicht zum Segen gereichen und fanden deshalb in Ulrichs Äugten
eine strenge Verurtheilung, die sich bis zur Androhung des Bannes steigerte.
*) Für eine Tochter eines Kölners, welche nach Sion reiste, waren in
Steinfeld von Ulrich fünf Mark als deren Eigenthum vorsichtigerweise zurück-
gehalten worden, die er nicht den Gefahren des Verlustes auf der Reise aus-
setzen wollte und daher durch einen Boten aus Sion abzuholen ersuchte. Es
ist das ein sprechender Beweis, dass den Reisenden damals manche Gefahr
der Beraubung drohte. Nimmt man au, dass diese Kölnerin Nonne zu Sion
werden wollte, so wäre das eine wichtige Angabe für die Beliebtheit, deren
sich dieses Kloster selbst am Rhein erfreute, und es würde auch hier Sion
als Doppelkloster erscheinen. — Der Brief setzt den Bischof Daniel als in
Prag anwesend voraus, ein Umstand, der die Abfassungszeit zwischen 1160
und 1166 verlegen würde, denn 1160 zog Daniel nach Ungarn im Auftrag
des Kaisers und 1166 wiederum nach Italien. Der Brief gehört mithin nach
der Rückkehr aus Ungarn und vor der Abreise nach Italien.
31. Ulrich an Bischof Daniel van Prag.
Dilecto domino ac digne venerando Daniheli Pragensis
ecclesie episcopo^ frater ü. Steinveldensium fratrum inutilis
servus promereri enge servi boni. Lectis litteris caritatis vestre
vehementer dolui, me accepisse aliquam peticionera subliraitatis
vestre, quam implere non audeo. Proposueram enira, non solum
peticionibus vestris obsequi, sed et mandatis vestris in omnibus
fideliter obedire. Quod autem per litteras vestras a me querit
vestra dignatio, notum vobis facimus, esse contra instituta ordinis
nostri, que omnino proibent fratres nostros alibi manere quam
in abbatiis ordinis nostri aut in possessionibus ad abbatias
pertinentibus. Quod autem fratrem R. ad tempus vobiscum
manere sustinui, scire vos volo, quod ad hanc transgressionem me
compulit vestre persone magna dilectio, quam singulariter veneran-
dam esse intelligo. Conservet deus et cetera.
*) Die Angelegenheit des Briefes ist die gleiche wie in Brief 30. Auch
hier stützte sich Ulrich auf die Anordnungen des Ordens dem Bischof gegen-
über, der vielleicht gerne sah, dass der fragliche Mönch in dem unbekannten
böhmischen Kloster verblieb, aber an Ulrich einen Gegner seines Wunsches
fand. — Aus den angegebenen Gründen und da mit Brief 30 der Sache nach
verwandt, gehört der Brief in die gleiche Zeit wie dieser.
Eine ßriefsammluBg des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 283
32. Ulrich an Abt Gezo von Sion.
(Jezoni dilecto ac venerabili patri frater ü. salutera mentis
et corporis. Scitis, quod dominus R. ^ ab abbatia sua reraotus
quendam puerum, qui ei causa conversionis commissus fuerat,
secmn reduxit. Pecuuia autera, que ei cum puero data fuit, in
usus fratrum cessit. Mater vero et amici pueri continuo, ut
dominus R. rediit, eandem pecuniam satis inpatienter repeti-
erunt. Consilio autem fratrum et quorundani amicorum nostro-
nun, qui inter matrem pueri et dominum R. mediatores fuerunt,
marcam argenti de nostra ecclesia ei dari feci hac spe, ut vos
nobis eam reddi faciatis, sicut dominus R. vos promisisse testatur *.
') Der hier genannte Abt E. ist der in den Briefen 17, 20 and 21 ge-
nannte Abt Beiner. Derselbe war nun seiner Abtei entledigt, war aas seinem
Kloster abgereist und hielt sich anderwärts auf.
*) Auch hier bot die Erziehung eines jungen Mönches durch Reiner dem
Ulrich nur Yerdriesslichkeiten wegen der Forderung der Verwandten an
Reiner. Ulrich beseitigte dieselben, indem er das Geld auszuzahlen anwies,
aber von Reiner zurückverlangte. Es geht aus dem Wortlaut des Briefes
hervor, dass Anverwandte von Konversen ebenfalls etwas an Geld für deren
Ausbildung opferten, beim Misslingen der Sache aber mit Recht zurück-
fordern konnten.
33. Ulrich an Abt Rether von Prüm.
Rethero dilecto domino ac venerabili Prumiensis ecclesie
abbati * frater ü. devotas oraciones cum debito servicio. Justum
est ac religioni congruum, ut quotiens inter religiosas personas
aliqua controversia agitur, lege celi potius quam lege fori sopiatur.
Lex celi Caritas est, lex fori caritatem sepius conturbat. Ea
propter dominus abbas de Springirsbach amator pacis et omnium,
que ad religionem spectant, mecum nuper conferens de causa,
que inter vos et Premonstratensem ecclesiam vertatur, consuluit,
ut tarn ipse quam ego vestram discretionem moveremus, ut de
hac re amicabilem diem inter vos statui patiamini, ad quam
prudentes ac religiöse persone hinc inde convenientes talem inter
vos forment concordiam, ut neutiu ecclesia gravetur et de cetero
sincera amicicia inter vos permaneat. Si ergo nostrum con-
silium vestre prudentie placuerit mandare nobis diem et locum,
qui ad hoc vobis congruus videbitur, nos autem per nuntium
nostrum domino Premonstratensi mandabimus, quod iam nuntios
vestros Romam misistis, nisi peticionibus nostris inclinatus causa
Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Stcinfeld aus dem 12. Jahrh. 285
35. Ulrich an W.
W. dilecto ^ frater ü. salutem in domino. Fratrem H. absolvi-
mus ab excommunicatione, qua tenebatur ligatus et permittiraus
eum manere vobiscum usque ad festum sancti Michahelis hac con-
ditione, ut usque ad professionem suam redeat. Quod si facere
neglexerit, ab illa die nullam communionem cum eo habeatis.
Vale.
') Der nnbestimmbare Empfänger W. ist möglicherweise derselbe, an
den Brief 3 gerichtet ist. Ein Mönch H. war von Ulrich von der Strafe der
kirchlichen Aasschliessung befreit worden und hatte die Erlaubniss erhalten,
in dem Kloster oder Stift des W. bis zum Fest des Erzengels Michael zu
verbleiben, soUte aber bis zur Ablegung seines Gelübdes wieder nach Stein-
feld zurückkehren. Geschehe das nicht, dann soUe der Empfänger W. mit
dem Mönch von dieser Zeit an (29. September) keinerlei Verkehr mehr pflegen.
36. Ulrich an Äbt Rether von Prüm,
Rethero dilecto domino ac venerando Prumiensis ecclesie
abbati * frater ü. devotum in omnibus serviciura. Quod nostre
petitiuni vestra prudentia consensit, non ex nostris meritis, sed
ex nostra discretione et benivolentia descendit. Nos autem secun-
dum teuorem litterarum vestrarum domino Premonstratensi diem
et locum raandabimus, et quicquid nobis remandaverit, sine dila-
tione vobis denuntiabiraus. Vale.
^) Der Inhalt bezieht sich auf die Streitsache zwischen der Abtei Prüm
und der Abtei Pr6montr6; vgl. Brief 33. Ulrich spielte eine Vermittlerrolle
in der Angelegenheit und setzte dem Abt Hugo I. von Pr6montr6 einen Tag
und Ort zur Vermittclung an. Gewiss ein seltenes Beispiel, dass ein Kloster-
propst dem Abt des Hauptklosters eines ganzen Ordens Bestimmungen zur
Einhaltung des Friedens machte und seine Anordnungen auch aufrecht er-
hält, und ein Zeugniss für das Ansehen und Vertrauen, welches Ulrich be-
Bass. Die Sache kommt nochmals in den Briefen 37, 38 und 39 zur Sprache.
37. Ulrich an Abt Rether von Prüm.
Rethero dilecto domino et venerabili sancte Prumiensis eccle-
sie abbati* frater ü. si quid potest peccatoris oratio. Diem et
locum, quem Premonstratensi abbati vestra benivolentia statuit,
per litteras ei notificavimus. Ipse autem nobis remandavit, quod
consilium et concordiam multum desideret, et quod diem et locum
a vobis prefixum vestre sublimitati occurret. Vale.
>) Auf das Schreiben Ulrichs an den Abt Hugo I. von Pr^roontr6, wei-
chet» in Brief 36 erwähnt ist, sag^ Hugo zu, auf den festgesetzten Tag und
286 P. W. E. Roth
an dem bestimmten Ort mit dem Abt Eether zur Schlichtung der Streit-saehe
zusammenzukommen, was Ulrich dem Abt Rether in diesem Brief mittheilte.
38. Ulf-ich an OUo, Äbt von Cappenberg (1126—1156).
Ottoni dilecto domino ac venerando patri suo ^ frater ü. quic-
quid domino servus quicquid patri fllius. Abbas Prumiensis nostra
peticione et consilio abbatis R. * statuit domino Premonstratensi
amicabilem diem Aquisgrani III. idus Julii pro causa, que inter
eos versatur, si forte per prudentes et religiosos personas hinc
inde convenientes talis inter eos possit formari concordia, per
quam neutra ecclesia gravetur, et de cetero inter eos sincera
amicicia permaneat. Ad hoc uterque vestram expetit presentiam
sperantes, quod vestra prudentia convenienti consilio eos ad
concordiam reducet.
^) Ulrich hatte es für gut gefunden, Otto als Schiedsrichter zwischen
Abt Rether von Prüm und Abt Hugo I. von Pr6montr6 in der erwähnten
Streitsache heranzuziehen und lud denselben zu einer schiedsrichterlichen
Verhandlung nach Aachen auf den 18. Juli ein.
*) Abt R. ist jedenfalls Abt Richard von Springiersbach.
39. Ulrich an Abt Hugo L von B-imoniri (1128—1161 [1164]).
Hugoni dilecto domino ac venerando patri ^ frater ü. filialem
in Christo dilectionem. Fratres vestri ad nos venientes locuti
sunt mecum de die, que inter vos et abbatem Prumiensem statuta
est. Post plura vero, que inde contulimus, fuit hoc meum et
ipsorum consilium, ut omni dubietate remota ad diem statutam
veniatis. Ipsi autem nostro consilio ad magistrum Ottonem
transierunt, ut certiores eflSciantur de adventu eins.
*) Am 14. April feierte die Abtei Amstein eine Memorie für einen
Abt Hugo von Pr6montr6. (Arnsteiner Nekrolog S. 94.) Ob damit Abt
Hugo I. gemeint ist, bleibt fraglich. Das Gedächtniss eines Abtes Hugo von
Pr6montr6 beging auch Romersdorf am 17. April. (Romersdorfer Nekrolog.
Hs. der Landes-Bibliothek zu Wiesbaden.) Beide Einträge gelten jedenfalls
der gleichen Persönlichkeit, obgleich die Tage nur annähernd stimmen.
Hugo I. starb den 10. Februar 1161 oder 1164. (Le Paige, Bibliotheca,
Bd. I, S. 416, 418, 435, Bd. II, S. 891 f. — Hugo, Annales Bd. I, Spalte 5—11.)
Eine vita b. Hugonis s. patris nostri Norberti primi discipuli, Premonstratensis
ecclesiae primi abbatis ist noch vorhanden. (Le Paige, a. a. 0. Bd. I,
S. 416—435.) Hugo I. schrieb unt«r Anderem: Signorum seu ceremonianun
ordinis insignem et utiiissimum librum, qui Ordinarius Praemonstratensis
ecclesiae nunoupatur. (Le Paige, Bd. I, S. 304.) Auch dieses Schreiben be-
trifft die berührte Streitsache zwischen der Abtei Prüm und Pr6montr6. Bei
288 F. W. E. Roth
Graf Heinrich von Limburg liess diese Besetzung der Pfarrei nicht gelten und
vergab ebenfalls die Stelle, nämlich an seinen Sohn Heinrich. Dieser kam
dem von Villich bestellten Pfarrer zuvor und empfing das Gotteslehen von
dem Propst zu Bonn als Archidiakon. Dieser Propst war Gerhard, um 1154
vorkommend. (Lacomblet, ürkundenbuch Bd. I, Nr. 381 und 264.) Anf
Klage der Aebtissin von Villich und im Bewusstsein seines Unrechtes setzte
der Propst von Bonn in Gegenwart der Prioren aus Köln den Parteien
einen Schiedstag an. Die Prioren erklärten, der Altar hätte nicht eher ver-
geben werden dürfen, bis die Besitzer des Patronatsrechts über die Investitur
unter sich einig gewesen. Das ürtheil war schon bekannt gemacht und von
einigen gebilligt, von anderen verworfen, als Heinrich, der Sohn des Grafen
Heinrich von Limburg, sich äusserte, die Aebtissin habe mehr Begünstigter
als er. Arnold von Blankenheim rief nun den Erzbischof Arnold als Diöze-
sanen zum Entscheid an. Dem Brief war eine Verhandlung vorhergegangen,
an der die Prioren der Kölner Kirche theilnahmen. Die Pröpste, denn hier
ist jedenfalls der Ausdruck Prior das nämliche, Godefrid von St. Gereon,
Herimann von St. Severiu, Johann von St. Cunibert, Galterus von den Aposteln
waren aber am 25. März 1154 Zeugen einer Beurkundung Erzbischof Arnolds IL
von Köln (Lacomblet, ürdundenbuch Bd. I, Nr. 384, S. 264) und könnte
bei dieser Gelegenheit die Sache verhandelt worden sein, zudem, wie erwähnt,
damals auch Arnold von Blankenheim und Heinrich, Graf von Limburg, an-
wesend waren. Demnach gehört das Schreiben frühestens ins Jahr 1154.
Steinfeld war durch seine Zinsen aus Zingsheim an der Sache betheiligt.
Auf diese Weise gelangte der Brief in die Briefsammlung. Hat derselbe
strenge genommen mit Ulrich nichts zu schaffen, so ist nicht ausgeschlossen,
dass dieser bei der Sache betheiligt war und zur Schlichtung der Streitig-
keiten beitrug.
*) Hs. sibi iniuriam sibi (!).
*) Hs. quibus, das ich in quibusdam verbessere.
*) Hs. domino (I).
41. Ubich an Peter.
Petro dilecto araico et raagistro ^ frater ü. semper bene in
domino. Qiii alium diligit, sicut optat, ei prospera ita timet, ne
occurrant ei adversa. Quia ergo vos in Christo sincere diligo,
quid de hiis sentiara, que in litteris vestris mihi nota feceritis.
abscondere nolui. Scitis, dilectissime magister, Bunnensem ecclesiam
et ceteras ecclesias inordinatis petitionibus et mandatis Romane
ecclesie plurimum gravari ^. Cuius rei testis esse polest clericus,
qui nuper a Romana sede veniens nondum in Bunnensi ecclesia
obtinuit, quod dominus papa tarn preposito quam canonicis pro
eo tantopere scripsit, unde valde timeo, ne forte, dum preraature
appetitis maiora, perdatis minora. Bunnensis canonici hactenus
vos utcunque benigne collegerunt hoc, unde forsitan insipientur,
sed tamen quantum ad intentionera meam fideliter vobis consulo,
Eine Briefsammhing des Propstes Ulrich voa Steinfcld aus dem 12. Jahrh. 289
ut hurailitate et servicio vestro per araicos vestros potius apud
eos agatis, quam per superiorem potestatem. Melius est enim
vos contentis paucis pacem habere, quam cum discordia plura
possidere. Vale.
*) üeber den schon in Brief 28 vorkommenden Meister (Magister) Peter
vgl. oben S. 280. Nach dem Inhalt des Schreibens zu schlics'Sen, war der-
selbe Stiftsscholaster zu Bonn.
*) Nach dem Inhalt des Briefes betreffen die Klagen über das Bonner
Stift das dortige St. Kassiusstift. Ungeordnete und rechtswidrige Fordc-
roDgen der römischen Kurie gegen dasselbe werden gerügt. Ein Stiftsherr
sei neulich aus Born nach Steinfeld gekommen und habe geklagt, es sei ihm
nicht gelungen, eine Pfründe zu Bonn zu erlangen, obgleich der Papst dem
Propst und den Bonner Stiftsherren deshalb geschrieben. Ulrich tadelte diese
Misswirthschaft zu Bonn und rieth zum Frieden. Möglicherweise ist der
unzufrieden sich Äussernde aus Rom über Steinfeld gereiste Bonner Stiftsherr
einer der Bonner Kanoniker, welche nach Brief 26 als auf der Eomfahrt
Begriffene zu Steinfeld weilten. Dann gehört Brief 41 nach Brief 26. Auch
hier ist Steinfeld als an der Reisestrasse nach Italien gelegen erwähnt,
wenn man nicht annehmen will, dass ein Umweg beabsichtigt war und über
Steinfeld führte.
42. Ulrich an Bischof Wiger von Brandenburg.
Vigero dilecto domino ac venerando dei gratia Branden-
burgeosi episcopo* frater U. Stein veldensium fratrum inutilis
serviis devotum in omnibus servicium. Audivimus, quod quidam
Duper a Roma venfentes apud vos disseminaverunt, quod domi-
nus abbas Premonstratensis a domino papa sine gratia eins
recesserit, et quod dominus papa de portandis superpelliciis eum
admonuerit Quod omnino falsum esse sciatis*. Dominus enim
abbas Premonstratensis nuper Aquisgrani mihi retulit^, quod
dominus papa eum benigne ßuscepit et benigne a se dimisit, et
quod ei dixerit, ordinem nostrum se velle venerart et fovere.
Dedit etiara ei Privilegium ad flrmamentum ordinis nostri. Cuius
rescriptura vobis misi, ut in eo cognatis, quantum, qui hec
retulerunt, a veritate discordent. Vehementer autem omnes
patres ordinis nostri, qui apud vos et in Saxonia morantur,
desiderant, ut, si fieri potest, ad proximum colloquium veniatis
sperantes, quod eonsilio et auxilio vestro plura ad honorem
dei et communem utilitatem pertinentia ibi tractari et ordinari
possint. Vale *.
*) Bischof Wiker oder Wigger von Brandenburg (1188—1160) war
PrÄmonstratcnser-Mönch zu Cappenberg in Westfalen gewesen. (Vita Gode-
19
290 F. W. E. Roth
fridi Cappenbergensis in Mon. hist. Germ. Bd. XIV, S. 519.) Er wurde aus
Cappenberg im J. 1129 zur Leitung des Magdeburger Stifts berufen and
wurde der erste Propst des Marienklosters zu Magdeburg. Am 16. Aagn^st
1138 wurde er zum Bisehof von Magdeburg ernannt. Er genoss das Ver-
trauen des Königs Konrad und weilte öfter auf dessen Hoftagen und unter
dessen Gefolge. Er starb am 1. Januar 1160. Wiker war eifrig darauf
bedacht, dem Prämonstratenser-Orden im Norden Deutschlands die Wege zu
bahnen, hob namentlich das Marienkloster zu Magdeburg und begründete das
Prämonstratenser-Domkapitel zu Brandenburg. (F. Winter, Die Prämon-
stratenser des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutsamkeit für das nordöstliche
Deutschland, Berlin 1865, 8. 67 und Excurs S. 7.)
*) Die Romreise des Ungenannten gehört entweder ins Jahr 1153 bei
Wahl und Krönung des Papstes Anastasius IL oder mit grösserer Wahr-
scheinlichkeit des Papstes Hadrian IV. 1154. Bomreisen junger Geistlicher
bei solchen Gelegenheiten waren sehr beliebt. Wer der Papst gewesen,
welcher sich gegen den Abt von Pr6montr6 unfreundlich beim Empfang er-
wiesen haben soll, ist leider nicht festzustellen. Mit Wahrscheinlichkeit war
es aber Hadrian IV. Der Abt von Pr6montr6 kann nur Hugo I. sein.
') Die Zusammenkunft Abt Hugos mit Ulrich zu Aachen hängt keines-
wegs mit dem für Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Prüm und Prömontr^
festgesetzten Schiedstag zusammen. Jedenfalls liegt dieser Zusammenkunft
eine andere, mehr Ordensangelegenheiten betreffende Veranlassung zu Grunde.
Von einem Erscheinen Ulrichs auf dem festgesetzten Schiedstag zwischen
Prüm und Pr6montr6 ist in dem Briefe wie auch den früheren diese Ange-
legenheit betreffenden Schreiben keinerlei Rede, sonst hätte Ulrich nicht
Schiedsleute ernannt.
*) Abdruck im Neuen Archiv Bd. XXI, S. 561.
43. Theoderich, Graf von Are, an Heinrich, Herzog von Burgund.
Henrico dilecto doraino nobili ac venerando duci Burgundie
The. comes de Ära ^ cum sincera dilectione promptum servicium.
Gratias ago nobilitati vestre pro eo, quod fratrem meum benigne
suscepistis ac liberali largitate circa vos eum teuetis ac fovetis K
Audivimus autem vos adversus quosdam hostes vestros werram
habere. Ad quod, si meum vobis placuerit servicium, paratus
sura, ad vos venire, quandocunque mihi mandaveritis cum tot
militibus, quot me volueritis aducere. Nee putetis, me hoc facere
pro aliqua retributione, sicut solidarii facere solent, sed pro eo,
ut aliquatenus respondeam beneficiis vestris, que fratri meo tanta
liberalitate impendistis '. Vale.
') Graf Theoderich von Are und Theoderich I. von Hochstaden-Arc
waren einflussreiche Männer und treue Anhänger der Uohenstauferpartei.
Theoderich erscheint 1154 bis 1197 in Urkunden (Lacomblet, Urkunden-
buch Bd. I, Nr. 381, 415, 498, 531 und 555.) Der Inhalt des Schreibens ist
Eine Briefsamralung des Propstes Ulrich von Steinfeld ans dem 12. Jahrb. 291
dem der übrigen Briefsammlnng ganz fremd, gehört nicht Ulrich au und
trägt einen rein weltlichen Charakter. Der Brief fand möglicherweise nur
wegen des Briefes 44 Aufnahme in die Sammlung.
*) Graf Theoderich dankt dem Herzog Heinrich für freundliche Auf-
nahme seines ungenannten Bruders. Dieser kann nur Otto I. von Wickerode
gewesen sein, denn der zweite Bruder Theoderichs I. war Lothar von Hoch-
staden, Propst zu Bonn. Otto von Wickerode kommt 1183 bis 1197 in Ur-
kunden vor. (Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, S. 498 zu 1185.)
*) Die Veranlassung des Schreibens ist ein von Herzog Heinrich von
Burgund veranstalteter Kriegszug. Theoderich von Hochstaden-Are stellte
auf dessen Verlangen sich und seine Streitkräfte zur Verftlgung und ver-
zichtete im Voraus auf jegliche Entschädigung gewissermassen als Söldner
und zwar aus Dankbarkeit für die seinem Bruder (Otto) von Heinrich erwiesenen
Wohlthaten. Ein grossartiger Zug der dankbaren Opferwilligkeit!
44. Bescheinigung des Propstes Ulrich von Steinfeld,
Ego frater U. Steinveldensis prepositus notum esse volo
Omnibus, ad quos littere iste pervenerint, qiiod presentes milites,
qui penitentie habitum induerunt, de parrogchia nostra sint ^
et a nobis iniunctam carinam sumpserunt, unde fraterna caritate
ammonitos esse volumus oranes fideles, ad quos venerint, ut tarn
in temporalibus quam in spiritualibus intuitu divine reraune-
rationis Christianam eis corapassionem exibeant. Vale.
>) Ein Empfehlungsschreiben für mehrere Ritter, die jedenfalls dem
Zage Theoderichs I. von Are für Herzog Heinrich von Burgund zuzogen,
Weshalb Brief 43 zur näheren Erklärung Aufnahme fand. Ausgestellt ist
dasselbe von Propst Ulrich. Die Nummern 43 und 44 fanden dicht zusammen
Aufnahme, da die Sache die nämliche ist. Die Bitter, welche Ulrich empfahl,
waren aus des Klosters Steinfeld Pfarrei. Diese umfasste nebst der Pfarr-
kirche zum heiligen Andreas zu Steinfeld, deren Patronatsrecht dem Kloster
seihst zastand, eine Reihe von Orten, über die Barsch, Kloster Steinfeld
8. 81—32 eingehend berichtet. Die Stcinfelder Pfarrkirche war bereits 1121
itn Besitze des Klosters. (Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 292, S. 192.)
Sie bestand damals nur in einer vom Volk der Umgegend stark besuchten
^pelle, welche nach Sitte der Zeit am Eingang des Klosters lag. Jetzt
^ die Steinfelder St. Andreaskirche Sitz eines Dekanates. Die Kirche konnte
ueh solchen Empfehlungen für Kriegszüge nicht verschllessen, sie hielt nach
Ansicht der Zeit den Krieg für nöthig zur Erledigung von Streitigkeiten,
nnd förderte die an den Kriegszügen Theilnehmenden, wenn der Zweck der
KhegfQbmng kein ungerechter und unchristlicher war, so viel in ihren Kräften
>t4od. Deshalb dürfen wir hier voraussetzen, dass Herzog Heinrichs Kriegs-
^H in den Augen Ulrichs Billigung fand, wenn wir auch über Ursache
Und Verlauf desselben keinerlei Aufklärung besitzen. Die empfohlenen Ritter
sind den Namen und Geschlechtern nach unbekannt.
19*
Eiüe Brlefäammluug des Propstes Ulrich von Steiufeld aus dem 12. Jahrh. 293
Niederrhein, Heft 19, S. 199). Ulrich scheint dem Gerhard nicht besonders
hold gewesen zu sein. Die Grafen von Are trugen die Vogtei über Steinfeld,
und dieses Kloster hing wegen des Klosters Dünwald und der Abgabe der
Kunnede beim Tod eines Propstes zu Steinfeld an den Archidiakon und Stifts-
propst zu Bonn mit dem dortigen Stifte enge zusammen. Möglicherweise waren
Reibungen beider Theile deshalb die Ursachen der beiderseitigen Abgeneigtheit.
*) Hs. populum(!), das ich in predictum verbessere.
46. Ulrich an Gezo, Abt von Sion.
Gezoni dilecto domino ac venerabili patri ^ frater ü. divina
consolatione refoveri. Pro vestra utilitate et nostra necessitate
eonsulimus et rogamus, ut omni occasione posthabita ad partes
venire non differatis. Quod si presentia parvitatis mee vobis
videbitur fratribus vel sororibus, qui in terra illa sunt, in aliquo
expedire, paratus ero, si vita comes fuerit, et valitudo corporis
affuerit, vobiscum ad vestra commeare.
*) Gezo muss damals in Schwierigkeiten sich befunden haben, da er
den Besuch Ulrichs wünschte. Dieser lud Gezo nach Steinfeld ein und er-
klärte seine Bereitwilligkeit, im Fall es den Mönchen und Nonnen zu Sion
Tortheilhaft sei und wenn seine Gesundheit es zulasse, dann mit nach Sion
zu reisen.
47. Bescheinigung des Propstes Ulrich.
Fratrem presentium latorem* quicunque recipere voluerit,
sciat, eum professum fuisse in Stenvelt et habere licentiam,
ubicunque recipi meruerit, manendi.
*) Der Begleitschein eines Mönches aus Steinfeld dürfte zu dem Schreiben
46 gehören und dieser der Ueberbringer von 46 sein. Die Reise ging jeden-
falls nach Sion in Böhmen. Ulrich trug der Ordensregel Rechnung, indem
er in dem Begleitschein die Erlaubniss gab, überall, wo der Ueberbringer
gastliche Aufoahroe fand, zu übernachten.
48. Ulrich an N.
Dilecto domino ac venerando pontifici ^ frater U. Steinvelden-
sium fratrum inutilis servus de bonis ad raeliora proficere.
Fidelis amicus noster, qui presentes litteras ad vos detulit,
retulit nobis, quod devotio vestra desideravit habere fratres
Dostri ordinis, per quos in terra vestra religio canonici ordinis
plantetur et raultiplicetur. Ut ergo sanctum desiderium vestrum
convenientera effectum inveniat, eonsulimus, ut litteras vestras
ad colloquinm patrum, quod annuatim in Premonstratensi ecclesia
tenetur, roittatis, in quibus eis sancta voluntas vestra plenarie
294 F. W. E. Roth
innotescat. Interim autem presentium portitorera virum lionestum
ac religiosura, quem nuUa Decessitas sed sola dei Caritas ad
partes vestras ire compulit, rogamus et obsecramus in domino,
ut paterne suscipiatis et benigne foveatis, et eum tanquara dei
faraulura domino regi et principibus terre commendetis.
^) Empfänger ist jedenfalls ein Bischof, der die Niederlassung Ton
Prämonstratensem in seinem Sprengel wünschte. Die Person desselben war
nicht festzustellen, sie dürfte entweder in Böhmen-Mähren oder im Norden
zu suchen sein. Ulrich war in der Sache nicht massgebend und verwies
den AntragsteUer an das jährliche Ordenskapitel zu Pr6montr6. Er bat um
gastliche Aufnahme und Wciterempfehlung an den König und die Fürsten
des Landes, da der Mann, welcher das Schreiben überbringe, die Reise nur
aus Liebe zu Gott unternommen habe. Der Brief ist ein Beweis, dass die
Kolonisation östlich oder nördlich gelegener Landest heile durch Steinfelder
Mönche nach dem Vorgang Sions und Seiaus um diese Zeit ihren Abschluss
noch keineswegs gefunden hatte und Steinfeld noch immer Gelegenheit be-
sass, Tochterklöster in entfernten Gebieten zu gründen. Was aus der Sache
ward, dafür fehlen in Steinfelds Geschichte alle Anhaltspunkte.
49. Ulrich an Theobald, Propst von Xanten,
Tehobaldo dilecto domino ac venerando Sanctensis ecclesie
preposito* frater U. Steinvel. fratrum inutilis servus cum debito
servicio devotas orationes in domino. Presentes milites, quos cum
presentibus litteris ad vos misimus, de parrochia nostra sunt
et ad consilium nostrum pro excessibus suis penitentiam sibi
iniunctam devote peregerunt. Quia igitur de vestra benivolentia
plurimura confidimus, dilectionem vestram obnixe rogamus, ut
eos vice nostra domino archiepiscopo representetis, ut per manum
eins ecclesie reconcilientur, a qua iam diu eliminati sunt.
*) Theobald von Xanten kommt urkundlich 1102—1158 vor. (Lacom-
blet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 873, 375, 376, 879, 885, 388, 392 und 393.)
Inhaltlich bildet das Schreiben eine Empfehlung der Ueberbringer, mehrere
Ritter aus der Pfarrei Steinfeld, welche für ihre Ausschreitungen Busse thaten
und von Theobald dem Erzbischof von Köln (Arnold II.?) weiterempfohlen
werden sollten, auf dass sie wieder mit der Kirche vereinigt würden. Wahr-
scheinlich bestand die Busse in einer Wallfahrt zu Gnadenorton, für die
allerdings eine derartige Empfehlung ganz am Platze war.
50. Virich an Papst Hadrian IV. (1154—1159).
Adriano dilecto domino ac venerando catholice ecclesie
summo pontifici^ frater U. Steinveldensium fratrum inutilis
servns, quod valet peccatoris oratio. Presentium lator in puericia
£ine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 295
8ua tonsuram derlei accepit, et iu acolitum ordinatus est. Postea
vero ad ordinem ScistercieDsium se contulit, sed infra annum
probationis desiderio solitarie vite, ut dielt, Inde reeessit. Sed
cmn ad suos redlsset, utroque desiderio paulatim defieiente uxorem
legitime duxit et ex ea pueros genuit. Nune vero de salute
anime sue solieitus ad eonsilium paternitatis vestre reeurrit, utrum
vitali eoniugio salvarl possit vel forte relieta lila alii nubere posslt.
*) Der Inhalt bildet einen Beitrag zur Uebung des Kircbenrecbts im
Volke zu Ulrichs Zeit und beleuchtet die yerwirrten Ansichten, die damals
über Recht and Unzulässigkeit im Schwange waren. Ein junger Mann hatte
die Tonsur empfangen und war Akoluth geworden, beendete sein Probejahr
als Ciaterciensemovize jedoch nicht, wurde Einsiedler, kehrte zu den Seinigen
mnrflck, verheirathete sich, erzeugte in dieser Ehe mehrere Knaben, bis ihn
Zweifel befielen, ob die Ehe lebenslänglich gültig sei oder ob er mit Hint-
ansetzung der Gattin eine Andere heirathen solle. Ulrich gab dem Unglück-
lichen, der eine solche Menge verwirrter Begriffe hatte und mit seltener Un-
beständigkeit im Einzelnen yerband, ein Schreiben an den Papst zur Ent-
scheidung der Angelegenheit mit.
51. Ulrich an Papst Hadrian IV.
Adriano dlleeto ', ut supra, frater U. et cetera. Seitis pater
veneraüde, quam sancto ac aiaei studio reverende memorie papa
Eugenius eanouieos Preinonstratensis ordinis in Sebleeenseni
induxit ecclesiam. Nune autem pravis emulorum suggestionibus,
quod tarn sanetus vir ordinaverat, Imperator sua potestate mutarl
fecit. Sed qula eos, per quos ad hoc maxiine inductus est,
divina ultio manifeste percussit, dieit, quod libenter eos restitui
faciat, si super hoc aliquid ei seribat vestra autorltas. Qula ergo
vestram decet sanetltatem et officium predeeessorum vestrorum
bene acta conservare, et slquid contra actum fuerlt, re nova,
quantum audemus, inaiestatem vestram subplleiter exoramus,
ut fratrem, qui pro hac causa ad vestram misericordiam missus
est, in hils, que vestre diseretioni suggesserit, clementer audlatis.
*) Der Inhalt betrifft den gleichen Gegenstand wie Brief 34. Die dort
aasgesprochene Bitte wegen Sefligheim scheint keinerlei Erfolg gehabt zu
haben, weshalb sich Ulrich nochmals iu der Sache an den Papst wandte.
Papst Engen III. hatte Mönche des Prämonstrateuser-Ordens in Sefligheim
eingeführt. Der Kaiser mischte sich in die Sache; der Bathgeber, welcher
ihn hierzu veranlasste, wurde zwar vom göttlichen Zorn bestraft und hätte
gerne die Sache wieder rückgängig gemacht, wenn der Papst seine Ermäch-
tigung gebe. Ulrich bat den Papst um Wahrung der Anordnung Eugens III.
Die Sache ist dunkel und das Ende derselben unbekannt.
296 F. W. E. Roth
52. Richard, Abt von Sprhigiersbach, und Ulrich, Propst von Stein/eld,
an Papst Hadrian IV.
Adriano dilecto domino ac venerando doraino ecclesie catholice
summo pontifici^ E. SpriDgirsbacensis ecclesie dictus abbas et
U. Steinveldensium qualiscunque prepositus cum debita obedieatia
devotas orationes in Christo. Mandatura sanctitatis vestre super
correctione sanctimonialium, que sunt in Bunna, ingenti gaudio
suscepiraus, quia sanctura nobis et necessarium, sed impediente
perversitate illarum effectui mancipare non potuimus. Venimus
siquidem domine ad monasterium earundem semel et iterum et
tertio eas benigne commonentes, quatinus iuxta raandatum vestruni
vitam suara corrigerent in melius. Abbatissa vero earum, que
semper magis suis voluptatibus quam monasticis ritibus deser-
vire consuevit, cum iam tertio inducias respondendi litteris
vestris postulasset, et accepisset, tandem videns se instantiam
nostram nullis dolis posse declinare, transtulit causam ad audientiam
vestram. Letare Jherusalem! aliud quidera non intendens, nisi
ut hoc modo a nobis liberaretur, quatinus in errore suo liberius
permaneret et Interim ecclesie sue bona, sicut semper consuevit,
dilapidaret, et stipendia sororibus debita in usus suos redigeret,
qualia quidem de ipsa fama semper proposuit, et nos in ipso
monasterio honestarum relatione personarum vera esse cognovimus.
Hoc vobis domine iuxta preceptum litterarum vestrarum scribimus,
ut nunc discretio vestra inveniat, qualiter mulieres ille male
viventes ad reguläre propositum cogi debeant. Suggerimus autem
sanctitati vestre, quod predicta ecclesia in melius mutari non
potest, nisi ea, que nunc ibi est abbatissa, penitus removeatur.
Est enim persona omni prudentia et omnibus virtutibus mutilata,
que cum esset canonica in albo habitu, per intrusionem magis
quam per electionem facta est abbatissa monacharum contra
canones, qui dicunt, canonicum non debere fieri monachum, ut
abbas fiat.
*) Der Inhalt betrifft das Benediktinerinnen-Kloster Dietkirchen zu Bonn.
Die Aebtisin und der Konvent desselben führten eine unordentliche Lebensweise.
Papst Hadrian IV. hatte den Abt von Springiersbach und den Propst Ulrich
zum Einschreiten beauftragt. Dieser Abt Richard ist jedenfalls Richard I.
von Springiersbach. Dann läge die Sache vor oder in 1158. Beide kamen
nach Dietkirchen und ersuchten Kraft dos päpstlichen Auftrags dreimal ver-
geblich die Aebtiasin nebst Nonnen um Aendcrung ihrer Lebensweise. Als
die ihren Liebhabereien mehr als der Klosterzucht hinneigende Aebtissin zum
dritten Male Bedenkzeit auf des Papstes Brief sich ausgebeten und erhalten
£line ßriefsammlung des Propstes Ulrich von Stcinfeld aus dem 12. Jahrh. 297
hatte, beschloss sie, sich an den Papst selbst zu wenden, in dem Glauben,
nun ihre Lebensweise ungestört fortsetzen zu können und die beiden Aebte
los zu werden. Beide, Eichard und Ulrich, riethen dem Papst, die Aebtissin,
eine Person ohne jegliche Klugheit und Vorzüge, zu entfernen. Das hier
geschilderte anstössige Leben der Nonnen zu Dietkirchen ist ferner bezeugt
durch des Caesarius von Heisterbach dialogus miraculorum (ed. Strange
Bd. 1, S. 288; Bd. II, S. 124) und einen Brief der hl. Elisabeth von
Schönan (vgl. Roth, Die Visionen der hl. Elisabeth von Schönau S. 145).
53. Ulrich an Beiner.
Reinero dilecto amico ^ frater ü. salutem in domino. Fratres
Monasterienses instanter me rogavenint, ut vobis scriberem et
monerem, ut onus, ad quod vos deus per communem electionem
vocat, suscipere non recusetis. Ego autem hinc inde plura con-
siderans in neutram partem adhuc precipito sententiam scilicet,
ut vos ad suscipiendum vel horter vel dehorter omnibus tarnen
modis vobis consulendo suggero 'et suggerendo consulo, ut
Monasterium venire non differatis. Presens enim cum araicis
vestris conferendo poteritis aliquod sanum et honestum consilium
reperire, ut si aliud fieri non potest, saltira cum amicicia fratruni
vestrorum huic oneri vos subtrahatis. Scitis enim hoc non
solum ipsis, sed et vobis raaxime expedire.
*) Beiners Person war nicht näher festzustellen. Er war zu Münster
in einem ungenannten Mönchskloster zum Vorsteher gewählt worden und
hatte Ulrich um Rath gefragt, ob er die Wahl annehmen sollte. Die Mönche
in Münster müssen von dem grossen Einfluss, den Ulrich auf Reiner hatte,
^ewusst haben, denn auch sie wandten sich an Ulrich und bestürmten ihn
mit Bitten, Reiner die Annahme der Wahl anzurathen. Ulrich erwog die
Umstände und rioth Reiner, nach Münster zu gehen und mit seinen Freunden
die Sache zu berathen. Werde dieselbe vereitelt, dann solle er wenigstens
von den Mönchen in Frieden scheiden.
54. Virich an Abt Godeschalk von Selau.
Godescalco dilecto amico ac venerabili abbati^ frater U.
salutem in domino. Miramur super prudentia vestra, quod
hominem delirum et lingosum ad infamiam domus vestre et
totius ordinis de domo vestra emisistis tanquam deesset vobis
penitentia, quam apud vos pro peceato suo agere posset. Ea
enim, que mihi scribsistis, etiam ego quam prior noster et ceteri
fratres nostri penitus ignorabamiis. Nunc autem nobis nota
facta sunt sicut multis aliis tam episcopis quam abbatibus et
prepositis, quibus seeundum preceptum vestrum rescriptum litte-
298 F. W. E. Both
rarum vestrarum ostendit. Quorum quidain michi scripserunt,
ut in viscera pietatis exiberem mirantes super duricia vestra,
qui hominem debilem et senem in tam aspero tempore de domo
vestra eiecistis quasi seviendo in eum et mortem eius siciendo
magis quam emendationem. üude vos attente rogamus, ut malis
eius mala non reddatis nee pro ter . . . * eius attendatis, sed
magis misericordiam eius, qui pluit super iustos et iniustos, ut
eum apud vos finem suum exspectare permittatis.
*) In diesem Schreiben zeigte Ulrich seinem Mitbruder gegenüber seine
ganze Strenge als Mensch und Ordensmann. Abt Godschalk hatte einen Un-
glücklichen zur Schande seines Gotteshauses und des ganzen Prämonstratenser-
Ordens aus dem Kloster getrieben, als ob es zu Sion keine Gelegenheit zur
Busse gebe. Was sich der Betreffende hatte zu Schulden kommen lassen,
ist wie dessen Person unbekannt. Ulrich wie auch dessen Prior und die
anderen Mönche zu Steinfeld hatten von den Vorgängen zu Sion, worüber
nun Godschalk Mittheilungen nach Steinfeld machte, keinerlei Ahnung. Dieser
Prior ist Ulrichs Nachfolger im Amt als Propst, mit Namen Warner. Eine
Anzahl Bischöfe, Aebte und Pröpste wüssten durch Godschalks Vorgehen
nud von der Sache, einige derselben hätten ihm geschrieben, bedauerten God-
schalks Hartherzigkeit, nachdem derselbe einen schwachen und alten Mann
in der rauhen Jahreszeit aus dem Hause gejagt, als oly dessen Tod ihm mehr
als dessen Besserung am Herzen gelegen habe. Ulrich ersuchte den God-
schalk um Uebung christlicher Milde und Barmherzigkeit, da die Sonne über
Gerechte und Ungerechte scheine. Gerechte Entrüstung geht aus dem Schreiben
hervor und zwar dem Freunde gegenüber, den er sonst hochschätzte und ver-
ehrte. Möglicherweise fehlt das übliche Vale am Ende des Briefes mit Ab-
sicht, da Ulrich den Empfänger keiner freundschaftlichen Artigkeit werth
erachtete. — Die Abfassungszeit des Briefes ist nicht feststellbar.
■) Easur von mehreren Buchstaben eines Wortes, das nicht vollständig
festzustellen war.
55. Ulrich an Otto, Abt von Cappenberg.
Ottoni dilecto ac veiierando domino^ frater U. humile ser-
vicium et sinceram in Christo dilectionem. Gratias agimus vobis
super benivolentia vestra, qua puerum nostrum, qui apud vos
manet, benigne hactenus tenuistis ac fovistis sine ullis nostris
meritis. Quid autem de cetero vobis de eo placeat, per presentem
nuntium nobis remandabitis seeundum ea, que per eum vobis
mandavimus. Sciatis, me ad omne servicium vestrum semper
esse paratum. Valeat sanctitas vestra.
*) An Otto 1. von Cappenberg sind auch die Briefe 26 und 38 gerichtet.
Der Inhalt betrifft wiederum einen jungen Mönch, der aus Steinfeld jedenfalls
nach Cappenberg zur Aui^bildung gesandt worden. Hierfür dankte Ulrich und
Eine BriefsammlaDg des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrb. 299
erkl&rte sich zu Gegendiensten bereit. Des Inhalts von Brief 38 sowie den
Vergleichstag zwischen Abt Rether von Prüm und Abt Hugo I. von Pr6montr6
erwähnt Ulrich in dem Schreiben mit keinem Worte, weshalb anzunehmen
ist, dass die Angelegenheit gütlich geschlichtet worden war. Einen Anhalts-
punkt für Zeitbestimmung bietet das Schreiben nicht, dasselbe dürfte jedoch
ins Jahr 1158 oder 1159 gehören.
56. Empfehlungsschreiben des Propstes Ulrich.
Ego U. Stein veldensium fratrura qualiscunque prepositus notura
esse volo omnibus ^ ad quos littere iste pervenerint, quod lator
earum, cum professus noster esset, sua petitione et comrauni
fratrura assensu ab obedientia nostra et loci nostri absolutus
est ea conditione, ut quanto cicius convenienter potuerit, eligat
locum religionis sue professioni congruum, in quo stabilis maneat
et religiöse vivendo deo serviat.
*) Den Inhalt des Begleitscheines bildet die Freilassung eines Stein-
felder Professen von der Obedienz dieses Klosters. Der Antrag hierzu ging
von dem Professen aus, ward von dem Propst und den Mönchen geprüft, in
vorliegendem Fall gebilligt, worauf die Lossprechung erfolgte und verbrieft
ward. Dabei wurde zur Bedingung gemacht, dnss der Losgesprochene sobald
als möglich einen Ort, der seinem Profess, mithin dem des Prämonstratenser-
( Ordens, entspreche, wähle und dort ständig verbleibe. Dadurch blieb der
Mönch dem Orden erhalten. Auch dies wirft auf Ulrichs Strenge bei Hand-
habung der Ordensregel, aber auch auf seine Milde das beste Licht. Es
konnten Umstände vorwalten, die dem Mönch den Aufenthalt zu Steinfeld
unmöglich machten. Ulrich berücksichtigte solche nach eingehender Prüfung,
bilUgte die persönlichen Wünsche des Antragstellenden, hielt aber hierbei
auf strenge Anfrechterhaltung der Satzungen des Ordens.
57. Ulrich an S.
S. dilecto amico^ frater U. salutem in domino. Frater G.
prius apud nos sumpsit habitum religionis, sed postea pro levi-
tate sua a nobis recessit. Nunc auteni ad me veniens consilio
meo se omnino subposuit. Ego autem ei consului, ut interim apud
vüs maneat, donec videamus, quid deus de loco nostro velit
ordinäre. Sed quia mihi retulit, quod pro sua stultitia multum
V08 offendit, unde se dicit modo multum dolere, rogavit me, ut
pro eo Vobis scriberem. Suggero itaque vobis, et rogo, ut eum
benigne suscipiatis et eum apud vos fraterne mauere permittatis,
donec ego et vos simul loquamur.
*) Empfänger ist möglicherweise Abt Stephan von Mons Justus wie
in den Briefen 7 und 28, obgleich die Bezeichnung? als Abt f«*hlt. Auch
hier bandelt es sich um einen mit dem Leben zu Stcinfeld unzufriedenen
300 F. W. E. Roth
und deshalb entlaufenen Mönch, welcher jedoch reuig zurückkehrte und sich,
fügte. Ulrich mochte einsehen, dass die Besserung nicht von Bestand sein
werde und rieth dem Mönch, sieh in das Kloster des Empfängers S. zu be-
geben, um abzuwarten, was Gott mit Steinfeld beschlossen habe. Darin liegt
eine dunkle Andeutung, dass Steinfeld damals in bedrängter Lage war,
dass Ulrich lieber den Mönch anderwärts untergebracht, als den Stürmen zu
Steinfeld ausgesetzt sehen wollte. Die Ursachen wie auch der Verlauf dieser
Bedrängnisse sind unbekannt und waren jedenfalls nur vorübergehender Art.
Der Strenge in der Handhabung der Ordensregel bei Ulrich nach zu schliessen,
ist vorauszusetzen, dass das Kloster des Empföngers S. dem Prämonstratenser-
Orden. angehörte.
58. Ulrich an Abt Gerhard.
Gerhardo dilecto amico ac venerabili abbati ^ frater U. sin-
ceram in Christo dilectionem. Frater W. ad nos venieDS obnixe
rogavity iit eura absolutum a nostra obedientia vestre ^ obedientie
committerem. Dixit etiam, tarn vos quam fratres vestros idem
velle et petere. Quod si ita est, per presentes litteras a nostra
obedientia sie eum absolvo, ut continuo vobis et successoribus
vestris promittat obedientiam, et vos de cetero eura eins agatis,
sicut fratres et subtiti vestri. Vale.
*) Abt Gerard war nicht näher festzustellen. Möglicherweise ist es
Abt Gerard von Echternach 0. S. B. Derselbe kommt als Abt 1157 urkund-
lich vor. (Mittelrheinisches Urkundenbuch S. 656, 683, 698, 705.) Den Inhalt
des Schreibens bildet auch hier die Lossprechung für den Mönch W. von
der Obedienz des Klosters Steinfeld und dessen üebergang in Gerards Kloster.
Auch hier beruhte die Lossprechung auf dem Antrag des Mönchs und ward
von dem Abt Gerard und dessen Konvent unterstützt. Ulrich ging auf die
Sache ein, übte eine gewisse Konfraternität gegen den Abt und dessen Kloster,
verlangte aber, dass der Losgesprochene dem Abt und dessen Nachfolgern
unverzüglich Gehorsam leiste, auch das Kloster künftig für seinen Unter-
halt Sorge trage. Ist das Kloster, welches den Mönch W. aufnehmen sollte,
wirklich Echternach, dann hätte Ulrich hier gegen den Brief Ö7 eine Aus-
nahme gemacht, da Echternach keineswegs dem Prämonstratenser- sondern
dem Benediktiner-Orden angehörte.
*) Hs. nostre, was ich in vestre verbessere.
59. Ulrich an Papst Hadrian IV.
Reverentissimo domino ac patri Adriano summo catliolice
ecclesie pontifici^ U. Steinveldensis ecclesie minister debitara
subiectionem et devotas orationes in domino. Quia fideli ac
misoricordi medico non est difficile, vulnerati plagam sepius
attendere et varios circa eam eventns diligentius considerare,
ut competens remedinm iuxta hoc possit adhibere, idcirco fratres
Eine Briefsammlnng des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 301
de Seulechen nimis crudeliter lacerati ad nostrani non trebidant
sepias recurrere misericordiam. Elemosina enira serael benigne
exibita iterum petendi fiduciam äuget. Vos siquidem pater
sancte dolores eoruiu patemo suffragio mitigare cepistis, quando
et inperatori de protectione et archiepiscopo Coloniensi de resti-
tutione ipsorum litteras plenitudinera caritatis ostendentes direxe-
ristis. Unde non solum corda eorum, sed et omnium terre nostre
religiosorum ad ampliorem erga vos dilectionem et obsequii
devotionem dilatata sunt. Quoniam autem secundum voluntatem
et mandatura vestrum nichil illis est collatum, imperatore siqui-
dem ad litteras non respondente, archiepiscopo vero iuxta man-
datum non incedente, idcirco nunc cum ipsis et pro ipsis ab
apostolica patemitate consilium et auxilium iuxta rei eventum
petimus, ne gloriosum domus dei edificium, quod antecessores
vestri incohaverunt, sub manu vestre protectionis pereat. Nam
si negotium hoc in diebus vestris infectum relinquitur, simili
exemplo plurimorum audatia adversus religiosos temptabit similia
et presumptuoso nimis contemptu * apostolica inandata parvipen-
dentur. Quod si imperator vel per litteras vel quocunque alio
modo de impedimento predictorum fratrum aliqua vobis suggesseriü
vos, sicut decet sanctitatem vestram, expensas et labores, quos
pro ordinanda ecclesia illa sustinuerunt, animadvertite, ne flaut
omnino in obprobrium et derisionem hiis, qui in circuitu ambulant.
Notum etiam caritati vestre facimus, quod ecclesia illa in nullo
ad ius regium spectare dinoscitur.
M Die Angelegenheit des Briefes ist die gleiche wie in dem Schreiben
84 und 51. Brief 51 scheint soviel Erfolg gehabt zu haben, dass Papst
Hadrian IV. an den Kaiser sowie den Erzbischof Friedrich von Köln schrieb.
Allerdings veränderte diese briefliche Verwendung die Lage der Mönche zu
Sefligheim keineswegs, weshalb sich dieselben nochmals an Ulrich um Hülfe
wandten. Der Kaiser hatte auf die Bitte um Schutz gar nicht geantwortet,
der Kölner Erzbischof schritt als Diözcsane trotz des päpstlichen Auftrages
nicht ein. Die Vorgänge sind dunkel. Ulrich betont, durch solche Verhält-
nisse würden leicht die päpstlichen Befehle für die Zukunft geringschätzend
hintangesetzt. Die Kirche zu Sefligheim gehöre keineswegs zum Recht des
Königs. Der Brief dtlrfte 1158 geschrieben sein.
*) Hs. conptemptu (!).
60. Ulrich an Erzbischof Friedrich von Köln (1156—1158).
Friderico dilecto domino reverendo sancte Coloniensis ecclesie
archiepiscopo * frater ü. de Steinveld cum debita subiectione
devotas orationes in domino. Nuntius vester in lecto magne
302 F. W. E. Roth
egritudinis me invenit et ideo minus potui deliberare, de re,
pro qua mihi scripsit dilectio vestra. Abbas etiam de Berge*
dixerat mihi, quod vos hanc petitionem oranino distulissetis usque
ad festum sancti Remigii. Sed quia vestra intentio sententia
in eodem perseverat, breviter vobis respondeo, quod propositum
meum est tarn in hoc quam in omnibus, que secundum deum
possum vestre obedire voluntati. Vale.
*) Erzbischof Friedrich hatte an Ulrich geschrieben; der Brief traf den-
selben in krankem Zustande. Die Angelegenheit ist unklar. Ob sie Seflig-
heim betraf, lässt sich nicht feststellen, unmöglich ist es jedoch nicht. Der
Abt von Berg hatte dem Ulrich ebenfalls gesagt, dass Erzbischof Friedrich
von Köln eine gewisse Bitte bis zum Fest des hl. Bemigius (4. Oktober)
verschoben habe. Ulrich gab die Sache dem Gutdünken des Erzbischofs
völlig anheim und erklärte sich bereit, seinem Willen Bechnung zu tragen.
Daraus geht hervor, dass Ulrich auf die Sache keinen grossen Werth mehr
legte, ihr vielmehr freien Lauf liess. Das würde auf Sefligheim passen,
allerdings könnte auch die in Brief 62 erwähnte Sache mit Zülpich Gegen-
stand, des Schreibens sein. Der Brief ist auffallend kurz gehalten, kühl im
Ton bei entsprechender Unterordnung unter den Empfänger als hohen kirch-
lichen Würdenträger. Eine gewisse Hoffnungslosigkeit und eine Art Appel-
lation au das Rechtlichkeitsgefühl des Empfängers geht durch das Ganze,
dem übrigens am Ende das verbindliche Vale keineswegs fehlt, das nähere
Bekanntschaft beider Männer voraussetzen lässt.
*) Möglicherweise ist dieser Abt von Berg der im J. 1170 als Zeuge vor-
kommende Hermann. (Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 436.)
61. Ulrich an Hugo L, Abt van Primontri.
Hugoni venerando patii omnibusque patribus in Premonstra-
tensi capitulo congregatis * frater U. de Steinveld debitam in
Christo dilectionem. Quod ad capitulum vestrum solito more
non veni, non voluntas impetivit, sed gravis infirmitas*. Quod
autem priorem nostrum^ pro me non misi, deum testor, quod
sie infirmatur, quod ad tantum iter suflficere nuUatenus possit.
Volo autem vos scire, quod domus nostra, ex quo ordinem sus-
cepi*. semper institutiones vestras venerata est. Quidquid vestra
autoritas statuit vel mutavit, sine omni contradictione suscepit
et tenet, et quicquid de reliquo vobis placuerit statuere, vel
aliqua dispensatione variare, eadem devotione parata est venerari
et teuere*. Vale.
*) Vgl. die Anmerkungen von Brief 39.
') Ulrich konnte wegen Krankheit nicht auf dem Generalkapitel des
Ordens erscheinen und sandte dem Abt Hugo und den dort versammelten
Vätern des Ordens gewissermassen als Entschuldigung dieses Schreiben.
Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 308
') Der hier genannte auch damals erkrankte und deshalb Tom Besuch
des Generalkapitels ebenfalls abgehaltene Prior Steinfelds ist Warner. Er
kommt 1163 als Prior vor. In diesem Jahr erscheint die ecclesia sancti
Potentini Steinveldensis. Der Konvent bestand damals aus dem Gervasins
canonicos, Everwinus custos, Arnoldus conversus, üdalricus prepositus, Wame-
rus prior, Algerus subprior. (Annalen des historischen Vereins für den Nie-
derrhein Heft 9, S. 255.) Als Heinrich, Herzog von Limburg, in einer Ur-
kunde 0. D., welche zu 1170 angesetzt wird, der Abtei B. Marie in Stein-
feld eine Mühle neben dem Kloster im Thale nebst Land und dem Wald,
genannt Duvinvorst, schenkte, kommen unter den Zeugen Werner, Propst von
Steinfeld, Everwinus custos et frater eins Winandus, Letztere jedenfalls
Steinfelder Manche, vor. (Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 435,
8.305.) Warner war demnach frühestens 1170 der Nachfolger Ulrichs in der
Propstwürde geworden, als welcher er 1170—1177 in Urkunden erscheint.
(Barsch, Kloster Steinfeld S. 6. — Kremer, Akademische Beiträge Bd. III,
Urkunde Nr. 86.) 1177 am 24. Mai kommt er wiederum als Steinfelder
Propst vor. (Lacombet, Urkundenbuch Bd. I, Nr. 462.) In einer Urkunde
ohne Zeitangabe, aber zu 1177—1197 angesetzt, sind Udelrich Propst,
Everwin Custos, Winand Celerarins, Gerhardus laicus frater de Besnich und
Propst Warner als bereits verstorben erwähnt. (Annalen des historischen
Verein für den Niederrhein, Heft 23, S. 157.) Die betreffende Angelegen-
heit geschah unter Propst Ulrich, mithin 1153—1170 und ward später ver-
brieft. Warner starb am 22. März. Das Sterbejahr ist unbekannt, dürfte
aber zwischen 1177 und 1178 liegen. Arnstein und Romersdorf feierten seinen
Todestag am 22. März. (Arnsteiner Nekrolog S. 83. Romersdorfer Nekrolog,
Hs. zu Wiesbaden.) Warners Nachfolger in der Propstwürde wurde Tezelinus.
*) Die Stelle deutet bestimmt an, dass Ulrich zu Steinfeld den Profess
des Prämonstratenser-Ordens ablegte.
^) Hierin spricht sich eine Billigung der Beschlüsse des Ordenskapitels
aus. Ulrich spricht hier als Ordensmann, der für die Ordenssache zu jeder
Zeit eintritt.
62. Virich an Erzbischof Friedrich von Köln (1156—1158).
Friderico dilecto domino ac venerando sancte Coloniensis
ecclesie archiepiscopo * frater U. de Steinveld debitam in Christo
sobiectionera. Tempore antecessorum vestrorum in villa, que
dicitur Tulpetum, nos et nostra magnam pacem habuimus, nunc
autem, cum maiorem vestro tempore speraremus, in contrarium
nobis versura est. Nam secus eandem villam decursum aque
propter quoddam nostrum molendinum habemus, quem consensu
popali et archiepiscopi Arnoldi cum magno nostro sumptu et
labore fecimus. Ipse etiam archiepiscopus super eundem decur-
som bannum suum fecerat, ne quis in eum manum mittet sine
nostro consensu, quem iam fere per XII. annos cum magna pace
tenemus. Nunc autem vester villicus assumptis sibi quibusdam
304 F. W. E. Roth
hominibus de villa, antequam nobis conquestus esset et nobis
inde aliquid indicaret, fossatum nostrum f regit et aquam extra
suum cursum emisit. Unde rogamus sanctitatem vestram, iit
quod in nobis male actum est, in melius mutari faciatis, donec
per presentiam vestram utramque partem audire possitis et
secundum vestram prudentiam inde iudicare.
*) An Erzbischof Friedrich ist auch Brief 60 gerichtet. Möglicher-
weise ist die Angelegenheit beider Briefe die gleiche. Ulrich tritt hier
schärfer gegen den Erzbischof, gewissermassen als Ankläger, auf. Zur Zeit
der Vorgänger Friedrichs habe in dem Dorf Zülpich Buhe gewaltet, jetzt
könne dort, wie man gehofft, unter Friedrich noch grössere Sicherheit sein,
statt dessen trete das Qegentheil ein. Es handelte sich um den Wasserhiuf
einer Mühle des Klosters Steinfeld, die mit Wissen und Willen der Anwohner
sowie des Erzbischofs Arnold II. von Köln von dem Kloster erbaut worden
war. Arnold habe den Bann auf die Mühle nebst Wasserlauf gelegt, und
Steinfeld sei fast zwölf Jahre lang ruhig in Benützung der Mühle gewesen.
Nun sei der Wasserlauf von dem Meier des Erzbischofs und einigen Leuten
aus Zülpich durchbrochen worden. Ulrich ersuchte den Erzbischof um Ab-
hülfe und einen richterlichen Schiedsspruch. Manche SteUen des Schreibens
greifen die Regierungsweise des Erzbischofs bitter an, was bei der sonst
ruhigen Haltung des Briefstils und der Sachlichkeit desto mehr hervorsticht
und den Stil des Schreibens zu einem Meisterstüx^k macht, das in den Zeilen
viel, zwischen denselben noch mehr sagt. Hier spricht Ulrich als einfluss-
bewusster Mann zu einem zwar höherstehenden, aber im VoUbewusstsein des
Rechts. Der Brief ist nach Brief 60 geschrieben, als die Erbitterung bei
Ulrich wegen Hintansetzung des Rechts gewachsen war, und dürfte 1158
abgefasst sein.
63. Ulrich an Abt Emtctchius von Arnstein.
Dilecto domino ac venerabili abbati N. de Arinstein ^ frater
U. de Steinveld salutem et omne bonum. Sicut caritatis fuit,
quod fratrem üdonem suscepistis, quando fugit discordiam, que
erat in Richwinstein, ita nunc Caritas exigit, ut eum pacatis
Omnibus ad eundem locum remittatis. Fratres enim et sorores,
qui ibi sunt, presentiam eins desiderant et necessariam habent.
Ne de cura eins multum soliciti sitis, quia episcopus* curam
loci mihi commisit.
^) Eustachius amtirte 1151—1159. Er ist mit dem Empfänger von
Brief 2 identisch. Eustachius hatte gelegentlich eines Streites in Richwin-
stein als flüchtig einem Bruder Udo Aufnahme gewährt. Ulrich billigte dies,
schlug aber nun vor, den Mönch zurückzusenden. Richwinstein ist Kloster
Reichenstein, das als Doppelkloster mit Mönchen und Nonnen besetzt, unter
dem Jus patronatus Steinfelds stand. Deshalb auch die Entscheidung Ulrichs
dem Abt von Arnstein gegenüber.
') Die Person des Bischofs war nicht näher festzustellen.
Eine Briefsammlnnp; des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 305
64. lUrich an Abt Oodeschalk von Selau.
Godescalcho dilecto amico et patri de Syloe' frater U. de
Steinveld sinceram in Christo dilectionem. Fratres qui cum
presentibus litteris ad vos redierunt, instantia sua et amicorum
suorum a me extorserunt, ut pro eis vobis scriberem. Rogant
enim et ego cum eis et pro eis, ut quia voluntatem non habent
manendi in terra vestra et raultas occasiones pretendunt, quare
ibi manere non possint, intuitu pietatis ne animas suas perdant,
detis eis licentiam manendi alias in ordine nostro, non ubi ipsi
elegerint, sed ubi nobis placuerit et congruum visum fuerit.
*) Einige Mönche als Uebcrbringer des Schreibens Godschalks an Ulrich
hatten auf ihre und ihrer Freunde Bitten die schriftliche Verwendung Ulrichs
erlangt und waren mit derselben oder Brief 64 zu Godschalk zurückgekehrt.
Diese Mönche waren aus Selau selbst, jedenfaUs Deutsche von Geburt. Sie
erklärten, nicht länger in ^lähren bleiben zu wollen und führten Gründe
hierfür an. Da diese Gründe für ihr Ansuchen sprachen, schloss sich Ulrich
ihren Bitten an und bat im Hinblick auf ihr Seelenheil den Godschalk um
Erlaubniss, dass sie anderwärts und zwar nicht nach ihrem Gutdünken, son-
dern nach seiner eigenen (Ulrichs) Wahl im Orden lebten. Damit machte
Ulrich Steinfelds Recht als Mutterkloster Seiaus geltend, schickte aber gemäss
den Satzungen des Ordens die Mönche zu Godschalk zurück, sich dort zuerst
dessen Erlaubniss zum Austritt zu holen. Das Schreibon wirft auf Selau
und Godschalks Abtshandlungen gerade nicht das beste Licht, da auch hier
Unzufriedenheit mit den herrschenden Zuständen zur Sprache kommt. Durch
den ganzen Brief geht ein Ton der Zurückhaltung, der jedenfalls eine Folge
der Vorgänge, wie sie Brief 54 schildert, war.
65. Erpo, Abi von Rode, und Ulrich, Propst von Steinfeld, an
Papst Hadrian IV.
Adriano dilecto domino ac reverendo universalis ecclesie
saramo pontifici*. Erpo dictus abbas de Rode et U. Steinvel-
densis ecclesie qualiscunque prepositus debitam subiectionem et
devotas orationes in domino. Placuit dignationi vestre committere
nobis controversiam discutiendam et terminandara, que inter
canonicos beati Petri et Franconem sacerdotem de monte sancte
Walburgis agebatur. Datis ergo variis induciis, ut veritas nobis
melius innotesceret, tandem diligenter auditis hinc inde rationi-
bu8 conperimus, quod idera Franco ecclesiam sancte Walburgis
de manu episcopi sancte Rufine tunc legati Romane ecclesie
»uscepit, fundum vero ecclesie eiusdem pertinere ad ecclesiam
beati Petri, indubitanter co^novimus. Nerape preter alia tosti-
monia tres canonici eiusdem ecclesie maioris etatis coram nobis
20
B06 F. W. E. Roth
et pluribus testibiis super sacrosancta evangelia iuraverunt, se
vidisse et audisse, quod quedani nobilis mulier presentibus here-
dibus suis et consentientibus eandera ecclesiam beato Petro
tradidit cum omni predio, quod in eadem villa habuit. Hinc ergro
debitam reverentiam Romane ecclesie exibentes inde timentes, ne
aliquam iniuriam ecclesie beati Petri faceremus, utramque partem
ad vestram discretionem cum testimonio litterarum nostrarum
remisimus.
*) Abt Erpo von Klosterrath, Augustinerordens bei Aachen (vgl. über
dasselbe Caesarius von Heisterbach, dialogus miraculorum ed. Strange,
Bd. II, S. 302), der Empfänger von Brief 27, und Propst Ulrich hatten von
Hadrian IV. den Auftrag erhalten, zwischen den Stiftsherren von St Peter
zu Köln und dem Priester Franco des Klosters Walberberg bei Brühl (mons
sancte Walburgis, vgl. Caesarius von Heisterbach a. a. 0. Bd. I, S. 24, 53,
54, 337, Bd. II, S. 28, 82, 87, 117, 189, 230, 252, 295) zu verhandeln.
Franco hatte die Investitur der genannten Kirche Walberberg von dem
KardinaUegaten 8. Eufine erhalten, Grund und Boden derselben gehörte
jedoch dem St. Peterstift zu Köln, lieber diesen Priester Franco war nichts
zu ermitteln. Auch der Name der edlen Frau, welche die Kirche dem St.
Peterstift schenkte, ist unbekannt. Ulrich wies die Parteien an den Papst,
um dessen Entscheidung nicht vorzugreifen.
66. Ulrich an Propst Stefan von Jlbenstatt,
Stephano dilecto domino ac venerando patri de Elonstat'
frater U. de Steinveld sinceram in Christo dilectionem. Scitis,
quod patres nuper in Preraonstratensi capitulo vobis commise-
runt, scilicet ut patres nostri ordinis, qui in episcopatu vestro
sunt, adiunctis sibi preposito de Cappinberg et de Cella et me
domino archiepiscopo Moguntino loquerentur pro ecclesia de
Selbolt. Quia patribus obedientiam exibere debemus, quam a
subtitis nostris exigimus et vos maior estis inter patres vestri
episcopatus, et ecclesia, de qua agitur, ad vos respicit, videtur
mihi ad vos pertinere, ut eos, qui nominati sunt, per litteras
vestras vel nuntios ad diem et locum certum convocetis, ut
inde simul ad archiepiscopum procedant, ut responsum eins super
hac re accipiant.
*) Abt Stephan von Ilbenstatt, Prämonstratenser-Ordens in der Wetterau,
ist jedenfalls der nämliche Abt, dem die hl. Hildegardis, Meisterin von
Rnpertsberg 0. S. B. bei Bingen, auf dessen Brief antwortete (vgl. Schmelzeis,
Hildegardis S. 234). Die genannten Pröpste sind Propst Otto I. von Cappeu-
berg und der Propst von Oberzeil (unterhalb Wirzburg, cella superior filia
Pracmonstratensis, gegründet im J. 1128 von dem hl. Norbert). Otto ist
Eine Briefsammliing des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 807
jedenfalls eiue Person mit dem Propst von Cappenberg, welcher mit der
hl. Hildegardis in Briefwechsel stand (vgl. Schmelzeis a. a. 0. S. 237). —
Der Abt von Seibold in der Wetterau ist wohl jener Abt dieses Klosters,
der mit der hl. Hildegardis Briefe wechselte (vgl. Schmelzeis a. a. 0.
S. 234). Seibold wie auch Ilbenstatt lagen im Erzbisthum Mainz. Selbold
war nach der Eeformation im 16. Jahrhundert in Noth gerathen. Abt
Konrad Jäger von Selbold trat daher das Kloster mit allen Gütern am
27. Februar 1543 an Isenburg ab. (Zeitschrift des historischen Vereins zu
Kassel Bd. IX, S. 21.)
67. Ulrich an Abt Heinrich von Romersdorf.
Dilecto amico ac venerabili abbati de Romerstorp* frater
U. de Steiovelt sinceram dilectionem in domino. Presens frater
retulit mihi, quod cum ad me pro consilio miseritis, utrum sub
obedientia vestra eum retinere possitis, secundum ea, que de
se ipse vobis retulit, mihi autem videtur, quoniam deus peccatores
non penitentes repellit, quod cum in consortio fratrum vestrorum
nbicunque vobis placuerit, habere possitis, si tamen amodo sub
vobis humiliter ac obedienter conversari voluerit.
*) Abt Heinrich von Romersdorf, Prämonstratenser-Ordens bei Koblenz,
war der dritte Abt dieses Klosters und kommt 1156 urkundlich vor. (Mittel-
rheinisches ürkundenbuch Bd. I, S. 654.) Er soll noch 1160 gelebt haben.
(Brower-Masenius, metropolis ecclesiae Trevericae ed. von Stramberg Bd. II,
S. 18. — Hugo, Annales Bd. II, S. 689. — Barsch in Annalen des histo-
rischen Vereins für den Niederrhein Heft 3, S. 70.) Das Gedächtniss eines
Abtes Heinrich von Romersdorf ward am 80. Juli zu Arnstein begangen.
(Amsteiner Nekrolog a. a. 0. S. 145.) Ob dieses Gedächtniss aber diesem
Abt Heinrich galt, steht dahin. — Das Prämonstratenser-Kloster B. M. V.
Romersdorf war anfänglich ein Benediktiner-Kloster, wurde jedoch im J.
1135 von Erzbischof Albero von Trier neu errichtet, dem Prämonstratenser-
Orden überwiesen und von FlorefFe aus mit Mönchen versehen. (Le Paigc,
Bibliotheca Bd. I, S. 830. — Hugo, Annales Bd. II, Spalte 687—689. —
Brower-Masenius a. a. 0. Bd. II, S. 16 f. -- Barsch in Annalen des
bistorischen Vereins für den Niederrhein Heft 3, S. 69 f. — Marx, Ge-
schichte des Erzstifts Trier, Bd. II, 2, S. 189 f. ~ Günther, Codex diplom.
Bd. I, S. 230—287. — Annalen des Vereins für Nassauische Geschichte und
Alter thnmskunde Bd. XVI, S. 42. - Wegcler, Kloster Romersdorf.)
68. Ulrich an Richard, Abt vofi Springiersbach.
Richardo dilecto domino ac venerando patri* frater U. de
Steinveit debitara subiectionera et sincerani in Christo dileo
ti(»neni. Fratres Monasterienses retulerunt nobis, quod dominus
Reinerus canonicus eorum ad audientiam domini Treverensis a
quodam Prumiensi clerico satis temere et iniuste appellatus sit.
20*
308 ^ P. W. E. Roth
Quia autem doraino Algero, qui nunc apud nos est, et aliquando
decanus eorura fuit, tota causa nota fuit et est, rogaverunt
eum, ut testimonium veritati periberet. Testimonium autem
eius hoc est, quod ille Prumiensis omnino falso dicit, se redi-
disse debitum, quod domino Reinero debuit. ünde patet, quod
propterea hominem infirmum ac debilem ad longinquam obedien-
tiam appellavit, ut ille labore vie territus eum et fideiussores
suos ab iusto debito absolveret. Vellent autem fratres Monaste-
rienses, si fieri posset, per vos obtinere, ut totum negotium
differretur ad illam diem, ad quam ego vocatus sum. Cui diei
vos adesse raultum desidero et obnixe rogo.
0 Unter Bicbard ist jedenfaUs Richard I. zu verstehen (1120 — 1158).
Dann gehört der Brief vor dessen Tod (1158). Ungenannte Mönche zu
Münster i. W. theilten dem Ulrich mit, dass der dortige Kanonikus Reiner
bei dem Erzbischof Hiliin(y) von Trier (1156 — 1170) durch einen Priester
aus Prüm verklagt worden sei. Da es mehrere Prüm gab, lässt sich nicht
feststellen, welches Kloster gemeint ist. Jedenfalls ist die Benediktiner-Abtei
dieses Namens verstanden, welche den Streit mit Pr6montr6 hatte; vgl. die
Briefe 32, 33, 37 und 39. Alger war der Dekan der Mönche zu Münster
gewesen und weilte dann zur Zeit der Abfassung des Schreibens zu Stein-
feld. Die Mönche erklärten, dieser wisse um die Sache. Alger kommt 1163
als Subprior zu Steinfeld vor. (Annalen des historischen Vereins für den
Niederrhein Heft 9, S. 255.) Alger beweise das dem Beiner widerfahrene
Unrecht. Wegen des dem Angeklagten gesetzten Gerichtstages wünschten
die Mönche, dass Abt Bicbard von Springiersbach sich verwende und die
Sache auf den Tag, an dem Propst Ulrich geladen sei, verlegt werde.
69. Ulrich an Abt N, von Hardehausen.
Dilecto domino ac venerando abbati de Hersenhusen ^ frater
ü. Steinveldensium fratrum qualicunque prosperari sinceram in
Christo dilectionem. Rektum est nobis, quod quidam frater
noster nomine Albeiiius, qui nuper a nobis dolose recessit et
quendam equum nobis fraudulenter abstulit, ad vos cum eodem
equo venerit et a vobis susceptus sit. Que si vera sunt, mone-
mus sanctitatem vestram, ut, que ecclesie nostre sunt, per prä-
sentem fratrem nobis remittatis, sicut exigit fraterna Caritas et
vere religionis simplicitas. Si autem supradictus frater desi-
derio artioris vite apud vos raanere consenserit, nullo in hoc vos
vel eum molestare sit absolutus a nobis tantum, ut in vestra
obedientia stabilis usque in finem perseveret.
*) Empfänger ist Abt N. des Klosters Harthausen oder Hardehausen,
eiste rcienser-Ürdeus, im Bistham Paderborn bei Warburg. Den Namen dca
j
Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrb. 309
Abtes konnte ich nicht feststellen. Ucber Harthausen vgl. Caesar ius von
Heisterbach, dialogns miracnlorum ed. Strange, Bd. I, S. 69. Ein Mönch
aas Steinfeld hatte sich heimlich aus dem Kloster entfernt, ein Pferd mit-
genommen und war in Harthausen bei seiner Ankunft aufgenommen worden.
lieber die Person dieses Mönches Albert war nichts festzustellen. Ulrich er-
suchte am Bücksendung des Entflohenen. Wolle derselbe jedoch in Hart-
hausen bleiben, dann solle er von der Obedienz Stcinfelds losgesprochen sein,
wenn er sich dort der Obedienz fügen und bis an sein Lebensende bleiben
wolle. Auch hier blickt die Duldsamkeit Ulrichs gegen einen fremden Orden
durch. Er billigt das Bestreben des Mönches; möglicherweise hielt er diesen
Weg bei dem Charakter des Mönches für den besten. Ob die Sache mit Brief
4 zasammenhängt, lässt sich nicht sagen. Eine gewisse Verwandtschaft ist
allerdings vorhanden. Jede Zeitangabe fehlt, und lässt sich die Abfassungs-
zeit des sonst wenig belangreichen Schreibens nicht näher feststellen.
70. Ulrich an Oezo, Abt von Sion.
Gezoni dilecto doiiüno ac venerando patri^ frater U. de
Steinveld sinceram in Christo dilectionem. Dominus Premon-
stratensis fratrera, quem ei ad corrigendum misistis, ad nos cum
litteris suis remisit, volens, ut intercessione nostra apud vos
misericordiam obtineat, sicut ex litteris ipsius abbatis, quas vobis
traosmisimus, cognoscere potestis. Quia ergo sie domino Pre-
monstratensi placet, et frater ad omnimodam obedientiam et
satisfactionem se paratum esse dicit, bonum nobis videtur, ut
eum misericorditer recipiatis, ut inter fratres suos, quos scandalo
suo offendit, congruam peregat penitentiam. Vale.
*) Abt Hugo I. von Pr6montr6 hatte einen Mönch des Ordens zur Besse-
rung aas Sion erhalten und denselben nach Steinfeld zurückgesandt. Ulrich
gewährte dessen Bitte wegen der Rückkehr nach Sion und machte dem Abt
Gezo ein diesbezügliches Anerbieten, damit der Mönch zu Sion Busse thue.
71. Ulrich an Richard,
Kicarhdo dilecto domino ac venerando patri^ frater U. de
Stein velt sinceram in ('liristo dilectionem et humilem subiec-
tionem. Fateor caritati vestre, quod et vos non ignorare credo,
nie non parum dolere, quod tam raro vos video, tam raro audio.
Nunc tarnen, si non impedirent vestra multa negotia et mea
magna debilitas, que solito multo gravior est, libenter fruerer
vestro coUoquio, non tarnen pro singulari amicicia, qua specialiter
vestram amplector personam, sed et pro generali negotio uni-
versalis ecclesie, cui grave periculum inminere timent omnes,
310 . F. W. E. Roth
qui diligunt deuni. Si ergo prudentie vestre visuni fuerit, ut
pro hac re parvitati mee loqui velitis, mandate mihi diem et
locum, quo me paternitati vestre occurrere velitis, et pamtus
ero et contra vires corporis mei. De cetero benivolentiain vestram,
que semper indigentibus parata est, obnixe rogo, ut fratribus
nostris, qui de Boemia iuxta vos ad excolendara teiTam, que
sub testiraonio nostro data est eis, nuper venerunt, in quibus
potestis, subveniatis. Dictum est enim nobis, quod quidam miles
notus et amicus vester quandam vineam eis contra conscientiam
suam auferat, quam speravit sibi restitui vel vestra simplici
ammonitione vel per episcopum* adiutorio vestro.
^) Empfänger ist möglicherweise ein Abt Richard eines böhmischen
Klosters, obgleich die Bezeichnung Abt fehlt. Au Abt Eichard I. oder IL
von Springiersbach ist nicht zu denken. Ulrich redet in dem Schreiben von
Gefahren, die der Kirche drohen. Der Sinn dieser Worte ist dunkel. Ulrich
ersuchte um Bestimmung eines Tages und Ortes, wo er den Empfänger sehen
und sprechen könne. Dass der Empfänger in Böhmen weilte, geht auch daraus
hervor, dass die Mönche in Böhmen dem Wohlwollen des Empfängers empfohlen
werden.
*) Dieser Ritter, welcher den Mönchen einen Weinberg entzog, ist so
wenig als der Bischof, der Hülfe leisten sollte, bekannt. Möglicherweise
war es Daniel von Prag oder Johann von Mähren. Die Stelle ist wichtig
für den von den Prämonstratensem in Böhmen geflegten Weinbau, der jeden-
falls vom Rhein dahin gelangte. Die Abfassungszeit des Schreibens bleibt
unbestimmt.
72. Virich an Propst Ludidg in Magdeburg etc,
Ludewico dilecto amico ac venerabili sancte Marie in Mage-
denburc preposito et B. priori ^ frater U. Steinveldensium fratrura
inutilis servus sinceram in Christo dilectionem. Credo vos scire,
quod frater, qui cum presentibus litteris ad vos venit, aliquando
in ecclesia Cappinberc professus fuit, accepta autem licentia
per hoc biennium sub nostra obedientia satis modeste conver-
satus est promptus ad oranem obedientiam et humilitatem. Nunc
autem nuUa levitate ductus, sed quadam necessitate, sicut nobis
secreto indicavit, corapulsus, desiderat de cetero in vestra socie-
tate et obedientia usque in flnem stabilis permanere. Quod ergo
Caritas exigit querentibus, que dei sunt, in quo possiraus sub-
venire, sicut nostrura fuit ad bonum, quod appetit ei licenciani
dare, iUi vestrum est, bonum, quod a vobis petit, misericorditer
noii negare. Proinde, (luantum audemus pro eo et cum eo roga-
mus, ut in eo, que pro salute sua querit, manus ei misericordie
Eine Briefsanunlung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrh. 311
porrigatis. De cetero, si littere, quas vobis pro fratre Huberto ^
misimus, ad vos non venerunt, frater iste voluntatem ineam
verbis vobis indicabit. Vale.
*) Empfänger sind Ludwig, Propst zu Magdeburg, und der Prior B.
Der üeberbringer des Schreibens leistete Profess in Cappenberg, lebte dann
zwei Jahre zu Steinfeld und wollte fortan zu Magdeburg, wo der Prämon-
stratenser-Orden in Blüthe stand, bleiben. Ulrich billigte dessen Wunsch
und empfahl ihn dem Wohlwollen der Empfänger des Schreibens. Der
Name des Priors B. war nicht zu ermitteln.
*) Dieser Bruder Hubert ist unbekannt.
73. Ulrich an Herimann.
Herimanno dilecto fratri* frater U. de Steinveit intimam
dilectionem. Plurimiim gavisi sumus, quod cognovimus, te habere
desiderium redenndi ad nos. Unde firmiter tibi mandamus, ut
sine mora te ad reditum prepares et preparatus, quantum potes,
redire festines. Vale.
*) Ueber die Persönlichkeit des Mönches Herimann war nichts zu er-
mitteln. An Hermann Josef von Steinfeld, als einer späteren Zeit angehörig,
ist nicht zu denken. Hermann inuss übrigens Steinfelder Mönch gewesen
sein, da Ulrich ihn zur Rückkehr aufforderte und sich über seinen Willen
hierzu freute.
Zur (beschichte der St Annen-Beliqnie in Düren.
Voo Otto R. R«dlieh.
Auf welche Weise Düren im J. 1501 zu einer besonders
angesehenen Stätte der im 15. Jahrhundert emporblühenden'
St. Annen- Verehrung wurde, hat Jakobus Polius in seinem Exe-
p^eticon Historicum Sanctae Annae (Köln 1640) weitschweifig
erzählt. Der Inhalt dieser Erzählung ist dann in unserm Jahr-
hundert in die bekannte Sammlung von Materialien zur Ge-
schichte Dürens von Bonn, Bumpel und Fischbach übergegangen
und hat nur durch die Mittheilung von fünf auf diesen Gegen-
stand bezüglichen Urkunden eine gewisse Ergänzung erfahren.
Dem Schicksal des bei der Einnahme Dürens durch Karl V.
(1543) arg geschädigten Stadtarchivs wird man es in erster
Linie zuschreiben müssen, dass über den merkwürdigen Vor-
gang ein gewisses Halbdunkel geblieben ist und vermuthlich
auch bleiben wird. Indessen sind die wenigen, auf jene Er-
eignisse sich beziehenden Akten und Rechnungen im Düssel-
dorfer Staatsarchiv* bisher noch nicht verwerthet worden. Sie
liegen der nachstehenden Bearbeitung und Zusammenstellung
zu Grunde; unbekanntes wiederhole ich dabei nur insoweit, als
PS der Zusammenhang erheischt.
1. Der Streit um den Besitz des St. Annen-Hauptes.
Gegen Ende des Jahres 1500 wurde die Stiftskirche des
hl. Stephanus zu Mainz um eine ihrer kostbarsten Reliquien
gebracht, die sie seit drei Jahrhunderten besass. Eine kurz-
weg als „St. Annen-Haupt'* bezeichnet^ Hirnschalenpartikel
wurde aus ihrem verschliessbaren Verwahrsam, als dieses eben
') Vj(l. Schaumk(*ll, Der Kultus der hl. Anna am Ausgange des
Mittelalters. Freilmrg i. B. und Leipzig 1893.
*) Jülieh-Berg. Geistliche Sachen 8. 189. Politische Begebenheiten Ib,
vol. I. Litteralien E. 15 und 16.
Zur Geschichte der St. Annen-Reliquie in Düren. 313
neu ausgemauert worden war, durch einen Handwerker ge-
stohlen, der sie zunächst nach Kornelimtinster brachtet Das
Kapitel des St. Stephansstifts that sofort alles, um das gestohlene
Gut wiederzuerlangen. Mit einem Pass des Mainzer Erzbischofs,
dd. Nürnberg, 1500 December 17. versehen, reisten der Dechant
Johannes Moller, der Kantor Johann Thus mit dem Kanonikus
Herrn Richard, im Auftrag des Stifts an den Niederrhein, um
die Reliquie ausfindig zu machen. Vom 9. bis 11. Januar ver-
weilten sie in Köln und reisten dann zusammen mit Herrn
Johannes Kamberger u. a. über Bergheim und Aldenhoven nach
Aachen. Bis zum 16. Januar hielten sie sich in Kornelimünster
auf, wo der Dieb des Heiligthums gefangen sass. Von hier aus
war die Reliquie an die Observanten zu Düren abgegeben wor-
den und hierhin begaben sich denn auch die Mainzer Abge-
sandten; dann kehrten sie nach einer Audienz beim Herzog
Wilhelm 11. nach Mainz zurück.
Die Quellen spielen dem Historiker zuweilen üble Streiche;
was jene Mainzer Herren verzehrt und verthan haben auf ihrer
Reise, ist uns bis auf den Pfennig bekannt, während das, was
sie ausrichteten, im Dunkeln bleibt. Nur so viel ist ersicht-
lich, dass sie in Köln für ihre Angelegenheit Interesse erweckt
hatten. Von dort aus war von dem kurkölnisclien Kanzler und
Rath Dr. Johann Menchyn ein Karthäusermönch zu den Obser-
vanten nach Düren gesandt worden, um die Reliquie zu holen,
aber un verrichteter Sache wieder zurückgekehrt, weil die Bürger-
*) Cbronijk der landen van Ovemiaas eu der aangrenzende gowesten
door eenen inwoner van Beck bij Maastricht (Publications de la soci(^t6
historiquc et arch^ologique dans le duchö de Limbourg Tome VII, Rure-
monde 1870) S. 101 flf. enthält eine eingehende aber gänzlich fabelhafte
Schilderung des Diebstahls. Sie soll vor allem zeigen, dass der Steinmetz
durch göttliche Fügung zum Diebstahl veranlasst und durch direkte gött-
liche Einwirkung bei der That unterstützt wurde. Nach dieser Erzählung
hätte der Dieb von seiner Mutter den Rath bekommen, sich mit dem Abt
von Kornelimünster zu verständigen, der aber hätte, als hochfahrender
Kirchenfürst, den armen Steinmetz gar nicht zu Worte kommen lassen. —
Polius a. a. 0. S. 264 schildert den Dieb als einen 25jährigen Steinmetz
aus Kornelimünster, Namens Leonard. ~- Ein St. Annen-Altar befindet sich
jetzt noch in der ehemaligen Abtoikirche zu Kornelimünster. Nach der
Tradition und älteren chronikalischen Notizen liess Abt Binsfeld (1491 bis
1531) ihn in Erinnerung an den kurzen Aufenthalt des St. Annenhauptes
errichten, wobei gleichzeitig Gesänge und Gebete zu Ehren der hl. Anna
eingeführt wurden. (Gefl. Mittheilnng des Herrn E. Pauls in Düsseldorf.)
. Zur Geschichte der St. Auiien-Reliquie in Düreu. 315
Gerlach nach Nürnberg zum Mainzer Kurfürsten Berthold. Schon
vorher jedoch hatte es sich an eine noch einflussreichere Stelle
gewandt: etwa gleichzeitig mit der Abordnung des Stephans-
stifts empfing der Kurfürst Nachrichten aus Rom, die für die
Mainzer Herren erfreulich sein mussten. Johann Fabri aus
Fulda, vermuthlich ein Angehöriger des Mainzer Kapitels, hatte
den Papst Alexander sowohl wie auch den Kardinal Alessandro
Farnese und den Datarius für das Mainzer Interesse gewonnen
und auf diese Weise zwei päpstliche Breven erwirkt. Eines,
an den Durener Magistrat gerichtet, befahl diesem bei Strafe
die Reliquie wieder herauszugeben; durch das andere wurde
der Herzog von Jülich ermahnt, darauf zu halten, dass dem
Befehl Folge geleistet werde. Beiden Theilen, dem Herzog wie
der Stadt, wurde päpstlicherseits für das bisher geschehene Ver-
zeihung gewährt*.
So kehrten die beiden Abgesandten des Stephansstifts mit
den besten Hoffnungen erfüllt nach Mainz zurück, machten sich
aber gleich darauf,, am 13. April mit einigen Begleitern wieder
auf den Weg, rheinabwärts nach Köln und von dort nach Ham-
bach zum Herzog Wilhelm.
Als einen Erfolg dieser Gesandtschaft, über deren Wirken
uns wieder so gut wie nichts bekannt wird, dürfen wir es wohl
betrachten, dass der Herzog nunmehr die Stadt Düren zur Aus-
lieferung des Heiligthums aufforderte. Freilich ohne Erfolg.
Der Magistrat versicherte am 3. Juni allerdings dem Herzog,
er sei zur Auslieferung bereit gewesen, indessen sei die Reliquie,
als der Schultheiss sie forderte, sofort in die Pfarrkirche ge-
tragen worden. Der Offlziant habe erklärt, er gebe sie nicht
eher heraus, als bis die Sache rechtlich entschieden sei^
') Der Brief Fabris ist datirt: Rom 1501 März 17. Kopieen der beiden
Breven, die der Bamberger Propst Eberhard Radmer für den Kurfürst bei-
gefügt hatte, sind uns in den Akten nicht erhalten. Ich möchte jedoch ver-
niuthen, dass das in der Sammlung von Materialien zur Geschichte Dürens
S. 272 abgedruckte Brcve vom letzten Juni mit dem oben angeführten iden-
tisch ist. Wenigstens enthält das gedruckte Breve keinen Hinweis auf ein
bereits vorher ergangenes und dürfte wohl richtiger mit ultima februarii zu
Satiren sein.
•) Der Herzog weilte öfters in diesen Jahren persönlich in Düren, so
1501 Februars— 5; 1503 April 25; 1504 März 8— 11, Oktober 29, Dezember 29;
1506 Januar 8-9, Februar 4, 7 und 8, März 26, Juni 20 und 28, Oktober 12
(mit 100 Pferden) und 14, Dezember 5 (mit 127 Pferden); 1507 Januar 3— 5
;ilrt Otto R. Redlich
Kbenso vergeblich war es, dass am 24. Juli die in Nürn-
berg versammelten Reichsstände den Herzog und die Dürener
um Rückgabe der Reliquie ersuchten. Die Anziehungskraft des
kostbai^en Heiligthums äusserte sich ja nach allen Seiten und
hatte Düren mit einem Schlage zum gesuchten Wallfahrtsort
gemacht. Hoch und Niedrig strömte herbei, auch die Landes-
mutter fehlte nicht und bezeugte am 2. August 1501 dem
^wirdigen hilligen heiltom** ihre Verehrung ^ Kein Wunder
also, dass die Stadt alles aufbot, um im Besitz der Reliquie
zu bleiben.
Da musste man wohl schliesslich darauf denken, der Stadt
Düren etwas energischer zu Leibe zu gehen. Eine Anregung
dazu ging vom Dekan des St. Stephansstifts, Johann Moller, aus.
Kr schlug vor *, dass zunächst Erzbischof Berthold dem jülicher
Herzog in Nümbei^. falls er dahin käme, eindringliche Vor-
stellungen machen sollte. Erst dann würde man den Prozess
in Rom eroftben können. Ganz im Sinne Mollers scheint der
Mainzer Kurfürst voi^gangen zu sein. Nach verschiedenen
Seiten hin war er bemüht, die Dürener zu isoliren. So z. B. for-
derte er den Landgrafen Wilhelm von Hessen auf. den Dürenem
kein Geleite mehr zu jrewähren, was dieser allerdinsrs in Anbe-
4nicht der zwischen Hessen und Jülich-Berg bestehenden Einung
erst dann zu bewilligen versprich, wenn Dürrii seiD<?r Aulf»»rde-
imi: v^ l^'-.ni'r!. -itA !'.. F-:r.:%r !•> m:' i - K ::. >,*Lif: . Mirz "^ jul 22
»:: K r/liT MixiziÜA"- T- 'i:t Mir^'-.r-h . !>■ • Mü ?: ->. >. w. Nodi
•tiu!iirT l--i-r. wir ••- K»i-'-rW.h Itt L:;.::r-'x. : --Hrrr\j^< rechv? HiüJ
S: aI>- VvrtLA^i:-;::^-. - I>:-i i.w .. »: :v - y ' - -r i>-2v Mi: •>— 1«\
i: - 2-, ••£:;Vr : 2. 2*. :■- i'^:2 ^ii'.r .-. r: -iv :- - : ; :>:- üii 21-23.
7...,." ••_ •* <^«- ■■•. -^•. . J<. -'.j -.-•■i- '• \f . ■? * -J-^ '-". a- ^Q
S:j:;*:n*r"i;r I. ♦ji:obtrr .•. N Trüi-^r :'. :> "^ v.\. > - T: :"•>* Mi: :*. -^ili 10,
AiiTt>: 2«^: '.KT Mi. 4. '11: :. K:l'.- r .-?.: -ir.:?^. : :.- A.t;:.-< r^trrii.»
K:-:-s:iir: . Xi-i .1: :*•- M«-: •. :"•.: Ai-if 2 .. ' .rrf: r>rh:^r
Mir 4 . V -: ♦'•i>:_'ri£-:::i i- : i-.-j.. "»e^irc::' i"^ r.-*;\:- ■ t "^.iv'h5cx
;■ r ViTTL^Tif VT'-'ir'ri ~'.i ""i- ". - * ■ ". "^1. 1 V '*■! ' r«izi.*»-rv 'lü*!
Wxr; ^-i, !:• »j --i- - T : 7- -. i: --^ü ■ Vi-* i izl ^ 'I
•^ :a H.j:-1v.- ..■:■: Jt ; ~*^'i.: y- •:* i" • >- * . • .: • " • . l— ^"^i-e
it' Ai:!»--:-- H :l ::£-:: i'ü-i': LI-"
■ ?r»r: jt .'-^ ii :i? v S: :0:i-«\*-: • - '\ i .}• ', * il IT.
Zur Geschichte der St. Annen-Reliquie in Düren. 319
inainzischen Ansprüchen entgegengekommen war, so hatte sie
sich doch, solange das Recht der einen oder anderen Partei
noch nicht in der feierlichen Form einer Bulle anerkannt war,
volle Handlungsfreiheit vorbehalten. Beiden Parteien musste
alles darauf ankommen, eine solche Anerkennung herbeizuführen.
ITnd das war, wie die Verhältnisse an der Kurie damals lagen,
zum guten Theil eine Geldfrage ^
Während die Dürener Interessen in Rom durch den Priester
Hilbrand v. Wevorden, genannt Bulver, (aus dem bekannten
zu Drove sitzenden Adelsgeschlecht*) wahrgenommen wurden^,
vertraten Valentin Snatz und Johann Buren die Ansprüche des
Mainzer St. Stephansstifts, dem sie als Kanonichen angehörten. Sie
erfreuten sich der besonderen Gunst und Fürsprache des Kar-
dinals Famese* und hofften es durchzusetzen, dass Düren nebst
den Nachbarstädten Köln, Bonn, Lechenich, Neuss und Aachen
mit dem Interdikt belegt würde. Als Schiedsrichter empfahlen
sie den Dekan des St. Mariengradenstifts in Mainz, Johann Jakob
Leyst und erreichten es auch wirklich, dass ihm die Entscheidung
übertragen wurde.
Die ganze Angelegenheit zog sich ausserordentlich in die
Länge. Der Einfluss des Kaisers scheint schliesslich der aus-
schlaggebende Faktor gewesen zu sein. Beide Parteien suchten
Maximilian auf ihre Seite zu ziehen; aber Düren hat dies wohl
besser verstanden, als das Mainzer Kapitel. Maximilian gehörte
zu den eifrigsten Verehrern der hl. Anna und hatte sich 1496
') Vgl. Bresslan, Handbuch der Urkundenlebre (Leipzig 1889) Bd. I,
S. 252.
•) In der Pfarrkirche zu Drove befindet sich ein von Hildebrand von
Wevorden gestiftetes spätgothisches Glasgemälde, welches im unteren Theile
die knioende Figur des Stifters und daneben sein von einem £ngel gehaltenes
Wappen zeigt. Vgl. die Beilage zum Verwaltungsbericbt der Stadt Düren
1888/89, 8. 31 und Schneider in der Zeitschrift für christliche Kunst Bd. III,
S. 202 ff.
*) So berichtet wenigstens Polius, und in der Sammlung von Materialien
etc. wird noch hinzugefügt, dass die Stadt Düren sich urkundlich verpflichtet
habe, die Kosten der Reise und des Prozesses zu tragen. Die mir vorliegenden
Akten enthalten über die Mission Hildebrands im J. 1502 nichts.
*) 1503 April 10 theilt das Mainzer St. Stephanskapitel seinem Ver-
treter Snatz mit, dass 100 Goldgulden für ihn auf das Fuggersche Bankhaus
angewiesen seien, um Herrn Eberhard Kademar und andern Freunden beim
Kardinal Alexander davon Geschenke zu machen. In diesem Brief behauptet
das Kapitel, was von Dürener Seite vorgebracht werde, sei voller Lügen.
Zur Geschichte der St. Annen-Reliquie in Düren. 321
sein, neben ihm wirkten Johann von Brempt und der Kaplan
Pastor Hilbrands, Bernhard Koele. Erst im J. 1506 fiel die
Entscheidung; sie kostete der Stadt Düren nicht weniger als
2700 Goldgulden. Durch Bulle vom 18. März 1506 * entschied
Papst Julius IL, dass alle Prozesse über die Dürener St. Annen-
Reliquie erloschen sein sollten; dem St, Stephansstift zu Mainz
wurde ewiges Stillschweigen auferlegt, während Pastor und
Kaplan, Magistrat und Gemeinde der Stadt Düren vom Bann
befreit wurden. Das St. Annen-Haupt sollte fortan ewiglich
in Düren bleiben^.
„It geeft jederman wonder, dass onse hillige vader die
Paes alsullichen gracie bewesen halt** schrieb Enckenfoirt, als
er der Stadt Düren die Abschrift der Bulle überschickte, die
durch Gottes Hülfe, den Beistand der hl. Mutter St. Anna und
durch Gunst etlicher grosser Herren erlangt worden sei. Das
Original der Bulle befand sich noch in den Händen eines
Kaufmanns Wilh. Peters, der einstweilen die Kosten (1600
Golddukaten) ausgelegt hatte. Mit Seufzen lösten die Dürener
das werthvolle Pergament ein; es hatte sie schon viel mehr als
1600 Golddukaten gekostet.
Die Bulle ist bisher immer ins Jahr 1505 gesetzt worden,
während sie in Wahrheit erst dem folgenden Jahre angehört.
Man rechnete damals in der päpstlichen Kanzlei das Jahr vom
25. März ab, sodass also der 18. März thatsächlich noch ins
Jahr 1505 im Sinne des Florentiner Stjis fiel. Das dritte Jahr
der Regierung Papst Julius IL begann mit dem 26. November
1505. Mithin ist die Datirung ganz korrekt und stylgemäss.
Dass die Bulle indess nach unserer Rechnung nicht ins Jahr
1505 passt, erhellt schon aus der Thatsache, dass die gesamte
auf die Uebersendung der Bulle Bezug nehmende Korrespondenz
dem Jahre 1506 angehört.
>) 8. Beilage. 4.
') Vgl. Hinschius, Das Kirchen recht der Katholiken nnd Protestanten
in Deutschland Bd. IV, 8. 271 f. üher die Befugniss des päpstlichen Stuhles,
die näheren Bestimmtmgen über die Verehrung der Heiligen und ihrer
ReHquien zu treffen. Manche Kanonistcn behaupteten, dass die Reliquien
alfl res sacrae in Niemandes Eigenthum stehen könnten. Dagegen fuhrt
Hinschins u. a. an, dass mehrfach die Rückgabe einer heimlich entfremdeten
Reliquie an die berechtigte Kirche, durch die Päpste unter Androhung von
Kircbenstrafen angeordnet worden sei. (8. 209.)
21
Zur Geschichte der St. Annen-Reliquie in Düren. 323
Käthe am 29. Juni 1513 einen neuen Vertrag ^ zwischen Pastor
Hilbrand und der Stadt Düren aufrichten. Indessen war damit
noch keineswegs voller Friede in Düren hergestellt; vielmehr
trat die zwischen Pfarrer und Stadt herrschende Verstimmung
sehr bald noch greller zu Tage. Zwei Priester, die von der
Stadt mit Vikarien versehen waren, wurden vom Pastor Hilbrand
mit geistlichem Recht verfolgt. Unter Androhung des Bannes
hatte er ihnen verboten Messe zu lesen, weil sie dem Artikel 6 des
Vertrages vom 29. Juni nicht nachgekommen waren und in jeder
Weise dem Pastor Schwierigkeiten gemacht hatten. Der Pastor
untersagte deshalb auch dem Offermann, ihnen die zur Celebrirung
der Messe nothwendigen Gewänder u. s. w. auszuliefern, und
ersuchte den Magistrat, ihn bei jenem Vertrage zu handhaben.
Dieser verweigerte es jedoch, den Pastor zu unterstützen, befahl
vielmehr dem Offermann bei Verlust seines Amtes, jenen Priestern
die Ornamente u. s. w. auszuliefern. Der Pastor hatte in Folge
dessen dem Kölner Dompropst und Archidiakon die Sache über-
geben, der nun die Priester durch seinen Fiskal in den Bann
brachte und der Dürener Gemeinde jeden Verkehr mit den
Gebannten untersagen liess. Wiederholt bemühte sich der Herzog,
auf dringende Eingaben der Stadt, den Pastor dazu zu bringen,
den herzoglichen Käthen die Untersuchung der Angelegenheit
zu übertragen. Dagegen ersuchte der kölner Dompropst (Herzog
Bernhard von Sachsen) den Herzog, ihn nicht in der Ausübung
der geistlichen Jurisdiktion zu hindern.
An ein einträchtiges Verhältniss zwischen Pfarrer und Ge-
meinde war vorläufig nicht zu denken, da gegenseitige Beschwer-
den und Klagen nicht aufhörten. Der Pastor behauptete, seine
Auslagen für den Prozess noch nicht zurückerhalten zu haben; er
klagte, dass die Stadt von dem St. Annen-Opfer bisher nichts
angelegt habe, während er von seinem Drittel zwei Wochen-
niessen gestiftet hatte; er verlangte, dass alle, die mit dem
St. Annen-Opfer zu thun hätten, ihm vereidigt würden und dass
er die Schlüssel bekäme, ja er beschuldigte den Magistrat sogar,
Kirchengeräthe veräussert zu haben. Er sah schliesslich in einer
persönlichen Beschwerdeführung bei der Kurie das einzige Mittel *
*) S. Beüage 5.
*) Anfang Jnli 1514 Hess der Pastor durch seinen Kaplan dem Herzog
vorstellen, dass der Kirche durch die Kontraktbrüchigkeit des Magistrats
Abbrnch geschehe; er ratissc das Recht seiner Kirche verthcidigen, ^ind dat
21*
324 Otto R. Redlich
und Hess sicli davon trotz aller Gegenvorstellungen des Herzogs
nicht mehr zurückhalten. Am 25. September 1514 zeigte er
diesem an, dass er seine Bomreise nicht länger aufschieben
könne, und bezeichnete als seine Vertreter und Bevollmächtigten
in dem Streit mit der Stadt Johann van der Burch, Scholaster
an St. Mariengraden, und Lambert Brake, Kanonich an St.
Andreas zu Köln.
Zu einem Verhör der beiden Parteien vor den herzoglichen
Käthen kam es vorläufig noch immer nicht, doch suchte sich
der Magistrat schriftlich gegen die Anschuldigungen des Pastors
zu vertheidigen. Freilich mit wenig Glück. Denn wenn die
Dürener wirklich den „kleinen silbernen Kelch*", der zu „unbequem*
zur Konsekration gewesen, durch einen „dreimal besseren, ver-
goldeten" ersetzten, begreift man es kaum, dass sie ersteren
verkauften, „um die letzte Bulle St. Annen-Haupts wegen zu
bezahlen**.
Meister Hilbrand blieb ein Jahr und länger noch in Rom.
Im Frühjahr 1515 hörte man in Düren, dass seine dem Papst
vorgebrachte Klage über die Stadt an allen Kirchen in Köln
und ausserhalb Kölns angeschlagen worden sei. Sie war eine
vierfache: 1. die Dürener hätten ihn des Kirchenopfers beraubt;
2. die Kelche aus der „Gerkammer" (Sakristei) ohne sein Wissen
genommen und öffentlich verkauft; 3. in der Kirche ausrufen
lassen, was der Priester auf der Kanzel gesagt habe, sei erlogen ' ;
4. sie bauten neue Altäre in der Kirche ohne seinen Willen und
ihm zum Schaden. Der Dürener Magistrat suchte sich wiederum
in einem Schreiben (vom 11. April 1515) vor dem Herzog zu
is neirgens bequemer, dan uf enden ind steden, dae man einem jecklichen
recht leist wederfaeren**. Ein ziemlich deutlicher Vorwurf gegen den Herzog,
der beständig von Vermittelung redete, aber eine solche doch immer hinausschob,
lieber die einigermassen schwierigen Verhältnisse in den ersten Jahren der
Regierung Herzog Johanns vgl. v on Belo w, Der Streit des Herzogs Johann etc.,
in den Beiträgen zur Geschichte des Niederrheins Bd. IX, S. 76 if.
*) Diese Klage bezog sich auf folgenden Vorfall: der Pastor hatte durch
seinen Kaplan nach der Predigt von der Kanzel herab verkündigen lassen,
die in der Stiftung des Landgrafen von Hessen (vgl. S. 335, Anm. 2) geforderten
Bedingungen seien in der Kirche zu Düren nicht vöUig berücksichtigt worden,
jedoch ohne des Pastors Schuld, dem vielmehr von dem Magistrat die auf die
Stiftung bezüglichen Urkunden vorenthalten würden. Darauf riefen die
„geschworenen Boten '', als der Kaplan die Kanzel verlassen, diese ehren-
rührigen Aeusserungen seien unwahr, das wollten sie vor dem Kölner Erz-
bischof oder dem Herzog beweisen.
Zur Geschichte der St. Annen-Reliquie iu Düren. 825
rechtfertigen und behauptete namentlich, den mit dem Pastor
abgeschlossenen Vertrag erfüllt und zwei Drittel des St. Annen-
Opfers zum Bau der Kirche verwandt zu haben. Er hielt es
für nöthig, die beiden Verträge öffentlich anzuschlagen und rechtlich
gegen den Pastor vorzugehen.
Erst im Spätherbst 1515 begannen die Verhandlungen der
herzoglichen Räthe (Dr. Meinertzhagen, Dr. Peter van Clapis
u. A.) mit den Parteien; man erörterte die gegenseitigen
Forderungen, ohne jedoch den wttnschenswerthen Ausgleich
herbeifuhren zu können. Erst im Beginne des Jahres 1517 kam
es zu einem solchen, nachdem Hilbrand auf des Herzogs Wunsch
aus Rom zurückgekehrt war. Die Verhandlungen fanden unter
dem Vorsitz des Grafen von Waldeck zu Köln statt; sie endeten
mit einer völligen Aussöhnung zwischen dem um die Stadt hoch-
verdienten Pastor Hilbrand und dem Magistrat und ordneten
die Verwaltung des St. Annen-Opfers in der vom Pastor
gewünschten Weiset
Beilagen.
1. Papst Julius IL beauftragt die Pröpste von St. Martin zu Kerpen^
St, Kastor zu Koblenz und B, M, V, zu Wesel mit der Untersuchung der Dürener
Ansprüche auf die St, Ännen^Reliquie, — 1505 März 19. Rom.
Julias etc. Dilectis fiUis preposito sancti Martini Kerpcnsis et saucti
Castoris in Conflnentia ac beate Marie Wcsaliensis, decanis ecclcsiarum Colo-
niensis et Treverenäis diocesis salutem etc. humilibus etc. Exhibita siquidem
nobb naper pro parte dilectomm fiiiorum rectoris vicerectoris sculteti burgi-
m&gistri proconsulum consolnm ac nniversitatis hominnm opidi Düren Colo-
niensis diocesis in hac parte litisconsortum petitio continebat, quod olim
dilectis filiis decano et capitulo ecclesic sancti Steffani Maguntinensis falso
refereotibns dilecto filio Johanni Jacobo Leyst decano ecclesie beate Marie
ad gradus Magantinensis, quem jadicem super hoc competentem esse dicebant,
quod certum caput, quod sancte Anne genitricis beate Marie virginis esse et
in eonim ecclesiam aüquamdiu couscryatum et ad parrochialem ecclesiam dicti
opidi dilatum fuisset. Quodqueprefatiiitisconsortes ipsum caput prefatis decano
et capitulo restitnere deberent idem Jo. Jacobus decanns ad falsam relationem
hniasmodi nnUa super relatis ipsis cognitione previa et quamquam .sibi de illis
alias noo constaret prout nee constare poterat saltem legitime illa non essent
Dotoria neque vera ex arrupto et de facto procedens oosdem litisconsortes caput
*) S. Beilagen 6 und 7.
326 Otto E. Redlich
prcdictum prefatis decano et capitulo infra certum tunc expressum terminnm
restitaerent snb excommunicationis et certis aliis sententiis, censuris et penls
ecciesiasticis etiam pecaniariis per certas eins literas inter alia monuit et man-
davit eisdem, unde pro parte ipsornm litisconsortam sententiam exinde indebite
se gravari fuit ad sedem apostolicam appellatum. Sed ipse Jo. Jacobns decanus
appellationem huiusmodi, cnius uon erat iguarns et infra cuios prosecationis tem-
pus, de quo non modicmn supererat dicti litis consortis ad hnc tunc existebant
contempta eosdem litisconsortes, sententias, ceusuras et penas huinsmodi in-
currisse declaravit quamvis de facto et temere attemptando. Sed ipsi litis-
consortes legittimo ut asserunt impedimento detenti appellationem buiusmodi
forsan non fecerunt infra tempus debitum prosequti. Quare pro parte eoran-
dem litisconsortum nobis fuit bnmiliter supplicatum, ut eosdem litisconsortes
ac singulares personas dicte universitatis a predictis et quibusvis aliis eccie-
siasticis sententiis censuris et penis in eos et eorum singulos per ipsum Jo.
Jacobum decanum et quoscumque alios judices et personas premissorum
occasione forsan promulgatis ad cautelam absolvi mandare necnon lapsu
temporis non obstante appellationum predietarum ac post et contra illam
forsan atteroptatorum et innovatorum quorumcumque nullitatis quam monitionis
et mandati excommunicationis et aliarum summarum censurarum et penarum
ac declaratiouis buiusmodi necnon omnium et singulorum aliorum per ipsum
Jo. Jacobum decanum et quoscumque alios judices et personas in ipsorum
litisconsortum et eorum cuiuslibet previdendum circa premissa quemlibet
gestarum Qausas aliquibus probis viris in partibus illis committerc alias quam in
premissis oportunum providere de benignitate apostolica dignaremur. Nos
igitur supplicationibus buiusmodi inclinati discretioni vestre per apostolica
scripta mandamus, quatenus vos vel duos aut unus vestrum vocans dicto
decano et capitulo et aliis, qui fuerunt evocandi eisdem litisconsortibus et
singularibus personis universitatis hominum et eonim cuilibet si hoc humiliter
petierunt recepta tamon prius ab eis cautione idonea super eo, quo excom-
municati et censuris buiusmodi irretiti forsan habentur. Quod si excommuni-
cationis et alias summas ceusuras ot penas predictus vobis constiterit in eos
fore juste latas nostris et ecclesie maudatis parebunt, a predictis et qui-
busvis aliis ecciesiasticis seutenciis censuris et penis huiusniudi absolutionis
beneficiura ad cautelam si et prout justum fuerit auctoritate nostra hac vice
durotaxat impendatis super aliis vero si quod de impedimento buiusmodi
propouitur veritate fulcitur et auditis bincinde propositis etiam de negotio
principah buiusmodi cognoscendum legittime quod justum fuit appellatione
rcmotu decernatis facientes, quod dure rectius per censuram ecclesiasticam
firmiter observari. Testes non obstante lapsu temporis huiusmodo ac fere Boni-
faeii pape VIII. predeccssoris nostri, qua inter alia cavetur, nequis extra
suam civitatem ot diocesim nisi in certis exceptLs casibus et in illis ultra
unam dietam a fine sue diocesis ad Judicium evocetur, seu ne judices ab
eadem sede deputati extra civitatem ot diocesim in quibus deputati fuerunt
contra quoscumque procedere ac alii vol aliis vices suas committere presu-
Zur Geschichte der St. Anuen-Reliquie in Düren. 327
mant dammodo ultra dietas aliquis auctoritate presentum non trahatur et
aliis apostolicis constitutionihus contrariis quibuscnmqne ant si eisdem decano
et capitulo Tel quibusvis aliis communiter vel divisim ab eadem sit sedc
indaltiim, qaod interdici suspendi vel excommuDicari seu extra vel ultra certa
loca ad Judicium trahi non possuut per literas apostolicas non faciendum
plenam et expressam ac de vcrbo ad verbum de indulto huiusmodi mentionem.
Datum Rome apud sanctum Petrum anno incamatonis dominice mille-
aimo quingentesimo quinto quartodecimo kalendis aprilis anno secundo.
St€uU9'Ärchiv Düsseldorf. Jülich^Berg^ Litt. E. 15. Kopie, angefertigt
von Joh, Buren für Dekan und Kapitel des Mainzer Stephansstifts.
2. Joh, Buren an Gelfricus Swynde, Vikar der St. Stephans-Kirche zu
Mainz, — 1505 April 8. Born,
S. d. p. amice singularia. Adversarii Durenses in causa reliquiarum sancte
Anne obtinuerunt in ultima cancellaria ante festa paschalia quandam bullam
satis soreptiTam prout ex illius (sie !) apertissime claret. Temptavimus obtinere
aliam et quod committeretur in partibus cancellarie (contrarium) sureptionis ante-
dicte bulle. Sed quia pastor erat presens in curia prout novistis quod contra pre-
sentem in curia non conceditur rescriptum ad partes ideoque fecimus committi
causam huiusmodi in rota ex consilio quam plurimorum fidedignorum procura-
torum et adTOcatorum, semper cum adversarii nos involvissent cum appol-
lationibus et rescriptis ita quod nunquam fuisset finis. Kogo igitur qui estis
expers practico curie Romane consulite ac dicite ordinem pro honore ecclesie
vestre, ut citaciones debite exequantur tarn contra iudices inibi nominatos
quam etiam adversarios Durenses. Quod si forsan adversarii essent absoluti
quantotius remittatis executiones citationum et proccssum habitum in partibus
eorum d. Jo. Jacobi Leyst ut constet eos iuste excommunicatos adeo quod
reintrudantur in pristinas censuras. Misimus duplicatam citationem. ut unani
mitteretis contra judices exequendam et aliam contra adversarios; pcrsuaderem
etiam, quatenus possibile forct, execucio fieret contra adversarios in opido
Düren et in personas adversariorum saltem principalium, avisavi dominum
scolasticnm successive tribus vicibus, sed nullum hacteuus habui rcsponsum.
Item ante cariam mittatis processum habitum in partibus non obstantibus
etiam futnris vacantiis quia obtincbimus comraissionem quod procedatur feriis
nouobstantibus que de facili conceditur propter censuras. Et feliciter valete.
Rome 1505 die viij mensis aprilis.
vester Jo. Buren.
Rogo dicatis domino Jo. Russ et Wernhero de Buren ac aliis amicis,
qualiter habui literas eorum datas Franckfordie 21. martii et 26., sed Ulis
rettpoudere non potui propter celeritatem huius negotii.
SiaatS'Archiv Dünseldorf. Jülich-Berg, Litt. E. 15. Original Papier.
Sehr unleserlich.
328 Otto E. Kedlich
3, Joh, Buren an Dr. Petrus Swaby Scholaster und Kattoniktts bei
St, Stephan zu Mainz, — 1505 Mai 13, Rom,
Post commendatioDcm salutem. Yenerabilis vir ac domine observande.
Adversarii Darenses iterum instantissime laboraut super perpetno silentio
nobis imponendo in causa reliquiarum s. Anne. Et quia hactenus nichil obtinere
potuerunt, intentum eorum mitigarunt videlicet quod absolverentur cum rein-
eidentja ad 6 menses sub spe, quod Interim nobiscum concordarent. Et dubito
multum, quod absolutionem buiusmodi obtinebunt. Nichilominus fortiter resiste-
mus et spero, quod inaniter laborabunt. Et quia incboata est causa super
sureptionem istarum literarum pro adversariis obtentarum, quarum copiam
dudum Yobis misi, mitto Tobis hie litteras compulsoriales generales, ut illamm
Yigore valeatis extrahere jura si que saltem babetis, que possent conducere
cause ut puto antiqua privilegia circa buismodi reliquias concessa. Et si illa
Yolueritis extrabere yigore compulsorialinm buiusmodi debetis illa extrahere
coram domino decano ecclesie sancti Petri extra muros Maguntinenses in eccle^ia
Maguntinensi et citare partes adyersas ad tabulas ecclesie Maguntinensis
ad videudum jurare testimonium super recognitione illorum jurium etc.
prout est stilus. Item si velletis Colonie extrahere jura debetis hoc faccrc
coram scolastico ecclesie sancti Gereonis Coloniensis in ecclesia sancti Gereo-
nis et partes adversas similiter citare per edictum. item si in Confluentlis
coram domino decano s. Florini et in ecclesia sancti Florini; in hiis degeren-
tibus attendere, ut semper pars ad versa per edictum citetur coram dictis
judicibus quicquid feceritis. Item vellerous quod mitteretis instrumentum
suum declarationis in forma autentica cum subscriptione notarii et exe-
cntionem a tergo; item instrumentum aliarum censurarum etiam in publica
forma et executiones similiter a tergo, ut illa produceremus in causa surep-
tionis pro verificatione commissionis uostrao alias possent obtinere contra
nos summam ubsolutoriam etiam ad illum effcctum, quod antedictas ccn-
suras facercmus insinuari rectori et vicereetori, qui sunt hie presentes in
curia. Preterea vellemus, quod mitteretis totum processnm habitum in par-
tibus cum sigillo judicis et subscriptione notarii, ut si forsan tempore pro-
cedente necessarium esset illum etiam produceremus. Multum placuit domi-
nis referendariis quando ultimo inforraamus contra adversarios quod causa
super sureptionem pendebat in rota non cum tarn faciliter ipsa imponet
silentium liti pendenti in rota in vera justificatione; bec que scribo ad man-
datnm domini Alexandri deBononia et etiam domini Valentini Suatz facio. Indaltum .
illud, pro quo domini nostri de capitulo sepius scripserunt, obtinere uon valeo.
Dedi illud signandum diversis vicibus etiam domino Valentino ipsam enim rem
sie tarn faciliter dirogat privilegiis concessis communitatibus nisi forsan esset
in una causa dumtaxat quam quis contra unum de communitate moYere in-
traderct alia non occurrunt. Et feliciter Yalete michi.
Precipitus Rome, 1505 die 13. mensis tiaii.
Senritor Jo. Buren.
Staatü'Archiv DUstfeldorf, JüHch-Berg, LiH. E, 15, Or,
Zur Geschichte der St. Annen-Reliquie in Düren. 329
4. Biifle des Papstes Julius IL über die Aufbewahrung der St Annen-
Reliquie in Düren. 1506 März 18. Rom.
Siaats-Archiv Düsseldorf. Jülich-Berg, Geistl. S. 189. Originaldruck.
D = coli, mit der im Dürener Stadt-Archir befindlichen Hs, des Polius,
Vindiciae antiquitatum Marcoduri, p. 205 ff., welche der in der Sammlung von
Materialien etc. S. 273 ff. gegebenen deutschen Uebersetzung zu Grunde liegt.
Julius episcopus servus servorum dei ad perpetüam rei memoriam. Alti-
tado divini consilii, sine cuius intuitn * follum arhoris non movetur, unigeniti ^
sni domiui nostri Jesu Christi beatum Petruni apostolorum principem vicariura
constituit in terris curam pastoralis oyilis sibi committendo. ünde nos eins-
dem beati Petri meritis licet imparibus successores effecti ad singnlas oves
nobis commissas quantum cum deo possumus dirigentes nostre considerationis
intuitum in bis potissimum, per quae Christi fidelium devotio augeatur ac
sancti dei in ea qua convcnit devotione et veneratione° conserventur ac
scandalis ne eveniant obvietur libenter inteudimus ac prout in domino expedire
conspicimus officii nostri partes favorabiliter impartimur. Saue sicut fidedig-
norom relatione percepimus, cum caput sancte Anne matris gloriosissime **
virginis Marie matris domini nostri Jesu Christi in ecclesia sancti Stephani
Magantinensis non tarnen cum talibus honore et reverentia prout conveniebat
diu conservatnm fuisset, quidam laicus murator, ut verisimile est, divina
inspiratione motus dictum caput de dicta ecclesia sancti Stephani (clenodiis
tamen* seu illius ornamentis appendentibus depositis et ibidem dimissis)
secrete abstulit cogitans illud transportare ad monasterium sancti Cornelii
Indensis Coloniensis diocesis, in quo cum debitis' honore et reverentia con-
serraretur. Cunque dictum caput ad domum matris sue portasset, ut deli-
beraret, in qua ecclesia honorifice locari"^ posset et mater sua*" intelligens
reliquias detulisse ei persuasisset, ut illas ad locum a quo abstulerat repor-
taret, idem murator caput accipiens ad domum fratrum minorum de obser-
vantia nuncnpatorum oppidi Durensis dicte Coloniensis diocesis portayit.
Cunque dilecti filii decanus et capitulum dicte ecclesie sancti Stephani intcl-
lexissent dictum caput de eorum ecclesia ad dictam domum fratrum mino-
rum' delatum fuisset^ et certum laicum conversum Carthusiensis ordinis ad
domum fratrum minorum huiusmodi transmisissent ad reportandum dictum
Caput ad eorum ecclesiam, dictusque conversus caput huiusmodi a dictis
fratribns recepisset, et cum eodem ad quandam* tabernam dicti oppidi
Durensis causa corpus suum reficiendi se contulisset, dilecti filii oppidani
dicti oppidi Durensis" intelligentes, reliquias huiusmodi furtim** fuisse abla-
tas^ easdem arrestari fecemnt et deindei" ad parrochialem ecclesiam dicti
oppidi Durensis portamut. Cunque in dicto oppido et locis circumvicinis divul-
gatum foret dictum caput sancte Anne in eadem ecclesia parrochiali repo-
•) D: nutti. »») D: tuld. filii. «) D: reverentia. «>) D: glorioeae. •) D: ono. «) D:
a«bito. f) D: coUocRii. »») om. I). ») D: add. de observantU. ^) om. D. »; D: in qaendam.
■»; D: om. causa — Darensis. «) D: t'urto. *>; D: aublaUis. P) D: inde.
53<) Otto K. Redlich
tfitam eiwe, populi moltitudo divina inspirationc (ut pie credendam est) mota
magna cum devotione ad djctam ecclesiam parrochialem dicti oppidi* con-
flnxit caiL»a venerandi dictum capnt. Et cum aliqnamdiu dictum capat cum
maxima reverentia et devotione ibidem conservatom foretj et quotidie maior
popcüi coocomu ad ipsam parrochialem ecclesiam fieret mnltisqne miracalis
elaresceret et populi devotio et concarsns quotidie** augerentur^, decanos et
capitulnm prefati ' egreferentes quod huiusmodi reliquie de eorum ecclesia, in
qua iamdiu antea licet cum honore et reTerentia non debitis conservate
fuerant, in tam pia devotione et veneratione apud populum haberentur, post-
quam in dicta parrochiali ecclesia honorifice collocate fuerant, dilectos filios
rectorem seu vicerectorem dicte parrochialis ecclesie ac scultetum proconsules
consules scabinos et universitatem huiusmodi oppidi super restitutione die-
tarum reliquiarum coram diversis judicibus etiam secularibus multipliciter
molestare et inquietare ac demum snb gravibus etiam excommunicationis
maioris ac privationis beneficiorum et officiorum necnon interdicti et pecunia-
mra penis, quas ipso facto incurrerent, nisi infra certum terminum tunc
czpressum per certum judicem a sede apostolica delegatum sive subdelegatum
in civitate Maguntinensi * residentem moneri et requiri fecerunt, ut dictum
Caput restituerent. A quibus monitione et requisitionc licet pro parte rec-
toris sive vicerectoris sculteti proconsulum consulum scabinorum et univer-
sitatis prcdictorum infra eundem terminum ad felicis recordationis Alexan-
drum papam' sextum predecessorem nostrum sive sedem predictam ex
eo, quod ipsis ad civitatcm Maguntinensem predictam, in qua dictus judex
delegatus sive subdelegatus residebat, tutus non patebat accessus appel-
latum appellatioque huiusmodi dicto judice«^ delegato vel subdelegato insi-
nuata fuisset. Nihilominus dictus judex rectorem sive vicerectorem, scul-
tetum, proconsules, consules, scabinos^ et universitatem predictos excom-
municationis sentcntiam aliasque censuras et penas predictas incurrisse ut
etiam accepimus declaravit ac contra eos ad censurarum et penarum premis-
sarum aggravatiouem et reaggravationem ac interdicti appositionem et brachii
secularis invocationem processit ipsosque rectorem sive vicerectorem, scul-
tetum, proconsules, consules, scabinos, universitatem uc illius singulares per-
sonas ut excommunicatos ' interdictos^ ac huiusmodi censuris innodatos^ in
diversis locis publicari mandavit et fecit. Nos igitur attendentes, quod Cor-
pora et reliquie sanctorum juxta dlspositionem divinam ^epissime de locis
ad loca transportata fuerunt et Eomanus pontifex pro eins arbitrio illa de
loco ad locum transferre et collocare vel transferri facere potest prout pro
lidei devotione ac populorum pia affcctione et frequentia ac maiori Christiane
roligionis cultu expedire conspicit ac fidedignorum et multorum habet relatio,
Caput predictum licet in dicta" ecclesia sancti Stcphani multis annis conser-
vatum fuisset, tamen miraculis non damit, quod** forsan inibi minus hono-
•) D: add. DurensiB. ^) D: om. quotidie. c) D: augeretur. ^) D: prefSfttae ecolesiae-
•) D: Mog^ntiae. 0 D: om. papam. e) D: judicL »>) X). om. scabinos. *) D: exooxnmuui
oatas. ^) D: interdiotas. ») D: insodatas. «) D: praedioia. ») D: quia.
Zur GeschJchte der St. Annen-Reliquie in Düren. 331
*
rifice et ea qua decuit^ devotioue non habebatur ac quamprimum ad dictam
parrochialem ecclesiam delatum fuit. Magnus populi concursus non sine
dirina inspiratione (ut pie creditur) fuit et est ad illud vencrandum. Quod-
qae propter maximam devotionem populi non sine scandalo ab eadem par-
rochiali ecclesia, in quam divinitus postremo coHocatum fore censendum est,
amoreri non posset^, ac cupientes quantum possumus scandalis ne eveniant
obTiare dcvotionernque populi conservare et augere; considerantes quoque,
qaod ipse reliquie ex sui natura in nullius bonis existunt, motu proprio non
ad alicuJus nobis super hoc oblate petitionis instantiam, sed de nostra mera
deliberatione et ex certa scientia necnon consideratione charissiml in Christo °
Üüi nostri Maximiliani Romanorum regis ülustriSf sub cuins impcrio dictum
oppidum Durense situm est, et quod alias nobis super hoc^ sepius instanter
scripsit, statum litis et cause seu causarum super restitutione sive repetltione
capitis ac declaratione incursus censurarum huiusmodi seu ab eis dependen-
tibns coram quibuscumque judicibus seu auditoribus etiam causarum palatii
apostolici tam in Romana curia quam extra eam per nos seu etiam per dic-
tum predecessorem Tel sedem predictam delegatis seu subdelegatis penden-
timn ac huiusmodi causam seu causas prosequentium nomina cognomina**
et qualitates seu conditiones' presentibus pro sufficienter expressis habentes
ac illas ad nos harum^ serie advocantes et litcm ac causas huiusmodi peni-
tos extinguentes eisdemque^ decano et capitulo super restitutione capitis
baiusmodi et aliis omnibns premissis perpetuum silentium imponentes ac rec-
torem, Ticerectorem, scultetum, proconsules, consules, scabinos, universitatem
predictos et eorum singulos ab excommunicationis suspensionis et interdicti
aliisque ecclesiasticis sententiis, censuris et penis supradictis, si quibus forsan
premissorum occasione quomodolibet innodati existunt. etiamsi illas per
qnattuor menses aut etiam per annum continuum et quantocunque tempore
irastinuerint seu in illis insorduerint auctoritate apostolica harum serie ab-
solyimus ac interdictum ecclesiasticum, cui forsan parrochialis ecclesia et
oppidum predicta aut alia loca quaecunque premissorum occasione quomodo-
libet Bupposita fuerunt, relaxamus. Ac eadem auctoritate statuimus, decer-
nimus et declaramus «c Tolumus dictum caput sancte Anne in prcfata par-
rochiali ecclesia dicti oppidi Durensis decetero ut inceptum est honorifice
perpetuo conservari et nullatenus inde amoveri debere aut etiam per dictos
decanum et capitulum repeti posse, mandantes etiam eisdem decano et capitulo
dicte ecciesie sancti Stephan! etiam' sub snspensione '^ a divinis et interdicti
eeclesiastici ac excommunicationis sententie penis, quas singulares persona»
eorum si contrafecerint eo ipso incurrere volumus. Ne de cetcro eosdem rec-
torem, vicerectorem dicte parrochialis ecclesie, scultetum, consules, procon-
sules, scabinos et universitatem oppidi huiusmodi super restitutione sive
repetitione dicti capitis seu ipsius occasione quovismodo vcl causa molestare
•) D: debuit. •>; I): potult. o) D: domino. <>) D: om. hoc. «•) D: om. cogoomina.
f} D: iwld. in. f) D: hac. *>) D: om. qne. ') D: om. otuun. ^) D: siispenBionis.
834 Otto B. Redlich
Damit sollen alle MissheUigkeüen zwischen Pastor und Magistrat bei-
gelegt sein. Nur hat der Pastor noch einen Monat Bedenkzeit genommen
seines Gewissens halber in beireff der Bestimmung, dass er sein Leben lang
den dritten Theil des Opfers erhalten soll, während seine Nachfolger nur den
vierten Theil bekommen sollen^.
Der Vertrag ist doppelt ausgefertigt, von Herzog Johann besiegelt und
jeder Partei in einem Exemplar übergeben worden.
„Oeschiet ind geziechent zu Guilge uf sent Peter ind Pauwels dach
apostolorom anno etc. 5° ind 13.**
StaatS'Archiv Düsseldorf, Jülich-Berg, Litt. E. 16, Cpt,
6, Forderungen der Stadt Düren an Pastor Hilbrand von Wevorden
(beim Verhör vor den herzoglichen Ruthen) c. 1516\17,
1. Die Abgaben an den Kaplan für Kindtau feft sind höher als früher,
veranlassen Klagen der Bürger, 2. desgl, für „frauen inzoleiden**. 3. desgl,
für Verkündigung der „bniloften" (Hochzeiten)*. 4. Die ünverheiratheten,
welche „gesentt werden**, müssen auch mehr als früher gewöhnlich geben*.
5. Der Kaplan nehme viel „ungewoenliche nnw vonde mit den testamenten**
vor, 6. Etliche Bürger, die „ire missen in de kirche bestedichet haven ind
die beguet, ind seulden daebeneven gern ire Ornamenten darzo yerordenen
ind geven, wanne die bi der missen bleveu ind der priester, die miss bediende,
sich vur deme elter, de missen geschein, uiss ind ain doin moechte**; das sei
ihm ja nicht hinderlich oder schädlich. 7. Etliche Priester, Söhne von Bürgertt,
werden ungebührlich gehalten mit den Präsentien; „die pügrom herkomen gern
missen gelesen betten, geven ire gelt uiss^ ind die genc, dan die missen doin,
krigen dairvan, wat die geue willen, dat gelt entfangen haint; ind dat wirt
doch uislendigen priesteren, itzt hie sint in der kirchen, mehe gcgont ind
gegeven ind unser mitburger klndcr misgont". 8. Vikarien und andere Priester
halten sich ungebührlich in der Kirche mit Metten etc. 9. U. L. F. Lob vor
dem Marienbilde inmittm der Kirche soll wieder gesungen werden, 10. Die
Predigt soll vor der hohen Messe stattfinden. 11. Die PHmissarien sollen wie
früher dem Pastor ein Bonnet geben. 12. Beklagen sich, dass der Pastor die
Stümpfe der Wachskerzen an sich nimmt.
Staats- Archiv Düsseldorf. Jülich -Berg, Litt. E. 16. Gleichzeitige
Niederschrift.
<) 1513 August 1 (uf sent Peters dach ad vincula) erklärte der Pastor dem Herzogt
er möge ihm den Punkt erlassen „antroffen also daeue vorderonge ind anlangen u. f. g.
uudersaissen die van Dniren zo Borne erlanget itzont an dem rechten des eirwerdigen
fnrsten ind heren erzbisohof ko Ck>llen beweil gedain ind gescheit isf.
*) „In den vurschr. punten weiss der pastoir nit, dat er eit anders dan aa he dat
van alders gefonden, gehalden hait."
■) „Up dese vurschr. sachon spricht der pastoir, he en held losledige loide der-
halven nit froemlich, mögen wail van emo komen mit einre fleschen win« of derglichen.
dan de giene van jairen zo jairen beherden, der mach er nit so siecht driven laiasen."
Zur Geschichte der St. Annen-Reliquie in Btlren. 335
7. Vergleich zwischen dem Pastor und der Stadt Düren, durch die
Räthe d€s Herzogs Johann aufgerichtet, — 1517 CJeve,
Auf des Herzogs Wunsch ist der Pastor von Rom zurückgekehrt , Die
Verhandlungen haben darauf in Köln unter der Leitung des herzoglichen
SiatthalterSf Graf Philipp von Waldeck, ihren Anfang genommen. Der Her-
zog erklärt, dass er nach dem Verhör der gegenseitigen Ansprüche allen
Zwist beilegen will, wie es ihm als Landesfürst und Patron geziemt. Beide
Parteien erklärten, die aufgerichteten Verträge strikt halten zu wollen. Würden
je wieder Missver stand nisfe vorkommen, so sollen sich beide Theile an den
Herzog oder dessen Nachfolger wenden.
L>er Magistrat soll im Beisein des Pastors Rechetischaft ablegen über
das seit dem ersten Vertrag eingenommene Opfer; das soll geschehen Montag
nach Cantate (Mai 11.) im Dürener Pastorat. In jedem Jahr soll auf den
genannten Termin weitere Rechenschaft erfolgen. Der Herzog wird dazu
seine Räthe schicken, tvünscht jedoch jedesmal vom Magistrat daran erinnert
zu werden, lieber diese Rechenschaft soll der Magistrat dem Pastor „geware
conterboiche ind registeren oevergeven". Die Theilung des Opfers und die
Ueberlieferung soll allezeit im Pastorat geschehen. Diejenigen, welche das
Opfer einnehmen, sollen dem Pastor und dem Roth vereidigt werden und
zwar soll der Pastor einen Geistlichen, der Roth einen Weltlichen dazu ver-
ordnen.
Alle Vikarien und Priester, femer Schulmeister, Off ermann und alle
der Kirche Verwandten sollen ^in allen behoerligen Sachen dem pastoir ge-
boirsam sin, doch hieinne oissbehalden dem raide unser stat Duiren Ire ge-
rechticheit, oevonge ind gebmiche, we snlchs vur ankompst des hiigen hilthombs
zo Duiren derhalven alda geweist ist**.
Der Opferstock am Gasthaus soll beseitigt und kein neuer ohne Willen
des Pastors aufgerichtet werden '.
Der Revers, den die Stadt dem Pastor gegeben hat „belangen sulche
ordenancie unser liever frauwen gezide zo lesen ind zo singen, personen darzo
zo ordineren ind sulch gelt, as der hoegeboren fürst unse lieve oeheme laut-
graif zo Hessen etc. selige zo Duiren der heiiger frauwen sent Annen zo
eren zo verordent ind gegeven gehadt**, soll genau gehalten werden*. Was
zu diesem Zweck gestiftet ist und noch gestiftet wird, soll dem Pastor vom
Magistrat mitgetheilt werden, damit darin nichts ohne ihn gehandelt werde.
Hinsichtlich der wegen der beiden Priester Joh. Barss und Thys Bartschere
*) Am 21. Januar 1517, Cleve, befahl der Herzog dem SohultheiM zu Dtiren, G^r-
hart van Querheim, den Opferatock sca beseitigen. (Ebenda, Cpt.)
*) Ueber die Stiftung des Landgrafen Wilhelm von JtÜioh 1511 vgl. Bonn,
Bumpel und Fisohbaoh a. a. O. S. 'JSß. In einem undatirten Schreiben an den
Heraog klagt« Pastor Hilbrand über die Nachlässigkeit der vier aus der Stiftung des
Landgrafen ordinirten Priester. Da die Stiltang sich immer vermehre und er doch
•einer dem Landgrafen gegebenen Verschreibang nicht genug zu thun vermöge, dränge
ihn sein Qewiasen dazu, den Dienst ganz aufzuschreiben und vorzuschlagen, die Mittel
einmn andern Ort zuzuwenden.
386 Otto R. Eedlich, Zur Geschichte der St. Annen-Eeliqaie in Düren.
entstandenen Streitigkeiten erklärt der Herzog, dass Barss bei den ^irei
Messen ungehindert bleiben soll „in maissen der pastoir inne damit investeirt
halt**; ebenso soll Thys bei dem Officium ü. L. F, bleiben. Was die beiden
Priester in diesem Streit atisgegeben haben, dafür soll einer dem andern fticht
verpflichtet sein.
Alle Prozesse zwischen den Parteien sollen erloschen und keine der ander»*
der Kosten wegen verpflichtet sein. Ein freundliches Verhältnis^ soll fortan
zwischen Pastor utid Stadt herrschen.
Der Herzog verspricht zum Schluss, beide Parteien bei dem Vertrag
zu handhaben und event. gegen die übertretetide einzuschreiten.
Staate-Archiv Düsseldorf JüUch-Berg, Litt. E. 16. Cpt.
Nachtrag zu dem im 15. Bande Seite 236 ff.
dieser Zeitschrift ahgedruckten
Aufsätze üher die Aachener Stemzunft.
Von Theodor Oppenhoff.
Herr Major E. v. Oidtman zu Spandau hatte die grosse
Freundlichkeit, mir aus dem reichen Schatze seiner gene-
alogischen und heraldischen Kenntnisse Mittheilungen zukommen
zu lassen, welche das in obigem Aufsatze über die Familien
der Sternherren Gesagte wesentlich vervollständigen, theil-
weise auch berichtigen. In gleicher Weise war Herr Eberhard
V. Ciaer vom Burghause Vilich bei Bonn so gütig, Einzelnes zur
Vervollständigung jenes Aufsatzes zu meiner Verfügung zu stellen.
Aeussere Umstände haben es herbeigeführt, dass ich erst jetzt
dazu komme, das auf solche Weise mir gebotene Material, unter
jedesmaliger Benennung des Beitragenden und vermehrt durch
wenige Notizen von meiner Seite, der Oeflfentlichkeit zu übergeben.
Indem ich Solches thue, benutze ich gleichzeitig die Gelegenheit,
den genannten Herren auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten
Dank wiederholt zum Ausdruck zu bringen.
Zu S. 241, Z. 14. Ein Gegenstück zu dem a. a. 0. erwähnten
Festessen bildet das Mahl, welches gemäss z^ei Weisthümem
aus dem 14. bezw. 15. Jahrh. (Grimm, Weisth. Bd. II, S. 778)
der Abt zu Kornelimünster den Montjoier Förstern geben musste,
und welches dem Herrn E. Pauls den Stoff zu einer interessanten,
in dieser Zeitschrift Bd. I, S. 235 ff. mitgetheilten Abhandlung
geliefert hat. Doch dürfte letzterem insofern nicht beizupflichten
sein, als er unter „beren", welche mit Käse den sechsten Gang
des Mahles bildeten. Beeren, z. B. getrocknete Weinbeeren
versteht, indem hier augenscheinlich Birnen, wohl die so beliebten
Mfinsterbimen gemeint sind ^ Unter dem Viertel einer „vorssen",
*) VgL Teuthonista (des Gerh. van der Schueren) s. v. bere, pere
(piram), Niederrheinische Annalen Heft 54, S. 10 (beren ind nasse) und das
22
838 Theodor Oppenhoff
welches das jüngere obiger Weisthümer als siebente (letzte)
Schüssel für je zwei Personen auflführt, ist anscheinend das
Viertel eines Frosches zu verstehen. Das Auftischen eines
ungeniessbaren, ja Ekel erregenden Gegenstandes war offenbar
ein derber Scherz, welcher zum Zeichen dienen sollte, dass
nunmehr das Essen beendet sei und das eigentliche Trinkgelage
seinen Anfang nehme.
Zu S. 253, Z. 24. ,,gefeilt'' (gefällt) für ,, verfällt" ist einer der
nicht seltenen Fälle, wo in Folge dessen, dass die Präfixe ehedem
noch keine scharf ausgeprägte Bedeutung hatten, Wörter in
einem völlig anderen Sinne sich angewandt finden, als er ganz
gleichlautenden Wörtern gegenwärtig beiwohnt. Ein charakte-
ristisches Beispiel dieser Art liefern die „Cölner Chroniken",
indem dort^ bescheiden für verscheiden, sterben gebraucht ist.
Gewöhnlich bedeutet bescheiden jedoch in der älteren Sprache
entscheiden. Das Hauptwort Bescheit ist daher ursprünglich
meist synonym mit Entscheid, gerichtlicher Entscheidung,
Rechtsspruch, hat dann aber den abstrakten Begriff Recht
angenommen, und es ist letztere Bedeutung nicht allein die
anscheinend vorherrschende, sondern auch vielfach die für die
Familie des Wortes massgebende geworden. Belege: „van eren
ind bescheitz wegen"* (von Ehren- und Rechtswegen); „weder
got, weder ere ind alle bescheit" ^ (wider Gott, wider Ehre
und alles Recht); „mit Bescheide ind mit geynreleye unrechte
halden"*; „mit bescheide" (merito)^; „sowat uns mit eren ind
bescheide geboerde" ^; „as verre wir dat mit eren ind bescheide
doen moegen"^; „bescheit doin" ® (Recht widerfahren lassen).
Aachener Volkslied „Schöttel der B6m, dann fallen de Beren, Mädcbe, halt
dat Schtteschen op", dessen anmuthige Melodie sich in der Oper „Robert der
Teufel ** und zwar in der Arie „Ach, das Gold ist nur Chimäre etc.", minde-
stens theilweise, verwerthet findet. Gemäss einer Mittheilung von beachtungs-
werther Seite verschaffte dem Komponisten, Meyerbeer, während er in Aachen
weilte, der damalige Inhaber des Hotel du Dragon d*or, David, einer der
bedeutendsten Musikdilettanten, die Melodie des erwähnten Volksliedes.
») Chron. Bd. I, S. 380.
*) Ennen (Ennen und Eckertz, bezw. Ennen, Quellen zur Geschichte
der Stadt Cöhi) Bd. V, S. 512 f., 568.
*) Chron. Bd. I, S. 340.
*) Ennen, Bd. V, S. 162.
*) a. a. 0. Bd. V, S. 41, 287; Bd. IV, S. 665; Chron. Bd. I, S. 380.
•) Chron. Bd. I, S. 838.
») Ennen, Bd. V, 8. Iö2.
*) AGV. (Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins) Bd. IX, S. 124.
Nachtrag zu dem Aufsatze über die Aachener Sternzunft. 339
Mit Rücksicht auf die ausserordentliche Vorliebe der älteren
Zeit für Tautologien kann es nicht befremden, dient es vielmehr
zur Bestätigung des Gesagten, wenn sich Recht und Bescheit
nebeneinandergestellt finden, so z. B. in der Redensart: „recht
ind bescheit zu gheven ind zu neymen" ^ In der Bedeutung
von Recht hat bescheit denn auch eine Negative: ünbescheit,
oder, da n vor einem b gerne in m übergeht, Umbescheit;
dieses bedeutet mithin das Gegentheil von Recht, d. h. Unrecht
und speziell Gewalt. „Umbescheit an sy keren^ ^ heisst: Unrecht,
Gewalt gegen sie anwenden. Dem „recht, bescheit ind gelich"
werden „gewalt ind umbescheit** gegenübergestellte Dement-
sprechend ist das Eigenschaftswort bescheiden häufig, wo
nicht zumeist, auf den Begriff Recht zurückzuführen und bedeutet
daher u. A. rechtlich, gerecht; z. B. „die eirsame bescheiden
lüde die stede van Coellen ind van Aichen** *, ferner rechtmässig,
rechtsgültig; „bescheidener kouff"^ heisst: rechtsgültiger Kauf,
„bescheydene kuntschaf"^: vollgültiges Zeugniss; mit Münzen
verbunden, bedeutet das Wort nicht blos echt, sondern nament-
Hch auch vollwichtig, kursfähig. Wie Umbescheit mit Gewalt, so
ist umbescheiden meist mit gewaltthätig gleichbedeutend, z. B.
„scheedliche ind unbescheidliche ind geweltliche lüde** ^ So
erklärt sich der Name des rheinischen Adelsgeschlechts v. Umb-
scheiden; er gehört zu den Namen, welche, wie diejenigen
der Landschaden v. Neckarsteinach, der v. Zuckmantel, v. Quadt
(mhd. quät = böse), v. Wrede (wrede = atrox, ferox: Teuth.),
ursprünglich schlimme, jenen Geschlechtern durch die Volksstimme
gegebene Beinamen waren, später jedoch von ihnen selbst, sei es
>) Ennen, Bd. V, S. 76, 221.
•) tt. a. 0. Bd. V, S. 189.
') a. a. 0. Bd. IV, S. 670, 571; golich d. h. gleich ist ebenfaUs, wie
noch heute in der niederländischen Sprache gelyk, synonym mit Recht, während
Ungleich sich noch im 18. Jahrh. im Sinne von Unrecht gebraucht findet:
AOV. Bd. VI, S. 22 ; vgl. auch „gein gelich noch bescheidt** : Lacomblet, Arch.,
Bd. I, S. 98; „alsulchen ungelich ind gewalt": Ennen, Bd. V, S. 38.
*) a. a. 0. Bd. IV, S. 378.
*) AGV. Bd. III, S. 155; vgl. auch „gerechtligen ind bescheidentligen
verkoaffeD*^: Ennen, Bd. IV, S. 646, „bescheidene rechen tschaff", „bescheidene
recheninge'', a. a. 0. Bd. V, S. 260, 693.
•) Ennen, Bd. IV, S. 899.
») a. a. (). Bd. IV, S. 445; in „unbescheidligen afvangen" (a. a. 0. Bd. V,
S. 162) bedeutet ersteres Wort wohl nicht gewaltthätiger, sondern ungerechter
Wei«e.
22*
840 Theodor Oppenhofif
aus Trotz, sei es aus irgend einem 'andern Grunde als wirkliche
Familiennamen angenommen wurden ^ Nicht minder kommt
Bescheidenheit in der Bedeutung: Gerechtigkeit vor: „besein,
of mir bescheidenheit widervaren möge" ^; „dat ir na yren brieven
recht inde bescheidenheit wedervaren muge"^; „diegeene, die
zu bescheyndheit ind zu besseringen comen willen, weder in ir
recht setzen"^; „der bescheideneit ind dem richte niet gerne
volgen"^; „der wir mit eren ind beschedenheit nyt dun en
muchten"^; „bescheidinheit dun" ^ (Gerechtigkeit widerfahren
lassen). In diesem Sinne, mithin als Gerechtigkeit, ist das Wort
ganz unzweifelhaft auch in dem unter dem Titel Freidanks
Bescheidenheit bekannten Lehrgedichte aus der Zeit der Hohen-
stauffen: „Ich bin genant bescheidenheit, diu aller tugende
kröne treit", zu verstehen und hiermit ein Räthsel gelöst, welches
zu sehr verfehlten Deutungsversuchen Anlass gegeben hat.
Soviel bekannt, ist die einstige Synonymität von Bescheid
und Recht trotz obiger Belegstellen, denen sich noch eine grosse
Zahl anderer anreihen Hesse, von den Sprachforschern bisher
völlig übersehen worden, ihnen völlig fremd geblieben, was um
so aufiälliger erscheint, als sie mindestens in einer Redensart
sich in die Jetztzeit hinüber gerettet hat, nämlich in der Redens-
art „thue mir Bescheid" bei dem Zutrinken. Dass gegenwärtig
Bescheid in der Verbindung mit thun sonst nie mehr vorkommt,
und dass ersteres Wort hier eine völlig andere Bedeutung
hat,^ als die sonst noch üblichen, leuchtet sofort ein. Die Redens-
art besagt eben: thue mir Recht. Der Gedankengang ist ein-
fach: ich habe Dir durch den Trinkgruss eine Freundlichkeit
bezeigt und hierdurch den Anspruch erworben, dass Du dieselbe
erwiderst; erfülle diesen Anspruch, thue mir Recht.
Zu S. 254, Z. 3 schreibt Herr E. v. Ciaer:
Dobeletgen (dobilitgin, dobelitgin, dublit) ist unzweifelhaft
dasselbe Geföss, welches in der Löwener Mundart dobbelierken
') Dergleichen Benennungen deuten stets auf sehr alten Adel, da der
Anlass zu ihnen augenscheinlich in die Zeiten des Fehderechts zurückreicht.
") AGV. Bd. IX S. 66.
^ Ennen, Bd. IV, S. 559.
*) a. a. 0. Bd. IV, S. 445.
*) Ebenda.
«) a. a. 0. Bd. V, S. 139.
^) AGV. Bd. IX, S. 65, 66.
Nachtrag zu dem Aufsatze über die Aachener Sternzunft. 341
heisst. Es findet sich bei Kilian, Etymologicum teutonicae lin-
guae, so aufgeführt: „dobbelierken. Lovan. Scutella, acetabulum,
oxybaphum. q. d. Doppelierken a doppen = doopen, intingere" ^
Scutella, von Du Gange als patena in modum cavitatis scuti,
unde nomen escuelle (6cuelle) erklärt, bedeutet eine kleine flache
Schussel von fast viereckiger Form. (Freund, Latein. Wörter-
buch.) Acetabulum und oxybaphum, ursprünglich Essiggefäss,
daher übertragen becherartiges Gefäss, Becher als Mass für nasse
und trockene Dinge, Becher des Taschenspielers, Saughöhlen der
Polypen, Kelch der Blumen. Bei Du Gange findet sich acitabulum:
vas rotundum, ubi vinum iuxta altare servatur.
Hat man sich nun unter dobeletgen oder dobbelierken eine
kleine Schüssel oder ein Becherchen vorzustellen? Diese Frage
kann aus den obigen Begriffserklärungnn allein nicht entschieden
werden, weil das Ergebniss sowohl eine fiache Schüssel von
fast viereckiger Form als auch ein tiefes becherartiges Gefäss
war. Man ist deshalb auf die Etymologie des Wortes dobeletgen
angewiesen. Es ist zu trennen in dobe (dobbe) und letgen,
und indem Kilian den ersten Theil von doppen, intingere ableitet
(an doppen erinnert das rhein. „zoppen, einzoppen** = eintauchen
oder tunken), wird man schon die von Gardauns aufgestellte Frage,
ob etwa dobeletgen = Tablettchen sei (franz. tablette = Präsentier-
teller), verneinen müssen.
Der zweite Theil letgen, litgin ist das Diminutiv von lit
(vgl. dublit). Lit, goth. leit, angelsächs. lith, fränk. lid bedeutet
sowohl Getränk (potulentum), berauschendes Getränk, Sorbet
(sicera) und bei einigen germanischen Völkerschaften Obstwein,
als auch einen Becher (poculum); daher lithüs eine Schenke,
litgebe der Wirth und litkouf der Gelöbnisstrank beim Abschlüsse
eines Handels (vgl. Wachteri glossarium germanicum s. v. lid;
Götzinger, Reallexicon der deutschen Altertümer, 2. Aufi. S. 1074).
Fasst man die in „doppen** und „lit** steckenden Begrifio
zusammen, so liegt kaum ein Hinderniss vor, in unserm „dobeletgen"
ein Trinkgeräthe, sei es ein kleiner Becher oder ein Schälchen,
zu erkennen.
') Vgl. auch J. Franc k, Etymologisch woordcnboek der nederlandsche
t&al, wo auf vermuthliche Verwandtschaft der Wortfamilie dop (doppe), Topf
mit diep (tieO und auf doppen = doopen ^indompelen** ahd. tupfen „indoppen,
indoopen*" verwiesen wird. (v. Olaer.)
342 Theodor Oppenhofif
Zu S. 254, Z. 5 schreibt derselbe Herr v. Ciaer:
Die Erklärung für hultzen Giffschuttel gibt das bei Kilian
a. a. 0. angeführte „ghifte = scutella alta ex solido lig'no
excavata", also eine tiefe aus festem oder ganz (solidus in der
Bedeutung von integer) aus Holz gehöhlte Schüssel, ein hölzerner
Kumpen, ein tiefer Holznapf. Da die Tiefe ausdrücklich betont
. ist, fällt der Gedanke an eine flache Schüssel, somit auch an einen
Präsentierteller weg.
Zu S. 254, Z. 6 „in zarten deweit (?) und handtdocher". Schon
aus der Verbindung mit handtdocher ist zu vermuthen, dass
„deweit" eine Art Tuch sei. Das Wort ist entweder verschrieben
oder eine in Aachen gebräuchlich gewesene Form für Dwele,
Dwehle (twele) = Quehle und Zwehle, ein langes und verhältuiss-
mässig schmales leinenes Tuch, um etwas damit abzutrocknen,
daher Hand-, Küchenquehle (Heinsius, Wörterbuch der deutscheu
Sprache s. v. Quehle) ; dweyl = schoteldoeck, opneemdoeck, d weylen
= tergere (Kilian a. a. 0.; vgl. auch Franck a. a. 0. s. v. dweil).
Ueber zweie und die Nebenformen gibt Wächter a. a. 0. s. v.
zweie Aufschluss; unter den Inventarstücken eines Bonner
Hauses kommen 1622 vor „zwe gebilte zweien (gemusterte
Tücher) mit noch einer gebilten handzwelen". Viele Gattungen
von twelen (esz-, haut-, vur-, taifeltwelen) finden sich bei
Cardauns, Ein Kölner Bürgerhaus im 16. Jahrhundert (Annalen
des h. Ver. f. d. Niederrh. Hft. 41). üeber zart = tener, moUis,
delicatus vgl. Kilian a. a. 0. s. v. taert und saerd. „In zarten ^
dewelt* bedeutet also ein feines Tuch im Gegensatz zu grobem
(groflf taifeltweelgin bei Cardauns a. a. 0., S. 125). (E. v. Ciaer.)
Zu S. 263, Z. 15 bemerkt Herr v. Ciaer:
Das zu Bonn am Markt gelegene, ans Eathhaus grenzende
Haus Nr. 4, ehemals zur Blomen, jetzt em Höttche (Restauration
Lambert Schorn)benannt, in welchem 1609 die beiden Aachener
Herren ihren „abstant" nahmen, hatte bis in die 2. Hälfte des
17. Jahrh. „die hohe Gastherberglichkeit" (vgl. Hundeshagen, Stadt
und Universität Bonn, S. 69), d. h. Reisende von Rang und Stand
stiegen in der Blume ab und der städtische Magistrat liess hier
hohen Gästen Quartier bereiten. Mit dem Hause waren ehemals
von rückwärts her verbunden die in der Neugasse gelegenen
Häuser Nr. 26 und 24; der Platz, auf dem sie stehen, kommt
noch in der Zeit des 18. Jahrh. als „der Hausplatz zur Blomen^
vor, gelegen „neben der Minderbrüder Hintergebäu und dem
Nachtrag zu dem Aufsatze über die Aachener Sternzunft. 343
Stadt- und Bürgerhaus**. Er wurde damals, unlängst nach der
lezten Beschiessung der Stadt (1703), in verwüstetem Zustande
von dem italienischen Kaufhändler Joseph Franzano erworben
und „in wohnbaren Stand erbaut**. (Protoc. contractuum alti
iudicii Bonn, de ao. 1720 u. 1721.)
Vor dem Hause zur Blume, also auf freiem Markt, wurde
das Marhauser Hofesgericht abgehalten (1588 lautet der Schluss
einer Verhandlung „Actum vor Johan Bendell und Peter Hulssman,
beiden scheflFen des Hohengerichts zu Bonne und resp. geschworen
unsers gnedigsten Churfursten und Herren Mehrhauser Hof-
gerichts daselbst vur der blomen**, desgl. 1615 „für der blomen**),
so benannt nach dem Merhauser Hof, dem spätem Maarhof
in der Maargasse; gewöhnlich aber hiess es „das Gericht zur
Bloroen**. Der Hof war erzbischöfliches Eigen, an ihm hing
die ursprüngliche Grundherrlichkeit des geistlichen Fürsten über
den grösseren Bereich und die obere Gerichtsbarkeit von Bonn
(Lacomblet, Archiv Bd. II, S. 298).
In der für Bonn so verhängnissvollen Zeit, als Kurfürst
Gebhard Truchses seinen Abfall vom katholischen Glauben vor-
bereitete und schliesslich durch Vermählung mit ■ der Gräfin
Agnes V. Mansfeld offen bekundete, war das Gasthaus zur Blume
der Sammelplatz der Truchsesschen Partei, hier fand auch am
Tage der Vermählung (2. Februar 1583) das Hochzeitsessen
statt (vgl. Ennen, Geschichte der Stadt Köln Bd. V, S. 82).
Dass das Paar sich in demselben Hause habe copuliren lassen,
wird zwar in einer kleinen Schrift, betitelt „Kurfürst Gebhard
Truchsess. Ein Beitrag zur geschichtlichen Bedeutung der
Restauration „Em Höttche** zu Bonn, ehedem „Gasthaus zur
Blomen — Blume** genannt. Bonn. Im Selbstverlag des Heraus-
gebers Lambert Schorn,** behauptet (S. 11), ist aber durchaus
nicht erwiesen.
Im J. 1577 und über die Truchsesschen Wirren hinaus
werden als Wirth und Wirthin „zur Blomen** Heinrich v. Alden-
roidt und Gertrud Weissman genannt. Acht Jahre später (1585)
schenkte das anscheinend kinderlose Ehepaar „beide häuser zur
Blomen und zum Wolf beneben der bürger hause, beide am
Markt gelegen, zusambt allen derselben in und zubehör, haus-
rath, clenodien, gülden silbern köpfen und tinnen geschir** u. s. w.
ihrer „schwiegerin und nichte** Elisabeth Knippungk (Knipping),
die in erster Ehe mit Johann Barholtz, Zöllner zu Bonn, in zweiter
a44 Theodor Oppenhoff
(bereits 1591) mit Johann Georg Kurtzrock, Bargermeister und
Schöffen zu Bonn, Schultheiss des Mülheimer Hofesgerichts
daselbst, auch Zollschreiber zu Berck (Eheinberg) verheirathet
war. Von ihnen ging das Haus zur Blume auf Valentin Kurtzrock
und dessen Gattin Susanna Erlenwein über; letztere verkaufte
es nach ihres Mannes Tode an den Kurfürsten Max Heinrich,
der 1661 gerichtlich angeerbt wurde. Fünf Jahre später (1666)
erwarben das kurfürstliche Haus zur Blume Ihre Hochfürstl.
Gnaden Franz Egon Bischof zu Strassburg, der es 1682 seinem
Intendanten und Kammerrath Gregor Meyerhoff und dessen
Gattin Christina Bomart überliess. Meyerhoff verkaufte 1690
den Hausplatz zur Blume (das Haus war 1689 während der
Belagerung der Stadt in Asche gelegt) an die Italiener Gebrüder
Bartholomäus und Johann Mainone, die es neu erbauten. Von
den Erben Mainone wurde dasselbe 1739 an den Kölner Kauf-
händler Johann Klaren verkauft (Protocolla contractuum bis zum
J. 1739).
Als man 1737 mit dem Abbruche des alten Bonner Rath-
hauses begann, um an dessen Stelle das noch jetzt bestehende
zu errichten, wurde das Haus zur Blume von Bürgermeister
und Rath für ihre und der Zwölfter (Vorsteher der zwölf Zünfte)
Sitzungen und für andere Bedürfnisse der Stadtverwaltung
gemiethet (Bonner Archiv Bd. III, S. 23). Später ist es ins
Eigenthum der Stadt übergegangen und von ihr im J. 1822
verkauft worden.
Zu S. 276, Nr. 1 . Wenn der Name Buckingh hier (gleich Byckel-
gin, Bux Sohn und Bückelgen, Bocks Sohn) mit der Familie Bück
(Bock) in Verbindung gebracht ist, so beruht dies auf der Annahme,
dass die Endsilbe ing, welche in Mecklenburg bekanntlich noch jetzt
als Verkleinerungssilbe gebräuchlich ist, als solche zu Zeiten
für das ganze nördliche Deutschland mundartlich gegolten habe.
Hierfür spricht die grosse Zahl deutscher, insbesondere auch
westphälischer und niederrheinischer Familiennamen auf ing,
welche aus Vornamen gebildet sind, indem dieselben anscheinend
aus einer Zeit stammen, in welcher Familiennamen noch nicht
allgemein üblich waren und es daher nahe lag, den Sohn nach
dem Vornamen des Vaters durch Zusetzung einer Verkleinerungs-
form zu bezeichnen, woraus dann schliesslich der Namen zum
Familiennamen wurde. Als Beispiele mögen dienen Brüning
(Bruno), Coninx (Conrad), Depping (Deppo), Elmering (Elmai),
Nachtrag zu dem Aufsatze über die Aachener Steriizunft. 345
Everings (Eberhard), Füsting (Fust), Gerling (Gerlach), Goering
(Georg), Götting (Gotthardt etc.), Johanning (Johann), Jösting
(Jost), Kersting (Christian), Oetting (Otto), Thomassing (Thoraas),
Wülfing (Wulf), Döring (Theodor), Dreising (Andreas), Köpping
(Jacob), Eensing (Laurenz etc.), Theissing (Mathias). Hieran
schliessen sich solche Namen, welche anscheinend aus ähnlicher
Ursache nach einem Gewerbe oder einer Stellung gebildet sind,
wie Essing (Esser d. h. Stellmacher), Greving, Grütering,
Schmedding, Wefing (Wever, Weber), Meiering, oder nach
einem Besitzthum oder einer sonstigen Oertlichkeit, wie Saling,
Büsching (Busch), Hecking, Heiding (Halde), Knipping (Knipp
= Anhöhe, vielleicht auch Abhang, mehrfach, namentlich in Zu-
sammensetzungen, als Name hochgelegener Stellen vorkommend),
Röhrings, Schürings (Schür d. h. Scheuer). Vgl. ferner die
englischen Namen Jrving, Fieldiug, Canning, Manning. Beach-
tungswerth erscheint es in dieser Hinsicht, dass im Clevischen
der Volksmund bei den heimathlichen Namen auf ing letzterer
Silbe die dort übliche Verkleinerungsform ke (= chen) sub-
stituirt und daher statt Everings, Leitings und Schürings stets
Everkes, Leikes und Schürkes sagt. Dass übrigens selbst die
gerade in süddeutschen Ortsnamen stark vertretene Form ingen auf
eine Art patronymischen Ursprungs zurückzuführen sei, darüber
vgl. Grimms Deutsche Grammatik (Ausgabe 1826, Bd. V, S. 349).
Auf den Wechsel der Endsilben ich und chen (bei dem Worte
Richterich) ist bereits im Bande XV dieser Zeitschrift S. 319
hingewiesen worden, während Berlich, eine Strasse Kölns, sich
im Mittelalter auch Berlinc, das Dorf Breidenich (jetzt Breinig)
sich auch Breydinch^ geschrieben findet und der Pflanzenname
Genserich in alter Zeit Grensinc bezw. Gensing lautete*, was
unmittelbar für die Identität von — ich und — ing zu sprechen
scheint. Ueber die Verkleinerungsform ig bei den aus dem
Slavischen abzuleitenden Namen vgl. Marjan, IV, S. 21.
Zu S. 277, Nr. 3. Herr E. v. Oidtman bestätigt, dass die
Aachener Drimbom nicht von Dreiborn in der Eifel stammen.
Er schreibt:
Die im Aachener Schöffenstuhl vorkommenden Drimborn
stammten von dem Gut Drimborn zu Forst bei Aachen.
Dreibom bei Schieiden hat gar nichts mit diesem Geschlecht
') Lacomblet, Urkandenbnch Bd. III, S. 592.
'} Kluge, Etymologisches Wörterbuch, s. v. Gänserich.
346 Theodor Oppenhoff
ZU thun. Wohl aber scheint ein Johann v. Drynbornen, welcher
1369 Amtmann zu Nideggen, 1383 Ritter und Amtmann zu
Zülpich war und welcher einen aufgerichteten Löwen, überdeckt
von Bastartbalken, führte ^ von Dreiborn in der Eifel den Namen
erhalten zu haben. Nach seinem Siegel zu urtheilen und da
Dreiborn ursprünglich Besitz der Grafen von Jülich war, wird er
ein Bastart des Hauses Jülich gewesen sein^ Die Aachener Drim-
born, welche drei Rosen rechts schräge gestellt im Wappen führten,
besassen die Güter Ruhrkempen, Graetbroich, Born und Dürwiss.
Zu S. 277, Nr. 4. Des Namens Vincenz v. Schwanenberg
gab es zwei Ritter, Vater und Sohn. Der ältere war der Sohn
Gawins v. Schwanenberg, welcher 1440 den Beinamen: „der
Vedder" führt und aus Böhmen stammtet Sein Wappen war
in rothem Feld ein weisser Schwan, welches auch als Wappen
der „Herrn v. Schwanberg" (oder v. Schwanenburch im Grünen-
bergschen Wappenbuch) im Siebmacherschen Wappen buch* ab-
gebildet ist. Zu dem Dorf Schwanenberg bei Erkelenz hat dieses
Geschlecht keinerlei Beziehung. Der ältere Vincenz v. Schwanen-
berg, Amtmann zu Limburg und zu Erprade, Marschall des Erz-
stifts Köln, war vermählt mit Alveradis v. Palant "(seit 1478)
Wittwe Heinrichs v. Drachenfels, seine Tochter Katharina 1501
Gattin Wilhelms, Herrn zu Renneberg und Winterburg; sein
Sohn Vincenz, 1516 jülichscher Hofmeister, besass das Gut Soron
und Erprath in Pfandschaft; er war vermählt mit Jutta, Tochter
Peters, Grafen v. Salm-Reifferscheid und hinterliess eine Tochter
Anna, gestorben 1543, seit 1530 Gattin Diedrichs v. Wylich
zu Wylich und Diesfort, clevischen Erbhofmeisters, (v. Oidtman.)
Zu S. 277, Nr. 5. Das Geschlecht von dem Horrich stammte
vom Hause Horrich bei Geilenkirchen, welches Gut durch Erb-
schaft an die Randerath kam. Das Gut Horrich in Brachein
erhielt erst durch die Besitzer Horrich späterhin den Namen,
(v. Oidtman.)
Zu S. 278, Nr. 7. Gemäss einer Urkunde vom 20. Dezem-
ber 1533 (v. Fürth, Beiträge etc. Bd. ü, 2, S. 118) lag das
Haus zome Buschoflfsstave neben dem noch jetzt die Maus ge-
*) Siegel gezeichnet bei Redinghoven Bd. 65 unter Drimborn. (v. Oidtman.)
«) NachkomracubeiStrange,Beitr.Bd.Xri, S. 126erwähnt (v. Oidtman.)
*) Vgl. Borheck, Gesch. v. Cleve Bd. I, S. 250 u. 468. Teschen-
macher, Annalen, S. 452 u. 469, Barsch, Eiflia Bd. 11, 1, S. 141. (v. Oidtman.)
*) Ausgabe von 1680 Bd. I, S. 31. (v. Oidtman.)
Nachtrag zu dem Aufsatze über die Aachener Sternzunft. 347
nannten Hause am Münsterplatze (die muyss genant steit in den
Eadermart neest deme huyse zonie buschoffsstave an eyne ind
neest deme huyse zer lylien genant an die andere syden).
Zu S. 279, Nr. 11. Hier ist jedenfalls Johann v. Bensen-
raide gemeint, (v. Oidtman.)
Ein Johann v. Bensenraide, wahrscheinlich derselbe, wird
in der oben erwähnten Urkunde vom 20. Dezember 1533 als
Mitglied des Aachener Schöffenstuhls aufgeführt. Zu der land-
tagsfahigen Ritterschaft des Landes Valkenburg gehörten ge-
mäss der in dieser Zeitschrift Bd. XV, S. 285 auszugsweise
mitgetheilten Handschrift vom J. 1560 zwei Herren v. Benzen-
rade. Ein Bercholphus v. Bensenrade kommt bereits in einer
Urkunde vom J. 1281 (Publ.-de la soci6t6 historique de Lim-
bourg Bd. VIII, S. 164) unter den Zeugen vor; das (a. a. 0.,
Bd. VI, S. 173 ff. abgedruckte) Nekrologium der adeligen Proosdy
St. Gerlach bei Valkenburg gedenkt mehrerer Mitglieder der
Familie. Dagegen nennt ein Akt vom Mai 1627 (a. a. 0., Bd. XV,
S. 382) unter den Meistbegüterten der Hauptbank Heerlen, wegen
des Hauses Bentsenraedt, F. G. v. Schaesberch.
Zu S. 279, Nr. 16. Die Hoen v. Cartils besassen nicht
Boslar im Kreise Jülich, sondern das Gut Dürboslar bei Alden-
hoven, (v. Oidtman.)
Zu S. 280, Nr. 22. Das Wappen der vame Driesch hat
grosse Aehnlichkeit mit dem der Palant, es ist nur durch ein
Frei viertel mit Lilie vermehrte Slanghen, in seiner Abhand-
lung über Hoensbroeck* gibt an, das Geschlecht stamme vom
Pachthof Driesch in der Gemeinde Voerendal. Jedenfalls kommen
die vame Driesch viel früher urkundlich vor, wie die Palant.
(v. Oidtman.)
Zu S. 281, Nr. 27. Ueber die Hurt v. Schöneck handelt
am ausführlichsten Dronke, Mittheilungen über die Burg
Schönecken, Trier 1892 (Beilage zu dem Programm des städ-
tischen Kealgymnasiuras). (v. Oidtman.)
Zu S. 283, Nr. 45. Nach „in das Limburgische^ ist ein-
zuschalten: d. h. in die heutige holländische Provinz Limburg.
Zu S. 284, Nr. 51. Joliann v. Goir war Vogt und Herr
zu Eyss, 1473, 1492 (nicht Elsse!). Es gab nicht weniger als
*) Also äbnUcb, wie das Vlattcnsche Wappen das Stammwappen Merode
vermehrt mit einem Freiviertel zeigt (v. Oidtman.)
«) 8. 261, Anm. 4. (v. Oidtman.)
348 Theodor Oppenhoff
fünf gänzlich verschiedene Geschlechter Goer. Dieser Johann ge-
hört dem Geschlecht Goer an, welches aus der Familie v. Hörn
hervorgegangen ist. (v. Oidtman.)
Zu S. 285, Nr. 54. Philipp, Herr zu Esch an der Salna,
war Herr zu Clausen und Sehlem 1488, 1532 todt. (v. Oidtman.)
Zu S. 286, Nr. 58. Hier ist ein Druckfehler zu vermerken,
indem statt Alten-Büchen Alten-Biesen gelesen werden muss.
Zu S. 286, Nr. 60. Johan Pryck v. Geisbach oder Gitzbach .
(v. Oidtman.)
Zu S. 289, Nr. 80. Jedenfalls ein Kessel von der Familie,
welche das Rautenkreuz im Wappen führte, bei welcher der
Vorname Heinrich mehrfach vorkommt, (v. Oidtman.)
Zu S. 289, Nr. 83. Johan v. Eebotraedt. Die Familie
führte ein mehrfach getheiltes Wappen mit zwei Löwen belegt,
Freiviertel mit Vogel, (v. Oidtman.)
Zu S. 290, Nr. 84. Peter v. Goslar 1506. Noch 1613
war Godfried v. Goslar aus dieser Familie Propst auf dem
Apollinarisberg bei Remagen. Redinghoven sah noch eine
Fensterscheibe mit dessen acht Ahnenwappen auf dem Apollinaris-
berg. (v. Oidtman.)
Zu S. 291, Nr. 105. Es gab vier verschiedene Familien
V. Anxstel. Der Vorname Gerhard kommt bei den Siegenhoven
genannt Anstel (auch Anxstel geschrieben) vor. (v. Oidtman.)
Zu S. 291, Nr. 108. Quirin v. Leyck führte den Beinamen
Doinraedt von seiner Mutter, die eine Dobbelstein zu Doenrath
war; er besass 1515 Muthhagen. (v. Oidtman.)
Zu S. 293, Nr. 125. Es gab eine Familie v. Wallum,
genannt Horpusch zu Kuckum, welcher dieser Johann angehört,
und eine Familie Hoerpesch, auch Hurpisch genannt, die ein
anderes Wappen: drei Rauten führte, (v. Oidtman.)
Zu S. 297, Nr. 160. Die Reuschenberg zu Roschet u. s. w.
stammen von Reuschenberg bei Bergheim und kommen zuerst
unter dem Namen von Esch vor; zu Reuschenberg a. d. Wupper
haben sie keinerlei Beziehung, (v. Oidtman.)
Zu S. 298, Nr. 173. Franz Voss aus der westfälischen
Familie, von der dieser Zweig das Gut Schwarzenberg bei Kor-
nelimünster besass. Das Geschlecht blüht noch, ist aber gänz-
lich verschieden von dem hannoverischen mit einem Fuchs im
Wappen, (v. Oidtman.)
Zu S. 300, Nr. 195. Die Streithagen zu Merzenhausen
Nachtrag zu dem Aafsatze über die Aachener Stemzunft. d4d
haben mit dem Geschlecht Streithagen, aus welchem der Abraham
hervorgegangen, welches den Beinamen Judenkop führte, nichts
zu thun, sie führten einen doppeltgezinnten Balken im Wappen.
Die Angabe von Fahne, dass die Mutter des berühmten Jan
V. Werth eine Streithagen gewesen sei, ist höchstwahrscheinlich
unrichtig, vielmehr war eine Schwester des Generals, Johanna,
wahrscheinlich an einen Streithagen zu Merzenhausen verhei-
ratbet. Von den Streithagen zu Merzenhausen wird Gerhard 1426
mit einer Hufe Land, Busch, Benden und Ackerland zu Merzen-
hausen belehnt; 1563 hat diese Hufe Peter Men v. Strythagen
für sich und seine Geschwister zur Hälfte, die andere Hälfte
für Diedrich Hillensberg und seine Erben zur Lehn empfangen.
— Andreas Streithagen war Schulmeister und Organist zu
Heinsberg, vermählt mit Maria Sylvia. Ausser dem als Schrift-
steller bekannten Sohn Peter, hatte er einen Sohn Johann, wel-
cher 1640 als secretarius oppidi et satrapiae Berchemensis be-
zeichnet wird, sowie eine Tochter, vermählt mit N. v. Gresse-
nich (Wappen: drei Ringe), (v. Oidtman.)
Zu S. 302, Nr. 217. Wolter v. d. Arck gehört zu der
Familie, welche einen Balken von drei Blättern (Seeblättern)
begleitet, als Wappen führte. Diese Familie stammte von Arken
oder Ark jetzt Orken bei Grevenbroich, (v. Oidtman.)
Zu S. 307, Nr. 270. Diese Familie Weisweiler hat zu den
adeligen Familien, welche sich von Weisweiler a./Inde schrieben,
keine Beziehungen. Das Wappen des Balduin, sehr unheraldisch,
zeigt auf Siegeln einen Balken, über dem eine Perlenkrone von
drei Perlen steht, unten einen offenen Flug mit je einer Kugel be-
legt, dazwischen eine schwebende Kugel, (v. Oidtman.)
Zu S. 307, Nr. 272. Die Familie v. Meuthen kommt zu-
erst in Nothberg a./Inde urkundlich vor. (v. Oidtman.)
Zu S. 309, Nr. 280. Das Geschlecht Velradt, auch v. Vel-
rath, genannt Meuther, stammte vom Hof Velrath bei Greven-
broich und führten die Velrath die drei Rauten als Lehnsleute
der Edelherrn zur Dyck, welche drei Rauten im Wappen hatten,
(v. Oidtman.)
Zu S. 312, Nr. 303. Der Schlusssatz wird durch Anni. 4,
S. 4, Bd. XV dieser Zeitschrift erledigt, (v. Oidtman.)
Zu S. 319, Nr. 354. Die v. Westrem stammen aus der Gegend
von Recklinghausen (vgl. Fahne, Westph. Geschl). (v. Oidtman.)
Zu S. 322, Nr. 386. Bensberg ist Berensberg. (v. Oidtman.)
Kleinere Mittheüungen.
1. Aachener Lehrer und Studenten an der Hochschule
zu Paris im 14. und 15. Jahrhundert.
Zu denjenigen Männern, welche durch ihre bedeutenden Untersuchungen
überraschend neues Licht über das machtvolle Geistesleben des Mittelalters
in unsern Tagen verbreitet haben, gehört der zweite Archivar des aposto-
lischen Stuhles, P. Heinrich Denifle, aus dem Orden der Dominikaner.
Schon der erste Band seines Werkes „Die Universitäten des Mittelalters bis
1400," Berlin 1885* bekundet die grossen Fortschritte, welche die moderne
geschichtliche Wissenschaft seit den Tagen eines Du Boulay und Jourdain
in Frankreich, und von Savignys in Deutschland gemacht. Neben der er-
staunlich umfassenden Benützung der deutschen, französischen, englischen
und spanischen Archive, insbesondere aber des vatikanischen Archivs, in
welchem Denifle seine Domäne besitzt, war es namentlich die kritische Methode
des Verfassers, welche die Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf sich lenkte.
Ist die Thatsache, dass das epochemachende Werk, welches die Entstehung,
Ausbildung und Wirksamkeit der mittelalterlichen Hochschulen in völlig
neuem Licht erscheinen lässt, bisher seine Vollendung noch nicht empfangen,
auch geeignet, unser Bedauern zu erwecken, dann werden wir für diesen Aus-
fall entschädigt durch eine noch bedeutendere Arbeit Deniflcs, von welcher
jetzt bereits vier Bände ans Licht gestellt sind.
Mit Unterstützung der französischen Staatsregierung und unter Beihülfe
des Conservateur adjoint an der Bibliothek der Pariser Hochschule, veranstaltet der
deutsche Landsmann P. Denifle jetzt die Herausgabe der Dokumente der alten
Pariser Universität*. Nur einem Manne von seiner gründlichen Kenntniss
der europäischen Bibliotheken, seiner kritischen Begabung und genauen Be-
kanntschaft mit den mittelalterlichen Geistesströmungen auf den Gebieten
der Philosophie und Theologie konnte die Lösung einer solchen Aufgabe ge-
lingen. Allbereits haben sich die bedeutendsten Gelehrten dahin ausgesprochen,
1) Vgl. meine Besprechungen in den Hiator.-Polit.-Blättern Bd. XGVI, S. 578—^88
und Dublin Review, Oktober 1885, p. 450—451.
*) Chartolarium Universitatia Parisiensis sub auspicüs oonsilii generalis Facultatum
Parisiensium ex diversis bibliotlieois tabularüsqne coUegit et cum authentiois chartis
contulit H. Denifle, O. P. in arcbivo Apost. Sedis Vicarius auxUiante Aemilio Chatelain,
bibliothecae Univorsit. in Sorbona adjuncto. Tom. 1 ab an. 1900—1286. Tom. II 128ft— 18öa
Tom. UI 1850-1894. Paris. Typ. Delalain. 4» 1889—1894, p. XXXVI, 718 und XXH, 808
und XL, 777.
Kleinere Mittheilungen. 351
dass die Ausführung des schwierigen Unternehmens geradezu als muster-
gültig bezeichnet werden müsse.
Neben dem Chartularium, welches die Urkunden der Universität in
chronologischer Ordnung von 1200—1394 in den drei ersten Bänden bis
jetzt gebracht hat, spenden die Herausgeber im Auctarium, welches ebenfalls
auf eine Reihe von Bänden veranlagt ist, solche einschlägige Schriften, deren
bedeutender Umfang ihre Einverleibung in das Chatularium nicht empfiehlt ^
Zu diesen gehören die Tagebücher der Prokuratoren der Nationen in der
Artisten - Fakultät. Diese bestand in Paris aus vier Nationen: Natio
Gallicana, Picardorura, Normannorum, Anglicaua (Alemanniac). Der letztere
Name findet seinen Grund in dem anfänglichen Ueberwiegen des englischen
und schottischen Elements an der Hochschule, während seit 1367 die Bezeich-
nung Natio Alemanniae aufkam, nachdem die Deutschen an Einfiuss ge-
wonnen hatten ^ Die Natio Anglicana gliederte sich hinwiederum in vier
Provinzen : Scotia, Alemannia, Suecia, Dacia. Von kleinen Zeiträumen abge-
sehen, haben sich die Amtsbücher der Prokuratoren der anglikanischen (deut-
schen) Nation erhalten und liegen nunmehr im ersten Bande des Auctarium
von 1330—1406 gedruckt vor. Die Namen der aus Aachen stammenden
Docenten und Scholaren haben wir aus dem Auctarium ausgehoben und unter
Beifflgung von Erläuterungen der technischen Ausdrücke hier zusammen-
gestellt.
(1.) 1333. Tempus Procuracionis magistri Johannis de Waltirstona Scoti.
Item sub magistro Johanne de Scenighen determinavit ^ dominus Rey-
nerus de Aquisgrana, cujus bursa* IIU solidi (p. 15).
(2.) 1333. Tempus procurationis Goeswini de Zutphania. Item licenciatus
fuit dominus Reinerus de Aquisgrana sub magistro Johanne de
Sceneghen, cujus bursa VI solidi (p. 17).
•) Anctarium ChartulHiii Universitatia Parisiensis sub aaspiciis conailii generalis
factdtattun Parisiensiam ediderunt Henricus Denifle, O. P., in archivo apostolicae Sedia
Romanae vioarios, ucademiarum Vindobonensis PragensLs Berollnensis socius et Aemi-
liuÄ Chatelain in bibliotheca nniversitatis ParUiis conservator adjunctus palaeograpbiae
UtlDae in Sorbona magister. Tomus I Liber Procaratoram nationis Anglicanue (Ale-
manniae) ab anno MCCCXXXIII ad annum MCCCCVI. Parlsäs apud frutros Delaluin
MDCCCLXXXXini 40 LXXVI. 992 col.
*) In der Glaubensspaltung des 16. Jahrhunderts gingen England und Schottland
fUr den Katholizismus verloren^ während die Iren der Kirche treu blieben. Von da an
trett»n Engländer und Schotten in Paris vor den Iren in den Hintergrund. Ein Verzeichniss
der irischen Proknratoren der „Constantissima Germanorum natio** an der Pariser
H«>chschule im 17, und 18. Jahrhundert nach den Begistres de l'ünivorsite bei A. Beiles-
heim, Geschichte der katholischen Kirche in Irland. Mainz 1»K>, Bd. II, S. 7H5— 742.
*) Determinare ist gleichbedeutend mit Ablegung der Prüfung für das Bacoa-
laureat. Denifle-Chatelain, Anotar. I, p. XXIX: Doterminantia ac baccalaurentus
idem omnino erat. Regelmässig vollzog sich dieser Akt in der Fastenzeit. Er bestand
darint das« der Kandidat bei gewissen Disputationen den Vorsitz führen und in strittigen
Punkten die Entscheidung (determinare) geben musnte.
*) Denifle-Chatelain. Auctar. I, p. XLV. Der Name Bursa bezeichnete diejenige
Oeldsnmme, mit welcher der Student den Lebensunterhalt bestritt. Sie bildet<^ die
Gmndlago zur Bemessung der Höhe der an die Fakultät zu entrichtenden Gebühren.
L. c. Qni pro bursa nihil vel minus Irt denariis habuemnt, ad snbdeterminaudum ad-
misti tant.
Kleinere Mittheilungen. 353'
(12.) 1354. Procorator Hermannus de RotwH. Item incepit dominus Johannes
Beissel * de Aq als snb magistro Johanne de Aquis, cujus bursa_8 soL,
floreno valente 26 solidos (p. 175).
(13.) 1355. Procurator Johannes de Peblis (Scotus). Isti sunt detenninantes.
Item Johannes de Brandburg' de Aquis sub magistro Johanne de
Aquis, cujus bursa 5 solidi (p. 177).
Item Petrus de Geilenkirchen sub magistro Johanne de Aquis,
cujus bursa nichil, juravit tarnen satisfaccre quamcicius posset (p. 178).
(14.) 1855. (Procurator Johannes de Peblis.) Isti sunt determinantes. Item
Johannes de Braudburg de Aquis sub magistro Johanne de Aquis,
cujus bursa 5 solidi (p. 178).
(15.) 1355. Procurator Arnoldus de Bevere de Embeke (Saxo). Item licen-
ciatus fuit dominus Johannes Wich sub magistro Johanne de Aquis,
ctgus bursa sex solidi (p. 183).
(16.) 1356. (Procurator) Themo Judei clericus Monasteriensis dioc. et civi-
tatis, Westfalus. Item electi erant secundum formam statuti magister
Bero de Suecia et magister Johannes de Aquis Grani in examinatores
determinancium vel determinaturorum (p. 190).
(17.) 1856. Procurator Themo Judei clericus Monasteriensis dioc. Isti sunt
qui determiuaverunt. Item dominus Johannes de Pavone sub magistro
Johanne de Aquis, cujus bursa dimidium scutum, scuto valente 18 soli-
dos et 4 denarios.
Item Johannes de Maguntia sub magistro Johanne de Aquis,
cujus bursa 4 solidi cum 6 denariis (p. 190).
(18.) 1356. Item 28* die mensis Marcii . . . substituit nacio magistrum
Johannem de Aquis loco receptoris (p. 194).
(19.) 1356. Item licenciatus fuit dominus Johannes de Bradburch de Aquis
snb magistro Johanne de Aquis, cujus bursa 6 solidi (p. 195).
(20.) 1 356. Item licenciatus fuit dominus Henricus de Ruremonde sub magistro
Johanne de Aquis, cujus bursa 5 solidi et 6 denarii (p. 196).
(21.) 1357. Procurator Henricus de Embeke. Item licenciatus fuit Hermannus
de Wezalia sub magistro Joanne de Aquis, cujus bursa 4 solidi, scuto
valente pro 16, (p. 210).
(22.) 1358. Procurator Magister Artolfus Lauterwech. Isti sunt determina-
tores isti US anni. Item dominus Wilhelmus de Mechlinia prope Aquas
sub magistro Johanne de Aquis, cujus burse 9 sol. (p. 225).
Item dominus Wenemarus de Goye de Zutphauia sub magistro
Johanne de Aquis, cujus burse 9 solidi.
Procurator magister Artolfus Lauterwech de Bavaria. Isti sunt
determinatores istius anni. Item dominus Arnoldus de Aquis, sub
magistro Hainrico de Saxonia (p. 227).
V A. Heascht Nomina Canonioor. Ref^al. Eccl. B. M. V. Aquisc^raD. Beissol Htarb
aU Kanoniktu 1800.
'; Heasoh, Brandenburg starb al« KanonikuH VM).
28
354 Kleinere Mittheilungen.
(23.) 1358. Procarator Remboldus Väner. Item incepit dominus Johannes
de Übach sub magistro Joanne de Aquis (p. 231).
(24.) 1359. Procuratio magistri Henrici dicti de Eyher de Kalker, Coloniens.
dyoces. Item determinavit Godefridus Eykorn de Aquis sub magistro
Johanne de Pavone, cujus bursa 14 solidi, scuto pro 30 solidis, fide-
jnssorem posuit qui pro eo satisfaceret nationi . . . (p. 243).
(25.) 1364. Procurator Ricoldus de Haeften (Trajectens. dyocesis). Item
eadem die (XVI Kai. Martii) determinavit dominus Martinus Tienych
de Aquis Leodiens. dyoc. sub magistro Marcilio de Ingben, cujus
bursa IX solidi.
(26.) 1369. Continuatio procuratoris magistri Henrici Langhals. Item deter-
minavit dominus Jacobus de Aquis sub magistro Mersilio, cujus
bursa VIII solidi; posuit pignora (p. 327).
(27.) 1366. Supplicavit Gerardus Muchart de Aquis pro dilacione bursarum
suae licentiae, positis pignoribus sufficientibus penes receptorem . . .
Primo licenciatus (est) dominus Gerardus Muchart de Aquis sub
magistro de Calker (p. 519).
(28.) 1382. Procuratoria magistri Petri de Catwiic. Item determinavit
domicellus Godefridus de Harne, prepositus Kerpensis^ (Colon, dioc.)
et provisor provincie nostre sub magistro Jordano de Clivis, cujus bursa
VII solidi, VIII denarii. Solvit (p. 616).
(29.) 1404. Procuratio magistri Hermanni de Ummen. Item determinavit
dominus Guillelmus de Dumeto de Aquisgranis sub magistro Bernardo
Eychof (p. 876).
(30.) 1406. Procuratio magistri Conradi Langh de Esslinga. 2^ supplicavit
magister Johannes de Berka pro litera testimoniali pro magistro
Gwillelmo de Aquisgrani de magisterio suo, cujus supplicatio eciam
fuit concessa (p. 919).
Aachen, Kanonikus Dr. Ä, Beilesheim,
2. Schloss Jägerhof in Düsseldorf, ein Bau
Johann Joseph Convens.
Einer freundlichen Mittheilung des Herrn Dr. E. Benard in Berlin
verdankt der Unterzeichnete einen weiteren direkten Beleg für die in seiner
Abhandlung über die Architekten Johann Joseph Couven und Jakob Couven
aufgestellte Behauptung, dass das kurfürstliche Jagdschloss J&gerhof zu
Düsseldorf ein Couvenscher Bau sei. In dem Herrn Eberhard von Ciaer zu
Burg Vilich bei Beuel gehörenden Nachlasse des Düsseldorfer Hofarchitekten
Kees befindet sich eine Zeichnung, die einen Plan zu den Stallungen des
genannten Jagdschlosses darstellt Der Grund riss des Jägerhofs selbst ist
mit aufigeze lehnet und entspricht genau dem Couvenschen Plane und der
') Heusoh 4, Qodefridus do Harve, protonotarius Papae et praepositos Kerpeniis.
Kleinere Mittheilnngen. 355
Wirklichkeit. Oben rechts steht auf dieser Zeichnung folgende Ueberschrift:
«Plan über fernere Fortsetzung des nach dem Project der Baumeisteren tit:
Couven eingerichteten Churfnrstlichen Jäger-Hauses Hieselbsten und solch =
ein Entwurf gemäss aufzuführende Flügelen, auch zu revetirende Düssel-
bach.* — Dieser Plan, über dessen Urheber Nachrichten bisher nicht bekannt
geworden sind, ist gegen 1760 entstanden; die darin enthaltene Aussage,
wonach der Jägerhof nach dem Projekte Couvens eingerichtet d. h. gebaut
wurde, stammt also von einem Zeitgenossen, so dass jeder weitere Zweifel
an der Autorschaft Couvens durch dieselbe hinfällig wird. Uebrigens sind
die hier geplanten Stallungen nicht diejenigen, die jetzt noch erhalten sind,
denn der Plan zeigt sie freiliegend an Stelle der jetzigen Flügelbauten.
Aachen, Jos, Buchkremef,
3. Die Rechte der Abtei Komelimttiister nnd des Herzogs
von JUlich in dem Dorfe Kastenholz.
Im Januar des Jahres 1365* überfiel eine Anzahl von Söldnern der
Stadt Köln das Dorf Kastenholz '. Ehe die arglosen Dorfbewohner ihre Habe
an Qeräth und Vieh auf den Kirchhof flüchten konnten, besetzten die An-
greifer das Dorf, trieben das Vieh aus den Ställen und den Feldern zusammen,
raubten aus den Häusern Kleidung und Hausgeräth und traten dann mit der
ganzen letchtermngenen Beute den Heimweg nach Köln an. Die Klagen und
Vorstellungen der Beraubten blieben ungehört, sie erfuhren nur thätliche
Missbandlungen und Schmähungen. Nur wenigen gelang es gegen beträchtliche
Geldopfer einen Theil des geraubten Viehes wieder einzulösen, den Rest der
Beute' theilten die Eäuber unter sich nach ihrer Bückkehr vor den Augen
einiger der Geschädigten, die ihnen nach Köln gefolgt waren. Auch ein von
den letzteren erwirktes Gebot ies Kölner Bathes, die Beutetheilung bis nach
der nächsten Bathssitzung zu unterlassen, wussten die Söldner zu umgehen^.
Zu dem Raube gehörte auch eine Schafherde von 850 Stück, von denen 267 '
Eigenthum des Klosters Kornelimünster waren. Um die Bückerstattung des
>; Die Darstellung beruht auf den Akten des ProEesses, den die Abtei Komeli-
mOnster aus Anlag« des Ueberfallefl gegen die Söldner vor dem erzbisohöfliohen Offisialat-
gerioht ra Köln anstrengte. Die erhaltenen Akten bilden ein Hefb in A^ von 28 Papier-
blatt«m im modernen EUnband, von denen die beiden letzten unbeschrieben geblieben
sind. (Verseichnet durch H. Keussen, Mittheilungen ans dem Kölner Stadtarohiv
Heft M, a 4a)
'; Jetct Kreis Rheinbach.
>) Der Qesammtwerth der Beute wurde von den Zeugen (vgl. unten S. 856) auf
mehr als 800 Qld. oder 2000 M. pag. col. geschätzt.
*) Aussage des Bauern Oodefridas de Cuohenheyra (a. a. O. f. 21 b): Cum . . .
premissa oonsulibus civitatis nunciarent, . . . dicti oonsules mandaverunt reis, ne divi-
derent hniusmodi spolinm usqne ad diem sequentem, quod et factum fuit, sed die so-
qaenti hora mane, antequam cives Coloniensos venirent ad consistorium, dicti rei divi-
serant spolium predictum.
*) Der Werth des einzelnen Schafes wird mit BUoksicht darauf, dass sie zumeist
trftohtig waren und die FrUhjahrschur bevorstand, auf cu. 2 M. pag. angegeben (f. 16 a,
f 21a). Einer der Zeugen erklärte (f. 22 a): Nescit infra decem leucus tarn speciosam
tarmam ovium de nna cnrte enntem ad pascus.
28*
356 Kleinere Mittheilnngen.
geraubten Viehes und die Bestrafung der Söldner zu erreichen, machte das
Kloster einen Prozess gegen diese vor dem erzbischöflichen Ofiäzialat in
Köln anhängig und ernannte zu seinen Vertretern den Presbyter Daniel,
Rektor der Pfarrkirche zu VudeleysS und die beiden Notare der Kölner
Kurie Heinrieh von Westerholz* und Tilmann von Sülz. Die Beklagten
erwählten dagegen zu ihrem Bechtsbeistand den Notar der Kurie Heinrich
von Lintorf, alias de Prato*. Auf den Verlauf der Verhandlungen kann
hier nicht im Einzelnen eingegangen werden. Der strittige Punkt war, ob
das geraubte Vieh in der That dem Kloster Kornelimttnster oder, wie die
Angeklagten behaupteten, dem damaligen Vogte des Dorfes Kastenholz, Bitter
Johannes von Gronsfeld gehört habe. Im letzteren Falle hätte es sich lediglich
um eine nach dem Begriff der Zeit rechtmässige Kriegsbeute gehandelt, da
der genannte Ritter mit der Stadt Köln, deren Söldner ja die Angreifer
gewesen waren, damals in offener Fehde ^ stand. Zur Klarstellung des Sach-
verhältnisses ordnete der Offizial die Abhaltung eines Zeugenverhöres in
Kastenholz selbst an und betraute mit der Vornahme desselben den Pastor
in Deme, Arnold von Soest (de Susato ^). Die ausführlichen Aufzeichnungen
über dieses Verhör bilden einen Theil der Prozessakten •. Unter den ver-
nommenen Zeugen befanden sich auch der Schultheiss des Dorfes Kaatenholz ^
und verschiedene dortige Schöffen. Da der das Verhör abhaltende Pastor
sich auch bemühte, die rechtlichen Beziehungen des Dorfes zu der Abtei und
dem Vogte festzustellen, bieten die Aussagen der genannten Zeugen einen
ziemlich ausreichenden Ersatz für ein Weisthum, das ja auch zumeist von
den örtlichen Gerichtspersonen ertheilt zu werden pflegte. Wir geben im
Folgenden die in Betracht kommenden Stellen aus der Aussage des Schultheissen
wörtlich wieder. Soweit die Angaben der Schöffen ausserdem Beacbtungswerthes
bieten, sind sie in den Anmerkungen berücksichtigt. Der Schultheiss erklärte
den Raub für widerrechtlich. Cum actores* sint veri domini ville predicte
et ex eo ipsi actores babeant respondere et agere pro dictis ville villanis
et ipsos defendere. Habent enim dicti actores iudicem et scabinos in dicta
') a. a. O. f. 1 b. Wohl Vodelee (Provinz Naraur).
*; In einer den Akten inserierten Vollmachtsurkunde (f. 24 a) werden folgende
Angehörige der Abtei angetWhrt : Johannes (de Leuendael, vgl. Zeitschrift, des Aachener
Geschichtsvereins Bd. IV, S. 120) dei permissione abbtis, Anioldus de Wyswylre decanos,
Gerlacus de Vreysheym cantor, Weynmarus de Visschenich cellerarius, Wynricus de
Kyntzwylre custos, Reymanis de Dorp hospitalarius, Sanderus de Hoynghen, Herperus
de Alstorp, RoU>mannu8 de Lnpido, Petrus de Gelstorji, Arnoldus de Blandenberg.
(,1361 April 1.)
«) Vgl. tlber ihn: Stein, Akten zur Verfassung und Vorwaltung Kölns Bd. I,
s. cxxm.
*) Vgl. unten S. 357.
*) Prozessakten f. 12 b.
•) Ebenda f 13 a— 23 a.
') Abelo Roedekyn, iudex et scultetus villo et curtis de Castenholtz {f. 17 b)
Waltherus Giizekin. iuratus et scabinus curtis et indicii in Castenholtz. Hermannus Ye,
scabinus in Castenholtz und noch zwei andere Schöffen.
9j d. h. die Abtei Komelimünster.
Kleinere Mitthcilongen. 357
Tilla et ludicium sangwinis^ dicti eciam yillani ad pulsum campane, dictum
dockenslach, nallnm tenentur sequi, nisi actores. Judex eciam et scabini,
qui sunt iorati actorum, singulis quindenis servant iudicia et faciunt con-
querentibns iusticiam expeditam et advocatus pro tempore existens, sie pronunc
est dominus Johannes de Groensvelde, nullum ius aliud ' habet in dicta villa,
sed est advocatus dicte ville, quod ius habet a domino duce Juliacensi, qui
est superior advocatus actorum^ et est ius advocati dicte ville, quod feria
tercia post octavas pasche et aliis duabus vicibus dictis ungeboeden dynch
tercia die post ludicium sculteti et scabinorum idem advocatus habet iudicare,
quod dicitur teutonice dri gedinchdage, et de hoc actores solvunt eidem
viginti octo solides dictos voghetgelt. Item dielt, quod idem advocatus, ut
dictos iudicem et scabinos defendat a petentatu (!) (f. 18 b.) dicto gewalt,
habet tercium denarium, ex excessibus enormibus perpetratis coram iudicio
predicto, sed excessus minores et penam ipsorum solum tollit scultetus nomine
actorum.
Mit dieser klaren und glaubwürdigen Darstellung der Rechtsverhältnisse
steht eine andere gleichzeitige Nachricht in einem gewissen Gegensatz. Auch
der damalige Vogt, Ritter Johannes von Gronsfeld, machte den Ueberfall
zum Gegenstande einer Klage vor den Geschworenen des Landfriedensbundes *,
Er gab den erlittenen Schaden sogar auf 3000 Mk. an, und behauptete femer,
dass das hohe und niedere Gericht in Kastenholz ihm zustehe, was den eben
citirten Zeugenaussagen direkt widerspricht. Er scheint übrigens mit seiner
Angabe bei den Landfriedensgeschworenen keinen unbedingten Glauben
gefunden zu haben, dieselben legten ihm vielmehr die Beweispflicht für seine
Behauptung auf, die er durch die Schöffen von Kastenholz und zwei Lehns-
leute vor dem nächsten Landfriedenstage bestätigen lassen sollte. Ueber die
endgültige Erledigung der Angelegenheit vermögen wir leider nichts zu sagen.
Der Prozess der Abtei scheint ergebnisslos verlaufen zu sein. Das zeitlich
*) In der Aussage des Schöffen Waltber Glizekin beisst es (f. 14 b): Si quis ibidem
per diotos scabinos indicaretur ad mortem, advocatus, qui est pronunc dominus Jobannes
de Oroensvelde, debet interesse iudicio ad protep^endum ipsos scabinos et iudices ab
inoursu potentatus, quod si facere non posset, dominus dux Juliacensis superior advo-
catus diotorum actorum ipsum iudicium defendere teneretur.
*) Kbenda: A^^ri eciam ipsius advocati sicut aliorum per actores decimantur et
idem advocatus solvii censum ad curtera actorum predictonun sitam in dicta viUa.
Axuumge des Schöffen Hermannus, filius Drude Abelonis (f. 17 a): Dicit eciam, quod
castnim, in quo in villa predicta dictns advocatus inhahitat, stat in fundo actorum et
de hninsmodi fundo idem advocatus est a domino abbate aotore infeodatus.
») Im J. 1233 Februar 14 (Lacomblet, Urkundenbncb Bd. II, Nr. 1^) erhielt
Oraf Wilhelm von Jülich von dem Pfalzgrafen Otto bei Rhein, Herzog von Bayern,
ausser anderen Lehen auch die ^advocatia in Munster" (Lacomblet a. a. O. S. 102,
Anm. 1). Im J. 1286 Januar 2B scbloss die Abtei KomcUmünster mit dem Vogte Walther
von KastenhohE einen Vergleich Über die Vogtei KastenhoLz, den Graf Walram von
JlÜich als Oberlehnsherr mit besiegelt«. (Vgl. W. Graf von Mirbaoh, Beiträge zur
Oeschiohte der Grafen von JtQich in der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins
Bd. Xn, a 18B.)
4) Bnnen, Quellen zur Geschichte der Sudt Köln Bd. IV, Nr.49H (1870 Mttrz 23).
Er leugnet«, Feind der Stadt gewesen zu sein.
358 Kleinere Mitthellungen.
letzte Stück der Akten bildet eine Eingabe Heinrichs von Lintorp^ an den
Offizial, worin er unter Hinweis auf die mittlerweile erfolgte Verbannung des
Ritters Emund Birklin* und den Tod der meisten Beklagten die Weiter-
führung des Prozesses als aussichtslos und ungerechtfertigt darzustellen sich
bemtlht. Es ist deshalb kaum glaublich, dass die Abtei den von ihr begehrten
Schadenersatz in der That erhalten hat.
Köln, Friedrich Lau.
4. Ein Stammbanm der Familie Mitz.
In dem reichhaltigen Museum, das die Stadt Basel in der aufs sorg-
föltigste wieder hergestellten BarftLsserkirche eingerichtet hat, wird der
Stammbaum einer niederrheinischen Familie aufbewahrt, der für genealogische
Nachforschungen nicht ohne Interesse sein dürfte. Er ist mit Oelfarbe auf
einer etwa zwei Meter breiten und anderthalb Meter hohen Leinwand her-
gestellt und hängt an der östlichen Wand der zur südlichen Empore führenden
Treppe. Die Unterschrift lautet: „Genealogia familiae Mitz ex Dalen, oppido
ducatus Juliacensis, oriundae.** Der Stammbaum beginnt mit „Serratius
Mitz, von Dalen hurtig und verheurathet mit Agnees N. C. HIS'' und endigt
mit „Maria Elisabeth Mitz f 8. Aprill 1819**. Das ihn zierende Wappen
zeigt einen durch einen rothen Querbalken getheilten blauen Schild, in dessen
oberer Hälfte zwei weisse Schwäne, in der untern einen weissen Schwan.
Bonn. Hugo Loersch.
5. Mittheiinngen ans Handschriften der Klöster
Bnrtscheid nnd Steinfeld.
Die Grossherzogliche Hofbibliothek zu Darmstadt enthält unter ihren
Hand Schriftenbeständen einige Codices aus dem Kloster Burtscheid 0. Cist
bei Aachen und dem Prämonstratenser-Kloster Steinfeld. Dieselben entgingen,
als der Heimath entfremdet, bisher den Lokalforschem und seien deshalb
nachstehend inhaltlich kurz erwähnt. Sie fanden sich bei Durchmusterung
der Darmstädter Handschriften; möglicherweise ergeben sich noch weitere
nach Burtscheid und Steinfeld hinweisende Stücke zu Darmstadt. Diese
Handschriften entstanmien den 1805 durch Vermach tniss in die Darmstädter
Hofbibliothek gelangten Sammlungen des Barons von Hüpsch".
Nr. 217. Folio, Papier, 15. Jahrhundert. Incipit vita beati Gregorii
primi abbatis Porcetensis pridie nonas Novembris (4. November). Beginnt:
Beatus Gregorius magno etc. Enthält auf 17 Blättern die Lebensbeschreibung
des Stifters Burtscheids, worin Einiges über dessen Beziehungen zu Kaiser
1) Akten f. 7 a auf einem nachträglich eingehefteten Blatte (undatirt).
») VgL Ennen, Geschichte der Stadt Köln Bd. II, 8. 685.
*) Ueber die Sache vgl. Annalen des historischen Vereins fUr den Niederrhein,
Heft 62, S. 177 f.
Kleinere Mittheilungen. 359
Otto II. und Theophanie. Die Vita Gregors ist jetzt gedruckt in den Acta
Sanctorum, November, Bd. ü, 1, p. 467 ff.
Nr. 864. Folio, Pergament, 15. Jahrhundert. Missale des Prämonstra-
tenser-Klosters Steinfeld, mit Hymnarium und dem Officium auf den hl. Poten-
ünus, den Patron Steinfelds, und einem blattgrossen Gemälde, vor welchem
die Zahl 1501 am Schlüsse einer Einschreibung steht, die jünger als der
Codex selbst ist. Eine Sequenz auf den hl. Potentinus ist bei Roth, Latei-
nische Hymnen des Mittelalters S. 142—148 aus dieser Hs. abgedruckt.
Nr. 868. Folio, Pergament, 12.— 13. Jahrhundert (Httpsch 622, 144),
185 Blätter. Graduale, das sich ehedem in der Prämonstratenser-Abtei Arnstein
a. d. Lahn befand und am 12. März 1670 als Geschenk des Amsteiner Abtes
Schlinckmann ^ nach Steinfeld gelangte. Mit Neumen auf vier Linien höchst
sorgfältig geschriebener Text. Blatt 1—125 enthält das Antiphonar vom
ersten Adventsonntag an, Blatt 125, Rückseite, beginnen die verschiedenen
Kyrics und Glorias, Blatt 129, Rückseite, bis 167 stehen Hymnen auf Heilige,
Kirchweihe, Apostel, das Kredo, Präfationen, Sanktus, Agnus dei, Ite missa
est, Marienlieder, Requiem. Von Blatt 167 bis Blatt 185 trugen mehrere
Hände des 15. Jahrhunderts Hymnen und Verwandtes ein. An manchen Stellen
ist die Gottesdienstordnung beigefügt und bietet hohes liturgisches Interesse.
Das Offizium der Palmweihe ist weitläufig und grossartig angelegt, wie sol-
ches nur in seiner Prachtcntfaltung an Domkirchen üblich war; hervorragend
ist namentlich das Offizium auf Gründonnerstag und Charfreitag.
Von den Vorsatz- und Deckblättern ist eines abhandengekommen. Der
Text ist Überschriebon von späterer Hand: „Daniell**. Die Hs. selbst ist
schön und zierlich und entstammt dem 12.— 13. Jahrhundert. Der Inhalt
besteht in einem ununterbrochenen Theil eines Bogens aus des Petrus de
Riga sogen. Aurora oder heiligen Schrift in Versen und zwar Buch Daniel,
Kapitel 4 bis Ende und Buch Judith, Anfang*.
Nr. 931. Quarto, Pergament, 12.-13. Jahrhundert. Am Anfang defektes
Antiphonar aus Burtscheid. Mit Neumennotation. In den Rubriken öfter die
Cantrix genannt. Am Ende sind einige Hymnen von einer Hand des 15. Jahr-
hunderts beigefügt. Von einer Hand des 12.-13. Jahrhunderts findet sich
eingeschrieben folgender Ablassbrief: Dilectis in Christo fratribus omnibus
presentes litteras inspecturls W. divina miseracione Mutinensis episcopus in
vero salutari salutem. Noverit vestra discretio, quod cum in partibus Aquis-
grani quibusdam exigentibus causis conversaremur ad tempus, litteras domini
0. sancti Nicolai in cacere (!) Tulliano diaconi cardinalis apostolice sedis legati
percepimus continentes, quod consecrantes altare sancti Benedicti in monastcrio
de Porceto Cysterciensis ordinis Coloniensis diocesis, faceremus ibi annualem
») Anton SchlinckmMm war Abt 1663-1697, t nC4.
*) Petras de Riga f 1200. Seine Aurora umfasst Über 15 000 Verse in versoliiedenen
Metno, de blieb angedruckt ; ein Htück, die reoapitulatio utrinsque t«4stamenti in &2Ö Versen
ist bei P. Leyser, Historia poetanun et poematum medii aevi, Halae, Magdeb. 172t,
Ootavo, 8. 705 f. gedruckt; vgl. Oötze, Merkwürdigkeiten der Dresdener Bibliothek
Bd. m, 8. 488.
360 Kleinere Mittheilungen.
quadraginta dierom indolgentiam perpetuo dnraturam omnibus in die illias
consecrationis visitantibus ecclesiam sapradictam. Quod et perfecimos proxima
dominica post festom apostolorum Philippi et Jacobi statnentes et pnbUce
nnntiantes, qnod semper in tali dominica predicta indnigentia obserretur.
Karitas dei et gratia domini nostri Jhesu Christi et gaudium in spiritu sancto
vobiscum. Amen.
Nr. 1210. Quarte, Pergament, 13. Jahrhondert. Martyrologiom ans
Bnrtscbeid mit nachstehenden Einträgen am Bande:
VII idus Jannarii (7. Januar). Obiit pie memorie domina Maria a Frenz
tricesima prima abbatissa huins loci.
in idus Januarii (11. Januar). Obiit pie memorie domina Johanna
terciadecima abbatissa huius loci.
Pridie ydus Feb. (12. Februar). Obiit pie memorie domina Mcttildis
sexta abbatissa huius loci.
XIV kalendas Martii (14. Februar). Obiit pie memorie domina Catharina
undecima . . . (Lücke zu ergänzen: abbatissa) loci huius.
Xn kalendas Aprilis (18. März). Obiit pie memorie domina Maria de
Reede vicesima quinta abbatissa huius loci. 1680.
X kal. Julii (22. Juni). Obiit pie memorie domina Barbara duodecima
abbatissa loci huius.
VI kal. Julii (26. Juni). Obiit pie memorie domina Aleidis nona abbatissa
loci huins.
XV kal. Octobris (17. September). Item commemoratio patrum nostrorum,
matrum, fratrum atque sororum et monachorum Molismensium et Cluniacen-
sium ^ et Cartusiensium et sancti Benedict! Montis Cassini et aliorum, quorüm
commemoratio fit in ordine nostro.
Nonas Nov. (5. November). Gregorii primi abhatis et fundatoris loci
huius, cuius vita virtutibus et signis extitit gloriosa.
Wiesbaden, F. W. E, Roth,
6. Der päpstliche Nnntins Bonomi, Bischof von Vercelli,
in Aachen im J. 1585.
Die von Ehses und Meister im Auftrag der Görres-Gesellschaft aus
dem Vatikanischen Archiv herausgegebenen „Nuntiaturberichte aus Deutsch-
land"* enthalten über die Anwesenheit des in der Ueberschrift genannten
>) Hs. Conicensiam (!)
*) Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Qeachichte. In Verbindung
mit ihrem historischen Institut in Rom, herausgegeben von der Görres-GJesellschaft.
IV. Bd. Nuntiaturberichte aus Deutachland nebst ergänzenden Aktenstücken 1B86— 1660.
Erste Abtheilung die Kölner Nuntiatur. Erste Hälfte. Bonomi in Köln, Santonio in
der Schweiz. Die Strassburger Wirren. Herausgegeben und bearbeitet von Dr. Stephan
Ehses und Dr. Aloys Meister. Paderborn. F. Schöningh 1896. LXXX^ 400 S. Vgl.
über diese hervorragende Leistung meine Besprechung im Katholik 1886. I, 568—566.
Kleinere Mittheihmgen. 361
Prftlatcn in Aachen einige Notizen, welche der Zeitschrift des Aachener
Oeschichtsyereins einyerleiht zu werdisn verdienen.
Jobann Franz Bonomi, geboren zu Cremona am 6. Dezember 1536, an
den Hochschulen von Payia und Bologna im Recht ausgebildet, gelangte
durch Karl Borromäus, den geschäftsgewandten, hochgebildeten und seelen-
eifrigen Neffen und Staatssekretär Pius IV. (1559—1564) zu hohen Aemtern
an der römischen Kurie. Zum Abte von Nonantula, dann zum Bischof von
Yereelll befördert (1572), hat Bonomi den grossen Erzbischof Karl Borromäus
von Mailand auf seinen Visitationsreisen in der Schweiz begleitet, wurde
dann durch Gregor XIII. im J. 1579 zum Nuntius bei den katholischen
Kantonen, und darauf zum Nuntius am kaiserlichen Hofe befördert (1581).
Als solcher erschien er 1583 in Köln, wo an Stelle des zum Protestantismus
übergetretenen Kurfürsten Gebhard von Truchsess der Prinz Ernst von
Bayern vom Domkapitel zum Erzbischof unter dem Einfluss Bonomis ge-
wählt wurde. Nach glücklicher Erledigung des für die Erhaltung des
Katholizismus in unseren Landen massgebenden Wahlgeschäftes nach Wien
zurückgekehrt, empfing er seine Ernennung zum ständigen Nuntius in
Köln gegen Ende 1584. Die ihm vom päpstlichen Stuhle ertheilte Instruk-
tion lässt erkennen, dass der Hauptzweck seiner Sendung in der Durch-
führung der für die Verbesserung der Sitten von der allgemeinen Kirchen-
versammlung von Trient erlassenen Bestimmungen, sowie in der Erneuerung
des kirchlichen Lebens aufging. Mit unermüdlichem Fleisse hat Bonomi
sich dieser Aufgabe in unserer Gegend gewidmet durch die Visitation der
Klöster, Abhaltung von Diözesansynoden (in Lüttich) und Predigt des
Evangeliums. Den übermässigen Anstrengungen seines hohen Amtes ist
Bischof Bonomi, einer jener gelehrten und rastlos wirkenden Männer, denen
wir die Erhaltung der Kirche im Westen des Beiches zu danken haben,
bereits am 25. Februar 1587 zu Lüttich erlegen. Mit unserer Gegend be-
fassen sich folgende Briefe des Nuntius.
1. Malmedy, 4. September 1585 ^ Bonomi berichtet in zwei Briefen
an den Staatssekretär Kardinal Rusticucci über die Sendung des Professors
der Theologie Michael Bajns in Löwen nach Rom, über die in Lüttich von
ihm anberaumte Diözesansynode, sowie über die Verkündigung des vom Papste
ausgeschriebenen Jubiläums in der Erzdiözese Mainz, und erklärt sich bereit,
gewisse gegen ihn erhobene Anschuldigungen in Rom zu widerlegen. „Unter-
dessen begebe ich mich, je nach Anweisung der Aerztc, um Erleichterung
meiner Leiden zu erlangen, in die Bäder von Spa oder in die Bäder von
Aachen, die in der ganzen Welt so bekannt und belobt sind^ (S. 184).
2. Aachen, 10. Sept. 1585. An Kardinal Rusticucci: „Ich bin in
Aachen angekommen, um die Bäder zu gebrauchen, von denen Jedermann
mir sagt, sie seien für mein Leiden in hohem Grade zuträglich. Auch hoffe
ich in Sachen der Kirche mich nützlich zu erweisen, und die Gemüther der
I) Sammtliohe Briefe sind in italienischer Sprache geschrieben.
B62 Kleinere Mittheilungen.
Katholiken zu befestigen, von denen mir geschrieben worden, sie bedürften
des Trostes. Der Stadtmagistrat ist zwar protestantisch, doch hat er mich
mit aller erdenklichen Ehrenbezeugung empfangen, indem er mir nicht blos
sicheres Geleit gab, sondern auch den sogenannten Ehrenwein spendete*
(S. 137).
8. Aachen, 10. Sept. 1585. An Kardinal Rusticucci. Bonomi legt
seine Ansicht dar über die Nothwendigkeit der Vereinigung verschiedener
Diözesen in Niederdeutschland in der Hand eines kraftvollen Kirchen-
fürsten (S. 137).
4. Aachen, 11. Sept. 1585. Empfiehlt dem Staatssekretär für das an
St. Georg in Köln erledigte Kanonikat den Eberhard Südermann, dessen
Familie sich in den Wirren des Truchsess um die Kirche verdient gemacht.
5. Aachen, 12. Sept. 1585. Bonomi empfiehlt dem Kardinal Busticucci
einen der hervorragendsten Geistlichen der damaligen Zeit. Es war der
Engländer Dr. William Allen (Alanus), der berühmte Stifter des englischen
Seminars, dem England die Erhaltung des katholischen Glaubens unter der
Herrschaft der drakonischen Strafgesetze unter Elisabeth und ihren Nach-
folgern bis 1794 zu verdanken hat. Allen, der ebenfalls in Aachen sich
einer Badekur unterzog, wird von Bonomi als „ein Mann von ausnehmender
Gelehrsamkeit und Frömmigkeit*^ (di singolare dottrina e pietä) in Rom
empfohlen und für seine 200 Schüler zählende Studienanstalt in Douai eine
noch reichlichere Unterstützung als bisher durch den Papst beantragte
6. Aachen, 17. Sept. 1585. An Kardinal Busticucci: „Heute Morgen
habe ich mit Gottes Gnade ein Hochamt nebst einer kurzen lateinischen
Anrede gehalten, welche der gute Dechant* ins Deutsche übertragen.
Darauf habe ich das heilige Sakrament der Firmung vielen Katholiken jeden
Geschlechtes und Alters gespendet, aber nicht solchen unter sieben Jahren.
Obwohl sechs und eine halbe Stunde in der Kirche thätig, vermochte ich
meiner Pflicht nicht zu genügen, deshalb werde ich morgen früh die übrigen
firmen. Nach der Ansicht aller edelgesinnten Leute wird, wie mir scheint,
das gute Erfolge zeitigen, wie alle armen Katholiken bereits grossen Trost
daraus geschöpft haben. Ihre Bekümmemiss entspringt nicht blos den
bedrängten Verhältnissen, in welchen sie seit beinahe vier Jahren sich be-
finden, sondern auch dem Umstände, dass jetzt 28 Jahre verflossen sind, seit
das genannte Sakrament in dieser Stadt gespendet wurde** (S. 143).
7. Lüttich, 24. Sept. 1585. Bonomi meldet Rusticucci, gestern sei am
Münster in Aachen durch den Tod des Stiftsherrn Johannes a Blanchart
ein Kanonikat zur Erledigung gekommen. Der Dechant, „ein Mann von
grosser Güte und Gelehrsamkeit und Eifer für den katholischen Glauben**
1) Dieser Brief ist nach dem Orif^nal im Vatikanischen Arohiv bereits veröffent-
licht bei: A. Beilesheim, Wilhelm Kardinal Allen und die englischen Seminare aof
dem Festlande. Mainz 1885, S. 274-275.
*) Stülsdechant Franc Voss. Vgl. H e u s c h . Nomina Canonicor. regaL eocl. B. M.
V. Aqoisgr. Berolini 1802, pag. 20.
Kleinere Mittheilangen. 363
habe ihn sofort davon benachrichtigt und schlage als geeignetsten Kandidaten
vor den Sohn (Matthias) des Aachener Btlrgermeisters Schrick, welcher seit
einigen Jahren im deutschen Kolleg in Born mit Erfolg studire ^ „Der Vater
ist ein sehr gnter Katholik und hat während der in jener Stadt eingetretenen
Wirren viel gelitten; weshalb er einen Erweis der Gunst Sr. Heiligkeit ver-
dient (S. 149).
Aachen. A* Bellesheim,
7. Aachen-Pilger in Köln.
[c. 1450.J Der Wirth zum Schlüssel am Hof zu Köln erbittet vom
Kölner Rathe die Erlauhniaa, während der Zeit der Aachener Heüigthumefahrt
für die Füger auf der Strasse vor seinem Hause, wdches in einem Winkel
zurückliegt, eine Küche einrichten zu dürfen, wie dies auch früher geschehen ist.
Gnedige lieve herren. So myne vurfaeren in vurzijden ind ich darna
van alders alzijt unse kuychen vur die broedere, die unse lieve frauwe zo
Aiche in den hiltomps Verden versoechen, vur unseren huyseren uff der
straissen zo haven gewoenlichen plegen, wilche broedere nu vast myt der
meinnongen begynnen inzokomen, biddcn darumb, naistem myn hnyss ind
woynonge in eyme wynkel wyt van der gemeynre straissen gelegen ist,
omb eynen gnedigen urloiff, dat ich sulchen kuyche ind her, als men van
alders gewoenb'chen plegct, moege upslayn ind zoruisten, will ich myns
Vermögens willentlichen ind gerne verdienen ind bidden des uwer gnaden
zo versichtliche gnedige vertroistliche antwort.
Uwer gnaden getruwe burger
Thomais, wyrt zom Sloessell
amme Hojrve,
Köln, Historisches Stadtarchiv, Original auf Papier (Wasserzeichen:
Hand). Supplikationen des 15. Jahrh.
Köln. H. Keussen.
8. Nachtrag zu Bd. XVn, S. 252 ff., der Zeitschrift des
Aachener Geschichtsvereins.
Se. Eminenz der Hochw. Herr Kardinal Steinhuber in Rom hatte die
Gewogenheit, dem Unterzeichneten die Namen einiger aus Aachen stammen-
den Studenten des deutschen Kollegs in der ewigen Stadt, welche in seinem
Werke über das letztere' übergangen wurden, gütigst mitzutheilen. Die-
selben sollen hier unter dem Ausdruck innigsten Dankes gegen Se. Eminenz
zum Abdruck gelangen:
Jak. Pastor 1593—?
Joh. Cholin 1595—1601.
*) Heusob a. a. O. S. 22.
«} Vgl. Z«it«ohrift des Aachener Gesohichtsvereins Bd. XVTI, S. 262.
364 Kleinere Mittheilungen.
Jak. Campias 1598—1603.
Hubert Manstems 1612—1619.
Joannes Ant. de Cholin 1641—? 0. S. B. Corbeyensis.
Melchior Pastor 1644—?
Nicolaus Fibus 1662— 1669 *.
Jo. Lersch 1711—1712.
Jos. Peters 1726—1780.
Gerard. Gentis 1731—1734 f 1734, optimus.
Theodor Kahr 1731—1735, can. Aquisgr.*.
Matthias Brammertz 1745—1748 f 1771, can. Aqoisgr. „optimo ingeuio
et profectu" ".
Henr. Ostlender 1761—1767, can. Xanten., optimus.
Petras v. Schornstein 1765—1769, can. Aquisgran., optimus.
Joannes Christian L. 6. de Woestenradt 1766—1771, can. Tomacen.,
yalde bonns.
Jos. Heusch 1769—1770.
Ferd. Gislen. de Thymus 1780—1785, can. Aqoisgr. commendatus a
Card. Herzan, mediocris.
Aachen, A, Bellesheim,
*) A. Heusch, Nomina oanonioor. regalis eool. B. M. V. Aquisgran. Berolini 18fö,
S. 84) 36.
*) Heusch, ti. ae.
») Heusch, S. 39, 41.
Literatur.
1.
Scheibler, Johann Heinrich Carl, Geschichte und Geschlechts-
Re^ister der Familie Scheibler. Mit 38 Illastrationstafeln und 8 Stammtafeln.
Köln, Druck von M. Du Mont-Schauberg, 1895. VI, 134 S. 4«.
Es ist eine eigenartige Erscheinung, dass gerade in unserer Zeit mit
ihren nivellirenden und auf die Loslösung der Persönlichkeit von der Familie
gerichteten Tendenzen die familiengeschichtliche Forschung besonders beachtens-
werthe Leistungen hervorbringt. Ich erinnere nur an das Musterstück einer
deutschen Familiengeschichte, die im J. 1895 von Johann Carl Mylius heraus-
gegebene Geschichte der Familien Mylius* und femer an die im J. 1893 von
Albert Weyersberg in Solingen veröffentlichte Chronik der Familie dieses
Namens mit ihren lehrreichen Beiträgen zur Geschichte der Solinger Waffen-
schmiedekunst.
Die vorliegende Arbeit darf den Anspruch erheben, mit in diese Reihe
bedeutsamer familiengeschichtlicher Publikationen gerechnet zu werden. Unter
Benutzung von Urkunden und anderen archivalischen Quellen wird die Aus-
breitang und Entwiekeluug einer Familie durch einen vierhundertjährigon
Zeitraum in ununterbrochener Aufeinanderfolge klargelegt, wobei die acht
im Anhange beigegebenen Stammtafeln in übersichtlicher Weise die Descendenz
der einzelneu Zweige veranschaulichen; die trockenen genealogischen Daten
werden durch mehr oder minder ausführliche Nachrichten über den Lebeus-
gang der Familienglieder ergänzt, Bedeutung und Wirksamkeit der hervor-
ragenden Persönlichkeiten werden hierbei eingehender beleuchtet, und zugleich
erläutern eine grosse Anzahl vorzüglich ausgeführter Abbildungen der
verschiedensten Art (Grabsteine, Porträts, Gebäude, Städtebilder, Siegel,
Autographen, Stammbuchblätter und Wappen) in anziehendster Weise den
Text Das vom Verfasser der Familie Scheibler in der Hoffnung gewidmete
Werk, „dass ihre jüngeren Mitglieder sich an der mehrere Jahrhunderte
hindurch in den verschiedensten Berufszweigen erprobten Tüchtigkeit der
Vorfahren ein Vorbild nehmen werden **, ist nicht in den Buchhandel gelangt;
der Herr Verfasser hat jedoch auf meine an ihn gerichtete Bitte die
besondere Güte gehabt, der Aachener Stadtbibliothek ein Exemplar seiner
werthvoUen Veröffentlichung als Geschenk zu überweisen, und so bin ich
*> Vgl. Biographische Blätter, heranagegebeii von Antou Bettelheiin, Bd. U,
».328 ff.
B66 Literatur.
in der angenehmen Lage, auf dieselbe an dieser Stelle hinweisen zu können.
Aus den Altesten Namensformen : Schejbeler, Scbebler, Scheblehr, Schibeller,
welche sich in Urkunden aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts und in
Eechnungsbüchern des beginnenden 16. Jahrhunderts finden, hat sich in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als feststehend die jetzt übliche Schreib-
weise Scheibler entwickelt. Unzweifelhaft hängt der Name mit dem Sub-
stantivum Scheibe (mittelhochdeutsch schibe) zusammen, und wahrscheinlich
weist er auf einen Beruf hin; er bezeichnete eine Person, welche berufsmässig
mit Scheiben irgendwelcher Art zu thun hatte. Der erste bekannte Wohn-
sitz der Familie ist das ehemalige Eurfürstenthum Hessen; hier begegnet
im J. 1412 in der Pfarre Todenhusen bei Wolfhagen unweit Kassel der
katholische Priester Heinrich Scheybeler. Als geschlossene Familie erscheinen
die Scheibler um 1500 in dem oberhessischen Städtchen Qemünden an der
Wohra; bei der Einführung der Reformation in Hessen durch den Landgrafen
Philipp den Grossmüthigen ist die Familie muthmasslich protestantisch
geworden. Ein Sohn des um 1558 zu Gemünden geborenen, 1597 als lutherischer
Pfarrer von Armsfeld im heutigen Fürstenthum Waldeck gestorbenen Magisters
Johannes Scheibler, der berühmte Magister Christoph Scheibler, der schon
im Jünglingsalter Professor der Philosophie und der griechischen Sprache an
der neu gegründeten Universität Giessen ward und im J. 1625 als Super-
intendent und Leiter des Archigymnasiums nach Dortmund übersiedelte, ver-
pflanzte die Scheibler ins Westfälische, von wo aus sie sich in die ehemalige
Grafschaft Mark und in die Herzogthümer Jülich-Klevc-Berg verbreiteten.
Im 17. und 18. Jahrhundert begegnen uns hier zahlreiche Nachkommen des
Magisters Christoph, namentlich im Predigerstande; durch einen derselben
verzweigte sich die Familie ins Brandenburgische und weiter in die heutigen
Provinzen Pommern und Preussen. Unter den Nachkommen dieses Ostlichen
Zweiges ist der zu Stargard 1745 geborene Johann Daniel Scheibler besonders
bekannt als eins der Mitglieder der Küstriner Regierung, welche König
Friedrich der Grosse wegen ihres Gutachtons in dem MüUer-Arnoldschen
Prozesse auf die Festung schickte. Von Maximilian Friedrich Scheibler, der
als erster evangelischer Pfarrer in Montjoie bis zum J. 1640 wirkte *, stammt
eine Linie ab, welche ihren Sitz in Oesterreich hat; auch in Russland blüht
ein Zweig, vornehmlich im „polnischen Manchester **, der polnisch-russischen
Fabrikstadt Lodz, wo der in Montjoie im J. 1820 geborene Karl Scheibler
Baumwollspinnereien und Webereien von europäischer Bedeutung angelegt
hat (eine Abbildung seines Geburtshauses in Montjoie, genannt „im Thurm'*
auf Tafel XXX).
Während die Mitglieder der Familie Scheibler im 16. und 17. Jahrhundert
sich vorwiegend dem Gelehrten- und Beamtenstande widmen, beginnen sie seit
der Mitte des 18. Jahrhunderts sich mehr der kaufmännischen und industriellen
I) Dafl S. 68 (gegebene Veneiohniss seiner in Dmok erschienenen Sohiüten wird
ergänzt durch die Notiaen in der Zeitschrift des Aachener Gk^schichts Vereins Bd. IX V,
-212.
Literataf. 367
Thfttigkeit zuzuwenden. Um die Textilindustrie des Jülicher Landes haben sie
sich die allergrössten Verdienste erworben, und in dieser Richtung somit
berührt ihre Geschichte besonders das Arbeitsgebiet unseres Vereines. In
Montjoie begründete Johann Heinrich Scheibler, der als Sohn des Pastors
Bernhard Georg Scheibler zu Volberg im Bergischen 1705 geboren war,
eine Tuchfabrik, welche er zu bedeutender Blüthe erhob ; von ihm und seinen
Söhnen ist das prächtige Haus erbaut, welches noch jetzt eine Zierde der
Stadt Montjoie bildet und dessen in kunstvollster Holzschnitzarbeit ausgeführte
Treppen als eine Sehenswürdigkeit ersten Banges gelten (Abbildungen des
Stammhauses und eines Treppenstückes sind auf Tafel XII gegeben). Ein
Bruder Johann Heinrichs, Wilhelm Wimar Gerhard, geb. 1715, wurde 1757
durch Friedrich den Grossen als Werkmeister des Königlichen Lagerhauses
nach Berlin berufen (wir werden ihm im nächsten Bande unserer Zeit-
schrift in anderem Zusammenhange wieder begegnen). Johann Heinrichs
Altester Sohn, Bernhard Georg, führte die vom Vater gegründeten Etablissements
fort; er machte sich um die Belebung der Industrie der Stadt Montjoie und
des ganzen Jülichschen Landes so sehr verdient, dass der Kurfürst Karl
Theodor von Pfalz-Bayern ihm den erblichen Eeichsadel verlieh. Ein gleich-
namiger Enkel von Johann Heinrich Scheibler wurde der Begründer der bis
heute in der Seiden- und Sammetmanufaktur eine hervorragende Stellung
behauptenden Krefelder Linie der Familie. Ein weiterer Nachkomme Johann
Heinrichs, der 1848 in Montjoie geborene, jezt in Bonn lebende Dr. pbil.
Ludwig Adolf Scheibler ist als der vorzüglichste Kenner der altkölnischen
Malerschule weithin bekannt. Sein reiches Wissen auf diesem Gebiete hat
er der kunstgeschichtlichen Forschung jederzeit in uneigennützigster Weise
zur Verfügung gestellt; jetzt gibt er mit Carl Aldenhoven eine „Geschichte
der Kölner Malerschule. 100 Lichtdrucktafeln mit erklärendem Text^ heraus.
Ein besonderer Abschnitt, der XXVII. des Buches, zu welchem 2 farbige
Tafeln gehören, ist den Scheiblerschen Wappen gewidmet; er ist mit einigen
allgemeinen Bemerkungen über bürgerliche Wappen, welche Beachtung ver-
dienen, in sachkundigster Weise von dem Redakteur des „Deutschen Herold*^
in Berlin Professor Ad. M. Hildebrandt ausgeführt.
Ich erwähne schliesslich noch, dass auf Tafel XXII drei ausserordent-
lich niedliche Prospekte der Stadt Montjoie aus dem J. 1766 reproducirt sind:
1. Prospect von der Statt und dem Schloss Monjoje wie solches Front gegen
Orient macht; 2. General-Prospect von denen Gärthen längs der Roer, nebst
oberllegenten Situation, wie solche dermahlen anzusehen seint. Anno 1766
im Junio; 3. Prospect von der Statt Monjoje, wie solche Front gegen dem
obem Schloss machen thuet u. s. w.
Allen, welche sich mit familiengeschichtlichen Studien befassen, kann
die Scheiblersche Arbeit als ein Muster empfohlen werden, das in gleichem
Masse durch wissenschaftliche Gründlichkeit, wie durch geschmackvolle Aus-
fObmng sich auszeichnet.
Aachen, E, Fromm,
368 Literatur.
2.
Pick, Eichard, Aus Aachens Vergangenheit. Mit fünf Abbildungen.
Aachen, Creutzer, 1895. VIU, 632 S. 8<>. 15 M.
Rhoen, Karl, Zur Vertheidigung der geschichtlichen Wahrheit und
zur Abwehr der Angriffe des Herrn Archivars Pick. Mit einer Tafel. Aachen,
La Ruellesche Accidenzdruckerei, 1896. IV, 52 S. 8^
Das an erster Stelle genannte Werk ist die Frucht mehrjähriger archi-
yalischer Studien. Die Zusammenstellung von 33 sehr fleissig ausgearbeiteten
Aufsätzen kann als ein Sammelwerk bezeichnet werden. „Die Reihe von Ab-
handlungen'', so sagt der Verfasser im Vorwort, „wäre vielleicht zutreffender
gesammelte Aufsätze zur Aachener Geschichte und Topographie bezeichnet
worden. Sie macht nur Anspruch darauf, Bausteine zu einer Geschichte der
alten Kaiserstadt zu liefern. Die Mehrzahl von ihnen ist bereits früher in
Aachener Tagesblättern, freilich ohne alle urkundlichen Hinweise und Belege
veröffentlicht worden. In der jetzigen Form haben sie mannigfache Berichti-
gungen erfahren und, was jedem Forscher besonders erwünscht sein dürfte, ein
reichhaltiges archivalisches Material beigefügt erhalten. Einzelne Abhandlungen,
nämlich jene über die Mauern Aachens, den Esel an den Stadtthoren, das
Rathhaus und das Theater in reichsstädtischer Zeit sind neu.*^
Mit diesen Worten kennzeichnet Pick die Art seines Werks. Bei
genauem Vergleichen ergibt sich, dass auf die vier neuen Abhandlungen nebst
den Zusätzen zu den ihren Grundzügen nach aus altern Veröffentlichungen
bekannten 29 andern Aufsätzen etwa zwei Drittel des Bandes entfallen.
Drei dieser 29 Abhandlungen, nämlich „Kirchliche Zustände in vorkarolin-
gischer Zeit, der angebliche Eisenmarkt und der angebliche Stadtbrand im
Jahre 1146** sind in einer Aachener geschichtlichen Zeitschrift (Aus Aachens
Vorzeit) erschienen, die 26 übrigen in theils eingegangenen, theils nur mehr
in sehr vereinzelten Exemplaren noch vorhandenen Tageszeitungen. Bei den
26 Aufsätzen hat die ehemals belletristische Behandlung in der Tagespressc
einer wissenschaftlicheren Form Platz gemacht. Der nochmalige Abdruck in
dieser Gestaltung bedarf daher keiner Begründung, lieber die Zweckmässig-
keit der Wiedergabe der drei bereits in jener Zeitschrift erschienenen
Abhandlungen lässt sich dagegen rechten. Vielleicht hätten sich die seit
der ersten Veröffentlichung gefundenen Ergänzungen der Mehrzahl nach bei
andern Aufsätzen anbringen lassen oder eine gesonderte Aufstellung gerecht-
fertigt, wenn auch zugegeben werden muss, dass die Studie über Aachens
kirchliche Zustände in vorkarolingischcr Zeit besonders geeignet erscheint,
eine Reihe von Abhandlungen zu eröffnen, bei denen die frühmittelalterliche,
mittelalterliche und neuere Zeit vertreten ist.
Die Gruppirung der 33 Aiffsätze lässt scharfe Grenzen vermissen. Es
entfallen auf Kirchliches die Nummern 1—7; auf Befestigungswesen die Nrn.
10—14; auf hervorragende Gebäude die Nrn. 15, 16, 19, 28, 29, 30; auf Besuche
hervorragender Persönlichkeiten die Nrn. 25, 26, 27; die übrigen Nummern
Literatur. 3G9
«
gehören verschiedenen anderen Gebieten der ortsgeachichtlichou Forschung
an. Allem Anschein nach hat der Druck mit der Fertigstellung jedes einzelnen
Aufsatzes oder kleinen Abschnitts Schritt gehalten. Wlire das Manuskript
zu sämmtlichen Aufsätzen in einer Sendung in die Druckerei geliefert
worden, so konnten, abgesehen von einer andern Aneinanderreihung der
einzelnen Abhandlungen, sieben Seiten (S. 626 ff.) Nachträge und Berich-
tigungen grossentheils im Text passende Yerwerthung finden; auch hätten
in einem dem Vorwort angeschlossenen Literatur- Verzeichnisse abgekürzte
Bezeichnungen der Quellenwerke gewählt und in den Anmerkungen benutzt
werden können*. Dagegen bietet der Umstand, dass die einzelnen Auf-
sätze nach und nach in längern Zwischenräumen zum Abdruck gelangten
den Vortheil, dass ein höherer Grad von Korrektheit des Drucks und Stils
weitaus leichter zu erreichen war, als wenn der Verfasser vor der Aufgabe
gestanden hätte, mehrere Hundert Druckseiten mit ihren zahlreichen Anmer-
kungen in kurzen Fristen durchsehen zu müssen.
Sehr störend macht sich der Mangel eines Registers fühlbar. Bei der
Reichhaltigkeit des Buches und den theils im Text, theils in den Anmerkungen
an den verschiedensten Stellen zur Erörterung gelangenden Punkten, an die
der Titel des Aufsatzes nicht erinnern kann, wäre ein Register unerlässlich ;
für die rasche Orientirung wird das Buch durch den Mangel geradezu un-
benutzbar ^ Muss denn immer noch bei Anzeigen von Geschichtswerken die
Klage laut werden, dass das Fehle^^eines Registers die Brauchbarkeit nennens-
werth beeinträchtigt? Ferner würde wohl allen Lesern zu den Aufsätzen
über Aachens Befestigungen und die Aachener Bäche die Beigabe eines altern
Stadtplans oder älterer Zeichnungen des Laufs der Bäche willkommen ge-
wesen sein. Nach dem Vorwort bildete das Aachener Stadtarchiv die Haupt-
quelle des Werks, während daneben ausser dem Düsseldorfer Staatsarchiv
das Archiv des Münsterstifts in Aachen manche Ausbeute bot. Auf ältere
Handschriften chronikalischer Art beruft sich der Verfasser richtiger Weise
durchgehends nur in den Fällen, in denen urkundliches Material entweder
mangelt, oder aber durch Handschriften zur Geschichte Aachens passend
ergänzt wird.
Ohne dem Vorwurf einer kleinlichen Kritik verfallen zu wollen, möchte
ich doch offen aussprechen, dass namentlich eine Aenderung wesentlich
geeignet sein dürfte eine etwaige Fortsetzung des Werkes zu fördern. Das
Werk wendet sich nämlich ebensowohl an Berufsforscher als an gebildete
Kreise, die Sinn haben für die Geschichte einer historisch hoch bedeutsamen
Stadt. Die hierbei schwer, manchmal vielleicht überhaupt nicht zu treffende
Mitte scheint stellenweise zu Gunsten der Berufsforschung zu sehr verschoben
zu sein. Allerdings finden wir nicht längere fremdsprachliche Citate oder
Urkunden- Auszüge im Text, aber der Verfasser setzt voraus, dass allen
•) Ein Literatur- Vorreicliniss bleibt stet« wUnsrlumswerth; nbg^ekürzto Bt'z»'ioli-
nno^n der Quellenwerke sind manchen Losorn vvciüger erwünscht.
•) Vgl. die Anxelgo im Literarischen Centralbliitt, LoipEig IKXJ, Nr. 45, Sp. 1031.
24
Literatur. 371
Yor der Fremdherrschaft sich nicht erhalten konnte. Bestanden dagegen vor
1172 Befestigungsanlagen in Aachen nichts oder waren sie vor dem ersten
Maacrbau bereits eingegangen, so braucht selbstredend nach Ueberresten nicht
gesucht zu werden. Und die fragmentarisch kurzen Notizen der Aachener
Annalen bieten im Allgemeinen zur Geschichte Aachens nur eine höchst dürf-
tige Ausbeute; sie schweigen über viele wichtige Ereignisse, gegen deren
Bedeutung das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein kleinerer Befestigungs-
anlagen weit in den Hintergrund tritt. Pick folgert aus Vergleichungen
mit dem Befestigungswesen in andern Städten und gestützt auf den in einer
Urkunde Kaiser Lothars vom J. 1137 für Aachen vorkommenden Ausdruck
fossatum, dass damals die Stadt nicht ohne Wall und Graben war; er ver-
muthet ergänzende Vertheidigungswerke. Fossatum kann kaum anders als
durch ^Befestigungsgraben** übersetzt werden. Allerdings sagt das grosse
lateinische Wörterbuch von Forcellini, dass fossatum, ein Wort der Jüngern
lateinischen Sprache, einen Graben oder eine durch einen Graben hergestellte
Befestigung bezeichne *. Nach Du Gange ist fossatum ein Wall oder Graben,
und zwar besonders ein solcher, der um die Mauern einer Stadt führt ^ Aber
die Wörterbücher stützen sich für die älteste Zeit auf eine Stelle des römischen
Militärschriftstellers Vegetius '(Ende des 4. Jahrhunderts) ' oder auf ein Citat
in der Biographie Gordians^, wobei in beiden Fällen fossatum Festungsgraben
bedeutet. Und für die hier wesentlicher in Betracht kommende mittelalter-
liche Zeit dürfte es schwer halten, in deutschen Städteurkunden auch nur
ein einziges Beispiel nachzuweisen, nach welchem fossatum die Bedeutung
eines unbefestigten Grabens hat. Bezeichnet fossatum in der Urkunde Lothars
vom J. 1187 einen Befestigungsgn^aben, so können ergänzende Vertheidigungs-
werke nicht gefehlt haben. Statt des in kriegswissenschaftlichen Werken
nur vereinzelt gebrauchten Ausdrucks Plankenzaun hätte Pick besser den
gleichworthigen aber eingebürgertem Ausdruck Verpalissadirung hinter dem
Graben* gewählt. Ist auch die Uebersetzung Plankenzaun (Palissades)
grammatikalisch schwer anfechtbar ^ so legt doch das Beiwort Zaun den
*) Posteriorin latinitatis vox est, et significat vel fossnm, vel munimentum fossa
tttctaxn.
»; Fossatum, vallam, fossa: sed ea pra»*8ertim, quae circa xirbinm moeuia circum-
dacitar.
') De re militari lib. IV, cap. XVI. In der Stelle iwt die Rede vou Orllben. di«
b<'i Bela^rtiogen g^fUllt werden, damit die BelHKorungsthtirm«- an die Mam-r ^fl>nul»t
Worden können. Es heisst: Civitatis tossatum . . . apportatis lapidibun, ligni.s ue terra
. . . complent . . . solidant, ut turre« ambulat^iriae sine imprdimento iunj^utiir ad murum.
*; Castra omnia et iVmsata eonim circomibat. Hier citirt nacb A. Riese, Rbeini-
hches (lerraauien S. ^1.
* W. Pranck bemerkt, da«« in mittelalterlieber Zeit beider t;erinjft»n Tra^widt«'
und Wucht der Schusswaffen geg<»n den Nahekampf sehon djw eiiitucliste Uin«lerui».s
l^pschtitzt habe: ein breiter Wa8H««rjfrab<"n. «'ine niils-.!^ liobo von olun \erth«i«iif;t«'
Mauer, mehr no<'h einn hinter «lern Graben befjudlieb«' Enlunnvalhuitf oder Ver-
palissadirung (Pick, M<mat«schrifl Bd. VII, S. l\2 .
* PaÜModen sind an einem Ende zugt^spitzte Pliihlt> von Rund- »Mb-r Spaltholz,
die in Reihen vereinigt bei Befestigungen als Aini:ili«>ruii^^bit)<lerui.Hso dienen, al.so:
HcbauzpfUhle, Planken2äune.
24*
372 Literatur.
Gedanken an lose verbundene und daher für die Vertheidigung fast werthlose
Planken sehr nahe, während der Leser bei dem eingebürgerten Fremd worte
Verpalissadiruog eher an eine durch alle Hülfsmittel der Kunst ziemlich
dauerhaft hergestellte Verbindung der Planken denkt.
Ob und wie Aachen kurz vor 1172 befestigt war, dies gehört zu jenen
zahlreichen ortsgeschichtlichen Problemen, die sich wohl einengen, nicht aber
vollständig lösen lassen. Bedeutet fossatum in der mehrfach erwähnten Urkunde
Kaiser Lothars vom 22. September 1137 einen Befestigungsgraben, so bleibt
diese Urkunde ein sehr schätzenswerther Beweis dafür, dass Aachen damals
mindestens an einer * Stelle gewisse Befestigungen aufwies. Bildete diese Stelle
in der Nähe der heutigen Hartmannstrasse ein Glied eines grossem Befesti-
gungssystems, war dieses System in sich geschlossen oder jemals geschlossen
gewesen, wie war der Zustand der Einzeltheile, ihre Richtung, ihre Grenzen?
Dies alles sind Fragen, auf welche die überaus dtlrftigen Quellen zur Topo-
graphie und Geschichte Aachens im 11. und 12. Jahrhundert nicht das mindeste
Licht werfen. In unmittelbarer Nähe Aachens entstand zu Ende des 10. Jahr-
hunderts das Kloster Burtscheid, während Aachen selbst im 11. und 12. Jahr-
hundert die Kirchen zu den hhl. Adalben, Nikolaus und Foilan erhielt. Die
starke Bevölkerungszunahme kann auf die Befestigungsfrage nicht ohne Eio-
fluss geblieben sein, doch entzieht sich die Richtung dieses Einflusses jeder
einigermassen genauen Bestimmung. Da gibt es eine Reihe von Möglich-
keiten, auf welche näher einzugehen sich nicht lohnt: Vei-nachlässigung oder
Verstärkung bestehender Anlagen, Neuanlagen oder Eingehenlasscn einzelner
Befestigungen u. s. w. Immer aber wird damals die richtige Ansicht über-
wogen haben, dass ausreichender Schutz nur in der Anlage eines Mauer-
gürtels um die Stadt gefunden werden könne.
Der Schwerpunkt liegt nicht in den Befestigungs-Verhältnissen Aachens
im 11. und 12. Jahrhundert (vor 1172); weitaus bedeutsamer ist die Frage,
ob die Aachener Pfalz in den Tagen ihres Glanzes, zur Zeit der Karolinger
und Ottonen, Befestigungen aufwies. Auch hierbei lassen uns die Schrift-
quellen ziemlich vollständig im Stich, über einen gewissen Grad der Wahr-
scheinlichkeit ist also nicht hinauszukommen. Den für eine vorhanden
gewesene Befestigung der Pfalz mit fast zwingender Beweiskraft sprechen-
den Gründen, die zuerst H. Loersch entwickelt hat', lassen sich ein paar
weitere Beweisstützen anreihen. Die Aachener Pfalz umschloss nicht bloss
das Reichsarchiv und Kunstschätze, sondern auch die Schatzkammer des
') Einige WörteibUchor geben an, tlass man hei fossatum weniger an einen flir
sich vereinzelt bestehenden befestigten Graben, als vielmehr an «len einen Ort um-
schliessonden Festungsgraben zu denken habe. Ob dies lUi' Aachen im 12. Jahrhundert
passt, lasse ich dahin gestellt. In späterer Zeit, längst nach Fertigstellung des Mauer»
rings, ftndot sich flir Aachen das Wort fossatum in der von mir in dieser Zeitschrift
(Bd. VII, S. 201, Anm. 3) erwähnten Urkunde Karls IV. vom U. Februar 1057. Der
Kaiser gestattete damals den Aachenern, ihre Sta<lt mit muris, turribus, portis, vallis,
fossatis et aliis quibusvis modis ... zu befestigen.
»; Westileutsehe Zeitschrift für Geschichte und Kunst Bd. VII, S. 380 ff.
Literatur. 373
Reichs *, den Königshort. Seit den Tagen der germanischen Volkskönige bis
aber die Zeiten der Karolinger hinaus war aber der Königshort vom Begriff
Königthum geradezu untrennbar. Geschichte und Sage legen auf ihn das
grösste Oe wicht: Hort und Reich gewinnen, hiess die Herrschaft ergreifen*.
Ist es nun denkbar, dass es vor tausend und mehr Jahren, als man den
Reichsschatz in der Aachener Pfalz aufbewahrte, unterlassen wurde, sie ent-
sprechend den anderweitig vielfach zur Anwendung gebrachten Regeln der
Befestigungskunst, wenigstens gegen einen Handstreich zu sichern? Ein zu
Köln zur Zeit Karl Martells aufbewahrter grosser Schatz, welcher dem Zu-
sammenhang der Erzählung nach zu schliessen ein königlicher war, befand
sich in einem befestigten Orte. Pippins Gemahlin Plektrud lieferte den
Schatz aus, um von der Belagerung befreit zu werden*. Bezüglich der
Aachener Pfalz legen femer die lauten, unter Karl dem Grossen oder Lud-
wig dem Frommen erhobenen Klagen* über die drückende Last der Hof-
bauten in Aachen, den Gedanken an Befestigungsarbeiten sehr nahe. Eben
solche Arbeiten waren ja, wie auch Rhoen (S. 6) bestätigt, ungemein mühsam
und zeitraubend zu einer Zeit, in der man die gewaltigen heutigen Hülfs-
mittel der Technik nicht kannte ^ Das Aufführen einfLcher Gebäude konnte
doch wohl kaum zu Klagen Anlass geben, die in eindringlichster Weise
(Tbrftnen der Armen I) an den Herrscher sich wandten. Dass endlich selbst
dAs Aachener Marienmünster einer Festung ähnelte, folgt aus einer zum
J. 989 berichteten Thatsache. Damals liess der Bischof von Metz eine
nach dem Muster des Aachener Münsters gebaute, theilweise vollendete
Kapelle zerstören, damit sie nicht als Befestigung benutzt würde*. Es ist
fast undenkbar, dass die Aachener Pfalz im Zeitalter der Karolinger und
Ottonen unbefestigt gewesen sei. Worin die Befestigung bestand und welche
Theile der in der Nähe der Pfalz gelegenen Ansiedelung sie umschloss, das
lässt sich mit Bestimmtheit ebenso wenig ermitteln, als der Zustand der
Befestigung Aachens im 11. und 12. Jahrhundert (vor 1172).
Das durch seine Lage zu einer starken Festung ungeeignete Aachen
hatte wiederholt grösseren Heeresabtheilungen erfolgreichen Widerstand
selbst in jenen Zeiten nicht zu leisten vermocht, als mächtige Herrscher
mit Vorliebe in der Pfalz verweilten. Die Frage, ob Aachen nach dem Sinken
des Ansehens der Pfalz, ungefähr 100—150 Jahre vor dem ersten Mauerbau,
*) Haaren, Geschichte Acheiis von s*» inen An Olrißen bi« 1^)24. Aachen IH68. S. 2B.
»} Brunner, Deutw-ho Reehtsgeschichte. Leipzig 1887—1892. Bd. II. S. 07.
») Th. Breyaig, Jahrbücher dts frilnkiöchen Beiclis 711—741. Die Zeit Karl
M*rt«lli. Leipzig IH69, S. 2».
*) L. Sifnfon, Jahrbttrher «lea fränkischen Reichs unter Ludwisj dorn Frommen.
Bd. IL 8. Ätt, Anm. 2 und a.
*) Vor etwK hundert Jahren b«'seli werte sich auf das lebhafteste jahraus
jahrein der grosse Aachener Bezirk üb«'r die von den Reiniblikanern fUr dif Btfesti-
gnng Jtllichs geforderten Geldbeitrilge «xler Arboit.sloistungcn. Hamala jilso in Jülich
genAa dasselbe, was fast ein Jahrtausend frtlher in Aachen sich aV>spi<dte.
•) L. Simson a.a.O. S. 2H3; Beeck, A<iuiijgranum 162l>, S. 24. Bffcfetin;te Kirch t-u
lassen sich für «Ue fränkische und inittoluUerliche Zeit vielfach nachweisen.
874 Literatur.
mindestens gegen Ueberrumpeluugen durch kleine Schaaren irgendwie geschützt
war, mag eine interessante sein, steht aber an Bedeutung hinter dem
Räthsel der Befestigungsverhältnisse der Aachener Pfalz zur Zeit der
Karolinger und Ottonen jedenfalls weit zurück.
In der Aachener Ortsgeschichte nimmt die Eathhausbaufrage einen
hervorragenden Platz ein. Unbestritten erhebt sich das Rathhaus auf dem
Marktplatze an der Stelle des ehemaligen Palastes Karls des Grossen. Der
Granusthurm entstand im 13. Jahrhundert, während der übrige Rathhausbau
im zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts begonnen wurde und im J. 1370 im
Wesentlichen beendet war. Der üeberlieferung nach hat der Ritter Gerhard
Chorus*, welcher zwischen 1827 und 1356 wiederholt als Bürgermeister in
Aachen vorkommt und im J. 1367 starb, um den Bau des Eathhauses die
grössten Verdienste, gilt sogar als Bauherr oder Erbauer. Seit vielen Jahr-
zehnten bemühte sich die Forschung, die vorstehend angeführten spärlichen
Einzelheiten passend zu ergänzen, so namentlich festzustellen, wann im 14.
Jahrhundert der Rathhausbau begann, welche Betheiligung dabei dem Ritter
Chorus zuzuschreiben ist, und besonders auch, wie das neben domus consilii,
domus civium u. s. w. häufig in den Aachener Stadtrechuungen und Geschichts-
quellen vorkommende Wort aula erklärt werden muss. Der Raum der Besprechung
gestattet es nicht, auf diese Fragen hier näher einzugehen. Ich beschränke
mich deshalb darauf hervorzuheben, dass Pick unter Zugrundelegung von
Angaben des Todtenbuchs des Aachener Marienstifts und der ältesten Aachener
Stadtrechnungen zu beweisen versucht, dass unter aula (Saal, Palast) das
Rathhaus zu verstehen sei. Im gleichen Sinne sprach sich vor einer Reihe von
Jahren schon H. Loersch aus, während C. P. Bock, 23 Jahre vor dem Erscheinen
der Stadtrechnungen des 14. Jahrhunderts, für die aula ein gesondertes
Gebäude an der Ostseite des Marktes annahm, K. Rhoen in seiner neuesten
Schrift dagegen die aula auf den Hof in die Nähe der Krämerstrasse ver-
setzt. Allem Anscheine nach hat Pick das in Aachen und anderswo vorhandene
urkundliche Material zu dieser Frage herangezogen, so dass von einer neuen
Ausgabe des Todtenbuchs der Marienkirche, der Stadtrechnungen und der
Aachener Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts eine wesentliche Bereicherung
der zur Zeit vorhandenen urkundlichen Angaben zur Lösung des „Aula-
Problems** kaum zu erwarten sein dürfte. Eine die von C. P. Bock, Laurent,
') Vgl. ausor der bekanat«n Monographie von Quix über Chorus den Aafsatx in
J. Laareut, Aachener Stadtrochnungen S. 80 ff. Laurent (S. 84) findet das Schweigen
der Grabschrift über das Baugenie des Chonis schwer erklärlich. Die Grabschrift ist
abor wenig entscheidend^ da sie in seltsame Beime gezwängt erscheint: Choros sonoms,
ninltum innltum u. s. w. Hätte Chorus nm das Münster nicht ganz besondere Ver-
dienste, so wäre er schwerlich dort beerdigt worden. Die nach dem Tode Laurents
von W. Hnrless veröffont lichte Urkunde über den Aachener Münsterbau (Bonner Jahr-
bücher Heft 42, S. |07; vgl. H aagens Geschichte Achons Bd. I, S. 289) stütxt in wichtiger
Weise die Ueberlioferung über die Verdienste des Bitters Chorus um den Münster- und
damit wohl auch um den Rathhausbau. Vgl. Beeck, Aquisgranum 1620 p. 48 und die
im Aachener Stadtarcliiv aufbewahrte, von Quix Chron. Ms. Aquens. genannte Hand-
schrift p. 171 ff.
Literatur. 375
Loersck, Pick, Ehoen u. a. zum Eathhausbau im 14. Jahrhundert gemachten
Angaben kritisch zusammenfassende Arbeit bleibt eine mühsame, aber im
Interesse der Geschichte eines der bedeutsamsten deutschen Baudenkmäler
überaus wünschenswerthe Aufgabe. Nicht ermittelt scheint es bis jetzt zu
sein, wann für das Grashaus, Aachens ältestes Rathhaus, die bekannte
Bezeichnung „Kurie, Curia'' zuerst auftritt, und ob auch für das Rathhaus
auf dem Marktplatze die Benennung Curia mitunter vorkommt K
Zu den Einzelaufsätzen des Pickschen Buches hier die folgenden ergänzen-
den Bemerkungen: 1. Kirchliche Zustände in vorkarolingischer
Zeit. Die Weihe der Aachener Münsterkirche (S. 1 und 107) gehört zu jenen
wesentlichen ortsgeschichtlichen Problemen, zu welchen zahlreiche Einzel-
äusserungen, nicht aber eine abschliessende Arbeit vorliegen. Auch die
Zu:jammenstellung bei Rauschen (Legende Karls des Grossen, S. 187—140)
hat die interessante Frage nicht erledigt. 2. St. Foillanskirche. S. 23:
Die von Quuc an verschiedenen Stellen als Chron. Ms. Aquense citirte, jetzt
im Aachener Stadtarchiv befindliche Handschrift, gibt 1193 als das GrUndungs-
jahr an. Es heisst pag. 138: Circa annum 1193 tcmplum sancti Foilani
conditum aut innovatum potius atque ex angustiorc sacello ad maiorem
amplitudinem deductum creditur. 3. St. Adalbertskirche. Verfasser
scheint die Acta SS. Bolland. ad diem 23. Aprilis nicht benutzt zu haben.
Dieselben bieten zwar im Wesentlichen wenig Neues, immerhin aber einiges
Bemerkens wer the, so namentlich den Hinweis auf ein der ortsgeschichtlichen
Literatur unbekanntes Martjrologium Aquisgranense, nach welchem ich in
mehreren grössern Martyrologien vergebens suchte. 4. Jesuiten-Kollegium.
Bei der Aufhebung im September 1773 empfahlen sich die Jesuiten der
Gnade des Fürstbischofs von Lüttich; ihre Güter lagen in verschiedenen
Herrschaften zerstreut und waren mehrfach mit Schulden belastet. (Kaiserl.
Reichs-Postaratszeitung zu Aachen 1773 Nr. 73; ebenda Jahrgang 1775 Nr. 13
ein Erlass des Pfalzgrafen Karl Theodor zu Gunsten der im Amte Wilhelm-
stein gelegenen Güter der Aachener Jesuiten.) Zahlreiche Verkaufsanzeigen
betreffend das Besitzthum der Aachener Jesuiten in der Stadt-Aachener
Zeitung: 1774 Juni 25, 1776 Juli 13, 1776 März 13, 1776 Oktober 12 und
Oktober 26, 1782 März 27. Erlass des Aachener Baths über die Güter der
Jesuiten vom 14. Januar 1774 in Sammelband Nr. 883 der Aachener Stadt-
bibliotbek. In ihrer Chronik (Du Chateau) bezeichnen die Aachener Jesuiten
ihr Kollegium als das ärmste des ganzen Reichs. 5. Karmeliterinnen.
S. 73: Vielleicht irrt Poissenot, wenn erden 17. (statt 16.) August 1804 als den
() In dem seltenen «Leo Belg^cus^ (1595) von Michael Eyasin^er findet sich
eine In lateinischer Sprache abgefasste Scbildemng der EoligioiLsstreitigkeiten zu Aachen
am Ende des 16. Jahrhundert«. Die Darstellung stimmt im Wesentlichen mit Meyer
und Noppios, denen Eyzioger zu Grunde liegt, enthält aber doch einiti^fs Neue. So
heisst es bei der Erwähnung der wichtigen Ereignisse in den letzten Tilgen des Mai
16^1 (Meyer, Aaohensoho Geschichte Bd. I, S. 474): forom curiamque occupaverunt.
Cori* kann hier wohl nur dasBathhaos auf dem Aachener Markte bezeichnen. Femer:
n««d curiam anschlagen" war noch im vorigen Jahrhundert bei Anschlagen am Aachener
Bathhtni ein bekannter Ausdruck.
376 Literatur.
Tag des Besuchs der Kaiserin Josephine und damit als den Geburtstag einer
der ersten Wohlthätigkeits- Anstalten Aachens bezeichnet. Ein im J. 1805 zu
Aachen gedrucktes Festprogramm weist den Titel auf: F6te solemnelle du
16 Aout 1805, C616br6e ä l'Institut- Josephine d*Aix-la-Chapelle, jour auquel
S. M. rimp6ratrice Reine Josephine, honora de sa visite les divers 6tablissemens
de charitß .... et donna son nom ä celui .... nomm6 depuis Institut-
Jose phine. 6. Kapuzinerkloster. S. 81: Akten über die Anlage eines
Badepalastes und den Ankauf des Kapuzinerklosters zu Aachen 1811—1815
finden sich im Königl. Staatsarchiv zu Düsseldorf. (General-Gouvernements-
Kommissariat 4. Division Nr. 49.) S. 89: Eine Abhandlung über die Weg-
führung der Kunstschätze nach Paris und deren Zurückbringung nach Aachen
vermisst man in der ortsgeschichtlichen Literatur Aachens; Material hierzu
ist nicht im Düsseldorfer Staatsarchiv, wahrscheinlich aber im Königl. Geheimen
Staatsarchiv zu Berlin vorhanden. S. 93: Der Kapuzinerpater Philadelphus
von Aachen gab im J. 1711 ein Erbauungsbuch für Kranke heraus. (Quix,
Gelehrtes Aachen in der Rheinischen Flora 1825); Kapuziuerpater Pacificus
Höcker wurde von den Republikanern gemassregelt und des Landes verwiesen:
Anzeiger des Ruhrdepartements 1799 Nr. 24 vom 23. Februar; über den-
selben P. Höcker und einen angeblich im Aachener Kapuzinerkloster in einem
unterirdischen Kerker gefundenen gefangenen Mönch vgl. Aachener Zuschauer
(ein paar Nummern im ersten Quartal) 1798, sowie die um dieselbe Zeit
erschienene Entgegnung der Kapuziner zu Düsseldorf in den Wöchentlich-
Jülich- Bergischen Anzeigen. Das Einnahme -Verzeichniss des Aachener
Kapuzinerklosters schliesst mit Juni 1802. Die armen Mönche, deren Ein-
kommen ein überaus kärgliches war, hatten obendrein zuletzt alltäglich
gehungert, um einen ihnen schliesslich noch vorenthaltenen Nothpfennig zu
sparen de quoi vivre au moment de leur dissolution (Königl. Staatsarchiv zu
Düsseldorf). 7. Linzenshäuscheu. Der Aufsatz ist ein schätzenswerther
Beitrag zur Geschichte des Eremiten wesens in den Rheinlanden, über welches
bis jetzt fast nichts veröflTentlicht wurde. Reiches Material hierzu besitzt Herr
Pfarrer Füssenich in Lendersdorf. Linzenshäuschen oder Maria-Hülf im
Aachener Walde ist nicht zu verwechseln mit Mariahülf in dem nahe gelegenen
Moresnet, auch wohl Maria Hilf am Eichschen genannt. Ein Haus zu Marien-
Hülf lag noch im J. 1777 in der Peterstrasse in Aachen. (Stadt- Aachener
Zeitung 1777 Dezember 17.) 8. Sachsen nach Aachen verpflanzt.
Vgl. den Aufsatz von E. Seclmaun „Wiederauffindung der von Karl dem
Grossen verpflanzten Sachsen" in den Nummern 890 f. der Kölnischen Zeitung,
Oktober 1895. Seelmann vermuthet Ansiedlungen in den Ardennen und
Nach bargebieten. S. 106: Die Sage vom Ländchen von der Heiden findet
sich in erweiterter Form (Bardenberg von Barden, Grube Teut von Tut) in
A. Schreiber, Aachen, Spaa und Burtscheid. 0. J. S. 68. 10. Aachens
Befestigung. ürbs Carolina als Bezeichnung für den vom inneren
Mauerring umschlossenen Theil der Stadt steht in Amus. des eanx d'Aix-la-
Chapelle 1736 tom. 1, p. 16 und in Lettres sur la ville . . d*Aix-la-Chapelle
Literatur. 377
1786 pag. 11. S. 166: Um 45-50 Jahre ältere Alarm-, Brand- und Wacht-
ordnnngcn (3 verschiedene Reglements) sind gedruckt in Eines Erbaren Ratbs
Policey-Ordtnung . . . Aachen bei Henr. Hulting 1650. Der Aufsatz hätte
vertieft werden können durch eine üebersieht über die Belagerungen und
BeijchiessuDgeu Aachens, durch Mittheilungen über das Loos und den Ver-
bleib der Schlüssel der Stadt und der städtischen Kanonen, sowie durch einige
näheren Hinweise auf die zahlreichen Verfügungen gegen das LTobersteigen
der Stadtmauern und die Beseitigung der Decksteine, zum Schutz der in die
Wallgräben gepflanzten Bäume u. dergl. 11. Scherpthor. S. 180: Der
Prinzenhof hiess auch Fürstlich Salmscher Hof (Stadt-Aachener Zeitung 1781
August 25); in ihm war nach Ligny und Waterloo im Juni 1815 ein Hospital
für verwundete Krieger eingerichtet (Aachener Wahrheitsfreund 1815 Juni
27). 16. Rathhaus. S. 279, Anm. 2: Eine Heizung mit Steinkohlen war
bis tief ins 17. Jahrhundert hinein wenig gebräuchlich, obschon es keinem
Zweifel unterliegt, dass die längst bekannte Steinkohle neben Holzkohle als
Brennmaterial benutzt wurde. In mehrern Inventaren aus der Aachen- Jülicher
Gegend (16. und 17. Jahrhundert) finde ich nur „Waldkohle" unter den Vor-
räthen verzeichnet. Erwähnung verdient, dass sich im Aachener Rathhauso
im J. 1496 ein Saal, die Pylcamer genannt, befand. (Quix, Wochenblatt für
Aachen und die Umgegend 1838, Nr. 37, S. 149.) 17. Eisenmarkt. Der
Name Eisenmarkt für eine Ortsbezeichnung innerhalb Aachens kommt auch
in dem reichhaltigen auf Aachen bezüglichen Material des Düsseldorfer Staats-
archivs nicht vor. 20. Weinberge. Picks Erklärung der Textstelle zum
J. 1397 ist richtig. Ein Weinberg (Weingarten) des St. Adalbertstifts in
Aachen, anscheinend in der Nähe des Stifts gelegen, wird zum J. 1485
in der bei Haagen, Gesch. Achens Bd. II, S. 95 erwähnten Urkunde angeführt.
21. Johann I. von Heinsberg. S. 370: Ein Begleitbrief zum Inventar
de« neben der Propstei in Aachen gelegenen Hauses aus dem J. 1581 nennt
dieses Haus „uff der Cloister" gelegen. (Königl. Staatsarchiv zu Düsseldorf,
Marienstift Aachen, Nr. 3**.) S. 373: Kaum abweichende Darstellung des
Einfalls der Heinsberger in dem oben erwähnten Chron. Ms. Aquense pag.
177 mit dem Schluss: qua facti insolentia licet graviter commota sit civitas,
quae tarnen apud plerosque primates pollebat gratia et filii praesertim Ebu-
ronum antistitis interpositione facile motus oninis aestusque deferbuit. 23.
Aachener Theater. Hervorgehoben sei hier eine Verfügung des Aachener
Ratbs vom 16. Februar 1776, nach welcher Schaustellungen unter dem Namen
von Christkrippchcn, Fasten- und Bittcrleidon, Marionetton etc. verboten
werden. (Sammelband Nr. 883 der Aachener Stadtbibliothek.) Im Düssel-
dorfer Staatsarchiv fand ich die auch auf die Zeit vor der Fremdherrschaft
passenden, im J. 1815 amtlich gemachen Aeussorungon, dass ein Schauspiel-
Direktor wegen der geringen Zahl von Zuschauern in Aachen nicht viel
gewinnen könne, und dass das bisherige Komödienhaus eine üble und böse
Lage zwischen zwei der interessantesten Monumente unserer alten Kaiser-
stadt habe. S. 487—490: Die Zusammeustelluug hätte wohl durch eine auf
378 Literatur.
Zeitungs-Anzeigen, Flugblättern u. dergl. beruhende Fortsetzung bis zum
Ende der reichsstädtischen Zeit geführt werden können, lieber Verhand-
lungen des Aachener Schauspiel-Direktors wegen eines Gastspiels zu Düren
im J. 1783 vgl. Bonn, Kumpel und Fischbach, Materialien zur Geschichte
Dürens S. 619. 24. Bildnisse im Rathhaus. S. 510; Die Ueberlieferung,
nach welcher im Aachener Rathhause am 18. Oktober 1748 der Friede unter-
zeichnet wurde, war schon vor etwa 80 Jahren in Aachen lebendig. (Vgl.
K. F. Meyer, Aachen und der Monarchen-Kongress im Jahre 1818, S. 49
und das Chronogramm S. 50) ; auch der Friedenssaal im Aachener Rathhaus,
dessen im Journal des Nieder- und Mittelrheins vom 9. Dezember 1815 S. 1192
gedacht wird, darf wohl im Sinne dieser Ueberlieferung gedeutet werden.
Viele Mittheilungen über den Aachener Kongress — ob über das Lokal, in
welchem man den Frieden unterzeichnete, vermag ich nicht anzugeben — ent-
hält die Gazette de Cologne des Jahres 1 748. Ein ehemals im Aachener Rath-
haus vorhandenes Bild von einem Schüler (?) van Dycks „Der St^dtrath vor
Karl IV.** scheint Pick unbekannt geblieben zu sein. (Quix, Wochenblatt für
Aachen und die Umgegend 1837 Nr. 90, S. 360.) 28. Haus Löwenstein. S. 558:
Ein Haus zum kleinen Weyenberg lag auch in späterer Zeit der St. Peterskirche
gegenüber ; ein gleichnamiges Haus in der Pontstrasse beim Karmelitessenkloster ;
die Bezeichnung „auf dem grossen Weyenberg gegen Peterskirch über** kommt
noch im J. 1791 vor. (Stadt- Aachener Zeitung vom 25. November 1778,
12. Dezember 1789 und 25. Mai 1791.) 31. Schulfibel. Für die reichs-
städtische Zeit und die ersten Jahre der Fremdherrschaft finde ich nur
folgende von Aachenern verfasste Schulbücher verzeichnet: Crümmel, Joh.
Joseph, Mathematiker und Banquier geb. 1729 zu Aachen, gest. 1799:
Nutzen der Algebra. Aachen 1756; Johann Peter Carlier, Notar in Aachen:
Rechenbuch, 1719, Selbstverlag Aachen, Mostardgasse; Franz Jos. Winands,
Elementarlehrer geb. zu Aachen 1763, gest. 1805: a) Vollständige Ver-
gleichungstafeln, Aachen 1802; b) Dezimal-Rechenbuch mit Tabellen. Aachen
1803. (Quix, Gelehrtes Aachen in der Rheinischen Flora 1825.) Ferner
gehört wohl hierher: ABC und Lesebuch. Versuch für Kinder. Aachen
1794. (Stadt- Aachener Zeitung vom 22. März 1794.)
Düsseldorf. E. Pauls.
Literatur-Uebersicht für die Jahre 1895 und 1896.
Zasammengestellt von F. Wissowa.
Di«» Herren Verfasser werden gebeten, Sonderabzüge ihrer in Zeitschriften und Zeitungen
ercliienenen Aufsätze, welche sie an dieser Stelle berücksichtigt wünschen, der Stadt-
bibliothek Aachen freundlichst einzusenden.
I. Bibliographisches; Allgemeine Darstellungen.
1. Ritter, Franz, Katalog der Stadtbibliothek in Koeln. Abtheilung
Rh. Geschichte und Landeskunde der Rheinprovinz 1. Bd. Koeln, Du Mont-
Schauberg, 1894. (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek in Koeln Heft 5. 6.)
S. 73 flf. und 92 Literatur über Jülich-Cleve-Berg, 89 über Burtscheid, 148 ff.,
173 «f. über A., Comelimünster u. a. Rec: KB WZ 1894 Sp. 45 f. Nr. 14.
2. Pick, Richard, Aus Aachens Vergangenheit. Beiträge zur Geschichte
der alten Kaiserstadt. Mit 5 Abb. Aachen, Creutzer, 1895. (Die 33 zum
Theil bereits früher in Aach. Tagesblättern erschienenen, jetzt erweiterten
Abschnitte des Werkes enthalten Beiträge zur Geschichte Aachens in Mittel-
alter und Neuzeit; neu hinzugekommen sind die Abhandlungen über Aachens
Befestigung im Mittelalter, den „hasinus** an den Aachener Stadtthoren, das
Bathhaus und das Theater in reichsstädtischer Zeit.) Rec.: KBWZ 1896
Sp. 64 Nr. 24; LCBl 1896 Nr. 45; Rhein. Geschichtsbl. 2, 286 ff.; HJb 17,
388. Gegen einzelne Theile des Werkes wendet sich „(/. Rhoen, Zur Vertheidi-
gung der geschichtlichen Wahrheit und zur Abwehr der Angriffe des Herrn
Archivars Pick'* Aachen, Druck von La Ruelle, 1896. Gegen diese Schrift
wiederum richtet sich ein Aufsatz „Lokalgeschichtliche Plaudereien L II."
Volksfreund 1896 Nr. 224, 236. Vgl auch oben S. 368 ff.
3. Fromm, £., Aachen, eine geschichtliche Skizze. (Festschrift zur
Erklärung der Abkürzungen: AAV = Aus Aachens Vorzeit; AHVfN =
Annalen des historischen Vereins fUr den Niedorrhein; AHsfrd = Aachener Hausfreund,
Beilage znm Echo der Qegenwart; AP = Aachener Post; EO = Echo der Gegenwart;
GV = Geschichtsvorein; HJb = Historisches Jahrbuch; HZ = Historische Zeitschrilt;
JVARh = Jahrbücher des Vereins von Altcrtliunisfreunden im Rheinlando; KBWZ =^
Korrespondenzblfttt der Westdeutschen Zeitschrift; LCBl -— Literarisches Centralblatt;
LHW = Literarischer Handweiser; MIÖG = Mittheilungen dos Instituts für cisterr.
Geschichtsforschung; NA = Neues Archiv der Gesellsehart f. ältere deutsche (Jt^schiebts-
kande; FT ss= Aachener Anzeiger, Politisches Tageblatt; StML = Stimmen aus Maria
JjuLch; WdZ = Westdeutsche Zeitschrift; ZbK = Zeitschrift für bildende Kunst. Die
Abktlrzung ZA I bedeutet den ersten Band der auf der Aachener Stadtbibliothek an-
gelegten SamnUnng von Zeitungsausschnitten, welche sich auf die Aachener Geschichte
beziehen.
SSO Literatur-Üebersicht für die Jahre 1895 und 1896.
XXXVI. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure. Aachen,
1895 S. 1 ff.)
4. Schjerning, Wilhelm, A. und seine Umgebungen. E. geograph. Skizze.
Aachen, Mayer, 1895.
5. Schönneshöfer, Bernhard, Geschichte des bergischen Landes. Hrsg.
mit Unterstützung des Bergischen Geschieh ts Vereins. Mit 1 Titelbild. Elber-
feld, Baedeker, 1895. Rec: Ztschr. d. Berg. GV 31, 158 ff.
II. Mittelalter.
A. Quellen und Urkunden.
6. Potthast, August, Bibliotheca historica medii aevi. Wegweiser
durch die Geschichtswerke des europäischen Mittelalters bis 1500. 2. Aufl.
Bd. I. II. Berlin, Weber, 1896. (I, 30, 52. Verzeichniss der Handschriften
und Ausgaben, sowie der neueren Literatur über Albert v. A. und Annales
Aquenses, vgl. auch I, 801, Chronik, Aachener.)
7. Basler Chroniken. Hrsg. von der histor. und antiquar. Gesellschaft
in Basel. 5. Bd. bearb. von A. BernouUi. Leipzig, Hirzel, 1895. Rec.;
LCBl 1896, 182 f. (S. 152, 165, 166: König Sigmund in A., S. 537 eine
Ergänzung zu dem in Basler Chroniken 4, 854 f. abgedruckten Bericht des
Basler Chronisten Erhard von Appenwiler über den Zug Karls des Kühnen
gegen A.)
8. Keussen, Brief-Eingänge des 14. und 15. Jahrb. B. Undatirte
Stücke. (Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln Heft 26, 1 ff., 27,
159 ff. Die in Regestform mitgetheilten, im Kölner Stadtarchiv beruhenden
Urkunden beziehen sich zum grossen Theil auf die Geschichte des Veroins-
gebiets.)
9. Kuipping, Richard, Die Papierurkunden des 15. Jahrb. und die
städtischen Urkundenkopiare. I. 1210—1450. (Mittheilungen aus dem Stadt-
archiv von Köln Heft 27, 222 ff. Die hier wiedergegebenen Regesten be-
treffen zum Theil die Geschichte Aachens und Jülichs.)
10. 778. Aachen als Ausstellungsort einer nur im Auszuge erhaltenen
Urkunde Karls d. Gr. zu Gunsten eines Abtes Otto erwähnt. MIÖG 16, 219.
11. 798 Juni. Alcuin an den Erzbischof Arno v. Salzburg: theil t
diesem u. a. seine bevorstehende Reise nach A. mit. Monum. Germ, historica
Epistolae 4, 285.
12. 798 Juli 22. Alcuin an Karl d. Gr.: erwähnt die von letzterem
im Aach. Münster errichteten Säulen. Monum. Germ, historica a. a. 0. 4, 244.
13. 798—803. Alcuin an seinen Schüler Fredegisus, genannt Nathanael:
beauftragt ihn, Karl d. Gr. eine Handschrift des neuen Testamentes am
Weihnachtsfestc in A. zu überreichen erwähnt auch die Aach, warmen
Quellen. Monum. Germ, historica a. a. 0. 4, 419 f.
14. 800, vor März 19. Alcuin an den Erzbischof v. Salzburg: wird
Mitte Mai auf Wunsch des Kaisers in A. eintreffen. Monum. Germ, historica
P. Wissowa 381
a. a. 0. 4, 319 ff., in ähnlicher Weise wird A. in den Jahren 800, 801, 802,
814, 815 und 824 öfters erwähnt; vgl. a. a. 0. S. 343, 387, 410, 583, 594
and 609.
1 5. 800 Juni. Felix, früher Bischof von ürgel, an verschiedene Priester
der Diözese ürgel: theilt ihnen mit, dass er auf der Synode zu A. in Gegen-
wart Karls d. Gr. seine Irrthümer widerrufen habe. Monum. Germ, historica
a. a. O. 4, 329; andere Anspielungen auf dieselbe Synode a. a. 0. S. 346, 415.
16. 806 Aug. 17. A. als Ausstellungsort einer von Karl. d. Gr. für
St. Denis ausgestellten Urkunde erwähnt. MIÖG 16, 209.
17. 809. A. als Ausstellungsort einer von Karl d. Gr. für das Kloster
von St. Val6ry ausgestellten Urkunde genannt. MIÖG 16, 219.
18. 870 März 6. A. als Ausstellungsort eines Theilungs -Vertrages
zwischen Ludwig dem Deutschen und seinem Bruder Karl erwähnt. Publi-
kationen ans den k. preuss. Staatsarchiven. Bd. 65 Nr. 11.
19. 878 Juni 18. A. als Ausstellungsort einer von König Ludwig dem
Deutschen für das Kloster Lamspringe ausgestellten Urkunde erwähnt. Publ.
a. d. k. preuss. Staatsarch. Bd. 65 Nr. 18.
20. 1108 Januar. A. als Ausstellungsort einer von Kaiser Heinrich V.
zu Gunsten der Hildesheimer Kirche ausgestellten Urkunde erwähnt. Publ.
a. d. k. preuss. Staatsarch. Bd. 65 Nr. 164.
21. 1166. A. als Ausstellungsort einer von Graf Philipp v. Flandern zu
Gunsten des Klosters AfSighem beurkundeten Schenkung erwähnt. Analectes
p. s. ä rhistoire ecclösiastique de la Bclgique. II*' Section 2. fasc. S. 191 f.
22. 1198 nach Juli 12. Fünf Briefe, nämlich des Königs Ottos IV., der
Wähler Ottos IV., des Erzbischofs Adolf v. Köln, des Grafen Balduin v. Flan-
dern und des Grafen Albert v. Dagsburg an den Papst Innocenz IIL über
die soeben in A. erfolgte Wahl und Krönung Ottos IV. Monum. Germ, historica
Legnm sectio IV., Constitutionos, T. II, 23 ff.
28. 1202 März. Innocenz III. an den Herzog v. Zähringen: hebt n. a.
die Unrechtmässigkeit der Wahl Philipps v. Schwaben, der nicht an dem
gesetzlichen Orte, und die Rechtmässigkeit der Wahl Ottos IV., der an dem
vorgeschriebenen Orte, nämlich zu A., gekrönt worden sei, hervor. Monum.
Germ, historica a. a. 0. II, 505 ff.
24. 1202 Sept. Abmachung zwischen König Otto IV. und Erzbischof
Adolf V. Köln: enthält in § VI Bestimmungen über die „moneta Aquensis^.
Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 28 f.
25. 1206 Juni. Rechtfertigungsschreiben König Philipps v. Schwaben
an Papst Innocenz III. Darin u. a.: Auf dem Wege zur Krönung in A.
sei er durch die Hinterlist seiner Gegner umgangen und zur Entlassung
seines Heeres gezwungen worden. Vgl. Nr. 28. Monum. Germ, historica
a. a. O. II, 12.
26. 1222 Mai. Erlass des Königs Heinrichs (VII.) zu A. über Bestimmungen
des Lebnsrechts. Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 393.
382 Literatur-Uebersicht für die Jahre 1895 und 1896.
27. 1226 Juli. Erzbischof Albert v. Magdeburg ernennt an seiner statt
Alberich v. Arneburg zum Grafen der Romagna, wodurch die früher anderen
Personen, darunter auch einem „Nicolaus de Aquisgrani" ertheilten Befug-
nisse erlöschen. Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 120.
28. 1227 April 6. König Heinrich (VII.) an die Stadt Verdun: widerruft
die im März d. J. der Stadt Verdun von A. aus gewährten Privilegien.
Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 410.
29. 1229 nach März 19. Der Hochmeister Hermann v. Salza erwähnt in
einem Schreiben an einen ungenannten Freund, welches von dem Krouzzugc
Kaiser Friedrichs II. handelt, dass dieser sich seiner Zeit in A. zum Kreuz-
zuge verpflichtet habe. Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 167.
30. 1231 April 80. König Heinrich (VII.) an den Herzog Heinrich IV. v.
Limburg: erinnert ihn eindringlich an sein ihm, dem Könige, (Mai 1222) zu
A. gegebenes Versprechen, die Kirche des hl. Servatius in Maastricht * nicht
ferner mit Zöllen auf den in ihrem Gebiete wachsenden Wein zu belästigen.
Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 417 f.
31. 1232 Mai. Erneuerung des Bündnisses zwischen Kaiser Friedrich II.
und König Ludwig IX. von Frankreich. Als einer der beiden Stellvertreter
für den Eid des Kaisers wird sein Kämmerer Heinrich „de Aquisgrano** auf-
geführt Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 216.
32. 1242 Mai 2. König Conrad IV. bekennt sich gegenüber dem Burg-
grafen Gerhard v. Sinzig zu einer Schuld von 78 Va Mark; darunter be-
finden sich auch 3 Mark, die Gerhard in A. (wohl im Interesse des Königs)
verausgabt hatte. Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 446 f.
33. 1248 August. König Wilhelm an die Stadt Mailand: da sein Zag
nach Italien durch die Belagerung von A. sich verzögert habe, ernennt er
Rainaldus v. Suppino zum Vikar in der Lombardei. Monum. Germ, histo-
rica a. a. 0. II, 462 f.
34. 1249 Februar 19. Unter den Zeugen, welche bei der Ablegung des
Sekuritätseides des Königs Wilhelm von Holland an Papst Innocenz IV. in
Ingelheim zugegen sind, befindet sich auch „Willelmus advocatus Aquensis**.
Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 464.
35. 1254—1256. Relatio de conventibus confoederationis pacis Bhenanae.
Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 579 if. (S. 585, 587 und 593 wird auch
A. unter den Theilnehmern des rheinischen Städtebundes erwähnt).
36. 1256 Nov. 26. Johann de Avesnes stellt dem Pfalzgrafen bei
Rhein für die Zahlung einer Geldsumme eine Anzahl Bürgen, darunter auch :
„Ottonem prepositum Aquensem". Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 480.
37. 1256 Dec. 15. Vertrag zwischen Richard v. Cornwales und dem
Erzbischof Kourad v. Köln: § 3. Item dabit (sc. Ricardus) litteras suas pa-
tentes ipsi archiepiscopo, quod ofliciales seu iusticiarios, quos ipse dominus
') Der Herausgeber L. Weiland identificirt allerdings im Register das in der Ur*
kundf i^nannte ^Traioctum" mit Utrecht; die Erwälinung de» Kapitals des hl. Serva-
tius liUst aber wohl nur die Ueborsetzung „Maastricht** zu.
f. Wissowa 88B
B, in regem promotus voluerit infra Mosellam, Aqnisgrani et Tremoniam
ordinäre, de consilio et voluntate ipsius archiepiscopi idoneos ordinabit.
Monum. Germ, historica a. a. 0. II, 483.
88. 1263 c. Aug. 27. Papst ürban IV. an Richard v. Comwalcs: hebt
o. a. hervor, dass die Krönung innerhalb Jahresfrist nach der Wahl zu
Frankfurt in A. zu erfolgen habe, nachdem ein mehrtägiger Aufenthalt des
zu Krönenden in A. vorangegangen sei; nach ErftUlung auch dieser Be-
dingung (moram apud Aqnisgrani quantum decuit faciens) sei auch Richard
ohne Widerspruch zu finden gekrönt worden. Monum. G^erm. historica a. a. 0.
II, 522 ff. (Die angezogenen Stellen auf S. 525 und 526; vgl. auch a. a. 0.
S. 631 über die Rechtmässigkeit der Wahl und Krönung Wilhelms von
Holland.)
89. c. 1400. Register der städtischen Accisen in Köln XX. Rolle der
Thorzölle. § 9 betrifft die Zollpflichtigkeit der Aach. Kaufleute. Stein,
Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln
II, 115.
40. 1423 Aug. 15. Dam v. Palant, Herr zu Rulant an Herzog Adolf
und Johann v. Loon: ist im Nothfalle bereit, wegen der Gefangenen von A.
zu einem Gerichtstage nach Jülich zu kommen. (Abgekürzt wiedergegeben
bei Below, Landtagsakten von Jülich-Berg I, 224.)
41. 1447 Juni 26, wiederholt 1454 Juni 19 und 1461 Juni 11. Beschluss
der Kölner Morgensprache, betr. die Behandlung der zur Aach. Heiligthums-
fahrt pilgernden Fremden. Stein, Akten zur Gesell, der Verfassung und Ver-
waltung der Stadt Köln II, 343.
B. Neuere Literatur.
42. Stein, Walther, Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwal-
tung der Stadt Köln im 14. und 15. Jahrhundert. IL Bd. Bonn, Behrendt,
1895. (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichte X.) Rec:
KBWZ 1895 Sp. 134, Nr. 57. (Das Werk kommt auch für die Ge-
schichte Aachens, Dürens, Jülichs und anderer Orte des Vereinsgebietes viel-
fach in Betracht).
43. Schmitz, Ferdinand, Der Neusser Krieg. (Rhein. Geschichtsbl. II,
1 flf; die auch separat erschienene Abhandlung ist abgesehen von gelegent-
lichen Erwähnungen Aachens für die Politik der Herzöge von Jülich von
Wichtigkeit).
III. Neuzeit.
A. Quellen und Aktenstücke.
44. Dresemann, Otto, Aus einer Chronik des Karthäuserklosters Vogel-
sang bei Jülich. (AHVfN 61, 79 ff.; die hier im Auszuge wicdergegebeno,
im Aach. Stadtarchive beruhende Chronik ist verfasst von Bruno Gülich,
Prior des Karthäuserklosters Vogelsang, im vorigen Jahrhundert; die mitge-
theilten Auszüge umfassen die Jahre 1478—1770).
384 Literatur-Üebersicht für die Jahre 1895 und 1896.
45. Dresemann, Otto, Die Jülichsche Fehde 1542—1543. Zeitgenössischer
Bericht des Michael zo Louif, Johanniters in Kieringen. (Abdruck der einem
Rentbache der Johanniterkommonde Kieringen bei Jülich entnommenen and
von Michael zo Louff, geb. 1473, verfassten, jetzt im Aach. Stadtarchiv be-
ruhenden Beschreibung der Kriegsdrangsale der Länder Jülich u. s. w. 1542
und 1543. AHVfN 61, 57 ff.)
46. Scliollen, Mathias, Handschriftliche Aufzeichnungen (1758—1785)
im Stadtarchiv zu A. (AAV 9, 41.)
47. Verzeichniss der Handschriften im preussischen Staate I Hannover
3 Göttingen Bd. 1—3. Berlin, Bath, 1892—1894. (Aus dem Register zu
den bisher erschienenen 3 Bänden ergibt sich, dass in diesen verschiedene
Handschriften verzeichnet sind, welche sich auf A., z. B. auf Religionsstreitig-
keiton im J. 1580, auf die Aach. Mäkelei u. a. beziehen. Noch zahlreicher
sind die Jülich betreffenden Handschriften.)
48. Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte hrsg.
von der Görres-Gesellsehaft. IV. Bd. Nuntiaturberichte aus Deutschland
1585—1590 I, 1 hrsg. von Stephan Ehses und Aloys Meister. Paderborn,
Schöningh, 1895. (Die Berichte beschäftigen sich auch vielfach mit dem
Stande der religiösen Angelegenheiten in A. und Jülich.) Rec: Rhein. Ge-
schieh tsbl. 2, 221 ff.
49. 1542 März 15. Erwähnung der Stadt A. unter den zu Speier ver-
sammelten Gesandten des niederländisch-westphälischen Kreises. Below,
Landtagsakten von Jülich-Berg I, 382.
50. 1546 März 80. Instruktion des Herzogs Wilhelm v. Jülich für
seine zum Reichstag von Regensburg abgesandten Räthe: Es wird den Ge-
sandten auferlegt, bei vorkommenden Klagen des Abtes v. Kornelimünster
sich mit dem Maugel an Instruktion zu entschuldigen und etwaige Massregeln
in Betreff der Stadt A. bis zur Ankunft des Herzogs am Reichstage hinaus-
zuschieben oder die Abseuduug von Kommissarien zu ihm zu erwirken.
(Auszugsweise abgedruckt mit Nachweis des Originals Below a. a. 0. 1, 570 ff.)
51. 1547 Nov. 28. Verhandlung des Herzogs Wilhelm v. Jülich mit
seinen Ständen. Der Herzog will sich auf ein Bedenken der Stände wegen
der Ordnung betr. die Dienstboten und Tagelöhner mit den Städten Köln
und A., sowie mit dem Administrator von Köln berathen. (Auszugsweise
abgedruckt mit Nachweis des Originals Below a. a. 0. I, 580, 587.)
52. 1552 Mai 31 und Juni 7. In zwei abgekürzt wiedergegebenen
Aktenstücken wird die Vorladung des Herzogs von Jülich durch die Regentin
der Niederlande zu Verhandlungen in A. und Maastricht, das Nichterscheinen
des ersteren und seine dafür vorgebrachte Entschuldigung mitgetheilt. Below
a. a. 0. I, 649 ff.
58. 1553 Sept. 28. Verhandlung der Räthe des Herzogs Wilhelm v.
Jülich mit den Jülicher Geistlichen. Das Ergebniss ist eine Besteuerung der
einzelnen Stifter, auch der Aachener. (Auszugsweise mitgetheilt von Below
a. a. 0. I, 687 Anm.)
F. Wissowa 385
54. c. 1556. Klagen des Herzogs v. Jülich über die Aachener. Below
a. a. 0. I, 728 Anm.
55. 1556 März 8. Beschluss der Stände des niedcrländisch-westphä-
liscben Kreises über Beschaffung von Geschütz für den Kreis. A. soll,
wie Dortmund, je „1 Falkenitbn (Zweipfünder s. Qrimm, Wörterbuch) in
Bereitschaft stellen**. (Regest und Nachweis des Originals. Below a. a. 0.
I, 736.)
56. 1558 Dez. 28. Instruktion des Herzogs Wilhelm v. Jülich für seine
zum Reichstage in Augsburg gesandten Räthe: In einer Nebeninstruktion
trägt der Herzog seinen Gesandten auf, die Hülfe des Kaisers gegen das
wiedertäuferische Unwesen in A. zu erbitten. (Auszugsweise mitgetheilt mit
Nachweis des Originals. Below a. a. 0. I, 775 f.)
57. 1609 Juli 31. Reversal des Markgrafen Ernst und des Pfalzgrafen
Wolfgang Wilhelm für Bürgermeister und Rath der Stadt Düren betr. die
Aufrechterhaltung der katholischen Religion und die Zulassung anderer im
Reiche gestatteter Konfessionen (theUweise abgedruckt Publikationen a. d. k.
preuss. Staatsarchiven Bd. 62, 147 Nr. 63).
58. 1609 Nov. 3. Brief eines Ungenannten in Köln an den Grafen
Johann v. Nassau: erwähnt u. a. einen auf die Stadt A. geplanten Ueberfall.
(Ausführliches Regest und Nachweis des Originals Publik, a. d. k. preuss.
Staatsarch. a. a. 0. S. 160 Nr. 84).
59. 1610 Mai 29. D. Johann Peil in Heinsberg an den Markgrafen
Ernst V. Brandenburg: warnt ihn unter Hinweis auf die Ermordung Hein-
richs IV. von Frankreich vor Menchelmördern. (Theilweise abgedruckt
Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 168 Nr. 99.)
60. 1610 August 17. Beschlüsse des ausserordentlichen Konvents refor-
mirter Gemeinden in Düren: Es wird ein Entwurf zur Einberufung einer
General-Synode der reformirten Kirchen in Jülich-Cleve-Berg nach Duisburg
beschlossen. Als Aach. Bevollmächtigter wird Engelbert Breberin genannt.
(Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 170 Nr. 103; auf der am
7. Sept. 1610 zu Duisburg abgehaltenen General-Synode erscheinen als Aach.
Depntirte der eben genannte Engelbert Breberinus als Prediger der „Teut-
sehen** und Petrus Niset „Eltister der französischen Gemeinden daselbst"
a. a. 0. S. 173.)
61. 1611 c. Juli 15. Die evangelische Bürgerschaft zu A. an die
brandenburgisch-neuburgischen Kommissare: berichtet über die Schicksale
der evangelischen Bürgerschaft in A. und die Ursache zu dem letzten Auf-
stande. (Mitgetheilt nach Meteren, niederländische Historien in I^iblik. a. d.
k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 189 Nr. 118.)
62. 1611 Okt. 1. Kaiserliches Pönal-Mandat wider die Stadt A.: Der
Kaiser befiehlt unter Aufzählung der vorgefallenen Uebergriffe der Bürger-
schaft die Wiederanerkennung des vom Kaiser angestellten Magistrates.
(Theilweise wörtlicher Abdruck mit Nachweis dos ()ri(?inals Publik, a. d. k.
preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 195 Nr. 128.)
25
886 Literabur-tJebersicht für die Jahre 1895 und 1896.
63. 1611 Dez. 17. Protest der evangelischen Bürgerschaft zu A. gegen
die Weigerung der Katholiken, die Artikel vom 8. Oktober anzuerkennen.
(Regest und Nachweis des Originals Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch.
a. a. 0. S. 197 Nr. 130.)
64. 1611 Dez. 30. Erzherzog Albrecht an Markgraf Ernst v. Branden*
bürg und Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm über die Streitigkeiten in der Stadt
A. (Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 197 Nr. 131.)
65. 1612 April 3. Erzherzog Albrecht an Pfalzgraf Johann: Der
Pfalzgraf solle den Ungehorsamen zu A. nicht willfahren. (Regest und Nach-
weis des Originals Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 199
Nr. 138.)
66. 1612 April 18. Pfalzgraf Johann an Markgraf Joachim Ernst v.
Brandenburg: theilt ihm mit, dass er als Reichsvikar eine Kommission zur
Herstellung des Friedens nach A. abgesandt habe. (Regest und Nachweis
des Originals Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 199 Nr. 134.)
67. 1612 Mai 9. Beschlüsse der von Kurpfalz kraft des ihm zustehen-
den Reichsvikariates nach A. entsandten Kommission: Die Religionsfreiheit
wird gewährleistet und die Aufnahme der Evangelischen in den Rath ge-
stattet. (Theilweise wörtlicher Abdruck und Nachweis des Originals Publik,
a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 199 Nr. 135.)
68. 1614 Februar 24. Christian v. Anhalt an Joachim Ernst v.
Brandenburg: ist besorgt über die Lage der Dinge in A., da die dortigen
Katholiken die Absetzung des jetzigen und die Wiedereinsetzung des vorigen
Rathes bei dem Kaiser durchgesetzt hätten. (Theilweise wörtlicher Abdruck
und Nachweis des Originals Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 224
Nr. 161.)
69. 1614 Aug. 21. Der Bürgermeister Johann Kalkbrenner zu A. an
einen Unbekannten für den Prinzen Moritz v. Oranien : Hülfe gegen Spinola
sei dringend nöthig. (Theilweise wörtlicher Abdruck und Nachweis des
Originals Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 232 Nr. 169.)
70. 1614 Sept. 12. Der vertriebene Bürgermeister von A., Johann
Kalkbrenner an Landgraf Moritz v. Hessen: berichtet die Uebergabe der
Stadt und seine Flucht aus A. (Theilweise wörtlicher Abdruck und Nach-
weis des Originals Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. a. a. 0. S. 232 Nr. 170.)
71. 1614 Sept. 17. Markgraf Georg Wilhelm v. Brandenburg an Land-
graf Moritz V. Hessen: betr. u. a. die Uebergabe von A. (Fast wörtlicher
Abdruck und Nachweis des Originals Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch.
a. a. 0. S. 234 Nr. 172.)
72. Brüning, Wilhelm, Aktenstücke aus dem Aach. Stadtarchiv
(1795—1805). AAV 9, 92.
B. Neuere Literatur.
73. Franz, A., Ostfriesland und die Niederlande zur Zeit der Regent-
schaft Albas 1568—1573. (Wichtig für die Stellungnahme des niederländisch-
F. Wissowa 387
westfölischen Kreises und besonders der Herzöge von Jülich gegenüber Ost-
friesland. Jabrbueh der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische
Alterthümer in Emden 11, 72 if.) Rec: KBWZ 1895 Sp. 237 Nr. 113.
74. Müller, Johannes, Der Konflikt Budolfs II. mit den deutschen
Reichsstädten. (Sehr eingehende Berücksichtigung der Aach. Verhältnisse
von 1571 an. WdZ 14, 257 ff.)
75. Lossen, Max, Die Yerheirathung der Markgräfin von Baden mit
Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg 1581—1585. (Zuerst ab-
gedruckt in den Sitzungsberichten der philos. philol. Klasse der Münchencr
Akademie 1895, 88 ff.; später wiederholt und durch den Abdruck einer An-
zahl Aktenstücke erweitert in Zeitsehr. d. Berg. GV 31, 1 ff.; unter diesen
befindet sich auch ein Brief des Jülichschen Landdrostes Werner v. Gimnich
an den Aach. Dechanten Franz Voss vom 9. Aug. 1572, welcher bei der Heiraths-
angelegenheit mitgewirkt hat.)
76. Oppenhoff, Franz, Die Anwesenheit einer hanseatischen Gesandt-
schaft an König Philipp III. von Spanien im Dezember 1606. AAV 9, 47.
77. Keller, Ludwig, Die Gegenreformation in Westfalen und am
Niederrhein. Aktenstücke und Erläuterungen. III. Theil. 1609—1623.
Leipzig, Hirzel, 1895. (Publik, a. d. k. preuss. Staatsarch. Bd. 62; das
erste Buch, die jülich-clevisehen Länder behandelnd, ist für die Geschichte
der Gegenreformation in A. und den jülich-clevisehen Ländern von äusserster
Wichtigkeit.)
78. Bodemann, Eduard, Briefe der Herzogin, späteren Kurfürstin
Sophie V. Hannover an ihre Oberhofmeisterin A. K. v. Harling geb. v. üffeln.
(Zeitsehr. des histor. Vereins für Niedersachsen 1895, 1 ff.; S. 86 ff. werden
drei aus A. datirte Briefe vom 21. und 30. September und 6. Oktober 1700
mitgetheilt)
79. Wacker, C, Spottgedicht auf die Franzosen aus dem J. 1793.
(AAV 8, 94.)
80. Poullet, Prosper, La Belgiquc et la chutc de Napol6on P^ SA
aus: Revue gän^rale 1895. (Beruht auf den amtlichen Berichten der Prä-
fekten und zeigt, mit welcher Freude die Beseitigung der französischen
Herrpcbaft ersehnt und aufgenommen wurde. Der Präfekt des Dyle-Departe-
mentfl schreibt am 20. November 1818: Les bords du Rhin qui furent r^unis
depois la Revolution sont, dit-on, tout allemands, surtout Aix-la-Chapelle.)
81. Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz, hrsg. von der Gesellschaft
für rheinische Geschichtskunde. 1. Karte der Rheinprovinz unter französischer
Herrschaft im J. 1818 entw. u. gez. von Constantin Schultheis s. 2. Karte
der politiBehen und administrativen Eintheilung der heutigen Rheinprovinz
im J. 1789, entw. u. bearb. von Wilhelm Fabricius, gez. von Georg
Pfeiffer. 3. Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz.
1. BdL Die Karten von 1813 und 1818 von Constantin Schultheiss. Bonn,
Behrendt, 1894, 1895. Publik, d. Gesellsch. f. rhein. Gcschichtsk. XII.
25*
388 Literatur-Üebersicht filr die Jahre 1895 und 1896.
82. Stern, Alfred, Geschichte Europas seit den Verträgen von 1815
bis zum Frankfurter Frieden von 1871. Bd. 1. Berlin, Hertz, 1894. (S. 460 ff.
eine auf neuen archivalischen Quellen beruhende Darstellung des Aach. Kon-
gresses von 1818, S. 646 f. ein Brief des französichen Ministers Richelieu an
Ludwig XVin. aus A. vom 19. November 1818.)
83. Blum, Hans, Fürst Bismarck und seine Zeit. 1. Bd. München,
Beck, 1894. (S. 42 über Bismarcks Aufenthalt in A. 1836/37.)
84. Acta betr. den Eammergerichts-Auscultator Herrn Leopold Eduard
Otto V. Bismarck. Regierungs-Präsidium zu A. (Vom 28. Januar 1836 bis
9. November 1837. Bismarck- Jahr buch III, 1 ff.)
85. Clauswitz, P., Zu einigen angeblich von Herrn v. Bismarck-
Schönhausen herrührenden Artikeln der Kreuzzeitung aus dem J. 1848.
(Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins Heft 32, 99; die zum Theil
äusserst scharfen Artikel sind gegen den damaligen Finanzminister Hanse-
mann gerichtet; dass sie von Bismarck herrühren, ist, wenn auch möglich,
doch nicht sicher.)
86. Riemann, Ein von den Jesuiten erfundenes Königswort. (Preuss.
Jahrbücher 79, 334 ff.; betrifft den Aufenthalt Friedrich Wilhelms IV. in A.
1855 und eine von ihm aus dieser Zeit überlieferte Aeusserung.)
87. A. während des Krieges 1870/71. (AP 1895 Nr. 174, 175, 178, 181,
188, 198, 201, 211, 222 = ZA I, 162 ff.)
IV. Zar Geschichte der Kirchen, einzelner Gebäude and Familien.
88. Acta Sanctorum Novembris collecta digesta illustrata a Carolo de
Smedt, Josepho de Backer etc. T. II, 1. Brnxelles 1894. (S. 458 ff. Aus-
gabe der Vitae des hl. Gregor von Burtscheid nebst einer Einleitung über
sein Leben und seine Verehrung, sowie über die Gründung des Klosters
Burtscheid.)
89. Bosbach, F. A., Der selige Gregorius von Burtscheid, sein Leben
und seine Verehrung. Rheydt, Selbstverlag des Vfs., 1895.
90. Heimbucher, Max, Die Orden und Kongregationen der katho-
lischen Kirche Bd. 1. Paderborn, Schöningh, 1895. (S. 479 ff. über die
Aloxianer in A.)
91. Riegl, Alois, Ueber Renaissance der Kunst. (Mittheilungen des
K. K. österr. Museums N. F. 10, 342 ff.; S. 344 f. über die karolingische
Renaissance, besonders das Aach. Münster.)
92. Rhoen, Carl, Der ehemalige malerische und plastische Wand-
schmuck im karolingischen Theile des Aach. Münsters. (AAV 8, 113.)
93. Bock, Franz, Der Königsstuhl zu A. in seiner beabsichtigten
Wiederherstellung. (PT 1896 Nr. 65— 68 = ZA I, 182 ff., auch separat er-
schienen Aachen, Druck v. La Ruellc, 1896.)
94. Bock. Franz, Die ehemalige Krönungsstätte deutscher Könige im
Aach. Münster. (PT 1896 Nr. 33 = ZA I, 173.)
F. Wissüwa 389
95. Bock, Franz, Die projektirte Wiederaufnahme der musivischen
Restaurations- Arbeiten im Aach. Münster. Aachen, Druck v. Kaatzer, 1895.
96. Eingesandt. (Ein gegen Dr. F. Bock gerichteter Aufsatz betr.
die Auswahl der 16 in Mosaik auszuführenden Gestalten im Aach. Münster.)
(EG 1895 Nr. 781, II; 785, IV = ZA I, 170.)
97. Bock, Franz, Nochmals die musivischen Bestaurationsarbeiten im
hiesigen Oktogon. (EG 1895 Nr. 800, IV; 802, 11; 805, 11; 808, 11 = ZA
I, 171 ff.)
98. Y. Swenigorodskoi, Alexander, Gutachtliche Aeusserung betr. die
mnsivische Ausschmückung des Oktogons im Aach. Münster. I.Januar 1896.
(EG 1896 Nr. 112 = ZA J, 175 f.)
99. Y. Swenigorodskoi, Alexander, Sondergutachten betr. die musi-
Yische Ausschmückung des Oktogons im Aach. Münster aus Anlass der durch
die Sachverständigenkommission in ihrer Sitzung vom 3. Januar d. J. ge-
fassten Beschlüsse. (EG 1896 Nr. 112 = ZA I, 176.)
100. Loersch, Hugo, Gutachten der vom Vorstande des Karls Vereins
zur Restauration des Aach. Münsters in seiner Sitzung vom 1. Dezember 1895
ernannten Kommission zur Bezeichnung der für die bildnerische Ausschmückung
des Innern des Münsteroktogons passenden Darstellungen. 21. Januar 1896.
(EG 1896 Nr. 112 = ZA I, 174 f.)
101. Bock, Franz, Die wiederhergestellte Eingangshalle am Münster-
Umgänge. (EG 1895 Nr. 94 = ZA I, 154.)
102. Z. Die Hubertuskapelle am Aach. Münster. (PT 1895 Nr. 291 =
ZA I, 173.)
103. Dr. Bfock], Franz, Die St. Hubertus-Kapelle am hiesigen Münster
und ihre heutige Wiederherstellung. (EG 1896 Nr. 129, II = ZA I, 176 f.)
104. Brüning, A., Der Kronleuchter. (Kunstgewerbeblatt 1896 S. 97 ff.
Der die Kronleuchter im Allgemeinen behandelnde Aufsatz beschreibt auch
die Lichterkrone des Aach. Münsters und enthält verschiedene Abbildungen
nach Cahier und Martin, M^langes d*arch6ologie Bd. III.)
105. Lersch, B. M., Der Reliquienbehälter des hl. Anastasius im Aach.
Dom. (AAV 8, 74.)
106. Fey, J., Theodor Zimmers. (Domorganist, geb. 6. 12. 1781 t24. 8.
1861. AAV 9, 46.)
107. Bock, Franz, Die textilen Byssus-Reliquien des christlichen Abend-
landes, aufbewahrt in den Kirchen zu Köln, A., Korneliraünster, Mainz und
Prag. Aachen, Dnick v. La Ruelle, 1895.
108. Lennartz, Joseph, Festschrift zur Erinnerung an die Aach. Heilig-
tbumsfahrt vom Jahre 1895 nebst Beschreibung der Reliquienschiitze von A.,
Bnrtscheid und Komclimünster. Dülmen i. W., Lauraann, 1895.
109. Gedenkschrift zur Aach. Heiligthurasfahrt für das Jahr 1895.
Aachen, Jos. Kessels, 1895.
110. Die Heiligthttmer zu A., Burtscheid und Komelimtinster. Aachen.
Debey-Crolla, 1895.
390 Literatur-Üebersicht für die Jahre 1895 und 1896.
111. Pilgerführer zur Aach. Heiligthamsfahrt. Die Heiligthümer zu
Burtscheid und Eomelimnnster. Aachen, Schweitzer, 1895.
112. Die Heiligthümer zu A., Burtscheid und Kornelimünster. Aachen,
ürlichs, 1895.
113. Die Aach. Heiligthumsfahrt. Aachen, Franz Jos. Ulrichs, 1895.
114. V. -d. Fuhr, W., Die Heiligthümer Aachens, Burtscheids und der
ehemaligen Abtei Kornelimünster. Festschrift zur Aach. Heiligthumsfahrt vom
10. bis 24. Juli 1895. Aachen, Verlag des Volksfreunds, 1895.
115. Geleitbüchlein für die Besucher der Aach. Heiligthumsfahrt. Köln,
Theissing, 1895.
116. Heiligthumsfahrt. (Schilderung der H. in A. und Kornelimünster
mit historischen Rückblicken. AP 1895 Nr. 186, 188, 140, 142, 144, 145,
147, 149, 150, 151.)
117. de Noue, Arsöne, P6lerinage aux reliques d*Aix-la-Chapelle. Mal-
m6dy 1895.
118. ürlichs, Franz Joseph, Beliquienschat der kerk van Onze-Lieve-
Vrouw te Aken. Aken 1895.
119. Saget, P., De heiligdommen te Aken, Burtscheid en Comelimunster,
benevens die van St. Servaas en van 0. L. Vrouwe-Kerk te Maastricht. Kerk-
rade 1895.
120. Dr. Teich mann, E., Kulturgeschichtliche Bedeutung der Aachen-
fahrten im Mittelalter. (EG 1895 Nr. 449, II, 452, II.)
121. L[erschl, B. M., Fragmentarisches zur Geschichte der Heilig-
thumsfahrten und Aachenfahrten. (EG 1895 Nr. 489.)
122. Stiftungen für arme Pilger gelegentlich der Aach. Heiligthums-
fahrt. (Aach. Sonntagsblumen 1895 Nr. 27.)
123. Ueber die wirthsehaftliche Bedeutung der Heiligthumsfahrt. (Aach.
Sonntagsblumen 1895 Nr. 27.)
124. Dr. H., Die neue Orgel in der Jesuitenkirche zu A. (EG 1895
Nr. 518 = ZA I, 161.)
125. Schollen, Zur Geschichte des Kreuzherren-Klosters. (AAV 9, 96.)
126. Buchkremer, Joseph, Freilegung des Chores der Nikolauskirche
zu A. (AAV 8, 92.)
127. Hansen, Joseph, Rheinische Akten zur Geschichte der Jesuiten
1542—1582. Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde
XIV. Bonn, Behrendt, 1896. (Das nicht nur für die Geschichte der Jesuiten,
sondern überhaupt zeitgeschichtlich sehr interessante Werk ist für A., noch
mehr aber für andere Orte des Vereinsgebietes z. B. Jülich und Maastricht
von erheblicher Wichtigkeit.)
128. Lingens, Joseph- Die Thätigkeit der Jesuiten in A. (EG 1894
Nr. 262 = ZA I, 153.)
129. Sieberg, Nikolaus, Geschichte des Aach, katholischen MissioDs-
vereins „Sonntags-Gesellschaft**. Aachen, Druck von Och, 1895.
F. Wissowa 391
150. Hess, Johannes, Der hl. Marculphus, Abt von Nanteull. Sein
Leben, die Geschichte seiner Verehrung und einige Gebete. Aachen, Selbst-
yerlag des Vfs., 1895. (Der hl. Marculphus wird auch in der Pauluskirche
zu A. verehrt.)
151. Paulas, N., Matthias Sittardus (in A. gebildet und in das Domini-
kanerkloster eingetreten: Histor.-polit. Blätter Bd. 116, 237; 828).
132. Ingold, A. M. P., Grßgoire et r(5glise constitutionnelle d'Alsace.
Paris et Colmar 1894. (Das Werk enthält auf S. 61ff. 14 Briefe des späteren
Bisehofs von A., Marc Anton Berdolet, an Gr6goire, Bischof v. Blois, vom
12. Juni 1796 bis 11. Nov. 1801, sowie ein Porträt Berdolets.) Rec: ß6vue
B^n^dictine Annäe 12, 95.
133. Der selige Pater Johannes Höver und seine Stiftung: die Ge-
nossenschaft der armen Brüder vom hl. Franziskus. Mit dem Bildniss des
Stifters. Aachen, Cremer, 1896. Vgl. Ztschr. des Aach. GV. 17, 276 Nr. 53.
134. Hayn, Kasimir, Aus den Annaten-Registem der Päpste Eugen IV.,
Pius n. und SixtusIV. 1431—1447. 1458—1484. (Gelegentliche Erwähnungen
einzelner Kirchen des heutigen Regierungsbezirks A., z. B. Keyenberg bei
Erkelenz, Malmedy, Kirchberg bei Jülich, Lammersdorf u. a. AHVfN 61, 129 flf.)
135. Eubel, Konrad, Die deutschen Aebte in den libri obiigationum
et solutionum des vatikanischen Archivs während der Jahre 1295—1378.
(Studien und Mittheilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienser-Orden
Jahrg. 16, 84 ff.; S. 88 Mon. Bruwilren., S. 92 Mon. Stabulen. et Malmedianen.).
136. Albers, Bruno, Das Verbrüderungsbuch der Abtei Deutz. (Studien
und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und Cistercienser-Orden Jahrg. 16,
96 flf.; S. 100 Steinfeld, Kornelimünster.)
137. Piper, Otto, Burgenkunde. Forschungen über gesammtes Bau-
wesen und Geschichte der Burgen innerhalb des deutschen Sprachgebietes.
München, Ackermann, 1895. Rec: LCBl 1896, 552 f., KB WZ 1896 Sp. 92.
AUg. Zeitung, Beilage 1895 Nr. 198. HZ 77, 284 flf.
138. Rhoen, Carl, Oflfener Brief an Herrn Dr. Heinrich KeÜeter,
Archiv-Assistent in Köln. (Vf. wendet sich gegen eine Recension seiner
Schrift „Der sogenannte karolingische Gang in A.** durch Heinrich Kelleter ;
PT 1895 Nr. 114, 115 = ZA T, 155.)
139. Kelleter, Heinrich, Vorkarolingische Bauten zu A. (Ueber die
Ausgrabungen auf dem Katschhofe; Vf. entscheidet sich dafür, dass das
Grab Karls d. Gr. in einem Anbau der Pfalzkapelle zu suchen sei. (KBWZ
1895 Sp. 6 Nr. 3.)
140. Rhoen, Carl, Der Marktbrunnen zu A. Ursprünglich im Politi-
schen Tageblatte, später separat erschienen Aachen, Druck von LaRuolle, 1896.
141. Rhoen, Carl, Der grosse Brand zu A. am 2. Mai 1656. Ursprüng-
lich im Politischen Tageblatte, später separat erschienen Aachen, Druck
von La Ruelle, 1896.
142. Oppenhoff, Franz, Die Familie v. Friesheira in A. im 17. und
18. Jahrhundert. (AAV 8, 97.)
392 Literator-Uebersicht für die Jahre 1895 und 1896.
143. Buchkremer, Joseph, Baogeschichte des Hauses Friesheim (seit
1717 Annenhaus) Aachen, Bergdnsch Nr. 2. (AAV 8, 1 ff.)
144. Buchkremer, Joseph, Abbrach der Hänser des Josephinischen
Instituts und des Waisenhauses in der Pontstrasse. (AAV 8, 90 ff.)
145. Sehnock, Heinrich, Die Neubedachung des Marschierthores.
(AAV 8, 16.)
1 46. Sehollen, Mathias, Die Servielsbuig als Korrektionshaus. (AAV 8,1 €.)
147. Scheibler, Johann Heinrich Karl, Oeschlchte und Geschlecbts-
register der Familie Scheibler. Köln, Druck yon Du Mont-Schauberg, 1595.
Rec: FT 1895 Nr. 228, ü. Ztschr. d. AGV 18, 365.
y. Sprache, Sehnlwesen, Literatur und Wissenschaft.
148. Koulen, Josef, Der Stabreim im Munde des Volkes awischen
Bhein und Bur. Beigabe zum Programm des Gymnasiums zu Düren. Düren,
Hamelsche Druckerei, 1896.
149. Moldenhauer, Franz, Geschichte des höheren Schulwesens der
Eheinprovinz unter preussischer Begierung. Köln, Neubner, 1895. (Aus der
seitens der höheren Lehranstalten Kölns der 43. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner überreichten Festgabe.) Bec. : LCBl 1896, 311 f.
150. Bahlmann, Paul, Jesuiten-Dramen der niederrheinischen Ordens-
provinz. XV. Beiheft zum Centralblatt für Bibliothekswesens. Leipzig,
Harrassowitz, 1896. (unter den 502 verzeichneten Jesuiten-Dramen befinden
sich 51 aus A. aus den Jahren 1601—1772, 8 aus Düren aus d. J. 1709—1761
und 119 aus Jülich aus d. J. 1676—1773.) Rec: LCBl 1896 Sp. 1359.
151. Sommervogel, Biblioth^que de la Compagnie de J6sus le partie:
Bibliographie Nouv. Edition T. VL VTL Bruxelles, Schepens, 1895. 1896.
(Die beiden Bände verzeichnen folgende aus dem Vereinsgebiete stammende
Jesuiten und ihre Schriften: Heinrich Pütz aus Düren 1568—1596, Johann
Kamirez aus Maastriebt 1593—1640, Johann Rosenthal aus Herzogenrath
1612—1655, Paul Bosmer aus Maastricht 1605-1664, Theodor Rosmer aus
Maastricht 1580—1645, Antoine de Rougemont aus Maastricht 1615—1652,
Fran^ois de Rougemont aus Maastricht 1624—1676, Matthias Schrick ausA.
1567—1646, Louis Seccard aus Jülich 1736 — 1806, Johann Seidel aus Schieiden
1632—1697, Martin Sibenius aus Dahlem 1604—1688, Peter Steinfünder aus
A., 1637—1694, Johann Sterck aus A. 1630—1692, Philipp Stobsen aus
Montjoie 1684—1757, Heinrich Thenen aus A., 1607—1696, Alexander Tho-
massen aus Maastricht 1725—1780 und Matthias Thomassen aus Maastricht
1719—1788).
152. Berichte über den Aach. Geschichtsverein (AP 1894 Nr. 286, 1895
Nr. 45, 126, 289. 1896 Nr. 38, 169, diese beiden letzten von Dr. W. Brüning,
PT 1895 Nr. 243, 1896 Nr. 124. EG 1896 Nr. 397 = ZA I, 154, 159, 170,
173, 176, 187, 188, 191).
F. Wissüwa 893
153. Zeitschrift des Aach. Geschichts Vereins Bd. XVII. Register zu
Band VIII— XV. bearb. von Philipp Nottbrock, 1895. Rec: EG 1896 Nr.
497 = ZA I, 190. Lit. Rundschau 1895, 121 f. (Bd. XVI), 184 (Bd. XVII).
154. Ausflüge des Vereins für Kunde der Aach. Vorzeit nach Burg
Schimpcr und Burg Wühelmstein. Berichte von Dr. W. Brüning. AP 1896
Nr. 181. Volksfreund 1896 Nr. 236 = ZA I, 192.
VL Verfassangs- und Wirthschaftsgeschichte, Volksgebräuche,
Verschiedenes.
155. Below, Georg von, Zur Entstehung der Rittergüter im Herzog-
thum Jülich-Berg. (Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 64,
526, 837.)
156. Erwerb eines Wasserbezugrechtes aus einer städtischen Wasser-
leitung durch unvordenkliche Verjährung. (Betrifft den Wasserbezug des
Aach. Hauses „zum Löwenstein** aus der Marktwasserleitung; Zeitschr. f.
franz. Civilrecht 26, 261; vgl. 25, 265.)
157. Evert, Georg, Die Staats- und Gemeindewahlen im preuss. Staate.
Mit zwei Taf. kartograph. Darstellung XVII. Ergänzungsheft zur Zeitschrift
des kgl. preuss. statistischen Bureaus. Berlin 1895. (Eingehende statistische
Mittheilungen nach den verschiedensten Gesichtspunkten, selbstverständlich
auch mit Berücksichtigung von Stadt und Regierungsbezirk A.)
158. Schollen, Mathias, Anordnung einer Procession durch den Rath
1552. (AAV 9, 96.)
159. Schollen, Mathias, Veranstaltung von Maskenbällen bei festlichen
Gelegenheiten im vorigen Jahrhundert. (AAV 9, 95.)
160. Schollen, Mathias, Fleisch verkauf in der Fastenzeit 1731.
(AAV 9, 96.)
161. Raacke, J., Elektrische Strassenbahnen. (Mit besonderer Be-
zugnahme auf die A.-Burtscheider elektrische Strassenbahnanlage.) (PT 1895
Nr. 154, 169 = ZA I, 159.)
162. Festschrift zur XXXVI. Hauptversammlung des Vereins deutscher
Ingenieure. Aachen 1895. (Ausser Nr. 3 enthält die Festschrift folgende,
theilweise historischen Beiträge: Arbenz, Glasfabrikation; Beermann,
Wasserwerk; Bei s sei, Thermalquellen; Drory, Gasanstalt; Dürre,
Hüttenwesen; Hasenclever, Chemische Industrie; Heuser, Städtisches
Tiefbauwesen; Heuser und Laurent, Schlacht- und Viehhof; Kern, Kratzen-
industrie; Laurent, Neubauten: Corneliusbad, Volksbad, Archiv- und
Bibliothekgebäude, Oberrealschule, gewerbliche Schulen; Lehmann, Nadel-
industrie; Lütgen, Industrie der feuerfesten Steine; Lynen, Messing-
fabrikation; Mehler, Maschinenbau; Piedboeuf, Dampfkcsselfabrikationt
Radermacher, Feuerwehr; Ritter, Tuchindustrie; Schulz, Bergbau;
Tal bot, Eisenbahnwagen bau; Wüllner, technische llnterrichtsanstalten.)
Rec.: EG 1895 Nr. 630 = ZA I, 166.
894 Literatur-Üebersicht für die Jahre 1895 und 1896.
163. Festschrift zur Jubelfeier des 25 jährigen Bestehens des Allgemeinen
Turnvereins Aachen am 12. und 18. Januar 1895. Aachen, Druck von La
Buelle.
164. Pick, Richard, Aach. Sitten und Gebräuche in älterer Zeit. Aus
handschriftlichen Quellen gesammelt. (Rhein. Geschichtsbl. 1, 8; 2, 177, 307.)
165. Gierlichs, Hubert, Kirmesbräuche in den Rheinlanden. (Rhein.
Geschichtsbl. 1, 361.)
166. Gierlichs, Hubert, Das Martinsfeuer in der Eifel und am Nieder-
rhein. (Rhein. Geschichtsbl. 1, 302.)
VII. Kunstgeschichte.
167. Giemen, Paul, Die Denkmalspflege in der Rheinprovinz. Düssel-
dorf, Schwann, 1896.
168. Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit. Johann Jakob M erlös
neubearbeitete und erweiterte Nachrichten von dem Leben und den Werken
Kölnischer Künstler, hrsg. von Eduard Firmenich-Richartz unter Mit-
wirkung von Hermann Keussen. Mit zahlr. bildl. Beilagen. Düsseldorf,
Schwann, 1895. Publikationen der Gesellschaft für rbein. Geschichtskunde IX. (Da
dem Werke ein ausreichendes Register fehlt, welches allerdings, wenn es allen
Ansprüchen gentigen sollte, einen ganz unverhältnissmässigen Raum beansprucht
hätte, sind im Folgenden die Namen der in dem Werke genannten Künstler,
welche entweder aus A. und Umgegend stammen oder sich mit A. künst-
lerisch beschäftigt haben, einzeln mit Angabe ihrer hier in Betracht kommen-
den Arbeiten aufgeführt: 1. Aachen, Balthasar von, 17. Jahrb., Steinmetz.
2. Aachen, Johann von, 1552— 1615, Maler. 3. Aachen, Reinhard von, 17. Jahrb.,
Bildhauer. 4. Altzenbach, Wilhelm, 17. Jahrb., Kupferstecher; Die Lieb-
frauenkirche in A. und die Aach, fleiligthümer. 5. Ark, Friedrich, geb. ca.
1808, Aach. Stadtbaumeister. 6. Baum, Johann Kaspar, 1813—1877, Litho-
graph: Bildniss von Smets. 7. Begas, Karl, 1794—1854, geb. zu Heinsberg,
Maler. 8. Brend'amour, Richard, geb. 1831 zu A., Xylograph. 9. Butgyn,
Godart, 15. Jahrb., Maler in A., später in Köln. 10. Cranz, Thomas, 1 1853,
Zeichner: A. und seine Umgebungen. 11. Ditzler, Anton, f 1845, Land-
schaftsmaler: Aachen. 12. Engels, Wilhelm, 19. Jahrb., Kupferstecher: An-
sicht von Düren. 13. Goflfard, Johann Peter, 18. Jahrb., Kupferstecher:
Abbildung der Abtei Steinfeld. 14. Hogenberg, Abraham, 17. Jahrb., Maler
und Kupferstecher: vier Kupfer in einigen Exemplaren der Aach. Chronik des
Noppius von 1632. 15. Hogenberg, Franz, t 1590, Kupferstecher: Kupfer-
stiche zu dem Braunschen Städtebuch und die „ Jülichsche Hochzeit", Titelblatt
zu einer 1585 erschienenen gleichnamigen Schrift. 16. Hollar, Wenzel,
1607—1677, Kupferstecher: zwei Kupferstiche in der Ausgabe des Noppius
von 1632, die Liebfrauenkirche zu A. und die Heiligthümer derselben dar-
stellend, femer fünf Dürener Ansichten. 17. Holtmann, Gottfried, aus Jülich,
F. Wissowa 395
t 1720, Kanstschreiner. 18. Holtmann, Theodor, 17. Jahrb., Kupferstecher:
Zwei Kupferstiche, die Heiligthtimer zu A. in 29 Abtheilungen und Karl
den Grossen mit dem Modell des Aach. Münsters in der Hand darstellend.
19. Leydel, Michael, 1 1841, Baumeister, vorübergehend in A. thätig. 20. Löffler,
Johann Heinrich, 17. Jahrb., Kupferstecher: Abtei Steinfeld. 21. Mastricht,
Heinrich von, 14. Jahrb., Baumeister. 22. Osterwald, Georg, 1803—1884,
Maler : Bildniss des zu A. geborenen Kölner Kanonikus Johann Peter Schaff-
rath. 23. Passe, Crispin de, t 16^7, Kupferstecher: Die Bildnisse des her-
zoglich Jülicbschen Stammes und ein Brustbild des Herzogs Wilhelm von
Jülich; femer widmete er der Stadt A. eine während eines vorübergehenden
Aufenthaltes in ihr gestochene Folge von 6 Blättern, die Geschichte des
verlorenen Sohnes darstellend. 24. Porcher, Friedrich Joseph, 19. Jahrb.,
Bildhauer: Büste des Dr. Monheim. 25. Stubben, Hermann Joseph, geb. 1845,
Stadtbaumeister in A.: Wiederherstellung der gothischen Rathhausfa^ade,
Badehaus „Zur Königin von Ungarn**, zahlreiche Schriften auch über A.
26. Weber, Joseph, 19. Jahrb., Maler: Bildniss des Dr. Andreas Gau, Stifts-
herm in A. 27. Wiethase, Heinrich, 1833—1898, Architekt: Die neue Jakobs-
kirche in A., Kirche in Düren. 28. Anton von Worms, 16. Jahrb., Maler
und Xylograph: Wappen des Herzogs von Cleve, Jülich und Berg und
Druckerzeichen des Johann von Aich (Johannes Aquensis). 29. Wünsch,
Anton, 1800— 1888, Lithograph: Frankenberg. 30. Wyon, Everhard, 18. Jahrb.,
Kupferstecher: Abtei Steinfeld. 31. Der Meister des Marienlebens, 15. Jahrb.,
Maler: Gemälde im Chor und in der Schatzkammer des Aach. Münsters.)
169. Braun, Edmund, Beiträge zur Geschichte der Trierer Buchmalerei
im früheren Mittelalter. Trier, Lintz, 1896. Ergänzungsheft IX der West-
deutschen Zeitschrift. (Vf. zieht gelegentlich den Aach. Ottonencodex zum
Vergleich heran.)
170. Valentin, Veit, Zum Gedächtniss Alfred Rethels. (ZbK 7, 1 ff.)
171. W., Ein Schreiben Alfred Rethels an den Zeichenlehrer Marzorati
in Eupen, 4. Juli 1838. (EG 1896 Nr. 486 = ZA I, 190.)
172. Schnorr von Carolsfeld, Franz, Aus Julius Schnorrs Tage-
büchern. (Aus den Tagebüchern des am 24. Mai 1872 verstorbenen Malers
werden lebhafte persönliche Beziehungen zwischen ihm und Rethel ersicht-
lich. Dresdner Geschieh tsblätter Jahrg. 4, S. 165, 196, 211, 229.)
173. Ausgewählte Briefe von David Friedrich Strauss, hrsg. von Eduard
Zeller. Bonn, Strauss, 1895. (Enthält 22 Briefe von Strauss an den in A. ge-
borenen, am 16. Dezember 1893 als Direktor der Gemäldegalerie des Berliner
alten Museums verstorbenen Kunsthistoriker Julius Meyer.)
174. Dr. — n.. Ein Besuch bei einem Meister der Orgelbaukunst. (Eine
rühmende Schilderung der Stahlhuthschen Orgelbauanstalt in A. Aach. Sonn-
tagsblumen 1894 Nr. 47 = ZA I, 153.)
175. B[ockj, Franz, Romanisches Reliquiar mit einer Partikel des
hl. Kreuzes, im Auftrage des Herrn Aug. Beissel angefertigt von B. Witte
'.iUh Lit4;rntar-(Jeber»klit fUr die Jahre 1895 und 1896.
(In A,}, (hiUlm'MmUid t^r. Heiligkeit des Papstes. (EG 1896 Nr. 188 =
ZA I, IHft.)
170. Hf'.hwnriii((, Julius, Zur Gesehichte des niederländischen and
M|iAMU('tiou Drtimiifi in DoutHcbland. Neue Forschungen, Münster in W^
(!o|»)i4'iirulli, 1H05. (Vt. berichtet über eine Aufführung des niederländischen
HplnitiH von LuiKMflut in A. U12.) Eec: LCBl 1896, 94.
177. Itorndt, Fritz, Städtisches Suermondtmuseum. WdZ 14, 404.
VIII. Di« Ubriif^en Orte des Gebietes des Aachener
OeHohichtsvereins.
I7N. HrUll, Wilholin, (Chronik der Stadt Düren. Mit 12 Holzschn.
u. 0. lllhoKr. Stadtplan. Dttnm, L. Vetter u. Co., 1895. Rec; KBWZ 1895
S|K Hld. \M. UumWhuu 1890, 181 f.
l lU. Schoop, AugUHt, Gosohiehto der Ewaldus-Schtttzengilde in Düren,
hurtm IHm», HtH\; KBWZ 1896 Sp, 210 Nr. 74.
180, Kousson, Das Dürtmer SudUrchiv. (KBWZ 1895 Sp. 67 Nr. 33.)
181, Votft. IVr Nrtiuo Kifol. (Rhein. Geschichtsbl. 1, 329.)
IS^.*, Xy W'Wt dio Kutstohung des Wortes Eifel (Rhein. Geschichtsbl
l, 8,%:; Mil a, «, (\ 3. »as.^
l Si*. G j 0 1 h 0 h s , HuU^rt^ Sprichworter aus der Eifel. (Rhein. G^scfakhtsbL
\S*. G\i rUohs, Hutvrl^ Ph» Siiizvvom RC^nK^rfcaaal in der EifeL *
l S\ S 0 h o r tt , K ,, Bv^ruhni t e M j* nae r i a .1 e r a» : : t Uh e rlicfcen G«s<
S >> U 0 \ ,1 , - j: 0 r, .' , W .. ; ,^^ i-ü V > r^ir: Kjia. R^^t: yr i^r Ka|iel>
N. >,1-L, t, V. .*. ^ TAT > -'i-j: i,r ^ :•;.-:. uct.
v^c"^.^"' \ *\ v^. N '»'^ l '» * ::•- **^''>: '**^ i ■> Ni2n2r? 7 iliri-
V \ s * * * ?
* >- \ '^ ;■ , • ' . ^-^ '"->^. '^ " -1 1 • : ' -r ' -i -i!*!* — 'SÄ
F. Wissowa 397
Jftlich und Berg; ein Bruder von ihm war Amtmann zu Düren, ein anderer
Scholaster zu Xanten und A. Allgemeine deutsche Biographie 40, 87 ff.)
191. Belew, Georg von, üeber die militärische Unterstützung des
Herzogs von Jülich-Cleve-Berg durch Franz I. von Frankreich im geldrisehen
Erbfolgestreite 1541. (Zeitschr. d. Berg. GV 30, 1 fif.)
192. Below, Georg von, und Geich, J., Quellen zur Geschichte der
Behördenorganisation in Jülich-Berg im 16. Jahrhundort. (Zeitschr. d. Berg.
GV 30, 8 ff.)
193. Wächter, Franz, Briefe niederrheinischer Humanisten an Eras-
mus 1529—1536. (Zeitschr. d. Berg. GV 30, 201 ff.; unter den in der Bres-
lauer Stadtbibliothek beruhenden, hier abgedruckten Briefen befinden sich
auch zwei Briefe des Jungherzogs Wilhelm von Jülich-Cleve-Berg und des
späteren Propstes zu A., Johann von Vlatten.)
194. Below, G. von, Massnahmen der Theuerungspolitik im Jahre
1557 am Niederrhein. (Zeitschr. für Social- und Wirthschaftsgesch. III,
468 ff.; theilt u. a. anch eine im Jahre 1558 von der Stadt Aachen an den
Kaiser eingereichte, die Theuerung betreffende Denkschrift mit.)
195. Küch, Friedrich, Die Lande Jülich und Berg während der Be-
Ugerung von Bonn 1588. (Zeitschr. d. Berg. GV 80, 213 ff.)
196. Büttgcnbach, Franz, Klosterrath, Rolduc, die alte Abtei
des Roder Ländchens. Geilenkirchen, im Selbstverlage des Vf., 1896.
197. Bock, Franz, Ky 11 bürg und seine kirchlichen Bauten des Mittel-
alters. Mit 14 Abb. Kyllburg, Schulte, 1895. Rec: LCBl 1896 Sp. 629,
Volksfreund 1895 Nr. 150. PT 1895 Nr. 150.
198. Rhoen, C, Schloss und Kapelle inLemiers. (PT 1895 Nr. 219,
222, 225 = ZA I, 167 ff.; auch separat erschienen Aachen, Druck von La
Rnelle, 1896.
199. Die Malmedyer Mineralquellen. (AHrfrd 1896 Nr. 15 = ZA
l 186 f.)
200. Vrancken, Jac, Der hl. Lambertus, bisschop van Maastricht
en martelaar. Zijn leven, werken en sterven, naar Godescalc. (Limburgs
Jaerboek, Roermond, 1896, Bd. IV, Lfg. 1. 2.)
201. Altenburg, W., Das Kreidegebiet in Süd-Limburg und im
Haspengau. Aachen, Creutzer, 1895. (Betr. bes. auch die Gegend von
Maastricht und Valkenburg.)
202. Scheins, M., Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Stadt
Münstereifel und ihrer Umgebung. Bd. 1. Bonn, Hanstein, 1894. Rec:
Rhein. C^schichtsbl. 1, 163.
203. Schiffer, Hubert, Die Kunsttöpfer von Raeren. Ein Sang aus
Raorens Vorzeit. Enpen, Druck von Heinrich, 1805. Rec: StML 49, 566.
204. Schiffer, Hubert, Die Töpferkunst in Raeren. (Fidelio, Beilage
zum Volksfreund, 1896 Nr. 24 = ZA I, 189 f.)
398
Literainr-Ueberäiclit für die Jahre 1895 und 1896.
205. Gross, H. J., Schönaa. (AAV 9, 1, 49.)
206. Gross, H. J., Reinhard Ton Schönaa, der erste Herr von Sdi'>
forst. (AAV 8, 17.)
Berichtigung.
Zu der Bibliographischen üebersicht in Bd. 17, 267 ff. dieser ZeitÄhrir
sind folgende Berichtigungen nachzutragen: Verfasser der Nrn. 120, 122, 1^'
161, 175, 214, 221, 298, 300, 315, 566, 567, 575—577, 581, 583 und 584 m
R. Pi ck (nach gel Mittheilung des Herrn Verfassers), der Nr. 516 H. Schnoek.
hingegen ist bei Nr. 638 und Nr. 761—763 der in Klammem hinzugefügt-
Verfassemame zu streichen.
400 Chronik des Aachener Geschiehtsvereins 1895/96.
1895 sind 24 Mitglieder ausgetreten, verstorben 7: nämlich die Herren Heinrich
Nutten in Wernigerode, Sanitätsrath Dr. Radermacher in Montjoie, Jnstizrath
Schauer in Jülich, Pfarrer und Dechant Straub in Burtscheid, Kreis-Thierarzt
Strerath in Doveren, Fabrikant Dobbelstein und Fabrikant Arthur Loersch
in Aachen. Neu beigetreten sind 25 Mitglieder. — Der stellvertretende Vor-
sitzende gedachte insbesondere des leider zu frtlh dahingeschiedenen Herrn
Arthur Loersch, der Mitglied des Vereins von dem Tage seiner Grund ang^
war; es dürfte wohl kaum eine General Versammlung stattgefunden haben,
an der er nicht Theil genommen hätte. Besondere Verdienste um den Verein
hat er sich dadurch erworben, dass er lange Jahre hindurch als Kassen-
revisor die Vermögensverwaltung des Vereins auf ihre Richtigkeit geprüft
hat. Die Versammlung ehrte das Andenken der verstorbenen Mitglieder
durch Erheben von den Sitzen.
Der Schatzmeister, Herr Stadtverordneter Ferdinand Kremer, trug
folgende Uebersicht über die Geldverhältnisse des Vereins im Jahre 1895 vor.
Die Einnahmen umfassen
1. den Kassenbestand aus dem Vorjahr ....
2. den Beitrag der Stadt Aachen für die Zeit vom
1. April 1895 bis 31. März 1896
3. die Beiträge von 573 zahlenden Mitgliedern für 1 895
4. rückständige Beiträge aus 1893 und 1894. . .
5. den Ertrag aus abgesetzten Exemplaren der Zeit-
schrift und der Sonderabdrücke
6. die Mehrzahlung eines Mitgliedes
7. die Zinsen der Sparkasse 138
zusammen . . 8139 M. 97 Pf.
Die Ausgaben umfassen
1. Druckkosten für Bd. XVII der Zeitschrift, für
Register zu Bd. VIII bis XV und anderes . . 3299 M. 17 Pf.
2. Honorare 2370 „ 65 „
3. Inserate 68 „ 36 „
4. Portoauslagen, Frachtspesen und Botenlohn . . 275 „ 25 „
5. Beitrag zum Gesammtverein der deutschen
Geschichts- und Alterthums vereine 15 „ — „
6. Verschiedenes 29 . 64 ,
4586
M.
82
Pf.
1000
n
—
1?
2292
n
-—
»
24
n
—
T?
146
n
30
»
2
n
n
138
»
85
»
zusammen . . 6058 M. 07 Pf.
Es verblieb demnach ein Kassenbestand von 2081 M. 90 Pf. Das
Vereinsvermögen, welches Ende 1894 4536 M. 82 Pf. betrug, hat sich also
im Laufe des Jahres 1895 um 2454 M. 92 Pf. vermindert.
Die Herren Gustav Kesselkaul und Wilhelm Math6e haben dem ihnen
in der Generalversammlung vom 16. Oktober 1895 ertheilten Auftrage ge-
mäss die Kassen Verwaltung für das Jahr 1895 im September 1896 geprüft.
Dem Herrn Schatzmeister, dem die Versammlung für das Jahr 1895 Ent-
1
404 Chronik des Aachener Geschieh tsver eins 1895/96.
veröffentlichte Darstellung mehr oder weniger als Vorlage diente. Die Spnrea
des grossen Stadtbrandes sind erst auf den Ende des 17. JahrhunderH
erschienenen Ansichten sichtbar. Die Abbildungen des Eathhauses sin^
besonders werthvoU, weil sie ein Bild von den vielfachen Veränderangn»
geben, denen Fa^ade, Dach und Thürme dieses historischen Bauw^erkes in
Laufe der letzten 8 Jahrhunderte unterworfen wurden. Daran knüpfte der
Vortragende noch einige Bemerkungen über die Ansichten des Münsters, der
alten Befestigungs werke und einzelner bekannter Gebäulichkeiten ans der
nächsten Umgebung Aachens und sprach den Wunsch aus, dass die Sammlung
sich in Zukunft noch vervollständigen möge, um vielleicht einmal bei der
Veröffentlichung eines grösseren Prachtwerkes über Aachens Vergangenheit füT
die künstlerische Ausstattung eines solchen Unternehmens ein wichtiges und
unentbehrliches Hülfsmittel bieten zu können.
Druck von Herrn. Kaatzer in Aiichen.
\
t)0
ühJ A^f ZEITSCHBIBT
v.H
"-' AAGHENEE GESCHICHTSVEREINS
NkuNzuhntkr Band.'
FESTSCHRIFT
.AUS ANUASS DER ERÖFFNUNG
BIBLIOTHEKGEBÄUDES DER STADT AACHEN
IM AUl'TriAQ ÜFU WlSSMNSCHAFTI.iriiüK KOMMISSION
MIT LNTMtSTUTZilNti DKR STAlJTViniWAI/J'U.NÜ
Hi:UAUS4H;(li:UKN
I>i-. EMIL FK03IM,
IlIUMiiTlIKKArt, r>KH STAH'l' A.VCIIJC.N. /''-■'
AAC'llUX.
VKI[l,Ali lPi;rH.UKllKH.SC[IK\ III''II11A\IIL(
IS«) 7.
Mit 5 Tafeln und 18 Abbildungen im Text
acliichtsvereina, Bd. XIX.
Arcbiv- und Bibliothek -He bände.
ZEITSCHBIBT
DBS
AACHENEE GESCHICHTSVEREINS
Neunzehntek Band,
FESTSCHRIFT
AUS ANLASS DER ERÖFFNUNG
BIBLIOTHEKGEBÄUDES DER STADT AACHEN
IM AÜPTBAO DER WISSENSCHAFTLICHEN KOMMISSION
MIT UNTEBSTÜTZ0NO DEK STADTVKBWALTüNG
HSRAUSGESEBEN
Dr. EMIL FROMM,
BIBLIOTHEKAR DER STADT AACHEN.
AACHEN.
VEBLAQ DEB CREHEBSCHEN BUCHHANÜLl'NG (C. CAZIK).
1897.
Hit 5 Tafeln nnd 18 Äbbildnngeu im Text.
^b
YOBWOBT.
Der Aachener Geschichtsverein wendet der Stadtbibliothek
seit seiner Gründung regelmässige und werthvoUe Geschenke
zu, indem er ihr die durch den Schriftenaustausch mit in- und
ausländischen Vereinen, Anstalten und Redaktionen gewonnenen
Druckschriften als Eigenthum überweist. Die Zahl der Ver-
öflFentlichungen, welche jährlich auf diesem Wege der Stadt-
bibliothek zugehen, beträgt gegenwärtig nahezu zweihundert.
Die Stadtbibliothek sieht es ihrerseits als eine ihrer Hauptauf-
gaben an, die ortsgeschichtliche Forschung durch die möglichst
vollständige Sammlung des für sie in Betracht kommenden
gedruckten Materiales und durch die Art der Anschaffungen auf
historischem Gebiete im Allgemeinen zu unterstützen und zu
fordern.
Bei dieser engen Verbindung zwischen Bibliothek und Verein
lag es nahe, die Festschrift, deren Veröffentlichung aus Anlass
der Vollendung des Bibliothekgebäudes der Stadt Aachen an-
gemessen erschien, an die Zeitschrift des Aachener Geschichts-
vereins anzuschliessen. Dem bereitwilligen Entgegenkommen
des Vorstandes des Vereins, sowie dem Wohlwollen der städti-
schen Behörden und der Stadtverordneten- Versammlung, welche
für die Drucklegung der Festschrift einen erheblichen Zuschuss
bewilligt haben, ist es zu danken, wenn der vorliegende Band
der Oeflfentlichkeit übergeben werden kann.
Inhalt.
Erste Abtheilung.
Die Stadtbibliothek in Aachen.
Seite
1. Das neu errichtete Archiv- und Bibliothek-Gebäude der Stadt Aachen.
Von J. Laurent, Stadtbaurath in Aachen. (Mit 4 Tafeln und
7 Text-Abbildungen.) 1
2. Geschichte der Stadtbibliothek. Von Dr. Emil Fromm, Bibliothekar
der Stadt Aachen. (Mit 1 Text-Abbildung.)
Einleitung 21
I. Die Rathshandbibliothek im 17. und 18. Jahrhundert .... 25
IL Die Dautzenbergsche Schenkung 30
IIL Die Stadtbibliothek von ihrer Eröffnung (1831) bis zum J. 1889 35
IV. Die Verwaltung der Stadtbibliothek seit dem J. 1889 .... 44
3. Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. Von
Dr. Arthur Richel, wissenschaftlicher Hülfsarbeiter an der
Stadtbibliothek in Aachen. (Mit 5 Text-Abbildungen.) .... 49
4. Die Dante-Sammlung der Alfred von Reumon tischen Bibliothek. Von
Dr. E. Fromm.
Einleitung 94
A. Allgemeines.
I. Bibliographisches 99
II. Sammelwerke 101
IIL Vermischtes 102
B. Besonderes.
I. Schriften ttber Zeitalter, Leben und Werke Dante's.
1. Historisches und Kritisches 103
2. Poetisches 111
IL Dante'8 Werke.
1. Allgemeines. BibliographiHchos 112
2. Göttliche Komödie.
a) Bibliographisches 112
b) Ausgaben 113
c) Uebersetzungen 117
d) Erlänterungsschriften 121
VI Inhalt.
Seit«
3. Kleinere Werke.
a) Allgemeines 133
b) II Convivio 135
c) Lyrische Gedichte 135
d) Briefe 136
e) De Monarchia 137
f) La Vita Nuova 138
g) De Vnlgari Eloquentia 139
Verzeichniss der Verfasser und Künstler 139
5. Zur Geschichte des Puppentheaters in Deutschland im 18. Jahr-
hundert. Von Dr. Arthur Eichel 142
Zweite Abtheilung.
Abhandlangen and Mittheilangen ortsgesehichtlichen Inhaltes.
Seite
1. Das Wappen der Stadt Aachen. Von E. von Oidtman, Major im
Königin Augusta-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 in Berlin. (Mit
1 Tafel und 2 Text-Abbildungen.) 1
2. Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert.
Von Dr. Otto R. Redlich» Assistent am Königl. Staatsarchiv
in Düsseldorf 18
3. Zur Geschichte des Archivs des Roerdepartements in Aachen. Von
E. Pauls in Düsseldorf 72
4. Zur Fabel von der Bestattung Karls des Grossen. Nachtrag. Von
Geh. Regie rungsrath Dr. Th. Lindner» o. ö. Professor an der
Universität in Halle. (Mit 1 Text-Abbildung.) 93
5. Gründung und Gründer der Burtscheider Benediktiner- Abtei. Von
F. X. Bosbach , Kaplan an der Pfarrkirche zu St. Johann Baptist
in Burtscheid 97
6. Beiträge zur Geschichte Aachens im 16. Jahrhundert. Von Dr.
theol. et juris utr. Alphon s Bellcsheim, Kanonikus an der
Münsterkirchc in Aaclien und päpstlicher Hausprälat.
I. Die Stadt Aachen in den Nuntiaturbcrichten aus Deutschland im
16. Jahrhundert 105
II. Zwei ungedruckte Briefe des Nuntius Girolamo Aleaudro vom
J. 1520 115
7. Zur Geschichte der Familie von Trier. Von Dr. Max Schraid,
Professor der Kunstgeschichte an der Königl. Technischen Hoch-
schule in Aachen. (Mit 2 Text-Abbildungen.) 120
heu während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. Von
Dr. Wilhelm Brüning» Hülfsarchivar am Stadtarchiv in
Aachen 171
Inhalt. Vn
Seite
9. Kleinere Mittheilnngen.
1. Inventar des Schlosses zu Montjoie aus dem J. 1436. Von
E. Pauls 211
2. Der Prämonstratenseraht Simon Braunman aus Aachen (1673
his 1747). Von Dr. A. Bellesheim 216
3. Anfertig^ung einer Monstranz für die" Klosterkirche der Abtei
Burtscheid durch den Aachener Goldschmied Dietrich von Rodt
im J. 1618/19. Von E Pauls 217
4. Das „Liedtlein* des Stadtbuehes von Gangelt. Von Dr.
W. Brüning 221
5. Propst Gottschalk von Aachen. Von Dr. A. Beilesheim . 223
10. Literatur.
1. E. Liesegang, Niederrheinisches Städte wesen vornehmlich
im Mittelalter. Breslau 1897. Angezeigt von Dr. G. von
Below, o. ö. Professor der Geschichte an der Universität in
Marburg 227
2. J. Jeiler, Die gottsei. Mutter Franziska Schervier. 2. Aufl.
Freiburg i. Br. 1897. Angezeigt von Dr. A. Bellesheim . 241
Verzeichniss der Tafeln und Text- Abbildungen.
A. Tafeln.
Tafel
I. (Titelbild.) Archiv- und Bibliothek-Gebäude. Froutraauer am Fisch-
markt.
II. (Titelbild.) Archiv- und Bibliothek-Gebäude. Hofansicht.
in. Zu Abthl. I, S. 2; Frontmauer am Fischmarkt vor der Wiederher-
stellung.
IV. Zu Abthl. I, S. 17: Lesesaal der Bibliothek.
V. Zu Abthl. II, S. 16: Adlerschilde als Beispiele für die Darstellung
des Adlerwappens der Stadt Aachen.
. B. Textabbildungen.
Piffur Abthl. I, Seite
1. Qefängnisszellen hinter der Grasfa^ade 2
2. Archiv- und Bibliothek-Gebäude. Lageplan und Grundriss des Erd-
geschosses 8
3. Schnitt durch den Urkundensaal des Archivs nebst Hofansieht . . 9
4. Archiv- und Bibliothek-Gebäude. Obergeschoss 10
5. Schnitt durch das Büchermagazin und den Lesesaal der Bibliothek 12
6. Urkundensaal des Archivs 14
7. Treppenhaus des Archiv- und Bibliothek-Gebäudes 16
8. Bücherzeichen des Begründers der Stadtbibliothek Franz Dautzenberg 33
9. Titelblatt von Hebenstreits Kometen-Büchlein, Wittenberg 1556 . 68
10. Titelblatt von Joachim Hellers Practica, Nürnberg 1556 .... 70
11. Kometenstellung aus Erasmus Flocks Kometen-Büchlein, Nürnberg
1558 72
12. Titelblatt von Schönfelds Prognostic<m astrologicum, Wittenberg 1567 80
13. Titelblatt von Job. Hebenstreits Prognosticon historicum, Erfurt 1568 82
Abthl. II, Seite
14. Adlerschild vom Rücksiegel der Stadt Aachen an der Landfriedens-
bund-Urkunde von 1351 9
15. Siegel des Aachener Werkmeistergerichts 10
16. Leiche des 1897 gestorbenen griechischen Patriarchen von Jerusalem
in sitzender Stellung 94
17. Unterschrift des Glockengiessers Peter von Trier aus einem Kon-
trakt vom J. 1566 126
18. Wappen des Glockengiessers Franz von Trier (gest. um 1672) . . 143
Erste Abtheilung.
Die Stadtbibliothek in Aachen.
Das neu errichtete Bibliothek-Qebäude. Geschichte der Stadtbibliothek.
Mittheilangen aus den Beständen der Stadtbibllothek.
Das neu errichtete
Archiv- und Bibliothek-Öebäude der Stadt Aachen.
Von J. Laurent.
(Mit 4 Tafeln.)
Die Stadt Aachen besitzt ein in ihrem Mittelpunkt gelegenes,
ungefähr 36 ar grosses Grundstück, welches einerseits vom Fisch-
markt, andererseits von der Jesuitenstrasse aus zugänglich ist.
Hier standen vordem ein Salzmagazin und eine ausgedehnte
Kornhalle, welche Gebäude jedoch schon längst ihrer ursprüng-
lichen Bestimmung nicht mehr dienten und nur theilweise zu
geringen Preisen vermiethet waren; ein weiteres Gebäude benutzte
das städtische Aichamt, während der übrige grosse Hofraum als
Lagerplatz für städtische Baumaterialien verwendet wurde. Gegen
den Fischmarkt war dieses wegen seiner Lage sehr werthvoUe,
aber seinem Werthe keineswegs entsprechend ausgenutzte und
den Stempel der Verwahrlosung tragende Terrain durch eine
höchst merkwürdige Ruine abgegrenzt. Die Frontmauer dieser
Ruine bildete den Ueberrest des unter der Regierung des deut-
schen Königs Richard von Cornwallis erbauten ältesten Rath-
hauses der Stadt, welches früher Bürgerhaus genannt ward,
später die noch heute gebrauchte Bezeichnung „das Gras** erhielt.
Hinter der Frontmauer, welche mit den unteren Theilen der
beiden Giebelmauern von dem ursprünglichen Gebäude nur mehr
erhalten war, befanden sich Kerkerzellen, die noch bis Ende
des vorigen Jahrhunderts benutzt wurden. Wann diese Kerker
erbaut worden sind, ist bis heute nicht festgestellt; da jedoch,
wie sich beim Abbruch ergab, die aus bearbeiteten grossen Blau-
8teinquadem hergestellten Mauern weder mit der Frontmauer,
noch mit den aus gänzlich anderem Material bestehenden Giebel-
1
2 J. Laurent
mauern in Verbaod standen, so kann wohl mit Sicherheit an-
genommen werden, dass die Kerkerraauern einer späteren Zeit
zngehören. Die nebenstehenden Zeichnungen und Abbildungen
geben den Zustand der Ruine wieder, wie dieselbe im J. 1885
noch bestand.
Schon zu wiederholten Malen hatten sich gewichtige Stimmen
für die Erhaltung und Restaurirung der Frnntraauer erhoben
und auf die architektonische wie archäologische Bedeutung des
^fß/>firi*tii
OmMArade.
I
hochinteressanten Ueberrestes deutscher Profanarchitektur hin-
gewiesen ».
Von der Stadtverwaltung waren diese Stimmen nicht über-
hört worden, und bereits aus den fünfziger Jahren finden sich Pro-
jekte und Vorschläge zur Ausnutzung des Grundstücks unter
Verwendung der alten Frontmauer vor. In diesen, wie auch
in manchen der später ausgearbeiteten Projekte, welche die
') J. P.Bachcra in f
0. r. Bock, Das Rathhau
dciilimulc; Armiii di Mir
n Rheinisclien ProT.-BläUcrn 1839, Nr. 67 und 68;
zu Aachen S. 110; Fr. Boclt, Rheinlands Batt-
nda, Richard von Cornwuliis.
uhenet (l^Bchlchtsvc
Frontmauer am Pbch markt
Das neu errichtete Archiv- und Bibliothek-Gebäude der Stadt Aachen. 8
merkwürdigsten Ziele hatten, wie die Errichtung eines Gebäudes
für die Armenapotheke oder Armenverwaltung, eines Museums
und sogar die Erbauung einer Schwimmanstalt, war zur Ge-
winnung von Licht für die hinterliegenden Räume meist der
untere Theil der Mauer durch Fensteröffnungen durchbrochen;
es kann nur als erfreulich bezeichnet werden, dass keines der
Projekte zur Ausführung gelangt ist, da der eigenthümliche
Reiz und die mächtige Wirkung des Baues nicht zum geringsten
Theile der hohen ungegliederten, aus regelrecht behauenen
Steinen hergestellten unteren Mauermasse, die dem übrigen reich-
gegliederten Aufbau als Sockel dient, zugeschrieben werden muss.
Die Ausführung all jener Projekte scheiterte meist an dem
hohen Kostenpunkte, dann aber auch wohl daran, dass noch
immer nicht eine der Würde des Gebäudes entsprechende Zweck-
bestimmung gefunden war. Ausserdem trat den Vorschlägen
die Frontmauer mit ihren geringen Fensteröffnungen hindernd
in den Weg, auch genügten die Abmessungen des Terrains
selbst nicht. Während der fast ein halbes Jahrhundert dauern-
den Berathungen kam der allen Stürmen und Einflüssen der
Witterung von beiden Seiten ausgesetzte Ueberrest, einer der
wenigen noch erhaltenen Verkündiger einstiger Herrlichkeit,
immer mehr in Verfall und schien dem Untergange geweiht,
wenn nicht baldigst Hand ans Werk gelegt wurde.
Endlich im J. 1885 wurde seitens des damaligen Ober-
bürgermeisters Geheimen Regierungsrathes Ludwig Pelzer der
Auftrag zur Ausarbeitung eines einheitlichen Bebauungsplanes
des grossen, fast nutzlos daliegenden Grundstücks ertheilt, und
in richtiger Erkenntniss, dass hinter der ehrwürdigen Frontmauer
nur ein Gebäude, welches „idealen Zwecken" diene, errichtet wer-
den dürfe, die Projektirung eines Gebäudes zur Unterbringung
der werthvoUen Bestände des Stadt-Archivs und der Stadt-
Bibliothek angeordnet. Dieser Plan fand umsomehr Anklang,
als die beiden wissenschaftlichen Institute bis dahin in voll-
ständig unzureichenden und keineswegs ihrer Bedeutung ent-
sprechenden Räumen untergebracht waren, sodass nur der Ein-
geweihte ihre Existenz kannte und die Benutzung sich auf
Wenige beschränkte.
Nach einstimmiger Genehmigung des Gesammt-Planes durch
die Stadtverordneten-Versammlung und nach Beschaffung der
Mittel im Wege einer Anleihe konnte schon im Herbst 1886
1*
4 J. Laurent
der Bau begonnen werden, wodurch zugleich der weitere Fort-
bestand des alten Gebäudetheiles gesichert war. Jedoch sollten
zunächst nur die Räume für das Archiv, bei welchem die Miss-
stände sich ganz besonders bemerkbar machten, zur Ausführung
gelangen, die Erbauung der Bibliothek hingegen sollte einer
späteren Zeit vorbehalten bleiben.
Das Archiv war im Rathhause in einem durch Einziehen
einer gewöhnlichen Balkenlage hergestellten Zwischengeschoss
während vieler Jahrzehnte untergebracht, und zwar in dem
oberen Theile eines mit Kreuzgewölben tiberspannten Raumes.
Der Fussboden lag in Kämpferhöhe des Gewölbes, so dass es
nur möglich war, im mittleren Theile des Raumes aufrecht ein-
herzugehen. Die Beleuchtung erfolgte durch ein am Fussboden
beginnendes Fenster, welches dort etwa schon endigte, wo
gewöhnlich die Fenstersohlbank zu liegen pflegt. Der Raum
war in Folge dessen in ein beständiges Halbdunkel gehüllt, so
dass das Auge sich erst eine Zeit lang an das Dämmerlicht
gewöhnen musste, um allmählich die Person des Archivars von
den sie umgebenden Akten unterscheiden zu können. Eine steile
Holztreppe führte zwischen Bretterwänden zu dem einer Gefäng-
nisszelle ähnlichen Räume und eine sinnreiche Einrichtung ermög-
lichte vermittels Schnüren das Zuziehen der mitten im Treppen-
lauf gelegenen gewöhnlichen Holzthüre. Der unter dem Zwischen-
boden gelegene Raum, in welchem sich die gesammte Registratur
der Verwaltung befand, wurde durch einen gewöhnlichen eisernen
Ofen geheizt, dessen bis zum Fussboden des Archivs geführtes
Rohr diesem einige Wärme mittheilen sollte. Wie bei diesen
Zuständen nicht allein die Feuersicherheit, sondern auch die
Diebessicherheit beschaffen war, braucht wohl nicht weiter
erwähnt zu werden, nur zu verwundern ist, dass eine solche
Einrichtung mehr denn 50 Jahre ertragen worden ist und dass
sich so viele bescheidene Menschen gefunden haben, denen man
einen derartigen Raum für ihre wissenschaftlichen Studien hat
anbieten dürfen.
Bei der Bibliothek lagen die räumlichen Verhältnisse inso-
fern weit besser, als dieselben wenigstens nicht den Anforderungen,
die füglicher Weise in Bezug auf Licht, Luft und Heizung gestellt
werden müssen, spotteten.
Die Bibliothek, welche nach mehrfachen Wanderungen Ende
der fünfziger Jahre endlich eine für ihre damalige Ausdehnung
Das neu errichtete Archiv- und Bibliothek-Gebäude der Stadt Aachen. 5
tibersichtliche und würdige Aufstellung in dem im Hofe gelegenen
grossen Saale des jetzigen Museums auf dem Terrain der früheren
alten Redoute gefunden hatte, konnte auf die Dauer aus tecli-
nischen und praktischen Gründen daselbst nicht verbleiben. Durch
hochherzige Schenkungen waren namentlich in den letzten Jahren
die Bestände so bedeutend vermehrt worden, dass zur Aufstel-
lung die Büchergerüste hätten erweitert und näher zusammen-
geschoben werden müssen. Bautechnische Bedenken traten jedoch
diesem Vorhaben in den Weg, weil durch die vorhandenen Bücher
die Konstruktionstheile des Gebäudes, welches für derartige
Lasten überhaupt nicht erbaut war, bereits maximal beansprucht
wurden. Die werthvoUen Schenkungen mussten daher zum
Theil jahrelang in Kisten verpackt bleiben. Da ferner seitens
der Museums-Verwaltung auf die Ueberweisung der Bibliothek-
räume, die unstreitig für Museumszwecke mehr geeignet sind,
gedrängt wurde und man sich noch nicht entschliessen konnte,
an den Bibliothekbau heranzutreten, so war eine nochmalige
Verlegung vor dem Einzug in das definitive Heim unvermeidlich.
Zur Unterbringung wurden die im Erdgeschoss des Museums-
gebäudes zu beiden Seiten des Thorweges gelegenen Räume
überwiesen, in welchen, obgleich sie in ihrer räumlichen Aus-
dehnung den früheren nachstehen, vermöge ihrer Lage im Erd-
geschoss sämmtliche Bücher zwar Aufstellung finden konnten,
in denen jedoch eine übersichtliche Ordnung sich nicht ermög-
lichen Hess. Auch fehlte ein besonderes Lesezimmer; es musste
dazu das zugleich als Arbeitsraum für die Bihliothekbeamten
dienende Zimmer gebraucht werden.
Wenn auch anerkannt werden muss, dass durch die Ver-
legung der Hauptübelstand in Bezug auf die Aufstellung der
Bücher beseitigt war, so machten sich auf der anderen Seite
die übrigen Missstände doch so fühlbar, dass der Zustand nur
als ein Provisorium von möglichst kurzer Dauer angesehen werden
konnte.
Angesichts dieser Verhältnisse beschloss man nunmehr auch
den Bibliothekbau auszuführen und die Fertigstellung nach Mög-
lichkeit zu beschleunigen, worauf dann nach Ausarbeitung und
Genehmigung der definitiven Pläne im Frühjahr 1805 die Bau-
arbeiten begannen.
Bevor jedoch an die Ausarbeitung der definitiven Baupläne
herangetreten werden konnte, handelte es sich zunächst um
6 J. Laurent
Aufstellung eines Bauprograrams, weil die Grundlagen, aufweichen
die früheren Skizzen ruhten, vollständig andere geworden waren,
einmal dadurch, dass inzwischen der Bestand durch den jähr-
lichen Zuwachs und durch reiche Schenkungen sich in ungewöhn-
licher Weise vermehrt, dann aber auch dadurch, dass die
Benutzung der Bibliothek seit dera J. 1889 sich in erfreulichster
Weise gehoben hatte.
Dieses Bauprogramm, welches in Gemeinschaft mit der
Bibliothek- Verwaltung aufgestellt wurde, enthielt die folgenden
Leitsätze :
I. Bauplatz. Der in Aussicht genommene Bauplatz im Anschluss an
das bestehende Archivgebäude gewährt die günstigsten Vorbedingungen, da
er inmitten der Stadt gelegen und doch dem geräuschvollen Strassenverkehr
entrückt ist, und da er ausserdem die erwünschte äusserliche Verbindung
zwischen Archiv und Bibliothek ermöglicht.
II. Räumlichkeiten des Neubaues. In Ansehung der zur Zeit
bestehenden und in absehbarer Zeit zu erwartenden Bedürfnisse werden die
folgenden Räume als nothwendig zu erkennen sein:
1. Die eigentlichen Bücherräume in der unten näher bezeichneten Aus-
dehnung.
2. Ein gesonderter Raum zur Aufbewahrung von grossen Kartenwerken
und Kupferwerken, Mappen, Atlanten, Kartons u. s. w.
3. Ein Lesesaal.
4. Arbeitsräume für das Verwaltungspersonal.
5. Ein Arbeitsraum für den Bibliothekdiener.
Ad. 1. Die eigentlichen Bücherräume. Als das für Bibliothek-
gebäude zweckentsprechendste System ist neuerdings das sogenannte Magazin-
system allgemein anerkannt worden, weil es bei grösster Sicherheit, Raum-
crsparniss und Ausdehnungsfähigkeit zugleich die Bedingungen leichtester
Uebersichtlichkeit und Zugänglichkeit der Bestände erfüllt, und es ist die
Wahl dieses Systems daher auch hier zu empfehlen.
Der augenblickliche Bücherbestand der Stadtbibliothek beläuft sich
nach den augestellten Ermittelungen auf rund 82 000 Bände und die Biblio-
thek wird somit einen Bestand von rund 85 000 Bänden bis zum Einzug
in den Neubau in etwa V-\^ Jahren erreicht haben. Der jährliche Zuwachs
hat in den letzten Jahren 900 — 1000 Bände betragen; da die Zugänge
einer in normaler Entwickelung befindlichen Bibliothek sich erfahrungsgemäss
in kurzen Zwischenräumen steigern, so müsste für die nächsten 25 Jahre
ein durchs<rfinitt lieber Zuwachs von mindestens 1200 Bänden vorausgesehen
werden. Wenn demnach den Bedürfnissen des nächsten Vierteljahrhunderts
Rechnung getragen werden soll, so müsste das Magazin auf 115 000 Bände
berechnet werden; es wird aber auch auf unvorhergesehene grössere
Das neu errichtete Archiv- und Bibliothek-Gebäude der Stadt Aachen. 7
Erwerbungen und Zuwendungen Kücksicht zu nehmen und es werden daher
zweckmässig schon jetzt Räumlichkeiten für einen Bestand von etwa 125000
bis 130000 Bänden herzustellen sein.
Ad. 2. Der zur Aufbewahrung von grossen Karten- und
Kupferwerken u. s. w. bestimmte Raum, welcher zugleich als Aus-
stellungsraum dienen könnte, wird nicht dem Magazinbau einzufügen, sondern
von diesem zu trennen und in nähere Verbindung mit dem Lesesaal und
den Verwaltungsräumen zu bringen sein.
Ad 3. Der Lesesaal ist so einzurichten, dass er von den Verwaltungs-
räumen aus unmittelbar erreicht werden kann und nur von denjenigen Be-
suchern der Bibliothek betreten zu werden braucht, welche sich in ihm zu
beschäftigen wünschen. Für absehbare Zeit wird es genügen, dass er etwa
20 Sitzplätze enthält. Für eine kleine Handbibliothek wird eine Wand mit
Büchergestellen zu besetzen sein.
Ad. 4. Arbeitsräume für das Verwaltungspersonal. Es ge-
nügen zwei Räume, von denen der eine, das Arbeitszimmer des Bibliothekars,
zweckmässig hinter den Lesesaal, der andere, das Arbeitszimmer des Hülfs-
arbeiters, vor denselben zu legen sein wird. Der letztere Raum würde dann
zugleich als Ausleiheraum dienen, und von ihm würde der das Ausleihe-
geschäft besorgende Beamte zugleich den Lesesaal beaufsichtigen können,
wenn die Trennungswand nach dem Lesezimmer zu aus Glas hergestellt wäre.
Ad. 5. Arbeitsraum für den Bibliothekdiener. Derselbe würde
am zweckmässigsten von dem ad 2 genannten Räume abzutrennen sein.
Der Diener würde hier die geringeren Buchbinderarbeiten und Reparaturen,
die Vorbereitung der zum Binden bestimmten Werke, das Heften der Akten,
das Bekleben und Signiren der Bücher u. s. w. besorgen können.
in. Heizung und Beleuchtung. Für die eigentlichen Bücherräume
wird es genügen, wenn durch die Centralheizung eine Temperatur von
-f 10^ C. erreicht werden kann, allen übrigen Räumen muss eine normale
Erwärmung zugeführt werden können, da sie vom Publikum oder den Beamten
beständig benutzt werden.
Für die ad 2 bis 5 genannten Räume würde die Einführung elektrischer
Beleuchtung zu empfehlen sein.
Im engsten Anschluss an vorstehendes Programm wurde
das Projekt entworfen und der Bau ausgeführt, wie er in den
folgenden Grundriss- und Schnitt-Zeichnungen sowie in den
photographischen Aufnahmen wiedergegeben ist.
Der bis zur Linie AB (vgl. Gnindriss des Erdgeschosses)
bereits im J. 1889 ausgeführte und seitens der Archiv Verwaltung
in Benutzung genommene Theil bildet mit dem nunmehr er-
richteten Bibliothekbau ein einheitlich ausgestattetes Gebäude.
Zunächst dem Fischmarkt, also hinter der alten Frontmauer,
liegt im Erdgeschoss ein grösserer gewölbter Raum zum Auf-
Das new errichtete Arcbiv- und Bibliothek-Qcbändc der Stadt Aachen. 9
was aus dem Fehlen jeglicher Yorspränge an der alten Mauer
gefolgert werden musste, und welche Folgerung später durch
aurgefnodene Kragsteine, die zum Tragen von Balken bestimmt
waren, als richtig sich erwies. Er hat eine flache, feuersicher
hergestellte Decke erhalten, die dem Stile entsprechend als
Holzdecke mit sichtbaren Balken ausgebildet wurde.
Bis hinter der Thurmtreppe stehen die Mauern auf alten
Fundamenten, von hier an jedoch auf neuen, was im Aeueseren
sowohl durch verschiedenes Material als auch durch geänderte
Formen zum Ausdruck gekommen ist.
SHuiltt duTfM jfn Urtattäe/tMal nrtit Jft/bntliM.
ir ' ' i T-«-
Die Räume für das Archiv endigen mit dem Haupttreppen-
hause; an der anderen Seite desselben sthlicssen sich diejenigen
der Bibliothek an. Das Treppenhaus scheidet somit die beiden
Institute von einander, enthält aber die für beide vom Publikum
zu benutzende Zugangstreppe*.
') Nach ErüffnuDg der Bibliolhektänme soll die iwiwlien dem Arehiv-
raam Me^^ndc Wendest lege nicht mehr vom Pabljhum benutzt iterdi.n, numlern
nur lar Verbindung der ver*c hiedunen Äuri)cw ah run«-- räume ditutn, wie das
im generellen Projekt bereits Torgwii^hen war Es wird liierdurrh die Sicher-
heit der Archivalicu wesentlich erhöht.
Das neu errichtete Archiv- und Bibliothek-Gebäude der Stadt Aachen. 11
bibliotheken gewählt worden. Dieses System, welches bei fast
allen neueren Bibliothekgebäuden zur Anwendung gelangt ist,
bietet gegenüber den Saalbibliotheken, bei der völligen Trennung
der Büchersanimlung von allen übrigen Räumen, abgesehen von
den weitaus billigeren Herstellungskosten, den Vorzug der gröss-
ten Raumersparniss, der besseren Uebersicht, der leichteren und
bequemeren Erreichbarkeit der Bücher, sowie der grösseren Sicher-
heit gegen Feuersgefahr und Entwendung.
Als Vorbild zu dem Projekte haben namentlich die in den
letzten Jahrzehnten neuerbauten Bibliothekgebäude in Stuttgart,
Halle, Kiel, Greifswald, Frankfurt a. M. und Wolfenbüttel gedient.
Die bei diesen Gebäuden gemachten Erfahrungen sind soweit
dieses möglich war, berücksichtigt worden; ebenso entsprechen
die Abmessungen in Bezug auf die Breite und Höhe der Bücher-
gerüste, die Breite der Zwischengäuge, die Höhe der Geschosse
und die Art der Lichtzuführungen denjenigen, welche bei den
vorgenannten Gebäuden zur Ausführung gekommen sind, und
zwar ist jedes Mal ein Mittelmaass genommen, da die einzelnen
Bibliotheken mit mehr oder weniger Komfort ausgestattet sind.
Namentlich ist auf die bei der Universitätsbibliothek in Halle
angewandten Abmessungen Rücksicht genommen worden, da das
Gebäude, obgleich eines der älteren, noch immer als muster-
gültig anerkannt wird. Naturgemäss kann unser Gebäude mit
keinem der vorgenannten, die zur Aufnahme von die hiesigen
wenigstens um das fünffache übersteigenden Beständen bestimmt
sind, und die als Universitätsbibliotheken zum Theil ganz andere
Nebenräume und weit grössere Lesesäle haben müssen, direkt
in Vergleich gezogen werden.
Das eigentliche Wesen der Magazinbibliotheken besteht
darin, soviele Zwischenböden in einer solchen Entfernung von
einander herzustellen, dass ohne Leiter jedes Buch bequem
heruntergelangt werden kann. Zwischen diesen Böden stehen
die Büchergestelle senkrecht zu den Fensterwänden. Dieselben
gehen bei mehreren Bibliotheken bis zum Dach ununterbrochen
durch und dienen zugleich zum Tragen der Zwischenböden und
des Daches. Die Zwischenböden sind soweit dies die Beleuchtung
erfordert, aus durchbrochenen gusseisernen Platten, im Uebrigen
massiv hergestellt. An manchen Orten hat man die durch-
brochenen Böden sogar bis auf drei und mehr übereinander
gesteigert. Jedoch ist man in der letzteren Zeit wieder davon
18 J. Laurent
abgegangen, wegen der vielen damit verbundenen Unzuträglich-
keiten, besonders wegen der Schwierigkeit der Reinhaltung und
wegen der Unsicherheit beim Begehen, und man hat wiederum
Stimitt du/TA i/mt Mä/Afjynayaji/t itnd den Leseeattl.
-4(4=j=t=i I I I I I I T T"""-
in gewissen Abständen massive Zwischenboden angeordnet.
Wie üben erwähnt sind stellenweise die Büchergerüste als
tragende Konstruktionstheile ausgebildet, wie iu Stuttgart und
Frankfurt, jedoch findet sich auch an mehreren Bauten die
Das neu errichtete Archiv- und Bihliothek-G^häude der Stadt Aachen. 13
Konstruktion, dass unabhängig von den Büchergerüsten die
tragenden Theile durch besondere Säulen hergestellt sind und
die Büchergerüste lose dazwischen gestellt werden, wie in Halle
und Leipzig, wo speziell die Büchergerüste ganz aus Holz her-
gestellt sind.
In der Aachener Bibliothek ist letztere Konstruktion zur
Anwendung gekommen. Auf vier Säulen, welche wegen des
besseren Anschlusses der Büchergerüste mit quadratischem Quer-
schnitt gestaltet sind, ruhen die sämmtlichen Zwischenböden sowie
das Dach. Das ganze Gebäude ist in drei Etagen von je 5 m
Höhe getheilt und jede Etage durch einen massiven Fussboden
abgeschlossen. Zwischen diesen massiven Böden ist immer ein
Zwischenboden von durchbrochenen Platten angeordnet, sodass
ein durchbrochener Boden mit einem massiven Boden abwechselt.
Die Büchergerüste sind in Holz hergestellt und gehen, frei
zwischen dem durchbrochenen Boden stehend, von massivem zu
massivem Boden ununterbrochen durch.
Das Büchermagazin erhält von beiden Seiten auf jedem
Geschoss durch je sechs Fenster reichliches Licht. Auch ist jede
Bücherfläche direkt beleuchtet. Bei dieser reichlichen Beleuchtung
konnte von der Verwendung von Oberlicht, welches vielfach zu
Unzuträglichkeiten Veranlassung gegeben hat. Abstand genommen
werden. Zwischen den Büchergerüsten ist auf jeder Etage wie
auf jedem Zwischenboden in der Mitte ein 3,50 m breiter Gang
freigelassen. In diesem Gang befindet sich eine, die verschiedenen
Etagen verbindende eiserne Treppe, zu deren beiden Seiten auf
jedem Boden zwei Tische Aufstellung gefunden haben, die zum
Ablegen der ein- und ausgehenden Bücher dienen sollen. Diese
Tische sind zugleich so eingerichtet, dass sie zum Aufbewahren
von Kartenwerken verwendet werden können.
In dem jetzt ausgeführten Magazin können bei sehr be-
quemer Anordnung 120000 Bände Platz finden; hierzu kommen
noch ca. 10000 Bände, welche in Büchergerüsten, die an den
Wänden in den 'übrigen Räumen Aufstellung gefunden haben,
untergebracht werden, sodass sich mindestens 130000 Bände
aufstellen lassen. Wie in dem Grundrissplane angedeutet, erlaubt
die Baustelle, dass das Büchermagazin um */g seines jetzt aus-
geführten Theiles erweitert werden kann, und wird diese Ver-
grösserung für weitere 86000 Bände Raum bieten, so dass nach
dem vollständigen Ausbau 216 000 Bände untergebracht werden
14 J. LanreDt
könne». Sowohl Aas Magazin als auch die übrigen Grebäude
sind sämmtlich unterkellert. Der Keller unter dem Magazin
ist als Weinkeller verniiethet, während die übrigen Keller als
Heizkeller und für die Zwecke de.s Archivs und der Bibliothek
dienen.
Zum Beheizen ist eine Niederdruckdampfheizung in dem
neuem Theile und eine Luftheizung in dem altern eingebaut.
Urkundenaasi des Archivs
Elektrisches Licht ist in dem Treppenhans, dem Lesesaal und
den Arbeitsränmen der Bibliothekbeamten eingeführt.
Was die innere Ausstattung betrifft, so sind sämmtliche
Räume mit Oelwacbsfarbe stilgerecht ausgemalt.
In dem Urkundensaal des Archivs wurden die Portraits
des ersten und des zweiten Gründers der Stadt, Karls des Grossen
"ind Friedrich Barbarossas in Medaillonform in der Wandmalerei
ngebracht; im übrigen wurden die Wände mit Sprüchen ge-
Das nea errichtete Archiv- nnd Bibliothek-Gebäade der Stadt Aachen. 15
schmückt. Die Fenster im Urkundensaal erhielten musivische
Verglasung und folgenden Wappenschrauck : In den Oberlichtern
sechs grössere Wappen: Krönungsstift in Aachen, Stadt Aachen,
Herzogthura Jülich, Bisthum Lüttich, Herzogthum Brabant, Altes
Deutsches Reich; in den Flügeln 12 kleinere Wappen älterer
Städte in der Umgegend von Aachen, welche mit letzterem
im Mittelalter in Verbindung standen : Düren, Jülich, Heinsberg,
Erkelenz, Geilenkirchen, Linnich, Burtscheid, Randerath, Ni-
deggen, Malmedy, St. Vith, Montjoie.
Auf den Wänden der Wendeltreppe findet sich gegenüber
der Eingangsthür der auf die Schätze des Archivs hinweisende
Spruch Alcuins:
Illic invenies veterum vestigia patrum;
auf dem Treppenabsatz vor dem Eingang zum Urkundensaal
der aus einer Urkunde Friedrich Barbarossas für Aachen vom
J. 1166 entlehnte Spruch:
Aquisgranum omnes provincias et civitates
dignitatis et honoris prerogativa precellit.
In den Oberlichtern der Fenster der Wendeltreppe sind
folgende Wappen von Ritterfamilien aus der Aachener Gegend
angebracht: Schönau, Frankenberg, Heiden, Merode-Rimburg,
Stolberg-Setterich-Frenz, Montjoie-Falkenburg K
Der Urkundensaal hat vollständig neues, der Würde des
Raumes sowie dem Werthe der aufbewahrten Gegenstände ent-
sprechendes Mobiliar erhalten. Dasselbe ist ganz in Eichenholz
mit geschnitzten Füllungen hergestellt und besteht aus vier
hohen Urkundenschränken, zehn niedrigeren Schränken, die zum
Auslegen und Besichtigen der werthvoUsten Urkunden mit Glas
gedeckte Auslegekasten tragen, und einem grösseren Bücher-
schrank, ferner aus einem Arbeitstisch mit Schemel. Weitere
Gelegenheit zum Sitzen bieten die in den tiefen Fensternischen
angebrachten Ruhebänke.
Im Gegensatz zu vorstehender Ausfühnmg harren die Arbeits-
räume des Archivs noch auf die Ausstattung mit definitivem
und dem Orte angepasstem Mobiliar. Vorderhand hat man sich
grösstentheils mit solchem aus alten Beständen begnügt, jedoch
') Sowohl die Sprüche wie die Wappen sind seitens der Archiv-Verwal-
tang aasgewählt worden, welche sich auch der Mühe unterzogen hat, die
einzelnen Wappen in heraldischer Beziehung genau festzusteUen und dje
korrekte Ausführung zu überwachen.
Das neu errichtete Archiv- und Bibliothek-Gebäude der Stadt Aachen. 17
Das Treppenhaus ist mit einem mit reichem Rankenornament
bemalten Sterngewölbe geschlossen. Ebenso sind die Wände
bemalt und mit folgenden Sprüchen geschmückt worden. Unter
dem grossen Fenster steht der Spruch von Manso:
Drei und viermal beglückt ist der Sterbliche, welcher die Weisheit
Sich zur Führerin wählt, und zur Gefährtin die Kunst,
Würde verleiht die Eine dem Leben, und Freude die And're,
Jene sichert den Schritt, diese verschönert den Pfad.
Auf dem oberen Treppenabsatz vor den Eingängen zum
Archiv und zur Bibliothek ist der lateinische Spruch angebracht:
Vita sine litteris mors est et vivi hominis sepultura^
Wenn auch die übrigen Räume der Bibliothek, wie das
Zimmer für den Hülfsarbeiter, der Lesesaal und der Arbeits-
raum des Bibliothekars stilgerecht ausgemalt wurden, so sind
sie doch in ihrer architektonischen Ausbildung weit bescheidener
gehalten, dagegen ist grösseres Gewicht auf die Mobiliaraus-
stattung gelegt worden. Das Mobiliar in diesen Räumen ist
wiederum allenthalben in Eichenholz hergestellt. Der Lesesaal
enthält drei Tische mit je acht Sitzplätzen. Zwei Tische sind
zum bequemeren Arbeiten an beiden Seiten pultförmig abge-
schrägt, während einer zum Auflegen grösserer Illustrations-
und Kartenwerke glatt hergestellt ist.
Die Grösse jedes Sitzplatzes ist äusserlich durch eingelegtes
grünes Tuch gekennzeichnet, wobei eine Tischfläche von 1 m
Länge und 0,60 m Tiefe vorgesehen wurde. Sollten die vor-
handenen Plätze bei erhöhter Inanspruchnahme des Lesezimmers
nicht mehr ausreichen, so erlaubt der Raum auch noch die Auf-
stellung eines weiteren Tisches in gleicher Ausdehnung. Jeder
Tisch wird durch zwei mit elektrischen Glühlichtern versehene
Lampen beleuchtet, ausserdem dient eine von der Decke herunter-
hängende mit 10 Glühlichtern versehene Krone zur allgemeinen
Erhellung des Raumes. An den Wänden stehen zwei im unteren
Theile mit Schränken eingerichtete Büchergestelle zur Unter-
bringung der Handbibliothek. Ebensolche Gestelle befinden sich
in dem Zimmer des Hülfsarbeiters und des Bibliothekars.
*) Die Auswahl der Figuren in dem Olasfenstcr, sowie die der Sprllche
ist durch die Bibliothek -Verwaltung erfolgt.
2
Das neu errichtete Archiv- und Bihliothek-Gebäude der Stadt Aachen. 19
theile, wie der Figuren mit ihren Sockeln werden ira Museum
aufbewahrt, so dass jederzeit die richtige Wiederherstellung
nachgewiesen werden kann. Unter dem Gurtgesims befand sich
eine zum Theil zerstörte Inschrift. Bei der Restauration wurde
dieselbe ergänzt und wiederhergestellt, sie lautet nunmehr:
„Urbs aquensis urbs regalis regni sedes principalis prima
regum curia, hanc domum fecit magister Henricus anno Domini
MCCLX septimo regnante rege Ricardo ^"
Zur Erläuterung der vorstehenden Ausführungen ist eine
Abbildung der Front sowohl vor wie nach der Restauration
beigefügt. Im gleichen Charakter erfolgte die Ausbildung der
Hinterfront einschliesslich des Treppenthurmes, wo die in Bruch-
stein hergestellte Verblendung endigt. Von da ab sind die Fronten
in Ziegelrohbau ausgeführt, und nur die Gliederungen und Fenster-
pfosten in Hausteinen hergestellt. Die verhältnissmässig lange
Front längs des Durchganges wird durch ein stark vorspringendes,
in einem Giebel endigendes Risalit, in welchem der Haupteingang
durch einen kleinen Portalvorbau betont ist, belebt. Dieser starke
Vorsprung war einerseits durch die erforderliche Ausdehnung der
inneren Treppe bedingt, andererseits verdeckt und vermittelt er
die verschiedenen Geschosshöhen, welche in den Räumen des
Archivs durch die frühere Fussbodenhöhe des ürkundensaales
und in denjenigen der Bibliothek durch die Geschosshöhe des
Magazins gegeben waren.
Im Uebrigen wurde bei der Projektirung und Ausführung
der Aussenarchitektur immer im Auge behalten, dass die Fronten
an einem Binnenhof liegen, ihre Ausstattung daher über den
Rahmen einer Hofarchitektur nicht hinausgehen darf, sowie ferner,
dass der alte ehrwürdige Gebäudetheil am Fischmarkt die Haupt-
front bildet, welcher naturgemäss alle übrigen untergeordnet
werden mussten.
Der für die Gesammtanlage einschliesslich Heizung, Beleuch-
tung u. 8. w. sowie einschliesslich des Mobiliars bewilligte Kredit
betrug 226 200 M., welche Summe bis auf einen verschwindend
geringen Rest auch erforderlich gewesen ist.
*) Bei der Ausftthrunjj sind die ergänzten Buchstaben mit rother Farbe
gekennzeichnet worden. Die Ergänzung hat Herr Stadtarchivar Pick in sach-
gemässer Weise vorgenommen.
2*
20 J. Laurent, Das neue Archiv- und Bibliothek-Gebäude der Stadt Aachen.
Das in allen Theilen fertig eingerichtete Bibliothekgebäude
wurde, nachdem während des vergangenen Winters eine gründ-
liche Austrocknung durch fortgesetztes Heizen erzielt worden
war, seitens des Herrn Oberbürgermeisters Veltman, der mit
gleichem Interesse wie sein Vorgänger den Bau gefördert hat,
und Dank dessen thatkräftigem Eingreifen die Ausstattung und
Einrichtung in der vorbeschriebenen, der Bedeutung des Gebäudes
entsprechenden Weise hat erfolgen können, im Mai 1897 der
Bibliothek- Verwaltung überwiesen.
Geschichte der Stadtbibliothek.
Von E. Fromm.
Einleitung.
Seit der Mitte unseres Jahrhunderts ist das gesammte
Bibliothekswesen von einer tiefgehenden Bewegung ergriffen
worden, welche noch andauert und welche so bald voraussichtlich
nicht zum Abschluss gelangen wird. Gewiss hat auch vordem
über den Nutzen und die Bedeutung öffentlicher Büchersaramlungen
für den Fortschritt der Wissenschaftenund für die allgemeine
Bildung kaum jemals, wenigstens nicht unter den erleuchteteren
Geistern, ein Zweifel bestanden; preist doch bereits an der Wende
des 17. Jahrhunderts der grösste und vielseitigste deutsche
Denker jener Zeit, Gottfried Wilhelm Leibniz ihre Wichtigkeit
mit Worten, wie sie treffender und beredter auch heute nicht
gefunden werden könnten. „Weil bei den Menschen", sagt er
als Bibliothekar der Wolfenbütteler Bibliothek in einer amtlichen
Eingabe*, „nächst der Gottesfurcht und Gesundheit nichts edler
noch besser als Verstand und Wissenschaft, solche aber unter
vielen Menschen verstreuet oder zertheilet und nicht anders als
in einer grossen Bibliothek beisammen zu linden, so ist daraus
zu erachten, wie hoch ein solcher Schatz zu halten und wie
glorios es fürnehmen Herrn und Potentaten sei, denselben in
ihrer Gewalt zu haben**; dann vergleicht er eine Bibliothek,
wie er sie sich dachte, einer Versammlung der grössten Menschen
aller Jahrhunderte und aller Nationen, die uns ihre auserlesensten
Gedanken mittheilen, und schildert sie als die Schatzkammer
aller Reichthümer des menschlichen Geistes, zu der man seine
Zuflucht nimmt für die Künste des Friedens und des Krieges,
für die Erhaltung des menschlichen Körpers, für die Kenntniss
*) Vorstellung an die Herzöge Rudolph August und Anton Ulrich vom
Juni 1695; vgl. Bodemann, Leihnizena Briefwechsel, in der Zeitschrift des
hiätorUchen Vereins für Niedersachsen, Jahrg. 1888, S. 119 f.
22 E. Fromm
der Mineralien, Pflanzen, Thiere, überhaupt für die Geheimnisse
der Natur, für die Bewegungen der Gestirne, für bürgerliche
und militärische Baukunst, für Verschönerungen und öffentliche
Anlagen, für Gesetze, Polizei und gute Staatsordnung, für alte
und neuere Geschichte, für die Angelegenheiten der Fürsten,
für alles das menschliche Interesse reizende Schöne, kurz für
das Angenehme sowohl wie für das Nützliche und Nothwendige *.
Trotz solcher üebetzeugungen bedeuteten diese „Schatz-
kammern** aber doch während des ganzen 17. und 18. Jahr-
hunderts für die AUgemeinhwt noch recht wenig; denn mit
ängstlichem Argwohn wurden ihre Bestände vor der Berührung
mit der Aussenwelt möglichst behütet; man meinte eben, wie
in Cimelienkabinetten die Gegenstände wohl besichtigt, aber nur
in besonderen Fällen benutzt werden dürfen, die alten Bücher
verschliessen zu müssen, weil sie schon alt seien, und die neuen
ebenso, weil sie noch neu seien. Erst im Zusammenhange mit
dem modernen Kulturfortschritt ist man allgemein zu der weiteren
Einsicht gelangt, dass die Daseinsberechtigung der Bibliotheken,
die aus Staats- und Gemeindegeldern unterhalten werden, doch
eigentlich mit ihrer faktischen Benutzung steht und fällt, dass
sie darum nicht nur auserwählten Kreisen, sondern der breiteren
OeflFentlichkeit, für welche sie nicht weniger wichtig sind, wie
für jene, zu dienen haben. Und unter dem Einflüsse dieser
Erkenntniss sind nun in allen civilisirten Ländern der Erde die
Bibliotheken an Ausdehnung und an Zahl seit den fünfziger
Jahren dieses Jahrhunderts gewachsen wie kaum zuvor. Sie
gelten in England, in Frankreich und in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika heute im weitesten Masse als regelmässige
Biidungsanstalten für alle Volksschichten; in diesen Ländern
sind Alle sich darüber einig, „dass es keine Bildungsanstalt
gibt, die bei gleich geringen Kosten so viel Schlechtes ver-
hütet und so viel Gutes stiftet, keine Anstalt, deren Samen so
vielfältig aufgeht, wie die öfl'entliche Bibliothek** *. Aber auch
*) In einem französisch geschriebenen Brief an den Wolfenbütteler
Minister v. Steinberg. Bo de mann a. a. 0. S. 79; vgl. auch 0. v. Heine-
mann, Die herzogliche Bibliothek zu Wolfenbüttel. Aufl. 2, 1894, S. 116 fF.
*) C. Nörrenberg, Die Volksbibliothek, ihre Aufgabe und ihre Eeform.
Berlin 1895, S. 22. — Aus der umfangreichen Literatur über die moderne
Bibliothekbewegung hebe ich nur noch den vortrefflichen Aufsatz von 0. Hart-
jÄrig „Die Bewegungen auf dem Gebiete des internationalen Bibliothekswesens**
der Zeitschrift „Cosmopolis" 1897 Mai-Heft, S. 547 flf. hervor.
Geschichte der Stadtbibliothek. 28
in Deutschland, welches von Anbeginn freilich eine leitende
Stellung in diesen Dingen nicht eingenommen hat, sind wie auf
allen Gebieten so auch im Bibliothekswesen die grössten Fort-
schritte seit der Wiederherstellung des Reiches zu verzeichnen.
„Der bessere Theil der Nation weiss, wie befruchtend das
höchste geistige Schaffen bis in die Tiefen des sozialen Lebens
zurückwirkt; er weiss, dass wir uns selber untreu würden, wenn
wir unsere neugewonnene politische Machtstellung nicht durch
den Adel unserer Gesittung sittlich zu rechtfertigen vermöchten":
der Glaube an den unverwüstlichen Idealismus der Deutschen,
der in diesen Worten Heinrich von Treitschkes sich ausspricht*,
er hat durch die Förderung, welche die Bibliotheken seitdem
bei uns erfahren haben, sich sicherlich nicht an letzter Stelle
als berechtigt erwiesen. Zahlreiche und stattliche neue Gebäude
sind für Bibliothekszwecke in den letzten Jahrzehnten errichtet
worden, überall hat man die Mittel für die einzelnen Institute
recht erheblich gesteigert, die Universitätsbibliotheken haben
namentlich in unserem engeren Vaterlande, in Preussen, eine
durchgreifende Reorganisation erfahren, sogar die alten Stadt-
bibliotheken sind aus ihrer Grabesruhe, in der sie so behaglich
schlummerten, erweckt worden, um den allgemeinen Interessen
zu dienen, und auch sie bekennen sich wohl alle heut' zu dem
Grundsatze, dass sie der wissenschaftlichen Arbeit und der
ernsten Belehrung dienen und dabei auch den Bedürfnissen eines
grösseren Publikums Rechnung tragen wollen. Indem man die
zopfigen Bestimmungen der alten Bibliothekordnungen, welche
oft die Benutzung geradezu böswillig hintertreiben zu wollen
schienen *, aufgab^ indem man die Zahl der öffentlichen Stunden
nach Möglichkeit erhöhte, indem vor Allem aber die Beamten sich
mehr und mehr mit der Ueberzeugung erfüllten, dass es eine hohe
und lohnende Aufgabe sei, mit gründlicher Kenntniss der Literatur
auf allen in Betracht kommenden Gebieten die Bestände einer
Büchersammlung in sachgemässer Weise zu mehren und sie durch
verständige Einrichtungen und durch bereitwillige Unterstützung
der Benutzer immer weiteren Kreisen zugänglich zu machen,
hat die Benutzung thatsächlich überall einen geradezu über-
*) Die Königliche Bibliothek in Berlin. (Abdr. aus dem 53. Bande der
Prcoääischen Jahrbücher.) Berlin 1884^ S. 4.
•) Man vgl. nur die unten (8. 35 f.) angeführten Bestimmungen der alten
Aachener Bibliothekordnung.
Geschichte der Stadthibliothek. 25
ihnen Gift statt nährenden Brotes zuschiebt, heisst die furcht-
barsten Folgen freiwillig heraufbeschwören"; hier eben sieht
die Gesellschaft ihre Interessen durch die Bibliotheken geschätzt,
die der Hintertreppen- und Schundliteratur und ihren verderb-
lichen Folgen ara wirksamsten dadurch entgegenarbeiten, dass
sie gute Bücher und Zeitschriften unentgeltlich für Jedermann
bereit stellen.
In einer Zeit so allgemeiner Theilnahme für bibliothekarische
Dinge wird es gestattet sein, bei der üebersiedelung einer Biblio-
thek in das erste eigene Heim, einen aus kommunalen Mitteln
und nach modernen Grundsätzen errichteten Neubau, ein Bild
ihrer Entstehung in weiterem Rahmen zu entwerfen \ auch wenn
seit ihrer Begründung erst zwei Menschenalter verstrichen sind
und sie daher weder durch die Eigenthümlichkeit ihrer Ent-
wickelung noch durch ihre Bedeutung für die wissenschaftliche
Welt einen besonders hervorragenden Platz unter ihren Genos-
sinnen beanspruchen darf.
I. Die Rathshandbibliothek im 17. und 18. Jahrhundert.
Die Aachener Stadtbibliothek ist erst im Jahre 1830 durch
die Verschmelzung zweier Sammlungen, der „Rathsbibliothek**
und der durch testamentarische Verfügung an die Stadt über-
gegangenen Bibliothek des Stadtrathes Peter Joseph Franz
Dautzenberg entstanden.
Es ist bekannt, dass seit der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts schon allgemein in den Städten Sammlungen angelegt
wurden, welche als sogen. Rathsbibliotheken den Stadtschreibern
und Rechtsbeiständen, dem Stadtphysikus und überhaupt den
Zwecken der städtischen Verwaltung förderlich sein sollten, so
1413 in Braunschweig, in Danzig 1465, in Hamburg 1480 und
etwa um die gleiche Zeit auch in Frankfurt a. M.; in Köln
lässt sich das Vorhandensein einer solchen Rathshandbibliothek
erst vom Jahre 1602 an nachweisen. Für Aachen wissen wir
nur, dass vor dem grossen Stadtbrande vom Jahre 1656 eine
Bibliothek auf dem Rathhause existirt hat; wie weit ihre An-
fänge zurückreichen und welchen Umfang sie gehabt hat, dar-
*) In flttchtigen Umrissen habe ich die Geschichte der Stadtbibliothek
in einem auf der General- Versammlung des Aachener Gcschichtsvercins im
Jahre 1890 gehaltenen Vortrage behandelt, der dann auch im Druck erschienen
iat (Aachen, Rud. Barth, 1891. 12. S. S'').
26 E. Fromm
Über ist uns keine Nachricht erhalten. Durch den Brand ist
die Bibliothek theil weise zerstört worden '; zur Vervollständigung
des noch Vorhandenen hat man dann im Jahre 1658 den Ankauf
einer in Köln befindlichen Bibliothek beschlossen*. Natürlich
kann es sich bei dieser Erwerbung nur um eine Sammlung von
unentbehrlichen Hülfs- und Nachschlagebüchern für die VerwaN
tung gehandelt haben, da die Stadt unter den schweren materiellen
Schädigungen, welche der Brand von 1656 verursacht hatte,
nur füi' dringend nothwendige Dinge Mittel zur Verfügung
gestellt haben wird. Erst während der dreissiger und vierziger
Jahre des 18. Jahrhunderts kam es zu einer wesentlichen Ver-
mehrung der städtischen Büchersammlung, über deren Bestand
wir denn auch genauer unterrichtet sind.
Die Stadtbibliothek bewahrt^ einen handschriftlichen „Catha-
logus librorum juris publici, civilis, canonici, feudalis et crimi-
nalis nee non librorum miscellaneorum, id est theologicorum,
historicorum, politicorum, geographicorum etc., emptorum et
respective renovatorum sub regimine amplissimorum dominorum
ddrum. consulum von Broich et de Lonneux, nee non succes-
sive sub regimine amplissimorum dominorum consulum Oliva
et Jacobi Niclaas et directione domini syndici Heyen-
dall". Die Anordnung des Kataloges ist alphabetisch; vorauf-
geschickt ist demselben auf 35 Folioblättern eine „Kurtze
doch gründliche Nachricht von denen Bücheren und Authoribus
juris publici, so in der Stadt-Aachischer Bibliothec angeschafft
worden. Undt zwarn zuerst von denen Collectoribus actorum
publicorum, alss welche zum BegriflF des juris publici die mehreste
Acta publica imperii zusammen getragen. So dan zweytens
*) Meyor, Aachensche Geschichten, Aachen 1781, S. 653 berichtet zum
Jahre 1656: Bei der aUgemeinen Verwüstung verlor das Rathhaus „nicht
nur sein Dachwerk, sondern auch aUe innere Kostbarkeiten, hauptsächlich
aber eine auserlesene Bibliothek mit den beiden unschätzbaren Raths-
und Scheffen-Archiven, so dass mehr nicht als nur jene Urschriften und
Briefschaften, die in einem Gewölbe des Granus-Thurmes verschlossen lagen,
der Stadt übrig blieben".
*) Die Beamten der Stadt beschlossen am 11. März 1658, dass „die zu
Colin vorhandene bibliothecq, weswegen man vor diesem in kauf gestanden,
nunmehr vor 266 rthlr. und 52 albus angeschlagen und darauf vorerst ein
Pfenning, damit man derselben sicher seye, gegeben werden solle" (vgl. Mit-
theilungen des Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit, Jahrg. I, 1888, S. 95.)
') Handschriften-Sammlung Nr. 38 (fol.).
Geschichte der Stadtbibliothek. 27
von denen, so ad leges imperii fundamentales, alss die güldene
Bull, die Landtfrieden, die Religionsfrieden, die Executions-
Ordtnung, die Keyserl. Wahl-Capitulation, die Reichs-Abschey-
den, den Westpfalischen Frieden- und andere Frieden-Schlüssen,
Commentarios geschrieben, fort drittens von denen dogmatischen
Scribenten, so particulaire tractatus juris publici ediret haben.
Schliesslich folget eine unpartheyische gründtliche Beurtheilung
obbemelten Büchern und kurtzer Unterricht deren Authoren
Religion, Bedienungen, Chargen, Vatterlandt, Condition undt in
summa, wass von jeden Buch undt dessen Authore in particulari
zu halten seye/ Das Manuskript ist mit grosser Sorgfalt fast
ganz von einer Hand geschrieben; im Katalog finden sich einige
Nachträge von einer zweiten Hand aus späterer Zeit. Das
jüngste in dem Kataloge von der ersten Hand aufgeführte Buch,
ein Atlas, gehört dem Jahre 1741 an; wir haben uns also das
Ganze, d. h. das Bücherverzeichniss und die vorangestellte
Staats- und reichsrechtliche Abhandlung als um diese Zeit ent-
standen zu denken. Bearbeiter und Verfasser ist der in der
oben citirten Aufschrift des Kataloges als Leiter der Bibliothek
genannte Syndikus Heyendall; in der Abhandlung heisst es näm-
lich auf S. 6: „dahero" — um zur richtigen Beurtheilung der
Literatur des öffentlichen Rechtes anzuleiten — „habe von denen
Bücheren und Authoribus juris publici, so ich von etlichen
Jahren zu hiessiger Bibliothec eingekaufft habe, beson-
ders von deren Eigenschafft, Religion, Vatterlandt, und wass von
den Ein undt den anderen zu halten seye, Ein undt anderes melden
. . . wollen." Heyendall fungirte seit dem Beginne der dreissiger
Jahre als Syndikus der Stadt unter den regierenden Bürger-
meistern Johann Werner von Broich, Martin Lambert de Lonneux,
Alexander Theodor von Oliva und Jakob Niclaas^; in dieser
Eigenschaft hat er die vorhandenen dürftigen Bücherbestände
nach und nach in ansehnlicher und zugleich sachgemässer Weise
vermehrte Die Sammlung, wie sie sein Katalog uns darstellt,
umfasst im Ganzen etwa 1850 Bände, darunter die werthvollsten
') Ueber die Reihe der liürgermeister seit 1731 vgl. Janssen» Historische
Notizen bei v. Fürth, Beiträge und Material Bd. III, S. 65.
*) Alle durch HeyendaU angeschafften Bücher tragen auf den Vorsatz-
blättern die Aufschrift: „Emptus sub regimine dominorum consulum von
Broich et de Lonneux (oder d'Üliva et Jacobi Niclaas) nee non directione
domini Syudici HeyendaU."
28 E. Fromm
Werke aus dem Gebiete der Staats- und Rechtswissenschaften
und die wichtigsten Quellensammlungen zur Profan- und Kirchen-
geschichte, wie Lünigs Reichs-Archiv, Londorps Acta publica,
Fabers Staatskanzlei, das Theatrum Europaeum, Hortleder,
Pufendorf u. s. w. Als Amanuönsis stand ihm bei der Ver-
waltung der Bibliothek ein Kanzlist oder Sekretär zur Seite.
Das erfahren wir aus einer Notiz in den Beamten-Protokollen
der Stadt vom 24. Februar 1740; dort heisst es: „Auf erlesung
der von selten hiesigen cancellisten Danielis Petri * Michaelis
Beckers eingekommener unterthäniger supplication und bitt pro
augmentatione salarii, so ist durch herren beambten überkommen,
dass demselben in ansehung seines gering habenden salarii, darbei
aber bis hiehin bezeigten fleissigen diensten sein gehalt ins-
künftig mit 10 rthlr. courant quartaliter, absque tamen prae-
judicio successorum suoruni, vermehrt und dabei ihnen das prae-
dicat des judicii consularis secretarii gegeben werden solle,
wohingegen aber auch er alle morgens von zehn bis zwölf uhren
hiesiges audienzzimmer zu frequentiren und die alda vorkommende
Sachen zu protocolliren, wie imgleichen mit observirung und
regulirung der Stadtbibliothek, wie bis hiehin geschehen ist
sub directione domini syndici Heyendahl fleissig zu continuiren
schuldig und gehalten sein sollet"
Ueber die Art, wie die Anschaffungen durch Heyendall
bewirkt worden sind, enthält seine Abhandlung zwei charak-
teristische Stellen. Er sagt an der einen: es ist zu bedauern,
„dass bey uns Catholischen das jus publicum gar schlecht excoliret
werde, und ist eine geringe Anzahl der catholischen Scribenten
juris publici, so dass eine miserable Bibliothec juris publici herauss-
kommen würde, wan man nur darin Bücher von catholischen
Publicisten anschaffen wolte, dahero bey Ankauffung deren Büche-
ren ich hierauff eben nicht sehen können, sonderen die beste
beyzubringen gesuchet habe**; an der anderen urtheilt er über
Johann Jakob Moser wie folgt: „er hat vieles ad jus publicum
dienliches und guttes geschrieben, es ist aber zu betauern, dass
fast überall der Religionscyffer contra catholicos praedominirt.
Da aber er unter denen annoch lebenden undt jetzigen Scribenten
mit unter denen besten zu halten ist, so habe fast alle dessen
Tractaten angeschafft".
*) Mitgethcilt in der Aachener Post, Nr. 280 vom 2. Dezember 1891.
Geschichte der Stadtbibliothek. 29
Die in so verständiger Weise von Heyendall besorgte und
auf einen für die damalige Zeit recht stattlichen Umfang ge-
brachte Rathshandbibliothek ist dann in der Folge, unter der
französischen Herrschaft und bis zum Jahre 1813, wieder zu-
sammengeschmolzen; manch' werthvoUes Werk ist verschwunden,
so, um nur ein Beispiel anzuführen, die 16 Folianten des Corps
universel diplomatique du droit des gens von Duraont und Rousset
mit den dazu gehörigen Supplementen (Amsterdam 1726 fiF.)?
„ein Zierath undt merkwürdiges Stück in unser Bibliothec^".
Durch die politischen Ereignisse war der Werth des noch Vor-
handenen, wenigstens nach der praktischen Seite, ausserdem
erheblich gemindert; im Beginne des 19. Jahrhunderts konnte
A. G. Camus daher von der „auf einem grossen Saale des Rath-
hauses stehenden Stadtbibliothek" nicht unzutreffend sagen, sie
bestehe nur in einer Sammlung von Schriftstellern über das
römische und das Lehnrecht, die die Vertheidiger der Stadt in
den zahfreichen Prozessen nützten, die sie führen musste, um
ihre Gerichtsbarkeit und ihre Rechte als kais. freie Reichsstadt
zu behaupten, und so sei sie „heutigen Tages ein sehr unnützes
Zeughaus***. Dass eine öffentliche Bibliothek im eigentlichen
Sinne aber für die Stadt von wesentlicher Bedeutung sein würde,
das ist ebenfalls von französischer Seite, in dem im Jahre 1808
erschienenen „Coup d'oeil historique et statistique sur la ville
d'Aix-la-Chapelle** des Unter präfekten der hiesigen Präfektur
J. B. Poissenot ^ ausgesprochen worden; in einem solchen Institute
würden wenig begüterte, aber wissensdurstige junge Männer —
so wird ganz im Sinne unserer heutigen Anschauungen ausge-
führt — unentgeltlich einen würdigen Lesestoff finden, und sie
würden dabei nicht Gefahr laufen, eine grosse Menge neuer
Romane zu lesen, die ihnen Geist und Herz verderben, und die
eine Leihbibliothek vorräthig halten müsse, um dem Geschmacke
ihrer Abonennten zu genügen.
Erst zwei Jahrzehnte später ist es durch die Opferfreudig-
keit eines Aachener Bürgers, des am 17. März 1828 verstorbenen
Stadtrathes Franz Dautzenberg, möglich geworden, ein solches
Institut zu begründen.
») HeyendaU S. 8.
') Reise in die Departemente des ehemaligen Belgiens und des Unken
Rheinnfers ... am Endo des X. Jahrs der Republik. Uebers. von A. Chr.
Bor heck Bd. I, Köln 1805, S. 107.
») S. 139 ff.
30 E. Fromm
n. Die Dautzenbergsche Schenkung.
Peter Joseph Franz Dautzenberg ist in Aachen als Sohn
des Goldschmieds Gerhard Dautzenberg geboren. Er hat in dem
literarischen Leben und in der politischen Geschichte seiner
Vaterstadt eine nicht unbedeutende Rolle gespielt; wohl würde
es der Mühe lohnen, der Thätigkeit und den Schicksalen des
eigenartigen Mannes in allen Einzelheiten nachzugehen, es hiesse
das aber, zugleich eine Geschichte der Franzosenzeit in Aachen
schreiben, was hier nicht beabsichtigt werden kann. Ich be-
schränke mich darauf, die nothwendigsten und charakteristischsten
Daten zusammenzustellen. — Mit 19 Jahren hat Dautzenberg
bereits zwei kleine Schriften veröffentlicht, welche sich mit den
verrotteten politischen und sozialen Zuständen seiner Vaterstadt
beschäftigten'; er verlangte in der einen namentlich auch die
Aufliebung des in der Reichsstadt geduldeten Bankspiels, welches
er als „ein gegen alle Menschen-Satzungen laufendes* Hyänen-
Institut, als ein höllisches Industrie-Produkt** mit Freimüthig-
keit brandmarkte. Im April 1790 begründete er den dreimal
wöchentlich in Aachen erscheinenden „Politischen Merkur für
die Niedern Reichslande", der seit dem Juni 1791 unter dem
Titel „Aachener Zuschauer** erschien und bis um die Mitte des
Jahres 1798 von ihm fortgeführt wurdet Die französische
*) a) Meine Gedanken über die in unserer Vaterstadt vorzunehmende
Verbesserung, vermittelst Abschaffung wnrklicher Misbräuche insbesondere,
und Befestigung unserer Demokratischen Verfassung im ganzen Umfange.
Aachen, im Oktober 1788. 25 S. kl 4^ Auf S. 25 unterzeichnet: P. J. F.
Dautzenberg. (Vgl. Haagen, Geschichte Achcns Bd. II, S. 399, Anm., wo
der Titel ungenau wiedergegeben ist.) — b) Ein Wort an das Publikum.
Aachen, im Hornung 1789. 11 S. 4^ (Vgl. Ha a gen a. a. 0. Bd. II,
S. 400, Anm.)
*) lieber Dautzenbergs journalistische Thätigkeit hat 'E. Pauls ein-
gehendere Mittheilungon gemacht in der Zeitschrift des Aachener Geschicbts-
vereins Bd. XV, S. 139 ff. In ehrender Weise gedenkt derselben bereits
J. von Schwarzkopf, üeber politische und gelehrte Zeitungen ... zu
Frankfurt a. M. 1802, S. 3: „Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstand
auch die grössere Anzahl der Zeitungen und Nachrichtsblätter in den übrigen
Beichsstädten. Aachen und Ulm versahen sich damit fast zu gleicher Zeit,
obgleich in der erste ren Stadt Dautzenbergs verdienstliches Beispiel reichliche
Früchte trug, und im politischen Merkur vom Bürger Offermanns und den
Staats-Nachrichten aber von Martin Leistin, wiewohl unter republikanischen
Formen, befolgt wurde. Dagegen blieb von den Ulmer Blättern nur noch
das Wohlersche Intelligenzblatt übrig. '^
Geschichte der Stadtbibliothek. ^ 81
Revolution und ihre freiheitlichen Ideen wurden von Dautzen-
berg mit jugendlicher Begeisterung begrüsst, und sein Blatt
wurde daher durchaus in franzosenfreundlichem Sinne redigirt,
bewahrte aber dabei doch eine gewisse gemässigte Haltung.
Als kurz nach dem ersten Einzüge der Franzosen im Dezember
1792 die auf dem Marktplatze dem Aufrührer Joh. Kalkberner
im 17. Jahrhundert errichtete „Schandsäule" von den Republi-
kanern umgestürzt wurde, da hat Dautzenberg thätig mit Hand
angelegt und dann in seinem Blatte berichtet, wie auf den
Trümmern jenes Denkmals der Freiheitsbaum unter dem Jubel
des Volkes aufgepflanzt worden sei^ Im Jahre 1793 wurde
er Sekretär des im Januar unter dem Namen einer Gesellschaft
der Freunde der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ge-
bildeten Jakobinerklubs, 1798 begegnet er uns als Mitglied des
„Reunions-Zirkels"; mehrere Reden, welche er in dieser Ver-
einigung gehalten hat, sind auf der Stadtbibliothek erhaltend
M Vgl. Haagen a. a. 0. Bd. II, S. 418 und dazu Milz, Aachen unter
französischer Herrschaft, Thl. I (Programm des Königl. Gymnasiums zu
Aachen, 1870/71), S. 18, wo Dautzenbergs Nachricht über den Jubel des
Volkes als eine Entstellung der Thatsachen nachgewiesen wird. Ferner
Pauls a. a. 0. S. 145, Aum. 2.
') a) Auszug des Rapports, vorgetragen in der Sitzung des Reunions-
Zirkels zu Aachen, am 30. Nivose 6**" Jahrs, durch den Bürger F. Dautzen-
berg, Mitglied des Zirkels. — b) Adresse des Reunions-Zirkels zu Aachen,
an den Regierungs- Kommissair, Bürger Rudier, votirt auf Vortrag des
Bürgers F. Dautzenberg, Moderateurs des Zirkels, am 5. Pluviose 6*'^"
Jahrs. (Beides auch in französischer Sprache.) 12 S. kl. 8^ (In dem Aus-
zage heisst es u. a.: „Ich habe zugleich das unaussprechliche Vergnügen,
Bürger! euch eine Denkmünze darzubringen, welche der Kommissair des
vollziehenden Direktoriums bei der Verwaltung des Roer-Departements, Br.
Dorsch mir durch den Br. Estienne für euch hat zustellen lassen.
Selbige führt das getreue Gepräge des Italischen Helden, des unsterblichen
Buonaparte, welchem Frankreich, unser künftiges gemeinsames Vaterland,
einen so ansehnlichen Theil seines Ruhmes, und die Menschheit den Frieden des
festen Landes zu verdanken hat. Lasst uns in seinen Zügen den grösstcn
Mann der Geschichte bewundem**; die Adresse beginnt mit dem Satze: „Ha!
wie sie wiederhallen — die Roer-Ufer -- von dem Jubel des Volks, das von
neuem vereinigt ist mit der grossen Nation, zurückges«:henkt seiner Ur-
Familic!" und schliesst: „Wir schwören Hass dem Königthume und der
Anarchie, Anhänglichkeit und Treue der Republik und der Konstitution vom
Jahre III.") — c) Rede bey Eröfnung der Sitzung des Reunions-Zirkels zu
Aachen, am 20. Pluviose 6.'*"" Jahrs, von F. Dautzenberg, Moderatcur des
Zirkels (französisch und deutsch). 4 S. kl. 8°. — d) Rede bey Eröfnung
der Sitzung des Reunions-Zirkels zu Aachen am 80. Pluviose 6^<^ Jahrs, von
82 E. Fromm
Bis zum Schluss des Jahres 1798 scheint er auch das Amt
eines Notars bekleidet zu haben, dann war er eine Zeit lang
Postmeister (directeur des postes) in Aachen ^ Als Aachener
Stadtrath ist er un vermählt im Jahre 1828 im Alter von
59 Jahren gestorben*. Durch Testament vom 2. Dezember
1825 hatte er in treuer Gesinnung seiner Geburtsstadt, deren
reichsstädtische Misere er in seiner Jugend beklagt hatte und
die er nun nach den Wirren des Revolutionszeitalters unter den
Fittichen des preussischen Adlers sich zu frischerem Leben
erheben sah, seine gesammte Bibliothek von nahezu 20000
Bänden vermacht und zwar mit der Bestimmung, dass durch
die Vereinigung seiner Bücherschätze mit der noch vorhandenen
alten Rathsbibliothek eine öffentliche Stadtbibliothek errichtet
werden solle.
Der reichbegabte und vielseitig gebildete Mann hatte in
einem langen Leben als ein wahrer Bibliophile mit Fleiss und
mit literarischem ürtheil eine Sammlung für alle Gebiete des
Wissens — darunter zahlreiche Inkunabeln und alte Drucke
von höchstem Werth^ — zu Wege gebracht, wie sie nicht
F. Dautzenbcrg, .... (französisch und deutsch). 8 S. kl. 8^ — e) Rede,
gehalten in der üffentUchen Sitzung des Reunious-Zirkels zu Aachen, am
30. Ventose 6**" Jahrs, bey der Feyer der Volks-Souverainetät von F. Dautzcn-
berg, Mitgliede jenes Zirkels. 1 1 S. kl. 8 ^ (Den glühenden Republikanismns
des Redners charakterisirt die folgende Stelle: ,,Mdgen andere sich weiden
an dem Flitterkram eines Herrschers und Götter-Aehnlichkeit dichten zur
Karakteristik eines Szepterträgers! Mögen andere zu den Thaten posaunen,
worin das Auge des Gedankenlosen eine übermenschliche Grösse sucht, ob-
gleich nur Stolz, Glück, Zufall daran Schuld waren ! Wir feyern die Volks-
Souverainetät, die auf ihren Mausoleen der Ewigkeit trotzt, und deren Züge
originaler Würde, ohne künstliches Kolorit, sich uns darsteUen in ihrer Hoheit,
wie die Würde des Menschen.") — Es findet sich endlich auch noch ein
„Prodrome, lü k Touverture du Concours des aspirans aux places d'Institu-
teurs et Institntrices des 6coles primaires des Cantons de Tarroudissement
d'Aix-la-Chapelle, dans la s^ance publique du Jury d*Instruction, le 25. Nivösc
an 7. de la R^publique Frangaise, par le Citoyen F. Dautzenberg, Directeur
du dit Jury. 8 S. 4 «.
*)«Vgl. Pauls a. a. 0. S. 147, Anm. 3 und Pick, Aus Aachens Ver-
gangenheit, Aachen 1895, S. 627.
') Todesanzeige in der Stadt- Aachener Zeitung 1828, Nr. 68 vom 19. März.
Dautzenberg wohnte, nachweisbar seit 1794, in dem Hause Markt Nr. 1805
= spätere Lit. B, Nr. 764 = heutige Nr. 33; in diesem Hause ist er auch
gestorben. (Vgl. Pauls a. a. 0. S. 139, Anm. 3 und Pick a. a. 0.)
*) Ein von dem Assistenten Dr. Arthur Richel bearbeiteter Katalog
Bämmtlicher Inkunabeln und der werthvolleren alten Drticke der Stadtbiblio-
Gesuliichtc der fitAdtbibliothck. SS
häufig im Besitze eines Privatmauncs gefunden werden dürfte.
Ein überraschender Reichthum an guten und seltenen Werken
aus allen Jahrhunderten war hier vereinigt, eine in jedem Sinne
gediegene Grundlage, wie sie besser für ein neu zu gründendes
Institut kaum gewünscht werden kann. Der noch erhaltene
systematische Katalog umfasst nicht weniger als 400 von
Dautzeuberg selbst mit grüsster Sorgfalt eng geschriebene Foüo-
seiten; einer grossen Zahl seiner Bilcher hatte er das hier
wiedergegebene Ex-übris eingefügt.
Man wird liarin kein Familienwappen zu erblicken haben,
vielmehr annehmen müssen, dass es erst von Dautzeuberg ange-
nommen worden ist, da die Form der ganzen Darstellung der
Ende des vorigen und Anfang des jetzigen Jahrhunderts üblichen
entspricht. Der Adler ist wohl dem Stadtwappen entlehnt und
halbirt worden, um ein geviertetes Wappen bilden zu können;
den Berg im vierten Felde wird man auf die Schliissendung
des Namens Dantzenberg beziehen, den Baum als Freiheits-
oder aucli als Lebensbaum deuten können '.
thck bis zum Jahre I5ö0 liegt im -Manuskript vollendet vor und wird vorana-
sicbtlicb im nächsten Jahre verüffeulliclil werden künnen.
') Ich ätiltzc mieh bei der Deutuni; des Wappens auch anf das siicb-
kundigc Urlheil de» Herrn Mbjum von Oiilttnan, welches mir derselbe auf meine
Bitte zur Verfügung zu stellen die grosse Liebenswürdigkeit gehabt liat.
Geschichte der Stadtbibliothek. 35
der Lokalien und Besoldung des Bibliothek-Personals, das noch forner Erforder-
liche um so weniger aus den Einkünften der Stadt allein bestritten werden,
als noch dringendere Bedürfnisse die Mittel derselben in Anspruch nehmen.
Es ergeht daher an alle Freunde und Beförderer vaterländischer Cultur
hiermit unsere Bitte, die städtische Bibliothek durch Beiträge an Büchern,
Landkarten, Manuscripten aller Art und sonstigen literarischen Merkwürdig-
keiten bereichern zu wollen.
Die desfallsigen Einsendungen geschehen an uns selbst, mit dem Zusätze:
„für die städtische Bibliothek.«
Bei bedeutenden Schenkungen wird der Name des Gebers, auf einem
gedruckten Zettel, auf den innern Einbanddeckel, als ein Zeichen dfinkbarer
Erinnerung, aufgeklebt.
Ein Institut, wie das gegenwärtige in's Leben treten zu
sehen, dürfte für Jeden, der nicht ganz theilnahmlos für das
Aufblühen von Kunst und Wissenschaft im Vaterlande ist, eine
zu erfreuliche Erscheinung sein, als dass sich nicht rechtViele
beeifern sollten, das Ihrige nach Kräften zur Unterstützung
einer Anstalt beizutragen, die, nicht bloss für den Augenblick
berechnet, noch auf die späten Enkel ihren wohlthätigen Ein-
fluss ausüben wird.
Und so halten wir un» denn zu der angenehmen Erwartung berechtigt,
dass die städtische Bibliothek, wenn auch vor der Hand noch nicht mit den
nöthigen Mitteln versehen, sich doch durch die rege Theilnahme des Publikums
einer dauernden Blüthe und gedeihlichen Wirksamkeit erfreuen werde.
III. Die Stadtbibliothek von ihrer Eröffnung (1831)
bis zum Jahre 1889.
Die eigentliche Eröffnung des neuen Institutes zog sich noch
etwas hinaus; sie erfolgte mit der gleichzeitigen Publikation des
„Reglements über die öffentliche Benutzung der Stadtbibliothek in
Aachen** erst am 18. Juli 1831. Zum Lesen und Nachschlagen im
Lesezimmer waren durch die Bibliothekordnung die Nachmittags-
stunden von 2 bis 4 Uiir an allen Wochentagen bestimmt, Niemand
sollte „mehr als ein Werk auf einmal un<l von einem aus mehreren
Bänden bestehenden Werke mehr als zwei Bände** verlangen
dürfen; über das Entleihen der Büclier war gesagt: „eigentlich
sollen keine Bücher aus der städtischen Bibliothek ausgeliehen
werden. Eine Ausnahme von dieser Regel soll aber zu (Gunsten
derjenigen Personen gemacht werden, denen ihre wichtige amt-
liche St^jllung nicht erlaubt, die Bibliothek zu den festgesetzten
Stunden zu besuchen, sowie derjenigen, die sich gelehrten Arbeiten
widmen.** Natürlich wurde dabei der Kreis der „wichtigen Amts-
8*
Geschichte der Stadtbihliothek. 37
er sich mit aller Entschiedenheit gegen die beabsichtigte Druck-
legung aus, die dem Institute wenig Gedeihen bringen würde.
„Denn abgesehen davon**, sagte er, „dass die Kosten eines
solchen Katalogs nach einer darüber angestellten Berechnung
über 500 Thaler würden zu stehen kommen, die wohl schwerlich
in einer langen Reihe von Jahren durch den Verkauf des Ver-
zeichnisses könnten gedeckt werden, würde dieses höchstens
zur Befriedigung der Neugierde dienen können und späterhin
bedauern lassen, dass man nicht diese Kosten auf die An-
schaffung nützlicher Werke und die dadurch bewirkte Ausfüllung
grosser Lücken in den wichtigsten Fächern verwendet habe.
Wenn man überdies bei grossen Bibliotheken, die sich schon zu
einer gewissen Vollständigkeit erhoben haben, die Kataloge zu
drucken nicht für nöthig und rathsam erachtet, so dürfte es noch
weit mehr bei der unserigen der Fall sein, die doch erst als eine
Grundlage zu einer künftigen Bibliothek zu betrachten ist."
Am 1. August 18B2 nahm Cazin seine Entlassung aus seiner
amtlichen Stellung. Er hatte bereits vorher, im Juli 1830, die
Cremersche Buchhandlung in Aachen erworben; als deren In-
haber ist er hochbetagt nach einem thätigen und rechtschaffenen
Leben am 17. August 1883 gestorben.
Cazins Nachfolger im Amte wurde im August 1833 Christian
Quix, geboren am 8. Oktober 1773 zu Hoensbroich, 1792 Novize
im Karmeliterkloster in Köln, dann Weltpriester und seit 1805
Lehrer an der Ecole secondaire communale in Aachen, seit
1814 an dem von der preussischen Verwaltung eingerichteten
Gymnasium. An Letzterem hatte er bis zu seiner Pensionierung
im Jahre 1823 gewirkt; 1828 hatte er sich bereits neben Cazin
eifrig um die Bibliothekarstelle beworben, w^ar jedoch wegen
Schwerhörigkeit und weil er des Französisclien nicht mächtig,
abgewiesen worden. Während Cazin ein Jahresgehalt von 200
Thalern erhalten hatte, erachtete man für Quix 150Tlialer als
ausreichend, gestattete aber auch, dass die Bibliotliek künftighin
nur an drei Tagen der Woche und zwar Morgens von 10-12
und Nachmittags von 2 — 4 Uhr geöffnet sein sollte. „Die
schleunigst zu beendigende Anfertigung dos Kataloges"* wurde
Quix zur besonderen Pflicht gemacht, und in der That hat er
sie in einjähriger Arbeit vollbracht. Schon im Oktober 1834
war die Drucklegung des lang ersehnten Werkes abgeschlossen.
Es lohnt der Mühe nicht, in eine Kritik des Systems oder der
38 E. Fromm
Einzelheiten hier einzutreten; in 15 Hanptgruppen mit je einigen
Unterabtheilungen wurden die Titel in denkbar kürzester, oft
auch für den Bücherkundigen völlig unverständlicher Form und
in meist regelloser Folge aufgeführt; innerhalb der Abtheilungen
waren die Bücher nach Formaten (foL, 4^ und 8*^) getrennt:
man denke, in ein^m systematischen gedruckten Kataloge eine
Trennung der Bücher nach ihren Grössen Verhältnissen! Joh. Fr.
Böhmer hat in einem Briefe an G. H. Pertz^ von Quix' histo-
rischen Forschungen einmal gesagt: „Seine Arbeit ist freilich
hier und da sehr schlecht, indess muss man dem alten, kranken,
und wenig bemittelten Manne das, was er thut, immer noch
danken, denn sonst geschähe gar nichts." Böhmers Urtheil ist
auch filr diesen Katalog keineswegs zu hart, nur wäre es viel-
hiicht besser oder mindestens doch gleichgültig gewesen, wenn
in diesem Falle eben nichts geschehen wäre. Der Katalog wurde,
wie Cazin sehr richtig vorausgesehen hatte, wenig beachtet,
die Benutzung der Bibliothek durch sein Erscheinen in keiner
Weise gehoben. Nach einem Jahrzehnt waren von den 500 zur
Ausgabe gelangten Exemplaren des Kataloges erst 134 im Buch-
handel abgesetzt.
Die unbestreitbaren und grossen Verdienste, welche Christian
Quix sich um die lokalgeschichtliche Forschung durch seine Ur-
kundenrettungen und durch seine zahlreichen Schriften erworben
hat ^, sind in etwa hinreichend, um ihm dasjenige nachzusehen,
was er auf bibliothekarischem Gebiete geleistet oder vielmehr
nicht geleistet hat. Im August 1833 hatte er sein Amt ange-
treten, mit Eifer hatte er sich sogleich daran gemacht, die
Doubletten und alle ihm überflüssig erscheinenden „schöngeistigen,
aber nicht wissenschaftlichen Werke" auszusondern, die dann
zur Versteigerung gebr'acht wurden. Im Dezember 1833 konnte
er stolz berichten: „so wäre denn die Stadtbibliothek ziemlich
gereinigt". Man wird füglich bezweifeln müssen, dass ein Mann
von so mangelhafter allgemeiner Bildung wie Quix, dessen Studien
sich auf einem so engen und beschränkten Gebiete bewegten,
zu einer solchen Reinigungsarbeit berufen gewesen ist; und was
die „Doubletten" angeht, so stellte sich nach Drucklegung des
M Vom 18. Dezember 1840; vgl. Janssen, Böhmers Leben, Briefe etc.
Bd. II, S. 308.
^) Ich verweise hierfür auf C. Wacker, C'liristian Quix. Sein Leben
und seine Werke, in „Aus Aachens Vorzeit" Jahrg. IV, 1891, S. 41 ff.
Geschichte der Stadtbibliothek. 39
Kataloges heraus, dass gar manche derselben gar keine Dou-
bletten gewesen waren.
Als Qiiix im Januar 1844 gestorben war, folgte als Dritter
in der Reihe der Aachener Stadtbibliothekare Joseph Gerhard
Laurent. Er war am S.Januar 1808 in Aachen geboren, hatte
in Bonn Philologie studirt, später eine Zeit lang als Erzieher
im gräflich Hatzfeldschen Hause gewirkt und sich schliesslich
als Privatgelehrter in seiner Vaterstadt niedergelassen. Unter
ihm musste die Bibliothek ihre bisherigen Räume im Kaisersaale
des Rathliauses verlassen; sie wurde im Jahre 1847 zunächst
in einem Privathause am Marktplatz untergebracht, wanderte
dann in das Kurhaus, um endlich im Jahre 1860 in die sogen,
alte Redoute, das heutige Museum, in der Komphausbadstrasse
verlegt zu werdend
Noch vor der ersten Umsiedelung war der Bibliothek eine
bedeutende Schenkung durch den am 1. August 1840 im jugend-
lichen Alter von 34 Jahren zu München verstorbenen Freihen*n
August von Fürth zugewendet worden. Derselbe war als Sohn
des Freiherm Bernhard von Fürth in Aachen geboren, hatte in
Heidelberg studirt und 1836 die mit grossem Beifall aufge-
nommene Schrift über die Ministerialen herausgegeben ^ Mit
vielseitigen Interessen begabt hatte er einen Bücherschatz von
mehreren Tausenden von Bänden zusammengebracht, der aus
fast allen Wissensgebieten, namentlich aber aus der schönwissen-
schaftlichen Literatur aller Länder ein geradezu klassisches
Material bot. „Unter den grössten Entbehrungen oftmals**, so
äussert er sich selbst über die Entstehung seiner Bibliothek,
„mit Entsagung der Freuden meiner Altersgenossen, mich vielen
Einschränkungen gern unterziehend, habe ich von dem zu meinen
Studien bestimmten Gelde und meinem Taschengeld, daneben aber
auch durch sauer im Schweisse meines Angesichtes erworbene
Summen, durch gelöste Preisanfgaben, literarische Arbeiten,
Honorare für meine Arbeiten zu einer beabsichtigten Zeitung
u. 8. w. den bei weitem grössten und schönsten Theil meiner
*) Vgl. oben S. 4 ff.
*) Die Stadtbibliothi'k bewahrt drei Briefe Jakob (irimms an von Fürth
ans den Jahren 1835 nnd 1839, welche einen Beitra«; zur Entütehungs-
gcschichto der Griramschen Weisthümer liefern. In dem einen Briefe, vom
Februar 1839, bezeichnet (irinim die Fürthschc Schrift als ^eine schöne und
belehrende Abhandlung". Ich habe die Briefe zuerst veröffentlicht in der
Zeitschrift für deutsches Alterthura, 35. Bd., 1891 S. 179 ff.
40 E. Fromm
Bibliothek erworben; ein kleiner Theil rührt aus Schenkungen
verschiedener Personen her.** Diese an werthvoUen und ge-
diegenen Werken überaus reichhaltige Sammlung ging gemäss
den Bestimmungen seines am 1. Januar 1844 errichteten Testa-
mentes an die Stadt Aachen über; als „von Fürth'sche Biblio-
thek** sollte sie getrennt von jeder anderen Büchersamralung
aufgestellt werden, in sorgfältiger Bewahrung bleiben, „doch
dem gebildeten Publikum nicht verschlossen sein**.
Einem Berichte Laurents vom Jahre 1849 zufolge war die
Benutzung der Stadtbibliothek in dieser Zeit noch eine äusserst
geringfügige; im Durchschnitt wurden jährlich etwa 56 Bücher
ausgeliehen. Laurent war ein gründlicher und verdienter Ge-
lehrter^ und eine liebenswürdige Persönlichkeit; die überaus
spärliche Frequenz der Bibliothek kann daher nicht durch ihn
verschuldet worden sein; sie lässt sich vielmehr aus der Un-
gunst der Verhältnisse, unter denen er zu wirken hatte, dem
Mangel ausreichender und das Publikum anziehender Räumlich-
keiten und vor Allem aus der Unzulänglichkeit des vorhandenen
Materials erklären. Denn eine Bibliothek, welche für Vermeh-
rung und Ergänzung des Bücherbestandes auf ein jährliches
Budget von 200 Thalern angewiesen war, müsste hinter den
Fortschritten der Wissenschaft immer weiter und weiter zurück-
bleiben, sie musste, um mit den Worten jenes Ediktes vom
Jahre 1830 zu reden, allmälig zu einem blossen Schaugepränge
werden. Daran konnten auch mehrere kleinere Sammlungen
medizinischen und naturwissenschaftlichen Inhaltes, welche nach
und nach an sie übergingen, nichts ändern.
Laurent, welchem seit dem Jahre 1862 auch die Funktionen
eines städtischen Archivars übertragen worden waren, ist am
24. Januar 1867 gestorben. Sein Nachfolger wurde der geist-
liche Rektor August Schwan, welcher die Verwaltung der Biblio-
thek durch mehr als zwanzig Jahre geführt hat und im Juli
1889 in den Ruhestand getreten ist. Schwan, der, ein hoch-
betagter würdiger Priester, noch in unserer Mitte lebt, hat die
ihm anvertrauten Bestände mit Treue und Gewissenhaftigkeit
zusammengehalten. Nur der Unverstand könnte ihm, wie seinen
0 Man vgl. seine verdienstvolle Ausgabe der „Aachener Stadtrechnungen
aus dem 14. Jahrhundert" (Aachen 1866), welche im Jahre 1876 unter dem
Titel „Aachener Zustände im 14. Jahrhundert, auf Grund von Stadtrechnungen
. . . mit Einleitung, Registern und Glossar" neu ausgegeben wurde.
Geschiebte der Stadtbibliothek. 41
Vorgängern, einen Vorwurf daraus konstruiren, dass sie die
BiMiothek nicht einer reicheren und lebendigeren Wirksamkeit
entgegengeführt haben. Sie führte eben das beschauliche und
stille Dasein, wie es bis vor nicht langer Zeit die provinzial-
städtischen Institute bei uns eben zu führen gewohnt und auch
verurtheilt waren. Denn die Leiter dieser Bibliotheken würden
ebensowenig Verständniss für etwaige reorganisatorische Bestre-
bungen bei ihren Mitbürgern gefunden haben, als sie durch solche
sich den Dank ihrer vorgesetzten Behörde erworben hätten.
Eine Bibliothek galt nun einmal als eine Bagatelle, für welche
fachwissenschaftliche Vorbildung nicht unbedingt erforderlich
erschien, deren Verwaltung man neben anderen Geschäften be-
sorgen konnte und für die vor Allem ein möglichst geringer
Aufwand zu machen war. Ein frischerer und freierer Geist
konnte hier überhaupt, wie in den einleitenden Bemerkungen
ausgeführt worden ist, erst unter dem Einflüsse der modernen
Kultur sich geltend machen, und wenn dann ein glückliches
Geschick einer salchen provinzialstädtischen Bibliothek besonders
umfangreiche und werthvolle Schenkungen zuführte, dann war
für sie allerdings ein Wendepunkt der Entwickelung gekommen.
Der Aachener Stadtbibliothek haben die Jahre 1887 und 1888
einen Zuwachs gebracht, der sie mit einem Schlage in die Reihe
der mittelgrossen Bibliotheken erhob; dass ihr nun auch alsbald
innerhalb der städtischen Verwaltung die den veränderten Ver-
hältnissen entsprechende und ihr gebührende Stelle zugewiesen
wurde, das ist das Verdienst des damaligen Oberbürgermeisters
Geheimen Regierungsrathes Ludwig Pelzer, der die Bedeutung
einer öffentlichen Büchersammlung für die geistigen Interessen
der Stiidt vollauf zu würdigen verstand und die weitere Ent-
wickelung des Institutes mit Energie und mit Wohlwollen in
jeder Richtung gefördert hat.
Die ausserordentlichen Zuwendungen der Jahre 1887 und
1888 knüpfen sich an die Namen Cornelius Peter Bock, Alfred
von Reumont und Hermann Ariovist Freiherr von Fürth.
Die wissenschaftliche Stellung des an erster Stelle genannten
Mannes ist im fünften Bande der Zeitschrift des Aachener Ge-
schichtsvereins von Alfred von Reumont gezeichnet worden *.
') 1883, S. 157 ff. — Im Annuairc do i'Academic R. de Belgiquc hatte
Reuraont bereits 1872 (Jahrg. 38) eine „Notice sur Corneille Pierre Bock"
geliefert (auch separat, Brüsüel 1872, 35 8. kl. 8^).
42 E. Fromm
Cornel Peter Bock war zu Aaclien am 8. Juni 1804 geboren;
er hatte in Bonn, Heidelberg und Freiburg im Breisgau Philo-
sophie und Philologie studirt, war an letzterer Hochschule im
Februar 1827 auf Grund der Abhandlung „De origine carminis
elegiaci'' promovirt worden und hatte nach mannigfachen Wander-
ungen vom Jahre 1859 an bis zu seinem im Jahre 1870 erfolgten
Tode als Professor lionorarius der philosophischen Fakultät der
Universität Freiburg angehört. Als solcher hatte er zahlreiche
historische, kunst- und literaturgeschichtliche Vorlesungen ge-
halten; vorzüglich erstreckten sich seine Studien auf das Gebiet
der Literatur, der Kunst- und Kirchengeschichte der ersten
christlichen Jahrhunderte, auf die Geschichte der letzten Periode
des weströmischen Reiches, dann aber auch auf mittelalterliche
und neuere Geschichte und französische wie italienische Literatur.
Aus allen diesen Gebieten enthielt die von ihm hinterlassene
ansehnliche Büchersammlung, welche er letztwillig einer gelehrten
Anstalt bestimmte, ein überaus reiches und vortreffliches Material.
Seitens seines in Aachen lebenden NeflFen, des Keichstagsabge-
ordneten Dr. Adam Bock, wurde sie im Jahre 1887 der Stadt-
bibliothek überwiesen, deren Bestände sie in der dankenswerthe-
sten Weise bereicherte und ergänzte.
lieber den berühmten Geschichtschreiber der Stadt Rom,
Alfred von Reumont bedarf es hier keiner biographischen Daten.
Es genüge, daran zu erinnern, dass er ein Sohn der Stadt
Aachen gewesen ist und dass er in ihr am 27. April 1887 sein
an Arbeit und an wissenschaftlichen Erfolgen so überaus reiches
Leben beschlossen hat. Zu den vielen schönen und edlen Zügen
seines Charakters zählte die stete Liebe zur engeren Heimath;
er hat sie auch dadurch bethätigt, dass er den grössten Theil
der Bücherschätze, die er mit hingebender Sorgfalt gesammelt
hatte, der Bibliothek seiner Vaterstadt durch testamentarische
Verfügung zuwies. Man wird begreifen, dass es sich hier um
eine Erbschaft von ungewöhnlicher Bedeutung handelte. Neben
einer Reihe von werthvollen Werken der deutschen historischen
Literatur und einer bedeutenden Dante-Sammlung umfasstc die
nicht genug zu schätzende Zuwendung einen nach vielen Tausen-
den von Bänden zählenden Bestand an grösseren Werken, Bro-
schüren und Gelegenheitsscliriften zur italienischen Geschichte,
wie sie wohl nirgends sonst in dieser Reichhaltigkeit an einer
Stelle vereinigt sein dürften. Und diese einzigartige Sammlung,
Geschichte der Stadtbibliothek. 43
welche nur bei Reumonts Beziehungen zu den hervorragenden
italienischen Zeitgenossen hat zu Stande kommen können,
zeidmete sich zudem, was nicht unerwähnt bleiben darf, durch
eine vortreffliche Erhaltung und durch eine grosse Menge
kunstvoller italienischer Pergament-Einbände in hervorragender
Weise aus.
Durch das Testament des am 27. Dezember 1888 in Aachen
verstorbenen Landgerichtsrathes a. D. Hermann Ariovist Frei-
herrn von Fürth endlich sind der Stadtbibliothek mehr als 7000
Bände als Geschenk zugewendet worden. Freiherr von Fürth
war am 21. März 1815 geboren, hatte das Gymnasium in Aachen
besucht, dann an den Universitäten Bonn und Berlin Juris-
prudenz und an der Universität in Löwen Kirchenrecht und
theologische Fächer studirt. Als Richter und Rath hatte er dem
Landgericht in Bonn angehört und zugleich durch viele Jahre mit
Hingebung im preussischen Landtage und im Reichstage gewirkt;
die letzten Jahre seines Lebens hat er in Aachen verbracht.
Der charakterfeste, ritterliche Mann hatte sich ein reiches und
umfassendes Wissen in den verschiedensten Disciplinen erworben;
mit besonderem Interesse wandte er sich der Erforschung der
Geschichte seiner Vaterstadt und namentlich der Geschichte der
adeligen und patrizischen Geschlechter der alten Reichsstadt zu.
Im Jahre 1882 veröffentlichte er unter dem Titel: „Beiträge und
Material zur Geschichte der Aachener Patrizier-Familien" den
zweiten Theil eines grösseren Werkes; der erste und dritte Theil
sind aus seinem Nachlass durch Hugo Loersch im Jahre 1890
herausgegeben worden *, der seine einleitenden Worte im ersten
Bande mit dem zutreffenden Hinweise schliesst, dass, wer immer
das Werk benutze, des seiner Vaterstadt so treu ergebenen Mannes
nur in Dankbarkeit werde gedenken können. Seine Bibliothek
enthielt werthvolle Werke aus allen Wissensgebieten, vorzüg-
lich neuere Schriften aus der theologischen, geschichtlichen,
natur- und schönwissenschaftlichen Literatur; gerade durch
ihren vielseitigen Inhalt war sie als ein besonders willkommener
Zuwachs zu begrüssen. Der hochherzige Geber hat übrigens
testamentarisch auch noch bestimmt, dass die Erträge aus
^) Bd. 11: Bonn, Cominissions-Verlaj; von P. Hauptmann (vgl. die Anzoipfe
von H. Loorsch im 4. Bande der Zeitschrift des Amdiener (icschichtHvereins
iS. 353 ff.); Bd. 1 und 111: Aachen, Commissions-Vcrlag der Creracrschen
Buchhandlung.
4 =■ I- •— mTT
■i p_-
irr ^:.i .: Ai.L-- i ::"ill-:i:-i Gmii'lscQckeD jährlich
/-.:• Ver;..:Lr:: j -: :;: I .: ''.ri v^r-reoicu werden <ollen\
IV. I'ir ^' -z-m ■,','."., j itt >:i'itbibli».»thek
i ^ - i - 1. r 1 _ r "T 1 > S y.
if.- :-:. :..■■.; >- • >- 1 "Tr-il:"4r.j: der .Staillbibli'itliet
:-:rrr. :5r-".::. : :::... \.: - rvi" ::._:^i >*:he:ikuni:en auf mehr
'-!• - :;•;. !- :..j ■ .1 '.--::. " .r. a.". ;-::. Verri>ser die<e^G^
-■:-. .'.-e «i-rr R/ ': •'.-!< :' - :_■-.■.. j -'.. r> k:icp. <eine Sache niclil
-^;:.. i:- 'rijrir T!. -••jl^-::" !.:rr kr:"'s-l z^ leleut-hten: er rauss
•:■::. l-.fi.:' • -- !.!■ -..kri.. :;-. :..-.. Zwr-.kv eir^er Be«.fraraiiisatioü
•!-:r lil'ü' •':.►:?; «iir ':.--: :!--'e : r wir:.:rstriis in Angriff se-
:..:::'<;:.'=•:. Ar'-i'^:. :. i M *--: .r.:. r:. •*^>.- «iie HaiiptereiiTuiSfie
'Ä>i*;re:. i •!;-* :. ;n' - :.r l.- :.'■■:.::-: .. Zr'.'rÄ'i.irs kurz zu berühren.
K- V .^r liv 'hT^'-: A::.: .* •: '.vr i.-:"-^:. Vr-nvaltung*. die Bucher-
h(:<yi:A'' :ii- •!':■::= :\. H r.- _:>}'.• .•.::'.:, .rr ss^.-n Saale des jetzigen
>fi':r:r* :i'l»'-M i*-::-:.- :.\:\. -':.-:. ;:. i:!' S:r:i><e betindlichen Räumen
'l':--e!li»jii iJV':iz',:!i::rr:.. \v >: - Viszii F^-rt:i^>teIInnär des Biblio-
rh'ki'*:^;i'iiK;- v*i" !-it vü >'.!>.-. Willen tliese Säume iTir die
ZAfrrk»; f;;:.-r BiMi«»t!irk .i ;o!. «' -i.z.i' •: uLiZurcichenti und unge-
f'\'jui:i. *; h .r.«':ri si^'- •!■ i;}; \ve:.ii:>T».!i> «Ivn •iiirii Voriheil. dass sie
'I;i- Ii,-ririir il»;;!. p'i).lik«i:ii • t wli^ Li\:rv rüi.ktrn, und «Hoser ausser-
I;':li<: f':i-f.i:.tl •.=..ir iVn- lü»:- - w;..- :. i.-w. irli.- roirere Benutzung
'i' :"''*;:i k'iiif'-i.ill- z ; i;:.tv:-'i.' "/o:.. L-:*>ozinimor und Auv
;'ili'-l;iiMMii 'i-r l;!! !: ri:^•k > ■ll^»'^ kii!.rij:.i:i iiiit Au:<nahino ilor
S»f..',- Dii'l F'ri••I^l_r'^ r;ii:lii.'li v •:! li»--l riir Vifinittaffs, Miti-
v.^rli- UM'I S;iii,-T;ij> an^-'i .!»!:i v..:i 4 — »; Ihr Nachmittags irc-
• 'ttii*:i -*'iri: <li*' ij<:ih- I)il-lititl,vk-<.»r'l::iiii-r vmui 7. l>i*/.on\ber l'^>'.'
l>".-tiiMi.t«- ;iii--f-r.l.i[i. .!;i-> i\\>' l^'lill^/ullL^ «1. li. natürlich auch
'l;i Kiitl^-ihi'ij V'.ii I'.iic'lit'rn. j«-«]«'!- ri-Wiiilisriivii Per>nn uncntL'oll-
li'-fi /ji wi>-r'ri-ch;il"tlir|it'ii ZwiM-k«'.! i»ilfr zu t-rnstor Bolchnui;;:
'jf''t;i]\('\. >i-i. W'fMiii ilio '»tiV.'iitlii-lii'ii SiuiHlfii /uiiäciist nur vnn
I :^ ;iiir ij'j w'»rh*-iitlic|)(^ Stiiinlrii (.'?'h«"'hr wunlrii. >o ist zu l»e-
Mirkirlitj^-i'ii. (la>N (It'iii l:5il.li(.tli»'kar ^v(.MU•r ciuo wissenschaft-
lirlic i,(»(li ciiir -iil»altenn' lliilt>kiart zur Sriir >ta!id uutl dass,
;il,t.M- (.|i(.|i von t\i']\ umlani^rcichrn I\atal'»i:i>sjruiiL'"^arbL'iton. welche
liir dir nädisicn .hilirc lM'Vi»r>lau(lon. auch eine irereirelto i-Ie-
'» h-r /in-i'itiau iH-liiiHt .>ii*h auf Jiilirlirh »-twa 210 Mark.
Geschichte der Stadtbibliothek. 45
scliäftsführung in allen Zweigen der Verwaltung erst einge-
richtet werden musste. Die vorhandenen Geschäftsbücher —
ein Ausleihebuch und ein Accessionsregister — entsprachen in
keiner Weise in ihrer äusseren Einrichtung den für eine ge-
ordnete Verwaltung nothwendigen Erfordernissen; so enthielt
der Accessionskatalog neben der fortlaufenden Nummer nur den
Titel des betreflFenden Werkes und gewährte daher die Auskunft,
die er zu geben gerade bestimmt ist, in Wirklichkeit nicht. Es
wurde ein neuer Accessionskatalog angelegt, dessen Einrichtung
sich im Wesentlichen an die auf der Königl. Bibliothek in Berlin
eingeführten Zugangsregister anschloss, ferner wurden eine be-
sondere Kontrole der regelmässig eingehenden Periodica und
Fortsetzungswerke, ein Einbandregister, ein Korrespondenzjournal
u. s. w. eingerichtet.
Was die vorhandenen Kataloge der Bibliothek angeht, so
konnte ein Zweifel darüber nicht bestehen, dass sie durchweg
durch neue zu ersetzen seien. Ein in den achtziger Jahren
entstandener systematischer Bandkatalog (12 Foliobände) war
seiner ganzen Anlage nach verfehlt; das ihm zu Grunde gelegte
wissenschaftliche Eintheilungssystem war vollständig veraltet,
und die Titelaufnahmen wie die systematische Einreihung waren
offenbar nicht nach einer Einsicht in die Bücher, sondern nach
dem vorhandenen älteren Zettelmateriale bewirkt worden. Der
alphabetische Hauptkatalog (in Buchform), der neben dem syste-
matischen Kataloge sich vorfand, war ohne jedes Princip in der
Auswahl der Stichworte geführt worden, ja ohne die für der-
artige Arbeiten erforderlichen elementarsten Vorkenntnisse, er
war ausserdem in seinen Einzelheiten durchaus unzuverlässig
und endlich einer Fortführung allein wegen seines äusseren
Zustandes unwerth K So dringend eine Neubearbeitung dieser
Kataloge nun auch erwünscht erscheinen musste, so waren zu-
nächst doch, um eine Uebersicht über den Bestand zu gewinnen,
*) Zur Charakterisirung der Katalog;e mögen aus der Fülle der verfüg-
baren Beispiele nur einige wenige genügen. In der Abtheilung „Geschichte"
de» erst genannten Katalogcs figurirt unter den „QuellenschriftsteUem'* ein
in allen Bibliotheken diesseits und jenseits des Oceans sonst wohl unbekannter
Autor „Endamus"; man liest da: „Endamus (als Stichwort in grosser Schrift
vorangestellt) chronicon, divinum plane opus eruditissimorum auctorum, repe-
titum ab ipso mundi initio ad annum usque salutis 1512: Eusebii Pamphili
Caesaricnsis . . ., D. Hieronjrai presbyteri, Prosperi Aquitanici, M. Anrelii
Cassiodori, n. s. w. Basileae 1529. fol.**, es sind also die Einleitungsworto
Geschichte der Stadtbibliothek. 47
sogar auf nahezu 8500 Bände. Als Maximalziffern können diese
Ziffern aber noch keineswegs angesehen werden; bei dem Um-
fange und der Bedeutung der Bibliothek und bei der Grösse
der Stadt ist vielmehr eine weitere Steigerung zu erwarten,
und sie wird mit Sicherheit in sehr erheblichem Masse ein-
treten, sobald die Bibliothek in den neuen Räumen an mehreren
Tagen der Woche auch während der Abendstunden, wie beab-
sichtigt ist, dem Publikum zugänglich gemacht werden wird.
Die etatsmässigen Positionen für Anschaffungen von Büchern
und für Einbände betrugen im Etatsjahre 1888/89 im Ganzen
2100 Mark; sie sind jetzt auf jährlich 3900 Mark erhöht, wozu
aus der von Fürthschen Stiftung ca. 200 Mark treten, daneben
ist noch bis auf Weiteres ein ausserordentlicher Betrag von
800 Mark pro Jahr für Einbände der älteren ungebundenen
Bestände gewährt. Bei diesen Summen wird man natürlich nicht
stehen bleiben können, sie werden vielmehr noch weiter erhöht
werden müssen, wenn die Bibliothek auch nur einigermassen
den Fortschritten der Wisäenschaft folgen und den Bedürfnissen
derer in etwa entgegenkommen soll, welche für wissenschaft-
liche Studien, für die verschiedenen Seiten des bürgerlichen
und gewerblichen Lebens und für ernste Belehrung auf die
Stadibibliothek angewiesen sind.
Die Gesammtaufwendungen für die Bibliothek beliefen sich
im Etatsjahr 1888/89 auf rund 3550 Mark; für das Etatsjahr
1897/98 sind an ordentlichen Ausgaben 13 475 Mark angesetzt,
wozu noch 2000 Mark an ausserordentlichen, für mehrere Jahre
festzuhaltenden Ausgaben kommen. Die jährliche vVermehrung
des Bücherbestandes aus Ankäufen und Geschenken betrug seit
1890 im Durchschnitt etwa 1100 Bände. Aus der Reihe der
Zugänge der letzten Jahre verdienen zwei grössere Erwerbungen
besondere Erwähnung. Aus dem Nachlass des Obertribunals-
rathes a. D. Dr. Peter Reichensperger konnte die Bibliothek
ein mit grosser Sorgfalt gesammeltes vollständiges Exemplar
der Verhandlungen des Reichstages und beider Häuser des Land-
tages zu einem ungewöhnlich niedrigen Preise ankaufen. Dank
den besonderen Bemühungen des Geheimen Justizrathes Professor
Dr. Hugo Locrsch in Bonn, welcher der Bibliothek seiner Vater-
stadt auch sonst das grösste Interesse entgegenbringt und
fortdauernd regelmässige und werthvolle Geschenke überweist.
Eine höchst werthvolle Sammlung von etwa 700 Bänden wurde
48 E. Fromm, Geschichte der Stadtbibliothek.
ihr ferner durch Se. Excellenz den kalserl. russischen wirklichen
Staatsrath und Ehrendoktor der Universität Strassburg Alexander
von Swenigorodskoi übergeben; zwar sollen die Bücher vorläufig
noch Eigenthum des Herrn von Swenigorodskoi bleiben, jedoch
der öffentlichen Benutzung zugänglich sein und späterhin in den
Besitz der Stadt Aachen übergehen. Die Sammlung schliesst
eine Reihe der kostbarsten und seltensten Werke in sich und
zeichnet sich zugleich durch eine erhebliche Anzahl musterhafter,
zum Theil geradezu künstlerisch ausgeführter Einbände aus.
Die üeberführung der Bibliothek in den Neubau ist im
Mai d. J. begonnen und innerhalb sechs Wochen zu Ende geführt
worden. Während des Umzuges wurde die Benutzung nur an
drei Tagen unterbrochen; sie wurde in -den neuen Räumen so-
gleich wieder, zunächst noch nach den bisherigen Grundsätzen,
aufgenommen. Die feierliche Eröffnung des Bibliothekgebäudes
soll, nach Abschluss der durch die Uebersiedelung bedingten
inneren Ordnungsarbeiten, in der zweiten Hälfte des Oktober
1897 erfolgen; qs wird dann voraussichtlich zugleich eine Ver-
mehrung der öffentlichen Stunden, wie oben bereits angedeutet
worden ist, eintreten.
Wenn die Stadtbibliothek in den letzten Jahren für die
Bürgerschaft Aachens, wie hier gezeigt werden konnte, eine
erhöhte Bedeutung gewonnen hat, so ist das allein durch die
thatkräftige Unterstützung erreicht worden, welche alle Vor-
schläge der Bibliothek Verwaltung seitens der leitenden Stelle
der Stadt gefunden haben. Gleich seinem Vorgänger hat auch
Herr Oberbürgermeister Veltman die Angelegenheiten der Biblio-
thek mit grösstem Interesse und Wohlwollen vom Tage seines
Amtsantrittes an gefördert; ihm gebührt auch der Dank dafür,
dass diese Festschrift aus Anlass der Eröffnung des neuen Biblio-
thekgebäudes der Oeffentlichkeit übergeben werden kann.
Astrologische
Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek.
Von Arthur Ricliel.
Die Aachener Stadtbibliothek besitzt eine Sammlung von
astrologischen, der Flugschriftenliteratur des 16. Jahrhunderts
angehörenden Volksbüchern, die der uralten abergläubigen Vor-
stellung von der Einwirkung der Himmelskörper auf irdische
Naturereignisse und menschlisches Schicksal ihre Entstehung
verdanken. Einst als gewinnbringende Marktwaare ungeheuer
verbreitet, sind diese Schriften heute äusserst selten geworden,
weil auf ihre Erhaltung lange Zeit wenig Werth gelegt wurde;
mancher der hier zu beschreibenden 55 verschiedenen Drucke
mag nur mehr in einem Exemplar vorhanden sein. Sind doch in
der einzigen umfassenderen Bibliographie über diesen Gegenstand,
in Professor Hellmanns Repertorium der deutschen Meteorologie *,
zu dessen Abfassung die Kataloge der grösseren deutschen und
einiger ausländischen Bibliotheken als Quelle dienten, von diesen
Schriftchen nur 16 erwähnt! Erst in jüngster Zeit hat man
diesem Zweige der populären Literatur eine grössere Aufmerksam-
keit geschenkt und die noch erhaltenen Reste sorgfältig zu sammeln
begonnen, weil sie neben den astrologischen Prophezeihungen
manche für die heutige astronomische Wissenschaft werthvoUe
Aufzeichnungen über merkwürdige Phänomene des Sternen-
himmels enthalten.
Während einige dieser Flugblätter den Verlauf und die Be-
deutung gewisser aussergewöhnlicher Erscheinungen beschreiben,
gehört die Mehrzahl derselben zu den sogenannten Praktiken
oder Prognostika. Solche Volksschriften wurden in Deutsch-
') Repertorium der deutschen Meteorologie. Leistungen der Deutschen
in Schriften, Erfindungen und Beobachtungen auf dem Gebiete der Meteorologie
und des Erdmagnetismus von den ältesten Zeiten bis zum Schlüsse des Jahres
1881. Von Q. HoUmaun. Leipzig 1883.
4
50 Arthur Eichel
land schon im 15. Jahrhundert durch den Druck verbreitet.
Ihre Blüthezeit fällt in das Ende des 16. Jahrhunderts. Von
1590 führt Hellmann 19 und von 1597 allein 20 verschiedene
Praktiken an; aus dem 16. Jahrhundert überhaupt sind über
500 bekannt. Trotz der grossen Entdeckungen auf dem Gebiete
der Sternkunde konnten sie sich noch längere Zeit behaupten,
weil sie unter dem Schutze der Obrigkeiten und in Ansehen bei
dem gewöhnlichen Volke standen, das nach dem Grundsatze
„mundus vult decipi" auf den Jahrmärkten keinen Kalender ohne
Wetterprophezeihungen kaufen wollte. Als die Professoren der
Mathematik an der Universität Wien das Schreiben von Praktiken
eingestellt hatten, wurden sie 1592 durch ein Dekret aufgefordert,
der Sitte ihrer Vorgänger gemäss, die jährlichen Kalender wieder
mit einer Praktik zu versehen. Weil nun jeder nach seinem
Belieben weissagte, wuchs die Zahl dieser Schriften bald derart,
dass man sich genöthigt sah, den Missbrauch vollständig ab-
zuschaffen.
Die Anordnung des Inhaltes war in den meisten Praktiken
dieselbe. Manche Verfasser schickten eine Abhandlung über die
das Regiment des Jahres führenden Planeten, deren bildliche
Darstellungen häufig das Titelblatt zierten, voraus mit einer
allgemeinen Uebersicht über den Charakter des kommenden Jahres.
Daran schlössen sich, gewöhnlich unter dem Titel: „Von dem
Gewitter der vier Zeyten" die Wetterverkündigungen für die
einzelnen Jahreszeiten oder Monate. Ein besonderes Kapitel
handelte von den Finsternissen, bösen Aspekten der Planeten
und deren Bedeutung. Dann folgten Prophezeihungen allgemeiner
Natur, von der Fruchtbarkeit des Jahres, von Krankheiten, von
Krieg und Unfrieden. Einige Praktiken haben am Schluss noch
eine Zusammenstellung der Glück und Unglück bedeutenden Tage
und ein Register über die Vertheilung der Städte und Länder
unter die Zeichen des Thierkreises. Einen besonderen Theil für
sich bildete der eigentliche Kalender, auch Schreibkalender ge-
nannt mit den Tagen der Heiligen, Auf- und Untergangszeit vpn
Sonne und Mond, Tag- und Nachtlängen, Planetenaspekten, Mond-
phasen und einem Verzeichniss der zum Heirathen, Kaufen, Bauen,
Holzfällen, Haarschneiden, Kinderentwöhnen u. s. w. günstigen
Tagen, nebst dem sogenannten Aderlassmännchen, einer von den
12 Zeichen des Thierkreises umgebenen menschlichen Figur. Die
Stadtbibliolhek besitzt zwei solcher Schrei bkalendor aus dem
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 51
17. Jahrhundert, von Joh. Cäsius aus Soest auf das Jahr 1614
(Frankfurt, S. Latomus) und von Joh. Krabbe aus Münden auf
das Jahr 1617 (Erfurt, M. Spangenberg). Der letzte mir zu
Gesicht gekommene Kalender, der noch eine Praktik mit den
astrologischen Zuthaten, wenn auch in sehr abgeschwächter
Form, enthält, ist ein „Churpfalzbaierischer Praktik-Kalender
auf das Jahr 1790**, verfasst von Reginald Marbacher in München,
mit Witterungsvoraussagen fürs ganze Jahr und einer allgemeinen
Aderlasstafel am Schlüsse
Die ältesten Praktiken erschienen oftmals in lateinischer
und deutscher Sprache; sie sollten dem gemeinen Manne, nament-
lich dem Bauer die für ihn so wichtigen Witterungsverhältnisse
und die ungewöhnlichen Ereignisse des nächsten oder einer Reihe
von Jahren voraussagen, damit er seine Thätigkeit darnach ein-
richte. Verfasst wurden sie meist von Geistlichen und Aerzten
oder von Astrologen, die im Dienste von Fürsten oder Reichs-
städten standen ^ Selbst berühmte Astronomen versahen ihre
jährlichen Kalender nach dem Brauche der Zeit mit einer Praktik,
in der sie nach den Regeln der Astrologie die künftigen Ereig-
nisse vorausbestimmten, häufig allerdings nur in der Absicht,
sich durch die Erträge dieser Schriftstellerei eine Nebeneinnahme
zu verschaffen. So Hess der unter die bedeutendsten Astronomen
seiner Zeit zu zählende Ingolstadter Professor der Mathematik,
Peter Apian (1495 — 1552), Jahr für Jahr eine Praktik erscheinen.
Auch Keppler wurde durch Nahrungssorgen genöthigt, Prognostika
zu schreiben, trotzdem er nach manchen Aeusserungen in seinen
Schriften über die Astrologie sehr gering dachte. Man kann
solche Erscheinungen verstehen, wenn man bedenkt, wie mächtig
neben andern abergläubigen Ideen, Teufels- und Hexenglauben,
Traumdeuterei etc. die Astrologie die Gemüther der Menschen
beherrschte. Italienische Universitäten hatten besondere Lehr-
stühle für die Astrologie; auch in Wittenberg wurden nach einer
Angabe des fränkischen Pfarrers Georg Cäsius Vorlesungen über
astrologische Schriften des Alterthums gehalten ^. Luther schrieb:
„Ob wol die Astrologia viel aberglaubiges Ding hat, ist sie doch
') Aus der Sanuulang des Herrn Franz G. Mcssow in Aachen.
*) Vgl. unten Nr. 50 S. 11: „wie dann fast alle König, Fürsten und
hohen Potentaten, auch die fümembsten Reichsstett, jre Astrologos vnd
Calender Schreyber haben.**
') Nr. 60 S. 12.
4*
52 Arthur Eichel
nicht gar zuuerwerfen" ^ Melanchthon, der Abends und Morgens
die Gestirne fleissig beobachtete^, war ein grosser Freund der
Stemdeuterei.
Die meiste Unterstützung fand die trügerisclie Kunst an den
Höfen, bei Fürsten und Grossen; einer ihrer eifrigsten Anhänger
war Kaiser Rudolph II., der Keppler nach Prag berief und sicli
von ihm die Nativität stellen Hess. Wallensteins astrologische
Grillen sind durch Schiller bekannt geworden. Dem Franzosen
Nostradamus, der als Arzt Hunger gelitten hatte, brachten seine
Aufsehen erregenden Prophezeihungen an dem abergläubigen
französischen Hofe die grössten Ehren ein. Noch im Jahre 1816
schrieb ein deutscher Professor J. W. Pfaff ein Lehrbuch der
Astrologie, um die in Verruf gekommene Kunst wieder zu Ansehen
zu bringen.
Die astrologischen Wahrsagereien entbehrten nicht eines
religiösen Momentes. Unter Berufung auf die Bibel und die
Schriften der Kirchenväter erklärten die Sterndeuter die Ein-
wirkung der Gestirne auf die Erde für eine göttliche Ordnung
und die verschiedenen Erscheinungen am Himmel für Zeichen,
durch welche Gott den Menschen seinen Willen kundgibt. So
heisst es in der Einleitung zu einem Prognostikon : „Nun ist
ye das gewiss, das die Liechter am Firmament des Himels,
Son vnd Mondt sampt andern Planeten vnd Sternen nicht darumb
allein erschaffen, Das sie nur leuchten vnd scheinen sollen, vnnd
vns anzuschawen für gestellet, sonder das sie auch jre bedeutung
haben, wie juen dan Gott im ersten buch Mose nit allein das
ampt zuschreibt vnd gibt, das sie leuchten vnd scheinen, die
Zeiten, Jar, tag vnd nacht etc. vnterscheiden, sonder das sie
auch zeichen sein sollen, sind sie aber zeichen, so müssen sie
ye etwas bedeuten" ^ Indem sich die Astrologen auf diese
Vorstellung, dass die Stellung der Gestirne den Willen Gottes
offenbare, stützten, suchten sie durch ihre Praktiken eine mora-
lische Wirkung zu erzielen und besonders der unter ihren Zeit-
genossen eingerissenen Sittenverderbniss zu steuern, auf die sie
*) Allerdings scheinen Beobachtung und Erfahrung ihn zur Erkennt-
niss der Nichtigkeit astrologischer Wahrsagereien geführt zu haben; nach
seinen Tischreden äusserte er im Jahre 1542: „Ich bin so weit konimen,
und beredt in der Astrologia, dass ich glaube, sie sey nichts/
«) Nr. 9 S. 23.
^) Nr. U S. 5.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 53
alles Unheil zurückführten. Zu den verbreitetsten und deshalb
von ihnen am meisten bekämpften Lastern des 16. Jahrhunderts
gehörte die Unmässigkeit im Essen und Trinken; die Klagen
darüber wiederholen sich fast in jeder Praktik. Hörte doch
Wolmar bei seinem Aufenthalte am französischen Hofe seine
Landsleute nur die trunkenen Deutschen nennen *, und der Erfurter
Professor Hebenstreit klagt: „Was hilffts vns Deudschen, das
wir so viel Gerichte aufsetzen, aufF ein Mahl, fressen den gantzen
tag, wie die Mast Sewe, trincken darnach nicht darzu, sondern
sauffen . . . Machen aus dem Tage die Nacht, aus der Nacht
den Tag, vnd wer nicht weidlich sauffen kan, den helt man
•schier nicht vor einen redlichen Man" ^
Den Prophezeihungen der Sterndeuter lag die auf morgen-
ländischen Ursprung zurückzuführende*, in der angeblichen Schrift
des Ptolemäus „Tetrabiblos*' und in dem darüber geschriebenen
Kommentar des Neuplatonikers Proklus Diadochus weiter aus-
gebildete abergläubige Idee eines Zusammenhanges zwischen astro-
nomischen Erscheinungen und meteorologischen und geschichtlichen
Vorgängen zu Grunde. Die sichtbare Einwirkung von Sonne und
Mond auf die Natur der Erde hatte die irrige Vorstellung erweckt,
dass auch andere Himmelskörper, namentlich die unseres Sonnen-
systems, einen nach bestimmten Gesetzen geregelten physischen
und moralischen Einfluss auf die Erde ausübten, und dass der
dieser Gesetze Kundige am gestirnten Himmel die Wechselfälle
der Zukunft lesen könne. Jedem der 7 Planeten — einschliess-
lich Sonne und Mond — des Ptolemäischen Systems und den
Sternbildern der Ekliptik wurden bestimmte Eigenschaften bei-
gelegt und in der Natur und im menschlichen Leben gewisse
Gebiete zugewiesen. Das Zusammenwirken der Planeten nach
ihren Aspekten (den Hauptstellungen im Thierkreise) sollte die
Witterungsverhältnisse und das Schicksal der Menschen bestimmen.
Nach dieser Vorstellung war die Natur der Sonne heiss und
trocken, die des Mondes feucht und kalt, des Jupiters und der
Venus warm und feucht, des Saturn kalt und trocken und des
Merkurs veränderlich. Widder, Löwe, Schütz galten als heiss
und trocken, Stier, Jungfrau, Steinbock als kalt und trocken,
») Nr. 5 S. 15.
») Nr. 35 S. 27.
•) Vgl. Bemer Taschenbuch 40, 1891 S. 193.
54 Arthur Eichel
Zwillinge, Waage, Wassermann als warm und feucht, Krebs,
Skorpion, Fische als kalt und feucht. Jeder der 7 Stände, in
die man die Menschheit eintheilte, war der Gewalt eines Planeten
unterworfen; dem Saturn die alten Leute, dem Jupiter Redner,
Juristen und Geistliche, dem Mars Zornige und Krieger, der
Sonne die Obrigkeit, der Venus die Jugend, dem Merkur Künstler,
Handel- und Gewerbetreibende und dem Mond das gewöhnliche
Volk. Die Bilder des Thierkreises beherrschten einzelne Theile
des menschlichen Körpers, der Widder den Kopf, der Stier den
Nacken, die Zwillinge die Arme u. s. w.
Eine besondere Bedeutung legte man den selten eintretenden
Konjunktionen der oberen Planeten und den Finsternissen bei.
Das ständige Kapitel der Praktiken „Von den Finsternissen" ent-
hielt eine Beschreibung der im Laufe des Jahres zu erwartenden
Sonnen- und Mondfinsternisse mit genauer Orts- und Zeitangabe,
soweit man solche mit den vorhandenen Hülfsmitteln voraus-
bestimmen konnte, femer Erörterungen über ihren Einfluss auf
die Witterung und die politischen Verhältnisse. Die Dauer der
erst eine bestimmte Zeit nach dem Verlauf der Finsterniss in
Kraft tretenden Wirksamkeit sollte von der Dauer der Erscheinung
abhängen und zwar so, dass der Einfluss einer eine Stunde
sichtbaren Sonnenfinsterniss ein Jahr, der einer Möndfinsterniss
von derselben Zeitdauer einen Monat anhielt. Zwei Fälle zur
Erläuterung. Für den 13. November 1574 wurde eine Sonnen-
finsterniss angekündigt, die 2 Stunden 32 Minuten währte; ihre
Wirkung sollte dementsprechend sich über die Zeit von 2 Jahren
6 Monaten erstrecken; den Anfang setzte man in den November
1575, das Ende in den Mai 1578. Die Möndfinsterniss vom
7. Oktober 1576 war 3 Stunden 52 Minuten sichtbar, sie musste
demnach 3 Monate 26 Tage wirken, vom 23. April bis 15. August
1577. Den Finsternissen schrieben die Astrologen fast durch-
weg einen nachtheiligen Einfluss auf die irdischen Verhältnisse
zu. Eine Probe möge genügen. Von der für den 31. Januar
1580 im Sternbilde des Löwen angekündigten Möndfinsterniss
heisst es: „Es bedeut erstlich im Lufft grosse hitz vnd dürr,
vud darbey hefi'tige erschreckliche Wetter von Sturmwinden,
Blitz, Donner, Einschlagen, Hagel vnd durch solch Ungewitter,
Verderbung der Früchte . . . Unter den Menschen bedeut es
gross Uneinigkeit, Krieg vnd Auff'ruhr, heiftigen Zorn vnd böss
fürnemen der Hohen Potentaten, durch welchs sie jnen selbs
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 55
Schaden, schnelle Kranckheiten vnd den jehen Todt verursachen.
Es verkündigt auch dise Finsternuss im Löwen hitzige Fieber,
entzündung der Glieder, sonderlich Onmacht, den Schlag, Hertz
zittern, etc. Proclus Lycius ein alter Astrologus, schreibt von
solchen Finsternussen im fewrigen zeichen, dass sie in gemein
bedeuten, abgang des Viechs, der Pferd Kühe Sew Schaf, etc.
vnd grossen gewaltigen Potentaten vil Anfechtung durch Krieg
oder Kranckheiten, ja wie Proclus redet, einem König oder Fürsten
Gefengnuss, das Elend oder den Todt: Item zwischen dem gemeine
Pöfel vnd grossen Herren, oder den Vnterthanen wider jre
Obrigkeit heimliche Feindschafft vnd Meuterey, grausame Kriegss-
rüstung. Feldschlachten, Item Diebstal, Rauberey, Verwüstungen,
darzu erschreckliche Brünsten, hitzige Kranckheiten, Missgeburt,
Item ein gemeine Seuch oder Pestilentz, auch vnfruchtbarkeit
vn* Thewrung" ^
Manche Gelehrte beobachteten das Wetter nach Finster-
nissen und Planetenaspekten genau und schrieben die Resultate
ihrer Beobachtungen nieder, um sie in späteren Jahren zur
Vorhersage der Witterung verwenden zu können. Man findet
daher in den Praktiken zahlreiche meteorologische Aufzeichnungen,
namentlich über extreme Erscheinungen, aussergewöhnliche Kälte,
Trockenheit etc. So hat Cäsius nach seiner Praktik zum Jahre
1502 die Witterungsvorgänge des Jahres 1571 „fleissig auff-
gezeichnet** *, während er 1580 „die wirckung Saturni durch
alle 12. zeichen, als welcher in 30. (eigentlich nicht ganz 29 V2)
jarn nur ein mal herumb laufft, noch nicht, alters halben obseruirn
vnd auffzeichnen konnte" ^ Schönfeld bemerkt in seinem Pro-
gnostiken auf 1567, dass er 18 Jahre hindurch täglich meteoro-
logische Beobachtungen notirt und auf Grund derselben eine
vierjährige Periodicität der Witterungsverhältnisse konstatirt
habe, die nur durch den Einfluss aussergewöhnlicher Vorgänge
am Himmel unterbrochen würde*. Es ist zu bedauern, dass
dieses bis 1548 zurückreichende Wetterjournal nicht mehr vor-
handen ist, da es vielleicht die älteste derartige Arbeit eines
deutschen Gelehrten ist; bisher galt als das älteste deutsche
Witterungstagebuch ein in der Königl. Bibliothek in Dresden
>) Nr. 49 S. 20.
*) Nr. 54 S. 8.
») Nr. 48 S. 11.
«) Nr. 31 S. 27.
56 Arthur Eichel
befindliches aus dem Jahre 1576 ^ Derselben, angeblich empirisch
bestätigten Annahme, dass der Witterungs verlauf eine vier-
jährige Periode habe, begegnen wir auch in dem schon erwähnten
Churpfalzbaierischen Praktik-Kalender auf das Jahr 1790, in
dessen zweitem Theil, der Praktik, die 1786 gemachten meteorolo-
gischen Beobachtungen aufgenommen sind.
Eine besondere Rolle spielen in den volksthümlichen Schriften
der Sterndeuter alle aussergewöhnlichen Erscheinungen des
Himmels, die man, weil ihre Ursachen unbekannt waren, nicht
vorhersagen konnte und deshalb für die Vorboten bedeutsamer;
meist unheilvoller P>eignisse hielt. Hebenstreit schreibt darüber:
„Gleich aber wie es mit den Finsternissen zugehet, also findt
sichs auch mit den Coniunctionibus magnis Planetarum, mit
den Cometen, allerley Metheoris, auch anderen Zeichen, so beyde
occultam causam, & effectum haben. Fürnemlich aber sein die
Zeichen magis ominosiora, welche langsam, oder gantz selten
geschehen " ^. Besonders die Kometen, deren plötzliches Erscheinen,
ungewöhnliches Aussehen, und anscheinend unregelmässige Be-
wegung von jeher Aufmerksamkeit und Befürchtung der Menschen
in hohem Grade erregten, riefen die abergläubigsten und ein-
faltigsten, selbst von bedeutenden Astronomen getheilten Vor-
stellungen von ihrer Natur und ihrem Einfluss auf irdische Vor-
gänge hervor. In Bezug auf die physische Beschaffenheit dieser
Himmelskörper hielt man noch immer an der Anschauung des
Aristoteles fest, der ihnen in seiner Meteorologie atmosphärischen
Ursprung zuschrieb und sie für brennbare Dünste erklärte, die,
in die Luft aufgestiegen, konsistent werden und Feuer fangen.
In den vorliegenden Praktiken begegnen wir öfter der Behauptung,
die Kometen sind keine Sterne, sondern eine feste, zähe und
giftige, den in Bergwerken sich entwickelnden schädlichen Gasen
ähnliche Materie, die sich in Folge von Finsternissen und
bestimmten Planetenaspekten von der Erde erhebt und von der
Sonne oder einem andern Stern entzündet wird. Da die Ansichten
der meisten Astrologen über die Natur der Kometen überein-
stimmen, so wird es genügen, wenn ich nur eine darauf bezüg-
liche Stelle anführe: „Ein Cometa*', lehrt der schon erwähnte
Hebenstreit, „ist ein dunst der erden, welche heiss, dürre, feist,
vnd zehe ist, hart aneinander hanget, paulatini & particulatim,
^) Hcllmann, Repert. S. 878.
«) Nr. 35 S. 10.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 57
in die oberste regionem Aeris, gezogen wird, da sie austrucknet,
vnd endlich von der hitze der Sonnen, vnd andern gestirn, dilatirt,
vnd entzündet wird, bewegt sich circulariter wie das astrum,
dauon er entspringt, oder wie der motus supreme regionis
Aeree, bedeudet grosse dürrung, sterben, krieg, hunger, vnd
seltzarae verenderung der Reiche" ^ Ueber die Frage, ob die
nach ihrer Ansicht aus irdischen Dünsten bestehende Materie
eines Kometen zu ihrer Ansammlung und Entzündung eines
längeren Zeitraumes bedürfe oder nicht, gingen die Meinungen
der Sterndeuter auseinander. Während Hebenstreit, Flock und
andere die Theorie vertraten, dass zur Ansammlung einer solchen
Materie wegen der längeren Dauer der Kometenerscheinung ge-
raume Zeit erforderlich sei, im Gegensatz zu andern atmos-
phärischen Erscheinungen wie Regen, Schnee, Hagel, von denen
man sagen könne, was bald wird, vergeht bald, entscheidet sich
Heller in seiner Beschreibung des Kometen von 1556 für die ent-
gegengesetzte Ansicht und vergleicht die Entstehung eines Ko-
meten mit der Wolkenbildung. „Ich möchte", sagt er zu seinen
Gegnern, „gern das trühelein sehen, darein sie mir einenn solchen
dürren, warmen, zehenn, fewerschlechtigen dampf, der schon in
seinen gang bewegt ist, in lüfften einsperren vud ein Jar oder
zwey eins^mlen möchten, da er nit aussbrech sonder wol auss^
gederret würde. Ein solcher dampff wi dises Cometen schwefe-
licher vnnd fewerschlechtiger dampff, auss oberzelten vrsachen
gewesen ist, darff nicht lang derrens, sondern so bald er den
vnternn kalten vnd mitlern temperirten lufft durchdringet, vnnd
den obernn fewerigen teyl gegen des Mohns sphera erreicht,
wirdt er vngezweyfelt von der vbergewaltigen hitz vnnd
vngestümikeyt desselben fewers an dem orte da ers erlangt
angetzündet" ^. P>st Tycho Brahe gelang es diese irrige An-
sicht zu widerlegen und die Vorstellungen über die Kometen in
richtigere Bahnen zu lenken. So lange man diese Sterne als
Objekte der irdischen Atmosphäre betrachtete, in der sie ent-
stehen und vergehen, glaubte man auch an eine unmittelbare
Einwirkung ihrer Erscheinungen auf irdische Vorgänge, auf
Wetter und Wachsthum, auf Leben und Treiben der Menschen.
Ein Komet galt als göttliches Warnungszeichen zur Ankündigung
eines bevorstehenden Strafgerichts. „Die Cometen", schreibt
») Nr. 9 s. 13.
*) Nr. 10 S. 18.
58 Arthur Eichel
Cäsius, „sind heimliche verborgene werck Gottes, vnd werden
ein Zeitlang vns Menschen zur warnung fürgestellt, das wir, in
betrachtung zukünftiger straffen vnd grosser verenderungen,
vns warhafftig zu Gott bekeren, vnd vnser sündlich leben bessern
sollen" ^ Auf eine Kometenerscheinung musste nach ui'altem
Glauben der Tod eines mächtigen Fürsten oder ein verheerender
Krieg folgen, wenn nicht unmittelbar, so doch in dem Zeitraum
der nächsten 12 Jahre. Joachim Heller führte den im Jahre 1560
erfolgten Tod des Königs Franz II. von Frankreich auf eine
Wirkung des grossen Kometen von 1556 zurück*. Die weit-
verbreitete Kometenfurcht veranlasste die Praktikenschreiber
zu genauer Beobachtung eines sichtbar gewordenen Kometen,
um aus seiner Stellung und Bewegung die Art seiner Wirkung
vorausbestimmen zu können. In Folge dessen enthalten die
astrologischen Volksschriften eine Reihe von historischen Mit-
theilungen über Kometenerscheinungen aus der vorteleskopischen
Zeit, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. In unserer
Sammlung befinden sich meist auf eigenen Beobachtungen der
Verfasser beruhende Aufzeichnungen über die Kometen der Jahre:
1531. (Nr. 9. 13.)»
1532. (Nr. 9.)
1533. (Nr. 9. 54.)
1538. (Nr. 9.)
1539. (Nr. 9.)
1556. Vom 5. März bis 18. April von Hebenstreit (Nr. 9.)
und vom 27. Februar bis 19. April von Heller (Nr. 10.)* täglich
beobachtet. „In gestalt eines spitzigen schwerts mit geringem
vnd dünnen schwantz vnd glantz erschinen." Hebenstreit taxirt
die Länge des Schweifes auf 180 Meilen. Die Kometenbahn
ist in beiden Schriften abgebildet.
1557. Im Mai zu Mailand und Lyon gesehen. „Fewrroth
und gewaltig erschinen zwischen der constellation Scorpij vnd
Serpentarij.« (Nr. 12.)
1557. Mitte Oktober in Nürnberg entdeckt aber schlechter
») Nr. 54 S. 25.
«) Nr. 18 S. 4.
•) Der HaUeysche Komet, dessen periodische Wiederkehr dieser Gelehrte
1C82 berechnete; vgl. Newcomb-Engelmann, Popul. Astronomie S. 446.
*) Ein Ilrtheil über HeUers Beobachtungen gibt Wolf, Geschichte der
Astronomie S. 408.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 59
Witterung wegen nicht genauer beobachtet. „Ein dückisch
tunckels vnd bleiches Liecht/ Gegen 3 Wochen sichtbar. (Nr. 12.)
1558. Vom 17. August ab beobachtet und in seiner Stellung
am 18. und 19. August abgebildet von Flock. Bleifarben und
bleich. Der Schweif nahm an Länge ab und zu. „Er war
vngefehr eines raisspies lang wenn er am lengsten war, denn
er der leng vnstet, yetzt lenger, yetzt kürtzer, doch durchauss
schmal vnd gleich gross schin." (Nr. 13. 16.)
1569. 14 Tage lang gesehen. Wailer beobachtete ihn vom
8. bis 11. November in Passau und berechnete die Länge des sich
über 15 Grad erstreckenden Schweifes auf 225 deutsche Meilen.
„Blaych, mit roten brinnenden Fewrflammen gefunkelt." (Nr. 37.)
1577. Beinahe 4 Monate gesehen. (Nr. 53. 54.)
1580. Am 2. Oktober entdeckt, vom 11. Oktober bis 20.
Dezember von Cäsius beobachtet; rückläufig. „Dunkel, bleich
vnd traurig anzusehen.*' (Nr. 53. 54.)^
Ein ungewöhnlicher Vorgang am Sternenhimmel, das Er-
scheinen eines neuen, wegen seines unerwarteten Auftretens von
vielen für einen Kometen gehaltenen Sternes erregte die Auf-
merksamkeit der Astrologen in hohem Grade und gab ihnen Ver-
anlassung zu den thörichtsten Ausführungen über die Bedeutung
dieses Wundersternes. Der durch die in einer besondern Schrift
niedergelegten Beobachtungen Tycho Brahes bekannt gewordene,
selbst am Tage sichtbare Stern ^ erschien im November 1572
und wurde „gar stillstehend, vnd für sich vnbeweglich, in der
Cassiopea, wunderbar, vnd vber ein gantz jar, noch 3 Monat
gesehen ** ^ (Nr. 43. 44. 45. 53. 54. u. oft.) Ueber die Bedeutung
dieses Sternes äussert sich Cäsius in folgenden Worten: „Wie-
wol es GOtt allein bewust, was der New stern, der so lange
zeit erschienen. Dergleichen ich von keinem finde weil die Welt
gestanden, bedeute vnd trohe: So ist doch jetzundt durch lange
erfarung dieses für bekandt vnd gewiss angenommen. Das Newe
Cometstem neben seltzamer verenderung in Regimenten vnd
andern zufellen, auch grosse thewrung vnd vnfruchtbarkeit, ent-
weder durch vbrige hitz vnd dürre, oder sonst durch vngewitter.
') Die beiden letzten Kometen sind von Tycho Brahe genauer beobachtet
worden; Tgl. Mädler, Oeschichte der Himmelskunde Bd. I, S. 197 f.
•) Der sogenannte Tychonische Stern; vgl. Newcomb-Kngelmann,
Popul. Astronomie S. 502.
») Nr. 53 S. 16.
60 Arthuf ßichel
als Hagel, Wolckenbrüch, schedliche nebel vnd langwirige kelt
etc. verursacht, bedeuten" ^
Von andern Phänomenen des Himmels, deren Eintreten in
den vorliegenden astrologischen Volksbüchern aufgezeichnet ist,
weil sich der Aberglaube ihrer bemächtigte, um sie als Wunder-
zeichen von übler Vorbedeutung mit allerlei unheilvollen Ereig-
nissen in Verbindung zu bringen, verdienen noch einige atmosphä-
rische Erscheinungen besonders genannt zu werden, die wegen
ihre& unerklärlichen Ursprungs und ihres merkwürdigen Aus-
sehens die in abergläubigen Vorstellungen befangene Menschheit
ängstigten. Es wurden beobachtet: Nebensonnen am 19. April 1568,
(Nr. 35.) 20. März 1573, 25. April, 24. und 25. Juli 1581, (Nr. 54.)
Nebenmonde am 16. und 20. Januar 1581. (Nr. 54.) Nordlichter,
als Zeichen bevorstehender schwerer Unglücksfälle besonders
gefürchtet, wurden in schrecklichen Bildern beschrieben. Eine
solche Erscheinung waren die von Geldenhauer geschilderten
blutigen Schwerter, die am 11. Oktober 1527 ^U Stunden am
Himmel wahrgenommen und für einen Kometen gehalten wurden.
(Nr. 4. 9.) Besonders reich an Nordlichterscheinungen waren
die Jahre 1580 und 1581. Der Pfarrer Cäsius, der seine eigenen
Beobachtungen mittheilt (Nr. 54), bemerkt, dass er in 1^2 Jahren
mehr Zeichen gesehen habe, denn sein ganzes Leben, und
kündigt auf grund dieser Wunderzeichen grosse Veränderungen
für das Jahr 1582 an, den Tod mächtiger Fürsten, gefährliche
Welthändel, ja mit Hülfe der damals stark verbreiteten Zahlen-
mystik und gestützt auf eine Aeusserung Melanchthons das
Nahen des letzten Gerichts. Am 5. März 1580 sah er nach
Sonnenuntergang „ein schröcklich Chasma oder Fewrzeichen vnd
fewrige Balcken, dazu Kriegssrüstung, lange Spiess vnd Büchssen
gegen Aufgang vnd Mitternacht"; desgleichen am 6. und 9.
April. Am 10. September bemerkte er im Norden und Osten
feurige und blutrothe Wolken und am 21. September desselben
Jahres um Mitternacht von den Wächtern geweckt, sah er,
„dass der Himel abermal gegen Auflfgang, Mitternacht vnd
Nidergang, so voll blutiger strich vnd Wolcken, voll Kugeln,
Pfeilen vnd langer Spiess, sampt anderer Kriegssrüstung, vil
schröcklicher dann zuuor jemals war, das es nicht zubeschreiben:
Jedermenniglich der es sähe, erzittert, vnd war nicht anders
anzusehen, denn es würde Fewer vom Himel fallen, vnd alles
') Nr. 43 S. 15.
Astrologische Volksschriftcn der Aachener Stadtbibliothek. 61
verbrennen". Aehnliche Beobachtungen machte er am 26. und
27. Dezember 1580, 3. und 4. Februar, 4. 5. 27. 28. und 29.
März 1581. Am 4. April 1581 wurde in Brabant ein grosses
Nordlicht gesehen. (Nr. 52.) Die Nordlichterscheinungen des
Jahres 1580 vermerkt auch Rosa in seiner Praktik auf 1582.
(Nr. 53.) •
• Gegen die Prophezeihungen der Sterndeuter, die zwischen
allen diesen Erscheinungen und den darauf folgenden Witterungs-
vorgängen und politischen Ereignissen einen ursächlichen Zu-
sammenhang annahmen, erhob sich schon frühe von Seiten mancher
Gebildeten ein Widerspruch. Im 15. Jahrhundert schrieben die
Italiener Savonarola den : Tractato contra li astrologi und Picus
von Mirandola seine: Disputationes adversus astrologiam^ In
den Vorreden der Praktiken kehren die Klagen über zunehmende
Zweifel an der Wahrheit astrologischer Prophezeihungen, über
Verachtung und Spott seitens vieler Gelehrter beständig wieder.
Die Verfasser wetteifern in der Bekämpfung solcher Verächter
ihrer Kunst, nach der Sitte der Zeit ihre Gegner aus Mangel
an Beweisgründen mit persönlichen Schmähungen überschüttend.
So schreibt Christ. Heiden in seiner Praktik auf 1569: „Wie
dieser Zeit der grobe vnkünnende verloffne gottlose Wolffs vnd
Hunds Münnich, neben andern Seuköpffen vnuerschembt lestert,
vnd die löbliche kunst nach jrem verstand wie auch die gantze
Philosophiam verhönen vnd versprechen, vnd bey jres gleichen
verwegen lestern der sie allein darumb also teuflisch feind sind,
das sie mit jren Sewhirn das geheimniss solcher hohen kunst
nicht fassen mögen, sich auch jhr lebenlang als vnuernünfftige
Schweinen DroUen vernünflftiger nie geachtet" u. s. w. Nur wenige
sind so aufrichtig wie Georg Cäsius, einzugestehen, dass das
vorausgesagte Wetter zuweilen nicht eintrifft; schuld daran ist
ein unmittelbares Eingreifen Gottes in den natürlichen Lauf der
Dinge. Durch die Gebete der Frommen, wie einst durch die
Busse der Bewohner Ninives, gerührt, fühlt Gott Erbarmen und
zögert mit dem durch himmlische Zeichen angedrohten Straf-
gericht. Aber auch aussergewöhnliche Erscheinungen können
das Misslingen der Prophezeihungen herbeiführen, da „vber-
natürliche wunderzeichen die Natürlichen bedeutung auss des
Himcls lauf der Stern vnd Planeten wirckung genommen, viel-
0 Seine Ausführungen sucht Christ. Stathmio in seiner ^Practica auff
das Jar 1559" zu widerlegen; vgl. Nr. 11, S. 2 f.
62 Arthur Hichel
mals hindern" ^ Ein solches Hinderniss sind z. B. die Kometen,
„welche jre heimliche, kreiFtige, besondere bedeutung haben,
dadurch die gemeine, natürliche Regel vnd vrsachen verhindert
werden** *. Unter den deutschen, den Wetteraberglauben be-
kämpfenden Schriftstellern sind besonders hervorzuheben Thomas
Murner wegen seines dem Kaiser Maximilian gewidmeten Trak-
tats: Jnvectiva contra astrologos (1499) und Johann Fischart,
der eine seiner geistreichsten und vielgelesensten satyrischen
Schriften: Aller Praktik Grossmutter (1572) gegen das Unwesen
der Kalendermacher und Wahrsager richtete. Auch Moscherosch
liebt es, in seinen Gesichten die Sternkucker und Kalender-
schreiber, die den Himmel mit ihren Brillen stehlen, zum Gegen-
stand seines Spotts zu machen. Beim letzten Gericht lässt er
sie mit vielen Prognosticis, Globis, Sphäris, Astrolabiis etc.
einhertreten. „Einer vnter jhnen, so das wort thate, sprach:
Mann hätte sich im calculo vnd in der zahl vnd abrechnung
der Jahren gewiss Verstössen, vnd wäre nicht möglich, dass
dieser der Jüngste tag noch sein solte. . . . Aber ein Teuffei,
der fleissige achtung auff die Herren Astrologos gäbe, nam einen
bey dem Bart vnd sprach, herumb jhr Herren, mit ewrem Carten-
papier, vnnd anderem gutem dürrem Holtz, solches alles kan vns
an statt Schwebelhöltzlein dienen: vnd mit lachen sprach er
ferner, mich wundert jhr Herren Inijcientes weil jhr zeit lebens
de futuris contingentibus eine so determinativam veritatem gehabt,
dass Ewere vnfehlbare demonstrationes euch dissmahl so hess-
lich gefehlet P vnd die jhr so von vielen Himmeln gelehret vnd
geschrieben, dass jhr auffs wenigste euch nit einen nach ewerem
tod reserviret hätten! hoffe also, dass in mangel dessen, jhr dass
centrum Terrae speculiren werdet: dessen sie also geruhen musten."
Die Kalendermacher und Nativitätensteller, welche die Menschen
durch ihren Trug fangen, dass sie nicht fahren, nicht schiffen,
nicht säen, nicht kaufen mögen, ob es schon die höchste Noth
ist, sieht er in der Hölle einander die Hände besehen und wahr-
sagen. „Einer, der mit Sphäris, Globis, Astrolabiis etc. umgeben,
vnd verboUwercket als wie das Castell zu Metz, oder Wolffeu-
büttel mit Pasteyen vnd Wällen, zwischen welchen er auff allen
vieren herumkröche, einen Zirckel vnd Winckelmass in der Hand
habend, die longitudines, latitudines . . . Coelorum abmessend,
>) Nr. 43 S. 8.
«) Nr. 44 S. 7.
Astrologische Volksschrifteii der ÄmeheiteT Staidtbibliothek. 63
wie hoch der Himmel, wie weit der Himmel, wie breit der
Himmel, wie vnd wo der HimmeL bald vber sich, bald vnder
sich, bald vor sich, bald hinder sich, bald aaffstnnde, bald
schrye vnd sprach: Was vnfials ist das, so ich eine halbe stunde
ehe zur Welt kommen wäre, so wäre ich der Hölle entgangen
vnd Seelig worden." Dass dieses Verfahren, die astrologischen
Thorheiten durch geistvollen Spott zu geissein und lächerlich
zu machen nicht erfolglos war, zeigen die häufigen Auflagen,
welche die sogenannten Spottpraktiken erlebten, die Weller in
seinem Aufsatz über , Scherzkalender und Spottpraktiken** zu-
sammenstellt. Eine derselben, die bei dieser Gelegenheit abge-
druckt wurde, fuhrt den Titel: ^Practica Teutsch. gemacht
durch Eselberti trinckgem. yn beyden rechten, Trinck aus,
Schenck ein, Doctoris auff das jar, Tausendt groschen, Funff
hundert massweins vnd Sibenundzwantzig pratwürst.* Eine
audere Spottpraktik auf das Jahr 1509 „Practica Johannis Ross-
schwantz* und eine von Joh. Weiermann auf 1565 sind wörtlich
abgedruckt in der Vierteljahrsschrift für Litteraturgeschichte
Heft 3, 1890, S. 201 f.*
Vergleicht man die Druckorte der vorliegenden und sonst
bekannten astrologischen Volksbücher des 16. Jahrhunderts, so
findet man, dass der grösste Theil dieser für weitere Kreise
bestimmten Literatur von Nürnberger Pressen hergestellt wurde.
Ausser Nürnberg kommen nur noch einige Universitäts-, Reichs-
und Residenzstädte in Betracht, namentlich Erfurt, Leipzig,
Wittenberg und Magdeburg, weniger Stassburg, Augsburg und
Frankfurt a. M.; ausserdem noch einige kleinere deutsche Städte.
Vertrieben wurden diese Schriften mit anderer Jahrmarkts-
literatur, neuen Zeitungen, schönen neuen Liedern und ähnlichen
Erzeugnissen der volksthümlichen Literatur zur Zeit der Messen
durch hausirende Männer, Weiber und Knaben, deren Absatz-
gebiet Gassen und Wirthshäuser bildeten.
Die einzelnen Drucke, welche die interessanten statistischen
Angaben Hellmanns* über die jährliche Produktion auf dem
(Jebiete der älteren meteorologischen Literatur ergänzen, sind
in chronologischer Reihenfolge aufgeführt unter genauer Wieder-
gabe der Titel- und Schlussschriften. Das Format ist überall
») Serapeum Bd. XXVI, 8. 236 f.
*) Vgl. über diesen Gegenstand auch W. ühl, Unser Kalender S. 86 f.
') Hellmann, Rep. S. 978 f.
64 Arthur^Richel
Kleinquart. Sämmtliche Schriften sind mit Ausnahme der drei
lateinisch geschriebenen (Nr. 2, 3, 4) mit gothischen Typen ge-
druckt. Wo nichts anderes bemerkt, zeigen die Titelholzschnitte
der Praktiken die symbolischen Darstellungen der von den Ver-
fassern als Jahresregenten aufgestellten Planeten.
1.
Practica Teutsch Meyster Simonn | Eyssenman von Dillingen
auff das M. CCCCC. xvj. Jare ge- 1 macht, zu eren dem erwirdigen
in got vater vnd herren, herrn Gre- | gorio Abt zu Grunhayn
bey sant Annen berg gelegen in Meyssen. 1 1 Ein nützlich regiment
am Ende diser Practica vor die grausam | vnd erschrecklich
kranckheyt der pestilentz, auss den hochberümbten 1 raeystern
Auicenna vnd Galieno gezogen, zu trost allen menschen. \\ Item
ein nützliche lere wie man die Lasstafel recht vernemen sol.
Holzschnitt mit der Inschrift: Mars dominus anni Venus adiutrix.
[Leipzig,] o. Dr. [1515.] 8 Bl. Sign. B.
Weller, Repertorium typographicum 936. He 11 mann, Rep. Sp. 123.
Von demselben Verfasser sind noch ähnliche Schriften für 1518 und
1520 erhalten; vgl. Weller, Rep. typogr. 1257. 4083.
2.
PRACTICA trium Annorum CHRISTI | se subsequentium,
uidelicet | 1522. 1523. 1524. || Nisi conuersi fueritis, gladium
suum uibrauit, arcum suum tetendit, | & paravit in eo uasa mortis.
Holzschnitt: Gott Vater, drei Pfeile abschiessend; ein furchtbares
Unwetter, Untergang der Menschen, Trümmer einer Stadt. Cautum
est edicto CAESARIS, ne quis | denuo edat, ad sexennium. Schluss:
Jo. Schotus Argentorati edidit. Darüber ein Holzschnitt: Luc. 21.
[1521.] 12 Bl.f das letzte her. Sign, aij—ciij. Einige Holzschnitte.
Eine deutsche Ausgabe dieser Schrift wird erwähnt bei Weiler, Rep.
typogr. 1929 und Repertoire bibliographiquc Strasbourgeois 2, 65. Verfasser
ist Konrad Gallianus, Mathcmaticus und Licentiatus theologiac.
3.
PROGNOSTICON. | SVPER NO VIS STV- j dendis & prius uon
visis Planetarum coniunctiouibus magnis | Anno domini M.Daxiiii.
futuris, In honorem Domini | mundi diui Caroli Caesaris & Romanorum
Imperatoris | Inuictiss. semper augusti &c. ac nonnullorum princi |
pum electorum, sub quorum alis protectionis : Et pre- | cipue
illustrissimi principis Ludouici co- | mitis Palatini Rheni electoris
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 65
Impe- 1 rij &c. Ipse auctor magister Joannes | Virdungus Hasfui*den-
sis Ma- I thematicus cleraentissi- | me fouetur. Editum | Anno
Domini | M.D.xxi. An den Seiten: Durabit hoc Pro- | gnosticon
ad Annos | vsque domini 1560. aut ad | 1563. annos fere. Holz-
schnitt: Doppeladler, umgeben von 6 Wappen, Edicto Caesaris
Caroli Quinti vetitum est sub pena decem | Marcarum Auri,
ne quis hoc Prognosticon denuo impri- | mat aut imprimi faciet in
spacio Sex annorura: quare sint auisati | Librorum Impressores,
ne Cacsareum mandatura infringant. | OPPENHEYM.
Oppenheim, [Jakob KöheL] 1521, 16 Bl, Sign, Äij^DHj. 29 UolzschniUe,
Den Drucker erkennt man an den in Holz geschnittenen Zierbachstaben,
die wie ein Seite 11 befindlicher Holzschnitt schon in dem von Köbel 1518
gedruckten Calendarinm romanum Stöfflers vorkommen. Auf dem Titelblatt
Roth- und Schwarzdruck.
Die deutsche Ausgabe dieses Prognosticons beschreibt Well er, rep.
typogr. 1961. Job. Virdung aus Hassfurt in Unterfranken, Mathematicus
des Kurfürsten Ludwig von Bayern, starb um 1550.
Dieses wie das vorhergehende Prognostiken des Gallianus gehören zu der
grossen Anzahl der Schriften, welche die Sintfluthprophezeihung des Tübinger
Professors der Mathematik, Johann Stöffler, hervorgerufen hat. Für den
25. Februar des Jahres 1524 hatte dieser Gelehrte in seinem 1499 gedruckten
Almanach als Folge einer Konjunktion der oberen Planeten im Sternbilde der
Fische eine allgemeine Sinttluth angekündigt und dadurch die ganze gelehrte
und ungelebrte Welt in Aufregung gebracht. Die bedeutendsten Astrologen"
innerhalb und ausserhalb Deutschlands nahmen Stellung zu StöfHers Prophe-
zcihung und setzten ihre Federn in Bewegung, um sie zu bekräftigen oder
zu widerlegen *. Das Volk gerieth in die grösste Angst. Als der verhängniss-
volle Tag herannahte, flohen viele auf hohe Berge, andere bauten sich
Archen, während nach Luthers Tischreden, der Bürgermeister Hendorf von
Wittenberg den obersten Boden seines Hauses aufsuchte, wo er sich mit Bier-
vorräthen für die Dauer der Sintfluth verproviantirt hatte. Virdung, auf
Seiten Stöfflers stehend, sieht in der Stellung der Planeten des Jahres 1524
die von Gottes Hand am Himmel gcoffenbarten Vorzeichen schrecklicher Natur-
ereignisse und fordert seine Leser auf, durch Gebet die göttliche Hülfe zur
Abwendung der im Februar 1524 beginnenden Sintfluth herbeizurufen. Gallianus
bestreitet das Eintreten einer allgemeinen Sintfluth und kündigt nur eine durch
ungeheuere Regengüsse verursachte theilweise Uebcrschwemmung der Erde an,
verbunden mit Erdbeben und andern schrecklichen Erscheinungen. In spätem
Praktiken kommen die Astrologen häufig auf diese Planetenkonjunktion zurück
und betrachten als eine Folge derselben den Bauernaufstand von 1525 und
*) Vgl. Schriaen dea Voreins zur Oegchicht« des Bodonsecs H, lö77, S. 81 f. Hell-
m»nn, Metoorologisolie VolkabUclier S. 42. f.
66 Arthur Richel
die Niederlage der Franzosen bei Pavia, da die gefürchtete Sintfluth aus-
blieb; doch scheinen grosse Niederschläge stattgefunden zu haben, denn Heiden
berichtet, dass 1524 „erschreckliche vnd vbergrossc Wassergüss mit grossem
Schaden durch Teutschland der grössten Fliiss, Brücken hinweg gerissen" K
4.
De terrifico Cometa, cui a condito orbe similis uisus non
est, qui ap- | paruit Anno M.D.xxvii. mense Octobri, Epistola
ad Ca I rolum V. Irape. Caes. August. P. F. Victorem Gall.
Pont. P. P. Kolorirter Holzschnitt
0, 0. M. Dr. [1527.] 6 BL, das letzte leer. Siffn. Äij—B.
Verfasst von Gerhard Geldenhauer aus Nimwegen (Noviomagus). Die
beobachtete Erscheinung war ein Nordlicht von aussorgewöhnlicher Pracht.
5.
Vier wunderliche jar. | 1541. 1542. 1543. 1544. || Practica
oder Pronostication auflf die vier | nechstuolgenden Jar, Die wol
mügen die | wunderlichen Jar genent werden, vmb | der seltzamen
vnd wunderlichen ding wil | len, die in den selben Jaren geschehen
sol- 1 len, durch Johan Wolmar in den freyen | Künsten vnd
Medicinen Doctor, Physi | cus der ehrnreicheu stat Hamburg.
0. 0. u, Dr. [1540.] 12 El., das letzte her. Sign, aij — eiij.
Eine Praktik auf das Jahr 1546 in niederdeutscher Sprache von Joh.
Wolmar beschreibt Beckmann, Bey träge zur Geschichte der Erfindungen
Bd. I, S. 116.
6.
Practica auffs M.D.xliiij. | Jar. Darinnen werden vier
erschröckliche | Finsternussen, eyn der Sonnen vnd drei dess
Mones, sampt eim | grewlichen Cometeu, so auch diss jar erscheinen
wirt an die vier ecken der weit, | auss den alten Astronomls
angezeygt, sampt dieses gantzen jars lauff, durch | den Schreiber
Esdram an tag bracht, j | Es ist auch hierinnen ein schön erörterung
vnd aussteylung dess xxiiij. | Capittels Matthej auflf diese gefer-
liche zeyt. ' | Kauflfs, Hess, es wirt wol bessern den guten acker.
6 HohschniUe, die Finsternisse darstellend. Getruckt zu Strassburg
bey M. Jacob Canimer- | Lander. Anno. D.M.xLiij. Letzte Seite
Drtickerzeichen.
12 Bl. Sig. Aij—Ciij. Holzschnitte.
«) Nr. 28 S. a
Astrologische Vo!ksschriftcn der Aachener Stadtbibliothek, 67
7.
Practica Joachim Hei- | lers, verordenten Astronom! zu
Nurn- I berg, nach der geburth Jesu Chri- | sti vnsers Heylands,
von neuem geprac- | ticiert, auff das Jahr, || D. M. LIIII. ||
Mars vnd Mercurius Regierende | Herren dieses M. D. Liiij Jars.
2 Holzschnitte. Gedruckt zu Nürnberg bey Magister | Joachim
Hellem.
[1553,] 8 Bl.y das letzte leer. Sign, B,
Joachim Heller, 1 518 za Weissenf eis geboren, war Professor der Mathematik
am Ägidiengymnasiam zu Nürnberg. Seiner religiösen Ansichten wegen ans
Nürnberg vertrieben, wurde er später kurfürstlich sächsischer Astronom zu
Leipzig. Etwa 8 Jahrzehnte lang gab er jährliche Praktiken heraus; obige,
die älteste der vorliegenden Sammlung, ist für das Jahr 1554 berechnet; er
war aber schon früher als Kalenderschreiber thätig, da er auf seine „vorigen
Practicken des 2 vnd 53 Jars" verweist. Seine letzte bekannte Praktik ist
fftr das Jahr 1580 geschrieben*. Besondere Verdienste erwarb sich Heller
durch seine genauen Kometenbeobachtungen. Wir besitzen seine Aufzeichnungen
über die Kometen von 1556 (Nr. 10.) und 1557. (Nr. 12.) Für beide Jahre hatte er
in seinen Praktiken Kometen vorausgesagt, allerdings in einer sehr vorsichtigen
Form : ,,es mag sich nach naturlicher Vermutung etwan widerum eine Materia
eines Cometen oder feurigen zeychens in lüfften samlen oder villeicht auch
entzünden'* *. Er hatte aber deshalb durchaus nicht nöthig, bei jeder Gelegen-
heit in seinen spätem Praktiken auf diesen Erfolg seiner Prophezeihungen zu
pochen, da er fast für jedes Jahr in derselben vorsichtigen Weise eine
Kometenerscheinung ankündigte, wovon natürlich die meisten nicht eintrafen.
So schreibt er z. B. für das Jahr 1560: „es gibt mir solche Constellation . . .
nicht geringe Vermutung, Das sich vmb solche zeyt widerumb ein Comet . . .
samlen oder entzünden werde** '. Femer für 1562: „Es ist auch wol vermut-
lich, das beide durch krafft ofiftbemelter Finsternus der Sonnen, vnd ober-
zeltcn zusamfügung der Planeten, sich etwan ein Materia eines Cometen,
versamlen vnd entzünden müg'*^ Ebenso für 1563: „zu besorgen ... Es
werdt auch die krafft solcher grossen Coninnction, vnd mechtigen Configuration
so vilfeltiger Stern, Planeten vnd finsterais, schwerlich ohne Cometen vnnd
Erdbidem, auch grosse Sindtflut, gifftigc lufft vnd kranckheiten vergehen** ^
In Nürnberg drockte Heller, wie sein grosser Vorgänger Regiomontan, seine
Kalender selbst; er starb 1590 zu Eisleben.
8.
Practica Magistri Jo- [ ach im Hellers verordenten Astronom!
zu I Nürmberg, auss warer Rechnung vnd grundt | der Himlischen
bewegung vnd Influentz, | von newem Practiciert. | Auff das. \ \
')HeUm»nn,B«p.8p. IHS. «)Nr. loas. »;Nr. 1GS.9. ♦; Xr. 17 8. 9. »;Nr. 18 8. la
6*
es Arthur Richel
MDLV. 1 1 Jar. 1 1 Regirende Planeten diss Jars. | Mars vnrl
Saturnus. 3 Holzschnitte. Gedruckt zu Nürinberg durch ] Magister
Joachim Heller. Sckluss: Gedruckt zu Nürnberg, durcli Magister |
Joachim Heller. | Mit Römischer Keyserlicher Mayestet freyheyt,
nicht nach zudrücken.
fl55i.] 12 Bl. Sign. Aij—CiiJ.
\fi^ Stometm/ fo Mefctf 1776. '^aref eon
rfim r.idäCKnrriiaii/Wß «uff ^m lo.apridsju'TOittmibfl^tr«
r4NaKii/MlKuiung. Kaatmt MOjfeut manaag/ (o fa>ttn i.omt*
t(n gf Oi^t / gdmOhO} tcfiintt tiKtO V tm<b
SB. 3o&aniifln.Orf*n(lwitjuniOTflnSrp^orl>mrrnt.
PHILrPPVS MELANTHON.
•^ Cum «Timm , <rduni h„ f.uo» IXo Ipftpnrrtt ^ol.iturtiß inh.bi« t■ol'n^^^
N« D(iu ta nuintO Paiaium orttrc Oiulun, Ipte udiu (iopuloi flimiualM« »"»•
Sckluss: Gedruckt zu Wittciiiberg. | M. D. LVI.
U. Dr. UO Bl, da» lelite leer. Sign. Aij-FiiJ.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 69
Vor und hinter dem Text stehen griechische und lateinische Verse
von Joh. Caselius, Fr. Raphael von Hettstedt, Hier. Osius, Z. P. (Zachar.
Praetorius?) und Matth. Schickrad von Bitterfeld.
Johann Hebenstreit aus Erfurt war Leibarzt des Herzogs Erich von
Braunschweig, dann Stadtphysikus und Professor der Medizin zu Erfurt. Er
unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu Wittenberger Gelehrten, so zu
Melanchthon, „seinem lieben .Präceptor**, und zu dessen Schwiegersohn dem
kurfürstlichen Leibarzt Kaspar Peucer, „seinem günstigen Herrn und Freund".
Den Kometen von 1556, dessen Lauf er beschreibt, beobachtete er in Witten-
berg; auf Grund dieser Erscheinung prophezeit er: „es wird viel feuriche
Meteora, wunderliche gesiebte, stern schiessen, gewaltige starcko Sturmwinde,
erdbeben, vergifftung der lufft, vnd viel vngestum wetter geben. Vnd were
nicht vnnatürlich, wenn ein ander Cometa folgete.** Gleichzeitig zählt er
eine Anzahl schon eingetrofifener Naturereignisse des Jahres 1556 auf, u. a.
ein grosses Erdbeben in KonstantinopeP und eine in Stockholm am 3. Mai
Abends zwischen 8 und 9 Uhr wahrgenommene, ihm schriftlich mitgetheilte,
wanderbare Erscheinung. In einem besonderen Abschnitt wendet er sich
gegen die von dem polnischen Astrologen Peter Prosuossczwice ausge-
sprochene und auch von andern getheilte Ansicht, dass der im April wahr-
genommene Komet mit dem zuerst beobachteten nicht identisch gewesen sei,
weil die Erscheinung vom 16. bis 81. März nicht gesehen wurde. Er führt
den Beweis, dass beide sich in derselben Bahn bewegten und von einer Farbe
waren. Die Ursache der zeitweisen Unsichtbarkeit sieht er in der Ungunst
der Witterung.
Von Hebenstreits Praktiken und Kalendern, die er „seinem gebrauche
nach** jährlich in deutscher und lateinischer Sprache herausgab, sind nur
wenige bekannt; Hellmann zählt 4 Stück auf, für die Jahre 1565—1568.
Nach seinen eigenen Angaben in den beiden in unserer Sammlung befindlichen
Schriften ist die Zahl seiner Praktiken viel grösser. Schon auf das Jahr 1556
verfasste er ein deutsches und ein lateinisches Prognostiken, das 1555 in
Erfurt und in Wittenberg gedruckt wurde; ausserdem verweist er auf seine
Praktiken der Jahre 1560, 1564, 1565, 1566 und 1567. Ferner erwähnt er
eine von ihm herausgegebene sonst nicht bekannte Schrift, tractatus de pareliis,
„80 bis ins 1567. Jar ersehen", worin er nach seinen eigenen Angaben die
Bedeutung der Nebensonnen erörtert und frühere ihm bekannt gewordene
Erscheinungen mit gewissen geschichtlichen und elementaren Vorgängen in
Verbindung bringt'. Hebenstreit starb 1569.
') Auf diosGS Erdbeben beziehen sich xwci Fhighlilttor von LTiB; vj?l. Weiler,
I>io ersten duntaoh<'n Zeitungen f Publik, this litiT. Vereins in Stuttgart 111, lS72y 2()6.
•; Nr. 85 8. 17.
}>ractica/auf Da^ m.dlvii.
(uuor atigrtfp^lm (Tomf tcn/ ^m fffba «nB l^iifftigPfm
^argcrojffti/ünO brtfutrt ^bt-Sufj rojrfm gtmiM
ta 2(f1ronDnic9 vi>n nnom 'P^adicirt
»nö gfpfllel Öurrfj
ÖH. 3oot&im -Odltr ccrorDcnrrrt aiironomura^u TTfintitn^
Schluss: Gedruckt zu Nürmberg;, | bey Joachim Heller, Mit |
Kayserlicher vnd Chur- | fürstlicher zu Sach- | sen Freyheit nit |
nachzudru ] cken.
[1556.J 20 Bl. das hlzte leer. Si^n. B—E3.
Hellmnun, Rep. 8p. IBS.
Der 2, Theil dieser Schrift enthält die genaaen Aufzciuhnnngen über de»
Kometen von 1556, den der Verfasser auf einer Reise im Fichtelgcbirge am
27. Februar eotdcclite nnd nach seiner Heimliehr nach Nürnberg Nacbt für
Nacht'bis zum 19. April mit seinen Instrumcutcu bcobnclitctc.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 71
11.
Practica, durch Chri- | stophorum Stathmionem, oder Mass, |
der Artzney Doctorem vnd Physicum | zu Coburg mit fleiss
gestellet, | auff das Jar 1 1 M. D. LIX. | { 1 1 Herren vnd regierer
dises Jars, sind | Venus Sonn vnd Juppiter. 3 Holzschnitte.
[DiUingen, Sebald Mayei\ 155S.] 8 Bl. Sign. Aij—BiiJ,
Typen und Planetenbilder des Titels sind dieselben wie Nr. 23.
Der Verfasser, ein Arzt in Koburg, gab jährlich Praktiken heraus, die
er mit einer Widmung an seine Freunde und Gönner versah'. Obige ist
seinem Schwager Johann Pfister, Bürgermeister von Koburg, gewidmet.
12.
Practica M. Joachim Hei | lers verordenten Astronomi zu
Nürmberg | auf das M. D. LIX. Jar, darin die zu- | künfftige ver-
enderung des gewitters vnnd | etlicher Regiment, auss den
Eeuolutionibus vnd \ Regirenden Finsternissen sarapt dreyer
nechst | erschinenen Cometen bedeutung. | trewlich angezeygt |
werden. Holzschnitt: Nürnberger Stadiwappen. Mit Kayserlicher
May. Freyheit | nicht nachzudrucken. Schlms: Gedruckt zu
Nürmberg, bey | Magister Joachim | Heller. Kleiner Holzschnitt:
Nürnberger Stadtwappen.
[1558.] 10 BL Sign, A2—B4,
In dieser, dem Kurfürsten August von Sachsen dedicirten Schrift theilt
Heller seine Beobachtungen mit, die er an dem 1557 im Oktober erschienenen
Kometen in Nürnberg gemacht hat. Ferner gibt er den ihm zugegangenen
glaubwürdigen Bericht über einen im Mai 1557 zu Mailand und Lyon beob-
achteten Kometen wieder. Eine dritte Kometenerscheinung vom Frühjahr
1558 ist unsicher.
13.
Von dem jüngsten vnnd | achten Cometen, deren, so von dem
Jar I M. D. XXXI an, biss auflf das yetzig | lauflfend M. D. LVIII.
Jar, er- | schinen sein, im Augstmonat | gesehen. \ \ Christus Luce
am 21. Cap. | Auch werden schrecknuss vnd grosse | zeychen
vom Himmel | geschehen. | j Eras. Flock Doctor. | \ Nürnberg. 1 1
M. D. LVIII. Zierleiste. Seite 3 Stellung des Kometen am 18. und
19. August.
') Vgl. Nr. 2i S. 2: „wiy ich meme lieben Herrn vnd freunde jHrlich ruverehren
pflege, mit meinem Prognostico''.
72
Artbar Bichel
crrd)titen(ff/tc.
Schluss: Gedruckt zu Nürnberg durcli | Valentin Neuber.
Zierleiste.
16 BLf das letzte leer. Sign, Aiij — Diij,
Erasmus Flock, am 1. Januar 1514 geboren, wurde 1543 Professor der
Pbilosopbie und Mathematik in Wittenberg als Nachfolger des Georg Rhäticus;
1545 kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er bis zu seinem Tode, 21. Juli
1568, als Arzt thätig war. Obige, dem Bischof Friedrich von Würzburg
zugeeignete Schrift enthält seine Beobachtungen vom 18. bis 20. August, die
am 21. August durch ungünstiges Wetter unterbrochen wurden. Flock beruft
sich in seinen Ausführungen auch auf den hochberühmten und hochgelehrten
Herrn Nicolaus Kopernicus und bezeichnet als dessen Wahlspruch: Merus
mathematicus, merus idiota. Flocks Biographie und Schriften findet man bei
Adelung, Forts, und Ergänz, zu Jöchers Gelchrten-Lox. Bd. II, 1132.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 73
14.
Bedeutung vnd Offen | barung warer Hymlischer Influxion,
Nemllch der Finsternissen, so die folgenden Sie | ben Jar nach-
einander geschehen, Auch von der | grossen Coniunction Saturni
vnnd Jovis im | 1563. Jar Conunction (!) Saturni vnd | Jovis
im 1564. Jar zukünflftig, dar- | rinn "grosse verenderung der
Reych | vnd anderer ding angezeigt wer- | den. Vom 1559.
Jhar bis | jns 1565. Jar werende, | Gestellet durch || Nicolaum
Cäsareura | Leucopeträura. 2 Holzschnitte, Fhistemisse darstellend.
Schluss: Gedruckt zu Nünnberg bey Georg Kreydla.
[1568,] 8 Bl, Sign» Aij — Biij. Kleine Hölzschnitte,
15.
Practica, M. Joachim | Hellers, verordenten Astronom! zu
Nürn- ] berg, auflf das M. D. LX. Jar, darinn ' die zukünflftige ver-
enderung des Gewitters, vnd | andere künflftige zufeil auss den
Eeuolu- I tionibus, vnd regierenden Finster- | nussen trewlich
ange- | zeigt werden. 1 1 Regierende Planeten dises Jars. 4 Holz-
schnitte: Saturnus. Jupiter. | Mars. Mercurius. | Mit Keyserlicher
Maiestat Freyheit. Schluss: Gedruckt zu Nürmberg, durch |
Valentin Gey ssler.
[15r,0.J 12 El Sign, Äij^Ciij,
Hellmaun, Eep. Sp. 188.
Die Schrift ist dem Bischof Friedrich von Wtirzburg gewidmet.
16.
Practica, Joachim Hellers, \ verordenten Astronom! zu Nürm-
berg, Auflf das I M. D. LXI. Jar, Nach der Geburt | vnsers lieben
HERRN vnd Hey- | lands Jhesu Christi. \\ Auss warem grundt
der Astronomey mit fleiss | Practicirt, Zu Ehren Dem p]hrnuesten
Für- I nichtigen, Erbarn vnd Weysen Käthe, der | löblichen
Reychstadt Nürmberg. Regierende Planeten dieses Jars. 3 Holz-
schnitte: Saturnus. Mars. \ Mercurius. Schluss: Gedruckt zu Nürm-
berg, durch Valentin | Geyssler, vnd Jeremias Portenbach. Mit
Keyserlicher Mayestat freyheit nicht nach zu drucken.
[1560,] 12 Bl, Sign, Aij~ C,
Portenbach druckte 1564 in Erfurt. Ein aus seiner Presse hervor-
gegangenes Gedicht wird erwähnt im Archiv für Geschichte des deutschen
Buchhandels 10 8. 91.
74 Arthur Richol
17.
Practica, Magistri Jo- | achim Hellers, Astronomi zu Nürin-
berg I vber das M. D. LXII. Jar, nach der Ge- j burt Jesu Christi
vnsers lieben HEREN vnd | Heylandts, Auss warem grundt der
Astro- I nomey, mit fleiss von newem gestellet, | ' Zu Ehren Dem
Ehrenuesten, Fürsichti- | gen Erbarn, Weysen Käthe, der lob- 1
liehen Reychstadt Nürmberg. || Regierende Planeten des 1562.
Jars. 4 Holzschnitte: Jupiter. Mars. | Mercurius. Saturnus. Schluss:
Gedruckt zu Nürmberg, durch Valentin Geyssler, Mit Keyser-
licher | Mayestat freyheit nicht nach zudmcken.
[1561.J 2 Bl. Sign, Aij—Bij,
18.
Practica, Joachim Hei- | lers, verordenten Astronomi zu
Nürmberg, | auflf das M. D. LXIII Jars, von zu- | nahenden
grossen verenderung, auss warem | grund der Astronomey, mit
fleyss ge- | rechnet vnnd Prognosticirt. j' Regierende Planeten
des 1563. Jars. 4 Holzschnitte: Jupiter. Saturnus. | Mercurius.
Mars. Schluss: Gedruck (!) zu Nüremberg, durch Valentin :
Geyssler. Mit Römischer Kayserli- | eher Mayestat Freyheyt
nit I nach zu drucken. Zierleiste.
[1562.] 12 Bf., das letzte leer. Sign. Aij — Ciij.
Hellmaniif Ecp. Sp. 188.
19.
Practica. || Newe zeytunge, Von der bedeutun- | ge, die da
folgen werden, auss dem obgemelten | Constellation vnd der
Finsternussen, Von wegen | jetzt vnserer schweren Sünden,
Sonderlich ] in diser trübseligen zeyt zu lesen. 1 1 Per Paulum
Seuerum | Matematicum. Holzschnitt: Segnender Christus, Schluss:
Zu Nürnberg, bey Bemhart Fischer.
[1563?] 4 Bl. Sign. AiJ—Aiij.
Weller, Die ersten deutschen Zeitungen (Publikation des liter. Vereins
in Stuttgart 111, 1872) 272.
Die Prophezeihungen dieser Praktik gelten für die Jahre 1564—1570.
„Das vnglück wirt die gantze Welt durchwandern, Vnd wirdt sich im M. D.
LXIIII Jar anheben, vnd wirdt weren, biss in das M. D. LXX Jar."
20.
Practica Magistri i Joachim Hellers von Weissenfeis 1 Astro-
nomi, etc. Auflf das M. D. | LXIIII. Jar, nach der geburt vnsers
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadthibliothek. 75
lieben HEiren vnd Heylands Jhesu Chri- 1 sti, aus warem Grund t
der Astrono- | mey von newem fleissig gerech- | net vnd Practi-
ciert. ' Zu Ehren dem Wolgebornen Grauen | vnd Herrn, Herrn
Philipsen Grauen zu Eber- | stein, etc. Römischer Keyserlicher
Maie- | stat Rath, vnd Königlicher Maiestat | in Hispanien
Oberster, Meinem | gnedigen Herrn, etc. Holzschnitt: Wappen.
Schltiss: Ein Hoch, Achtbar, Gestrenger Em- | uester, Erbar
vnd Weiser Rath dieser Stadt Collen, hat auflf an- | suchen des
Erbam, wolgelerten Magistri Joachim Hellers die | begnadung
vnd befreiung, seinen Calendern vnd Practiken decre | tiert vnd
zugelassen, das dieselbe niemandts in dieser Stad, | dann Niclaus
Schreiber, dem ers zutrucken vergünt, | nachtrucken solle oder
möge, bei hochge- | meltes Raths ernstlicher straff. Holzschnitt:
Wappen.
[1563.] 8 BL Sign, Äij—Biij.
21.
PROGNOSTICON ASTROLOGICUM. ! Nicolai Gugler. Doctor,
etc. Auff das . M. D. LXIIII. Jar nach der geburt vnsers Herren |
vnd haylandts Jesu Christi, auss der leer des | hoch berumptem
Ptholomei | gezogen. | Zu Eefen dem Wolgebornen Grauen vnnd
Herren Herren Friderich | Grauen zu Lewen stein vnd Scharpf-
neck etc. Rhö. Kay. Ma. | Camerrichter etc. meinem gnedigen
herren. I Ptholo. 8. verb. Centiloqui. | Sapiens Anima confert
celestl operationi quemadmodum optimus | agricola, arando, expur-
gandoque confert naturae. 2 Holzschnitte: Jupiter. Mercurius.
Schluss: Getruckt in der Churfürstlichen Stat ! Heydelberg, Durch
Michael Schirat.
[1563.] 8 El. Sign. A2—A (statt B) 3.
Wie aus den Bemerkungen „davon ich vergangen jars geschriben hab**
oder „wie ich vor eim jar angezaigt" zu schliessen, schrieb Gugler auch auf
das Jahr 1563 eine Praktik. In der Vorrede zu obiger Schrift, führt er
Beschwerde, dass so viele Unerfahrene Prognostika schreiben und vorlangt,
dass von Reichswegen nur berufsmässigen Astrologen die Veröffentlichung
von Praktiken gestattet werde.
22.
Practica: | Durch Christophonim | Stathmion, oder Mass,
der Ertzney | üoctorn, vnd Medium zu Co- | bürg, mit fleyss
gestelt, I Auff das Jar: | D. M. LXIIII. Herren oder Regenten
76 Arthur Eichel
dises Jars sind, | Mars. Venus. Mercurius. 3 Holzschnitte, Schluss:
Getruckt zu Augspurg, durch | Mattheum Francken.
[1563.] 8 Bl, Sign. Äij—Biij,
Die Schrift ist dem Stadtschreiber und Syndikus Georg Offen in Coburg
gewidmet.
23.
Practica | Auflf das Jar M. D. LXIIII. Auss | waren funda-
menten Astronomie mit fleyss | gestelt, vnd beschriben, zu
ehren, einem Er- | baren. Fürsichtigen, Wolweisen Rath, der |
Statt Forcheim, etc. Durch Georgium | Winckler Forchemium,
der freyen | künsten, und Artzney | Studiosum. ! Regierende
Planeten vnd Herrn dises 64. Jars, seind | Jupiter. Mars. Venus.
3 Holzschnitte, Mit Rom. Kay. May. Freyheit. 1] Getruckt zu
Dilingen durch Sebal- | dum Mayer. Schhm: Ich halts auch
mit Got.
[1563.] 8 El. Sign. Äij—Biij.
Georg Winckler aus Forchheim war später Arzt zu Bietigheim in
Würtemberg.
24.
Practica: | Durch Christopliorum | Stathmion, oder Mass,
Der Ertz- | ney Doctorn, vnd Medicum zu | Coburgk, mit fleyss
gestelt, I Auff das Jar: | M. D. LXV. | Herren oder Regenten
dises Jars, sindt. | Saturnus, vnd Venus. 2 Holzschnitte. Schluss:
Gedruckt zu Nürnberg, Durch | Valentin Newber. Zierleiste,
[1564.] 8 Bl. Sign. Äiij—Biij.
Einem Herrn Sebaldus Buchner in Coburg gewidmet.
25.
Practica, oder Progno- | sticon, Auff das M. D. LXV. Jar,
Nach regierung der Planeten, vilfeltigen Aspecten, | Finsternuss,
vnd anderen vorgehenden zufellen, | trewlich vnnd mit fleyss
gestellet, | ' Durch : | Andream Rosam, der Artzeney | Doctorem,
des jungen Burggraffen zu | Meissen, etc. Physicum zu | Schle-
witz. Herren vnd Regenten \ dises Jars. Sonn, Jupiter vnd
Mars. 3 Holzschnitte. Schluss: Gedruckt zu Nürnberg, durch |
Valentin Newber.
[1564.] 10 Bl. Sigft. Aiij—(\
Andreas Rosa, Arzt und Astronom, geboren in Schweinfurt 1530, schrieb
über 30 Jahre Kalender und Prognostica. In vorliegender, der Mutter seines
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 77
Herrn, Fürstin Klara von Anhalt gewidmeten Schrift verweist er auf seine
Praktik für 1564. Hellmann, der schon eine für 1563 kennt, erwähnt bis
1596 im Ganzen 12 Stück'. Rosa bemerkt wiederholt in den Vorreden, dass
es seine Gewohnheit sei, jedes Jahr eine Praktik zu veröffentlichen. Seine
letzten sind aus Amberg datirt, wo er am 22. August 1602 gestorben ist^
26.
Practica nach der Ge- | burt vnsers lieben HErren vnd |
Heylands Jesu Christi, | M. D. LXV. | Jar. , Auss warem grundt
der Astrono- mey mit fleiss Practiciert, Durch Wolffen Geussen,
Astrolo- I gum zu Nürnberg. , i Regierende Planeten dises Jars. \
Jupiter vnd Mars. 2 Holzschnitte.
[Nürnberg, Valentin Neuber, 1564.] 8 BL, das letzte leer. Sign, AiJ — Btj,
Bl. 7 fehlt.
Den Drucker lassen die Typen und die Planetenbilder des Titels erkennen;
es sind dieselben wie Nr. 29.
Der Verfasser, der zugleich Arzt war, bemerkt in dieser Schrift, dass
er auch auf das Jahr 1564 ein Prognostiken geschrieben habe; von ihm ist
noch eine medizinische Schrift bekannt: Methodus curandorum morborum
mathematica. Frankfurt. 1613 ^
27.
Practica Deutsch, Auff | das M. D. LVX. Jar, Nach der i
Geburt vnsers lieben HERren vnd | Heylandts Jesu Christi,
Mit fleyss | und kurtz beschrieben, Durch Gre- | goriura Fabri-
ciura Lutzensem, | der Artzney Doctorem zu | Schweinfurt.
Regierende Planeten dises Jars sindt. | Saturnus. Mars. Venus.
3 Holzschnitte. Schluss: Gedruckt zu Nürnberg | durch Valentin '
Newber. Zierleiste.
[1564,] 8 Bl. Sign, Ai/^BiiJ,
t
Hollmann, Rep. Sp. 594 erwähnt eine in Augsburg gedruckte Ausgabe
dieser Schrift. Trotzdem keine andern Praktiken des Greg. Fabricius bekannt
sind, muss er doch schon vor 1564 welche g(*schricbeu haben. Denn er bemerkt
in der an Veit Ulrich von Schaumburg gerichteten Vorrede: „Dieweil nun
günstiger Juncker, ich auch widerumb meinem vorigen brauch nach, auff
dise« 65. Jar ein Prognosticum gestellet, habe ich dasselbige E.E. . . dediciren
vnd zuschreiben wollen.*
») Hellmftnn, Rt»p. Sp. 4U.
«) Jöohor, Allgemeines Oolelirton-I^x. Bd. III, 2217.
•) Ebend« Bd. U, 975.
78 Arthur Riehel
28.
PRActica, Christiani Heidens verordneten Mathematici zu
Nürm- I berg, Auflf das M. D. LXVI. Jar, Nach | der Heyligen
Geburt Jhesu Christi. | Allen guthertzigen zu trewer War- 1 nung
geschrieben. | , Regenten diss Jars, Mars mit hilff Saturni. 2 Holz-
schnitte. Gedruckt zu Nürraberg, durch ( Nicklaus Knorrn.
[1565.J 14 Bl, Sign, AitJ—D,
Christian Heiden oder Heyden, Sohn eines bekannten Nürnberger Schul-
mannes Sebald H. *, geboren am 2. Mai 1526, gestorben am 9. Februar 1576,
studirte in Leipzig und Wittenberg; seit 1564 war er Professor der Mathe-
matik in seiner Vaterstadt Nürnberg und verfertigte als solcher verschiedene
künstliche Instrumente. Er schrieb jährlich deutsche Praktiken, in welchen
er sich in die theologischen Streitfragen in einer Weise einliess, die ihm den
Hass vieler Theologen zuzog; er rächte sich, indem er seinen Gegnern alles
Unheil prophezeite; so schreibt er einmal: „Mars drohet auss dem achten
hauss allen ehrgeitzigen vnnd zenkischen Theologis, entweder vntergang oder
ja entzetzung jres Ampts, Sonderlich aber den Gehürneteu, so vnter den
Zwillingen, dann diewcil beide Finsternus der Sonnen vnd Mond inn Gehürnete
zeichen einfallen, werden derselben viel so hefftig gestössig, vnd doch nicht
Hirschen art jre Hörner abstossen, vnd jnen Eselohren wider wachsen, vnd
also dem Mercurio mit solchen verrhatcn werden, der diss Jar vnnd volgend
Jar dem Satnrno seiner Esel viel, so jm ein lange zcyt entloffen, vnd hin
vnd wider in die Doctorschauben vnnd lange Rock sich verschloffen, wider
mit schänden aussbeltzen, vnd inn jren alten Eselstal dahin sie gehören,
wider eintreiben" *. Heidens Prophezeihungen sind meist in einer bilder-
reichen, schwer verständlichen Sprache gehalten, mögen aber gerade deshalb
auf Ungebildete einen besonderen Eindruck gemacht haben. In seinen Schriften
tritt häufig der ganze astrologische Unsinn zu tage und man lernt verstehen,
wie solche thörichte Wahrsagereien den Spott vernünftig denkender Menschen
herausfordern mussten. Ich will nur eine Stelle aus der oben beschriebenen
Praktik citircn, zugleich als Beweis, bis zu welchen Albernheiten die Stern-
deuter sich verstiegen und welchen Grad von Dummheit sie bei ihren Lesern
voraussetzten. Zu den Finsternissen des Jahres 1566 bemerkt Heiden: „solche
werden mit jrer gifftigkeit bede dem Wild vnd Heimischen groben Viech
sich hefftiger vnd schedlicher erzeygen, mit grösserm abgang, dann diss 1565.
Dann alles Viehe, hoch vnd nider, so das 1566. gefallen, wirdt schindheriger
an gewechs bleiben, mit grossem missrath vnnd vugeschlechten, vor allem
aber, werden die Rosse diss Jar viel hefftiger abgehen, vnd jhding vmbfallcn,
sampt allen andern vierfüssigen Thiern, so vngcspaltene Huff haben, vnd
>) Vgl. Allgomeine deutsclio Biographie Bd. XII, 352.
«) Nr. 82 8. -9.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 79
nicht wider kürffen, von wegen der zusammenfügung, Martis mit Saturn i in
dem letzen graden des Löwen, die auch dem gespaltenen Viech durch den
geulerden schein dest schedlicher ist.
Dessgleichen was kleinere Visch, vnd vor andern allen raub-Visch, auch
Krebs, werden diss jar, sich nicht wie zu gemeinen jaren vberflüssig erzeigen,
von wegen hefftiger feulung, vnd erstockung, so diss jar verursachen werden,
die gifftigen stinckenden Nebel, so die Scorpionische Finsternus verursachet,
Die wasser vergifften, doch mehr die stehenden, als Weyer vnd See als die
fliessenden, nicht on schaden alles Vischwercks durchauss, welche Nebel wie
sie vil schedlicher Miltaw gebern, wird diss jar, sonderlich zu vberschwelligen
ünzifer mehr gneigt sein als Rauppen, Kefer, Heuschrecken, vor welchem
plagen, vns Gott gnedig behüten wolle, vnd durchauss alle Obrigkeit mit
grossem ernst darob sein, das alles Geschmeiss so viel müglich bey rechter
zeyt hinweg geraumbt werden.**
In Hellmanns Kepertorium werden keine Praktiken Heidens genannt;
in unserer Sammlung befinden sich 8 Stück für die Jahre 1566 bis 1573,
sämmtlich bei Nikolaus Knorr in Nürnberg gedruckt.
29.
Practica | Durch Christophorum | Stathmion, oder Mass, Der
Ertz- I ney Doctorn, vnd Physicura | der zeyt zu Coburgk, mit !
fleyss gestellet, Auff | das Jar: !| M. D. LXVII. ,| Herren oder
Regenten dises Jars sindt: | Mars vnd Juppiter. 2 Holzschnitte.
Schbiss: Gedruckt zu Nürnberg, durch [ Valentin Newber. Zierleiste,
[1566.] 8 Bl. Sign, Aij^BHj,
Einem Herrn Hans von Hessberg gewidmet.
30.
Practica, oder Prognosti- | con, auff das M. D. LXVII.
Jar. I Nach regirung der Planeten, Aspecten, Finster- | niss vnd
anderen vmbstenden, be- | sonders fleiss gestellet. | Durch:
Andream Rosam, Suinphordianura, | der Artzeney Doctorera, vnd
des Jüngern | BurgrafiFen zu Meyssen etc. Physi- | cum, zu
Schlewitz. Dises Jars Herr vnd Regent | ist die Sonne neben
Venus. 2 Holzschnitte, Decreta Astrorura nemo praetoria ducat, \
Ponere fata Dens, tollere fata potest. Schluss: Gedruckt zu
Nürnberg, | durch Valentin | Newber. Zierleiste.
[1566,] 8 Bl. Sign, Aiij—Biij,
Der Fürstin Klara von Anhalt gewidmet. Der Verfasser verweist auf
seine, sonst nicht bekannte Praktik für das Jahr 1566.
Arthnr Itiohel
'P'!(pGmSTlCOK JSTlipLOGICyM.
Stuffbf« tf itrSfltm wtb anbew 5c^mf utt« bo* 'plowttm
9t» J<u»/VW '0*r (Btburt vrib (8naOnirdc))«n nr^nßlTwntwna
vn|cis oniflfli eA6(ttt vnbfrligmoditre/
Hunune ^uft/iw conßwgii /Imiumcrftofrtfp«,
O VOS OMNESQ.VI TRANSITIS AVDITB DOLOREM MEVM.
^ vnotenttcn mAi'cnm vnM11i]tt>cnuti'oini b« fi^l"^" i>nt> l^V<
»?iHnnt>cr3. M. D. LXVIi.
Schluss: Gedruckt zu Witteniberg, Durch | Peter Seitz. , 1 567.
16 Bl. Sign. Aij^lHij.
Hellmunn, Bcp. Kii. 444.
Victorin ScbiSnfelJ, geboren 1525 in Üniitzco, war Professor iler
Mathematik seit 1567 nnil der Medizin seit 1568 an der Univcrsitüt Marbur»;;
er starb am 13. Juni 1591. Ocorg Oäsins zählt ilin neben Schoner, Relnbold
Bh&ijcns n. a. zu den lierflhmtesten Astronomen seioer Zeit '. Schiinfcld gab
Astrologische Volksschriftcu der Aachener Stadtbibliolhek. 81
bis zu seinem Tode über 30 Jivhre lang Praktiken herAUS ^ In der vor-
liegenden berechnete er nach den verschiedenen astronomischen Tafeln den
Eintritt, das Mittel und Ende der Finsternisse für Marburger Breite und
fordert, um den Mängeln der vorhandenen Planetentafeln durch genaue
Beobachtung abzuhelfen, seine Leser auf, „zur zeit der Finsternis recht-
schaffene vnd eigentliche obseruationes anzustellen. Damit man endlich erfahre
welche tabulae oder Rechnung den augenscheinlichen obseruationibus am
nächsten zufallen.^
Dem Text geht ein Widmungsgedicht des Professors und gekrönten
Poeten Peter Paganus in Marburg voraus.
32.
PRactica Christiani | Heidens verordneten Mathemati- | ci
zu Nürmberg, Auff das M. D. LXVII. Jar. | Nach der heyligen
Geburt Jhesu Christi. | In gutem zu trewer warnung | geschrie-
ben. Regenten diss Jars, | Mars. Saturnus. Mercurius. 5 Holz-
schnitte: S Planeierthilder, eine Sonnen-, eine Mondfinsternisse Ge-
druckt zu Nürmberg, durch | Nicolaum Knorrn.
/i56*6\7 12 Bf. Sign, Aii—Ciij,
Heiden berichtet in dieser Schrift von verheerenden durch ausser-
gewöhnliche Niederschläge verursachten Ueberschwemmuugen im Jahre 1566.
33.
PRactica Christiani | Heidens verordneten Mathemati | ci
zu Nürmberg, Auff das M. D. LXVIII. Jar. | Allen guth^rtzigen
zu trewer warnung geschrieben. Regenten diss Jars. | Jupiter.
Mars. 2 Holzschnitte: Wer nicht kan die Warheyt leydn, | Der
sol all vnser Schriften meidn. | Dann wir durchauss, nur
Chribti ehr | Suchen, wie sichs befindt, nicht mehr. Gedruckt
zu Nürmberg, durch | Nicolaum Knorrn.
[1^7,] 14 BL Sign, Aij—D,
Diese Schrift beschäftigt sich fast nur mit den zu jener Zeit entbrannton
dogmatischen Streitigkeiten und zeigt, mit welcher Leidenschaft diese Känipte
auch in Nürnberg geführt wurden.
34.
PRactica Christia- | ni Heidens verordneten Mathe- | matici
zu Nürmberg, Auffs kürtzte aussgezogen, Auff das M. I). LXVIIII.
Jar, nacl» der | heiligen Geburt vnsers erlösers | Herrn Jesu
Christi, etc. ' Principal Regent diss Jars. Saturnus. Holz-
') Utiber sein Leben und seine Scliriftuu vgl. Allgomeiue deutäche Biugraphio
B«l. XXXII, 908.
6
83 Anhnr ßichel
schnitt. Gedruckt zu Nurmberg, '. durcli Nicolauni Knon-n. Sch/uss:
Ende dieser Practickcu.
[laUH.] 8 Bl. Sign. Aij—Bij.
35.
PROCNOSTICON
^tlioruttm / aug sMd^ wxst^txn
^('<^ / @<impt brauff ttfolsttm (i:rnnp(ln
g<j»9m/ auff« 3^ar m. d. lxix.
JStriniuiiuct incpnr anMr 3n4i<n i"
Philofoph« BC Mcdicini Do<ftorem , Phyficum dC Lt.
Äortm ordinarJum/&(r $ri(tr|?fll>( Srf^rfcf.
Schluss: Gedruckt zu Erifordt, durcli Oonra- | dum Dreher,
zum buiidteu Lawen | bcy Sanct Paul.
//a.N./ 16. lif. Sign. Mj—Dij.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 83
Diese den Herren Lndolph und Hans Christoph von GOtfordt (Qottfarth)
gewidmete Praktik erschien mit den dazu gehörigen Kalendern zugleich in
lateinischer Sprache. Eine am 26. Juli 1568 vom Verfasser beobachtete
Feuerkugel gibt ihm Veranlassung auf frühere Phänomene dieser Art zurück-
zukommen.' So sollen an den Tagen vor den Schlachten bei Pavia, 23. Februar
1525, und bei Mühlberg, 23. April 1547, solche Erscheinungen gesehen worden
sein. Aus einem alten in Beimen abgefassten Prognostiken citirt Hebenstreit
die Verse: „Weil M. D. LX. wird gezelt, — Pestilentz, Krieg, schreckt die
gantze Welt, — W. H. Franckreich leiden noth, — In Orient wird thewr
das Brodt, — Vnfried in Deutschland wird entstehn, — Die anheber ver-
lieren Land, Leut und Lehn, — So auch der Adel aus vbermuth — Auffrhur
anrieht, so kosts sein Blut, — Ein altes müdes weisses Boss — Wird kranck,
bekümpt ein tödtlichen stoss.'^ Letztere Prophezeihung bezieht er auf den
Tod des Herzogs Heinrich des Jüngern von Braunschweig (1568), der ein
weisses Ross im Wappen führte. Am Schluss der Praktik stehen lateinische
Gedichte von Job. Pecelius, G. Fabricius und J. Hebenstreit.
üeber den Drucker Konrad Dreher, der von 1560 ab zu Erfurt im Haus
zum bunten Löwen bei Sanct Paul druckte, vgl. Archiv für Geschichte des
deutschen Buchhandels Bd. X, 91.
36.
PRactica Christia | ni Heidens verordneten Mathe- | raatici
zu Nürnberg, AiifF das M. D. LXX. | Jahr, Nach der heiligen
Geburt vn- | sers Erlösers vnd Heilands | JHESV Christi, etc. 1 1
Regenten diss Jahrs. | Saturnus vnd Mars. 2 Holzschnitte. Ge-
druckt zu Nürniberg, | durch Nicolaum Knorrn.
[156iK] 12 Bi., das letzte her. Sign. Aij—Cij,
37.
Von dem Effect vnd war- | ckung, des Newen erschinen
Cometen, im 1569. Jar, den | achten Nouembris. Auch von der
bedeutung bayder Finsternuss des | Mons, so in disem 1570.
Jar geschehen, Mit allem fleiss | zu lieb vnd Ehren, Auch trewer
Warnung | beschriben worden. ' Durch. | Benedictum Wailerum
Mathe- | maticum. ' Den Edlen, Ehrnuestcn, Hochachtbarn, Er-
samen, Für- | sichtigen vnd Weisen Herrn, Burgermaister vnd
Rathe des | heyligen Römischen Reichs Statt Augspurg, Meinen
günstigen lieben | Herren. Holzschnitte: Der Komet umge/jen von
zwei Mondfinstemisseti,
O, 0. u, Ih\ 11570.J 4. Dl. 0. Sign.
38.
PRactica Christia | ni Heidens verordneten Mathe- | matici
zu Nürmberg, Auff das M. D. LXXI. | Jahr, Nach der heiligen
6*
84 Arthujr Richcl
Geburt vn- | sers Erlösers vnnd Heilands | Jhesu Christi, etc. ' i
Regenten diss Jahrs. | Mars. Holzschnitt. Gedruckt zu Nürm-
berg, durch | Nicolaum Knorrn.
[I570.J 8 BL Sign, Aij—B,
39.
Practica Teutsch, auff | das Jar nach vnsers Herrn vnd
Selig- I machers Jesu Christi Geburt, M. D. LXXI. | Nach er-
schaffung der Welt, | 5533. i; Gestelt zu Ehren: II Den Ehrn-
uesten, Er- | barn, Fürsichtigen vnd Weisen Herrn, | Burger-
meister vnd Rathe der Keyserlichen | vnd Löblichen Reichstadt
Roten- I bürg vff der Tauber, etc. i Durch ; M. Georgium
Coesiuni, | Rotenburgensem. i ; Regenten diss Jars. Jupiter,
Venus, MithelflFer | Satumus. I Gedruckt zu Nürmberg, Durch |
Valentin Fuhrman. Schluss: Gedruckt zu Nürmberg, Durch |
Valentin Fuhrman.
[1570.] 8 Bl. Sign. Aij—Biij.
Die über das Leben des Georg Cäsius oder Cösius verbreiteten Angaben
bedürfen nach den zahlreichen in seine Praktiken eingestreuten persönlichen
Bemerkungen der Richtigstellung. Cäsius war 1543 oder 1544*, nicht 1542,
wie Jöchcr u. a. behaupten, zu Rothenburg a. d. Tauber geboren. Denn nach
einer Notiz in seiner Praktik fürs Jahr 1582 (Nr. 54.) konnte er im Frühjahr
1553 noch keine Beobachtungen anstellen „weil er zur selben zeit noch nicht
gar 10 Jar alt gewesen**. In Rothenburg genoss er den Unterricht seines
Vorgängers, des magisters philosophiac und Rektors Abdias Wickner, eines
nicht unbedeutenden Mannes. Seine Studien vollendete er in den Jahren
1563—1565 zu Wittenberg; dort erwarb er sich astrologische Kenntninsc in
den Vorlesungen des Mathematikers Sebastian Theodorich aus Windsheim.
Seine theologische Laufbahn begann er in seiner Heimathstadt Rothenburg,
wo er bis 1573 als Diakon wirkte, dann bekleidete er dieselbe Stellung
einige Jahre in Ansbach; von 1578 bis 1580 war er Pfarrer zu Leuters-
hausen; seit 1581 bis zu seinem am 4. September 1604 erfolgten Tode lebte
er in gleicher Eigenschaft in Burgbernheim, zwischen Rothenburg und Winds-
heim gelegen. Cäsius Hess unermüdlich Jahr für Jahr bis in sein Alter ein
Prognostiken erscheinen; das älteste ist nach seinen eigenen Angaben für
das Jahr 1566 geschrieben; so bemerkt er 1580: „meine Prackticken diese
15. Jar vber, vom 66. biss auflf diss 81. fürbrachf* (Nr. 50.) und schon 1574
„wie ich dann nun in das 9 Jar Calender vnd Prognostica geschrieben'*. (Nr. 44.)
Die Notiz über eine Praktik zum Jahre 1561 *, die er etwa 17 Jahre alt ver-
>) Na<h OottingtT, Moniteur »loa Dntfs, S. 146 am 17. Mai l.'Oa
«) Hell mann, Rep. Sp. 71.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 85
fasst haben müsste, beruht daher wohl auf einer Verwechselung. Sein letztes,
von Hellmann erwähntes Prognostiken ist für das Jahr 1601 bestimmt. Cäsins
gesteht, dass er io der astrologischen Kunst nicht besonders bewandert sei
„dieweil er alters, der zeit vnd armut halben, auch durch mangel der Bücher
diss Studium Mathematices, wie auch andere Künsten vnd Sprachen besser
vnd vollkommener zu lernen vnd zu studieren verhindert worden**; er
täuscht sich selbst nicht über den Werth seiner Erzeugnisse und bittet die
Leser keinen allzu strengen Massstab an seine Prophezeihungen zu legen.
„Wir fehlen vnd jrren", schreibt er, „in geringem sachen, damit wir auch
teglich vmbgehn. Wie viel weniger ist es wunder, das wir hie in dieser
kuust nit allwegen zutreffen, da in erforschung der natur so viel zu bcdenckcn
ist, das auch die aller geiertesten nicht ergrunde'n mögen". Er gründet
seine Wetteranzeigen zum Theil auf frühere Erfahrungen, da er die meteoro-
logir»chen Vorgänge regelmässig aufzuzeichnen und die Witterungsnotizen
älterer Chroniken für seine Prognosen zu benutzen pflegte.
Mit seinem öfter citirten Kometenbüchlein meint er wohl den nach .Töcher *
von ihm zusammengestellten Katalog aller bis 1570 erschienenen Kometen.
40.
Practica Christiani | Heidens verordneten Mathematici | zu
Nürmberg, Auif das M. D. LXXII. | Jar, Nach der Heyligen
(lebnrt vnsers P>- | lösers vnd Heylands Jesu Christi, i I Regent
diss Jars. | Jupiter. Holzschnitt, Gedruckt zu Nürmberg, durch I
Nicülaum Knorrn.
[157LJ 10 BL Sign, Aij—C.
41.
PRactica, auif das Jar | nach Christi vnsers Heylands vnnd |
Seligmachers geburt, M. D. LXXII. gestel- | let, durch M. Hiero-
nimum Wilhelm Pfarr- | herren zu Winterohausen | zu Ehren. |
I)p]m Edlen vnd Wolgebornen Herren | Gottfriden, Herrn zu
Lympurgk, des Heyligen | Römischen Reichs Erbschencken vnd
semper | Frey etc. seinen gnedigen Herrn. | Regenten diss Jars. !
Jujyter vnd Venus. 2 Holzschnitte. Schluss: Gedruckt zu Nürm-
berg, durch I Valtin Fuhrman.
11571.J S Bt, Sign. AiJ—BiiJ.
42.
Practica Christiani | Heidens verordneten Mathematici zu
Nürmberg, Auff das M. D. LXXII I. | Jar, Nach der Heyligen
') AUgemeines Golchrttiu-Lex. Bd. I, 1!>44.
86 Arthur Richel
Geburt vnsers Er- | lösers vnd Heylands Jesu Christi. ' I Regent
diss Jar, Mars. 2 Holzschnitte: Mondfinstemiss und Planetenbild,
Gedruckt zu Nürmberg, durch | Nicolaum Knorrn.
[1572.] 12 Bl, Sign. Äij—Cij.
43.
Prognosticon Astrologicum, Oder | Practica Teutsch, Von
der I Witterung vnd andern geraeinen zufellen, des, | Nach Jesu
Christi vnsers Herrn vnd Seligmachers geburt. | M. D. LXXIIIL
Jars, nach erschaffung der weit 5536. | Auss warera grundt der
Astronomey mit fleyss vnd auff das | kurztst beschriben, vnd
gestelt, Zu ehren vnd wolgefallen. | Dem Ehrnuesten, Erbarn,
Fürsichtigen vnd wei | sen Herrn, Bürgermeistern vnd ^Rathe,
der Keyserlichen | vnd Löblichen Reichsstadt Rottenburg an der
Tauber: | Meinen günstigen vnd gebietenden Herrn. Durch I
M. Georgium Caesium Rotenburgensem. 2 Holzschnitte: Mer-
curius. Mars. Esaie 24. Das Land stehet jemerlich vnd ver-
derbt, der Erdboden nimbt ab | vnd verdirbt, die Höhesten im
land nemen ab. Der fluch frisset das Land, denn I sie Verschuldens
die drinnen wohnen, etc. Schltiss: Gedruckt zu Nürnberg, durch
Valentin Fuhr- | man auff S. Lorentzen Blatz.
[1573.] 10 BL Sign. Aij—C.
44.
Prognosticon Astrologicum, Oder | Practica Teutsch, Von
den I vier Zeiten vnd andern zufellen des, nach Jesu | Christi
vnsers HErrn geburt. M. D. LXXV. Jars, | Nach erschaffung
der Welt 5537. Auss warem grundt der Astro- | nomey mit fleiss
vnd auff das kürtzst beschrieben, vnd gestellt zu vnter- | the-
nigem gefallen vnd Glückseliger Regierung. | Dem Durchleuch-
tigen Hochgebornen Für I sten vnd Herrn, Herrn Georg Friderich
Marggraffen zu | Brandenburg, in Preussen, zu Stetin, Pomern,
der Cassuben vnd | Wenden, AuTih in Schlesien zu Jegerndoi-ff
vnd etc. Her- | tzogen, Burggraffen zu Nürnberg, vnd Fürsten
zu I Rügen: Meinem Gnedigen Fürsten vnd Herrn. Durch (Holz-
schnitt: Wappen.) M. Georgium Caesium Rotenburgensem. j Esa:
24. Das Landt stehet jemerlich vnd verderbt. Der | Erdboden
nimpt ab vnd verdirbt. Die Höhesten im Landt | nemen ab, Der
Fluch frisset das Landt, dann sie verschul- | deps die drinnen
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek. 87
wohnen. Schluss: Gedruckt zu Nürnberg, | Durch Valentin |
Fuhrman. Zierleiste,
[1574,] 14 BL Sign, Aij—D,
Hellmann, Eep. Sp. 71.
. 45.
Prognosticon Astrologicura, Oder | Practica Teutsch, Von
den I vier zelten vnd andern^ zufeilen des, nach Jesu | Christi
vnsers HERRN vnd Seligmachers geburt, | M. D. LXXVI. Jars,
Nach erschaflfung der Welt, 5538. | Auss warem grundt der
Astronomey mit fleiss vnd auif das kürtzte | beschrieben, vnd
gestellt zu^Gnedigem gefallen vnd | Glückseliger Regierung. II
Dem Durchleuchtigen, Hochgebornen Für- | sten vnd HeiTn,
Herrn Georgen Friderichen, Marggraffen zu Bran- | denburg,
zu Stetin, Pomern, der Cassuben vnd Wenden, Auch in Schle-
sien zu Jegerndorff, vnd etc. Hertzogen, Burggraflen zu Nürn-
berg, vnd Fürsten zu Rügen: Meinem Gne- | digen Fürsten vnd
Herrn. | Durch M. Georgium Caesium Rotenburgensem. Hoh-
schnitt: Wappen. Mars Regent diss Jars. Schluss: Gedruckt zu
Nürnberg, | Durch Valentin | Fuhrman.
fl575.J 14 BL Sign. Aij—D.
Hollmann, Rep. Sp. 71.
In der Einleitung zu dieser Praktik versucht der Verfasser die auf
Orund gewisser Bibelstellen von manchen aufgestellte Behauptung, dass die
Sterndeuterei schriftwidrig sei, zu widerlegen.
46.
Prognosticon Astrologicum, Oder ] Practica Teutsch, Von I
den vier Zeiten vnd andern zufeilen, des, nach | Jesu Christi
vnsers HERRN vnd Seligmachers Ge- | hurt, M. D. LXXVII.
Jars, Nach erschaffung der Welt, | 5539. Auss warem grundt
der Astronomey mit fleiss vnd auff das kürtzte | beschrieben,
vnd gestellt zu Gnedigem gefallen vnd | Glückseliger Regie-
rung. I Dem Durchleuchtigen, Hochgebornen Für- | sten vnd
Herrn, Herrn Georgen Friderichen, Marggraffen zu | Branden-
burg, zu Stetin, Pomern, der Cassuben vnd Wenden, Auch in
Schle- I sien zu Jegerndorff, vnd etc. Hertzogen, Burggraffen
zu Nürn- | berg, vnd Fürsten zu Rügen: Meinem Gne- | digen
Fürsten vnd Herrn. | Durch M. Georgium Caesium Rotenburgen-
sem. Holzschnitt: Wappen. Mars mit Saturno, Regent diss Jars.
88 Arthur Richel
Schluss: Gedruckt zu Nürnberg, durch | Valentin Fuhrmann.
Zierleiste)},
[1570,] 12 BL Sign. Äij—Ciij.
Hellmann, Rep. Sp. 71.
47.
PRACTICA I Auflf das M. D. | LXXVIII. | Jar. . 1 Gestellet
vnd gerechnet | Zu ehren dem Durchlauch- | tigen Hochgeboruen
Fürsten vnd Herrn, | Herrn Christiano, Hertzogen zu Sachssen,
Landgraifen in Düringen, vnd Marggraflfen | zu Meissen, Meinem
gnedigen Herrn. 1 1 Durch M. Joachim Heller, | Churfürstlichen
Sechsischen | Astronomum. 1 1 Zu Leipzig ,bey Nickel Nerlich .
Formschneider.
[1577.] 12 Bl. Sign, Aij-Ciij,
Hellmann, Rep. Sp. 188.
48.
PROGNOSTICVM ASTßOLOGICVM | Oder Practica
Teutsch, Von | den vier Zeitten, vnd andern zufellen, Auff
das Jar, nach vnsers Herrn vnd Seligmachers Jesu | Christi
geburt M. D. LXXIX. Nach erschaifung der Welt 5541. | Auss
A\'arem grund der Astronomey, mit fleiss vnd auffs ktirtzest auss
vnterthe- | nigen schuldigen gehorsam beschrieben vnd gestellt,
Zu ehren vnd | bester wolfahrt: | Dem Durchleuchtigen, Hochge-
bornen Fürsten vnd | Herrn, Herrn Georgen Friderichen, Marg-
graffen zu Branden- | bürg, in Preussen, zu Stetin, Pomern, der
('assuben vnd Wenden, auch in Schle- ] sien, zu Jegemdorff, vnd
etc. Hertzogen, Burggrafen zu Nürmberg, vnd | Fürst zu Rügen,
etc. Meinem gnedigsten Fürsten vnd Herrn. Durch (Holzschnitt:
Wappen.) M. Georgium Caesium Rotenburgensem, Pfarherr zu
Leutershausen. 1 \). vnd cf. Fames super vniversam terram inci-
piet. Schluss: Gedruckt zu Nürnberg, Durch Valentin Fuhrman.
[1578.] 12. Bl. Sign. AiJ—Cij.
Hellmann, Rep. Sp. 71.
In der 8 Seiten langen Einleitung: wendet sich Cäsius gegen eine im
Druck erschienene Schrift eiues geistlichen Doktors, der erklärt hatte, „Man
sol der Sternseher vnd Practickmachcr Weissagung müssig gehen, Dann es
sey ein Abgötterey, vnd solche Teufflische Prackticant^n, erraten es ohngefehr,
vnd liegen so jcramerlich, jhre Calender, Practicken vund deutung, sein so
voller lügen, das sie sich vor Gott, vnd allen fromen Leuten Schemen soltcn.**
Astrologische Volksschrifteii der Aachener Stadtbibliothek. 89
49.
Prognosticon Astrologicum, I Oder ] Teutsche Practica, Von
eleu vier Zeiten, Finsternussen vnd andern zu- | feilen, dises
nach Christi vnsers Herrn vnnd Seligma- | chers Geburt M. D.
LXXX. Jars, Nach Erschaffung der Welt, | 5542. Auss warem
grund der Astronoiney mit sonderm fleiss vnd auff | das kürtzst
bejschriben vnd gestellet, zu Glückseliger Regierung, i I Dem
Durchleuchtigen, Hochgebornen Für- | sten vnd Herrn, Herrn
Georgen Friderichen, Marggraflfen zu ] Brandenburg, inPreussen,
zu Stetin, Pomem, der Cassuben vnd Wenden, Auch in | Schle-
sien zu Jegerndorff, vnd etc. Hertzogen, Burggraffen zu Nürn- 1
berg, vnd Fürsten zu Rügen, etc. Meinem Gne- | digen Fürsten
vnd Herrn. , i Durch M. Georgium Caesium zu Leutershausen.
Ilohschnitt: Wappen, Mars. Finsternuss des Mons im Löwen, i
Gedruckt zu Nürnberg, durch Valentin Fuhrman.
[1579,] 12 BL Sign. Aij^Ciij.
Diese Praktik ist von Heihnann in seiner Schrift: Meteorologische Volks-
bücher, Berlin 1895, nach einem Exemplar beschrieben, bei dem Drucker- und
Ortsangabe fehlen. Im übrigen stimmt das dort wiedergegebene Titelblatt,
2 Druckfehler ausgenommen, mit dem unsrigen genau ttberein. Mit seiner
für den Oktober 1580 angekündigten Kometeuerscheinung hatte Cäsius mehr
Olück wie mit seinen ähnlichen Prophezcihungen für 1575 und 1576, da in
der That 1580 von Mitte Oktober bis Dezember ein Komet beobachtet wurde.
50.
PROGNOSTICX)N ASTROLOGICVxM | Oder Teutsche Prac-
tick, von den | vier Zeiten, Finsternussen vnd andern zufellen, |
dises nach Christi vnsers Herrn vnd Seligraaohers Geburt | M.
D. LXXXl. Jars, Nach Erschaffung der Welt 5548. Auss wa- |
rem grund der Astronomey, mit sonderm fleiss vnd auf das
kürtzst be- | schriben vnd gestelt, zu Gnedigem gefallen vnd '
glückseliger Regirung Dem Durchleuchtigen, Hochgeboimen
Für- I sten vnd Herrn, Herrn Georgen Friderichen, Marggraffeu I
ZU Brandenburg, in Preussen, zu Stetin, Pomem, der Cassuben
vnd I Wenden, Auch in Schlesien zu JägerndorfF, vnd etc. Her- I
tzogen, Burggraflfen zu Nürnberg, vnd Fürsten zu Rügen, Meinem
Gnedigen Fürsten | und Herrn: Durch (Ilolzschniit: Wappen.)
M. Georgium (Jaesium Rotenburgensem, jtzt zu Leutershausen.
Schluss: Gedruckt zu Nürnberg, durch Valen- ] tin Fuhrman.
[iryHO.J 16 Bl Sign. Aij—Diij.
90 Arthur Eichel
Hellmann, Rep. Sp. 71.
In der Vorrede gibt der Verfasser eine historische TJebcrslcht über alle
Freunde der Astrologie von Ptolemäus Philadelphus an und zählt die unter
seinen Zeitgenoscen hervorragenden Astronomen auf.
51.
[Practica Teutsch, auff das Jar 1581, gestellt durch M.
Georgium Mederum.]
[Nürnberg, Valentin Fuhrmann. 15S0.J 12 BL, dös letzte leer, Titel-
blatt fehlt. Sign. Aij—Ciij,
Hellmann, Rep. Sp. 326.
In der vorliegenden, einem Herrn Friedrich Albrecht von Hessberg
gewidmeten Schrift verweist der Verfasser, ein Astronom in Kitzingen, auf
seine Praktiken für die 3 letzten Jahre. Zu Regenten des Jahres 1581
bestimmt er die 3 obern Planeten.
52.
PROGNOSTICON | Oder Practica Teutsch, | Auflf die vier
Zeiteu vnd andere bedeutung der | Planeten, Finsternussen,
böser Aspecten vnd dergleichen, | AufF das Jar nach Jesu Christi
vnsers einigen Erlösers vnd | Heilands geburt 1582. Mit son-
dern fleiss warnungs | weis gestellt: Durch 1 1 M. Georgium
Mederum Francum, P. L. | Auff Polus höhe 49. grad 46. min. 1
Regirende Planeten diss Jars sind, I i Saturnus. Venus. Mars.
2 Holzschnitte: Saturn und Mars. Gedruckt zu Nürnberg, Durch '
Valentin Fuhrman.
flöSl.J 12. Bl. Sign. Aij-Ciij.
Hcllmanu, Rep. 8p. 326.
53.
Practica oder Progno- | sticon, nach der Geburt vnsers
Herrn vnd Hey- | lands Jesu Christi, dess M. D. LXXXII. Jars, I
Auff der Planeten Dignitet, widerwertige der Gestirn Aspect,
ver- , lauffene vnd gegenwertige Finsternussen, ergangene Wunder-
zey- I chen, viel gesehene Cometen. vnnd auff andere von Gott
erwiesene, I Zornszeychen, mit allem fleiss gestellt. Neben klarem
vnnd gründli- | chem Bericht, dass, vnd wie die Cometen, nicht
allein Gottes ernste | Straffe portendiren, vnd vns drowen. Son-
dern Selbsten mit | wircken, auss natürlichen vrsachen, vnd
gemey- | nen der Natur Exempeln j erwisen. I Durch I i Andream
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbihliothek. 91
Rosam von Schweinfurt, der Ar- | tzeney Doctorem, vnd der
Churftirstlichen | Statt Amberg jetzo Physicum. Holzschnitt:
Wappen. Gedruckt zu Nürnberg, durch Valentin I Newber, Wohn-
haflft im obern Wehr. 1 1 Cum Gratia & Priuil. Caes. Maiest.
[15S1.] 12 Bl Sign. Aij'-Ciij.
Hellmann, Rep. Sp. 414.
Auf der Rückseite des Titelblattes sind die Jahresregenten Venus und
Saturn abgebildet. Darunter stehen die Verse: „Der Venus Stern steht wol
vnd gut, — Aber Saturn jm einhält thut, — Noch herrschet mehr Venus,
vnd zwar — Neygen sie beyd, ein mittel Jar, — Das leydlich wirdt am
Wetter sein, — Von Früchten reich, vnd gut an Wein, — In frid vnd gsund
solchs zu erlebn, — Auss Gnaden, Gott, vns nur wöll gebn.** Die Praktik
ist dem Kurfürsten Ludwig VI. von der Pfalz gewidmet Der Verfasser
bemerkt, dass er 1574 über den 1572 erschienenen neuen Stern geschrieben habe.
• 54.
Practica | von den vier Zeiten, Fin- | sternussen, Cometen,
etc. vnd derselben bedeu- | tungen, Auff das Jar nach Christi
vnsers Herrn vnd Se- j ligmachers Geburt M. D. LXXXII.
Nach erschaffung der | Welt 5544. Auss warem grund der
Astronomey mit sonderm | fleiss vnd auff das ktirtzst beschriben,
vnd zu glück- | seliger Regierung dedicirt | Dem Durchleuch-
tigen, I Hochgebornen Fürsten vnd Herrn, Herrn | Georgen
Friderichen, MarggrafiFen zu Brandenburg, in Preus- | sen, zu
Stetin, Pomern, der Cassuben vnd Wenden, Auch in Schlesien
zu I Jegerndorff, vnd etc. Hertzogen, BurggrafiFen zu Nürnberg,
vnd I P^tirsten zu Rügen, Meinem Gnedigen Fürsten | vnd Herrn:
Durch (Holzschnitt: Wappen.) M. Georgiuni Caesium, Roten-
burgensem, jtzt zu Burckbernhaim. Schluss: Gedruckt zu Nürn-
berg, durch I Valentin Fuhrman.
fl5Sl.] 16 Bl. Sign. Aij-Diij.
Hcllmann, Rep. Sp. 71.
In dieser Schrift beschreibt der Verfasser den Kometen von 1580 sowie
einige von ihm beobachtete atmosphärische Erscheinungen.
55.
Feldtbaw | vnd Ander Theil des | Prognostici Astrologici,
In welchen kurtzer | vnd eigentlicher Bericht, Wie vnnd zu
welcher | zeit, das Fehlt in gegenwertigen Herbst bestel- | let,
Auch der Weitz vnnd Rocken, sampt an- | dern Früchten vnnd
92 Arthur Bicbel
Gewecbssen, recht | ausgeseet werden solle, j Dieses Jahrs. ] M.
D. LXXXn. Allen Hausvätern vnnd Aekersleu- ten, gethaner
zusage nach, Zur besondern nütz- [ liehen nachrichtung, auff
die grosse Practica, | weil es daselbst der leng halben, alles so
wol nicht I zuuormelden, nach dem Gewitter, sampt 1 rechten
Astronomischen vnd natür- j liehen vrsachen, mit fleis ge- | setzt
vnd beschrieben. Durch M. Tobiam Mollerum Crimnicensem.
Astronomum. ] Cum Gratia & Priuilegio. &c. Schluss: Gedruckt
zu Jhena, durch | Donat Kichtzenhan, ] Anno 1582.
16 Bl. Sign, Aij — Diij,
Tobias MüHer aus Krimmitzschau gebürtig, Astronom in Zwickau, steUt
iu obiger Schrift die Behauptung auf, dass die von ilim in 7 Klassen ein-
getheilten Feldfrüchte, wie nach der 3Ieiuung der Alchimisten die 7 Metalle,
vom Einflusä der Planeten abhängig seien und berechnet nach dem Stand der
Planeten die für das Säen der verschiedenen Getreidearten günstigsten Zeiten.
So empfiehlt er z. B. den Niederländern zum Weizensäen ,den 27. Augusti
zu Mittag vmb 10. Vhr, bis aufi 11. Vhr, vnd nachmittag zwo viertel stunden
nach 5. Vhr, bis auflF zwo viertel stunden nach 6. Vhr** und den Oberländern
„den 5 Septembris zu mittag >Tnb 11. vhr bis zu 12. vhr, vnnd den 6. Septembris
frtie eine viertel stunde vor acht vhr, bis auff 10. vhr, vnnd nach mittag eine
viertel stunde nach 3. vhr, bis zu vntergang der Sonnen". Wer diese Rath-
schläge befolgt, soU, „wofern anders der Acker auch nicht zu ganu mager
vnd vbel l>cschickt worden", auf eine reiche Ernte zu rechnen haben. Zwei
ähnliche Schriften Müllers, der auch j«ihrliche Praktiken herausgab, für 1583
und 1584 erwähnt Jücher' unter dem Titel: Winter- und Sommer-Feldbau,
ein Sackbüchlein auf die Garten-Gewächse und Sommer-Früchte gerichtet.
Der Drucker Donat Ritzenhavn war nach Grässe* 1564 bei Christ.
Rödinger in Jena als Gehilfe thätig.
Verzeichniss der Verfasser.
Ciisareus, Nikolaus, 14.
Cäsius, Georg, 39. 43. 44. 45. 46. 48. 49. 50. 54,
Esdra, 6.
Evssenmann, Simon, 1.
Fabricius, Georg, 27.
Flock, Erasmus, 13.
Gallianus, Konrad, 2.
Geldenhaucr, Gerhard, 4.
Geuss, Wolf, 26.
^) Allgemeines Gelehrten- Lex. Bil. III, 742.
»■ AUgemeine LiU'rärgeschichte Bd. V, 191.
Astrologische Volksschriften der Aachener Stadtbibliothek.
93
Gugler, Nikolaus, 21.
Hebenstreit, Johann, 9. 35.
Heiden, Christian, 28. 82. 33. 34. 36. 38. 40. 42.
Heller, Joachim, 7. 8. 10. 12. 15. 16. 17. 18. 20. 47.
Meder, Georg, 51. 52.
Müller, Tobias, 55.
Rosa, Andreas, 25. 30. 53.
Schönfeld, Viktorin, 31.
Severus, Paul, 19.
Stathraion (Mass), Christoph, 11. 22. 24. 29.
Virdung, Johann, 3.
Wailer, Benedikt, 37.
Wilhelm, Hieronymus, 41.
Winckler, Georg, 23.
Wolraar, Johann, 5.
Verzeichniss der Druckorte und Drucker.
Augsburg:
Dillingen :
Erfurt:
Matthäus Frauck 22.
Sebald Mayer [11.] 23.
Konrad Dreher 35.
Heidelberg: Michael Schirat 21.
Jena:
Köln:
Leipzig:
Nürnberg:
Donat Ritzenhayn 55.
Nikolaus Schreiber 20.
0. Dr. 1.
Nikolaus Nerlich 47.
Bernhard Fischer 19.
Valentin Fuhrmann 39. 41. 43. 44. 45. 46. 48. 49. 50. 51. 52. 54.
Valentin Geissler 15. 17. 18.
Valentin Geissler und Jeremias Portenbach 16.
Joachim Heller 7. 8. 10. 12.
Nikolaus Knorr 28. 82. 33. 34. 36. 38. 40. 42.
Georg Kreydla 14.
Valentin Neuber 13. 24. 25. 26. 27. 29. 30. 53.
Oppenheim: Johann Köbel 3.
Strassburg: Jakob Kammerlander 6.
Johann Schott 2.
Wittenberg: 0. Dr. 9.
Peter Seitz 31.
0. O. und Dr. 4. 5. 37.
Die Dante -Sammlmig
der Alfred von Bemnont'schen Bibliothek.
Von E. FroMm.
Auf dem Gebiete der Dante-Forschung hat Deutsehland in
un5*ereni Jahrhundert durch lange Zeit unstreitig eine führende
Stellung eingenommen. Man darf nur an die Namen Kanne-
giesser und Streckfuss, Kopisch und Braun, Paur und Francke,
Philalethes und Witte, Hettinger und Ruth erinnern, um die
Fülle dessen anzudeuten, was für die Erklärung und das
tiefere Verständniss des grossen italienischen Dichters von
deutscher Seite geleistet worden ist. Mit dem Dahinscheiden
des unvergesslichen Königs Johann und Karl Witte's, des hoch-
verdienten Präsidenten der deutschen Dante -Gesellschaft, ist
diese Führung seit den achtziger Jahren zum grossen Theil
wieder an Italien zurückgefallen; die deutsche Dante-Gesell-
schaft hat sich zwar noch nicht aufgelöst, sie hat aber seit dem
Erscheinen des vierten Bandes ihres Jahrbuches so gut wie
nichts mehr von sich hören lassen, und an die Zeiten der hoch-
gehenden Dante-Begeisterung in Deutschland erinnert eigentlich
nur noch die von dem königlichen Gelehrten in der Prinzlichen
Sekundogenitur-Bibliothek in Dresden begründete Dante-Samm-
lung, deren Bestand von etwa 800 Nummern im Jahre 1882
Julius Petzholdt in vortreflBicher Weise beschrieben hat*. Neuer-
dings hat man den Gedanken angeregt, die beinahe entschlafene
deutsche Dante -Gesellschaft zu neuem Leben zu erwecken;
Hermann Grauert und Franz Xaver Kraus haben im Historischen
Jahrbuch^ ihre Meinungen über die Möglichkeit und Zweck-
mässigkeit solcher Absichten ausgetauscht und dabei den Beweis
erbracht, dass das Dante-Studium bei uns doch noch nicht völlig
*) Catalogus bibliothecae Danteae Dresdeusis a Philalethc b. rege Joanne
Saxoniae conditac, auctae, relictae. Lipsiae 1882. VI, 126 S. S®.
») Bd. XVIII, München 1897, S. 58 ff. und 520 ff.
Die Dante-Sammlung der Alfred von Reumont'schen Bibliothek. 95
erloschen ist. Der Freiburger Kirchenhistoriker hat selbst ein
grosses Werk dem Abschluss genähert, welches bestimmt ist,
zu zeigen, dass Dante in der Geschichte und Literatur der christ-
lichen Völker eine ganz einzige und mit keiner andern zu ver-
gleichende Stellung einnimmt, dass er für seine Zeit eine grosse
und herrliche Mission hatte und dass diese Mission auch noch
für die Gegenwart gilt. Seit Jahren verfolgt Kraus auf das
genaueste die in- und ausländische Dante-Literatur, und in seinem
Freiburger Heim hat er eine Dante-Bibliothek von nicht gewöhn-
lichem Umfange und Werthe angesammelt.
Die auf den folgenden Blättern verzeichnete, 224 Nummern
umfassende Dante-Sammlung, welche aus dem Nachlasse Alfred
von Reumont's und als ein Theil von dessen Bticherschätzen an
die Aachener Stadtbibliothek übergegangen ist^, kann weder
mit der Dresdener noch wohl auch mit der Kraus'schen Samm-
lung in Vergleichung gesetzt werden ; gleichwohl ist sie in hohem
Masse beachtenswerth, und im Hinblick auf jene oben ange^
deuteten Bestrebungen, welche eine Wiederbelebung des Dante-
Studiums in Deutschland zum Ziele haben, wird ihre Beschrei-
bung daher vielleicht nicht unzeitgemäss erscheinen.
Reumont ist gegen Ende des Jahres 1829 in der bescheidenen
Stellung eines Hauslehrers nach Florenz, dem Geburtsorte Dante
Allighieri's, gekommen; hier war er bei der Einweihung des
Ehrendenkmals zugegen, welches am 24. März 1830 dem Dichter
in der Kirche S. Croce errichtet ward. Als 40 Jahre später
die Ausgabe der Divina Oommedia von Paolo Costa in seinen
Besitz kam, welche am Einweihungstage erschienen war, da
setzte er unter den bezüglichen Hinweis des Schlussblattes in
lebendiger Erinnerung an das Ereigniss die Worte: „Lo scrivente
trovossi presente a tale inaugurazione^. In Florenz lernte er
im September 1831 den um acht Jahre älteren Karl Witte
kennen, dem er in Freundschaft für das Leben verbunden ge-
blieben ist. Als den Kernpunkt in dem Wirken der beiden
Männer darf man die Vermittlerrolle bezeichnen, welche ihnen
zwischen zwei grossen Nationen zugefallen ist; Witte hat sie
auf anderem Gebiete wie Reumont übernommen, ihm war es
beschieden, die Riesengestalt Dante's mit grossem, klarem Blick
verstand niss voll und sicher zu durchdringen und uns mit unver-
') Vgl. oben S. 42 f.
96 E. Fromm
gleichlicUer Kenntniss der Sprache und echt dichterischer »\n-
eiTipfindung: wiederzugeben. Man wird vielleicht nicht fehlgehen,
wenn man Reumont's nie endendes Interesse an Italiens grösstem
Dichter auf den in Florenz geschlossenen Bund mit dem späteren
Führer der deutschen Dante-Forschung zurückleitet, wie dieser
andererseits die mannigfachsten Anregungen durch den ruhm-
vollen Erforscher italischer Geschichte erfahren hat. Als Witte
im Jahre 1869 den ersten Band seiner Dante -Forschungen
(vgl. Nr. 11) veröffentlichte, da hat er ihn Eeumont als „dem
einsichtigen und unermüdlichen Förderer seiner Studien ** ge-
widmet.
Einen ersten Beitrag zur Dante-Literatur hat Reumont selbst
im Jahre 1838 geliefert, indem er sich sogleich der wichtigsten
Frage der gesammten Dante-Forschung zuwandte; für das von
ihm herausgegebene Jahrbuch „Italia", welches Arbeiten von
A. Hagen, Kopisch, Heinrich Leo, v. Eumohr, Karl Witte, Geibel
u. A. enthielt, lieferte er einen Aufsatz unter dem Titel „Bea-
trice. Aus Dante's Jugendleben" ^ Im Jahre 1846 folgten die
„Dichtergräber. Ravenna, Arquä, Certaldo" ^ ein Werkchen,
welches auch in Italien nicht unbeachtet blieb; in einem die
Dante-Forschung der Deutschen seit dem Jahre 1767 beleuch-
tenden Artikel hat Pietro Mugna^ schon 1847 des Verfassers
in ehrender Weise gedacht: „Del nostro poeta", sagt er, „tratto
pure Alfredo Reumont, nome g\ä noto e caro all' Italia,
tanto benemerito delle nostre lettere in Germania,
in una bella operetta ,1 sepolcri di poeti', e sono Dante, Petrarca
e Boccaccio, glorioso triuravirato, in Ravenna, Arquä e Certaldo".
Mit Aufmerksamkeit hat Reumont weiterhin die neueren Er-
scheinungen der Dante-Literatur verfolgt, wie seine bibliogra-
phischen Arbeiten und Referate im „Archivio storico italiano***,
in der „Allgemeinen Preussischen Zeitung"-^, in seiner „Biblio-
grafia dei lavori pubblicati in Germania sulla Storia dTtalia***^,
') Jahrgang I, Berlin, A. Duncker, S. 65—103; ein zweiter Jahrgang
der „Italia" erschien 1840.
=») Berlin, A. Duncker. IV, 87 S. 8^
') Vgl. unten Nr. 4.
*) tom. III, Firenze 1846, Appendicc p. 424 f. u. tom. IX, 1854, Appen-
dice (vgl. Nr. 34).
*) Zur italienischen Literatur. I. Dante und Ariosto; II. Dante, Trecento
und Quattrocento: Berlin 1847, Nr. 26, 28, 29; 1848, Nr. 6 und 8.
•) Vgl. Nr. 7.
Die Dante-Sammlang der Alfred von Reumont'schen Bibliothek. Ö7
in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung"^ und in der „Litera-
rischen Rundschau*' beweisen. Drei selbständige Aufsätze hat
er dann noch im Jahrbuch der deutschen Dante-Gesellschaft
über „Dante's Exil", über „Dante's Familie" und über „Rom
in Dante's Zeit" geliefert^.
Zu den Koryphäen der Dante-Forschung hat Reumont zweifel-
los nicht gehört, und man darf daher nicht erwarten, dass der
Dante -Bestand seiner Bibliothek etwa an den Dante -Besitz
Witte's, der im Jahre 1850 bereits 106 Ausgaben der Divina
Commedia gesammelt hatte (vgl. unten Nr. 76) irgendwie heran-
reiche. Aber er hat mit Sorgfalt alles gesammelt, was ihm
an kleinen Schriften aus dem weiten Kreise der in Literatur,
Kunst* und Diplomatie hervorragenden Männer, mit denen er in
freundschaftliche Berührung treten konnte, zugegangen ist, und
gerade diese kleineren Schriften, die zahlreichen Gelegenheits-
schriften, welche meist nur in wenigen Exemplaren gedruckt
worden sind, die Ausschnitte aus Journalen und Zeitungen (wie
Nr. 4, 44, 166, 200, 209), welche kaum noch sonst irgendwo
sich erhalten haben dürften, verleihen seiner Sammlung ihren
eigenthüralichen Werth. Man wird in ihr vielerlei finden, was
selbst in Petzholdt's Catalogus der Dresdener Sammlung vom
Jahre 1882 nicht aufgeführt ist, und sogar einige Schriftchen,
welche Scartazzini's bewunderungswürdige Arbeit über die
deutsche Dante-Literatur (Nr. 8) unerwähnt lässt.
Um die Bedeutung der hier beschriebenen Sammlung zu
kennzeichnen hebe ich nur einige Nummern besonders hervor:
unter den bibliographischen Werken begegnet man an erster
Stelle der jetzt äusserst selten gewordenen „Bibliografia Dantesca"
von Colomb de Batines, unter den Ausgaben und Uebersetzungen
der Göttlichen Komödie der berühmten fünfbändigen Lombardi-
Ausgabe (Nr. 79), der Londoner Miniatur-Ausgabe vom Jahre
1823 (Nr. 80) ^ der Ausgabe von Foscolo (Nr. 86), der Quart-
Ausgabe Witte's von 1862 in ihrem prächtigen Originaleinband
(Nr. 91), Scartazzini's vierbändiger Ausgabe (Nr. 93), dann den
Uebersetzungen von Kopisch (Nr. 96 und 109), Witte (Nr. 100,
^) 1866, Heilage, Nr. 145 und 146.
») Bd. I, S. 37Ö— 83; II, S. 331-53; III, S. 369-422.
') Das kleinste Buch der Sammlung von nur H,j cm Höhe und 4,; cm
Breite; die Turiner Quart-Aunpibe von 1886 (Nr. 95) dacrei^cn 36 cm hoch
und 27 cm breit.
7
Ö8 E. Fromm
101 und 106), Kannegiesser (Nr. 105), und Philale thes (Nr. 102).
Das Exemplar der letzteren ist Reumont von dem königlichen
Autor gewidmet; das Vorsatzblatt trägt von der Hand des Königs
die Worte: „dem tiefen Kenner Italiens von dem Verfasser^.
Aus der Reihe der Erläuterungsschriften zur Divina Comme-
dia seien erwähnt: Cancellieri's Osservazioni (Nr. 118) von 1814,
welche Batines bereits als selten und schwer auffindbar bezeichnet;
die Abhandlung „del comento su la D. C* appellato Pottirao"
(Nr. 131) von Batines, mit handschriftlichen Zusätzen des Ver-
fassers; die Abhandlung von Audin de Rians (Nr. 136) mit hand-
schriftlichen Bemerkungen von Batines; Jacobus Dantis „Chiose
alla Cantica delP Inferno", hrsgb. von Lord Vernon (Nr. 164),
nur in 100 Exemplaren gedruckt; Witte's „Correzioni al teste
delle Opere Minori" und „Nuova Centuria" von 1853 und 1854,
welche nur in 50 und 150 Exemplaren gedruckt worden sind,
und schliesslich Witte's „observationes" vom Jahre 1855, die
nur in 25 Exemplaren zur Ausgabe gelangten.
Was die Titelaufnahmen angeht, so sind dieselben unter
Heranziehung der nöthigen und erreichbaren bibliographischen
Hülfsmittel erfolgt; alle Zusätze zum eigentlichen Titel, wie
ergänzte Verfassernamen, Vornamen u. s. w. sind in eckige
Klammern gesetzt, die Schriftgattung des Originals ist bei-
behalten. In den den einzelnen Titeln beigefügten Bemerkungen
beziehen sich die Verweise „Batines" und „Scartazzini" auf die
Bibliografia Dantesca (vgl. Nr. 1) und auf „Dante in Ger-
mania" (vgl. Nr. 8); die Bemerkungen suchen ausserdem über
den Inhalt der Schriften überall da genauer zu orientiren, wo
der Titel das nicht in ausreichender Weise thut, und besonders
beachtenswerthe Publikationen als solche in aller Kürze zu
kennzeichnen. Der systematischen Titelfolge ist ein alphabe-
tisches Namenverzeichniss zur Erleichterung der Benutzung des
Kataloges beigefügt.
Die verzeichneten Schriften bilden als „ Dante-Sammlung **
eine besondere Abtheilung der von Reumont'schen Bibliothek in
der hier gegebenen Nummernfolge; als Signatur ist überall:
V. R. D. S. zu ergänzen, bei den in Sammelbänden enthaltenen
Schriften, wie Reumont solche unter dem Titel „Miscellanea
Dantesca** mit grosser Sorgfalt zusammengestellt hat, ist ausser-
dem am Schluss der Beschreibung jedesmal die Nummer des
Bandes in Klammern (M. D. I — VII) hinzugefügt.
Die Dante-Sammlung der Alfred von Renmont*schen Bibliothek. 99
Die von Reumont'sche Bibliothek ist neben der Dautzen-
berg'schen Schenkung unstreitig der werthvollste Bestandtheil
der Aachener Stadtbibliothek. Es wird vielleicht möglich wer-
den, späterhin einen Gesammtkatalog ihrer auserlesenen Bestände
zur italienischen Geschichte im Allgemeinen und zur Geschichte
Toskanas im Besonderen der Oeffentlichkeit zu übergeben; in
dieser Festschrift war es eine Ehrenpflicht, wenigstens in etwa
den Reichthum dessen anzudeuten, was der hochherzige Geber
seiner Vaterstadt als Geschenk hinterlassen hat. Möge zunächst
die deutsche Dante-Forschung aus dem Hinweis auf die hier für
sie vorhandene Literatur einigen Nutzen ziehen.
A. Allgemeines.
I. Bibliographiaches.
1. (Batines. 1845—46.) — Bibliografia Dantesca ossia Cata-
logo delle edizioni, traduzioni, codici manoscritti e comenti della
Divina Commedia e delle opere minori di Dante, seguito dalla
Serie de' biografi di lui, compilata dal sig. Visconte Colomb
de Batines. Traduzione italiana fatta sul manoscritto francese
deir autore. . . . Tomo I — II. Prato tipografia Aldina editrice.
1845—46. Vm, 769 u. IX, 388 S., 1 Bl. 8».
Bd. U schliesst mit den Worten : „Finito di stampare nella industriosa
cittä di Prato, il di XXX di Agosto delP anno MDCCCXXXXVm. A spese
della tipografia Aldina." — Das berühmte und bis heute noch immer be-
deutendste, mit grösster Sorgfalt bearbeitete bibüographische Dante- Werk
ist unvollendet geblieben; es umfasst nur die Handschriften, Ausgaben und
Erklärungen der Divina Commedia. Es ist jetzt äusserst selten,
nahezu unauffindbar geworden [vgl. Scartazzini, Dante (Geistcshelden.
Eine Sammlung von Biographieen. Hrsgb. von A. Bettelheim. Bd. XXI),
Berlin 1896, S. 230 und Witte, Dante-Forschungen. Bd. I, S. 231 ff.]
2. (Petzholdt. 1844.) — Catalogus Bibliothecae Danteae
edidit Julius Petzholdt. . . . (A. u. d. T.: Catalogi biblio-
thecae secundi generis principalis Dresdensis speciraen sextum
Joanni serenissimo Duci Saxoniae . . . oflfert Julius Petzholdt.)
Dresdae, sumptu editoris typis expressit B. G. Teubner. 1844.
IV, 16 S. 8«.
Scartazzini II, 67 u. 129. — (M. D. II.)
3. (Petzholdt. 1855.) — Catalogus Bibliothecae Danteae
edidit Julius Petzholdt. Nova editio. (A. u. d. T.: Catalogi
bibliothecae secundi generis principalis Dresdensis specimen nonum
Joanni potentissirao regi Saxoniae . . . rite pie grate oflFert . . .
Julius Petzholdt.) Dresdae, Rud. Kuntze. 1855. VI, 56 S. 8^
Scartazzini II, 67 u. 130. — (M. D. IV.)
4. (Mngna. 1847.) — Pietro Mugna, Dante in Germania.
Abdruck aus: „Cafffe Pedrocchi" anno II, Padova, tip. Crescini,
1847, Nr. 40. 1 Bl. fol.
Würdigt mit Begeisterung die Danteforschung der Deutschen seit der
Bachenschwanz'schen üebersetzung vom J. 1767. — (M. D. V.)
5; (Witte. 1856.) — Karl Witte, Deutsche Dante-Studien
im Jahre 1855. (Blätter für literarische Unterhaltung, Leipzig,
Brockhaus, 1856, Nr. 2 vom 10. Januar, S. 29—32.)
Wieder abgedruckt in W.'s Dante-Forschungen Bd. I, S. 213 f. —
Scartazzini II, 109 u. 138. — (M. D. V.)
6. (Witte. 1856.) — Italienische üebersetzung von Witte's
Artikel „Deutsche Dante-Studien im Jahre 1855" in den Blättern
für literarische Unterhaltung 1856, Nr. 2 vom 10. Januar.
(Ausschnitt aus: ;,Lo Spettatore** anno II, Firenze 1856, Nr. 18
vom 4. Mai, S. 209—211.)
(M. D. V.)
7. (Renmont. 1863.) — Bibliografia dei lavori pubblicati in
Germania suUa storia d'Italia di Alfrede Reumont d'Aquis-
grana, dottore di filosofia e di legge, accademico corrispondente
della Crusca, delle regle accademie delle scienze di Berlino,
Brusselles, Monaco, Torino. Berlino, Ridolfo Decker. 1863.
IX S., 1 Bl. 467 S. 8«.
Enthält S. 41—43 eine ücbersicht über die hauptsächlichsten in Deutsch-
land veröffentlichten Dante*Arbeiten. — Vgl. Scartazzini I, 125 u. II,
73 u. 132.
8. (Scartazzini. 1881 — 83.) — Dante in Germania. Storia
letteraria e bibliografia Dantesca alemanna per G[iovanni]
A[ndrea] Scartazzini. Parte prima: Storia critica della
letteratura Dantesca alemanna dal secolo XIV sino ai nostri
giorni. — Parte secunda: Bibliografia Dantesca alfabetica e
sistematica. Napoli-Milano-Pisa, ülrico Hoepli. 1881—83. 1 Bl.,
312 S. u. 360 S. gr. 8«.
Enthält eine nahezu erschöpfende üebersicht über die gesammte deutsche
Dante-Literatur. In der „Bibliografia alfabetica" des 2. Bandes sind den
Autorennamen biographische Notizen hinzugefügt; im Anhang (Bd. 11, 267 f.)
findet man eine Abhandlung „Di alcuni punti controversi risguardanti la
vita e le opere di Dante Alighieri".
Die Dante-Sammlang der Alfred von Reumon tischen Bibliothek. 101
9. (Witte. 1881.) — Karl Witte, Anzeige von Scar-
tazzini's „Dante in Germania. Partei." (Separatabdruck aus
dem Literaturblatt für germanische und romanische Philologie,
Heilbronn 1881, Nr. 12, S. 444—48.) 1 Bl. 4».
Scartazzini H, 112 u. 140. — (M. D. VII.)
n. Sammelwerke.
10. (Jahrbuch. 1867 — 77.) — Jahrbuch der Deutschen
Dante-Gesellschaft. Bd. I. Mit einer lithographirten Tafel. —
Bd. IL Mit Dante's Bildniss nach einer alten Handzeichnuug.
— Bd. III. Mit einer photographischen Tafel (Ausstellung von
Dante's wiederaufgefundenen Gebeinen in der Kapelle Braccio-
forte zu Ravenna am 24. Juni 1865) und einem Plan von Rom.
[Bd. I — in herausgegeben von Karl Witte.] — Bd. IV. Im Auf-
trage des Vorstandes herausgegeben durch J[ohann] A[ndreas]
Scartazzini. Leipzig, F. A. Brockhaus. .1867, 1869, 1871 und
1877. 2 Bl, 410 S. mit 1 Tafel; VIII, 446 S, mit 1 Tafel;
1 Bl., 545 S. mit 2 Tafeln u. IX S., 1 Bl., 676 S. 8^
Vgl. Scartazzini II, 120 ff., wo der Inhalt der Bände im Einzelnen
angegeben ist.
11. (Witte. 1869—79.) — Dante-Forschungen. Altes und
Neues von Karl Witte. [Erster Band.] Mit Dante's Bildniss
nach Giotto, nach dem 1840 wiederentdeckten Frescobilde im
Palazzo del Bargello (Pretorio), bevor dasselbe 1841 übermalt
ward, in Kupfer gestochen von Julius Thaeter. Halle, Verlag
von G. Emil Barthel. 1869. XVI, 511 S. mit 1 Tafel. 8«. —
Zweiter Band. Mit Dante's Bildniss nach einer alten Hand-
zeichnung und dem Plan von Florenz zu Ende des 13. Jahr-
hunderts. Heilbronn, Verlag von Gebr. Henninger. 1879. X,
604 S., 1 Bl. mit 2 Tafeln. 8«
Scartazzini II. 110 u. 124 ff.
12. (Gnbematis. 1883.) — Carteggio Dantesco del Duca
di Sermoneta con Giambattista Giuliani, Carlo Witte, Alessandro
Torri ed altri insigni Dantofili con ricordo biografico di Angelo
de Gubernatis. Milano, Ulrico Hoepli. 1883. 179 S., 1 Bl. 8«.
S. 118/19 ein Brief Reumont*s an Michelangelo Oaetani Duca die Scrrao-
neta, vom 11. September 1852.
13. ( — . 1865.) — Lavori su Dante pubblicati a cura del
Municipio di Perugia in occasione delle feste celebrate in Firenze
nel sesto centenario dalla nascita delP altissimo poeta. Perugia,
Stabilimento tipografico-litograflco in San Severe. 1805. 46 S. 8".
102 E. Fromm
Enthält: „Yarianti alla prima cantica della Diyina Commedia^ (nach
den Codices der Biblioteca Comunale in Perugia sec. XIV u. XV; Ygh
Bat in es 11, S. 212 f., Nr. 397—99) und Due sonetti che il codice Perugino
attribuisce a Dante Alighieri dati nuovamente in luce ed illustrati dal Prof.
Adamo Bossi.
ni. Vermischtes.
14. (Centofanti. 1857.) — Di un Plagiario maraviglioso.
(Estratto dallo Spettatore, Anno III, Nr. 18.) Firenze, Tipografia
di Federigo Bencini. 1857. 15 S. 8^
Verf. ist Silvestro Centofanti (vgl. Petzholdt, Catalogus bibliothecae
Danteae Dresdensis, Lipsiae 1882, S. 28); die Schrift richtet sich gegen
ProudnikofTs „Elucubrazione intomo alP Opera Dantesca" (Petersburg 1856),
welche aus älteren Arbeiten Centofanti's zusammengesetzt ist. (Bat in es I,
457 Nr. 361.) — (M. D. VI.)
15. (Witte. 1864.) — „Zum Dante- Jubiläum." Sonderab-
druck eines von Karl Witte verfassten Aufrufes aus der
Beilage zu Nr. 154 der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom
2. Juni 1864. 2 S. 8«.
Kegt die Gründung einer Dante-Bibliothek, einer Dante-Zeitschrift und
eine kritische Ausgabe der kleineren Schriften Dante's an. — Fehlt bei
Scartazzini IL — (M. D. VII.)
16. ( — . 1864.) — Consiglio provinciale di Firenze. Atti
del comitato promotore della Esposizione Dantesca. Firenze,
coi tipi di M. Cellini e C. 1864. 24 S. 8°.
(M. D. VI.)
17. (Bonaini. 1865.) — Esposizione Dantesca in Firenze.
Maggio MDCCCLXV. Cataloghi. I. Codici e documenti. II.
Edizioni. III. Oggetti d'arte. [Hrsgb. von Francesco Bonaini.]
Firenze, tipografia dei Successori Le Monnier. 1865. 1 Bl.,
112 S., 70 S. und 36 S. 8^
18. (Boehmer. 1867.) — Generalversammlung der deutschen
Dantegesellschaft. 1867. Bericht von Ed. Boehmer in Halle, o.
0. u. Dr. 2 S. 4«.
(M. D. V.)
"^ 19. (— . 1867.) — Bericht über die Thätigkeit der Deutschen
Dante-Gesellschaft. Februar 1867. Leipzig, Druck von F. A,
Brockhaus. 4 S. 8 «.
(M. D. V.)
Die Dante-Sammlang der Alfred von lieumont 'scheu Bibliothek. 103
B. Besonderes.
I. Schriften über Zeitalter, Leben und Werke Dante's.
1. Historisches und Kritisches.
20. (Villani. 1823.) — Cronica di Giovanni Viliani a
miglior lezione ridotta coli' aiuto de' testi a penna. Tom. I —
VIII. Firenze, per il Magheri. 1823. XXVIII, 318 S., 1 Bl.
mit Villani's Bildniss nach F. Montier gest. von Lasinio ; 406 S.,
1 El.; 222 S., 1 BL; 372 S., 1 BL; 312 S.; 285 S., 1 BL; 288
S., 1 Bl. u. CXXXni, 130 S. 8^.
Im neunten Buch ist das 136. Kapitel (Tomo IV, 128 ff.) Dante ge-
widmet: „Chi fu il poeta Dante Alighieri di Firenze".
21. (Galletti. 1847.) ^ Philippi Villani liber de civitatis
Florentiae faraosis civibus ex codice Mediceo Laurentiaoo nunc
primum editus et de Florentinorum litteratura principes fere
synchroni scriptores denuo in lucem prodeunt cura, ut studio
Gustavi Camilli Galletti Florentini J, C. Florentiae, Joannes
Mazzoni excudebat. 1847. VIII, 268 S. u. 76 S., 2 BL 4«.
Villani, de vita et moribus Dantis: S. 8—13; enthält ausserdem S.
43-51: „Le vite di Dante e del Petrarca scritte da Lionardo Bruno"
und S. 58 ff.: „Dantis, Petrarchae ac Boccaccii vitae ab Jannotio Manetto
scriptae." Angehängt ist mit neuer Seitenzählung: Francisci Bocchii
elogiorum quibus viri doctissirai nati Florentiae dccorantur, quae libris duobus
primum Florentiae ann. 1609. 1607. prodierunt, editio altera emendatior
(Florentiae 1844) (Tgl. „Dantes" S. 44—50).
22, (Lnngo. 1879.) — Dino Corapagni e la sua cronica
per Isidoro Del Lungo. JVolume I, parte 1. 2. — Volume
II, contenente il testo della Cronica riveduto sui manoscritti e
commentato. Col facsimile del manoscritto del secolo XV. —
Volume III; contenente gli indici storico e filologico a tutta
Topera e il testo della Cronica secondo il codice Laurenziano
Ashburnhamiano. Firenze, successori Le Monnier. 1879 — 1887.
VIII, 1245 S. u. LXXXVI S., 1 BL; XXXV, 643 und XIX,
217 S., 1 BL 8^
23. (Hillebrand. 1862.) — Dino (Jompagni, ötude histori-
que et litt^raire sur Tepoque de Dante par Karl Hillebrand . . .
Paris, A. Durand. 1862. XVI, 439 S. 8^
Scartazzini 11, 44 u. 150 f.
104 E. Fromm
24. (Grion. 1871.) — La cronaca Dino Compagni opera
di Antonfrftncesco Doni dimostrata per Giusto Grion. Verona,
H. F. Munster (M. Nussbaum), Tanno XI del regno d'Italia
coi tipi di Antonio Rossi. 60 S., 1 BL 8^
, 25. (ScheflFer-Boichorst. 1874.) — Florentiner Studien von
Paul Scheffer-Boichorst. Leipzig, S. Hirzel. 1874. IX,
270 S. 8«.
Behandelt S. 45—210: „Die Chronik des Dino Compagni eine Fälschung" ;
vgl. Scftrtazzini II, S. 81.
^. (Hegel. 1875.) — Die Chronik des Dino Compagni.
Versuch einer Rettung von C[ari] Hegel, . . . Leipzig, S. Hirzel.
1875. VIII, 112 S. 8«.
27. (Scheffer-Boichorst. 1877.) — 3um 2)tno:^©trcit. 5Bon
5ßaul ©d^cffcr^Soid^orft. (®cparat^2t6brucf au§; bcr §iftorifc^cn ^t\U
fc^rift. 18770 8 S. 8«.
28. (Scheffer-Boichorst. 1883.) — P. Scheffer-Boichorst,
Noch einmal Dino Compagni. Erster Artikel. (Sonderabdruck aus
der Zeitschrift für romanische Philologie VII, Halle 1883.) S.
66—93. 8^
29. (Pelli. 1823.) — Memorie per servire alla vita di Dante
Alighieri ed alla storia della sua famiglia, raccolte da Giuseppe
Pelli patrizio Fiorentino. Seconda edizione notabilmente accre-
sciuta. Firenze, presso Guglielmo Piatti. 1823. 1 Bl., 218 S.,
1 BL, mit einer genealogischen Tafel. 8^
Zwei dazu gehörige Kupfertafeln (vgl. Petzhold t,Catalogus bibl. Danteae
Dresdensis, 1882. S. 28) fehlen in unserra Exemplar.
30. (Balbo. 1839.) — Vita di Dante scritta da Cesare
Balbo. Volume I. [Dante in patria«^; Volume II. [Dante in esilio.]
Torino, presso Giuseppe Pomba e C. 1839. 302 S., 1 Bl. u.
383 S., 8 S., 1 Bl. 8«.
„Das ausgezeichnet geschriebene Buch hat jahrzehntelang die Haupt-
quelle der Dante-Biographen gebildet.** — Vol. II, S. 363—83 als Anhang:
„Canti I. e IL dell' Inferno con un commento critico." - Petzholdt, Cata-
logus bibl. Danteae Dresdensis, Lipsiae 1882, gibt als Zahl der Seiten für
Bd. 1 u. 2 unrichtig 370 und 492 S. an; oder ist 1839 noch eine zweite
Ausgabe erschienen?
31. (Artand de Moiitor. 1841.) — Histoire de Dante Alig-
hieri, par M. le Chevalier [Alex. Fr.] Artaud de Montor, . . .
Paris, librairie d'Adrien Le Clerc et Cie. 1841. 1 Bl., VI, 635 S.,
1 Bl. mit 5 Tafeln. 8^
Die Dante-Sammlung der Alfred von Reumont'schen Bibliothek. 105
Tafel I: Dante^s Bildniss (Raphael d'ürbin piux., M. F. Dien sculp.);
Taf. V: Dante*s Bildniss „d^aprös le Masque en terre cuite monU & Ravenne
le joar de la mort de Dante, et eonserv^ dans lo Palais dcl Nero ä Florence",
darunter die Wappen der Alighieri, Portinari und Bardi.
32. (Fraticelli. 1861.) — Storia della Vita dl Dante Alighieri
compilata da Pietro Fraticelli sui documenti in parte raccolti
da Giuseppe' Pelli, in parte inediti. Volume unico. Firenze, G.
Barbara, editore. 1861. VII, 371 S. 8».
Pelli's „Memorie per servire alla vita di Dante" etc. erschienen in
2. Ausgabe im J. 1823 in Florenz (vgl. die kommentirte Ausgabe der Divina
l'ommedia von Scartazzini vol. IV, 1890, S. 13 u. oben Nr. 28).
33. (Wegele. 1879.) — Dante Alighieri's Leben und Werke.
Im Zusammenhange dargestellt von Dr. Franz X. Wegele, . . .
Dritte theilweise veränderte und vermehrte Auflage. Mit einer
Abbildung des Dante-Denkmals zu Florenz. Jena, Verlag von
Gustav Fischer (vormals Fr. Mauke). 1879. XIV, 629 S., 8".
Scartazzini II, 103 f. u. 165 f.
34. (Witte. 1853.) — Karl Witte, Besprechung von Franz
X. Wegele „Dante's Leben und Werke. Culturgeschichtlich
dargestellt" (Jena 1852). (Blätter für literarische Unterhaltung,
Leipzig, Brockhaus, 1853, Nr. 23 vom 4. Juni, S. 529—36.)
Fehlt bei Scartazzini IL — Wieder abgedruckt in W.*s Dante-
Forschungen Bd. I, S. 72 ff. — (M. D. V.)
35.'[Reumoiit/1854.] — Dante'sLeben und Werke. Cultur-
geschichtlich dargestellt von Franz X. Wegele. (Vita ed opere
di Dante, nella loro connessione colla Storia deir incivilimento.)
Jena, 1852, pag. VlII e 462 in fol. Angezeigt von: Alfredo
Reumont. (Estr. dair Appendice all' Arch. Stör. Ital., Vol. IX.)
Firenze, Tipografia Galileiana di M. Cellini e C. 1854, 7 S. 8^
(M. D. III u. VI.)
36. (Fabroni.- 1800.) — Elogj di Dante Alighieri, di Angelo
Poliziano, di Lodovico Ariosto e di Torquato Tasso. [Di Angelo
Fabroni.] Parma, dalla stamperia reale. 1800. 2 Bl., 379 S.,
1 Bl. 8«.
S. 3--78: Elogio di Dante; 79-92: Lettera di Tommaso Puccini,
neUa quäle si considora Üante e il Poema di lui dal solo aspetto lettrrarlo. -
Vgl. Batines I, S. 379, Nr. 95 u. S. 446 f., Nr. 322.
37. (Troya/ 1826.) — Del Veltro allegoric(» di Dante . . .
[del conte Troya di NapoliJ. Firenze, presso Giuseppe Molini
106 E. Fromm
air insegna di Dante. 1826. (4), 216 S. mit dem Bildniss des
Uguccione della Faggiola, in Kupfer gest. von Paolo Lasinio. 8^
S. 201—216: „Appendice tratta da un autichissimo codiee Mediceo, il
qnale appartiene oggi alla Biblioteca Laarenziana segnuto col num. YIII
nel Baneo XXIX. — „II sig. conte Troya, uno de' piü valorosi storici viventi
d'Italia, ö forse il primo che pensasse a studiare la Div. Com. col lurae
della storia. La sua opera che 6 delle migliori scritte su Dante, contiene
preziosi documenti, ed 6 molto importante per la storia della vita e delle
opere di Dante e massimamente del suo secolo" : Batines I, S. 534; vgl.
auch S. 480, Nr. 424.
38. (Missirini. 1830.) — Delle Memorie di Dante in Firenze
e della gratidudine de' Fiorentini verso il divino poeta commen-
tario di Melchior Missirini. Firenze, tipografla all' insegna
di Dante. 1830. 1 Bl., 46 S. 4^.
Erschienen bei Gelegenheit der Errichtung des Ehrendenkmals Dante*s
in der Kirche S. Croce in Florenz.
39. (Centofanti. 1838.) — Un preludio al Corso di Lezioni
SU Dante Alighieri. . .^ Verfasser nach dem WidmungsbUtU: Sil-
vestro Centofanti. Firenze, coi tipi della Galileiana. 1838.
LXX S., 1 El., 50 S. 1 Bl. 8».
S. 1 — 50 enthalten: „Stanze su Dante Alighieri giä. scritte in occasionc
del monumento inalzato in S. Croce a questo grande italiano" und „A Vittore
Hugo Ode"; vgl. Batines I, S. 400 ff., Nr. 202. — (M. D. III.)
40. (Perticari. 1838.) — Opere del Conte Giulio Perti-
cari di Savignano, patrizio Pesarese. Volume I. II. Bologna,
tipografla Guidi all' Ancora. 1838/39«. XXIV, 44 S., 1 Bl. u.
VI S., 1 Bl., 500 S., 1 Bl. 8«.
Vol. I enthält S. 35—158 die Abhandlung „Degli scrittori del trecento
e de' loro imitatori"; in dieser finden sich die folgenden auf Dante bezüg-
lichen Kapitel: S. 38—40, Della opinione di Dante intoruo gli scrittori del
300; S. 46—48, Quali Dante intendesse per Vocaboli Plebei; S. 77—82, Come
Dante non istimö perfezionata la lingua del suo secolo, e com* egli stesso
coUc parole de' suoi libri risponda a molte false opinioni de' posteri. —
Ferner enthält Vol. I, S. 161—425 die 8chrift „Dell' araor patrio di Dante
e del suo libro intorno il volgare eloquio. Apologia" (Thl. 11, S. 195 f.
mit der besonderen Ueberschrift : „Della difesa di Dante, in cui si dichiarano
le origiui e la storia della lingua comune italiana"); S. 425-442: „Appendice
di osservazioni critiche suU' Apologia di Dante del Conte G. Perticari" von
L. C. Ferruzzi. — Vgl. Batines I, S. 447 f., Nr. 326.
41. (Ozanam. 1839.) — 2)autc et la Philosophie catholique
au treizifeme sifecle; par A.-F. Ozanam. . . . 5J5ariö, Deb6court,
libraire-^diteur. 1839. 1 Bl., 411 S. 8^
Die Dante-Sammlung der Alfred von Reumont'schen Bibliothek. 107
Batines 1, S. 513 f., Nr. 538; über die 1858 erschienene deutsche
Uebersetzung vgl. Scartazzini 11, S. 231 f.
42. (Rocco. 1843.) — Dante cuoco ec. ec. Bizzarria raedico-
legale di Emmanuele Rocco socio di nessuna accademia.
Napoli, tipografia deli' Aquila di V. Puzziello. 1843. 14 S.
1 Bl. 8^
,Si legge un estratto di queste scritto nel Salvator Rosa di Napoli,
n. 32 dcl 1844**: Batines I, S. 567, Nr. 715. — „In csso egli dimostra chi-
aramente, ma ironicamentc, quante cose insulse si potrebbero dire interno
a Dante, quando si ha la smania d'interpetrare il suo poema come certi
dotti fauno": Bat ine s in dem unter Nr. 43 aufgeführten Zeitungsausschnitt.
— (M. D. III.)
43. (Vernon. 1847.) — Dantis Alighieri legatio pro Fran-
cischino Malaspina ad ineundam pacem cum Antonio Episcopo
Lunensi et constitutio pacis ann. MCCCVI, denuo recognita et
iterum in-lucem edita consilio et sumptibus G. J. Bar. Vernon.
[Extract. ex tabulario pub. civitatis Serazanensis, serie 342, tit.
3. instniment. Notarii pub. Parentis Stupii.] Pisis, ex officina
Nistriana. 1847. XH S. 4«. .
44. (Batines. 1848?) — Dante Allighieri. Giuocatore di
Scaccbi. Unterzeichnet: Colomb de Batines. [Ausschnitt aus
einer italienischen Zeitung vom J. 1848 oder 1849.]
B. behandelt Dante als Schachspieler im Anschluss an eine Notiz,
welche sich in dem in Bologna 1677 erschienenen „Museo Cospiani di Bo-
logna, descritto da Lorenzo Legati, Cremonese** findet. — (M. D. V.)
45. (Litta. 1850.) — Famiglie celebri Italiane di Pompeo
Litta. Fase. LXIX: Alighieri di. Firenze, famiglia estinta nel
1558. Milano, dalla tipografia del Dottore Giulio Ferrario. 1850.
1 Tafel gr. fol., enthaltend die genealogisch-heraldischen Notizen.
Vgl. Petzholdt, Catalogus bibliothecae Danteae Dresdensis, Lipsiae
1882, S. 24 f.
46. (Torri. 1852.) — La grafia del casato di Dante Allig-
hieri rivendicata alla legittima originaria lezione contra Tuso
erroneamente invalso. Lettera al cav. Davide Bertolotti . . .
Edizione II con appendice delP autore dott. Alessandro Torri
. , . {A. u. d. T.: Nuova serie di Aneddoti Danteschi raccolti
e compilati dal dottore Alessandro Torri in continuazione a
quella pubblicata da Monsig. Canonico Gian-Jacopo March. Dio-
nisi dal 1785 al 1806. Aneddoto I.) In Pisa, tipografia Pros-
peri. 1852. VII, 31 S., 1 Bl. 8«.
(M. D. IIL)
108 E. Fromm
47. (Andin de Riaiis. 1853.) — Del casato e dell' arme
(li Dante esercitazione filologica di S. L. G. E. Audin de Rians
. . . Firenze, tipografia di Toramaso Baracchi. 1853. 16 S. u.
IV S. mit 5 Abbildungen. 8«.
(M. D. III.)
48. (Fabricatore. 1856.) — Del Veltro allegorico de' Ghi-
bellini con altre scritture intorno alla Divina Commedia di Dante.
[Pubbl. da Brnto Fabricatore.] In Napoli, dalla stamperia
del Vaglio. 1856. VIII, 452 S., 2 Bl. S^
Enthält: a) S. 3-110: Del Veltro allegorico del Ghibellini [Verf.:
Carlo Troya, zuerst veröffentlicht im „Progresso di Napoli** 1882, H, S.
258—321; vgl. Batines I, S. 534]; b) S. 113-93: De' dae Veltri dl Dante
Alighieri e de' suoi affetti verso lo Scaligero discorso; c) S. 197 — 224: Dell'
anno in cui pubblicossi la Cantica dell' Inferno e della cronologia in generale
della Div. Com. discorso (zuerst veröffentlicht 1845; vgl. Batines I, S. 534
am Schluss); d) S. 227—50: Della lettera di frate Ilario del Corvo; e) S.
253—59: D'alcune pretensioni d'essere del Sangue Latino ricordate da Dante,
discorso [Verf. von b— e: C. Troya]; f) S. 265— 380: Docomentl con appen-
dice; g) S. 385—407: Vita inedita di Uguccione della Faggiuola scritta dall'
Ab. D. Silvano Eazzi Camaldolese tratta da un manoscritto autografo
della Magliabechiana proveniente dal Convento degli Angeli di Firenze per
le eure di Giuseppe Canestrini; g) S. 411—30: De' presenti studii Dan-
teschi in Italia e particolarmente intorno ai dubbii mossi da aicuni suU'
autenticitä della lettera di Frate Ilario del Corvo, discorso di Saverio
Baldacchini, pubbl. la prima volta nel Museo di scienze e di letteratura
in Agosto dell' anno 1840; h) S. 433—43: Della dottrina che si asconde
neir ottavo e nono canto dell' Inferno della Divina Commedia . . . esposi-
zione nuova di Michelangelo Caetani Duca di Sermoneta.
49. (Witte. 1861.) — Viro perillustri Ludovico Pernice
philosophiae et juris utriusque doctori . . . octavum laureae docto-
ralis lustrura faustis auspiciis condituin gratulatur Carolus
Witte . . . Inest: De Bartolo a Saxoferrato, Dantis Alligherii
Studioso, commentatiuncula. Halis Saxonum, typis expr. Heyne-
manni. IV. ante id. Februar. 1861. 12 S. 8^
Nur in 60 Exemplaren gedruckt; wieder abgedruckt in W.'s Dante-
Forschungen I, 461 ff. — Scartazzini 11, 109 u. 125. — (M. D. IV.)
50. (Witte. 1861.) — :Santc unb btc ttalicntfd)cn fragen. 6in
äJortrag üon tarl SBtttc gehalten im SWära 1861. ^allc, K* (S. SR.
Pfeffer. 1861. 47 S. 8<>.
Scartazzini II, S. 109 u. 125. — Abgedruckt auch in W.'s Dante-
Forschungen (vgl. Nr. 11.) Bd. n, S. 237—73; Nachtrag dazu ebenda S,
581—95. — iM. D. IV.)
l)ie l)ante-Sammlung der Alfred von fteumont'sehen Bibliothek. 109
51. (Branchi. 1865.) — Sopra alcune particolaritä della
vita di Dante. Lettere di Eugenio Branchi a Pietro Fraticelli
seguite da un documento inedito delP anno 1301. Firenze,
tipografla all' insegna di S. Antonino. 1865. 48 S., 1 Bl. Index. 8^
Inhalt der Briefe: I. Sulla lettera di fratre Ilario del Corvo a ügucci-
one della Faggiuola; IL Snl vero Morello Malaspina ospite e amico di Dante;
m. ültime parole sul vero Morello Malasjfina ospite e amico di Dante. —
(M. D. IV.)
52. (Capponi. 1865.) — II Popolo di Toscana a tempo di
Dante. Cenni di Gino Capponi. [Sonderabdrnck aus: Dante e
il suo Secolo XIV Maggio MDCCCLXV, Firenze, Cellini e Co.,
1865, Vol. I, S. 435—442.] 8 S. 4«
(M. D. V.)
53. (Passerini. Milanesi. 1865.) — Del ritratto di Dante
Alighieri che si vuole dipinto da Giotto nella Cappella del Po-
testä di Firenze. Memoria presentata al Ministro della Pubblica
istruzione in risposta alle opposizioni fatte al Rapporto intorno
al piü autentico ritratto di Dante, unterzeichnet auf S. 24:
Luigi Passerini. Gaetano Milanesi relatore. Firenze, coi
tipi di M. Cellini e C. 1865. 24 S. 80.
Ueber das Giotto-Bildniss vgl. Scartazzini, D.-Handbuch S. 264. —
(M. ü. IV.)
54. (Passerini. 1865.) — Della Famiglia di Dante. Unter-
zeichnet (S. 32): Luigi Passerini. o. 0., Dr. u. J. 32 S.
[S. 1 — 4: 2 Tafeln mit der Aufschrift „Albero della famiglia
Alighieri«.] 4^
Sonderabdrack aus: Dante e il suo Secolo XIV Maggio MDCCCLXV,
Firenze 1865/66, vol. I, S. 53 ff.
55. (Centofanti. 1866.) — Dante autore e maestro alla
Italia della sua nazionale letteratura. Discorso detto da Sil-
vestro Centofanti il di XXVI maggio MDCCCLXV nella
tomata solenne dell' accademia della Crusca a onore deir Alig-
hieri. (Estratto dall' Opera monumentale „Dante e il suo secolo**,
Firenze.) Firenze, tip. Galileiana di M. ('ellini e Co. 1866.
8 S. 4^
Abdruck aus Bd. 2 der genannten Publikation, S. 934 f. — (M. D. V.)
56. (Ginliani. 1872.) — Dante e il vivente linguaggio
Toscano. Discorso di Giambattista Giuliani, letto neir
adunanza solenne della R. Accademia della Crusca il 15 di
setterabre 1872. Firenze, Stamperia Reale. 1872. 27 S. 4^
110 E. I*romm
57. (Sforza. 1873.) — Dante e i Pisani. Sludi storici di
Giovanni Sforza. Seconda edizione accresciuta dall' autore.
Pisa, co' torchi di Angelo Valenti. 1873. (6), 182 S. einschl. 3
Holzsclinitttafeln, mit dem Bildniss des ügolino Gherardesca in
Holzschnitt auf besonderer Tafel. 8^.
58. (Ancona. 1874.) — I Precursori di Dante per Ales-
sandro d'Ancona. Lettura fatta al Circolo filologico di Fi-
renze il 18 maggio 1874. In Firenze, G. C. Sansoni, editore.
1874. 114 S. 8^
59. (Lungo. 1874.) — Un documento Dantesco deir ar-
chivio Mediceo. (Estratto dall' Archivio Storico Italiano serie
terza, tomo XIX, dispensa I. Firenze, coi tipi di M. Cellini e
C, 1874.) Unterzeichnet: Isidore Del Lungo. 6 S., 1 Bl. 8<^.
Vgl. Scarlazzini, D.-Handbuch S. 165 f., 170. — (M. D. VI.)
60. (La Mantia. 1879.) — L'etä maggiore in Firenze ai
tempi di Dante. Unterzeichnet: Vito La Mantia, Palermo, 22
luglio 1879. (Ausschnitt aus der Zeitschrift „La Legge, Moni-
tore giudiziario", anno XIX, Roma 1879, Nr. 36, S. 283—84. 4^.)
(M. D. VII.)
' 61. (Hartwig. 1880.) — Eine Chronik von Florenz zu den
Jahren MCCC— MCCCXIII nach der Handschrift der Biblioteca
Nazionale [Cl. XXV. Nr. 19] zu Florenz zum ersten Male
herausgegeben [von Otto Hartwig], Halle, Druck von E.
Karras. 1880. 30 S'., 1 Bl. 8^.
S. 1/2, Vorsatzblatt: „Eine Florentiner Chronik zur Zeit Dante'»;
3/4, Widmung: „Herrn Carl Witte zum 80. Geburtstage . . . überreicht am
1. Juli 1880 von A. Boretius, A. Dochow, E. Erdmann, H. Fitting, 0. Hart-
wig, M. Kahler, H. Knoblauch, G. Kramer, G. Lastig, E. Meier, A. Pemice,
H. Ulrici;" 5/6, Vorrede von 0. Hartwig. — Scartazzini 11, 40 u. 150.
62. (Witte. 1880.) — Die älteste italienische Lyrik und
ihr Verhält niss zu Dante. (Rodolfo Renier: La Vita Nuova e
la Fiammetta. Torino 1879. Loescher.) Von Karl Witte.
(Magazin für die Literatur des Auslandes. Hrsg. von Ed. Engel.
Leipzig 1880, Nr. 48, S. 671—75 u. Nr. 49, S. 688—90.)
Scartazzini II, 111 u. 139. — (M. D. VII.)
63. (Witte. 1880.) — Neue und neu festgestellte Daten
zu Dante's Lebensgeschichte. Von Karl Witte. (Beilage zur
Allgemeinen Zeitung, Augsburg 1880, Nr. 15 u. 16, S. 209—10
u. 227—28.)
Scartazzini II, 111 u. 168. - (»f. D. VII.)
Die Dante-Sammliing der Alfred von Reuinont'schen Bibliothek. 111
64. (Lungo. 1881.) — Deir esilio di Dante, discorso com-
memorativo del 27 gennaio 1302 letto al circolo filologico di
Firenze il 27 gennaio 1881 da Isidoro Del Lungo. Con docu-
menti. Firenze, Successori Le Monnier. 1881. 210 S. 8*^.
65. (Witte. 1881.) — War Dante adeliger Herkunft? Von
Karl Witte. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Augsburg
1881, Nr. 140—42 vom 20.— 22. Mai, S. 2949/51, 2066/67 u.
2082/84.)
Kritischer Bericht über Scartazzini's „Abhandlungen über Dante"
(Frankfurt a. M. 1880). — Scartazzini II, 112 u. 168. — (M. D. VII.)
66. (Lungo. 1882.) — La Gente nuova in Firenze ai tempi
di Dante. Studio storico di Isidoro del Lungo. (Estratto
dalla Rassegna Nazionale.) Firenze, üffizio della Rassegna Nazio-
nale. 1882. 47 S. 8^.
67. (SchefFer-Boichorst. 1882.) — Aus Dantes Verbannung.
Literarhistorische Studien von Paul Scheffer-Boichorst.
Strassburg, Verlag von Karl J. Trübner. 1882. VIII, 254 S. 8^
Inhalt: I. Die letzten Jahre des Dichters; II. Die Abfassungszeit der
Monarchie; III. Der Brief an Cangrande delia Scala; IV. Eine Frage der
Echtheit und der Chronologie; V. Boccaccios Vita di Dante; VI. Der Brief
des Bruders Hilarius. — Vgl. Scartazzini II, S. 161 f. u. 263 f.
2. Poetisches.
68. ( — . 1840.) — Per un Accademico Convegno a Gargonza
neir Aretino in memoria delP Alighieri ottave. Capolago, cantone
Ticino, tipografia e libreria Elvetica. 1840. 27 S. 8^
(M. D. VI.)
69. (Bon Brenzoni. 1854.) — Dante e Beatrice. J (VxeW.
A. Mrs. Mary Somerville. Canti due di Caterina Bon Brenzoni
di Verona. Seconda edizione illustrata dal Professore Eugenio
Rezza. In Casale, dalla Tipografia Corrado diretta da G. Scrivano.
1854. 106 S. 8^
Ausser zwei einleitenden Abband hiujj^cn Rezza's und den im Titel ge-
nannten Gedichten entbftlt die Scbrift S. 95 ff. c^ine poetische „Epistola sulla
lingua Italiana*' von Carlo Maria Nay.
70. (Raab. 1865.) — (?in aJUiitag. Ein Gedicht zur Feier
des sechshundertsten Geburtstages Dante's von Franz Raab.
Triest, F. H. Schimpffs Buchhandlung. 1865. 23 S. 8».
Scartazzini II, 71 und 171. (M. D. VI.)
IIÖ E. Fromm
71. (Pucci. 1868.) — In lode di Dante. Capitolo e sonetto
di Antonio Pucci poeta del secolo decimoquarto. Pisa, dalla
tipografia Nistri. 1868. XV, 16 S., 1 Bl. 8^
Herausgegeben von Alessandro d'Ancona „per nozze Bongi-RanalH
XV Gennajo 1868". — (M. D. IV.)
II. Dante's Werke.
1. Allgemeines. Bibliographisches.
72. (Fanfani. 1874.) — Studj ed osservazioni di Pietro
Fanfan i sopra il testo delle Opere di Dante. Firenze, tipo-
grafia cooperativa. 1874. XV, 356 S. 8«.
73. (Schlosser. 1824.) — Ueber Dante. Von 6[^riftop^]
5[ricbri(^] Sc^Ioffcr. . . . Aus den Heidelberger Jahrbüchern der
Literatur besonders abgedruckt. Heidelberg, Druck und Verlag
von August Osswald's Universitäts-Buchhandlung. 1824. 36
S. 8«.
Die Schrift enthält eine Anzeige der Fr. von Oeynhansen'schen Ueher-
setzung der Vita nuova (Leipzig 1824) und der K. Streckfuss'schen Ueber-
setznng und Erläuterung der Hölle (Halle 1824); vgl. Scartazzini 11, S. 85
und 238, wo als Druckjahr fälschlich 1825 angegeben ist. — (M. D. III.)
74. (Witte. 1833.) — Karl Witte, Besprechung von Ca-
vazzoni Pederzini's Ausgabe vom Convivio (Modena 1831), der
von dem Buchhändler Nobili veranstalteten Ausgabe der Vita
nova (Pesäro 1829) und der Torri 'sehen Ausgabe des „L'Ottimo
commento della divina commedia** (Pisa 1827). (Jahrbücher
für wissenschaftliche Kritik. Jahrg. 1833, Bd. I, Nr. 91—93,
S. 727—42.)
Fehlt bei Scartazzini Bd. II unter den Wittc'schen Arbeiten. —
(M. D. V.)
75. (Renmont. 187G.) — A. v. Keumont, Besprechung von
Scartazzini's Ausgabe der Divina Commedia, Leipzig, Brock-
liaus 1874/75, vol. I und II und von Witte's Ausgabe der Vita
Nuova, Leipzig, Brockhaus, 1876. (Literarische Kundschau, red.
von J. Köhler, Aachen 1876, Nr. 4, S. 131 — 138.)
Scartazzini II, 73 und 182. - (M. D. VII.)
2. Göttliche Komödie,
a) Bibliographisches.
76. (Witte. 1850.) — p:dizioni della Divina Commedia di
Dante Allighieri (testo italiano), possedute da Carlo Witte,
Die Dante-Sammlung der Alfred von Renmon tischen Bibliothek. 113
profess. di leggi all' universitä di Halle (Prussia). [Halle], Druck
von Ed. Heynemann. 1850. 4 S. 8^ n
Verzeichnet 106 Ausgaben aus der Zeit von 1477 bis 1849. Im J. 1847
besass W. erst 87 Ausgaben; über den Sammeleifer des berühmten Dante-
forschers findet sich eine interessante Stelle in dem unter Nr. 4 citirten
Artikel von Mugna: „il dott. C. Witte ... ha nella sua scelta e preziosa
libreria non meno di 87 edizioni differenti della divina commedia; e ad nn mio
amicOf da me raccomandatogli, disse con gioia e quasi con entusiasmo, mostran-
dogli quei suoi tesori danteschi: il giorno che le saran cento, sarä per me
di gran festa e come un gran giubileo". — (M. D. IV.)
77. (Fnlin. 1865.) — I Codici Veneti della Divina Commedia
descrittl da Rinaldo Fulin . . . Venezia, P. Naratovich. 1865.
229 S., 1 Bl. 8«.
78. (Witte. 1854.) — Karl Witte, Vier neue Ausgaben von
Dante's „Divina commedia **. (Blätter für literarische Unter-
haltung, Leipzig, Brockhaus, 1854 Nr. 48 vom 30. November,
S. 878—81.)
Wieder abgedruckt, mit einem Zusatz, in W.'s Dante-Forschungen Bd. I,
S. 183 f. — Scartazzini II, 108, 138 u. 182 f. — (M. D. V.)
b) Ausgaben.
(Mit und ohne Erläuterungen.)
79. (Lombardi. 1822.) — La Divina Commedia di Dante
Alighieri col comento del P. Baldassarre Lombardi M. C. ora
nuovamente arricchito di molte illustrazioni edite ed inedite.
Vol. I — V. In Padova, della tipografla della Minerva. 1822.
XXXIV S., 1 BI., 747 S. mit 1 Tafel; 799 S. mit 1 Tafel;
845 S. mit 1 Tafel; 2 Bl., 430 S. und XII, 574 S. mit Dante's
Bildniss. 8«.
Herausgeber sind: Giuseppe Oampi, Fortunato Federici und
Giuseppe Maffei. — Vol. IV mit dem besonderen Titel: „II Rimario della
Divina Commedia di Dante Alighieri. L*Indice delle voci del poema citate
dalla Crusca e quello de' nomi proprj e dclle cose notabili". — Vol. V mit
dem Titel: „La Biografia di Dante Alighieri, varie illustrazioni della Divina
(.'ommedia ed il catalogo deUe edizioni**. -- Eine ausführliche Beschreibung
der berühmten Ausgabe findet man bei Batines I, S. 153—156.
80. ( — . 1823.) — La Divina Commedia di Dante Alighieri
. . . Londra, presso C. Corrall; a spese di G. Pickering. 1828.
1 Bl., S. 1—191, 1 Bl. (Titel wie oben mit dem Zusatz „Tomo
secundo" und der Jahreszahl 1822), S. 193—374. kl. 8^.
8
114 E. fromm
Mit dem Bildniss Dante's nach Morghen gestochen von R. Grave und
mit gestochenem Vortitel (ebenfalls mit der Jahreszahl 1822). Die zierliche,
mit mikroskopisch kleinen Typen gedruckte Ausgabe bildet den' Theil einer
unter dem Titel„ Miniature classics** erschienenen Sammlung. — VgL Bat Ines
I, S. 156 f.
81. (Costa. 1830.) — La Divina Commedia di Dante Alig-
hieri con note bi $ßaoIo ßofta, da lui per questa edizione
nuovamente riviste ed emendate. Firenze, tipografia all' insegna
di Dante. 1830. 1 Bl., 888 S., 2 Bl. kl. 8^
Mit gestochenem Vortitel und einem Stahlstich (Scene Inf. V, 136),
nach Franc. Pieraccini gestochen von Marco Zignani. Auf dem
Schiassblatt Dante^s Bildniss mit der Unterschrift: „Pabblicato il di 24 marzo
1830, giorno della solenne inaugurazione del mausoleo inalzato a Dante nella
Chiesa di S. Croce in Firenze"; darunter von Reumont's Hand die Worte:
„Bonna sul Beno, 24. Marzo 1870. Lo scrivente trovossi presente a tale
inaugurazione**. — Vgl. Batines I, S. 173 f.
82. (Borghi. 1833.) — La Divina Commedia di Dante
Alighieri con nuovi argomenti e annotazioni di G.[iuseppe]
B.[orghi]. Firenze, tipografia Borghi e Oompagni. 1833. 255 S.
mit Dante's Bildniss (E. Cateni dis., Lasinio figlio ine.) und
gestochenem Vortitel (mit Vignette: F. Nenci inv. e dis., M.
Zignani ine). 8^.
Bildet einen Theil des ersten Bandes der „Biblioteca portatile del
Viaggiatore**, der ausser Dante noch Petrarca, Ariosto und Tasso enthält,
und ist ein Neudruck der 1828 erschienenen Ausgabe. Der Vortitel des
Neudruckes trägt die Jahreszahl 1832. — Vgl. Batines I, S. 170 f. u. 178 f.
83. (Niccolini. Capponi. 1837.) — La Divina Commedia
ridotta a miglior lezione coli' aiuto di vari testi a penna da
Gio. Batista Niccolini, Gino Capponi, Giuseppe Borghi
e Fruttuoso Becchi. Vol. I — II. Firenze, Feiice Le Monnier
e Compagni. 1837. 1 Bl, 600 S., 1 Bl. u. 1 Bl. XXVIII,
298 S. u. 3 Bl. mit Dante's Bildniss (Del Bene dis., P. Viviani
ine). 8^.
Vol. II, S. I— XXVIII: Prefazione e avvertiraenti di Fruttuoso Becchi.
— Batines L, S. 183 f.
84. (Tommaseo. 1837.) — La Commedia di Dante AUig-
hieri col comento di N[iccolö] Tommaseo. Volume I — ^III.
Venezia, co' tipi del Gondoliere. 1837. 272, 265 u. 256 S. 8«.
Batin-es I, S. 182 f.
85. Venturi. 1837.) — La Divina Commedia di Dante
Alighieri col comento del P. Pompeo Venturi. Nuova edizione
Die Dante-Sammlung der Alfred von Keumont^schen Bibliothek. 115
a miglior lezione ridotta, ed arricchita d'inedite postille del dottor
Giovanni Lami e di P. J. FraticeJli. Volume I — III.
Firenze, presso Giuseppe Formigii. 1837. XL, 432 S.; 432 u.
448 S., 1 Bl. mit Dante's Bildniss u. 3 Plänen, kl. 8^
Vol. I, S. m— IX Vorrede von Pietro Fraticelli; S. X— XL: „Della
prima e principale allegoria del poema di Dante discorso,*' von demselben;
S. 1—5: Prefazione del P. Pompeo Ventnri air edizione di Lucca del 1732;
S. 7—24: Vita di Dante scritta da Leonardo Aretino. — Vgl. Batines
T, S. 18 1 f.
86. (Foscolo. 1842.) — La Commedia di Dante AUighieri
illustrata da Ugo Foscolo . . . Torao I — IV. Londra, Pietro
Rolandi. 1842—43. XXX S., 1 Bl., 467 S.; 395 S.; 560 und
418 S. 8^
Mit den folgenden Illustrationen: Tom. I, mit dem Bildniss Ugo Fos-
eolo's (H. Robinson scalp.), dem Kirchhof zu Ohiswick und einem Facsimile
der Handschrift Foscolo^s; tom. II, mit Dante's Bildniss in Stahlstich und
einem Plan des Inferno; tom. III, mit Dantc^s Bildniss „air etä, di 25 anni,
dipinto da Giotto verso il 1290 nella Cappella del Potest4 a Firenze, scopcrto
il 21 luglio 1840" und zwei Plänen des Purgatorio und Paradiso; tom IV,
mit 2 Tafeln: ,,Tomba di Dante in Kavenna*^ und „Interne della tomba di
Dante**. — Bd. I enthält den „Discorso sul teste e su le opinioni diverse
prevalenti intorno alla storia e alla emendazione critica della Commedia
di Dante**. — Bd. IV enthält: „Cronologia di avvenimenti connessi alla vita
e alla commedia di Dante, avverata su gli annali d^Italia e documentata
con citazioni dalle operc del poeta** (S. 1—47); „Notizie e pareri diversi
intorno a forse duecento codici, e alla serie dellc edizioni della Commedia
di Dante (S. 49—140); „Indice de' vocaboli, nomi, avvenimenti storici e
aliusioni riferiti con dichiarazioni a' versi del teste** (S. 141—418). —
Eine eingehende Beschreibung der Ausgabe findet man bei Batines I,
S. 193—196.
87. (Bianchi. 1854.) — La Commedia di Dante Alighieri
Fiorentino novamente riveduta nel testo e dichiarata da Bru-
none Bianchi. Quarta edizione, corredata del Rimario. Edi-
zione stereotipa. Firenze, Feiice Le Monnier. 1854. XXIV,
743 u. 112 S. 80.
S. XI— XXIV ist die „Vita di Dante scritta da Leonardo Aretino**
abgedruckt.
88. ( — 1856.) La Divina Commedia di Dante Alighieri.
Firenze, Barbara, Bianchi e Comp. 1856. VII, 537 S. mit
Dante's Porträt nach Giotto in Stahlstich, kl. 8^
8*
116 E. Fromm
„II testo da noi segnito ö quello proposto da quelP argato interprete
della Divina Commedia, qnale si moströ 11 can. B. Bianchi; i Oenni intomo
alla vita sono atati scritti per questa edizione da Filippo Ugolini; e nella
difficil cura della correzione avemmo per aiuto Silvio Giannini'* (p. III/IV).
89. (Bianchi. 1857.) — La Commedia di Dante Alighieri
Fiorentino novamente riveduta nel testo e dichiarata da Bru-
none Bianchi. Quinta edizione, corredata del Riraario. Edi-
zione stereotipa. Firenze, Feiice Le Monnier. 1857. XXIV,
744 u. 112 S. 8^
90. (Fraticelli. 1860.) — La Divina Commedia di Dante
Alighieri col comento di Pietro Fraticelli. Nuova edizione
con giunte e correzioni, arricchita del ritratto e de' cenni
storici intorno al poeta, del rimario, d'un indice, e di tre tavole.
Firenze, G. Barbara, editore. 1860. XLIII, 811 u. 136 S. 8^.
91. (Witte. 1862.) — La Divina Commedia di Dante
Allighieri ricorretta sopra quattro dei piü autorevoli testi a penna
da Carlo Witte, Berlino, Ridolfo Decker stampatore del Re.
1862. LXXXV S., 1 Bl., 725 S., 1 Bl. mit dem Bildniss Dante's
in Photographie. 4*^.
Scartazzini II, 109 und 188—190.
92. (Witte. 1862.) — La Divina Commedia di Dante Allig-
hieri. Edizione minore fatta sul testo delP edizione critica
di Carlo Witte. Berlino, Ridolfo Decker stampatore del Re.
1862. 537 S., 1 Bl. 8^.
Scartazzini II, 109 u. 190.
93. (Scartazzini. 1874 — 90.) — La Divina Commedia di
Dante Alighieri. Riveduta nel testo e commentata da G[iovanni]
A[ndrea] Scartazzini. Volume I. L'Inferno. — Vol. IL II
Purgatorio. — Vol. III. II Paradiso. — Vol. IV. Prolegoraini.
[a. u. d. T.: Prolegomini della Divina Commedia. Introduzione
allo studio di Dante Alighieri e delle sue opere]. Leipzig, F.
A. Brockhaus. 1874—1890. X S., 1 Bl., 444 S.; XXII, 817
S.; XII, 905 S.; X, 560 S. 8^.
Vgl. Scartazzini II, 190 ff.
94. (Giuliani. 1880.) — La Commedia di Dante Allig-
hieri raflfermata nel testo giusta la ragione e Tarte delF autore
da Giambattista Giuliani. Firenze, successori Le Monnier.
1880. C, 622 S., 1 Bl. kl. 8^
Die Dante-Sammlung der Alfred von Reumont'schen Bibliothek. 1 1 7
95. (Talice da Ricaldone. 1886.) — La Commedia dl Dante
Alighieri col commento inedito di Stefano Talice da Rical-
done, pubblicato per cura di Vincenzo Promis . . . e di
Carlo Negroni. . . . In Torino, colle stampe di Vincenzo
Bona. 1886. XIX, 593 S. 4^ (27 cm breit, 36 cm. hoch.)
Der im J. 1474 aus Vorlesungen entstandene Kommentar ist wenig mehr
als ein knapper Auszug ans Benvenuto Rambaldi.
c. üebersetzungen.
Deutsch.
96. (Kopisch. 1842.) — 5Dic göttlid^e Äomöbic bcg 35antc
aiUg^ieri. aWctrifc^c Uebcrfcfeung ncbft bcigcbrurftem Drigindtejtc mit
©rlftutcrungcn, Stb^anblungcn unb SWegiftcr. S3on Sliiguft Äopifc^.
3n einem 33anbe. 9Jlit 2>anteg SBilbnife [J. Caspar sc] unb ^m\
ftarien feinet SBeltf^ftemg. »erlin. enölin^fdie »uc^^anblung (gerbi*
nanb aJlüaer)^ 1842. IV S., 2 Bl, 509 S. 4^
Angebunden ist der später vom Uebersetzer umgeänderte und erweiterte
erste Bogen (Hölle I u. II, 1—64) im ersten Druck. — Scartazzini II,
54 u. 206; Batines I, S. 276 f.
97. (Witte. 1861.) — 3)em J&od^öere^rten greunbc ,^errn
^tofeffor u. f. ttj. Dr. ßubloig ©ottfrieb 33Ianc sur 5cier be§ 19. ®cps
tember 1861. 3)ie erften ®efänge öon S)ante'g göttlicher Äomöbie al8
$robe einer neuen Ueberfefeung öon Äarl SBitte. ^alk, 2)rucf öon
eb. ^e^nemann. 1861. 32 S. 8^
Scartazzini II, 109 u. 209. — üebersetzung von Inf. I— VI. — (M,
D. IV.)
98. (Braun. 1863.) — 3?ante Sllig^ieri. ®ie göttliche S!omöbie.
5fir baS beutfd^e SoK bearbeitet öon Suliug Sraun. ©rfter Sanb.
3^er a>i4ter unb feine 3eit. Die ^öüc. [a. u. d. T.: 35ante Stlig^
^ieri. 2)ie ipötte. gür baö beutfc^e SBotf bearbeitet.] öerlin, Sßerlag
üon Zij. 6^r. 5r. ©nglin (?tboIf ©nSlin.) 1863. 356 S. 8^
Mehr nicht erschienen. ~ Scartazzini II, 18, 144 u. 211.
99. (Hoffinger. 1865.) — Dante^iJ göttliche ßomöbie. ^]\ix
3ubelfeier be8 Dichters metriW überfeftt öon 3of.[ep^a] uon .^of-
finger. L »anb. 2)ie fQbüt. — II. 33anb. 2)aö ^^Jurgatorium. —
ni. »anb. 3)ag SParabie^. 2Bien, miltjtlm »raumflaer. 1865. VII,
247 S., 1 Bl.; 239 S.; 245 S., 3 Bl. 8^
Scartazzini II, 44 u. 213.
118 E. Fromm
100. (Witte. 1865.) - 3)antc attig^icri'S ®5ttlie^c Somöbic.
Uebcrfcfet öon Satt SBi tte. Scrlin, 5ci SRubolp^ ßubmig öon
2)crfcr. 1865. 3m fcc^ftcn ©öcularja^r nac^ bcS 3)ic^tcrg ®c5urt.
40 u. 728 S. mit Dante's Bildniss (nach Rapbael) in Photo-
graphie. 8^.
Scartazzini II, 109 u. 209.
101. (Witte. 1865.) — 3)antc JiHig^icri*« Oöttlic^c Äomöbic.
Ucbcrfcfet üon Äarl SBittc. »crlin, bei SHuboIp^ Submig öon
S)ccfcr. 1865. 3m fccöftcn Säcularja^r mij bc5 ©id^tcriJ ©cburt.
40 u. 727 S. mit Dante's Bildniss nach Raphael in Photo-
graphie, kl. 8^
Scartazzini II, 209 f. — Die beiden Ausgaben von 1865 unterscheiden
sich von einander nur in Format und Typen.
102. (Philalethes. 1865.) — Dante Alighieri's Göttliche
Comödie. Metrisch übertragen und mit kritischen und histo-
rischen Erläuterungen versehen von Philalethes [König
Johann von Sachsen]. Erster Theil. Die Hölle. Neue
durchgesehene und berichtigte Ausgabe nebst einem Portrait
Dante's [nach Giotto gest. von Weger], einer Karte und zwei
Grundrissen der Hölle. — Zweiter Theil. Das Fegefeuer.
Neue, durchgesehene und berichtigte Ausgabe nebst einem
Titelkupfer von J. Hübner, einer Karte und einem Grundrisse
des Fegefeuers. — Dritter Theil. Das Paradies. Neue durch-
gesehene und berichtigte Ausgabe nebst [einem Titelkupfer von
E. Bendemann], einem Grundriss von Florenz, einer Darstellung
des Sitzes der Seligen und einer Karte. Leipzig, Druck und
Verlag von B. G. Teubner. 1865—66. X, 274 S. mit 4 Tafeln;
VIII, 312 S. mit 3 Tafeln und XIII, 398 S. mit 4 Tafeln. 8«.
Scartazzini II, 70 u. 203 f. — Das Exemplar trägt auf dem Vor-
satzblatt von der Hand des Königs die Aufschrift: „Dem tiefen Kenner
Italiens von dem Verfasser".
103. (Witte. 1866.) — Karl Witte, Das Dante werk von
Philalethes. [Besprechung der Uebersetzung der Göttlichen
Comödie, Neue Ausgabe, Leipzig 1865, Thl. 1. 2.] (Wissen-
schaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, 1866, Nr. 1 vom
4. Januar, 4 S. 4^)
Scartazzini II, 109 u. 138. — Die Besprechung ist abgedruckt in
W.'s Dante-Forschungen Bd. I, S. 837—53. - (M. D. V.)
104. (Doerr. 1867.) — Dante 3raigI)icri'S ®öttlid)c «omöbic.
2)ic $öUe. Ucbcrfc^t Don 2lboIf 2)oerr. 1. iJiefcrung: (Srftc ^älftc,
Die Dante-SammluDg der Alfred von Reumout'i3cheu Bibliothek. 1 1 9
©cfang I— XVII. 2)armftabt, »erlag öon g, 2. ec^ortopf, 1867.
107 S. 8^
Mehr nicht erschienen (Doerr ist im Januar 1868 gestorben). — Scar-
tazzini II, S. 25 u. -213 f.
105. (Kannegiesser. 1873.) — 3)ic göttliche Äom5bic be§
2)antc Alighieri. 3luö bcm Stalicnifci^cn überfefet unb erflärt uon
Sari ßubmig Äanncgicfecr. ?fünf tc umgearbeitete Sluflagc, ^rSgb.
öon Sari SBittc. 1. SE^eil. 9Jlit 2)antc*^ Silbnife, bem 5ßlane bcr
fobüt unb einer Sarte t)on Ober* unb aWitteI:=3taIicn. — 2. X^cil.
aWit bem 5ßlane beg Fegefeuers. — 3. J^eil. 9Jlit bem $ßlane be§
5Jarabiefc5. Seipgig, g. 31. »rocf^aug. 1873. LXX, 257 S.; 262
u. 268 S. 8^
Scartazzini II, 50 u. 199 f.
106. (Witte. 1876.) — 5Dante Slllig^ieri^g ©öttlid^c Somöbie.
Ueberfe^t öon Sari SBitte. dritte Sluggabe. (Srfter »anb. Scjt.
aWit einem Sitelbilbe in sp^otograpl^ie. — 3wciter SBanb. ©rläuterungen.
9Jlit einem SOäeltpIan nac^ 35ante'ö Slnfc^auung. Serlin, Sßerlag ber
Sgl. ©e^eimen Dber^^ofbudibrurferei (91. ö. Derfer). 1876. XII, 536
S. u. 373 S. 8^
Die üebersetzung ist gegenüber der früheren Ausgabe nicht unwesentlich
verändert, die Erläuterungen sind fast auf das Doppelte vermehrt. — Scar-
tazzini II, 111 u. 210.
107. (Bartsch. 1877.) — ©ante Mig^ieri^ö ©öttlidie Somöbie.
Ueberfefct unb erläutert öon Sari SBartfd). (Srftcr J^eil. S)ie ^öüe. —
Smeiter £^eil. ^a^ tjegefeuer. — dritter Ü^eil. 2)aö ^arabicfii.
fieipsig, »erlag bon g. ß. SB. SSogel. 1877. XXXIV S., 1 Bl.,
207 S.; X S., 1 Bl., 212 S.; VIII S., 1 Bl., 215 S. 8«.
Scartazzini II, 10 u. 215.
108. (Reumont. 1877.) — A. vonReumont, Anzeige
der üebersetzung der Göttlichen Komödie von Karl Bartsch
(3 Bde., Leipzig, Vogel, 1877.) (Literarische Rundschau, red.
Ton J. Köhler. Aachen 1877, Nr. 3, S. 82—92.)
Fehlt bei Scartazzini IL — (M. D. VII.)
109. (Kopisch. 1882.) — Dante^ö ©öttli^e Äomöbic. Ucbcr^^
fe^ung, ftommentar unb Slb^anblungen über Zeitalter, Ücbtn unb
Sdjriften 3)ante'ö. Sßon 2luguft Sopifc^. 35rittc Auflage, burd)auö
reüibirt, berichtigt unb ergänst öon X^eobor $aur. W\i 2 Silbnife*
tafeln [Dante. Bronzebüste des Museo Borbonico in Neapel. —
Jugendbild nach Giotto's Freske und Bronzene Medaille aus
120 E. Fromm
der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts]. Scrtin unb Scipgig, SJcrlag
üon 3. ©uttcntag (2). Sottin.) 1882. XV, 730 S. 1 Bl. 8^
Vgl. Scartazzini II, 53 f., 206 f. u. 264 f.
Englisch.
110. (Longfellow. 1867.) — The Divine Comedy of Dante
Alighieri, translated by Henry Wadsworth Longfellow.
Authorized edition. Vol. I — III. (A.u. d. T.: Collection of British
Authors. Vol. 901—903.) Leipzig, Bernhard Tauchnitz. 1867.
420, 411 u. 447 S. 8^
„Ma di tutte quante le namerevoli traduzioni inglesi della Commedia
la piü celebre e la piü diifusa h oggidi quella del poeta americano Longfellow
in versi sciolti corredata di un eccellente commento": Scartazzini in der
kommentirten Ausgabe (Nr. 93) vol. IV, S. 542.
Lateinisch.
111. (Piazza. 1848.) — Dantis Alligherii Divina Comoedia
hexametris latinis reddita ab abbate dalla Piazza, Vicentino.
Praefatus est et vitani Piazzae adiecit Carolus Witte. . . .
Lipsiae, sumtibus Joan. Ambros. Barth. 1848. XLVIII, 399
S. 8^
Scartazzini II, 70 a. 215.
112. (Witte. 1848.) — Praefatio [ad Caetani dalla Piazza
versionem latinam Divinae Comoediae]. Unterzeichnet: Carolus
Witte, Halis Magdeburgicis d. XVI. Januarii 1848. Angefügt
ist: „Cajetani dalla Piazza vita." o. 0., D. u. J. 32 S. 8^.
Vgl. Scartazzini II, 80 u. 108. - (M. D. IL)
113. (Renmont. 1849.) — Anzeige von Gaetano Dalla
Piazza's lateinischer Uebersetzung der Göttlichen Komödie [hrsgb.
von K. Witte, Leipzig 1848; vgl. Nr. 111], unterzeichnet:
Alfrede Reuinont. [Ausschnitt aus der Zeitung „Statuto**
vom 5. August 1849; 6 Feuilleton-Spalten.]
(M. D. V.)
114. (Provedi. 1882.) — Cenni storici del cav. Agostiuo
Manfrin Provedi, consigliere di corte d'appello, sulla tradu-
zione in versi esametri latini della Divina Commedia di Dante
Alighieri esegulta dair Abate Don Gaetano dalla Piazza, susse-
guiti dalla Vita del Dalla Piazza con aggiuntevi alcune sue
lettere; dalla Prefazione che lo stesso aveva divisato di pub-
blicare insieme alla di lui versione, e da un saggio di questa
consistente in due tratti di ciascuna delle tre cantiche col testo
Die Dante-Sammlang der Alfred von Reumon tischen Bibliothek. 121
italiano a fronte secondo la edizione Fiorentina del Le Monnier
e C. anno 1837. Venezia, tip. del commercio di M. Visentini.
1882. 107 S. 8<>.
115. (Provedi. 1883.) — Ricordi e documenti relativi all'
opuscolo del cav. Agostino Manfrin Provedi intitolato
Cenni storici sulla traduzione in versi esametri latini della Di-
vina Commedia . . . eseguita dalP Abate Don Gaetano dalla
Piazza. . . . Venezia, tip. del commercio di M. Visentini. 1883.
64 S. 8«.
116. (Grieben. 1867.) — Dante in Holland. De Komedie
van Dante Alighieri. In Dichtmaat overgebracht door Dr. J. C.
Hacke van Mijnden . . . Haarlem, A. C. Krusemann 1867. . . .
I. De Hei. Bericht an die deutsche Dante-Gesellschaft von
Dr. Herrn. Grieben in Köln. Köln, Druck von M. Du Mont-
Schauberg. 4 S. 4^
Scartazzini II, 37 u. 178, wo aber nicht angegeben ist, dass es sich
um eine Besprechung der van Mijnden'schen Uebersetzung handelt. — (M. D. V.)
d) Erläuterungsschriften.
117. (Cesare. ?) — Poche altre parole suir allegorico
Veltro del canto primo della Divina Commedia. Unterzeichnet:
Cav. Giuseppe di Cesare o. 0., Dr. u. J. 4 S. 8®.
Nicht erwähnt bei Batines (vgl. daselbst I, 707 u. 480, Nr. 424—41.) —
(M. D. I.)
118. (Cancellieri. 1814.) — Osservazioni intorno alla
questione promossa dal Vannozzi, dal Mazzocchi, dal Bottari
e specialmente dal P. Abate D. Giuseppe Giustino di Costanzo
sopra r Originalität della Divina Commedia di Dante, appoggiata
alla Storia della Visione del Monaco Casinese Alberico ; ora per
la prima volta pubblicata e tradotta dal Latino in Italiano da
Francesco Cancellieri. Roma, presso Francesco Bourlie.
1814. XII, 263 S. mit 1 Tafel: „vSaggio de' (\aratteri del Codice
Casinese Nr. 512 secondo il Testo dell' Inferno del Dante Canto
XIV. ^ 8^
Der Titel des dem Kardinal Lorenzo Litta gewidmeten, wichtigen
Werkes ist gestochen von G. B. Cipriani (mit einer Vignette nach einer
Dante-Medaille). Bat in es I, S. 465 f., Nr. 383 bezeichnet es bereits als
selten und schwer auffindbar („essa 6 di grandissimo raomento percht"»
racchiude nna aerie di documenti singolari relativi alla vita ed alle opere di
Dante. Di questo lavoro diventato rare e diüicile a procacciarsi, il Cancellieri
122 E. Fromm
lasciö un esemplare con molte correzioni manoacritte, che vien ricordato nel
,Catalogo di tutte le produzioni letterarie edite ed inedite del Cancellieri',
Roma 1827**).
119. (Azzolino. 1837.) — Sul Veltro di Dante. Lettera
al chiarissimo Marchese Gino Capponi del Marchese Pompeo
Azzolino. Firenze, stamperia di Luigi Pezzati. 1837. 78
S. mit 1 Tafel: Spaccato dell' Inferno tratto dal vol. 11 della
Divina Commedia col commento di Gabr. Rossetti. 8 ^. In einem
Anhange mit besonderer Paginirung (2 Bl., 37 S.) findet man
einen Neudruck der 1835 von Azzolino herausgegebenen ^Pen-
sieri sullo spirito della Divina Commedia di Dante."
Vgl. Batines I, S. 481, Nr. 432. — (M. D. I.)
120. (Arrivabene. 1838.) — II secolo di Dante. Com-
mento storico necessario alP intelligenza della Divina Commedia,
scritto da Ferdinando Arrivabene, coUe illustrazioni
storiche di U g o F o s c o 1 o sul poema di Dante. Terza edizione.
Monza, tipografia Corbetta. 1838. XIX, 239 S. 8«.
Batines I, 523 f., Nr. 555.
121. (Azzolino. 1839.) — Introduzione alla storia della
filosofia italiana ai tempi di Dante, per la intelligenza dei con-
cetti filosofici della Divina Commedia V^f* t^och der
Widmung (BL 1.): Pompeo Azzolino. Bastia, o. Dr. 1839.
1 Bl., 124 S., 1 Bl. 8«.
Inhalt: Cap. I. Considerazioni generali sul carattere della filosofia
italiana ai tempi di Dante; Cap. II. Idea del Sistema filosofico di Dante;
Cap. III. Del metodo da seguirsi per la interpretazione ed esposizione della
filosofia di Dante. - Vgl. Batines I, 513, Nr. 536. — (M D. I.)
122. (Naunucci. 1839.) — Sopra la parola Coto usata da
Dante nel canto XXXI dell' Inferno e nel canto III del Para-
diso. Osservazioni del prof. Vincenzio Nannucci. Firenze, Tipo-
grafia Feiice Le Monnier e Comp. [1839.] 22 S., 1 Bl. 8«.
Inf. XXXI, 77 u. Par. III, 26. ~ Batines I, S. 735, Nr. 1118. —
(M. D. II.)
123. (Mendelssohn. 1840.) — Bericht über Rossetti's Ideen
zu einer neuen Erläuterung des Dante und der Dichter seiner
Zeit. In zwei Vorlesungen. [Verfasser: Josepli Mendels-
sohn.] Berlin, bei Alexander Duncker. 1840. 82 S. 8**.
Vgl. Scartazzini II, 59 u. 230; Petzholdt, Catalogus bibliothecae
Danteae Dresdensis, 1882, S. 82; Bat Ines I, 505, Nr. 503. — (M. D. II.)
124. (Nannucci. 1840.) — Intorno alle voci usate da Dante
secondo i commentatori in grazia della rima. Osservazioni del
Die Dante-Sammlung der Alfred von Reumont'schen Bibliothek. 123
prof. Vincenzio Nannucci. . . . Corfu\ dalla Tipografia
del Governo. 1840. 76 S., 1 Bl. 8«.
(M. D. II.)
125. (Boccaccio. 1843.) — Rubriche della Commedia di
Dante Allighieri scritte in prosa da Giovanni Baccacci e breve
raccoglimento in terzine di quanto si contiene nella stessa com-
media. scritto dal medesimo Boccaccio. Venezia, co' tipi di
Giovanni Cecchini e Comp. 1843. 72 S. 8^.
Qelegenheitsschritt: „per le anspicatissime nozze Milan-Massari —
Comello;'* mit einer Vorrede von Emmanuele Cicogna. — Vgl. Batines
I, S. 282. — (M. D. I.)
126. (Giuliani. 1844.) — La Divina Commedia di Dante
Allighieri Dipinto del sig. Carlo Vogel di Vogelstein. Discorso
del P. Giambattista Giuliani C. R. Somasco. . . . [Estratto
dal giornale Arcadico Vol. XCIX.] Roma, tipografia Salviucci.
1844. 27 S. mit einer Tafel (Abbildung der Vogelstein'schen
Arbeit, mit 1 Bl. Erläuterung). 4^
Vgl. Batines I, S. 316 f. und die eingehenderen Mittheilungen über
Vogelstein bei Scartazzini II, S. 95 if.
127. (Petrus Dantis. 1845.) — Petri Allegherii super
Dantis ipsius genitoris comoediam Commentarium, nunc primum
in lucem editum consilio et sumtibus G. J. Bar. Vernon,
curante Vincentio Nannucci. Floren tiae, apud Guilelmum
Piatti. 1845. 19, XXXI, 741, CLII S., 2 Bl. mit 2 Facsimile-
Tafeln. 8^
Dem Kommentar, der mit den Worten „Explicit Commentum Oomoediae
Dantis Alegcrii 1475" S. 741 schliesst, sind vorangestellt: S. 9—19, „Di
Pietro di Dante e del suo commento** [von Nannucci]; S. I~XXIII, „Sul
Commento di Pietro di Dante osservazioni del P. Marco Giovanni Pont a";
S. XXV -XXXI, „Canzone moralo di Messer Piero Dante contro a* pastori.
Auf den Kommentar folgen mit neuer Seitenzählung: 1. Varianti del cod.
Vatic. segnato n. 4782; 2. Correzioni dei passi degli antichi scrittori citati
nel commento e che si leggono nei codici o guasti o travisati; 3. Indicc degli
autori eitati nel commento. — Batines I, S. 635 f.
128. (Parenti. 1845.) — Anzeige der Schrift „Della rive-
renza che Dante Allighieri portö alla somma Autoritä Pontificia,
Discorsi del P. Gio. Battista Giuliani, . . . Lugano 1844**.
(P^stratto del Tomo I. della Serie Terza delle Memorie di Reli-
gione, di Morale e di Letteratura.) [Modena 1845.] 4 S. 8^
Verfasser nach Batines I, S. 506, Nr. 509 Anm.: Marc* Antonio
Parenti. (M. D. Vil.)
124 E. Fromm
129. (Ponta. 1845.) — Saggio di critica a i nuovi studi
sopra Dante Allighieri del chiarissimo Sig. Giuseppe Picci . . .
fatto da Marco Giovanni Ponta. Roma, tipografia delle
Belle Arti. 1845. 344 S. 8«.
Vgl. Batines I, 688 f. — (M. D. I.)
130. (Ponta. 1845.) — Nuovo esperimento sulla principale
Allegoria della Divina Commedia di Dante Allighieri fatto da
Marco Giovanni Ponta . . . Seconda edizione rivista e
corretta dall' Autore. Novi, dalla tipografia Moretti. 1845.
275 S. mit 2 Tafeln. 8^.
Mit beigeheftetem eigenhändigem Dedicationsschreiben Ponta's an Eeu-
mont vom 1. April 1848. — Die erste Auflage des Werkes war 1843 er-
schienen (vgl. Batines I, S. 479, Nr. 420).
131. (Batines. 1846.) — Del Comento su la Divina Comme-
dia appellato TOttimo e di quello attribuito a Jacopo della Lana,
fatti e congettiire scritte al Sig. Seymonr Kirkup dal Visconte
Colomb de Batines. In Pirenze, per l'Agenzia Libraria.
1846. 1 Bl. u. S. 133—158.
Abdruck aus den „Studi inediti su Dante**, vol. I, Firenze 1846 (vgl.
Witte, Dante-Forschungen, Bd. I, S. 401), mit handschriftlichen Zusätzen
des Verfassers zu S. 136 u. 147. — (M. D. IL)
132. (Centofanti. Torri. 1846.) — Sopra frate Ilario del
Corvo e su le interpretazioni a vari passi della Divina Comme-
dia. Lettere filologiche del prof. Silvestro Centofanti e del dott.
Alessandro Torri. In Firenze, per l'Agenzia Libraria. 1846.
129 S. 8^
(M. D. IIL)
133. (Falso Boccaccio. 1846.) — Chiose sopra Dante,
testo inedito ora per la prima volta pubblicato [a spese di
Lord Vernon e per cura del sig. Vincenzo Nannucci].
Firenze, nella tipografia Piatti. 1846. IX, 899 S. mit 2
Tafeln. 8^
Der unter dem Namen „Falso Boccaccio" bekannte, durch Lord Vemon
veröffentlichte Kommentar ist 1375 von einem Unbekannten geschrieben. —
S. 1-14 der Ausgabe wiederholen einen von Luigi Rigoli zuerst in der
„Äntologia di Firenze** XXXV, S. 35—44 veröffentlichten Artikel: „Lezionc
letta ncir Aduuanza della Crusca il di 10 Marzo 1829, sopra un testo a
pcnna di Pier Segni, col titolo di Cliio?e sopra Dante, esistente nella Libreria
Riccardiana, creduto smarrito dal Vocabolario del 1729, falsamente attribuite
al Boccaccio." Vgl. Batines I. 640 u. 642.
Die Dante-Sammlang der Alfred von Reumont'schen Bibliothek. 125
134. (Martini. 1847.) — Quäle sia lo scopo che Dante
mostra essersi proposto nello scrivere la Divina Commedia. Dis-
corSo del canonico Vincenzo Martini letto la sera degli
11 ottobre 1846 nelP Accademia Ernica in Alatri. Roma, tipo-
grafia delle Belle Arti. 1847. 27 S., 1 Bl. 8^
Abdruck aus: Giornale Arcadico tom CXIII. — (M. D. II.)
135. (Witte. 1847.) — Quando e da chi sia composto
rOttimo Comento a Dante. Lettera al sign. Seyraour Kirkup,
pittore inglese a Pirenze di Carlo Witte. CoUa giunta di alcuni
supplimenti alla Bibliografia Dantesca del sign. Visconte Colomb
de Batines. Lipsia, appr. Ambr. Barth. 1847. 52 S., 1 Bl. 8**.
Abgedruckt (ohne Supplement) in W.'s Dante-Forschungen Bd. I,
S. 399 fif. — Scartazzini II, 240. — (M. D. IL)
136. (Audin de Rians. 1848.) — Delle vere chiose di
Jacopo di Dante AUighieri e del Comento ad esso attribuito
notizie di S. L. G. E. Audin de Rians . . . Firenze tipo-
grafia di Tommaso Baracchi, successore di Guglielmo Piatti.
1848. 1 BL, 23 S. 8^ . .
An Reumont überreicht von Colomb de Batines, der auf dem Vor-
satzblatt auf seine „Bibliografia Dantesca" II, p. 282—88 verweist und mehr-
fache bandschrifüiche Bemerkungen (auf S. 1, 8, 4, 5 u. 8) hinzugefügt hat.
- (M. D. IL)
1B7. (Giuliani. 1851.) — Alcune prose del P. Giam-
battista Giuliani . . . Savona, presso l'Editore Luigi Sam-
bolino. (Genova, tipografia Ferrando. 1851.) 1 Bl., 346 S. 8«.
Enthält: Del cattolicismo di Dante e del veltro allegorico della Divina
Oomedia (discorso pubblicato in Roma nel 1845 e ristampato con aicuna
giunta in Torino nel 1847), S. 3—58; La Comedia di Dante AUighieri Di-
pinto del sig. Carlo Vogel di Vogelstein (Ragionamento pubblicato in Roma
nel 1844), S. 57—110; Dante spiegato con Dante ossia proposta e saggio di
un nuovo comento della Comedia di Dante AUighieri, S. 149—346.
138. (Giuliani. 1851.) — Della propria maniera di commen-
tare la Divina Commedia. Ragionamento di Giambattista
Giuliani. [Estratto dal Giornale arcadico tomo OXVII, 1851.]
S. 65—105. 8«.
(M. D. IL)
139. (Ponta. 1851.) — Francesco di Bartolo da Buti,
pubblico lettore del Dante a Pisa dal 1385 al 1394, pubblico
il suo comento nel 1397. Pensieri di Marco Giov. Ponta.
[Aus: Giornale arcadico tomo OXVII, 1851.J S. 106—115.
(M. D. U.)
126 E. Fromm
140. (Blanc. 1852.) — Vocabolario Dantesco ou Diction-
naire critique et raisonnö de la Divine Com6die de Dante Alli-
ghieri par i^[ubmig] ©[ottfrlcb] Slanc, . . . Leipzic, chez Jean Am-
broise Barth. 1852. VIII S., 1 EL, 562 S., 1 Bl. 8^
Scartazziiii II, 14 u. 218.
141. (Giuliani. 1854.) — Dante spiegato con Dante. Com-
menti alla Divina Commedia. Nuovo saggio del P. Giam-
battista Giuliani Somasco . . . Firenze,* Tipografia
Nazionale Italiana. 1854. 101 S., 1 Bl. 8^
142. (Caetani. 1855.) — La materia della Divina Commedia
di Dante Allighieri dichiarata in Yl-tavole da Michelangelo
Caetani [Duca di Sermoneta]. Roma 1855. 2 S. u. 6 kolorirte
Tafeln, gr. fol.
Taf. I.: Figura universale della Div. Commed.; II: Ordinamento delle
materie del trattato morale contenuto nell* Inferno sotto le forme del poema;
III: Planta deir Inferno e itinerario di Dante; IV: Veduta interna dell'
Inferno; V: Ordinamento del Purgatorio; VI: Ordinamento del Paradiso.
143. (Gigli. 1855.) — Studi sulla Divina Commedia, di
Galileo Galilei, Vincenzo Borghini ed altri; pubblicati
per cura ed opera di Ottavio Gigli. Firenze, Feiice Le
Monnier. 1855. XXXVII, 364 S., 1 BL, mit mehreren in den
Text gedruckten Abbildungen. 8^.
Petzholdt, Catalogus bibl. Danteae Dresdensis, 1882, S. 77 gibt
eine üebersicbt des Inhaltes.
144. (Land. 1855/56.) — De' Spiritali tre Regni cantati
da Dante Alighieri nella Divina Commedia. Analisi per tavole
sinottiche di Fortunato Lanci. Roma, a speae dello Autore.
26 S., 1 Bl., 2 Tafeln und 66 S., 4 Tafeln, gr. fol.
Enthält zwei Theile: I. Degli ordinamenti onde ebbe informata Dante
Alighieri la prima cantica della Divina Commedia, invcstigazioni di F. Lanci.
Roma 1855. — II. Degli ordinamenti ond' ebbe contestc Dante Alighieri la
seconda e la terza cantica della DeUa Divina Commedia, investigazioni di
F. Lanci, Roma 1856.
145. (Betti. 1856.) — Scritti vari diSalvatoreBetti.
Volume unico. Firenze, tipografia di Emilio Torelli 1856.
448 S. 8*>.
Enthält S. 351—441: Lettere Dantcsche.
146. (Bianciardi. 1857.) — Dante Alighieri. Discorso
d'introduzione ad un corso di letture sulla Divina Commedia.
Estratto dair Appendice alle Letture di Famiglia, Febbrajo 1857.
Die Pante-Sammlung der Alfred von Roumont'schen Bibliothek. 127
[Firenze.] [Verf. nach von Eeumont: St. Bianciardi.] 18 S.,
1 Bl. 8<>.
(M. D. IV.)
147. (Blanc. 1860—65.) — Versuch einer blos philo-
logischen Erklärung mehrerer dunklen und streitigen Stellen
der göttlichen Komödie von Dr. L[udwig] G[ottfried] Blanc.
I. Die Hölle. Heft 1—2. II. Das Fegefeuer. (Gesang I— XXVII.)
Halle, bey Eduard Anton ; später Verlag der Buchhandlung des
Waisenhauses. 1860—65. IV, 154 S., 1 Bl.; S. 155—310;
Vm, 108 S. 8«.
Scartazzini II, 14 u. 218. f.
148. (Giuliani. 1861.) — Metodo di commentare la Com-
media di Dante Allighieri proposto da Giambattista Giu-
liani . . . Firenze, Feiice Le Monnier. 1861. VI S., 1 Bl.,
555 S. 8^.
S. 1 — 146: „Studl critici sulla epistola di Dante a Canp^rande della
Scala" u. 8. w.; S. 149 ff.: „Dante spiegato con Dante, nuovi commenti suUa
Diyina Commedia'^.
149. (Aqaarone. 1865.) — Dante in Siena; owero Accenni
nella Divina Commedia a cose Sanesi per B[artolommeo] Aqua-
rone. Siena, Ignazio Gati editore. 1865. IX, 146 S., 1 Bl. 8^
Besonders abgedruckt aus: Dante e 11 sno Secolo XIV Maggio
MDCCCLXV, Firenze 1865/66, vol. II, S. 881 ff.; bezieht sich auf Inf.
X, XIII, XXIX, XXXI, XXXII u. Purg. V, VI, XI, XIII.
150. (Barozzi. 1866.) — Accenni a cose Venete nel poema
di Dante, discorso di Niccolö Barozzi. (Estratto dair Opera
monumentale „Dante e il suo Secolo**, Firenze, 1866.) 20 S. 4*^.
Abdruck aus Bd. II, S. 793—812 der genannten, von Mariano Cellini
und (}aetano Ohivizzani herausgegebenen Publikation (Florenz, Cellini u. Co.
1865/66, 2 Bde.).
151. (Busson. 1869.) — Die Floren tiuische Geschichte der
Malespini und deren Benutzung durch Dante. Von Dr. Arnold
Busson, . . . Innsbruck, Verlag der Wagnerischen Universitäts-
Buchhandlung. 1869. 1 Bl. 89 S. 8<>.
Scartazzini II, S. 20 u. 220.
152. (Schneider. 1869.) — Ueber den Reim in Dante's
Divina Commedia. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der
Doctorwtirde bei der philosophischen Fakultät zu Bonn einge-
reicht und mit Thesen vertheidigt am 10. August 1869 von
128 E. Fromm
Carl Ferdinand Schneider. Bonn, gedruckt bei J. F.
Carthaus. (2), 40 S. 8«.
Scartazzini II, 86 u. 239. -- (M. D. IV u. VI.)
158. (Lange. 1873.) — Diporto Dantesco. Gl'invidiosi
nello stige. — Le tre regioni infernali. — Gli sconoscitori della
divinitä. (Estratto dalla Nuova Antologia. Firenze, Aprile
1873.) Unterzeichnet: J. Del Lungo. 24 S. 8^
(M. D. VI.)
154. (Venturi. 1874.) — Le Simüitudini Dantesche Ordi-
nate, illustrate e confrontate, saggio di studi di Luigi Ven-
turi. In Firenze, G. C. Sansoni, editore. 1874. XVIII S.,
1 Bl., 411 S. 8^
155. (Hettinger. 1876.) — ©runbibec unb S^araftcr bcr
göttlid^cn Äomöbic üon 2)antc SKigJ^icri. ©in SSortrag gcl^altcn %\x
Sonn am 9. 2)cccmbcr 1875 üon '^xani ^ctttnger . . . Sonn,
Scriag oon 21. ^cnr^. 1876. 76 S. 8^
Besonderer Abdruck aus dem „Katholik* (Mainz.) — Scartazzini II,
43 u. 225. — (M. D. VI.)
156. (Witte. 1877.) — Dante's Sündensystem in Hölle und
Fegefeuer. Von Karl Witte. [Aus: Jahrbuch der deutschen
Dante-Gesellschaft, Bd. IV, 1877.] S. 373—403. 8^
Wieder abgedruckt in W.'s Dante-Forschungen Bd. II, 8. 121—160. —
Scartazzini II, 241. — (M. D. VI.)
157. (Labin 1877.) — Scena della terza cantica e sua
ragione, saggio di un nuovo commento della Divina Commedia.
[Verfasser: Antonio Lubin.] Venezia, tipografia di Giuseppe
Antonelli. 1877. 87 S. 8^
158. (Hegel. 1878.) — Über den historischen Werth der
älteren Dante-Commentare. Mit einem Anhang zur Dino-Frage
von C.[arlJ Hegel. Leipzig, Verlag von S. Hirzel. 1878. 1 Bl.,
115 S. 8^
Scartazzini II, 41 u. 225.
159. (Witte. 1878.) — Dante-Commentare und Dino-Frage.
Von Karl Witte. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Augs-
burg 1878, Nr. 344 vom 10. December, S. 5077—78.)
Mit Bezug auf C. Hegel, üeber den bist. Werth der älteren Dante-
Commentare, Leipzig 1878. — Scartazzini II, 111 u. 241. — (M. D. VII.)
160. (Hettinger. 1880.) — Die ©öttUc^c Somöbic beS 2>antc
Jlligöicri nad& i^rcm mcfcntlic^cn ^nl^alt unb ß^avaftcr bargcftcHt üon
Dr. 3 V a n 5 .^ c 1 11 n g c r. ©in Settrag 3U beren Söürbigung urtb äJcr*
Die Dante-Sammlung der Alfred von Eeumon tischen Bibliothek. 129
ftänbnife. Wt S)antc*§ Silbni^ [nach Giotto gest. von Weger-
Leipzig], gfrciburg im Sövciögau, $crbcr*fciöc SBcrlagS^anblung. 1880.
XII, 586 S. 8^
Scrartazzini II, 43 u 226 f.
161. (Gietmaim. 1885.) — S)ic ©öttlidöc tomöbtc unb i^r
^ic^tcr a^antc Sllig^icd. SSon ©erwarb ©ictmann S. J. [a. u.
d. T.: Älafftfc^c Dichter unb Dichtungen. Son (ScrI&arb ©ictmann,
S. J. ©rftcv Xijcil. 2)ag Problem bce; ntcnfc^lic^cn Scbcnö in
bic^tcrifd^cr Söfung: 3)antc, 5ßargiüal unb gauft. . . . ßrftc ^älftc:
S)ic (Söttlic^c Äomöbfc unb i^r S)ic^tcr.] grctburg i. 33r., gerben
1885. Xn, 426 S. 8^.
Inferno.
162. (Mercuri. 1847). — Sopra una parafrasi in prosa dell'
Inferno di Dante Alighieri pubblicata in Firenze [von Selmo Car-
panetti] coi tipi di Feiice Le Monnier nel MDCCCXLVII.
Osservazioni del professore Filippo Mercuri. Koma, tipografia
di Alessandro Monaldi. 1847. 8 S. S^.
(M. D. II.)
163. (Anonymus. 1848.) — Comento alla Cantica delF
Inferno di Dante Allighieri di autore anonimo, ora per la prima
volta dato in luce [per cura di G. G. Warren Lord Vernon].
Firenze, tipografia di Tommaso Baracchi successore di Gug-
lielmo Piatti. 1848. VIH, 274 S. 8^
üebersetzung der lateinischen Glossen des Kanzlers von Bologna Gra-
zinolo de' Bamhaglioli; vgl. Scartazzini, Dante-Handbuch 1892, S. 468
u. 487.
164. (Jacobus Dantis. 1848.) — Chiose alla Cantica deir
Inferno di Dante Allighieri attribuite a Jacopo suo flglio, ora
per la prima volta date in luce [da G. G. Warren Lord
Vernon]. Firenze, tipografia di Tommaso Baracchi successore
di Guglielmo Piatti. 1848. XI, 122 S., 1 Bl. 8^
Nar in 100 Exemplaren gedruckt. - Die dem Jacopo zugeschriebene
Erklärung des Inferno ist 1323 oder 1324 verfasst; vgl. Bat in es II,
S. 282 f.
165. (Torri. 1855.) — Sul verso 9 della Cantica I di Dante
Allighieri, esercitazione accademica del dottore Alessandro
Torri per rAccademia Valdarnese del Poggio 1846, riveduta
9
130 E. Fromm
nel 1855. (Dalle Memorie Valdarnesi parte letteraria, vol. 4,
l)ag. 73—85.) Pisa, Tip. Prosperi. 1855. 15 S. 8».
Inf. I, 9. — (M. D. m.)
166. (Barzilai. 1872.) — Intorno ad un celebre verso della
Divina Commedia. (Estratto dal „Corriere Israelitico" Nr.
15 — 16, 10 Dicembre 1872.) Unterzeichnet: G. Dr. Barzilai.
0. 0. 8 S. 8^
Inf. VII, 1. - (M. D. VI.)
167. (Caetani. 1852.) — Della dottrina che si asconde
neir ottavo e nono canto dell' Inferno della Divina Commedia
di Dante Allighieri, esposizione nuova di Michelangelo
Caetani Duca di Sermoneta. .... Roma, tipografia Menieanti.
1852. 21 S., 1 El. 8«.
Inf. VIII u. IX. - (M. D. III.)
168. (Mercuri. 1843.) — Lezione terza sulla Divina Co-
media. [Verf.: Filippo Mercuri.] [Aus: Giornale Arcadico
tom. XCV.] 0. 0. u. Dr. [1843.] 16 S. 8^
Inf. XIV, 79—81. - Vgl. Batines I, S. 539, Nr. 605. — (M. D. III.)
169. (Mercuri. 1844.) — Conghiettura sopra due versi di
Dante nel Canto XIV delP Inferno del professore Filippo
Mercurj. (Estratto dal Giornale Arcadico tomo XCVIII.)
Koma, tipografia delle Belle Arti. 1844. 16 S. 8<>.
Inf. XIV, 79 f. — Bat Ines I, S. 539, Nr. 605. — (M. D. III.)
170. (Lanci. 1858.) — Della forma di Gerione e di molti
particolari ad esso demone attinenti secondo il dettato della Com-
media di Dante Alighieri. Lettera al chiarissimo professore
cavaliere Salvatore Betti. Unterzeichnet (S. 37): Fortunato
Lanci. (Estratto del t. VII della nuova serie del Giornale
arcadico.) Roma, tip. Ajani via della Guglia n. 69. 1858.
37 S., 1 Bl. mit 1 Doppeltafel. 4^
Inf. XVII.
171. (Barzilai. 1872.) — Rafel mai amech zabi almi.
Discorso di G[iuseppe] Dr. Barzilai tenuto al Gabinetto
di Minerva nel febbraio 1872. Trieste, tipografia Peternelli
& Morterra. 1872. 22 S. S^
Inf. XXXI, 67. Vgl. die Ausgabe der Divina Commedia von Scar-
tazzini (Nr. 93) vol. I, S. 382 f. — Widmung: „A Filalete il quäle tradu-
cendo il divino pooma ueir idioma di Goethe e di Schiller acquistava a Dante
Tammirazione deUa dotta Germania, a s^ la gratidudine degP Italiani.*^ --
(Auch M. D. VI.)
Die Dante-Sammlung der Alfred von Eenmont^schen Bibliothek. 131
Purgatorio.
172. (Ciccolini. 1822.) — Sülle quattro stelle ricordate da
Dante Allighieri nel primo canto del Purgatorio: osscrvazioni [!]
di Lodovico Ciccolini. . . . Con alcune note di M. G.
Ponta editore. AI eh. barone di Zach, Torino il 27 di luglio
1828. (Estratto dal giornale arcadico tomo CVII, 1846.)
S. 181—198 u. 1 Bl. 80.
Purg. I, 22—27 u. VIII. 85—93. — Ciccolini*8 Brief erschien ur-
sprünglich in der „Corrispondence astronomique geographique du baron de
Zach**, vol. Vn, Genua 1822, S. 26—42; in dem von Ponta besorgten Neu-
druck ist in der Datirung statt 1822 fälschlich 1828 gesetzt; vgl. Batines
I, S. 563 f. — (M. D. IL)
173. (Mercuri. 1842.) — Lezione prima sulla Divina Com-
raedia, illustrazione d'un terzetto del Canto Vn del Purgatorio
del professore Filippo Mercurj. Koma, tipografia delle Belle
Arti. 1842. 12 S. 8^
Purg. VII, 127—29. — Batines I, S. 552, Nr. 658 (wo der Titel un-
genau verzeichnet ist). — (M. D. III.)
174. (Vernaccia. 1837.) — Lezione sopra i sette P. ricor-
dati da Dante nel Canto IX del Purgatorio, detta nella societä
Colonibaria Fiorentina neir adunanza del di 10 settembre 1837,
dal M. Cav. Francesco Riccardi del Vernaccia. . . .
Firenze, stamperia di LuigiJ^Pezzati. 1837. 16 S. 8^
Purg. IX, 112. - Batines I, 745, Nr. 1177. — (M. D. VI.)
175. (Cesis. 1869.) — L'orazione domenicale volgarizzata
da Dante, illustrata con riscontri delle ss. scrltture e del ss.
padri. Verf, nach dem Vorwort: F. Calori Cesis. Bologna,
tipografia al Progresso ditta Fava e Garagnani. 1869. 15 S. 8".
Purg. XI, 1—24. — (M. D. IV.)
176. (Caetani. 1857.) — Matelda nella divina foresta della
Commedia di Dante Allighieri. Disputazione tusculana. [Verf. :
Michelangelo Caetani, Duca di Sermoneta.] Roma,
nella tipografia Salviucci 1857. 24 S. u. 2 Bl. 8«.
Purg. XXVIII. - Auf dem Titelblatt das Bildniss Heinrichs IL, ebenso
auf dem vorletzten Blatt, hier mit der Unterschrift: S. Enrico Imperatore,
pronepote dcUa Beata Matelda, quaP h dipinto in una vetriera del Secoio XII
nella ('attedralo di Ötrasburgo. — Ueber die Literatur zur Matelda-Fragc
vgl. die Ausgabe der Divina Commedia von Scartazzini (Xr. 98) vol. II,
8. 595 ff. — (M. I). IV.)
177. (Betti. 1858.) - La Matelda della Divina Commedia.
Dialogo di Salvatore Betti. [Estratto dal üiornale Arca-
132 £. I^romnl
dico t. VI della Nuova Serie.] Roma, tipografia delle Belle
Arti. 1858. 20 S., 1 Bl. 8».
Purg. XXVIII.
178. (Betti. 0. J.) — Appendice al mio dialogo sulla Ma-
telda della Divina Commedia. (Dali' Album anno XXV, Distri-
buzione 31.) Unterzeichnet: Salvatore Betti. o. 0. u. J. 8 S. 8^
Purg. XXVin. - (M. D. VI.)
179. (Betti. 1860.) — Appendice al mio dialogo sulla Ma-
telda della Divina Commedia. (Estratto dal t. IX. della nuova
Serie del Giornale arcadico.) Unterzeichnet: SalvaTore Betti.
0. 0. [1860]. 12 S., 1 Bl. 8».
Abdruck des vorgenannten Artikels mit einigen Erweiterungen. —
(M. D. VI.)
180. (Lubin. 1878.) — Osservazioni di Antonio Lubin
sulla Matelda svelata del Dr. J. A. Scartazzini. Graz, tipografia
di Leykam-Josefsthal. 1878. 55 S. 8^
Purg. XXVIII, 40; XXXI, 92; XXXII, 28, 82; XXXIII, 119. — Gegen
Scartazzini*s Aufsatz im Jahrbucli der deutschen Dante-GeseUschaft Bd.
IV, S. 411 f.: „Zur Matelda.F^age^
181. (Pacchiani. 1865.) — Della voce Caribo adoperata
dair Alighieri nuova interpetrazione di Francesco Pac-
chiani accademico della Crusca. (a. u. d. T.: Della Miscellanea
Pratese di cose inedite o rare antiche e moderne Nr. 11.) In
Prato, dalla tipografia Guasti. 1865. 14 S., 1 Bl, 8^
Purg. XXXI, 132. — Nur in 200 Exemplaren gedruckt
182. (Fransoni. 1857.) — Un segreto carpito a Dante.
Indagini di Domingo Fransoni. Firenze, per Luigi Manu-
elli libraio-editore. 1857. 40 S. 8^
Bezieht sich auf Purg. XXXIII, 84—45. — (M. D. IV.)
Paradiso.
183. (Ponta. 1848.) — La Rosa Celeste ossia il Paradiso
di Dante AUighieri delineato secondo l'ordine del testo e breve-
mente descritto da Marco Giovanni Ponta. (Estratto dair
Album anno XV.) Roma 1848. 16 S. mit 1 Tafel. 8^
(M. D. II.)
184. (Ponta. P) — La Rosa Celeste. Appendice di M. 6.
Ponta. 0. 0., Dr. u. J. 16 S. mit 1 Tafel. 8<>.
(M. D. IL)
185. (Zamboni. 1864.) — Gli Ezzelini, Dante e gli schiavi.
Pensieri storici e letterari del dott. prof. Filippo Zamboni.
Die Dante-Sammlang der Alfred von Reumont'schen Bibliothek. 133
Con documenti inediti. Firenze, presso Giacomo Molini. 1864.
1 Bl., S. 73—292. 80.
Parad. IX, 25 ff. ; vgl. Petzholdt, Catalogus biblioth. Danteae Dresdensis,
Lipsiae 1882, S. 92. — Scartazzini II, 113 u. 169, wo unrichtig 1865 als
Drück jähr angegeben ist. — (M. D. IV.)
186. (Palermo. ?) — Gioacchino da Celico. (Polizia civile.
Storia: S. 167 — 173.) [Verf. nach Reumont: Francesco Palermo.]
0. 0., Dr. u. J. 8^
Nicht erwähnt bei Bat in es (vgl. das. I, 557); über den Abt Joachim
von Celico, den Dante Par. XII, 140 nennt, vgl. die Ausgabe der Div. Comm.
von Scartazzini (Nr. 93) vol. III, S. 333. — (M. D. I.)
187. (Caetani. 1852.) — Di una piu' precisa dichiarazione
intomo ad un passe della Divina Comedia di Dante Alighieri
nel XVIII. canto de! paradiso proposta agli amici di questi
studj da Michelangelo Caetani [Duca di Sermoneta]. [Roma,
Menicanti. 1852.] 10 S. mit 4 Textflguren. 8*^.
Parad. XVIII, 100 ff. — Zum Theil abgedruckt bei Scartazzini,
La Div. Commedia (Nr. 93) vol. III, S. 494 ff. — (M. D. II.)
188. (Mercuri. 1843.) — Lezione seconda siilla Divina
Commedia di Dante Alighieri de! professor Filippo Mercurj.
Roma, tipografia delle Belle Arti. 1843. (Articolo estratto dal
Giornale Arcadico tomo XCIV.) 16 S. 8^
Parad. XXXII, 61—72. — Batines I, S. 765, Nr. 1298. — (M. D. III.)
3) Kleinere Werke.
a) Allgemeines.
189. (Witte. 1853.) — Cento, e piü correzioni al teato delle
Opere Minori di Dante AUighieri, proposte agli illustri signori
accademici della Crusca da un loro socio corrispondente. [Verf.:
Karl Witte.] Halle, coi tipi di Otto Hendel. 1853. 18 S. 4<>.
Nur in 50 Exemplaren gedruckt. — Scartazzini II, 108 u. 243. —
(Auch in M. D. V.)
190. (Fanfani. 1856.) — Cento e piü correzioni al testo
delle Opere minori di Dante AUighieri proposte da Carlo Witte.
Halle, 1853. (Estratto dal gioniale la Rivista Ginnasiale, fasci-
colo primo 1856.) Unterzeichnet: Pi et ro Fanfani. o. 0. u. Dr.
16 S. 80.
(M. D. III.)
134 E. Fromm
191. (Praticelli. 1856.) — U Canzoniere di Dante Ali-
ghieri annotato e illiistrato da Pietro Fraticelli, aggiuntovi
le Rime sacre e le Poesie latine dello stesso Autore. [a. u. d. T.:
Opere minori di Dante Alighieri. Volume I.] Firenze, Barbera,
Bianchi e Comp. 1856. VIII, 458 S., 1 Bl. 8^.
Enthält S. 1—74 eine „Dissertazione sulle poesie liriche".
192. (Fraticelli. 1857.) — La Vita Nuova di Dante Ali-
ghieri i trattati De vulgari eloquio, De Monarchia e la questione
De Aqua et Terra, con traduzione italiana delle opere scritte
latinamente, e note e illustrazioni di Pietro Fraticelli.
[a. u. d. T.: Opere minori di Dante Alighieri. Volume IL]
Firenze, Barbara, Bianchi e Comp. 1857. 1 Bl., 465 S., 1 Bl. 8<>.
193. (Fraticelli. 1857.) — II Convito di Dante Alighieri
e le Epistole, con illustrazioni e note di Pietro Fraticelli e
d'altri. [a, u. d. T.: Opere minori di Dante Alighieri. Volume III.]
Firenze, Barbara, Bianchi e Comp. 1857. 563 S., 2 Bl. 8^
194. (Giuliani. 1868.) — La Vita Nuova e il Canzoniere
di Dante Allighieri, ridotti a miglior lezione e commentati da
Giambattista Giuliani espositore della Divina Commedia
neir istituto di studi superiori in Firenze. Firenze, Successori
Le Monnier. 1868. XII, 411 S. 8^
S. 157—68 eine Uebersicht über die Ausgaben der „Vita nuova** seit
dem Jahre 1576.
195. (Giuliani. 1882.) — Le Opere latine di Dante Alli-
ghieri, reintegrate nel testo con nuovi commenti di Giambat-
tista Giuliani . . . Volume I. De vulgari eloquentia et De
Monarchia. — Volume II. Rpistolae, Eclogae et Quaestio de
Aqua et Terra. Firenze, successori Le Monnier. 1882. VII,
454 u. III, 516 S. 8 ^
196. (Witte. 1879.) — Karl Witte, Anzeige von: „Dante
Allighieri, le opere latine, reintegrate nel testo ... da Giamb.
Giuliani. Vol. I: De vulgari eloquentia e de Monarchia. Firenze
1878'^ (Jenaer Literaturzeitung. Hrsgb. von A. Klette. Leipzig
1879, Nr. 27 vom 5. Juli, S. 376—83.)
Scartazzini II, 111 u. 139. — (M. D. Vn.)
197. (ScheflFer-Boichorst. 1882.) — Paul Scheffer-
Boichorst, Besprechung von Giamb. Giuliani, Le opere latine
di Dante, reintegrate nel testo, con nuovi commenti. I/II. Firenze
1878 u. 1882. (Sonderabdruck aus der Zeitschrift für romanische
Philologie VI, S. 636—648.)
Die Dante-Sammluns: der Alfred von Reumont'scheu Bibliothek. 135
'o
198. (Witte. 1846.) — Karl Witte, Besprechung von
K. L. Kannegiesser's üebersetzung der prosaischen Schriften
Dante's (Leipzig 1845). (Blätter für literarische Unterhaltung,
Leipzig, Brockhaus, 1846, Nr. 33 vom 2. Februar, S. 130—132.)
Fehlt bei Scartazzini II. — (M. D. V.)
b) II Convivio.
199. (Witte. 1854.) — Nuova Centuria di correzioni al
Convito di Dante AUighieri [proposte da Carlo Witte]. Omaggio
per il felice ritorno del giorno natalizio del piü illustre e piü
profondo fra i cultori di Dante, Sua MaesU il Re Giovanni di
Sassonia. Nr. 103. Lipsia, T. 0. Weigel. 1854. 48 S. 4«.
Nur in 150 Exemplaren gedruckt. — Scartazzini II, 108 u. 253.
200. (Arcangeli. 1855.) — Besprechung von Witte's „Nuove
correzioni al Convito.di Dante" (Leipzig 1854) und von B, Veratti's
„Annotazioni sopra i primi capitoli del Convito" (Modena 1854);
unterzeichnet: Giuseppe Arcangeli. [Ausschnitt aus: „Lo
Spettatore" Nr. 12 u. 13 vom 23. und 29. April 1855, S. 135/36
u. 149/51.]
201. (Giuliani. 1874.) — II Convito di Dante AUighieri,
reintegrato nel testo con nuovo commento da Giambattista
Giuliani. . . . ün volume in due parti. Firenze, Successori
Le Monnier. 1874—75. XL S., 1 Bl., 399 S. u. S. 401—877. 8«.
202. (Vassallo. 1876.) — II Convito di Dante AUighieri
[reintegrato nel testo con nuovo commento da Giambattista Giu-
liani, vol. 2, Firenze 1875]. Discorso del Prof. Carlo Vassallo.
Estratto dalla Rivista Europea anno VII — Fase. II. Firenze,
Tipografia Editrice deir Associazione. 1876. 19 S. 8^
*(M. D. VI.)
c) Lyrische Gedichte.
203. (Caranenti. 1823.) — Amori e rime di Dante Ali-
ghieri. Mantova, co' tipi Virgiliani di L. Caranenti. 1823. XVIII
S., 1 Bl., CCCXXI u. 207 S. mit den Bildnissen Dante's und
Beatrice's. 8^
S. I— XIII: Prefazionc, von Luigi Caranenti. — S. I— OCC'V eine
Abhandlang von Ferdinando Arrivabene: „Oli Araori di Dante e Boa-
trice, tolti d'allegoria ed avverati con autentiche testimonianzo."
204. (Kannegiesser. Witte. 1842.) — Xank mx0cxVi
I^rifc^c ©cbtc^tc. Übcrfc^t imb crflärt bon fiarl 2 üb U) ig ffannc^
136 E. Fromm
gtcfecr unb Äarl SBtttc. 2., üemtcl^rte unb ücrbcffcrtc Auflage,
©rftcr 2:^ctl: Jejt. — 3ti)cttcr Jl&cil: änmcrfungen öon Äarl aSttte.
ßcipsig, 5. St. »rodt^auS. 1842. XXIV, 252 S. u. LXXXII,
240 S. 8^
Scartazzini II, 49 u. 245 f.
205. (Pieralisi. 1853.) — Canzone di Dante Allighieri
pubblicata da Sante Pieralisi, bibliotecario della Barberiniana.
Roma, nella tipografia Salviucci. 1853. 19 S. 8^
(M. D. VI.)
d) Briefe.
206. (Torri. 1842.) — Epistole di Dante Allighieri edite
e inedite, aggiuntavi la dissertazione intorno alP acqua e alla
terra e le traduzioni respettive a riscontro del testo latino, con
illustrazioni e note di diversi, per cura di Allessandro Torri.
. . . [a. u. d. T.: Delle prose e poesie liriche di Dante Allig-
hieri prima edizione illustrata con note di diversi. Volume V.
Epistolario e dissertazione fisica.] In Livorno, coi tipi di Paolo
Vannini. 1842. XLIII, 196 S., 1 BL 8^
Vgl. über die Ausgabe Witte, Dante-Forschuugen Bd. I, S. 488 f(,
207. (Witte. 1843.) — Karl Witte, Besprechung von AI.
Torri's Ausgabe der ,, Epistole di Dante Allighieri, edite e inedite",
Livorno 1842. (Blätter für literarische Unterhaltung, Leipzig,
Brockhaus, 1843, Nr. 341 vom 7. Dezember, S. 1369—72.)
Wieder abgedruckt in W.*8 Dante-Forschungen Bd. I, S. 488—99. —
Scartazzini II, 108 u. 137 u. Dante-Handbuch S. 366 f. — (M. D. V.)
208. (Muzzi. 1845.) — Tre Epistole latine di Dante Alli-
ghieri restituite a i)iü vera lezione, annotate e tradotte da Lufgi
Muzzi . . . Con la giunta di altre cose relative al detto poeta.
Prato, fratelli Giachetti. 1845. 91 S., 1 Bl. 8^.
Enthält ausser den Briefen: Nuova opinione sulla Beatrice di Dante;
sovra un passo della Div. Comm. nel canto XVII dell' Inferno; sopra un
altro passo nel canto XXVIII deir Inferno; sovra un passo di Dante nella
sua Vita nuova; Incidenza sopra un passo deir Inferno c. 31 analogo a quello
qui preceduto; Di uno straordinario espositore di Dante. — (M. D. IL)
209. (Batines. 1846?) — Colomb de Batines, Delle
Lettere di Dante Alighieri. [Ausschnitt aus der Zeitung „La
Patria. Giornale politico e letterario", Firenze, S. 574.]
(M. D. V.)
210. (Torri. 1848.) — Su TEpistolario di Dante Allighieri
impresso a Livorno nel 1842 — 43, dichiarazione e protesta deir
Die Dante-Sammlung der Alfred von Renmont'schen Bibliothek. 137
editore verso un bibliografo fraDcese [Colomb de Batines]. Unter-
zeichnet: AUessandroTorri. In Pisa, dalla tipografla Pros-
peri. 1848. 8 S., 1 Bl. 8^
(M. D. IL)
211. (Witte. 1855.) — Viro summe venerando et doctissimo
Lud. Godofr. Blanc sacrae theo!, doctori rell. decimum in
sacris muneribus administrandis lustrum feliciter absolutum pie
gratulatur Carolus Witte. (Insunt observationes de Dantis
Epistola nuncupatoria ad Canem Grandem de la Scala.) Nr. 6.
(7). Halis Saxon., typis Ed. Heynemann. 1855. 8 S. 8^
Nur in 25 Exemplaren gedruckt; wieder abgedruckt in W.*s Dante-
Forschungen Bd. I, S. 500 ff. — Scartazzini II, S. 108 u. 255. — (M. D.
III u. VI.)
212. (Giuliani. 1856.) — Del metodo di commentare la
Divina Commedia epistola di Dante a Cangrande della iScala
interpretata da Giambattista Giuliani Soinasco. . . .
Savona, dai tipi di Luigi Sambolino. 1856. XLVII, 80 S.,
1 Bl. 8<>.
(M. D. III.)
213. (Squilloni. 1865.) — Epistola di Dante Alighieri al
popolo Fiorentino. Firenze, a spese deir editore AI essandro
Squilloni. (Tipografia all' insegna di S. Antonino.) 1865.
203 S., 1 Bl. 8^
e) De Monarchia.
214. (Torri. 1844.) — Dantis Alligherii De Monarchia
libri III, editio XII cui accesserunt variantes ex mmss. codd.
et Marsilii Ficini italica interpretatio, e schedis Laurentianis
nunc primum deprompta ab Alexandro Turrio Veronensi.
[a. u. d. T.: Delle prose e poesie liriche di Dante . . . prima
edizione illustrata con note di diversi, vol. III.] Liburni, ex
Artificura Typographeo. 1844. XL VI, 186 S. 8«.
Italienischer Nebentitel: „La Monarchia di Dante AUighieri col volga-
rizzamento di Marsilio Ficino tratto da codice inedito della Mediceo-Lau-
renziana di Pireuze con illustrazioni e note di diversi per cura del dott.
Alessandro Torri" u. s. w.
215. (Witte. 1863/71.) — Dantis Alligherii de Monarchia
libri tres rasstorum ope emendati per Carolum Witte. Halis
Saxonura, o. Dr. 1863—1871. 29 S., VI, 44 u. 1 Bl., 50 S. 4».
Zusammenfassung dreier Üniversitäts-Programme von 1863, 1867 u.
1871. — Vgl. Scartazzini II, 110 u. 249 f.
138 E. Fromm
216. (Witte. 1874.) — Dantis Alligherii De Mönarchia
libri III codicum manuscriptorum ope emendati per Caroluin
Witte. Editio altera. Vindobonae, sumptibus Giiilielmi Brau-
müller. 1874. 1 Bl., LXXXIII, 144 S. 8«.
Scartazzini II, 110 u. 250.
217. (Azzolino. 1839.) — Sul libro De Mönarchia di Dante
Alighieri. Lettera al Marchese Giorgio Teodoro Trivulzio.
Unterzeichnet (S. 20): Pompeo Azzolino. Bastia, o. Dr. 1839.
20 S. 8«.
(M. D. I.)
218. (Boehmer. 1866.) — Über Dante's Monarchie. Von
Eduard Boehmer. Halle, Verlag der Buchhandlung des
Waisenhauses. 1866. 24 S. 8«.
Scartazzini II, 16 u. 251.
f) La Vita Nuova.
219. (Machirelli. Ferrucci. 1829.) — Vita Nova di Dante
Alighieri secondo la lezione di un Codice inedito del secolo XV.
Colle varianti delP edizioni piü accreditare. [Edizione curata
dal conte Odoardo Machirelli e da Luigi Grisostomo
Ferrucci.] Pesaro, dalla tipografia Nobili. 1829. VIII, 74 S.
2 Bl. 8<>.
Vgl. Gamba, Testi di Lingua, 4. ed., Venedig 1839, p. 134 Nr. 416.
220. (Torri. 1843.) — Vita nuova di Dante AUighieri edi-
zione XVI a corretta lezione ridotta mediante il riscontro di
codici inediti e con illustrazioni e note di diversi per cura di
Alessandro Torri Veronese . . . [a. u. d. T.: Delle Prose
e Poesie liriche di Dante . . . prima edizione illustrata con note
di diversi volume primo.] Livorno, coi tipi di Paolo Vannini.
1843. CV, 160 S. 80.
221. (Witte. 1876.) — La Vita Nuova di Dante AUighieri.
Eicorretta coli' ajuto di testi a penna ed illustrata da Carlo
Witte. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1876. XLVII, 120 S. 8<>.
Scartazzini 11, 111 u. 243.
222. (Förster. 1841.) — 5)aö neue 2cbcn bon I>antc SHiö^ieri.
2(U0 bem 3taltenifd}en flbevfe^t unb erläutert öon S*arl J^örfter. . . .
(A. u. d. T.: iBibtiot^et ttalienifdjcr Gtafftfer. 23. »anb, acipjig,
S. 21. S3ro(f^ait^. 1841. XIV, 158 S. 8«.
Scartazzini II, 30 u. 244.
Die Dante-Sammlung der Alfred von Renmont'schen Bibliothek. 139
g) De vulgari Eloquentia.
223. (Torri. 1850.) — Dante AUigherii de Vulgari Elo-
quentia sive idiomate libri duo cum Corbinelli editione principe
ac trium vetustorum codicum lectione nunc primum comparati,
quibus accedit Joannis Georgii Trissini italica interpretatio
notis variorum adiectis, opera et studio Alexandri Turrii. . . . [A.
u. d. T.: Delle prose e poesie liriche di Dante Allighieri prima
edizione illustrata con note di diversi. Volume quarto. La
Lingua Volgare.] Liburni, typis Fabbreschi, Pergola et sociorum.
1850. XLin, 182 S. 80.
Italienischer Nebentitel: Della Lingua Volgare . . . libri due, tradotti
di latino da Giangiorgio Trissino e ridotti a corretta lezione col riscontro
del testo originale. Ed. XVII aggiuntevi le note di diversi per cura del
dottore Alessand ro Torri. Livorno, presso la librcria Niccolai-Gamba.
224. (Boehmer. 1867.) — Ueber Dante's Schrift de vul-
gari eloquentia. Nebst einer Untersuchung des Baues der Dante-
schen Canzonen. Von Eduard Boehmer. Zur Begrüssung
der Romanistischen Philologen und der Mitglieder der Deutschen
Dantegesellschaft im October 1867 in Halle. Halle, Buchhand-
lung des Waisenhauses. 1867. 50 S. 8^.^
Scartazzini II, 16 u. 252. — (M. D. IV.)
Verzeichniss der Verfasser und Künstler.
Ancona, A. d\ 58. 71.
Aquarone, B. 149.
Arcangeli, G. 200.
Arrivabene, J. 120. 203.
Azzolino, P. 119. 121. 217.
Balbo, C. SO.
Baldaccbini, S. 48.
Barozzi, N. 150.
Bartsch, K. 107. 108.
Barzilai, G. 166. 171.
Batines, Colomb de. 2. 44.
136. 209.
Becchi, Fr. 83.
Bendemann, E. 102.
Bene, Del. 83.
Betti, 8. 146. 177. 178. 179.
Bianchi, Br. 87. 88. 89.
Bianciardi, St. 146.
Blanc, L. G. 140. 147.
131.
Boccaccio, G. 125. 133.
Boccbi, Fr. 21.
Boebmer, E. 18, 218, 224.
Bonaini, Fr. 17.
Bon Brenzoni, 0. 69.
Borgbi, G. 82. 83.
Borgbini, V. 143.
Brancbi, E. 51.
Braun, J. 98.
Bruni, Leonardo (aus Arezzo). 22.
85. 87.
Busöon, A. 151.
Caetani, Micbelangelo, Duca di Ser-
moneta. 12. 48. 142. 167. 176. 187.
Carapi, G. 79.
Cancellieri, Fr. 118.
Canestrini, G. 48.
Capponi, (}, 52. 83.
Caranenti, L. 203.
140
E. Fromm
Caspar, J. 96.
Cateni, E. 82.
Cellini, M. 150.
Centofanti, S. 14. 39. 55. 132.
Cesare, G-. di. 117.
Cesis, F. C. 175.
Ciecolini, L. 172.
Cicogna, E. 125.
Cipriani, G. B. 118.
Compagni, Dino. 22. 23. 24. 25. 26.
27. 28.
Costa, P. 81.
Dien, M. F. 31.
Doerr, A. 104.
Fabricatore, B. 48.
Fabroni, A. 36.
Fanfani, P. 72. 190.
Federici, F. 79.
Ferruzzi, L. C. 40. 219.
Ficino, Marsilio. 214.
Foerster, K. 222.
Foscolo, ü. 86. 120.
Fransoni, D. 182.
Fraticelli, F. J. 32. 85. 90. 191.
192. 193.
Fulin, R. 77.
Galilei, G. 143.
Galletti, G. 21.
Ghivizzani, G. 150.
Giannini, S. 88.
Gietmann, G. 161.
Gigli, 0. 143.
Giotto. 11. 86. 88. 102. 160.
Giuliani, G. B. 12. 56. 94. 126. 128.
137. 138. 141. 148. 194. 195. 201.
212.
Grave, R. 80.
Grieben, H. 116.
Grion, G. 24.
Gubernatis, A. 12.
Hacke van Mijnden, J. C. 116.
Hartwig, 0. 61.
Hegel, K. 26. 158.
Hettinger,.Fr. 155. 160.
Hillebrand, K. 23.
Hoffinger, Josepha von, 99.
Hübner, J, 102.
Hugo, Victor. 39.
Jacobus Dantis. 164.
Eannegiesser, K. L. 105. 204.
Kopisch, A. 96. 109.
La Mantia, V. 60.
Lami, G. 85.
Lanci, F. 144. 170.
Lasinio. 20. 37T 82.
Litta, P. 45.
Lombardi, B. 79.
Longfellow, H. W. HO.
Lubin, A. 157. 180.
Lungo, J. Del. 22. 59. 64. 66. 153.
Machirelli, Ed. 219.
Maffei, G. 79.
Manctti, G. 21.
Martini, V. 134.
Mendelssohn, J. 123.
Mercuri, F. 162. 168. 169. 173. 188.
Milan esi, G. 53.
Missirini, M. 38.
Montor, A. de. 31.
Morghen, R. 80.
Montier, 20.
Mugna, P. 4.
Muzzi, L. 208.
Nannucci, V. 122. 124. 127. 133.
Nay, C. Maria. 69.
Negroni, C. 95.
Nenci, F. 82.
Niccolini, G. B. 18. 38.
Ozanam, A. F. 41.
Pacchiani, Fr. 181.
Palermo, Fr. 186.
Parenti, M. A. 128.
Passerini, L. 53. 54.
Paur, Th. 109.
Pelli, G. 29. 32.
Perticari, G. 40.
Petrus Dantis. 127.
Petzholdt, J. 2. 3.
Philalethes, (König Johann von
Sachsen) 102.
Piazza, C. dalla. 111. 112.
Pickering, G. 80.
Pieraccini, F. 81.
Pieralisi, S. 205.
Ponta, M. G. 127. 129. 130. 139.
172. 183. 384.
E. Fromm , Die Dante-Sammlung der Alfred v. Reumon^schen Bibliothek. 141
Promis, V. 95.
Proudnikoff, M. 14.
Provedi, A. 114. 115.
Pucci, A. 71.
Puccini, T. 36.
Raab, F. 70.
Raphael Urbin. 31. löO. 101.
Bazzi, S. 48.
Renmont, A. von. 7. 12. 35. 75.
108. 113.
Rezza, E. 69.
Rians, Andin de. 47. 136.
Rigoli, L. 133.
Robinson, H. 86.
Rocco, £. 42.
Rossi, A. 13.
Scartazzini, J. A. 8. 9. 10. 93.
Scheffer-Boichorst, P. 25. 27. 28.
67. 197.
Schlosser, Fr. Chr. 73.
Schneider, C. F. 152.
Sforza, G. 57.
Squilloni, A. 213.
Talice da Ricaldone, St. 95.
Thaeter, J. 11.
Tommaseo, N. 84.
Torri, A. 12. 46. 132. 165. 206. 210.
214. 220. 223.
Trissino, G. G. 223.
Troya, C. 37. 48.
Ugolini, F. 88.
Vassallo, C. 202.
Venturi, F. 85. 154.
Vernaceia, Fr. R. del. 174.
Vernon, G. G. Warren. 43. 127. 133.
163. 164.
Villani, F. 21.
Villani, G. 20.
Viviani. 83.
Vogel V. Vogelstein, K. 126.
Wegele, Fr. X. 33. 34. 35.
Weger, 102. 160.
Witte, K. 5. 6. 9. 10. 11. 12. 15.
34. 49. 50. 62. 63. 65. 74. 76. 78.
91. 92. 97. 100. 101. 103. 105. 106.
111. 112. 135. 156. 159. 189. 196.
198. 199. 204. 207. 211. 215. 216.
221.
Zamboni, F. 185.
Zignani, M. 81. 82.
Zur Geschichte des Puppentheaters in Deutschland
im 18. Jahrhundert.
Von A. Richeh
Bei den Neukatalogisirungsarbeiten der Stadtbibliothek sind
jüngst in dem Einbände des im J. 1779 gedruckten 13. Theiles
von Büschings „Magazin für die neue Historie und Geographie*'
zwei Anschlagzettel einer Puppenspielergesellschaft gefunden
worden, die in Aachen Vorstellungen gegeben hatte. Obgleich
die beiden Zettel keine Jahresangabe enthalten, so stammen
sie doch ohne Zweifel aus dem Erscheinungsjahr des Buches,
in dessen Deckel sie sorgfältig eingeklebt waren, da, wie aus
der Art des Einbandes zu ersehen ist, jeder Band des in der
Bibliothek vorhandenen Exemplars von Büschings Magazin ein-
zeln und gleich nach seinem Erscheinen gebunden wurde. Auch
weisen die angegebenen Wochentage und das Monatsdatum auf
das J. 1779 hin, in welchem der 29. Juli auf Dienstag and
der 8. Juli auf Donnerstag fielen. Die einzelnen Theile der in
mehrere Stücke zerschnittenen, wegen ihrer Seltenheit und ihres
über hundertjährigen Alters merkwürdigen Zettel sind mit Sorg-
falt und nicht ohne grosse Schwierigkeit aus ihrem dunkeln
Versteck losgelöst und dann auf einer Unterlage so, wie sie ur-
sprünglich zusammengehörten, aufgeklebt worden, so dass es
möglich wurde, den noch vollständig erhaltenen Inhalt hier
wiederzugeben. Zu seiner Erläuterung seien noch einige allge-
meine Bemerkungen vorausgeschickt.
Die beiden Ankündigungszettel gehören einer Zeit an, wo
das Puppenspiel noch in voller Blüthe stand und die grösseren
deutschen Städte, wie Berlin, Köln, Frankfurt, Hamburg u. a.
stehende Marionettenbühnen hatten, deren Vorstellungen von
Personen jeden Standes und Alters besucht zu werden pflegten.
Ausserdem gab es wandernde Puppenspieler, die, von Ort zu
Ort reisend, ihr Theater in Scheunen oder Buden aufschlugen
und durch njarktschreierische Ankündigungen das Publikum
Zur Geschichte des Pappentheaters in Deutschland im 18. Jahrhundert. 143
ZU ihren Vorstellungen lockten. Manche dieser wandernden
Truppen wussten sich durch ihr vortreffliches Spiel ein gewisses
Ansehen zu verschaffen, wie die bekannte Gesellschaft Schütz
und Dreher, in deren Theater in Breslau und Berlin sich nach
zeitgenössischen Berichten die gelehrtesten Männer und Frauen
jener Zeit einzufinden pflegten ^ Wie aus dem Hinweis auf
den in anderen Orten geernteten Beifall hervorgeht, gehörten
die Spieler, welche in Aachen ihre Künste zeigten, einer in
Deutschland umherreisenden Gesellschaft an. Da beide Zettel
über deren Namen keine Auskunft geben, so müssen wir an-
nehmen, dass die angekündigten Stücke von einer Truppe
niederen Ranges gespielt wurden und mehr für das gewöhnliche
Volk berechnet waren. Dafür sprechen auch das für den Be-
such des Theaters geforderte Eintrittsgeld und der Ort der
Vorstellung. Während nämlich bei den Vorstellungen der
Schauspieler im Komödienhause damals nach den noch erhaltenen
Theaterzetteln* für den billigsten Platz, die Gallerie, stets 5
oder 6 Aachener Mark entrichtet werden mussten, kostete der
1. Platz des Puppentheaters 8, der 2. Platz 4 und der 3. Platz
2 Aachener Mark, ein ziemlich niedriger Preis, da man zu jener
Zeit auf den Reichsthaler 54 Aachener Mark rechnete^. Ihre
Bühne hatten die Puppenspieler in der Krämerleube, dem auf
dem Hühnermarkt gelegenen Zunfthaus der Krämer, errichtet,
wo vor Errichtung des neuen Komödienhauses (1748 — 1751)
öfter Komödianten aufgetreten waren ^, später aber nur noch
«) Vgl. Karl Engel, Deutsche Pappenkomödien Bd. XU, S. XIV.
•) Ein Zettel befindet sich im Original in der Stadtbibliothek, einige
andere sind nachgedmckt in der Klageschrift, die aus Anlass des sonder-
baren zwisdien dem kurpfälzischen Vogtmajor und dem Magistrat der Stadt
Aachen wegen des Rechtes der Erlaubnisserthoilung zu Schaustellungen ent-
standenen Streites von kurpfälzischer Seite aufgesetzt wurde: , Gründliche
Ausführung deren eigenthätigen Unternehmungen der Stadt Aachen wider
der Chur-Pfalz Gülichischo Vogtei-Majerei-Herrlichkeiten, und der Rerhtser-
laubter Gegenwehr etc." 1769.
') Vgl. Abdruck des . . . zwischen Ihre Kuhrfürstl. Durchlaucht zu
Pfalz als Herzog zu Gülich so dann dem Königlichen Stuhl und des H. Rom.
Reichs Frejer Stadt Aachen ... am 10. April 1777 geschlossenen . . .
Vertrags etc., (Aachen 1782) S. 40. Nr. 8, wo der Reichsthaler zu 54
Aachener Mark angenommen wird.
*) Vgl. R. Pick, Das Aachener Theater in reichsstädtischer Zeit.
(Aus Aachens Vergangenheit) S. 450 und 461. Zeitschrift des Aachem^r
Gescbichtsvereins Bd. II, S. 14.
144 A. Eichel
Schaustellungen niederer Art stattfanden. Es war dasselbe
Lokal, das während der Besetzung Aachens durch brandea-
burgische Truppen den Protestanten zur Abhaltung ihres Gottes-
dienstes vom Magistrat überlassen worden war. In einem prote-
stantischen Kirchenbuch findet sich darüber folgende gleichzeitige
Notiz: „Ref. und Luther. Gemeinde geniessen das exercitium
publicum religionis unter faveur der churf. brandenb. Garnison
Gouverneur General Major von der Heyden. Sonntag 13. Nov.
1689 erste Predigt im Saal der Behausung Abr. Leyendeckers,
Am 17. dito allda kontinuirt. Magistrat zu solchem Ende die
Krämer Laube eingeräumt liat^" 1793 diente die Krämerleube
einem Jakobinerklub als Versammlungsorte
Mit dem Marionettentheater verbunden war eine Ausstellung
von Kunstgegenständen, deren Besichtigung dem Spiel voraus-
ging. Dergleichen Beigaben zu den Vorstellungen waren nichts
ungewöhnliches und dienten dazu, mehr Abwechslung in das
Spiel zu bringen und dadurch das Publikum anzuziehen. Um
sich einen Begriff von der Art der Vorstellungen zu machen,
braucht man nur die Schilderung zu vergleichen, die sich in
Ahns „Jahrbuch für den Regierungsbezirk Aachen auf das Schalt-
jahr 1828" S. 135, über das Auftreten älterer Schauspieler-
gesellschaften in der Krämerleube vor Errichtung eines besonderen
Komödienhauses findet. Dort heisst es: „Die in den Rhein-
gegenden damals von Ort zu Ort ziehenden Winkeltruppen, auf
welche der damals und noch bis zu den siebziger Jahren ge-
bräuchliche Name: Bande, der jetzt unsern Ohren ziemlich
fremd geworden ist, volle Anwendung finden mochte, spielten,
wenn sie auf ihren Kreuz- und Querzügen auch einmal die Stadt
der heissen Bäder erreichten, in dazu schnell mit Hülfe eines
Schreiners, der Dekorateur, Baumeister und Maschinist zugleich
sein musste, eingerichteten Privathäusern (zu diesem Gebrauche
war die sogenannte Krämerleuve, der Versammlungsort der
Krämerzunft, auf dem Hühnermarkte, wo noch jetzt Wachs-
kabinette, Kunstreiter u. dgl. zu sehen, bestimmt) oder wohl
gar in Holzbuden, wo sie ihre Possenreissereien und Hans-
wurstiaden zum grössteh Jubel der hoffnungsvollen Jugend auf-
führten, und die Preise wahrscheinlich für die Balkonlogen
^) Vgl. auch Haagen, Geschichte Aachens Bd. II, S. 298 f. Pick a. a. 0.
S. 455, Anm. 5.
*) Vgl. Perthes, Polit. Zustände S. 160.
146 A. Eichel, Zar Gesch. des Puppentheaters in Deutschland im 18. Jahrh.
2.
Mit gnädigster Erlaubnüss
wird heute Donnerstag den 8. Julii
Das Kunst-Cabinet,
in welchem eine Abwechselung mit andern sehenswürdigen
Stücken zum Vorschein kommt, gezeiget werden;
Aisdan aber folget:
die Comödie,
unter dem Titul:
dass glücklich gewordene
Müller-Mädel,
oder aber
die nach verstellten Todt
glückliche Vermählung,
wobey
Hanns -Wurst
mit modester Lustbarkeit ein geneigtes Auditorium suchen wird
bestens zu vergnügen.
Der Schauplatz ist in der Krämerläuf.
Eine hohe Noblesse zahlet nach Belieben, sonst wird auf
den ersten Platz 8. Mark, auf den zweyten 4. und auf den
dritten 2. Mark bezahlt werden.
Der Anfang ist um 8. Uhr Abends.
Zur Geschichte des Puppentheaters in Deutschland im 18. Jahrhundert. 145
1 Mark und für die übrigen Plätze (das stiramführende Parterre
machte mit dem applaudirenden und hervorrufenden Paradiese
dieselbe Person aus) 3 Buschen Aachener Währung betrugen."
Die beiden aufgefundenen Anschlagzettel vom J. 1779 haben
folgenden Wortlaut:
1.
Mit gnädigster Bewilligung
dienet zur ergebensten Nachricht,
dass heute Dienstag den 29. Junii zu einer an-
müthigen Abwechselung
das Holländische Kunst-Cabinet
mit einigen Stücken gezeiget wird,
Aisdan aber folget:
Ein mit wohlgekleideten Marionetten
und schönen Veränderungen des Theaters versehene ,
Comödie
unter dem Titul:
Der durch Eigensinn sich selbst die grösste Verwirrung
und Verdruss zuziehende
Alte Gebhardt,
oder
Das Reich der Todten
Mit
Hanns -Wurst,
Welcher vorstellet einen lustigen Kroaten, brutallen Haudegen,
und närrischen Haderlump, wo dan bey jeder Verkleidung
eine Aria gesungen wird.
Avertissement
Obwohl dieses nur Marionetten sind, so werden wir uns
doch bestreben, den an andern Orten erlangten Beyfall hier
ebenfalls zu erhalten, und jedermänniglich nach Standesgebühr
zu vergnügen, indem diese Comödie mit abwechselnder Lust-
barkeit versehen ist.
Der Schauplatz ist in der Krämerläuf.
Eine hohe Noblesse zahlet nach Belieben, sonst wird auf
den ei^sten Platz 8. Mark, auf den zweyten 4. und auf den
dritten 2. Mark bezahlt werden.
Der Anfang ist um 8. Uhr Abends.
10
Zweite Abtheilung.
Abhandlungen und Mittheilungen
ortsgeschichtlichen Inhaltes.
Das Wappen der Stadt Aachen.
Von E. von Oidtman.
(Mit 1 Talel.)
Karl der Grosse hatte auf der östlichen Seite seiner Pfalz
zu Aachen an höchster Stelle einen ehernen Adler mit aus-
gebreiteten Flügeln anbringen lassen ^ Dieser Adler stellte
das Sinnbild des Sieges, der Herrschaft und Stärke, der höchsten
weltlichen Fürstenmacht und Majestät dar, entlehnt der alten
römischen Kaiserherrlichkeit. Bereits Cyrus führte den Adler
auf seinen Münzen und auf seinem Kampfschild ^, die Griechen
gaben ihn dem Zeus zum Begleiter. Münzen Alexanders des
Grossen zeigen den Zeus thronend den Adler auf der rechten
Hand ^ Auch die Könige von Pergamon führten den königlichen
Vogel auf ihren Münzen. Besonders schön, aber sehr natura-
listisch dargestellt zeigt ihn eine Münze des Königs Ptolemaios
vom J. 305 V. Chr.'* Von den Griechen gelangte der Adler
') So berichtet der Chronist Thietmar, Lothar König von Frankreich
habe im J. 978 die Pfalz zu Aachen eingenommen und dem Adler auf der-
selben eine entgegengesetzte Richtung geben lassen; „denn es war von jeher
Brauch, dass alle, welche diesen Ort im Besitz hatten, ihn (den Adler) ihrem
Reich zuwendeten." (Thietmari Chron. lib. III, c. 6. Mon. Oerm. bist.
SS. III, 761.) — Der Chronist Rieh er sagt: „Den ehernen Adler mit aus-
gebreiteten Flügeln, welchen Karl der Grosse auf den Gipfel seiner Pfalz
hat^e stellen lassen, drehten sie um und wendeten ihn nach Osten, denn die
Deutschen hatten ihn nach Westen gewendet, um auf feine Weise anzudeuten,
dass wohl noch einmal die GaUier von ihrem Kriegsherrn besiegt werden
könnten.«* (Histor. lib. III, c. 71. Mon. Germ. bist. SS. III, 622; vgl.
Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. III, S. 54 und 68.) — Wenn
sich die beiden Chronisten hier in Bezug auf die Wendung des Adlers wider-
sprechen, so stimmen sie doch darin überein, dass sich der Adler auf der
Pfalz befand und als Zeichen der Herrschaft gewendet wurde. Der Adler
wird späterhin bei einem der vielen Brände, von wehhen die Pfalz im 12.
und 13. Jahrhundert heimgesucht und zerstört wurde, vernichtet worden sein.
') Bernd, Wnppcnwesen der Griechen und Römer S. 240, nach Xenophon,
Cyrop. VII. 1, IV.
') Abgebildet in Spamer, Illustrirte Weltgeschichte Bd. II, S. 27.
*) Ebenda S. 45.
1
Das Wappen der Stadt Aachen. 3
hunderts. König Heinrich II. führte um 1003 das Thronsiegel
ein, d. h. der König ist auf dem Thron sitzend, Zepter und
Weltkugel haltend, dargestellte Auf dem Siegel Konrads II.
vom J. 1031 ist das Zepter mit einem Adler geschmückte
Von dieser Zeit an erscheinen denn auch Wappenbilder,
^noch keine Wappen als Beigaben auf den Siegeln ; so zeigt das
Siegel König Heinrichs V. (1106—1125) den Thron vorn mit
Adlerköpfen geziert, während das Zepter oben in eine heral-
dische Lilie endet. Wappenbilder werden auf Waffen und
Kleidung angebracht. Das Ceremonienschwert des hl. Mauritius,
für Kaiser Heinrich VI. (1190—1197) von maurischen Gold-
schmieden zu Palermo angefertigt, zeigt auf der Scheide heral-
dische Adler ^ Auf dem ThiH)nsiegel Fciedrichs II. (1215 — 1250)
gewahrt man auf dem Leibrock des Königs eingestickte Adler \
Um diese Zeit beginnen auch die Wappen erblich zu werden.
Bis dahin wurden Wappenbilder willkürlich geführt. Reiter-
siegel zeigen meist im 12. Jahrhundert den Schild, welchen der
Ritter hält leer oder mit Schildbeschlag, aber nicht mit eigent-
lichen Wappenabzeichen ^
0 Seylcr a. a. 0. S. 67.
*) Die Siegel der Kaiser sind abgebildet bei Stacke, Deutsche Geschichte
Bd. I, S. 2 im Text; vgl. auch Deutsche Monatshefte 1873, Bd. I, Heft 1:
Deutsche Kaisersiegel, eine Abhandlung mit Abbildungen, die neben manchen
richtigen, auch mehrfach unrichtige Angaben enthält; ferner C. Heffner,
Die deutschen Kaiser- und Königssiegel, Wttrzburg 1875, wonach erst in
Sekretsiegeln Ludwig des Bayern heraldische Adler vorkommen sollen.
') Vgl. Bock, Die Kleinodien des h. römischen Reiches Deutscher
Nation. Wien 1864, S. 131 u. Tafel 23; abgebildet auch bei Henne am
Rhyn, Kulturgeschichte des deutschen Volkes Bd. I, Tafel zu S. 234.
*) Heffner, Kaisersiegel S. 59. ^
*) So führt Kremer, Akademische Beiträge Bd. I, S. 105, Anm. b. an,
dass die Pfalzgrafen von Aachen Heinrich III. von Laach f 1095, Siegfried
t 1113 und Wilhelm f H^O (fragwürdige Genealogie bei Fiihne, Geschichte
der Herren von Bocholtz Bd. I, 1, S. 275; vgl. auch Groll ins, Reihe der
Pfalzgrafen zu Aachen oder in Nieder- Lothringen bis auf Heinrich v. Lach.
Zweybrücken 1762), deren Siegel bei Tolner, Hist. Palat. S. 364 abgebildet
seien, leere Schilde geführt haben. Die Gemahlin Heinrichs von Laach,
Adelheid, siegelt 1097 mit Brustbild, ein Buch und ein Zepter haltend, ohne
Wappen (abgebildet in Seyler, Geschichte der Siegel S. 76). Auf dem in
der Kirche zu Laach noch befindlichen Grabdenkmal des Pfalzgrafen Heinrich
von Laach f 1095, welches Abt Theoderich (1256—1295) errichtet haben soll,
sind die Wappenschilde Mjj^FAieTu zu beid(;n Seiten des Kopfes flach ange-
bracht, der pfälzische goratoM Löwe in schwarzem und der weisse Adler der
1*
Das Wappen der Stadt Aachen. 5
bei Rhein (ältester Sohn Heinriclis des Löweii) in den Jahren
1196 und 1197 ^ Die Zeit der Heraldik, des Wappenwesens
hatte begonnen. Im Allgemeinen ist die Annahme sehr ver-
breitet, dass erst in Folge der Kreuzzüge und der Turniere
die Wappenbilder in Deutschland aufgekommen und erblich
geworden seien. Letzteres trifft auch was die Zeit anbelangt
zu, wie die Siegel beweisen. Indess müssen die bei den Römern
dauernd sowohl für Städte wie Provinzen — Rom die säugende
Wölfin, Sicilien das Dreibein ^ — , sowie auch von einzelnen Ge-
schlechtern erblich geführten Wappenbilder bereits den Ger-
manen bekannt gewesen sein ^. Jedoch hat die Völkerwanderung
im Allgemeinen den Gebrauch der Wappen verwischt, und Karl
der Grosse nahm erst den Kaiseradler des Römerreiches als
Zeichen höchster Macht wieder auf. Späterhin, als sich um
die königlichen Pfalzen Städte gebildet hatten, das Wappen-
wesen sich entwickelte, derkaiserliche Aar auf Münzen^, Siegeln,
Waffen und Kleidung erschien, erkoren diese Reichsstädte den
Kaiser- Adler zu ihrem Wappenbild ^, während sie vorher in ihren
Siegeln ^, auf Münzen und Bannern den Schutzheiligen, die Stifter
*) Nach Warnecke, Heraldisches Handbuch S. 12, Anm. 5.
') Bernd a. a. 0. S. 50 und 126. Wohl das nachweisbar älteste
Wappenzeichen, welches sich bis zur Jetztzeit in Europa erhalten hat.
') Ich möchte auch für einzelne Oeschlechter des Niederrheins annehmen,
wenn es sich auch nicht urkundlich nachweisen lässt, weil eben die Urkunden
fehlen, dass sie als römische Edele auf ihren Besitzungen auch nach Auf-
hören der Römerherrschaft geblieben sind. Man berücksichtige nur die
mannigfachen Beziehungen, welche germanische Völkcrstärame zum römischen
Beich hatten. Arminius war in Rom erzogen, römische Kaiser waren geborene
Germanen. In Köln behauptete die Tradition es u. a. von den Mommersloch.
In Deutschland treten erst Ende des 12. Jahrhunderts wieder erbliche Familien-
namen auf. Napoleon, Geschichte Julius Cäsars Bd. I, S. 238, Anm. 1 gibt
eine Stammtafel des Geschlechts Julius Cäsars, welche beweist, dass als i. J.
102 V. ('hr. Cäsar geboren wurde, Familiennamen in unserem Sinne vorhanden
ren. Man vgl. hierzu Annalcu des Vereins für Nassauische Alterthums-
kunde Bd. IV, 1, S. 464: Die ältesten Familien in den Rheinlandeu.
*) Sicher nachweisbar erst unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Vgl.
weiter unten.
*) Aachen, Frankfurt a. M., Goslar, Wetzlar, Oppenheim u. A. Köln,
welches wie Trier den hl. Petrus in Banner und Siegel geführt hatte, nahm ver-
anlasst durch die Ueberführung der Gebeine der hl. drei Könige i. J. 1D>4, die
drei Königskronen zu seinem Stadtwappen und wählte nicht den Reichsadler.
*) Soyler a. a. 0. S. 302, führt den Anfang des städtischen Sicgel-
wesens auf die Rheinlande zurück. Er erwähnt, dass die Siegolstempel der
6 E. von Oidtman
oder Beschützer der Stadt geführt hatten ^ Die Städte gebrauchten
häufig ihre alten Siegel weiter fort, während ihre Münzen und
Banner bereits ein eigentliches Stadtwappen zeigten *. Letzteres
wird manchmal als Gegensiegel und als Sekretsiegel verwendet',
so zeigt z. B. das Siegel der Stadt Zütphen im J. 1312 eine
Burg mit zwei Thürmen, auf dem Gegen-(oder Rück-)siegel
erblickt man einen Löwen, während das Sekretsiegel im J. 1359
das eigentliche Stadtwappen, einen gekrönten Löwen, darunter
ein Ankerkreuz aufweist*. Es liegt daher auch kein Grund
vor, anzunehmen, dass die Stadt Aachen erst als Wappen den
Adler geführt habe, seitdem derselbe auf ihrem Siegel erscheint ^
Auf Münzen der Stadt Aachen soll der Adler bereits zu Karl
des Grossen Zeit dargestellt worden sein ^, was nicht zutreffend
ist. Die ältesten Kaisermünzen, welche einen Adler zeigen, sind
Pfennige Kaisers Friedrich Barbarossa, in Mastricht geprägte
Münzen desselben Kaisers zu Aachen geprägt, zeigen auf der
Städte Köln, Trier undMaiuz bereits 1149, 1172, 1175 urkundlich nachzuweisen
sind. Ich mochte mit Seyler S. 306—307 für das älteste Siegel Aachens
auch diese Zeit annehmen. Vgl. auch Zeitschrift des Aachener Geschichts-
vereins Bd. XII, S. 56; F. Hauptmann a. a. 0. S. 117 f.
^) Köln und Trier den hl. Petrus, Mainz den hl. Martin, Aachen Karl
den Grossen.
*) So führten z. B. die Städte Danzig, Elbing und Thorn noch ihre
Schiffssiegel weiter, während ihre Banner, die seit der Schlacht bei Tannen-
berg 1310 im polnischen National-Dom zu Elrakau als Siegesbeute prangen,
bereits heraldische Stadtwappen zeigen. Magdeburg führt im Siegel die
Befestigung mit der Magd bis 1631; Stadtmünzen zeigen aber bereits 1550
ein heraldisch genaues Wappen. (Deutscher Herold, Jahrg. 1884, S. 123.)
*) Hierüber und über die bildlichen Darstellungen in Städtesiegeln vgl.
Br esslau, Handbuch der ürkundenlehre Bd. I, S. 946, 947 und 970.
*) Die Stadt veränderte 1573 ihr Siegel, was durch Statthalter, Kanzler
und Käthe von Gelderland gestattet wurde. (Nyhoff, Gedenk w. Bd. I,
S. 135, Anm. und Urk. 135; Bd. II, S. 6, Anm.)
*) Endrulat, Niederrheinische Städtesiegel S. 2. Endrulat setzt das
erste Vorkommen des Siegels in das Jahr 1351, gemeint ist wohl das Rtick-
sicgel an der Landfriedeusbunds-Ürkunde von 1351. Der Originalstempel
befindet sich noch im Stadtarchiv zu Aachen.
«) Meyer, Aachensche Geschichten Bd. I, S. 861 und S. 89, Tafel l,
Nr. 20, Abbildungen. Kaiser Friedrich Barbarossa verlieh erst 1166 dem
Königlichen Ort Aachen das Münzrecht. (Urkunde abgedruckt bei Quix,
Cod. dipl. S. 37, Urk. 51. Lacomblet, Üb. I, Nr. 412.)
') Im Königl. Münzkabinet zu Berlin. Vgl. auch A. v. Sallet, Zeit-
schrift für Numismatik, Berlin, Weidmann sehe Buchhandlung 1874,1. Aachener
Münzen.
Das Wappen der Stadt Aachen. 7
einen Seite das Kaiserbildniss, auf der anderen die Münsterkirche.
Seit dem Jahre 1165, in welchem Kaiser Karl der Grosse heilig
gesprochen wurde, erscheint meist sein Bild auf dem Revers
der Kaisermünzen an Stelle des bis dahin vorkommenden
Gebäudes. Späterhin kommt unterhalb des Gebäudes eine
Königskrone vor z. B. auf Münzen Kaiser Rudolphs. Erst unter
Kaiser Ludwig dem Bayer sind auf den Münzen kleine Adler,
einer auf dem Revers über dem Andreaskreuz und Kugeln, einer
oberhalb des Kopfes des Kaisers in der Umschrift angebracht.
Auf den Münzen der Reichsstädte erscheint durchgängig früher
wie der Adler eine kleine Krone ^ Seit Ludwig dem Bayer ist
dann der Adler dauernd auf Aachener Münzen nachzuweisen ^.
Die Siegel von Aachen^ und Frankfurt a. M.*, der Rivalin
und Nachfolgerin Aachens als Krönungsstadt, zeigen eine
ganz ähnliche Entwickelung. Das älteste bekannte Siegel von
Frankfurt, bereits 1223 in Gebrauch, stellt das Hüftbild eines
Kaisers mit Lilienzepter und Reichsapfel in den Händen dar.
Die Umschrift lautet: Frankenvort Specialis Domus Imperii.
Ein zweites Siegel, dessen Stempel bereits vor dem J. 1559
wiederhergestellt worden ist, zeigt dasselbe Bild, darunter einen
ungekrönten Adler im Schild mit der Umschrift: S. Oppidi
Franckenfurdensis Specialis Domus Imperii Ad Caus(as). Ein
im J. 1637 angefertigter Siegelstempel enthält das Hüftbild des
Kaisers, darunter einen gekrönten Adler im Schild. Das spätere
Wappen zeigt 1706 einen gekrönten weissen Adler mit goldenen
Kleestengeln auf den Flügeln, mit goldenen Fängern und dem
goldenen Buchstaben F auf der Brust in rothem Feld. Jetzt
wird der Adler gekrönt ohne weitere Beizeicheu geführt*.
Die ältesten Darstellungen des einköpfigen Adlers^ in Deutsch-
land finden sich auf Münzen, welche zu Andernach geprägt sind
') Mittheilang des Herrn Professor Mcnadier im Königl. Münzkabinet
za Berlin.
») Meyer a. a. 0., Abbildungen Tafel II f.
') Die von Aachen abgebildet bei Endrulat a. a. 0.
*) Die von Frankfurt abgebildet in v. Lersner, Cronica der Stadt
Franckfurth 1734 Bd. II, 1, S. 122, Abbildungstafel und Bd. I vom J. 1706,
Titelblatt.
*) Die Adler auf den Thalern der freien Stadt Frankfurt vor 1866
sind heraldisch korrekt und schön.
•) Den Doppeladler soll bereits Kaiser Friedrich II. als Wappen geführt
haben. (Seyler a. a. 0. 8. 309.)
8 £. von Oidtman
zur Zeit des Königs Otto III. (1002) ^ Aus dem 11. oder 12.
Jahrhundert zeigen Münzen des Bischofs Otbert von Lüttich
(1091—1119) den Adler ^ Mit den in Mastricht geprägten
Münzen des Kaisers Friedrich Barbarossa sind gleichalterig,
heraldisch besonders schön ausgeführte Adlerdarstellungen auf
Brakteaten der Edelherren von Arnstadt am Harz ^ Auf Münzen
des Bischofs Heinrich IL von Lüttich 1145 — 1165 ist auf dem
Revers ein flugbereiter Adler mit der Umschrift A(quila) victrix
angebracht*. Weitere Vorbilder für Adler begegnen uns auf
der Dalmatica der Krönungsinsignien^ der deutschen Kaiser,
welche nachweisbar schon 1350 vorkommt, sowie auf der Reliquiar-
Büste Karls des Grossen im Domschatz zu Aachen^. Darstellungen
des Adlers auf Fahnen geben in Farben das Balduineum im
Staatsarchiv zu Koblenz um 1313 und die Handschrift des
Wilhelm von Oranse von 1334 in der Landesbibliothek zu
Kassel^ Für die spätere Zeit stehen zahlreiche Adlervorbilder
in Stein, Glas und Leinwand-Malerei zur Verfügung ^ aber nicht
alle sind mustergültig, denn es hat zu allen Zeiten unter den
Künstlern Stümper gegeben.
In Aachen selbst haben sich verhältnissmässig recht wenig
ältere Adlerwappen erhalten. Auf Stadtsiegeln ist der Adler-
schild bis jetzt nachweisbar erst auf dem Siegel, welches die
Krönung und Salbung Karls des Grossen darstellt, vorhanden ^
') Es sind keine Kaisennünzen sonderu Andcrnacher Denare. Originale
im Königl. Münzkabinet zu Berlin, abgebildet bei Danneuberg, Die deut-
schen Münzen der sächsischen und fräukiscbeu Kaiserzeit, Berhn 1876, Weid-
mannscho Buchhandlung, Nr. 434.
2) Ebenda Nr. 214,
^) Originale im Königl. Münzkabinet zu Berlin.
*) Abgebildet bei de Cbestret, Numismatique de la Princii). de Lidge,
Bruxelles, Hayez 1890, PL VI, Nr. 103.
^) Vgl. Bock a. a. 0. 8. 53 u. Tafel 11; abgebildet auch bei Henne
am Rhyn a. a. 0. Bd. I, Tafel zu S. 234.
®) Abgebildet bei Kessel, Geschicbtlicbe Mittheilungen über die Heilig-
thümcr der Stiftskirche S. 57. Kessel setzt die Anfertigung der Büste in
die Zeit Rudolfs von Habsburg. Vgl. Zeitschrift des Aachener Geschichts-
vereins Bd. XII, S. 55 und 59.
') Abbildungen bei Stacke S. 585 und 598.
*) Schöne Vorbilder besonders im Dom zu Köln auf den alten Glas-
fensteru und auf einer Tumba im Chor.
^) Abgebildet bei Endrulat a. a. O. Tafel 1, Nr. 2 und v. Ledebur,
Archiv für deutsche Adelsgeschichtc Heft 2, Tafel 3, Nr. 9.
Das Wappen der Stadt Aachen. 9
Dieses Siegel ist dem grossen Stadtsiegel ', welches die Land-
friedensbund-UrkuncIe von 1351 beglaubigt, als Riickaiegel auf-
gedrückt*. Eine stark vergrösserte Abbildung des Adlerscliildes
nach photographischer Aufnahine von einem Siegelabdnick wird
hier beigefügt.
Ein altes Adlerwappen findet sich als Siegel des Werk-
meistcrgcrichts an einem Gesellenbrief vom J. 1739^. Die Form
der Buchstaben der Umschrift, welche lautet: S. Magistrorum
iudicii Aqu., lässt die Annahme zu, dass der Stempel aus dem
') AbgeWldet bei Eudralat a. a. Ü. Taftil 1, Nr. 1; v. Ledcbur a. a. ü.
Heft 2, Tafel 3, Nr. 2; Seylcr a. a. ü. S. 90e und Quix, Coi. dipl. Aquen^.
S. 144. Die Dan) teil ungen weichen alle vun einnudei ab, was beweist, dasa
nur eine photograpbischc Wiedergabe Gcitaaigkeil verbürgt.
•) V, Ledelur a. a. 0. Heft 2, S. 182 crwfthnt ein Rücksiogel der
Stadt Aachen mit Adler und der angcbliehco UmscbriTt Aijuila Aqueiisis Ad
Causnä nach einem Gipsabgus» in der damaligen Künigl. Kunstkaiumcr zu
Itcriin. Dieser Oipsabgnss befindet sich naebweisbar jetzt in der Gru^sen
Siegclaammlung des Geh. Staatsarchivs Nr. 1124'J, er ist aber weder vun
einem Kfleksiegel genommen, noch bat er die von Ledcbut angeführte Legende,
sondern ist das Siegel des Wilhelmus Aqnensis Advueatus wie die Umsekrift
denllich besagt und stellt einen stellenden, rechts gewendeten, tlugbereiten,
wiedersehenden Adler diir, welcher an rümisehc Qemnicnsicgel erinncrr. Dieser
Vogt Wilhelm besiegelt I32ö eine Urltunde au Aachen mit einem Adler.
tUriginiil-Urkunden nnd Nachrichten wie das Durf Biirtsckeid u. h. w. Aachen
IT75, ä. 29. Urkunde mit Hesebreibung der Siegel.)
'I Urkunde im Stadtarchiv zu Aachen. .Nach Mittheilung des Herrn
Archivars R. Pick.
10 E. von OidtniHn
14. Jahrhundert stammt, jedoch ist es auch iiiclit ausgeschlossen,
dass er bereits in der zweiten Hälfte des )3. Jahrhunderts
in Gebrauch gewesen ist. Eine Nachbildung des Siegels in natür-
licher Grösse ist hier ebenfalls nach photographischer Aufnahme
nach einem Siegelabdruck beigefugt. Weiter findet sich der
Aachener Adlerschild auf dem vor 1364 in Gebrauch gewesenen
Siegel des Landfriedeiisbundes zwischen Maas und Rhein'.
Darstellungen des Adlerschildes auf den vorhandenen Stadt-
plänen und Stadtansichten* kommen, da sie aus verhältniss-
') Ein Land Tri edcnsbnud-Siegcl ündL'tsich in der Grossen t^iegehammlung;
dea Küni^l. Geh. Staatsarchivs zu Berlin Nr. UI68; es umfasst 4 Wappcn-
schilde; 1. Erzslift Küln, 2. Br«baul, 3, Stadt Kijln, 4. Stadt Aachen. Von
der Legende ist noch leshar: . . DEN GE ES DES VERBON ....
Dieses ältere Siegel des Verbundes war vor 1364 in Gebrauch. Vgl.
Keltcter, Die LandfriedunsbUnde zwischen Maas und Rheio im 14. Jahr-
hundert (Münstcrischc Beiträge, Paderborn 1888) S. 12, Ann». 1, wo das
spätere Siegel nach 1364 bcsvbriebeu. Es enthielt 5 Schilde, den Schild der
Herzoge von Jülich iu der Mitte, die Legende lautete: ,S. pacis generalis
dominornin et civitatum ad causas." Ein drittes Siegel ist abgezeichnet in
ciiiciD Fotioband des Geh. Staataarcbivs zu Berlin, in welehciu Archivrath
Baj'cr s. Z. aus verschiedenen Archiven Siegel sehr genau abgebildet hat.
Das Siegel zeigte in Rundung einen heraldischen Adler, in der Rechten ein
Schwert haltend. Umschrift; „S. Pacis general. Reg. Roman, int. Renum et
Mosam t'" Dieses Siegel scheint mir das eigentliche, die beiden anderen
nur Siegel ad causa s gewesen zu sein.
') Braun und Hogenberg, Civitates orbia terrarnm 1572, Henr. van
Steonwyck I&76, Quicciardini, La description de tous les Rays Bas 1SB3,
Das Wappen der Stadt Aachen. 11
massig später Zeit sind, nicht in Betracht, zumal der Adler,
meist unheraldisch sich wenig schön zeigt.
Aeltere Stadtfahnen, auf deren Tuch das Adlerwappen ein-
gewirkt oder gemalt dargestellt sein könnte, sind leider nicht
mehr vorhanden ^ Indess berichtet eine Notiz auf losem Zettel
von der Hand des älteren Archivars Meyer ^, dass das Feld der
grössten Fahne des Marienstifts mit Adlern besät war. Als
die Fahne erneuert wurde, traten an die Stelle der Adler Lilien,
und es wurden nur auf beiden Seiten des auf der Fahne darge-
stellten Kapitel-Wappens einzelne Adler angebracht.
In Stein ausgehauen ist ein Adlerschild (in Stech- oder
Tartschen- Schild -Form) mit gut stilisirtem Adler noch am
Marienthurm in Aachen vorhanden, dadurch aber^ dass er sich
ziemlich hoch befindet, nicht sonderlich sichtbar^.
Ein alter Grenzstein der Aachener Landwehr in der Nähe
des Linzenshäuschens soll ebenfalls den gut stilisirten Adlerschild
noch tragen. Bei Erdarbeiten innerhalb der Stadt sind mehr-
fach Thonfliessen, welche den Adler im Stil des 15. und 16.
Jahrhunderts zeigen, zu Tage gefördert worden.
In spätester Zeit wurde das Stadtwappen mit einem wilden
Mann als Schildhalter dargestellt. Zur Zeit des Verfalles der
Heraldik, vom 16. Jahrhundert an, wurde es allgemeiner Gebrauch,
Schildhalter dem Wappen beizugeben und dieselben mehr hervor-
treten zu lassen wie den Wappenschild selbst. Schildhalter
finden sich auf Siegeln bereits in frühester Zeit, entweder Heilige
als Patrone* oder die Siegelinhaber selbst oder symbolische
ßlaca, Theatrum urbium Belgiae regiae 1659, Merian, Beschreibung der
vornehmsten Städte im westfälischen Kreise um 1645. Ueberall entspricht
hier dem einkOpfigen Adler des Stadtwappens der ihm gegenüber dargestellte
zweiköpfige Reichsadler. Vgl. über die Aachener Stadtpläne C. Rhoen in
„Aus Aachens Vorzeit** IL Jahrg. 1888, S. 4 f.
*) Mittheilung des Herrn Archivars Pick. Köln ist in der Hinsicht
glücklicher; in dem Hahnen thor-Museum befinden sich eine Anzahl Stadtfahnen
mit dem Wappen. Helmzier und Schildhalter des Kölner Wappens sind schon
auf den alten gemalten Fenstern im Dom dargestellt.
') Im Stadtarchiv zu Aachen.
') Pick, Aus Aachens Vergangenheit ö. 161, Anm. 2, wo das muth-
massliche Alter 1512 oder 18 angegeben ist.
*) Das Siegel eines Hermannus, dccanus beatae Mariae Aquensis, vom J.
1336 zeigt Karl den Grossen einen Schild haltend, worin ein Kreuz, belegt mit
Herzschild, welcher vier Pfähle enthält, (ürk. 1509 im Stadtarchiv zu Köln.)
12 E. von Oidtinan
Figuren \ z. B. Engel, wenn der Siegelinhaber Lehnsträger oder
Beamter eines geistlichen Würdenträgers^ war, oder endlich
willkürliche Figuren, welche der Siegelschneider des Mittelalters
ursprünglich nur zur Ausfüllung des Raumes zwischen Wappen
und Rundung oder in der Kleeblattumfassung verwendet hatte ^
In ganz später Zeit wurden Schildhalter, z. B. Löwen, ganz
willkürlich gewählt.
Beim Wappen der Stadt Aachen kann uns als Schildhalter,
zuerst auf Münzen, kein anderer begegnen als Karl der Grosse,
und so findet sich der Adlerschild auf zahlreichen Münzen der
Stadt zu den Füssen des thronenden, Scepter und Weltkugel
haltenden Kaisers. Aus dieser Darstellung scheint sich das
spätere Wappen der Stadt* entwickelt zu haben. Jedenfalls
erscheint in ganz ähnlicher Weise auf einer Aachener Münze
an Stelle des Kaisers ein auf dem Thron sitzender wilder Mann^
den Adlerschild zwischen den Füssen, die rechte Hand auf den
Oberschenkel gestützt, in der Linken eine Fahne haltend, worin
ein rechtsstehender mit Kleestengeln auf den Flügeln belegter
Adler; hinter dem Adlerschild steht rechts eine entsprechende
Fahne. Der sichtbare Kopf des wilden Mannes ist mit einem
Helm bedeckt, geziert mit Bügelkrone, worüber ein rechts
gewendeter, wiedersehender, zum Fluge bereiter Adler steht *^.
') z. B. behn Wappen der Stadt Köln „der kölsche Bur**, da zahlreiche
Bauernhöfe innerhalb der Stadtmauern lagen.
*) So siegelt z. B. 1470 Heinrich Udman, Schultheiss des Propstes des
Aachener Münsterstifts zu Erkelenz (Pergament- Urkunde im Staatsarchiv zu
Düsseldorf).
') Zahlreiche Siegel im Archiv der Stadt Köln und in anderen Archiven
beweisen dies.
*) Meyer a. a. O. Bd. I vom J. 1781 vor dem Register.
*) Meyer a. a. 0. Tafel V, Nr. 8. Ein wilder Manu wird heraldisch meist
ganz behaart dargestellt. In ganz ähnlicher Weise mit über den sichtbaren
Kopt gestülpten Helmen treten wilde Männer als Schildhalter des Wappens der
Herzoge von Pommern auf. Die Zeit verschiedener Münzen ist offenbar von
Meyer viel zu früh augesetzt. Vgl. R. Lietzmann in Zeitschrift für
Numismatik Bd. II, 1 (mit 3 Tafeln), welcher Meyers Angabe verbessert
und ergänzt.
^) Aeltere Abbildungen des Wappens des römischen Kaisers zeigen eine
ganz ähnliche mit fast gleichem Adler gezierte Krone, wie der wilde Mann
des Aachener Wappens sie trägt, u. a. in dem alten Wappenbuch der
Redinghüvenschen Sammlung zu München Bd. XXXVIII, welches um 1450
gemalt sein soll, „Der Kaiser von Rom** Blatt 311a, wiedergegeben vou
K. Frhrn. v. Neuensteiu, Wappenkunde 3. Jahrg. 1895, Heft 6 und 7, S. 31,
Das Wappen der Stadt Aachen. 13
Die bis jetzt nachweisbar älteste Darstellung des wilden Mannes
mit dem Adlerwappen findet sich in dem um 1588 gemalten,
sogenannten Burtscheider Wappenbuch ^ Der wilde Mann ist hier
sitzend mit sichtbaren Beinen dargestellt. Weiter findet er sich
in Noppius Aacher Chronick, Ausgabe vom J. 1632, auf dem Titel-
blatt und der beigegebenen Stadtansicht. Es heisst daselbst-:
„Von Zeit an aber die Otthones diese Länder beständig beym
Reich erhalten, hat der weltlich Magistrat alhie sich nur allein
dess Adlers in signum subiectionis Rom. Imperij gebrauchet,
wie in Fronte Libri zu sehen ist" ^ In Goldpressung ist das
Wappen mit dem wilden Mann auf den Einbanddeckeln einer
Reihe in Pergament gebundener städtischer Rechnuugsbücher
von dem J. 1646 an, gemalt um 1661 in dem „Attelerei Boch
Anno 1646" bezeichneten Band* dargestellt. Ferner ist die
spätere Form des Wappens bei Blondel, Thermae Aquisgranenses
et Porcetanae, 1688, zweimal abgebildet. Auf dem Titelbild
sogar in sehr drastischer Auffassung: der wilde Mann sitzt rittlings
auf einer Brunnenröhre, den Adlerscliild auf dem Schooss, stützt
sich mit den Händen rechts und links auf Wassergötter, welche
auf Bmnnenröhren sitzend
An Gebäuden angebracht, befand sich früher das erwähnte
Wappen an der Front des Gebäudes „die Acht" ^. Quix^ sagt
darüber: Die Hauptfti^ade (der Acht) war verziert mit der Figur
des Granus in sitzender Stellung, in jeder Hand eine Fahne
haltend und mit der linken auf das Stadtwappen sich stützend.
Unter der Figur stand S. P. Q. A. (Senatus Populusque Aquensis).
Auch das Rathhaus war vormals mehrfach mit dem Stadtwappen
äusserlich gezierte Noppius berichtet^: „Inmassen auch die
') Von H. A. Frhra. v. Fürth dem Stadtarchiv zu Aachen geschenkt.
*) Buch I, 8. 32, nachdem vorher die Rede von den „inaigna eines
Ehrwürdigen Capituls" gewesen.
•) Vgl. oben wegen der Münzen Kaiser Ottos III.
*) Alle hier genannten Handschriften im Stadtarchiv zu Aachen. Die
ältesten Bände zeigen den wilden Mann mit Oberkörper und sichtbaren Füssen,
die jüngeren nur den Oberkörper ohne Beine und Füsse.
*) Bei dieser Darstellung soll der wilde Mann wahrscheinlich Oranus
vorstellen, was auch Qu ix annimmt.
•) Vgl. Pick a. a. 0., Abbildung auf S. 448.
*) Historisch-topographische Bt^schroibung der Stadt Aachen S. 105.
•) z. B. auf dem bei Pick a. a. O. S. 217, Anm. 2 erwähnten Schildchon.
•) Aacher Chronick, Ausgabe von 1632 Buch I, S. 103.
14 E. von Oidtman
vor 4. oder 5. Jahren renouirte Zinnen am obersten Tachwerk
(less Rahthauses sehr schön zwischen beyden mit den Churf.
Colin- tind Mayntzischen Wapffen, wie auch nicht weniger dess
Reichs dublen, und der Statt einfachen Adler, und alles in
güldine Felder verzieret seynd/ Eine alte Ansicht des Rath-
hauses in Rothdruck aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts *
zeigt das spitze Dach des Treppenvorbaues des Haupt^inganges
mit einem rechtsgewendeten flugbereitenAdler auf Kugel gekrönt.
Im J. 1793 war vor dem Rathhause ein vergoldeter Adler
aufgestellte
Viele der späteren Abbildungen des Stadtwappens mit
dem wilden Mann umgibt noch ein Spruchband mit der Legende
Urbs Aquensis, Urbs Regalis. Häufig sind hinter dem wilden
Mann groteske Helmdecken, welche nicht, wie es heraldisch
richtig ist, zwischen Helmzier und Helm, sondern hinter dem
Rücken des Mannes hervorgehen, angebracht. Im 18. Jahrhundert
begegnet uns der wilde Mann mit dem Stadtwappen in der
1727 bei Johann du Vivier in Leiden erschienenen Beschryving
van de . . . Stad Aken^ auf dem ersten Titelblatt, 1736 im ersten
Band der (von Pöllnitz verfassten) Amusemens des eaux d'Aix
la Chapelle, auf der mit Nr. I bezeichneten Ansicht der Stadt,
sowie bei Meyer Aachenscfie Geschichten 1781 auf dem mit
der Stadtansicht gezierten Widmungsblatt. Hier hält ein Merkur
mit beiden Händen um den wilden Mann, welcher den Adler-
schild vor sich hat, einen Wappenmantel. In Stein ausgehaueu
ist das Wappen mit dem Schildhalter (dessen Beine sichtbar
sind) noch an der Frontmauer des Gasthauses auf dem Münster-
platz erhalten.
Das Stadtwappen mit dem wilden Mann als Schildhalter
wurde bis zur französischen Zeit geführt. Kaiser Napoleon*
*) In meiDem Besitz. Dieselbe ist bezeichnet: La Maison de Ville
D'Aix La ChapeUe — Stadhuijs van Aeken. In der oberen linken Ecke ist
der Karlsbrunncn besonders abgebildet. Die Ansiebt weicht von der Merian-
scben Abbildung vor dem Stadtbrand 165r> wesentlich ab.
') Zeitschrift des Aachener Geschieh ts Vereins Bd. X, S. 205.
') Holländische Uebersetzung des Blondel.
*) Napoleon hatte bekanntlich eine ganz neue Heraldik eingeführt.
Alle Städte erster Ordnung, die sogen, bonncs villes, führten das Schildes-
haupt mit den Bienen ; um den Schild, auf welchem ein Merknrstab liegt, ein
von rothen Bändern mit abfliegenden Enden umflochtener goldener Kranz,
rechts Oel-, linkt» Eicheuzweige, über dem Schilde eine hohe goldene Mauer,
Das Wappen der Stadt Aachen. 15
hatte die alte Krönungsstadt den sogenannten bonnes villes seines
Reiches zugesellt und ihr ein von St. Cloud, 16. Juin isil datirtes
Wappendiplom ertheilt, wonach die Stadt folgendes Wappen
fuhren sollte. Unter rothem Schildeshaupt, worin 3 steigende
goldene Bienen nebeneinander, in goldenem Feld eine Weltkugel
mit Tatzenkreuz, begleitet von vier gestttmmelten ^ schwarzen
einwärts gewendeten Adlerji, oben je einer, unten zwei neben-
einander ^ Als nach der preussischen Besitzergreifung der Rhein-
lande die Städte, welcTie Napoleon mit neuen Wappen beglückt
hatte, durch die Kabinetsordre vom 22. Dezember 1817 die Erlaub-
niss erhielten, ihre alten Wappen wieder anzunehmen, machte
auch Aachen hiervon JGrebrauch und kehrte zum Adler zurück.
Was nun die zutreffendste Darstellung eines Wappens der
Stadt Aachen anbelangt, so sollte entweder der Adlerschild allein
mit Mauerkrone^ geziert geführt werden oder man kann, um ein
mehr der geschichtlichen Vergangenheit Rechnung tragendes
Wappen zu wählen, Karl den Grossen auf dem Thron sitzend, zu
seinen Füssen den Adlerschild (ohne Mauerkrone) darstellen, indem
ältere Siegel und Münzen der Stadt hierbei als Vorbilder dienen.
Der wilde Mann als Schildhalter ist ganz zu verwerfen. Als An-
halt für die Darstellung des Adlerwappens gebe ich auf der bei-
gehefteten Tafel einige Beispiele von Adlerschilden verschiedener
Zeiten^. Ich bemerke dazu folgendes: Bei Wiedergabe eines
darüber eine sicbenzinnige Mauerkrone, aus welcher der Napoleonischc Adler
wächst. (Nach Oritzner, Handbuch der heraldischen Terminologie. Nürn-
berg 1890, S. 184.)
*) Die gestümmelten Adler sind eine ironische Anspielung auf das ver-
stümmelte deutsche Reich.
*) Abgebildet bei Simon, Armorial General de l'Empire fran^ais.
') Die verschiedenen Mauerkronen sind abgebildet bei Gritzner a. a. 0.
Tafel 35. Die Stadt- oder Mauerkrone kommt in der alten Heraldik nicht
vor, findet aber in der Neuzeit vielfach Anwendung, um den Wappenschild als
städtischen zu kennzeichnen. Die Mauerkrone muss auf dem oberen Schildes-
rand stehen, darf nicht schweben und nicht so breit sein, wie der Schild und
muBs verhältnissmässig kleiner wie dieser sein. Einzelne Städte führen Helm
und Helmzierdc über ihrem Wappenschild z. B. Köln, Hamburg. Amsterdam
soll 1490 von Kaiser Maximilian als besondere Auszeichnung die Kaiserkrone
als Helmschmuck seines Stadtwappens erhalten haben, es führt dieselbe noch
heute. Streng heraldisch ist aber für eine Stadt als Gemeinwesen ein Helm
nebst Helmzier ein Unding, da beides doch nur persönlich geführt worden ist.
*) Ausgesucht aus dem heraldischen Mustorbuch von Hilde brand und
dem heraldischen Handbuch von Warnecke. Die Darstellung des jetzigen
Beichsadlcrs auf den Reichsmünzen von 1872 bis 1890 sowie auf den Reichs-
16 E. Yon Oidtmao
heraldischen Adlers kommt es darauf an, dass die Adlerfigur
möglichst den ganzen Schild ausfüllt; der Adler darf nur streng
heraldisch \ also nicht der Natur entsprechend, abgebildet werden.
Der Kopf ist heraldisch rechts (vom Beschauer gesehen nach links)
gewendet, für die Zeit des Mittelalters mit fast geschlossenem
Schnabel ohne Zunge, für spätere Zeit mit geöffnetem Schnabel
nnd ausgeschlagener Zunge, der Rumpf stets schlank, we4ler zu
dick noch zu hager. Die Schwungfedern, abwärts gespreizt,
sollen * gewöhnlich in der Zahl von sieben für jeden Flügel dar-
gestellt werden, in alten Darstellungen wechselt die Zahl. Die
Fänge kommen in älterer Zeit meist senkrecht, wenig abgespreizt,
der Schweif weder zu steif noch zu sehr gekünstelt vor.
In Farben darf der Adler des Aachener Wappens für ältere
Zeit nur ganz schwarz, für spätere Zeit Zunge und Krallen
leuchtend roth (bewehrt), das Auge möglichst sichtlmr erscheinend,
in gelbem oder goldenem^ Schild dargestellt werden*.
Die Schildesform ist heraldisch am gefalligsten wenig aus-
gerundet, annähernd dreieckig; für die Renaissancezeit ist eine
geschwungene Form der Linien zulässig. Die Grösse des
banknoten, kann bedauerlicher Weise nicht zu Mustern für den Aachener
Adler empfohlen werden. Die letzten Jahrgänge des von 0. Hupp mit Wappen-
zeichnungen verliehenen Münchener Kalenders enthalten verschiedentlich recht
hübsche Adlerdarstellungen, auch der neue von Doepler d. j. entworfene Reichs-
adler auf den Münzen (jedoch ohne Herzschild, Ordenskette und Krone) eignet
sich als Vorbild für neuere Zeit, wobei zu berücksichtigen bleibt, dass sich
der Adler der Form des Schildes, nicht der Schild der Form des Adlers anzu-
passen hat. Die hier wiedergegebenen Adlerschilde erscheinen mir korrekter
und geföUiger wie die noch in Aachen überlieferten; vgl. die oben S. 9
gegebene Abbildung.
*) Die ältesten heraldischen Darstellungen haben grosse Aehnlichkcit
mit der unbeholfenen Ausführung der Adler durch wilde Völkerschaften,
wofür ein riesiger Holzadler aus Amerika im Museum für Völkerkunde zu
Berlin Zeugniss ablegt.
*) Gritzner a. a. 0. S. 88.
") Deshalb ist eine Färbung des Schnabels und der Fänge mit Gelb
oder Gold zu vermeiden, da Metall auf Metall heraldisch im Allgemeinen
unzulässig ist.
*) Die älteren Ausgaben des grossen Siebmacherschen Wappenbuches
enthalten das Wappen der Stadt Aachen unter den Reichsstädten fehlerhaft,
nämlich den Adler gekrönt in weissem Schild; ebenso fehlerhaft ist das
Wappen in Mosers Staatsrecht der Stadt Aachen 1740, S. 5, in Triers
Wappenkunst 1744, S. 713 und auf der Tafel Städtewappen des deutschen
Reichs, 2. verbesserte Auflage, Frankfurt a. M. bei W. Rommel.
jll
• 'S «-
5 a -^
: .SIS
31
■li
i slf
£ a •« ■
:| a ^ ;
i5 i^i
W 'S X
Dms Wappes der Stadt Aacken. 17
Sdiildes darf weder aofdriDglich noch za Terschwindeod sein,
mass vielmehr im harmoDischen Verfaältiiiss za dem Gegenstand
stehen, an oder aaf welchem der Schild angebracht werden soll.
Will man Kaiser Karl als Schildhalter darstellen, so ist eine
freie Tndividaali^irung durchaus zulässig, auch eine UmÜELSSung
des Ganzen durch ein richtig stilisirtes Spruchband mit der alten
Legende: Urbs Aquensis, nrtis regalis. Eine Sch«matisirung
der Darstellung, welche nur auf die Dauer ermüdend wirken
und langweilig sein würde, ist möglichst zu vermeiden.
Ich schliesse mit dem Wunsche: möge der kaiserliche Aar,
das tausendjährige Wahr- und Wappenzeichen der alt-ehrwurdigen
Kaiser- und Krönung>-Stadt Aachen weiter schirmend seine
Fittige über die Stadt Karl^ de» Grossen breiten bis zum
Ende aller Zeiten.
2
20 Otto B. Redlich
die Wittwe des Peter von Louvenberg zu heirathen. Trotzdem
nun das Sendgericht sein Urtheil dahin aussprach, dass die
Gültigkeit des Testaments keinem Zweifel unterliege (Nr. 2),
verzichtete Winand am 2. Oktober 1413 auf den Besitz der Vogtei
zu Katharineus Gunsten (Nr. 8), deren Gemahl, Wilhelm von
Linzenich, fortan die Vogtei verwaltete, indem ersieh am folgenden
Tage verpflichtete, ohne Zustimmung des Scliöffen Cuno von Eich-
horn ^ und Gerhards von Haren dieses Amt weder zu verkaufen
noch zu verpfänden (Nr. 4). Im Anschluss an diese Verpflichtung
sicherte Herzog Reinald am 29. August 1417 noch in besonderer
Weise die Rechte Gerhards von Haren, det vermuthlich die
finanziellen Rechte auf die Vogtei durch eine uns nicht näher
bekannte Manipulation an sich gebracht hatte. Ihm oder seinen
Erben sollte nämlich bei einer Einlösung der Pfandschaft die
ganze Lösesumme zufallen (Nr. 5).
Inzwischen verwaltete Wilhelm von Linzenich nach wie vor
die Geschäfte eines Vogts und Meiers. Wenn er erst am 1. Juli
1421 durch Eid sich der Stadt gegenüber verpflichtete, für Schutz
des Schöff'enurtheils und der städtischen Rechtspflege zu sorgen
(Nr. 6), so ist das wohl nur so zu erklären, dass die Stadt bis-
her eine derartige ausdrückliche Erklärung des Vogts überhaupt
noch nie^ verlangt hatte. Irgend ein äusserer Anlass wird
zweifellos für die Stadt vorgelegen haben, von dem Vogt die
Wahrung des städtischen Rechts, insbesondere die absolute
Gültigkeit der Sprüche des sogenannten Kurgerichts' zu
fordern. Vielleicht darf man diesen Anlass erblicken in dem im
J. 1420 geschlossenen Vertrag der Städte Aachen, Herzogen-
rath, Falkenberg, Born, Rurmond, Heinsberg, Düren und Gangelt,
durch welchen die Berufung der Bürger genannter Städte vor
*) Ueber die Verwandtschaft der Familie Louvenberg und Eichhorn
vgl. Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. XV, S. 7, Anm. 1.
*) In der Urkunde des Carsilius von Palant vom 18. Mai 1390 (Loersch,
Achener Rechtsdenkmäler S. 179 ff.) findet sich allerdings schon ein Anklang
au diesen Eid, indem Palant als Inhaber der Vogtei versprechen muss, alle
einer gerichtlichen Entscheidung unterliegenden Sachen durch das Schöffen-
gericht oder im Kurverfahren entscheiden zu lassen.
^) Das war schon in der Urkunde König Wenzels vom 28. Juli 1396
ausgesprochen worden (Loersch a. a. 0. S. 191 ff.). Später wurde durch
ein Privileg Karls V. ausdrücklich anerkannt, dass eine Appellation vom
Spruch des Aachener Kurgerichts nicht statthaft sein solle. Vgl. Noppius,
Aucbcr Chronick Bd. III, Nr. 27.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 21
ein auswärtiges Gericht verhindert werden sollte *. Bis zum
J. 1458 blieb Wilhelm von Linzenich im Amt; dann übertrug
er es seinem Sohne Heinrich *. Dieser sollte jedoch schon im
folgenden Jahre einem andern Platz machen. Nach Auslieferung
der auf die Verpfändung und den Rückerwerb der Aachener
Vogtei und Meierei sich beziehenden Dokumente durch die
Wittwe des Schöffen Adam von Haren wurde Gerhard von
Haren am 9. Mai 1459 von Herzog Gerhard und von dem
Mitbesitzer des Herzogthums Jülich, Gerhard von Loen, zum
Vogt und Meier ernannt, nachdem er sich den Landesherrn
durch ein Darlehen von 800 Gulden verpflichtet hatte (Nr. 38
und 39). Da jene Dokumente doch wohl nur nach Einlösung
der Pfandschaft zurückgegeben werden konnten (vgl. Nr. 5), so
wird anzunehmen sein, dass eine solche thatsächlich erfolgt war.
Freilich muss es gesagt werden, dass alle diese Verhält-
nisse noch völlig im Dunkeln liegen. So z. B. erwähnen diese
beiden Urkunden vom 9. Mai 1459 mit keinem Worte den bis-
herigen Vogt Heinrich von Linzenich oder dessen Vater. Auch
bleibt es unklar, weshalb die letztern nicht im Besitz der Ver-
pfändungsurkunden u. s. w. waren, sondern die Familie von
Haren. Es wäre sehr zu wünschen, dass die ältere Geschichte
der Aachener Vogtei, zu welcher die von mir mitgetheilteu
Urkunden einiges nicht unwesentliche Material bieten dürften,
von berufener Seite einmal genauer untersucht würde.
Neben diesen auf die Vertretung der richterlichen Befug-
nisse des Jülicher Herzogs in der Stadt Aachen sich beziehenden
Urkunden kommen unten verschiedene Korrespondenzen zum
Abdruck, die des Herzogs Thätigkeit als Schirmherr der Stadt
zum Gegenstand haben (Xr. 7—20, 22, 40, 45—48). Sie
berühren folgende Episoden der Aachener Geschichte: Fehde
mit Adam von Palant (1423 — 24), Zwist der Stadt mit dem
Kapitel wegen Aufbewahrung der Reliquien (1424), Streitigkeiten
zwischen Herzog und Stadt u. a. wegen Pflichtversäumniss der
Werkmeister des Wollenamts (1427), Niederwerfung der Zunft-
herrschaft durch den Erbrath (1429), Ausweisung angeschener
Bürger (1476) und Streitigkeiten zwischen Johann und Andreas
von Merode, Herren zu Frankenberg, mit den Aachener Schöffen
wegen der Schöffen zu Burtscheid (1493 — 94). Hierhin gehören
*) Haagen a. a. 0. 8. 19.
') Vgl. Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. XV, S. 329.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 23
ZU verfolgen, so Hess er es auch nicht daran fehlen, eine
gütliche Vereinigung der beiden Parteien durch Vermittelung
seiner Räthe zu vei^suchen (Nr. 15). Erst als er selbst durch
das Verhalten der Werkmeister des Wollenamts mit der Stadt
in Konflikt gekommen war, lehnte er es ab, weitere Schritte in
jener Eichtung zu unternehmen (Nr. 18). Somit kann jetzt aus
diesem neu hinzugekommenen Quellenmaterial mit Sicherheit
festgestellt werden, dass Herzog Adolph gemäss jener kaiser-
lichen Aufforderung seine Pflichten gegen die Schutzbefohlene
Stadt in ausreichender Weise erfüllt hat.
Mit dem Kapitel des Krönungsstifts hatte die Stadt, noch
während die Fehde mit Palant tobte, sehr unerquickliche Aus-
einandei-setzungen. Der Stolz Aachens, die kostbaren Reliquien,
ein Anziehungspunkt für Tausende von Pilgern und deshalb
auch für den materiellen Wohlstand der Stadt von unschätz-
barem Werthe, befanden sich in einem ihrer Bedeutung nicht im
mindesten entsprechenden Verschlusse. Zwar ruhten die Heilig-
thümer in dem künstlerisch hervorragenden Marienschrein, der
^übergoldeten Kass**, wie er in Urkunden jener Zeit genannt
wird. Da dieser Schrein überhaupt kein Schloss hatte und
wegen seiner Kleinodien auch noch eines besonderen Schutzes
bedurfte, war die „Kasse*' mit einem Holzwerk umkleidet, das
aber, wie der Rath in einem Rundschreiben * behauj)tete, so durch-
nägelt, durchbrochen und durchgerissen war, dass man darin gar
keine Nägel mehr befestigen konnte. Der Rath drang deshalb
beim Kapitel auf bessere Aufbewahrung und erbot sich zur Her-
stellung eines sichern Behälters. Das Kapitel Hess sich nun
zwar unter Vermittelung jülichscher Räthe zu einem Abkommen *
herbei, dass ein „neues Werk**, ein kupferner verschliessbarer
Behälter im Innern des Marienschreius, geschaffen werden sollte,
bestritt jedoch das Aufsichtsrecht des Rathes; es verliess schliess-
lich die Stadt und siedelte nach Lüttich über, ohne für bessere
Aun)ewahrung gesorgt zu haben. Im folgenden Jahre erst
kam, wie Herzog Adolph am 18. Januar 1425 von Köln aus
bekundet^, ein Vertrag zwischen Stadt und Kapitel zu Stande,
*) Vom 2. November 1424. Vgl. Hansen in der Zeitschrift des Aachener
ÜCöchichtsvefcins Bd. VIII, S. 273 ff.
«) Quix, Münsterkirche S. 147, Urk. 14.
*) Ebenda S. 151, Urk. 15.
24 Otto R. Redlich
durch den die Ansprüche des Rathes vollkommen bestätigt
wurden ^
Wie aus dieser kurzen Darlegung des Sachverhalts hervor-
geht, war eine gewisse Theilnahme des Jülicher Herzogs an
diesen Händeln aus dem bisher veröffentlichten Material schon
erkennbar. Aus dem unten Mitgetheilten werden wir jedoch
viel genauer über die einzelnen Phasen des Streites und vor
allem über den Verkehr der streitenden Parteien mit dem
Herzog orientirt. Herzogliche Räthe weilten Ende September
1424 in Aachen, um wegen dieser Angelegenheit und auch wegen
des Zwistes mit den Palant^ zu vermitteln. Am 1. Oktober
sollte eine Verhandlung zwischen Rath und Kapitel stattfinden.
Aber noch ehe sie zu Stande kam, suchten die KapitelsheiTcn
das Weite. Unterwegs, in Conzen, ereilte sie ein Bote des
Herzogs mit dem Befehl, die „kupferne Kasse" machen zu lassen.
In ihrem Schreiben vom 5. Oktober aus Lüttich (Nr. 11) legten
sie nun die Gründe dar, die sie zum Verlassen der Stadt bewogen
hatten und die sie an der Ausführung jenes Befehls hinderten.
Gekränkte Ehre hatte vor allem ihren Entschluss herbeigeführt;
zudem fürchteten sie auch für ihre persönliche Sicherheit. Ja,
sie erklärten, ohne genügende Garantien für ihren Schutz zu
haben, könnten sie nicht zurückkehren. Forderte nun der Herzog
die Stadt auf, den Kapitularen Geleite zur Verhandlung zu geben,
so erklärte sich wiederum die Stadt für nicht befugt, den Herren
Geleite zu geben, weil diese doch ein Recht hätten, in Aachen zu
wohnen (Nr. 12). Die herzogliche Vermittelung stiess also auf
erhebliche Schwierigkeiten; das Kapitel zeigte sich um so weniger
nachgiebig, als der Propst Johann von Bueren in schroffstem
Gegensatz zu den Wünschen des Rathes stand und seinerseits
wieder von dem Herzog, als von seinem Pati*on, Wahrung seiner
Rechte forderte (Nr. 13-15).
Alle unsere auf diesen Gegenstand sich beziehenden Korres-
pondenzen sind undatirt, können aber wohl nur ins J. 1424
gesetzt werden.
Als ein Anzeichen der beginnenden Gährung in den Zünften
') Vpcl. zu der ganzen Angelegenheit noch Kessel, Geschieh tliche Mit-
theiluugen über die Heiligthünicr der Stiftskirche zu Aachen S. 202 und
Haagen a. a. 0. Bd. II, S. 29 if.
*) Das zeigt ein Schreiben Winands von Roer an den Herzog vom
25. September [1424]. Jülich-Bcrg, Undat. Litt. Nr. 203.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 25
und deren Widerstands gegen das bisherige Regiment darf
man vielleicht das oppositionelle Verhalten der Werkmeister des
^Vollenambachts im J. 1427 betrachten, durch das, wie schon
oben angedeutet, eine Verstimmung zwischen Herzog und Stadt
hervorgerufen wurde. Von dieser Angelegenheit hören wir hier
zum ersten Male. Allerdings sind die mitgetheilten Zeugnisse
(Nr. 16, 18, 19 und 20) auch nicht ergiebig genug, um volle
Klarheit über den ganzen Vorgang zu gewähren. Das aber
dürfte wohl unzweifelhaft daraus hervorgehen, dass der Rath erst
nach monatelangem Drängen des Herzogs und seiner Räthe sich
dazu entschloss, die Werkmeister zur Erfüllung ihrer Pflichten
gegen den Herzog (Rückgabe widerrechtlich zurückbehaltener
Brüchten und Urkunden) anzuhalten.
Bekanntlich kam es bereits im folgenden Jahre zur Herr-
schaft der Zünfte, die jedoch im Oktober 1429 vom Erbrath
mit Gewalt wieder beseitigt wurde. Die Quellen zu diesen
Ereignissen liegen anscheinend ziemlich vollständig Wor und so
vermag das unten mitgetheilte Aktenstück ^ vom 28. Dezember
1429, ein Schreiben des Königs Sigmund an Herzog Adolph,
keine wesentlichen Ergänzungen zu bringen (Nr. 22).
Von grösserer Bedeutung sind die urkundlichen Beiträge
aus den Jahren 1493 und 1494 über den bisher, wie es scheint,
ganz unbekannt gebliebenen Streit der Herren von Frankenberg
mit den Aachener Schöff'en. Veranlassung dazu bot der Anspruch
der Aachener an die Burtscheider Schöffen auf Zahlung einer
Rente, deren Berechtigung der Burtscheider Vogt bezweifelte.
Dieser, Ritter Johann von Merode, wurde jedoch von den herzog-
lichen Räthen Gottschalk von Harff, Emond von Palant und
Wilhelm Wyerstraisse auf Grund der vorgebrachten Verschrei-
bungen^ angewiesen, die Schöffen von Burtscheid nicht an der
Zahlung zu hindern; er versprach es auch, hielt es aber nicht*.
Aus den zahlreichen über diese Angelegenheit erwachsenen
Korrespondenzen theile ich nur die wichtigsten Stücke mit (Nr.
*) Literatur und Quellen s. unten unter Nr. 22.
*) Es schliesst sich eng an das bei von Fürth, Beiträge Bd. I, S. «J2
abgedruckte Stück an.
') Vielleicht die l'rkunde vom 9. Dezember 1367 (Noppius a. a. O.
Bd. III, Nr. 24), durch welche die Schoflen von Burtscheid sich verpflichten
mussten, den Aachener Schöff'en jährlich einen Nobel zu zahlen.
*) So stellten es wenigstens Schöff'enmeister und Schöff'en zu Aachen in
ihrem Schreiben vom 15. März 1403 an den Herzog dar.
26 Otto R. Redlich
45 — 48), die besonders um deswillen interessant sind, weil sie
zeigen, wie die Aachener Schöffen sich durch einen Prozess am
geistlichen Gericht zu helfen suchten, auf Veranlassung des
Jülicher Herzogs aber diesen Prozess zurücknehmen und der
Entscheidung der herzoglichen ßäthe sich unterwerfen mussten.
Das bei dieser Gelegenheit mit zum Abdruck gebrachte Bann-
Plakat dürfte eine archivalische Seltenheit sein.
Bisher ist von den Beziehungen des Herzogs zum Aachener
Krönungsstift, abgesehen von den auf die Sichening der Reliquien
Bezug nehmenden Korrespondenzen des Jahres 1424, noch nicht
die Eede gewesen. Auch in dieser Hinsicht werden die unten mit-
getheilten Stücke nicht ohne Interesse sein. Der Jülicher Herzog
hatte bekanntlich im J. 1357 das vom Reich abhängige Präsen-
tationsrecht zu den Propsteien und geistlichen Stellen in Aachen
erhalten ^ Unsere Urkunden (Nr. 21, 35 und 36) zeigen nun
das Bestreben der Herzöge Adolph und Gerhard, in Bezug
auf die Propstei des Marienstifts jenes Recht sich zu sichern.
Ueber die Kollation der Scholasterie an demselben Stift, die der
Jülicher Herzog gleichfalls kraft jener kaiserlichen Autorisation
für sich in Anspruch nahm^, kam es bei der im J. 1438 ein-
tretenden Vakanz zum Streit zwischen Herzog Gerhard und dem
Aachener Propst Gerhard von Sayn. Ersterer präsentirte den
Propst von St. Georg in Köln, Johann Bauw, während Propst
Gerhard, ohne den Herzog zu fragen, dem Frambach von Birgel
diese Dignität verliehen hatte (Nr. 24 — 26). Der Herzog er-
mahnte Dechant und Kapitel am 14. Januar 1439 Niemanden
anders, „wer der auch wer** zur Scholasterie zuzulassen, als
Johann Bauw, und befahl dem Vogt Wilhelm von Linzenich,
die Scholasterierenten nur an Bauw auszuliefern (Nr. 29 und 30).
Trotzdem blieb der Propst bei seinem Anspruch, den er durch
urkundliche Beweise zu stützen suchte (Nr. 28), erklärte sich
jedoch bereit, der Entscheidung des Kapitels sich zu fügen
(Nr. 27). Eine solche scheint indessen gar nicht erfolgt zu sein.
Vielmehr procedirte der vermuthlich in Frambachs Stelle einge-
tretene Tilman van Lyns, Propst zu Koblenz, mit Mandaten des
geistlichen Gerichts gegen Bauw (Nr. 32). Letiiterer scheint in den
0 Lacomblet a. a. 0. Bd. III, Nr. 575.
*) Die Stadt Hess dieses Recht des Herzogs bei ihren Streitigkeiten
mit ihm im J. 1591 unangefochten. Vgl. Kcussen in der Zeitschrift des
Aachener Geschichtsvereins Bd. XV, S. 60.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 27
nächsten Jahren allerdings noch mit Schwierigkeiten gekämpft
(Nr. 33), aber sich doch schliesslich behauptet zu haben, da
ein von Propst Gerhard erbetener (Nr. 31) Vergleich nicht
erfolgte und Herzog Gerhard nach Bauws Tod (12. Dezember
1451) den Kanonikus Johann von Nesselrode dem Kapitel
präsentirte^ Es mag noch erwähnt sein, dass schon im 14.
Jahrhundert der Anspruch des Aachener Propstes auf Vergebung
der Scholasterie durch Papst Johann XXII. zurückgewiesen
worden ist^
Hinsichtlich der Stellung des Herzogs in Aachens kirch-
lichen Angelegenheiten kommen noch die Nummern 23, 34 und 44
in Betracht. Letzteres Stück hat ein gewisses kunsthistorisches
Interesse. Herzog Wilhelm II. von Jülich hatte in der Domini-
kanerkirche ein grosses Chorfenster gestiftet, das durch die
Reparaturen am Chor beschädigt worden war. Nun wurde
Herzog Wilhelm IV. (etwa im J. 1485) um materielle Unter-
stützung bei der Wiederherstellung des Fensters angesprochen,
da der Orden für den Bau des Chors schon zu viel Mittel auf-
gewandt hatte.
Interessant sind die Bestimmungen, welche der Aachener
Magistrat an die Koncession zum Bergbau knüpfte (Nr. 41).
Ueber die Fehde der Stadt mit den Herren von Argenteau
ums J. 1482, befinden sich zahlreiche Korrespondenzen im jülich-
bergischen Archiv, Klagen der Aachener, hauptsächlich über die
Ausfälle jener Raubritter aus ihrem Schlupfwinkel, dem „Loch**
zu Argenteau, und Bitten an den Herzog, dem Unwesen zu
steuern. Ich bringe hier nur den Sühnevertrag vom 11. Juni
1482 zum Abdruck, da er eine gewisse Periode des Kampfes
abschliesst, der allerdings einige Jahre später von neuem los-
brach (Nr. 43).
Ich bemerke noch, dass sämmtliche Urkunden und Akten-
stücke nach den bewährten Editionsgrundsätzen der Deutschen
Reiehstagsakten normalisirt worden sind.
. Zum Schluss möchte ich nicht versäumen, Herrn Geheim-
rath H. Loersch in Bonn und Herrn E. Pauls in Düsseldorf
meinen verbindlichsten Dank für manchen gütigen Hinweis aus-
zusprechen.
') Nesselrodc resignirte sehr bald und so präsentirte der Herzog am
7. Februar 1453 den Kleriker Albort von Lützcnrode.
») Zeitschrift des Aachener Ucschichtsvercins Bd. XIV, S. 219 und 22(5.
28 Otto R. Redlich
1. Das Aachener Schöffengericht bekundet ^ daas Wt'nand von lioh'f dem
von den Testamentse^ecutoren Peters von Loucenberg die Vogtei utid Meierei
übertragen worden ist, sich verpflichtet habe, das Urtheif des Sendgerichts zu
St, Foilan oder des Schöffengerichts über die Gültigkeit des Testaments
anzuerkennen^ mittierweile aber für die Venvaltung der Vogtei Sorge zu tragen,
1406 Juli 15.
Wir richter ind scheffen des konnenclicbs stoils van Aichen, der namen
herna beschreven steiu, doin kant allen luden mit diesen brieve ind
kennen oflfenber, want her Reynart van Moircke onse mitecheife ind Gerart
van Haren als mombcr ind truwehender wilne hern Peters van Louvenbcrg
vur ons upgedragen ind gegeven haint Wynant van Royr die voitdiie ind
meieriie van Aichen, darumb so hait der vurschreven Winant van Royr vur
ons mit siinen guiden vurroide ind moitwillen bekant ind kent, deme vur-
genanten hern Reynart ind Gerart als mombern ind truwehendera des vur-
schreven wilne hern Peters van Louvenberg ind mallich vur all in urber ind
in behuif alsullichs tcstaments, as derselve wilne her Peter gemaicht hait,
so wat ordels als van des testaments weigen vurgenant dem vurschreven
hern Reynart ind Gerart, as truwehendern of den dat testameut antreffen
mach, zu sent Folien of in gerichte des konnenclicbs stoils binnen Aichen, in
wilgen den gorichten sich dat van reicht geburt, mit reichte zu gewiist
wirt, dat bekent der vurschreven Winant nutze ind stede zu halden ind zu
voldoin acn ind up die vurschreven voitdiie ind meieriie van Aichen mit alle
dem, dat darzu behoirt ind vort aen ind up allet, dat der vurschreven Winant
hait ind geweunen mach. Weirt euch sache, dat der vurschreven Winant
van Royr die vurschreven voitdiie ind meieriie of einich van in Sonderlingen
na datum dis briefs selve in siine hant behalden wolde, of dat he iman voidt
ind meier maichde, so wie dat were, also dat Winant of de voidt ind meier
gemaicht wurde, sal die vurschreven voitdiie ind meieriie in iere maicht
behalden as reicht sal siin, mallich scheffenordel ind der steide ind des koireu
reicht sal loissen widdervaren bis zer ziit, dat dat vurschreven ordel da sich
dat geburt, als van des vurschreven testaments weigen zumoile ussgewiist
is ind bis zer ziit, alle diese vurwerden ind kennisse vurschreven genzligen
voldoin ind geschiet siin, wie vur becleirt steit gemelt, euch also, dat der
gen, de voidt ind meier were, binnen diesen vurschreven ziidc, ee dat vur-
schreven ordel gewiist ind alle punten vurschreven genzligen volbraicht ind
geschiet woren, wie vurschreven steit, sturve ind aflivich wurde, so sal
Winant einen anderen vaidt ind meier in des aflivigen stat setzen, de dat
gericht bewaren sal, in alle der maissen vurschreven sonder argeliste. In
Urkunde der woirheit so hain wir Wilhem van Strythaigen, de des richtcrs
stut bewart, Heinrich Chorus \ Johan van den Berge *, Johan van Hokirchen *,
Johan Bertolff, Coen van Punt \ Herman Doirtzant', Coen van den Eichom^
') Vgl. Zeitscbritl des Aachonor Geschichtövereins BiL I, S. 162.
») Kl.eudrt ß(l. X, S. 2H6.
8j Ebeudu Bd. II I, S. 16S.
urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 29
Johan van den Canel, Wilhelm van Punt, Johan Bücke, Cloiss van Roide ind
Gerart van Wylre*, scheffen des konnenclichs stoils van Aichen vurschreven
umme bceden wille der partiien up beiden siiden onse siegele aen diesen
brief gehancgen.
Gegeven int joir unss hern* dusent vierhundert ind seiss joir zu
nuin ziit des vnnfzienden daichs in den heumoint.
J ff lieh- Berg. Urk. Nr. 1508. Orig. Pet^. Von den 13 Siegeln sind alle bis
auf ein Fragment von Nr. 10 abgefallen. Ebenda der lierers Winands rom
li. Julif mit besiegelt von dessen Oheim Rutger van Drogre, Propst zu Kaisers-
werthy und dessen Bruder Ritter Goidart ran Roir^j Vogt zu Schon forst.
2. VrtheU der Sendschöffen des geistlichen Gerichts der St. Foilanskirche
zu Aachen über die Gültigkeit des von dem Aachener Schöffen Peter ran
Louvenberg aufgesetzten Testaments* , veranlasst durch Peters Tochter Katha-
rina wegen ihrer Streitigkeiten mit Winand van Roire um den Besitz der
Aachener Vogtei. 1413 September 4,
Wir . . viceproffiaen ind seynscheffen des konnenclichs stoils des geist-
ligen gerichts der kirchen sent Folien zu Aichen, der namen herna beschrevon
stein, doin kunt allen luden mit diesem brievc ind kennen offenbar, dat vur
ons vnr gerichte komen ind ersehenen is Katlicrijne, elige doichter wilne
hcrn Peters van Louvenberch, schcflFen zu Aichen, mit irem vurspreichgor
ind hait ons irzalt ind gesaicht, so wir etzlige punten dos testaments, dat
der vurschreven her Peter iere vader gemaicht ind ordoniret hettc, ierc an-
gincgen ind zu staden komen soliden, na dorne dat testament lange ziit were
gemaicht ind noch lange stoin muchte ind die saichen vergenklich ind buissen
gedeichtnis komen muchten, darumb sii des testaments ein verveirnisse*
gesan, dat up zu doin, zu besien, zu overleisen ind vort die gezuigen zu
ovcrhoiren, of dat ein reicht testament wcrc ind bliven soilde, ind dieselve
Katheryne darumb manen dede, dat reicht darup zu wiisen. Also wart iere
gewiist vur reicht, na deme siis gesan ind wilne her Peter, iere vader was,
ein euch wiif Hesse na siinen doide, mit namen Lysen van Kurtenbach, die
Winant van Roire zu eime wiifo genomen hait, dat man dit as van des
gerichts ind seynts weigen den vurschreven Winant sal loissen wiisson, dat
he ind die vurschreven Kateryne up den eirsten dinkligen dage, as man zu
•) Zeitschrift des Aachener (lesclüchtsvereins Bd. I, S. l(xi, 164.
») Kbeuda Bd. VI, S. 145.
*) I>ie «wei Punltte, die in dieser un«l den folgenden Urkunden im Original vor
der Jahreszahl und vor dem Beginn grösserer AVtschnitte stehen, sind beim Abdruck
*'®KK<*lft**®o worden, je<loch so, dass die Trennung grösserer .\bschnitte von einander
kenntlich geblieben ist.
•) Aehnlicho Urkunden des Hendgerichts besitzen wir aus dem Jahre 1474 und
14W7. VgL Loersch in der Zeitschrift des Aachener (Jesehichts Vereins Bd. I, S. 170 ü.
und Loersch, Achener R<'chtsdenkmlller S. 22f» fi'.
*j Hier s. v. a. Knndschaft, da „verfaren" auch für ^erfahren** gebrancht wird
(vgl. Buch Weinsberg ed. Höhl bäum Bd. 1, S. HH)). Von „verveirniss" Sehrecken,
Furcht kann ja hier nicht die Beile sein.
30 • Otto R. Redlich
gerichte seisse, darbii komen soliden, man solde dan wiisen allet, dat reicht
were. Ind want des iersten daigis van den moind September Icstc leden
ein denklich dach was, da Katheryne van Louvenbcrch aen eine siide lud
Winant van Roire as momber siins wiifs vurschreven aen dandcr siide iere
ieclich mit siinen gebeden vurspreichger vur gerichte komen sunt ind iere
ieclich hait den anderen aensproichgich gemaicht ind ant werde gegeven, as
van des vurschreven testaments weigen, as verre dat der vnrgenanten Kathe-
rijnen aengoin muchte, as van des gelts weigen vier dnsent vier hundert
ind nuinzien gülden, davur o. g. h. van Guilghe ind van (relre die voitdiie
ind meieriie van Aichen vur verbondeu ind versat soilde hain deme vur-
schreven wilne hern Peter, na formen der brieve van den vurgenanten her-
schaf darup gegeven, dat inhaldende siin up den vurschreven hern Peter
spreichende, as die vurschreven Kateryne vur ons irzailt hait, dat dat testa-
ment inhaldende sii. Ind also wart in ointgeinwert beider partiien dat testa-
ment upgedoin ind offenber overleisen so wie dat inhaldende was ind hcrna
beschreven steit:
In deme joire ons hern dusent vierhundert ind vunf joir, des eirstcn
daigis in den moind September so is dit alsuUich testament ind leste willc,
as ich Peter van Louvenberch scheffe zu Aichen, gemaicht hain overmits
minen proifiiaen zcr ziit ind deme notario ind den gezuigen, der namen
hema beschreven stein, ind wille alle diese nageschreven punten hain ge-
geven ind gehantreikt van miiner gereitster have ind guide, die ich na
minen doide loisscn sal, as up einen iecligen personen geschreven steit. Zu
deme eirsten so bevelen ich Peter vurschreven Goide van hiemelrich mine
scle ind kiesen mine graicht zu den Preitgern, ind wille hain bezailt mine
scholt, die ich schuldich bin van minre gereitster haven ind guide, die ich
na minen doide loissen sal. [Folgen Vetmächtnisse für den Bau der St. Lam-
bertskirche zu Lütttchy für Memorien, für den Minoriten Johann Kempen, die
fünf Orden in Aachen , die Armen, Goidart ran Herten, WVhem van Stryt-
haigen, Ilencken ran Sinche, Peter Rennens Eidam, für sein Gesinde, für
Katharine Tochter Johanns von Bree, für seine mit dieser Kathan'ne erzeugten
natürlichen Söhne Peter und Cloisgi/n, für Reynart van Moircke und Oerart
van Haren, für .<eine mit der Schwester des Predigers Johann Beissef erzeugte
natürliche Tochter Katharine,] . . Vortme so begercn ich Peter van Louven-
berch vurschreven, of ich sturve ind aflivich wurde, dat asdan Lyse van
Kurtenbach, mine eligc huisvrouwc, sullc bliven woinen ind sitzen in deme
huise zu Louvenberch * ind zu der Dunen bis zer ziit, dat Katheryne, mine
elige doichter, van wilne Tulen minen wiiffe geboiren zu ieren mondigen
dagen ind bescheiden joiren komen is, ind in dieser manieren, of die vur-
schreven Lyse miin wiif alsus sitzen bliift in den vurschreven huisercn, da-
rumb so geven ich Peter vurschreven ind besetzen der vurschreven Kathc-
') \irht z!i vorwoohseln mit. ilom Sohloss TiOUV«»nbprg bei Weiiaa. (Vgl. Zoitschrifl
des Aftclioner Gesohiclitsvereins Bd. XV, S,4a.) Nähere« über diese Ort«bexeichnnngen
wnr uicht tu ermittelu.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 31
rynen miinre eliger deich ter vurschreven zweihundert swoire gülden eins zu
geven van miinre gereitster have ind guide, die ich na minen doidc loissen
sal, wilger zweihundert gülden her Reynart van Moirck ind Geran van Hairen
in urber der vurschreven Katherynen momber siin suUen ind bliven ind die
vort in ieren urber zu keren. Vortme so hain ich Peter van Louvenberch
vurschreven Sonderlingen gemaicht ind ordoniert, want ich die voitdiie ind
meieriie van Aichen als vur vierdusent vierhundert ind nuinzien gülden
haldende bin na formen der brieve, die miin genedigc heirschaf van Guilgc
ind van Gelre darup besiegelt ind gegeven mir haint, die vierdusent ind vier-
hundert ind nuinzien gülden sullen her Reynart van Moircke ind Gerart van
Hairen aen erve ind aen erfrenten. beieigen ind darumb gelden na ieren besten
guitduncken, willich vurschreven erve die upcomingen ind die erfrenten also
gegolden Lyse van Kurtenbach miin elich wiif ind iere gehurt ind kent van
mir irkreigen, dat- si nu dragen is, sementligen haven ind upheven sullen,
dat is zu wiissen der vurschreven Lysen ein halfscheit van diesen erve, up-
comingen ind erfrenten vurschreven die dage, die Lyse vurschreven leift in
leven mach ind niet langer. Ind dat ander halfscheit van diesen vurschreven
erven, upcomingen ind renten sullen die vurschreven her Reynart van Moircke
ind Gerart van Haren als momber ind als truweheldcr miins Peters van
Louvenberch \w\ Lysen miins wiifs in urber ind behuif des kents ind gehurt,
van T)n3 beiden erkreigen ind geboiren sal werden, upheven ind behalden, des
kents ind der gehurt beste damit zu dein. Sturve euch dit vurschreven kent
ind gehurt ee die vurschreven Lyse siin moider, so sal die vurschreven
Lyse die dage, sii leven mach ind niet langer die vurschreven renten, up-
comingen van derae erve ind erfzense zumoile in ieren urber upheven ind
behalden. Weirt euch sache, dat die vurschreven Lyse sturve ind aflivich
wurde, ee die geburt ind kent, dat die vurschreven Lyse van deme hem
Peter ieren manne as nu dragende is, so sal euch dat vurschreven kent dit
vurschreven erve ind erfrenten ind upcomingen zumoile haven, dat euch die
vurschreven her Reynart ind Gerart in urber des kents ind geburt uphaven
sullen. Vortme so ist gevurwert, of die vurschreven Lyse van Kurtten-
bach ind iere kent ind geburt, dat sii nu dragende is, beide sementligen
sturven ind aflivich wurden ind Katheryne, mine elige doichter van wilne
Talen minen wiiffe erkreigen, leifde, so sullen die vurschreven erfzense, erve
ind upcomingen ersterven ind Valien up die vurschreven Katheryne ind up
ire elige geburt, die sii erkrigen muchte ind up nieman anders me. Sturven
ouch die vurschreven Lyse miin wiif ind iere geburt ind kent van mir
erkreigen, dat sii nu dragende is, ind Katheryne mine doichter vurschreven
ouch asdan aflivich were, so sal asdan dit vurschreven erve, erfzense ind
guit Valien ind ersterven up der vurschreven Katherynen miinre doichter
elige kender ind geburt, of sii die levende hette ind dit ersterfnis erleveden.
Ouch ist vortme gevurwert: sturve die vurschreven geburt ind kent, die Lyse
un is van mir draigende, of dat Lyse ouch sturve ind Katheryne mine elige
doichter sii noch iere geburt ind elige kender der vurschreven Lysen miins
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 33
geschag. Du sprach her Peter zu Lysen siinen wiiffe, so wanne her Reyna<rt
ind Gerart der brieve gesonnen, dat sii in die soilde overgcven. Du antwerde
sii: gerne, so wanne si der brieve gesinnende wem, dat sii in die gerne soilde
hantrciken ind overgeven. Ind want alle diese sachen vur ons viceproiffiaen
ind seynscheffen alsus geschiet, becleirt ind gezuicht sunt ind die vur-
achreven Katheryne na inhalt des testaments ind der gezuichschaf as vur-
schreven steit manen deide, of dat ein guit ind ein reicht testaraent were
ind sii; also wart du mit guiden wiisen vurroide darup mit ordel gewiist
na inhalt der cedulen, die wilne her Peter selve mit siinen siege! ind mit
siegele siins understen proiitiaens besiegelt hatte, ind na der künden ind
gezuigen, die darup overhoirt siin ind gezuicht haint. So wart gewiist vur
reicht, dat dat ein guet testament ind ein reicht testament is, siin sal ind
bliven, so wie dat vur steit beschreven ind mit der künden bii braicht is.
Ind du dit ordel alsus ussgewiist was, so gesans ind bat die vurschreven
Katheryne van Louvenberch zu beschrivcn ind zu besiegelen mit siegelen
des viceproiflSaens ind der seynscheffen, der namen herna beschreven stein,
want diese Sachen lange stein muchten, dat die niet vergeslich noch ver-
genklich en wurden. Ind also wart iere gcwiist mit ordel na deme diese
Sachen alsus irgangen sunt, so wie vurschreven steit, so wat man schuldich
were van reicht herup zu beschriven ind zu besiegelen, dat man iere dat
gerne dein soilde up den cirsten dinkligen daige, de komen soilde ind sii
des dan soilde gesennen. Ind also is up datum, dat was des vierden daigis
in den moind september, die vurschreven Katheryne mit ieren vurspreichger
vur gerichte komen ind ersehenen ind bat ind gesan dieser sachen zu be-
schriven ind zu besiegelen, as sii vurmoils hatte gedoin. Ind also wart iere
du gewiist mit ordel, na deme siis gesonnen halt ind diese sachen alsus
richtligen irgangen sunt in alle derjnanieren wie vurschreven steit, dat
man iere diesen brief billigen ind mit reichte herup schriven ind besiegelen
soilde sonder argeliste. Ind dis zu Urkunde der woirheit so hain wir Johan
Bortelkyn canonich zu Onscr Vrouwen, zer ziit viceproiffiaen ind als ein rcctor
der kirchen sent Jacob, Johan Schirmer rector sent Peter ', Geirlach Welter
rector sent Ailbret, Johan Pistoris rector sent Johannen, priester, Coen van
den Eichhorn, Wilhem van Punt, Johan Elreborn, Heinrich Heicke, Hcirman
Doirtzant ind Clois van Hairen, seynscheffen des geistligen gerichts zu
Aichen, onse siegele aen diesen brief gehangen.
Qegeven in deme joir ons hem dusent vierhundert ind druzien joir des
vierden daigis in den moind september.
JüNch'Berg, Urk. Nr. 1644. Orig. Perg, Von den 10 Siegeln sfnd Nr, 2
und 3 abgefalfen, Nr. 6 rerletzi, die übrigen gut erhalten.
3. Winand ran Eoir ah Momber seiner Ehefrau Lyse van Kortenbach
verzichtet zu Gunsten der Katharine von Louvenberg auf die Vogtei von
Aachen, 1413 Oktober 2,
>) Vgl. ZeiUohrift des Aachener Gescbicbttvereins Bd. XIII, S. &a, Anm. I. K>, 107.
8
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 85
spreicheude in egeinre wiis niet versetzen, veranderen, begeven, verkouffen noch
besweren en sal, dau mit willen ind gehenknis des vurschreven hern Coynen ind
Gerarts . . Ind want die vurschreven voitdiie ind meieriie van Aichen zu loisen
stcit na formen ind Inhalt der brieve darup gemaicht, ind weirt sache oi die
voitdiie ind meieriie vurschreven geloist wurde, dat man asdan dat gelt
darvan körnende binnen die stat van Aichen in geweirte haut leigen sal ind
dat gelt mit roide ind guitdunkcn hern Coynen ind hern Gerarts vurschreven
aen erve ind aen erfreuten binnen deme riiche ind stat van Aichen beieigen
sal ind darumb sal gelden. Ind der cgenante Wilhem van Lintzenich, de en
sal des erfs ind erfreuten vurschreven nict verkouffen, veranderen, besweren
noch begeven, idt en sii mit willen ind gehenknis hern Coynen ind hern
Gerarts vurschreven. Mer dat erve ind erfreuten vurschreven dat sal siin,
bliven ind vallen in alle der maniercn, als die hillichs brieve tuschen Wilhem
ind Katherynen gemaicht dat cleirligen inhaldende sunt, sonder argeliste.
In Urkunde der woirheit so hain wir Gerart Mulrepesch, de des richters
stat bewairt, Johan van Hokirchen, Wilhem van Punt, Oerart Lewe, Cloiss
van Roide, Gerart van Wylre, Wolter Volmer, Statz van Segroide ind Johan
Beissel schaffen des konnenclichs s teils van Aichen umme beeden wille doir
partiien up beiden siiden onse siegele aen diesen brief gehangen.
Gegevcn int joir ons hern . . dusent vierhundert druzien joir, des dirden
dagis in deme moind october.
JiUich'Berg, ürk. Kr. 1649. Orig. Pevg. Von den 9 Siegeln fehlen Nr. 2,
4 und 6; die übrigen 6 sind im wesentlichen gut erhalten.
5. Herzog Reinald ton Jülich und Geldern gelobt^ die Lösesumme der
Aachener Vogtei und Meierei^ es sei bei Lebzeiten oder nach dem Tode der
Lyse von Kortenbaeh^ nur an Gerhard von Haren oder dessen Erben gelangen
zu lassen. 1417 August 29.
Wir Reynalt van der genaiden Goids herzouge van Gulge ind van Gelre
ind greve van Zutphen doen kunt allen luden ind bekennen, als Wilhem van
Lyntzenich vurziiden vnr richter ind scheffcn des kuniglichs stoils van Aiche
hern Coynen vamme Eychorne ind hern Gcrart van Haren bekant hait, die
vaigdiie ind meieriie van Aiche noch egeine der brieve darup sprechende
buissen ire wist ind wille niet zu begeven, zu veranderen noch zu besweren *,
ind si denselven Wilhem des nu verhengt ind in die vaigdiie ind mcit'riie in
onse haut haint laissen setzen ind updragen, so is oevcrdrageu ind gedodingt,
dat wir die vaigdiie ind meieriie sunder argelist of eingen invall in onse
haut haven ind die zu Aiche besetzen ind ver waren of doen verwaren sollen
ind mallich reicht wiedervaren laissen, as dat van alden herkomen gehurt,
Lysen leefdage lank van Kortenbach of des giens, den dat van reicht an-
treffen mach. Ind wanne die selve Lyse of der gin, dem dat antreeffe, van
den leiven zer doit komen sin sal, so seilen wir die vaigdiie ind meieriie
»; Vgl. Nr. 4.
8*
36 Otto R. Redlich
on verzogen tlich wiederkeren ind oevergeven deme vurgenanten Gerhart van
Haren, sincn erven of den gienen, den dat dat van reicht geburt. Ind weirt,
dat wir die vaigdiie ind meieriie in leivenden live Lysen van Kortenbacb of
des giens, den dat van reicht antreffen mach, of na dere einichs doide loesden,
dat seilen wir alziit doen an den vurgenannten Gerart van Haren, an sinen
erven, of an die gienc, den dat dan van reicht gebnrt na innehält unss
broiders seligen gedaicbt herzouge Wilheras vcrsetzinge * ind unser confir-
macienbrieve ' darup gegeven mit der summen vierindvierzich hundert ind
nuinzieu swoiren Rynschen gülden, dat die vur versat steit, den wir dat gelt
zer haut keren doen seilen, also dat ons asdan alle brieve up die vaigdiie
ind meieriie sprechende wieder gelevert sollen werden. Dis zu vestingen
ind kennisse der woirheit hain wir unsen segel mit unser reichter wissenheit
an desen brief doen hangen.
Gegeven in den iaem unss heren duisent vierhundert ind scvenzien
iaer, up den 29ten dach augstmaentz.
JCtlich-B. ürk. Nr, 1731, Orig, Perg. Mit dem anhängenden rothen
Siegel des Herzogs, Auf dem umgeschlagenen Theil des Pergaments steht
folgendes: Per dominum ducem presentibus de consilio dominis Andrea de
Lyessingcn' domino in Tzevel, Goisswino Rrent* de Vemich, Engelberte de
Oirsbeke* militibus et Wynando de Rore seneseallo Juliacensi.
6. Gelöbniss des Aachener Vogts ^ Wilhelm von Linzenich, dem Schöffen-'
gericht keinen Eintrag thun zu wollen, 1421 Juli 1.
Ich Wilhcm van Lyntzenich, vaidt ind meye^ des konnentlichs stoils
der stat van Aichen, bekennen mit diesen brieve, dat ich geloift hain ind
gelaven onsen hern den scheflfen des vurschreven stoils, dat ich ind die
geine, die van minen weigen miine stat bewarren, den bürgeren ind vort
manlich zu Aichen scheflFenordel ind des koyren reichte sullen geschien laissen
ind Widder vairen, sonder argeliste. In Urkunde der wairheit so hain ich
Wilhem van Lyntzenich minen siegcl aen diesen brief gehangen.
Gegeven int jare ons hern dusent vierhundert einindzwenzich jare, des
eirsten daigis heumointz.
Aachener Schöffenstuhl Kr, 1. Orig. Perg, Mit dem theilweise verletzten
Siegel des Ausstellers,
*) Siehe oben S. 19, Anm. 1.
'; Siehe oben S. 19, Anm. 4.
8) Gestorben vor 1440; vgl. Zeitschrift des Aachener Oeschichtsvereins Bd. VI, S. 158.
*) Ebenda Bd. U, S. 180.
») Ebenda Bd. VKI, S. 280 f.
«) Der Text dieses Eides blieb auch in der Folgezeit unverHndert. Vgl. s. B. das
Qelübnisa des Wilhelm von Nesselrode vom 30. Juni 1479. (Knapp'soho Sammlung Bd. I,
Fol. 12Ö.) Später erst MTirde durch den Hauptvortrag vom J. 1660 der Text bedeutend
erweit<»rt. (Darstellung der Seiner Churftirstlichen Durchlaucht zu PfalKbayem als
Herzog zu Jülich zustehenden kaiserlichen Vogtej^en und Meyereyen binnen Aachen
etc. Düsseldorf 1792, S. 16 der AuUgen.)
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhandert. 37
7. Ih'e '*^tadt Aachen beklagt sich beim Herzog Adolph von JüHch-Berg
über Beschädigung ihrer Bürger durch Adam von Palant. 1423 Dezember 21.
. . . Als wir verstanden haven, dat ure hoicheit ind onse genedigc herrc
Tan Heynsberg lest hat doeu bestellen an uren lantdroisset van Gulge * ind
ouch an den droisset van Wilhelmstejme *, ons ind ousc burger in uren landen
van Gulge zo beschudden ind ons egeinen schaden, dae dorch vort noch wieder
zu laissen geschieu, so begeren wir u. g. zo wissen, dat Daeme van Palant "
ind sine hulper, onse viandc, als wir verstaen, ziidelichs in den selven urem
laude und sunderlingen zo Lancklair ind dae herumb af ind zu komen ind sehe-
digcn, rouveu ind vangen ons ind onse bürger, dae dorch vort ind wieder, dat
ons g. h. doch hart zo liden is. Bidden darome u. f. h. nmb ouss ewigen dienstz
wilie, sint sie urc hoichheit noch u. g. h. van Heynsberg dae an niet en unt-
sient ons Z9 orloven, die selve onse viande in urem vurschreven lande wieder
anzogriiffen, zo soccken iud zo schedigen, geliich sii ons ind onse burger
doeut, up dat ons soilgen grois schade ind onwille van in niet also zugekeirt
en werde.
Bitten um Antwofi.
Gegeven op sent Thomas dach anno etc. 23 ^
Jülich'Berg. Undatirte (!) Litt. Nr. 249. Orig. Pap.
8a. Stadt Aachen an Herzog Adolph von Jülich-Berg. 0. J. [1424?]
Januar 5.
(Beklagt sich über Daem und Werner von Palant.)
. . . Als u. g. ind 0. g. h. van Heyusberg nu ure vrunde zo uns geschickt
hain umb des overdraigs wille zu slicssen umb die Sachen, da wir u. h. zo
willen ons gerne ind vorder in bcwiscn sohlen, dan wir itzund vermögen, so
sin hudistaigs, as die sclve ure vrunde ind wir in dedingen samen staen,
onse burger in uren landen op vrie lantstraissen op der Wynauwcn gevangon
ind in ire pert ussgespannen ind genomen wurden van onscn vianden, die
Daeme van Palant zo Kulant enthelt, die selven ouch onse burger op urre
straissen vau Düren gevangen ind der einen zo Kulant zer doit mishandelt
haint, als wir u. h. me geclaigt haint, ind onthaldent sich zidelichs in urem
laude ind ouch in dem ampt van Wilherasteyne ind da herumb, ind sunder-
lingen zo Lancklair ind zo Berge in der heirlicheit, die her Weriiher van
Palant van Seger inne hait, as wir verstaen, van dem selven hern Wernher
ons ind onsen bürgern ouch seir zo kort ind grois schade geschiot is, des
u. g. as wir meinen ons mit reicht lange zo ussdrage geholpen solden hain.
•) Winand von Boer.
*) Johann von Drohten kommt 14Ä) als Drost vor. (Jülich- B. l'rk. Nr. ITMl.j Nach
der Zeitschrift des Aachener Oeschichtsvereins Bd IX, S. 81, Anm. 4 wHre um dieso
Zeit Emmerich von Droeten Drost zu Wilhclmst«in gewesen.
*; Vgl. K. V. Mir ba eil. Geschieht© der Herren u. s. w. von Pallant f Berlin IH??,
8. 10 f. und Lacomblot, Urk. Bil. IV, Xr. 154. Auf den Fehdebrief Adams von Palant
vom 81. August 14215 hatte die Ktudt nm 9. Oktober geantwortet. ''Zeitschrift des Aachener
Oevcbicht« Vereins Bd. IX, 8. 1K>— 112.;
38 Otto R. Redlich
Ind nu mit sinre moideren in van dem dat her Wernher ind si ons ouch
seir zo kort gedaen, dat si onse viande op Palant den onsen vur onthaldeu
haint. Ind solde alsns mit ons ind den onsen in uren landen ind van den
urcn, g. h., zidelichs umbgegangen, ind ir noch ure amptlude da an niet unt-
sien werden, so dacht ons, dat wir onbillich eiuich gelt herumb ussgevcn.
Bidden u. g. dit zo docn bestellen, dat wir dis einen wandel ind kerunge
krigen, as verre it in urre maicht is. Ind en moeht ons des niet geschieu,
so meinen wir ouch, dat ir ons umb einge Sachen niet vorder besweren en
sollt. Ind begern dis u. g. antwerde. Onse herre Got beware ure hoicheit
umberme.
Gegeven op den heiligen 13den avent.
Jülich'Berg. Undatirte Litt, Nr, 249. On'g, Pap, Das aufgedruckte
grosse Stadt sieget ziemlich beschädigt.
8 b. Antwort des Herzogs auf vorstehendes Schreiben, o. J. [1424]
Januar 6. Köln.
Will dem durch seine Räthe mit der Stadt abgescJdossenen „overdrag"
nachkommen und ihnen betveisen, dass er bereit sei, sie vor Gewaltthätigkeiten
zu schützen. In diesem Sinne habe er dem jüUchschen Landdrost, dem Drost von
Wilhelmstein u, A. die nöthigen Anweisungen gegeben. Dan vort mit den
Sachen tuschen hern Wernher und siner moder vurschreven und ueh, da wiit
uch ein wenich inue verbiden, want wir itzund zur zit mit vaste unmoisseu
beladen sin und denken ons, of Got wilt, kurzlich selve in onse laut van
Guyige zo vuegen und up de Sachen zo beraden und der asdan in redelicheit
zo ussdragc zo helpen, so dat wir getruwen, dat ir des wail zo freden sin
sullen, as onse frunde uch dat ouch allet wail clerlicher undersagen suUen,
dan wir uch süss können dune schriven. Herna wist uch zo richten; onse
herre Got si mit uch.
Gegeven zo Coelne up den heiligen druitzienden dach.
Ebenda, Konzept,
9. Herzog Adolph von Jülich-Berg an den JüUchschen Landdrost Winand
van RoerK o. J. (1424) Januar 6*.
Lieve frunt und rait. Wir vernemen, dat die stat und burger van Aicbe
in onsen landen und up unser straissen allgegriffen und groeflich geschedigt
werden van ihren vianden, die sich zidelichs under dime ampte und da herumb
enthalden soelden und ons da an niet entsient. Dat wir niet gerne en haven,
as du wail rairks, dat wir in onsen landen und up unser straissen so erschcmpt
und die entwriget* wirt. Want wir ouch wail verstaeu, dat des bii onsme
*) Ob er identisch ist mit dem Gemahl der Lyse von Kortenbaoh vermag ich eicht
SU sagen.
") entvrigen, sonst in der Bedeatuug helreieu, entledigen, sclioint hier grade in
der entgegengesetzten Bedeutung zu stehen. Oder sollte es mit wrigon =^ helfen in
Zusammenhang zu bringen sein
Urkundliche Beiträge znr Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 39
lieven oemen und herren scUger gedechte gein noit geweist si, besonder na
suieher heimlichcit. As uns dan die vurschrevcn stat bcwant is und zo
sehnten und zo beschirmen geburt, so bevclen wir dir darombc nocli vestlich
mit ganzem ernste, so lief wir dir gesin mögen, dat du die stat und burger
van Aiche vurschreven in onsem lande beschütz und beschirmes gl|chs unss
selfs landen und luden. Und wa du ire viande in onsen landen ankörnen
macht of weist, die up unser straissen angetast und si geschediget haint, of
noch dune wurden, dat du die antastes und der liif und gud haldes bis an
uns und darombe ouch in dime ampte de furder zo zu sehen und des war
zo nemen und also darzu doen, dat wir des einen schiin vernemen mögen,
want wir dat gedain willen haven und dues uns darane dcnkligen dinst.
Ouch sulch zutast, as up diesen neisten vurlieden dinxstach up unser straissen
geschach, haven wir vernomen, dat onso frunde und die onse undcr dirac
ampte gesessen die gicne, die den zotast gedaen und den burger van Aiche
gefangen hatten, ankomen wcren und si semeutlichen gefangen betten und
die und den burger van Aiche mit sinre have zosament in onse laut gebracht
betten und wurden do na der haut zo raede, dat sii die quit gaven und weder
rüden Hessen mit der have, die sii so up unser straissen genomen hatten,
und der burger van Aiche, der entquam in van ungeschichte, anders woldcu
sii in den ouch weder gelevert hain. Dat ons ein ungeburlich dink dunkt,
dat man die giene, die so up unser straissen angetast haint, der man mcchtich
is, ledich leist. Darombe so wils ansehen dis briefs darbii riden und die
Sachen verheeren und dat mit allen den, die da bii geweist sint und gehant-
hayet haint, van onsen weigen so ussrichten bis an ons, as du wail besinnos,
dat sich dat geburt. Herna wisse dich genzlich zo richten, dan engeschege
dis niet, dat en nemen wir van dir niet zo danke.
Gegeven under unsen siegelen up den heiigen 13.teu dach.
Jülich'Derg. Undat, Litt, Nr. 249, Kopie,
10. Die Stadt Aachen an Herzog Adolph von JtVich-Berg. (1424)
September 4.
, , , Als wir nu unsc vrunde zo u. g. zo Birckcstorp geschickt haint
gehat umb der Sachen wille van Daemen van Palant ind onser bürgere wegen,
da wir van den selven onsen vrunden verstanden haven, dat u. h. mcinunge
wer, den vurgenanten Daemen noch vort zo doen schriven ind versoeckon,
as ernstlich, as sich dat geburde, g. 1. h. so bidden ind vermancn wir des
u. g. umb onss dienstz wille, uren ernst trefflich dar in zo doen geschien ind
ons genedcnkligen zo wissen laissen, wes u. h. van Daemen vurschreven in
den Sachen wiedervert. Der almechtige Got gespare u. g. mechtich ind gesont.
Gegeven des maendaigs vur onser liever vrauwen dach nativitas.
Jülich-Berg, Undat. Litt, Nr, 249, Orig,
40 Otto R. Redlich
11. Dechant und Kapitel der Marienkirche zu Aachen an Herzog Adolph
von Jülich-Berg. 8. a, [1424] Oktober 5. Lüttich.
(Streitigkeiten sfwisehen dem Marien-Kapitel und der Stadt,)
Durchluchtige furste, hogeboren genedige lieve herre. Wir haint u. g.
brief nu lestworf uns gesant * mit alre werdicheit ontfangcn in deme dorpe
zu Coutzen up satersdage zu vesperziit neestlcden, inhaldende, wie u. g.
bcgcren, dat wie die kufferen kaißs van stonden dein bestain zu machen etc.
ind dairumb u. g. haint doin schriven der stat van Achen alsulgeu stoiss,
die allwile tuschen die stat ind uns is, in bestände zu verbalden ind laissen
zustain, bis u. g. selve liiflich dairbi quemen of treflich schickden, umb den
neder zu leggen etc. mit meer woirden. Wairup g. 1, h. wir begeren u. g.
willen gewerdigen zu verstain ind zu unser kenlicher ind noitlicher unscholt
gelieveu zu ontfangen, dat wie die stat van Achen gelaissen hadden, ecr
u. g. brief ain uns quam, ind dat suuderlingen umb besorgungen wille unser
live ind guede, die uns umb bedeu wille u. g. vrunde niet lang vervurwart
ind besorgt en moichten bliven van der stede wegen, up den losten dage
tuschen uns gehalden dan bis sondage sinte Remeisdage neestlcden ind den
daich all, die uns sorglich weer geweest, up dat uisserste zu verbeiden *. Ind,
g. 1. h., wi wale wir uns suuderlingen up den lösten dage hergaevcn des
stoiss, als van der stede werkluden ind den' unsen, dat nuwe werk up ind
zu zu wirken, zu bliven ain recht uiswisunge ind ramunge ^ uro rede geistlich
ind werndlich, so ontsient wir uns doch, al deden wir na Inhalt u. g. brief
dat nuwe werk bestain zu machen, daer viele zu gehoirt zu besinnen, als
maissen zu nemen, die van binnen des alden werks, als wir vermoden,
geburden zu nemen, na deme dat dat aide werk oever dat nuwe beslossen,
of gewirkt saldo bliven, dat quaelich geschieden moichte sonder dat heildom
zu besien of zu roern. Ind solde dat gestien, so is zu voerten, dat die stat
ire werklude dairbi ind oever wirkende wolde haven geliich wir die unse, ind
des en stoende uns dan niet zu gestaden umb verboctz wille unss hern des
proists ind ander Sachen, so dat sich dit niet geliich dragende cn wurde.
Herumb g. 1. h. were noit, dat die puncto, dat u. g. meinden in den
besten zu verhalden, in den alre irsten vereinicht wurde, eer wir ain dat
werk ict deden bestain zu wirken, daer uns umbers niet en steit, ain eiuich
werk doin zu verandern sonder beliefniss ind offenbair gehenkeniss uns hem
des proists. Mer g. 1. h. die alre meiste sache uns dringende ain liif, ere
ind guet is, daer uns Oot inne unschuldich weis, dat wir van der stede
wegen of etzligen van in bedragen^ ind beschult sin ain u. g. ind anders
wae, dat dat heiige heildom bii unsen ziidcn of zodoin geminret sulde siin *.
») 1424 Oktober 3. Vgl. ^Ausführung Sr.KurfUrstl. Durchlaucht- etc. tMannheim 1798.)
S. 29, Nr. 2.
*) verboidcn s. v. a. warton.
'; raroungü s. v. a. Festttotzung, Beschluss.
•j bt'drugon s. v. a, anklagten.
») Vgl. hierzu die Aoutwerung des Eberhard Windecke. (Uaagen Bd. 11, S. 30f.)
Urkundliche Beiträge zur Ge'schichte Aachens im 15. Jahrhundert. 41
Des eu steit uns niet zu laissen of zu liden umb unse cre zu verwaren, unse
onscholt en come dair van voirder iud ciairre vur vursten, hern, stede, laut
ind lüde, dan ire bedragen, die wilghe unse onscholt, wir och mit diesen
brieve doent, also verre wir können ind voirt bereit sunt ind bliven suUen
unse leveu lank zu dein, so wie sich dat gebuert ind gueden luden zu gehoirt,
junk ind alt ind eher besunder, dat wir doir mit zer groisser onscholt icmer-
lich ind quaelich bedragen sunt. G. 1. h. kenliche noit dringt uns, u. g.
etzwat lank zu schriven, daerinne wilt uch gclicvcn zu geliden, Gode ind
unser Liever Vrauweu zer eren, den wir umbcrs zu alrc werdichcit bestalt
haven vur unse uisvaert, als wir beste vermoichten ind also verre, als in
uns was, dat si geloeft ind geert sullen werden in deme heilgcn monster,
vroegc ind spaede, mit gewoenlichem dienst, dair en geschege dan gewalt,
doer Got vur sii, so dat wir hoffen, dat uns Got daer ain niet ziien cn sal
üf siin dienst niet also hoeglichen en gesciet, als plegclichen is, as wir bii
der haut sunt. Bidden herumb g. 1. h., dat u. g. uns gewerdigen willen vur
ougen zu haven ind umb Goitz wille also sicherlich besorgen, eer wir oramer
wieder in comen, dat wir eins vur all stcetlichen vur alsulge besorgunge
ind dreuunge unser live ind guedc ind dorre gelich, die in zucomenden ziiden
gescien moichten, van der stede wegen verdedingt werden, also dat sii uns
in unser vriheit laissen ind wir si in egeincn sachen en verkurten, gelich
en deils die notule begriiffen mach, die tuschen in ind uns oevermitz rede
unser genediger hem van Coellen ind van Luytgcn ind unser beider vrundc
vornotelt ind besiegelt is, der wir gerne naevolgich siin willen in allen iren
begriff. G. 1. h. unse licve herre Got sie ure huede ind sine benediide moeder
Maria.
Gescreven zo Luytgen des donresdaigs na sint Reraeis dagc, daer wir
unse capittel alwiile haldende siin mit wille, orlof ind gehenkeniss u. g. h.
van Luytgen.
JüUch-Berg, Undat, Litt. Nr. 277. On'g. Pap. Siege/spuren.
12. Statz (Atmstasius) von detn Bongarde an Herzog Adolph von Jülich-
Berg. o. J (1424) November 7.
. . . Also as u. g. mir zo Aichen gesandt hadden, tuschen den herren
van den goitzhuise ind der stat eine velicheit ind bestant zu dedingen, also
haen ich overmitz den meier van Aichen ind u. g. rentmeistcr van Guilge '
den herren van der stat u. g. boitschaff ind meinonge anbracht, as dat si
den herren dechen ind capittel velicheit ind geleide desen kirsdach geven
woulden. Die Stadt erkhlrty dafür nicht zuständig zu sein^ want des nie
vemomen en si, dat si mit velicheit of geleide zo Aichen gesessen haven,
ind Segen gerne ind wer in lief, dat si weder zo Aichen quemen ind wisten
si iemann, die sie argwillen wolde, dat woulden si na irre macht warnen
ind vorhucdeu, dan om den stoiss van des heildoms wegen, wie u. g. tuschen
V Johannes Kurnut. \q\. Nr. 19.
42 Otto 11. Redlich
dit iud kirsmisse ee darbi queme wie iu licver werc, dat sie des zo vreden
queraen also dach of si inne komen willeu, dat si danne zer stont die casse
soelen bestaen zo machen.
Der Herzog hatte ihm geschrieben^ er solle Montag in Hambach sein;
nun sei er aber doch in Aachen geblieben, da der Magistrat erklärte^ er wolle
einen eigenen Boten mit Antwort zum Herzog senden, Ind ich haen ouch
den herren van dem gotzhuise ir brieve voirt zo Luytghe gesant, die mir
desen brief van u. g. wegen zer antworden gesant haven; wilchen brief ich
u. g. voirt senden, as u. g. wael sicne soelen. ünse lieve hcrre Got gespaar
u. g. gcsont zo langen ziiden. Geschreven des dinxtdach na alreheilgen dach.
Jtilich-Berg. Undat. Litt. Nr. 61. Orig.
13. Johann von Eueren, Propst zu Aachen, an den Herzog (Adolph)
von Jülich'Berg. o. J. (1424) November 30.
Der Herzog hatte ihm geschrieben, er habe gehört, dass auf Geheiss des
Propstes Dechant und Kapitel der Kirche zu Aachen dem zwischen ihnen und
der Stadt durch den Herzog geschlossenen Vertrag wegen Aufbewahrung des
Jleiligthunts * nicht nachgekommen seien. Demgegenüber erklärt er, dass er
den decen end capittel voirschr. niet neemliick verboden en heb, u. g. uitsprake
niet gevolgliick te siin, doch sii trefflick daerom gebeden end bekoert hebben,
st)e ver alst in miiner macht gewest is, dat sii niet en woelden gchengcn
of laten geschien in geenre wiis, dat die leieu voerder gewalt of moigenthcit
over dat weerde heilichdom kregen, dan sii die neesten hondert jaer gehat
hebben, waut daer mit der kirken vriheidc geminret woirdcn, des ic beheltliick
müns eides billicker niet en mach toe laten gaen. Ende soe als u. g. voert
scriiven, wie dat ic die proestie van u. tc Icnen halden solde ende u. g.
voert van dem ßoemscheu riiche etc., des bekenne ic end hoep daerom genslick
aen allen twivel, dat u. g. des te voerder mi bchulplic end bistendich wesen
Süllen, der proestie end kirken voirgenaut in hoern olden rechten ende vriheide
tc behalden ende te beschermen, soe dat sii daer iu irblieven moigeu ende
daer weder niet sich anders laten informieren of toe onrecht aenbrengen . . .
Gescreven tot Gyen op sonte Andreas dach des heiligen apostels.
Nachschrift:
Voert, g. 1. h., soe mein ic, dat Vyde Voyse u. g. van miinrc wegheue
wael cleerlicke gesacht ende te kenne gegeven heeft, wie dat die stat van
Aken groite smaheit ende scheemte ende oeck verkortinge in vecl puucten
der proestien aentreflfende mi onmoiglick gedaen hebben, daerom ic in voirtiideu
duck end mauuichwerf miincm lieven beer end oem van Hcynsberch, doe u.
g. uitleiidich waern, vervolget heb end altijt overbodich gewest heb end noch
bin, daervan eeren end rechts te bliven bii u. g. end bii m. 1. h. ende oem
voirschrcven eude dae bii te gcven aftelatcn off tc ncmen, als sich dat irvinden
solde, op dat mi ennige richtnnge end beteringe van der stat van Aken weder-
n Vgl. Qaix, Münaterkirche S. 151.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 43
vaeren moichte. Des sü, g. 1. h. nochtertiit niet bcraden hebbcn gcwest te
doen. Ende soc ver als u. g. sii anders niet berichten of onderwiisen knnneu,
so moit ic doen, dat ic niet gern en dede, wan mi kenlicke noit niet daer
toe en dronge ....
Jülich'Bei-g, Undat. Litt, Nr. 74, Orig.
14. Herzog Adolph von Jülich an (die Stadt Aachen), o. J. (1424 nach
November 30.)
Eirsamen bcsundem guden frunde. Als ir uns nu avcr geschreven hait
van des hogeloifden heildoms und der caissen weigen, wie dat van den dachen
und capittei noch niet darzu gedaen cn si, als dat punt urs briefs vort uss-
wiset etc. haven wir wail gesehen und verwundert uns des sere und enhaven
iss ouch niet gerne, dat sii in unse usspruche einich verzoch of wedcrrcde
leigen, want uns unse nevc, der proist van Aiche, ouch in etzlicher maissen
darup geschreven hait, wie dat he den dechon und capittei niet nemlich ver-
boden cn havc, uusem uisspruche niet gevolgich zo sin etc. Nu werdcut
etzliche unse frunde uiss unsme lande van Guyige kurzlich na diesem hoge-
ziide in den heilgcn dagen zo uns komende, as dan so willen wir uns mit
den und anderen unseu reden davan ernstlich besprechen und darzu furder
dat beste dein. Ouch als ir begert, dat wir unse vrunde zo dem dage, der
van unser weigen tuschen uch und Daemen van Palant verraempt sii, schicken
willen, so haven wir Wynaude van Royre unsem lantdroisten und etzlicheu
anderen unsen redun in unsme lande van Guyige doiu schriven van unser
weigen up dem dage zo sin und in dem besten darzu helpen zo raeden, of ir
gutlich under einander vereiniget moget werden.
Jülich'Berg. Undat, Litt. Nr. 249. Konzept,
15. Dechant und Kapitel der Marienkirche zu Aachen an Herzog Adolph
von JUlich-Berg. o. J. (1424) Dezember 12.
Durchluch tigc hogeboeru fürst, geuedigc lieve herrc. Also u. g. vrunde
ind rede nu lest werf van uns gesonnen, die kassc entliehen ind sonder ver-
zoch doin zu machen, na inhalt u. g. ussprachen, niet wederstaindc consent
uns hem des proistz, aingesien, dat u. g. gichter wern der proistien ind
eins proistz oevcrste ind dat die kirchc ind dat werde heildom den sehen
u. g. bevolen wercn van des heiigen richs wegen, ind ou,ch want sich die
stat van Aichen vermees einre notulen vurziids hervan gedadingt, oevermitz
vrunde u. g. h. van C'ollen ind van Luytghen, dairinne unss hern des proistz
consent niet gewagen en si, mit meer worden ind wir doe u. g. v runden ind
reden antwerden mit den kursten (!), diese u. g. versuechunge unsen hern den
proist zu kündigen ind dan u. g. voechlichen zu antwerden. So haint wir
sinen viitzdom dairumb ain ieme geschict, die uns in siinre wederkoempst
ainbracht hait, wie derselve unse herre der proist u. g. hervan siine meinunge
gescreven have ind uns bidde, diese sachen willen zu verhalden bis zu siinre
44 Otto R. Redlich
zukoempst, die wir hoffen dat kort gescicn soclc, hie wille asdan in diesen
Sachen dat beste helpen voegen, as her Godart Durtzant, unse mitcanonche
u. g. cleerlicher ainbrengen sal, den u. g. genslich geleavcn gewerdigen willen,
so wes hie den dairvan aiubringende wirdt, ind vort dese unse antwerde int
guet gewerden zu nemen ind uns, want wir in groissen croede ind sorgen in
diesen Sachen steent, ind unse kirche in schirnisse ind haede u. h. g. guetiich
zu halden, Gode ind sinre gebenediider moeder zu werdicheit, die dieselve
u. g. gespaem moesse in seligen segc iauglivich.
Gescreven uuder unser kirchen siege! des dinsdaigs na Unser Vrauwen
daich coneeptio.
JüHch-Berg, Undat, Litt. Nr. 277. Griff, Pap. Sieyelspuren.
16. Herzog Adolph von Jülich-Berg beauftragt die Stadt Aachen, die
Werkmeister des WoUenamts zur Erfüllung ihrer Pflichten gegen ihn anzu-
halten, 1427 Juli 4, Siegburg.
Eirsamen guden frunde, burgermeister, schefFen und raide des koning-
liehen stoils der stat van Aichen. Als wir uch vur* vaste me haven dein
schriven und ersoichen, ure mitburger, die Werkmeister van dem wuUenampte *
zo Aichen zo underwisen, uns die geweltlichc brüchde, sii uns an unser
heirlicheit daeselfs overfaren haint, zo besseren und unse brievc weder zo
geven, want uns die erlediget sint etc. Und als unse frunde dan nu kürtz-
lieh darumbe tgaiu die Werkmeister vurschreven in unser stat zo Guyige up
eime dage geweist sint, so en haint sii nnsen frunden unse brieve niet weder
gegeven, noch uns euch geine richtonge und besseronge umb soliche brüchde
gedain. Warumbe wir an uch gesinuen mit ganzem ernste, die vurschreven
Werkmeister, ure mitburger, zo underwisen und darzu zo halden, uns noch
unverzogintlich binnen den neisten echt of zien dagen na ^ft dis briefs unse
brieve weder zo gevcn und die geweltliche brüchde uns an unser heirlicheit
overfaren, als vurgerurt is, zo richten und zo besseren, als uns dan darumbe
uoit geburt. Wa des aver niet en geschege, so beduchte uns, dat uns darane
sere unrecht und ungeburlich van uch geschege, und mussten uch asdau unse
geleide upsagen und willen uch ouch solich unse geleide kuntlich mit diesem
sclven unsem brievc ufgesaget haven, so wa wir dieser Sachen binnen dieser
vurschreven ziit geine ussrichtouge noch ende en vernemen. In Urkunde
unss segeis.
Gegeven zo Syberg, des neisten vridages na unser Liever Frauwen dach
visitacionen, anno etc. 27.
Jtllich'Uerg. Litt. 1427 Xr. 3S. Konzept.
*) Z. B. war ein Rhnlichos Schreiben <les Herzogs am 22. Joni desselben Jahres
an die Staidt gerichtet worden, wie das vorstehende. (JUlich-B. Undat. Litt. Nr. 249:
^Gegoven ro Hambach des neisten sondages na unss lierren lichams dage.**)
*) Ueber die einflussreiche St^sllung dieser Werkmeister vgl. Zeitscbritl des Aachener
Geschichtsvereins Bd. IX, S. 65, Anm. 2.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 45
17. Staat Aaclieii bittet Herzog Adolph von Jülich -Berg um Geleit,
U27 Juli 16.
. . . Wir begern u. g. zo wissen, wie der hoigeboiren onse genedige herre
Tan Virnenburg* ous geschrevcn hait, onse vrunde en niesten zokomenden
vridagc zo eimc guitligen dage zo schicken binnen uire stat van Düren umb
Bachen, die wir mit Daemen von Palant gaends haven. Darumb wir ure
homechticheit dienstlich biddeu, onsen vrunden, die wir zo deme dage
schicken werden, u. g. geleide zo verleinnen, vort ind wieder zo komen, den
dach zo leisten, als wir ons des zo den selven u. g. genslich versien. Bitten
um Antwort.
Gcgeven des niesten daigs na der 12 apostel dach, anno etc. 27"***.
Jülich-Berg, Litt. 1427 Nr. 46. Orig. Pap. Siegelreste.
18. Antwort des Herzogs Adolph auf vorstehendes Schreiben. 1427
Juli 16. Hamhach.
Eirsaraen guden frunde. Als ir uns geschreven hait begercnde, uren
frnnden en neistcn vridage in unse stat Düren zo eime dage zo rüden, den
uch unse lieve neve van Virnenberg dargeschreven have antreffende Daemen
van Palant, unse geleide zo geven etc. haven wir wail gesehen und laissen
uch weder wissen, dat uns unse neve vurschreven van dem dage niet geoffen-
bairt enhait. Und ir wist euch wail, in wat maissen wir uch unse geleide
vur up haven dein schriven, umb bruchs willen, wir zo uch und ouch uren
mitbürgem hain.
Gegcven zo flambach des neisten gudenstages na divisionis apostolorum
under unsem secrete, anno etc. 27°.
Ebenda. Konzept.
19. T>i€ Betolhn/i cht igten des Herzogs Adolph von Jülich-Berg vertagen
die Besprechung der zwischen diesem und der Stadt Aachen schwebenden Streit-
punkte bis zu einer am 19. November in Köln zu eröffnenden Konferenz^.
1427 November 4.
So is zo wissen, dat as hude des dinstaigs na alreheilgcn dage in den
jaeren 14 ind 27 jaer her Ailbrecht Zobbe, proist zo Kerpen, Statz van dem
Boncgarde ind Clois van Tzyssen van wegen onss genedigen heren van Guilge
ind van dem Berghe etc. die Sachen ind dedinge, die s. g. mit der stat van
Aiche gaentz haven, wir ussgesat ind verlengt haven van hude disselven
dinstaigs zo veirzien dagcn, datz nemlich bis des dinstaigs na sent Merthijns
dach niest körnende, in der maissen, dat derselve o. g. h. sine vrunde, mit
•) Uober dio St<^llang «los Gmfon Ruprecht von Vimenburjf zn Aaohen vgl. Zoit-
Hchrift des Aachener Qeschichtsvereins B<1. IX, 8. 1*22 nntl 123.
*; Der QUio des Herrn öehoimriithH Loeraoh verdanke ich die Abachrifl dieser
Urkunde.
46 Otto R. Redlich
nameu den proist van Kerpen, Wernhcr van Vlattcn^ Statz van den Bonc-
garde ind Johannes Karnot, sine rentmeister, ind die stat van Aiche ire
vrunde, mit namen heren Johan van der Haghen, zerziit hurgerraeister, hercn
Johan Beyssel, heren Johan Elreborn, heren Merthijn Bertolff, scheffenen, ind
hercn Wilhem van der Haghen *, desselven dinstaegs z'avent na sent Merthijns
dage vurschreven zo Goclne in der herbergen schicken ind haven sollen urab
des gudestaigs zo morgen die sachen ind dedinge bi desen vrunden vurschreven
zo sliesscn ind zo vollenden in alle der maissen, als mau zo sent Johanne zo
Coelne darvan gescheid en is, da die sachen overdragen wurden. Ind sollen
0. g. h. vrunde van Guilgc ind van Heynsberg mit namen Bulver ind Daeme
van Hetzingheu ouch mit up deme egenanten dage darbii siin, ind sollen
alle Sachen desc veirzieu dage lank in gude dingen staen bliven, geliich die
bisher ufgestanden haint, sunder argeliste.
Stadtarchiv Aachen. (A. VII. 20) Orig. Pap,
20. Vetirag des Herzogs Adolph von Jülich-Berg und Johanns von Loen,
Herrn zu Jülichf Heinsberg und Löwenherg, mit der Stadt Aachen zur Aus-
gleichung der Streitigkeiten mit den Werkmeistern und Geschtcorenen des
WoUenambachts, 1427 November 24,
Wir Adolph, van Goids genaden herzöge zo Guilge ind zo deme Berghe
ind greve zo Ravensberg, ind wir Johan van Loen, herre zo Guilge, zo
Heynsberg ind zo Lcwenberg, doen scmentlich kunt allen luden mit desen
brieve: Also tuschen ons an eine side ind den vursichtigen eirbem onsen
lieven vrunden den burgermeistern, scheffen, raide, den burgern ind onderseessen
der stat van Aiche an die ander siide, stois ind misshelle gewecst is umb
punten ind sachen, da ons verdochte, dat si ind besonder die Werkmeister ind
gcswoiren des wollcnambachtz daselfs zo Aiche ons ind onser heirlicheit, der
vaichtdiien ind meieriien zo Aiche, an verkurt heddeu ind ouch an soilgen
gescheftze, als etzlige ire burger op onser lantstraissen van Guilge mit deme
proiste van den Wisscuvrauwen ' van Aiche binnen onsen geleide vortgckeirt
hadden, so bekennen wir offenbeirligen, dat wir soilgs stoiss ind misthclle
ind vort alles gebrechs, tuschen in ind ons bis op dach datum dis briefs
ergangen, niet da an ussgescheiden, bi raide ind guitdunken onss selfs ind
onser rede ind vrunde mit den burgermeistern, scheffen, raide, burgern ind
onderseessen van Aiche ind mit den Werkmeistern ind goswoireneu daselfs vur
uns, vur alle onse ervcn ind nakoemlinge guitlich geliehen, gesucht ind
gescheiden siin ind alziit bliven sollen sunder argeliste, lud alle ire Privilegien
ind brieve, die in van onsen lieven hcrren ind vurvaren herzogen van Guilge
ind van Gelre ind besonder van herzöge Wilhelm ind herzöge Reynalt seliger
*) U««bf'r Wernor von Vlatten vgl. Zeitschrift dos Aachenor Oescliicbtsvere ins
Bd. VI, S. 139 und Bd. VII I, S. 135.
•) Im J. 14;i6 pibt es einen Sohüfft^n gleichen Namens. Vgl. ebenda Bd. IX, S. 97 a,
*) Ueber diese Persönlichkeit und die ganze Angelegenheit hat sich leider nichts
ermitteln lassen.
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 47
gedacht ind oueh van onser iecligem besonder verleint ind gegeven sint ind
die wir in gecoufirmiert haven, seilen alle in irre volkomenre macht sin ind
bliven; ind wir willen in die mit allen puntcn ind articulen da inne begriffen
gestentlich halden ind gehalden haven van ons, van alle onser erveu ind
nakoeralingen ind van alle den geneu, den dat van onsern wegen einichssins
antreffen mach sunder alle wiederrede. Dis zo kennissc ind gezuge der
wairheit so hain wir herzöge van Guilgc ind van dem Berghe ind wir herre
van Guilge, van Heynsberg ind van Lewenberg, ouse segele mit onser reicbter
wist ind willen an desen brief doen hangen.
Gegeven in den jaern unss hern dnisent vierhundert ind sieven ind
zwenzich jaer, op sent Katherinen avent der heiiger junfren.
Jfdich-Berg. Litt. 1427 Nr. 74. Kopie.
21. Erklärung des Johann von Loen^ Herrn zu Jülich u. s. u\, dass Herzog
Adolph von Jülich- Berg ihm zugesagt habe, dem Junggrafen Gerhard rott
Sagn die Aachener Propstei zu verleihen, jedoch unter Vorbehalt seiner Rechte
auf die Kollation. 1429 November 6.
Wir Johan von Loen, herre zo Guylche, zo Heynsberch ind zo Lewenberg,
bekennen mit diesrae offenen brieye vur uns, unse erven ind nakomelinge, dat
wir gebeden haven ind bidden bi diesme selven brieve den hogeboem fnrsteu,
unsen lieven herren ind neven, hern Adoulph herzongen zo Guylche, zo dem
Berge etc. ind greven zo Ravcnsberg, dat hie deme edein nnsme lieven neven
Gerard junge greven zo Seyne die prostie z'Aiche geven willc na dode des
eirwerdigen unss lieven herren ind neven, hern Gerartz van dem Berge nu zor
zit doiroproistz zo Coelne ind proistz z*Aiche ' etc., dat derselve unse lieve her ind
neve herzoug vurschreven umb unser bedon wille deme vurgonanten unsme neven
van Seyne euch also zugesacht ind verschreven hait zo doin, dat ouch mit wiste
ind willen is ind sin sal unss Johans herren zo Guylche etc. unsere erven ind
nacomelinge vurschreven, also verre uns dat anlangen mach, doch also, dat
wir, unse erven ind nacomelinge umb diesere vurschreven gifte ind beden wille
die nnseme neven van Seyne geschiehen sal, as vurschreven ist, an den vur-
schreven unsen lieven herren ind neven herzougen zo Guylche etc., sine ervon
odir nacomelinge vurschreven, nu of hernamails zo geinen ziden geinreleie
anspraiche noch vordcronge legenen solen. Ind wir, unse erven ind nacomelinge
en solen ouch dairinne engeinen vurstant haven noch suechen untg^ain den
vurschreven unsen lieven herren ind neven herzougen zo Guylche etc., sine
erven ind nacomelinge nu of hernamails in geiureleiwise, sonder alle geverde
ind argeliste. Dis zo Urkunde han wir Johan van Loen lierre zo Guylche, zo
Heynsberg ind zo Lewenberg vurschreven vur uns, unse erven ind nacomelinge
unse Siegel an diesen brief doen hangen.
'j Oorlmrd von Berg, «l^r jUngoro Briulor «los HtTzogs Adolph, war erst am H. Mai
1429 als Propst vereidigt word«*n. (Staatsarchiv Dikssoldorf, Aacheuer KrOnungi^tift R 2.)
Urknndliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 49
den Turgenanten tag zu uns zu Nuremberg körnest, da wir soliche und andere
grosse der heiligen Kristenheit und des richs notdurft mit diner und anderer
unser und des richs kurfursten und fursten rate für hand nemen wollen, die uss-
zurichten. Ouch schriben wir andern unsern fursten, herren und steten, uf den
vorgcnanten tag zu uns zu komen, und wir bitten dine liebe mit sunderm flisse,
das du soliche brieve, die wir dir ouch senden, wollest furbass senden on
verziehen den, die soliche brieve lauten, doran tut uns dein liebe sunder
wolgefallen. Ouch haben wir den vurgenantcn Peter, deinen caplan, umb
des besten willen, hie etwelang bi uns bchalden, lenger, denn sein wille ist
gewesen, dem wollest das nicht für übel haben.
Gteben zu Prespurg am nechsten fritag vor dem heiligen Weyhnachten
tag, unser riebe des Hungrischen etc. in dem 43., des Romischen in dem 20.
und des Bchemischen im 10. jaren.
Ad mandatum domini regis
Caspar Sligk.
Jülich-Berg, Litt, 1429. Nr. 40. Orig.
23. Herzog Adolph von JHiich-Berg benachrichtigt DechatU und Kapitel der
Marienkirche zu Aachen^ dass er dem Theodericiis Sngdewant * die erste dort
fällige Prähende zugesagt habe. 1432 JSoveniher 7. Bensberg.
Wir Adolph etc. doin kunt. Also as wir zwa halve provenden in unser
Liever Frauwen kirchen zo Aiche zo geven haven, der wilcher halvere pro-
venden her Reynart van Wylre* eine und die ander her Qerlach, ietzont
canoniche aldair haint etc., des so bekennen wir öffentlich mit desem brieve,
dat wir Theoderico Snydewant van Heynsberg durch beden und begerden
wille uns lieven geminden neven hern Johans van Loen, herren zo Guyige,
zo Heynsberg und zo Lewenbergc, die erste van den zween halven provenden
vurschreven ledich wirt und gevallen sali, gcgeven haven und geven mit
diesme brieve. Und herumbe so begern wir ernstlichen van uch, den eirbem
dechen und capittel der kirchen vurschreven, wanne und dat erste der vur-
genantcn halvere provenden einche ledich wirt, dat ir asdan den vurgenanten
Theoderico und niemantz anders darup inleidt und entfangt oevermitz desen
selven unsen brief. Brauchen weitere Präsentation nicht abzuwarten.
Gegeven zo Baensbur des neisten vridages na Alreheilgen dagc, anno
domini 1482.
Per commiösionen domini Alberti Sobbe, prepositi in Kerpen etc.
Roricus de Beldekusen.
Jülich-Berg, Litt. 1432 Nr, 63. Konzept.
*) In dem Necrolojfium des Klosters der Winde»lieimor Chorherr€»n zu Aachen
Ist cam 3. November <ler Tod eines Theodriciu? Snywynt, c. ecclesie b. Marie Aquensis,
eingetragen; sweifellos ist es der oben genannte. Vgl. Zeitsrbrit\ de« Aachener Ge-
8chicht«vereins Bd. XIII, S. 80 nnd lOK.
*) 142H Mai 8 war er es, der von Heinsbergisoben Kriegsknechten vor dem Altar
verwundet ^vurde. Ebenda Bd. XI, S. 5.
50 Otto R. Redlich
24. Gerhard Herzog von JiUich-Berg an Gerhard von Saytt, Propst zu
Aaclien, 1438 Dezember 25, Bensherg,
Eirwirdige und edele lieve neve. Der hochgeborne furste, unse gemindc
lieve oeme, herzouge Adolph, wilne herzonge zu Guilge und zo dem Berge
etc. seliger gedechtnisse, hait dem eirbern hem Johan Bauwe, proiste zo sent
Joeris in Coelne, doctoir etc., unsen lieven raide und getruwen, vurziiden die
scholasterie in unser Liever Frauwcn kirchen zo Aiche gegeven, da he doch
mit indracht meister Johans van Loinen bis herzo vaste ane gehindert wor-
den, dat dem vurschreven unscn lieven oemen seligen und uns nie leif
geweist en is und wir den vurschreven hem Johan Bauw ouch alles bii der
renten darzo gehoerende in unsen landen beieigen gehalden haven et«. Want
nu der vurschreven meister Johan von Loenen van doedes weigen verfaren
is, so haven wir demselven vurschreven hem Johan Bauwe ernstlich zogesaget
und gctroist, in vortan bii des vurschreven uns lieven oemen seligen gift
der scholasterien vurschreven uns leen zo halden. Bittet den Propst, Baute
dabei förderlich zu sein.
Gegeven zo Baensbur up den heiigen Kirsdach under unscm secret segel
anno etc. 38.
Jiilich'Berg, Litt. N. Nr. 5. Konzept. Darauf enviderte der Propst am
28. Dezember, dass er die Scholasterie schon vor Empfang des herzoglichen
Briefes vergeben habe ^ (Orig.)
25. Dietrich, Erzbischof von Köln an Herzog Gerhard von Jülich-Berg,
1439 Januar 6. Brühl
Hogeboiren besonder lieve neve. Uns hait zo wissen gedain der eirber
unse lieve andechtige Werner van Seyne greve zo Witgensteyne, proist zo
sent Gereone in Coelne *, so wie der eirber proist zo Aiche ime die scholasteriie
dasclfs gegeven have, ind hait uns gebcden, dat wir ouch u. 1. vur in schriven
willen. Also lieve neve bidden wir u. 1., dat ir dem solven proiste van sent
Gereone umb Goltz willen zo voerentz ind unser beden willen die scholasterie
ouch van u. 1. wegen geven willen ind uns disser beden nit weigern, dat
willen wir gerne umb u. 1. verschulden.
Gegeven zom Bmle under unserm sigel up der hilliger Drier Koningen
dage, anno domini etc. tricesimonono.
Jillich-Berg. Litt. N. Nr. 5. Orig.
26. Herzog Gerhard von JiÜich-Berg ef^cidert dem Erzbischof auf das
vorstehende Schreiben, dass es dem Aachener Propst nicht gebühre, die Scholasterie
*) Thatsftchlich war die Prftsentation schon am 24. Dezember erfolgt, (Vgl. Macr.
B I5H, p. '29.) Die PrftsontAtion des Herzogs datirt erst vom 81. De«ember. Wem er die
Sobolast^rie gegeben habe, sagt der Propst in seinem Schreiben vom 28. Deisember nicht.
•) Werner von Sayn Graf zn Wittgenstein ist in den Jahren 1486—1468 als Pro|>«t
zu St. GJereon nachweisbar.
urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 51
zu vergeben, sondern ihm ah Herzog von Jülich, Er gedetike den von seinem
Vorgänger berufenen Scholaster Johann Bauw, Propst zu St, Georg in Köln,
bei der Scholasterie zu behalten.
Datum Hamboich ipso die Epiphanie domini. (1439) Januar 6 Hambach,
Ebenda, Konzept,
27. Gerhard Graf zu Sayn, Propst zu Aachen, an Herzog Gerhard von
JüUch'Berg, (1439) Februar 11,
, . . Ich begern u. g. zo wissen, wie dat ich heren Frambach van
Birgelen providiert und preseutiert han zo der scholasterien in unser Lieven
Vrouwen kirchen binnen Aiche, want die erlediget is van dode meister Johans
van Loenen, der die leste scholaster zu Aiche gewest is. So is mir zo ver-
stain gegevcn, dat u. g. auch die scholasterie gegeven have dem proisto
zo sento Goeris in Colne ind darumb heren Frambach vurgenant in sine
Sachen ind mir in mine provisie gedragen werde. Da ich doch nit anders
enweis und des auch underwist bin, dat mir alleine gcburt van miner proestie
wegen omme beqwemlichen zo prescntercn und dat capittel sulle in dem
rechten den eutfangen, gnediger lieber her, bin ich van u. g. begeren, mich
bi mime rechten zo laissen. Ind uf dat man moege wissen, wat rechten ich
hie inne have, bin ich van n. g. begeren, dat man dat capittel zo Aiche wille
laissen vragen, so wem si bekentlich sin, die scholasterie zo geven. So wem
si da inne bekennent, da will ich ein gud gnoegen inne haven, oder dat man
die Sachen liesse komen vur meister in dem rechte, so wer miit der schola-
sterien have mit rechte zo disponeren, da wulde ich auch ein gnoegen inne
haven. Bittet um gnädige Antwort,
Jülich-Berg, Litt. N, Nr. 5, Konzept, Ebenda der Entwurf zu einem
Briefe an Frambach von Birgel, Kanonich zu Aachen, dd. 14.19 April 13,
Betisberg (Montag nach Quasitnod.) mit dem Ersuchen, Johann Bauw nicht
an der Scholasterie zu hindern und die Hand davon zu lassen. In demselben
Sinne wurde auch an Frambachs Vater, Johann von Birgel, geschrieben.
28. Gerhard Graf zu Sayn, Propst zu Aachen, an Herzog Gerhard von
Jülich-Berg, (1439) Februar 22,
Beklagt sich, duss dem von ihm zur Scholasterie berufenen Frambach
von Birgel Eintrag genchehe und dass er auf sein Schreiben an den Herzog
keine Antwort empfangen habe. Also senden ich u. g. eine aifschrift eins briefs,
den der hoegeboren herzöge Wilhelm van Guilge und van Gelre, dem (Jot
gnade, vur etzlichcn ziden gegeven hat dem edelen hern Wilhelme greven
zo Wide und preiste zo Aiche *, in wilcher aifschrift uwer gnaide wail hoeren
und vernemen sali, wie sich der hoegeboren herzöge Wilhelm und sine huis-
*) "Wilhelm von Wied tat in den Jahren 13^—1410 als Aaohoner Propst nach-
'weisbar. Eine Urkunde der Herzöge Wilhelm II. oder III. über die Verleihung tb-r
Schola»t«>ne durch den Propst hat sich dagegen nicht feststellen lassen.
4*
&8 ÖUo R. Redlich
fnnwe ericennent und tut ire erfen öffentlich, dat ein proist zo Aiche die
seholasterie daselhs so geTen halt, als dicke und yil si ledig wirt Bittet^
ihn in Beinern Bttkt nicht gu hindern etc.
Datum meo sab rigneto, dominica InTocavit.
jmich^Berg. LiU. N. Kr. 5. Ong.
m
29. Wilhelm von Linzenich, Vogt und Meier zn Aachen, an Herzog
Gerhard von Jülich-Berg. 1439 Juni 12.
AU er dee Herzogs BefM, den der Schotatierie zu Aachen gehdrigtn
Zehnten dem Propst Johann Bauw zu überliefern, ausführen wollte, hat ihm
Propst Gerhard von Sagn erldOrt, wie dat croe Tan wegen siinre proistiien
die scholasteriie zo Aiche gebnerc zo geven ind dat he die hcrn Frambach
▼onchreTen gegeren have, de up die ziit darbi stund, ind dechte in ooch
darbi zo behalden; ind gesonnen an mir ser ernstlich, solche vurgenant zienden
ind wes darzo gehoirde in miinem ampte gelegen nieroant zo hantreiken noch
overzogeven, dan alleine hem Frambach vurschreTen, ind of ich dat darenbovcn
dedOt dat en wer in van mir niet zo willen, ind dechten dat dan an ire
herren, maighe inS Trnnde also zo bringen ind die daromb anzoroiffen, dat
ich Tinden snlde, dat si dat van mir niet vnr gaet en snlden nemen. Da
er Niemand bärommen känns, der die zicndc begacn ind inyncren darre
nmb drenwongen wille, bitte er um nähere Anweisung.
Gegeven des 12. den daigs in jnnio anno etc. 39®.
JUlich-Berg. Litt. N. Nr. 5. Orig. Besiegelt.
^. Herzog Gerhard von Julich-Berg an Wilhelm ro» Linzenich, Vogt
und Meier zu Aachen. {1439) Juni If^. Betishetf/.
Als Antwort auf den Brief rom l'J. laisscn wir dich wissen, dat wir
dich vur unsen amptman ind meier zo Aichon havcn ind halden^ und meiueii
daemmb, dat dn unse schrift ind gebot billif^or haldoii ind doin snltz, dan
du van drcuwe wegen des vurschrevcn proistz oder anders iemantz sullichs
laisseu suis, want du ouch wail weis, dat wir overmitz unsen neven van
Guilgc ind van Blankenheym dem vurschrevcn proist van sent Jooris de
epcnante scholasteriie gegeven haveu ind in ouch billigen dabii behalden
Hulh^n, want uns dat ouch also geburt zo doin. Der Meier soll denhalh
keinem anderen den Zehnten gehen und wird noch weitere Weisung erhalteUy
wenn der Herzog mit seinen Bäthen konferirt hat.
JUlich-Berg, Litt. N. Nr. 5. Konzept und Heinkonzept.
31. Gerhard Graf von Sagn, Propst zu Aachen, an Herzog Gerhard
von Jülich'Berg. 1439 September 13.
. . . Also as ich lest mit her Frambach van ßirgcl zo u. g. gereden
waz zo Haonboech van der scholasterien wegen zo Aiche, also bedachte
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 53
mich, daz sich u. g. ungutlich zo mir koerde, daz ich doch ungern tgen u.
g. verdient wolde haeben, want ich umber zu der ziit von keime Unwillen
niet gewist enhan zuschent u. g. und her Frambach, ich wolde in anders
node zo u. g. gefort han. Also hette ich zu der zit gerne mit u. g. geredt
und minen gebrech erzalt, des u. g. niet hören wolde. Do schickte ich mine
frunde zu u. g. frunden mit namen zu her Johanne von Lantzberg und dem
Vettern, mit in darumb zo reden. Also verstonden mine frunde van in, daz
u. g. vurbracht wer, ich solde wort gehat und u. g. ungeburliche schrifte
gethain haeben, daz u. g. niet zo willen were. Mochte ich doe zu der ziit
mit u. g. darumb zu reden sin komen, u. g. solde weil verstanden haben,
daz ich node vur mich nemen wolde, daz u. g. zo Unwillen und mir niet
geburlich wer. Also biden ich u. g. seer flelich und dinstlichen, mir einen
unverzogon gutlichen tag zo bescheiden van der scholastrien wegen und daz
zu eime gütlichen u istrage laissen zo komen zo Aiche oder zo Colne vur den
jenen, die sich des rechten daruf versteen. Dittety ihm das nicht ahzuschlagefi,
Datum nostro sub sigillo dominica proxima post festum nativitatis beate
Marie virginis anno etc. 39°.
Jülich'Beig. Litt, N. Nr. 5. Ong.
32. Tilman van Lyns, Propst der St, Floritiskirche zu Koblenz an Herzog
Gerhard von JiHich-Berg. 1439 Oktober 18.
Min oitmodich gebet und willigen bereiten dinst zuvor. Hochgebom
fürst gnedige lieve herre. Ich han hude einen u. g. brcif entphangon, da
inne ir mir schrift, so wie ir van dem eirsamen uren raeden, hern Johan
Bauw, proest zo scnt Öorys zo Colne, verstanden haeft, dat ich in have doen
laden van der scolastericn wegen zo Aiche, die u. g. ieme verleent have,
und dat ure erfschaft sii an mich gesinnen, sulche ladunge afzodoin und uch
des mine antwort zo scriven etc., as u. g. breif dat mit anderen werten iu-
haldende ist. Begeren ich u. f. g. zo wissen, dat die scolasterie zo Aiche
mir recht und redelich verleent is, as ich meinen und getruwen, dat ich
ouch mc dan zo eime mail dem vurgenanten u. g. raede gesaget und in
vruntlichen gebeden hain, mich darzo laissen zo komen of in eime vruntlichen
rechten laissen bi geloirten versteudichen luden zo beseen, wecr van uns
beiden dat beste recht darzu have und wer erkant wurde, recht da ane zo
haven, dat der ander den reeden und dedingen erleiss. Dat mir doch nit
gedihen moechte und heit mich noit darzo gedrungen, sulche ladunge zo doen.
Und want nu u. g. sich erfschaft und rechts an der vurgenanten scolastrien
vormist, so wil ich u. g. zo eren und willen sulche ladunge eine bequemlich
ziit nfstellen, also dat da einbinnen u. g. ure geleirte vrundc uf einen guit-
lichen dag binnen Colne schicke, dar zo ich auch den selven u. g. zo walge-
fallen gerne komen wil, guitlichen laissen zo besiehen, af der vurgenaute
proest af ich recht zo der obengenanter scolastrien haven soellen. Und wat
80 guitliche durch u. g. und vrunde, die ich alsoe darbi brengen werden
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 55
meistern imme rechte uns vurbracht ind gezoent van Coelne ind ouch van
Luytge ind vort up vast schrift ind versoike darop an uns geschiet ind
gesonnen van wegen des howirdigen fursten unss genedigen her reu van Luytge
ind 8. g. geistiigen prelaiten, so wir under deme criesdom van Luytge gelegen
sin, hern Diederich pastoir der kirchen van sent Jacob binnen onser stat
gelegen siins rechtz van der vurgenanten siinre kirchen wegen an den novalien
zo gönnen ind ungehindert zo laissen gebruichon. Daromb mit eme overkomen
siin, eme jairs darvur einen pacht zo geven, wilche composicie ind overdrach
tuschen deme pastoir ind uns also geschiet, unse geistlige vader der paifs
van Romen verhoirt, belieft ind bestediget hait, mit sulchen undcrscheide: of
unse hcrre der proist van Aiche of ieman anders die burger van Aiche of die
giene, die dat lant wiuncn, umb die nuwezienden vur einen behoirligen richtcr
anspreche of kroiden weulde, dat asdan der pastoir der kirchen van sent Jacob
vurschreven als principail die saiche darvan an sich nemen, die vurgenanten burger
ind winre verantwerden sal ind we datz dat recht darvan wonne ind behieldc, dat
wir ind unse burger deme dan vort umb die novalien siins rechtz gunnen sulden.
Ind der cgenant unse gcnedige herre van Luytge, so dan hem Diederich vur-
schreven sine bezalonge van dem pacht umb der vurgenanten zweiongen wüle
ctzwat verhalden ind verzoige, geweist is, uns vast schriftlich ind overmitz s. g.
canceller, segeler, reden ind frnnden ernstlich versoicht halt ind doen versoiken,
ind ouch lest, do unse herre der proist vurschreven selve zo Triecht was, unsen
vrunden aldae dede sagen ind ermanen, hern Diederich vurschreven van sime
jairpachte ind achterstelle zo voldoen, naist deme he sin recht bcschiniget
bette ind urboedich wer umb der novalien wille mit unsen herren deme proist
vurschreven vur sinen hognaiden als behoirligen richter van wegen siure
jnrisdictien van Luytge rechtz zo plegen ind des volcoemlich gehoirsam zo
siin, dat s. h. ouch daselvc zo Triecht overmitz etzligen sinen frunden unsmc
herren dem proist dae deden sagen, als wir dan verstanden haven. Genedige
lieve herre, so mögen u. g. darbi wail mirklich proovon, so dan unse herre
der proist vurschreven sin vermessende recht noch niet beschiniget noch
gewonnen cn hait, dat uns dan niet ensteit, die nuwc ziendcn in den veldo
zo doen ind zo laissen ligen ind hern Diederich vurschreven afzogaen, des
wir vur in maissen vurschreven mit eme overkomen sin, darbi zo bliven, bis
zo der zit, dat die scheillonge tuschen unsme herren dem proist ind eme
mit recht sal ussgedragen siin, dae sich dat gcbuert. Biddcn ind getruwen
lunmer hcrumb u. g., so wir dienstlichste können ind mögen, unsen herren
den prost vurschreven heruss in den besten zo underwisen, umb dese unse
antwerde darup in den besten upzonemen ind zo verstaen ind uns herover
niet anders zo bedenken. Dan wes wir u. g. ind ouch siinre liefden in
einchen Sachen zo willen vermuchten, darzo wem wir alzit willich ind bereit,
kenne Got, de u. h. gcspaern muesse wailvarend ind gesont zo langen ziden.
Datum mensis junii die 16*. anno etc. 49"*.
Jülich-Berg, Litt. N, Nr. 4. Orig,
Urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert 57
36. Gumprechty Graf voii Neuenahr, verpflichtet sich, eine päpstliche Bulle
zu erwirken zur Sicherstellung des Präsentationsrechts des Herzogs von Jülich-
Berg auf die Aachener Propstei, 1452 April 2,
Ich Gumprecht greve van Nuwenair dein kunt, also als der hogeboern
furste ind herre her Gerart herzouch zo Guyige ind zo dem Berge etc. ind
greve zo Ravensberg, min besunder lieve gnedige herre, nu van sincn sundcr-
lingen gnaden gunst ind guden willen overmitz sinen besegelden brieve sulche
gift, as sinen gnaden, sinen erven ind nakomelingen gebueren wirt an der
proistien van Aiche, als die ledich of overgeven wurde van dem greven van
Seyne ietzont proist zo Aiche, zo henden unss heiligen vaders des paess
gestalt halt zo behoef minre zweier sone einen, mit namen Frederichs of
Johans, wilcher van in van mir of den minen darzo genant wurde, so be-
kennen ich vur mich ind mine erven, dat ich demselven mime gnedigen herren
herzogen vurgenant zo gesacht hain, eine bulle zo werven ind zo bestellen
van unsem hiligen vader dem paess, dat s. g., sinen erven noch nakoem-
lingen suliche brief noch stellonge vurbass in zokomenden ziden an der
giften ind presentacien der proistien vurgenant niet zo hinder noch zo achter-
deille komen en sali sunder argelist. Ind dis zo Urkunde ind gezuge der wair-
heit so hain ich min segel vur mich ind mine erven an desen brief doin hangen.
Gegeven in den jaeren unss hern duisent vierhundert zweiindvunfzich
up den hiligen palmdach.
JOlich'Berg, Urk, 2590. Orig, Mit dem verletzten Siegel des Ausstellers,
37. Herzog Gerhard von Jülich- Berg verschreibt aus den Einkünften seines
Lombardenhauses zu Aachen dem Bitter Goedard vamme Bongard 30 Guldett
jährlicher Rente, 1452 Mai 0, Hanibach.
0
Wir Gerhart . . . bekennen . . . dat wir mit gudem vurraede und willen
gegeven und bewist haven, geven und bewisen oevermitz desen brief unscrn
lieven raet und getruwen, hern Goedarde vamme Bongarden ritter, unsen
crfkemerer unss lantz van Guyige und sinen erven drissich overlentsche
rynsche gülden münzen der kurfürsten an dem Ryne uss und van solichen
anderhalf hondert Philips-Bourgundischen Schilden, as wir jairlichs up sente
Johans baptisten dach zo mitzsoemer zo unsem geboere an Victor und Johan
Barbiaen gebroedern und Anthonys van der Gassen genant van der Smytten,
unsen lombarden zer ziit zo Aiche, van unss lombarden huiss und bank
wcigen daselfs geldens haven und uns geven sullen. Also dat der vur-
schreven her Goedart und sine erven die vurschreven drissich gülden van
nu fortan alle jaere up den vurschreven termin sente Johans dach an dem
vurschreven unsem lombarden huise und bank restlich und vredclich haven
und upboeren sullen etc.
Hamboich in den jaern unss hern dusent vierhondert zwei und vunf-
zich, des neisten dinxstages na dem sondage cantate.
De mandato domini ducis Roricus de Beldekusen.
Jülich' Berg. Litt. B. I 3, vol. 3. Konzept.
58 Otto R. Redlich
38. Herzog Gerhard von JiHich-Berg und Gerhard von Loen, Herr zu
Jülich und Graf zu Blankenhehn quittiren der Witlwe des Aachener Schöffen
Dam von Haren, Agnes von Wier, über Auslieferung der auf die Verpfändung
und den Rüchei^werb der Aachener Vogtei und Meierei sich beziehenden Doku-
mente. 1459 Mai 9.
Wir Gerhart von Gottes gnaden herzöge zu Güliche, zu dem Berge
etc. greve zu Ravensberg, und Gerhart von Lhon, her von Güliche und greve
zoe Blankhem, doin koind und bekennen overmitz desem brive vur uns, unse
erven und nachkomlinge, dat, want die erbare Agnese van Wier, nachgelassene
witwe wilne her Damen van Haern, scheffen was zu Aiche, zo unsen henden
gestalt und overgeven halt etzliche bricve und segele, darinne unse vorfahre
wilne herzogen zu Güliche vurzeitz unse voidie und meierie zu Aiche versat
und verschreven hatte, mit me andern Schriften, testamente und brive, die
na der haut darup und over gemacht ind gegeven waren, dardurch wir dan
diesclve unse voidie und meierie wederumb zu unsen henden kregen haven,
darumb so han wir hcrzoch und here vursehreven vur uns, unse ervc und
nachkomlinge genzlichen und gründlichen Vorzeichen und verziehen auch
in desem breve up alle und jechliche forderonge, anspräche und gebreche,
wir zu derselver Agnessen, wilne heren Damen ihren mannen vursehreven,
of iren vur of nae erven of jemantz anders van iren weegen in einige weis
gehat oder möchte haven, van innigen vurledenen Sachen of zieden biss up
datum diss briefs, nit davon ausgescheiden, also dat wir si der ader des
achtermails geine weis entgelden lassen oder si darumb argwilligen, kroeden,
beschweren noch bededingen willen noch en sollen overmitz uns, unse erven
of nachkomlingen selfs, noch niemand anders van unsen wegen sonder
argclist. Vort hain wir derselver Agnessen vur sich und ire erven zugesagt
und gelaift, zusagen und gelaven auch in desem brive vur uns, unse erven
und nachkomlinp^e, of sach were, das deselve Agnese, ihre erven of dat ire
nu of heruamals umberrae in innicher weiss angelangt, gekroedt, bededingt
oder beschwert würden, of innigen last of schaden betten of leiden umb der
brive und schrifte wille, sie uns in maessen vursehreven übergegeben hatten,
dat wir, unse erven ind nakomlinge alsdan zurstont, als duck ind vil des
uoet geboerde ind si uns darumb ersuchten, up uns selbst koste und angst
allen last afstellen und si entheven sullen, ind auch unse rede ind vrunde
darzu stellen und ordiniren* willen ind sullen, die sie ahn den gerichten up
den dage und dagiugen, darumb bescheiden oder gehalden würden, darinnen
verdedungen, verantworten ind in solchs afstellen na alre nottorft, allet uf
uns selfs koste. Und of wir des nit deden of gedoen kunten, ind in die-
selve brive oder testament daruver dan ein dele of zumale mit recht af-
gewonnen würde, wie dat auch zuqueme, so willen ind sullen wir, unse orve
of nachkomlinge in, iren erven of beheldere diss briefs mit iren wellen dic-
selve brieve of wat in der also mit recht afgewonnen wurde zu ihrem
*) So statt des unverständlichen „ordingen*' der Vorlage.
Urkundliche Beiträge zur Geschiebte Aachens im 15. Jahrhundert. 59
gesinnen weder overgeven und Icveren in ire vrie sicher behalde und gewalt
binnen Aiche, unbeschwert und unbekommert van alremallich, umb sich
damit deshalben van dem gerichte zu ledigen ind zu quiten. Ind of wir
der vorschreven leverongen nit en dedcn binnen dem neisten mainde, nach-
dem wir darumb ersucht wurden und daran imc theile of zu male verbrechen
of verseumlich wurden, das Gott nit en wille, so geloven wir beide heren
vurschreven vur uns, unse erven und nakomlinge zu der erster manunge
der ehegemelter Agnesse, ire erven of helders vurschreven, wa of wie uns
of unser einleben auch der manunge schriftlich of mundlich, zu haus of zu
bove geschege, sonder unser einich sich mit dem anderen of sunst irgent
anders mit zu beschulden of zu entschulden, als jeder von uns, unsen erven
of nakomlingen einen guten schiltwürdigen (!) mau mit zweien knechten
und dreien reisigen pferden in leistonge zu schicken und zu senden binnen
der stede eine* Collen of Aiche zu irer kur in eine herberge, die uns
zu der manunge gezeichnet wurde, ind darinnen erbare leistonge dein zu
halden nach leistonge rechte und gewaende up uns selfs koste ind purde,
die wir auch als duck in lange des noit geburde quitten und ersetzen willen
und snllen und nummermehr leistes updoen noch lassen zu hören noch daraus
zu scheiden, wir, unse ervc of nachkomlinge en haven irst die vurschreven
brieve of testamenten of wat in der of davon mit rechte afgewonnen were,
weder zu iren henden overgelievert in aller massen als vurschreven steht.
Ind vurbrochen wir, unse erven of nakomlinge oder unser inniger auch an
der leistonge vurschreven, wat sie, ire erven of heldere vurschreven da darzu
doen wtlrden, id were uns, unse erven of nakomlinge darumb na iren
willen zu scheiden, zu beklagen, up zu schlaen zu kaexe und zu malen ind
anders umb uns darzu zu bringen ind zu halden na lüde dis briefs, des
snllen sie allet erleuft sein ind dat na iren willen doen moegen van macht
dis briefs, bis wir in die vurschreven brief weder übergeven ind in iren
schaden gericht haven, den sie umb unser vertrückong willen derselben
brieve gedaen ader gebeden betten. Und of sie auch umb derselven brieve
willen van jemand geveedt of geweltlichen vorgenommen oder geschedigt
wurden, so mögen Agnese, ire erven of heldere vurschreven sich weder die-
selven, die sulchs mit in vurncmmen, aus und wieder in uns lande, darinnen
dieselve Agnese, ihre erve of helder vurschreven auch unse vurwerde, velich-
keit ind geleit haven ind sulche irer wederparthie geine vurwerde, velicheit
noch geleit haven noch gebrechen suUen, sich bebelpen und weron und
ihren schaden keren moegen, war ind wie sie des zukomen konten, sonder
overmitz desselven Gerbard, seine erven of heldere vurschreven damit ent-
gaen uns of unse laut oder leude zu wrechen oder zu niissdoen, want wir
in des erleuft haven ind erleuven auch in desera breve vur sich und die ire
nach aller noturft. Und sie zo wissen, dat Agnes vurschreven vur siib,
ihre erven of helder vurschreven warhaftige copien ind afschrifte hinder sich
•j In der Vorlage das anvor»tändlicbo ^Rliyno",
urkundliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 61
ind inheldt, as hcrna geschrieven steit: Wir Gerhart yan Götz gnaden her-
«ouge zo Guyige etc. ind Gerhart van Loyn etc. doen kant ind bekennen
oevermitz diesen brief, dat wir umb guetz vermoedens wille, wir haven ind
dragen zo unsme lieven gctruwen Gerhart van Hairen, ind euch umb getruwes
dicnstz wille, hei ind sine aldern uns ind unsern vurfacni bewist ind gedaen
haint ind vurbass doen moigen, denselvcn Gerhart gesät ind gemacht hain,
setzen ind machen ouch tgainwordeclichen oevermitz diesen brief unsen vaidt
ind mcier zo Aiche, as wir herzouge zo Guyige vurschreven vur unse dri
deile ind wir herre zo Guyige vurschreven vur unse vierdeil, also dat der-
selve Gerhart van Hairen, sine erven of helder dis briefs mit sinem willen
die vurschreven unse vadie ind meierie zo Aiche mit alle ind ieclichen up-
komingen, rentcn, nutzen, forfeiten \ bruchten ind vervellen darzo dienende
ind gehoerende, die beide binnen der stat Aiche ind ouch dair enbuissen in
dem riebe van unsen weigen innehaven, upheiven ind untfangen ind uns dae
van nu vertan ieclichs iairs zo unsme oder der gienre, den wir dat beveilen
wurden, gcsinnen ungeverliche, erbere, getruwe rechenschaf doin ind daevan
zo vocmtz afrechenen sullen scheffenconreit, kneichtc, kleidonge ind ander
ungelt, man gewoinlich daevan zo doen ind zo geven pliet. Ind wes dan
dairemboiven oiverde, daevan sullen si uns, unsen erven of nakomclingen
of den gienen, wir dat bevelen wurden, as mallich van uns zo unsme geboer
vurschreven vur uns jairs drideile hantricken ind volgen laissen; ind dat
andere virdedeil sullen derselve Gerhart, sine erven of helder dis briefs vur-
genant vur iren last, koste ind moetnisse der selver ampte vurschreven haven
ind innehalden. Ind wir, unse erven ind nakomelinge en willen noch en
sullen ouch den egenanten Gerhart van Hairen, sine erven noch helder dis
briefs vurschreven van der vurschreven unser vadien ind meierien niet wisen,
entsetzen noch entweldigen, noch verhengen oder geschien laissen umb eincher
Sachen wille, die geschiet weren, geschiegen of umberme geschien mocchten,
wir en haven in dan ierst an einre alinger summen in ire vri sicher behalt
ind gewalt loss, ledich, kummerlois ind vri van allen sachcn ind alremallich
binnen Coelne of Aiche der steide eine zo irre kuer gegeven, verriebt ind
wail bezailt eichthondert ovcrlensche rinsche gülden der kurfursten münzen
bi Kinc, die wir in schuldich sin ind zogesacht ind geloift hain zo geven
vur ind van mannicherleie laste, koste, arbeit ind moitnisse wille, die des-
selvcn Gerhartz aldeni umb der vurgcnanten unser vadien ind meierien wille,
dat uns allet zom besten komen is, gedaen ind gelieden haint. Ind mit
bezalongen derselver eichthondert gülden in maissen vurschreven moigen
wir, unse erven of nakomelinge die vurschreven unse vadie ind meierie eine
mit diesem brieve wieder an uns ledigen ind loesen, wanne wir willen, doch
alsoe wanne wir, unse erven of nakomelinge die loesonge ind bezalonge in
maissen vurschreven doen weulden achter desem iersten zokomenden jaire
nae datum dis briefs, so wir des niet ee doen sullen, dat willen ind sullen
*) Von dem französischen forfuit (Preveltlmt, Verbrechen;; also vermuthlich gleich-
bedeutend oiit Brttchien.
62 Otto R. Redlich
wir, unse erven of nakomelinge in achter demselven iersten iairc zom minsten
ein half jaire mit unsen offenen besiegelten brieven zo voemz verkundigen
ind upschriven. Dat wir herzouch ind herre etc. vurgenant vur uns, unse
erven ind nakomelinge allet also geloeft hain ind geloiven ouch in diesem
brieve bi unser fürstlicher eren ind wirden in gueden truwen ind reichter
wairheit vast, stede ind unverbrüchlich zo halden ind zo voUenziehen ind
her wieder niet zo komen* noch zo doen mit gerichte, reichte, gewalt noch
anders in geinrehandewis, sonder alre könne argelist. Ind dis zo Urkunde
der wairheit so hain wir herzouch ind herre etc. vurschreven vur uns, unse
erven ind nakomelinge unse siegele vur an diesen brief doen hangen. Ind
want diese sachen mit unser Sophia van Sassen van Götz gnaden herzoginne
zo Guyige, zo dem Berge etc. grevinnen zo Ravensberg, ind Wilhem junge
herren zo Guyige ind zo Blankenheym vurschreven alsus mit unsen wissen
ind gueden willen geschiet sint, so hain wir des zo gezuige ouch unse siegele
mit an diesen brief doen hangen. Ind wir, herzouch ind herre vurschreven
hain darzo geheischen ind bevoilen unsern lieven reden ind getruwen hem
Goedart van Harve etc. unserm lantdrosten zo Guyige, hem Johann vamme
Geysbussche, herren zo Boilhem, rittere, Bertoult van Plettemberg, Bertoultz
son, ind Baldewyn van Berge genant van Blensse, dat si ire segele zo ge-
zuige mit an diesen brief gehangen haint. Des wir Goedart van Harve etc.
lantdroste zo Guyige, Johann vamme Geysbussche, herre zo Boilhem, ritter,
Bertoult van Plettemberg, Bertoultz son, ind Baldewyn van Berge genant
van Blensse vurgenant also zugen ind bekennen gerne gedain haven van
geheische ind beveile unser gnediger liever herren vurgeschrieven. Gegeven
im jair unss herren duisentvierhondert nuinindvonfzich des nninden dagen
in dem meie. So bekennen ich Gerhart van Hairen vurschreven vur mich
ind mine erven ind ouch vur behelder mins vurgenanten heuftbriefs, dat ich
minen gnedigen herren vurschreven vur gesichert ind nae mit minen up-
ge reckten vingem gestaiftz eidtz liflichcu zo Goide ind den heiligen geswoiren
hain, sichern ind sweren ouch in diesem brieve, die vurgeschreven i. g. vadic
ind meierie mit irmc reichten nae minre macht ind besten sinnen truwe-
lichen zo hanthaven ind zo bewaren, der loesen nae luide dis vuringeschrievenen
briefs gehoirsam zo sin ind vort allet, dat dae inne up mich zo doen ind zo
halden geschrieven steit, vast, stede ind unverbrüchlich zo halden ind dar-
wieder niet zo komen noch zo doen in eincher hande wis umb eincher sachen
Wille, die geschiet were, geschiege of umberme geschien moechtc, sonder
alrekonne argeliste ind indracht. Ind hain des zo Urkunde der wairheit vur
mich, mine erven ind helder vurschreven min Siegel vur an diesen brief ge-
hangen ind hain darzo gcbeiden den vroimen ind vesten hem Goedart van
Harve, lantdroste des lantz van Guyige, ritter, ind Goedart van Deynss-
bur, dat si ire siegele zo meirre gezuge mit an diesen brief gehangen haint.
Des wir Goedart van Harve, lantdroste des lantz van Guyige, ritter, ind
Goedart van Deynsbur vurschreven also zugen ind bekennen gerne gedain
haven umb beden wille Gerhartz van Hairen vurgenant.
Urkundliche Beitrüge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 63
Gegeven im jaire unss herrcn ind up dcnselven dach, as der hie vur
ingeschrieven 'brief steit ind inneheldt.
Jülich-Bei'g. ürk. Nr. 2643. (h'ig. Perg. Alle drei Siegel gut erhalten»
Ebendaselbst das Original der oben inserirten Bestallungsurkunde ; an dieser
fehlen die Siegel Nr. 1, 2, 5 und 6, die Hörigen vier sind alle etwas lädirt.
40. Bitter Engelbrecht Nyt van Birgellj Erbmarschall des Lands von
Jülich, berichtet dem Herzog Wilhelm von JtVich-Berg über Ausweisung ver-
schiedener Aachener Bürger. 1476 Oktober 15.
. . . Ich meinen, Peter van Adenauwe der have u. f. h. wail zo kennen
gegeven, wie u. f. h. rede nu lestleden van burgermeister ind raetzvrunde
der stat van Aichen zo Guilge gescheiden sind. Genedige lieve herre, so
haint der rait van Aichen disse hernae beschreven up saettersdach niest
vurleden [Oktober 12] uiss der stat van Aichen verkourt nae innehält des
kurbogs eider up sine bruchge, dat soelde nae lüde des kurbogs komen
np 246 mark Eghs, ind si sint vort verwist uis der stat ind deme riche
van Aichen mallich ein jair zo bliven, ind als dat jair umb is, so in
suUen si noch niet in die stat noch rieh komen, si in haven sich eirst
mit deme herren ind der stat van Aichen vereinichet. Item dit sint die
gene, die sus * gewist sint: Item Jacop van Valkenberg, Johan van der
Hagen', Johan Kumpstaff, Johan zo deme Birboeme, Wilhem Elrebron ind
Peter Elrebron, Peter Buck^ Johan Vyn, Peter van Roedo. G. 1. h. so sint
disse vurschreven noch zo Burtzit in maissen u. v. h. in dissem ingelaichten
brieve her Johan van Franckenberg mir geschroven hait. G. l. h. so duchto
mich, dat beste sin, die wille dat disse lüde noch bi einander sint, dat u.
V. h. darbi liest schicken ind liest besein, of si gedaedingen künden. Komen
si van ein ander, so zugt der ein her ind der ander dar wonneu, war si Got
bereit, so in sali man sune mit in niet so wail kunnen gedaedingen, als
man nu dede. Ich hain verstanden, cre goit sulle in volgen. Is dat so, so
is sich zo vermoeden, dat si under ander hem of in ander steede zein
werden, so in sulle man dan die brughen niet so wail van in kunnen krigen,
als man nu dede. G. 1. h. wat u. v. h. nu hie inne dat beste dünken sin,
dat willen mir u. v. h. schriven bi brenger dis mins briefs. Ich bin eitzunt
zo Aichen gereiden, umb voirder van dissen sachen zo vernemen. Der
allemeichtige Got der gespare u. v. h. zo allen ziden lanklivich ind gesont
zo gebeden over all min vermoegen.
Gegeven under mime segel up dinstdach niest nae sent Gereoins dach,
anno etc. Ixx sexto.
Jülich-Berg. Litt. N. Nr. 4, vol. IL Orig.
•) Hior wie in alsas: „so".
«) Vgl. Ä'itsclirift (log Aachenor OoHohiohtsvereiiis B.l. VIIT, H, 2!i7, 245 und 247.
•} Ein Peter Back i«t WiO SchÖffo in Auoh«>n. Vgl. Ebiuda Bd. XV, 8. 2H8.
64 Otto R. Redlich
41. T^er Aachener Magistrat verleiht dem Steinmetz Simon an den Thutfn
uml seinen Geicerhen das Recht des Bergbaus auf Mineralien M einem Felde
ron 20 Morgen beim Kalkofen zu Haaren. 147S Oktober 15.
Wir burfjermeister schefifen ind rait des koninclichen stoils ind stat
Aiche doin kant allen laden ind bekennen oevennitz diesen brief, dat wir
zer vlisslicher beden ind begerden Symons an den Thnyn steinmetzerS dem-
selvcn Symon ind sinre mitgeselleschaft, hei zo sich neiroen wirt, up berch-
reicht yerlient hain unser gemeinden zwenzich morgen in sime Vierkant, zo
wissen omb Beghyntzell irre irster koiien *, si aldae anfangen werden an
iederre siden Tan den vier siden vonf morgen, gelegen in nnserm riebe bi
Hairen nmbtrint den kalkoiven*, dae men den kalk bemt, also dat si ind
niemant anders bnissen iren willen aldae graven, berchwerk machen, eirzsaechen
ind vinden moigen, darzo si ouch des vliessende, wassers, ire Sachen zo
reinigen ind sust zo irre noittorft gebmichen sollen moigen sonder iemantz
an, np oder in sime erve einchen schaiden daemit zo doin oder zozofuegen.
Ind so wat eirz, idt si goult, silver, kaffer, zin, bli, iser of einich ander
eirz, wie man dat noemen moecht, hei oder sine geselleschaft aldae darch
Goltz verhenkeniss winnen oder erkrigen wurden, wurde idt gesmalt,
dae van sullen si uns ind unser stede dat zwenzichstc pont loss ind Tri
geven ind Ueveren, ind wurde idt ro Terkouft, so sullen si uns ind unser
stede den zwenzich<^ten pennink darvan loss ind Tri geTen ind lieTeren.
Were ouch sache, der Turgenant Symon ind sine mitgeselleschaft binnen
den Turgenanten zwenzich morgen Tan boiTen nieder durch iemantz enre
graTen wurden, dat sullen si doin moigen ind doch dat irst an den
erfgenamen des erfs oder der erTen gelden ind Tergueden, as berch-
werks reicht is. Ind wer sache, der TurschreTen Symon ind sine mit-
gesellen die Turschreven zwenzich morgen berchwerks ungewordt ligen
Hessen seiss wechen ind dri dage, asdan sullen wir ind unse naekomelingc
dieselTe zwenzich morgen berchwerks wieder nae uns neimen ind daemit
unsen willen zo behoif unser stede doin moigen, sonder argelist. Urkonde
unser stede gemeinen siegeis herane gehangen, des Tonfzienden daigs octobris
im jacr unss herren duisent Tierhondert eichtindsieTenzich.
Aachen, Schöffen stuhl (!) Xr. 9. Orig. Perg. Mit detn anhängenden
etwas verletzten Stadtsiegel.
42. Martin ran Pelleten^ Diener des Aachener Lombardenhauses an
Herzog [Wilhelm] ron JiHich-Berg. [c. 1480] Februar 16.
... As wir u. g. guitlich geschreven ind gebeden haTen um beschudde
ind beschirmenisse an der guder stat Tan Aichen, dat wir in onser reichten,
Privilegien ind herkomen neit Terkurt en wurden. Dar u. g. uren Tait Tan
Aichen up geantwert sulden haTen, dat wir u. g. herkomen neit Toldain en
•' knie 8. V. a. Orub<*, Schacht.
*; VgL Zeitschrift des Aachener Qeschicht«v«reiiia Bd. XV', S. dUl
Ürkoudliche Beiträge zur Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 65
sulden hayen ind gebrechlich da sulden sin. Dat ons neit en stunde zu doin,
want wir u. g. rentmeisteren of dieneren alle jair guitlich bezailt haveu,
der wir gudc qnitance af haven. Ind want, g. 1. h., onse overste nu zer zit
in Engelaut is ind lange zit da intboden is geweist bi den hogeboeren vurste
den herzöge van Orlyens, ind ons neit en steit zu doin buissen bevele ind
consent ons oyersten, so wir diener sin des huis ind ouch wail wissen, dat
onse overste diese sachen neit wail versonnen en hait, so bidden wir u. g.
sere vruntlich, dat u. g. dese sachen willen laissen upstain, bis onse overste
binnen lants komen is, den wir dan also guitlich nnderwisen willen, dat u. g.
reicht ind herkomen genoich voldain ^al werden; ind vorder der guder stat
van Aichen doin schriveu ind underwisen wilt, dat wir vestelich in unsen
Privilegien ind herkomen bliven mögen, angesien, g. 1. h. den verderflichen
schaden, den wir dagelix hiebi liden. Erbittet Äutwoti und erbietet sich zu
alten Diensten,
Gescreven 16. den dag in februario.
JiVich-Berg, Litt» D, L Orig.
43. Jakob Herr von Argenteau, Bitter, mit seinem Sohn Reinhard er-
klären, mit der Stadt Aachen ausgesöhnt zu sein *, und versprechest, die
Aachener Bürger nicht mehr zu schädigen. 1482 Juni 11.
Wir Jacob herre zo Arckenteell ind zo Hermaill, ritter, ind ßeynart
sin clige eltste son, doin offenbierlichen kont allen luden vur uns ind unse
erven oevermitz diesen brief bekennende, dat wir ind unse erven alre ind
ieclicher forderongen, anspraichen ind heischongen, wie wir die van allen
vnrliedenen ziden bis zo diesem hudigen daghe zo data dis briefs an die
ersame wise burgermeister, scheffen ind rait des konincllchen stoils der stat
Aiche, vort ire vurschreven stat ind die ire gelaicht, geheischt ind gefordert,
ouch si ind die ire darumb uiss dem loch zu Arckenteell geschedicht, doin
ind laissen schedigen, ind wat si darumb wieder an ons gefordert gehat
haven ind wes sich dairinnon mit worden ind werken heimelich ind offenbaer
gemaicht ind ergangen hait ind haven mach, niet dairaf uissgescheiden mit
den vurschreven burgermeistern, scheffen, raide vort irre stat ind den iren
ind si wieder mit uns genzlichen durch unser beider side vrunde gesoint,
geliehen, gescheiden ind vereingct sin ind bliven willen ind sullen zen
ewigen ziden zo. Darumb alre vurgeroirter sachen halven an die vurschreven
burgermeister, scheffen ind rait, vort ire stat ind die ire nuramer forderonge
noch anspraiche me zo haven noch zo behaldeu, zo legen noch zo kieren
schaffen, geschie heimelich noch offen baire. lud umb de foirder ind ewige
frnntschaft tuschen uns zo allen siden zen ewigen ziden zo voeden* ind
zo halden, so en willen noch en sullen wir nocl} unse erven umb einche
») Ueber die«*» Fehdo vgl. Haagen o. a. O. Bd. IT, S. KM) ff. und Qnix, Biitrttffe
zur Gogcliichtü der Stadt und des U^üchs« von Aiu-hon Bd. III,* S. 91 ff,
*) voden i. v. a. nähren, grosaciehen; hier also in bildlichem Sinne.
5
44 Oao B. R«tilkii
«A^r&ett« vAtkouMrn die ondk wer^n ifri vir si; 'ieoielT^n Inirgeriiieistenu
trfc^ifeii rnd nt^i^ Tort iirp- «xai Mer d-n irrü ^nurm^iLs s^haffeii. kriecen
ffder ^ewosB^a, Eoch sxl*« niss cni^m *1*>?^. h«ii5r, Ivdi ind hierlichrit
Af<rk*iiterIL n<>^h aiää andeni nns^en ?I>*5rii n-Kh iüriikb^ideo die Tiirschn?Ten
bun^ermfrbl^r. «^Iwrffen icd nii irrir stat cv-^-h dir ir^ nnmmer ceschedigen
doift nfxrb Ui^s^m *<rh*:dig»:-ii &i>ch arehwilli^rer., wir ind unser erren en holten
in dat ir*l mit ans^rrn offen»rn fce-i«i^»rld'e-3 trirvea Mnnen irre «tat in hende
irre »t^^ (lars^ermeister dan zktzii <ZK<chlrkt ein vienlel jair? zo voerentz
genoirbsamlirb rerkondi^ ind apee>rhri^-ven. ind in darz«> mit derselver
rerkondigen ind ap<cbrift in irre st«t:«le Airbe renckamer gcsant doin
'^verliereren ind bezailen alsokbTn h«'ndertindzwenzich culden, as Tur-
zitz durcb t^eordinierde commi>sanen dos raitz van Brabant oisgespnxrben
i»t worden, wir in wiederkier*--n ind U?railen s«»uld»?n, de> >i oach uns a>dun
wr jjcrw/>enlige qnitancie ind verzichbrief, daemit wir ind nn>e erven verwari
«in, treven tJoUen. Ind norbtant en will»?n noch *.n sollen wir noch un>e
erven niet wieder rfü, ire »tat noch die in.- doin, doin noch schaffen geschie,
dat ((emelte vierdel jairs en were dan irst vullich umb. Niet de min en
HuIIen norbtant alle boivengeroirte vurlieden >achen genzlichen gesoint^ j?e-
lirhen, ge.scbeiden ind vereiniget Miven, in m.iissen vnrschrevcn steit, gelich
wir Jacob ind Revnart vader ind son vurschreven dit allet also nae- lüde
dirf briefs geloift hain ind vur uns ind onse erven in kraft dis briefs geloiven
vante, stede ind anverbmchlich zo Iialden ind zo voUenzien sonder argelist
Di.H zo arkondc der wairheit hain wir Jacob herre zo Arckenteell ind Beynart
vader ind son viir.-jchreven as mallich van uns sinen siegel vur uns ind unse
(TV»'n an di<'Son brief irehangen. Ind hain vort tr«*brdcn die strenge ind vesie
h<Tn Friedorich lierre zo Witham ritten t-rfinarsohalk ind burcbgrave tslantz
van Lyniburg, ind Wember van Witham. burchgreve tslantz van l»ailhem,
dat si in; siegeb* zo foirder geziigi* mit herane irehangen haven. Dat wir
Fri«!derieh ind Weniher vurschreven umb vunremolter beden wille kennen
t^ernf gedacn hain. Des eiiften daigen junii im jaire unss berren duisent
vifrhondert zweiind»:ichtzich.
JiHich-Iierg. Litt. X. Xr. 0. Kopie.
44. Pf'ior und Konvent des Predifj* rordens zu Aachen an den Herzog
rWilhlm IV.J von Jülich- JUrg. c. U^'>.
/Jurrh mangelhaftf.s Fundament sei der Chor ihrer Kirche haufdUig
grirorden. So is die rechte heuftgela>rvinster, as dersolve cboire ierst nuwe
trrbiiwct was, van ein(.'m u. f. g. vurfadt-r grnant herzöge Wilhem van Guiige
rirhliclHT g<Mb'rht«'iiiss dar doin machen ind gegi'Ven geweist, dae van die
waiinnfigiiren ind bihlonge noch im glase ste'it '. Wulden wir gerne u. g. ind
' hi«sc N'iiti/. üImt «1»'1i Hjui ilts Cliorrs ist um s<) wert li voller, iils wir bishtT
iilirr (Ii«> Kiitstrlmn^ der St. l'aulHkir<lic s«» ^ut v\ !«• ki-iiu- Ntu-lmcliten bcÄissen. l)«
• lir Chor „i«'rst nuw<> ^«'Imwct was", ist unzun<hiiM'ii. «Ijiss «t unter tler Rfgieninjj
WillicIiDH III. von .IUli(.h (i:iili}— 14(>2i entHtandon war. Die Annahme von Kaplan Ueii
Urkundliche Beiträge zar Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 67
richlieher gedechteniss u. g. vurfederen zo cren die selve vinster darbl be-
halden haven; is die vurscreven vinster durch gebreeh desselven bouwes sere
gequat, dat wir si sunder nuwe zo machen doin niet darbi behalden können,
haint uns ouch as mirklich aiu den vurscreven choire verbuwet, dat id uns
dieselve vinster so zo vemuwen zo sweirllch vallen sulde. Bidden darumb
n. f. g. so wir demoidichste moigen u. g. Gode zo eren also vi! doin willent
unserm vurscreven goitzhuise ind cloistcr zo stuire ind hulf, dat die vur-
screven heuftgelasevinster mit u. g. figuren ind waipen widder nuwe gemaicht
moige werden. Des ind alles guetz getruwen wir gcnzlich etc.
JüUch-Berg. Litt, K 13. Orig.
45. Bitter Johann von Merode zu Frankenberg * beklagt sich beim Herzog
Wilhelm IV. von Jülich-Berg über die Aachener Schöffen, o. J. [c. 1493].
Durchluchtige hoegcboern furste, genedige alreleifste her. Minen
schuldigen willigen dienst sii u. f. g. alziit zo voern bereit. Geven u. f. g.
demodich zo kennen, das etzlige missel tuschen den scheffen der stat Aichen
ind den scheffen des dorps Boirscheit belegen, in wilchen mich bedenkt mir
ind den scheffen zo Boirscheit verkurtz werde, doch mich derselver gebrech
vur ind nae an u. f. g. rede in der saichen uns zo beiden deillen darusser
sprechen, id wer in billicheit ader guetlicheit, will ich gern dabi laissen.
Sulchs mir biiss noch verslagen ind werden gewarnet, dat gericht van Achen
die scheffen zo Boirtscheit mit geistlichen rechten ind anders vumemen
sullen, ouch bestanden haven, ind sulche min vurschreven geboden neit
annemen. Ist dairumb min demodige bede, u. f. g. dem raidc van Aichen
willen doin schriven, der saichen in vurschrevencr maissen an u. g. reden
zwein ader drii zo verbliven ass vurschreven, u. f. g. willen de dairzo geven
laissen, in dem sii dair zo verstain willen. Ind uf dat u. f. g. wissen die
oirsach, wat de gebrech sint, geven ich sii u. f. g. hernae beschreven zo
kennen:
Hain ich up ein ziit zo Boirtscheit gesessen und der scheffen van
Boirtscheit sass drii of veir bii mir ind zerden. Qwacm einer ind reif die
scheffen uss der kamer ind hat vil harder worden mit in. So sii in qwaemen,
vraigt ich de scheffen, wer dae geweist were, saichten sii, idt were Wilhem
Wettzeil, der scheffen diencr up Bruysselt*. Vraigt ich, wat hei in wolt;
sii saichten, hei wull gelt van in hain. Saicht ich, siit ir den hcrn schul-
in der Festschrift zur fiOOjährigrn Jubelfeier der Dominikaner- und Hauptpfarrkirche
vom hl. Paulus in Aachen 1CJ9B, S. 9, dnss die Kirche bereit»^ 129B entstandt^n ist, dUrfte
damit widerlegt »ein. Dagegen stimmt seine Beobachtung S. 8, dass da« MaasBwerk der
Chorfenster auf das Ende des 15. Jahrhunderts hinweist, völlig mit den in Nr. 44 mit-
getheilt^m Thatsachen überein.
») Die Herren von Frankenberg waren Vögte von Bartsoheid. Trotz des Vergleichs
vom 8. Februar ISTj^ (vgl. Qu ix, Die Frankenburg etc. Aachen IKÄ», S. 145 ff.) ist in
diesen Streitigkeiten von einem Schiedsgerieht nicht die Redt .
•; Ueber Bruysselt als Aachener SchöttVnhaus vgl. Zeitschrift des Aa<*hener
aeschiobUvereins Bd. UI, S. 92; VI, S. 5, 44; X, S. 118; XI, S. 292; XV, S. 256 und 344.
5*
68 Otto E. Redlich
dich, wairumb laist ir uch so smelich heischen, stellet af. Sprach einer van
den scheflfen, ich cn weiss neit wail, of wirt schuldich sint, wie wail en
moissen wirt geven. Doc fraigt ich in, wie dem were? Saichten sii mir, wie
de schcffen van Aichen alle jair van in gehaven hedden zwelf Eichs mark.
Doe wolde ich wissen, wae van sii dat gegeven hedden? Saichten mir, si
hedden iren stoilbroedern, de doit weren, hoeren sagen, idt were lange jairen
lidden, dat die scheflfen, zo der ziit waern, ein houftvart zo Aiche gehoilt
hedden, die anders uiss gewist, dan in geleirt wass; ind dairumb hedden de
Schelfen zo der ziit dairvur geloift un breif ind sigel gegeven, den scheflfen van
Aiche alle jair die zwelf mark zo geven, ind ouch die scheflfen, nae zo Boirt-
scheit werden suUen, dat sii dat ouch geloevcn sulden, in der gelicher brief mit
iren siegelen geven. Doe ich dit gehoirt hain, fraigt ich, of sii ouch gesigelt
hedden? Sii saichten nein, sii heddens duck an un gesonnen, sii heddens sich allet
mit gueden reeden intslagen, ind sachten ja, as wir bii einandern sint, dan wir
haven dat gelt allewege gegeven sonder nu. So ich disse reeden gehoirt hain,
bin ich vur den raide van Aiche gegangen ind hain den burgermeistcr ind vier
of vonf uisgeheischt, die neit scheflfen en waern. Haint si zo mir geschickt
her Peter van Gymmenich zerziit burgemeister, her Johan Elreborn, her
Lambrecht van Richtrichen^ her Godert van Hosert, her Johannes van
Guylghe, Johan Kompstaflf, ind hain densolven diese vurschreven reeden
erzalt ind hain nu mit gesaicht, wie eime raide van Aiche ind mir dae vil
mit verkürzt sii, want wer zo Boirscheit gel)ruieht hedde, sulde nieman
besseren, dan den raide van Aiche ind mir. Ir hcrn, ich geven uch diit zo
kennen, mir wirt also vil ungelichs vurgelaicht van uch, ich moisse ein bii
dat ander stellen. Sii en haint mir egein antwort noch bescheit hierup gegeven.
Jiilich'Berg, Litt, N, Nr. 4, roh II. Orig. (?) Ohne Adresse und
Unterschrift.
46. Bannbrief gegen die Schöffen von Bmischeidf veranlasst durch die
Aachener Schöffen. 1494 Januar 20. dem Herzog von Jülich-Berg iibersandt.
Hie werden van peesliger macht durch herrn Johan van Eyck, dechen
sent Pauwels zo Luytge, gebannen Haus van Vorsbach, Paisschen Luyr,
Paisscheu Kronenberg, Thomas Schieflfeler, Jacob Kokart, Huygh Konyncks
ind Nyll Donckelman, scheflfen zo Boirtscheit, van wegen scheflfenmeistere
ind scheflfen gemeinlich der stat des koninclichen stoils Aiche, want die ge-
nanten scheflfen van Bortsceyt wieder dcrselver scheflfenmeistere ind scheflfen
friheit gerichticheit gedain ind des vurscreven herrn Johans van Eyck dechens
brieven, van poisliger gewalt tgen sii uissgegangen ind in verkondigt, unge-
hoirsam geweist sin ind die veracht haven.
Jülich'Berg. Litt. N. Nr. 4, vol. IL Originalplakat in grossen treit-
hin sichtbaren Schriftziigen.
*) Noch dorn N*»kn)log der Windesbeimor Chorlicrm war or lungere Zeit Bürger-
meister 2a Aachen. (Ebenda Bd. XIII. S. 90 und 104.)
Urkimdliche Beiträge zar Geschichte Aachens im 15. Jahrhuudcrt. 69
47. Vertrag zwischen Dreis von Merode und den Schöffen zu Aachen
aufgerichtet durch herzogliche Räthe, 1494 Februar 3. Aachen,
Zo wissen, dat tuschen Dreyss van Franckenberg ind den scheffen van
Aichen beroeren de scheffen van Burtscheit mit dem verboide ind dem banne
verdraegen ist, dat Dreyss van Franckenberg dat verbot, he zo Burtscheit
den scheffen gedain, afs teilen sali, desgelichen sullen de scheffen van Aichen
den bann, up den scheffen zo Burtscheit gedain, euch afstellen. Ind umb der
principail, saichen as van dem gelde, de scheffen van Burtscheit den scheffen
van Aichen geven, sullen, Dreyss vurschreven ind de scheffen van Aichen
ieder zwccn irre scheidber frunde up donrestach na dem sondaige oculi neist-
komend [März 6] zo 8 uren vurmittage in der stat Aichen bi einandern haven,
zo understain, si der gebrechen zo entscheiden. Ind darup sali dat gelt van
den scheffen van Burtscheit bis halffasten dama ungegeven bliven, ind fle
scheffen van Aichen ind Dreyss sullen mallich einen zo Luytgen schicken umb
de absolucien, ind den de scheffen van Aichen dar schicken, sali sprechen vur
dat gienc, de absolucien kosten sali. Ind wilche parthie up dem daige vur-
schreven im unrechten bevonden wirt, de sali dat gelt van der absolucien
bczailen.
Gezechent up maendach neist nae unser Liever Frauwen daige purifi-
cationis anno etc. 94. •
Gededingt as rede oevermitz dem marschall ind Emont van Palant.
Dit ist alsus upgeziechent ind egeine parthien davan zedeln.
Jülieh-Berg, Litt. N. Nr, i, vol. II. Konzept.
48. Uebereinkunft zwischen Dreis von Merode und den Schöffen zu Aacheny
durch herzogliche Räthe vereinbart. 1494 März 11. Aachen. .
Anno etc. 94. Item uf dinxtach na dem sondag letare halffastcn haven
min» g. h. rode in der stat Aichen mit Dreyss van Franckenberg ind etligen
der scheffen van Aichen gesprochen, beroerend de gebrechen tuschen den
selven scheffen in den scheffen von Burtscheit, ind ist afschcit ind zo beiden
deilen ingegangen, dat Dreyss vurschreven, euch der rat ind scheffen van
Aichen igliger zwein of dri ire scheidber vrundc darzo geven ind uf
gudestach na dem hilligen paschdage ueistkomend [April 2] zo 8 uiren
vur mitdage zo Aichen bieinandern koemen sullen, umb de gebrechen, so
zusehen Dreyss ind dem raide, oucb zusehen Dreyss ind den scheffen belegen
mögen sin, zo verhoern ind understain, si undereinander gutlich zo ver-
einigen ind zo entscheiden. Ind of si so nit gutlich entschiden mochten
werden ind ofs van noden wer, so sullen de parthien vurschreven sulchs
m. g. h. zo kennen geven, will s. f. g. dan s. g. rede na s. g. gelcgenheit
darbi schicken ind durch de in den dingen handeln ind understain lassen,
si oevermitz de selver de gebrechen zo vereinigen. Up de vurschreven
masse seuldcn ouch de gemelto parthien na der bekallonge mins g. h. rede.
70 Otto R. Redlich
am Icsten si zo Aichen waren tuschen in gedain, uf donrestach na dem
sondach oculi nest vergangen [März 6] mit iren vrunden zo' beiden deilen
bi einander gewcst sin, wilcht verbleven ind nit gcschiet ist, dan Driess
sprach, hedde sin vrunde zo Aichen gehat, si an eme nit gesant worden.
De scheffen sprachen, si en haven sulchs nit anders verstanden noch behalden,
dan m. g. h. rede dabi seulden gewest sin, ind so de nit hi up vurschreven
vergangen donrestach en wern, haven si de dingen so anstain laissen.
Jülich' Berg, Litt N, Nr, 4, vol. IL Registratur des Kanzlers W, Lünynck.
49. Johann van der Meer, Milmmeister^ der Stadt Aachen, macht dem
Herzog Wilhelm IV, von Jülich-Berg Vorschläge zur Umgestaltung des Münz-
wesens. o. J, [c, 1495.]
Doorluchtige hogeboren furste, genedige lieve herc. So u. h. g. eine
moinse hait zu Schoinfurst in n. g. lande, dat sere schedelich is, die nit
gebruicht in wirt in name inde profit mins heren gcnade inde wailkomen
der lande. Biddcn darurab u. h. g. mir zu bewilligen, dat ich darof zu
Bortscheit umb felicheit willen moinsen moige. Ich wille dar einen fromen
Stapel * pennink maichen, dar m. g. h. inde die lande mit geeirt inde verwart
suUeu sin. Inde der pennink sal 12 einen goltgulden gelden, der sal sin
77 stuck op die mark, inde die mark darvan sal halden 9 d. fins wiss
inde uissbereit, darnae dan 24 einen goltgulden, der sal sin 78 stuck
op die mark, inde die mark darvan sal halden 4Vs d. fins wiss inde
uissbereit, inde ain ieder mark werkz sal der moinsmeister haven IVt
greine' remediums, wilche penning sullen heischen dubbel inde halvc
Marienpenninge. Inde darnae sal man al ander gelt setzen, dat dem Stapel-
pennink gelich si inde dat op gehalt, gewichte ind van werde, so die heren
van Aichen zum neisten gemoinst haven, of besser, niet arger, dat doch niet
wale zu verbesseren in is op dese zit na dem kouf van den silver. Vort
so sal mins heren genade zu slitzschatz* haven van jeder mark werkz 2
albus, mach jars bi brengen noch umbtrent 300 gülden, wanne die moinse
naimkundich werde. Vort begeren ich van m. g. h. zu setzen zwene generails-
heren, darvan einre sin sal ein reintmeister, inde sullen versien die gebrechen
der lande beroercnde der moinsen inde des geltz vurschreven, op dat sulch
gelt oprecht gehaldei^ werde, dat wilche geschien sal zwen male des jars of
so decke des noiit is zu geschien, die heren probacie zu halden, op dat dat
goede gelt niet uiss dem lande gefoert in werde, inde bidden u. h. g. herop
zu besprechen inde mir des dan u. h. g. troistliche antwerde.
Item m. h, g. believe zu wissen, wie der stat gelt von Nuysse die
') Bekanntlich hat Friedrich I. der Stadt das MUnzreoht verliehen (U6B Januar 9).
*) Stapel wird zuweilen fUr den Mllnablock gebraucht; hier g. v. a. vollwichtig.
«) grein s. v. a. koru, gran.
*) lieber daa Schlagsobatsrecht des Herzogs von Jülich vgl. Zeitschrifl des Aachener
Geschichts Vereins Bd. XV, S. 56.
Urkundliche Beiträge zar Geschichte Aachens im 15. Jahrhundert. 71
braspenninge ^ der goit 74 stuck op die mark inde die mark fins dorvan hilt
dan 4 d., dat is grois ein undcrscheit tuschen der heren gelt van Ajchen.
Julich'Berg, Litt. X. AV. 4, vol. II,
50. Johann von BoiVingen, Goldschmied zu Aachen*, an den ßtlich-
hergischen Kanzler Wilhelm Lüngnck, 1500 Mai 19. Aachen (Dienntag
nach St. Servals).
. . . Johann van der Meir halt mir einen befelsbrief van m. g. L h.
gezont, ich eim etliche monz issen zo sniden ind machen sollen. So L h. bin
ich in den gnant befels brif mit namen indc zonamen neit geschreben noch
ouch mir eigcnkiichen nit befolen, ich de sniden snllen, so sulche van rechte
gehurt zo doin ind ouch geburt den issersnider, dem fursten oder steden,
die des snidens begeren sint, geburlichen hulden ind eiden davan zo doin
ind forder befeien, wem hi de gesniden eiser sali alzit owerleifren, so de
nit einem monzmcister geboren zo laissen, dan allein einem fromen wardin,
demc dasampt van der heren wegen befolen wirt, ouch darzo sine gebur-
lichgc hulden eide gedain haven. Geven uch L h. dese mine guede meinoge
in allem gueden zo kennen, ind it mime g. 1. h. belle vet, wille ich gerne s. g.
issersnider alzit sin ind ouch geburiiche hulden ind eid deme meier alhi zo
Auch darvan doin, mich fromlich ind eirberlich alzit darin haven, so eime
fromen fursten issersnider geburt. Anders L h. buissen sulchs befclsbrif van
m. g. h. ist mir nit doenlichen noch keinem fromen gcäcllen, einchs fursten
wapen in der gestalt zo sniden. Bittet um weitere Nachricht, auch wegen
d€8 Kaisers, von dem er Ungnade befürchtet, want de sigcl langer ewech
solden sin; auch bedürfe er Geld.
Julich'Berg. Litt. P. Nr. 23. Orig.
*) braspennink eine brahantische Silbermünjce.
') Naohweitbar vom 13. April 141^ bis 2. Mai 15^22. Siegelschneider Maximilians I.
und KbtIb V. Vgl, ZeiUchriit des Aachener OescbichUivereins Bd. XV, S. 92.
Zur Geschichte des Archivs des Roerdepartements in Aachen. 73
Kiegel vorgeschoben, und noch günstiger fiel später der Um-
stand ins Gewicht, dass bei der Aufhebung der Klöster im
J. 1802 die Vorschrift der Uebermittelung der Klosterarchive
an den Staat unter den Ausführungsbestimmungen des Gesetzes
Platz fand.
Vom Beginn des 19. Jahrhunderts an bis zum Schluss der
Fremdherrschaft befand sich in Aachen das Roer-Departement-
archiv, das bei der Vertreibung der Franzosen im Januar 1814
überraschend reiche Bestände aufwies. An die Förderung ge-
schichtlicher Studien dachten aber die Republikaner bei der
Errichtung solcher Archive kaum. „Den an den Hauptorten
der neuen Departements entstandenen Präfekturarchiven", sagt
treffend W. Harless* in seiner inhaltreichen Abhandlung über
den Entwicklungsgang des Düsseldorfer Staatsarchivs, „war
es zunächst darum zu thun, die Besitztitel der eingezogenen
Güter und die Nach Weisungen über die Veräusserungen der-
selben zu vereinigen. Die älteren Urkunden der Landesarchive
hatten begreiflicher Weise für die französische Administration
weit geringeres Interesse als die currenten Verwaltungspapiere,
Renteirechnungen und Heberegister, und es waren daher nicht
sowohl jene Urkundenvorräthe als vielmehr Kameral-, Hoheits- oder
auch Amtsregistraturen, die man nächst den successive von den
Domainenbeamten eingelieferten Stifts- und Klosterarchiven der
Aufbewahrung werth erachtete. Die französischen Behörden
gingen in der Ermittlung und Einforderung der Besitztitel mit
grosser Strenge zu Werke."
Wie allenthalben im grossen französischen Reiche, so auch
in Aachen. Bis in die letzten Tage der Fremdhen'schaft hinein,
sahen die Franzosen in dem umfangreichen Präfekturarchiv kaum
etwas anderes, als eine Bewahranstalt für Amtspapiere bei den
laufenden Verwaltungsgeschäften, während ältere Archivbeständo
nur insoweit hoch gehalten wurden, als sie zur Ermittlung von
Eigenthumsrechten beitrugen ^ Die kriegerische Zeit des ersten
Kaiserreichs liess geschichtliche Studien nicht recht aufkommen^;
*) Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins Bd. III, S. 311 f.
») Vgl. Beilage Nr. 1 und 2.
*
^) Gachard, Les Archives du Vatican, Bruxelles 1874, erzählt, dass
in den Jahren 1810—1813, während welcher die Archive des Vatiivans und des
Madrider Hofes in Paris lagerten, kein einziger Gelehrter bei der französischen
Regierung um die Erlaubuiss, Nachforschungen anstellen zu dürfen, einge-
kommen sei.
74 £. Pauls
wir fintleo deshalb auch im Roerdefjartement uur weuige hieniuf
f>der auf Arcliivwesen bezöglicho amtliche Erlasse verzeichuet.
Wohl zur Fülluug der Departementsarchive, mehr aber D<K-h
des grossen Raublagers in Paris, besuchte im J. 1803 der Bürger
Maugerard die Stätten der aut'geliobeuen Klöster, Abteien und
Kapitel, um, wie es in der amtlichen Bekanntmachung heisst.
von den dort vorhandenen Büchern, Handschriften und sonstigen
Kunstgegenständen Einsicht zu nehmen *. Drei Jahre spater
forderte Pi-äfekt Lameth wiederholt unter Androhung scharfer
Strafen verschiedene, im Archiv der Präfektur fehlende Kloster-
arcliive von den unbekannten Inhabern zurück*, damit der Staat
nicht länger betrogen und die Domainen-Verwaltung in Stand
gesetzt werde, auf eine Menge von Grundrenten, Kapitalien und
unbeweglichen Gütern Beschlag zu legen (rendre le sequestre).
Zwei Verfügungen aus dem J. IS 10 schärfen den Bürgermeistern
ein, auf die (iemeindearchive sorgsam zu achten'; weitere
allgemeine Bestimmungen sucht man für das Eoerdepartement
vergeblich.
So selten aber auch auf Archivwesen bezügliche Verord-
nungen für das Eoerdepartement sein mögen, die Geschichte
seines Archivs, das in den Akten bald Departement-, bald
Präfekturarchiv*, bald einfach Archiv genannt wird, ist nichts
w»Miiger jils eine arme. Fielen doch die Gründung und das
Waclisthiuii der grossen Saninihmir in eine Zeit, in welcher
eine Reihe der günstigsten rnistände dazu beitrug, das Archiv
dem Umfange iiacli zu eint^m Pn^vinzial-Archiv ersten Ranges
zu gestalten. Zunächst nahm das Aarliener Präfekturarchiv
hei seiner Anlage neben den kurz vorher auf die Republik über-
gegangenen Archiven einiger früherer Landesherren jenen Unge-
heuern Stoss von Aktcnbümh^ln in sich auf, der den ersten
') U(jcui'il des actcs du la preltvtuit* du d«''i)artement de hi Roer toni. I,
1>. IJIO.
■-') A. a. ()., an ISO«; ;». ,")»;:» vi [). ♦UM. In dvr ersten dieser Verl uü^uniron
halte rriit'ekt fiainetli die (In-nzeii seiner 3ra«'litl)et'uij:nisse übersrhritt»Mi;
daher dir niihlt*rt' Fassuni; der >trat'androhun<^^ bei der zweiten Verfugfiuiir.
■'•) A. a. (>., an 1810 p. :r2*J «M p. 'M'>2.
■•) Im vurliei^endeii Aulsatze hetrat'hte ieh ebenfalls Präfektur- und
I{M(»r-l)«'i)artenientsarchiv als «^lididibedcutend. Aeltere aus dem Departement
nai'h Aaehen p'k(»min(^ne arehivaliselie I>e.>tände lauerten hier vielfach unter
den Pr:if(dvturakten der laufenden Verwaltung:. Eine genauere Grenze lässt sieh
also nieht ziehen.
Zur Geschichte des Archivs des Roerdepartementa in Aachen. 75
wildbewegten Zeiten der Fremdherrschaft zwischen Rhein und
Maas entstammte. Kaum ein paar Jahre später brachte die
Aufliebung der Klöster und geistlichen Genossenschaften einen
Zuwachs, dessen Fülle und Bedeutung heute, nach fast hundert
Jahren, noch nicht genügend überblickt ist. Manches im J.
1802 Verheimlichte wurde nach vier bis fünf Jahren, infolge der
bereits erwäjmten scharfen Verfügung Lameths, eingeliefert;
überaus bedeutend war aber ein weiterer Zuwachs im J. 1812.
Daraals wurden ausser Akten von Preussisch-Geldern, Mors u. s.w.
ein Theil der kurkölnischen Archivalien, und zwar die Registraturen
des Offizialatsgerichts, des Kölnischen Oberappellations-Gerichts,
die Hofkammer- und Kellnereiverhandlungen, die geheime Kanzlei-
registratur, das Lehenarchiv, Stücke des sogenannten Haupt-
archivs und viele Papiere der inneren Landes Verwaltung nach
Aachen an die Präfektur des Roerdepartements ausgeliefert,
dazu noch fünf Verschlage mit Archivalien des Domkapitels und
vier Verschlage mit dem Archiv des Kölner Kunibertstiftes, so-
wie nach und nach viele Urkunden kölnischer Klöster. Was man
von Klosterarchiven der linken Rheinseite noch vermisste, wurde
in dem nämlichen Jahre gleichfalls eingefordert, und zu dem Ende
auf Grund der von der Präfekturbehörde aufgestellten Listen die
amtliche Vernehmung der Mitglieder sämmtlicher Korporationen
verfügt». Zum Grundstock und dem für die Jahre 1802, 1806-1807
und 1812 nachweisbaren Zuwachs sind die jedenfalls nach vielen
Tausenden zählenden Aktenstösse hinzuzurechnen, welche während
der dreizehnjährigen Verwaltung eines bedeutenden Departemente
allmählich sich gebildet hatten. So der Umfang des Präfektur-
archivs zu Aachen kurz vor der Besetzung der Stadt durch die
Verbündeten. Um die Ordnung des grossen Ganzen* war es
aber, die Akten aus der Zeit von 1800—1813 vielleicht aus-
genommen, denkbar ärmlich bestellt: umsichtige Ordnungsarbeiten
genügend geschulter, in ausreichender Zahl vorhandener archi-
valischer Kräfte sind der Aachener Präfektur stets fremd ge-
blieben. Zu spät erkannte der letzte französische Präfekt den
Werth solcher HülfsKräfte; und als er endlich um Weihnachten
1813 eine besondere Archiv- Abtheilung bei der Präfektur ins
') W. Harless a. a. 0. S. 313 f. Damals fehlten noch die Archi Valien
von 48 Stiftern und Klöstern ganz oder grossentheils.
*) W. Harless nennt es treffend „ein riesiges Conglomerat, aber einen
lebensunfähigen Torso **,
76 E. Pauls
Leben rief, da standen bereits die Sieger von Leipzig an der
Schwelle des Departements, um bald nachher die Rheinlande
dem alten Vaterlande zurückzugeben.
Trotz des Fehlens einer eigenen Archiv- Abtheilung gab es
doch stets bei der Aachener Präfektur Beamte, denen staat-
licherseits der Titel Archivar (archiviste) beigelegt war. Vor-
wiegend besorgten diese Beamte, denen meist Hülfsarbeiter zur
Seite standen, die Buchung und Einregistrirung gewisser von
Tag zu Tag eingehender Schriftstücke im Verwaltungsgebiete
ihrer nächsten Vorgesetzten, des General-Sekretärs und des
Direktors der Domainen. Einer andern Hauptaufgabe, dem
Heraussuchen (triage et di^pouüleinent) älterer Besitztitel aus
ganzen Bergen vergilbter Aktenbestände konnten sie freilich bei
der Fülle der ihnen obliegenden Arbeiten unmöglich auch nur
annähernd gerecht werden. Ein Blick auf das seit 1810 alljähr-
lich andeutungsweise veröffentlichte ^ Arbeitspensum des Präfek-
turarchivs lehrt uns sofort, dass dei der unbestimmten Fassung
der Dienstanweisung, je nach dem Ermessen der Vorgesetzten,
eine geradezu erdrückende Arbeitslast den Schultern des Archi-
vars aufgebürdet werden konnte. Dem Geiste der im Allge-
meinen gut geschulten französischen Verwaltung entsprechend *,
mag eine solche Ueberlastung mitunter, und namentlich zu der
Zeit eingetreten sein, als für Frankreichs Sache bei uns Alles
verloren war und es sich für die französische Verwaltung nur
mehr darum handelte, ehrenhaft bis zum letzten Augenblick
ihres Amtes zu walten.
Die höchste Spitze des Archiv wesons bei der Aachener
Präfektur bildete selbstredend der jeweilige Präfekt des Departe-
*) Im Annuaire du departement de la Roer, der von 1809 bis 1813
regelmässig erschien, heisst es in den Jahrgängen 1810, 1811, 1812 und 1813
unter Secretariat gen6ral-Ar<',hiviste tibereinstimmend: Enregistrement et
distribution aux divers burcaux des pieces relatives aux trois premi^res
divisious. — Transcription, traductiou, envoi des lois, decrets, rt^glemens de
l'autorite superieure, actes de la prefeeture. — Prestation de sermeut. —
Triage, repertoire, inventaire et classement des papiers, titres et documens. —
Delivrance des expeditions, extraits et titres k qui de droit. Recherches,
indications, certificats de d^pöt. — Repertoire des actes sujets ä Tenregistre-
ment. Tout ce qui est relatif aux archives.
*) Grundsatz war, wie es im Reglement für die Präfektur-Bureaux
heisst: Les employös ne formant qu'uue famille, sur la demande du chef de
division, les burcaux sc secondent mutucllement; en eas d'urgence, le prüfet
autorisc les divisious ii 8*aider entr'elles.
Zur Geschichte des Archivs des Roerdepartements in Aachen. 77
ments. Die eigentliche Leitung, und damit die Verantwortlich-
keit für Arbeiten archivalischer Art, fiel dagegen Jahre lang
dem General-Sekretär zu, zu dessen Amtsbezirk das Archiv-
wesen gehörte. Nachdem sich später herausgestellt hatte, dass
der Direktor der Domainen und Einregistrirungen am wesent-
lichsten dabei betheiligt war, dass die Ermittlung von Besitz-
titeln nach Möglichkeit beschleunigt wurde, tibertrug um Weih-
nachten 1813 diesem derPräfekt Ladoucette, indem er sich das
Oberaufsichtsrecht und die Ernennung der Beamten vorbehielt,
die Leitung des Archivwesens *. Als Archivbeamte der Aachener
Präfektur finden sich für 1804 verzeichnet: Körfgen, von Asten,
Victoris und Holzmacher.
Körfgen war archiviste; durch Dekret^ Napoleons L (Köln
1804, September 15) zum General-Sekretair des Roerdepartements
ernannt, blieb er als solcher bis zum Ende der Fremdherrschaft
thätig.
von Asten wird als Eegistrator und Uebersetzer aufgeführt.
Er wird zuweilen als van Asten bezeichnet und ist nach
dem mir vorliegenden Todtenzettel der am 7. April 1831 im
Alter von 66 Jahren zu Aachen verstorbene Johann Gerhard
Joseph von Asten, „gewesener Angestellter bei dem vormaligen
hiesigen reichsstädtischen Schöflfengericht, später unter der fran-
zösischen Regierung in verschiedenen Zweigen derDepartemental-
Verwaltung und nachherigen Präfektur des Roerdepartements
thätig, und zuletzt Forscher Alterthums- und diplomatischer
Urkunden** ^
Victoris und Holzmacher fungiren als Hülfsbeamte bei der
«) Vgl. Beilage Nr. 2 b, Artikel 2—4.
*) Wortlaut in R^cueil des Actes de la pröfccture du d^partement de
la Roer, an XIII, p. 69. M. (?) Körfgen stammte aus Bürvenich (Haagcn,
Geschichte Achens Bd. II, S. 450) und erwarb sich zu Anfang dieses Jahr-
hunderts grosse Verdienste um die Bcpflanzung und Verschönerung des Lous-
bergs bei Aachen. (Zeitschrift des Aachener (feschichtsvereins Hd. XVIII,
S. 26 ff.) Sein Todesjahr habe ich nicht ermittelt.
*) Ein mir vorliegender Privatbrief von Astens aus dem J. 1830 besagt,
dasB von Asten zur Zeit der Präfektur unter Anleitung des berühmten Herrn
Hoff das Urkundenwesen erlernt habe. Ferner: Herr Quix, welcher, sowie sein
Freund, der Regier ungsrath Herr Rita, sich mit der Bearbeitung und Herausgabe
alter Dokumente befasst, lässt mich wichtige Urkunden abschreiben . . . Herr
Quix hat im Regierungs- Archiv zu Dttsscldorf drcissig alte Aktenstücke,
welche anf Frankeubcrg Bezug haben, gefunden.
78 E. Pauls
Ermittlung der Besitztitel (Commissaires au triage) ^ Holzmacher
— Vornamen fehlen meist in den französischen Akten — wird,
wohl nicht ganz genau, schon zum J. 1801 als Eräfektur-
archivar bezeichnet. Den Titel archiviste hat er vermuthlich
erst viel später erhalten; als solcher ist er von 1810 ab im
Jahrbuch (Annuaire) des Roerdepartements angeführt. Um
Weihnachten 1813 (vgl. unten) übertrug ihm der Präfekt
Ladoucette die Stelle des ersten Archivars an der in Aachen
gegründeten Archiv-Abtheilung. Bald nachher trat Holzmacher
als Archivar in deutsche Dienste, siedelte später mit dem Präfektur-
archiv nach Köln über und starb dort im J. 1832 ^
Für die Jahre 1805 — 1810 fehlen in den bis jetzt ermit-
telten Akten und Druckwerken Namen von Archivbeamten der
Aachener Präfektur, woraus geschlossen werden darf, dass im
Wesentlichen das Archivpersonal lange dasselbe blieb. Victoris
scheint während dieses Zeitraumes ausgeschieden zu sein, Holz-
macher dagegen den Titel archiviste erhalten zu haben.
In den Jahren 1810—1812^ werden genannt: Holzmacher,
Archivar, von Asten, Registrator und Uebersetzer, Hoflf und
Somya, Vorsteher bei der Auswahl (triage) der Papiere.
Wie es scheint, ist keine dieser vier Persönlichkeiten schrift-
stellerisch nennenswerth thätig gewesen; auch enthalten die
Akten des Düsseldorfer Staatsarchivs über deren amtliche Thätig-
keit keine näheren Angaben. Das Einzige, was über Hoflf, den
von Asten einen berühmten Mann nennt (vgl. S. 77, Anm. 3),
ermittelt werden konnte, ist eine Notiz in den Niederrheinischen
Annalen (Heft 26/27, S. 332). Demnach war Hoflf Benediktiner,
dann Leiter (?) des Aachener Präfekturarchivs und zuletzt Kano-
nikus. Nach seinem im J. 1848 erfolgten Tode kamen gemäss
letztwilliger Verfügung zahlreiche Urkunden aus dem Nach-
lasse in eine Kölner Sammlung.
Im September 1813^, ehe noch irgendjemand ahnen mochte,
dass eine verlorene Hauptschlacht den Thron des für unüber-
windlich gehaltenen Kaisers zu stürzen im Stande sein werde.
^) Almanach du d^partement de la Rocr, an XIII, Aix-la-ChapeHe chez
J. G. Beaufort, p. 117.
*) Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins Bd. III, S. 319, 322—324.
') Annuaire du departement de la Roer pour Tann^e 1810, p. 192; 1811,
p. 116; 1812, p. 177.
*) Vgl. die Beilagen Nr. 1—4.
Zur Geschichte des Archivs des Roerdepartements in Aachen. 79
kam die Frage der Errichtung einer Archiv- Abtheilung bei der
Aachener Präfektur aufs neue inFluss. In einer an denPräfekten
Ladoucette gerichteten Eingabe erklärte der Direktor der Ein-
registrirungen und Domainen, dass er sowohl im J. 1811 als
im J. 1812 gebeten habe, in Paris Massregeln zur Ordnung des
Departement- Archivs in Vorschlag zu bringen. Der Auswahl
und Ermittlung der Besitztitel wegen werde eine solche Ordnung
für den Staat von grossem Vortheil sein.
Wenige Tage später arbeitete Ladoucette einen Entwurf aus,
der bereits am 19. September an das Finanzministerium in Paris
zur Genehmigung abging. Der Präfekt wies darauf hin, dass im
Roerdepartement eine grosse Menge von zum Schaden des Staates
verheimlichten Renten und Kapitalien bestehe, dass die bisher zur
Ordnung des Archivs verwendeten Kräfte infolge der anderweitig
ihnen obliegenden Dienstarbeiten es nicht vermöchten, die Ord-
nungsarbeiten vollständig zu bewältigen, und dass deshalb die Bil-
dung einer eigenen Archiv- Abtheilung, die auschliesslich mit dem
Heraussuchen und Ordnen aller Besitztitel sich zu beschäftigen
habe, sehr im Interesse des Staates liege. Er (der Präfekt)
schlage darum vor, eine solche Abtheilung auf vorläufig vier
Jahre zu errichten und mit fünf Beamten: einem Archivar, zwei
Hülfsarbeitern (commis aux extraits) und zwei Schreibkräften
(commis aux expMitiom) zu besetzen. Da der Archivar und die
Htilfsarbeiter Latein, Französisch und Deutsch verstehen müssten,
sei deren Gehalt wohl auf 2400 Francs, bezw. 2000 Francs, das
der Abschreiber uagegen auf 1000—1200 Francs zu bemessen,
ausserdem kämen noch etwa 600 Francs Bureau-Unkosten in
Betracht. Am 16. Dezember 1813 erklärte der Finanzminister mit
den Vorschlägen Ladoucettes sich einverstanden; nur Hess er es
nicht gelten, dass von vornherein die Dauer der neuen Abtheilung
auf vier Jahre festgesetzt werde, machte aber über eine kürzere
oder längere Frist keinerlei Andeutungen. Jedenfalls wollte
man höheren Orts die Entwickelung des Ganzen abwarten. Durch
Erlass vom 25. Dezember 1813 ernannte Ladoucette hierauf
Holzmacher zum Archivar. Hoff und Dubigk zu Mitarbeitern
Somya und Blees zu Bureauschreibern. Bei der Regelung der
Geiialtsfrage traf der Präfekt zum Vortheil der Staatskasse die
Einrichtung, dass ein Theil des Einkommens in zum Jahres-
schluss fälligen Gratifikationen bestand. Es sollten erhalten:
der Archivar 2200 Francs festes Gehalt und 200 Francs, jeder
Zur Geschiebte des Archivs des Roerdepartements in Aachen. 81
es in andern Verwaltungszweigen zu ^ Da wurde natürlich die
Bergung des Präfekturarchivs nicht übersehen, wenn auch eben
hier der Präfekt Ladoucette vor einer sehr schweren Aufgabe
stand. Wo das Archiv geborgen werden sollte/ konnte freilich
nicht fraglich sein. Die militärischen Unternehmungen der
Verbündeten hatten bald nach Neujahr 1814 mit einer solchen
Schnelligkeit sich abgespielt, dass die an verschiedenen Stellen
angegriffenen und zurückgedrängten Franzosen ausser Stande
gewesen waren, über die Stärke und Marschlinie der gegnerischen
Truppen zuverlässige Nachrichten nach Aachen gelangen zu
lassen. Hier wusste man um die Mitte des Januar wenig mehr,
als dass bereits Kosaken zwischen Aachen und Jülich streiften ^
In letzter Stunde konnte daher das Archiv nicht in Jülich
geborgen werden, und es blieb somit als andere in der Nähe
gelegene Festung nur das damals stark geschützte Mastricht
übrig. Sicherlich hätte Ladoucette am liebsten dort das ganze
Präfekturarchiv untergebracht, aber die Bergung eines so
Ungeheuern Bestandes mag aus vielen Gründen unthunlich
gewesen sein. Wahrscheinlich waren kurz vor der deutlich
nahenden „Sündfluth** die Transportmittel knapp, zudem auch
wäre es wohl unmöglich gewesen, in Mastiicht, wo die Gefahr
einer Belagerung drohte, passende Räumlichkeiten für die Unter-
bringung des Ganzen aufzutreiben. Es musste also eine Auswahl
getroffen werden, wobei vorwiegend Domanial- und Stempel-
steuerpapiere ^ gewählt wurden. Was zur Zeit der Republik
die Kontributionen gewesen, das waren unter dem ersten Kaiser-
') Zu Ende Februar 1814 gab der GouvernemenW-Kommissar Boelling
in Aachen Auftrag, die Amtsräume der verschiedenen ehemaligen französischen
Aemter und Behörden (Domainen-Direktion, Hypotheken- Amt, Einregistrirungs-
Bnreau, Stempelpapier-Amt, • Verwaltung der dixekten Steuern, General-
Empfang, Payeurs, Cadastre und Bureau des contributions) nach den zurück-
gelassenen Amtspapieren zu durchsuchen. Das Ergebniss dieser Nachfor-
schungen enthält das Aktenbündel „Gouvernements-Kommissariat dos Roer-
Departements 4. Division Nr. 7** im Düsseldorfer Staatsarchiv.
•) Vgl. Ladoucettes eigene Angaben in seiner anonym erschienenen
Schrift: Voyage fait en 1813 et 1814 dans le pays entre Meuse et Rhin,
Pari«, S. 247. In Jülich, wohin der Präfekt zuerst flüchten wollte, wären
ihm die Lasten einer Belagerung nicht erspart geblieben.
') Es heisst in den Akten des Düsseldorfer Staatsarchivs wiederholt,
dass der grösste Theü des Präfektur-Archivs, ttberwiec:end aus Domainial-
und Stempelsteuerakten bestehend, nach Mastridit geflüchtet worden sei.
Vielleicht waren die Archivräume der Aachener Präfektur vollständig
6
82 , £. Pauls
reich die Domainen-Heberegister und die Stempelsteuer*: ein
Hauptnerv des Staates, vielfach freilich fast so verhasst und
gefürchtet, wie die Zauberei im Zeitalter des Hexenwahns.
Dass löan den grossten Theil des Präfekturarchivs dem Feinde
nicht sofort in die Hände fallen Hess, darf um so weniger
befremden, als die Franzosen in der durch das Vordringen der
Verbündeten nöthig gew^ordenen Eäumung Aachens weiter nichts
als eine vorübergehende Besitzstörung erblickten. Immer wieder
hatten sie nach der Völkerschlacht bei Leipzig das schon bei
der Durchreise des entthronten Westfalenkönigs Hieronyraus
gefallene Wort wiederholt, dass kein vorübergehendes Ereigniss
Frankreichs Herrschaft auf dem linken Rheinufer beseitigen
könne*, und Ladoucette selbst soll beim Abschied von Aachen
von seiner Rückkehr nach drei Monaten gesprochen haben. Wohl
um dann die Verwaltungsmaschine sofort wieder in den ge-
wohnten Gang setzen zu können, flüchtete man vorwiegend die
Akten der allerjüngsten Zeit und betrachtete ältere Archivalien
als nebensächlichere. Unter den mit dem Hauptarchiv nach
Mastrlcht geflüchteten Akten befanden sich auch zwei Fuhren —
Konskriptionslisten, einem anderen Hauptnerv des Napoleonischen
Regiments. Ein kleiner, doch lange nicht der uninteressanteste
Theil der Archivbestände, dürfte damals weder nach Mastricht
geflüchtet worden, noch in Aachen verblieben sein. Während sich
nämlich ziemlich genau nachweisen lässt, dass im grossen Ganzen
das Archiv des Roerdepartements an die preussische Staats-
regierung in der Vollständigkeit überging, wie sie um Neujahr
1814 bestand, scheinen alle Akten über die Besuche Napoleons I.
und der Napoleoniden im Roerdepartement, über hervorragende
^
ausgeräumt, und das nicht nach Mastricht Geflüchtete den einzelnen Präfektur-
Abtheilungen überwiesen worden, wo es später (vgl. S. 84) die deutschen
Verwaltungsbehörden in Empfang nahmen. Einer nicht ganz klaren Stelle
in den Akten nach zu schliessen, hatte man viele Akten der Domainen-
Direktion des Roerdepartements schon vorher nach Mastricht in Sicherheit
gebracht. Nähere Untersuchungen lohnen sich nicht, da unzweifelhaft die
zu Verwaltungszwecken wesentlichen Bestände des Roer-Präfekturarchivs
für Deutschland nicht verloren gegangen sind.
') Die Einkünfte ans den -Domainen und der Stempelsteuer gehörten
mit denen der Zollverwaltung (douanc) und Einregistrirung (enrcgistremenl)
zum Gebiete der indirekten Steuern.
') Findet sich mehrfach in gedruckten und handschriftlichen Angaben
aus der damaligen Zeit verzeichnet.
Zur Geschichte des Archivs des Roerdepartements in Aachen. Ö3
militärische Ereignisse, über die Besetzung der höheren Ver-
waltungsstellen und einiges ähnlich Wichtige jetzt zu fehlen.
Dies legt die Erinnerung daran nahe, dass seit jeher manche
für die jüngste Zeitgeschichte wichtige Schriftstücke das Loos
traf, unmittelbar vor dem Umsturz bestehender Regierungen von
den Steuermännern des sinkenden Staatsschiflfs vernichtet oder
bei Seite geschafft zu werden.
Zu Beginn der ersten Hälfte des Januar 1814 hatte das
Aachener Präfekturarchiv für die französische Verwaltung „zu
existiren aufgehört". Präfekt Ladoucette zog sich am 17. Januar
nach Lttttich zurück, nachdem er Tags vorher — es ist an-
scheinend die letzte bedeutendere Verfügung, die er auf rheini-
schem Boden erliess — den Vorsteher der Aachener Militär-
Kanzlei A. J. Reinckens beauftragt hatte, den Transport der
Archivalien und Präfekturakten bis zu deren Ankunft in Mas-
tricht zu überwachen, dort aber neue Befehle vom Präfekten
des Unter-Maasdepartements entgegen zu nehmen \ Das weitere
bemerkenswerthe Geschick des Archivs ersehen wir zum grossen
Theil aus einem mehrere Monate später geführten amtlichen
Schriftwechsel zwischen A. J. Reinckens und dem deutschen
Nachfolger* Ladoucettes, dem General-Gouvernements-Kommissar
Boelling in Aachen. Nachstehend ein kurzer Auszug aus den
hierüber im Düsseldorfer Staatsarchiv beruhenden Akten ^.
Infolge eines nicht näher klar gelegten Versehens waren
in der allgemeinen Verwirrung am 16. Januar die Archivalien
des Roerdepartements statt nach Mastricht nach Lüttich ge-
langt. Von hier aus befahl am 18. Januar Präfekt Ladoucette*,
unter Bezugnahme auf eine ausdrückliche Anweisung des Ober-
befehlshabers der französischen Armee, des Herzogs von Taren t,
das Archiv nach Mastricht zurückzuführen; zwei berittene
Gensdarmen wurden dem langen Zuge zur Bedeckung mitgegeben.
Kaum hatte dieser Lüttich hinter sich, als das Gerücht, dass
«) Vgl Beilage Nr. 5.
•) Als Nachfolger Ladoucettes wird Boelling amtlich bezeichnet in der
(gedruckten) Sammlung der Verordnungen des General-Gouvernements vom
Niederrhein Bd. I, vom 10. März 1814 bis 15. Juni 1814, Nr. 1, S. 3.
■) Gouvernements - Kommissariat des Rocr- Departements 4. Division»
Nr. 6. Die in diesem Aktenbündel ausserdem enthaltenen Angaben über
Archivalien des Lippe-Departements bleiben liier unberücksichtigt.
♦) Vgl. Beilage Nr. 6 a und 6 b.
6*
84 E. Pauls
die Kosaken in Anzng seien, alles in Schrecken setzte. Als-
bald nahmen die französischen Gensdarmen, wie Reinckens buch-
stäblich schreibt, „den Reis aus", während die 20 Fahrleute
des Zugs unverzüglich sich anschickten, alle Eisten von den
Wagen zu werfen, um nach Hause zu eilen. Erst nach vielem
Zureden, und nachdem Reinckens jedem Fuhrmann eine beson-
dere Vergütung im Betrage von zehn Francs ausbezahlt hatte,
gelang es, die Fuhrleute zu beruhigen und das Archiv in Mas-
tricht zu bergen. Ausserdem hatte Reinckens für den von ihm
zwischen Lüttich und Mastricht benutzten Wagen nicht weniger
als 60 Francs bezahlt. „Ich musste mich", so schreibt er, „allen
Preisen fügen, da jede Verbindung zwischen beiden Städten
aufgehoben war." Reinckens kehrte nach dreimonatigem Auf-
enthalt in Mastricht im April 1814 nach Aachen zurück, wo
er für jeden dieser Monate 180 Francs in Rechnung brachte*.
Unter seiner Aufsicht vollzog sich hierauf im Mai und Juni 1814
die Zurück führung des Archivs nach Aachen, nachdem über
die Beschaffung der Transportmittel ein längerer Schriftwechsel
zwischen den Aachener und Mastrichter Behörden vorher-
gegangen war. Ueber den Umfang des Archivs enthält ein
Schreiben von Reinckens an Boelling (Mastricht, 30. Mai 1814)
interessante Aufschlüsse. „Am 16. dieses Monats", so heisst
es, „habe ich sieben Fuhren mit Akten des hier befindlichen
Roer-Departementarchivs und andern Papieren der Domainen-
Direktion nach Aachen gesandt; gestern ist die zweite Sendung
in der Stärke von acht zweispännigen Fuhren von hier abge-
gangen. Nach der Rückkehr dieser acht Fuhren erfolgt eine gleich
starke Sendung nach Aachen, und so fort bis zur gänzlichen Er-
ledigung, wozu noch dreissig Fuhren vonnöthen sind." Demnach
hat es zum Transport mindestens 40 — 45 zweispänniger Fuhren
bedurft; die letzte Versendung erfolgte von Mastricht aus nach
Aachen am 23. Juni 1814. Hier hatten inzwischen die Archiv-
bestände der Verwaltungsbehörden einen bedeutenden Zuwachs
durch die Urkunden und Geschäftsbücher erhalten, die man in
den Amtsräumen der früheren französischen Beamten vorfand*.
') Ganz glatt gin^ die Regelung der Reinckensschen Entschädigungs-
ansprüche später nicht vor sich; grösste Sparsamkeit war ein Hauptgruud-
satz der deuUchen Behörden.
*) Vgl. oben S. 81, Anm. 1. In Einzelfällen haben damals bei Unter-
rmten der ehemaligen Präfektur in Aachen znr Ermittelung rückständiger
en Haoj^suchungen stattgefunden.
Zur Geschichte des Archivs des ßoerdepartements iu Aachen. 85
Wie ans mehreren späteren Verfügungen hervorgeht, legte
die Verwaltung der Verbündeten auf die Vervollständigung und
Ordnung des Archivs nicht geringen Werth. Zu Ende Juli 1814
setzte der General-Gouverneur Sack bezüglich der nach Frank-
reich geflüchteten Archivbestände bei den rheinischen Behörden
Fragebogen in Umlauf ^ Gefragt wurde: Was weggeschickt
sei, durch wen und wann die Fortschaffung erfolgte, und wohin
das Weggeschickte adressirt war. Die aus zahlreichen Bezirken ^
vorliegenden Antworten versichern, dass die Franzosen bei ihrem
Rückzuge keine Akten mit nach Frankreich genommen hätten.
Dass aber schon verschiedene französische Unterbeamte des
Roerdepartements aus praktischen Gründen bei der Ankunft
der Verbündeten einzelne Personalakten, oder nicht ganz regel-
recht geführte Geschäftsbücher auf Seite brachten, bedarf keines
Beweises. So hiess es in Aachen bei den Nachsuchungen in
den Amtsräumen der ehemaligen französischen Beamten in einem
Falle, einige Register, Journale und Borderaux seien mit nach
Frankreich genommen worden ^ Und im Januar 181G spricht
ein Erlass Sacks von einer aus Paris eingelaufenen Kiste mit
Akten über die Schifffahrtstrassen und Brückenbau-Angelegen-
heiten im Roer-, Rhein-, Mosel- und Saardepartement*.
Ein kurzesVerzeichniss fehlender älterer Archivalien, welches
im August 1814 der Archivar Holzmacher dem Gouvernements-
Kommissar Boelling einreichte, ist ziemlich unwesentlich l Dem-
nach fehlten damals aus dem Kölnischen zwei oder drei Kisten
kurfürstlicher „Kämmerey- Akten" sowie die älteren Kellnerei-
Rechnungen, Kapitular-Akten, Lagerbücher, Rentenbriefe und
Obligationen verschiedener, nicht näher bezeichneter Stifter
und Klöster.
Verschiedentlich wird in den Akten darüber geklagt, dass
wohl infolge der Ueberhastung beim P^inpacken das Roer-
Departementarchiv wenig geordnet sei. Im August 1814 erklärte
der Kreisdirektor Biergans in Aachen dem Gouvernement gerade-
') Düsseldorfer Staatsarchiv: General -Gouvernement des Nieder- und
Mittelrhcins I, 18.
*) Bonn meldete, dass einige in der zweiten Hälfte des Januar 1814
vermisste Domainial-Akten später meist zurUckgeliefert worden seien.
•) Düsseldorfer Staatsarchiv: Gouvernements -Kommissariat des Koer-
Departemonts 4. Division, Nr. 7, Fol. 27 flf.
*) A. a. 0. 4. Division, Nr. 6.
*) A. a. 0. 4, Division, Nr. 10.
86 E. Pauls
heraus, die verlangten Protokolle über die Verkäufe der Gemeinde-
guter vorläufig nicht liefern zu können, da die Papiere in zu
grosser Unordnung seien. General-Gouverneur Sack ordnete
hierauf unter Empfehlung grösster Sparsamkeit die Ordnung
des Archivs auf Staatskosten an \ worauf der frühere Präfektur-
Sekretär Viqueray mit den ürdnungsarbeiten betraut wurde.
Jedenfalls handelte es sich hierbei nur um bald beendigte, in
grossen Umrissen gehaltene Ausfühningen, auf deren Ablieferung
die Behörde schon zu Anfang Oktober desselben Jahres drängte.
Im J. 1816 kam das Koer-Präfekturarchiv aus den Hän-
den der rheinischen Oberverwaltung an die für den Regierungs-
bezirk Aachen mit dem Sitz in Aachen gebildete Königliche
Regierung. Als zwei Jahre später die Bildung von Provinzial-
archiven in Aussicht stand, ordnete der Staatskanzler Fürst
V. Hardenberg die Ueberführung des Archivs nach Köln an,
welche in den Monaten Februar bis Mai 1819 sich vollzogt Die
auf den Aachener Regierungsbezirk bezüglichen, für die laufenden
Geschäfte der Verwaltung nothwendigen Papiere blieben aber
in Aachen zurück. Von Köln aus, lange bevor noch das dort
gebildete Provinzialarchiv im J. 1832 einging, wurden zahlreiche,
meist der französischen Zeit entstammende Bestände an die
Regierungen in Düsseldorf, Kleve* und Köln abgegeben; den
geschichtlich bedeutendsten Rest, den eigentlichen Haupttheil,
erhielt das Düsseldorfer Staatsarchiv^. Die an die rheinischen
Bezirksregierungen gekommenen Bestände haben wahrscheinlich
allenthalben durch Abgaben an Gemeindearchive Verminderungen
erfahren. Für den Regierungsbezirk Aachen folgt dies aus einer
Verfügung des Landrathsamtes des Landki'eises Aachen aus dem
J. 1880^
*) A. a. 0. 4. Division, Nr. 8.
*) Näheres bei W. Harless a. a. 0.
^) Ein Regierungsbezirk Kleve bat bekanntlich von 1816 ab wenige
Jahre bestanden.
*) Vgl. Th. Ilgen, Rheinisches Archiv. Westdeutsche Zeitschrift,
2. Ergänzungsheft. Trier 1885, S. 37 f.; viele andere Bestände des Düssel-
dorfer Staatsarchivs, deren Herkunft Ilgeu nicht angibt, stammen ebenfalls
aus dem ehemaligen Roer-Präfekturarohiv.
^) Verwaltungsblatt des Landkreises Aachen, Jahrgang 1830, Nr. 24.
In' diesem Erlasse vom 16. .\ugust 1830 benachrichtigt der Landrath von
Strauch die Bürgrcrmeister, dass in dem von der ehemaligen Präfektur auf
die Königliche Regierung zu Aachen übergegangenen Archiv noch viele ältere
Zur Geschichte des Archivs des Roerdopartemeuts iu Aachen. 87
Theodor Joseph Lacomblet, der grosse Kenner der Geschichte
des Niederrheins, deutet in der Vorrede zum Schlussbande seines
Urkundenbuchs bezüglich der Behandlung reicher Archivschätze
das Herausschälen des Kerns aus weiten saftlosen Hüllen an.
Den Kern des Eoer-Departementarchivs haben berufene Hände
schon vor mehr als ' zwei Menschenaltern herauszuschälen ver-
sucht. Ob sie hierbei stets glücklich zu Werke gingen, ob nicht
mit der umhüllenden Spreu auch manches Weizenkorn dem
Zufall preisgegeben wurde, dies braucht heute nicht mehr unter-
sucht zu werden. Jedenfalls vermag der zur Zeit gut geborgene,
leicht zugängliche Haupttheil des grössten Archivs aus den
Tagen französischer Gewaltherrschaft am Rhein, noch auf Jahre
hinaus der heimischen Geschichtsfofschung Stoff zu lohnenden
Studien zu bieten.
Beilagen '.
la. Darabiat, Direktor der EinregUtrirungen und der Domainen im
Roerdepartementj beantragt beim Präfekten Ladoucette, das Departement'
Archiv* ordnen zu lassen,
Aachen, 15. September 1813,
Darabiat wandte sich bereits am 1, Oktober 1811 und am 8. Oktober'
1812 an Ladoucette .... pour vous prier de soUiciter auprös du gouvernement
i*autorisatiün de prcndre les mösnres nt^cessaires pour ctablir Tordre dans
les archives du d6partement par le triage et le classemcnt des titres qui y
ont 6te r^unis . . . Diese Arbeit »V< unerlässlich . . . pour faire »ervir ccs
titres au recouvrement de ce qui est du ä T^tat, ce qui pourra procurer
de grandes ressourccs.
Urschrift mit eigenhändiger Unterschrift Darabiats (?) (Darrabiats).
abgeschlossene Gemeinderechnungen und andere Kommunal -Verhandlungen
ruhten. Für die Regierung hätte die Aufbewahrung solcher Aktenstücke
keinen Nutzen, für die Gemeinden seien sie dagegen von Interesse und
würden deshalb gegen Empfangsbescheinigung den Bürgermeistern zur Auf-
bewahrung in den Gemeindearchiven übersandt werden.
*) Die SchreibwoUe der Vorlageil» die meist etwas angenua gelmltono Absolirirti'n
oder Entwürfe sind, pauste icii hier JiinsichtlicU der Interpunktion, der Anfungsbucli-
staben und der Aecente der Schreibweise in den gedruckten Präfektuniktj'ii dos ehe-
maligen Roerdepartcments an.
*; Wie ans dem Zussmmenhong und dem Sprach gobniuch unwiderlegbar hervor-
geht, verstehen Darabiat und Ladoucett« unt<'r den Archiven (les Archivts) die im
Aachener Präfekturarohiv vereinigten Archivalien einiger linksrheinischer früherer
Landesherren und zahlreicher aufgehobener geistlicher (lenossensciiatten. Der Singulur
von les Archives iat im Französischen nngubräuchlich.
88 E. Pauls
Ib. AfitwoH Ladoucettes (auf la) an den Direktor Darabiat.
Aachen, 23, Septetnber IS 13.
Ladouceite hat auf die Eingabe vom 15. September hin dem Finanz-
minister in Paris einen Plan zur Errichtung einer Archiv- Äbtheilung in
Aachen unterbreitet.
Entwurf. Düsseldoi'fer Staatsarchiv: Gouvernements-Kommissariat des
Boerdepartements, 4. Division, Nr. 10,
2a. Ladoucette, Präfekt des Roerdepartements, beantragt beim Finanz-
minister in Paris die Genehmigung eines beigefügten Plattes zur Errichtung
einer Archiv- Abtheilung beim Präfekt urarchiv in Aachen.
Aix-Ia-Chapellc, le 19 scptembre 1813.
A. S. Exe. le ministre des fiuances. Monseigncur.
Les archives de plusieurs ancieus princes de la rive gaucbe du Bhin,
et Celles d\m trös grand nombre d'6tabUssemens religieux sont r^unies k
Aix-la-Chapelle; ellcs forment un d6pöt considßrable et tres pröcieux pour
radrainistration des doiuaitics dt^puis longtemps. Cettc administration a senti
la neccssit6 d'en faire op^rer uu d($pouilleraeat g6n6ral, tant pour d6couTrir
les domaines qui sont encore rt^celös, que pour se procurer les moyens de
mettre en recouvrement et de conserver par des inscriptious hypoth6caires
un grand nombre de rentes et de capitaux qui restcut en souflfrance ä d^faut
de titres ou de documens suflisans. On avait pens<$ d'abord que les employ<^s
supörleurs des domaines pourraieut se livrer ä cette Operation, mais eile ne
peut pas se concilier avec leurs fonctions ordinaircs.
Le directeur ayant ^te cbarg^ par son administration de me faire un
rapport d ce sujet, j'ai reconnu la nöcessitö d'ötablir aux archives un bureau
qui fut cbarg^ du triage et du d^pouillement de tous les titres qui peuTent
intercsser le domaine de Tötat. On assure que cette mesure a produit ies
plus hcureux eifets dans le dOpartement des Forsts et dans celui de la Lippe.
J'ai rhonneur de proposer ä V. Exe. de Petendre au döpartement de la Roer,
et je soumcts ä son approbation un arr^t^ que j'ai pris pour r^tablissement
et Torganisation d'un bureau aux archives; je Tai m6me comroent^ (?) avec
monsicur Calmonn inspecteur gönoral des domaines en mission*.
La quantit6 des titres ü classer et ä extraire 6tant tr6s consid^rable,
il m'a paru nöcessaire de composer ce bureau d'un archiviste, de deux commis
aux extraits et de deux expMitionnaires. Je propose k V. Exe. de fixer le
traitement de Tarchiviste ä 2400 francs par an, et celui des commis aux
extraits (ü 2000 francs par an). Ces traitemens ne vous paräitront pas trop
(Hcv^s si vous daigncz consid^rer que le travail dont il s'agit ne pent ßtre
confi6 qu'ä des hommes probes et connaissant le latin, le frangais et Talle-
mand. Quant aux cxpeditionnaires je pense qu'il suffira de leur accorder ä
*} Die lotKtt'D Wörter sin«! in der Handschrilt abgekürzt. Naoli dem Annuair«
de la Boör pour l'anu^e 1H13 war Calmon einer der sechs Qeneral-Inspekiorea Frauk-
reiclis bei der Administration de Ten regist rement et des domaine.
Zur Geschichte des Archivs des Bocrdepartements in Aachen. 69
chacun an traitement annucl de inille k douze cent francs. II conyiendra
d*ajoatcr ä ces traitemens nne somme de 600 francs pour achat de papier
et autres frais de bureau.
Le tr^sor imperial scra amplement iudemnis<5 de cette fälble dc^pense
par les avantages qui doivent n^Scessairement en r6sulter. V. Exe. pensera
Sans doute que l*op6ration dont il s^agit u^ayant pour objet qne rint<5ret de
radminiätratioD des domaines, les d^penses qu^elle entraine doivent etre
acquittöes par ses caisses.
2 b. Plan zur Errichtung einer Archiv- Abiheilung hei der Frdfektur in
Aachen; in Anseht uss an die Eingabe vom 19. September 1813 (vgl, 2a) dem
Finanzminister in Paris vom Präfekten Ladoucette vorgelegt,
Archives. Arret6. 19. septembre 1813.
Le prefet du d^partement de la Roer.
Vu le rapport du directeur des domaines sur la nccessite de faire
procöder au triage et au döpouillemcnt gen<3ral des titrcs r(5unis aux archives.
Considörant qu'il existe daus ce d^pöt une masse considerablc de titres, qui
doit s'accröitrc encore par Textradition de ceux qui restent sur la rive droite
du Rhin et notamment ä Arrensberg.
Considi^rant qu^ind^pendamment des biens immeubles, rcntes et cnpitaux
röcel^s dont le d<^poaillement g6n6ral des archives pcut procurer la dt'cou-
verte, il existe selon les sommiers de receveurs des domaines de cc duparte-
ment nn grand nombre de rentes et de capitanx contestös et pour les quels
Tadministration des domaines ne peut pas faire d'actcs conservatoires ä döfaut
de titres, ce qui expose T^tat k des pertes consid6rables.
Que jusqu'ici les ptöpos^s de cette admiuistration n'out fait quo des
recherches partielles, et qu^on ne pourrait m^me sans nuire essen tiellemcnt
au Service dont ils sont charg^s les detoumer de Icurs fonctious ordinaires
pour les appliquer cxclusivement k une Operation qui daillenrs exigc le con-
cours de plusieurs eraployös.
Que pour op<5rer le triage et le d^pouillemcnt g^nöral de tous los titres,
registres et papiers qui peuvent int6resser le domaine de l'<5tat; il est indis-
pensable d'attacher aux archives des employös qui n^aient k s'occuper que
de cc travail. Arrftte ce qui suit.
Article 1.
II sera stabil aux archives un bureau pour faire le classcment, le triage
et les extraits des titres, registres, comptcs et autres papiers rclatifs taut
k la propri6t6 qu^ä Padministration des biens des anciens priuces et des
i^tablissemens religieux.
Article 2.
Ce bureau sera composö d'un archiviste, de deux commis aux extraits
et de deux expöditionnaircs. Les employ^s seront nomm^s par nous sur la
proposition du directeur des domaines.
Zar Geschichte des Archivs des Roerdepartements iu Aachen. 91
4. Präfekt Ladoucette Übersendet detn Direktor der Domainen in Aachen
eine Ausfertigung der Entscheidung des Finammin isters in Paris vom
16, Dezember 1813, betreffend die Errichtung einer Archiv- Abtheilung bei der
Präfektur in Aachen. Ladoucette hat auf Grund dieser Entscheidung unterm
^5. Dezember 1813 Holzmacher zum archiviste, Uoff und Dubigk zu commis
aux extraitSf Somya und Blees zu commis aux exp^ditiotts ernannt. Das
Jahresgehalt des Archivars ist auf 2200 Francs, das der commis aux extraits
auf 1800 Francs, das der commis aux expMitioiis auf 1000 Francs fest-
gesetzt. An Gratifikationen, zahlbar am Jahresschluss ', erhalten der Archivar
200 Francs, die commis je 200, bezw. je 100 Francs. Der nach der Ministerial-
Entscheidung ron den ausgeworfenen 9400 Francs noch bleibende Best im
Betrage von 800 Francs dient zur Bestreitung kleinerer Bureaukosten und zur
Besoldung eines Bureaudieners. Das Gehalt des Archivars läuft vom 1, Dezember
1813, das der übrigen Beantten vom 1, Januar 1814 ab. Ixtdotu:ette ersucht deti
Domaitiendirektor, Anweisung geben zu lassen, dass der Archivar sein Monats-
gehalt für Dezctnber 1813 erhalte. ... Je vous prie, monsieur Ic directeur,
de me faire connäitre, si vos occupations vuus permettcnt de surveiller les
Operations de ce bureau, ou quel est Temployö que vous dcleguerez ä cet cflfct.
Aachen, 10. Januar 1814.
Entwurf. Düsseldorfer Staatsarchiv. Gouvernements-Kommissariat des
Roerdepartements, 4. Division Nr. 10.
5. Präfekt Ladoucette beauftragt den Kanzleivordeher Reinckens mit
der Veberwachungdes Transports des Prä fekturarchivs von Aachen nach Mastricht.
Aachen, 16. Januar 1814.
. . . Charge le sieur Reinckens, employ^ principal de mon burcan milltaire,
de surveiller le transport des archives et papiers appartenans ä la pr^fecture
de la Ro^r. II Taccompagnera jusqu'ä Maestrich t ou il restera jusqu'A nouvcl
ordre. A son arriv6e ä Maestricht il prendra les ordres de monsieur le prüfet
de la Mousc inf^rienre.
Aix-la-Chapelle le 16 janvier 1814.
Signö: Ladoucette.
Abschrift. Düsseldorfer Staatsarchiv. Gouvernements - Kommissariat
des Roerdepartements, 4. Division Nr. 6.
6 a. Präfekt Ladoucette befiehlt dem Kanzleivorsteher Reinckens, das Roer-
Präfekturarchip von Lüttich nach Mastricht zurückzuführen.
Lüttich, 18. Januar 18J4.
II est ordonn^ ä monsieur' Reinckens fils, cbof du burcau militairc de
la pr6fecture de la Roer de retrograder sur Maestricht avec les archives de
>) Us. hat einfach : & la fin de TannÄe; f^emeiut ist hierbei unzweifelhaft der Schlus»
eines Pien»tjalire8.
*) £8 fällt auf« daiiH der i'rttfekt hier die Bezeichnung monsieur statt des zwei
Tage früher gebrauchton sieur wählt. Walirsclieinlich hatte Ladoucette während seines
kaum eintägigen Aufenthalts in Lütticli über die für Frankreicli hoflfnungslose Sach-
lage richtigere Aofschltls^e erhalten, als er sie in Aachen gewinnen konnte.
92 E, Pauls, Zur Geschichte des Archivs dos Roerdepartemeuts in Aachen.
la pr^fecture, qui en ont 6t6 6vacu6e8, attendn que d'aprös l'ordre formel de
monsieur le duc de Tareute elles doivent etre mises en süret6 dans cette
place. Monsieur Reinckens est antorisö conforniement ä Pordre du chef de
r^tat-major de monsieur Ic marßchal . . dont la copie se trouve ci apr6s k
requörir la gendarmerie et la force publique pour Tox^cution de la präsente
et de nos instructions.
Fait k Li6ge le 18 janvier 1814.
Le prüfet de la Roor. Signe: Ladoucettc.
Abschrift, Düsseldorfer Staatsarchiv» Gouverttentents- Kommissariat des
RoerdepartementSf 4. Division Nr, 6.
6 b. (Ist Ergänzung zu 6 a.) BefeJU an den Oben^t Georgeofi in Lüttich,
zwei Gensdarmen zur Bedeckung des Transports des Roer-Präfekturarchits
nach Mastincht zur Verfügung des Kanzleivorstehers Reinckens zu stellen,
Lüttich, 18, Januar 1814.
Monsieur le g6n§ral chef d*6tat-major ordonne a monsieur le coloncl
Georgeon, de mcttre dcux gendarmes h la disposition de monsieur Reinckens
(fils), chef du bureau militairc ^e la pr6fecture de la Roer pour faire rentrer
k Maestricht les archives de cc däpartemcnt qui doivent y rester d6pos6es '.
Liege le 18 janvier 1844. Sign6: Grandler.
Pour copie conforrae, le prüfet de la Roer. Sigu6: Ladoucette.
Abschrift. Düsseldorfer Staatsarchiv. Gouvernements- Kommissar i€U des
RoerdepaticmentSf 4. Division Nr, 6.
*) Hs.: dei>os6s.
Zur Fabel von der Bestattung Karls des Grossen.
Nachtrag.
Von Theodor Lindner.
Das grosse Beweismittel, mit dem die meisten Zweige der
Naturwissenschaften Richtigkeit oder Falschheit einer Behaup-
tung erproben können, das Experiment, ist der Geschichte ver-
sagt. Doch sind auch die geschichtlichen Dinge an die natürliche
Möglichkeit gebunden; über allen Quellenberichten stehen die
physischen Bedingungen.
In meiner Untersuchung über die Beisetzung Karls des
Grossen, im 14. Jahrgang dieser Zeitschrift, habe ich daher die
in Betracht kommenden Verhältnisse erwogen, um aus ihnen
die Nichtigkeit der landläufigen Fabel darzuthun. Ich sprach
als Ergebniss aus, allen, welche an sie glaubten, hätte die
Phantasie einen Streich gespielt. Sie beseelte in ihrer Vor-
stellung den in seiner Majestät prangenden Kaiser und verhüllte
mit romantischem Schleier die hässliche Wirklichkeit. Hätte
die reine Vernunft sich air die Einzelheiten klar gemacht, nimmer-
mehr hätte sie ein solches Trugbild bestehen lassen.
Im letzten Jahrgang dieser Zeitschrift wies ich die Ver-
muthung Grauerts zurück, die Bestattungsweise griechischer Geist-
licher wäre damals in Aachen nachgeahmt worden. Ich zeigte, dass
abgesehen davon, ob sie schon zu jener Zeit bestand, ihr Zweck
lediglich der einer Ehrung des priesterlichen Charakters des Ver-
storbenen sei. Ich konnte mich dabei auf Auskunft von hohen
Würdenträgern der griechischen Kirche berufen, die mir durch
gütige Vermittelung zu Theil wurde. Ich verdankte sie dem allen
Palästinaforschern w^ohl bekannten und von ihnen hochgeschätzten
Königl. Württembergischen Baurath Dr. C. Schick in Jerusalem.
Jetzt hat derselbe Herr die Güte gehabt, mir eingehende
Mittheilungen über das Begräbniss des zu Anfang dieses Jahres
gestorbenen griechischen Patriarchen von Jerusalem zu machen.
Sie beweisen vollauf, wie zutreffend meine Ansicht war.
Sofort nach dem Tode wurde die Leiche in der Kloster-
kirche neben der Rotunde der heiligen Grabeskirche auf einen
94 Theodor Liadner
Stuhl gesetzt und angebunden, um in ihrem Schmuck dem Volke
gezeigt zu werden. Eine aufgenommene Photographie, welche
etwas verkleinert in Autotypie hier wiedergegeben ist, zeigt
das seltsame Bild; gleich einem Experiment belehrt es den
Beschauer, wie Karls des Grossen Leiche ausgesehen hätte, wenn
man mit ihr in derselben Weise verfahren wäre.
Zur Fabel von der Bestattung Karls des Grossen. 95
Die Bänder und Fesseln, welche den steif und eng an den
Stuhl gepressten Leib halten, sind durch die Prachtgewänder
verdeckt. Das die Mitra tragende bärtige Haupt ruht tief
gesenkt auf der Brust. Mehrere um die Schultern gelegte Schnüre
von Rosenkränzen und Schmuckstücken halten den rechten Arm
eng an dem Körper in die Höhe. Die rechte Hand soll zum
letzten Male dem Volke den Segen ertheilen, aber die Finger
hängen schlaff herunter. Der linke Arm ist ebenftills durch eine
von der Schulter herabkommende goldene Kette im rechten
Winkel in die Höhe gebogen. In der an den Leib gepressten
Hand liegt ein kleines Gebetbuch; damit es Halt findet, sind
Hand und Buch durch ein weisses Tuch zusammengebunden.
Beine und Füsse werden durch Gewänder und Teppiche völlig
verhüllt. Man denke sich, wie viele Befestigungen wären nöthig
gewesen, um in den Händen der Leiche Karls das lange Scepter
und das schwere Schwert festzuhalten; auch sie hätten nicht
in natürlicher Haltung, sondern nur an Stuhl und Leib wie
angeklebt angebracht werden können. Eine zusammengebändelte
Majestät; keine Spur von dem gebietenden Herrscher!
Nach Beendigung der Handlungen in der Kirche wurde die
Leiche zum Kirchhof geführt. Eine zweite Photographie. zeigt,
wie der lange Zug der kerzentragenden, schwarzgekleideten
Geistlichen sich eben durch das enge Thor des Propheten David
hindurch gewunden hat. Thor und Mauern sind von Zuschauern
dicht besetzt; in dem grellen Licht der Mittagssonne schimmern
die weissen Gewänder der zahlreichen Frauen. Mitten im
düstem Zuge wird die Leiche auf den Schultern von Priestern
getragen; hoch ragt sie auf ihrem Throne über die Menge empor.
Das Grab war wie ein gewöhnliches im Boden hergestellt,
aber ausgemauert und hatte am westlichen Ende eine Art Sitz.
Die Leiche wurde vom Stuhle herabgenommen und der Krone,
Kostbarkeiten und Prunkgewänder entkleidet; nur die Unter-
gewänder blieben ihr; dann deckte sie ein einfacher Priester-
anzug. Darauf wurde sie in das Grab gesenkt, so dass der
Sitz ihr zur Stütze diente. Unmittelbar vor die Kniee zwischen
die beiden Langseiten klemmte man eine Bretterwand ein, damit
der Körper, auf allen Seiten wie von einem Kasten gehalten,
bei der Auflösung nicht umfallen oder herabgleiten kann.
Nach längerer Zeit sollen dann das Grab geöffnet und die
Gebeine gesammelt werden. In einem kleinen Sarge geborgen
96 Theodor Lindner, Zur Fabel von der Bestattung Karls des Grossen.
werden sie bei den in gleicherweise aufbewahrten Ueberresten
der vorangegangenen Patriarchen ihren Platz finden in einer
Nebenkammer der Kirche der Märtyrer.
Ich denke, diese augenfällige Schilderung genügt, um allen
Phantasieen ein Ende zu machen.
Ich benutze die Gelegenheit zu einigen Bemerkungen.
Noch immer wollen Einige mit dem Worte „Solium" den
Begriff des Sitzens verbinden. Ich habe früher eingehend die
mannigfache Bedeutung von Solium erörtert und will nur darauf
hinweisen, dass der Sinn „Thron*' durchaus nicht zwingend auf
Sitzen hinweist. Im Alterthum war bekanntlich die liegende
Stellung sehr beliebt, so dass Solium nur ein Geräth bezeichnet,
auf dem oder in welchem der Körper ruht. Daher die Neben-
bedeutungen Badewanne, Sarg und ähnliche, welche auf eine
gestreckte Lage des Körpers hinweisen.
Wie man sich den „arcus deauratus cum imagine et titulo**,
der nach Einhard über dem Grabe Karls errichtet wurde, zu
denken hat, erläutern einige alte Grabdenkmäler, von denen ich
hier nur das Gottfrids von Bouillon in Jerusalem erwähnen will,
abgebildet bei Kugler, Geschichte der Kreuzzüge S. 70 und in
Meyers Konversationslexikon VII (unter Grabmal). Stammt es
auch erst aus dem 12. Jahrhundert, so gibt es doch altgebräuch-
liche Formen wieder ^ Das gebäudeartige Denkmal besteht aus
einem von vier Säulen getragenen Spitzdach, auf dem die In-
schrift eingegraben ist. So mag auch das Grabdenkmal Karls
beschaffen gewesen sein; trefflich passen dazu Eiijhards Worte:
Sub hoc conditorio situm est corpus Karoli. Das Bild des
Kaisers fand passenden Platz in dem Giebelfelde.
*) Lindenschmit, Handbach der deutschen Alterthumskunde Bd. I,
S. 94 ff.
aründung und Gründer
der Burtscheider Benediktiner- Abtei.
Von F. X. Bosbach.
Erst im Laufe dieses Jahrhunderts trat die Ansicht auf,
der Ursprung Burtscheids reiche bis in die Mitte des siebenten
Jahrhunderts, bis auf den hervorragenden Bischof Clodulf von
Metz zurück. Quix ^ und nach ihm Mooren ^ kamen zu diesem Irr-
thura durch eine missverstandene Stelle in einer Urkunde ^ König
Ottos I. vom 30. April 948, laut welclier Clodult in „Breotio"
und Littemala klosterartige Stiftungen machte. Verleitet durch
die auffallende Aehnlichkeit zwischen Breotio — durch eine
häufig vorkommende Metathesis des r würde das Wort „Beortio"
lauten — mit der im J. 1000 beglaubigten Form „Burci**
für Burtscheid wollte man in jener Stiftung Clodulfs den
Ursprung Burtscheids finden. Allein seitdem Sickel darauf hin-
gewiesen hat, dass in der genannten Urkunde nicht von Breotio,
sondern von Hreotio die Rede sei, worunter mit historischer
Gewissheit Rütten in der belgischen Provinz Limburg zu ver-
stehen ist, hat die von Quix und Mooren vertretene Ansicht ihre
einzige positive Stütze verloren und ist heute als allgemein auf-
gegeben zu betrachten.
Ungleich älter und allgemeiner ist die Annahme, die Gründung
der Burtscheider Abtei falle in die Zeit der Ottonen und sei mit
dem Namen eines über die Alpen gekommenen Abtes Gregorius
verknüpft. Um diesen Mann haben dann die Jahrhunderte einen
romantischen Sagenkreis gewoben. Er soll ein Königssohn aus
dem fernen Byzanz gewesen sein; „treue Bruderliebe** habe ihn
getrieben, seiner Schwester Theophano, der Gemahlin Ottos IL,
') Quix, Oeschichtc der ehemaligen Reichsabtei Burtscheid S. 60 ff.
•) Annalcn des bist. Vereins für den Niederrhein Hrft 24, S. 174.
^) Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, 8. 5«, Nr. 100; Mon. Germ. dipl.
Bd. I, S. 183, Nr. 101.
7
Gründung und Gründer der Burtscheider Benediktiner-Abtei. 99
immerhin in die erste Hälfte des zwölften Jahrhunderts hinauf-
reichen. Diese Grabschrift stellt — soweit sich bis jetzt ermitteln
lässt — die älteste Nachricht über die königliche Abstammung
des Gregorius dar.
Suchen wir nunmehr nach urkundlichen Nachrichten über
Gründung und Gründer der Abtei.
In merkwürdiger Uebereinstimmung verlegen alle Berichte,
welche Gregorius für einen griechischen Prinzen ausgeben, dessen
Ankunft in Deutschland in das J. 973 oder 974. Die Kombination
ist klar: am 14. (nach anderen am 19.) April 972 fand in Rom
die Vermählung Ottos II. mit Theophano statt. Wenn also
Gregorius aus brüderlicher Liebe seiner Schwester über die
Alpen folgte, so dürfte er ums J. 973 nach Aachen oder
Burtscheid gekommen sein. Für diese Ansicht lässt sich kein
einziges zuverlässiges oder auch nur gewichtiges Zeugniss
anführen; dagegen steht die Gründung der Abtei unter Otto III.
urkundlich fest.
In einer Urkunde^ vom 21. Januar 1018 sagt Kaiser
Heinrich IL: quod nos pro remedio animae nostrae seniorisque
nostri atque nepotis Ottonis videlicet tercii, imperatoris augusti,
qui ipsum locum (Purcetum) a fundamento ad Dei servitium
ordinäre cepit. Bei dem geringen Zeitabstande zwischen Otto III.
und dem Datum dieser Urkunde, sowie bei der engen Verwandt-
schaft zwischen den beiden genannten Herrschern ist ein Irrthum
ausgeschlossen.
Den Bauplatz hatte Kaiser Otto IIL von einem Grafen
Liuzo durch Tausch erworben. In einer Urkunde* Heinrichs IL
vom J. 1016 heisst es: er, Kaiser Heinrich, schenke den
Mönchen zu Burtscheid „duas curtes, id est villam et curtile
quas pius antecessor noster Otto tercius imperator augustus de
Liuzone comite per concambium acquisivit". Man mag villa et
curtile mit Dorf und Hof oder sonst wie übersetzen, unseres
Krachtens kann dabei nicht an zwei entlegene Höfe gedacht
werden, deren geographische Lage doch näher hätte bestimmt
werden müssen, sondern nur an zwei Besitzungen auf der Stelle
der späteren Abtei Burtscheid^.
*) Lacomblet a. a. 0. S. 93 Nr. 151.
*) Ebenda S. 92 Nr. 149.
^) Vgl. dieselbe Auffassuug in den Jahrbüchern des deutächeu Reiches
a. a. 0.
7*
100 F. X. Bosbach
Damit stimmen die gegen Ende des elften Jahrhunderts
entstandenen Nachrichten nber die Gründung des Klosters
Brauweiler überein. Daselbst' heisst es von Otto III.: Monacho-
rum monasterium, quod dicitur Burcetum, in honore S. Johannis
Baptistae atque S. Nicolai Mirrenorura öpiscopi constituerat
quod matemo ex sanguine Graecus erat. Der letzte Zusatz
nimmt darauf Bezug, dass Ottos III. Mutter eine Griechin war,
also jener Nation angehörte, bei welcher der h^ Nikolaus von
Alters her sich einer besonderen Verehrung erfreute.
Endlich ist die Person des Gregorius als Stifter der Abtei
urkundlich bezeugt. In einer Urkunde* Kaiser Ottos III. vom
6. Februar 1000 heisst es: Monasterio sanctorum martirum
Apolinaris et Nicolai venerandique confessoris Gregorii in eodem
monasterio corporali quiescentis materia, a quo idem venerabilis
locus funditus fuit edificatus non longo distans a nostro sacrosanto
Aquisgranensi palatio, commuui vocabulo Burci nominato.
Demnach steht als mehrfach verbürgte historische That-
sache fest, dass unter Kaiser Otto in. ein Mann Namens
Gregorius den Bau der Burtscheider Abtei begonnen hat.
Wer aber war dieser Gregorius?
Er war kein Bruder der Theophano. Wie unzuverlässig die
alten Nachrichten dieser Art sind, geht schon daraus hervor, dass
sie Theophano und Gregorius für Kinder des Nicephorus Phocas
ausgeben. Der Vater der Theophano war aber Romanos IL,
der von 959 — 963 den byzantinischen Thron innehatte. Romanos
hatte ausser Theophano noch vier Töchter: Zoe, Theodora, Agathe
und Anna, sowie zwei Söhne: Basilius und Konstantin. Allerdings
reichte die Gemahlin Romanos, die ebenfalls Theophano hiess,
nach der Ermordung ihres Gemahls dem Nicephorus Phocas die
Hand, allein auch dieser Ehe enstammt kein Sohn Namens
Gregorius.
Woher stammte denn Gregorius? Ist seine Beziehung zu
Kaiser Otto und Theophano ganz aus der Luft gegriffen?
Auf alle diese Fragen geben uns die Forschungen Holder- Eggers
vollkommenen Aufschluss, sodass die Persönlichkeit des Gregorius
aus dem Halbdunkel unkontrolii'barer Sagen in das Licht histo-
') Mon. Germ. Script. XIV, p. 131, cap. X.
*) Böhmer, Acta imp. sclecta ed. Ficker p. 28—29, Anm. 83. Mon^
I. dipl. Bd. II, S. 777, Nr. 848.
Qründaug und Gründer der Burtscheider Benediktiner- Abtei. 101
rischer Zuverlässigkeit gerückt ist. Holder-Egger fand ^ nämlich,
dass eine alte Vita Gregorii, welche uns der Sammler des grosaen
Legendarium Austriacum aufbewahrt hat, nur die unseres Gregorius
von Burtscheid sein könne. Seine Untersuchungen wurden von
neuem geprüft, vielfach erweitert und für richtig befunden von
den Boilandisten in ihrem grossen Sammelwerke zum vierten
November.
Diese älteste Vita Gregorii ist nicht lange nach dem Tode
des Abtes entstanden. Der Verfasser hat seine Nachrichten
aus dem Munde von drei mit Namen aufgeführten Jugendfreunden
des Gregorius. Der Gebrauch der lateinischen Sprache, die
Art und Weise, wie Otto III. „noster piissimus Caesar" im
Gegensatz zum byzantinischen Herrscher genannt wird. Alles das
lässt keinen Zweifel daran, dass der Verfasser dieser Vita nicht
etwa ein griechischer Landsmann des Abtes, sondern ein Abend-
länder war, mag er nun diesseits oder jenseits der Alpen gelebt
haben. Wer konnte aber ein grösseres Interesse daran haben,
Leben und Wirken des denkwürdigen Mannes der Nachwelt zu
überliefern, als die Mönche des Burtscheider Klosters?!
Diese älteste Vita ist durchaus zuverlässig. Sie stimmt
genau mit den oben angeführten urkundlichen Nachrichten überein:
Gregorius wird nicht mit Otto IL, sondern ganz richtig mit
Otto III. in Verbindung gebracht. Auch die oben als falsch
nachgewiesene Angabe über die königliche Abkunft des Gregorius
findet sich hier nicht; als Eltern werden ganz bestimmt Bürgers-
leute aus Calabrien genannt. Dazu kommt, dass die Vita mit
anderen glaubwürdigen Nachrichten übereinstimmt; der in c. 9
erwähnte Einfall der Sarazenen in Calabrien wird auch von
Lupus Protospatha^ zu den Jahren 986 und 987 erwähnt. End-
lich zeigt sich der Verfasser über die ihm persönlich jedenfalls
unbekannten Orte Unteritaliens so genau unterrichtet, dass er
unbedingt zuverlässige Gewährsmänner gehabt haben mu8s.
Ausser dieser ersten Vita haben die Boilandisten zum vierten
November noch eine zweite, jüngere verötfentlicht, welche an
Werth zwar tief unter der ersteren steht, ohne deshalb gerade
werthlos zu sein. Sie schliesst mit der feierlichen Erhebung
und Uebertragung der Gebeine des Gregorius, welche Abt
Arnoldus von Burtscheid um das J. 1180 vornahm, und welche
') Mon. Germ. Script. XV, p. 1187-99.
•) Ebenda V, p. 56. Vgl. Annal. Salernit., ebenda XIX, p. 401.
Grüuduug und Qrttnder der Burtsclieider Bouediktiner- Abtei. 103
begab sich in das Kloster Buccino. Hier lernte der griechische
Statthalter ihn kennen, der den vortrefflichen Mann an den
Hof von Byzanz zu ziehen versuchte. Schon hatte Gregorius
ihn bis Otranto begleitet, als er — in echt griechischem Wankel-
muthe — seinen Entschluss plötzlich änderte^, seinem auf-
dringlichen Gönner entfloh und nach Rom kam. Dort verweilte
er mehrere Jahre, lernte später — vielleicht durch Vermittelung
seiner Landsmännin Theophano — den Kaiser Otto III. auf
dessen ersten Kömerzuge 996 kennen, folgte diesem nach Deutsch-
land und begann bald den Bau der Burtscheider Abtei mit den
Mitteln, die der kaiserliche Freund ihm freigebig gewährte.
Bereits am 6. Februar 1000 war er laut oben genannter Urkunde
gestorben und in der Klosterkirche begraben.
Wenn eine Ansicht um so mehr Beachtung verdient, je
ungezwungener sie alle Schwierigkeiten erklärt, so dürfte die
vorstehende Darstellung ungetheilte Anerkennung finden, weil sie
jegliches Dunkel über Gründung und Gründer der Burtscheider
Abtei aufhellt.
Gregorius war von Nation ein Grieche, er kam im Gefolge
und als bevorzugter Freund des Kaisers Otto III. nach Deutsch-
land. Was lag näher, als dass Spätere ihn deshalb für einen
Bruder der Theophano hielten?! Aus diesem ersten Irrthum
folgte der zweite: man verlegte seine Uebersiedelung unter
Otto IL in das J. 973.
Man könnte eine Schwierigkeit daraus herzuleiten versuchen,
dass ein Süditaliener Erbauer und erster Abt eines deutschen
Klosters gewesen sei. Allein dafür fehlt es nicht an vollbe-
glaubigten Analogien aus jener Zeit. So z. B. machte Erz-
bischof Anno von Köln den Italiener Epho, den er in Fructuaria
kennen gelernt hatte, zum Abte des Siegburger Klosters ^
Sitten und Bräuche der lateinischen Kirche hatte Gregorius bei
seinem mehrjährigen Aufenthalt in Rom kennen gelernt.
Ganz genau stimmt zu allen diesen Aufstellungen die
Chronologie. Die Einfalle der Sarazenen in Calabricn fanden
in den Jahren 086 und 9vS7 stritt. Nach denselben hielt sich
Gregorius noch eine Zeit lang in Cerchiara und Buccino auf,
bis er nach Rom entfloh. Er mag also um das J. 990 in
der ewigen Stadt gewesen sein. Um dieselbe Zeit hielt sich
*) Soweit reicht die Vita I.
*) Hcinemann, Aus Siegbarga Vergangenheit.
104 F. X. Bosbach, Gründung u. Gründer d. Bartscheider Benediktiner-Abtei.
in Rom der berühmte Erzbischof von Prag, der hl. Ädalbert,
auf; wirklich berichtet nun Bruno von Querfurt ^, Ädalbert habe
in Korn unter andern auch mit einem „Gregorius abbas" verkehrt.
Im J. 996 war Ädalbert wieder in Korn, zugleich mit
Otto III., auf den er einen fast wunderbaren Einfluss ausübte.
Unter diesen Umständen lässt sich mit einem hohen Grade von
Wahrscheinlichkeit behaui)ten, dass neben Theophano der grosse
Prager Erzbischof den Kaiser auf den Abt Gregorius aufmerksam
gemacht habe.
Noch im J. 996 kehrte Otto III. nach Deutschland zurück.
In demselben Jahre verliess auch Ädalbert Italien, ging
durch Frankreich und traf in Mainz mit dem Kaiser zu-
sammen. Ob Gregorius von Rom bis Mainz sich dem Kaiser
oder dem Erzbischof angeschlossen habe, darüber lässt sich
nichts ermitteln. Jedenfalls kam er im Gefolge des Kaisers
nach Aachen. Als dieser im folgenden Jahre (997) zum Kriege
gegen die Wenden zog, wies er dem Abte die vom Grafen Liuzo
zu diesem Zwecke eingetauschten Güter in Burtscheid als Bau-
platz für ein Kloster an.
Im Februar 998 kam Otto III. zum zweiten Male nach
Rom und war im Januar des Jahres 1000 erst bis Regensburg
zurückgekehrt. Da aber Gregorius laut Urkunde am 6. Februar
1000 schon gestorben war. so ergibt sich, dass er den Kaiser
auf dessen ersten und nicht auf dem zweiten Rümerzuge nach
Deutschland begleitet hat.
Fassen wir das Resultat der Untersuchung in einen Satz
zusammen, so ergibt dieser als geschichtliche Thatsache, dass
ganz am Ausgange des 10. »lahrhuiidtM-ts unter Kaiser Otto III.
ein süditalienischer Abt Namens Gregorius den Bau der ßurt-
schcider Abtei begonnen hat.
h Mon. Germ Script. IV, p. 5S1 und b'M\\ Holl. III, Ajiril.
Beiträge zur Geschichte Aachens im 16. Jahrhundert.
Von A. Beilesheim.
I. Die Stadt Aachen in den Nuntiaturberichten aus
Deutschland im 16. Jahrhundert.
Dein freundlichen Wunsche der Redaktion dieser Zeitschrift
entsprechend, habe ich es übernommen, diejenigen Stellen in
den Berichten der päpstlichen Nuntien aus Deutschland im
IG. Jahrhundert, welche die Stadt Aachen betreffen, auszu-
scheiden und in deutscher Uebertragung den Lesern vorzulegen.
In eine Darstellung des Kampfes der Aachener Katholiken
und Protestanten um den Besitz des städtischen Regiments
beim Ausgang des 16. Jahrhunderts, womit die Bericlite der
Nuntien vorwiegend sich befassen, hier einzutreten, wird nicht
beabsichtigt. Das mit unserer Arbeit erstrebte Ziel stellt sich
als bescheidener dar. Dem weiteren Leserkreis dieser Zeitschrift
sollten die Aeusserungen der Nuntien über die Aachener Frage,
welche 1582 soviel Aufsehen erregte und von deren richtiger
Lösung der Bestand der katholischen Kirche weit über die
freie Reichs- und Krönungsstadt hinaus bedingt war, hier in
wortgetreuer Uebertragung unterbreitet werden. Es sei bemerkt,
dass sämmtliche in Betracht kommenden Urkunden, eine aus-
genommen, in italienischer Sprache verfasst sind. Der Umfang
der Bände, in denen die Berichte zerstreut sind, und ihre nicht
leicht verständliche Form, werden die Uebersetzung an dieser
Stelle rechtfertigen. Das in der ortsgeschichtlichen Literatur
vorhandene Material ist in den Anmerkungen zur weiteren Er-
klärung herangezogen worden.
1. Nuntius Vergerio an Riccdcati. Düsseldorf, 25, Oktober 1535:^ Wollen
Sie, Monsignore, Sr. Heiügkeit dem Papste sagep, dass die Güte Gottes und
*) Nuntiaturbprioht« aus DouUchlnnd 15i}3 — 1509neb8t orgHnzendon AkU*nstUcken.
Bd. I. Nuntiaturtin dus Vorgerio 15H3— 1586. Im Auflraf^e dea Königl. Preuss. liisto
rUchen Institute in Born bearbeitet vou Walter Friedensbarg. Gotlia 1^2. Ohigo
Beiträge zur Geschichte Aachens im 16. Jahrhundert. 107
3. Portia an Kardinal Conto, Köln, 30. Juni 1577^: Durch mein
Schreiben vom 22. März habe ich Ihnen zur Keuntniss gebracht, dass die
Protestanten in Aachen eine derartige Obmacht allmählich sich aneignen,
dass die wohlgesinnten Einwohner eine gewaltsame Erhebung zum Sturz
des katholischen Glaubens befttrchten. Jetzt fühle ich mich verpflichtet,
meine Bitten bei Ihnen zu erneuern, da nicht bloss der Verdacht, sondern
die offenbare Gefahr im Zunehmen ist. Aus diesem Grunde habe ich mir
den bei der nicht geringen Entfernung des Ortes denkbar genauesten Bericht
über diese Angelegenheit verschafft. Bei diesem Anlass habe ich dasjenige
zusammengestellt, was in andern Fällen mit Erfolg versucht wurde, weil
das zum Vorbild dienen kann, wenn man dasselbe Verfahren entweder gar
nicht oder mit geringerer Abstellung des Uebels anwenden kann, welches
nicht ohne sehr schwere Schuld der Vorgesetzten sich verstärkt hat. Sie
wollen die Güte haben und das anliegende Schriftstück prüfen und Sr. Heilig-
keit dem Papste* vorlegen und ausserdem Sr. Heiligkeit die Versicherung
ertheilen, dass dasselbe nach reiflicher Erwägung und aus Eifer für die gute
Sache abgefasst ist. Eine Abschrift davon werde ich dem Herrn Nuntius
Delfino zusenden ^ obwohl er auf andere in dieser nämlichen Frage an ihn
gerichtete Briefe keine Antwort erthcilt hat, was au der unsichern Beförderung
der Briefe liegt.
4. Portia an Kardinal Como. Köln, 22, Juni l')77: Der Prinz Ernst
von Bayern hat einen Monat die Bäder in Aachen besucht, von wo er nach
Köln zurückkehrt^.
5. Portia an Kardinal Como. Kiiln, 20. Januar 1578'': Als Beispiel für
die (iefahreny welche verzögertes Einschreiten gegen die Neuerung hervorgerufen ,
wird Aachen angeführt, wo, während man säumig war in der Anwendung
Beciitlicli stand nach den deutschen Konkordaton von 1447 und 144H die Wahl des
Dechanten dem Stiftskapitel zu. Gegen die Boeintrilchtigung dieses Rechtes wendet
sich die Kingabe der KurtUrsten. Nach Heu seh, Nomina canonicor. reg. ec<'l. B. M.
V. Aqtiisgrai)., Berlin IK»2. S. 15 liat Pullart doch die Koadjutorie am 29. MHrz lolt?
und am 6. Mai 1611 die Würde des Dechanten erlangt. Was die Besetzung der in den
nngeratlen Mtmaten zur Erledigung gekommenen Pfründen betrifft, so hat der päpst-
liche Stuhl wenigstens bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts auch die Ernennung
oder Bestätigung der Dechanten ausgeübt. Nachmals sclieint freies Wahlrecht
bestamlen zu haben. Nach Heuscli S. 17 lehnte das StitVskapitel 1524 die pHpst^
liehe Berufung des Otto von WacI»tendonck auf das Dekanat ab und wühlt« stuft
seiner am .S, Dezember 1554 den (?«'rard von (Jroesbeck. Die in den genaimten Monaten
erledigten Kanonikate wurden aber auch später durch die Päpste vergeben, während
das Stiltskapitel die Pfründen der geraden Monate verlieh.
•i Nuntiaturbericht«' aus Deutse^jland 1572 IT^") Bd. I. Der Kampf um Köln
1576- 1>4. Bearbeitet von Joseph Hansen. Berlin 1H«)2. Ol»ige SteUe auf S. i:W.
Bartolomeo Portia, Abt von Moggio und Nuntius. Der Kardinal-Staatssekretär Tolomeo
GalLi wurde gewöhnlich nach seiner Ueimatb: il cardinale di Como genannt.
»; Gregor XI U (1572 -l>s5i.
') Giovanni Delfino, Bischof von Torcello und Breseia.
*) Der bayerische Prinz wunle nach dem Uebertritt des Kurtilrsten Gebhartl von
Truchsess zum Protestautismus vom Domkapitel als dessen Nachfolger gewählt.
»; Hansen a, a. 0. Bd. J, S. 233.
108 A. Belicsbeim
der bei deu schweren Abhaltungen des Kaisers vorgeschlagenen Massregcln, die
Neugläubigen die Kirche der Karmeliter sich angeeignet und einen kalvinischen
Prediger eingesetzt haben, der wüthend sein Amt verwaltete, und das auch
heute noch thun würde, wenn nach dem Erscheinen der Spanier in der Umgegend
nicht die massvolleren Mitglieder des Stadtrathes die Oberhand gewonnen,
die vorher wegen der Nähe des Heeres der (niederländischen) Staaten nieder-
geschlagen waren. In solcher Lage befindet sich dieser ganze Landstrich,
dessen Erhaltung oder Abfall zwar vom Ausgang der Unruhen in Flandern
grossentheils abhängt, der aber nichtsdestoweniger die Unterstützung Sr.
Majestät* nachsucht.
6. Portia an Kardinal Como, Siegburg, 2. Februar 1578'': Nachdem
ich in Hambach angekommen, suchte ich mich gleich darüber zu vergewissern,
ob und auf welchem Wege es möglich sei, nach Lüttich zu gelangen. Da
verlautete, dass die. Reise leicht auszuführen sei, weil man erfahren, dass
sowohl die Spanier, wie die zwischen Aachen, Mastricht und Limburg auf-
gestellten Truppen der niederländischen Staaten nach Namur aufgebrochen,
so Hess ich dem Bischof von Lüttich ^ melden, ich hege die Absicht, den mir
vom Papst ertheilten Auftrag auszuführen, und würde gemäss Anordnung
der Minister des Herzogs von Kleve * mit sicherer Begleitung mich versehen
und mich nicht nach Aachen, wo ich aus vielen Gründen nicht ohne die
schwerste Gefahr auftreten oder verweilen dürfe, sondern nach Herzogenrath
begeben, wohin ich ihn um Absendung einer Wache bat, die mich sicher
nach Lüttich bringen könne.
7. Madruzzo * an Kardinal Como. Augsburg, 21, JuH 1582: Allbereits
hatte ich dorthin an den Dechanten (Voss* beim Marienstifte in Aachen j
geschrieben, damit er entweder selbst kommen oder doch angesehene Bürger
zur Vertheidigung ihrer Angelegenheit senden möchte. Darauf habe ich in
Erfahrung gebracht, dass er selber mit zwei andern auf der Reise nach
dieser Stadt sich befindet, und dass noch zwei andere Aachener Einwohner
kommen, die es an Eifer nicht fehlen lassen, wie auch ich nicht ermangeln
werde, mit Trost und guter Hoffnung ihnen beizustehen und ihre Sache in
jeder Weise zu unterstützen, von deren Ausgang, wie mich dünkt, das Heil
oder der Untergang Kölns abhängt, da man jetzt in Erfahrung bringt, dass
der Graf Neuenahr nicht weit von der Stadt öffentlich einen Kalviner hat
predigen lassen, unter grossem Jubelruf von übelgesinnten, und zum Entsetzen
der gutgesinnten Bürgert
') Kaiser Rudolph IJ.
*) Hansen a. a. O. S. 242.
') Gerhard van Groesbeck, gest. 1580.
*) Wilhelm J V,, Herzog von Kleve.
») Ludwig, Kardinal Madruzzo, Fürstbischof von Trient, Nuntius, gest. 1600.
•) Heusch, a. a. O. p. 20. Anno 1579 electus fuit in decanum rev. dorn. . .
Franeiscua Voss. Voss starli am 17. Juni 1590.
T) Hanaeu a. a. O. S. 817.
Beiträge zur Geschichte Aachens im 16. Jahrhundert. 109
8. Minucci * an Kardinal Como. Koln^ 21, Januar 1083: Die Protestanten
in Aachen hahen nach verschiedenen Richtungen hin und sogar selbst an den
Kaiser* geschrieben, die spanischen Truppen seien in das Kölner Gebiet ein-
gerückt, um den Bischof v(tn Lnttich^ mit Gewalt in den Besitz des Erz-
stiftes zu setzen. Eine Abschrift des Briefes hat der Kaiser hierhin gesandt,
sammt einer aus Paris erhaltenen Notiz*.
9. Minucci an Kardinal Como. Köln, 25. April 15/^8: Die aus Aachen
empfangenen Nachrichten können Sie aus dem dieser Tage bei mir eingetroffenen*
Briefe entnehmen. In demselben berichtet der Dechant des Stiftes St. Kassius
und Florentius in Bonn, Jakob Campius, aus Aachen, 15. April 1583, über
den in Aachen bestehenden Streit zwischen den Anhängern des lutherischen
uud des kalvinischen Bekenntnisses \
10. Cesare ddV Arena an' Kardinal Como. Wien, 2. Juli 1583: Der
Herr Kanzler erklärte offen den aus Aachen gekommenen Herren, man mü.sse
in der Kölner Angelegenheit das Ende sehen, oder wenigstens, welchem Ende
die dortige Frage entgegengehe, ehe man für ihre Sache einen Beschluss fasse*.
11. Bonomi'* an Kardinal Como. Köln, 4. Juli 1.^83: Was meine Ab-
reise von hier anlangt, so gedenke ich, trotz der täglich aufsteigenden zahl-
reichen Hindernisse, nach der Ankunft des Triviu8^ in acht oder höchstens
zehn Tagen mich los zu machen. Während der Reise aber muss ich grosse
Vorsicht anwenden, da mir als sicher mitgctheilt worden, dass, nachdem ich
dieser Tage beschlossen hatte, den Herrn Herzog von Kleve in Düsseldorf
zu besuchen (welcher mich inständigst darum gebeten und ausserdem den
Dechanten von Aachen, seinen Rath, hierher gesandt hatte, um mich zu
begleiten), mir Nachstellungen auf der Reise, die nur einen halben Tag
dauert, bereitet werden. Indess werde ich nicht wie ein Thor gehen und
vertraue zuversichtlich auf Gott, der mich vor jeder Beschimpfung durch
Leute bewahren wird, welche in höherem Grade seine Feiode, als die
meinigen sind^
12. Gutachten des Kardinals Ludwig Madruzzo über die auf dem Reichs-
tag von Augsburg zu behandelnden Gegenstände. Rom, c. 15. Mdrz 1582: Da
ist auch noch die wichtige f>age von Aachen, welche Stadt gleichsam den
') MiDutio Minnrci wurdo IW'i Staatssekretär für <lio «lontschon An«;i»l«»j?<«nluit«<n
uml Erzbiachof von Zara. Er starb in M Uneben am 7. Miins MH. Hansen a. ii. (>. S. TM.
*) Raclolph n.
") Ernst von Bayern, zngleieh Kurfürst von Köln, gest. 1612.
*) Hansen o. o. O. S. 470.
*) Ebenda S. 513.
•) Ebenda S. 688.
') Ueber Bonomis Anwesenheit in Amöben vgl. Zeitschrift des Aaebener Gesebiebt*-
vemn» Bd. XVI 11, S. 860 ff.
■) Alexander Trivins, Stiftsberr in Bonn.
•) Hansen a, a. O. 8. 635.
Beiträge zur Geschichte Aachens im 16. Jahrhundert. 111
gestern sprach in öffentlicher Versammlung der Vertreter Augsburgs im
Namen aller freien Reichsstädte in sehr bitterer Weise und mit wenig
Hochachtung gegen Se. Majestät zu Gunsten der Protestanten in Aachen
und gewisser anderer Angelegenheiten, mit der Erklärung, keine Steuern
zu bewilligen, wenn die angezogenen Beschwerden nicht beseitigt würden.
Darüber wurde eine Denkschrift überreicht, die aber weniger herb war, als
der mündliche Vortrag ^
16. Madrnzzo an Kardinal Como, Augsburg j 4. August 15S2: Zu der
nämlichen Zeit, in welcher ich Ihnen am letzten Samstag schrieb, verhandelte
man im Rathe der Fürsten über die von Sr. Majestät dem Kaiser auf die
anmassenden Bittgesuche der freien Reichsstädte erthcilte Antwort, die ich
Ihnen heute sende, weil in der verflossenen Woche die Zeit mangelte. Weil
die Antwort an die Fürsten und nicht an die freien Städte gerichtet war,
so stritt man darüber, ob ihnen das Schriftstück einzuhändigen sei. Da
verstiegen sich die Gegner zu der Bemerkung, dass die Aachener Frage
nicht vor den Kaiser allein gehöre, der bei solchen Anlässen parteiisch ver-
fahre. Dem stellte sich der Vorsteher des Rathes der Fürsten entgegen
und verbot, von einer Frage willkürlich zu einer andern überzugehen. Die
Katholiken beharrten dabei, es dürfe das Aktenstück den freien Städten
nicht gegeben werden und erhielten bei der Abstimmung 33 Stimmen gegen 24 *.
17. Madruzzo an Kardinal Como, Augsburg, 7. August J582: Gestern
kam von Freiberg (bei Augsburg) der Bischof von Lüttich ^, um mit Sr.
Majestät einige besondere, ihn betreffende Angelegenheiten zu verhandeln,
doch konnte er keine Audienz erlangen. Nach denselben sollte er auch für
die Katholiken von Aachen Schritte thun, da der Dechant*, welcher an-
wesend ist, seine Sache betreibt. In der nämlichen Richtung wird in der
ersten Audienz der spanische Gesandte thätig sein, auch ich werde dasselbe
thun, sobald Se. Majestät, die in diesen Tagen etwas unpässlich war, sich
erholt hat. Die Angelegeheit ist sehr schwierig, weil der Pfalzgraf '^ und
Casimir* und viele andere offen die Gegenpartei vertheidigen und die freien
Reichsstädte sich mächtiger denn je erheben. Ja, gestern haben sie im
Senate eine so scharfe und ausgeschämte Denkschrift vorgelesen, dass die
Stände sich zur Annahme derselben nicht entschliessen konnten und die
Sache heute wieder zur Verhandlung kommt ^
18. Madruzzo an Kardinal Como. Augsburg^ S. August 15H2: An-
fangs August fand eine lebhafte Verhandlung im Rathe der Kurfürsten über
') Hanson a. a. O. Bd. I, S. 471.
») Eboncia Bd. II, S. 406.
•) Ernst von Bayom.
*) Franz Vom.
») Pfalzgraf Kurfürst Friedrich.
*) Pfabsg^f Johann Caaunir.
f) Hansen a. a. O. 8. 49H.
112 A. Belle<heim
die Angef^genheit Aachens statt. In Gegenwart der gtUiUchen Kurfünften
be^ann^n lii« Vertreter des Markgrafen von Brandenburg und des PfaLzer>
eine lange Klage mit Beschwerden ihrer Konfe?«ionsTerwaB«lten hinsichtliob
de» ReligionüFfriedens. wodurch s«^hwere Terwimittg im Laufe der Zeit im
Tieieh entstehen konnte. Insonderheit beschwerten sie sich diiräber. da5>
man dem Papst za Tiel Ansehen einriiune. dass Manche allzusehr von ihm
abhängig sein wollten, and dass man ihm aaf geistlichem Gebiete mehr Gewali
als passend sei, Terstatte. Des weiteren rügten sie, das Se. Majestät in den
Streitigkeiten hinsichtlich der Religion parteiisch zn Gonsten der Katholiken
vorgehe, insbesondere in der Aachener Frage. Dem entgegen möchten ^ie
Se. Majestät bitten, in ähnlichen Fällen Kommissare aas beiden Bekennt-
nissen za bestellen. Und nach dem eben erfolgten Tode des katholischen
Kammerrichters in Speyer habe der Kaiser wieder einen Katholiken bestellt,
desshalb müsse man beantragen, dass man in ähnlichen* Fällen alternativ
verfahre, dass man die neuerdings in den katholischen Kirchen eingefohrten
Eide' b4*seitige, damit der Zugang zu denselben auch solchen offen bleibe,
welche sich dem Papste nicht verpflichten wollen. Die geistlichen Kurfürsten
vereinigten sich und erwiderten in tiefer Erregung, 'der Religionsfriede
werde nur allzugenan von den Katholiken beobachtet, und die erhobene
Beschwerde sei auffallend. Dabei setzten sie auseinander, wie viel sie nach
der katholischen Kirchen Verfassung und der kirchlichen Uebung dem aposto-
lischen Stuhl verdankten, und dass sie in diesem Punkte ihren Amtsvorgängem
wwler nachstf'hen könnten noch wollten. Die endgültige Antwort befrie<ligte
den Kurfürsten von Sachsen, wesshalb die anderen zum Rückzug gezwungen
wiinlen^ i
19. Mnfh'HZZo au Kaniinui (omo. Auifshitrg^ 11. AutjHst l'tS'J: Da ich
ilif Unsiclu-rlHjit und Grfahr in dor Behandluni^ «lieser Angolegenhoit ffn-
nifihrh'hvli.>rh(H Wirrtnj (Tkaiinte, entscliluss ich mich, am r>onnfrstair mit
Sr. Maj«'st;it »lern K;iis<r «IjiriibtT zu sprecli«'!!, namentlich wegen der schlimmen
Folt:«;n lür die Städte Aachen und Kr»ln . . . Se. Majestät zog die Schultern,
mit dem licun-rken, was Aachen anlanu^e, so habe er nichts von dem, was in
seinen Kräften {gestanden, unterlassen "*.
2(K Mddrnzzo av Kardlna^ ('omo. Aurjsh}u'(f, 'J'2. Aufjust ITi'^^'J: An dein
nämlichen Taire, an dem ich meinen letzten Brief an Sie schrieb, überreichten
die Kommissare der i)rntestantischen Fiirsten Sr. Majestät dem Kaiser eine
laiiLTe Ueschwerdeschrift über die Kidner Fraire, mit der sie auch die Aachener
An^(de£renheit verwictkelten. l'nd weitere Schriftstücke übertjabeu sie, in
denen sie ihr«' I>e>ch werden bitter vurt rubren . . . Kaum hatte ich dieses nieder-
i^eschrieben, als ich vernahm, dass man heute neuerdings über die .\achener
' Das vorn ull;:«Min'iiii'n Konzil von Trieiit aut'ir<'st<'llt«' Glnuhonsbokenntnis:« i l.'iia
») llaasi'ii :i. a. (). S. .'KM).
•■« Kl.cn.lii S. :a<\
Beiträge zur Geschichte Aachens Im 16. Jahrhundert. 113
Frage im Rathe der Fürsten abgestimmt. Das Ergebniss war 31 Stimmen der
Katholiken, 26 ihrer Gegner . . . Heute wird über die beiden Beschlüsse
Berichterstattung statthaben und diese Brücke bleibt dem Kaiser noch, was
die Katholiken für jetzt wünschen. Ich hoffe, Se. Majestät werde eine gute
Entscheidung treffen, denn der Kaiser sieht, in welcher Treulosigkeit die
Unruhestifter ihm entgegentreten, dazu kommt, dass der Kaiser wohlge-
sinnt ist^
21. Madruzzo an Kardinal Como. Augsburg, 22, August 1582: Wenn-
gleich man bei der am letzten Mittwoch in der Aachener Frage erfolgten
Abstimmung dadurch siegte, dass fünfzehn (?) Fürsten für die Katholiken
stimmten, so hat der Vertreter (des Pfalzgrafen) Kasimire mit seinen Umtrieben
soviel erreicht, dass die Stimmen im Kath der Kurfürsten gleich auf jeder
Seite waren, sodass man bei der Korrelation Stimmengleichheit verkündete.
Da nun hierdurch dem Kaiser volle Freiheit eröffnet worden, so habe ich am
Donnerstag eifrig beim Kaiser dahin gewirkt, er möchte das Gutachten der
Fürsten bei der Stimmengleichheit der Kurfürsten bestätigen. Ich zeigte
ihm, dass dieses Verfahren nicht blos im Interesse der Katholiken in Aachen
liege, wie auch der Religion im Allgemeinen diene, sondern auch die Autorität
und Würde Sr. Majestät stütze, welche der Beschluss der Gegenpartei schwer
beeinträchtige. Auch die Natur der Sache fordere das. Denn wenn auch (bei
deti Kurfürsten) Stimmengleichheit vorhanden, so hätten die Katholiken
doch im Rathe der Fürsten die Mehrheit. Darauf erwiderte mir der Kaiser,
er wolle den besten Entscheid treffen, der ihm möglich, wobei er mir, wie
üblich, seine Geneigtheit und seinen Willen zur Erhaltung und Vermehrung
der katholischen Religion bekundete. Darin herrscht Uebereinstimmung bei
allen, dass unter der Hartnäckigkeit der freien Reichsstädte und den in den
Abstimmungen der Gegner hervortretenden Verkettungen eine tiefe Wurzel
verborgen liegt, sodass starker Zweifel besteht, ob der Kaiser in der That
bei seiner Entscheidung sich standhafter zeigt, als man vermuthen könnte'.
22. Madruzzo an Kardinal Conto, Augsburg, 5. September 1582: Hier
befinden sich die Aachener Katholiken', denen wir mit Almosen beispringen
müssen, wenn sie ihre Sache nicht preisgeben sollen, die eine Frage (der
Erhaltung) des katholischen Glaubens ist. Unter ihnen ist der Dechant (des
Milnsters)y ein sehr wohlgesinnter, aber sehr armer Geistlicher. Da er bei
der Vertheidigung dieser Sache in erster Reihe steht und viel leidet, so
würde seine Unterstützung durch den Papst ein wohl verwendetes Almosen
sein. Der Kaiser hat mir seine Lage empfehlen lassen, und die Vertreter
Jülichs, die ihn gern seiner bedrängten Lage entreissen möchten, machen
*) Hansen a. a. O. S. 513.
«; Ebenda 8. 516.
') Di« Vertr<'t<»r der katholisohf^n Bnrg<'rsc1iiift. Aftrlu'ns auf dem Reichstag waren
nach Haa gen a. a. O. S. 175: der StadUekretilr Johann von Thonen, der StifUdeohant
Franse Voss, Bernhard von Hoven, Jakob Pastor und Anton Wimmer.
8
114 A. Bellesheim
den Vorschlaj^, man möchte ihm die zu Gunsteii des Kapitels nntcrdröckuj;
beiden Pfründen » zuwenden und die Stiftsheiren ersuchen, ibm neben den EIb-
klliiften den Dekanats auch die jener Pfründen auf Lebenszeit zu überiÄ^«» =
23. Madruzzoan Kardinal Como. Augsburg y 16. September 15S2 : Ausser-
dem hat am verflossenen Sonntag im Eathe der Kurfürsten, im Bciseia
anderer Stellvertreter, derjenige des Pfalzgrafen eine scharfe Rede grehaltea,
wobei er hervorhob, er bemerke die Anwendung geheimer Umtriebe gt^
Heine Partei und den Versuch, die Religion auf mannichfache Art und We«
zu unterdrücken; auch lenkten die Katholiken ihr Auge nach dem Auslände
und liehen Ilathschlägcn ihr Ohr, die von Leuten ausgingen (wobei er micfe
im Auge hatte), welche den Frieden Deutschlands nicht sehr liebten. Aas
dienern Grunde sei sein Landesherr entschlossen, mit den freien EeichssOdWi
zu halten, und wenn man die Aachener Angelegenheit nicht durch eine gleicb«
Zahl von Deputirten der Religionsparteien entscheide, so wolle er VerwahruiJf
einlegen und den Beschlüssen über die Erhebung von Steuern seine Zustimmung
versugon. Ich sehe voraus, dass der Ausgang des Reichstags stürmii<*i
sein wird'.
24. ÄU8 der Rede des Kardinals Madruzzo vor den geistlichen Fürsten.
Augshurg, 15. August 1582: Die Bischöfe von Lüttich haben in Aachen ihre
liirtenpflichten nicht erfüllt*: Negligi insuper ab ordinariis reliquias catho-
liruo religionis. Hoc apparoro praecipue in liberis oppidis, in quibus catholici
pleruimino sunt destituti omni consolatione et cura pastorali. Exemplo . . •
Aqutnsos. Contra advorsarios esse diligentissimos in promovendis partinin
suarum iucromoutis nc mirum in modum consentire, ut videmus fieri in Aquis-
grani'usi uegotio, nam ut incommodent catholicis, etiam ipsi confessionisttt
proteicunt illius oppidi calvinistas *.
»> W. K, Soll war«. Zt>liu Outactiten über die Lüge der katholisohea Kirchein
iViitscblHiul ir»7;i 157a Frtiit'iborn IH»1. S. lA)— lil: In cougregatione G«rm»nic« t.
r»77. Uio VI II Jiiuuarii ir>77. W- suppn-ssiont» octo prat^boudarum capitnli Aqaen*Ä
ut i»r\>MvUatnr si'miuHrio et rtu^vatur eiiUus diviuus in occlesia. Congregatio censuit
«\HUilieiulas t'use iToot*!» oMpitiiU tHoit^iulamque esse suppressionem et oiüoiiemt modo
crtWHtur ut rtHt^titus bi in prv»p<>sit<^ usus semiuarii et Hlianun remin vero convertantur.
Multuni coutivlobÄut ilo o|>isc«.>jH> LtHxUiusi, sed tan\eu nou aba r© Tismn fuit, si nuntin»
Vortiii, quttudv> orit C\»U»uirto. tid e»* Kh^h et ua r^-iu roitteretur. Ueber düae bed«Qt«nd«
S^tmmluui; \ou Akteu v^l. meine Bt-spreehuii^j im Literar. Handweia«r Nr. 548.
* Mhu>h'u h. rt. O. S ?x>v
*■ Hausen a. a. O. S. V>d. l»ie Ancheuer Fru<^ kam aat' dem Reichstag in
AiiKsbu»;; luebt eur KiUdiijuiiK- ^ei*;<Kt»lb die Vertr»Lter tler dorti^n. Katholiken dem
kHiis^'i lu h< u Uore uüoh \Vi*n folgten. Uer weitere Verhiut" der An^lei^nheit wird in
den \unt uttvu UetiohtfU uicht berührt.
* iVr Tndel ites K«irtlinAlK'|»»te»i, wt»U'her sieb jiu^di« bt^id^^n Bischöfe von Lattich
Uet-A^l MMi iJt^s.stvrk IVvi rvsi») vmd Krust von lUyvrr. IXV-lÖli" b«ai«ht« «rschant
nur AI /.iwchr ;;»rt il'ttt ;u^t, \*euu nutu bedenkt. dASS 1.\n> aum ersten Mal nach^Jahrvn
dtiH Ul Sctk'aiinut vb*r Ku nauijc dureh den Niiirius Ms;:r. B<uiomi» Btsehof toq Vercelli,
tu V<i.lM(i %H'dtr K^-*|H.«iidet \*tird»' \-l Zeuget rit\ des AÄ«.'b*n«»r G«ttrfatctitsv«>mni
Ml«
Beiträge zur Geschichte Aachens im 16. Jahrhundert. 115
IL Zwei ungedruckte Briefe des Nuntius Girolamo
Aleandro. Aachen, 24. Oktober 1520.
Wenngleich die Depeschen der deutschen Nuntiatur Aleandros
von 1521 in zwei von Balan' und Brieger* besorgten Ausgaben
vorliegen, konnte Walter Friedensburg in der Einleitung zu
seiner Ausgabe der deutschen Nuntiaturberichte Aleandros
1538 — 1539 auf einige wenige Schreiben des letzteren hinweisen,
welche dem Druck noch nicht übergeben seien ^. Der Freund-
lichkeit des ersten Präfekten der Vatikanischen Bibliothek,
P. Franz Ehrle, aus der Gesellschaft Jesu, habe ich es zu
danken, dass mir alsbald auf meine Bitten genaue und voll-
ständige Abschriften jener beiden Briefe* zugestellt wurden,
wofür demselben der Zoll innigen Dankes hiermit abgetragen wird.
Zum genauem Verständniss der beiden Briefe mögen einige
Bemerkungen dienen.
1. Girolamo Aleandro, geboren 1480 zu Motta in der
Mark Treviso, hochgebildet in der Theologie und im kirchlichen
Recht, als Sprachentalent allgemein bewundert, wurde Professor
der klassischen Philologie an der Hochschule in Paris, trat
dann in die Dienste des Bischofs von Lüttich, Eberard von
der Marck^, erhielt am dortigen Dom ein Kanonikat und
kam dann in Angelegenheiten seiaes Oberhirten nach Rom,
wo der Vizekanzler Kardinal Giulio de' Medici (Klemens VII.
1523 — 1535) ihn in seinen Dienst zog. Im J. 1520 erschien
er als ausserordentlicher Nuntius bei Karl V. und auf dem
Reichstag in Worms, wo er eine gesegnete Thätigkeit entfaltete.
Man hat es „bezeichnend" gefunden „für die Zeit und für die
Richtung des Papstes (Leo X.)**, dass er „zur Bekämpfung des
Augustinermönches weder einen Theologen noch einen Juristen,
sondern einen Philologen ausersah®!"
*) MunamentA reformationis lutheranae ex tabalariia secreiioribus s. Sedis 1521—1525.
CoUeg^t Petrug Balan. Batisbonae 18B4. Vgl. darüber meine Bosprecliang im LiU'rar.
Hand weiser Nr. 35(3.
•) Quellen und Forschungen xar Geschichte der Reformation. Aloander und Luther
IWl. Die vervollstÄnd igten Aleander-Dep«'8chen. Von Theodor Brieger, I. Abtheil.
Qotha l^**l. V^gl. meine Besprechung im Literar. Handweiser Nr. 3(i6.
'; Nuntiaturberichte aus Deutschland. I. Abtheil. 1538 1559, Bd. III. Legat ion
Aleandert 158S-1589. Gotha IHÜO, S. 83.
*) Aus dem ersten Briefe hat ganz kürzlich A. Wrede in den Deutschen Reichstngs-
akten anter Kaiser Karl V'., Bd. 11, (fotha 1H9(>, S. 456 Anm. 1 einen Passus zum Abdruck
gebracht. Vgl. daselbst 8. 454 ff. auch die beiden an Papst Leo X. gerichteten, aus Aachen
datirten Berichte Aleanders vom 23. und 25. OktfibtT 15*3 >.
■) Kverard von der Marck, Bischof von Lüttich 15(6 1538.
*) Friedensburg a. a. O.
116 A. Bellesheim
Diese Auffassung wird den Thatsachen nicht gerecht. Nach
allen drei Richtungen war Aleandro gleich hervorragend. Seine
Reden in Worras und seine Depeschen sind Aktenstücke von
weltgeschichtlicher Bedeutung und verdienen auch heute noch,
wenn es sich um die öffentlich-rechtliche Stellung der katholischen
Kirche in Deutschland handelt, die eingehendste Würdigung. Im
J. 1524 zum Erzbischof von Brindisi ernannt, erhielt Aleandro 1538
den Purpur, wurde Legat in Deutschland und starb 1542 in Rom.
2. Wilhelm von Enckenwort^ aus Utrecht, Stiftsherr am
Münster in Aachen *, und Propst in Utrecht, bekleidete viele
Jahre das Amt eines Scriptors der apostolischen Briefe in Rom,
und wurde durch seinen Freund Hadrian VI. aus Utrecht, den
letzten deutschen Papst, zum Bischof von Tortosa in Spanien
und zum Kardinal befördert. Seinem hohen Gönner hat er in
der deutschen Nationalkirche S. Maria delP Anima in Rom das
bekannte herrliche Grabdenkmal gesetzt. Hier empfing er selbst
seine letzte Ruhestätte 1534.
3. Ueber Johannes Copis ist mir nur bekannt, dass er zu
den Scriptoren der päpstlichen Kanzlei gehörte, im Verein mit
sechs anderen deutschen Prälaten Leo X. ein Gesuch um Be-
stätigung der Statuten der Bruderschaft im deutschen Campo
Santo zu Rom unterbreitete und 1527 als Bischof von Terracina
im Kirchenstaat verschieden ist^
Geschrieben wurden die beiden Briefe am Tage nach der
Krönung KarPs V. Zum ersten Male hat damals der noch
jugendliche Habsburger unsere Stadt betreten. Am 22. Oktober
1520 von Witten kommend, zog er durch das Jakobsthor in
dieselbe ein und nahm in der heutigen Propstei (Klosterplatz 2)
Wohnung. Tags darauf fand die Krönung statt*.
') Schwankende Schreibweisen dieses Namens bei: Job. Knrdinal Hprgen-
roether Leonis X Regesta Fascic. 1. Friburgi 1HS4. p. 77. Einige von diesen Rege8t4»n
soUen, weil Enekenvort dem Aachener Stift angehörte, zur Mittheilung gelangen : 1. Pascic.
I. p. 77: Mag. Guillermo Enckenwort clerico Loodiensi scriptori confert praeposituram
ecclesiae Wiseden, Prägens, dioec. (19. Mart. 1513). 2. Fascic. V— VI. p. 523: Omnibus in
digiiitate eccles. constitutis mandat, ut defendant bona et jura Mag. Wüh. de Encken-
woirt (1 Maji 1514). 8. Fascic. VII— VIII. p. 19^: In favor. Mag. WÜhelmi de Enckenvoirt
archidiac. Campiniae in eccl. Leodien., litterar. apost. scriptoris et famil. sui, derogat
constitutioni circa cumulatiou. beneficiorum (19. Sept. 151B). Ueber das durch den Tod
des gelehrten Kardinals leider unterbrochene Regestenwerk vgl. meine Besprechungen
im Literar. Hand weiser Nr. 860, 8H8, 418, B84.
*j Heuscli, Nomina oanonic. p. 18.
') A. de Waal, Der Campo Santo der Deutschen zu Rom. (Froiburg \^^9ß) S. 76.
iams, SeriHS episcopor. (Ratish. 1H78) p. 732. Ti'ber de Waal vgl. meine lieaprechung
Tiit4'rar. Handweiser Nr. 059.
*) Vgl. Fro m m in der Zeitsehrill des Aachener fleschichtsvereins Bd. XVII, S. 2ü7 ff.
Beiträge zur Geschichte Aachens im 16. Jahrhundert. 117
1. Aleandro an Copis, Bib, Vatic, Cod. Lot, 8075, foL 222. (Copie)
D. Jo. Copis.
Rcverende pater et domine piarimum observande Commendatio. Pater-
nus ille aflfectus, qno Reverend. Dominatio Vestra me semper prosecuta est,
cffecit, ut quamvis iste nuncius festinet et ego sim ad pontificem et aliquos
cardinales scribendo fessns, non possira tarnen non de iis scribcre, quae mihi
persuadeo fore Paternitati Vestrae grata, sed ignoscat mihi si breviter et
quasi snmmatim ad eam scribaro, alias huberius meo hac in parte muncre
perfuncturus; itaque sciat velim Paternitas Vestra, mc nupcr a Gallis plus
nimio sibi interdum timentibus detentum et mox honorifice remissnm per-
venisse tandcm ad Caesarem, qul me adeo benigne excepit, ut in primo
statim congressu ea conccsscrit commissioni meae opportuna, quibus melius
vix decennio optare potuissem. Fuit mihi id inprimis gratum, sed non illud
minus, quod vidco hunc principem esse optintum christianum et secus quam
alii depingant, ingeniosum et maxime prudentem, pacisquc et iusticiae ama-
torem. Primum adlocutns sum cum Antwcrpiae; mox Lovanii authoritate
apostolica et regio decreto libri Lutheriani et alii libelli famosi proclamante
praecone in omnibus regnis et dominus Caesaris interdicti sunt et eorum
magnns numerus in medio foro in oculis tot tantaruroque natiouum, quae
Caesarem sequuntur, publice igni combustus est; idcm Leodii factitatum fuit
et fiet Deo favente quacunquc ibimus, melioraque in dies speramus. Tertio
abhinc die Caesar armatus magnoque et opulentissime ornato comitatu
Aquisgrani est iugressus prima noctis hora, her! summo manc a quatuor
electoribus et reliquorum, qui absunt, oratoribus coronatus est et inunctus.
Defuerunt tantae celebritati Rex Boemus, Dux Saxoniae iuvalidus,
et Marchio Brandeburgensis, quorum uterque nunc C'oloniae est, sed eorum
oratores vices gesserunt: feria sexta proxima (ut speratur) Coloniam versus
iter arripiemus sequeturque Caesarem Leodiensis antistes quacunque ibit,
cum quo quia nihil ob tantas omnium occupationes ad hanc dicm de rebus
nostris tractare potui, proptcrea nihil ad Paternitatem Vestram scribo, sed
quum primum e nostra diocesi exierimus, talem rebus omnibus me daturum
ordinem spero, ut Paternitas Vestra de me contenta esse possit, quo ego hoc
tempore nihil magis opto et ratio postulat, sed quanto diutius paticntia
Patcmitatis Vestrae abutor, tanto me tibi obligatiorem rcddo. Cui mc
humiliter commendo. Aquisgrani xxiiii Octobris mdxx.
R. D. Jo. Copis litterarum apostolicarum correctori.
2. Aleandro an Enckenwort, Bib. Vat, Cod. Lat. 807."), foL 223. (Copie.)
D. Willelmo de Enckenvoir.
Reverende pater et domine plurimum observande. Nihil post meum istinc
discessum ad Reverendam Paternitatem Vestram scripsi, tum quia o<xupati8si-
mus, tum quia nihil erat dignum, de quo Pateniitatem Vestram certiorem
redderem. Nunc quia dominus Franciscus Casularius ad me scripsit, Patemi-
118 A. Beilesheim
tatem Vestram maxime scire velle, an octo ducatos W. D. Petro Lamberti
dederim, id a me longe antequam discederem factam fuit, scd ut pato de
E*>. D. Philippe de Agnellis Paternitas Veatra inteliigere voluit, cui revera
nihil dedi, neque schedulam, qaam composuit, accepi, ob cam causam, quia
cnra pontifex discessum meum maxime ärgeret et ego mille curls essem im-
piicitus, non sane fui oblitus, sed non potui, nisi ea ipsa hora, qaa discedere
volebam, ad ipsius aedes accedere: sed tum (ut mihi relatum fuit) non erat
domi. Nihil tamen perditnm est, sed omnia adhuc integra sunt, et cum
primum mihi pecuniarum dabitur copia, procurabo, ut praedicto domino meo
de Agnellis plene satisfiat.
Intellexit iam (ut puto) Paternitas Vestra, quemadmodum super commis-
sione mea in primo statim colloquio ab hoc Christ ianissimo imperatore im-
pretrayerim id, quod Romae nullus fere sibi poterat persuadere, immo quo
vix melius aliquid decennio optare aut cogitarc potuissem. Dens cepta huius
optimi principis, quo nihil melius aut religiosius terra sustinet, prosperet
et secundet. Gerte plurimum debemus R°^^. D. Cardinali Dertusensi\ qul tarn
pie tam saucte hunc regem instituit: princeps enim iste (ut ad Sanctissi-
mum Dominum Nostrum nuper scripsi) praeter summam illam bonitatem et
integri tatem vitae est ctiam bono ingenio et memoria pollet; testis est
variarum linguarum cognitio: superat item aetatem prudentia.
Neque minus (ut spero) ad Paternitatem Vestram fuit perlatum, authori-
tate pontiücis et edicto Caesareo Lovanii praesente Curia libros Lutherianos
publica proclamatione fuisse ab omnibus regnis et dominus Caesaris prohibitos,
et eorum magnum nuraerum in medio foro in conspectu tot tantarumque natio-
num combustos: idem Leodii factum postea est, et in dies mellora speramus.
Haec ad Paternitatem Vestram scribere volui, quia, quum me semper amaverit
et optima sit christianae religionis cultrix, et mea et reipublicae causa
plurimum bis novis gaudebit: et mihi rem gratam in primis faciet, si eadem
nova R^°. domino praeposito Xanthensi* communicabit et orabit Deum, ut
ecclesiam suam sanctam non deserat, et meam ad id operam in parte neque
inanem neque irrltam faciat.
Reverendc domine, quia ingenui animi est, cui multum debeas eidem
plurimum volle debere, oro Paternitatem Vestram ut quemadmodum benigne
mihi pollicita est, ita dignetur ad D. Henricum Canonicum sancti Joannis
scribere, ut fructus, quos ex parochiali de Venrede recipiet, procuratori meo
reslgnet, sie enim fiet, ut et ego hac commoditate mihi profecto plurimum
necessaria fruar et adversarius mous facilius ad concordiam condescendat.
Hac re Paternitas Vestra mihi in praesentia gratius facere nihil potest
») Hadrian Florenzer aua Utrecht, Lehrer Karls V., Professor der Theolgoie in
Löwen, Bischof von Tortosa in Spanien, Kardinal unter Leo X. und dessen Nachfol^r
als Hadrian VL 1522-1B23. Vgl. Hofier. Adrian VL Wien 1880.
*) Propst von Xanten und Dechant von Emmerich war Johann Ingenwinckel.
Hergenroether, Regest« Leonis X. p. 284: Mag. Johann i Ingen winckel, notArio et
4Miuluui suo, praepositnram ecclesiae s. Viotoris Xanotensis dioecesis confert.
Beiträge zur Geschichte Aachens im 16. Jahrhundert. 119
Cum amico nostro* nondum potui per dimidiatam horam loqui, adeo fuit et
ipse suis et ego pontificis negociis impeditus, dixit tamen gratum sibi fuisse
obsequinm Paternita tis Vestrae quam vis dixerit (non culpa tamen nostra, sed
Curiae), multam uimis fuisse pecuniam effusam, de hls nunc satis alias vero
plura. Dens Pateruitatem Vestram ßeverend. diu incolumem servet, cui me
plurimum commendo: Aquisgrani xxiiii octobris postridie quam Caesar fuit
coronatus m. d. xx.
R**". D. Willelmo de Enckenvoirt, postea Cardinali Dertusensi.
1) Der Bischof von Lüttich, Eberhard von der Marck, 1520 Kardinal.
Zur Geschichte der Familie von Trier.
Von M. Schmid.
Bei Durchsicht einiger Akten des Königl. Staatsarchivs
zu Koblenz fanden sich Urkunden, welche Bezug haben auf Mit-
glieder der Aachener Glockengiesserfamilie „von Trier*'. Da die-
selben dankenswerthe Beiträge zu dem reichen, aber weder
vollständigen noch genügend gesichteten Material bieten, das
Böckeier in seiner Glockenkunde niitgetheilt hat, so gebe ich
sie im Nachfolgenden mit Hinzufügung der weit zerstreuten oder
noch nicht veröffentlichten Ergänzungen'.
Zuvor sei kurz die wichtigste von mir benutzte Literatur
über die Glockengiesser von Trier zusanunengestellt. In dem
Glockengiesser-Verzeichniss des Pfarrers Schmedinck fehlt die
Familie von Trier*. Grundlegend war die Arbeit von H. Böckeier,
Beiträge zur Glockenkunde (Aachen 1882). Von Vorarbeiten
seien genannt: Publications de la soci6t6 historique et archöologi-
que dans le duch6 de Limbourg Bd. V (1868), S. 313, Middel-
eeuwsche Klokken en klokinschriften in het Bisdom van Roer-
mond ; B. M. Lersch in der Zeitschrift des Aachener Geschichts-
vereins 1880 (II), S. 339. Weitere Notizen gab Nordhoff in den
Bonner Jahrbüchern (1873—74, Heft 53, 54), S. 66—67 und ferner
S. 96—99; dann Haagen in Picks Monatsschrift 1878, S. 178;
der Niederrheinische Geschichtsfreund 1879 S. 148 u. ä. m.
Eine Ergänzung ergab sich bei der Besprechung von
Böckelers Werk im Niederrheinischen Geschichtsfreund 1882,
Nr. 10, S. 80 (31. Mai) und Nr. 13, S. 102; ferner in der
Recension von Loersch in der Zeitschrift des Aachener Geschichts-
*) Bei der Sammlung des Materials haben mich die Herren Dr. Fromm
und Dr. Wissowa von unserer Stadtbibliothek, wie bei anderen Arbeiten,
bereitwilligst unterstützt. Ebenso Herr Stadtarchivar Pick. Dinen, sowie
allen, denen ich Mittheilungen und Auskunft verdanke, spreche ich meinen
ycrbindlicbsten Dank aus.
») Vgl. Organ fUr christliehe Kunst 1858, S. 151 ff.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 121
Vereins Bd. IV, S. 348; bei Pick in den Bonner Jahrbüchern
1883 Heft 75, S. 201 und 203, Anm. 2; ferner in der Zeitschrift
des Aachener Geschithts Vereins Bd. VI, S. 252 ff.; vgl. auch
Pick, Aus Aachens Vergangenheit S. 296, Anm. 1.
Die Besprechung in den Stimmen aus Maria-Laach Bd. XIII
1882, S. 426 ff. gibt keine Zusätze. Otte, Glockenkunde, erste
Auflage 1858, zweite Auflage 1884, gibt im Wesentlichen das
von Böckeier Gesammelte über die von Trier, die er fälschlich
als aus Holland stammend erwähnt.
Neuerdings sind einerseits durch die Darstellungen der
Geschichte der Pfarreien ', vor allem aber durch das schnell voran-
schreitende Inventar der Rheinprovinz von P. Clemen^ reichliche
Nachträge geliefert. Ueberhaupt bieten die In ventare der deutschen
Provinzen, wie z. B. Lehfeldts Inventar des Reg.-Bez. Koblenz^,
das Inventar von Wiesbaden (Lotz-Schneider ^) u. a. noch Material.
Leider war es mir bei beschränkter Zeit nicht möglich, alle Quellen
zu erschöpfen. Doch hoffe ich, da bei dem stetigen Fortschreiten
der Inventarisirung ohnehin Vollständigkeit zur Zeit nicht erreich-
bar ist, später an dieser Stelle weitere Nachträge zu geben.
Ueber die Personalien derer von Trier Hess sich aus den
Rathsprotokollen und Beamtenprotokollen der Stadt Aachen
einiges feststellen. Diese Quellen befinden sich im städtischen
Archiv zu Aachen, wo auch das „Artilleriebuch der Stadt
Aachen" bewahrt wird, das, ao. 1661 begonnen, über Franz und
Jakob von Trier Auskunft gibt. Weitere Beiträge in den Tauf-
büchern von St. Foilan, aus denen Macco ^ einzelne Auszüge bietet.
Ausdrücklich sei bemerkt, dass die Kirchenbücher, die in
Aachen auf dem Standesamt bewahrt werden, nur so weit benutzt
wurden, als Register dazu vorhanden sind. Hier ist noch weitere
') Geschichte der Pfarreien der Erzdiözese Köln herausgegeben von
Dumont. Köln 1888 ff. Es erschienen bis jetzt XXII Grevenbroich (von
Giersberg), 1883; XXIV Herscl (von (^hr. Maassen), 1885; VI Brühl (von
\V. Rosellen), 1887; XXVIII Königswinter (von Chr. Maassen), 1890;
IV Blankcnheim (von J. Becker), 1893; XXI M.-(Jladbach (von Norrcnbcrg).
*) P. Giemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Düsst'ldorf 1891 fif.
^) P. Lehfeldt, Die Ban- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz.
Reg.-Bez. Koblenz. Düsseldorf 1886.
*) Lotz, Baudenkmäler im Reg.-Bez. Wiesbaden, herausgegeben von
Schneider.
*) Macco, Beiträge zur Geschichte und Genealogie rheinischer Adels-
famOien. Aachen 1884.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 123
da er im selbeu Jahre noch zuvor eine grosse Glocke zu Delft
gegossen hat. (Urk. I.)
/. Staatsarchiv Koblenz, Acta miacellanea ti. s. w. I, B. 8. Bl, 13 und 16.
Erwirdigen und wolgeporne gnedige herren. Ewer erwerden und gnaden
sie zuvorn mein schultiger gehorsam und gautz wiUicher dienst, damit ich
armer underschrebener ewcr erwirden und gnaden gantz underthcnigen gehen
zu vernemen, wie das ich in glaubliche erfarung sin komeu, wie das e. e.
und gnaden in guedeu bedacht und willens sin, die klock zu Trcier im hochcm
thumstifft zu verandren und auff ein nuwess laissen geissen, gott dem all-
mechtigen zu eren und auch c. e. und gnaden zu einem loblichen testament
und guedem gedechtnis, die weil ich dan von menen altem selichen ein ge-
poren kindt der statt Treir sin und auch durch gottes gnade die kunst bie
mir haben, das ich mich vor einen klockengeisser darff auszgeben, nach eines
edern angeben und wolge fallen, groiss und klein, wie ich dan durch gottes
gnade meno kunst wolbewesen haben durch teusehe und welsche lande und
sunderlich noch disz jair an zweien gewaltigen klock eu im Nederlandt, die
eine zu Nymmigen, die andere zu Delfft, da eine eder sebontzehen thausent
gewegen hait, welche klocken sich auch wol verglichen mit der widtten als
die klock zu Treier im hochcm thumstifft staidt, auch mit sunderlichem thoin,
das sich die herren dem urthen mener arhet und kunst wol bedancken, dess
sie mir auch im zeugnis ^ der warheit gepurlich urkunt mit getheilt haben.
Die weil mir dan die kunst durch gotliche verseung alle mene tag zum
besten geraden ist, wult ich auch mene kunst noch gern ein macU im vatter-
landt bewisen zu einem gueden gedechtnis etc. Ist dem nach an c. e. und
gnaden mene fruntliche bitt und ansuches, ime vall das e. e. und gnaden noch
des voraemes werren, dieselbige klock zu verandren und zu bessern, als
dan mir das werck zu vergunen vor einem andren, mit deser mener erbeidtung
und zusagung, das ich dieselbige klock uff menen kosten und faer will geissen,
dar beneben all gezeug darzustellen, es sie an ubericher spisen, holtz und
kolen etc. und was ferners dar zu gehoirt, und das aUes kejnen haller noch
pfenuinck von e. g. begera, die klock sie dan nach e. e. und gnaden wol-
gefallen von lengten und widtten, derglichcn von einem leiblichen thoin wie
sie mir dan van e. c. und gnaden wurdt angeben, und wan ich dan mene
arbett und kunst mit gottes hilff an der klocken bewesen haben, als dan mir
mene gepurliche bezailung nach lüde unsers verdincknis zu erlegen etc., sulchs
ich armer alle zitt gegen e. e. und gnaden gern verthenen will, erkenne gott
allmechtig, der e. e. und gnaden in selichem regement und frolicher gesuntheit
gefristcn wull etc.
ewer erwirden und gnaden
armer underthan und dinst wiUicher
mciflter Henrich, klockengeisser von
Trier, burger zu Aichen.
') Sioho Nr. IV.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 126
docken to gieten van snlcke spyse ende ertz als ein erber raet hon luyden dairto
leveren sali mitten gewichte na dieser stat bestellen, de die clockespiese ter
platsen, dair die docken >gegoten sullen werden ende wederom die dock dair
van dan halendc ontfangende dicselffde van den vorbenomen meister clocken-
gieter na denselffden gewichte, pont vor pont, alsul dat die meister docken-»
gieter an hon snllen behalden den schaden van der lackagie. Die meisteren
sullen alhier komen in die weke na paeschen neistcomende, nemende hoir
woinplatz in stat Imssenhuys ende oick om die docken aldair to ghieten,
behalven die spyse vorscreven, op oircn anxt ende kosten, sonder enige to-
daet vorder van der stat to hebben, dan die beleninge hiernavolgende. Die
groitste ende irste dock sali wegen vifftien duysent ponten up den thoine
van nt, die anderde dock sali wegen seszdasent ponden op den thoin van
fa, dairtho eyn schel van gel icke groite alss die tegen werdige schel ia, noch
cyn vyrclock van sulcke gewichte alz eyn erber raet begeren sali na eischonge
des Werks, sonder idt vorscreven gewichte to overtreden off excediren.
Endo so fern die meisteren die vorscreven docke swarer van gewichte leveren,
en snllen sy van den overensige gewichte vor hon ghieten nyet genieten.
Ende in fall dat die docken mynder van gewichte befonden wurden, sali men
na advenant van den gewichte betalen, ende snllen die meisteren docken-
gieteren allen vlyt vorwenden, om itlich parffdl (? so!) van den docken oire
wydt ende dickte to gheven, oiren thoin suet ende volcomen to laten, leverende
dieselve rein schoen geefif gegeten, sonder draynghe offte enige vnyshouwinge,
hcbbende guet einparich geluyt. Ende off dair enich ongemach geboirden int-
ghene vorscreven is ende bevonden wurde, sullen die meisteren schuldich
ende gehalden syn, dieselvige eyn adir meer to gieten tot oiren last ende
kost, snllen oick op yder dock den dato ende umschrifft stellen na ordinatie
myner heren, sullen ingelicken die klocken gegaten wcsende ende in den torn
hangende eyn jaerlanck vryen ende wercn, ende in dien dair gebreck in be-
vonden wurd by schulden van den meisteren, tselve sullen sy beteren alst
behoirt ende also oprecht werck leveren ende volgen laten. Vorder is over-
komcn, dat die meisteren vorscreven van elcke hondert ponds gewichz hoir-
luiden gelevert hebben sullen twe daler in specie, off dry gefalnwirde brabans
gülden tot twyntich gefalnwirde brabans Schillinge tstuck, ende ghein
tobaet vorder dan als vorscreven staet. Ende die irste termin van der summen
vorscreven totter heilfften tho sullen die meisteren vorscreven outfangen
ende beeren bynnen twe maenden na dat die docken gegaten ende gelevert
syn sullen luydende, ende die ander heilfft bynnen jairs daimae in gcreide
pcnnongen, ende by gebreck van gcreide pennongen sal men den meisteren
alszdan veistigen van jeder hondert viff jairlix up eyn wederloisz ende dair-
van vorschrivong leveren inbehoirliker formen. Insonderheit is overkomen, dat
die meisteren vorscreven die groite dock van ut ende die anderde van fa
vor irst sullen leveren ende gereit maicken, allz sonder argelist. In oirkond
der wairheit sint deser cedulen twe alleins ludende mitter secreitt segcll
bevesticht ende van den meisteren vorscreven onderteickeut ende yeder par-
126 M. Schmid
tbie hefft ejn cedell ontfangen. Geschiet den g^deszdach na den Sonnendach
Invoijarit, den 6 martii anno 1500 seszendesestich.
Bekenn ich peter van Tryer dyt allsz (Siegel.)
verschreffen
JO<^<
Auf der Rückseite: Anno 1566 6** Martii. Verding van den dock to
Nymegen vor M. Peter van Trier.
Endlich hat Heinrich von Trier oflfenbar auch die nach-
folgende Abschrift einer Urkunde beigelegt, die den Gebrüdern
Bürgermeister und Rath der Stadt Nirawegen am 24. Mai 1567
ausstellten. Es wird das Gelingen des Glockengusses zu
Nimwegen ihnen darin bescheinigt.
IV, Staatsarchiv Koblenz^ Ada miscellanea u, «. w, I B, 8, Bl, 14 und 15.
Wy borgenneisteren, schepen ende raet der stat van Nymegen doen
kond allen luyden, dat die gebroideren M. Peter ende Henrick van Trier
clockengicteren int jair 15 hondert sess endesestich ende seyen ende scstich vier
grotc docken ende twe scbellcn mit den togehorenden pannen (gegossen haben),
ende dat van ons synes dairvan alnu die rekenong gehalden ende eyn gnetlick
accord in vrientschap gemackt ende betekent is om sich in den beisten daima to
richten, denwelcken affgescheit wy gemeint syn natokomen ende to voltrecken,
want de gebroideren mit vrientschap van ons gescheiden ende gegain syn,
orcoud ons stat secreit segcU heronder opgedmkt der 24**" dach der mey-
maindt ind jair ons heren dascnt viffbondert sevenendesestich.
Auf der Rückseite von späterer Hand: (Siegel.)
Urkandt der Stadt Nimwegen
Ergiessung einiger Glocken betr.
Als Ergänzung zu dem voi*stehenden Kontrakte und dem
Zeugniss der Stadt Nimwegen dienen nachstehende Notizen aus
dem Rechnungsbuche der Stadt Nimwegen* vom J. 1566 und
1567. Das Schutzblatt des Rechnungsbuches von 1566 enthält
die Notiz:
') Herr (lomoinflparoliiviir Dr. W. vnn do Poll zu Nimwi^geu war so gütige, mir
UieseUien zur VerlUgung zu »tollen; ich spreche demselben ancb an dieser SteUe mttiuen
verbindlichsten Dank aus.
Zar Geschichte der Familie von Trier. 127
In't jair dusent vyfhondert sisz ende sesztich op sint Valentins dach
is hier den torn [der St. Stephenskerk] affgebrannt ende in datt selve jair
syn hier dry klocken gegoteu ende den achten dach in September heb ick
twce klocken ontfangen. Die cene klock heit sent Catharinen klock ende
wecht VI dusent 800 myn dry pont, die anderde klock is die wirklich, ende
weicht viff dusent 3l3Vj pont, ende op den Valentins dach een jaer daama
heb ick die groote klock ontfangen ende weicht 17 dusent myn 24 pont.
Rechnungsbuch 1566.
S. 91, Die herren hebben . . iten helen xii kannen wyns, dae die
klocken verdingt werden, die kan 3*/« st. dit is geschiet ten breeren [hreeven?]
11 gülden 7Va stuver*.
S 177, Up guedes dach betalt an den meister van Aacken eyne daler
voir zijn gets penninck, dat hij die vier klocken aennam to gieten den
6 martii . . . 84Vs ^t.
S, 196, Maes die sackdreger mit noch dry, van die klockspies des
uirkloeks te bringen in die waeg, betalt den 24 augusti 20 stuver.
S, 196, Dae ick die klepel verdingde mit dat ijsere werck aen die
grote klock, verdroncken tot bal . . es aen die Burchport den sesten dach
augusti 8 stuver.
S, 197, Die knechten in dat klockhuijs voir drinckgelt, do sy die gan
weynden van die gerste klock gegeven 10 stuver.
S. 199. In dat klockenhuis to drinckgelt den x dach septcmbris om
dat alt ijseren uyt den andere to suiken 10 stuver.
S, 213, Noch eyn t an die klockegieter geschenckt, da die grote klock
gcgote was.
S, 226 Gerrit Dereksen, Arnt (Jrubels, Aart die Brouwer, Hendrick die
Boes, Jan van Heel, Gregorius, Tonis Wilhelmsen hebben mijt oer soenen die
spies van die grote klock gebrucken den 14 dach januari 1567. 13*/« »t.
S, 229, Wilhelm Vos inde Jan Dereksen hebben die klock van die kar
gedragen in die schyer op die Syckerport. Betalt elek 3*/» stuver dach
januari 6. 7 st.
S, 248. Noch heft meister Jan van den Hoeff gemaekt die vurwerden van
die klock to gieten en van dat holtwerck van allen betalt 14 stuver.
S. 261. Item noch twe gelagen bij Johan van Onderen bij den klocke-
gicteren vertert, beloopend acht gülden brabansche vier stuver, ende dieselve
sullen myn heren den clockengieteren meghen schencken, off sal men die
boeren en inholden laten an die vierhonderd twolf ('aroligr., so Hendrick van
Trier op sinte Johannesdach nativitatis anno acht en sestich ontvangen soll.
Rechnungsbuch 1567.
S, Hl. Item die burgcmesters Banenberch mit etzelicke raitsfrunden und
meisteren van sinten (Uaisgilde hebben to Derick van Rijswick mit den bus-
meistcr van Ttrecht vertert als hy die klocken besien had 13g.. wyns.
>; Die Pk^iMUigaben in d«r Abtohrifl som Theil schwer lesbar.
12d M. Schmld
S. 187, Item betalt an Batger Kistemeker . . vanen 1 hier, dat meister
Gerit Poininck ende Jan Ertpagen dair vertert hadden durch bevelh van my
der oirsaken halven dat se den clepel van sunt Stevens klock in die klock
dair den ersten clepel uijt genommen was und desen weder am ir gehangen
hat, facit 18 stuver.
S, 204. Item betalt an Henrick Verholt dat meister Anthonis Busmeister
van Utrecht vertert heft myt den wageman myt dry perd den 24 may
7 gülden.
S. 205. Item durch bevel mynder beeren betalt an Henrick van Tryer
clockegieter hondert dry en dertich gülden faluwirth 7 stuver, na verwijsing
meister Johan van den Have syn rekening, also myt den clockengieter gehalden.
Facit an loopend gelt, den gülden ad dry ende twintich stuver gerckent, 153
gülden 7 stuver.
Item Thomas Ciaessen betalt durch uijthspreken des ganssen raetz in
bywesen des clockengieters meister Hendrik van Trier "Van syn moitse ende
weggelt dat hem der stat in fruntschap geschenckt hefft, namenlick den
16 july 8V, gülden.
S. 207, Item durch bevell burgermeysteren, schepen ende raet, vort
meister van senter Clais gylde dat ick den 14. april gedaen heb meister Hen-
drick clockegieter op rekening, dat ick an den bürgeren betalt heb van
synen wegen, dair hy my angewesen hefft na luijt syn eigen haut 112 gülden
8 stuver op syn rekening van id gieten van den docken.
Item betalt durch bevel burgermeisteren, schepen ende raet vort meisters
van Sinter Claes an meister Anthonis busmeister van Utrecht den 24 mey, so als
hem den ersamen raet vorschreven hefft om die probation van der docken,
die die meisteren van Aken gegoten hadden, off zy oprecht gegoten waren,
na vernoegen die furv airden und is op der stat kosten gewest acht dach
myt einen wagen mit 3 pert, hem getaent daarvon 19 gülden 11 stuver.
Was wir aus vorstehenden Urkunden über Peter und Heinrich
erfahren, ist kurz Folgendes:
Zunächst, was Böckeier unbekannt war, sind Peter und
Heinrich Brüder. Sie bezeichnen sich selbst als solche auf einer
Glockeninschrift (s. unten) und werden in den Rathsurkunden so
bezeichnet. Beide sind Bürger zu Aachen (vgl. Unterschriften
von Urk. I und Urk. II).
Aber gebürtig sind beide aus Trier (Urk. I), wo ilire Eltern,
die im J. 1567 als verstorben erwähnt werden (Urk. I), offenbar
ansässig waren. Das ist insofern nicht unwichtig, als die Frage
noch offen ist, wieweit die verschiedenen Glockengiesser des
Namens „von Trier", welche Böckeier ohne weiteres als Ange-
hörige einer Familie bezeichnet, wirklich als solche gelten
dürfen.
Zur Geschichte der Familie vou Trier. 12d
Von den uns bekannten älteren von Trier ist jedenfalls
keiner als Vater der Gebrüder Peter und Heinrich anzusehen.
Gregor von Trier (nach Böckeier 1483 — 1513 thätig) kommt
nicht in Fraget Er war in Aachen ansässig, nicht, wie der
Brüder Eltern, in Trier. 1483 nennt er sich „Gorgus van Aichen*
(Böckeier Nr. 3, S. 27). Auch chronologisch ist es unwahr-
scheinlich, dass er Vater von Peter und Heinrich wäre.
Aus gleichen Gründen ist an Johann von Trier d. ä. nicht
zu denken, der nach Böckeier seit 1510 in Aachen und weiterer
Umgebung wirkte ^ überdies mehrfach als Bürger von Aachen ^
beglaubigt ist. Uebrigens dürften die Gebrüder es wohl in ihrer
Eingabe erwähnt haben, wenn ihr Vater auch Glockengiesser
gewesen wäre.
Ueber eine sonstige Verwandtschaft zwischen Peter und
Heinrich von Trier und einem anderen Glockengiesser namens
von Trier liegen vorläufig keine Angaben vor.
Zu der Bewerbung der Gebrüder Peter und Heinrich um den
ümguss einer Glocke zu Trier* sei bemerkt, dass die Eingaben
vermuthlich ohne Erfolg blieben. Auffallend ist, dass die Brüder
wohl hier nicht an gemeinsame Arbeit dachten. Jeder hat
seine Eingabe gesondert und ohne Beziehung auf seinen Bruder
eingereicht. Es ist auch ausser dem Nimweger Auftrage kein
anderer mir bekannt, den die Gebrüder gemeinsam ausgeführt
hätten. Auch die Delfter Glocke von 1567 scheint Heinrich
wieder allein gegossen zu haben. Nebenbei erfahren wir aus
den Eingaben der Gebrüder noch von einer grossen Glocke,
welche Peter von Trier vor 1566 zu Mainz goss. Ferner von
jener grossen Glocke des Heinrich von Trier, gegossen 1567
zu Delft.
Betrachten wir nun die Thätigkeit der Peter und Heinrich
von Trier in Nimwegen. Nach Urk. III sollen sie in der Woche
nach dem Osterfeste 1566 in Nimwegen ihre Arbeit beginnen.
Der Kontrakt wird von Peter allein unterzeichnet, da vermuth-
lich Heinrich noch nicht zugegen ist. Er datirt vom 6. März 1566.
*) Ueber diesen Gregor von Trier vgl. unten S. 134 ff.
') Ueber Jan van Trier d. ä. vgl. unten 8. 136 ff.
») Vgl. Böckeier S. 31, Nr. 27 und unten S. 136.
*) Von der zum UnigUds bestimmten Glocke wird nur gesagt, die grossen
Glocken zu Nimwegen und Delft (I70(» Pfund schwer) ständen an Grösse der
Trierer nicht nach.
9
lao M. Schmid
Danach mussten kontraktniässig die Arbeiten gegen den 25. April
beginnen.
Aus Urk. IV geht hervor, dass am 24. Mai 1567 derGlocken-
guss vollendet und Abrechnung gehalten war.
Im Kontrakt werden zwei Glocken und zwei Schellen in
Aussicht genommen (Urk. III). Thatsächlich giessen sie aber
vier Glocken und zwei Schellen (Urk. IV), deren eine wohl als
die in Urk. III erwähnte Feuerglocke dient. In Urk. I gibt
Heinrich das Gewicht der grossen Glopke auf 17 000 Pfund an,
im Kontrakt wird eine Glocke von 1 5 000 Pfund (auf den Ton ut),
eine von 6000 Pfund (auf den Ton fa) verlangt. Diese sollen
zuerst geliefert werden.
Vergleichen wir nun damit die Angaben des Stadtrech-
nungsbuches. Zunächst erfahren wir, dass am Valentinstag ^ 1566
der Thurm der St. Stephanskirche abbrannte, wobei wohl die
vorhandenen Glocken schmolzen. Am 6. März ist auch dem
Rechnungsbuche zufolge der Kontrakt abgeschlossen auf vier
Glocken, worauflün um 11 Gulden 7^2 Stüver Wein zum Besten
gegeben wird.
Am 6. August wird das Eisenzeug für die grosse Glocke
verdingt.
Am 24. August wird die Glockenspeise für die Uhrglocke
geliefert.
Am 8. September werden zwei Glocken abgeliefert, die
eine heist Sta. Katharina und wiegt 6797 Pfund, die andere
ist wohl die vorerwähnte Uhrglocke, und wiegt 5313^2 Pfund.
Am Valentinstage 1567, also am Jahrestage des Thuim-
brandes, wird auch die grosse Glocke abgeliefert, die offenbar
identisch ist mit der St. Stephansglocke und 16076 Pfund wiegt,
also mehr, als kontraktlich vorgesehen war (am 6. Januar
schaffen Wilhelm Vos und Jan Dereksen die gi'osse Glocke fort).
Die Glocken werden noch durch den Büchsenmeister von Utrecht
auf ihre Güte geprüft, wofür derselbe ausser freiem Aufenthalt
für sich und seine Begleitung das übliche Festmahl erhält.
Laut Urk. III sollen die von Trier für den Glockcnguss
pro Centner der gelieferten Glocken erhalten 2 Thaler in specie
oder drei „gefaluuirde^ brabantische Gulden.
In Nim wegen erhält Heinrich von Trier 153 Gulden 7 Stüver
nach dem 24. Mai, offenbar für die Unkosten des Aufenthaltes.
*) Am 14. Februar, nicht 7. Januar.
Zur Gescbiclite der Familie von Trier. 131
Dazu legt derRatli für ihn aus 112 Gulden SStüver an Bürger
von Nimwegen.
Endlich wird dem Heinrich von Trier für St. Johannistag
1568 eine Summe von 412 Karolinen zugesagt.
Wie mir Herr Dr. van de Poll freundlichst mittheilt, sind
von den drei vorgenannten Glocken der St. Stevenskerk heute
noch erhalten:
1. Die grosse St. Stevensglocke, die nur bei Sterbefallen
in der königlichen Familie geläutet wird.
2. Die St. Katharinaglocke, die dem protestantischen Kirchen-
dienst dient.
3. Die Uhrglocke, welche aber vor 15 Jahren durch eine
neue ersetzt wurde.
Genaue Abschrift der Inschriften dieser Glocken konnte
ich vorläufig nicht erhalten. Nur soviel, dass die Katharina
neben einer längeren Aufschrift die Bezeichnung trägt: Petrus
et Henricus a Treviris fratres me fuderunt anno domini 1566 ^
üeber den Antheil der Brüder am Gusse lässt sich wenig
feststellen. Peter unterschreibt den Kontrakt. Die Inschrift
sowie das Attest nennen ihn in erster Linie, er war also wohl der
ältere ? Das Rechnungsbuch dagegen nennt nur Heinrich von Trier.
Dieser hat also wohl die Geschäftsführung in Nimwegen, die
Verhandlungen mit dem Rathe der Stadt gehabt.
Ueber die vierte Glocke und die zwei Schellen habe ich
bisher nichts erfahren können. Herr Dr. van de Poll vermuthet,
die vierte Glocke habe sich in dem vor einigen Jahren abge-
brochenen Thurm der Siekenpoort befunden.
2. Sonstige Arbeiten der Gebrüder Peter und Heinrich
von Trier.
In Urk. I rühmt sich Heinrich seiner Kunst, die er durch
deutsche und welsche Lande bewiesen hat. In den Stadtrech-
nungen zu Jülich findet sich zum J. 15()8/()9 ein Vermerk^ „Item
den klockengiesser von Aachen herboscheiden, umb die scheel uf
der Herrn hauss' zu vergiessen.** Man wendet sich also nicht nach
') Herr Dr. van de PoU hat für den Sommer die Aufnahme der
InHchriften freundlichst in AusHicht gcsteUt.
*) Wg}. Kühl, Geschichte des Gymnasiums zu JiUich. Jülich 1891, Rd. I,
S. 217.
") Es bandelt sich um ein GlOcklein auf dem Jülicher Rathhaus.
9*
134 M. Schmid
Da aber die drei Glocken zuKirspenich und Oberiah r (Böckeier,
Nr. 57 — 59) doch wohl noch von ihm stammen, und laut Inschrift
für katholische Kirchen gegossen wurden, so ist aus jener Legende
der Glocke zu Weiler auf einen etwaigen Glaubens Wechsel des
Peter von Trier nicht zu schliessen. Man müsste denn diese
drei Glocken einem jüngeren Peter von Trier zuschreiben wollen,
wofür kein Anlass vorliegt.
Dass Peter II auch als Geschützgiesser wirkte, erwähnt
Böckeier (S. 22, Anm. 2). Einen weiteren Beleg dafür finden
wir in einer Notiz von Pick *, der aus einem Rheinberger Proto-
koll vom J. 1595 mittheilt, dass Peter von Trier, Bürger
von Aachen, sich verpflichtet, aus einem zerbrochenen Stück
zwei neue Stücke zu giessen, die für Graf Herrmann von Bergh
bestimmt sind. Somit haben die Gebrüder Peter und Heinrich
von Trier im 16. Jahrhundert eine ansehnliche Stellung als
Giesser innegehabt und dürften in der That an Ruhm nicht viel
dem grossen Giesserpaar des 17. Jahrhunderts, dem Franz und
Jakob von Trier, nachgestanden haben.
II. Gregor von Trier.
Böckeier stellt als Lebenszeit des Gregorius von Trier, der
sich in einem Falle auch Gorgus van Aichen nennt*, die Jahre
1483—1513 fest.
Zunächst sei erwähnt, dass für seine Thätigkeit im J. 1483
sich noch ein weiteres Zeugniss gefunden hat. In den Beiträgen
zur Geschichte von Eschweiler und Umgegend wird über zwei
Glocken der Pfarrkirche von Freialdenhoven berichtet, deren
eine 1483 von Gregorius de Traver, also wohl unserem Gregor
von Trier, gegossen wurde (Anh. Nr. 97).
Weitere, Böckeier nicht bekannte Arbeiten unseres Gregor
von Trier sind die Glocken zu Neurath und zu Hillensberg, beide
von 1495 (Anh. Nr. 98, 99), eine andere zu Neurath von 1505
(Anh. Nr. 100), von 1506 eine zu Htinshoven und zwei zu
Immendorf (Anh. Nr. 101 und 102); 1508 goss er drei Glocken
zu Jülich (Anh. Nr. 103), 1509 eine zu Gleuel (Anh. Nr. 104),
1511 eine zu Carweiler (Anh. Nr. 105) und eine andere zu Baasem
(Anh. Nr. 106).
^) Jahrbücher des Vereins von Altcrthumsfreunden im Rheinlande.
Uett 75 (lb83) S. 201.
») Vgl. Böckeier 3, S. 27.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 135
Böckeier führt dann noch zwei Glocken des Gregor von
Trier aus dem J. 1513 an, beide zu Buchten in Holland.
Es folgt eine Lücke von 25 Jahren. Dann treffen wir
wiederum eine Folge von Glocken zwischen 1538 und 1565.
Nämlich 1538 zu Maischoss (Anh. Nr. 114), 1547 zu Hillens-
berg (Anh. Nr. 115), 1548 zu Hahnebach (Anh. Nr. 107), 1564
zwei Glocken zu Dernau (Anh. Nr. 108, 109), 1565 zu Lorch
(Anh. Nr. 110).
Stammen die letztgenannten sechs Glocken %uch von der
Hand jenes vorerwähnten Meisters Gregor? Auffallend ist, dass
nach dem Verzeichniss bei Böckeier Gregor zwischen 1494 und
1513 in schneller Folge eine längere Reihe von Glocken goss.
Dann' folgt eine Unterbrechung von 25 Jahren, und nun erst
reihen sich die obigen sechs Glocken an.
Bis diese Lücke nicht überzeugend ausgefüllt ist, möchte
ich annehmen, dass die letzteren Arbeiten von einem jüngeren
Gregor stammen. Zwei Glocken goss Gregor d. ä. schon 1483.
Geben wir ihm nur ein Alter von 20 Jahren, was gewiss zu
niedrig gegriffen ist, so wäre er beim Guss der letzten der
oben erwähnten Glocken 102 Jahre alt gewesen. Ich glaube
danach die Existenz eines Gregor von Trier d. j. behaupten zu
dürfen.
Böckeier citirt auf Seite 32 (Nr. 30) die Inschrift einer
Glocke zu Oberzier bei Düren : Gurris * un Jan van Treer guss
mich ann. dni. 1546.
Böckeier wundert sich, dass hier der Name des Gregor von
Trier noch vorkomme, der schon 1484 Glocken gegossen habe.
Das Räthsel löst sich sehr einfach durch den Nachweis der
Existenz eines jüngeren Gregor von Trier.
Gregor von Trier arbeitet in dieser Zeit mehrfach mit einem
Jan van Trier zusammen. So 1538 zu Maischoss (Anh. Nr. 114),
*) Ourris »oh hier gleich Grej^orius sein. In Carweilor (Anh. Nr. 105)
stehtCiorius offenbar fürOrep^orius, in Maischoss wieder (lorgius (Anh. Nr. 113),
in HiUensbcrg gar Juris (Anh. Nr. 114), der ältere Gregor nannte sich 1483
zu Simmcrath Gorgus (Böckcler Nr. 3); Gorgus, Gorgius, Gorius, (lurris und
Jurris, könnten also sehr wohl V^erstümmelungen desselben Namens Gregorius
sein. xVuffallend ist, dass in Hillensberg und Oberzier der Singular „gus
mich" statt „gössen mich** gebraucht wird. Ich vermag es nur so zu erklären,
dass Gregor die Formel „goss, gois, goes mich* von seinen Güssen her so
gewöhnt war, dass er sie beibehielt, auch wo sein Gehülfe Johann mit
erwähnt wird.
136 M. Schmid
dann 1547 zuHillensberg (Anh. Nr, 115). Seit 1548 arbeitet er
selbständig. Man möchte daraus schliesseu, dass Gregor d. j.
um 1538—1547 Gehülfe eines älteren Jan van Trier war und
dann selbständig wurde. Dem steht aber entgegen, dass Gregor
bei den drei gemeinsamen Arbeiten immer an erster Stelle genannt
wird. Also steht nur so viel fest, dass ein Jan van Trier als
Gehülfe des Gregor arbeitete. Ueber diesen vergleiche das
Nachfolgende.
Somit n^me ich einen Gregor d. ä. (I) von Trier an, thätig
von 1483—1513 und einen Gregor d. j. (II). thätig um 1538—1566.
Letzerer hatte bis 1548 zum Gehülfen den Jan von Trier.
III. Jan von Trier.
Die Lebenszeit des Jan von Trier gibt Böckeier auf 1 5 1 0 — 1 620
an, bemerkt aber dazu, dass wohl ein älterer und jüngerer Jan
von Trier anzunehmen sei. Wahrscheinlich sind sogar mehr als
zwei Johann von Trier zu unterscheiden, ohne dass die auf
ihren Namen lautenden Glocken vorläufig mit Sicherheit vertheilt
werden können.
Zu dem Glockenverzeichniss des Johann von Trier bei
Böckeier kommen 15 neue Glocken hinzu, die über 1620 weit
hinaus Giesser des Namens Johann bis 1686 thätig zeigen.
(Anh. Nr. 116—126.)
Zunächst lässt sich ein Johann I ausscheiden, der bereits
um 1507 zu arbeiten beginnt, wie die Glocke zu Alendorf
beweist (Anh. Nr. 116). Da er 1534 für Erkelenz eine Glocke
in Aachen giesst (Anh. Nr. 120), so ist er jedenfalls in Aachen
ansässig, er wird ja „meister Johann, glockengiesser zu Aachen**
genannt ^ Die Glocke zu Wershofen (Anh. Nr. 122) von 1561
dürfte wohl die letzte der ihm zuzuschreibenden Glocken sein.
Seit 1588—1548 arbeitet dann der oben erwähnte Johann II mit
dem genannten Gregor d. j. von Trier zusammen; 1613 wird
dann ein Johann von Trier als Vater eines Franz von Trier
(des berühmten?) genannt (vgl. Franz von Trier) (Glocke zu
Huisberden, Anh. Nr. 127), 1644 nennt sich ein Johann von
Trier „Huissensis", d. h. aus Huissen (in Holland), vgl. Glocke
zu Kranenburg (Anh. Nr. 124). Ein jüngerer Johann wird endlich
*) 1535 nennt er sich auf der Glocke des Aachener Biönsters selbst
civis Aquensis.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 137
1616 UQd 1 686 zu Ueden als Sohn des Peter von Trier genannt
(Anh. Nr. 161, 162).
Ob von diesen fünf Johann von Trier einige identisch, lässt
sich aus den Inschriften der Glocken nicht erkennen.
lieber einen Giesser Johann von Trier erfahren wir von
Merlo\ dass der Kölner Magistrat mit ihm und seinem Genossen
Philipp Edmund im J. 1604 einen Vertrag abschloss, den Guss
von Geschütz betreffend. Es wird dabei erwähnt, dass die
beiden um Verleihung des kölner Bürgerrechtes eingekommen
waren. Somit dürfte Johann von Trier d. j. damals von Aachen
nach Köln übergesiedelt sein. Ueber seine weiteren Schicksale
in Köln konnte ich bisher nichts erfahren. Ist er vielleicht,
weiter wandernd, nach Huissen gelangt, und so identisch mit
dem Johanes Huissensis von 1644?
Endlich findet sich im Tauflmch von St. Foilan zu Aachen
unter dem 19. August 1689 ein Joannes als Sohn eines Joliann
von Trier, der aber wohl kein Glockengiesser war: Joannes, p.
Joannes von Trier dictus, quia cognomen ignoratur et non (?)
miles in castris*, mater autem Margareta con . . susc. Joannes
Offerman. Maria?
IV. Jakob und Franz von Trier.
Als die hervorragendsten Meister der Familie von IVier
führt Böckeier die Gebrüder Franz und Jakob von Trier an,
„wahrscheinlich Brüder^. Waren sie wirklich Brüder? Dann
ist es auffallend, dass weder auf Glockeninschriften, noch in
Kontrakten oder städtischen Protokollen, auch nur einmal sich
diese Bezeichnung findet. Man sehe die nachfolgenden Akten-
auszüge durch. Auch wo es nahegelegen hätte, sie als Brüder
zu bezeichnen, fehlt dies Epitheton.
Böckeier citirt dafür nur die Aufschrift auf einer Burtscheider
Glocke „ refundi curavit per fls a curia**, und übersetzt
„Hess [die Glocke] giessen durch di^ Söhne vom Hof*. Ich über-
gehe die Frage nach der Richtigkeit der Uebersotzung. Aber,
selbst wenn sie korrekt wäre, ist sie doch nicht mit Sicherheit auf
') Kölnischo Künstler in alter und nener Zoit. (J. J. BlerloN Nachrichten
etc.). HeraUKgegehen von Firmenich-Ricbartz und H.Keusseu. Dossei-
düff 1895, 8. 891; 8. auch Annalen des historischen Vereins für den Nieder-
rhein S. 228— 231 (1865, Heft 16).
*) Der Sinn der Eintragung ist unklar.
188 M. Schraid
Franz und Jakob von Trier zu beziehen. Und selbst wenn diese
„Söhne vom Hof" genannt werden, so ist damit eine Brüder-
schaft als Verwandtschaftsverhältniss nicht ohne weiteres aus-
gesprochen. Offenbar bezieht sich aber das „a curia" überhaupt
nicht auf die Gebrüder von Triers
So lange also Beweise fehlen, halte ich sie nicht für Brüder.
Jakob ist, wie wir aus den Rathsakten ersehen, ein Sohn des
Franz von Trier (s. unten S. 140). Franz, den auch Böckeier
für den älteren hält, ist schon vor 1(500 als Sohn eines Glocken-
giessers (s. unten S. 142) Johann geboren.
Also auch danach wären sie nicht Brüder, wenn sie auch
mit höchster Wahrscheinlichkeit als Verwandte anzusehen sind.
lieber Franz und Jakob von Trier enthalten die Aachener
Rathsprotokolle, Beamtenprotokolle und andere Urkunden eine
Reihe von Mittheilungen, die uns zwar über ihre Giesserthätigkeit
nichts wesentlich Neues melden, aber über ihr bürgerliches Dasein
manche beachtenswerthe Thatsache berichten^ und daher hier
zusammengestellt werden müssen.
a) Jakob von Trier.
Von 1656—1660 hat Jakob von Trier das Amt eines Fleisch-
und Fischmarktmeisters inne. Die Rathsprotokolle melden:
1656. Urbaiii (25. Mai) wurden vom Grossen Rath Jakob von Trier und
Johann Peters zu Fleisch- und Fischmarktmeistern erwählt. (R.-Pr.
Bd. I, S. 8.)
1657. 25. Mai. Die vorgenannten verbleiben im Amte bei der Neuwahl
(R.-Pr. Bd. I, S. 72.)
*) Vgl. Böckeier S. 39 und 40, Anm. 4. Die daselbst citirtc Inschrift
einer Glocke der St. Johann-Baptist-Pfarrkirche in Burtscheid lautet nach
Böckeier: abatissa me refundi curavit per fls a curia 1659, was Böckeier über-
setzt: Die Aebtissin liess mich giossen durch die Söhne vom Hof, „nämlich Franz
und Jakob von Trier, die hicnach Brüder waren". Die Söhne vom Hof halte ich
eher für ein paar Glockengiesser aus der Aachener Familie, „vom Hofe, von
den pove", die um diese Zeit in den Taufbüchern von St. Foilan erscheint.
Ein Andries von den Hove ist Pathc von Franzens Tochter Katharina
im J. 1617. Mit dieser Glocke in Zusammenhang bringt Böckeier die In-
schriften einer Glocke der Aachener Münsterkirche von 1656, in der, wie mir
Herr Archivar Pick freundlichst mittheilt, das „longo sub agro decauo** zu
übersetzen ist mit „unter Dekan Langenacker", von dem z. ß. ein Revers vom
5. Oktober 1658 sich bei den Akten im städtischen Archiv findet.
^) Herr Archivar Pick war so freundlich, diese Notizen ans den Proto-
kollen auszuziehen und mir zur Verfügung zu stellen, wofür ich ihm hier
nochmals meinen Dank ausspreche.
Znr Geschichte der Familie von Trier. 139
1659. 25. Mai. Jakob von Trier wiederum vom Grossen Rath zu obigem
Amt gewählt. (R.-Pr. Bd. I, S. 220.)
1660. 25. Mai. Jakob von Trier verbleibt im Amte, drei andere Beamte
werden neben ihm gewählt. (R.-Pr. Bd. I, S. 280.)
1657. 12. April deputirt der kleine Rath den Jakob von Trier in Rechnungs-
streitigkeiten zwischen Johann Rindfuess und dessen Schwager Winandts
und Schwiegermutter zum Vorgleich. (R.-Pr. Bd. I, S. 60.)
Im J. 1G61 wird dann »Jakob von Trier Kohlmeister ^.
1661. n. März. Durch absterben weilandt Niclassen Jürgens sohl, erledigtes
kohlmcister-ambt hat ein ehrbarer rath Jacoben von Trier auf sein
underthänig supplicireu grossgunstig conferirt. (R.-Pr. Bd. II, S. 34.)
Im November des Jahres 1661 wird aber Jakob von Trier
bereits als verstorben erwähnt, nnd aus dem Artilleriebuche
der Stadt Aachen geht hervor, dass er am 11. November 1661
gestorben* ist, nachdem er seit dem 6. März 1638 als Konstabel
der Artillerie im Dienste der Stadt Aachen gestanden hatte (vgl.
auch Böckeier S. 25).
Schon am 17. November 1661 wird „das durch Absterben
Jakoben von Trier erledigte Kohlmeisteramt durch den Rath
konferirt dem Andriessen Ehlen**. (R.-Pr. Bd. II, S. 164.)
Jakobs Nachfolger als Artilleriekonstabel wird Jakob Vass-
kessel ^.
1662. 23. März. In platz des abgelebten artillerio bewahrers Jacoben von
Trier S. hat ein ehrbar rath angenommen Jacoben Vasskessel. (R.-Pr.
Bd. III, S. 39.)
Am 1. Dezember 1661 wird für die hinterlassenen Kinder
des Jakob von Trier Vormundschaft eingesetzt, und zwar für
die Kinder aus erster Ehe mit der verstorbenen Anselma Michels:
1661. 1. Dezember. Ein ehrbar rath hat aber weiland Jacoben von Trier
sei. mit aach weiland Anselma Michelss gezilten nnmundigen zu
Vormünder und curatoren ambts und obrigkeitshalber angc^ordnet
den ultvater Frantzen von Trier und Johannen Wafer, scholteissen
zu »Stadtkiell. Jurarunt den 10. xbris 1661. (R.-Pr. Hd. II, S. 171.)
Auftallend ist, dass hier als Altvatter^ (irossvater, genannt
wird ein Franz von Trier, während nach Höckelers Angabo der
*) Ueber Franz und Jakob von Trier als Kohlmeister vgl. auch Loersch
in Bd. XIII der Zeitschrift för IJergrecht.
•) Nicht 11. Oktober wie Böckeier fälschlich liest.
') Vgl. auch das Artilleriebuch.
*) Altvater ist ausschliesslich im Sinne von Orossvater im (Gebrauch.
Vgl. Brinckmeyer, Glossar, diplom.
140 M. Schmid
Vater des Jakob von Trier im Taufbuch von St. Foilan Jakob
heisst^ In dem angezogenen Kirchenbuch steht aber unterm
29. April nichts von Jakob von Trier, sondern es wird die
Taufe eines Jakob, Sohnes des Jakob von Triecht und dessen
Gattin protokollirt. Diese von Triebt (Triecht) sind eine im
Taufbuch mehrfach vorkommende Aachener Familie, die mit
den von Trier nichts zu thun hat.
Jakob von Trier ist also Sohn eines Franz von Trier. Aber
er ist auch nicht 1604 geboren. Seine Thätigkeit als Glocken-
giesser beginnt nach unserer Kenntniss 1640. Ferner kennen
wir Nachkommen des Jakob von Trier, soweit sie im Taufbuche
von St. Foilan erwähnt sind, erst seit 1641. Um diese Zeit
wurde er wohl Meister und heirathete. Er war also beträchtlich
jünger als Franz von Trier.
Kinder: 1. Anna Elisabeth, getauft 31. Dezember 1641,
p. Jacobus van Trier, m. Annselma; susc. Herman Hymbach,
Elisabeth von Trier. [NB. Gattin des Franz von Trier.] (Vgl.
Macco S. 158.)
2. Johannes, 22. Januar 1643, p. Jacobus van Tryer, m.
Anna; susc. Aegidius Himbach, Helena Creveldius (fehlt bei
Macco).
3. Christophorus, 28. Dezember 1645, p. Jacobus van Trier,
m. Anna; susc. Franciscus Klocker, Cliristina Brewer (Macco
S. 159.)
4. Theodorus, 8. August 1647, p. Jacobus van Tryer, m.
Anna; susc. Nicolaus Fybus, Sophia Himbach. (Macco S. 160.)
5. Anna Elisabetha, 11. Februar 1649, p. Jacobus van Tryer,
m. Anna Selma; susc. Antonius Weser [?], Helena Brauwer (fehlt
bei Macco). Offenbar war die erste Tocliter Anna Elisabeth
gestorben.
6. Johannes Jacobus, 6. April 1651, p. Jacobus von Trier,
m. Anna; susc. Jodocus Roust, Anna Fybus (fehlt bei Macco).
7. Maria, 30. August 1657, p. Jacob von Trier, m. Anselma;
susc. Gerlach Priem, Ahlet Ehler. (Macco S. 165).
8. Johanna, 20. Dezember 1659, p. Jacob von Trier, m. Anna
Magdalena [2. Gattin]; susc. dominus Franciscus von Trier,
Johanna Lingemundt. (Macco S. 166.)
Eine Maria Gertrudis, Tochter des Jakob von Trier und der
Katharina Hanenbach ist schon deshalb keine Tochter des obigen
') Böckeier S. 25,
Zur Geschichte der Familie von Trier. 141
Jakob, weil sie erst ara 2. Januar 1681 geboren ist, Jakob aber
1661 starb.
Dem oben vermerkten Sohn Johann wurde ein „Geburts-
schein** am 19. September 1658 ausgestellt, worin, ohne An-
gabe der Geburtsdaten, die eheliche Abstammung von Jakob
von Trier und Anselma Michels bescheinigt wird K Der Schein
dient oifenbar als Geleitsbrief für den auf die hohe Schule
Gehenden. Am 9. Dezember 1660 verlieh dann der Rath an
Johann von Trier, Sohn Jakobs von Trier, eine Crasselische
vacirende Portion in Bursa montis zu Köln^ (R.-Pr. Bd. I, S. 334.)
Die zweite Gattin des Jakob von Trier, Anna Magdalena
Nipel, hatte wegen eines Geschützes, das ihr Gatte noch kurz
vor seinem Ableben mangelhaft gegossen. Anstände beim Rath.
1661. 1. Dezember. Die recbnung der tau cammer wegen an weiland Jacoben
von Trier sei. wegen giessung einer cartawen gelieferter glockenspeiss
und gethaner Zahlung ist abgelesen, waruf herren burgermeistere und
beambten beschlossen, dass das gegossene stuck der gebühr durch
unpartheiliche dess wercks verstendige probirt und, dha einiche fehl
daran befunden, des Triers wittib zu ergentzungdess Schadens angehalten
werden solle. (B.-Pr. Bd. XXXIX, S. 129.)
1662. 12. Januar. Uf demutiges suppliciren Annen Magdalenen Nipel,
Wittiben w. Jacoben von Trier s., und vor deroselben einkommene
intercessiouale des herreu graven von Manderscheid hat ein ehrbar
raht gewölt, das vor allen dingen, damit keinem einig unrecht wieder-
fahrc, ein veratendiger stuckgiesscr zu probirung des von dem abge-
lebten Trier s. gegossenen groben geschutzes uf ungleichs kosten
von Collen hiehin entbotten, und mitler weil mit dem vpr herren scheflfen
angefangenen process eingehalten werden soll. (R.-Pr. Bd. III, S. 8.)
1662. 30. Januar. Stuckgiesser. Demnach der Cölnischer hiehin entbotteuer
Htuckgiesser mit Zuziehung herren weinmeisters SchÖrer und herren
baumeisters Ammei dass von weiland Jacoben von Trier gegossenes
grobes geschutz besichtigt, und referirt, dass dasselb wegen binden
in der cammer habenden koulen gar gefehrlich und darumb er nit
ruhten thete, darüber der prob halben grosse uncösten zu treiben,
damitt dan in diesem ailv' impartialitet oder nulUtet verhuetct (V) werden
mögte, alss haben herren burgermeistere und beambten vor guot ange-
sehen, dass eines ehrbaren raths auwaldt mitt selbigem stuckgiesscr
beyra adtliehen scheffcnge rieht sich ahnmelden und daselbsten die relatio
*) Original im städt. Archiv zu Aachen.
*) lieber die (-rasselische Stiftung vgl. Rianco, Die Universität und
die (lymnasieu zu Köln, Theil II, Studienstit'tungen 8. 81 ff.
142 M. Schmid
selbigen stiickgiessers protocollirt werden solle. (B.-Pr. Bd. XXXIX,
S. 133 V. u. 134.)
1662. 8. Februar. Es solle die wittib weiland Jacoben von Trier vor herren
bnrgerraeistcrc gefordert und muntlich vernobmcn werden, was sie
ihrer beschwernuss halben mit dem gegossenen stuck und sunsten zu
thun Vorhabens. (B.-Pr. Bd. XXXIX, S. 134 v.)
1662. 23. Februar. Wittib Trier wirt aller forderung erlassen, üif ein-
koraenes suppliciren der wittiben weiland Jacoben von Trier und dero-
selbeu vor herren burgermeisteren am 14. diesses gethane erclerung, das
sie nebens den 900 ff empfangener glockeuspeiss und 50 rthlr., so
ihr ehewirth s. bey lebzoiteu empfangen, noch 156 rthlr., so sie noch
etwa mochte zu praetendiren haben, nebens den 50 handgranaten und
einige eisene bendt missen und dargeben wolle, hat ein ehrbar rath
sie dargegen aller ferner Spruch und forderung grossgunstig erlassen.
Benuntio processui. (R.-Pr. Bd. III, S. 24.)
*
b) Franz von Trier.
lieber die Familie des Franz von Trier geben die Tauf-
i-egister von St. Foilan Nachrichten. In den allerdings unvoll-
ständigen Listen werden sechs Kinder genannt, die er mit seiner
ersten Gattin Elisabeth hatte. Da das älteste derselben 1611
getauft wird, muss Franz von Trier vor 1600 geboren sein.
1. Jan (Johann), 19. September 1611, p. Fransz von Trier,
m. Eisgen; susc. Johan von Trier (suppl.), Jacob Schleicher,
Jörgen (?) Kelmiss. (Macco a. a. 0. S. 148.)
2. Jacobus, 7. April 1615, p. Frans van Trier, m. Eisgen;
susc. Johannes Creveld, Agnes Schliechers.
3. Cathar[ina] 11. Januar 1617, p. Fransz von Trier, ni.
Eissgen; susc. Marg. (?) von Veldt, her Andriesz von den Hove,
nob. hr. Franciscus von Eijnanthen, her zu Neweubergh. (Macco
S. 151.)
4. Martinus, 14. Januar 1619, p. Fransz von Trier, m. Eliza-
beth; susc. Joannes Ploich (Broich), Margaretha Mentgens. (Macco
S. 153.)
Darunter folgt unmittelbar 5. Gregor (offenbar Zwillings-
bruder von Martin), parentes qui supra; susc. Peter Valenthin,
Sophia Heinsbachs.
6. Name unleserlich, 31. Oktober 1621, p. Franciscus von
Trehr (?), m. Elisabeth; susc. Jan Capper, Margarethe Altburg.
Ueberdies findet sich Elisabeth von Trier am I.April 1618
als Pathc einer Tochter des Jan van Broich, Franz von Trier
Zur Geachichte der Familie von Trier. 143
am 18. Novemlier 1640 als Patlie der Tochter Katharina des
Jakob von Collen, im Taufregister von St. Foilan.
Böckeier gibt nach einer Notiz des „Artilleriebuches der
Stadt Aachen" als Todesjahr des Franz von Trier J6G2 an. Da
er aber noch bis 1672 Werke des Franz v(in Trier selbst an-
führt, so nimmt er für 1662—1672 einen jüngeren Franz von
Trier an, mit Unrecht.
Wie wir aus dem Nachfolgenden erseiien, wird Franz von
Trier 1658 Kohlmeister, 1671 verzichtet er auf das Kohlmeister-
amt, nachdem er schon 1666 auf sein Amt als Artilleriekonstabler
verzichtet hatte. Von einem jüngeren Franz von Trier, der von
1662 bis 1671 an Stelle des älteren zum Kohlmeister gewählt
wäre, ist nichts erwähnt.
Eine Durchsicht des Aachener Artilleriebuches, dem auch
das nachstehende Wappen entnommen ist, ergab, dass noch nach
dem angeblichen Todesjahr 1662 Franz von Trier im Artillerie-
buche in FnitokoHen, Eingaben u. s, w, der Aachener Kapitains
und Konstabier mitgenannt wird, was liöckeler, der wohl nur
die erste Seite gelesen, übersah. Im Artillenebucli findet sich
S. 21 folgende Kingnhe vom 24. April 166K kopirt: und weilen
Franss von Trier den 1 1. Oktober 16«6 viir beiden herren regieren-
144 M. Schraid
den burgermeisteren, auf Jacoben Contzen^ resignirt, derselb
auch damals alssbalt den artillerie aid . . . . geschworen ....
alss bitten zugleich dieses ebenfalls zu ratiflciren Capitain
und sämbtliche artilleriebewahrer.
Es folgt abschriftlich ein Attest des „Franss von Trier",
der bezeugt, dass von alters her bei der Neuwahl von Artillerie-
konstablern den Kapitains und Konstablern die Präsentation der
Kandidaten an den Rath zustand. Ein solches Zeugniss konnte
doch nur von einem schon längst im städtischen Artilleriedienst
stehenden Manne ausgestellt werden, nicht aber von einem jüngst
gewählten, wie nach Böckeier anzunehmen wäre.
Der Irrthum in der Eintragung der Tabelle des Artillerie-
buches lässt sich auch unschwer erklären. Offenbar ist die 2
in der Jahreszahl 1662 der Tabelle radirt und nachträglich zur
2 gemacht. Ursprünglich stand 1661. Es war also das Todes-
jahr des Jakob von Trier fälschlich auch hinter den Namen
des Franz geschrieben. Beide sind nämlich von gleicher Hand
ursprünglich eingetragen. Der spätere Verbesserer wollte wohl
1672 korrigiren, vergass aber die 6 zu radiren, und korrigirte
nur die 1.
Ich stelle daher zunächst hier zusammen, was aus Akten
über Franz von Trier sich ergibt: In einem Begräbnissregister
aus der St. Peterspfarre (jetzt auf dem Standesamt) findet sich:
1632 in Maio Frantz von Treyers oehm [begraben].
1650. 9. Angnst. Franss von Trier seine frau [begraben].
In einer Rechnung:
1634. Den 5. Feb. Franssen von Trier klockengiesscr zu Achen wegen eines
krauttstussers [gezahlt] 12 gülden T'/» albus'.
Im Guedungsbuche, S. 147 v.
1653. 23. August. Das Haus zur Sonne in der Cölnstrasse neben Franz von
Trier und dem Haus zum Rosskamp.
Dazu sei bemerkt: Franz von Trier hatte 1641 von den
Franziskaner-Rekollekten das Haus zum Schloss, welches in der
Grosskölnstrasse in der Nähe des Minoritenklosters lag, gekauft
*) Jakob Contzen ist der Schwiegersohn des Franz, zu dessen Gunsten
er später auch auf das Kohlnicisteramt verzichtet.
') Rechnung des Ilcntmcusters W. Noldcn, Handschrift, mitgetheilt von
Pick, Zeitschrift des Aachener Goschich t^vcrcins Bd. VI, S. 254.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 145
(jetzt Nr. 35). Es wird in dem Grafschaftsbuch des 15. Jahr-
hunderts bereits als „huyss zen sloss mit der halven portze darby"
aufgeführt und gehörte damals Coynen Duppengeisser. Daneben
lag „dat wiedergade, ouch mit der halven portzen, ist Kathrynen
van Wynnenboechs**, dann kam die Minderbrüderkirche mit dem
Kloster ^
Franz von Trier war Kohlmeister und nach dem Artillerie-
buch seit dem 18. Oktober 1636 bereits ArtilleriekonstÄbel der
Stadt Aachen; 1658 wird er zum geschworenen Aicher der
Stadt ernannt:
1658. 17. April Umb eine richtigkeith in dem gewicht zu bringen, hat ein
erbar rahtt vor guet erachtet, einen geschworenen eicher zu stellen
und dazu ahngesetzt Frantzen von Trier, welcher ein mutterge wicht
von aUem in seinem bewahr haben, dass andere aber hinder einem
erbarn rahtt beruhen solle; zu der belohnung aber soll demselben Trier
von ihedem stuck, so er eichen wurde, geben werden eine märck.
(R.-Pr. Bd. I, S. 153.)
Am 23. Mai 1658 wurde vom kl. Rath der von den Kohl-
meistern Franz von Trier und Niklas Jürgen zum Kohlwieger-
amt präsentirte Peter Ryss von Gravenbergh als solcher ange-
nommen. (R.-Pr. Bd. I, S. 157 f.)
Im J. 1660 wird Franz von Trier vom grossen Rath zum
Fleisch- und Fischmarktmeister gewählt, welches Amt Jakob
bereits seit 1656 inne hatte (s. oben). (R.-Pr. Bd. I, S. 280.)
Auf das Kohlmeisteramt, das Franz und Jakob von Trier
inne hatten, beziehen sich die zwei nachfolgenden Notizen:
1661. 28 März. Uff underthenig suppliciren Frantzen und Jacoben von Trier
haben herren burgermeistern und bcambten uflf ratification eines ehr-
baren raths denselben alss kohUmeisteren verganstigt, dass anstatt
einer markh, welche ieder person, so an einem werk berechtigt, iharllchs
zur erkentnuss gibt und mey pfacht (Maipacht) genant wirt, hinfuhro
ibarlichs 3 mark, dessgleichen auch von dem bickelgelt an statt einer
3 raärk und an statt der 9 gülden transportgeld 18 gülden, und dem
Schreiber an statt der 6 mark 12 mark vor seinen schreiblohn bezahlt,
jedem kohlmeister auch auss iedem werk zu seiner hausshaltung zwei
kahrchen kohlen frey gelassen und rcspective gegeben werden soUen.
(B.-Pr. Bd. XXXIX, S. 102 v. u. 103.)
1661. 12. April. Auff underthänig suppliciren Frantzen und Jacoben von
Trier, halt ein ehrbarer rath jedem von ihnen alss kohlmeisteren ihar-
0 Vgl. Böcke 1er, S. 25. Böckeier meint, das Haus trage jetzt die
Nummer 62.
10
146 M. Schmid
lichs zu seiner hausshaltung zwey karrichen kohlen von iedem gang-
baren werk freygesprochen, im übrigen aber liest ess bey der alten
gerechtigkeit verbleiben. (R.-Pr. Bd. II, S. 45 f.)
Im selben Jahre geräth Franz von Trier durch Nachlässig-
keit in einen Prozess wegen Unrichtigkeiten in seinem Aicheramt,
das er wohl deswegen 1662 aufgibt, aber gleich darauf (unter
besseren Bedingungen?) wieder annimmt.
1661. 24. November. Ob woll Gerardt Bohr und consorteu gebetten, sich von
der auferlegter straff dess gewichts ledig zu sprechen, dannoch Uess
es ein ehrbar rath bey seiner uberkombst bewenden, dha sie suppli-
canten aber bewiesen könten, dass der vcraydter eicher Frantz von
Trier keine richtige waag gehabt haben solle, ist ihnen ihr erfahr ahn
demselben vorbehalten. (R.-Pr. Bd. II, 168 f.)
1661. 1. Dezember. Demnach der geschworner eicher Frantz von Trier
.vor herren burgermeisteren selbst bekendt nnd gestanden, dass er bey
wagung deren gewichter von Gerard ten Bohrs und consorten einen
balken oder waag, so nit richtig gewessen (jedoch unwissendt) gebraucht,
dahero dan die bestrafte unschuldig dabey leiten solten, alss hatt ein
ehrbarer rath erkendt, dass er Trier, dassienig antheil der straf, so
dem herrn maioren gegeben werden solle, vor den unschuldigen zahlen,
sein dess rathss antheil aber auss bewegenden Ursachen nachgelassen
sein solle. (R.-Pr. Bd. II, S. 172 f.)
1661. 15. Dezember. Auf suppliciren Frantzen von Trier hatt ein ehrbar
rath demselben alss eicheren zum controleur dess wagens mit adiungirt
den zeittlichen waagmeistereu, und, damit bey. ihrer fürstlichen durch-
laucht Pfaltz Neuburgischen herren cantzler und rähtten wegen seiner
straf desto besser nachlass erlangen möge, hatt bewilligt und mag
erleiden, dass selbiges beylageu mögen sollen. (R.-Pr. Bd. II, S. 177.)
1662. 26. Januar. Den supplicirenden Franssen von Trier hat ein ehrbar
raht, weilen er auf den äichers dienst quitirt, seines aids erlassen.
(R.-Pr. Bd. III, S. 10.)
1662. 23. Februar. Dem supplicirenden Franssen von Trier hat ein ehrbar
rath den vacireuden eichers dienst diesser gestalt wiederumb gross-
gunstig conferirt, das zu seinem iahrlichen gehalt und so lang er
solchen dienst vertretten wurde, zwantzig rdlr. ieden zu 48 mark ge-
rechnet, geniessen solle. (R.-Pr. Bd. III, S. 25.)
Im J. 1662 ist Franz von Trier als Vormund genannt.
1662. 13. Juli. Alsolchen kauf eines hauses in Cölnerstrass gelegen, S. Niclass
genant, so Franss Hall und dessen haussfrau Anna von Heimbach mit
Zuziehung Franssen von Trier und Philipsen Gentis als veraidten vor-
munderen wegen des mit w. Huberten Startz gezielten unmündigen,
^i^ theils gemacht, hat ein ehrbar raht ratificirt und guetgeheischen,
Zur Geschichte der Familie von Trier." 147
das übrig begercn derselben vormunder betrefifend, sollen dieselbe die
schulden zuvordrist specificiren. (R.-Pr. Bd. III, S. 92.)
Und 1664 (29. Januar) wird er als Mitvormund der Kinder
von Abraham Vettmenger genannt. (B.-Pr. Bd. V, S. 13.)
Im selben Jahre wird er in einem RathsprotokoU genannt:
1664. 16. Mai. Zu ubersehung deren von herren Ottegraven und baumeister
Gade ubergebenen rechnungcn hat ein ehrbar raht authorisirt die
herren neumänner, den Franssen von Trier aber, welcher nichts em-
pfangen zu haben ahngibt, dafern dem also, davon absolvirt. (R.-Pr.
Bd. V, S. 81 f.)
Dann noch 1667 in einer Wasserleitungssache erwähnt:
1667. 14. Juli. Damit den nachbaren in gross, klein und under Colnerstrass
wegen der nachbarfonteinen ahn der Minnebröder (Minderbrüder)
kirchen durch nötigen wasser desto schleuniger geholffen werden möge,
so hat ein ehrbar rath nebens den vorhin hierzu authorisirten herren
baumeistern deputirt Henrichen von Thenen, Carln von ScheU,
Anton Stucker und Frantzen von Trier. (R.-Pr. Bd. VIII, S. 101 f.)
Endlich 1671 verzichtet Franz von Trier auf das Kohl-
meisteramt (wegen hohen Alters?) zu Gunsten seines Schwieger-
sohnes Simon Bruckers.
1671. 19. November Weilen Frantz von Trier uff dass kohlmeisters ambt
zu banden eines ehrbaren rahts renuncyrt und gebetten, seinen
eythumben Simonen Bruckers in seine platz ahnzunehmen, so thut ein
ehrbar rath sothane renunciation approbiren, mit der coUation aber
soU es conform eines ehrbaren grossen rahts uberkombst gehalten,
der Bruckers aber inmittels die vacierende stelle vertretten. (R.-Pr. '
Bd. XI, S. 108.)
1671. 3. Dezember, üflf suppliciren Simonen Bruckers thut ein ehrbar
rath demselben nunmehr dass kohlmeisters ambt uff beschehene renun-
ciation seines schwiegervatters Frantzen von Trier grossgunstig con-
fcriren. (R.-Pr. Bd. XI, S. 110.)
Ueber sein Todesjahr steht nur fest, dass es zwischen 1672
und 1676 liegt, da in einem RathsprotokoU vom 3. Oktober 1676
(Bd. XTI, S. 85) Söhne des verstorbenen Franz von Trier, näm-
lich Johann und Franz von Trier als ('anonici an der St. Viktors-
kirche zu Xanten erwähnt werden. Bereits 1624 war ein Gregor
von Trier Canonicus und Thesaurarius des Stiftes zu Xanten,
der in diesem Jahr ein Anniversar in der Peterskirche zu Aachen
stiftete. (Vgl. Böckeier S. 21, Anm. 2, dazu Loersch, Zeit-
schrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. IV, S. 351.)
10*
148 M. Schmid
Franz und Jakob von Trier nimmt Böckeier als Giesser
des Beckens für den Marktbrunnen zu Aachen an. Wie er selbst
angibt, ist die Brunnenschale gegossen anno 1620 von Meister
Frantz von Trier „sampt einem dazu assumirten Meister".
Böckeier glaubt den Jakob von Trier als diesen „assumirten
Meister" bezeichnen zu dürfen. Jakob ist 1604 geboren, kann
also nicht 1620 „Meister" gewesen sein. Hätte Böckeier den
Brunnen genauer betrachtet, so hätte er am Fusse des Becken-
sockels ein Bronzeband gefunden, mit der sehr deutlichen und
lesbaren Aufschrift: „Durch das fewr bin ich geflossen, Frans
von Trier, Peter von Trier und Daniel Laner haben mich gegossen
anno domini 1620." Daniel Laner war also wohl der „assumirte
Meister", Peter von Trier der Gehülfe des Franz. Ist es
Peter III, der schon seit 1616 Glocken goss, der hier als Gehülfe
des Franz von Trier auftrat?
Ueber die Thätigkeit des Franz von Trier sei hier einiges
nachgetragen. Die älteste von Böckeier erwähnte Glocke des
Franz von Trier ist die zu Baesweiler von 1627 (Nr. 65, S. 35).
Bereits oben erwähnte ich die Glocke zu Huisberden, die
Böckeier nicht aufführt, welche Johann und Franz von Trier
„vader und söhn" gössen. Wäre dieser Franz mit unserem Franz
identisch, was wahrscheinlich, wenn auch nicht absolut sicher,
so hätten wir wichtige Daten für sein Leben gewonnen. Wir
würden den Namen seines Vaters kennen. Wir dürften ferner
annehmen, dass er 1613 wohl noch als Geselle oder Gehülfe
seines Vaters arbeitete, also schon vor 1600 geboren ist. Das
erklärt dann auch, warum er 1671 wohl wegen seines hohen
Alters auf das Kohlmeisteramt verzichtet. Im J. 1672 giesst er die
letzte, von ihm nachweisbare Glocke für die Marienkapelle zu
Burtscheid.
Im Anhang tragen wir zu Böckelers Glockenverzeichniss
nach: von Franz von Trier eine Glocke zu Odenkirchen von
1637 (Anh. Nr. 173), mehrere Glocken zu Marienthal, Dernau,
Merkstein (zwischen 1640 — 1649), und eine Glocke zu Uobach
von 1648 (Anh. Nr. 175).
Ueber die Weihe der von Franz und Jakob von Trier
neu gegossenen Glocken des Aachener Münsters findet sich in
den Aachener Beamtenprotokollen nachstehende, von Böckelor
erwähnte, aber nicht abgedruckte Notiz vom 12. August 1659:
Zar Geschichte der Familie von Trier. 149
D. D. Consules inTitati ad consecrationem campanarum.
Demnach ein ehrwürdig capittul Unser Lieben Frauen Stifts alhie gestrigs
tags durch den herren sengeren Belven und herm scholaster und vitz-
thumb Troster die itzrogirende herren burgermeistere gegen morgen uff die
consecration der neuen im munster hieselbst gegossenen glocken und dem
gottesdieust, so darüber gehaltt^n werden solle, alss patten in nahmen eines
ehrbaren raths darüber zu stehen, einladen lassen, alss haben herren burger-
meistere und beambten beschlossen, dass zu solchem gottsehligem werk und
actu die rcgirende und abgestandene herren burgermeistere beywohnen und
zur gaab und Verehrung ein zettul vonn ein hundert rdlr. ad 48 mark durch
herren renthmeistere überschrieben und ex cassa dieselbe en triebt werden
soUen. (B.-Pr. Bd. XXXIX, S. 61 v.)
Einen Beitrag zur Weihe der am 12. April 1669 von
Franz von Trier gegossenen sogenannten Pfortenglocke geben
nachstellende zwei Notizen^:
1669. 13. April. Samstag pridie Laetare ist nachmittags umb 6 uhren
die von Frantzen von Trier gegossene pfortzenglock alhie auff dem
grossen sahl per d. pastorem ad S. Foillanum, h. Philippum Nagel,
consecrirt in honorem S. Caroli, dero patrini gewesen beide regirende
herren burgermeistere von Wilre und Maw, patrinae vero dominae
coniuges ipsorum, praesentibus et convocatis dominis officiatis. (B.-Pr.
Bd. XXXX, S. 146.)
1669. 31. Juli. Dem glockengiesser Franssen von Trier sollen wegen der
neugegossener pfortzenglock lauth seiner ubergebener und durch
herren baumeisteren revidirter rechnung von 120 rthlr. in specie die-
selbe auss der maltzcassa guotgethan werden mitt condition, was binnen
Jahresfrist au benannter glock beschädigt werden möchte, er, Trier,
dasselb seinem erbieten gemeess verguten solle. (B.-Pr. Bd. XXXX,
S. 152 V.)
Die „Pfortenglocke^ musste, wie schon Böckeier (S. 38,
Anm. 1) kurz erwähnt, 1711 neu gegossen werden. Darüber
findet sich in den BearatenprotokoUen folgende Notiz:
Hergiessung der pforten glock.
1711. 23. Januar. Lctzlich seindt herren baumoistcrc authorisirt mit dem
klockengiessor Frantzen über hergiessung der pfortenglock so gutt
möglich zu accordiren. (B.-Pr. Bd. XXXXVII.)
Der hier erwähnte Frantzen ist aber nicht etwa ein „Franz
von Trier", sondern ein Gh)ckengiesser Johannes Frantzen. wie
aus der Aufschrift der Glocke hervorgellt (vgl. Böckeier S. 38,
Anm. 1 und S. 67, Nr. 229).
*) Die erste abgedruckt bei Pick, Aus Aachens Versrangcnheit S. 296,
Anm. 1. Uebcr einen Xeuguss der Pfortenglocke im J. 1707 s. ebenda.
150 M. Schmid
V. Peter und Heinrich von Trier im 17. Jahrhundert.
Von dem Gebrüderpaar Peter und Heinrich von Trier, das
im 16. Jahrhundert in Deutschland und Holland thätig war,
ist ein zweites Brüderpaar gleichen Namens im 17. Jahrhundert
zu unterscheiden, von dem Böckeier noch nichts bekannt war.
Peter und Heinrich von Trier gössen 1650 eine Glocke zu
Hörstgen (Anh. Nr. 163) im Rheinlande; 1658 finden wir die
„gebroeders Peter en Henrik van Trier** zu Nijbroek in Holland
thätig (Anh. Nr. 164).
Ist es Zufall, dass ein Gebrüderpaar Johann Peter* und
Heinrich von Trier 1650 in der Nähe von Hörstgen, nämlich
zu Keppeln eine Glocke gössen (Anh. Nr. 165) und dieselben
1659 zu Tiel in Holland (Anh. Nr. 169) wieder gemeinsam
thätig waren? Ich bin geneigt, diese Gebrüderpaare für iden-
tisch zu halten. Zwischen 1650 und 1659 giessen sie noch
gemeinsam: 1651 zu Kaarst (Anh. Nr. 166), 1653 zu Born (Anh.
Nr. 167), 1654 zu Dinslaken (Anh. Nr. 168). Eine undatirte
Glocke der Gebrüder befindet sich zu Vynen im Kreise Moers
(Anh. Nr. 170). Vielleicht ergeben die Akten im Pfarrarchive
zu Born Näheres über diese Giesser. Sollte ihnen nicht auch
die jetzt zerstörte Glocke zu Büderich von 1655 (Anh. Nr. 142)
zuzuschreiben sein, angeblich bezeichnet: H. H. a Trier fratres.
Ist vielleicht das eine H als P zu lesen?
Es ist nicht anzunehmen, dass die Thätigkeit dieser Brüder
sich auf die Zeit von 1650—1659 beschränkt habe. Wie ihre
Namensvettern im 16. Jahrhundert werden sie neben gemein-
samen Arbeiten auch einzeln Aufträge übernommen haben. Wir
finden einen Heinrich von Trier 1657 wieder in Bora thätig
(Anh. Nr. 141), wo die Brüder schon 1653 zusammen gearbeitet
hatten, und im selben Jahre (1657) giesst Heinrich wiederum
allein in Leuth zwei Glocken um (vgl. Böckeier im Nach-
trag S. 150); 1658 und 1659 ist er dann, wie oben bemerkt,
in Holland wieder mit Johann Peter gemeinsam thätig. Ich
werde nun den vorgenannten Heinrich von Trier als Heinrich
den jüngeren, seinen Bruder Peter als Peter IV bezeichnen.
Schwierig ist die Frage, welche Arbeiten der vorgenannte
Peter IV. oder Johann Peter allein ausgeführt haben könnte. Mit
*) Diesen Johann Peter als zwei Personen, Johann und Peter, aofza-
fassen, liegt wohl kein Anlass vor.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 151
den Namen Johann Peter finden wir überhaupt keine Glocke
bezeichnet, um so mehr dagegen mit dem Namen Peter.
Nur die Vergleichung des Schriftcharakters und der Bild-
werke der Glocken kann hier Klarheit bringen, um wie viel
Künstler dieses Namens es sich handelt. Suchen wir aber vor-
läufig zu scheiden. Ich nehme zunächst als Gegebenes den Peter
von Trier, Bruder des Heinrich von Trier, der, wie ich annehme,
um Verwechslungen mit anderen Peter von Trier vorzubeugen,
mehrfach auch Johann Peter signirt. Ihn nennen wir Peter IV.
Wer war denn Peter von Trier III? In der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts finden wir Glocken eines Peter von Trier
1616 zu Afferden in Holland (Böckeier Nr. 60), 1619 zu Sons-
beck (Anh. Nr. 148) im Rheinland, dann in Holland 1624 zu
Zoelen (Anh. Nr. 149) und zu Tiel (Anh. 150), 1625 zu Koot-
wyk (Anh. Nr. 151). Ein Peter von Trier erscheint dann mehr-
fach im Anfang des Jahrhunderts in Verbindung mit anderen
Giessern. Schon bei der vorgenannten Glocke zu Zoelen von
1624 wird ein Wilhelm Evers mitgenannt; 1636 zu Anholt
(Böckeier Nr. 61) und 1641 zu Rees (Anh. Nr. 171) wird Peter
von Trier von einem Giesser Johann Philipsen unterstützt.
Johann Philipsen giesst aber auch selbständig, z. B. 1626 zu
Rijswijk (Anh. Nr. 1), 1646 zu Hurwenen (Anh. Nr. 2), 1647
zu Kleve (Anh. Nr. 3). Er war vielleicht ein Giesser, den
Peter von Trier, wie den W. Evers, zeitweise zur Hülfe heranzog.
Dabei kommt uns nun das Taufbuch von St. Foilan zu
Hülfe, das leider in dieser Zeit Lücken aufweist. So konnte ich
nur über zwei Kinder eines Peter von Trier Notizen finden:
1. 1. Juni 1609. Prima die Junij bap. Anna filia Petri
von Trier et Catharinae, testibus Johann von Trier, Catharina
Josten, Engen Philipsen.
2. 18. März 1612. Maria, fil. Petri von Trier et Catharinae;
sus. Wilhelm Philipsen, Maria von Trier.
Interessant ist, dass jedesmal ein Mitglied der Familie
Philipsen Pathe steht. Vermuthlich lebte danach die Familie
Philipsen in Aachen und der vorgenannte Johann Philipsen wäre
unter die Aachener Glockengiesser einzureihen. Es ist somit wohl
möglich, dass beide Kinder einem Aachener Glockengiesser Peter
von Trier zugehören, der somit wohl im ersten Jahrzehnt des
17. Jahrhunderts heirathete, und dem jedenfalls aus der vor-
genannten Reihe verschiedene Glocken, vielleicht seit 1616. zuzu-
152 M. Schmid
schreiben sind. Er war dann wohl 1620 Gehülfe des Franz von
Trier bei dem Gusse des Brunnenbeckens für den Marktplat» zu
Aachen. Ob er es ist, für den Franz von Trier 1 664 beim Gusse einer
Glocke zu Broich Bürgschaft leistete (der Kontrakt mitgetheilt
von Böckeier S. 22, 23)? Wenn Böckeier aus dem Kontrakt
folgert, dass Peter von Trier wenig Vertrauen genossen habe,
so ist das wohl etwas willkürlich. Dass Franz für Peter Bürg-
schaft leistet, beweist darin nichts.
lieber die im Anhang Nr. 153 — 158 angeführten Glocken
eines Peter von Trier, von 1648 — 1693 reichend, lässt sich zur
Zeit auch vermuthungsweise nichts weiter sagen, als dass sie
wohl zum Theil auf den Bruder des oben genannten Heinrich II
zurückgehen. Die Reihe wird ergänzt durch drei Glocken bei
Böckeier: Nr. 62 (Helden in Holland 1673), Nr. 63 (Süchteln
bei Kempen 1690) und Nr. 64 (Millingen bei Rees 1696).
Bemerkt sei, dass 1673 ein Peter von Trier für Haldern im
Rheinland eine Glocke giesst, unter Mitwirkung des Rutger Teckel
(Anh. Nr. 154); dass ferner ein Peter von Trier 1678 und 1679
zu Kleve Glocken giesst, bei denen als Mitarbeiter Stephan Rütgers
von Huissen genannt wird (Anh. Nr. 155). Dieser Stephan Rütgers
ist ein Neflfe des Peter von Trier. Er stammt aus Huissen ^
Aus Huissen lernten wir bereits einen Johann von Trier kennen,
der sich 1644 als Huissensis bezeichnet. Sollte auch dieser
Peter aus Huissen stammen ^? Jedenfalls werden wir auch hier
nicht ohne Weiteres jeden, der den Namen „von Trier** trägt,
als Aachener Bürger ansprechen dürfen. Ist es doch ohnehin
fraglich, ob alle Träger dieses Namens überhaupt einer Familie
angehören. Bis aber die Identität dieses Peter mit dem Peter IV
(Bruder des Heinrich) nachgewiesen sein wird, möchte ich ihn
vorläufig als Peter V (von Huissen?) noch isoliren.
Seit 1643 wird als Mitarbeiter eines Peter von Trier sein
Sohn Johann genannt. Diese beiden giessen 1643 in Holland
zu Lienden (Anh. Nr. 159) und zu Ochten (Anh. Nr. 160).
Dann im Rheinland 1666 zu Ueden (Anh. Nr. 161) und ebenda
1686 (Anh. Nr. 162). Welcher der vorgenannten Meister Peter
ist damit zu identifiziren?
^) Huissen, Provinz Gelderland, Holland.
*) Der Peter von Trier, der 1636 die Glocke zu Anholt poss (Böckeier
Nr. 61) soll Bürger von Sevenar in Holland gewesen s^ein, wie Schölten ver-
imithet, nur zeitweise, che er in Huissen ansässig ^^^lr(^e.
Zar Geschichte der Familie von Trier. 153
VI. Christoph von Trier.
Christoph und Jakob von Trier gössen zwischen 1688 und
1700 vier Glocken.
Diese beiden von Trier waren, wie aus den Taufbüchern
von St. Foilan hervorgeht, wohl die Söhne des Jakob von Trier,
getauft am 28. Dezember 1645, und am 6. April 1651.
Vermählt war Christoph mit Katharina Loers. Das Tauf-
register von St. Foilan nennt von ihnen nachstehende Nach-
kommenschaft, wobei zu beachten ist, dass unter den Pathen sich
hochansehnliche Personen befinden, was auf eine angesehene
bürgerliche Stellung des Christoph von Trier schliessen lässt.
Kinder des Christoph von Trier:
1. Johannes Franciscus, getauft 25. Mai 1673, p. Christo-
phorus von Trier, m. Catharina Loers; s. her Franciscus Loers,
Catharina Leurs. (Vgl. Macco S. 170.)
2. Simon, 23. September 1674, p. Christophorus Trier, m.
Catharina Loers; s. Simon Bröckers, Helena Creuellis (Crevel-
dius?). (Fehlt bei Macco.)
3. Petrus, 30. Juli 1676, p. Christophorus von Treir, m.
Catharina Lohrs; s. Petrus Heimbach, Joana von Evers. (Fehlt
bei Macco.)
4. Henricus Philippus, 15. Februar 1679, p. Christophorus
von Trier, m. Catharina Loer; s pastor in Broich, Ger-
trudis Mavers. (Fehlt bei Macco.)
5. Maria Catharina, 17. Dezember 1680, p. Christophorus
von Trier, m. Catharina Lohrs; s. herr Antonius Moll, generosa
dna. Maria Catharina comtessa de Manderscheit, Blanckenheim
und Gerolstein, grävin zu Cronenberg. (Fehlt bei Macco.)
6. Maria Magdalena, 4. Oktober 1682, p. Christophorus von
Trier, m. Catharina Lohrs; sus. Caspar Simons, Magdalena Klocker.
(Fehlt bei Macco.)
Doch berichten uns die Akten seltsame Geschäftsgebahrung
des Christoph von Trier. Ein angeheftetes loses Blatt in einem
Aktenfascikel des Aachener städtischen Archivs: Acta, betref-
fend Regulirherren oder Canonici reguläres enthält nachstehende
P^ingabe:
WoUedele hoch ondt woU gelehrte grossg. gebiedende herren burgermeistere.
Ais anno 1677 den 11. octobris in unserer kirchen der regulier die
kleinste klock gebrochen, hatt anderen tags den 12. unseres cloisters pro-
154 M. Schmid
curator den klockengieser beym Cornelibadt berüffen lassen umb eine newe
klock zu tractiren, domahlen hab selbigem klockegieser gezeigt zween grosse
kupifere kirehe leuchtcren newen fassattns, deren ieglicher ein zerbrochenes
füeslein hatte; diese, sagte der klockengieser, konnte er wieder anlöhen.
Wegen der zerbrochener klocken aber sagte er, bette er eine dergleichen zu
hauss, welche er wolle gegen, die zerbrochene vertanschen, ausbescheiden den
machlohn. Weil aber der zerbrochener klocken ertz und materi viel besser
wäre, als des klockcngiessers, hab ich den rath gegeben, des klockengiesers
klock zu kaufifen, und unsere klock zu bewahren, biss dass zeit were eine
andere zu giessen ; hab auch 5 richstaller darzu verheischen auss der Horbach-
scher kirchengelderen, weil ich wegen der ertzbrüderschafft dieselbe ofift muss
gebrauchen: Und als der kauif gemacht umb 14 reichstalen, habe meine
verheischene 5 richstaler in specie alsbald t dargelegt; der procurator aber,
weil er nicht bey geldt, hat seine 9 reichsdaler in weudigh einem monat ver-
heischen auch gutt zu machen. Dicss horeudt der klockengiessor, offerirt
mihr die vorgemeldte lüchteren zur danckbarkcit umbsonsten alsbaldt zu
repariren; wan ich dem procurator seine 9 richstaler wolle ein monatlangh
vorschiesen, auff dass die 14 reichstaler konnte er alsbaldt haar bekommen;
ich sollte sie in sein haüs senden, er wolle sie, alsobald fertigh machen,
das ich sie denselben tagh solle wider bekommen gantz perfect. Dardurch
bin bewegt worden, haben sie alsbaldt in des klockcgiessers hauss gesandt
und dem klockegiesser die 14 richstaller in speciö* dargelegt, ehe er aus
dem cloister gangen, vermcinendt denselben tagh die luchtere wider zube-
kommen. Der klockegieser aber seiner verheischungh nicht gnugh gethan,
alsbaldt er aussm cloister kommen ist er nach Stephanswerth (in Holland)
gangen, eine garr geraume zeit aldar verblieben, mitter zeit wie vorgeben
wirdt, ist einer von den lüchteren gantz zerbrochen; welchen er von newen
widergiesen müssen; selbigens vergiesens lohn, will er von mihr erzwingen,
ehe er die lüchteren wolle wider geben. Sed quaestio an obliger solvereP Si
12. Octobris mihi reddidisset perfecta candelabra secundum promissum eins,
ni fallor stipulata manu factum, tunc nullum postmodum suo damno fuisset
fractum. Weil er aber gegen seine verheischungh denselben tagh die lüchteren
mir nicht fertigh geliebert, wie er verheischen, so vermeine ich der gerech-
tigkeit gemeess zu sein, weil sua culpa der schadt geschehen ist, et non
mea, qnod sibi solvendum restet et non mihi. Ergo mea petitio est humillima :
quatenus eidcm dignentur mandare sub certa poeua specificanda ut
ecclesiac Horbacensi reddat sua candelabra absque ulla solutione et insuper
eidem mulctam imponant, quod ecclesiam illam defraudaverit candelabris suis
per duos annos et decem menses.
Fr. Joannes Volmarus, canonicus regularis sancti Augustini Aquensis,
senior jubilarius et rector capellae Horbaceusis et archiconfrateriae sanctissimac
trinitatis de redemptione captivorum.
Von späterer Hand unterschrieben: Jan Beckers, Esser.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 155
Bald scheint es mit Christoph stark bergab gegangen zu
sein. Er macht Schulden und wird wegen Nichtbezahlung der-
selben in städtischen Bann gethan, wie die RathsprotokoUe
seit 1682 melden.
Bann. 1682. 20. Juni. Würde Jacob Kirberich, Lennardten Bleyenheufft,
Christoifeln tou Trier aber Perschens heut dato nit conteutiren, so
soHen -8 monatt lang verband t sein. (R.-Pr. Bd. XIV, S. 30. f.)
Bann. 1682. 20. August. Weilen aber ChristofFell von Trier den dreymonatt-
lichen bann nit parirt noch Wilhelm Puichens contentirt, so solle ihme
der vierihariger bann angekündigt werden. (R.-Pr. Bd. XIV, S. 40.)
Bann. 1683. 16. März. Wurde ChristoffcU von Trier Goddarten Geiscn,
Lennardt Decker, Niclaessen Startz, Johann Jacob Huberten Voucken
und Pauluss Jan Laurentzcn Hermes heud dato nit befriedigen, so soUen
3 monattlang verbandt sein. (R.-Pr. Bd. XIV, S. 77.)
Bann. 27/4 1683. Wurde Christoflfell von Trier den Gordten Geyssen
inner 8 tagen nit contentiren, so soUe 4 jhar lang verbandt sein. (R.-Pr.
Bd. XIV, S. 84 K)
Auch ein Aktenstück des Aachener städtischen Archivs vom
20. Juli 1696 lässt sich nur so erklären, dass Christoph in diesem
Jahre wiederum im Bann war. Es lautet:
Ad productionem Annae Catrinae hau8fr[aue] Christofen von Trier er-
schiene Paulus Zimmerman von Nideggen wie dan Drimmcr Jan von Nideggen,
welche hieher von Nideggen geschicket umb 50 S klockenspeiss alhie zu
gelten, und erklärten, dass sie gestern auf [H. Mulstrohs hoff]* mit des gemelten
Treirers söhn logirt gewesen, alwo er sich friedlich gehalten und waren sie
declaranten auch heut mit demselben zur statt inkommen.
1^868 Aktenstück im Stadtarchiv. Auf der Hückseite des halb gefalteten
V, Bogens: Christoffen Trier betr. 20. 7»*" 96.
Dieser letzte uns bekannte Giesser der Familie Trier endete
offenbar unrühmlich. Er wird wegen Wirthshausschulden wieder-
holt verklagt, gepfändet und verbannt, und sein Wohnhaus, auf
dem Komphausbad gelegen, schon 1685 gerichtlich verkauft,
wohl zur geringen Freude seiner Gattin Katharina Loers (Lohrs) ^
*) Sonst enthält nach dem Register R.-Pr. Bd. XIV nichts über die
von Trier.
') rebergcsohriebcn ist: II. Mulstrohs hoff.
^) Im städtischen Archiv zu Aachen findet sich in den Akten betreffend
Christoph von Trier eine „Taxa über Christoph von Trier auf dem Comphausbad
gelegene behausung hof und erb, so denen gebr. von Dammerscheidt als
meiötbietcnden am 23. October 1685 verblieb.^n für 3575 thaler (A 26 Mark)**.
156 M. Scbmid
Vn. Andere Trier.
Der von Böckeier als letzter der von Trier erwähnte Franz
Heinrich ist wohl aus der Liste derer von Trier zu streichen.
Es ist ein Meister Heinz von Trier, von dem übrigens auch in
Eschweiler sich eine Glocke von 1763 nachweisen lässt (vgl
Koch, Geschichte der Stadt Eschweiler S. 321).
Die Register von St. Foilan geben uns noch einmal den
Namen „von Trier", mit einem Vornamen, der unter den Glocken-
giessern nicht vorkommt. Mir scheint unsicher, ob es ein Ver-
wandter oder ein zufällig gleichnamiger Bürger Aachens war.
Heirathsregister von St. Foilan 1605, 2. Oktober: Dionys
van Thrier copulatus Jentgen Bautman, testibus Peter van
Neilessen, Jan van Ercklens, Jan Thierris, Jan Monster.
Id der Folgezeit lässt sich in Aachener Kirchenbüchern
der einfache Name Trier (nicht von Trier) mehrfach nachweisen.
Ob diese mit den von Trier etwas zu thun haben, kann ich
nicht sagen.
1661. Aprilis 3. renatus in Chro. Johannes, filius Hermanni
Trier et Veronicae, coniugum, susceptor erat Cornelius Molats et
Maria Carl . . . susceptrix.
Joannes Ludovicus, 27. Februar 1695, pater Joannes Henricus
Trier, m. Catharina Geller; susc. Jacobus Geller et Maria Tieden.
Maria Elisabeth Dorothea, 6. November 1695, p. Bernardus
Trier miles Brandg., m. Catharina Sabathina; s. Jödocus Weiter,
Maria Kochs. Keg. S. 236.
Maria Gertrudis, 23. Juli 1705, p. Friedericus Leonardus
Trier, m. Maria Lorsch; s. Joes Heribertus Krop, Maria Lersch.
Keg. S. 318.
VIII. Tabelle.
Zum Schluss gebe ich eine korrigirte Tabelle der Giesser
des Namens von Trier, soweit sie sich zur Zeit feststellen lässt.
Leider muss man ja vorläufig, der Einfachheit halber, die Dinge
so darstellen, als ob nie zwei Künstler gleichen Namens gleich-
zeitig gearbeitet hätten. In Wirklichkeit kölTnen aber sehr wohl
Peter III und Peter IV, ebenso verschiedene Giesser Namens
Johann neben einander thätig gewesen sein; allein eine genaue
Trennung ihrer Arbeiten wäre nur von der kritischen Unter-
suchung und Feststellung aller technischen Eigenthümlichkeitcn
Zar Geschichte der Familie von Trier. 157
der Glocken, namentlich des Stils der darauf angebrachten Ver-
zierungen und figürlichen Darstellungen, nicht am wenigsten
aber von der paläographischen Vergleichung der Formen der
Buchstaben, Abkürzungen und Interpunktionszeichen zu erhoffen.
Vielleicht habe ich zu viel getrennt; aber für den Anfang
schien es mir günstiger, möglichst zu differenziren. Neue Funde
lassen sich damit viel bequemer anreihen.
1. Peter von Trier I, um 1410 — 1414 thätig.
2. Peter von Trier II, um 1565—1595 (1616?). Bruder des
Heinrich von Trier des ä.
3. Peter von Trier III, um 1616 (?)— 1664 (?) thätig. Mit-
arbeiter des Franz von Trier und J. Philipsen.
4. Peter von Trier IV, zweite Hälfte des 17. Jahrh. Bruder
des Heinrich von Trier d. j.
5. Peter von Trier V, zweite Hälfte des 17. Jahrh. (Peter
von Huissen?)
6. Gregor von Trier d. ä., um 1483 — 1513.
7. Gregor von Trier d. j., um 1538—1566.
8. HeinricH von Trier d. ä., um 1556 — 1578. Bruder des
Peter von Trier II.
9. Heinrich von Trier d. j., um 1650—1659. Bruder des
Peter von Trier IV.
10. Johann von Trier I, um 1507 bis gegen 1561 (?).
11. Johann von Trier II, seit 1538 thätig; Mitarbeiter des
Gregor von Trier d. j.
12. Johann von Trier III, Vater des Franz von Trier, um 1613.
13. Johann von Trier IV, aus Huissen, um 1644.
14. Johann von Trier V, Sohn eines Peter von Trier, um
1666 bis 1686.
15. Jakob von Trier d. ä., geb. am 29. April 1604, gest.
am 11. November 1661.
16. Jakob von Trier d. j., getauft am 6. April 1651.
17. Franz von Trier, geb. vor 1600, gest. um 1672, thätig
um 1613—1672.
18. Christoph von Trier, getauft am 28. Dezember 1645,
nachweisbar bis um 1700.
158 M. Schmid
Anhang.
Im Nachstehenden gebe ich eine Ergänzung zu Böckelers
Uebersicht der Glocken der von Trier, und zwar, ohne Unter-
scheidung der älteren oder jüngeren Träger des gleichen Namens,
nur unter dem Vornamen, in der von Böckeier gewählten Folge
und im Anschluss an seine Nummerirung. Innerhalb der Namens-
gruppen ist nach dem Datum geordnet. Die Abkürzungen in
den abgedruckten Inschriften sind aufgelöst worden ; alle Eigen-
namen haben grosse Anfangsbuchstaben erhalten; es ist auch eine
dem Sinn entsprechende Interpunktion hergestellt. Der Inschrift
und den über die Glocke Auskunft gebenden sonstigen Angaben
ist der Verweis auf die vorhandene Literatur vorausgestellt. Die
ausführlichen Titel sind in der Einleitung bereits angegeben.
Auch diese Zusammenstellung betrachte ich nur als eine
vorläufige.
1. Gregor von Trier.
97. Freialdenhoven. 1483.
Beiträge zur Geschichte von Eschweiler und Umgegend S. 325. Zeit-
schrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. VI, S. 253.
Salvatori nostro. Vivos voco, mortuos plango. Leonardus
pastor ecclesiae, decanus Juliacensis. Gregorius de Traver (!)
anno domini 1483.
98. Neurath. 1495.
Giersberg, Dekanat Grevenbroich S. 316. Giemen Bd. III, S. 664.
Lambertus Urbanus heis ich, de levenden rofe ich, de doden
beklage ich, Gregorius von Trier goss mich anno domini 1 495.
99. Hillensberg. 1495.
Beiträge zur Geschichte von Heinsberg. Jahrg. I, 1897, S. 21.
In nomine sancti Michaelis, anno domini mccccxcv Gregorius
de Treveris me fecit.
100. Neurath. 1505.
Giersberg S. 316. Giemen Bd. III, S. 665.
Maria heischen ich, zu gottes denst rofen ich, den duevel ver-
drieven ich, Gregorius von Trier goss mich anno domini 1505.
(Jahreszahl undeutlich !)
101. Hünshoven. 1506.
GelL Mittheilnng des Herrn Dr. J. Hoffmann, Geilenkirchen.
Grösste Glocke. Umgegossen im J. 1882 durch Petit und Edel-
brock in Gescher. Neben der neuen auch noch die alte Inschrift:
Zur Geschichte dei^ Familie von Trier. 159
Maria, Johannes Baptista heischen ich, die levenden roepen ich,'
die doden beklagen ich, Gregorius van Trier gois mich anno
domini 1506.
102. Immendorf. 1506.
Gefl. Mitthcilaug des Herrn Dr. J. Hoffmann, Geilenkirchen.
a) St. Maria.
b) St. Peter und Paul.
103. Jülich. 1508.
Kahl, Geschichte des Gymnasiums zu Jülich Bd. I, S. 268.
a) Hanc sine defectu tuearis semper Jesu, m** v*" viij**. f Barbara
dum pango, fugiat ferus aera Pluto. (2900 Pfd.)
b) Cunctis insinuo Katharina, novata sub anno milleno quingen-
teno vinctis simul octo. (900 Pfd.)
c) Anna-Glocke. Diese enthält in der Aufschrift die Angabe,
dass Gregor von Trier die drei Glocken gegossen hat.
Dulce dedi manna, non inmerito vocor Anna. Anna dum reso-
nat, auraque nociva recedat. Gregorius Treveris facit has tres.
Laus sit in astris. Anno milleno quingento computes octo.
(600 Pfd.)
104. Gleuel. 1509.
Dekauat Brühl.
Glocke der Pfarrkirche. Anno domini xvcix. Sanct Dionysius
heischen ich, des duyfels list verdriven ich, Gregorius von Trier
goss mych.
105. Carweiler. 1511.
Lehfeldt, Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Reg.-Bez. Koblenz S. 51.
Sancta Maria heischen ich, tzo dem dyenst gotz loden ich, Gorios
van Trier gois mich anno domini xv^^xi.
106. Baasem. 1511.
Becker, Dekanat Blankenheim S. 885.
Sancta Anna heischen ich, die leiven roÜfen ich, die doden be-
schrien ich, Gregorius van Trier gois mych. Anno domini mv^^xi,
Maischoss. 1538. Siehe Gregor und Johann Nr. 114.
Hillensberg. 1547. Siehe Gregor und Johann Nr. 115.
107. Hahnebach. 1548.
Lehfeldt a. a. 0. S. 346 und 347.
Gregorius van Truer gous mich anno 1548.
108. Bernau. 1564.
Lehfeldt a. a. 0. S. 52.
Marienglocke der Pfarrkircho. Sancta Maria heisschen ich, in
die ehre godes luden ich, die lebendichg rofen ich, feur die
160 M. Schmid
doden ludt man mich, Gregorius van IVier gois mich anno
domini 1564.
109. Dernau. 1564.
Lehfeldt a. a. 0. S. 52.
Katharinenglocke. Sancta Katharina heischen ich, Gregorius
van Trier gois mich den xxii dag Agosti anno domini 1564.
110. Lorch. 1565.
Lotz-Schneider a. a. 0. S. 305.
Glocke von St. Martin. Gregorius Treverensis me fecit anuo
domini mdlxv.
111. Partenheim (Rheinhessen). 1566.
Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. VI, S. 254.
112. Grevenbroich. (Undatirbar.)
Becker, Dekanat Grevenbroich S. 141.
Glocke der Pfarrkirche. Datirung unleserlich. Von Gregor von
Trier.
113. Udenbreth. (Undatirbar.)
Becker, Dekanat Blankenheim S. 638.
Grosse Glocke. Sancta Maria heischen ich, zu dere ehren Gotts
luden ich, Gregorius van Trier gos mich anno domini ....
2. Gregor und Johann von Trier.
114. Maischoss. 1538.
Lehfeldt a. a. 0. S. 66.
Gorgius und Jan van Trier 1538.
115. Hillensberg. 1547.
Beiträge zur Geschichte von Heinsberg. Jahrg. I, 1897, S. 21.
Maria heisen ich, in de er gotz luden ich. Juris* un Jan von
Trier gus mich 1547.
3. Johann von Trier.
116. Alendorf. 1507.
Becker, Dekanat Blankenheim S. 141 *.
Mittlere Glocke. Ihs. Maria Anna Agatha heische ich, Jan van
Trier gous mich, diese klock guft hr. Johan van Kiell, pastor in
Alldedorp, sent Agaten zu allen hilge, dat sy got voir syn sele
bitten, anno mv'^vii.
') Dazu bemerkt der Herausgeber: Juris = Juris, Verstümmelung dos Ntunens
Oregor.
*) Becker hält seltsamerweise die Datirung 1507 ttir einen Irrthum des Gipsers, (!)
da Böokeler den Johann von Trier 1510—1620 datire. Böckeier kannte eben diese
Olooke nicht.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 161
117. Alendorf. 1528.
Becker, Dekanat Blankenheim S. 142.
Grössere Glocke. Maria heischen ich, den donner verdriven ich,
dye doden beschryen ich, Johan van Trier gous mich. Anno
domini mv^'xxviii.
118. Eckendorf. 1531.
Lehfeldt a. a. 0. S. 52.
119. Norf. 1532.
Giemen Bd. III, S. 415.
Glocke der kath. Pfarrkirche. Anna et Andreas heischen ich,
in die eir gotz luden ich, die levendige roeffen ich, Jan van
Trier gois mich anno domini mv^^xxxii.
120. Erkelenz. 1534.
Annalen des hist. Vereins für den Niederrhein Heft 5, S. 10; Zeitschrift
des Aachener Oeschichtsvereins Bd. IV, S. 850.
In der Chronik der Stadt Erkelenz findet sich eine Notiz: „Item
die grote klock to Ercklenntz, die meister Johan, klockengieter
to Aecken, anno domini 34 bynnen Aecken gegoten and ge-
maeckt hait, wogt 4914 pondt."
Maischoss. 1538. Siehe Gregor und Johann Nr. 114.
121. Clotten. 1543.
Lehfeldt a. a. 0. S. 264.
Von Johann von Trier.
Hillensberg. 1547. Siehe Gregor und Johann Nr. 115.
122. Wershofen. 1561.
Lehfeldt a. a. 0. S. 30.
Margrita heis ich, in die eir gotz lode ich, die lebendigen rofe
ich, die doden beklagen ich, Jan van Treer gos mich 1561.
123. Koffern. 1596.
Annalen des hist. Vereins für den Niederrhein Heft 82, S. 191;
Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. IV, S. 351.
Glocke der Kapelle, genannt die Posaune. Ich rof die Christen
bei die handt, gottes wordt zo leren, und ein basun bin ich
genandt, sich von sunden zo bekeren. Im für bin ich geflossen,
Gan van Trier hat mich gegossen 1596.
Huisberden. 1613. Siehe Johann und Franz Nr. 127.
Li enden. 1643. Siehe Peter und Johann Nr. 159.
Ochten. 1643. Siehe daselbst Nr. 160.
124. Kranenburg. 1644.
Niederrheinischcr GeschichUfreond 1882, Nr. 10; Giemen Bd. I,
S. 553.
11
162 M. Schmid
Kleinere Glocke der katholischen Pfarrkirche. Anno mcxi fusa.
Anno 1644 renovarunt d. d. capitulares I. A. Steghen dec,
H. A. Bonninghausen, L. Turck can. Deiparae Mariae de
nomine sumpsi. Cum sono vos cives ite. Maria vocat. Christo-
phonis Levveldiger aedilis. Johannes a Trier me fecit Huissensis.
125. Afferden. 1663.
Niederrheinischer Qeschichtsfreund 1882, Nr. 18, S. 102 und danach
Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd. IV, S. 348. Die Auf-
schrift abgedruckt in „De vrije Fries**, 18. Deel, derde reeks. 6. Deel,
Afl. 1 u. 2, S. 109.
Ad majorem Dei ac B. V. Marie sanctorumque Urbani, Cosmae
et Damiani gloriam hec fusa campana, regente domino Theo-
doro barone Schenk de Nydeggen, domino de Blyenbeek, Affer-
den, Gribbevorst, domino pastore Wilfrido vam Bogaert.
Joannes a Trier me fecit anno domini 1653.
126. Grefrath. 1655.
Giemen Bd. III, S. 828.
Laudo deum verum, plebem convoco, diabolum fugo. In hono-
rem et 'memoriam sancti Stephan i Johannes de Trierm e fecit
anno 1655.
Ueden. 1666. Siehe Peter und Johann Nr. 161.
Ueden. 1686. Siehe daselbst Nr. 162.
4. Johann nnd Franz von Trier.
127. Huisberden. 1613.
Niederrheinischer Qeschichtsfreund 1882, Nr. 10. Giemen Bd.I, S. 472.
R. Schölten, Die Stadt Eleve S. 302.
Mittlere Glocke der kath. Pfarrkirche. Maria heischen ich, to
der ehren gottes leuden ich, Johan und Franz von Trier, vader
und söhn, gössen mich anno 1613.
5. Heinrich von Trier.
128. Kollig. 1556.
Lehfeldt a. a. 0. S. 893.
129. Cond. 1556.
Lehfeldt a. a. 0. S; 244.
130. Lorch. 1559.
Lotz-Schneider a. a. 0. S. 805.
Glocke von St. Martin.
131. Bornich. 1560.
Lotz-Schneider a. a. 0. S. 89.
Hinrichcus de Treveris me fecit anno domini 1560.
Znr Geschichte der Familie von Trier. 163
132. Ediger. 1564.
Lehfeldt a. a. 0. S. 250.
Sogen. Fried zo Ediger.
133. Düren. 1565.
Anno domini mdlxv sub consule Johann a Lohn. (Siehe oben
S. 132, Anm. 1.)
134. Nimwegen. 1566, 1567.
Vgl oben S. 123.
135. Delft. 1567.
Vgl. oben ürk. I, S. 123.
136. Delft. 1570.
Vrije Fries Bd. XVI, S. 221.
Sacrosanctae individuae trinitati, uni soli deo vero et vivo s. . .
Dese clock is gegoten ter eeren des hoechwairghe heylige
drievuldigheyt, eens waerachtichs onverscheyden godheijt doer
Heindrick van Trier in't jaer ons beeren 1570. Kerkmeester
wesende Sasboutssoen ende Lambrecht Michielssoen.
137. Werth. 1576.
Die von Böckeier S. 34, Nr. 56 citirte Glocke, zuerst erwähnt von
Nordhof; vgl. Bonner Jahrbücher Bd. LUX und LIV, S. 67 und 97.
Nicht zu Werth bei Münster, sondern bei Anholt, nicht 1570,
sondern 1576.
138. Groningen. 1577/78.
Vrije Fries Bd. XVI, S. 221 und 222.
Martinsthurm, grosse Glocke. Do men schreef 1577 jaer, in
Martio den 15" dagh, *s nachts oin 10 ure verwaer : detore brade
m. & groet beclaech als de soldate wäre vertrokken, welche do
quade pickvate geschach, etc. etc. H. V. T. (wohl Heinrich
von Trier, der auch die beiden anderen Glocken dieses Thurmes
1573 goss.)
Der Omamentfries dieser Glocke identisch mit dem der beiden
anderen Groninger Glocken.
139. Groningen. 1578.
Vrije Fries Bd. XVI, S. 222.
Martinsthurm, mittlere Glocke. Senatus populusque Groningen-
öis me conflari voluit. Johanne Thedema, Theodorico Schaffer,
Regnero Alberda et Johanne Wierinck consulibus anno domini
1578, Henricus Treveris me fecit.
140. Groningen. 1578.
Vrije Fries Bd. XVI, 8. 222.
Martinsthurm, kleine Glocke. Senatus populusque Groningensis
me conflari voluit. Doctore Joanne Eelts magistro Radingo
11*
164 M. Sehmid
Coeninck, pastore Everardo Simois, Egberto Ubkena, Harmano
Wierinck juniore et DuardoUlger, edilibiis (?) anno doraini 1578,
Henricus de Treveris me fecit.
Hörstgen. 1650. Siehe Peter und Heinrich Nr. 163.
Keppeln. 1650.
Kaarst. 1651. I Siehe Johann Peter und Heinrich
Born. 1653. Nr. 165—168.
Dinslaken. 1654.
4
Büderich. 1655. Siehe H. und H. von Trier Nr. 142.
141. Born. 1657.
Giemen Bd. I, S. 17.
Kleine Glocke der Pfarrkirche. Jesus Maria Joseph. Curavit
communitas pastore F. Gerardus Ridders. Henricus a Trier me
fecit anno 1657.
Nijbroek. 1658. Siehe Peter und Heinrich Nr. 164.
Tiel (HoU.). 1659. Siehe Johann Peter und Heinrich Nr. 169.
Vynen (undatirt). Siehe daselbst S. 170. ^
6. H. und H. von Trier.
142. Büderich. 1655.
Giemen Bd. HI, S. 317.
Ad gloriam sanctissimae trinitatis, B. Mariae V. nee non S.
Mauritii martyris, patroni ecclesiae, consecratum. Laudate
dominum in cymbalis bene sonantibus. D. Wilhelme Heipen-
stein pastore, H. H. a Trier fratres me fecerunt anno domin i
1655 K
7. Peter von Trier.
143. Mainz. Vor 1566; vgl. oben S. 133.
Nimwegen. 1566 — 1567. Siehe Heinrich von Trier Nr. 134.
144. Lonnig. 1570.
Lehfeldt a. a. 0. S. 406.
Jacobus heissen ich, Peter von Trier gaus mich anno 1 570.
145. Helferskirchen. 1573.
LotZ'Schneider a. a. 0. S. 221.
146. Mertloch. 1577.
Lehfeldt a. a. 0. S. 413.
») Herr Pfarrer Kirschbaum jeu Büderich theilt frenndliohgt mit, das« diese Glockon
hoi einem Brande der Kirche bereits 1891 «erstlirt und tÜe Beste au einem neuen Quss
verwendet ^vurden.
Zar Geschichte der Familie von Trier. 165
Gingelof heisch ich, Peter van Trier gavs mich anno domini
1577.
147. Weiler. 1579.
Lehfeldt a. a. 0. S. 344.
Evangelische Kirche. 0 here Jesu Christ, kein ander meideller
(Mittler) ist. I. p. m. Peter van Trier, bourger zo Aich, hatt
mich gegossen anno 1579.
148. Sonsbeck. 1619.
Giemen Bd. I, S. 317.
Katholische Pfarrkirche. Petreus Treiferensis (!) me fecit 1619.
(Und die Namen der Kirchmeister u. s. w.)
149. Zoelen. 1624.
Navorscher Bd. XXV, S. 492. De vrije Fries Bd. XVI, S. 233.
Peter van Trier, Willem Evers göten mij 1624. Dor dat vier
bien ick gevloten.
150. Tiel (Holland). 1624.
Tielsche Cour. 27. Juni 1881. Vryc Fries Bd. XVI, S. 233.
Door dat vijer bijen ick gevloten, Peter van Trijer heft mijn
gegooten anno 1624.
151. Kootwijk (Holland). 1626.
Vrije Vries Bd. XVIII, S. 110.
Door het fyer ben ik gevloten, Peter van Trier heeft mij ge-
goten 1625.
Rees. 1641. Siehe Peter und Johann Philipsen Nr. 171.
Li enden. 1643. Siehe Peter und Johann von Trier Nr. 159.
Ochten. 1643. Siehe daselbst Nr. 160.
152. Rees. 1646.
Niederrheinischer Gchchichtsfreund 1882, Nr. 10. Giemen Bd. II, S. 98.
Door dat vier ben ik gevloten, Peter van Trier heeft my ge-
gooten 1646.
153. Appeldorn 1648.
Clemen Bd. I, S. 435.
Katholische Pfarrkirche. Door dat vuer bin ick gevlooten, Peter
van Trier heft my gegoten anno domini 1648. Teodorus Jan-
senius, pastor in Apeldorn, Everardus ther Bruggen, vicarius
ibidem, Heudrick op gen Eger, kerckmester.
Hörstgen. 1650. Siehe Peter und Heinrich von Trier Nr. 163.
Koppele n. 1650.
Kaarst. 1651. Siehe Johann Peter und Heinrich
Born. 1653. Nr. 165—168.
Dinslaken. 1654.
166 M. Schmid
Nybroek. 1658. Siehe Peter und Heinrich. Nr. 164.
Tiel (Holland). 1659. Siehe Nr. 169.
Vynen. (Undatirt.) Siehe Nr. 170.
Ueden. 1666. Siehe Peter und Johann Nr. 161.
154. Haldern. 1673.
Niederrheinischer Qeschichtsfretind 1880 S. 24. Giemen Bd. I, S. 64.
Drei Glocken. Alle drei mit der Inschrift: Unter Bedienung
des wohlgebomen herren drosten Friedrich Wilhelm von und
zur Hoeve, herren zu Pollwick und respektive pastoren Petren
Hetterscheidt, kirchenmeisteren aber Diderichen Henseler undt
Ohtt Boumans. Door dat vier bin ick gevloten, Peter van Trier
en Rutger Teckel hebben my gegoten anno 1673.
Auf Glocke 1 ausserdem : Tria sunt omnia Jesus Maria Joseph«
Salvator mundi, salva nos.
Auf Glocke 2 : S. Maria, ora pro nobis.
Auf Glocke 3 : S. Georgi, intercede pro nobis.
155. Kleve. 1678, 1679.
B. Schölten, Stadt Cleve S. 448. Niederrheinischer Geschichtsfrennd
1882 Nr. 10. Giemen Bd. I, S. 530.
Zwei Glocken im nördlichen Thurm der Pfarrkirche. Die eine
trägt die Inschrift: Soli deo optimo maximo, in honorem s. a.
virginum Margarethae, Christinae et Walbinae, patronarum. Sub
perillustri, admodum reverendo et amplissimo domino Woltero
Spaen, protonotario apostolico et coUegiatae ecclesiae B. M. V.
Clivis decano, Petrus a Trier et Stephanus Rutgers me fecerunt
anno 1678.
Die zweite ist den hl. Aposteln Petrus und Paulus geweiht,
trägt die gleiche Inschrift, aber die Jahreszahl 1679 ^.
156. Geldern. 1680.
Giemen Bd. I, S. 199.
Grosse Glocke der Pfarrkirche. Anno domini 1680, den
20. August, war ik door dat onweder gebroken en in datselve
jaer in Octover door Peter von Trier weder vergoten. God soll
my bewaeren en nit verlaeten, op dat ik niet meer mog werden
vergaeten. Jacob Nilkens, schepen, Theod. Cremeren, kerk-
meisteren in der tyt. St. Anna heit ik, donder en bliex verdrief
1) Im Register der KuDstdenlunäler der Rheinprovinz sind die beiden Glocken
Dklschlich getrennt, die von 167B dem Peter von Trier und die von 1679 dem Stephan
Batgers Eugesch rieben. — Prof. Soholten tboilt mit, dass nach dem noch erhaltenen
Kontrakte von 1678 von Trier und sein Neffe Stephan Rutgers in Uuissen drei Olocken
nmgiessen sollten, wegen ungenügenden Gusses aber von dem Umgiessen der dritten
Abstand genommen wurde.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 167
ik, die lebendige roep ik, die doode beschrie ik. St. Dionisius,
patron van de nikerk.
Ueden. 1686. Siehe Peter und Johann von Trier. Nr. 162.
157. Twisteden. 1693.
Giemen Bd. I, S. 217.
Glocke der Pfarrkirche. Door dat vier bin ik gevloten, Peter
von Trier heft my gegooten anno 1693. S. Quirinus, Patron in
Twistien.
158. Gladbach. 1693.
Giemen Bd. III, S. 473.
Glocke der Abteikirche. Laudate dominum in cimbalis bene
sonantibus. Pö. 50. Petrus a Trier me fecit 1693. f S. Lauren-
tiua. f A. S. A. G. (^ Ambrosius Steingens Abbas Gladbacensis.)
8. Peter und Johann von Trier.
159. Lienden. 1643.
Vrije Fries Bd. XVI, S. 244.
Door dat vijer bin ick gevlooten, Peter van Trier ende Johan
synen soon hebben mi gegooten int jaer ons heren 1643. J.
Hendrick Vonck van Lienden. Jan Gerritsen ende Aert de Wit
kerckmesters in der tijt. Comelis Wachtendorf v. d. m. [verbi
divini magister] in Linden. 0 godt woordt groot van machten
luyt klaarder dan metaal, geeft ons de genaed end de krachten,
om die te houden altemael.
160. Ochten (Holland). 1643.
Vrije Fries Bd. XVI, S. 244, 245.
Peter van Trier ende Johan van Trier sijnen soon hebben mij
gegoten. Door dat vyer ben ick gevloten. Gevert Gysbertsen
en Henrick Hendricksen Pelz, kerckmeysteren in der tijt, anno
domini 1643. Luyden kliucken sijn mijn werken, so roep ick
het volck ter kercke, ick luydt hard, dat is wel waer, maer godts
woord klinckt machtig klaer.
161. Ueden. 1666.
Giemen Bd. I, S. 574.
Glocke der kath. Pfarrkirche. Door dat vier bin ick gevloten,
Peter von Trier ende Johan synen soon hebben my gegooten
anno 1666. 8. Agatha est nomen meum.
162. Ueden. 1686.
Clemen Bd. I, 8. 574.
168 M. Schmid
Glocke der kath. Pfarrkirche. Door dat vier bin ick gevloten,
Peter von Trier ende Johan synen soon hebben my gegooten
anno 1686. S. Maria ora pro nobis. Patronus s. Laurentius.
9. Peter und Heinrich von Trier.
Nimwegen. 1566, 1567. Siehe Heinrich von Trier Nr. 134.
163. Hörstgen. 1650.
Giemen Bd. I, S. 275.
Glocke der evang. Pfarrkirche. Um 1650 von Peter und Hein-
rich von Trier gegossen. (Inschrift bei Giemen nicht angegeben.)
164. Nijbroek. 1658.
Vrije Fries Bd. XVI, S. 249.
Guert Gerits ende Franciscus Magirus, kerkmeesters te Nije-
broek, Peter die Bruyn, vice-regter, ende d. Joannes Gotius,
predicant, hebben dese klok doen maaken door Peter en Henrik
V. Trier, gebroeders, anno 1658.
10. Johann Peter nnd Heinrich von Trier.
165. Keppeln. 1650.
Giemen Bd. I, S. 508.
Glocke der kath. Pfarrkirche. Maria, Anna, Bemardus 1650.
Door dat vier bin ick gevlotten, Johannes Peter end Hendrick
van Trier hebben my gegotten.
166. Kaarst. 1651.
Giemen Bd. III, S. 334.
Glocke der kath. Pfarrkirche. Joannes Petrus et Henricus a Trier
fratres me fecerunt 1651. Virgo Maria vocor, txirrim templum-
que tuebor.
167. Born. 1653.
Giemen Bd. I, S. 17.
Grosse Glocke der Pfarrkirche. Johannes Peter et Hem-icus
a Trier, fratres, me fecerunt anno 1653 ad honorem dei ac divi
Petri Apostoli, huius ecclesiae patroni.
168. Dinslaken. 1654.
Giemen Bd. H, S. 211.
Glocke der evang. Pfarrkirche. Ik ben gegoten van Johann
Peter en Hendrik van Trier, gebroeder, anno 1654.
169. Tiel (HoUand). 1659.
Vrije Fries Bd. XVI, S. 257.
Ic byn gegooten, gevlooten door dit vyer van Joan Peters en
Hendrik van Trier 1659.
Zur Geschichte der Familie von Trier. 169
170. Vynen (Undatirt).
Giemen Bd. I, S. 322.
S. Maria est nomen meum. Pastor Rudolphus Gerardi. Aedilis
Johan Schölten. Van Johan Peter en Henr. van Trier ich bin
gegoten, gevloten door hat vier. Jahi-eszahl fehlt. (Vgl. Glocke
zu Born von 1653.)
11. Peter von Trier und Johann Philipsen.
171. Rees. 1641.
Niederrheinischer Geschichtsfreund 1882, Nr. 10. Clemen Bd. II, S. 98.
Door dat vier ben ik gevloeten, Peter van Tner ende Johann
Philipsen hebbon my gegoeten. Ik roep de gemeende tezamen,
om te priesen en te loeven godes namen. Peter Coest, tydliker
boergermeestcr, Antonius Momm ende Johann Seiler, tydliko
kerkmeesters, anno 1641 ^.
172. Rees. 1646.
12. Franz von Trier.
Huisberden. 1613. Siehe Johann und Franz Nr. 127.
173. Odenkirchen. 1637.
R. Wiedemann, (beschichte der ehemaligen Herrschaft Odenkirchen.
Odenkirchen, Selbstverlag.
Glocke der kath. Pfarrkirche. Franciscus Treir me fudit 1637.
Ego sum facta in honore (!) omnium sanctorum.
174. Marienthal, Bernau, Merkstein. 1640—1649.
Franqainet, Oorkonden en Bescheiden van de Abdij Kloosterradc.
Mastricht 1869, S. 251, Nr. 61. Citirt von Loersch, Zeitschrift des
Aachener Geschichtsvereins Bd. IV, S. 351.
Im Limburger Staatsarchiv befinden sich Rechnungen und
Quittungen des Glockengiessers Franz von Trier über Glocken,
gegossen in den Jahren 1640 — 1649 für die Klosterkirche von
Marien thal, die Parochialkircho von Dornau (an der Ahr) und
die Parochialkirche von Merkstein. I^rkimde vom 12. August
1649.
175. Uebach. 1648.
Gefl. Mittheiiung des Herrn Dr. .1. Hoffmann, Oeilonkirchen.
Glocke der Pfarrkirche zu Uebach. Den donnor verdriebcn ich,
«. DionisiuH heischen ich, zu dem dienst gottes luden ich, Frans
von Trier gous mich. Godefridus ab Ophoven, pastor 1648.
I) Boi Cltinion «tobt hier verseheutlicli 1611 Htatt 1641.
170 M. Schmid, Zar Geschichte der Familie von Trier.
Von Johann Philipsen, dem Genossen des Peter von Trier, füge
ich hier noch einige Glocken an, die Böckeier unbekannt geblieben
waren.
1. Rijswijk. 1626.
Vrije Fries Bd. XVI, S. 234.
Nobilissimus dominus Wilhelmus de Golstein et Albertus de
Leo wen pro ecclesia Ri jswicensi me fieri fecerunt. Jan Philipsen
me fecit 1626.
2. Hurwenen. 1646 (?).
G. H. van Borssum-Waalkes führt in „De Vrije Fries"
Bd. XVni, S. 1 13, eine Glocke des Johann Philipsen von 1646
an, deren Datum nach Angabe des Herrn Regt (zu Hurwenen?)
1546 zu lesen sei. Van Borssum-Waalkes bezweifelt die richtige
Lesung von 1546 wohl mit Recht. Von Johann Philipsen sind
sonst nur im 17. Jahrhundert Glocken bekannt. Böckeier kennt
eine Glocke des Johann Philipsen von 1636 zu Anholt (Böckeier
Nr. 185).
Eine Glocke von Johann Philipsen und Peter van Trier zu
Rees von 1641 gebe ich Anhang Nr. 171.
3. Kleve. 1647.
Gefl. Mittheilung des Herrn Prof. Schölten, Kleve.
Eine Glocke in der kleinen evang. Kirche zu Kleve.
^
Aachen während der Fremdherrschaft und der
Befreiungskriege.
Vortrag, gehalten in der General-Versammlung des Aachener
Geschichtsvereins am 21. Oktober 1896.
Von W, Brüning.
Keine Periode der deutschen Geschichte ist reicher an
erhebenden Momenten als die Zeit der Befreiungskriege; sie
bietet vor allem auch das ruhmreichste Blatt in der Geschichte
der preussischen Monarchie. Sie brachte uns die Erlösung von
dem weltzertretenden Despotismus Napoleons, der fünfzehn Jahre
hindurch seine zerstörende Thätigkeit in Europa hatte ausüben
dürfen. Einen solchen Völkerfrühling hat die Welt noch selten
gesehen wie in den Jahren 1813 — 1815. Alle Werke, welche die
Geschichte der Befreiungskriege und insbesondere den Antheil
Preussens an ihnen behandeln, sind voll des Lobes der patrio-
tischen Aufopferungsfähigkeit, wie sie sich zumal in den alten
Provinzen Preussens damals bekundete.
Davon, dass auch in dem Volke derjenigen Provinzen, die
zwanzig Jahre unter der französischen Knechtschaft geschmachtet
hatten, das deutsche Nationalgefühl nicht erloschen war, davon,
dass auch sie in der Zeit dieser gewaltigen Erhebung nicht
ihres gemeinsamen Vaterlandes vergassen und nach besten Kräften
Opfer brachten, wissen sie wenig oder nichts zu sagen.
Auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm III. ist von der
Königlichen (ieneral-Ordens-Kommision unter dem Titel „National-
Denkmal** eine summarische Darstellung der patriotischen Hand-
lungen und Opfer der preussischen Nation in den Kriegsjahren
1813 — 1815 herausgegeben worden. Das Rheinland, welches erst
1815 dem preussischen Staate einverleibt worden ist, konnte in
diesem „National-DenkraaP nicht vertreten sein. Wenn aber die
Akten der Archive dieser Provinz, die bisher zum Theil noch
172 W. Brtining
in Staub und Unordnung gelegen haben, erst einmal geschicht-
lich verwerthet werden können, dann wird man auch über diesen
bisher dunkeln Punkt, der oft zu peinlichen Auseinandersetzungen
Anlass gegeben hat, anderer Meinung werden. Sybel sagt, dass
es den rheinischen Landen nicht bestimmt gewesen sei, im
Befreiungskriege mit opferwilliger That Grosses für das grosse
Vaterland zu vollbringen. Auch Treitschke weiss zum Lobe der
beiden Provinzen, die das Loos der Fremdherrschaft getragen,
Westfalens und der Rheinlande, nichts zu sagen, dagegen macht
er ihnen wegen ihrer angeblich unpatriotischen, franzosenfreund-
lichen Gesinnung oft bittere Vorwürfe. Er kann seine Ansicht
nicht mehr korrigiren, aber spätere Forscher werden, wenn
sie sich von Einseitigkeit in der Darstellung freihalten wollen,
in diesem Punkte einer richtigem Erkenntniss die Ehre geben
müssen, selbst wenn dadurch vorgefaSste Meinungen in Gefahr
gerathen.
Man mag die Konsequenzen der Ideen und Bestrebungen
der französischen Revolution noch so sehr verdammen, aber
jeder vorurtheilsfreie, selbständige Historiker muss den Nutzen
anerkennen, den die Revolution unter den faulenden Zuständen,
zumal der Grenzlande des alten verrotteten Reiches gestiftet
hat. Es war Zeit, dass dieser „misöre allemande** ein Ende
gemacht wurde, die ein Gegenstand des Schmerzes für alle
denkenden Köpfe und patriotisch fühlenden Herzen im Inlande
und des Spottes und der Verachtung für das Ausland war. Dahin
hatte eine korrupte Verfassung und das Regierungssystem der
Habsburger, die stets über das Lob erhaben gewesen sind, eine
zielbewusste Reichspolitik zu betreiben, die Zustände im Reich
gebracht.
Ich habe mich durch die Aktenhaufen, die unser Archiv aus
der reichsstädtischen Zeit, aus der Zeit „des Königlichen Stuhls
und des heiligen römischen Reichs freiet Stadt Aachen** aufbe-
wahrt, hindurch gearbeitet. Ich habe die Berichte gelesen, welche
die „ Stimm- Vertretter** der Stadt „bey dem fortwährenden Reichs-
tag zu Regensburg" und ihre politischen Agenten am „höchst-
preysslichen Reichs-Hof-Rath" in Wien „denen HochEdelgebohrn
Gestrengen; auch WohllCdel, Hochachtbahren, Fürsichtigen, Woll-
fürnehmen, Wollweisen und Hochgelahrten H. Herrn Bürger-
meistern vnd Saembtlichen Rathsuerwandten, den insonders Hoch-
geEhrt vnd Grossgebietenden Herrn sambt vnd sonders** ein*
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 173
geschickt haben. Es ist ein sehr unerfreuliches Bild, welches
diese Korrespondenz bietet: ein Bild des Stumpfsinns, der Thaten-
losigkeit und absoluter politischer Impotenz in allen Kreisen,
oben wie unten. Nur auf einem Gebiete leisteten die Mitarbeiter
an des alten Reiches „Herrlichkeit" etwas Ausserordentliches:
mit Satzungeheuern im geschmacklosesten und lakaienhaftesten
Kurialstil, der jemals in deutschen Landen verbrochen worden
ist, Berge von Akten zu füllen. Man muss sich wundern, dass
das alte Reich nicht schon in dem Tintenstrome ertrank, den
die einzelnen Organe seiner „Lebensbethätigung" über es ergossen,
bevor der grosse Reichstodtengräber Napoleon erschien und den
schon lange in Verwesung übergegangenen Reichskörper end-
gültig begrub.
Einmal hat einer der Gesandten Aachens einen selbständigen
Gedanken und er klagt über die „Land-Zertrennungspest", die
im Reich „arg herumschleiche". Das war schon im Jahr 1721.
und welche unglaublichen Staatengebilde hatte diese Land-
zertrennungspest noch bis zur Zeit der französischen Revolution
geschaffen! Dreihundert Staaten lagen 1789 im Reiche neben
und durch einander. Und wie war ihr Zustand? Nach dem
allgemeinen ürtheil bei der Hälfte derselben ein völlig ver-
kommener. In den jetzigen Grenzen des Rheinlandes gab es
damals ein Gewirr winziger Staaten: Stücke von drei Kur-
fürstenthümern, drei Herzogthümer, eine grosse Anzahl reichs-
unmittelbarer Grafschaften und halb souveräner reichsritterlicher
Gebiete und zwei Reichsstädte. In jedem der grösseren Fürsten-
thümer existirten Prälaten, Stifter, Klöster, Ritter und Städte
mit mannigfaltigen Hoheitsrechten, politischen Privilegien, ver-
schiedenartigen Behörden. Statt in den winzigen Territorien
eine patriarchalisch-einfache Verwaltung zu handhaben, wurde
auch in ihnen zu regieren versucht. Man hatte einen Hof —
meist noch im französischen Solde stehend — mit allem Zubehör
nach französischen Mustern; man hatte ministeriunculi, die die
Rechtsflege, das Kirchen- und Schulwesen, die Finanzen und
Militärsachen wie umfassende Departements verwalteten; man
hatte Polizeibüttel, die jeden Zweifel an des betreffenden „Reiches**
Herrlichkeit niederschlugen und das „Gottesgnadenthum" ihrer
Winkelfürsten mit Eifer und Zorn bewachten. Wohl war in den
Händen solcher Fürsten die souveräne Gewalt „ein furchtbares
Spielwerk, ein schneidend Schwert in der Hand eines schwachen
174 W. Brüning
Kindes, zum Ernst zu wenig, zum Scherz zu viel". Aber es
wagte niemand sich zu rühren, und wenn mal oin „anzüglicher
Zeitungsscribent" seinen Mund über herrschende Missstände oder
gar zur „Verringerung hochfürstlicher Machtvollkommenheiten*
aufzuthun sich erdreistete, so wurde ihm Gelegenheit geboten,
im Kerker bei Wasser und Brod über seines Herrn souveräne
Gewalt nachzudenken. Den unglücklichen Drucker seiner Expek-
toration gesellte man ihm bei, denn das hielt man auch damals
schon für zweckmässig. „Dem grossen Uebel der schmähsichtigen
Schriften ist garnicht mehr änderst abzuhelfen", schrieb einmal
ein Reichstagsgesandter Aachens an Bürgermeister und Rath,
„alss durch ein allgemeines Reichsgebott, dass das Leessen aller
neuen, nicht die Landes-Censur passiirten Bücher durchaus ver-
botten seyn solle und die heimliche Anzeigen (die beiden letzten
Worte zweimal unterstrichen!) neuer einschleichendten ver-
dächtiger Wercke stattlich belohnt werden, welches gar leicht
auf Kosten der Uebertretter geschehen könnte."
Diese kläglichen Versuche, das alte Reich vor dem An-
sturm einer neuen Zeit zu schützen, waren erfolglos. Die Formen
des heiligen römischen Reiches waren eben hohl und todt, kein
Geföss politischen Lebens, sondern eine hemmende Fessel des
wirthschaftlichen, geistigen und nationalen Wachsthums. Die
Gebilde der Landzertrennungspest machten das Reich wehrlos,
störten den Verkehr, beeinträchtigten die öffentliche Sicherheit,
da durch sie jede strenge Handhabung der Justiz und Polizei
unmöglich wurde. Die Schulen Hessen sehr viel zu wünschen
übrig. Wohl aber hausten an vielen Ort^n Diebe und sonstiges
lichtscheues Gesindel, das da stahl und mordete, wo die Gelegen-
heit dazu sich bot.
Nur die überaus traurigen staatlichen Verhältnisse des
alten Reichs ermöglichten es, dass in unmittelbarer Nähe
Aachens eine Räubergesejlschaft wie die „Bockreiter" von
1734 — 1770 sich halten und Zustände schreckhafter Verwirrung
schaffen konnte. Diese „Bockreiter" hausten vornehmlich im
alten Jülicher und Limburger Land zwischen Roer, Wurm und
Maas. Es war ihnen nicht beizukommen, denn der Rath von
Aachen, der Herzog von Jülich, der Kurfürst von Köln, der
Fürstbischof von Lüttich, der Statthalter der österreichischen
Niederlande, die holländischen Generalstaaten und noch eine
Unzahl ganz kleiner Dynasten theilten sich in das Land. Die
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 175
Bande lief aus einem „Reich" ins andere. Sie konnte in einer
Nacht in dreien stehlen und am Morgen im vierten ihren Raub
verzehren. Den armen Bestohlenen half niemand. Der Himmel
war hoch und der Kaiser fern. Sie versuchten sich selbst zu
helfen, und da ihnen das nicht gelang, wurden sie zum grossen
Theil auch Räuber. Als man der Bande endlich energisch zu
Leibe ging, stellte es sich heraus, dass die Begütertsten und Gebildet-
sten des Landstrichs, sogar der Arzt der Ortschaft Herzogenrath,
zu den Führern der Bande gehörten. Sie zählte im Jahre 1770
an 500 Mitglieder, und Richter und Henker hatten sechs Jahre
hindurch schwere Arbeit, um das Land zu säubern. Es athmete
wie von einem furchtbaren Alp befreit auf. Solche Zustände
waren in dem heiligen römischen Reiche möglich!
Und wie sah es am Ende des vorigen Jahrhunderts in Aachen
selbst aus? Noch schlechter als in den andern Reichsstädten, von
denen auch nur noch wenige in einer gedeihlichen Lage sich
befanden. Die Stadt hatte im Laufe des Jahrhunderts, da sie
immer eine Hauptstation für alle nach dem nordfranzösischen
und belgischen Kriegstheater marschirenden Heere war, viele
Einquartirungen über sich ergehen lassen müssen. Besonders
drückend waren die Lasten im siebenjährigen Kriege gewesen.
Handel und Industrie waren zurückgegangen, das Volk in ein-
zelnen Schichten entsittlicht und verwildert. Die öffentlichen
Zustände waren nach übereinstimmenden Berichten durchaus
mangelhaft. So sagt ein Reisender jener Tage dass „die Polizei
hier sehr vernachlässigt und das Volk verlumpt und zügellos ge-
wesen sei. Von Bettlern und Dirnen werde man am lichten Tage
verfolgt und bei Nacht sei es garnicht rathsam, sich in enge und
entfernte Gassen zu verirren, zumal in den Sommermonaten keine
Beleuchtung stattfinde. Beispiele von öffentlichen Beleidigungen,
Diebereien, jaselbst von Meuchelmord, seien nichts elten . . ."
Im Jahre 1790 ging man hier mit dem Plan um, dem unerträg-
lichen Bettlerunwesen durch die Errichtung eines städtischen Ar-
beitshauses Abhilfe zu verschaffen. Johann Friedrich Jacobi, der
ihn entwarf, schreibt darin: „Es wird viele, besonders Auswärtige
befremden, dass eine Stadt, in welcher eine Menge Fabriquen
verschiedener Gattung existiren, eine so grosse Anzahl Armer
habe; da an vielen andern Orten die Manufacturen mehr mtissigo
Hände beschäftigen können, als sich deren dazu finden. Hier
lehrt wirklich die Erfahrung das Gegentheil. Eine Hauptursache
176 W. Brüning
davon mag wohl diese seyn, dass die hiesigen Fabriquen oft stark,
oft schwach gehen, welches zur Folge hat, dass die Arbeiter bey
guten Zeiten einen starken Aufwand machen, den sie bey schlechten
fortsetzen wollen, darüber zurückkommen, und endlich auf den
falschen Wahn kommen, das Betteln dem Arbeiten vorzuziehen.
Der Mangel an wirksamen Polizeianstalten, zu Verhütung der
Bettelei, und die verschiedenen angränzenden Gebiete locken auch
viel loses Gesindel herbey. Der Gründe sind noch mehrere; welche
sie aber auch seyn mögen, genug, niemand der unsre Stadt
kennt, wird in Abrede seyn, dass dieselbe mit Bettlern über-
setzt . . . ist/ Die Einahmequellen der Stadt waren dürftig,
die Finanzverhältnisse deshalb ärmlich. An allen Ecken und
Enden wurde gespart, oft in ganz übel angebrachter Art. Zum
Theil waren die schlechten Finanzverhältnisse der Stadt auf
das zerrüttete Münzwesen im Reich zurückzuführen. Die Berichte
der Gesandten hallen von Klagen über diesen alten Krebsschaden
wieder, der einen allgemeinen Niedergang der wirthschaftlichen
Verhältnisse herbeiführte. Aachen musste beständig um Stundung
oder Befreiung von der Eeichsmatrikel, den Beiträgen zu den
Eeichsbedürfnissen, bitten. Ja es war oft kaum in der Lage,
seinen Vertretern in Regensburg und Wien regelmässig das recht
geringe „Salarium** zu zahlen. Die Wittwen der Gesandten mussten
die Stadt oft noch um einen Beitrag zu den „Conducts- und
Funeral-Unkösten** bitten, um ihren „abgestorbenen liebsten Ehe-
herren" ein stand esgemässes Begräbniss zu theil werden zu
lassen, und die Kinder der Gesandten noch Jahr und Tag nach
dem Tode ihrer Väter die Ueberweisung „noch rückhaftender
wSalarien-G eider aus Grossmuth und Erbarmen" nachsuchen.
Auch Aachen musste die Folgen der im Reiche herrschenden
Rechtslosigkeit oft genug an sich verspüren, besonders in seinen
Misshelligkeiten mit den Herren von Pfalz-Jülich, die stets nach
dem für damalige Verhältnisse immerhin recht fetten Bissen,
den die Stadt bot, lüstern waren. So auch wieder im Jahre 1769,
in dem der Kurfürst von der Pfalz, Karl Theodor, trotz eines
kaiserlichen Mandat««, das ihm alle Gewaltmassregeln verbot
und ihn auf den Weg Rechtens verwies, sich gewaltsam in die
Stadt Eingang verschaffte und sie mit Einquartirung und Ueber-
griffen aller Art schwer bedrückte. Der Stadtsekretär P. M. Becker
schreibt darüber am 2. Februar 1769 an den Vertreter der Stadt
auf dem Regensburger Reichstag, von Münsterer: „Weilen
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 177
aber durch derlei eigenmächtige denen Eeichskonstitutionen
schnurgradt zuwieder laufende und hochstverbottene Unter-
nehmungen und gewaltthätige Okkupationes die niedern Stände
von denen mächtigern ohne behörende Rücksicht auf die Kaiser-
liche Autorität undt die von Kaiserlicher Majestät erlassende
pönalisirte Mandaten forth den Landtfrieden bedrucket, die gemeine
Ruhe gestöret, forth das Band zwischen Haupt und Gliedern
getrennet und also die ganze Konstitution undt Verfassung des
Heil. Rom. Reichs umbgekehret wird, hierumb so habe" u. s. w.
Becker bittet den Gesandten „behörigen Orts die nachdruck-
sambste Anzeig dieser unverantwortlicher Eigenmacht willkür-
licher Betrangnus zu verfuegen und umb gedeihliche Vorschrift,
auch nachdrückliche Dehortatorium zur ungesäumter Abstellung
dieses besonders allen und jeden Reichsstädten und schwachen
Ständen gemeinschädt- und höchst präjudicirlichen Vorgangs zu
imploriren und über den Erfolg beliebig zu berichten." Von
einem Erfolg des Gesandten beim Reichstag war natürlich keine
Rede und seiner Weisheit Schluss bestand in den Worten, die
er am 10. April 1769 an die Stadt richtete: es ist „allzeit
zu bedauern, wann Mindermächtige mit den Mächtigeren und
Grösseren in Collision gerathen, anerwogen, dass erstere gemeinig-
lich den kürzeren ziehen müssen, womit die Ehre habe, mit
besonderer Estime zu sein Euer Hochwohlgebohrn ganz ergeben-
ster Diener J. B. von Münsterer".
Treffender konnte dieser „ergebenste Diener" und „Stimm-
vertreter" den traurigen Rechtszustand seiner Zeit -nicht kenn-
zeichnen. Das Recht des Stärkern galt noch immer; auch in der
Bürgerschaft selbst, die dadurch der Stadt Wunden schlug, welche
heftiger schmerzten, als alle von äussern Verhältnissen und Fein-
den zugefügten. Auch hier in Aachen hatte die Jahrhunderte hin-
durch der Kampf zwischen den Geschlechtern und Zünften, die die
Masse des Volkes repräsentirten, um den Antheil an der Regierung
getobt und Opfer gefordert. Er erreichte seinen Höhepunkt in den
achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und führte zu einer
förmlichen Revolution, die die alte Reichsstadt an den Rand
politischen, materiellen und sittlichen Verderbens brachte. Sie
trägt von dem Stimmenkauf, durch den sich einige ehrgeizige
Männer das Regiment der Stadt jahrzehntelang zu sichern und
die Bürgerschaft zu einer quantit^ n^^gligeable herabzudrücken
wussten, die Bezeichnung „Mäkelei". Letztere verräth den
12
178 "W". Brüniiig
elenden Chaiakter des Kampfes, in dem nicht Kraft und geistige
Ueberlegenheit den Ausschlag gaben, sondern der Geldsack. Sie
zeigt aber auch aufs handgreiflichste den Fluch der Klein-
staaterei, in der «es unmöglich ist, aus dem Bannkreis des eng-
sten Privatinteresses und der widerwärtigsten Selbstsucht zu
den sittlichen Gesichtspunkten eines nationalen Gemeinsinns sich
emporzuheben, und erweist aufs gründlichste die Wahrheit des
alten Satzes, dass die kleinen Potentaten, wenn nicht noch ein
Höherer über ihnen steht, noch schlimmer sind, als der mächtigste
Tyrann.
In diesen ünrath unhaltbarer Zustände, die selbst über kurz
oder lang zur Katastrophe hätten führen müssen, fegte die
Sturmfluth der französischen Revolution hinein und räumte ihn
hinweg. Sie brachte herrliche Güter: dem Gewerbe die
Befreiung von einem unsinnig gewordenen Zunftwesen, das die
grosse Masse zur wirthschaftlichen Unselbständigkeit verur-
theilte, den frohnenden Bauern die Freiheit des Gnindbesitzes
und dem eigentlich rechtlosen Volk das köstliche Gut der bürger-
lichen Gleichheit.
Das muss man, wenn man rheinische Zustände und Stim-
mungen damaliger Zeit beurtheilen will, nicht vergessen. Es ist
falsch, daraus, dass hie und da die Franzosen Freunde gefunden,
den allgemeinen Vorwurf der Franzosenfreundlichkeit zu forrau«
liren. Aachen kommt in dieser Hinsicht bei der Beurtheilung
von manchen Seiten fast am schlechtesten weg. Mit Unrecht!
Weder hat das rheinische Volk im allgemeinen, so sehr es
auch für die Beseitigung der üebelstände, unter denen es unter
dem Regiment der feudalen und anderen Privilegirten geseufzt,
den Franzosen dankbar war, ein Herz zu der französischen
Regierung gefasst, noch hat im besondern Aachen, obwohl es
beispielsweise die Gunst Napoleons seiner bedeutungsvollen
historischen Vergangenheit wegen in höherm Grade, als die
andern Städte des Rheinlandes erfuhr, im wahren Sinne fran-
zosenfreundliche Gesinnungen auf die Dauer bekundet. In
einigen Kreisen der höhern Gesellschaft machten sich aller-
dings französische Sympathieen geltend, ebenso wie anderswo
auch. Ihr Stimmführer war Franz Dautzenberg, der verdienst-
volle Begründer der Stadtbibliothek, ein Mann von umfassender
Bildung und späterhin ein angesehener Bürger. Er half den
Freiheitsbaum auf dem Markte errichten und leitete seine
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 179
Zeitung, den „Aachner Zuschauer" in franzosenfreundlichem
Sinne. Er befand sich übrigens mit seinen französischen Sym-
pathieen in sehr guter Gesellschaft. Die besten Männer Deutsch-
lands begrüssten die Anfangsstadien der Revolution mit Freuden
als die Morgenröthe eines schönern Tages für die Menschheit.
Ich brauche da nicht an die Könige im Reiche der Gedanken,
an einen Kant und Fichte, zu erinnern oder an unsere grössten
Dichter, die sie mit den inhaltsreichsten Versen, die ihnen je
die Muse eingegeben, begrüssten, ich nenne auch unter den
Rheinländern nur den alten Löwen Joseph Görres, der damals noch
ein junger Leu war und mit seinen Pranken den siechen Leib
des alten Reiches hatte zerreissen helfen. Aber wie dieser so
sind auch Dautzenberg und mit ihm alle, die ihm hier anhingen,
von der ebenso grossen wie schmerzhaften Täuschung durch
die Revolution selbst geheilt worden, als sie sahen, dass diese
sich nur mächtig zeigte im Zerstören, aber nicht vermögend
war, auch nur für einen Tag ein geordnetes Staatswesen her-
zustellen.
Die Bürgerschaft Aachens im allgemeinen hat für die
Franzosen nicht geschwärmt. Sie steht dadurch in unserer
Schätzung um so höher, als sie, wie wir gesehen, bei der
Jämmerlichkeit der reichsstädtischen Verhältnisse jeden Um-
schwung der politischen Gestaltung mit lauter Freude hätte
begrüssen müssen. Die Franzosen fanden weder bei der ersten,
noch bei der zweiten Invasion eine freundliche, geschweige denn
begeistert« Aufnahme, und der Einführung der revolutionären
Regierungsform setzte die Stadt einen Widerstand entgegen,
der nur der Gewalt wich. Schon aus der Mitte des Jahr-
hunderts haben wir ein werthvolles Zeugniss aus dem Munde
eines sehr scharfen Beobachters, welches die fast merkwürdige
Antipathie der hiesigen Gegend gegen Frankreich beweist.
Friedrich der Grosse schreibt im Jahre 1742 aus Aachen an
seinen Etatsminister Grafen Podewils: „Vous ne sauriez vous
imaginer ä quel point tout le voisinage d'ici est anim6 contre
la France; c'est une fr^n^sie que je ne congois pas, et qui va
plus loin que la fureur de Roland.** Für die Revolutionszeit
kann man die franzosenfeindliche Stimmung der Aachener
Bevölkerung aus vielen übereinstimmenden Berichten von Zeit-
genossen und zahlreichen Ak^nstücken feststellen, und nirgends
hat wohl die politische Volkspoesie dem Volkshasse gegen die
12*
180 W. Brüning
Franzosen einen drastischem und kräftigern Ausdruck gegeben,
als in der sogen. Aachener Marsaillaise, die die hiesige
Strassenjugend unter der Nase von Darapien'es Truppen sang.
Zur Kennzeichnung der Stimmung der Bevölkerung sind besonders
die Aufzeichnungen einer handschriftlichen Chronik, die die
Jahre 1776 — 1797 umfassen, beachtenswerth. Ich ziehe sie hier
heran, da die Meinungen über die Stellung Aachens zu den
Franzosen noch immer getheilt sind. Jeder neue Beitrag, der
zur Aufklärung geeignet ist, darf daher wohl auf Interesse
rechnen.
Die Chronik sagt ausdrücklich, dass bei der von den Franzosen
in Scene gesetzten Zertrümmerung der steinernen Schandsäule,
die im Jahre 1616 zum Andenken an den Führer der protestan-
tischen Rebellen errichtet worden war, und an der gleichzeitig
erfolgenden Aufpflanzung des Freiheitsbaumes sich nur Dautzen-
berg und ein geborener Franzose, Sampr^, betheiligten. „Kein
Frohlocken des Volkes begleitete diese Handlung, und alles zeigt
klar genug, dass die hiesigen Einwohner keinen Sinn haben für die
französische Freiheit." Der von der französischen Konstitution vor-
geschriebenen Wahl der Volksrepräsentanten wurde der äusserste
Widerstand entgegengesetzt, besonders von den „Marschier-
strässern". Die Hinrichtung Ludwigs XVI. machte auf die
Gemüther der Einwohner einen starken Eindruck, der sich
auf ihren Gesichtern wiederspiegelte. „Die Freude und das
Frohlocken des Volkes** über den Sieg der Oesterreicher bei
Aldenhoven, der Aachen für kurze Zeit von den Franzosen
befreite, „ist nicht zu beschreiben'', sagt der Chronist. Man
führte das Piquet österreichischer Scharfschützen, das zuerst
die Stadt erreichte, „zum Freiheitsbaum, und diese Missgeburt
lag gleich übern Haufen und die Freyheits-Kappe wurde vom
Volke zerrissen**. Auch die Kaiser-Karls-Statue wurde sogleich
von dem unwürdigen Schmuck der Jakobinermütze befreit. Der
Chronist gibt dann weiter seiner Freude Ausdruck, dass die
Stadt von den Königsmördern gesäubert wurde. Dies Ereiguiss
wurde durch eine allgemeine Illumination und durch eine grosse
kirchliche Feier im Münster begangen. Man hatte hier schon bei
dieser ersten Begegnung den wahren Charakter der Franzosen
erkannt. Die zweite Invasion führte noch grösseres Unglück
herbei, ja sie hätte beinahe die Existenz der Stadt gefährdet.
Mit den schönen Freiheitsphrasen und der Heuchelei des Wohl-
Aachen währeud der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 181
wollens war es bald aus, die Freiheit war für die Revolutions-
mäimer nur der Titel, auf den hin sie sich die gröbste Ungebühr
gegen Jeden ohne Unterschied des Standes, Alters und Geschlechts
erlaubten. „Es ist über allen Glauben toll und thöricht**, schrieb
Friedrich Heinrich Jacobi von Aachen aus an Goethe, „wie die
Citoyens mit der armen Aachener Bürgerschaft umgehen, um
mit ihr einen Maulesel der Freiheit und Gleichheit zu erziehen."
Es war thatsächlich, wie es in der Aachener Marsaillaise heisst,
ein „Canaillenpack", das hier seinen Einzug gehalten hatte.
Es schwelgte förmlich in Ausschreitungen und im Vandalismus.
Das kam schliesslich sogar den französischen Befehlshabern zum
Bewusstsein, die sonst ruhig alle Leidenschaften wüthen Hessen.
Jourdan sagt in einem aus Burtscheid unterm 26. September 1794
gegebenen Befehle an die Generale der Sambre- und Maasarmee:
„Des exces affreux se commettent journellement. Les devoirs de
soldats et de republicains sont oubliös et qui plus est m6pris6s.
Est ce donc lä cette arm6e qui a vaincu ä Fleurus . . .? Avez-
vous donc prodigu6 votre sang dans les combats, avez-vous donc
delivre votre patrie, pour devenir des brigands eflfr^n^s? Si vos
braves fr^res-d'armes, p^ris au champ de Thonneur ä Fleurus,
pouvoient etre rappell^s k la vie, que diroient-ils, en voyant
qu'au lieu de songer ä les venger, Tarm^e ne s'occupe que de
pillage et se souille d'opprobres?"
Die materiellen Lasten, die die französische Einquartirung
und das Glück, ein Bestandtheil der grossen Nation geworden
zu sein, Aachen auferlegten, waren unerträglich. „Freiheit,
Gleichheit, Verbrüderung oder Tod!'* Mit dieser humanen Devise
wurden sie eingetrieben. Aachen sah ein Contribuiren, Requiriren
und Devastiren, wie es ihm doch trotz allen bisher schon über-
standenen Kriegsdrangsalen unbekannt geblieben war. P]ndlich
ermannte sich die Munizipalität, in ihr Männer wie Othegraven,
Contzen und Reuschenberg, und schrieb dem Gouvcniements-
kommissär Poissant im Juni 170(): „Si notre commune k jusciu'
ici fait les derniers sacriftces pour subvenir dans ce temps de
calamit(* aux charges multipli^es et inombrables auxquelles les
autorites constituees n'ont ccss(^ de Timposer, il nous sera
permis au moins de faire entendre nos justes reclamations, quand
Tarbitralit^ pr{»side aux Operations qui devraient etre dirig^es
par la justice quand les cris du desespoir g6n6ral percent le
coeur de chaque fonctionnaire .... Si nous sommes tombes
182 W. Brüning
jusqu'au point d'avilisseraent qu'on nous 6te mfeme la triste
pr6rogative de pouvoir observer les prenii^res notions de justice
et d'une proportion dans les contributions ä payer par nos con-
citoyeus, nous ne pouvons plus meriter le nom de fonctionaires
publics qu'on nous raye au moins de la liste des municipalit^s
afinque la post6rit6 ne dise pas, que nous avons eu une existence
administrative quand toutes les notions de justice ont 6te
m^connus/ Die Municipalen sprechen dann von dem „pays
conquis", den „contröes malheureuses qui ont 6t6 le th6atre
continuelle de la plus cruelle guerre depuis cinq ans qui ont
6t6 ecrass6es par les requisitions en tout genre . . . Veuill^s
citoyen commissaire pour vous convaincre de cette verit6 jetter
un coup d'oeil sur nos sacrifices et nos souffrances dont nous
vous presenterons les etats incessament. Veuillös ordonner s'il
le faut la verification des dettes de nötre commune qui excedent
cinq millions de livres en numeraire et veuill6s juger en con-
sequence, si les cris de nötre desespoir sont fond^s . . .
Solcher „Verzweiflungsschreie" könnte ich hier Dutzende
aufzeichnen. Sie waren aber auch sehr berechtigt:
Denn „es prassten ... die Obern und raubten die Grossen.
Und es raubten und prassten bis zu dem Kleinsten die Kleinen,
Jeder schien nur besorgt, es bliebe was übrig für morgen.*
Kein Wunder, dass das Volk murrte und seiner Abneigung
gegen das Franzosenthum Ausdruck gab, wo sich die Gelegenheit
dazu bot. Aber die französischen Machthaber wussten solche
Regungen zu unterdrücken. Ein Zeugniss sei in dieser Beziehung
als charakteristisch für viele angeführt. Am 8. Messidor des
4. Jahres der Republik (27. Juni 1796) richtete Morlot, Divi-
sionsgeneral und Stadtkommandant, folgende Worte an die
Aachener: „Quel est donc, habitans d'Aix, l'excfes de votre
demence? Voulez-vous par vos discours et par votre conduite
attirer sur vos t^tes la s6v6rit6 des lois et provoquer le res-
sentiment d'un nation qui vous a prouv6 jusqu'-ici quelle veut
^tre votre amie, jusqu'ä ce qu'elle soit votre alli^e. J'apprends
que des insinuations perfides et fausses circulent avec profusion
sur les pretendus revers qu'ont 6prouv6s les armes de la repu-
blique: J'apprends que ces bruits trompeurs sont repandus avec
complaisance, quMls sont accueillis avec joie. J'apprends aussi,
chose inouie! que nombre de vos concitoyens attendant ä l'entröe
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 183
de la ville nos valeureux frferes d'armes, atteints par le fer ou
le ploinb des esclaves, qu'ils se rient de leurs douleurs, qu'ils
insultent i leurs glorieux blessures. Ils sont donc bien cniels
les esclaves dont voiis d^sirez le retour puisque vous pensez
acheter leur amitie par des oeuvres d'inhumanit6. Preiiez y
garde! le regard du Fran^ais vous surveille, il voit tout, il p^netre
tout, il dösignera le malveillant ou le capable, il indiquera le
domicile qui leur sert de rendez-vous et une punition prompte
et severe, mais juste les frappera tous/
Auch diejenigen, die hier noch der Revolution einige Sym-
pathieen bewahrt hatten, gaben diese unter den Einwirkungen
eines Regiments auf, das auf Gemeinheit und Niedertracht
gegründet war. Am meisten empörten die Aachener Bürger-
schaft die wahrhaft fürchterlichen Wirkungen der Revolution auf
kirchlichem Gebiet und die Verhöhnung aller Gottesfurcht und
Religion, die, mochten auch in einzelnen Schichten die sittlichen
Zustände zeitweise nicht die besten gewesen sein, für den
grössten Theil der Bevölkerung das wesentlichste Charakter-
element bildeten. Mit Gewalt suchten die Sendboten der
Revolution das Volk der Kirche zu entfremden und systematisch
zu korrumpiren, aber hierin gab es, obwohl sonst in mancher
Beziehung zu weich und zu fügsam, nicht nach. Das kirchliche
Leben gewann an innerer Tiefe, was es an. äusserlicher Bethä-
tigung verlor, und entzog der Revolution den Boden, den die
politische Misswirthschaft ihr hier in einigen Kreisen bereitet
hatte. Mit Ingrimm sah die Bevölkerung die Wegschleppung
ihrer kirchlichen Schätze und die Schändung ihrer heiligen
Stätten.
Wurde hierdurch verhindert, dass die Revolution und das
Franzosenthum in Aachen festen Fuss fassten, so machte der
kirchliche Despotismus schliesslich auch die napoleonisclie Herr-
schaft gänzlich verhasst. Zwar kamen mit dieser wieder bessere
Zeiten, und wenn auch in Aachen der „Xapoleonszauber" seine
Wirkung nicht verfehlte, so beruhte er hier auf ziemlich solider
Grundlage. Wurden dem ganzen Rheinlande die Wohlthaten
der gesetzgeberischen und organisatorischen Genialität Napo-
leons zu Theil, so lächelte Aachen noch ganz besonders seine
persönliche Huld und Fürsorge. Er brachte die darnieder
liegende Industrie in die Höhe, ja man kann sagen, dass kaum
jemand mehr für die Aachener Industrie gethan hat, als Napoleon,
184 W. Brüiüng
er bahnte ihr die Wege und erschloss ihr ein gewaltiges Absatz-
gebiet. Er führte überall in den rheinischen Landen eine
Hebung des so tief gesunkenen Wohlstandes herbei, besonders
aber in Aachen. Die Bevölkerung empfand die Wohlthaten
der neuen Regierung um so mehr, als während der voraufgehen-
den provisorischen Zustände die Unsicherheit und die Rechts-
losigkeit, materielle und sittliche Noth den höchsten Grad erreicht
hatten. Nicht unempfänglich war man in Aachen auch für den
historischen Ruhm, den der neue Imperator der alten Kaiserstadt
wiedergeben wolltej indem er sie zur Hauptstadt seines Weltreichs
zu erheben plante. Er betrachtete sich in einer historisch-mysti-
schen Anwandlung als den Erben Kaiser Karls des Grossen und
bezeichnete sich auch als solchen. Alle diese Momente trafen
zusammen, um die Aachener, die den Schrecken der ümwälzungs-
jahre von 1794 — 1802 noch in lebhafter Erinnerung hatten, zu
veranlassen, dem Kaiser bei seinem Besuche der Stadt im Jahre
seiner Krönung einen glänzenden Empfang zu bereiten. Es wäre
aber falsch, daraus eine besonders enthusiastische Verehrung Napo-
leons zu folgern. Die schreiende oder Pferde ausspannende Menge
kommt in dieser Beziehung nicht in Betracht. Wenn man, wie
das geschehen ist, aus diesem populären Vergnügen auf den
Servilismus der Bevölkerung irgend einer „bonne ville** Schlüsse
ziehen will, so kennt man den Mob nicht, der heute Hosianna
und morgen Kreuzige ruft. Die massgebenden Kreise Aachens
schwärmten nicht für Napoleon. Aus ihnen stammt ein Bericht
eines Augenzeugen des Empfanges. Der Verfasser versichert,
dass in der alten reichsstädtischen Familie, der er ange-
hörte, und auch in anderen Kreisen der tiefste Widerwille
gegen die französische Okkupation geherrscht habe. — Dem
Konsul Bonaparte brachte man als dem Wiederhersteller von
Sicherheit und Ordnung mit Recht vielfache Sympathieen ent-
gegen. Man hatte zudem gehofft, dass der grosse Held auch
ein grosser Mann sein könnte. Aber die Bewunderung und Ver-
ehrung schlugen bei urtheilsfähigen Männern in Geringschätzung
um, als er sich mit dem kaiserlichen Hermelin behängte. Sie sahen
voraus, dass diese That der Herrschsucht und Eitelkeit, durch
die Napoleon sich als wirklicher Parvenü bekundete, eine ver-
schlimmerte Auflage des durch die Revolution begrabenen Absolu-
tismus und seiner verderblichen Begleiterscheinungen bedeutete.
Die Entwickelung der Napoleonischen Aera gab ihnen recht. Auch
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 185
Aachen war schliesslicli nur wieder aus dem Regeu unter die
Traufe gekommen. Der kirchliche Despotismus Napoleons und die
Einführung seines Katechismus verletzten das religiöse Gefühl des
Volkes fast noch mehr als der Veruunftkultus der ßevolutions-
männer, den es verspottete. Die fortwährenden Konskriptionen
und militärischen Lasten wurden auf die Dauer unerträglich.
Die grauenhafte Gewissenlosigkeit seiner Politik und die brutale
Unterdrückung jeder selbständigen Regung reizten und empörten
auch die Schwachen und Duldsamen. Die Niederlagen der
deutschen Brüder verstärkten die Abneigung der Aachener
Bevölkerung gegen Frankreich und seinen Imperator erheblich
und brachten ihr ihr Deutschthum immer mehr zum Bewusstsein.
Mit Recht darf desshalb ein berühmter Sohn dieser Stadt,
Alfred von Reumont, an dessen Wiege neben Klio auch die Muse
der Dichtkunst gestanden, die Charakterisirung der traurigen
Epoche der Fremdherrschaft in die Verse zusammenfassen:
„Sie kamen als wüste Haufen her, zu hausen in unsrer Mitte,
Eine Bande der Freiheit Brüderheer, ohne Zügel von Recht
und Sitte.
Wir wurden über den Löffel barbirt, gesotten und gebraten,
Wir haben die Stuben tapezirt mit sauberen Assignaten,
Wir sah'n die Bilder nach Paris, die Säulen des Münsters
schicken,
Vor ihm, der Karls Nachfolger hiess, sah'n krumm wir tausend
Rücken.
Er hat mit seiner Geistesmacht manch weises Gesetz verkündigt,
Gar vieles hat er gut gemacht, was die Ohnehosen gesündigt.
Fremd blieb jedoch, was fremde war, trotz allem Prunk und
Schimmer,
Und als zu Ende die zwanzig Jahr, da waren sie Fremde
noch immer.**
Nach der Leipziger Schlacht regte sich auch hier überall
das zwar unterdrückte, aber unentwurzelte Nationalgefühl, das
Bewusstsein der Zusammengehörigkeit mit dem übrigen Deutsch-
land und der Hass gegen das französische Kaiserreich. Wir
besitzen zwei untrügliche Zeugnisse, die das beweisen. Baron
Micoud, Präfekt desOurthe-Departements schreibt am (>. November
1818 der französischen Regierung: „Si la ligne du Rhin n'est
bientöt assur^e, rennemi se fortiflera de beaucoup de conscrits
186 W. Brüuing
et de tous les prol^taires des d6partements röunis, car les
peuples qui ne parlent pas frangais sont en geu6ral contre nous."
Und am 20. November schreibt Baron La Tour du Pin, der
Präfekt des Dyle-Departements: „Les bords du Rhin, qui furent
r6iinis depuis la Revolution sont, dit-on, encore tout allemands,
surtout Aix-la-Chapelle/
Dass Aachen trotz aller gewaltsamen Mittel ihm den
deutschen Charakter zu nehmen, zu denen in erster Reihe der
rücksichtslose Kampf gegen die deutsche Sprache und Schule
gehörte, doch eine deutsche Stadt geblieben war, bewies es
während des grössten Theiles des Freiheitskampfes vollauf. Zu
verlangen, dass das Rheinland und seine Städte gleich seit
Beginn desselben mit den altpreussischen Provinzen in patrio-
tischem Aufschwung hätten konkurrieren müssen, ist eine voll-
ständige Verkennung der politischen Verhältnisse und der Wirk-
lichkeit.
Hell aus dem Norden brach der Freiheit Licht! Die ersten
Boten der neuen Zeit und der Freiheit waren die behenden
Kosaken. Obwohl sie durch die Strapazen der Feldzüge und
des Ritts durch Europa nicht anmuthiger geworden waren,
wurden sie von rheinischen Frauen doch wie erlauchte Helden
mit Kränzen und Siegesreisern geschmückt. Mithin war trotz
der Vorliebe für die leichte Aumuth französischer Sitten, die
den rheinischen Frauen von einer gewichtigen Stelle aus zum
Vorwurf gemacht wird, das Deutschgefühl und die Freude an
dem Freiheitskampfe so stark in ihnen, dass sie sogar an den
schmutzigen Waffengenossen aus den russischen Steppen Gefallen
fanden.
Am 17. Januar 1814 besetzte ein Theil der Avantgarde
des russischen Korps Winzingerode Aachen. „Bei dem An-
blicke dieser fremden Waffenbrüder, ** sagt ein Aachener in
seinen Aufzeichnungen über jene Zeit, „deren Ankunft hier
alle Bürger lange sehnlichst entgegen gesehen hatten, waren
der Markt, die Köln- und Jakobstrasse die ganze W^oche hin-
durch gedrängt voll von Menschen, deren Jubel ertönte, weil
ihte Herzen mit Wonne überströmt waren, indem sie diese
Tage als Tage ihres wieder aulljlühenden Glücks und der
Wiedergeburt ihrer vaterländischen Rechte ansahen." Das hier
erscheinende Journal de la Roer, das, in französischer und
deutscher Sprache geschrieben, bis zum 15. Januar nur die
^ Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 187
offiziellen französischen Nachrichten, die natürlich nichts, was
Napoleon ungünstig war, enthielten, raittheilen durfte, erschien
am 17. — der 16. war ein Sonntag — „wegen der vorgefallenen
Begebenheiten" nicht. Die Nummer vom 18. Januar brachte
den Text nur in deutscher Sprache. Zugleich hat der Titel
sich verändert. Aus dem Journal de la ßoer ist die „Stadt-
Aachener Zeitung" geworden. Der erste Artikel gibt der Freude
der Bürgerschaft über die Befreiung, der frohen Hoffnung, die
alle erfüllte, und dem unbegrenzten Vertrauen, das man in
die Verfügungen der verbündeten Mächte setzte, lebhaften
Ausdruck. Ein leiser Ton von Furcht und Besorgniss, etwas
Kleinmuth ist zwar noch hie und da aus dem Artikel heraus
zu hören, aber sie verschwinden bald in der alles überwäl-
tigenden kampfes- und aufopferungsfreudigen Stimmung ^
Die Opferfreudigkeit der Aachener Bürgerschaft hatte bald
Gelegenheit, sich nach allen Richtungen hin zu bethätigen.
Fast beständig hallten die Strassen der Stadt wieder von dem
Marschtritt der zur Nordarmee der Alliirten gehörigen Corps, die
fast alle über Aachen kamen und hier Quartier nahmen. Am
*) Treitschke führt als Beispiel für die Hinneigung Aachens zu Frank-
reich an, dass der „C'ourrier d*Aix la (^hapelle" noch fast ein Jahr nach dem
Einmarsch der Alliirten französisch schrieb and dass das Journal du Bas
Rhin et du Rhin Moyen seine amtlichen Bekanntmachungen in beiden Sprachen
brachte. Ob das für den Courier zutrifft, bin ich nicht in der Lage gewesen,
festzustellen; er scheint hier nicht vorhanden zu sein. Auch Pauls erwähnt
ihn in seinen „Beiträgen zur Geschichte der Buchdruckereien» des Buch-
handels, der Censur und der Zeitungspresse in Aachen bis zum Jahre 1816"
nicht (Bd. XV, S. 97 ff. dieser Zeitschrift). Da die sehr verdienstliche Arbeit
von Pauls ra. E. an Vollständigkeit nichts zu wünschen übrig lässt, muss ich
annehmen, dass Treitschke ein Irrthum oder eine Verwechselung unterge-
laufen ist. Bezüglich des Journals du Bas Rhin et du Rhin Moyen ist sein
Beispiel gänzlich verfehlt. Das Journal des Niederrheins wurde seit dem
15. März 1814, nicht 14. Mai, wie Pauls sagt, als amtliches Blatt heraus-
gegeben. Schon in seiner ersten Nummer brachte es eine Bekanntmachung
des Generalgouverneurs Sack. Auf seine Anordnung lautete der Titel seit
dem 16. Juni 1814 ^Journal des Nieder- und Mittelrheins", und weil die
in diese Zeit fallende Erweiterung des Generalgouvernements viele nur
französisch sprechende Bewohner Sacks Verwaltung unterstellte, gab er dem
Blatt den Nebentitel „Journal du Bas-Rhin et du Rhin-Moyen" und liess
die Bekanntmachungen der Behörden, aber nur diese, auch in französischer
Sprache drucken. Eine sehr verständige Einrichtung. Sie hörte auf, als alle
Bewohner seines Gouvernements in deutsche Verhältnisse und Sprache sich
wieder eingelebt hatten.
188 W. Brimiug
18. Januar 1814 richtete der kaiserlich-russische Major von
Schilling im Auftrage des Generals vqu Winzingerode folgendes
Schreiben an das Stadtoberhaupt: „Ich beauftrage den Maire von
Aachen, Cornelius von Guaita, für den Unterhalt der durch-
gehenden kaiserlich-russischen Truppen zu sorgen und die nöthige
Fourage beitreiben zu lassen und dieses im ganzen Bezirk von
Aachen." Damit begann für diesen Mann die Zeit einer jahrelangen
Arbeitslast, von der man sich nur witudern kann, dass sie ihn
nicht aufgerieben hat. Der russischen Avantgarde folgte im
Februar die kombinirte Nordarmee von Deutschland unter der
Führung des Kronprinzen von Schweden. Es war eine merk-
würdige Fügung des Schicksals, dass derselbe Mann, der als
Obergeneral Bernadotte am 30. Ventose des Jahres 7 der „einen
und unzertheilbaren Frankenrepublik" (20. März 1799) die
Stadt Aachen zur Theilnahme an der Vernichtung des „ver-
hassten Hauses Oesterreich" aufgefordert hatte, nunmehr als
Führer einer Armee der Alliirten in ihre Mauern einzog, um ,
den Sohn der Revolution und seinen ehemaligen Gebieter nieder-
werfen zu helfen. Bernadotte war neben dem Marschall Oudinot
der einzige unter den Satelliten Napoleons gewesen, der sich
in allen Kriegzügen Menschlichkeit bewahrt hatte. Das war
wohl ein Grund mit, weshalb er als schwedischer Kronprinz
und Feldherr der Alliirten unter dem Jubel und den Ehren-
bezeugungen der Bevölkerung seinen Einzug in das befreite
Aachen halten konnte. Nach seiner Ordre, die der „Regie-
rungs-Commissar des Aachener Bezirks", W. J. Biergans, den
Maires bekannt machte, waren ausser den Landesbehörden
allein die Armeeintendanten oder die, welche von ihnen aus-
drücklich dazu autorisirt wurden, berechtigt, Requisitionen und
Lieferungen an die Gouvernements-Behörden zur weitern Ver-
fügung gelangen zu lassen. Ausser letztern war niemand,
weder Civil- noch Militärpersonen, welchen Ranges sie auch
sein mochten, zu Requisitionen befugt. Diese wurden hinfort
alle durch den Generalgouvernementskommissar und die Bezirks-
regierungskommis«areden Gemeinden mit der verhältnissmässigen
Vertheilung zugestellt. Damit kam Ordnung in diesen Zweig
des militärischen Verpflegungswesens, die Aachen während der
ganzen Fremdherrschaft nicht kennen gelernt hatte. Dem
Requiriren und Devastiren, das unter ihr in so schamloser
Weise betrieben worden war, wurde von vornherein ein Riegel
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 1S9
vorgeschoben. Stadt und Landgemeinden empfanden das aufs
dankbarste. Ueberhaupt waren sowohl die Militär- wie Civil-
behörden während der ganzen Zeit, in der Aachen die un-
geheuere Einquartirungslast zu tragen hatte, bemüht, jede Härte
und übermässige Belastung zu verhüten. Grosse Verdienste
erwarb sich auch in dieser Richtung ausser einigen Stadt-
kommandanten, unter denen besonders C. von Suckow rühmlich
zu erwähnen ist, der Generalgouverneur Sack, der nachherige
erste preussische Oberpräsident der Rheinprovinz, ein hoch-
gebildeter, taktvoller und humaner Beamter und ein von Stein-
schem Geiste getragener Staatsmann. Er musste zuweilen
sogar den Oberbürgermeister zügeln, der in seinem Eifer, ein
Uebriges zu thun, zu weit ging. Er wollte Sparsamkeit gehand-
habt wissen auch in Zeiten, in denen Stimmung und Opferwillig-
keit oft geneigt sind, etwas draufgehen zu lassen. Mit Rücksicht
auf die fast erschöpften Einnahmequellen der Stadt sorgte er
dafür, dass dieser „ohne höchste Noth** keine Ausgabe aufer-
legt wurde. Er ging von dem Grundsatz aus, dass die „Ein-
quartirung eine Last der einzelnen Einwohner und nicht der
(gemeinden sei." Jeden übertiiebenen Aufwand für die hohen
Militärs, die in grosser Anzahl lange Zeit hindurch in Aachen ein-
quartirt waren, wusste er zu vermeiden, und die Generale gaben
sich damit zufrieden. Diese Art stand im wohlthuendsten
Gegensatz zu der Satrapenwirthschaft der französischen Befehls-
haber. Jede Beschwerde über unverhältnissmässige Belästi-
gung durch Einquartirung wurde auf seine Anordnung hin
„auf das strengste untersucht und selbiger, falls sie begründet
erachtet wurde, unverzüglich abgeholfen**. Er war für jeder-
mann aus der Stadt zu sprechen und griff persönlich ein, wo
seine Organe versagten. So schrieb er einmal einem Bürger,
gegen den militärische Exekution eingeleitet worden war, nach-
dem er diese nach Prüfung der Beschwerde sofort hatte auf-
heben lassen, unter Versicherung seiner Theilnahme eigenhändig:
„Ich ersuche Sie künftig, sofort an die betreifende Behörde,
und, wenn das nicht hilft, sich gleich an mich zu wenden." In
seinen Verfügungen an die städtische Behörde machte sich
zum ersten Mal der amtliche preussische Ton der Dringlichkeit
und Energie geltend, der an manchen Stellen, wo die alte
reichsstädtische Gemächlichkeit noch nicht überwunden war,
unangenehm empfunden wurde. Auf die Dauer aber verschlossen
190 W. Briining
sich Beamte und Bürger seinem Einfluss nicht. Das gereichte
der Stadt zum Nutzen.
Ganz besonders wohlthätig wirkte seine Einrichtung der
Platzkonimandanturen für die einzelnen Bezirke des General-
gouvernements vom Niederrhein. Die Platzkoraraandanten wurden
in den an den Militärstrassen gelegenen Etappenorten angestellt
und hatten die Aufgabe, Misshelligkeiten zwischen den einquar-
tirten Militärpersonen und den quartiergebenden Einwohnern zu
verhindern, „die blos deshalb sich erheben, weil eine Instanz
fehlt, welche die gegenseitigen Beschwerden hören, mit Rücksicht
auf feste Vorschriften beurtheilen, zur Zufriedenheit beider
Theile schlichten und auf deren Ausführung mit Nachdruck
halten kann." Die Kommandanten waren von andern dienst-
lichen Verpflichtungen befreit, standen allein unter dem General-
gouverneur, verwalteten ihre Posten dauernd und fanden dadurch
Gelegenheit, die örtlichen Verhältnisse, Gewohnheiten und An-
schauungen, die bisher nie berücksichtigt worden waren, kennen
zu lernen und das Vertrauen der Einwohner sich zu erwerben.
Die Bestimmungen der Dienstanweisung für die Kommandanten
waren unnachsichtlich strenge und machten fast alle Misshellig-
keiten und üebergriflFe unmöglich. Ganz zu vermeiden waren
dieselben natürlich nicht, das hätte Unmögliches verlangen
geheissen. Aber dem dümmsten Bauer oder enragirtesten
städtischen Französling musste der Unterschied zwischen dem
Wohlwollen, der Ordnung, Strenge und Rechtlichkeit der preus-
sischen Militär- und Civilvervvaltung und der Miss- und Raubwirth-
schaft des französischen Ungeziefers zum Bewusstsein kommen.
Das Landvolk hatte früher ganz besonders von den Nach-
züglern der französischen Heere zu leiden gehabt. Von diesem
Gesindel, ob männlich oder weiblich, wurden die Strassen
gesäubert. Ausserhalb der als Marschrouten vorgezeichneten
Strassen befindliche Soldaten wurden als Marodeurs behandelt.
Auch gegen OflSziere wurde bei Verletzung des Einquartirungs-
regulativs eingeschritten. Zur französischen Zeit hatten diese
als Herren des Landes sich geberden und Rechtsverletzungen
und Ausschweifungen aller Art ungestraft sich erlauben dürfen.
Es liegen zahlreiche Nachweise dafür vor.
Der Generalgouverneur stand mit der Bürgerschaft immer
in engster Fühlung, ja er ging so weit, diese darüber befinden
zu lassen, ob sie einer Einrichtung, welche die Unterkunft und
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 191
Verpflegung der Truppenraassen nothwendig machte, „beitreten
wolle oder nicht/ Eine ganz besondere Schonung liess er der
zahlreichen armem Volksklasse zu Theil werden. Er hielt von
ihr jede „un verhält nissmässige Belästigung'' fern und suchte
ihr auch in diesen Kriegszeiten alle möglichen Erwerbsquellen
zu verschaflFen. Die Handwerker hatten alle Hände voll zu
thun und gute Einnahmen.
Eine vortreffliche Unterstützung in seinen Bemühungen um
das Wohl der Bürgerschaft Aachens fand Sack an dem General-
gouvernementskommissar Bölling, dem Kreisdirektor Biergans
und den Mitgliedern der Einquartirungskommission, der eine
andere Kommission zum Zwecke der „Abschätzung des Verhält-
nisses der Kraft zur Einquartirung eines jeden Bewohners der
Stadt'' zur Seite stand. Letztere wurde aus den „achtbaren
Bürgern einer jeden Hauptmannschaft" gewählt. Die Mitglieder
der Einquartirungskommission, welche trotz ihrer bürgerlichen
Geschäfte „aus rein patriotischem Eifer die so mühsamen und
grösstentheils sehr unangenehmen Arbeiten" auf sich nahmen
und sich viele Verdienste erwarben, waren der „Oberbürger-
meister des Hauptortes Aachen" von Guaita, als Präsident
(später HoflFstadt und Bock), J. G. Schervier, M. J. Walthery,
T. J. von Hoselt, J. Steichmann, J. Ruland, L. Startz, A.
Ludwigs, Deusner, J. C. Duffhausen, P. J. Lingens, J. Peltzer,
Geuljans, C. J. P^monts, Nüttens, P. J. Prümm, P. N. Schmetz,
H. B. Priem, Jardon, C. Pastor, P. von Fisenue, Franz und J.
Nellessen, Mathi J. Chorus, Vv, Brammertz u. a. Sowohl Sack
wie Bölling hatten zu wiederholten Malen Veranlassung, diesen
verdienten Männern ihr Lob und ihre Zufriedenheit zu bezeugen.
Spezialkommissar der Einquartirungskommission war Franz
Dautzenberg, der jetzt durch eine rastlose Thätigkeit für das
Gemeinwesen die revolutionären Phantastereien seiner Jugend
vergessen machte. Er war mit der beständigen Revision und
Kontrolle der Beamten beauftragt, welchen die Ausführung der
Dispositionen der Einquartirungskommission oblag. Als dritte
P^inrichtung zur Bewältigung der p]inquartirungsarbeit war
neben den beiden Kommissionen die Servisdeputation thätig.
Auch ihre Wirksamkeit war eine streng geregelte und über-
wachte.
Gemäss dem Grundsatz, „die Einquartirungslast nach dem
Einkommen und Vermögen zu vertheilen", wurde die Bürgei-schaft
192 W. Brttning
in 16 Konipagnieen und jede Kompagnie in 8 Klassen eingetheilt.
Von der ersten Klasse waren 12 vorhanden, von der zweiten
Bl, von der dritten 88, von der vierten 168, von der fünften
204, von der sechsten 674, von der siebenten 673, von der
achten 297. Die erste Klasse musste je 24 Mann aufnehmen,
oder doch anderswo vorschriftsmässig unterbringen, die zweit<j
18, die dritte 12, die vierte 8, die fünfte 5, die sechste
3, die siebente 2 und die achte 1 Mann. Die ersten 4 Klassen
enthielten 299 Häuser, „welche zur Logirung der Offiziershäuser
bestimmt bleiben" mussten. Aachen war damals eine Stadt mit
etwas über 30000 Einwohner und mit 2700 Häusern, welche,
wie schon aus der geringen Zahl der für Offiziere geeigneten
Häuser hervorgeht, nicht sehr wohnlich und geräumig waren.
Die Truppenmassen aber, die die Stadt unterzubringen und
zu verpflegen hatte, standen in keinem Verhältniss zu ihrer
Einwohnerzahl. Sie wurde länger als ein Jahr hindurch von
ihnen förmlich überschwemmt. Um eine Vorstellung von der
massenhaften Einquartirung zu geben, will ich nur die Zahl
der im Sommer 1814 während 40 Tagen hier kantonnirenden
Truppen mittheilen: 83 Divisionsgenerale oder Generallieute-
nants, 128 Brigadegenerale oder Generalmajors, 205 Obristen,
1131 Majors und Hauptleute, 4559 Ober- und Unterlieutenants
und 55 936 Unteroffiziere und Gemeine. Dazu kamen 22745
Pferde. So ging es Monate hindurch, und es ging gut, obwohl
es mitunter den Anschein hatte, als ob die Stadt diesen An-
forderungen nicht mehr gewachsen wäre. Das gegenseitige
Vertrauen, die Tüchtigkeit der preussischen, die Arbeitsfreudig-
keit der städtischen Behörden, die Opferwilligkeit der gesararaten
Bürgerschaft machten diese Leistung, die ebenso hoch steht
wie die irgend einer altpreussischen Stadt, möglich. Beschwerden
über P^inquartirung liegen sehr wenige vor, und Gesuche um
Befreiung von ihr führen stichlialtige Gründe an: Krankheit
oder gänzliche Armuth.
Schon einen Monat nach dem Einzüge der AUiirten konnte
der preussische Platz-Kommandant Wilhelm Volkard an Cornelius
von Guaita, „den Meyer der Stadt Aachen", schreiben: „Es ist
mir überaus angenehm, den p]inwohnern Aachens das Zeugniss
ablegen zu können, dass Sie alles mögliche gethan haben, um
mich in meinem Posten zu unterstützen; ich danke dafür hier-
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 193
durch herzlich, und rechne darauf, dass Sie in Ihrem Eifer für
die allgemeine Sache fortfahren werden, wie dieses bisheran
geschehen ist/
Die Soldaten, denen es hier gut gefiel, vergalten die freund-
liche Aufnahme und Verpflegung durch ein fast durchweg
musterhaftes Betragen. Schwere Ausschreitungen, die während
der französischen Zeit an der Tagesordnung waren, kamen
gar nicht vor und einzelne Uebergriffe wurden streng bestraft
und öffentlich gerügt. Es war nicht die Art der preussischen
Behörden, irgend etwas zu vertuschen und zu beschönigen.
Sie gaben immer der Wahrheit die Ehre. So kann man auch
ihren Kundgebungen, die einfach und schlicht Thatsachen an-
erkennen, Glauben schenken, wenn sie in ihnen die gute vater-
ländische Gesinnung und die Opferwilligkeit der Aachener Be-
völkerung rühmen. Sie wären zur Noth auch ohne diese Ge-
sinnung der Lage gewachsen gewesen, aber wo sie sie fanden, er-
kannten sie sie freudig an. Wenn Treitschke und Sybel die Ver-
fügungen und Bekanntmachungen Sacks gelesen hätten, würden
sie über das rheinische Franzosenthum anders geurtheilt haben.
Das gute Verhalten der alliirten Truppen gab der Bevöl-
kerung Aachens Gelegenheit, auch in dieser Beziehung Vergleiche
anzustellen. Wie sehr fielen diese zum Nachtheil der franzö-
sischen Soldatesca, der „gallischen Insekten", der fränkischen
„Lasterhorde** aus, wie sie der Pfarrer von Haaren in seinen
Aufzeichnungen aus der Zeit der Fremdherrschaft nennt.
Aachen hatte im Laufe der Jahrhunderte, von den Spaniern
und Wallonen des Marquis wSpinola und Ludwigs XIV. an bis
zu den Sansculottes, Soldaten aus aller Herren Ländern in seinen
Mauern gesehen. Aber es hatte allen Grund, mit Schrecken an
sie zurückzudenken. Jetzt sah es zum ersten Mal ein Volks-
heer unter Waff'en, ein Heer, das durch die sittliche Kraft und
den Geist, die in ihm mächtig waren, von Sieg zu Sieg geführt
worden war. Es sah, dass die Zufriedenstellung des Militärs
bei gerechter Vertheilung der Lasten und gehöriger Aufmerk-
samkeit mit dem Wohle der Bürgerschaft sich vereinigen liess.
Es sah das Wunder, dass gute Soldaten auch gute Menschen
sein können, und vorschauende Geister ahnten das vielleicht noch
grössere, dass die Söhne und Enkel der strümpfestrickenden
Pinnen, die sich nach dem Zeugniss einer Chronik niemals an
den fatalen Pulvergeruch hatten gewöhnen können, unter dem
18
194 W. Brüning
Einfluss dieses Heeres ebenso gute Soldaten werden würden.
Das preussische Heer und Beamtenthum der Befreiungskriege
machte überall in den ehemals französischen deutschen Landen
auch moralische Eroberungen; nicht in letzter Reihe hier in
Aachen. Dass diese späterhin durch eine unkluge und unehr-
liche Politik zum Theil wieder verloren gingen, war nicht die
Schuld der kämpfenden und arbeitenden und einfach grossen
Männer dieser grossen Zeit. Die Beurtheilung der Zustände und
Stimmungen in Aachen und im Rheinlande nach 1815 hat
aber die Schätzung der gut deutschen Gesinnung und des Ent-
gegenkommens, das Preussen hier während der Befreiungskriege
fand, nachtheilig beeinflusst.
Doch lassen wir diese unerquickliche Reflexion, und stellen
wir lieber fest, wie Aachen es fertig brachte, den gesunden
Hunger der als „Befreier, Retter und deutsche Brüder** freundlich
aufgenommeneu Krieger zu stillen. Es errichtete zu diesem
Zweck ein grossartiges Magazin, zu dem jeder, der einen Ar
und Halm besass, beisteuern musste; sogar das Oberhaupt der
Stadt ist einmal mit „4 Malter und 1 Fass Haber" vertreten.
Millionen von „Mund- und Fourageportionen" sind aus diesem
Magazin verabfolgt worden. Den Landgemeinden fiel es oft
schwer, bei der beständigen Inanspruchnahme den Anforderungen
der Magazinverwaltung [gerecht zu werden. Sie hatten auch
meist selbst Einquartirung. Der Oberbürgermeister war uner-
müdlich thätig, um die rückständigen B^uragelieferungen bei-
zutreiben und die säumigen Lieferanten an ihre Pflicht zu
mahnen. Er wurde darin von dem preussischen Staatsrath und
Generalverpflegungskommissar Grafen Dohna-Wundlacken aufs
eifrigste unterstützt. Aus den Antwortschreiben der Lieferungs-
pflichtigen ersieht man oft die Unmöglichkeit, den weitgehenden
Forderungen nachzukommen, niemals aber Abneigung gegen die
Lieferungspflicht oder gar bösen Willen. Sie bitten immer nur
unter dem Ausdruck herzlichen Bedauerns, dass die Fourage
oder die dafür fälligen Fouragegelder noch nicht eingegangen
seien, um Geduld. Dabei war die Bezahlung der Naturalien
für diese Kriegszeiten keine sonderlich gute. Das Malter Hafer
kostete durchschnittlich 15,25 Frcs., der Centner Heu 4,25 Frcs.
und der Centner Stroh 2,15 Frcs. Auch die Preise für Viktualien
waren nicht hoch. Der Preis der von dem Magazin gelieferten
„kompletten Portion *" für Offiziere wurde auf 80 Cts., der für
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 195
Gemeine auf 44 Cts. festgesetzt. Später stieg er etwas, es
wurde dafür aber ein Unterschied zwischen Stabs- und Sub-
alternoflSzierportionen gemacht und letztere auf 66 Cts. herab-
gesetzt. Man wusste zu sparen. Die OflSzierportion bestand
durchschnittlich in 2 Pfund ungebeuteltem Brod, 1—2 Pfund
Fleisch, 6 Loth Reis, 16 Loth trockenem Gemüse, 2 Loth Salz
und Vio Quart Rum, Cognac oder Liqueur. Je nach ihrem
Range erhielten die OflSziere mehr oder weniger Portionen. Die
Soldaten, Unteroffiziere und Feldwebel erhielten in der Regel
nur 2 Pfund ungebeuteltes Brod, V2 Pfund Fleisch und Vio
Quart Branntwein, „indem die Wirthe verbunden sind, das
Gemüse und Salz dazu zu liefern". „Wenn man kein Brod
hätte, so müsste jedes Pfund Brot durch den Zusatz von einem
Viertelpfund Fleisch ersetzt werden. Die Portion Branntwein, auf
dem Fusse des niederösterreichischen Masses, beträgt ein grosses
Weinglas voll. Die Bierportion ist eine halbe Mass und die
Weinportion ein achtel Mass." Aus den Rationen ersehen wir,
dass auch die Pferde damals genügsamer waren als heute,
trotzdem sie schon den Weg von Russland bis hierher zurück-
gelegt hatten und ihn noch bis Paris fortsetzen mussten. Die
Zeit der Befreiungskriege weist, zumal in Anbetracht der
dürftigen Verpflegung und schlechten Wege, die grossartigsten,
Marschleistungen in der Kriegsgeschichte der letzten Jahr-
hunderte auf.
Sehr hoch war im Verhältniss zu den geringen Preisen der
Lebensmittel die Wohnungsmiethe. Sie betrug für einen General
der Infanterie oder Kavallerie im Sommer monatlich 141 Reichs-
thaler, im Winter 181 Reichsthaler, für einen Regimentskomman-
deur 63 bezw. 89 Reichsthaler, für einen Kapitain (Infanterie-
Hauptmann) 31 bezw. 52 Reichsthaler (für einen Rittmeister
47 bezw. 68 Reichsthaler), für einen Lieutenant 15 bezw. 23
Reichsthaler. Schon damals war Aachen eine theure Stadt und
mit Bezug darauf wird bei der Festsetzung der Durchschnitts-
preise der reglementsmässigen Quartier-Bedürfnisse der Offiziere
nach den Lokalpreisen gesagt: „Es ist allgemein bekannt, dass
in hiesiger Stadt als Curort die Miethen der Quartiere ungleich
theurer zu stehen kommen, als in jedem anderen Orte, wo der
ausserordentliche Zufluss von Fremden nicht stattfindet.^ Die
Hausbesitzer machten mithin gute Geschäfte und hatten gegen die
Einquartirungen nichts einzuwenden. Sie blieben trotz der Ver-
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 197
Nicht unerwähnt lassen wollen wir, dass ganz besonders
auch die Besitzer von Pferd und Wagen in Stadt und Umgegend
Gelegenheit hatten, den Heeren vortreffliche Dienste zu leisten.
Aachen lag, wie bereits erwähnt, gerade auf der Marschroute
und war eine bedeutende Etappenstation für die Militärstrasse,
die von Düsseldorf über Neuss, Fürth, Linnich hierher und
dann weiter nach Holland und Belgien führte. Ausserdem
erforderte die Belagerung der Festungen Jülich und Mastricht,
welche die Franzosen noch einige Zeit hielten, viele Vor-
spanndienste. Einer Kommission, der sogen. Parkkommission,
lag auch dieser Zweig der Militärverwaltung ob. Verdiente
Mitglieder derselben waren Heyder-Bruckner, Leonhard Startz,
J. von Fürth, J. A. Wildenstein, Geuiljans, Conrad Pastor,
von Lommes.sem, Peter von Fisenne, Vossen, J. Müller, Würth
und wiederum der Oberbürgermeister Guaita. Sie hatten
viel Arbeit, und die Fuhrhalter und Bauern kamen in Folge
dessen fast ein ganzes Jahr hindurch kaum zu dem Bewusst-
sein, dass die armen Pferde ihnen gehörten. Trotzdem finden
wir keine Klagen darüber wie während der französischen Zeit,
in der mancher Bauer in recht kräftigen Worten seinem Aerger
Luft »nacht oder vielmehr machen lässt, denn er wusste wohl
die Peitsche zu führen, aber nicht den Gänsekiel. Einmal wurde
sogar die Munizipalität Aachens von der republikanischen Bc-
zirksverwaltung aufgefordert, die rückständigen Karren binnen
24 Stunden bei der Strafe der Einkerkerung auf Wasser und
Brod zu stellen. Die Heftigkeit und Schärfe, mit der die Muni-
zipalität, an deren Spitze J. C. Bock stand, auf diese Drohung
antwortete, beweist uns so recht den erregten Charakter der
damaligen, durch (Jhikanen aller Art gequälten und durch
beständige Anspannung aller Kräfte bis zur Erschöpfung in
Anspruch genommenen städtischen Beamtenwelt. Das war im
i], Jahr der Republik, 1795. Zwanzig Jahre später mussten die
leitenden Männer der Stadt noch weit mehr leisten, aber sie
thaten es gern und sie wurden auch nicht chicanirt.
Vor Abschluss des ersten Pariser Friedens verbreiteten
sich hier von Paris her Gerüchte, dass der Friedensschluss den
Rhein zu Frankreichs Grenze gegen Deutschland hin machen
würde. Man beruhigte sich aber mit dem Vertrauen zu der
^Weisheit und Kraft der erhabenen Befreier Europas**, dass
dies nicht geschehen würde. Es geschah auch nicht. Der
198 W. Brüning
Friedensschluss war trotz der „Weisheit und Kraft der erhabenen
Befreier" ohnehin kläglich genug. Ueber das endgültige Schick-
sal der Rheinlande sollte erst der Wiener Kongress entscheiden.
Nun wurde von Paris aus während der Dauer desselben mit
Hartnäckigkeit der Versuch gemacht, die Anschauung zu ver-
breiten, dass die Bewohner des linken Rheinufers noch ganz all-
gemein für Frankreich, dem sie bis zum pariser Frieden angehört
hätten, gestimmt seien und sich in höchster Unzufriedenheit davon
getrennt sähen. Diese Stimmung herrsche vorzugsweise in den
Departements vom Donnersberge und der Roer. Ein Bewohner
des Roerdepartements wies im Namen seiner Landsleute diese
Anschauung zurück. Er schrieb mit bitterm Hohn, dass die
Bewohner des Roerdepartements den Parisern für die gute
Meinung von ihnen dankten. Sie erinnerten sich allerdings noch
mit grossem Vergnügen, ja mit einer gewissen Wollust, der
vereinigten Rechte, sowie der herrlichen Conscription und mancher
andern Vortheile, wonach sie sich wieder sehnten wie das Kind
nach dem Weihnachtsfeste. Ganz besonders sei ihnen die
väterliche Administration des Hen^n Präfekten Ladoucette —
des letzten während der Occupation — in dankbarem Andenken.
Allerdings gebe es auch einige Leute, die da meinten: „wenn
nur erst der Druck von den Folgen des Krieges vorüber und
der Handel wieder frei sei, so Hesse es sich für Deutsche am
besten unter der Regierung eines deutschen Fürsten leben, der
. . . gerecht und gut sei, Menschenrechte und Religion ehre
und unverwandt das Glück seines Volkes im Auge habe. Aber
das seien nur Vorurtheile oder die Ideen exaltirter Köpfe, die
von Deutschland, Nationalsinn, Nationalehre und Volfcsglück
träumten und nebenbei noch so keck seien, zu sagen, es sei
für einen Deutschen ein Unglück, mit einer Nation verschwistert
zu sein, die nach dem eigenen Geständnis« ihrer Weisen und
Gelehrten nur leichtsinnig, eitel, unzuverlässig und habsüchtig
sei und die es verdiene, von einem Nero oder Napoleon statt
des Szepters mit der Geissei regiert zu werden." Dergleichen
frevelhafte Ausdrücke höre man in Aachen und in Köln . . .
sehr häufig.
Man hatte hier also den Charakter des Franzosenthums
gründlich erkannt und Hess sich durch Aeusserlichkeiten nicht
mehr blenden. Eine etwaige Rückkehr zu Frankreich betrachtete
man als ein Unglück. Deshalb schaute man hier mit grosser Be-
Aachen wäbreud der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 199
sorgniss auf dBn Wiener Kongress, wo der widerwärtigste Länder-
schacher der Diplomaten kein Ende nehmen wollte. Und das Ge-
bahren der Fürsten dort, die vom Napoleonischen Alpdruck befreit
wieder im legitimen Plaisir schwelgten, konnte das Vertrauen
zu dem Kongress nicht vermehren. Aber dem schlichten, ernsten
und treuen Preussenkönig brachte man Liebe und Vertrauen
entgegen. Deshalb wurde hier bereits während der proviso-
rischen Verwaltung sein Geburtstag wie der des Landesherrn
gefeiert. Als endlich der Zustand der Ungewissheit und des
Provisoriums aufhörte, schrieb am 23. Februar 1815 die Stadt-
Aachener Zeitung:
„Unser Schicksal ist entschieden und vereinigt mit dem
einer grossen und aufgeklärten Nation, die nicht allein den
Willen, sondern auch die Fähigkeit und Kraft besitzt, ihren
Rang zu behaupten. Wir werden nicht mehr vereinzelt, wie
Waisen, dastehen, und bald vom Auslande, bald von über-
müthigen Landesgenossen zertreten werden. Uns kömmt es jetzt
zu, durch Bürgersinn, Gehorsam und Liebe für unsern Souverain
uns des neuen Vaterlandes würdig zu machen, mit verdoppeltem
Eifer uns in die Reihen älterer Söhne Bonissiens zu stellen
und durch treue Pflichterfüllung uns als ebenbürtige Kinder
zu legitimiren."
Die Rückkehr Napoleons von Elba gab den Aachenern
vielfache Gelegenheit dazu. Am 24. März 1815 richtete der
Generalgouverneur von Aachen aus „an die braven Bewohner
des Nieder- und Mittelrheins" eine Proklamation, in der es unter
anderm hiess:
„Das Wehe ist ausgerufen über den Frevler, welcher wider
alles Recht und allem menschlichen Vertrauen zum Hohne die
Kriegsfackel aufs neue unter uns geworfen; wäre es nöthig,
so würde die Bevölkerung von ganz Europa sich auf Frankreich
stürzen, den Unhold in Blut und Thränen der Seinigen zu
ersticken . . . Fest müssen die Guten und Edlen aller Stände
sich jetzt aneinander schliossen, eine eherne Mauer wider Bos-
heit und Verrath. Herbeiströmen möge die kräftige Jugend,
ihren Arm und ihren Muth der gerechten Sache und dem Vater-
lande zu weihen. Denn Deutschland ist Euer Vaterland und
wird es bleiben um jeden Preis. Bewaffnen mögen sich auch
die kräftigen Männer und Hausväter aller Stände unter dem
Panier der Bürger-Miliz, nicht zum Angriffskriege, aber wolil
200 W. Brüning
zum Schutz des eigenen Heerds gegen Feinde und Verräther.
Das Vaterland vertraut Euch die WaflFen an, Ihr braven
Männer und Jünglinge am Rhein, der Mosel, Roer und Maas.
Ich selbst bin Bürge für Euch geworden, dass Ihr sie fuhren
werdet mit deutscher Treue und Kraft."
Die französische Republik hatte hier dem freien Bürger die
Waffen weggenommen. Preussen vertraute sie ihm sogleich ruhig
an. Männer jeden Alters und jeden Standes eilten herbei und
unterzogen sich bereitwillig den Anstrengungen, die der Dienst
in der Bürgermiliz ihnen auferlegte. Männer wie Freiherr Joseph
von Fürth, Johann und Stephan Pelzer, Heinrich Beissel, von
Lommessem, von Pallandt und andere waren Offiziere der Miliz.
Sie war 4 Bataillone stark. Sie hatte auch — leider aus einer
sehr traurigen Veranlassung — Gelegenheit, ihre patriotische
Gesinnung zu bekunden. Kurz vor der Schlacht bei Ligny
meuterten die sächsischen Regimenter des Blücherschen Heeres
in Lüttich. Die schmähliche Haltung ihres Königs Friedrich
August und rheinbündlerische Gelüste, die in den Reihen ihrer
Offiziere noch immer nicht erloschen waren, verführten sie zu
der im Angesichte des Feindes doppelt schändlichen That, die
der alte Marschall Blücher, der sich, um sie zu beruhigen, in
ihre Mitte begeben hatte, beinahe mit dem Leben hätte
bezahlen müssen. Die Rädelsführer wurden erschossen, die
Fahne der sächsischen Garde vor der Front verbrannt und
die Truppen mit Schimpf und Schande in die Heimath geschickt.
Sie ernteten in vollstem Masse den Lohn für ihre That. Ueber-
all in deutschen Gauen empfing und verfolgte sie allgemeine
Verachtung und Hass, besonders am Rhein und in Westfalen.
In Aachen besetzte die Bürgermiliz die Wachen und Thore und
liess nicht zu, dass den hungernden Meuterern auch nur ein
Brod gereicht wurde oder auch nur einer von ihnen städtischen
Boden betrat.
Jünglinge und Männer aus Aachen und Umgegend zeichneten
sich dagegen in hervorragender Weise vor dem Feinde aus. Auf
dem Archiv liegen die Papiere derjenigen, die als Lohn ihrer
Tapferkeit die Kriegsdenkmünze und das eiserne Kreuz nach
Hause brachten. Die Ritter des eisernen Kreuzes wurden auf
einer besondern Liste verzeichnet, die aber nicht mehr vorhanden
zu sein scheint. Das ausgezeichnete Benehmen verschiedener Sol-
daten in den Gefechten wird bei der Verleihung der Dekoration
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 201
ganz besonders hei'vorgehoben. Es fanden auch manche den Tod bei
Arcis-sur-Aube, bei Ligny und Belle- Alliance. Aus einem Schreiben
des Königlichen Kreisdirektors Biergans vom 12. März 1816 an den
Oberbürgermeister erselien wir, dass Regierung und Stadt beab-
sichtigten, den gebliebenen Kriegern in der Münsterkirche ein
Denkmal zu setzen. Man sah aber davon ab, und der nun-
mehrige Oberpräsident Sack machte den Vorschlag, in jeder
Pfarrkirche eine Gedächtnisstafel zu errichten, um die Namen
der zum Kirchspiel gehörig gewesenen, im Kriege ehrenvoll
gebliebenen Vaterlands vertheidiger darauf einzuschreiben.
In dem am 15. April 1815, mitten unter den Vorbereitungen
zu neuen blutigen Kämpfen erlassenen Besitzergreifungspatent,
das Gneisenau und Sack von Aachen aus verkündeten, hatte der
König gesagt, dass er einen Theil seines stehenden Heeres aus
der Mitte der Rheinländer wählen, die Landwehr aufbieten und
den Landsturm einrichten lassen werde. Sack war in dieser Be-
ziehung unermüdlich thätig. Er erliess mehrere Proklamationen,
in denen er die Hoffnung aussprach, dass auch jetzt wiederum
die Jugend des Rheinlandes sich beeilen werde, in die zu errich-
tenden Korps einzutreten und zur todesverachtenden Abwendung
der dem Vaterlande abermals drohenden Gefahr bereit zu sein.
Seine Hoffnung ging in Erfüllung, denn in einer andern Kund-
gebung konnte er ausrufen: „Mehr denn 20000 freiwillige Streiter
werden antworten für den Nieder- und Mittelrhein, wenn einst
gefragt wird, was jeder deutsche Gau in diesem Kampfe geleistet."
Zu den freiwilligen Streitern, die Aachen stellte, gehörte auch
der jugendliche Dichter Wilhelm Smets, den seine Verwandten
in allzu ängstlicher Besorgniss von der Theilnahme am Kampfe
zurückzuhalten sich bemühten. Seine Begeisterung Hess ihn
aber alle Schwierigkeiten überwinden. Er folgte Körners leuch-
tendem Vorbild und wie dieser kräftigte und begeisterte er
seine Kameraden durch seine kampfesfreudigen Lieder. Er focht
als Freiwilliger in der „Niederrhcinischcn Freiwilligenschaar**
in der Entscheidungsschlacht bei Belle-AHiance mit. Auf den
Feldern von Waterloo und Belle-Alliance ist das edelste Blut
aus Preussen und den Rheinlanden geflossen. So war es denn auch
den Aachenern vergönnt, wenigstens im letzten Akte des grossar-
tigsten Weltdramas mitzuwirken. Frohbewegten Herzens feierte
man hier schon zwei Tage nach der Schlacht den bedeutungs-
vollsten aller in diesen Kriegsjahren errungenen Siege. Der
202 W. Brüniiiir
e»
im Frühjahr zwischen Rheinland und Preussen geschlossene
Bund war durch das in diesem letzten Ringen gemeinsam ver-
gossene Blut noch fester gekittet worden. Auch Aachen konnte
sich an den stolzen Worten erfreuen, mit denen Blücher der
„Armee des Niederrheins" in seiner Proklamation von Genappe
aus dankte. Der Hut und Degen Napoleons lagen auf dem
Tische, auf dem die Kundgebung niedergeschrieben wurde.
„Empfanget hiermit meinen Dank, Ihr unübertrefflichen Waffen-
gefährten. Ihr habt Euch einen grossen Namen gemacht. So
lange es Geschichte gibt, wird sie Eurer gedenken. Auf Euch,
Ihr unerschütterlichen Säulen der preussischen Monarchie, ruhet
mit Sicherheit das Glück Eures Königs und seines Hauses. Nie
wird Preussen untergehen, wenn Eure Söhne und Enkel Euch
gleichen.**
Ja, dieser Sieg Blüchers, an dem die Rheinländer Theil
hatten, liess sie ihre Zugehörigkeit zu Preussen mit Stolz
empfinden. Sie waren in ihrer Mehrzahl nicht engherzig und
kleinlich, klebten nicht gerade an ihrem Ländchen, Städtchen
und Stämmchen und widerstrebten auch nicht mit lokalpatrio-
tischer Querköpfigkeit dem Guten, wenn es von aussen kam.
Die moralische Kraft Preussens während der Leidensjahre hatte
ihm auch hier viele Sympathieen erworben. Es stand 1815 auf
der Höhe seines Ruhmes und man kam ihm voll Hoffnung und
Vertrauen entgegen. Die Männer, die es als Soldaten und
Beamte hierher geschickt, hatten das Vertrauen bisher vermehrt.
„Der Geist der Zucht und Ordnung, der gehorchen will,
Macht stark den Krieger, segnet Volk und Land."
Man empfand diesen Geist nach all den Jahren der Zuchtlosig-
keit als eine AVohlthat.
Preussens Heer war im Befreiungskampfe die treibende
Kraft gewesen. Man verfolgte seine Siegeslaufbahn mit Bewun-
derung. Es war dasselbe Heer, das auch in den Tagen der
schmachvollen Wehrlosigkeit des alten Reiches in den Schlachten
bei Warschau und Fehrbellin, bei Rossbach und Leuthen die
deutsche Waffenehre aufrecht erhalten und selbst im Lager
seiner deutsehen Gegner Freude und Stolz wachgerufen hatte.
Dieses Heer half hier den letzten trüben Rest ehemals herr-
schender und alles verkümmernder politischer Beschränktheit,
geistiger Indolenz und bloss animalischer Daseinsfreude ver«
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 203
nichten. Es verhalf auch hier der Wahrheit des Wortes zum
Durchbruch :
„Den Feigling müssen wir bedauern,
Der einzig nur sein Leben schätzt,
Der es nicht froh mit Wonnesschauern
An eine grosse Sache setzt/
So war es möglich, dass Vaterlandsliebe und Opfersinn im
Schlussakte des Befreiungskampfes hier noch in weit höherm
Grade sich bethätigten als schon vorher. Man macht sich kaum
eine Vorstellung davon, wie gross die Opferfreudigkeit der
damaligen Zeit war. Ich will als einziges Beispiel dafür nur
folgendes anführen. Danzig war diejenige deutsche Stadt, die
durch die Napoleonische Herrschaft wohl am meisten hatte
leiden müssen. Sein Schicksal erregte überall tiefes Mitgefühl.
Durch die Explosion eines Pulverthurms waren dort viele ums
Leben gekommen. Man sammelte für ihre hülfsbedürftigen
Hinterbliebenen. In kurzer Zeit waren bedeutende Summen
aufgebracht. Kein Wunder! Die Brüder Friedrich und Heinrich
von der Leyen in Krefeld gaben allein 5000 Francs. Diese
wurden dem Oberpräsidenten durch P. von Löwenich in Burt-
scheid übergeben. Sack nahm gern die Gelegenheit wahr, den
schönen Geist zu rühmen, der sich auch in den hiesigen neuen
Mitgliedern der grossen preussischen Familie auch gegen ihre
so entfernten unglücklichen Brüder so wohlthätig erwiesen.
Recht erhebliche freiwillige Beiträge gingen, um nur eines
anzuführen, von vielen Bürgern Aachens zur Bildung, Bekleidung
und Ausrüstung der Landwehr vor der Entscheidungsschlacht
1815 ein. Ich will nur einige der freiwilli<ren Spender nennen:
den Nadelfabrikanten Schervier, Kaufmann Mauss, Fabrikanten
Leonard Startz, Wilhelm und Joseph Kuetgens, Gothard Pastor,
den Kunstfärber Gerard Chorus, Stephan Beissel und G. Heinrich
van Houtem. Spenden v(m 1500 Francs waren nichts Seltenes.
Die schönsten Blüthen aber zeitigte die Menschenliebe und
Opferwilligkeit, die zu keiner andern Zeit so Herrliches ge-
geleistet hat, auch hier in Aachen auf dem Felde der Wohl-
thätigkeit und Fürsorge für die Verwundeten und Invaliden, die
dieser Kampf in so grosser Anzahl schuf. Man betrachtete auch
hier diese Fürsorge als eine heilige Verpflichtung, und die Frauen,
denen französische Frivolität oft noch grössere Kränkungen zu-
gefügt hatte als die Noth des Vaterlandes den Männern, nahmen
204 W. Brttning
mit hingebender Freude die Gelegenheit wahr, auch ihre Kräfte
in den Dienst der allgemeinen nationalen Sache zu stellen.
Schon 1814 hatte Sack einen Plan zu einem allgemeinen Wohl-
thätigkeits verein achtbarer Frauen und Jungfrauen im Greneral-
gouvernement des Niederrheins entworfen. Diese Frauenvereioe
standen unter der Protektion der edlen Gemahlin des Prinzen
Wilhelm, des Bruders des Königs. Hier konstituirte sich am
1. Mai 1815 ein Hauptfrauenverein für das ganze General-
gouvernement. An der Spitze desselben standen die Damen
Sack, Heyder-Bruckner, Startz, Bölling, von Fürth, Reumont u. a.
Bald darauf bildete sich auch ein Männerkomitee zur Em-
pfangnahme und Verwaltung milder Beiträge für blessirte und
kranke Krieger. Es bestand aus dem preussischen General-
konsul Berents als Vorsitzendem, den hiesigen Bürgern Grünther,
van Houtem, Schünefeld und den Offizieren Hoyoll und Stark. In
einer Bekanntmachung, die das Komitee erliess, erkennt es dank-
bar die Bereitwilligkeit an, welche die hiesigen achtbaren Stadt-
und benachbarten Landbewohner geäussert haben, dem be-
drängten Zustande der an Blessuren leidenden Vaterlandsver-
theidiger theilnehmend zu Hülfe kommen zu wollen, gemäss
dem Spruche: „Seid eingedenk der Menschheit und vergesset
nie der Hülfsbedürftigen.**
Am Tage der Schlacht bei Waterloo schrieb der „Militär-
gouverneur der Königl. Preuss. Provinzen am Rhein", von
Dobschütz, an den „Königlichen Oberbürgermeister des Haupt-
orts Aachen": „Es ist mir angezeigt worden, dass viele Bürger
und Einwohner hiesiger Stadt, beseelt von menschenfreundlichem
und patriotischem Eifer, nur die Aufforderung und Authori-
sation der obrigkeitlichen Behörden erwarten, um freiwillig
durch Lieferung von Lebensmitteln und andern Unterstützungs-
gegenständen die gegenwärtig eintreffenden Verwundeten und
Kranken zu erquicken, zu deren Verpflegung für den Augen-
blick die Einrichtung des Lazarethes noch nicht ausreicht.
Dies veranlasst mich, Ew. Hochwohlgeboreu ergebenst zu er-
suchen, Ihrerseits die nothwendigen Ankündigungen machen
und die erforderlichen Verfügungen treffen zu wollen, damit
der gedachte wichtige Zweck auf das Schleunigste und Voll-
ständigste erreicht werde." Das geschah. Und fast jeder, dem
Geschlecht, Alter oder Krankheit die Theilnahme an dem heiligen
Kampfe versagt hatte, eilte herbei, um wenigstens zur Linderung
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 205
der durch den , Kampf verursachten Wunden durch Hergabe
von Mitteln aller Art beizutragen, sodass trotz der grossen
Arrauth in weiten Kreisen der Bevölkerung der Ertrag ein
bedeutender war. Der Wohlthätigkeitssinn bewährte sich hier
wieder glänzend. Schon am 24. Juni konnte der Oberbürger-
meister seinen Mitbürgern für die häufig zugeschickten Gaben
danken, mit der Bitte, wie bisher fortzufahren, da, so
wie die braven, kranken und verwundeten Krieger ihr Blut
und ihre Gesundheit für den Triumph der heiligen Sache im
Felde der Ehre aufgeopfert hätten, die Bürger Aachens sich
glücklich schätzen müssten, durch die Beihülfe ihrer freiwilligen
und wohlgemeinten Gaben die Gesundheit der Opfer des Krieges
zu bessern, ihre Schmerzen zu stillen und ihre Wunden zu
heilen.
Ich könnte manches schöne Beispiel von hingebender
Menschenliebe anführen, doch ich will mich mit einigen wenigen
begnügen.
Ein wackerer Arzt, Le Fils, schreibt an den Regierungs-
kommissar Biergans:
„Ein jeder ist wohl verpflichtet, in dieser Zeit sein Scherf-
lein, wenn auch noch so gering, zur Unterstützung der grossen
Sache Deutschlands beizutragen. Da nun bis jetzt kein Arzt
am hiesigen Militärspital angestellt ist, sondern bis dato
(der Brief stammt aus dem Anfang des Krieges) die kranken
Soldaten sich nur chirurgischer Hülfe erfreut haben, so erbiete
ich mich hiermit, die dort befindlichen Kranken unentgeldlich
zu behandeln und mit meiner medizinischen Hülfe beizustehen.**
Dieses Beispiel fand Nachahmung. Die an dem grossen
Militärlazareth thätigen Aerzte waren fast alle Aachener. Ich
nenne von ihnen Roderburg, Degraa, Nagel, Borm, Beckers,
Pesch Vater und Sohn.
Eine edle Frau, Caroline von Tuchsen, geb. von Gontard,
unterbreitete dem Oberbürgermeister den Plan einer Lotterie.
Die auszuspielenden Gegenstände waren 500 schöne Handarbeiten
und ein King, den der Kaiser von Russland ihr geschenkt
hatte. Der Erlös der Lotterie sollte zur Stiftung eines In-
validenfouds verwendet werden. Der Plan fand bei dem Ober-
bürgermeister eifrige Unterstützung und Föiderung, so dass er
verwirklicht werden konnte. Frau von Tuchsen nahm Ver-
206 W. Brüning
anlassuDg, ihm dafür ihren wärrasten Dank auszusprechen. Ein
Aachener Bürger, Reumont, unterstützte die Bestrebungen der
patriotischen Frau auch nach besten Kräften.
Km Geistlicher aus Barmen, Rötschen mit Namen, der den
Feldzug mit Verzichtleistung auf Gage mitgemacht hatte,
sprach in einem Schreiben an den Oberbürgermeister vom
4. Juni 1816 den Wunsch aus, „seinen unglücklichen Brüdern
im hiesigen Lazareth zu dienen, da er sich von seinem Wirken
und Streben unter den guten Aachenern, sowie aus deren Um-
gange viel Freude und Heil verspreche/
Für die rühmlichen patriotischen Leistungen wurde Aachen
sowohl von Seiten der Behörden wie von allerhöchster Stelle
Anerkennung und Dank in vollstem Maasse zu Theil.
Der kommandirende General von Dobschütz sagt in seiner
Bekanntmachung vom 15. Juli 1815, acht Tage nach der zweiten
Einnahme von Paris, die wie für Preussen überhaupt, so auch
für Aachen ertragreicher werden sollte als die erste: „Den
biedern Bewohnern des Nieder- und Mittelrheins hat der
Himmel in dieser grossen und verhängnissvollen Zeit eine herr-
liche Gelegenheit gegeben, die Tugenden der Vaterlandsliebe
und Menschlichkeit auszuüben. Wie thätig und freudig sie die-
selbe benutzten, das lehrt mich in Aachen der tägliche Augen-
schein.^
Es that eben auch hier jeder, was er thun konnte.
Und als der König, der die Huldigungsdeputation Aachens,
die Herren Geuljans, Würth, von Fisenne und Peltzer, im Juni
in Hanau entgegenkommend und huldvoll empfangen hatte, auf
seiner Rückreise von Paris im Herbst 1815 kurze Zeit hier
sich aufhielt und die geweihten und historisch denkwürdigen
Stätten aufsuchte, zollte er dem Patriotismus und Wohlthätig-
keitssinn der Bürgerschaft seinen vollsten Beifall. Das einfach-
würdevolle, zwar ernste aber freundliche Auftreten des neuen
Landesherrn machte auf alle Kreise der Bevölkerung einen
ungemein wohlthuenden Eindruck. Keine Mauer von Höflingen
schied ihn vom Volke des Landes, das er in seiner Besitz-
ergreifungsurkunde das deutsche Urland, die Vormauer der Frei-
heit und Unabhängigkeit Deutschlands genannt hatte. Freiwillig
und freudig brachte ihm dies Volk seine aufrichtig gemeinte
Huldigung dar.
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 207
In verständiger Schätzung der königlichen Würde schrieb
die „Stadt- Aachener Zeitung" vom 12. Oktober 1815 die
schönen und klugen Worte: „Der König zog in unsere Mauern
ein, nicht wie einst der fremde Herrscher, durch einen Schwärm
gewaffneter Trabanten angekündigt, die zwischen dem Souverain
und dem Volke eine undurchdringliche Scheidewand bilden;
keine Obrigkeit zwang hier den Bürger, Gefühle zu äussern,
die sein Herz Lügen strafte; seitdem der Deutsche seinem
National-Karakter wieder zurückgegeben ist, braucht es auch
keines äussern Prunkes, um ihm die Majestät des Thrones ehr-
würdig zu machen; er weiss in Einfachheit Hoheit zu finden
und nur was wahr, wohlthätig und menschlich ist, trägt bei
ihm den Stempel der Grösse. So zeigte sich unser König seinem
Volke und mit Rührung ^ah ihn sein Volk."
Ich würde mich einer unverzeihlichen Unterlassung schuldig
machen, wenn ich in diesem Zusammenhange nicht erwähnte,
dass Aachen in diesen Tagen auch die Ehre und das Glück
hatte, den grössten Helden und eigentlichen Repräsentanten
dieser weltbewegenden Zeit in seinen Mauern zu sehen, und
Gelegenheit fand, ihn mit Beweisen patriotischer Dankbarkeit
und rein menschlicher Liebe und Verehrung zu überschütten: den
Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt, den Ueberwinder
Napoleons. Er weilte vom 19. November ab längere Zeit hier
und freute sich, den hiesigen Behörden gegenüber den Rhein-
ländern für ihre erprobten deutschen Gesinnungen seine An-
erkennung und seinen Dank aussprechen zu können. Bei seiner
Abreise lies er dem Oberbürgermeister schreiben, da ihm selbst
der Sturz bei Ligny noch in den Gliedern lag und die Feder,
die er ohnehin nicht liebte, nicht zu führen erlaubte:
„Ew. Hoch wohlgeboren sowohl, wie alle Bewohner der
Stadt Aachen, haben mir während meiner hiesigen Anwesenheit
so viele Beweise der freundschaftlichen Theilnahme gegeben,
dass ich nicht umhin kann, Ihnen allerseits meinen wärmsten
Dank zu erkennen zu geben. Sehr muss ich bedauern, dass
mich meine Krankheit abhielt, vergnügte Tage in ihrer Mitte
zu verleben, jedoch erhalte ich Hoffnung in künftigen ruhigen
Zeiten durch einen längern Aufenthalt in diesem angenehmen
Orte, für meinen Verlust entschädigt zu werden.*^ — Diese Hoff-
nung ging leider nicht in Erfüllung, aber die guten Wünsche
208 W. Brüning
der Aachener Bevölkerung begleiteten den alten Helden und
erflehten ihm vom Himmel einen ungetrübten Lebensabend ^
Immer wieder kehrt der Blick jedes deutsch und patriotisch
empfindenden Mannes zu den Tagen des Befreiungskampfes
zurück, und jedes Verweilen bei ihnen ist für sein nationales
und sittliches Bewusstsein ein Gewinn. Ich könnte noch
manches Erhebende berichten, noch manche schöne That edler
Menschlichkeit und werkthätiger Liebe, die hier geschehen, mit-
theilen. Doch genug! Es ist aber eine wahre Freude, in den
Dokumenten, die von diesen unvergleichlichen Tagen der Frei-
heitskriege und dem Antheil Aachens an ihnen Kunde geben,
zu forschen und die erfreuliche Gewissheit ihnen zu entnehmen,
dass auch diese Stätte deutschen Bodens, in der die Anfänge
unserer Geschichte wurzeln und die •geweiht ist von den be-
deutungsvollsten historischen Erinnerungen, in dieser grossen
Zeit auch würdig und gross befunden worden ist.
Quellenverzeichniss.
Akten des hiesigen Stadtarchivs aus reichsst&dtischer Zeit (Berichte
der Gesandten in Regensbnrg und Wien) und Kriegsakten aus der Zeit der
Fremdherrschaft und der Befreiungskriege; ferner eine handschriftliche
Chronik des Stadtarchivs. (1776-1797.) — J. J. Moser, Angemeine Ein-
leitung in die Lehre des besonderen Staats-Rechts aller einzelnen Stände
des Heil. Rom. Reichs etc. Frankfurt und Leipzig 1739; ders., Von der
Reichs-Stättischen Regiments-Verfassung etc. Ebenda 1772. — Püttcr,
Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Tentscben
Reichs. 3 Theile. Göttingen 1788. — K. F. Eichhorn, Deutsche Staats-
und Rechtsgeschichte. 4. Theil. Göttingen 1836. — G. V. Schmid, Die
mediatisirten freien Reichsstädte Deutschlands. Frankfurt a. M. 1861. —
F. Haagen, Geschichte Achens. 2 Bde. 1873/74. - Joseph von Görrea
*) Die Annahme, dass Fürst Blücher am Aachener Kongress theil-
genommen habe, beruht auf einem Irrthum. 1815 weilte der MarschaU
allerdings nicht zum ersten Mal in Aachen. Bereits im Juni 1814 besuchte
er auf seiner Rückreise von England für kurze Zeit die Stadt. - Schon
einmal ist der Gedanke angeregt worden, zur Erinnerung an diesen Mann,
der unter unseren Nationalhelden in erster Reihe steht, eine Gedenktafel
zu errichten. Man hat dies bei Friedrich dem Grossen und Joseph IL
gethan, denen besondere Verdienste gerade um Aachen wohl nicht zuge-
schrieben werden können. Blüchers Schwert aber hat die alte Kaiserstadt
und die linksrheinischen Lande dem deutschen Reiche wiedergewonnen. Ihm
gebührt deshalb ein Zeichen dankbarer Erinnerung mehr ab j>dem andern.
Aachen während der Fremdherrschaft und der Befreiungskriege. 209
gesammelte Schriften. Hrsg. von M. Görres. (Politische Schriften Bd. II u.
III.) — Sepp, Görres. Bd. XXIII der ^»Geisteshelden''. Berlin 1896. — J.
F. Jacobi, Versuch eines Plans zur Errichtung eines Arbeitshauses in der
frejen Reichsstadt Aachen. Düsseldorf 1791. — G. Forster, Ansichten
vom Niederrhein etc. l. Thcil. Berlin 1793. — M. Scheins, Aachen vor
hundert Jahren. Aachen 1887. — Mainz im Jahre 1863. Ein Bild öffentlichen
Lebens. In Briefen skizzirt von E. P. Aachen 1863. — J.J.Michel, Die
Bockreiter um die Mitte des vorigen Jahrhunderts im alten Jülicher und
Limburger Land. (Zeitschrift des Aachener Qeschichtsvereins Bd. IV, S. 21 ff.)
— F. Büttgenbach, Klostcrrath (Rolduc), die alte Abtei des Roder Land -
chens. — L. Ennen, Zeitbilder aus der neueren Geschichte der Stadt Köln etc.
Köln 1857. — C. Tb. Perthes, Politische Zustände und Personen in Deutsch-
land zur Zeit der französischen Herrschaft. Gotha 1862. — Crouenberg,
Die Mäkelei oder Stadtratbswablgeschichten aus dem vorigen Jahrhundert.
Aachen o. J. (um 1882.) — H. von Sybel, Preussen und Rheinland. (Kleine
historische Schriften, Bd. II, S. 383 ff.) — H. von Sybel, Geschichte der
Revolutionszeit. — Zeitschrift für preussische Geschichte und Landeskunde.
9. Jahrgang (1872), S. 645. — Briefwechsel des Ministers und Burggrafen
von Marienburg Theodor von Schön mit G. H. Pertz und J. G. Droysen.
Hrsg. von F. Rühl. Berlin 1896. ~ H. von Treitschke, Deutsche Ge-
schichte im 19. Jhdt. 3. A. — H. Taine, Les origines de la France con-
temporaine, Paris 1875—94. 5 Bde. — Aufzeichnungen eines Haarener Kirchen-
buches aus den Kriegsjahren 1792—1795. Hrsg. von H. Schnock (Mitteilungen
des Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit, 10. Jahrgang, S. 33 ff.) — Auf-
sätze von Hüffcr und Göcke über die Zeit der Fremdherrschaft in den
Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein. — H. Milz, Die Kaiser-
stadt Aachen unter französischer Herrschaft. 1. 2. Programme des König-
lichen Gymnasiums zu Aachen. 1870/71; 1871/72. — W. Brüning, Akten-
stücke aus dem Aachener Stadtarchiv (1795-1805). (Mitteilungen des
Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit, 9. Jahrgang. S. 92.) — E. Fromm,
König Friedrich II. von Preussen in Aachen. (Zeitschrift des Aachener
Geschichtsvereins. Bd. XIII, S. 213 ff.) — Aachener Liederchronik. Mit
einer Chronologie der Geschichte Aachens. Aachen 1873. — Oatechisme ^
Tusage de toutes les 6glises de Tempire frangais. Paris 1806, mit Akten-
stücken der Stadtbibliotbek betr. Einführung des kaiserlichen Katechismus.
P. Poullet, La Belgique et la chute de Napoleon I". Bruxelles 1895.
- J. Spoelgen, Stimmung der Aachener Bürgerschaft zur Zeit der Fremd-
herrschaft. (Mitteilungen des Vereins für Kunde der Aachener Voraeit,
5. Jahrgang, S. 26 ff.) - Vortrag und mündliche Mittheilungen des Herrn
Oberlehrers Oppenhoff über rheinische Zustände unter der Fremdherrschaft
und preussischen Regierung. - Vortrag des Herrn Staatsanwaltschafts-
Sekretärs Schollen über den Empfang Napoleons in Aachen nach dem Be-
richt eines Augenzeugen (vgl. Echo der Gegenwart 1897, Nr. 201.) — A.
Dayot, Napoleon I. in Bild uiid Wort. Uebertragen von 0. Marschall von
14
210 W. Brüning, Aachen während d. Fremdherrschaft n. d. Befreiungskriege.
Bieberstein. Leipzig 1897. — Fonrnier, Napolen*s I. Kampf am die Welt*
herrschaft. — Ans der Zeit der Freiheitskriege. Sechs Vorträge, gehalten
zn Köln im März und April 1862. 2. A. KOln 1868. — J. Görres, In
Sachen der Rheinprovinz und in eigener Angelegenheit. Stuttgart 1822. —
— B. Koser, Die Bheinlande und die preussische Politik. Westdeutsche
Zeitschrift Bd. II, S. 187. — R. Goette, Geschichte der deutschen Einheits-
bewegung im 19. Jahrhundert. — F. Förster, (beschichte der Befreiungs-
kriege. (Bd. IV u. y der neueren und neuesten preussischen Geschichte.) —
F. Arndt, Die deutschen Frauen in den Befreiungskriegen. Halle 1867. —
Fünfzig Briefe Blüchers, hrsg. von C. Blasendorff, im 54. Bd. der EUsto-
rischen Zeitschrift. — Zehn Briefe Blüchers, hrsg. von A. Röschen im 8.
Bd. der Forschungen zur preussischen und brandenburgischen Geschichte. —
E. Pauls, Beiträge zur Geschichte der Buchdruckereien, des Buchhandels,
der Censur und der Zeitungspresse in Aachen bis 1816. (Zeitschrift des
Aachener Geschichtsvereins Bd. XV, S. 97 flf.) — H. Freimuth, Aachens
Dichter und Prosaisten. 8 Bde. 1882/88. — Friedrich Heinrich Jacobi^s aus-
erlesener Briefwechsel. 2 Bde. Leipzig 1827. — Zeitungen: 1. Journal
de la Roer. Seit dem 18. Januar 1814 Stadt-Aachener Zeitung; 2. Journal
des Niederrheins. Seit dem 16. Juni 1814 Journal des Nieder- und Mittel-
rbeins. (Journal du Bas-Rhin et du Rhin-Moyen.)
Kleinere Mittheilungen.
1. Inventar des Schlosses zn Monljoie aus dem J. 1436.
Die etwa 35 Kilometer südöstlich von Aachen gelegene Kreisstadt
Montjoie bildet einen Glanzpunkt de» an Natnrschönheiten überreichen Rnhr-
thales. Römisches Mauerwerk* und nahe gelegene Bömerstrassen beweisen
uns, dass die Stätte des heutigen Montjoie schon zu jener Zeit nicht ohne
nennenswerthe Bedeutung war, als Roms Legionen Jahrhunderte hindurch
am Niederrhein eine fast unüberwindliche Wacht hielten. Unter welchem
Namen der Ort zuerst in die Oeschichte eintritt, ist nicht ermittelt. Nach
J. H. Kaltenbach', dessen Angaben vielfach auf die Ritzschen Sammlungen
sich stützen, kommt Ludwig von Monschauw, Herr von Meryille und Arancy
als Kreuzritter unter Gottfried von Bouillon schon zum J. 1096 vor. H. Panly'
weist dies als ungenau nach und setzt mit J. W. Braun* das erste urkund-
liche Vorkommen des Namens Montjoie in die Jahre 1208 (?) oder 1217.
Ich finde den Ort unter dem Namen Mons loci schon zum J. 1198 in einer
Exkommunikations -Verkündigung (sententia excommunicationis) erwähnte
Da aber die Bezeichnung Mons loci später nicht mehr wiederkehrt, liegt die
Vermuthung nahe, dass wir es mit einer unrichtigen Lesart zu thun haben,
oder aber dass diese Exkommunikation eine Fälschung aus jüngerer Zeit ist.
Das Schloss Montjoie,^und damit auch die am Fusse des Schlossberges
gelegene Stadt des gleiciien Namens hat seit dem Beginne des 13. Jahr-
hunderts eine reiche Geschichte aufzuweisen. Montjoies Beziehungen zu den
Limburgeru, den Falkenburger Dynasten, den Burggrafen zu Schönforst, zu
Jülich und Knrpfalz, kurz, den Kern der geschichtlichen Vergangenheit hat
H. Pauly in seinen Beiträgen ' zum Gegenstand eingehender Untersuchungen
gemacht, auf die hier nur verwiesen werden kann. Im Nachstehenden gestatte
*) Zeitaohrift des Aachener Gksohiobtsvereiiui Bd. XIV, S. 24.
*) Der Bef^enmgsbezirk Aachen 1860 S. 104.
') Beiträge Eur Gescliiohte der Stadt Montjoie und der Montjoier Lande ; 1. Fasoikel
Köln 1892 S. 16, Anm.
«) H. Panly a. a. O. S. 9; Niederrheinische Annalen, Köln 1868, Heft 6, 8. 10.
*} Hartzheim-Schannat, Concil. German. tom. III, p. 467.
•) VgL oben Anm. 8. Herr Oberpfarrer Dr. Pauly würde die rheinischen
Geschichtsfreunde sicher zu lebhaftem Danke verpflichten, wenn er eine neue Auflage
dieser im Buchhandel nicht mehr aufsutreibenden Beiträge herausgeben wollte.
14*
A
Kleinere Mittheilnngen. 213
bezog; sie erhalten anch, ausser genügenden Mengen Heu für ihre Pferde, so
viel Holz als sie auf dem Schlosse zu ihrem Bedarf nöthig haben. Vorge-
sehen werden endlich zu Gunsten der Darleiher in der Verpfändungs-Urkunde
die Fälle, in denen das Schloss in fremde Hände gerathen, oder durch Unge-
schick (ungeschichte) ganz oder theilweise abbrennen sollte. Nach der Rück-
zahlung des Kapitals, dessen Kündigung nach bestimmter Frist beiden Theilen
freistand —- für die Gläubiger war die Wohnung des Pförtners am herzog-
lichen Schloss in Hamhach bei Jülich der Ort, wo sie kündigen konnten — ,
mussten Schloss und Land Montjoie wieder los, ledig und frei in die Hände
des Herzogs von Jülich oder seiner Erben zurückgegeben werden.
Allem Anschein nach lag bei der vorliegenden Verpfändung der Vortheil
überwiegend auf der Seite Wilhelms von Lintzenich. Der etwas verechwende-
rischc*, mit Schulden überlastete Herzog Adolph von Jülich starb schon im
J. 1437, und sein Nachfolger scheint sich beeilt zu haben, den ihn drückenden
Vertrag zu lösen, obschon anch er schon im J. 1444 in die Lage kam, Montjoie
aufs neue, diesmal an Johann von Palant, zu verpfänden*.
Die Verpfändung des Schlosses Montjoie um Neujahr .1436 machte die
Aufnahme eines Inventars über das bei Beginn der Verpföndung dort vor-
handene Mobilar noth wendig. Ohne ein solches Inventar wären ja bei der
Rückzahlung des Darlehens Weiterungen aller Art ziemlich unvermeidlich
gewesen. Das am 14. Februar 1436 aufgenommene Inventar liegt der Ab-
schrift der Verpfändungs-Urkunde im Düsseldorfer Staatsarchiv bei und wird
nachstehend dem vollen Wortlaute nach zum ersten Mal veröffentlicht. Da
ist — ich behalte die Reihenfolge bei — die Rede von einem Messgewand
und seinem Zubehör. Ferner von nicht weniger als 26 theils grossen, theils
kleinen Betten, die theilweise mit Umhängen versehen waren. Bei dem mit
Gold gestickten Scharlachtuche darf wohl an die Prunkdecke des Fürsten-
bettes gedacht werden, worauf die gleichzeitig genannten Betttücher (slaeflf-
laken) und Kopfkissen (orekuyssen), sowie die schwer erklärbare „cleyspels-
decke"* schliesscm lassen. Die Stuhlkissen mögen als Unterlage- oder Bücken-
kissen in Sesseln gedient haben; der Leinwandbestand schliesst mit 26 bessern
Tischtüchern und einigen schlechtem Tisch-, Fuss- und Leinentüchern*. Es
folgen tiefe und flache Schüsseln und zwei Waschbecken (kump- ind platbeckon
ind 11 hantvass). Dann: zinnerne Kannen, kupferne Leuchter, grosse und kleine
Töpfe, weisse und schwarze Kessel in der Küche nebst 39 Pfund zinnerner
Schüsseln. Ebendaselbst zwei drijdcssen*, Tiegel, Roeater, Gänse- und andere
') Nach J. F. Knapp, Regenten- und Volksjfoacliichto der Länder Kleve, Mark
Jülich etc., Krefeld 1H14, B<L II, S. 49H, verschwendete er in einem Falle da« Einkommen
einer Qrafscbail hei einem Festessen.
*j H. Panly a. a. O. Fasoikel 1, S. 79.
*) Zur Erklärung dieses Wortes f^ben mehrere namhafte ältere Wörterbücher
keinen Aufschi aas.
*) I)anint<*r jedenfalls auch Handtücher; dwele (twyle) bedeutet vorwiegend Hand-
tuch oder manntergium.
*) Hs.* schwer lesbar; es ist wohl eine Art Esse oder Herd gemeinl.
214 Kleinere MittheilungeQ.
Pfannen, Brandeisen ', und die zur Regelung des Herdfeuers und Handhabung'
der Küchengeschirre nothwendigen Vorrichtungen*.
Sehr bemerkenswerth ist die nun folgende Aufzählung der Annimn^
der Burg. Schon damals war im Gegensatz zu früheren Zeiten bei Be-
lagerungen die Vertheidigung den neuen Geschützen gegenüber durchgehende
sehr schwierig, und ein paar Menscheualter später vermochten nur in beson-
dem AusnahmeföUen befestigte Burgen bei Belagerungen lauge Stand zu
halten. In der Armiruug des Montjoier Schlosses tritt der üebergang von
der altern zur neuem Zeit deutlich zu Tage, indem das Inventar ein Gemenge
von veralteten und jüngeren Waflfenarten verzeichnet. Bei den Steinbüchsen
mit ihren Kammem, den Lothbüchsen und dem Vogeler liegt jedenfalls eine
Art von Böllern und Kanonen vor', während die hölzernen und hörnernen
Armbrüste mit ihren theils gefiederten, theils ungefiederten Eisen- und Stahl-
pfeilen die frühmittelalterliche Zeit vertreten. Unter Kraut (kroyt) ist
Pulver zu verstehen; sehr beachtenswerth ist die Anführang von Schwefel
und ungestossenem Salpeter ^ Es beweist dies, dass man es damals auch
bei uns bei Belagerungen verstand, innerhalb der Festungswerke aus (der
allenthalben vorhandenen) Holzkohle, Schwefel und Salpeter vermittelst Pulver-
stampfen * Pulver zu bereiten. Die drei schwarzen Harnische kamen wohl haupt-
sächlich bei Bnndsichten von gefährlichen Stellen aus zur Verwendung, wobei
die dunkle Farbe des Harnischs den Träger dem Feinde weniger kenntlich
machte. Bei den Büchsensteinen kann man an sogen. Feuersteine zum Schlagen
von Feuer und an Steinkugeln denken. Es ist wenig wahrscheinlich, dass
man Feuersteine, falls solche überhaupt in nennenswerther Zahl vorhanden
waren, eigens sollte inventarisirt haben. Ein so werthloses, alltäglich fast
kostenlos und leicht zu ersetzendes Material gehörte ebenso wenig ins Inventar,
wie die Holz- oder Holzkohlen vorräthe des Schlosses. Sehr wahrscheinlich
sind Steinkngeln gemeint, namentlich auch schon deshalb, weil Eisen- und
Bleigeschosse, von Pfeilen abgesehen, nicht verzeichnet sind. Steinkugeln
erhielten sich vielfach bis in spätmittelalterliche Zeiten hinein in Gebrauch.
Solche Kugeln von 1 — 2 Vi Fuss Durchmesser fanden sich z. B. in der Nähe
») Hs. brantreichten. Nach Lexor, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch Bd. I.
S. B42 ist brant-reite = brantisen (andela, tedifera).
«) Hs. vargetaauwe. Getouwe oder getouw ist Geschirr aller Art Vargetsauwe
ist hier wohl ein Sammelbegriff im Sinne von: Haken zum Einhängen der Kessel, Hand-
haben zum Anfassen heisser Herdplatten, Winden aus eisernen Ketten zum Hängen
der Kessel über das.Herdfener u. dergl.
*) Näheres über die hier genannten Geschütze bei A. Dem min, Die Kriegswaffen.
Gera 1891, S. 108 ff.
*) Pulver kommt unter dem Namen Donrekruyt schon in den von J. Laurent
herausgegebenen Aachener Stadt rech nun gen des 14. Jahrhunderts vor. Salpeter finde
ich für unsere Gegenden hier zuerst erwähnt. Er kommt zu Endo des Mittelalt^^r« mit-
unter in den handschriftlichen Memorabilien des Kanzlers Lüninok (DüsseldoHer Staat«-
arohiv) vor. Salpetergräber sind für das 16, bis 18. Jahrhundert mehrfach bei uns
nachweisbar.
■) Abbildung einer Pulverstampfe aus dem 15. Jatirhundert bei A. De mm in
a. a. O. S. 105.
Kleinere Mitthoilangen. 215
der im J. 1899 zerstörten Feste Tannenberg bei Ausgrabungen vor; wahr-
scheinlich, so hcisst es bei A. Demmin *, hatte die Frankfurter „tolle Grethe"
(tulle Griet) sie geschleudert Weshalb die ührglocke den Schluss des Inventars
der Arrairung der Burg bildet, ist nicht recht ersichtlich. Vermuthlich war
die Thnrmnhr an einem befestigten Thurme angebracht und gelangte so bei
der Inventarisirung unter das Mobilar der Festungswerke.
Das bei jedem Posten wiederholte Wort Item ist im Abdruck nur beim
Beginn der drei Hauptabsätze stehen gelassen worden.
Anno domini etc. tricesimo sexto, des vierziendcn dages in dem maende
Februario wart deme meyer dyesere naegeschreven huysrait ind geschutze
bewijst und gelevert van des marschalcks wegen zo Monyoe.
Item an huysrait eyn misse gewant ind de gereitschaff dartzo; XXVI
bedde so groyss ind cleyn mit yren gcreitschafifen, schaetzen, ind eyn deill
mit umbhencgen; XLIIII par slaefilaken; eyne scharlachen kamer mit goilde
gestickt; eyne cleyspebdecken; VIII orekuyssen, VIII stoilkuyssen; XXVI
gebyldt dyslaken, V twylsdislaken, vier siechte dislaken, X vuetzwelen; eyn
kumpbecken, II platbecken ind II hantvass, II tynnen quartkannen ind III
tzynnen halffkannen; III groyss kufferen luechter, III cleyne luchter, in der
cuchen vier groyss duppen, III cleyn duppen; II wysse kessell, III groysso
swartze kessell, IUI cleyne swartze kesseil, an tzynnen schuttelen XXXJX
punt, n drijdesse, II degell, III roesten, II genspannen, V andre pannen,
XIII brantreichten, dan de vargetzauwe etc. Diss vurscr. hnysraitz hat der
Maess (?) eyn deill dar geguldcn.
Item an geschutze, dat der marschalck euch da vant: nuyn steynbussen
mit XIIII kameren, XIII loytbussen, eyn vogeler, XIIII kluppell armburster,
VI pleyden, XL VIII stoyle pijle, eyne tonne kruy tz, salpeter vur eyn tonne
zo machen.
Item dit naegeschreven geschutze hait der marschalck dar dein brencgen,
ind mach id euch as vort danne doin voyren; III steynbuyssen mit IX
kameren; VI homem armburster, III kluppell armburster, der sijn II haelff
tzinnen; IUI vesgen mit pelen, XXV stoyle stelener pyle; XXXIII stoyle
yseren pyle; dan in eym korife euch pyle, de ungefedert ind euch eyn deill
ungestickt seyn; III aemen ind IIj tonne kruytz; eyn tonne s wegeis; eyne
tonne selpeters, de ungestoissen synt; dan drij swartze harnyss, V stoetzen,
dan bussen steyne, de oirklocke.
Düsseldorf. L\ Pauls.
•) A. a. O. S. 109. Forner fUr rheinische Gegenden: Hteinkugeln bei der Bela-
gerung von Neuss duroh Karl den Kühnen (1474), sowie hei der Belftg<»rung des Schlosse«
Broich durch die Spanier (159h). Vgl. ZeitschritY; des Aachener (leschichtsverein Bd.
XIV, H. 'Sil, bezw. die in der Rheinenschen AntiijuitttUm-Sammlung zu MtUheim an
der Ruhr vorhandenen Exemplare.
216 Kleinere Mittheilungen.
2. Der Prämonstratenserabt Simon Brannman ans Aachen
(1673-1747).
Domkapitular Eeusens, Professor der Theologie und Bibliothekar an
der Universität Löwen, veröffentlicht in Verbindung mit dem Kanonikus
Barbier seit einer Reihe von Jahren in sehr verdienstvoller Weise seine
„Analekta zur Aufhellung der belgischen Kirchengeschichte '^. Mit dem Drucke
wichtiger Urkunden der alten belgischen Kirche in allen Theilcn des Landes
befasst, gewinnen die Analekta ein besonderes Interesse da, wo es sich um
die Hochschule von Löwen handelt, welche seit dem 15. Jahrhundert den
Mittelpunkt der geistigen Bestrebungen der Niederlande bildete. Wie die
namhaftesten Theologen aus dem Stande der Weltgeistlichen in Löwen ihre
Bildung empfingen, so gab es auch kaum einen religiösen Orden, welcher
nicht in Löwen ein besonderes Studienhaus besass, in welchem besonders
talentirte jüngere Kleriker der theologischen Ausbildung oblagen. Unsterb-
lich sind die Verdienste, welche die Alma mater sich durch die Einverleibung
fremdländischer Studienanstalten in den Organismus der Universität erworben.
Für die Geschichte des irischen Kollegs zur Heranbildung von Weltgeist-
licheu, sowie für die Entwickelung der Kollegien der irischen Franziskaner
und Dominikaner, deren Leistungen auf dem Gebiete der Theologie und in
noch weit höherem Masse auf dem der keltischen Literatur von unvergäng-
licher Bedeutung sind, enthalten die Analekta von Breusens die werth vollsten
Beiträge. Gewissenhaft hat der Geschichtschreiber der irischen Kirche die-
selben verwerthet*.
Von nicht geringerer Bedeutung erwiesen sich die Bursen für inländische
Orden in Löwen. Nach Ausweis der Analekta spielte unter denselben eine
grosse Rolle das Kollegium der Prämonstratenser oder Norbertiner. Gegründet
1571 durch die drei Aebte Van der Linden, Heyns und Malenius, nahm es
unter ebenso gelehrten als seeleneifrigen Leitern, aus deren Reihe wegen
ihrer schriftstellerischen Leistungen Petit und de Cocq Erwähnung verdienen,
einen raschen Aufschwung. Zu den angesehensten Rektoren der Anstalt
gehörte ein Sohn der Stadt Aachen ^ Simon Brannman, Sohn des Rutger
Brannman und der Maria Katharina Petit, erblickte das Licht der Welt in
Aachen am 1. Januar 1673. Nach Beendigung der humanistischen Studien nahm
er 1695 das Ordenskleid in der Abtei der Prämonstratenser in Averbodc
und bezog nach vollendetem Noviziat die Hochschule von Löwen zum Studium
der Theologie. Seine Leistungen waren derart, dass er im Laufe der Zeit
1) A. Bellesheim, Geschieht« der katholischen Kirche in Irland Bd. U (Hains
1890), S. 761 des Registers, und Bd. in (Mainz IH91), S. 771 des Registers.
") Analect«s pour sorvir k Thistoire ecciesiastiqne de la Belgiqno pabli^ par le
cbanoine Rdusens, professeur ä la facult^ de th^ologie et biblioth^caire de roniverait^
catholique de Louvain et le chanoine Victor Barbier. Deuxiem© s^rie. Tome sixi^me-
Quatriöme Uvraison. Louvain 1H91, png. 880 — 400. — Die Angaben bei H. Hnrter,
Nomencia tor litterarius recentioris tlioologiae cathoUcae II (Oenipont« 1^«8), p. 1274
genügen für den Lokalforsoher nicht.
Kleinere Mitthcilangen. 817
zum Lektor der Theologie und 1704 auf einer Versammlung der Prämon-
stratenser-Aebte von Brabant zum Vorsteher des Ordenskollegs in Löwen
berufen wurde. Volle 23 Jahre hat er dieses Amtes gewaltet. Zum Pro-
visor der Abtei von Averbode ernannt, erhielt Braunman durch die Wahl
der Konventualen nach dem Heimgang des Abtes Panhusins 1736 die Würde
des Abtes, welche er bis zu seinem am 22. Dezember 1747 in Löwen erfolgten
Abscheiden bekleidete. Seine Vorlesungen, welche sich namentlich auf dog-
matischem Gebiete bewegten, erschienen nach seinem Tode in acht Bänden.
Besonders wurde ihm nachgerühmt die Gabe der Beredsamkeit und voll-
ständige Enthaltsamkeit vom Genuss geistiger Getränke '.
Aachen. Alphorn Bellesheim.
3. Anfertigung einer Monstranz für die Klosterkirche
der Abtei Bartscheid durch den Aachener Goldschmied
Dietrich von Rodt im J. 1618/19.
Unter dem Titel „Die Aachener Goldschmiede, ihre Arbeiten und ihre
Merkzeichen bis zum achtzehnten Jahrhundert" veröffentlichten im 15. Bande
dieser Zeitschrift H. Loersch und M. Bosenberg eine inhaltreiche Abhand-
lung, an deren Schluss sie dem Wunsche nach Ergänzungen aus unge-
druckten Quellen Ausdruck geben. Ferner enthält der kürzlich in einer
Tageszeitung* erschienene Aufsatz eines ungenannten Verfassers „Die
Aachener Goldschmiedekunst ehemals und heute" zur neuesten Zeit mehrere
beachtenswerthe Angaben. Die nachstehende kleine Ergänzung zur Loersch-
Roscnbergschen Abhandlung beruht vorwiegend auf archivalischem, im Düssel-
dorfer Staatsarchive aufbewahrtem Material^ Es handelt sich hierbei um
eine Monstranz*, die unter Benutzung des Metalls und der Kostbarkeiten
einer altern, unbrauchbar gewordenen Monstranz in den Jahren 1618 und
1619 durch den Aachener Goldschmied Dietrich von Rodt für das Gotteshaus
der Abtei Burtscheid, die heutige Pfarrkirche zum hl. Johannes Baptist,
angefertigt wurde.
Der erste Theil der ülwr die Herstellung des Kunstwerks handelnden
Notizen* macht uns mit den Einzelheiten der Bestellung bekannt, während
der andere über die Ablieferung und die Kosten berichtet. Kurz ist der
Inhalt folgender. Die am 2. Mai 1618 dem Meister Dietrich von Rodt
„der statt Aach inwohner und goldschmidt** von Seiten der Abtei Burtscheid
übergebene „ganz verbrochene, alte und auseinander gethane" Monstranz
'; Reuseng p. H99: olariraima eloquentia; p. 540: Extmia ahstinentüi praeditii»,
vino cenivisiitque ahstinuit.
•) Der VoUmfreund. Aachener Oeneralanseigor Nr. 108 und Nr. Ul vom 13. und
16. Mai 18»7.
») Abtei Burtscheid B 102 c, Fol. 28 und Fol. W.
•) Die Handschrift b« trachtet Ciborinm und MonKtranc als gleich be<leutend; ich
wähle die richtiger scheinende Bezeichnmifi; Monstranz.
») Der genaue Wortlaut folgt unten.
218 Kleinere Mittheilungen.
war zwölf Pfund Silber schwer. Dieses Silber übernahm der Meister zum
Preise von 23 Aachener Mark für jedes Loth. Die alte Monstranz wies
acht ßosetten mit 24 Perlon auf, ausserdem acht Einfassungen (Kest) * mit
verschiedenen Steinen. Die Rosetten und Einfassungen waren in den zwölf
Pfund Silber miteingerechnet, die Perlen und Steine mussten an der neuen
Monstranz wieder angebracht werden. Der goldene sogenannte halbe Mond
der alten Monstranz wog 2^» Cron*. Nach der Vereinbarung sollte Dietrich
von Bodt bei der Ablieferung der neuen Monstranz, „die der Äbtissin (mein
Erw. Frau) gefallen und dem Goldschmiede Ehre machen möchte", für jedes
Loth Silber 49 Aachener Mark erhalten. Der Lohn für die künstlerische
Verarbeitung eines Lothes Silber stellte sich also beim Verarbeiten von ein
paar Hundert Loth auf 49 weniger 23 Mark oder auf 26 Aachener Mark'.
Bei der Ablieferung am 22. April 1619 fanden sich die an dem alten
Kunstwerk angebracht gewesenen Bosetten, Einfassungen, Perlen und Steine
an der neuen Monstranz wieder vor; es kamen das Pfund mit 82 Loth, der
Beichsthaler mit 46 Mark und der Gulden mit sechs Mark in Ansatz. Die
Bechnung lautete:
Gebraucht für die neue Monstranz 7^2 Pfund oder 240 Loth Silber,
jedes Loth (Verarbeitung und Uebergoldung) zu 49 Mark oder 8 Gulden
1 Mark = 1960 Aachener Gulden;
Goldzusatz beim halben Mond der Monstranz 6 „ „
Glas für den »»»» S „ „1 Mark,
Zwei Holzmodelle zu den an der Monstranz
angebrachten Heiligenfiguren .... 8 „ „ 2 „
Summa . . . 1982 Aachener Gulden 3 Mark,
oder 258 Beichsthaler 27 Mark.
Hierauf abschläglich erhalten:
12 Pfund oder 384 Loth alten Silbers, das Loth zu 23 Mark oder
einem halben Beichsthaler = 192 Beichsthaler. Best zu Gunsten Dietrichs
von Bodt 66 Beichsthaler 27 Mark. Das neue Kunstwerk war somit, jeden-
falls nach Absprache und nicht ohne Bücksicht auf den Preis, der früherem
Monstranz gegenüber um 4*/« Pfund Silber, und damit um mehr als ein
Drittel an Gewicht leichter ausgefallen. Wenn trotzdem die Abtei Burt-
scheid dem keistcr sofort nur die Hälfte seiner Forderung auszahlen
konnte und ihn bezüglich der Zahlung der andern Hälfte auf eine spätere
Zeit vertrösten musste, so liegt hierin ein Beweis für die Geldarmuth des
Klosters zu Beginn des dreissigjährigen Krieges.
') Kest ist hier wohl gleichbedeutend mit Kosteliu, dem Deminutivnrn von Käst«
(Kasten, Behälter, Einfassung).
*) Jedenfalls ein sehr kleines Gewicht, dn bei der Ablieferung der neuen Mon«
stranz eine Jialbe Cron Gk>ld mit nur 36 Mark in Anrechnung kam.
*) Ausser Betracht bleibt liierbei der Umstand, d^s die Rosetten nnd Einfassang^n
in dem Silber mit eingerechnet waren, wobei es sich jedenfalls nur um einen sehr un-
bedeutenden Untersohied im Mehr oder Weniger handeln kann.
Kleinere Mittheilungen. 219
Obschon zur Geschichte dÄ Aachener Münzwesens für die erste Hälfte
des 1 7. Jahrhunderts zahlreiche Notizen vorliegen \ hält es in Ermangelung
der nöthigen Vorarbeiten doch recht schwer, den Geldwerth eines im J.
1619 in Aachen gangbar gewesenen Reichsthalers auf den heutigen Geld-
werth umzurechnen. Mit allem Vorbehalt möchte ich den damaligen Reichs-
thaler gleich 27^ — 2 Vi Mark heutiger Währung setzen; demnach hätte die
Burtscheider Monstranz im April 1619 vielleicht einen Werth von 570—630
Mark heutiger Währung gehabt. Bis zur Fremdherrschaft sind Jahrhunderte
hindurch die im Handel üblichen Gewichtsverhältnisse in Aachen im Wesent-
lichen dieselben geblieben. Und da vor hundert Jahren nach den amtlichen
Tabellen ein Aachener Pfund rund 467 Gramm des heute gebräuchlichen
Grammgewichtes entsprach, mag die ältere Burtscheider Monstranz aus ^er
Zeit vor 1619 rund IV j^ Pfund, die jüngere dagegen sieben Pfund schwer
nach heutiger Rechnung gewesen sein*.
Glücklicher Weise hat Dietrichs von Rodt Kunstwerk den Stürmen der
Zeit getrotzt: die Monstranz befindet sich jetzt noch in der Pfarrkirche zum
hl. Johannes Baptist in Burtscheid. Wie mir Herr Kaplan Bosbach in
Burtscheid gütigst mittheilte, trägt die Monstranz an der einen Seite des
Fusses den Vermerk: Burdtscheid 1619, an der andern den Reichsadler in
kleinem Format, daneben ACH sowie das Merkzeichen B^ offenbar D. und
R. Allem Anscheine nach bezeichnen die etwas undeutlichen drei Buchstaben
vor dem Merkzeichen Ach. Bis jetzt waren nur zwei Kunstwerke' Diet-
richs von Rodt bekannt nämlich ein Kelch in der Pfarrkirche Maria Himmel-
fahrt in Köln und ein im Besitze des Herrn Geheimraths Professor Loersch
in Bonn befindliches silber vergoldetes Trinkgefäss, eine freie Nachahmung
des obem Theils des 1620 errichteten Marktbrunnens mit Statuette Karls
des Grossen, Inschrift, Wappen und der Jahreszahl 1624.
lieber Dietrich von Rodt (Rha) verlautet sonst kaum etwas anderes,
als dass er von etwa 1615—1624 in Aachen als Goldschmied thätig war*.
Die auffällige üebereinstimmung des Vornamens legt es nahe, an eine Ver-
wandtschaft mit dem in etwas späterer Zeit' in Aachen ansässigen Goldschmiede
Dietrich von Orsbach zu denken. Zu einer solchen Annahme liegt indess nicht
die geringste Berechtigung vor. Es ist nicht erwiesen, dass die Familie
M Von 1548 ab ungefHhr Ittckenlos. PUr die Zeit vom 1. Februar 1618 bis üum
90. April 1619 war in Aachen» nach Mark, Schilling und H«dler berechnet, die amtliche
Notirun^: 1 Goldgiilden = 57 mr; ein Könij^thaler = 50 mr; ein Reichsthaler - 46
mr; ein «clilechter Thaler = 2rt mr; ein Aacliener Gulden - 6 mr; eine Aachener
Bousch = 2 Schilling; ein Schilling = 2 Heller oder — 12 Pfennige.
») Wahrscheinlicl» hat im Laufe von fast 280 Jahren die jetzt noch in der Pfarr-
kiroho zum hl. Johannes in Burtscheid vorhandene Monstranz Gewiohtsänderungen
bei Reparaturen erlitten, und jedenfalls ist eine Gewichtsverminderung, ähnlicli wie
bei SilbermUnzen, darcl» den Jah rli undert« langen Gebrauch eingetreten. Nähere Fest-
setzungen lassen sich passend woJtl erst dann ermöglichen, wenn das Kunstwerk
grösserer Ausbesserungen bedürfen wird.
•) Loersch-Rosenberg in Zeitschrift des Aachener Geschieht« Vereins Bd. XV,
8.96 f.
*) Loersoh-Bosenberg a. a. 0.
220 Kleinere Mittheilungen.
von Orsbach, aus welcher nicht weniger als vier Mitglieder während des
17. Jahrhunderts in Aachen die Goldschmiedekunst ausübten*, jemals von
Rodt, Rha oder ähnlich sieh genannt hat. Dietrich (Theodorich) von Ors-
bach siedelte erst im J. 1646, also 20—30 Jahre nach der Wirksamkeit Dietrichs
von Rodt, (als Goldschmied) von Köln nach Aachen über*.
Die Notizen über die Burtscheider Monstranz lauten:
Ciborium belangend.
Den 2. May (1618) hat mein Erw. Fraw dieser abdeyen ciborium oder
monstranss von meister ^ Dieterichen von Rodt, goldtschmitten, weil dieselbige
ganz verbrochen gewesen, aussereinander thun lassen und hat dieselbig^e
an Silber gewogen zwölf pfund *, davor der meister jeder loth vor dreyund-
zwanzig Aacher marck angenomen, dabey er auch empfangen acht rosen,
darauf vierundzwentzig perlen gestanden, und acht kest, dar allerhand stein
eingefast waren, welche rosen und kest mit in obengenant 12 pfund ein-
gerechnet, die perlen und stein aber sol er wiederumb auf die neue mon-
stranss, so ime zu machen verdingt, setzen, der halb monat* von vorg. alter*
ist gold gewesen und hat drittehalb cron gewogen. Das neues ciborium, so
dem meister bedingt, ist folgender gestalt geschehen, als nemblich, dass er
von jederem loth, wan dieselbe aussgemacht, neunundvierzig Aacher marck
haben soll, dessen soll er dieselbige also machen, dass mein Erw. Fraw
daran ein begnügen und er davon ehr habe.
Lieferung der ciborien.
Heut dato am 22. Aprilis (1619) hat meister Dieterich von Rodt, der
statt Aach inwohner und goldschraidt daselbst, die neue ciborien, so ihme
am 2. May 1618 zu machen bedingt, eingeliefert und ist dieselbige achte-
halb pfund schwer gewesen, jeder loth von silber ubergulden und machiohn
ad neunundvierzigh marck Eix accordirt zu bezahlen, und machen vorss.
7'/» pfund 240 loth, welche zu 49 marck machen Aachen gülden 1960. Noch
hat einbracht, dass an den halben monath ein halb cron golds mehr, als an
dem alten gewesen, ankommen, so ad 6 gülden aostimirt; das glas, so darin
kommen, 8 gülden 1 marck. Noch sein zwey hulzen bilder derhalben, umb
den patron davon auf die monstranss zu machen, geschnitten und haben
gekost 8 gülden 2 marck, macht also alles zusamen, was zu der neuge-
machten ciborien kommen, in alss^ an geld: 1982 gülden 3 marck, welche
») H. Fr. Mac CO, Beiträge zur Geschiclit« und Oonealogio rheinischer Adels-
familien. 18fc4, S. 12 ff.
«) H. Fr. Mac CO a. a. O. S. 13.
») Hs.: mr.
*) Hs. hier und an den folgenden Stellen: tt.
A) Die Hä. hat hier und au einer folgenden Stelle diese Bezeichnung fUr den
sogen, Mond der Monstranz.
*) Zu orgUnzen: Monstranz.
') In allem oder in Summa.
Kleinere MittheilnDgen. 221
machen reixdaler\ jeder zu 7 gülden 4 marck gerechnet, 258 rcixdaler
27 marck. Hierauf nun das silber, so von der alter ciborien herkompt, ab-
gehen muss, welches zusammen zwölf pfund gewogen, jeder loth vur drey-
undzwanzig marck oder einen halben reixdaler angenomen, macht 192
reixdaler, welche von vorss. schuldt abgezogen, pleibt Ire Erw. meister
t)ietrichen noch schuldig zu bezahlen 66 reixdaler 27 marck; darauf alsbald
dreyunddreissig reixdaler und . . .' marck bezahlt worden, der rest sol ime
gleichfals binnen kurzen erlegt werden. Die rosen und kest sein mit den-
selbigen perlen und steinen, so auf der altes gewesen, wiederumb umb diese
neue gemacht worden.
Düsseldorf, E, Pauls,
4. Das „Liedtlein'' des Stadtbaches von Gangelt.
Im 9. Bande, S. 217 f. dieser Zeitschrift bespricht Hansen sechs Hand-
schriften der Königl. Bibliothek in Brüssel, die das Gebiet des Aachener
Geschichtsvereins betreffen. Bei einem kurzen Aufenthalt in Brüssel habe
ich das von Hansen unter Nr. 6 registrirte „Stadtbuch von Gangelt", welches
namentlich kulturgeschichtlich recht brauchbaren Stoff bietet (vgl. die Be-
sprechung des Stadtbuchs etc. von G. Rauschen, Bd. XIII, S. 181 dieser Zeit-
schrift), genauer einsehen können. Mit Becht sagt Hansen, dass in dem
Stadtbuch ein „Liedtlein" von besonderem Interesse ist, das die religiösen
Kämpfe in Gangelt zum Inhalt hat. Dies „Liedtlein** ist nicht nur geschicht-
lich interessant, sondern auch poetisch werthvoll wegen des uralten, echt
epischen Tons, der in ihm erklingt und an die Volksgesänge des 12. und IB.
Jahrhunderts erinnert. Ich theile es hier mit den dazu gehörigen einleitenden
Bemerkungen der Handschrift (S. 178) mit.
„Zur ewigen gedächtnus, wie sich unser bürgermeister und rhat zu
Gangelt beym catholischen glauben bestendig gehalten und den praedicanten
ausgetrieben, gehört ein liedtlein, so ich von des blinden Jana von Birgden '
erben bekommen und er selbst vielleicht gemacht hat, welches alhier abschreibe:
1612.
1. Wilt ihr hören singen
Kurzlich ein neu liedt,
Was in vergangenen zeiten
Zu Gangelt ist geschiet.
So hait es sich begeben
Des montags nach ostertag,
Zu Gangelt vor der pfordten
Man sehr viel kalkopf sach.
•) Hb. hier und an den folgenden Stellen die Abkllrznngen: rxdlr, rdlr und rsdir.
«) Lücke im Text.
») Birgden, Dorf bei Qangelt.
222 Kleinere Mittheilungen.
2. Gort Dahmen, burgermeister
Stadtheld er mit ehren ist.
Er stnndt in seiner thttren,
£r sähe die calvinist,
Die kamen da geloffen,
Troz mit ihrem Gewehr,
Von Sittard and von Süstem,
Von andern steden mehr.
3. Der stadthelder hat gesprochen
Woll zn dem prädikant:
9 Wie seit ihr binnen kommen,
Wer hat euch her gesandt?
Wilt ihr hie binnen lehren,
Seit auch darzu bereit,
Ihr müsst von hinnen weichen
Und holen besser bescheidt.**
4. Lehn Mans nahm ein grosser stein
Woll in die rechte handt,
Damit hat sie geworfifen
Schnell nach dem praedicant.
Sie rief mit lauter stinun:
„Wer hat dich geruffen her?
Wir Wille halt sticken* nehmen
Und kloppen dich längs dat lehrr."
5. Da rief der ungelehrte hirt
Sein arm verblendte schaff:
„Folgt mir nach aus dieser statt,
Wir müssen machen aufl"
Sie lieffen int Jan Heuchelers
Der komt scheuer und stall.
Da folget ihn der gantze häuf.
Klein und gross überall.
6. Der wolf begunt zu heulen
Mit heller stinun und schall.
Sie kamen da drei meilen
Woll in die feistenfall.
Da goss aus der böse serpent
Seine feuer und schäum,
* Die ungelehrte leyen
Gaben ihm da den rühm.
1) mad. Stecken.
Kleinere Mittheilnngen. 223
7. Wer soll willen preisen
Den ketzer calvinist?
Lass lehrnen von den weisen,
Was uns seelig ist,
Die werden ans erkleren
Den rechten glanben and sinn.
Da anser liebe eitern
Lang seindt gestorben in.
8. Auf S. Philips und Jakobstag
Zogen sie wieder daheim.
Sie klopten zu Gangelt an die porten:
„Ihr must uns lassen einl*^
Der portener hat gesprochen:
„Das soll ich sehen gern,
Ihr must noch heut draussen bleiben,
Ihr habt euch bedrissen sehr.**
9. Der praedicant sprach zu seinem yolk:
„Wo sollen wir jetz hin gähn?**
Da andtwort der alte heuchler:
„Wieder bei meinem söhn,"
Sie runnen nach der Heiden.
Alda hielt ihr bescheidt;
Zu einer kahler scheuren
Waren sie zu sehwezen bereit.
10. Der uns das liedtlein erstmal sang.
Sein nahm bleibt unbekandt.
Q6tt will ihn nicht verlassen
Allhie auf dieser weit,
Auf dass wir mögen bleiben
Catholisch woll bereit.
Das will uns alle geben
Die höchste dreifaltigkeit amen.
NB. Heuchler ist der alte Hamscher auf der Heiden.
Aachen. W. BrÜning»
6. Propst Gottschalk von Aachen.
üeber Oottschalk, den am 24. November 1098 verstorbenen Vorsteher
des Kapitels an der Münsterkirche zu Aachen haben wir bisher nur ausser-
ordentlich wenig gewusst. Jetzt ist dieser „Praepositus Aquensis** Gegen-
stand einer ebenso eingehenden als ergebnissreichen Untersuchung seitens
des auf dem Gebiet der mittelalterlichen Hynmologie weithin rühmlich bo-
224 Kleinere Mittheilmig^i.
kannten Jesaitenpaters Gnido Maria Dreves geworden.* Das üntene^J
des gelehrten Hymnologen mnss als das nmfassendste in seiner Art bexäcb''
werden, indem Dreves den Zweck verfolgt, sämmtliche Hymnen, Seqwoa
geistlichen Gesänge welche vom sechsten Jahrhnndert bis etwa 155») "
Bereiche der abendländischen Christenheit entstanden sind, durch Drnfk k
gelehrten Forschung zugänglich zu machen. Wie mühevoll ein solches Uiir:
nehmen sei, das deutet Dreves mit dem Bemerken an, dass die bisherig
h^-mnologischen Sammlungen nach seiner Schätzung kaum den f&nftea TVi
des in den Bibliotheken und Archiven aufgespeicherten Materials entiulte.
AUbereits sind seit 1886 nicht weniger als 25 Abtheilungen (fascieulii a
Leipzig erschienen — das Ergebniss der emsigsten üntersnehun^n in deutscfcet
spanischen, englischen, irischen, französischen und Italienischen Bnch<»reia^
Während Mone in seinem Werke über die lateinischen Hymnen nur 12U
Daniel in seiner bekannten Sammlung bloss ca. 1500 Nummern darbittK
hat Dreves mit Schluss des IX. Bandes im Jahre 1890 schon 2194 Stock:
gesammelt. Die folgenden Bände haben die Zahl in entsprechenden Ver-
hältnissen weitergeführt. Die steigende Masse des Materials wurde tvi
Veranlassung, dass Dreves vom 25. Faszikel an seinen Ordensbruder Clemei;
Blume als Mitarbeiter heranzog ^ Im Anschluss an diese noch imoer
wachsende Sammlung wird sich dann das Hauptwerk des Verfassers, die
Geschichte der Hymnologie als abschliessender Theil anreihen«
Die Art der Behandlung des hymnologischen Stoffes anlangend, ä^
steht der Verfasser vollkommen auf der Höhe der Wissenschaft. Die neuest«
Editionsprincipicn zur Anwendung bringend, berichtet er in sachgemässes
Einleitungen über die Provenienz, den Inhalt und die Bedeutung der Hymnen
und setzt ausserdem durch gewissenhafte Angabe der Varianten den Ltv^r
in den Stand, die Ricbtigkeit der von ihm gewählten Texte zu priifen
Jedem Bande sind auch entsprechende Inhaltsangaben beigefügt. Femer M
zu l»«'nierk«'u, dass Dreves manchmal auf solche Texte stiess, welche zwar
zufolge ihres Inhaltes nicht strenge zur Hymnenliteratur gehörten, aber i:^
eignet schienen, auf bedeutende Einzelfragen neues Licht zu werfen. Di«->^
glaubte der Herausgeber in besondere Abtheilungen verweisen zu sclleu.
Diese letztern bilden also, wenn auch keinen wesentlichen, so doch einen
ergänzenden Bestandtheil der grossartig angelegten Sammlung. Eine sol'bi-
Abthciluiig macht uns nun mit dem Propst Güttschalk in Aachen bekannt.
In der Einleitung worden abgehandelt: 1. Der Mönch Gottschalk v-n
Jiimbur^ nach der Wiener Handschrift 917. 2. Der Aachener Propst liort-
'; Hyiiin<)l<ii,ris<>li»' lioitrii^o. Quellen uiui Forschungen zur Geschichte »ier lat. j-
nis<liHn Hyiuiienili« litun;^. Im Aiisrlihisse an ihre Aualeeta hyniuiea hersinsp»-;^-!««'!
Von ClcnKiis Hhuin- un<l (Jiiidi» M. Dnvi's. Hand I. (lodesealrus Iiinti»UT-;r»'n>is. iV>>x[-
Hchalk Möuf li v<^n Linihmt; an «hr Hardt und l*T«»i>st von Aaohon ein J*n»Jttor
<l«N XI. .Iaht hiinth'its. Fiint un^^eiliiickte Ui>u.scula mit historisch er Einleitung luui
einem Anhan^^e \i>u S»'<|uenzen herausy:(-;;ela'n von Guido Maria Droves S. J. L4*ii«ic-
(). R. Rei.shmd 1H97. 211» S. H».
■*, Analeeta liynmiia medii acvi. Thl. I, 18h6— XXV, 1097. Leipzig. O. R. BeisUnd.
Kleinere Mittheilongen. 225
Schalk nach Wimphelings Erudutiuncnla. • 8. Welches sind die hervor-
stechenden Züge der Gottschalkschen Sequenzdichtung? 4. Lassen sich
mittelst dieser Merkmale weitere Sequenzen Gottschalks auffinden? Im An-
schluss an diese Erörterungen folgen zunächst fünf Opuscula und zwar 1. De
sancta Cruce. 2. De assumptione b. Mariae. 3.-4. De sanctis Irenaeo et Ahundio.
5. De s. Maria. Weiterhin bringt der erste Anhang acht Sequenzen, welche
unbestrittenes Eigenthum Gottschalks sind, während vierzehn andere wenigstens
mit Wahrscheinlichkeit ihm beigelegt werden können. Im zweiten Anhang
spendet Dreves einige Sequenzen mit den ihnen von Gottschalk verliehenen
Melodien.
In seinem Werke „Mediaeval Hymns'* hat der Engländer Neale 1863
den Satz aufgestellt: „Nach St. Notker glänzt Godescalcus als der be-
rühmteste Verfasser der nach jenem benannten Prosen.** Dreves hat diese
Behauptung erst ins rechte Licht gestellt durch seine scharfsinnigen Unter-
suchungen, welche zunächst die Person des Dichters aus Ihrem bisherigen
Dunkel ablösen. Besonders treffend erbracht ist der Beweis für die Identität
des Mönches Gottschalk in dem 1025 von Conrad II. zu Limburg an der
Hardt gestifteten Klosters mit Gottschalk, Propst am Aachener Münster,
welcher nach Qnix Nccrol. Capellan Heinrichs IV. war und am 24. November
1098 starb.
Im Necrol. lesen wir S. 65: „VIII. Kai. (Dec.) Chrysogoni martyris.
Obiit Godeschalcus praepositus, frater noster et presbyter, divisionem apos-
tolorum celebrem fecit, constituens nobis ipso die marcam de custodia.** Durch
diese Notiz des Nekrologs ist ein nicht misszuverstehender Fingerzeig ge-
geben, welche Person wir uns unter dem Propste zu denken haben, eben
den ehemaligen Mönch von Limburg, der nach Ausweis der von Dreves ein-
gehend behandelten Wiener Handschrift 917, einem Pergamenus aas dem Anfang
des 12. .Jahrhunderts, schon als Mönch eine Sequenz auf das Fest der „Divisio
apostolorum** gedichtet hat. Wenn Gottschalk 1098 oder doch bald darauf,
wie angenommen werden darf, nicht unbetagt starb, so dürfte er in den
ersten Decenuien des 11. Jahrhunderts, um 1010 oder 1020 geboren sein. Er
befand sich unter den Aebten Arnold (gest. 1056) oder Einhard (gest. 1067)
bereits in Limburg, wird also vermuthlich bald nach Errichtung des Stiftes
in dasselbe eingetreten sein. Wie lange Gottschalk Propst von Aachen ge-
wesen ist und was er in dieser Zeit gethan hat, darüber fehlen auch Dreves
alle weiteren Nachrichten.
In der gelehrten Einleitung unterlnsst Dreves nicht auf gewisse dog-
matische EigenthUmlichkeiten Gott^chalks aufmerksam zu machen. Erwünscht
wäre aber gewesen, wenn er Gottschalks Stellung in der Entwickelung der
mittelalterlichen Theologie eingehender gewürdigt hätte. Ein ähnliches Desi-
derium erlauben wir uns zu äussern hinsichtlich der Predigten Gottschalks,
welche eine erstaunliche Kenntniss der heiligen Schrift bekunden und aufs
Neue die oft aufgestellte Behauptung der Vernachlässigung und Missachtung
15
226 Kleinere Mittheilongen.
der Bibel im Mittelalter entkräften. Wurden die Ansprachen in lateinischer
Sprache, in welcher sie vorliegen, wirklich gehalten, oder bildete der über-
lieferte Text, wie bei den Reden des Kirchenlehrers St. Bernard* und des
hl. Bernardin von Siena' nur einen Entwurf für die in der Vulgärsprache
an die Gläubigen zu richtende Predigt? Wo die Predigt über die Mutter-
gottes (Sermo de beata Maria p. 159—168) von Gottschalk gehalten worden,
dafür findet sich im Text keine Andeutung. Da die Aachener Basilika stets
als eine der hervorragendsten Marienkirchen galt, so liegt die Annahme
nahe, dass dieselbe in ihr st^^ttgefunden. Für die Geschichte des Aachener
Münsters ist die neueste Drevessche Arbeit jedenfalls von besonderer Bedeutung.
Aachen. A, Beilesheim.
') Die Bedentang des Doctor mellifluns fUr die mittelalterliclie Predigt ist mit
grosser Sachkenntuiss bebandelt in dem von der Pariser Akademie der Wissenschaften
gekrönten Werke des Abb6 E. Vacandard, Vie de saint BemarJ abbö de Clairvatuc
(2 vols. Paris 1895), namentlich I, 463 — 470: Saint Bemard Orat«nr. Vgl. darüber meine
Besprechung im Literar. Hand weiser Nr. 025.
*) Paul Thnreau-Dangin, de l'acad^mie fran^aise: Un pr^dicateur popnlaire dans
ritaüe de la renaissauce. Saint Bernardin de Sienne 138C— 1444 (Paris 1896), namentlich
chapitre IV: Les Sermons. Vgl. dacn meine Besprechung in den Histor.-Polit. Blättern
119 (München 1897; 156 ff.
Literatur.
1.
Niederrheinisches Städtewesen vornehmlich im Mittelalter. Unter-
suchungen zur Verfassungsgeschichte der klevischen Städte. Von E. Liese-
gang. Breslau, W. Köbner. 1897. XX und 758 S. Auch unter dem Titel:
Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte, herausgegeben
von 0. Gierke, 52. Heft.
In dem vorliegenden Buche bietet der Verfasser Untersuchungen über
die zum alten Territorium Kleve gehörigen Städte. Der Gedanke, die der-
selben Landesherrschaft unterworfenen Städte in einer gemeinsamen Dar-
stellung zu behandeln, ist durchaus zu billigen. Ref. hat selbst früher
einen kurzen Ueberblick über das Städtewesen zweier Nachbarterritorien,
Jülich und Berg*, von diesem Gesichtspunkt aus gegeben. Die Vortheile
einer solchen Betrachtungsweise liegen auf der Hand. Man gelangt auf
jenem Wege zur Erkenntniss des Verwandtschaftsverhältnisses der einzelnen
Stadtrechtc. Man vermag femer die lückenhafte Ueberlieferung dieser oder
joner Stadt durch die aus den anderen Städten des Territoriums vorliegenden
Nachrichten zu ergänzen. Man gewinnt endlich die richtige Anschauung,
dass die meisten deutschen Städte des Mittelalters trotz aller Regungen
der Selbständigkeit doch Theile eines Ganzen, nämlich Glieder des Terri-
toriums, geblieben sind.
Obwohl wir also den Plan dos vorliegenden Buches nur billigen können,
80 unterliegt doch die Art, wie er ausgeführt ist, schweren Bedenken. Zwar
bedeutet diese Darstellung im Vergleich zu den bisherigen Arbeiten Liesegangs
einen unzweifelhaften Fortschritt: während letztere gegenüber weitschweifigen
Ausführungen, denen jede Realität fehlt, einen eigentlichen Inhalt nur wenig
erkennen lassen* - es gilt das ganz besonders von der in das Gebiet der
Geschichte des Niederrheins fallenden Verfassungsgeschichte von Rees" — ,
') Hü^he moinn lundstündüiclie Verfasaang in Jülich and Berg. Theil J, f 8. (Zeit-
schrifl des berp^ischen Geticbinbttfvereins Bd. XXI, S. 2ü5 ff.). Ueber den Rahmen di*8
Territoriums goht hioatu; Knieke, Die Einwanderung in den westfäliaoben StAdten
bU 14<K) (Mttnster i. W. IHt»).
*> Vgl. das Urtheil von Ublirr. in den Mittheilungen de« Instituts fttr öster-
reichische Oesoliichtsforsohung Bd. XVII, 8. 828. Siebe auch ebenda S. 821 und Bd.
XVI, S. 588; Hegel, ätttdtc und Gilden B«!. II, H. 4Hi; Güdeke, Osterprogramm des
(Gymnasiums su Sabcwedel IHOl, S. 8 f.; G. v. Bflow, Ursprung der deutschen Stadt-
verfassung 8. XJV f.
'; Westdeutsohe ZeitsohriO, Ergänsongsheft VI. Trier lb9ü.
228 Literatur.
stehen wir jetzt auf realerem Boden. Man kann, um es gleich zu sagen,
vielerlei aus dem Buche lernen; es ist unzweifelhaft viel Fleiss darauf ver-
wandt. Allein befriedigend ist es doch auch noch nicht, weder nach Form
noch nach Inhalt. Die Disposition entbehrt durchaus der üebersichtlichkeit ;
ein ihr zu Grunde liegendes Prinzip ist nicht erfindlich'. Die Folge sind,
von anderm abgesehen, zahlreiche Wiederholungen. Die Weitschweifigkeit
ist auch noch immer zu gross. Es scheint freilich, als ob der Verfasser
besondere Freude an breiter und vom Zielpunkt der Untersuchung abirrender
Darstellung empfiinde*. Eine spezielle Ursache seiner Weitschweifigkeit
liegt darin, dass er einen präzisen knappen Ausdruck nie gebrauchen will
oder nicht zu finden vermag '. Er beschenkt uns mit einem Buche von fast
800 Seiten über das Städtewesen eines Territoriums von mittlerem Umfange.
Und dabei hat er, wie er selbst im Vorwort hervorhebt, noch keineswegs
alle Punkte berührt. Anderes, was er wohl glaubt erledigt zu haben, ist
thatsächlich noch nicht erledigt. Wohin gelangen wir, wenn wir fernerhin
mit so weitschweifigen „Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte* der
Territorialstädte bedacht werden I Day, was L. auf fast 800 Seiten wirklich
sagt, hätte bequem auf 2—300 Seiten gesagt werden können. Was den
Inhalt betrifft, so ist anzuerkennen, dass er eine Theorie von Nitzsch, die
die Grundlage seiner früheren Arbeiten gebildet hat, in Folge der Kritik,
die sie erfahren, jetzt aufgegeben hat. Aber Sicherheit der Methode fehlt
auch der vorliegenden Darstellung. Dass jede Arbeit sich durch glänzende
neue Ideen auszeichne, kann natürlich nicht verlangt werden. Erwartet
>) Soeben hat die Dispositionslosigkeit des Baches im Korrespondenzblatte der
Westdeutschen Zeitsclirift, 1897, S. 122 f. lebhaften Tadel gefunden.
•) Vgl. z. B. S. 127, 434. — Die Weitschweifigkeit wird noch erhöht durch die
subjektive Form, die L. seinen Aeusserungen zu geben pflegt. Wendungen wie: «irre
ich nicht" (z. B. S. 392) sind bei ihm sehr beliebt. Ein anderer würde da einfach sagen:
vielleicht oder vermnthlich. Eine durchaus ttberfltlssige, wenn auch nicht gerade viel
Raum beanspruchende Zugabe sind femer die zahllosen lobenden Prädikate, die L.
ausstreut. Da nennt er eine Abhandlung nschön", da ^anregend**, da „lichtvoll* ; da hat
Jemand etwas „mit Recht" bemerkt. Vgl. z. B. 8. 459, Anm. 8, 520, 543, 580, Anm. 2,
581, Anm. 1, 654, Anm. 8, 694, Anm. 1. Selbst wo er auf gangbare Hand- oder Lehr-
bücher verweisst, schenkt er sich niclit das „schön". Völlig deplacirt ist aber ein
solches lobendes Prädikat, wenn der, der es austheilt, die betr. Abhandlung überhaupt
erst durch einen andern kennen gelernt hat Siehe S. 463, Anm. 8. Dabei hat nun ferner
L. das Ungltlck, dass er theilweise sein Lob ohne jeden Grund ausspricht. So rtüimt er
S. 79, Anm. 5 ein „Verdienst der schönen Schrift von Rietschel" (die Civitas auf deutschem
Boden). Thatsächlich aber hat sich Rietschel dies Verdienst gar nicht erworben; er
spricht die gerühmte Ansicht gar nicht aus. S. 356, Anm. erwähnt L. femer, daas
auf etwas „schon mit Recht v. Below hingewiesen" habe. Auch ich werde hier ohne
Qrund gelobt. Ich habe an der betr. Stelle nur ein paar Urkunden zusammengestellt,
nichts bewiesen und auf nichts hingewiesen. Eigenthümlioh ist die Art, wie L. Angaben
der von ihm s. Z. selbst korrigirten Ve^assungsgeschiohte der Stadt Wesel von
F. Rein hold (Breslau 1888) berichügt. Vgl. 8. ?2, 75, 88, 150, 414, 490. Gegen den xu
persönlichen Charakter der Citate hat sich schon ühlirz a. a. O. Bd. XV, S. 616 und
Bd. XV n, S. 821 ausgesprochen.
■) S. 651 lesen wir z. B.: „Die Gewandsohneider wurden mit niohten bewogen
ihre alten Beziehungen zum Wollenamte nun kurzer Hand aufzugeben." Warum ge-
braucht L. hier den allgemeinen Ausdruck „Beziehungen"? Warum wälilt er nicht
ein Wort, das sofort den Kern der Sache trifft?
Literatur. 229
darf nur worden eine auf sicherer Methode ruhende, gründliche, allseitige,
(in gewissem Sinne) abschliessende Ausnutzung des Stoffes. Diese Vor-
aussetzungen werden jedoch auch durch die vorliegende Arbeit L.*s noch
bei weitem nicht genügend erfüllt. Den Umfang des Buches tadeln wir
keineswegs an sich. Man kann auch über einige wenige Urkunden eine
durchaus sachlich gehaltene Abhandlung von grösstem Umfang schreiben, wenn
man nur recht tief in den Stoff eindringt. Gerade daran jedoch mangelt es
bei L. noch zu sehr, ganz abgesehen von der Weitschweifigkeit des Aus-
drucks. Kaum ist ein grösserer Gegensatz denkbar, als der zwischen seinem
Buche und der eben erschienenen Arbeit von Rietschel, Markt und Stadt in
ihrem rechtlichen Verhältniss (Leipzig 1897), auf die wir hier zugleich des-
halb aufmerksam machen, weil sie verschiedene niederrheinische Städte mit-
behandelt. Hier wird gelegentlich auch eine einzelne Urkunde recht aus-
führlich besprochen; aber jede Seite hat einen wirklichen Inhalt; kein Wort
zu viel; alles präzis, sachlich. Am meisten geht L. fehl, wenn er allgemeine
Urtheile fällt. Der Weitschweifigkeit der Form entspricht die Inkorrektheit
des Inhalts.
Es war ursprünglich meine Absicht, in einem Referat die Resultate,
die L. gewonnen zusammenzustellen. Davon aber musste ich absehen, ein-
mal, weil das, was er festgestellt zu haben glaubt, mir in wichtigen Punkten
unrichtig oder doch zweifelhaft zu sein scheint, sodann, weil er seine Sätze
so wenig exakt formulirt, dass es sehr schwer ist, seine Ansichten in einem
kürzeren Ueberblick genau wiederzugeben. Ich beschränke mich deshalb
darauf, einige Fragen von allgemeinerer Wichtigkeit zu besprechen.
Schon in seiner Verfassungsgeschichte von Rees (S. 7) weiss L.
von einem Uebereinkommen verschiedener niederrheinischer Orte auf gegen-
seitige Zollfreiheit aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu erzählen.
In dem vorliegenden Buche wiederholt er diese Anschauung nicht nur*,
sondern steigert sie sogar noch. Er berichtet jetzt schlechthin von dem „Bunde
niederrheinischer Handelsplätze, die sich durch Vertrag gegenseitig Freiheit
vom Marktzoll zugesichert hatten** (S. 85), von dem „alten Bunde" (S. 36, 186),
„alten Vertrag** (S. 578), den „Kaufleutender „sieben verbündeten Plätze**, den
„Bundesplätzen** (S. 580 ff., S. 622); er spricht von den „Leitern der Stadt-
politik**, die das „Abkommen** durchgesetzt hätten (S. 78). Immer wieder
kommt er darauf zurück. Seine Ansicht von jenem „Bunde** bildet eine der
Hauptstützen seiner Darstellung. Und in der That, wenn sie richtig ist, so
hätten wir es mit einem höchst bedeutsamen Faktum zu thun. Man denke
sich: in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts schliesscn niederrheinische
„Handelsplätze** — darunter Orte, von denen wir sonst sehr wenig wissen, wie
Elten, Schmithausen — einen „Bund** mit einander; es gibt in ihnen „Leiter
der Stadtpolitik**. Wie gross muss damals schon ihre politische Selbständigkeit
gewesen sein! Wir würden danach dem Anfang des 12. Jahrhunderts die-
«) Kn ist anffallend, dAM er die ablehnende Kritik von Uhlire «. r. 0. Bd. XVTI,
8. 327 tf. ganz ignorirt bat.
Literatur. 231
in die Städte des Osteom, das die Bathsstülile und möglichst viele sonstige
Ehrenrechte und materielle Vortheile für sich in Anspruch nimmt". Man be-
achte nur das eine: dies Element nimmt „die*^ Rathsstühle in Anspruch!
Es fehlt dafür natürlich jeder Schatten eines Beweises. Nicht besser steht
es mit der anderen Behauptung (S. 658), dass das Vorgehen der Kaufleute
im Osten (nämlich die Monopolisirung des „Platzgeschäftes mit der Elle")
„die Tuchfabrikanten jeder Art in hellen Aufruhr rersetzt", und dass dies
damit zusammenhänge (S. 657), dass „im Osten niederländische und andere
Tuchhändler an nicht wenigen Plätzen schon ansässig sind, ehe diese wirklich
in Städte nach deutschem Muster umgewandelt werden". Sowohl für Vor-
aussetzung wie für Folge fehlt ein ausreichender Beweis. L. generalisirt
hier yon dem Bilde aus, das er sich von der Entwickelung in Stendal
gemacht hat. Dieses aber ist schon wiederholt als unrichtig erwiesen
worden *. Nach L.*s Darlegungen mtisste man annehmen, dass im Osten die
Trennung von Gewandschneidern und Webern uralt, von Anfang an be-
standen habe. Indessen gerade die hier in Betracht kommende stendaler
Urkunde von 1231 deutet schon an, dass es sich um eine allmähliche Ent-
wickelung handelt. Endlich sei noch erwähnt, dass L. S. 659 dem „Haus-
fleiss" als anderweitige „Betriebsform" die „WüUenämter mit Kören" gegen-
überstellt. Sind denn etwa „Hausfleiss" und „Zunft" Gegensätze?
In einem Punkte sind die Ausführungen über das Gewerbewesen ent-
schieden erfreulich. L. hat früher mit grösstem Eifer die Nitzschsche Gilde-
theorie vertheidigt. Seine Verfassungsgeschichte von Bees z. B. beruht ganz
und gar darauf. Nach der Kritik, die jene Theorie gefunden *, hat er jedoch
jetzt sie vollständig aufgegeben*. Während er früher „der Gilde" mass-
gebende Bedeutung für die städtische Entwickelung zuschrieb, kommt eine
solche jetzt in seiner Darstellung gar nicht mehr vor^
Mit grösstem Eifer behauptet L., dass das Bürgermeisteramt älter sei
als der Stadtrath. Wer diese These vertheidigt, muss über sehr gewichtige
Gründe verfügen. Denn die bisherigen Beobachtungen sprechen dagegen.
In meiner „Entstehung der deutschen Stadtgemeinde" bin ich zu dem Be-
sultat gekommen (S. 109), dass „der Bath meistens älter ist." Neuerdings
hat Bietschel „Markt und Stadt in ihrem rechtlichen Verhältniss" feststellen
zu können geglaubt (S. 164), dass das Bürgermeisteramt „überall später
als der Bath entstanden ist". Wie beweist nun L. seine abweichende These?
Im Grunde nur durch ein argumentum ex silentio: in einer Urkunde von
«; Vgl. die Kritik bei Hegel, Städte und Oilden Bd. II, S. 4>*1 und imAnschlus»
danin lu-i Doren, Uutoreuclmngen rur Oeachichte der Kaufmnnnsgilden 8.100 ff.
r Hegf^l ji. a. () B»l. II, S. 4JW ff.; G. v. Below, Die Bodeatung dor Gilden
für dio Entotebang dt»r deatscht^u ÖtÄdtvorfuMUug, Jahrbücher für Nationalökonomie
BandöH. H. 56 ff.; Göttinger. Gel. Anz. 1892 8. 409 ff.; Z<üt»chrift für Sorial- und Wirth-
ßrliaftsgeurhiehte Bd. III, S. 4><J f.
»} Auch die Ansicht von NitMch über die «tädtischen Steuern dos Mittelalters
fHi«tori»che ZeiUchritt Heft 76, 8. 482) vertritt Liesegang (8. 481) erfreulicherweise nicht.
*) Zu L. 8. &HÖ f. (Handwerksbeeeichnungen als Namen) vgl. E. Fromm a. a. O.
8. 49, Anm. und Zeitschritt des Aachener Geschieht« vereint Bd. XVUX, 8. 2 ff.
232 Literatur.
Kaikar von 1246 (S. 160) werde ein Bürgermeister, aber kein Rath erwähnt.
In einer andern, welche „die Behörden der ausstellenden Stadt in Voll-
ständigkeit" aufführe (S. 162), einer von 1312, würden „der Richter, der
Bürgermeister, die Schöffen und die gemeinen Bürger** als Aussteller ge-
nannt — also, sagt L., ein Bürgermeisteramt und ein Schöffenkollegiam,
aber kein Rathskollegium. Was steht indessen thatsächlich in dieser Ur-
kunde? Judex, magister civium totaque nniversitas et coopidani opidi
Clevensis * ! Von Schöffen also gar nichts I Sie sind freie Erfindung L.'s.
Ebenso gut wie sie könnte L. auch das Rathskollegium aus jenen Worten
herauslesen. Was soll man ferner dazu sagen, dass er an jene famose lieber-
Setzung noch die Schlussfolgeruug knüpft: „Eben daraus geht augen-
scheinlich hervor, dass der Bürgermeister auch nicht als Vorsteher der
Konsuln seine Machtstellung begründet hat.** Er beruft sich dann weiter
auf die Erhebungsurkunde von Griet, die genau nach dem Muster der von
Kleve von 1242 gearbeitet sei. Das ist von vornherein wunderbar; denn
die Urkunde für Griet verleiht der Stadt ausser einem Bürgermeister gerade
auch noch Rathmannen (S. 48). L. erklärt den betreffenden Passus freilich
für einen späteren Zusatz. Allein wenn es sich wirklich so verhält, so
würde damit auch die Erwähnung des Bürgermeisters in dem Privileg für
Griet fortfallen I Und ausserdem erwähnt die Urkunde von Kleve von 1242
ja auch jar kein Bürgermeisteramt! Hierauf lässt L. (S. 163) die Sätze
folgen: dass der magister civium zum mindesten schon 1307 zu den selbst-
verständlichen Verfassungseinrichtungen einer klevischen Stadt gehöre, zeige
eine gräfliche Verordnung von diesem Jahre. „Da werden die magistri civium
noch vor den Rathmannen und Schöffen als Vertreter der Stadtgemeinden
aufgeführt.** Was soll es zunächst bedeuten, dass L. hier die Voranstellung
der Bürgermeister vor den Rathmannen betont? Beweist das irgend etwas
für ihr höheres Alter? Vor allem aber: dieselbe Urkunde, welche die all-
gemeine Verbreitung der Bürgermeister beweist, beweist ja auch, wie
man sieht, die allgemeine Verbreitung des Stadtrathesl Mit andern
Worten: sie beweist für L.*s These gar nichts. L. hebt auch selbst
späterhin ausdrücklich hervor, dass jene Urkunde ein Beleg für die all-
gemeine Verbreitung des Stadtrathes sei. Um so wunderbarer ist es, dass
er sie vorher für seinen Satz von der Priorität des Bürgermeisteramtes an-
geführt hati Es ist dies eines von vielen Beispielen für die höchst sonderbare
Art der Beweisführung, auf der das L.'sche Buch beruht*. Statt all* dieser
umständlichen und unnützen Ausführungen wäre einfach zu sagen gewesen,
dass in der Urkunde von 1246 (Kaikar) wohl ein Bürgermeister, aber kein
Rath erwähnt werde. Weiter hat L. nichts thatsäch liebes für seine These
vorgebracht. Im allgemeinen wird man, namentlich mit Rücksicht auf die
^) L. theilt diese Worte selbst in der Anm, unter dem Text miti
«) S. 103 tlihrt L. als Beleg daflir, dosa „rum mindesten seit dem J. 1»** In
Xanten ein Rath vorbanden sei, eine Urkunde von 1289 an (Anm. 8\ weil darin «zum
oraten Male magistri civium neben dem Schultheissen und den Schöffen erwAhnt
werden**. Was ist das wieder {\Xx ein Beweis?
Literatur. 233
Urkunde von 1307, wohl zu sagen haben, dass das Bürgermeisteramt und
der Stadtrath in den klevischen Städten etwa gleich alt seien. Ein zu
spezielles ürtheil wird ein vorsichtiger Forscher, bei dem Stande unserer
üeberlieferung, vermeiden. In Bees wird im J. 1280 der Rath, aber kein
Bürgermeister erwähnt. Wird jemand es deshalb für erlaubt halten, nun
mit aller Bestimmtheit zu behaupten, dass Rees damals noch keinen Bürger-
meister gehabt hat?! Und wie steht es denn noch speziell mit der Urkunde
von 1246? Gerade sie ist von der Art, dass daraus gar nichts gefolgert
werden kann. Sic ist zunächst keine Urkunde über einen Verwaltungsakt,
sondern eine einfache Bekundung eines gerichtlichen Aktes. Die Aussteller
sind iudex et scabini. Wie darf man da überhaupt die Erwähnung eines
Verwaltungsorgans erwarten?! Ein magister civium wird in der Urkunde
zwar erwähnt, aber nicht als solcher; sondern er kommt nur in der Zeugen-
reihe vor (dass Liesegang das ganz verschweigt, ist doch unzulässig)*.
Das Rathskollegium aber könnte hier ja gar nicht erwähnt werden. L. be-
hauptet noch (S. 161), dass der Bürgermeister in Kaikar „aller Wahr-
scheinlichkeit nach" nicht zugleich Schöffe, resp. Schöffenmeister gewesen sei.
Gründe dieser „Wahrscheinlichkeit** führt er natürlich nicht an. Es genügt
zu bemerken, dass die Urkunde von 1246 weder dafür noch dagegen spricht.
Wenn wir eben gesehen, auf wie schwachen Füssen sehr bestimmt
ausgesprochene Behauptungen L.'s stehen, so erhalten wir dafür einen
weiteren Beleg in seinen Ausführungen über das Burmeisteramt in Wesel.
Im Inhaltsverzeichniss kündigt er* den Nachweis an, dass „der (Geschäfts-
bereich der Burmeister während des 14. Jahrhunderts enger" wird, dass sie
die städtischen Rentmeister „werden**. Im Text findet man dann etwas
ganz anderes. Hier sagt L. S. 102: „Den Burmeistern bleiben, abgesehen
von geringen Ausnahmen, ihre alten Funktionen (sol); aber ihr Amt nimmt
nicht an Bedeutung zugleich mit dem Wachsthnm der Stadt zu, wie das des
Bürgermeisters.** Das klingt wesentlich anders als die Angaben im Inhalts-
verzeichniss. Fügen wir hinzu, dass auch von jenen „Ausnahmen** nicht die Rede
sein kann, dass überhaupt fast alles, was L. S. 95—104 behauptet, grundlos ist.
Was er über die „Wandelung des ganzen Amtscharakters** (8. 100), darüber,
dass die Burmeister „an Bedeutung zurücktreten** (ebenda), bemerkt, schwebt
in der Luft. S. 103 sagt L.: „Offenbar haben . . . noch zu Anfang des
14. Jahrhunderts die Weseler Burmeister ... die Aufnahmeverhandlungen
mit den Neubürgern zu führen.** Dies „noch** ist völlig unberechtigt, denn
sie haben diese Funktion auch später geübt. Die Notiz aus dem J. 1340,
die L. dagegen anführt, beweist gar nichts: es ist darin nichts weiter gesagt,
als dass die Burmeister während der Amtsführung eines genannten Bürger-
meisters gewählt worden seien. Ebenso unberechtigt ist das „noch** auf
*) Vaa von L. (S. UV) ^braucht« Wort „amtiert** ItUst nicht vormnthen, dass es
■ich um eine ^anz gelej^'ntliche Erwähnung handelt. - t'ebrigens ist unter dem ma-
f^ister ciWum vielleicht auch nur ein Burmeister (kein IJUrgermeister) zu verst^'hen.
Vgl. Bein hold, Vert'assungsgesehicht*.» Vou W'eStil S. 27, Amn. iJ.
234 Literatur.
S. 100. Wunderlich ist die Behauptung ebenda, dass die Burmeister „etwa
von der Mitte der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an an Bedeutung
zurücktreten", und dass dafftr eine einzelne Urkunde (von 1322) „typisch** sei.
Was weiss denn L. über die Vorgeschichte der BurmeisterP Gibt es etwa
eingehende Nachrichten über ihre Kompetenzen aus der Zeit vor dem an-
geblichen „Zurücktreten" ihrer Bedeutung? Nach S. 101 waren sie „früher*
„Gehülfen** des Bürgermeisters „für die äussere Politik". Woher weiss L.
das? Der Hauptgrund alP dieser Irrthümer scheint zu sein, dass er sich
nicht klar darüber ist, dass die Burmeister nur ausführendes Organ sind.
S. 104 führt er eine Nachricht von 1404 zum Beweise dafür an, dass „die
selbständige Rolle der Burmeister bei der Aufnahme von Neubürgern
damals längst ausgespielt ist". Ja, haben sie denn jemals eine wirklich
„selbständige" Rolle gespielt? Ist nicht anzunehmen, dass sie stets an
die Grundsätze, die die Stadt, oder vielmehr Bürgermeister, Schöffen und
Rath aufstellten (wie eben auch im J. 1404), gebunden gewesen sind? Nach
der Nachrieht von 1404 soll zwar die Genehmigung von Bürgermeister,
Schöffen und Rath bei der Aufnahme einer bestimmten Klasse von Neu-
bürgern besonders eingeholt werden, aber nur bei einer einzelnen Klasse.
Eine allgemeine Einschränkung der Thätigkeit der Burmeister liegt darin
ganz und gar nicht, vor allem nichts, was L.'s Behauptung rechtfertigt,
dass „überhaupt die selbständige Rolle der Burmeister . . . ausgespielt ist*.
Die besondere Genehmigung jener Instanz wird gelegentlich auch wohl
schon früher eingeholt worden sein. Nach S. 98 „wird das Burmeisteramt
als lästige Verpflichtung (der Schöffen) angesehen worden sein". Dafür fehlt
wieder jeder Beweis. In späterer Zeit (seit 1514?) sind die beiden Bur-
meister Mitglieder des Raths, vorher des Schöffenkollegs. Nach L. findet
sich nun in einer Urkunde von 1307 „zuerst eine Spur der Aussonderung
der Burmeister aus dem Kollegium der Schöffen"; diese stelle „Uebergangs-
zustände" dar. Das ganze reduzirt sich darauf, dass die Burmeister unter
den Schöffen zuletzt (also unmittelbar vor den Rathsleuten) genannt sind.
L. scheint sich den „üebergang" so vorzustellen, dass die Burmeister inner-
halb der Schöffenliste allmählich herunter- und dann in die Rathsliste herab-
gerutscht seien. Das ist zunächst aus Innern Gründen sehr unwahr-
scheinlich. Die Burmeistcr werden durch einen bestimmten, einzelnen Akt
in den Rath versetzt worden sein. Selbst wenn wir wüssten, dass sie in
einer gewissen Zeit regelmässig unter den Schöffen an letzter Stelle rangirt
haben, würde dieser Umstand noch keinen Anlass für ihre Versetzung in
den Rath geliefert haben. Sodann aber sind überhaupt unsere Nachrichten
viel zu dürftig, als dass wir aus den Erwähnungen an bestimmten Stellen
der Schöffeuliste sichere Schlüsse ziehen dürften.
Nun noch ein Wort über den Ursprung des Burmeisteramtes. Ich
habe s. Z. ^ die Auffassung F. Reiuholds, dass wir in den Burroeistem
*) L. behauptet, meine Aeusserungen seion „schwor mit einander zu. vereinig;«!!".
Ein objektiver Beortheiler wird das nicht tinden. Ich habe mich nur d«s eine Mal
Literatur. 285
von Wesel die Vorsteher der alten Landgemeinde W. zu sehen hätten, be-
stritten. L. nimmt jetzt diese (wie er mittheilt, von ihm selbst herrührende)
Ansicht wieder auf. Beweise hat er dafür nicht zur Hand. Jenes Amt
wird erst im J. 1269 erwähnt, und Nachrichten über seine Kompetenzen
besitzen wir erst aus dem 14. Jahrhundert. In diesem sind die Burmeister
die Rentmeister der Stadt, besorgen die Bürgeraufnahme und leiten das
sogen. Burgericht ^ üeber dessen Kompetenz erfahren wir erst aus dem
J. 1486 etwas (Reinhold S. 11); es erkennt über Pfändungen von Vieh, das
Feldschaden angerichtet hat. Reinhold schliesst daraus, dass es „ein Gericht
für die agrarischen Verhältnisse" sei, und L. sagt ohne weiteres (ohne
Quellenangabe), es „stehe urkundlich fest", dass es „über Feldschäden, über
Streitigkeiten beim Anbau oder bei der Ausnutzung der Allmende entscheide".
Das geht natürlich zu weit! Reinhold und L. berufen sich auch noch
auf den Namen des Gerichts. Gewiss ist eine Benennung wie Burgericht
bedeutungsvoll*. Allein „die Bezeichnung als solche gibt keinen hin-
länglich sicheren Aufschluss über die Herkunft der Einrichtung"'. Das
Wort Burgericht hat eine mannigfache Anwendung gefunden*. Zu Gunsten
meiner Auffassung, dass die Burmeister späteren Ursprungs sind*, hebe ich
folgendes hervor. Es ist eine bekannte Thatsache, dass im Laufe der
städtischen Entwickelung besondere Kommissionen für einzelne Verwaltungs-
zweige (oder auch für mehrere gemeinsam) eingesetzt werden. Speziell für
die städtischen Finanzen (mit denen in Wesel die Burmeister als Rent-
meLster zu thun haben) ist das oft geschehen. Ein Beispiel, dass auch das
Geschäft der Bürgeraufnahme einer besonderen Kommission übertragen
wird, liefern die beiden Hänsegräfen in Bremen, welche ausser andern Ob-
liegenheiten eben diese Funktion wahrnehmen. L. sieht darin, dass die
Burmeister in Wesel die Bürgeraufnahme besorgen, ohne weiteres einen
Beweis für ihr hohes Alter, für ihre Identität mit den alten Wescler Dorf-
vorstehem*. Indessen das Beispiel Bremens zeigt eben, dass eine solche
bestimniter ala das Hnd(*ro aasf^edrlickt. 8. OB f. wiederholt L. um8tlindU<'b Aus-
t1ihn»nj|ff»n KUntzels firegen meine AnfTassang des Hurmeistoruintos in Hamoln. Da er
nichts gelhstAndiges bietot, hätte vr sich mit einem Hinweis auf KUntzel bognligeu
können. Vf^L gegt»n L. auch Liter. Centralblatt IHy7, September 4.
') L. behauptet S. 102, dass sie auch die „ Baui>olizei'* ül>en, uad beruft sich daillr
auf Beinhold, Verfassungs-Oeschicbte von Wesel S. 97. Derselbe bericlitet jedoch
<lavon gAT nichts.
*i Vgl. meine Srhrift: Ursprung der deutschen Stadt Verfassung S. 72.
»• R. Sohm, Die Enti*tehung des deutschen Städte wesens, Anm. 104.
*} Ursprung a. a. O.
*j Vgl. zu dieser Frage auch Riet seh el, Harkt und Stadt, S. 164 f.
•i S. 104 fragt L.: „soll man wirklich annehmen^ dass der Bürgermeister . . . all-
sogleich und oline weiteres zu Gunsten eines neucreirten Beamten auf ein so wichtiges
Recht verziclitet hat?" Warum mUsste es denn allsogleich und ohne weiten-s ge-
schehen sein? Wir wissen ja erst seit dem 14. Jahrhundert, dass die Burmeister die
Bürgeraufnahme besorgt liaben. Ausserdem braucht njan ja nicht anzunehmen, dass
gerade der Bürgermeinter die Bürgeraufnahme ursprünglich besorgt hat. Ks gab ja
noch andere stä<ltische Organe; os kann ursprünglich auch in der Gemeindever-
Sammlung die Aufnahme <ler NeubUrgcr irrfolgt sein.
Literatur. 287
doch meistens um besondere Verhältnisse '. In der älteren Zeit ist jedenfalls
der Einzelvorsteher die Regel. Dagegen ist die Zweizahl gerade bei Raths-
deputationen ganz gewöhnlich, vielleicht das häufigste. Zu völliger Gewiss-
heit gelangen wir, wie man sieht, nicht. Allein die grössere Wahrscheinlich-
keit spricht doch dafür, dass wir in den zwei Burmeistern eine spätere
Bildung zu sehen haben ^ Um noch über das Burgericht ein Wort zu sagen,
so wird es ein niederes Gericht gewesen sein^ dessen Kompetenz sich gewiss
nicht blos auf Pfändungen beschränkt, sondern auf eine Reihe geringerer
Fälle ausgedehnt haben wird.
Aus Raummangel verzichten wir darauf, die weiteren Ausführungen
L.'s über die Entwickelung der Weseler Stadtverfassung, die viel proble-
matisches enthalten, im Zusammenhang zu besprechen. Es sei nur noch
einiges einzelne hervorgehoben. S. 89 behauptet L., die Gemeinheit in
Wesel habe verlangt, „dass jene Rittergeschlechter, die nach der Stadt ge-
zogen waren und von ihren Lehngütern nach der Abmachung von 1308
keine Steuern zahlten, zum Rathmannenamte nicht zjige lassen würden*^. In
der Urkunde, um die es sich hier handelt (Lacomblet Bd. III, S. 55), steht
aber von „hereingezogenen Rittergeschlechtern" nichts und es liegt auch
gar keine Nothwendigkeit vor, gerade an solche zu denken. Es ist indessen
überhaupt nicht von „Rittergeschlechtem** die Rede, sondern nur von bona
feodalia, und die können ja auch in andern Händen sein. Ausserdem kommen
hier nicht „Steuern" in Betracht, sondern nur eine ganz bestimmte Steuer,
nämlich die exactio (Schatz). L. unterscheidet nicht zwei an sich, ver-
schiedene Dinge. Er hat bei Harless, Zeitschrift des bergischen Geschichts-
vereins, Band 24, S. 62 flf. gelesen, dass Mitglieder ländlicher ritterlicher
auf höchst künstliche Weise zu erklären. Er macht mir also eine Unkenntniss znm
Vorwarf, die er selbst g^etheilt hat! Vgl. dazu literarisches Centralblatt 1805, Bp. 1281 f.
L. hätte nun aber nicht so unvordichtig sein soUeu, in dem Spott Über diejenigen, dit*
nur einen Landgemeindevorsteher kennen, gar zn weit zu gehen. Denn (s. die folg.
Anm.) die Zweizahl muss doch als Ausnahme gelten. Die Unkenntniss, die er früher
mit mir theilte, war besser als seine jetzige Hohauptung, dass die Zweizahl etwas ganz
gewöhnliches, natürliches sei. — Nach L. (vgl. Rein hold a. a. O. S. 10, Anm. 3) „ist
die Entwickelung in anderen nie<ierrheinischon Bauernschaften eine ganz ähnliche**
(wie in Wesel). Da er den klovischen St-ä^iteu t-ine so ausführliche Darstellung widmet,
so wäre es wohl angebracht gewesen, divst> Heliauptiing diirrh urkundliches Material
zu belegen. Allein es i«t überhaupt ein Mangel des Ij.'schen Buches, dass er die Ver-
hältnisse der Gemeinden de» platten Landes fiwt gar nicht berücksichtigt, obwohl er
«loch eino starke Abhängigkeit der Stadt- von der Landgemeinde betont. Es wäre z. B.
für die Frage des Ursprungs der Weseler Buruieister sehr nützlich gewesen, wenn er
festgestellt hätte, wie die Vorsteher in den umliegenden Landgemeinden genannt
wurden. Vgl. hierzu meinen Ursprung der deutschen Stadt Verfassung S. 40.
') Vgl. Bietschel S. Itfi): „An der Spitze der Dorfgemeinde steht regelmässig
ein einzelner Beamter." Witt ich a. u. O.,, <ler nur späteres Material benutzt, ftihrt
Fälle der Zweizahl an : es war etwa ein Bauermeist«r aus der Klasse der Meier, einer
aus der der Köter.
«) Uebriifens ist der Streit dartlber nicht von grundlegender Bedeutung für die
Frage nach der Entstehung der Stadt Verfassung : aus einer etwaigen Theilung der
Befugnisse darf kein Scliluss auf einen Torsohiedenen Ursprung derselben gezogen
werden (wie ich Ursprung S. t« f. näher dargelegt habe).
238 Literatur.
Geschlechter sich in Wesel als Bürger aufnehmen Hessen *. Er findet femer
in jener Urkunde schatzfreie Lehnsgüter im Gebiet von Wesel erwähnt.
Flugs wirft er beides zusammen I Sind denn etwa jene Personen Bürg-er
geworden, weil sie im Stadtgebiet viel Lehngüter besassenP Sind sie nicht
vielleicht theilweise gerade deshalb in die Stadt gezogen, weil sie gar keinen
Grundbesitz hatten? Und von wo stammen sie denn? Doch vom Lande, und
zwar vielfach aus Gegenden, die ziemlich entfernt von Wesel waren! Da
lag ihr Familienbesitz. Unter den bona feodalia befanden sich gewiss auch
Güter ritterlicher Familien, allein gewiss nicht blos solcher, die ins Bürgerrecht
aufgenommen waren. Von solchen Erwägungen jedoch wird L. nicht beun-
ruhigt. Er spricht weiter (S. 89) ohne Bedenken von „den rittermftssi^en
Patriziern, die von ihren Liegenschaften keine Steuern zahlen*. Die Dar-
stellung, die Reinhold a. a. 0. S. 32 ff. von diesen Verhältnissen gegeben
hat, ist weit vorsichtiger und eben darum sachlicher. — S. 33 f. lässt sich L.
in sehr wenig präziser Weise über den Zweck aus, den die Territorialherren
bei der Anlage von Städten verfolgten. Er behauptet da verschiedenerlei.
„Für den Territorialherrn ist vornehmlich der Gesichtspunkt massgebend,
die Städte militärisch nutzbar zu machen.** „Bei vielen Anlagen ist gegen
Ende des 10. Jahrhunderts schon der finanzielle Vortheil ausschlaggebend.**
„Wollte man die Neugründungen etwa vom 13. Jahrhundert an . . . (warum
von da an?) durchgehen, so würde sich . . . ergeben, dass in der
Mehrzahl der Fälle die Städte in erster Linie als Burgen dienen sollen.*"
Diese Sätze lassen sich nicht gut miteinander vereinigen. Femer sind sie
(namentlich der zweite und der dritte) falsch. Vor allem aber: die allgemeinen
Betrachtungen, der Hinweis auf die Zähringer und ähnliches sind hier ganz
überflüssig. L.*s Aufgabe ist ja doch, die Verhältnisse der klevischen Städte
eingehend zu erforschen. Eine zusammenhängende, quellenmässige Unter-
suchung darüber verlangen wir. Jene Betrachtungen stören nur und sind
zudem, wie bemerkt, falsch. S. 38 lesen wir: „Die Zahlung von jährlichen
Beden und Leistung eines über das engste Maass der Landwehrpflicht
hinausgehenden Waffendienstes sind zwei Belastungen, die nach der An-
schauung der Zeit in einem gewissen Widerspruch zu einander stehen."
Diese Anschauung hat jener Zeit völlig gefehlt. Im Gegentheil: dieselben
Privilegien, die den Städten Bedefreiheit gewähren, beschränken oft, vielleicht
sogar meistens den Waffendienst auf ein Minimum der Landwehrpflicht.
L. hat sich wohl von einer dunkelen Erinnerung an etwas ganz anderes
leiten lassen: an die Thatsache, dass Pflicht zum Reiterkriegsdienst und
Bedefreiheit Korrelata waren*. Mindestens ungenau ist der Satz (S. 33):
„Etwa von den Tagen König Heinrichs L an wird die Errichtung von Stadt-
burgen systematisch betrieben.** S. 36 bemerkt L., seit 1190 habe Ztttphen
') Meines Ernchtens geht Harlosa in dieser Hinsicht etwas zu weit: manche
Namen lassen eine andere Deutung au als er sie ihnen gibt. Allein da» ist eine Sacbo
für sich.
«) Vgl. Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins Bd. XXVI» 8, la
Literatur. 2dd
„den Namen einer Stadt" gehabt. Der Leser vermuthet, L. wolle damit
andeuten, dass es eine wirkliche Stadt noch nicht gewesen sei, und andere
seiner Aeusserungen bestärken in dieser Vermuthung. Bald darauf jedoch
erklärt L.: „dieser Versuch, die Erhebung Zütphens zum Range einer Stadt,
war offenbar geglückt". Was haben nun jene vorhergehenden Aeusserungen
für einen Zweck? Warum sprach L. vorher nur von dem „Namen"? Warum
sagt er nicht einfach von vornherein: seit 1190 ist Zütphen Stadt? Diese
bei L. sehr beliebte Art, die Darstellung auseinanderzuziehen, der völlige
Mangel an Präzision und Eealistik, trägt wesentlich dazu bei, die Lektüre
des Buches ungeniessbar zu machen. — S. 38: „Die Hauptmenge der Be-
völkerung des platten Landes, die ein besseres Fortkommen in den Städten
erstrebte, war längst von den geldernschen und kölnischen Städten aufige-
sogen". Wozu diese üebertreibung? Das „längst" erhält dann noch seine
besondere Illustration, wenn man sich vergegenwärtigt, seit wann überhaupt
jene Städte die Bevölkerung „aufsogen". — S. 61 meint L., der Erzbisehof
von Köln habe sich „bedroht gefühlt, sobald nur das Projekt bekannt
wurde, Wesel zum Range einer Stadt zu erheben". Als Beweis führt er
an, dass der Erzbischof am 23. August 1241 — im September wird Wesel
Stadtrecht verliehen — die Kaufleute Dortmunds auffordert, die Jahrmärkte
in Rees (seiner Stadt) zu besuchen. Da diese Aufforderung älter als die
Stadterhebung Wesels ist, so ist ein Zusammenhang hier nicht gerade wahr-
scheinlich. Sie erklärt sich aber auch auf andere Weise genügend. Im J.
1240 hatte nämlich der Erzbischof der Stadt Rees Jahrmärkte verliehen*,
und damit steht es offenbar in Zusammenhang, dass er jetzt die Kaufleuto
Dortmunds (und anderer Reichsstädte) auffordert, die neu errichteten Märkte
zu besuchen. Angst vor der Stadterhebung Wesels brauchte da gar nicht
mitzuwirken. — S. 385 finden wir das seltsame Urtheil: „Die Entwickelung
der Steuerverfassung im 16. Jahrhundert gewährt ein trauriges Bild staat-
licher Ohnmacht." Ist das wirklich das Bild, dass sich bei der Betrachtung
der klevischen Steuergeschichte dieser Zeit aufdrängt?! Ebenda behauptet L.,
dass der Gesichtspunkt „des Bedürfnisses des Territoriums . . . vornehmlich
von den Geschickten der Städte" (auf den Landtagen) vertreten worden sei.
Vermag er bestimmte Quellenangaben anzuführen, dass die Städte hier mehr
als andere Stände in Betracht kommen? In meiner landständischen Ver-
fassung in Jülich und Berg, Bd. II, S. 58 ff., auf die er sich beruft, steht
davon nichts. Es ist ja möglicherweise so gewesen, wie er es sich denkt.
Allein in einer Monographie, deren Zweck die Ausschöpfung eines begrenzten
Quellenmaterials ist, sollte man Verrouthungen, zu denen dies keinen Anlass
gibt, vermeiden *.
») Liesegang, Verfassung von Roog S, 102. L. gibt im Regest den Inhalt der
Urkunde nicht richtig an, spricht von „Besttttigung der Einktintlo", während es ganz
deutlich heisst: stataimus ipgo opjiido uundinHA.
•) Ich korrigire noch ein paar unrichtige Citato. S. 79, Anm. 4 lie«: Lacomblet,
Bd. 11, Nr. 914; a 81, Anm. 8: Lacomblet, Bd. II. 8. 142, Anm. 1: lK7ü (Jahrbücher
fttr Nationalökonomie Bd. XXVII).
240 Literatur.
Sehr interessanter Stoff hat L. für die Geschichte der ständischen
Verhältnisse, der Einwanderung, des Bürgerrechts zur Verfügung gestanden
(vgl. z. B. S. 145 ff.). Obwohl das, was er in dieser Hinsicht mittheilt,
immerhin dankenswerth und lehrreich ist, so ist doch zu bedauern, dass er
hier nicht mehr bietet. Erstens hat er nämlich den Gegenstand nicht im
Zusammenhange behandelt, vielmehr den Stoff auf eine Art, die man fast
kunstvoll nennen könnte, ganz und gar zerrissen, bald hier bald da darüber
gehandelt. Zweitens aber hat er sein schönes Quelleiunaterial anch nicht
genügend ausgenuzt*. Zu bedauern ist femer auch, dass er auf das Ver-
hältniss von Staat und Gemeinde nicht näher eingeht'. Gegenüber solchen
Mängeln bildet es keinen Ersat/:, dass er in modischer Weise von „Kaaf-
mannsrecht** (S. 41, 43), von „Marktgericht" (S. 433 f.) spricht — um so
weniger als er für die Berechtigung der Anwendung solcher Bezeichnungen
Beweise zu erbringen sich nicht bemüht*.
Es wäre zu wünschen, dass jemand unter Verwerthung der L.'schen
Arbeit, die doch wenigstens auf viel interessantes Material aufmerksam
macht und auch sonst viel nützliches enthält, dasselbe Thema neu be-
arbeitete, die vorliegende Darstellung berichtigte und verkürzte, anderer-
seits aber auch (sachlich) erweiterte. Als Vorbild könnte dabei die Um-
arbeitung dienen, die die Köhnesche Verfassungsgeschichte von Worms,
Speier und Mainz durch Kolmar Schaube* erfahren hat.
Zunächst und vor allem aber möchten wir dem Wunsche Ausdruck
geben, dass L. von den interessanten Urkunden, die ihm vorgelegen haben,
die wichtigsten durch eine Edition der allgemeinen Benutzung zugänglich
mache.
Marburg i. IL O, von Beiow,
>) Eine Anleitung Air die Verwerthung dieses Mat«>rial8 hätte ihm. wemg»t<»ns nacl»
einer sehr wichtigen Richtung hin, die Arhtit von Knieke, Die Einwanderung in den
West mi lachen Städten bis 14(K\ geboten. Vgl. auch Ken t gen a. a. O. S. 161 flF.
«) Vgl. neuerdings hierzu Wittich S. 117 ft. und literarische« Centralblatt 1*4«,
Sp. 1231 f.
*) In L.*s Arbeit über die Verfajisung von Rees finden sich sehr viel irrig© An-
gilben Über Spezialgemeinden in den klevischen Städten. In dem vorliegenden Buche
steht es damit besser. Vgl. zu dieser Frage Ursprung der deutschen Stadtverfeasung
S. 79 flf. und Rietschel a, a, O. S. 109 f. lieber den Wortzins in Kleve s. Biet sc hei,
S. 133. Zu der von L. wiederholt benutzten Publikation von Endrulat tlber die nieder-
rheinischen Stildtesiegel vgl. die eindrüigeude Kritik von Diekamp in der West-
deutsehen Z«'itHohrift, Jahrgang isStt. S. 270 ff. Das Stadtrecht von Dinslaken datirt
L. unrichtig auf 1270. Es ist von 1273. Siehe die neue Edition von A. Meister in den
Annalen des historischen Vereins lllr den Niederrhein Heft H2, S. 168 ff. In einem
Xachtnig weist L. noch selbst darauf hin, eitirt aber Meister unrichtig. Vgl. «ucli die
ktlrzlicli von Harless in der Zeitschrift des bergischen Ge»chichtsverein« Heft; JW,
S. 147 ff. Iierausgegebenen, von L. {vgl. S.4H) noch nicht benutzten klevischen Urkunden.
*) Vgl. K. Schaub«', Zur Entstehung der Stadt Verfassung von Worms. Sp<»ior
und Mainz. Breslau lH92. — Es s»»ll hiermit selbstverstilndlich nicht bestritt^^n wenlen,
dass die Arbeit Liesegangs vor der Köhneschen nmncherlei Voretige besitat.
Literatur. 241
2.
Die gottselige Mutter Franziska Schervier, Stifterin der Genossenschaft
der Armenschwestem vom hl. Franziskus. Dargestellt in ihrem Leben und
Wirken von P. Ignatius Jeiler 0. S. Fr., Doktor der Theologie. Mit dem
Bildniss der Seligen. Zweite verbesserte Auflage. Mit Approbation des hochw.
Kapitels -Yikariats Freiburg und Gutheissung der Ordensobern. Freiburg.
Herder 1897. 8^. XVI und 574 S.«
Mit gerechtem Stolz rühmt sich die Stadt Aachen ihrer grossen Söhne,
des Wirklichen Geheimrathes Alfred von Reumont (1808—1887), des welt-
bekannten Geschichtschreibcrs der Stadt Eom, dessen Arbeiten über Italiens
kirchliche und politische Geschicke einen unvergänglichen Schatz des reichsten
Wissens bergen, sowie des ehemaligen apostolischen Vikars von Luxemburg,
Bischofs Johann Theodor Laurent (1804—1884), der als exakter Theologe
sein Geschlecht wie ein Saul überragte*. Aber nicht minder ehrenvoll und
unauslöschlich ist das Andenken, welches die Aachener Bürgerschaft ihrer
grossen Tochter Franziska Schervier bewahrt, die wie ein Engel des
Segens helfend, tröstend, rettend einhergegangen, die zahllose Arme, Kranke
und Elende als leibliche und geistliche Wohlthäterin gepriesen haben und deren
Käme mit der Entwickelung der christlichen Charitas diesseits wie jenseits
des Atlantischen Oceaus unauflöslich verknüpft ist. Mehr als zwanzig Jahre
sind heute seit ihrem Heimgange verflossen. Dieser Zeitraum erscheint
umfassend genug, um der geschichtlichen Forschung die Möglichkeit einer
vorurthcilsfreien Prüfung ihres Lebens und Wirkens zu eröffnen, ist ander-
seits aber auch nicht so gross, dass er den Biographen des Vortheiis
berauben könnte, das mündliche Zeugniss der Genossinnen und SchtÜerinnen
seiner Heldin in seine Darstellung zu verweben. Es ist eine Ehrensache der
Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, von der zweiten Auflage der
Biographie der sei. Franziska Schervier Eenntniss zu nehmen, welche eine
über die Person der Heldin selbst weit hinausgehende Bedeutung besitzt
und die in ihrem vollen Werthe erst dann erfasst werden kann, wenn man
die geistesmächtige Person des Biographen selbst ins Auge gefasst hat.
Ignatius Jeiler, ein Sohn der rothen Erde, trägt allerdings das bescheidene
Kleid des heiligen Franziskus, aber er gehört zu den namhaftesten Theologen
Deutschlands und Italiens im Ausgang des 19. Jahrhunderts und hat bereits
jetzt seinen Namen leuchtend in die Geschichte der Theologie unserer Zeit ein-
gegraben als oberster Leiter und Mitarbeiter an der neuen kritischen Ausgabe
der Werke des seraphischen Lehrers Bonaventura. Die grossartigen Ergebnisse
*) Von der ersten Auflage orHohien eine englische Ueberaotcong unter dem
Titel: The Venerable Motber Frances Schervier, Foundn«« of the Congregntion of the
Bisters of the Poor of St. Francis. A Sketch of hör Life and Charaoter. By the Rev.
Ign»tias Jeiler, O. 8. Fr., D. D. Authorised Translation by the Bov. Bonaven-
tare Hammer, O. S. Fr., With a Preface by the Right Rev. C. M. Mat^, Bishop of
Covinggton, Ky. St. Louia. Mo. Herder 1W5. H«, pag. XXVI, 492.
*) Karl Möller, Leben und Briefe von Johann«« ThecMlor Laurent, Titularbischof
von Chersones, Apostolischer Vikar von Hamburg und Luxemburg. 3 Bde. Trier UViB.
16
242 Literatur.
der Aristoteles-Philologie in nnsern Tagen, die stets fortschreitende Kennt-
nis« der geistigen Strömungen im Bereiche der jüdischen und arabischen Welt
des Mittelalters, als deren namhafteste Gegner Thomas Ton Aquin und Bona-
ventura auftreten, insbesondere aber die Unsicherheit und Verwahrlosung der
Texte in den bisherigen Ausgaben der Werke des hl. Bonayentura mussten
dem General des Franziskanerordens zum Sporn gereichen, mit Hülfe der
modernen Kritik eine auf eingehender Prüfung des gesammten Handschriften-
schatzes beruhende Neuausgabe der letztern ans Licht zu stellen. Nachdem
die in den europäischen Bibliotheken beruhenden Handschriften vom alten
Armagh in Irland bis nach Palermo, und von St. Petersburg bis Lissabon
mit einem alles Lob übersteigenden Fleiss und Erfolg durch den italienischen
Franziskaner Fidelis a Fanna untersucht worden, entstand zu Quaracchi bei
Florenz das eigens zu diesem Zwecke errichtete Kolleg vom hl. Bonaventura
mit eigener Druckerei und Bücherei, in welcher alsbald das grosse Werk
der Nenausgabe der Schriften Bonaventuras seinen Anfang nahm.
Bis zum heutigen Tage liegen sieben mächtige Quartanten vor *, die in
jeder Beziehung das Staunen der betheiligten wissenschaftlichen Kreise erregen.
Musterhafte kritische Einleitungen schildern die Bedeutung und die Lage der
Handschriften und erläutern die sichern und einschneidenden Editionsgrund-
sätze det Herausgeber. Jede Stelle der heiligen Schrift und der alten Philo-
sophen ist mit peinlichster Gewissenhaftigkeit verificirt. Die gewaltige Summe
von Arbeit, welche schon dieser eine Punkt verlangte, kann nur deijenige
erfassen, welchem bekannt ist, dass die mittelalterlichen Theologen mit den
klassischen Philosophen des Alterthums, der heiligen Schrift und den Werken
der Kirchenväter auf das Innigste vertraut, durchgehends dieselben aus dem
Gedächtnisse citiren. Mit dem Vorzug philologischer Genauigkeit und kritischer
Methode, durch deren strenge Handhabung sämmtliche als unecht erkannte
Werke des seraphischen Lehrers ausgeschieden wurden, paart sich dann ein
seltener Reichthum von Anmerkungen und Scho ien theologischen und philo-
sophischen Inhalts, welche die Stellung Bonaventuras im mittelalterlichen
Geistesleben, seine Thätigkeit als Professor an der Hochschule in Paris und
die Fortschritte der Theologie im 13. Jahrhundert, an denen er so hervor-
ragend betheiligt war, darlegen. Einzelne dieser Schollen besitzen sogar den
Werth förmlicher Abhandlungen über Detailfragen, welche, wie das blendende,
aber unberechtigte System des Ontologismus, erst durch Malebranche im 17.,
durch Antonio Rosmini im 19. Jahrhundert zu Bedeutung gelangt sind, zu
Bonaventuras Zeit aber schon in ihren zarten Wurzeln sich kundgeben.
*) Doctoris seraphici Sancti Bonaventnrae S. R. E. Episoopi CardinaÜB opera omnia.
lossu et auctoritat« Beverendissimi P. Bemardini a Porta Bomaüno totios ordinia Mino
rum 8. P. Fraocisoi miniBtri generalis edita studio et exira P. P. ooUeg^i a «. Bonaventara
ud plurimos Codices mss. emendata, aneodotis aucta, prolegomenis, soholüs Doüjsque
illustrata. Ad Claras Aquas (Quaracchi) prope Florentiam ex typograpbia CoUegii o.
Bonaventurae 4», vol. I (1882), pag. LXXXVI, 870; vol. U (1885), p. XH, 1088; voL m
IHH7). p. X, 906; vol. IV (IJ«?), p. Vm, 1067; vol. V (1891), p. LXIV, 606; vol. VI (18B8),
p. XXVH, 040; vol. VII (1896), p. XVin, 868.
Literatur. 243
Ein Mann von der Geistestiefe und klassischen Gelehrsamkeit .Teilers
war wie kein anderer zur allseitigen Erfassung der mystisch beanlagten
Tochter der Stadt Aachen befähigt. Seiner Aufgabe hat er sich in ebenso
korrekter wie yolksthttmlicher Weise erledigt. Als Quellen dienten ihm die
Chronik des Ordens, die Aufzeichnungen der Mutter Schervier sowie ihr
reicher Briefwechsel mit Personen aller Klassen der Gesellschaft. Auch
Jeiler selbst war es beschieden, Franziska Schervier in den letzten acht Jahren
ihres Lebens näherzutreten, „doch nicht als ihr Beichtvater und Seelenführer".
Nur bei der endgültigen Redaktion der Regeln ihrer Genossenschaft hat
Jeiler ihr zur Seite gestanden und ausserdem bei Gelegenheit der Abhaltung
geistlicher Hebungen, die er im Mutterhause leitete, Beziehungen zu ihr
gepflogen. Gerade dieses Verhältniss zu Franziska Schervier befähigte Jeiler
eine Arbeit zu liefern, welche durch die Objektivität der Auffassung, lichtvolle
Anordnung des Stoffes, sowie durch die edle, allgemein verständliche Dar-
stellung eine wahre Bereicherung der hagiographischen Literatur unserer
Zeit bildet.
Ein besonderer Vorzug dieser Lebensbeschreibung dünkt uns die auf den
Schriften des hl. Bonaventura beruhende Würdigung der von Jahr zu Jahr sich
kräftiger ausgestaltenden mystischen Geistesrichtung Franziska Scherviers,
welche den Feuerherd bildete, aus welchem ihr thätiges Leben seine Nahrung
sog. Weit entfernt, in dem Verfahren, das Detail der Einzelerscheinungen
im Lichte der letzten und höchsten Prinzipien aufzufassen, irgend einen
Nachtheil zu erblicken, wird jeder tiefer angelegte Beurtheiler darin eine
Lichtseite der Darstellung schauen.
Was den Inhalt der Biographie betrifft, so ist derselbe geeignet, auf
jeden Leser von unverdorbenem Gemüth, er mag einem Bekenntniss oder
einer Weltanschauung wie immer angehören, den tiefsten Eindruck hervor-
zurufen. Die in bequemen Lebensverhältnissen aufgewachsene Jungfrau sehen
wir aus dem Vaterhause sich losreissen, um die Armuth Christi und seines
treuen Dieners Franziskus zum Erbtheil ihres Herzens sich zu wählen und
mit deren kostbaren Gaben Gott und dem Nächsten Dienste zu leisten.
Bauhe, harte, für den natürlichen Menschen, insbesondere für das zartbesaitete
Herz einer feingebildeten Jungfrau abstossende Arbeiten zu Gunsten der
Armen und Elenden zu verrichten, und zwar mit einer an Heldenmuth grenzen-
den Unverdrossenheit und Ausdauer, war fortan das Tagewerk, in welchem
Franziska Schervier zur Ordensstifterin heranreifte.
In der St. Paulskirche zu Aachen fand am 12. August 1851 die erste
feierliche Einkleidung statt, nach welcher die Entwickelung der Genossen-
schaft unaufhaltsam fortschritt, so dass die Statuten 1865 die Genehmigung
der erzbischöflichen Behörde in Köln und dann die Bestätigung des päpst-
lichen Stuhles erlangten.
Eine Bestimmung der Regeln der Aachener Armenschwestem vom
hl. Franziskus ist geeignet, die Aufmerksamkeit der Kanonisten wie der
Sozialpolitiker zu fesseln. Franziska Scherviers ideale Geistesrichtung drängte
16*
244 Literatur.
zu vollständigster Beobachtung der Armuth, in welcher sie ein Hauptmittel
zur üeberbrückung der sozialen Gegensätze, wie sie in unserem Zeitalter
mit erschreckender Scbrofifheit sich ausgebildet, mit feinem Blick erkannte.
Entgegen dem Dekrete des Allgemeinen Konzils von Trient (1546 — 1563),
welches allen Orden, ausgenommen die Franziskaner von der strengen Obser-
vanz, den Besitz von Liegenschaften und festen Einkünften gestattet, nahm
Franziska Schervier in ihre Satzungen die Bestimmung auf, ihre Genossenschaft
als solche dürfe festes Einkommen, sei es aus Immobiliei}, sei es aas festen
Kapitalien, nicht besitzen. Von manchen Freunden der Stifterin beanstandet,
dagegen vom heiligen Stuhl genehmigt, hat diese Uebung der äusserstea
Armuth sich in der Hand der göttlichen Vorsehung als ein Mittel bewährt,
das Aufblühen der Armenschwestern vom hl. Franziskus in Aachen in zwei
Welttheilen unaufhaltsam zu fördern. Gerade dort, wo das moderne Leben
auf dem Gebiete der Gütererzeugung seine höchsten Triumphe feiert, in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika, haben die Aachener Franziskanerinnen
die herrlichsten Erfolge in der Pflege der Kranken in Hospitälern und in
Privatwohnungen bis zur Stunde erzielt. Zweimal hat Franziska Schervier sich
den Mühen der Oceanreise unterworfen, um sich an Ort und Stelle von dem
gesegneten Wirken ihrer geistlichen Töchter zu überzeugen. Die Thätigkeit
der letzteren in den Krankenhäusern der Union hätte P. Jeiler bei der Fülle
des vorhandenen Materials eingehender behandeln dürfen. Zur Ergänzung
seiner Darstellung erlaube ich mir auf den unten bezeichneten Artikel
hinzuweisen ^
Die Feldzüge von 1866 und 1870 eröffneten der Stifterin und ihrer
Genossenschaft ein neues Feld der Thätigkeit und brachten sie in Beziehungen
zu Ihrer Majestät der hochseligen Kaiserin und Königin Augusta, deren
Briefe an Franziska Schervier aufs neue einen Blick in das edle Herz der
hohen Gönnerin und deren ausserordentliche Werthschätzung unserer Ordens-
frauen gestatten. Dass die Medizinalpersonen der Stadt Aachen, welche ihr Beruf
Franziska Schervier näher brachte, die tiefste Verehrung für sie hegten, ist auf
vielen Seiten der Biographie bezeugt Es waren das in ihrer Wissenschaft
bedeutende Männer, zum Theil Charakterköpfe von scharf umrissener Gestalt ;
der Chemiker und Apotheker Johann Peter Joseph Monheim (1786—1855),
hochverdient um die Untersuchung unserer Thermalquellen, wie als Stifter
des St. Vinzenzspitals; der Geheime Sanitätsrath Dr. Gerhard Schervier
(1821 — 1892), der Jahrzehnte lang der Genossenschaft seine Dienste zur
Verfügung stellte und deren Stifterin, seiner Verwandten, in der letzten
Krankheit beistand; Dr. Heinrich Hahn, als medizinischer Schriftsteller und
geistvoller Verfasser einer trefflichen Geschichte der katholischen Missionen
bekannt (1800—1882)*, welcher ihr Andenken und ihre Verdienste in der
>) A. Beilesheim, Die heutigen Bestrehangen der deut«chen Katholiken «uf
dem Gebiete der auswärtigen Missionen in der Zeitsohrüt der Katholik, MainB 1805,
Bd. II, S. iiS ff., insbesondere S. 372 ff.
•) Joseph Spillmann 8. J., Dr. Heinrioh Hahn, Lebensbild eines »eelenelfirigen
Arztes. Freibarg 1882.
Literatur. 245
Sitzung der Stadtverordneten feierte, endlich Dr. Debey (1815—1884)', welcher
mit dem Ruf eines Heilkundigen die Ader eines tiefsinnigen Dichters paarte.
Die Beziehungen der Mutter Franziska Scherrier zum Erzbischof Paulus MeU
chers von Köln und zum Bischof Laurent in Aachen bekunden die ausser-
ordentliche Werthschätzung dieser Prälaten fttr eine Frau, welche die hohen
Ideale, die beide Kirchenfürsten anstrebten, in dem der Frauenwelt vom
Christenthum zugewiesenen Kreise zu erreichen suchte. Für die höchst be-
deutsame, Lob und Tadel gerecht vertheilende Charakteristik der Verblichenen,
sowie für die feinsinnige Schilderung ihres anmuthenden Jugendlebens sei
der Leser auf das Buch selbst verwiesen. Dass dasselbe für Vorstände
weiblicher Orden eine Fülle der fruchtbarsten Winke enthält, braucht hier-
orts nur angedeutet zu werden.
In erster Linie für innerkirchliche Kreise verfasst, ist die gehaltvolle
Biographie, welche andere Leistungen verwandten Inhalts bedeutend über-
ragt, zugleich geeignet, das Interesse des Staatsmannes, des Sozialpolitikers,
insbesondere aber dasjenige des Lokalforschers zu erregen. Dem letztern
wünschen wir sie auf das angelegentlichste und wärmste zu empfehlen.
Aachen, Alphona Belleaheim,
>) Dr. Debey, vgl. Zeitschrift des Aachener Qesohichtsvereins Bd. IX. S. 213.
Druck von Herrn. Kaatzer in Aachen.
i